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Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 10. November 2007, 11:17
von Kazel Tenebrée
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Re: Am Marktplatz

Verfasst: Donnerstag 6. Dezember 2007, 20:35
von Chanda
<b>Vom 'glühenden' Gasthaus</b>

Zuerst begegnete sie allem mit Skepsis und Vorsicht, immerhin war ihr hier alles fremd. Es war das erste Mal, dass sie Sarma sah, am Abend zuvor war es dunkel und sie konnte nicht viel erkennen. Ihr gefiel die angenehmen Temperaturen, in Andunie war es weitaus kälter. So musste sie sich wenigstens nicht hier um ihr fehlendes Schuhwerk sorgen, welches sie ebenfalls bei sich hatte, bevor die ganze Geschichte mit den Piraten begann. Aber das störte sie noch am Wenigsten, sie mochte es mit leisen Sohlen über den Boden zu laufen, so machte sie noch weniger Geräusche als üblich.
Als sie eines der Kamele entdeckte, welches anscheinend kein Interessere mehr an seinem jetzigen Besitzer hatte oder einfach nur aus der Laune heraus über den Markt hetzte, versteifte sie sich augenblicklich. Was war das für ein komisches Tier? So etwas hatte sie noch nie gesehen, aber sie erkannte schnell, dass es sich wohl um den Ersatz für die Pferde handelte, denn schnell erkannte sie, dass einiger dieser merkwürdigen Tiere Gepäck trugen.
Wie sagte man so schön?
Andere Länder, andere Sitten.
Als nach dem kleinen Ausreißer wieder das gewohnte Treiben begann, hörte sie einige Laute hinter, irgendwelche Leute beschwerten sich über irgendetwas. Wahrscheinlich ein Diebstahl oder dergleichen, wie es ja nunmal auf solch überfüllten Plätzen normal war.
Ronars Frage riss sie wieder in die Realität. "Das Meiste, ja der Größtteil, liegt jetzt wohl irgendwo auf dem Meeresgrund."
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu.
"Sehr bedauerlich, waren einige brauchbare Dinge drin."

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Montag 10. Dezember 2007, 01:41
von Erzähler
Ronar begann zu grinsen.

„Nun, was wäre wenn ich euch sage dass ich euren Rucksack habe?“

Er schaute sie an, lächelte geheimnisvoll.

„Fragt mich nicht woher und wie ich ihn bekam, aber es ist auf jeden Fall euer Rucksack. Narami, oder Lena wie ihr sie kennt, hat mir das bestätigt. Allerdings möchte ich dafür eine Kleinigkeit von euch!“

Er schwieg, die Sonne schien auf sie herab. Jeder ging seinem Leben und seinem Tagesablauf nach. Die Kamele waren wieder eingefangen und taten nun lautstark ihren Ärger darüber kund.

„Geht heute Abend mit mir essen und ihr bekommt ihn zurück. Mit all euren Sachen, versprochen!“

Ronar war anscheinend an ihr interessiert und rang mit allen Mitteln um ihre Aufmerksamkeit. Nun stand er grinsend vor ihr und schaute sie gespannt an.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Montag 10. Dezember 2007, 22:13
von Chanda
Bei der Verkündigung, er habe angeblichen ihre wertvollen Habseligkeiten, konnte sie nicht anders als ihn entgeistert und verblüfft zugleich anzustarren. Der Trubel um sie herum war ihr im Moment gleich.
Dann wandelte sich diese Miene wieder in eine Misstrauische.
"Woher soll ich wissen, dass Ihr die Wahrheit sagt? Ich sehe es als recht unwahrscheinlich, dass gerade mein Rucksack ganz zufällig an die Ufer der Insel hier angeschwemmt wurde."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
Konnte sie ihm glauben?
Es war sicherer, erst einmal alles in Frage zu stellen.
"Und wo ist bei eurem Angebot der Haken? Ihr könnt doch nicht ernsthaft behaupten, dass, wenn ich mich dazu herablasse mit euch etwa zu essen, ich mein Eigentum wiederkriege."
Ihre Stimme klang so skeptisch wie ihre Miene es auch tat, allerdings waren die ziemlich unfreundlichen Worte nicht so ernst gemeint, was man in den aufglimmenden Schalk in ihren Augen erkennen konnte.
"Los, sagt schon, wo sind die Sklavenhändler? Ihr wollt mich doch nur verschleppen und Geld dafür kassieren..."

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 15. Dezember 2007, 12:40
von fremder Mann
,,Oh, traut ihr mir denn etwa nicht?", die Augen des Mannes bliitzten amüsiert auf und auch war in seinem Gesicht der Anflug eines Lächelns zu erhaschen. ,,Wie kann man nur mit solch Misstrauen in die Welt blicken?", schnatterte er weiter und legte dabei den Kopf leicht schief, sah Chanda aus den unergründlichen Augen er beinahe sanft an.
Und scheinbar gefiel ihm wirklich was er da sah, schließlich war CHanda alles andere als hässlich ... im Gegenteil ...
Tja, warum also musste er sich dann mit seinen Blicken im Zaum halten?

<i>"Und wo ist bei eurem Angebot der Haken? Ihr könnt doch nicht ernsthaft behaupten, dass, wenn ich mich dazu herablasse mit euch etwa zu essen, ich mein Eigentum wiederkriege."</i>
Ronar grinste sie an, zog die Brauen hoch und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. ,,Nunja, eure Worte sind scharf gewählt", begann er und sah weiterhin die junge Dame vor ihm aufmerksam an, ,,Muss es denn überall einen Haken geben?"

Doch CHanda lies sich von seinen Worten scheinbar kein bisschen beeindrucken und fuhr unablässig fort, mit der selben Schärfe in der Stimme. Ronar lächelte sie irritierend ergeben an und lauschte ihren Worten. ,,Sklavenhändler ... hm ...", der Mann schwieg kurz, hielt inne und fuhr dann fort, ,,... ihr bringt mich doch wirklich auf Ideen. Wenn euch Sklavenhändler wirklich lieber sind, könnte ich ein paar von ihnen auftreiben ... oder ihr bleibt bei meinem Angebot"

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Sonntag 16. Dezember 2007, 20:52
von Chanda
Das er mit ihren gewollt schneidenden und direkten Worten so gut umgehen konnte, überraschte sie etwas, wobei man es ihr nicht ansehen konnte. Ein Arm löste sich aus der Verschränkung und zwei Finger begannen mit den langen blonden Haar zu spielen; wickelten es um den Finger und ließen es wieder entgleiten.
"Misstrauen hat noch nie jemanden geschadet und als Frau auf dieser Insel wäre man dumm, trüge man diese Eigenschaft nicht."
Trotzdem blieb Ronar hartnäckig und schreckte nicht zurück.
Erstaunlicherweise.
Die Blicke, die er ihr zuwarf, sprachen aber nicht nur von bloßer Amüsanz oder Neugierde, zumindest nicht im allgemeinen Sinne. Sie merkte, wie er sie länger als nötig ansah - das empfand die hochgewachsene Frau jedenfalls so und ein natürlicher Trieb in ihr riet ihr -wie so oft- zur Flucht, aber in dieser fremden Stadt, angehäuft mit Händlern, die Frauen wie Ware behandelten, täte sie nicht gut daran, diesen Instinkt durchdringen zu lassen.
Schließlich seufzte sie ergeben.
"Gut, ich nehme Euer Angebot an. Aber ich möchte trotzdem noch zum Hafen und wissen, wann das nächste Schiff nach Andunie ausläuft."

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Sonntag 13. Januar 2008, 12:19
von fremder Mann
Ronar sah sie einen Moment verblüfft an, dann lächelte er.

"Wieso wollt ihr denn schon wieder zurück nach Andunie? Seid ihr nicht gerade erst auf sehr abenteuerliche Art und Weise nach Sarma gekommen? Wollt ihr nicht noch mehr von Belfa sehen? Es ist eine interessante Insel... Und gar nicht so schlimm, wie sie am Anfang wirkt."

Es schien als wolle er Chanda tatsächlich dazu überreden, zu bleiben. Sie war eine hübsche junge Dame und hatte Charakter. Sie war nicht so, wie all die anderen Frauen, die er bis jetzt kennen gelernt hatte. Die beugten sich ihrem Schicksal und versuchten auch gar nicht erst, ihrem Schicksal zu entkommen.

"Oder habt ihr Angst davor, von einem Sklavenhändler eingefangen zu werden? In meiner Begleitung dürfte ihnen das schwer fallen."

Sein Lächeln wurde breiter. Er hatte sich entschlossen, Chanda in Sarma herumzuführen und ihr die Stadt zu zeigen.

"Aber natürlich kann ich euch nicht zwingen, hier zu bleiben. Allerdings kann ich euch den Weg zum Hafen zeigen, wenn ihr wollt?"

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Donnerstag 17. Januar 2008, 22:00
von Chanda
Es fiel ihr schwer seine Gesichtszüge zu deuten. Was er dachte blieb ihr verschlossen, was sie ein wenig ärgerte. Vielleicht sollte sie doch noch mehr mit ihrer Magie praktizieren um neue Wege zu erkunden, vor allem der Gedanke, anderen Menschen ihren Willen aufzuzwingen, gefiel ihr. Ein schelmisches Lächeln umspielte wieder ihre Lippen.
"Nun, ich weiß nicht was es ist, vielleicht eine Art... Hauch von Schicksal." Ihr Grinsen wurde nun breiter als sie fortfuhr. "Aber ich bin mir sicher, dass mich meine Wege auf dem Festland weiterführen. Der Gedanke an diese Insel, umschlossen von Meer, macht mich nicht besonders zuversichtlich ein Ziel zu finden."
Die giftgrünen Augen funkelten im Sonnenlicht wie zwei Jadesteine, als sie den Kopf in Richtung Hafen wandte. "Und die Tatsache, dass ich hinter jeder Ecke einen Sklavenhändler begegnen könnte, bekräftigt meine Meinung nur, diesen Ort alsbald zu verlassen. Aber bis dahin könnt Ihr mir noch etwas von eurem geliebten Sarma zeigen."
Und wieder harkte sie sich in seine Armbeuge ein.
"Beginnen wir beim Hafen," meinte sie und begann schon die Richtung dorthin anzustreben, Ronar dabei leicht am Arm ziehend.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Freitag 18. Januar 2008, 21:41
von fremder Mann
Ronar unterdrückte ein Seufzen. Wieso musste diese Frau bloß so eigenwillig sein? Ein bisschen mehr Fügsamkeit wäre seiner Meinung nach schön gewesen. Doch man konnte nicht alles haben.

"Nun, dann muss ich euch leider enttäuschen. Zum Hafen geht es, wenn ich mich recht entsinne, in die andere Richtung."

Ein leichtes Lächeln glitt über sein Gesicht. Wo sie ihn gerade noch an seinem Arm gezogen hatte, schob er sie nun sanft aber bestimmt zum Hafen.

<b>Diese Chanda ist ein interessantes Mädchen... Mal sehen, wie ich sie dazu überreden kann, noch ein wenig Zeit hier zu verbringen. Es wäre ja schade, so ein schönes Täubchen in die Freiheit entfliehen zu lassen. Viel zu schade. </b>

Einen Augenblick trat ein abwesender Blick auf sein Gesicht; es schien, als erinnere sich an etwas. Doch dieser Ausdruck verschwand sofort wieder, sodass Chanda sich fragte, ob sie wirklich richtig gesehen hatte.

"Ich will euch nicht mit langweiliger Geschichte nerven; nur so viel: Der Hafen Sarmas ist ein ziemlich bedeutender. Und er ist auch nicht gerade klein... Mich würde interessieren, was ihr bereits von Belfa gehört habt."

Langsam schob er sich durch die Menge, Chanda vor sich her schiebend. An einem Straßenrand saß eine vermummte Gestalt, die bittend beide verschmutzten und zerkratzten Hände emporhob und immer wieder darum bat, dass ihm doch jemand eine Goldmünze schenken würde. Doch kein einziger aus der großen Masse von Leuten ließ sich dazu hinab, ihr auch nur einen Augenblick Beachtung zu schenken.

Als Ronar mit seiner jungen Begleitung an dem Bettler vorbeikam, erhob dieser flehend seine Stimme. "Bitte, schöne, junge Dame. Ihr habt doch sicherlich einen kleinen Gm für einen armen alten Narren wie mich. Bitte. Habt Erbarmen. Meine Kinder müssen sonst Hungern."

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 19. Januar 2008, 12:59
von Chanda
Natürlich ging ihr spontaner Plan, einfach so Richtung Hafen zu marschieren und damit ihren Orientierungssinn unter Beweis zu stellen, gründlich in die Hose. Prompt hatte sie die andere Richtung angesteuert. Wenn es ihr peinlich war, so ließ sie es sich nicht anmerken und folgte Ronars Andeutung.
Man musste sich schon eingestehen, dass Chanda in der Menge auffiel. Nicht nur, dass sie so gut wie alle Frauen und einige Männer mit ihrer Körpergröße überragte. Ihre ungewöhnliche, ganz unlandestypische Kleidung (die bunten Farben, der leicht zerschlissene, dunkelrote Rock, der einiges von den langen Beinen freigab, der ganze Haarschmuck), abgesehen von den so hellblonden, langen Haaren. Es war also nachzuvollziehen, warum sie von den Meisten Menschen -ob Mann oder Frau- schräg angestarrt wurde.
Den abwesenden Ausdruck bemerkte Chanda auf Ronars Gesichtszügen nicht, immerhin lief sie ein Stück vor ihm und war selbst damit beschäftigt sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Seine Worte beantwortete sie nur mit einem Schulterzucken. "Getrennte Insel, im Norden Balar, im Süden Sarma. Hier ist es merklich wärmer, wobei ich gestehen muss, dass mir bei diesen frischen Temperaturen ein Mantel lieber wäre."
Als sie wieder nach vorne sah, erkannte sie den Bettler nur wenige Meter vor sich. Ausgerechnet an sie richtete er auch noch das Wort, sodass Chanda gezwungen war, ihren Blick auf die jämmerliche Gestalt zu werfen. Es war nicht das erste Mal, dass sie solche Kreaturen am Straßenrand bemerkte. Hätte sie ein bisschen mehr Mitgefühl und Gold in der Tasche, hätte sie ihm vielleicht -und nur vielleicht- etwas gegeben. So schaute sie aber nach vorne und ging weiter ohne eine Miene zu verziehen.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 19. Januar 2008, 18:21
von fremder Mann
Als der Bettler auch noch Ronar an der Hose festhielt und flehend zu ihm aufsah, schüttelte dieser nur den Kopf und löste sich von ihm. Er hatte nicht vor, dem Mann irgendetwas zu geben. Zu Chanda meinte er:

"Diese Leute werden immer vorlauter. Früher hätten sie sich das nicht getraut. Aber Sarma zerfällt immer weiter in Arm und Reich; jedenfalls kommt mir das so vor" Er runzelte die Stirn und sprach dann angespannt weiter. "Die Reichen bestellen immer mehr Mörder, um sich der Armen zu entledigen... ein vergifteter Brunnen hier, ein Dolch da; doch das ist nun mal Sarma und so lieben wir es eben."

Er grinste hämisch und deutete zu einer großen Villa, die in einiger Entfernung stand. "Kein Wunder, dass es bei so viel Prunk immer mehr Wüstendiebe gibt; die Vereinigungen, oder wie ihr das auch immer nennen wollt, werden immer größer. Immer mehr Diebe werden aufgenommen. Aber das soll uns nicht stören. Auf jedenfall sind mir die Diebe sympathische als die Sklavenhändler. Doch seht, dort hinten ist der Hafen."

Er deutete auf den Hafen, der nun nicht mehr zu übersehen war. Unterschiedlich große Schiffe lagen im Wasser und überall herrschte Hochbetrieb. Ware wurde an Land gebracht, oder an Deck verstaut, Befehle wurden gebrüllt und manch Einer wunderte sich, wo den nun sein Geldbeutel hin verschwunden war.

"Wo ihr hinwollt weiß ich nicht, deshalb müsst ihr euch durchfragen. Natürlich werde ich euch beistehen und euch die Händchen halten, damit ihr euch nicht ängstigt."

Wieder erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. Chanda war sicherlich nicht die Art Frau, der man Händchen halten musste.

[weiter im Hafen-- du darfst zuerst posten <img src="http://images.rapidforum.com/images/i25.gif" border="0"> ]

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 26. Januar 2008, 16:53
von Erzähler
<i>Sithal kommt von der Schenke</i>

Anstatt nach draussen in die frische zu treten, war auch hier die herrschende Hitze erdrückend. Nach schweiss riechende Menschen drängten sich aneinander vorbei und besuchten die verschiedenen Marktstände. Es herrschte geschäftiges Treiben. Da bot man Waffen feil an einem anderen Ort Meeresfrüchte die in der heissen Sonne vor sich hinstanken und ganz in der Nähe baute man gerade ein kleines Podest für eine bevorstehende Sklavenversteigerung auf. Das dröhnen ihrer Hämmer war durch die ganze Gasse zu hören. Durch die laut verhandelnden und teilweise bereit schon streitenden Stimmen der Einwohner hindurch,. Die Sklaventreiber auf welche Sithal in der Schenke aufmerksam geworden war liefen direkt zu den Arbeitern beim Sklavenpodest.

„Kauf Waffen aus Dessaria!“ Rief einer der Händler. „STOFFE! EDELSTE SEIDENSTOFFE!“ Brüllte ein wesentlich dickerer und kräftigerer Mann im Stand neben dran. „Ach halt die Klappe!“ Rief der Waffenhändler zurück.

Plötzlich wurde Sithal von etwas feuchtem an der Schulter angestupft. Es war ein Kamel welches an ihr nuckelte und dann an ihr vorbei schritt. Eine ganze Karawane von etwa 100 weiteren Kamelen folgten dem Leittier. Kein unübliches Bild für Sarma.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Donnerstag 31. Januar 2008, 20:33
von Sithal
Sithal mochte Marktplätze nicht sonderlich. Sie waren laut, stinkig und voller Menschen. Aber sie boten Schutz und sie eigneten sich zum schnellen Untertauchen. Und natürlich konnte man hier die meisten Dinge billiger als in eigens dafür eingerichteten Läden erstehen. Hier würde sie sicher finden, was sie suchte.
Ein Händler pries seine edelen Stoffe an. Bei ihm brauche Sithal also gar nicht erst zu schauen. Wer so herumschrie ließ sicher nicht mal bei einfachsten Sachen mit sich handeln. Also schaute sie weiter. Sie entdeckte etwas abseits am Rand der anderen Stände einen Stand, an dem offenbar Kleidung für die einfachen Leute angeboten wurde. Dort würde sie schauen.
Als etwas Feuchtes ihre Schulter berührte, drehte sich Sithal erschrocken um. Aber es war zum Glück nur ein Kamel. Sie staunte jedes Mal wieder über die riesigen Karawanen, wie ein Tier hinter dem nächsten hertrottete. Mit einem missbilligendem Blick zu dem Podest, auf dem gleich eine Sklavenauktion stattfinden sollte, dachte sie sich, dass selbst diese Tiere besser dran waren als die Menschen, die von skrupellosen, geldgierigen Leuten gefangen genommen und verkauft wurden.
Nun machte sie sich auf zu dem Kleidungsstand.
„Sagt,“, wandte sie sich an die Verkäuferin, „habt Ihr auch Kleidung für … nun, nennen wir es ‚Tierpfleger’?“

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Sonntag 3. Februar 2008, 11:02
von Erzähler
Die Karawane zog schwerfällig durch den Marktplatz. Wenn ein Kamel für sich schon gemeinhin als „Wüstenschiff“ bezeichnet wurde, so war dies hier eine ganze Flotte. Die Führer brachten die Tiere zu einer grossen Tränke und wie ihre tierischen Begleiter steckten auch sie durstig ihren eigenen Kopf hinein um gierig das kühle Nass in sich aufzunehmen. Die ganze Truppe wirkte müde, ihre Kleider waren sandig als wären sie in einen Wüstensturm geraten.

Beim Sklavenpodoest ging es ebenfalls voran. Die Arbeiter hatten soweit alles für die Versteigerung vorbereitet. Die Sklaven in ihren Gattern keuchten ab der Hitze und verbrannten sich teilweise am kochend heissen Gestänge des Käfigs. Unruhig kauerten sie da und mussten wohl schon soweit sein, zu hoffen heute verkauft zu werden nur um aus diesem Gefängnis hier entkommen zu können. Zwei uniformierte sarmische Wachmänner standen bei den Sklaven. Sie trugen mächtige Helme, ein grosser Speer und einen Schild mit dem für die Stadt typischen Sonnensymbol darauf, dessen Gold in der brütenden Sonne funkelte ja schon fast blendete. Dies war auch der Zweck dieser Schutzwaffe, sagte man sich. Das Heer der Wüste wäre unschlagbar, so sagt man sich, wenn es gegen die Sonne hin kämpfen konnte. Weil ihre Schilde das Licht so stark reflektierte, dass der Angreifer meinen konnte er stehe Lysanthors auserkorener Dienerschaft persönlich gegenüber. Die beiden Männer blickten grimmig und musterten die Karawane.

Der Waffenhändler versuchte die Nomaden dazu zu bewegen etwas von ihm zu kaufen und sich für eine weitere Reise auszurüsten. Er hatte erfolg damit denn einige der Männer lösten sich von der Truppe und sahen sich die Waren an welche von dem Mann lauthals angepriesen wurden.

Schliesslich fand die junge Frau was sie suchte. Einen einfachen Stand mit Kleider für die „gewöhnlichen“ Bürger der Mittel und Unterschicht. Die Händlerin, eine junge, gross gewachsene Frau mit schlanker Figur und pechschwarzen, schulterlangen Haaren war gerade dabei eine Kundin zu beraten. Ihre Stimme klang zierlich und freundlich. Ihre drahtigen Hände fuhren mit einer Achtung über den Stoff der angebotenen Kleidung, als würde es sich hier ebenfalls um Edelware handeln. Vielleicht mochte dies ja auch stimmen, denn für einen Armen war neue Kleidung ein wahrer Luxus. Sie verhandelten kurz über den Preis. Schliesslich verkaufte sie die Kleider und die Kundin zog mit einem freundlichen Abschiedsgruss weiter. Dabei war auffällig dass sie ihr Gesicht verhüllte und eiligst durch die vorwiegend von Männern bevölkerte Strasse huschte. Frauen hatten es in dieser Wüstenstadt wahrlich nicht leicht.

Die Händlerin erblickte Sithal. „Ich grüsse Euch.“ Sie lächelte ihr freundlich zu und lauschte ihren Worten. Sie dachte nach. „Mhm… Tierpflegerin.“ Sie schaute sich nun auch um. „Nun ich habe für Menschen die mit Falken zu tun haben einen einarmigen Überwurf mit einer speziellen Verstärkung für die Krallen des Tieres.“ Meinte sie schliesslich. „Ansonsten kann ich die üblichen strapazierfähigen Kleider anbieten. Hosen aus Leder oder Stoff. Bequeme Pullover…sucht ihr etwas in dieser Art?“ Fragte die Frau.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Donnerstag 14. Februar 2008, 19:29
von Sithal
Die Händlerin bot Sithal Falknerkleidung an, aber damit konnte sie überhaupt nichts anfangen. Schließlich würde es ihres Erachtens nach um große, gefährliche Tiere gehen, nicht um Falken - obwohl sie Falken sehr interessant fand.
Sie schaute sich die Sachen an, die vor der Händlerin lagen. Es waren Hosen aus Leder und Stoff, im Grunde genommen also nichts anderes, als sie selber hatte. Trotzdem: Sie brauchte neue Kleidung, in ihren abgetragenen Sachen konnte sie da nicht auftauchen. Dann würde man sie für eine bedürftige Landstreicherin halten, was sie ja keineswegs war.
„Nun gut“, sagte sie dann, „Gebt mit eine Lederhose und ein bequemes Oberteil - aber möglichst für Frauen, wenn Ihr so etwas habt.“
Sithal war sich nicht so sicher, ob die Händlerin auch solch spezielle Frauenkleidung hatte, denn Frauen hatten hier in Sarma ja leider keinerlei Stellung.
<b>Ein Verlust ist das für diese Stadt. Es wäre doch viel spannender, wenn die Frauen auch mitmischen dürften. Nicht mal auf dem Marktplatz können sie sich frei bewegen, wie man gerade eben mal wieder gesehen hat.</b>
Nun hoffte sie also, dass es auch Kleidung für Frauen gab.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Sonntag 17. Februar 2008, 14:41
von fremde Frau
Die Händlerin musterte Sithal aufmerksam und hörte ihren Worten zu. Sie nickte schliesslich lächelnd und suchte die passenden Kleider heraus. Eine gut gearbeitete Lederhose und ein Oberteil, mit weiblichen Betonungen brachte sie nach vorn und legte sie auf einem kleinen Tisch aus. „Wollt ihr die Kleider anprobieren?“ Sie deutete auf eine Stelle die von vielen Leintüchern geschützt wurde und so neugierige oder lüsterne Blicke abhielten.

Dies ist einfaches Rinderleder, aber doch sehr stabil. Eignet sich gut zum Reisen und Reiten. Aber sicherlich auch bei der Pflege von Tieren, ich denke sie kann einige Kratzer aushalten. Wenn nicht könnt ihr sie mir jederzeit zum flicken bringen. Meinte sie freundlich lächelnd. „Zusammen kosten die Kleider 15 Goldmünzen.“ Meinte sie beiläufig. „Auch habe ich hier noch einen sandfarbenen Umhang für die Wüstenstürme hier in Sarma. Für 5 Goldmünzen.“ Meinte sie schliesslich. „Und ein gutes paar Lederstiefel für 7 Goldmünzen.“ Meinte sie weiter. Sie schien einen guten Handeln gewittert zu haben. Geld welches jeder hier in Sarma der nicht zur Oberschicht gehörte dringend gebrauchen konnte. Insgesamt also 27 Goldmünzen aber wenn ihr alles miteinander nehmt machen wir 25 daraus. Ich kann euch versichern, dass dies hier alles sehr gute Waren sind. Ich gebe mir immer sehr viel Mühe bei der Arbeit!“ Dies sah man auch. Die Nähte waren perfekt gefertigt. Auch das Leder wies keinen Makel auf.

„Ach…“ Kam ihr plötzlich noch in den Sinn und wühlte in den Stoffen herum. „Hier… nur für euch… ein seidenes Kopftuch. Verhüllt lebt es sich als so hübsche Frau wie ihr es seid hier viel leichter.“ Meinte sie leicht bitter. „Für 10 Goldstücke. Dann währen wir bei 35.“ Meinte sie schliesslich und schaute Sithal erwartungsvoll an.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Montag 25. Februar 2008, 17:07
von Sithal
Sithal war etwas irritiert, als sie von der Händlerin gefragt wurde, ob sie die Sachen anprobieren wollte. Sie kaufte ihre Kleider meistens auf Gutglück, meistens zu breit, und nähte sie sich dann enger. Wenigstens dafür war der Unterricht bei ihrer Großmutter gut gewesen. Auch heute wollte sie daran eigentlich nichts ändern, den von Tüchern verdeckte Bereich fand sie immer noch zu offen und unsicher. Es könnte ja alles Mögliche passieren. Da sie die Kleidung allerdings so schnell wie möglich brauchte konnte sie keine Zeit damit verbringen, sie erst noch umnähen zu müssen. Also würde sie ihre Zweifel den Tüchern gegenüber beiseite schieben müssen.
Sie folgte den Erklärungen der Händlerin, die ihr die verschiedenen Kleidungsstücke zeigte. Eine Hose und ein Oberteil, ein Umhang und Stiefel. Der Preis dafür betrug 27 Goldmünzen, aber sie würde, wahrscheinlich aus Freude darüber, so ein gutes Geschäft machen zu können, 2 Münzen vom Preis abziehen, wenn Sithal alles zusammen kaufte. Sie meinte auch, dass die Ware hier sehr gut war.
Davon wollte sich Sithal selber überzeugen. Sie nahm das Oberteil, begutachtete es von allen Seiten, konnte aber wirklich keine Fehler erkennen. Es war wirklich beste Arbeit und sein Geld wert.
Also meinte sie: „Nun Gut, ich nehme die Sachen. Ihr bekommt auch die 27 Münzen, die es wert sind.“

Die Händlerin empfahl ihr, sich auch ein Tuch zu kaufen, da es sich verhüllt wohl leichter leben ließe.
„Ihr müsst es ja wissen.“, meinte Sithal. „Also, wie ich schon sagte, ich nehme alles, wenn es passt.“
Sithal klemmte sich den Packen einfach unter den Arm und stiefelte zu dem verhangenen Bereich. Dort probierte sie die Sachen an. Sie passten wirklich gut, abgesehen von der Hose, die etwas zu lang war. Aber das störte sie nicht. Für einen Moment blitze in Sithal der Gedanke auf, sich so angezogen einfach davon zu stehlen, aber dagegen sprach, dass sie im Moment ja wirklich genug Geld hatte und es nicht nötig hatte, zu stehlen. Also kleidete sie sich wieder um und kehrte zum Stand zurück. Sie kramte 37 Goldmünzen aus ihrem Beutel hervor, legte sie der Händlerin auf den Tisch und sagte: „Sie passen wirklich wie angegossen. Habt vielen Dank. Ich werde wieder zu Euch kommen, wenn ich etwas brauche.“

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 1. März 2008, 11:21
von fremde Frau
Als sich Sithal in die Umkleide begab kam es so wie es wohl unweigerlich kommen musste. Die Befürchtungen der jungen Frau, dass dort hinter diesen Tüchern irgendwas geschehen konnte was vielleicht nicht gerade in ihrem Sinn war bestätigten sich in jenem Moment als sich zwei kleine Füsschen eingepackt in braunen Sandalen vor die Tücher stellten. Noch ehe Sithal irgendwie reagieren konnte schob eine ebenso kleine Hand den unteren Rand des Stoffes nach oben und offenbarte so den blick auf zwei dunkelbraune Augen die gebannt zu ihr hochstarrten. Das Augenpaar gehörte einem kleinen Jungen, vermutlich nicht älter als acht Jahre, mit kurzen schwarzen Haaren und einem neckischem Gesicht welches nur einem Schlitzohr gehören konnte. Er starrte die Frau an die gerade halb nackt in der Umkleide stand und… pfiff ihr nach wie er es von den Männern in der Schenke abgekuckt hatte. „BEIIIIIIII LYSANTHOR BIST DU ABER HEIIISSS“ Lachte er und offenbarte ihr eine reihe stummeliger Zähne. Erst beim zweiten Blick fiel auf, dass sein Haar zottelig und ungewaschen und seine Haut unrein war. Vermutlich ein Strassenkind wie es dies in Sarma zu genüge gab. „Darf ich dich mal anfassen?“ Fragte er neckisch und gluckste vergnügt vor sich her.

Die Händlerin hörte es… und reagierte sofort. „Ständig diese verfluchten Strassenköter!“ Knurrte sie und packte nach einem Besen der in ihrer Nähe stand und piekte mit dem Stiel dort hin wo sich der Schatten des Jungen abzeichnete. „Auha Auha!“ Protestierte dieser und sprang zurück. „Dämliche Kuh!“ Meinte er erzürnt und tapste davon. „Tut mir schrecklich Leid die Dame. Dies kommt hier leider häufiger vor als einem Lieb ist.“ Brummt die Händlerin verärgert. Doch ihre Mine hellte sich schlagartig auf als Sithal ihr kundgab dass sie ihre Kleider kaufen würde. Sie lächelte. „Wunderbar! Wunderbar!“ Meinte sie glücklich denn sie wusste, dass mit dem Verkauf dieser Kleider die nächste Woche sicher mit nahrungsmittel abgedeckt werden konnte. Vielleicht würde das Gold gar für einen Krug Kamelmilch reichen. „Habt vielen vielen Dank!“ Meinte die Frau glücklich als sie die 27 Goldmünzen entgegennahm. „Ihr könnt jederzeit wiederkommen Flickarbeiten mache ich bei euch zum halben Preis!“ Bot sie an und lächelte über beide Backen hinaus.

Vor dem Händlerstand hockte auf einer kleinen Mauer der Junge von vorhin und beobachtete die beiden Aufmerksam. Legte seinen Kopf schief und liess seine Beine schwingen. Er trug eine zerschlissene braune Tunika die mit Sand und Dreck nur so vollgehangen war. Er war eigentlich ziemlich mager und schlecht genährt.

Die geschäftigen Männer die am Marktplatz herumstreiften achteten sich nicht auf ihn oder die beiden Frauen beim Kleiderstand. Noch immer herrschte geschäftiges Treiben.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Dienstag 4. März 2008, 17:50
von Sithal
Sithal erschrak, als plötzlich dieser kleine Junge in die provisorische „Umkleidekabine“ schaute und anzügliche Bemerkungen machte. Am liebsten hätte sie ihn einen heftigen Tritt verpasst, aber sie stand einfach nur stocksteif da, bis die Händlerin mit wahrhaft schlagfertigen Argumenten eingriff. Zum Glück, sonst wäre es vielleicht noch zu einer Katastrophe gekommen, wenn Sithal sich aus ihrer Erstarrung hätte lösen können. Dann hätte der Junge eine Tracht Prügel bekommen, vielleicht sogar so eine, wie er sie noch nie bekommen hatte (wobei das bei so einem Straßenjungen eher unwahrscheinlich war, schließlich wurden sie doch ständig von irgendwo verjagt, und das auch mit Androhung von Schlägen.)
Die Händlerin entschuldigte sich höflich, aber sie konnte ja nichts dafür, dass es solchen kleinen Strolchen einfach einfiel, mehr oder weniger harmlose Marktbesucher zu behelligen. Sithal gefiel es, dass sie der netten Frau eine große Freude damit bereitete, die Kleidung zu kaufen, und noch mehr gefiel es ihr als rational denkende Frau, dass sie die Reparaturarbeiten für die Hälfte des eigentlichen Preises bekam. Das würde sich nur positiv auf ihren Geldbeutel auswirken.

Nun musste Sithal nur noch einen Platz zum Schlafen finden. Sie verstaute die eben gekaufte Ware in ihrem Beutel, bis auf das Tuch, mit welchem sie ihr Gesicht verhüllte. Sie ging dann schnellen Fußes an dem kleinen Jungen vorbei, der sie belästigt hatte, hielt dann aber inne, drehte sich um und ging zu ihm. Sie setzte eine drohende Mine auf.
„Sag mal, du Lausebengel, hat man dir keine Manieren beigebracht? Glaubst du, so wirst du mal eine Frau finden? Wenn ich dich noch mal hier erwische, wie du eine einfache Frau belästigst, dann setzt es was, hast du verstanden? Ja? Also, lass dich nie wieder in der Nähe des Standes dort blicken.“
Ihre Stimme war nicht mehr als ein Zischen, aber so sollte es auch sein. Schmale Augen und eine zischende Stimme - das war am Wirkungsvollsten um Drohungen im Gedächtnis des anderen einzubrennen, dass hatte Sithal im Lauf der Jahre gelernt.
Wie gesagt, jetzt brauchte sie einen Platz, zu dem sie alle paar Tage zurückkehren konnte, an dem sie ihre Habseligkeiten unterbringen. Entweder würde sie ihn den Gebäuden im Hafen oder in den Baracken im Wohnviertel fündig werden. Sie überlegte, ob sie noch etwas bräuchte, ihr fiel aber nichts ein. Also machte sie sich auf den Weg.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Donnerstag 6. März 2008, 11:49
von Erzähler
„Passt gut auf euch auf! Möget ihr auf euren Reisen erfolgreich sein!“ Lächelte die Händlerin Sithal hinterher und winkte. Sie schien zufrieden hatte sie doch eine gute Kundin für sich gewinnen können. Ja Frauen mussten in dieser Stadt eben zusammenhalten um gemeinsam überleben zu können. Sie drehte sich ab und begann die Kleider wieder zu überprüfen und sauber zu halten. Sithal reihte sich schliesslich in die Masse bestehend aus geschäftigen schnell dahin schreitenden Menschen ein. Aus dem Getümmel hinaus stach offenbar der kleine junge von vorhin der auf einer kleinen Mauer hockte und das Übel zu spät auf sich zukommen sah. Er riss seine Augen hoch und wollte türmen, doch da hatte Sithal ihn bereits gestellt.

Mit grossen Kulleraugen – ja Strassenkinder hatten so ihre Methoden – blickte er zu der jungen Frau hoch und lächelte unsicher. Doch dieses schwand sogleich zu einem schuldbewussten Schmollmund als sie begann ihn anzuschimpfen.

<i> „Sag mal, du Lausebengel, hat man dir keine Manieren beigebracht?“</i> Er öffnete seinen Mund zur Antwort, schwieg aber als Sithal weiterschimpfte. <i>“Glaubst du, so wirst du mal eine Frau finden?“</i> Er grinste. „Wenn sie nicht zu teuer ist.“ Meinte er schulterzuckend. Ausserdem fand er Frauen eklig… küssen und so… ihm schauderte. Er mochte Mädchen nicht, die waren in seinen Augen doof. Heulten gleich los wenn sie hinfielen und fanden Gefallen an Puppen. Wo sie doch nur ein Stoffklumpen waren. <i>“Wenn ich dich noch mal hier erwische, wie du eine einfache Frau belästigst, dann setzt es was, hast du verstanden? Ja? Also, lass dich nie wieder in der Nähe des Standes dort blicken.“</i> Er schluchzte. Spielte den verängstigten. „Ich hab doch niemanden der mir Marien beibringt, ich hab doch keine Mama und keinen Papa mehr.“ Wimmerte er ihr entgegen und drückte sich eine Träne weg.

Er hatte tatsächlich etwas Angst vor der Frau gekriegt… und begann zu weinen. Die Leute blickten sich um und brummten vor sich her. Weinende Bengel störten schliesslich.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Dienstag 11. März 2008, 19:13
von Sithal
Sithal fand es unverschämt, wie der kleine Junge auf ihre Frage - die eigentlich nicht als Frage gemeint war, antwortete. <i>“Wenn sie nicht zu teuer ist.</i>, sagte er, meinte damit die Frauen. Sithal schüttelte den Kopf. Es war wirklich dumm gewesen. Hier in Sarma zählten Manieren ja genauso wenig wie gutes Aussehen - alles war nichtig im Vergleich zum Geld. Wenn man Geld hatte, bekam man alles. Dann fing er an zu schluchzen und meinte, dass er ja keine Mama und keinen Papa hätte, niemanden, der ihm Manieren beibringen hätte können. Sithal seufzte. Ohne es zu wollen tat ihr der kleine Bursche leid. Auch wenn sie ansonsten sehr kaltherzig rüberkam - Kinder ohne Eltern erweichten ihr Herz. Schließlich wusste sie, wie es war, auf der Straße zu leben, wie es war, seine Eltern zu verlieren. Sicher, es wahr durchaus möglich, dass der kleine Junge vor ihr noch Eltern hatte und es nur eine Masche war, Mitleid zu erregen, und das wusste Sithal, aber sie konnte nichts dagegen tun, dass ihre Gesichtszüge weicher wurden und das drohende Funkeln aus ihren Augen verschwand.

Sie seufzte abermals. Was sollte sie tun, jetzt, wo sie das Mitleid gepackt hatte? Einfach weitergehen am besten. Aber dann hielt sie inne. Wenn der Junge wirklich ein Straßenkind war, dann könnte er ihr vielleicht sagen, wo sie hier einen Schlafplatz fand.
„Ich denke, ich weiß wie das ist.“, sagte sie mit mitleidiger Stimme und nickte Betroffen. „Aber, du kannst deinen kleinen Fehler jetzt vielleicht gutmachen, und zwar, indem du mir sagst, ob du hier in der Nähe einen Platz kennst, an dem jemand wie ich ungestört nächtigen kann. Aber wirklich <i>ungestört</i>.“

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 15. März 2008, 14:40
von Erzähler
Dicke gespielte Tränen kullerten dem Jungen über die Wange und sie verfehlten ihr Ziel nicht. Der Bub konnte ja nicht wissen, dass es sich bei Sithal ebenfalls um eine erfahrene Diebin handelte, sonst hätte er sicherlich nicht gemacht was er nun wagte. Denn als sie ihn mit so einem mitfühlenden und verzeihenden Blick anschauten und ihm kund gab über seine Fehler hinweg zu sehen, würde er ihr dafür helfen eine Bleibe zu finden, lächelte der Junge auf. „Oooh danke danke danke!“ Rief er freudig, streckte seine Arme auf die Seite aus und lief auf Sithal zu. Umarmte sie innig… und liess seine kleinen Langfingerchen binnen weniger Bruchteile von Sekunden über ihre Kleider, zu ihrer Tasche wandern wo er ihr Gold vermutete.

Der Kleine war schon ziemlich dreist, sie jetzt auch noch bestehlen zu wollen wo er doch schon bei seinem ersten… gewiss harmloseren Streich zur Rechenschaft gezogen worden war. Doch die Not und der Hunger, sowie der Druck der ganzen Diebesbande der er gehörte trieben ihn zu diesem Verhalten.

„Du bist vielleicht lieb.“ Hauchte er wieder und drückte sich noch fester an sich damit sein Opfer nicht merkte, wie er die ergatterte Brieftasche aus ihrer Tasche zog. Ahnungslose Opfer… hätten auch bestimmt nichts gemerkt, doch Sithal hatte ihre Sinne bereits geschärft und die flinken Finger des Jungen welche nicht dort hin glitten wo sie hinsollten entgingen ihr vermutlich keineswegs.

Als der Junge seine Beute sicher bei sich unter dem Ärmel verstaut hatte löste er die Umarmung und grinste Sithal breit an. „Eine bleibe natürlich gibt es dies hier! Gleich hier um die Ecke!“ Meinte er freudig und tat so als sei nichts gewesen. Er deutete auf eine Seitenstrasse. „Beim alten Mameluk gibt es für Frauen immer einen Platz zum Schlafen… sie können sogar etwas Geld bei ihm verdienen, mit was weiss ich nicht er lässt dort keine Kinder rein. Aber er sagt die Frauen hätten dort viel Spass.“ Ob dies wirklich ein Ort war wo Sithal hinwollte, war wohl zu bezweifeln. „Da gibt es dann auch noch die Bleibe des alten Orthos. Ein Blinder Mann der aber so reich ist, dass er sich mehrere Diener leisten kann. Er hat ein Gästezimmer weil er einsam ist und sich so um jede Gesellschaft freut und für eine gute Unterhaltung Speis und Trank kostenlos zur Verfügung stellt.“

Meinte der Junge zufrieden. Schliesslich hatte er für diese Auskünfte gerade… sehr sehr viel Geld bekommen.

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Samstag 15. März 2008, 22:28
von Sithal
Sithal riss überrascht die Augen auf, als der kleine Junge ihr um den Hals fiel. Ihre Gedanken wurden wieder die Ihren, nicht die einer mitfühlenden Frau. Was wollte er damit bezwecken? Warum warf sich ein kleiner Junge einer Frau an den Hals, die ihn nur kurz vorher total verschreckt hat? Sie versuchte zu denken wie er, aber so recht wollte ihr das nicht gelingen – bis sie die kleine Hand in ihre Tasche gleiten spürte. Sie ließ es geschehen, aber nur, um den Überraschungseffekt, den es geben würde, wenn er erführe, dass sie seine hinterlistige Tat bemerkt hatte, auch richtig auskosten zu können.
<b>Ein gewitzter Bursche, der Kleine.</b>, dachte sie bei sich. <b>Mich würde interessieren, wie viele arme Frauen und Männer er mit dieser Masche um ihr hart verdientes Geld brachte.</b>
Nun, wenn es die Reichen wären, die er bestehlen würde, dann würde sie kein Mitleid mit den Opfern haben, aber so ...
<b>Nun, im Grunde genommen bin ich selbst daran Schuld, dass ich mich von einem <i>Kind</i> überrumpeln lassen habe.</b> schalt sie sich. <b>Meine Gedanken waren nicht klar, vernebelt vom Mitleid.</b>

Nun erklärte der Junge, wo man hier einen Schlafplatz finden würde. Er erzählte von einem alten Mameluk, bei dem die Frauen viel Spaß hätten. Mit was sie sich Geld verdienten, wüsste er nicht, denn Kinder würden dort nicht eingelassen werden. „Sei froh,“, sagte sie. „Die Frauen amüsieren sich dort mit Sicherheit nicht. Sie werden gedemütigt, geschunden ... Ich hoffe, du besitzt die Vernunft, dort nicht einmal hin zu gehen, wenn du das Mannesalter erreicht hast.“, meinte sie. Ein Freudenhaus war sicherlich nicht das, was sie suchte, nein, solche Stätten gehörten für die zu den übelsten Folterhäusern, die es in den Städten der Menschen überhaupt gab.
Dann sprach der Junge von einem Mann namens Orthos, ein blinder, alter, einsamer Reicher, bei dem man sogar Speise und Trank umsonst bekam, wenn man ihm Gesellschaft leistete. Das hörte sich doch schon besser an. Auch, wenn Sithal die Gesellschaft nicht unbedingt suchte – vielleicht hatte der alte Mann Geschichten zu erzählen, so wie es die meisten alten Männer haben, und Geschichten lauschte sie gerne.

Sie war ebenso zufrieden wie der Junge, der sich mit ihrem Geldbeutel wohl gleich davonstehlen wollte. Bevor es aber so weit kommen konnte, meinte sie: „So, nun nimm dir zwei Taler aus meinem Beutel, denn du ohne Zweifel versteck hältst und verschwinde. Aber lass dir gesagt sein: Als Dieb hast du gewiss Talent.“

Re: Am Marktplatz

Verfasst: Donnerstag 20. März 2008, 19:49
von Erzähler
Der Junge wollte sich gerade abwenden, doch Sithal verhinderte dies gekonnt mit ihrer Entlarvung. Er wurde blass, drehte sich langsam wieder zu ihr um. Es gab nichts dümmeres als einen Dieb zu beklauen. „Ich…äh..i…ich…:“ Stammelte er vor sich her, tat aber verdutzt was sie ihm sagte, also zog er den gestohlenen Beutel hervor und kramte sich zwei Münzen hervor. „D…d…ank.ee“ Brachte er nervös hervor. „Komm….ich….bring dich zu Orthos ja?“ Meinte er hastig und eilte voraus. Der Gasse entlang und bog dann in kleine Seitenstrassen ein. Hier nahm die Dichte der Menschen ab die sich überall durch die Strassen der Stadt zwängen schienen. Denn sie durchquerten Hinterhöfe und kleine Gässchen denen kaum jemand Beachtung schenkte. Der Junge mied die grossen Prachtstrassen aus gutem Grunde, denn die Wächter mochten keine Herumstreunenden Kinder dort und sie wurden meist geschlagen und fortgejagt.

Seine Wegwahl bewies, dass man Villen auch von dreckigen Strassen aus erreichen konnte, denn nach etwa zwanzig Minuten des Fussmarsches erreichten sie das Edelviertel. Hier strotzten die grossen Steinvillen vor Prunk nur so und es war eine ziemliche ziemliche ziemliche Untertreibung des Jungen Orthos Wohnsitz als „Bleibe“ zu bezeichnen. Der Strassenjunge zeigte auf ein Haus welches an einer kleinen Anhöhe stand. Grosse Parkanlagen und künstlich bewässerte Grünflächen waren angelegt worden und luden sichtlich zur Erholung ein. Die Grüne Pracht bot ein herrlicher Kontrast zum fahlen braun des Wüstensandes und liess erahnen dass es sich hier wahrlich gut leben liess.

Garten wie auch Haus waren von einer schönen und gut gepflegten Steinmauer umzäunt. Am Eingang stand ein Diener der gerade damit beschäftigt war das Gittertor zu polieren. Der Junge deutete auf ihn. „Sag einfach, dass du Orthos Gesellschaft leisten möchtest.“ Er hielt kurz inne. „Nun… ich muss dir noch sagen, Orthos ist ein sehr lieber Mensch und ein Rätselnarr, es kann also sein dass er dir ein Rätsel stellt bevor du eintreten kannst.“ Meinte der Junge schliesslich.

"Aber er weiss auch viel und kennt fast jeden hier in Sarma!" Meinte der Junge weiter. "Krieg ich nochmals ne Münze dafür?" Der Junge verlor einfach nicht an dreistigkeit und bewahrte seine Frechheit welche er sorgfältig zu hüten schien.

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