Sei hier Gast! (Gästezimmer 1)

Ein unscheinbares Bürgerhaus in Mitten von Santros. Hier wohnt der einflussreiche Pelgarer Arrond Vesuve. Beschaulich und doch größer als es den ersten Anschein macht, weiß kaum einer, wer Arrond Vesuve wirklich ist.
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Neriélle
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Re: Sei hier Gast! (Gästezimmer 1)

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 4. September 2024, 22:14

Für Neriélle stand fest, dass sie die Dinge nicht so einfach auf sich beruhen lassen würde. Unvernunft und Torheit hin oder her. Immerhin waren ihr die Götter wohlgesonnen, wie sie bemerkte. „Die Götter? Oder eher etwas anderes?!“ Neriélle hob überrascht eine Augenbraue ob des unerwarteten Gegenwindes von Seiten des Dunklen. Offenbar hatten die Hüter des Waldes etwas anderes für sie im Sinn gehabt, und Neri zählte sie nun der Einfachheit halber zu den Göttern dazu. Calhoun aber machte klar, dass er nicht viel von diesen hielt. „Die Götter machen auch nur Absprachen, um den besten Gewinn zu erzielen.“ "Achja, hast du sie schon einmal belauscht?", warf sie mit zweifelnden Unterton ein. Dann zuckte sie mit den Schultern. "Immerhin haben sie uns noch nicht in den Harax geschickt", gab sie sarkastisch zu bedenken, während ihr die Möglichkeit daran erst mit dem Aussprechen des Gedankens selbst bewusst wurde. Aber würde das die Götter oder Phaun, an den sie glaubte, wirklich tun? Wenn sie Pech hatten, würden sie das noch herausfinden. Neri schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich lieber auf das Hier und Jetzt. Calhoun offenbarte ihr, dass seine eigene Schwester ihn zu dem gemacht hatte, was er war, und weckte damit ein Entsetzen in der Elfe, die das nicht fassen konnte. „Larial war besessen davon, einen Dämon zu erschaffen. Sie experimentierte, ließ viele Leben auf ihrem grausamen Weg. Bis zu mir. Sie flößte mir die Essenz eines Dämons ein und versiegelte ihn in meiner Seele mit Hilfe eines Ritualmagiers.“ Neri zeigte offen, wie betroffen seine Worte sie machten. Am meisten war sie entsetzt davon, wie man seinem eigenen Bruder so etwas antun konnte. Vor allem, wenn man bedachte, dass Calhoun nur auf der Suche nach einer Familie gewesen war. "Das ist grausam", brachte sie nur hervor, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. „Es scheiterte zum Teil, denn die dämonische Essenz konnte sich nicht ausbreiten. Ich bin noch hier und seitdem kämpfe ich darum, dass das so bleibt. Du allerdings…“ Unter seinem Blick begann ihr Herz schneller zu schlagen, als hätte er ihr ein Kompliment gemacht, das doch sehr zweifelhaft war. „Du machst es sehr viel schwerer. Wenn ich die Kontrolle verliere, dann…“ Sie nickte langsam und verstand es, wie kein anderer es verstehen konnte. Sie hatte die Macht gefühlt und sie hatte das Verderben gespürt, das sie anrichten würden. Trotzdem blieb er, erzählte ihr seine Geschichte und Neri war ihm dankbarer dafür, als er wohl ahnte. „Arunn weiß nichts. Und das sollte so bleiben.“ Da öffnete Neri den Mund, um etwas einzuwerfen, aber Calhoun sprach schon weiter. „Er würde die Hoffnung hegen, dass er etwas daran ändern könnte.“ "Aber.. " Sie trug die gleiche Hoffnung in sich, aber Calhoun ließ keinen Einwand zu. „Aber das ist nicht möglich. Ich habe es versucht. Deshalb bat ich darum, mich in den Dienst von Asmodeus zu stellen. Ich wollte mit Hilfe der Ritualmagier, die ihn bewachten, auch mir selbst helfen.“ Seine Bitte, einem Dämon zu dienen, zeigte wohl mehr als deutlich die Ausweglosigkeit, der er ausgesetzt gewesen sein musste. Neri stockte für einen Moment der Atem, als sie begann, zu realisieren, was ihre Hilfe für Castus - die Hilfe an Asmodeus' Mord - für Auswirkungen hatte. Damals in Zyranus hätte sie bei dem Gedanken, irgendeinen Dunkelelfen mit dem Tod des Dämons ganz besonders zu schaden, vermutlich einen riesigen Triumph verspürt. Jetzt aber sah sie Calhoun schmerzerfüllt und mitleidig an. "Ich wusste nicht.." Sie brach ab, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass es nichts geändert hätte. Castus hätte seinen Plan früher oder später wohl sowieso umgesetzt. Oder war das nur die Hoffnung - die des Dämons in ihr? Die Vorstellung, dass Castus für Asmodeus' Tod gesorgt hatte und damit dafür, dass Calhoun sich nicht von seinem Dämon lösen konnte, erfüllte sie plötzlich mit einer tiefen Zufriedenheit, die sie überraschte, da sie doch gerade noch Mitleid mit Calhoun empfunden hatte. Sie hatte Castus dabei geholfen und plötzlich kam ihr die Frage in den Sinn, wieso eigentlich. Wie wahnsinnig war es, einen Dämon in den Tod locken zu wollen? Oder wie sinnvoll, den Weg weg von Zyranus und damit weg von etwaigen Ritualmagiern zu wählen, um Heilung für Arunn zu finden? Als sich Calhoun für einen Kuss zu ihr hinab beugte, spürte Neri, wie die Dunkelheit erneut an die Oberfläche kroch und nach ihm tastete. Das Dunkle war völlig zufrieden mit dieser Entscheidung. Der andere Teil von ihr aber stellte plötzlich den Grund ihrer zurückliegenden Entscheidungen in Frage. Denn plötzlich wurde klar, dass es kein Zufall war, der sie zueinander geführt hatte. Calhouns dämonischer Teil hatte sie zu sich gelockt und hielt sie auch jetzt in seiner Nähe. Es war wahnsinnig, nach dieser Offenbarung und nach dem Vorgeschmack der Verderbnis noch immer seine Nähe zu suchen. Aber Neri konnte nicht anders und sie merkte auch gerade deutlich, dass es ihr nicht möglich war, die Gefühle ihrer Seelen zu unterscheiden. Jetzt wo sie wusste, dass Calhouns Dunkelheit nicht nur der Grund dafür war, dass sie ihre Heimat verlassen und ihn gefunden hatte, sondern sie auch befürchten musste, dass das Dämonenblut in ihren Adern sie schon längst beeinflusst hatte. Neri wusste nicht mehr recht, was sie denken und glauben sollte. Und es war schwer, sich dagegen zu wehren, gerade, wenn man doch eher impulsiv den herrschenden Gefühlen folgte. Fakt war doch, dass sie beide so fühlten und das war völlig neu für Neriélle. Sie brauchten einander.. welcher Teil da nun auch immer aus ihr sprach. „Wir uns? Und sie sich?“ Offenbar konnte auch Calhoun es nicht unterscheiden und Neri sah, dass er sich ebenso schwer mit diesen Gefühlen und der Anziehung tat, wie sie.

Der letzte Funke Verstand ließ sie Abstand suchen, bevor sie für nichts mehr garantieren konnte. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und die unveränderte Anziehung zwischen ihnen und versuchte, beides zu ignorieren, um ihre Gedanken zu sortieren, bevor sie ihre Überlegungen äußerte. Vielleicht mussten sie gar nicht Leth Asto suchen, sondern vielleicht wäre es auch möglich, Calhoun von diesem Dämon zu befreien? Auf ihre Nachfrage, was genau Larial ihm antat, schilderte Calhoun ihr unumwunden, wie seine Halbschwester sein Vertrauen missbraucht hatte. Sie sah, wie er sich versuchte, an Details zu erinnern, auch wenn jedes Wort einen schweren Stein in ihrem Magen hinterließ. Neriélle spürte erneutes Unverständnis über die Taten seiner Schwester. Gleichzeitig überraschte Calhoun sie erneut mit seiner Offenheit. „Nur die Schmerzen waren präsent.“ Als er endete, trafen sich ihre Blicke und Neri widerstand dem Drang, wieder zu ihm zu gehen. Ihr Gesicht aber zeigte, dass sie mit ihm litt, auch wenn sie sicher nicht alles nachempfinden konnte. Die Erzählungen aber gaben einen grausigen Einblick. Er hatte viel durchgemacht und nun wurde auch Neri klar, woher diese Mauer stammte, die er errichtet hatte. "Es ist kaum zu glauben, dass du das überlebt hast", sagte sie leise, aber mit den Elfenohren hörte er sie sicher. "Ich hoffe, sie hat ihre gerechte Strafe dafür bekommen", murmelte sie, bevor sie wusste, was sie da sagte. Neri hatte noch niemanden den Tod gewünscht, umso mehr war sie selbst überrascht von ihren Worten, die suggerierten, dass sie hoffte, dass man Larial keinen angenehmen Tod beschert hatte. Sie hatte Dinge mit Calhoun gemacht, die nicht zu rechtfertigen waren. "Hast du dazu beigetragen.. zu ihrem Tod?", fragte sie und es war herauszuhören, dass sie es ihm nicht verübeln würde.
„Wenn wir Leth Asto finden wollen, müssen wir herausfinden, wo er sich aufhält. Oder zumindest zuletzt aufhielt. Gibt es Anhaltspunkte?“ Neri dachte darüber nach, was Arrond herausgefunden hatte, und schüttelte dann den Kopf. "Nicht wirklich. Nur, dass er seine Experimente in Morgeria durchführte." Sie musterte Calhoun und dachte daran, dass es wohl nicht so einfach wäre, Morgeria einfach zu betreten. Seine Familie hatte ihn aus der Stadt verbannt und mit einer Elfe wie ihr an seiner Seite war das Ganze noch fraglicher. „Oder wir finden heraus, wo Larial sich aufhielt… Gehen dorthin, finden heraus, welcher Dämon es bei mir ist…“, warf er ein. Neri hob den Kopf in seine Richtung und dachte darüber nach. "Sie war in der Nervenheilanstalt in Pelgar..", überlegte sie laut und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. "Ich schätze, es wird einfacher für uns, uns in Pelgar umzuhören. Ich vermute, in Morgeria wird kein herzlicher Empfang auf dich - oder uns - warten", sprach sie frei heraus, was sie dachte. Am Ende legte sie auch keinen großen Wert darauf, einen Fuß in die Stadt des Dunklen Volkes zu setzen. Das war letztendlich auch ein Grund gewesen, wieso sie den Plan, Leth Asto aufzusuchen, anfangs so schnell wieder verworfen hatte. Dem gegenüber klang eine Menschenstadt doch etwas weniger todesmutig. Neri wurde jedoch auch bewusst, dass sie bis auf den ungefähren Standort und das, was Arrond ihr erzählt hatte, auch gar nicht viel mehr über Pelgar wusste. Daher wandte sie sich mit einem fragenden Blick an Calhoun. "Aber Pelgar wurde vom Dunklen Volk angegriffen. Weißt du, wie die Lage im Moment dort ist? Denkst du, wir können uns dort ohne größere Gefahr bewegen und umhören?", fragte sie. Aber Calhoun beschäftigte noch etwas anderes. „Und…Gehen wir allein? Oder brauchen wir jemanden, der uns davon abhält, das Ende der Welt einzuleiten?“ Für ein paar Augenblicke sah sie ihn einfach nur an und lächelte leicht, trotz aller Ernsthaftigkeit. Aber Calhoun wollte nicht alleine gehen, sondern zusammen. Neri würde sich wohl noch ein wenig daran gewöhnen müssen, dass er sie nicht mehr von sich stieß - etwas, das sie sehr willkommen hieß, aber erst einmal noch ungewohnt war. Trotzdem war der Sarkasmus seiner Worte klar und deutlich und seine Frage durchaus berechtigt. Kurz dachte Neriélle an Rhuna, aber ihr war im Grunde auch sofort klar, dass sie diese nicht nach ihrer Begleitung fragen würde. Der gemeinsame Weg hatte sie verbunden und sie waren Freundinnen geworden. Aber unter diesen Umständen konnte sie sie nicht Calhoun und sich selbst aussetzen. Abgesehen davon, dass Yedan sie wohl nie mit ihnen gehen lassen würde. Arrond und Mall waren so flüchtige Bekannte, dass sie auch diese nicht in Betracht zog. Es kam nur eine Person in Frage. "Wir können nicht alleine gehen", sagte sie mit einem Mal und schüttelte den Kopf. "Also ich nicht. Ich habe Arunn versprochen, dass ich ihn nicht alleine lasse", präzisierte sie dann mit einem schiefen Grinsen. Sie erwartete bereits ein Schnauben aus Calhouns Richtung, das ohne weitere Worte ihr Handeln beurteilte. Sie würde sich aber nicht davon verunsichern lassen. Sie erinnerte sich an Arunns Worte und seufzte, bevor sie ernst zu Calhoun aufsah. "Er leidet auch unter.. euren Verlust", umschrieb sie dann Aryns Tod, weil sie noch immer nicht wusste, wie genau sie darüber sprechen sollte. Für einen Moment unterbrach sie den Blickkontakt und erhob sich, um nun doch zu ihm zu kommen. Direkt bei ihm blieb sie stehen und der goldene Blick suchte seinen. "Er ist einsam und du bedeutest ihm sehr viel", offenbarte sie, ohne direkt zu sagen, dass Arunn in ihm seinen besten Freund sah. "Wir können niemanden so sehr vertrauen wie Arunn. Du hast erlebt, wie er auf meine Verbindung mit dem Dämon reagiert hat." Das zeigte doch, dass man ihm selbst die schlimmsten Dinge anvertrauen konnte. Neri war überzeugt von ihren Worten und sah Calhoun durchdringend an, während sie versuchte, sich nicht zu sehr auf das Sirren zwischen ihnen zu konzentrieren, das direkt wieder stärker wurde. "Du musst es ihm nicht sagen, aber vermutlich wäre es einfacher, wenn er Bescheid weiß. Das entscheidest du. Aber er wird uns begleiten", beschloss sie dann einfach. Dann folgte sie dem Drang der Dunkelheit und ihrer Gefühle - wer konnte das schon so genau beurteilen - und küsste Calhoun erneut. Der Kuss war gefühlvoll, aber intensiv, und er merkte wohl, dass sie sich nur schwer von ihm lösen konnte. "Das wird verdammt schwer", äußerte sie ihre Befürchtung, was die bevorstehende Reise betraf, als sich ihre Lippen kurz von seinen lösten. Sie musterte ihn aus der Nähe, bevor der letzte Blick an seinen Lippen hängen blieb. "Suchen wir lieber Arunn und fragen ihn, ob er überhaupt unseren Aufpasser mimen möchte", grinste sie dann, hauchte Calhoun einen letzten Kuss auf die Lippen, und wandte sich dann mit all ihrer Selbstbeherrschung gen Tür, um ihren Bruder aufzusuchen.

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Re: Sei hier Gast! (Gästezimmer 1)

Beitrag von Erzähler » Dienstag 24. September 2024, 13:45

"Achja, hast du sie schon einmal belauscht?" Neri wollte ihm aufzeigen, dass er nicht so reden musste, doch der Blick, der sie traf, anstelle einer verbalen Antwort hinterließ schon wieder Zweifel, dass es mehr geben könnte. Noch mehr, das sie nicht wusste. Aber Calhoun überging ansonsten ihre Nachfrage und Neri konzentrierte sich wieder auf anderes. Ihr wurde bewusst, dass die Götter allen Grund hätten, sie und Calhoun zu verbannen. Immerhin trugen sie eine Macht in sich, die womöglich ganz Celcia ins Chaos stürzen könnte. Und wenn sie beieinander waren, potenzierte sich diese Möglichkeit nur noch. Letztendlich waren das aber Gedanken, die sie nun erstmal nicht weiterbrachten. Also erzählte Calhoun endlich etwas mehr und entsetzte Neri damit. Sie wusste nichts über den Dunkelelfen, dem sie im Zeltlager vor Zyranus begegnet war. Sie wusste nichts über seine Absichten, sein Leben und seine Vergangenheit und handelte nach dem, was sie glaubte als richtig zu empfinden. Trotzdem waren die Worte, die nun nach langer Zeit endlich die Lippen von Calhoun verließen, erstmal schwerverdaulich. Es machte ihr bewusst, dass man generell nicht vorschnell urteilen sollte. Es zeigte ihr, dass ihre Art zu denken und zu leben in der Welt außerhalb von Shyáná Nelle nicht gut funktionierte. Wo Rhuna in sich nur einen Hort von verkümmerten Möglichkeiten sah, da lernte Neri, dass nicht alles klar definiert und einfach war. Moral war wandelbar und trat in vielen Facetten auf. Weil Calhoun sich nicht anders zu helfen wusste und eine regelrechte Tortur durchgemacht hatte, verstand sie seine Beweggründe besser. Aber machten sie sie besser? Sie hatte Mall’s Reaktion ihm gegenüber gesehen und Mall hatte ebenfalls verloren in dieser Belagerung. Jedes Schicksal war scheinbar miteinander verwoben und die Entscheidungen, die man traf, hatten Auswirkungen – gute oder schlechte – auf andere. Alles, was man diesen Menschen und Individuen schenken konnte war, dass man nachdachte. Dass man nicht blindlings losschlug und sprichwörtlich oder wahrhaftig über Leichen ging. Dass man an sie dachte und versuchte, sich nicht wie die Axt im Walde zu verhalten. Denn jeder war an das eigene Schicksal gebunden. Calhoun wusste das und beschwor Neri, dass Arunn im Dunkel gelassen wurde, bezüglich seines Schicksals.

Der Mensch hatte Neri im Vertrauen klargemacht, wie sehr ihm seine Familie fehlte und gezeigt, dass er jemand war, der aufrichtig und aus vollem Herzen Bande knüpfte, egal ob blutsverwandt oder nicht. Wie wäre es wohl, wenn er wüsste, was mit Calhoun war? War ihm denn das ganze Ausmaß von Neri bewusst? Vermutlich nicht, denn sie selbst begriff ja jetzt erst langsam, was da in ihr schlummerte. Denn während es ihr nur leidtat, dass sie mit ihrer Hilfe Calhoun um seine Hoffnung gebracht hatte, da spürte sie plötzlich auch eine Zufriedenheit, die sie im ersten Moment erschreckte. Ja, sie konnte fühlen, dass sich das Dunkle in ihr zufrieden räkelte und boshaft grinste, weil der Teil, der sie komplettieren sollte, noch immer existierte. Es sehnte sich danach, es lechzte nach Vollkommenheit. Neri musste sich in dem Moment mit einer ganzen Reihe von Erkenntnissen arrangieren. Letztendlich tauchte ihre innere Veränderung alles in ein gefärbtes Licht. Ihr Heldentum, das Verlangen, etwas zu bewirken all das bekam einen faden Beigeschmack. War es ihr eigener Antrieb, helfen zu wollen? Oder wollte sie nur ihrem Innersten helfen, ohne es damals gewusst zu haben? Die Fragen würde sie nicht abschließend klären können, vermutlich. Fakt war, dass ihr Tun vordergründig heldenhaft war. Aber auch ihr selbst erheblich genutzt hatte.
Denn wenn Asmodeus nicht gestorben wäre… hätte Calhoun Gelegenheit gehabt, sich zu befreien? War sie es nun, die ihn zu seinem Sein verdammte? Es konnte einem der Kopf schwirren und Neri musste vorsichtig der Wahrheit auf den Grund gehen. Zu viel würde sie womöglich noch in den Wahnsinn treiben. Nachdem sie ein wenig Abstand fand und sich für den Moment sammeln konnte, erzählte Calhoun ihr von seinem Erlebnis, während Larial die Experimente an ihm durchführte. "Es ist kaum zu glauben, dass du das überlebt hast", nahm sie Anteil daran und er nickte knapp. "Ich hoffe, sie hat ihre gerechte Strafe dafür bekommen" Etwas in Neri stimmte ihr boshaft zu, während sie selbst vor ihren Worten erschreckte. Auch Calhoun sah auf und musterte sie einen Moment eindringlich. "Hast du dazu beigetragen.. zu ihrem Tod?" Nun aber engten sich seine Augen etwas.

„Willst du mir Absolution erteilen, wenn es so wäre?“, fragte er und es lag etwas Lauerndes darin. „Noch vor wenigen Tagen hättest du mir dafür den Kopf abreißen wollen.“, erinnerte er sie mahnend und fügte an: „Ich hatte nichts damit zu tun. Sie wollte irgendwo etwas besorgen, oder jemanden treffen – ich weiß es nicht. Sie kehrte nicht zurück. Meine Chance, zu fliehen. Und auch, wenn Larial mir unbeschreibliches antat… wir sollten versuchen, unsere Moral nicht verwässern zu lassen, oder?“, fragte er sie und musterte Neri genau. War es denn so einfach für sie, ihre gute Seite zu vergessen? War es der Einfluss des Dämonischen oder hätte sie auch so gedacht, wenn sie diesen Teil nicht in sich tragen würde? Nichts war mehr einfach… und Calhoun, der viel länger bereits mit dieser Doppelmoral in sich leben musste, schien jedes Mal aufs Neue zu kämpfen, den eigentlichen Kern seiner Persönlichkeit nicht zu verlieren. Welcher auch immer das war. Neri wusste zumindest einen weiteren Anhaltspunkt beizusteuern und erwähnte, dass Larial in Pelgar festgesessen hatte. Calhoun schnaubte überrascht. „Wie passend.“, gab er nur bekannt und verschränkte die Arme. Er lehnte sich, soweit weg von Neri wie möglich, gegen die Wand. "Ich schätze, es wird einfacher für uns, uns in Pelgar umzuhören. Ich vermute, in Morgeria wird kein herzlicher Empfang auf dich - oder uns - warten" Calhoun dachte darüber nach und nickte dann. „Das stimmt vermutlich. Allerdings kann uns niemand verbieten die Stadt zu betreten. Nicht.. wirklich. Sie können es uns schwer machen, ja. Aber nicht verbieten. Dennoch halte ich Pelgar fürs erste als Ziel geeigneter. Denn was in Larial’s Hütte nicht existierte, war ihr Notizbuch.“, gab er weiter preis. Es wurde langsam amtlich, was sie tun wollten. Eine gewisse enervierende Aufregung wollte sich womöglich zeigen.
„Und darin hatte sie alles aufgeschrieben, was ihre Erkenntnisse betraf. Es… könnte bereits der Schlüssel sein.“, erklärte er und gab ihnen damit ein Ziel. "Aber Pelgar wurde vom Dunklen Volk angegriffen. Weißt du, wie die Lage im Moment dort ist? Denkst du, wir können uns dort ohne größere Gefahr bewegen und umhören?" Calhoun sah sie einen Moment an. „Pelgar wurde überrannt. Inzwischen herrschen die Dunklen dort und es ist der Sitz des Dunklen Herrschers höchstselbst. Die Menschen sind versklavt, leben im Schatten ihrer eigenen Stadt. Hinrichtungen, Verfolgungen sind an der Tagesordnung. Pelgar wird zum zweiten Morgeria, Neriélle.“, erklärte er so nüchtern, wie sie ihn kannte. Es waren Fakten und er gestattete niemandem einen Blick darauf, was er dazu meinte. Doch er lenkte auch mit der Frage ab, ob sie allein gingen.

"Wir können nicht alleine gehen. Also ich nicht. Ich habe Arunn versprochen, dass ich ihn nicht alleine lasse.“ Er brummte nur, ganz, wie sie es erwartete. „Er leidet auch unter.. euerm Verlust. Er ist einsam und du bedeutest ihm sehr viel! Wir können niemandem so sehr vertrauen wie Arunn. Du hast erlebt, wie er auf meine Verbindung mit dem Dämon reagiert hat." Calhoun seufzte tonlos und betrachtete Neri daraufhin wieder intensiv. Auch sie spürte, wie die Verbindung sich stärken wollte. Es begann zu Sirren, als würde sich zwischen ihnen Hitze ausbreiten. "Du musst es ihm nicht sagen, aber vermutlich wäre es einfacher, wenn er Bescheid weiß. Das entscheidest du. Aber er wird uns begleiten", entschied sie dann, ohne weitere Worte gelten zu lassen. Calhoun engte die Augen, ohne sie von ihr zu nehmen. Dann stieß er sich von der Wand ab. „Tut er das also, ja?“, fragte er lauernd, wie sie es von ihm bereits kannte. Doch er überbrückte die Distanz zu ihr und neigte sich zu ihr herab. Das Summen und Flimmern wurden intensiver, fast unerträglich. Die Nähe würde noch zum echten Problem werden, das wussten sie beide. Neri gab dem Gefühl dahinter nach, küsste ihn und er erwiderte es auf jene verlangende Weise, die sie nicht das erste Mal kennenlernte. Als sie sich löste, fasste sie noch mal in Worten zusammen, was sie beide fühlten: "Das wird verdammt schwer“ Er nickte. „Auf deine Verantwortung. DU bist für ihn und seinen Suffkopf verantwortlich, Neri! Du bist dafür verantwortlich, dass er sich benimmt und keine Dummheiten macht. Ich würde nicht darauf bauen, dass er uns eine Hilfe ist…“, urteilte Calhoun und trat wieder zurück. Auch ihm fiel es schwer, er zögerte, schaffte es dann aber. Er trat zwei Schritte zurück und sah Neri, wie auch sie sich gen Tür wandte. "Suchen wir lieber Arunn und fragen ihn, ob er überhaupt unseren Aufpasser mimen möchte" Calhoun atmete durch, bevor auch er sich gen Tür wandte. Doch noch bevor Neri jene erreichte, wurde sie einfach so aufgestoßen und vor ihnen stand Arunn mit Pitt. „Kanns losgehen?“, fragte er und während Neri und Calhoun sich vielleicht noch fragten, ob er gelauscht hatte und wenn ja, wie lange, hob Pitt eine kleine Kralle und heischte nach Aufmerksamkeit. „Bin hier vorbeigekommen und habe gehört, dass ihr aufbrechen wollt und Arunn mitkommen soll. Ich war so frei, euch den ganzen Klimbim zu organisieren und TADA hier sind wir!“, hob das Ottsel die Ärmchen in die Luft. Arunn feixte. „Wohin geht’s?!“, fragte er dann und schien Feuer und Flamme dafür zu sein. Ohne zu wissen, was nun eigentlich anstand. Calhoun schnaubte und sah kurz zu Neri. Es war ein vielsagender Blick, der seine Warnung noch mal unterstrich, doch dann trat er durch die Tür und hinter Arunn, sowie Pitt. „Ich hole meine Sachen aus der Taverne und wir treffen uns dann am Stadttor.“, sagte er. „Verabschiedet euch von allen, denn ihr werdet eure Freunde für eine lange Zeit nicht mehr sehen.“, gab er zu bedenken und ließ die drei allein.

Neri weiter bei: Unbewohnte Ebene in der Nähe von Santros
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