Am Marktplatz

Dutzende kleiner Stände sind hier zu finden, die mit bunten Markisen abgedeckt sind, um Ware und Händler vor der Hitze zu schützen. Auf dem Platz findet sich außerdem ein großer Brunnen, aus dem die Kamele und durstigen Wanderer trinken.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Januar 2025, 09:18

Es wird alles gut. Das hatte Corax ihr immer wieder gesagt, um sie zu beruhigen. Und auch, dass sie an diese Worte glauben musste, damit sie wahr wurden. Er behielt Recht. Tatsächlich wurde es ... gut. Madiha fühlte sich gut. Die Macht durchströmte sie mit jedem Atemzug. Sie konnte sich dessen nun gar nicht mehr entziehen, nachdem der Drache ihre Kräfte berührt und einen neuen Teil daraus geschaffen hatte. Er gehörte jetzt ihr, ihr allein und sie fühlte sich wieder vollständig. Wenigstens in Körper und Geist. Ihre Seele würde Narben davontragen, denn die jüngsten Ereignisse gingen nicht spurlos an ihr vorüber. Eigentlich war nicht alles gut, aber genug, damit sie wieder aufatmen und erstarken konnte. Atmen ... ohja, sie fühlte ihre Feuermagie. Endlich wurde ihre Seele auf gewohnte Weise gewärmt. Endlich nahm sie wieder das sanfte Prickeln von Funken darauf wahr, wenn sie etwas rührte. Es kitztelte und kribbelte und erinnerte sie an all die guten Momente ihres Lebens, die von diesem magischen Unterton begleitet wurden. Manchmal schätzte man die Bedeutung einer Winzigkeit erst, nachdem sie verschwunden war. Das galt auch für Corax selbst, wobei Madiha ihn zuvor schon geschätzt hatte. Nein, nicht nur das. Er war ihr ein Freund geworden. Seltsam, wenn man bedachte, wie sie einander kennen gelernt hatten. Noch seltsamer, wie sehr er ihr etwas bedeutet hatte! Er fehlte ... es war nicht alles gut.
Die Erkenntnis hatte kaum Zeit, Bitterkeit auf Madihas Glücksmoment zu legen. Zwar wurde sie zunächst von einem Schrecken vertrieben, doch auch jener konnte sich in ihr nicht festigen. So unheimlich der Riss aussah, der sich über ihr und dem Drachen am Himmel auftat und so schaurig das Wesen auch kreischte, das dem Riss entstieg, sie erkannte schnell, was es war. Die Wahrheit pochte zwei Mal in ihr, zusammen mit ihrem Herzschlag, aber Madiha wagte noch nicht zu hoffen. Erst als das Wesen sich in einen Schwarm Raben aufteilte und dabei einen Regen aus schwarzen Federn zu ihr herabfallen ließ, wichen die Zweifel einem hoffnungsvollen Unglauben.
"Corax...?" Er war hier. Er lebte und er war zu ihr gekommen, weil er ihren rituellen Ruf gehört hatte. Er war wirklich hier! Aber er sah den Drachen offenbar als Gefahr an und wollte ihn attackieren. "Nicht!", versuchte Madiha noch zu verhindern, was scheinbar nicht mehr aufzuhalten war. Es war nicht alles gut. Was konnte sie schon ausrichten, die kleine Madiha Al'Sarma? Ich bin da. Jeder Atemzug erinnerte sie daran. Größe war nicht wichtig. Sie besaß Mächte, um andere an Dingen zu hindern. Sie besaß enorme Macht! Wichtig würde sein, wie sie diese einsetzte, aber sie könnte etwas unternehmen. Sie war nicht länger das dürre Sklavenmädchen. Ihr Feuer hatte ihr stets einen trotzigen Überlebenswillen geschenkt und diesen musste sie nun nicht einmal mehr in sich heraufbeschwören, um sich daran zu klammern. Nein, er stand ihr stets zur Seite und hielt ihre Hand. Alles, was sie tun musste, war, ihn zu umarmen, um sich seiner Kräfte - ihrer Kräfte! - zu bedienen.
Dies zu erkennen, brauchte jedoch zu viel Zeit. Zeit, in der das Leben fortbestand und andere Lebewesen agierten. Das schwarze Ungeheuer, in dem sie Corax vermutete, griff den Drachen nicht an. Es hatte sie erhört. Es stürzte auf sie zu, umhüllte sie vollständig und nahm sie im Schwung mit, so dass beide sich mehrmals wie ein Ball überschlugen, der über den Sand der Wüste hüpfte. Dann endlich blieben sie liegen. Madiha auf dem Rücken und Corax über ihr. Ja, er war es. Er schaute sie aus seinen funkelnden Rubinen an. Er strahlte! Und er rief sie bei diesem ominösen Titel, den sie nur ihm gestattete.
"Corax!" Sie umschlangen einander, hielten einander. Madiha spürte die Wärme ihrer Magie auf der Seele, aber darüber legte sich von außen die Wärme des anderen Körpers wie ein neuer Schutzfilm. Er hatte Recht behalten. Es war alles gut. Endlich! Tränen sammelten sich in ihren Augen, so dass ihre Sicht ein wenig verschwamm, als sie wieder die Lider hob. Seine Rubine glitzerten dadurch nur noch mehr. "Du lebst ... du lebst noch! Ich dachte, wir dachten ... wir dachten, du wärst tot..." Sie lächelte und er lachte auf. Das Rubinrot wurde von allen anderen existierenden Farben überlagert. Unter seinen schwarzen Strähnen schimmerte es weiß und dann doch wieder so farbenfroh wie unterhalb seines Federgewandes, das ihn und Madiha bedeckte. Er trug das Glück so wie Madiha ihre Magie: im Innern, verborgen und sie holten es hervor, wann immer sie es brauchten. Die vernarbte, dunkle Hülle außen war nur ein schutz und Beweis für ein hartes Leben, aber weder Corax noch sie selbst hatten dadurch jemals ihr Glück verloren. Er beteuerte ihr gar, dieses Glück schützen zu wollen. Er würde sie für immer beschützen, er schwor es. Doch Madiha ließ sich von der Wiedersehensfreude dadurch nicht blenden.
"Nein, Corax, du musst mich nicht beschützen. Ich habe gesehen, wie deine Perle schwarz wurde. Und ich habe dich gerufen, damit ich DIR helfen kann. Du hast gesagt, die Perle würde dunkel werden, wenn dir etwas zugestoßen ist. Und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du verletzt bist oder sogar..."
Ihre Worte dämpften ein wenig das Glück. Das regenbogenfarbene Schillern schwand nicht, aber es legten sich einige Dutzend schwarzer Federn wieder darüber und nur jene, die von dem Geheimnis wussten, würden es finden. Corax lehnte sich zurück, damit Madiha sich aufsetzen konnte. Er musterte sie mit einer Mischung aus Schuld und Rührung, aber er lächelte noch immer leicht dabei. Wie schön er aussah, wenn er das tat. Nun war es an ihm, ihre nicht mehr ganz so langen Haare zurückzustreichen. "Ich will nicht lügen. Ich bin verletzt worden", seufzte er aus. "Der Angriff an sich hätte nicht einmal eine Trübung der Kugel bewirkt, aber ich habe nicht mit Gift gerechnet. Einer seltsamen Form von Gift. Das Wesen war befallen und ich kämpfte einige Tage um mein Überleben, das stimmt. Die Perle dürfte nicht mehr existieren, denn man erzählte mir, dass es in der ersten Nacht so aussah, als würde ich dem Hybridenvirus erliegen." Er senkte den Kopf, als wäre es seine Schuld, dass ein Gift ihn fast dahingerafft hätte. "Es ist wahr, ich stand an der Schwelle des Todes. Aber er hat mich nicht hereingebeten, genauso wie ich das Virus abschütteln konnte, ohne dass es mich veränderte."
"Du bist schon anders genug", grollte es über ihnen. Der Drache hatte sich genähert und musterte Corax mit geschlitzten Augen. Dann streckte er seine Pranke vor. Sie war so riesig, dass nur die äußerste Spitze seiner Kralle sich für die Geste überhaupt unter den Kopf des Elfen schieben konnte. Er hob ihn mit einer feinmotorischen Sanftheit an, die man ihm nicht zugetraut hätte. Dann betrachtete der Drache sie beide.
"Schon in Ordnung, er ist ein Freund. Mein Freund." Corax griff nach Madihas Händen. Sie brauchte sein Regenbogenglück nicht sehen. Sie fühlte es. Er streichelte mit den Daumen über ihre Handrücken. Madiha aber wandte sich immer noch dem Drachen zu. "Er tut dir nichts."
"Das hoffe ich", entgegnete der Geschuppte. "Denn er könnte es. Ihr beide könntet es." Damit ruhte sein goldgelber Blick sehr lange auf dem Mädchen, dem er einen Bruchteil seiner eigenen Macht geschenkt hatte. "Ihr solltet einander immer auf Augenhöhe ansehen. Ihr seid ebenbürtig ... und ich fliege nun, ehe ich euch fürchten muss." Ob es Scherz oder Ernst war, ließ sich nicht einschätzen. Bei einem Drachen war die Mimik nun einmal schwer zu lesen. Aber er verabschiedete sich und kurz wurde Madiha von einer Sehnsucht erfasst, die nicht die ihre war. Ihr Feuer verband sie eben noch mit der alten Macht, die dem Drachen jetzt innewohnte. Er wollte sich endlich um seine Bedürfnisse kümmern. Fliegen, jagen, fressen, ein Weibchen finden, ein Gelege gründen... Drache zu sein war leichter, aber nicht unbedingt besser. Denn Madiha spürte, dass es nun gut war. Außerdem spürte sie eine ganz sanfte Brise auf ihrer Haut, als der Geschuppte sich in die Lüfte schwang. Sie schaute an sich herab, bemerkte ihre Nacktheit. Dann huschte ihr Blick zu Corax, der sie nun auch mit anderen Augen musterte, ein wenig rot um die Wangen wurde und sofort höflich den Kopf beiseite drehte. "Ehm ... Lange Geschichte..."
Er nickte. Dann ließ er Madihas Hände los und griff hinter sich. Es knackte und Corax ächzte. Außerdem konnte Madiha Blut durch die Luft glitzern sehen, als er sich seinen Federumhang ausriss. Wie warm sich das darunter verborgene Glück anfühlte, als er ihr das Federkleid umlegte. Es raschelte und hüllte Madiha vollständig ein. Ihr Feuer erkundete es neugierig, denn von den Federn selbst ging ebenfalls eine Macht aus. Madiha spürte sie. Sie konnte sie endlich wahrnehmen, da ihre eigenen Kräfte dafür ausreichten. Es war ein zauberhaftes Gemisch aus Glück und Leid, aus Lachen und Schabernack, Streichen und flatterhafter Unbekümmertheit. Es waren die Stockmännchen - die verderbten Kobolde - sowie geheimnisvolle, kunterbunte Feen, die wie Kolibris durch ihren Geist wirbelten. Dann legte sich die Kraft, denn natürlich hatte Corax sie nicht an Madiha abgegeben. Sie trug nur seinen Federumhang. Er saß noch immer vor ihr und seine Kräfte ruhten in ihm.
"Caleb, Jakub und Kjetell'o werden sich so sehr freuen, dass du lebst, dass es dir gut geht ... Dir geht es doch gut?"
Ein Schatten huschte über seine Miene. Das Lädcheln schwand, wenn auch nur für einen Augenblick. Es wich einem Rascheln, als Schwärze aus jenen Wunden herauswuchs, wo Corax sich das Federkleid ausgerissen hatte. Sofort war auch er wieder in einen Umhang aus Gefieder gehüllt, wenngleich er nicht so lang und wuchtig wirkte wie jener, den er über Madihas Schultern geworfen hatte. Das Lächeln kehrte zurück. Corax schüttelte sacht den Kopf. "Ich kämpfe trotz allem mit Liebeskummer, aber es wird vergehen. Ich habe erfahren, wie wahre Liebe aussehen sollte. Meine eigene ... war eine Lüge. Zu einseitig, zu unausgeglichen, ich..." Dann brachen Tränen sich ihre Bahn und rannen über sein Gesicht. Corax legte seine Hände darüber, verbarg seinen Blick, beugte sich vor und weinte. Aber sein Leid währte nur kurz, ein knapper Ausbruch, den man haben durfte, wenn Liebeskummer die Quelle war. Er schluchzte noch ein, zwei Male, ehe er wieder zu Madiha aufschaute. "Darf ich bei dir bleiben, kleine Herrin? Ich habe nur noch dich und ich möchte das nicht verlieren. Dich nicht und Kjetell'o und Caleb und ... und Jakub nicht. Es ist schwer, Glück in Einsamkeit aufzubauen. Bitte, weise mich nicht ab, kleine Herrin." Er war drauf und dran, sich vor ihr niederzubeugen, so wie sie es selbst oft genug bei Khasib und anderen getan hatte. Doch dann ging eine Veränderung mit ihm vor sich. Eine, auf die Madiha wohl schon lange gehofft hatte. Eine, die vielleicht auch die Worte des Drachen ausgelöst hatten. Corax verharrte, richtete sich wieder auf. Sein Gesicht war noch tränenfeucht, aber die Züge glatte, als hätte er soeben inneren Frieden gefunden. Er musterte Madiha. Er begann zu lächeln. Dann nickte er - entschieden. "Ich bleibe bei dir. Bei euch. Ich freue mich auch, die anderen wiederzusehen. Vor allem, weil wir ihnen das hier zeigen müssen." Er deutete auf sie. "Ich kann es riechen, atmen, spüren wie deine Wärme meine Haut kitzelt. Du ... bist eine Göttin der Feuermagie geworden. Was kannst du damit alles machen? Zeigst du es mir? Ich möchte es sehen!"
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 31. Januar 2025, 10:26

Corax wiederzusehen war etwas, das Madiha nicht erwartet hatte. Die Freude darüber aber kam vollkommen unverblümt und entsprang ihrem Herzen. Damit bezweckte sie nichts und wollte auch nicht, dass er sich nun schlechter fühlte. Sie erklärte ihm, was das Verdunkeln der Perle und das Verschwinden dieser im Anschluss für alle bedeutet hatte. Madiha erinnerte sich gut an den Moment und wie sie sich danach gefühlt hatte. Vollkommen leer, taub mochte man sagen. Aber sie erwiderte das leichte Lächeln, welches er ihr entgegnete und ließ sich auch von ihr berühren, als er ihre Haare zurückstrich. "Ich will nicht lügen. Ich bin verletzt worden. Der Angriff an sich hätte nicht einmal eine Trübung der Kugel bewirkt, aber ich habe nicht mit Gift gerechnet. Einer seltsamen Form von Gift. Das Wesen war befallen und ich kämpfte einige Tage um mein Überleben, das stimmt. Die Perle dürfte nicht mehr existieren, denn man erzählte mir, dass es in der ersten Nacht so aussah, als würde ich dem Hybridenvirus erliegen. Es ist wahr, ich stand an der Schwelle des Todes. Aber er hat mich nicht hereingebeten, genauso wie ich das Virus abschütteln konnte, ohne dass es mich veränderte." Madiha blinzelte einen Moment sprachlos. Sie ergriff schließlich Corax‘ Hand und drückte sie mit einem zuversichtlichen Lächeln. „Der Tod wusste wohl, dass wir auf dich warten!“, versuchte sie ihm Mut zuzusprechen, damit er wusste, dass sie seinen Tod nicht einfach hatten akzeptieren können. Dass SIE das nicht gekonnt hatte. “Du bist schon anders genug!“, hörte sie den Drachen brummen und schaute zu ihm. Sie versicherte ihm, dass Corax ein Freund war und ihm nichts tat. "Das hoffe ich. Denn er könnte es. Ihr beide könntet es."
Madiha erwiderte fragend den Blick des Drachen. Sie könnte es? Aber… wieso sollte sie? "Ihr solltet einander immer auf Augenhöhe ansehen. Ihr seid ebenbürtig ... und ich fliege nun, ehe ich euch fürchten muss." stirnrunzelnd sah sie dem Drachen hinterher. Ebenbürtig? Madiha wusste das schon lange, nur Corax hatte es nie akzeptieren können. Doch dann wurde sie abgelenkt, als der Drache sich in die Luft erhob und den sandigen Boden aufwirbelte. Sie schirmte ihre Augen vor den Sandkörnern ab und schaute schließlich in den Himmel, bis der Feuerdrache kaum noch zu sehen war. Schließlich wurde sie sich ihrer Nacktheit bewusst. Und errötete augenblicklich. Corax aber handelte, zupfte sich seinen Rabenumhang heraus und legte ihn über ihre Schultern. Madiha versank unter dem Federkleid und spürte die Schwere. Sie ächzte etwas, bis sie der Magie gewahr wurde, die der Mantel noch für einen Moment trug. Sie schloss die Augen, spürte dem Glück und dem Leid nach, spürte die Macht und die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf vor Ehrfurcht. Schließlich verblasste das Gefühl und sie blickte Corax an. Sie wollte wissen, ob es ihm wirklich gut ging. "Ich kämpfe trotz allem mit Liebeskummer, aber es wird vergehen. Ich habe erfahren, wie wahre Liebe aussehen sollte. Meine eigene ... war eine Lüge. Zu einseitig, zu unausgeglichen, ich..."

Madiha zog die Augenbrauen hoch und starrte den weinenden Corax an. „Corax…“, seufzte sie mitfühlend und zog ihn in ihre Arme. Sie strich ihm in dem kurzen Moment seiner Trauer über den Rücken, tröstete ihn, soweit sie konnte. Sie hatte keinen Rat für ihn, denn Madiha war nicht erfahren genug in solchen Dingen. In ihrer Welt aber war nichts gut, was einem solchen Kummer bereitete. Und das sagte sie ihm auch: „Nichts ist es wert, dass du so darunter leidest, um es zu haben“, murmelte sie leise und schloss einen Moment die Augen. Ganz automatisch streckte sie ihr Feuer nach Corax aus, um ihm Wärme zu schenken. Es war ein innerer Wunsch, der sich nun mühelos umsetzen ließ. Sie zuckte davor zurück, weil es so neu und leicht war. "Darf ich bei dir bleiben, kleine Herrin? Ich habe nur noch dich und ich möchte das nicht verlieren. Dich nicht und Kjetell'o und Caleb und ... und Jakub nicht. Es ist schwer, Glück in Einsamkeit aufzubauen. Bitte, weise mich nicht ab, kleine Herrin.“ Sie öffnete bereits den Mund, um ihm zu sagen, dass das nicht ihre Entscheidung ist aber dann vollführte er selbst eine Wandlung: "Ich bleibe bei dir. Bei euch. Ich freue mich auch, die anderen wiederzusehen. Vor allem, weil wir ihnen das hier zeigen müssen.“ Sie sah an sich herab, als er auf sie deutete. „Dass ich nackt bin?“, fragte sie naiv, wie sie manchmal war. "Ich kann es riechen, atmen, spüren wie deine Wärme meine Haut kitzelt. Du ... bist eine Göttin der Feuermagie geworden. Was kannst du damit alles machen? Zeigst du es mir? Ich möchte es sehen!" Madiha errötete. Sie lächelte etwas schüchtern und schüttelte den Kopf. „Nein es… es war ein Geschenk. Ich…“, sie musterte Corax. Wo sollte sie nur beginnen? Wie sollte sie ihm erklären, wie es dazu gekommen war? Madiha schaute auf den Sand um sich herum. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“, murmelte sie halblaut und hob dann die Schultern. „Ich bin jedenfalls keine… Göttin“, widersprach sie. Dann aber lächelte sie. „Aber ja, die Magie scheint mächtig zu sein“, sie hob ihre Hand. Er wollte ja etwas sehen. Dann erschuf sie ein Dreieck auf ihrer Handfläche, einen Kegel, eine Kugel, einen Zylinder. Madiha gelang es spielend, die Übungen nachzuahmen, die Kjetell’o ihr aufgetragen hatte. Sie klammerte sich an das, was sie kannte. Doch dann spürte sie, wie ihr Feuer neugierig wurde. Sie spürte, wie mühelos es ihr gelang es anzurufen, wie es sie gleich erfüllen wollte.
Madiha’s Mimik wurde glatt. Das Feuer auf ihrer Hand spiegelte sich in ihrem Blick wider. Sie starrte das winzige Flämmchen an und mit einem Mal fühlte sie die unbändige Leidenschaft, die sie erfasste. Sie fühlte die Hitze, die sie willkommen hieß, wie eine Freundin. Sie fühlte das schiere Potenzial, das sie imstande war, zu entfalten. Madiha atmete tief ein, füllte ihre Lungen mit dem Drachenfeuer, wie sie es mit eigenen Augen im Schlund des Drachen gesehen hatte. Es pulsierte durch ihren gesamten Körper, erfüllte alles in ihr mit Lava. Sie trat einen Schritt von Corax weg, legte den Mantel aus Rabenfedern ab und breitete die Hände aus. Sie wirkte ein wenig, wie in Trance doch dann entzündete sie sich selbst. Sie war pures Feuer und es fühlte sich großartig an. Erhaben, ganz… Madiha ließ sich, wie schon einmal ein wenig in die Luft erheben, brannte, wie eine Feuergestalt und ließ dann dieser Macht freien Lauf. Sie schloss die lodernden Augen, während sich um sie herum der Sand der Wüste erhob. Madiha formte aus dem Sand und ihrem Feuer Skulpturen. Corax erkannte sie vermutlich: Es waren Caleb, Kjetell’o, Jakub und sie selbst. Madiha erschuf sie, aber das war nicht alles. Mit einer einfachen Bewegung ihrer Arme erhob sich aus dem Sand ein gewaltiges Schiff. Ein Schiff aus Feuer auf einem Meer aus Lava. Darauf tanzten ganz eigen Flammengestalten. Sie alle sahen aus, wie die Freunde, die Corax besaß. Madiha zeigte Corax die gesamte Geschichte, wie es dazu gekommen war, dass sie das hier nun beherrschte. Sie zeigte die Schiffsreise, nachdem Ilmy ihr diesen Auftrag gab. Sie zeigte Liquis, sie zeigte die Ankunft in Sarma. Madiha erschuf aus Feuer ein Schattentheater und spielte Corax alles vor. Sie ließ ihre Erinnerungen hineinfließen, ihre Emotionen. Sie zeigte das Zerspringen der Perle, ihre Trauer, ihre Leere. Sie verriet ihm, wie sie leichtsinnig einem Drachen entgegengetraten war, wie sie das Feuer abgegeben hatte, um bei Caleb zu sein, um zu leben. Sie zeigte ihre Zerrissenheit, sie bildete immer weitere Bilder aus Feuer und Sand. Sie zeigte Khasib, ihre Befreiung von diesem und sie zeigte, was der Drache in Sarma erreicht hatte. Corax wurde Zeuge von allem, was Madiha ohne ihn erlebt hatte und schließlich kehrte sie zurück auf den Boden. Sobald ihre nackten Füße den Sand erreicht hatten, erloschen all die Bildnisse aus Feuer. Nur die Sandfiguren ihrer Freunde blieben. Dann erlosch auch sie selbst. Madiha atmete schwerfällig und sank in den Sand zurück. Sie krallte ihre Finger hinein und schloss die Augen. Sie schwitzte, es war sehr, wirklich sehr viel Magie gewesen. Und doch fühlte es sich so verdammt richtig und gut an. Es war berauschend… und beängstigend!
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Freitag 31. Januar 2025, 18:57

Der Drache ließ mit seiner kryptischen Ausdrucksweise einige Rätsel zurück, aber in einem behielt er Recht: Madiha und Corax waren sich ebenbürtig. Ob er es allerdings so meinte, wie die Sarmaerin es interpretierte, blieb ungeklärt. Sie hatte den Dunkelelfen, der ihr gegenüber im Sand hockte und gerade seinen Federmantel um sie legte, schon immer auf Augenhöhe gesehen. Aber vielleicht brauchte Corax die Worte aus dem geschuppten Maul eines gewaltigen Reptils auch, um es endlich zu erkennen. Wenigstens tat er es, denn nach einer ersten Bitte, an Madihas Seite zu bleiben, korrigierte er sich. Er forderte nicht, sondern stellte es nun als Tatsache dar. Er würde bleiben und er freute sich schon, auch die anderen einstigen Gefährten wiederzusehen. Alles in allem ging es ihm sogar gut. Nur Liebeskummer erfüllte sein Herz und Madiha wusste, was dies bedeutete. Sie mochte die Details nicht kennen, aber wenn Corax dermaßen in Trauer reagierte, dann nicht, weil er kurzzeitig, sondern wohl dauerhaft von Azura getrennt sein würde. Sie hakte auch nicht nach. Damit hielt sie sich gar nicht auf. In ihrem Mitgefühl suchte sie nach einem Rat, fand aber nichts Brauchbares aus ihrer Sicht. Trotzdem wollte sie Corax ein wenig Mut machen.
"Corax ... Nichts ist es wert, dass du so darunter leidest, um es zu haben."
Er senkte die Hände. Azura und er schienen kein Gemeinsam mehr zu haben. Dennoch vergoss er Tränen für sie, noch immer. Darunter sammelte sich aber ein zuversichtliches Lächeln. Madihas Worte fruchteten. Der Elf fasste Mut und sah auf. "Es ist nicht das größte Leid in meinem Leben, aktuell nur am stärksten spürbar ... Sie ist in guten Händen. Mein Bruder kümmert sicher sehr innig um sie." Eine Pause entstand. Corax schien keinen Groll gegen Emmyth zu hegen. Absolut nichts deutete darauf hin, im Gegenteil. Er wirkte sogar glücklich, dass seine einstige Liebe und sein Bruder einander noch hatten. Doch etwas bedauerte er. "Es ist schade, dass ich so nun keine Zeit mehr mit Emmyth oder meinem Vater verbringen können werde. Aber es ist besser, wenn sie glauben, ich sei tot. Dann ... hat keiner von ihnen ein schlechtes Gewissen, dass sie sich gefunden haben." Corax konnte nicht verhindern, dass ihm erneut die Tränen kamen, aber er lächelte tapfer. Dann drückte er Madihas Hand. "Ich werde darüber hinwegkommen, wenn ich nur bei dir und den anderen sein kann. Das ... brauche ich." So sehr wie Madiha ihr Feuer brauchte. Sie, Caleb, Kjetell'o und möglicherweise auch Jakub waren für Corax wahre Lebensessenz. Er spürte auch, wie viel Macht inzwischen hinter Madihas Kräften steckte und sehnte sich eine Demonstration herbei.
Nach erstem Zögern gewährte Madiha ihm den Wunsch. Sie fing klein an. Oh und wie klein. Sie präsentierte die Übungen, die Kjetell'o ihr beigebracht hatte, doch das neue Lebensfeuer in ihr empfand es beinahe als langweilig. Natürlich arbeitete es mit. Es funktionierte sogar mehr als gut. Madiha hatte keinerlei Probleme, sie spürte nicht einmal, dass sie ihre Kraft wirklich anrief. Es geschah vollkommen automatisch, so wie man atmete oder blinzelte. Alles, was sie bemerkete, war, dass ihr Feuer mehr gefordert werden wollte. Meine Fähigkeiten sind so groß wie die deines Altfeuers, nur dass sich noch die Glut des Drachen damit vereint hat. Wir sind groß. Lass uns zeigen, wie gewaltig wir sein können!
Dadurch angefacht erhob sich Madiha. Sie legte Corax' Mantel ab und er senkte höflich den Blick. Als sie sich jedoch in Flammen hüllte, schaute er wieder hin. Sein Mund öffnete sich unter einem aufgeregten Lächeln, als Madiha den Boden unter sich verlor, weil sie phönixgleich auftieg. Sie schwebte auf der Hitze ihrer Mächte, leuchte wie eine menschlich gewordene Fackel, sprühte sanfte Funken und tief den Sand an, sich unter ihrer Magie zu formen. Es war spielend leicht, denn die Hitze schmolz die Wüste und sie schuf Gestalten ihrer Freunde aus Glas mit einem rotgolden tanzenden Glutkern. Weil das Glas beständig erhitzt wurde, blieb es biegsam und geschmeidig. Madiha konnte die Figuren führen und formen. Sie schuf ein Schiff auf gleiche Weise. Mit einem Glitzern des Sonnenlichts durchbrach es das Meer aus Flammen und segelte auf den zuckenden Wellen. Madiha sandte ihre eigene Gestalt und die ihrer Freunde auf das Schiff. Sie schuf eine kleine Glasperle, die plötzlich dunkelrot glühte und zersprang. Sie ließ ihre Flammen zu einem kummervollen Dunkelrot verkommen, kreierte den verletzten Drachen und zeigte Corax den Moment, da sie ihr Feuer verlor. Ihre Flammen färbten sich nun schwarz. Dafür ließ sie das nachgestellte Drachenfeuer wie Lava durch das Glasmodell Sarmas fließen, das sie ebenfalls mit Leichtigkeit schuf. Corax staunte mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund. Die Kinnlade klappte ihm so weit herunter, dass er fast seine eigene Brust berührte. Er schloss den Mund erst wieder, als Madiha zu Khasib überging und dessen Ende noch einmal darstellte. Plötzlich war es so leicht und ihr fast Genugtuung, seine kleine Glasgestalt soweit zu schmelzen, bis der Sand regelrecht verkohlte. Schwarz schwebte er zwischen den Flammen, ehe eine feurige Brise ihn in alle Richtungen verteilte. Noch einmal sagte Madiha sich von diesem Mann los, der ihr Leben so strapaziert hatte. Schließlich endete ihre Geschichte. Ihr Feuer verlosch, die Glasgestalten erkalteten und blieben im Sand stehend zurück. Das Schiff, Sarmas Modell, ihre Freunde ... vielleicht würde der Sand sich bald darüber wehen, doch für den Moment hatte Madiha ein durchsichtiges Monument ihres Feuerverlustes und dessen Wiedergewinnung geschaffen. Sie sank auf den warmen Wüstensand nieder. Tatsächlich hatte sie die Nutzung ihrer Magie durchaus erschöpft. Passierte das wahren Meistern denn überhaupt? Möglicherweise machte sie es noch nicht ganz richtig. Kjetell'o hatte von diversen Atemübungen gesprochen und auch, wie sie ihre Reserven am sinnvollsten aufteilen musste, um für diesen und jenen Zauber länger durchzuhalten. Vielleicht fehlte ihr auch nur Routine. Es würde sich geben. Mit genug Übung würde sie ihrer Macht würdig sein und nicht mehr schwitzen, nachdem sie sie gewirkt hatte.
Corax war sofort bei ihr. Erneut legte er ihr sein Federkleid um. "Das ... war wundervoll. Ich spürte deine Macht, aber wie großartig du sie einsetzt! Es ... es war wunderschön. Du bist eine Göttin der Flammen, kein Zweifel. Du bist eine Feuerkönigin!" Plötzlich trat er einen Schritt zurück, legte seine flache Hand auf sein Herz und verneigte sich tief vor Madiha. "Und ich werde dein Herold sein. Dein Beschützer, dein Trauerträger, dein Glücksbringer. Dein ... Liebhaber, falls Caleb sich ziert und du Sehnsucht hast. Dein Bote, Kämpfer, Mörder. Was immer du benötigst. Dir werde ich keine Bitte verwehren, kleine Herrin. Große Feuerkönigin. Ich gehöre nicht dir, denn ich bin kein Sklave mehr. Aber dir gehört meine Loyalität, freiwillig gegeben. Ich werde alles für dich sein, das du brauchst." Er erhob sich wieder, ergriff Madiha an den Händen und zog sie auf ihre Beine. Dann umarmte er sie innig. "Vor allem aber ein Freund."
So standen Madiha und Corax eine Weile da. Selbst, falls ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten, hielt er sie aufrecht. Und immer wieder konnte sie kleine weiße Haaranteile erkennen, in denen der Regenbogen glitzerte. Corax besaß ... Glückssträhnen. Plötzlich trat er zurück, drehte sich um und neigte sich etwas. "Steig auf meinen Rücken. Halt dich fest und sag mir, wohin ich dich bringen soll. Etwas Ruhe kann dir nun sicher nicht schaden, aber der Wüstensand ist deiner nicht würdig. Wir suchen dir ein bequemes Bett, große Polsterkissen, was immer du willst." Im besten Falle wollte sie zu ihren Freunden zurück. Dann konnte Corax sie ebenfalls wiedersehen, aber wäre das überhaupt im Fokus, wenn er Madiha als Sarmas Feuerkönigin ankündigte? Immerhin wollte er ihr Herold sein und das wäre seine erste Amtshandlung!
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 1. Februar 2025, 10:21

Madiha war gewiss nicht die richtige Person, um Corax Ratschläge in Liebesdingen zu geben. Aber sie wollte, dass es ihm gut ging und er sich besser fühlte. Aus diesem Antrieb heraus, erteilte sie ihm trotzdem einen Rat. "Es ist nicht das größte Leid in meinem Leben, aktuell nur am stärksten spürbar ... Sie ist in guten Händen. Mein Bruder kümmert sich sehr innig um sie." Das lies Madiha die Stirn runzeln. Es war wohl kaum das richtige, wenn sich Emmyth nun mit Azura vergnügte. Madiha spürte einen Groll gegen die hochnäsige Adelige aufkommen. Sie hatte sie bereits in vielen Dingen erlebt und war selbst fertig mit ihr. Aber dass sie nun Corax das auch noch antat, nach allem, was gewesen war, verstand sie nicht. Das war keine Liebe. Das war Missbrauch von Macht. "Es ist schade, dass ich so nun keine Zeit mehr mit Emmyth oder meinem Vater verbringen können werde. Aber es ist besser, wenn sie glauben, ich sei tot. Dann ... hat keiner von ihnen ein schlechtes Gewissen, dass sie sich gefunden haben." Noch mehr legte sich die Wut über ihre Gedanken bezüglich Azura. Das, was Corax da sagte war in so vielen Dingen falsch. Es würde sie nachhaltig beschäftigen und Madiha würde mit Corax in einer ruhigen Minute reden wollen. Es durfte nicht unbesprochen bleiben, das spürte sie. Doch jetzt glaubte sie, dass Corax sich lieber auf die fröhlichen Dinge konzentrieren sollte. Er sollte nicht gleich wieder im Leid ersticken. Und Corax? Der wollte sehen, zu was sie inzwischen dahin war. Madiha fing klein an. Sie spürte, dass sie ihr Feuer langweilte und musste sich doch selbst erstmal an all das gewöhnen. Und als sie merkte, wie einfach es ihr inzwischen fiel, sich auf das Feuer einzustimmen, dass es keine Barriere mehr gab zwischen ihr und der Magie, da öffnete sie alle Sinne, ließ das Feuer hinaus und brannte ihre Geschichte in den heißen Wüstensand. Madiha verewigte sich in dieser Einöde und schuf gleichzeitig ein Mahnmal ihres Lebens. Sie würde fortan nicht mehr die Sklavin sein. Sie würde jemand anderes werden, sich weiterentwickeln, sie erneuern. Sie war verbrannt und sie war auferstanden. Jetzt begann das Leben, das sie tief in sich immer hatte führen wollen. Madiha spielte mit ihrem Feuer, mühelos und doch nicht ohne Anstrengung. Es fiel ihr so leicht sich dem Element hinzugeben, aber es zehrte auch noch von ihrer Kraft. Sie musste sich daran gewöhnen, aber Madiha spürte instinktiv, dass sich das schon recht bald verflüchtigt wurde. Glücklich, machterfüllt und doch bescheiden, sank sie demütig zum Boden. Sie atmete etwas schwerer, aber sie war längst nicht so erschöpft, wie früher.

"Das ... war wundervoll. Ich spürte deine Macht, aber wie großartig du sie einsetzt! Es ... es war wunderschön. Du bist eine Göttin der Flammen, kein Zweifel. Du bist eine Feuerkönigin!" Madiha lachte leise auf, schüttelte aber den Kopf. „Oh nein, Corax. Nichts von alledem. Ich bin weiterhin die, die ich war- nur habe ich jetzt eine Aufgabe!“ Madiha lächelte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Und ich werde dein Herold sein. Dein Beschützer, dein Trauerträger, dein Glücksbringer. Dein ... Liebhaber, falls Caleb sich ziert und du Sehnsucht hast. Dein Bote, Kämpfer, Mörder. Was immer du benötigst. Dir werde ich keine Bitte verwehren, kleine Herrin. Große Feuerkönigin. Ich gehöre nicht dir, denn ich bin kein Sklave mehr. Aber dir gehört meine Loyalität, freiwillig gegeben. Ich werde alles für dich sein, das du brauchst." Nun aber verdunkelt sich ihr Gesicht für einen Augenblick. Madiha sah den Elfen an und schüttelte entschlossen den Kopf. „Kannst du nicht einfach nur mein Freund sein? Ich brauche keinen … Herold- was ist das überhaupt?- Und ich brauche keinen Glücksbringer. Aber ich brauche dich, Corax. Als meinen Freund. Nicht mehr. Weißt du, was ich mir wirklich wünschen würde von dir?“, fragte sie ihn und blickte ihn mit einer Milde an, die ihr gut stand: „Dass du etwas in deinem Leben findest, dass du ganz allein willst. Dass nur dir gehört und dessen du dich erfreuen kannst. Eine Aufgabe und die besteht nicht darin, mir den Teppich auszurollen, auf dem ich gehen kann.“, lächelte sie schließlich. „Du bist jemand. So, wie ich jemand bin, inzwischen. Höre nicht auf nach deiner Bestimmung zu suchen, Corax! Wir, deine Freunde, sind nicht dein Leuchtfeuer. Wir sind deine Wegbegleiter, so, wie du für uns! Gemeinsam.“ Madiha lies die Worte einen Moment wirken. Sie war von sich selbst erstaunt, weil sie das Gefühl hatte, endlich in sich zu ruhen. Da war keine innere Zerrissenheit mehr. Kein Zweifel. Sie war schon immer freundlich, zugewandt und hilfsbereit gewesen. Aber jetzt war es ein Charakterzug, der in den Vordergrund trat, weil sie zu sich gefunden hatte und nicht, weil sie Angst hatte, sonst nicht geliebt zu werden.

"Steig auf meinen Rücken. Halt dich fest und sag mir, wohin ich dich bringen soll. Etwas Ruhe kann dir nun sicher nicht schaden, aber der Wüstensand ist deiner nicht würdig. Wir suchen dir ein bequemes Bett, große Polsterkissen, was immer du willst." Madiha lachte auf und sah sich um. „Corax, ich bin Samaerin. Wir bestehen quasi aus Wüstensand!“, sie lächelte. „Ich kann gehen. Das wird schon gehen.“, sie sah sich um. „Ich weiß nur leider die Richtung nicht. Der Flug auf dem Drachen hat mich abgelenkt, weil es so unwirklich war. Kannst du vielleicht hochziehen und nachschauen, wohin wir gehen müssen?“, fragte sie und kratzte sich an der Nase. Sie erhob sich auf ihre Füße und spürte den hitzigen Sand als angenehme Temperatur. Wärme machte ihr scheinbar nichts mehr aus. Trotzdem würden sie vermutlich einen ordentlichen Weg nach Sarma nehmen müssen… war das überhaupt zu schaffen?
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 2. Februar 2025, 13:53

Wo Madiha einen wachsenden Groll gegen die offenbar ausufernden Zustände rund um Azura und Corax' Familie verspürte, da zeigte sich der Dunkelelf überraschend ruhig. Anscheinend hatte er bereits reichlich Zeit gehabt, sich mit den Tatsachen auseinander zu setzen und jedes seiner Worte wirkte ... ehrlich. Er gönnte es seinem Bruder und seiner nun wohl einstigen Beziehung aufrichtig, dass sie so viel ineinander sahen. Genug, um Corax' Gefühle dabei zu vergessen oder gar nicht erst zu hinterfragen. Denn Madiha wusste, wie ähnlich er und sie sich im Grunde waren! Auch Corax steckte zurück, wenn dadurch andere glücklich wurden, die ihm am Herzen lagen. Nun war das Resultat, dass sein Bruder die Frau abbekam, die er aus Madihas Sicht eindeutig längst nicht mehr verdient hatte. Er hatte es verdient, weniger zu leiden, mehr zu lächeln! Und eigentlich hätte er auch verdient, bei seiner Familie sein zu dürfen. Corax aber schien sich entschieden zu haben. Er machte Nägel mit Köpfen und schnitt jede Verbindung ab, indem er seinen Tod vortäuschte. Es würde funktionieren, solange er sich in Andunie nicht mehr blicken ließ. Hier in Sarma dürfte er zumindest sicher davor sein, dass sein eigenes Lügenkonstrukt in sich zusammenbrach. Aber allein schon, dass er nicht vollkommen allein gelassen worden war mit den Dingen, die ihn in und um Andunie lange beschäftigt haben mochten, reichte aus, um den Regenbogen unter Gefieder und Haare zu mischen. So wie er seinem Bruder aufrichtig das Glück gönnte, aufrichtig um seine verlorene Liebe und Familie trauerte, so sehr freute er sich auch aufrichtig, Madiha wiederzusehen. Mehr nocht, er hob sie auf ein Podest, auf dem sie sich nach wie vor ein wenig unwohl fühlte, nachdem er das Ausmaß ihrer magischen Fähigkeiten hatte bewundern dürfen. Obwohl Madiha die Feuermagie beherrschte, so war es doch Corax, der sprichwörtlich Feuer und Flamme war.
Kaum, dass er sie erneut schützend unter seinen Federumhang gehüllt hatte, damit sie in ihrer Erschöpfung nicht auch noch nackt neben ihm knien musste, gelobte er ihr neben ewiger Treue zahlreiche andere Dinge. Was er sie benötigte, Corax wollte es für sie sein! Selbst den Liebhaber oder Mörder schloss er dabei nicht aus. Aber Madiha brauchte nur eines von ihm.
"Kannst du nicht einfach nur mein Freund sein? Ich brauche keinen ... Herold - was ist das überhaupt? Und ich brauche keinen Glücksbrinter. Aber ich brauche dich, Corax. Als meinen Freund. Nicht mehr." Er schaute sie an, blinzelte, aber eine einzelne Träne entkam seinem Augenwinkel dennoch. Rasch wischte er sie und ihre Spuren beiseite. Dann nickte Corax und legte in mehr als tiefer Freundschaft seine Arme um sie.
"Du bist jemand. So wie ich jemand bin, inzwischen. Höre nicht auf, nach deiner Bestimmung zu suchen, Corax! Wir, deine Freunde, sind nicht dein Leuchtfeuer. Wir sind deine Wegbegleiter, so wie du für uns! Gemeinsam."
"Ich danke dir, kleine Herrin", flüsterte er in ihr Haar hinein, blies dann hindurch und lächelte, als ihn einige ihrer feinsten Strähnen an der Nasenspitze kitzelten. "Aber bis ich diesen Punkt erreicht habe, rolle ich dir nur zu gern den Teppich aus. Es macht Spaß, dir zu folgen. Neben dir zu gehen - auf gleicher Höhe. Dennoch wirst du dich daran gewöhnen müssen, dass ich dich überall als die Feuerkönigin ankündige, die du geworden bist." Er löste die Umarmung auf, um Madiha im Abstand einer halben Armeslänger zu betrachten. "Du sollst gesehen werden!", sagte er entschieden. Ein Wunsch, der inmitten der Wüste nicht erfüllbar wäre. Bis auf Sand, einige Wüstenschlangen und Insekten, sowie die immer währende Hitze gab es hier nämlich nichts. Daher schlug Corax vor, aufzubrechen. Er bot Madiha sogar an, auf seinen Rücken zu steigen, was sie nur herzlich lachen ließ. Sie glaubte fälschlicherweise, dass er sie aufgrund des Einsatzes ihrer Magie schonen wollte. Ja, sie war ein wenig erschöpft, aber lange nicht an ihre Grenzen gekommen. Eine Erkenntnis, die sich in ihr noch festigen musste. Ihre Macht war plötzlich enorm!
Sie fühlte sich in der Lage, den Rückweg zu bestreiten, denn sie wollte wieder nach Sarma. Bereits jetzt vermisste sie Caleb, der schon bei ihrer Abreise Sorge im Blick hatte. Außerdem könnte Kjetell'o ihr möglicherweise mehr über die Veränderung sagen, die mit ihr stattgefunden hatte. Er könnte ihr helfen, ihr magisches Potenzial einzuordnen. Und nicht zuletzt wollte sie den tot geglaubten Freund zurück zu jener Familie bringen, die er verdiente. Einzig den Weg kannte sie nicht. Die Stelle, an der der Feuerdrache sie zurückgelassen hatte, glich in jede Richtung der jeweils anderen. Sie konnte nicht einmal eine Oase ausmachen. Ringsumher gab es nur Sand. Ihre Position unterschied sich lediglich durch ihr geschaffenes Glasmonument von den anderen.
"Kannst du vielleicht hochziehen und nachschauen, wohin wir gehen müssen?", fragte sie Corax. Sie wusste ja, dass er sich in einen Raben verwandeln konnte. Vom Himmel aus müsste er Sarma leicht ausmachen können. Der Dunkelelf aber schüttelte den Kopf. Witzigerweise grinste er dabei. Es stand ihm gut zu Gesicht. "Wir müssen nicht gehen, davon spreche ich doch! Steig bitte auf, kleine Herrin. Dann stelle ich den Drachen in den Schatten." Um zu demonstrieren, was er meinte, ließ Corax erneut seine eigene Magie wirken. Er verwandelte sich. Anders als sonst zuvor wurde aus seinem Körper jedoch kein handgroßer Rabe, der sich hätte auf Madihas Schulter setzen können. Nein, auch er besaß Macht und schien in seinen Fähigkeiten gewachsen zu sein. Andererseits hatte Madiha Corax als riesenhaftes Seeungeheuer kennengelernt. Seine Kräfte besaßen diese Macht schon zuvor. Er setzte sie nur inzwischen anders ein. Nicht mehr, um Schrecken und Leid anderer zu mehren, sondern um Glück zu bescheren.
Corax verwandelte sich in einen Raben, aber er wählte andere Dimensionen. Sein Gefieder streckte sich, dass er mindestens das Ausmaß eines Drachenbabys annahm, von dem Madiha vermuten konnte, dass sie beim Einsatz des Feuerreptils bald die Wüste unsicher machen würden. Corax aber blieb der schwarze Vogel. Sein Schnabel war eine glänzende Waffe, mit der er sogar auf Sarmas Stadtmauer einhacken könnte. Die Augen funkelten tiefrot und dennoch wirkte er auf Madiha nicht bedrohlich. Sie sah in ihm kein Monster, sondern ihren Freund. Außerdem trug er nicht nur ein Federkleid aus Leid und Kummer. Wann immer er die Flügel ein wenig streckte, glitzerte das bunte Gefieder darunter hervor. Er war glücklich, hielt es geschützt und sicher verborgen, so dass es nur jene sehen konnte, mit denen er es teilen wollte.
"Ich hoffe, du kannst dich irgendwie festhalten, aber ich versuche, vorsichtig zu fliegen." Seine Stimme war die seine, nur ein wenig kratziger. Rabenaft eben. Dann hockte er sich in den Sand, dass die schwarzen Federn weit über seine Krähenfüße hinweg glitten. Madiha musste nur an ihm emporsteigen und sich einen sicheren Platz suchen. Es wäre kein Drachenflug, sondern ein vollkommen neues Erlebnis. Vor allem aber sprach Corax mit ihr, ohne vorab zu entscheiden, wohin er sie bringen wollte. Vielleicht könnten sie auch eine Runde über ganz Belfa drehen, das Meer überfliegen. Sie mussten nicht sofort nach Sarma zurück. Vielleicht genossen sie auch ein wenig ihr gemeinsames Wiedersehen. Corax schien in diesen Bahnen zu denken: "Wohin möchtest du fliegen?", fragte er sie und drehte den Kopf fast eulengleich weit um den eigenen Nacken herum.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Mittwoch 5. Februar 2025, 13:03

Madiha hatte von Corax niemals etwas verlangt. Sie war stets diejenige gewesen, die einfach nur da gewesen war und sich bemüht hatte, eine Freundin zu sein. Madiha hatte schon bei der ersten Begegnung auf dem Schiff versucht, die Wogen zu glätten. Sie hatte große Angst gehabt vor Corax und Azura, nachdem diese so energisch aufgetreten waren. Corax hätte sie beinahe ins Meer gezogen, ehe Caleb ihm Einhalt gebot. Doch als sie dann auf die beiden aufpassen musste, Corax seine Hände um ihren Hals schloss und sie töten wollte, nur weil Azura sich selbst an dem Messer verletzt hatte, da war sie furchtbar eingeschüchtert gewesen. Und jetzt? Jetzt umarmte sie Corax innig und empfand so viel freundschaftliche Liebe für ihn, dass es irgendwie surreal wirkte. Ihr beider Weg war lang und steinig gewesen, aber da saßen sie und umarmten einander. Madiha lächelte ebenfalls und hatte jedes Wort auch so gemeint. Sie brauchte keine Maskerade von ihm. Sie wollte einfach nur ihn, sein Glück und sein Wohlergehen. "Ich danke dir, kleine Herrin. "Aber bis ich diesen Punkt erreicht habe, rolle ich dir nur zu gern den Teppich aus. Es macht Spaß, dir zu folgen. Neben dir zu gehen - auf gleicher Höhe. Dennoch wirst du dich daran gewöhnen müssen, dass ich dich überall als die Feuerkönigin ankündige, die du geworden bist. Du sollst gesehen werden!" Madiha erwiderte seinen Blick und suchte in seinen Augen nach Demut oder Unterwerfung, aber sie konnte nichts finden. Auch er meinte, was er sagte und so schlich sich ein verlegendes Lächeln auf das vernarbte Gesicht. „Warum?“, fragte sie etwas genant und räusperte sich. „Ich bin immer noch dieselbe. Keine große Sache“, lachte sie leise und spürte in sich, wie unwahr das war. Sie spürte die Macht, die sie hatte, die sie beschwören konnte, ohne ins Schwitzen zu geraten. Es war ein unglaubliches Gefühl und es lockte auch sie, sich als das Große hinzustellen, das sie nun zu sein schien.
Aber Madiha hatte ihr Leben in einer Weise leben müssen, die sich nun deutlich in Bescheidenheit zeigte. Sie hätte auch größenwahnsinnig werden und alles unterwerfen wollen können, doch stattdessen war sie dankbar, genügsam und würde auch mit ihrer Magie so umgehen. Die Sarmaerin besaß einen weiteren Schatz in ihrem Leben und den würde sie zu hüten wissen. Er schlug schließlich vor, dass sie aufbrechen und Madiha bewies auch hier, dass sie nichts erwartete. Sie würde den Weg bis nach Sarma auf ihren Füßen nehmen, weil sie glaubte, er wollte ihr nun einen Gefallen tun. Aber Corax wollte etwas ganz anderes damit bezwecken. Er grinste und Madiha stellte fest, wie gut es ihm stand. Er tat es nun viel öfter und wirkte… leichter, wie sie fand.

"Wir müssen nicht gehen, davon spreche ich doch! Steig bitte auf, kleine Herrin. Dann stelle ich den Drachen in den Schatten." Sie hob die Augenbrauen. Fragend folgte sie seinem Wunsch und stieg auf, nur damit Corax sich schließlich in einen überdimensionalen Raben verwandeln konnte. Madiha krallte sich überrascht fest und wohnte der Verwandlung mit angehaltenem Atem bei. "Ich hoffe, du kannst dich irgendwie festhalten, aber ich versuche, vorsichtig zu fliegen." Sie nickte, entließ den gestauten Atem und schaute sich schließlich um. „Bin ich nicht zu schwer?“, fragte sie unsicher und weiterhin um ihn besorgt. „Du warst er verletzt…“, erinnerte sie ihn und schaute sich erneut in der Wüste um. "Wohin möchtest du fliegen?" Madiha überlegte nur einen Moment. „Ich möchte nach Hause“, sagte sie schließlich und es fühlte sich seltsam an, Sarma so zu bezeichnen. Allerdings meinte sie es auch nicht: Madiha empfand Sarma nicht als ‚Zuhause‘, sondern Caleb und Kjetell’o. In ihrer Nähe war zuhause. „Zu Caleb und Kjetell’o… zu Jakub und Dunia.“, Madiha stutzte und lächelte dann leicht.
„Du kannst sie sicher auch kennenlernen…“, sagte sie, ohne die eigenartigen Gedanken aufkommen zu lassen, die dazu geführt hatten, dass Corax überhaupt von Dunia erfuhr. Dann aber erhob sich Corax und lenkte Madiha wieder ab. Sie hielt die Luft an, senkte ihren Oberkörper etwas in seine Richtung, als würde sie sich hinlegen, damit der Wind sie nicht von seinem Rücken riss. Madiha staunte, während der Wüstensand sich immer weiter entfernte. Sie lächelte. Schließlich wurde sie mit jedem Meter in die Höhe mutiger und schloss auch die Augen. Sie breitete die Arme aus, genoss den Flug mit einem Mal. Sie fühlte sich großartig, mächtig und … zuhause. Jetzt war ihr Zuhause komplett, da Corax wieder da war. Es war alles gut! Alles… Und sie würde dafür sorgen, dass auch für Corax alles gut würde. Dann öffnete sie ihren Blick und schaute auf die endlose Weite der Wüste Sar. „Kannst du dir vorstellen, wie groß diese Welt ist, Corax?“, rief sie gegen den Wind. Sie schüttelte den Kopf. Voller Ehrfurcht für das, was sie sehen konnte. „Es ist so wunderschön und ich weigere mich zu glauben, dass es nicht irgendwo den Platz für uns gibt. Für Leute, wie uns“, sprach sie nachdenklich weiter. „Niemand sollte die Hoffnung verlieren müssen… Niemand sollte glauben, nur diese eine Chance zu haben…“, sinnierte sie weiter und schüttelte leicht den Kopf. Madiha wollte teilen. Sie wollte ihre Erlebnisse teilen, wollte ihre Hoffnung teilen. Damit niemand sie verlieren musste. Sie hatte so viel davon in sich, dass es nichts ausmachen würde, etwas davon abzugeben. Und als sie ein wenig später Sarma aus der Wüste emporkommen sah, da kreisten ihre Gedanken um etwas, das ganz ihrem Naturell entsprach:

„Muss es denn jeder erfahren?“, fragte sie Corax. „Die, die magisch sind, werden es wissen aber… all die anderen? Ich denke nicht, dass jemand erkennen muss, dass ich Macht besitze.“ Madiha überlegte laut und teilte ihre Gedanken mit Corax. „Sie würden mich fürchten vielleicht, wie sie dich einst gefürchtet haben, Corax. Wir sollten ganz behutsam damit umgehen… meinst du nicht? Ich habe das Gefühl, dass ich etwas zurückgeben sollte. Dass ich die Macht nicht herausposaune, um mich über alle anderen zu erheben… Ich möchte, dass sie erkennen, dass es Möglichkeiten gibt. Sarma ist schon immer gebeutelt. Aber die Frauen, die Armen und die Geschwächten leiden am meisten.“ Sie ließ den Blick über Sarma gleiten, das immer größer wurde. Dann fiel ihr Blick auf die Feuermagie-Akademie, die teils ordentlich zerstört wurde. „Wusstest du, dass ich nach meiner Befreiung in der Akademie war? Dunia lehrte mich Stärke, Lesen und Schreiben. Und am Tag meines Eignungstestes wurde die Schule angegriffen. Wurde Sarma angegriffen. Es lief alles aus dem Ruder aber… aber vielleicht kann die Schule eine neue Aufgabe bekommen? Nicht nur Feuermagie für jene, die sie beherrschen und weiterentwickeln sollen… Nicht nur für jene, die sich das auch leisten können… Ich hatte Glück, Corax. Einfach nur Glück, dass Caleb mich damals dorthin gebracht und Dunia sich meiner angenommen hatte. Wie könnte ich dieses Glück nicht an andere weitergeben? Wie könnte ich nicht Dunia und Caleb für andere sein? Ich… ich glaube, ich sollte die Schule wieder aufleben lassen, was meinst du? Ist das albern?“, fragte sie und war sich selbst nicht ganz so sicher. „Vielleicht kann Kjetell’o helfen… er hat sogar die Wasserakademie geleitet… vielleicht kann er…“, sie schüttelte den Kopf. „Ach, ich weiß auch nicht… Vielleicht traue ich mir auch viel zu viel zu. Ich bin ganz durcheinander“, lachte sie und verwarf den Gedanken wieder. „Lass uns jetzt erstmal Caleb und Kjet erlösen… sie glaubten, wie ich, dass der Drache mich töten will! Zumindest Caleb… Ich will ihm nicht noch mehr Kummer machen, als sowieso schon“, entschied sie und lehnte sich wieder etwas mehr in Richtung Corax. „Und sie müssen erfahren, dass du zurück bist!“, entschied sie, während sie durch das Gefieder strich. „Du machst uns komplett, Corax!“
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Februar 2025, 22:02

Es tat ungemein gut, Corax anzuschauen und nicht diese Vorsicht in seinem Blick zu finden, die nach jener Grenze suchte, welche er nicht überschreiten durfte, weil es seine Stellung ein Leben lang nicht zugelassen hatte. Da war kein Schatten, der auch seine Worte und Taten verdunkelte, weil sie aus dem Gedanken gehaus geboren wurden, einer unausgesprochenen Pflicht nachkommen zu müssen. Da war nicht dieses furchtsame Funkeln im Hintergrund, das seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche darstelle, welches eben genau ausdrückte, was er damit tun sollte: Sie in den Hintergrund stellen. All das war verschwunden und zurück blieb die aufrichtige Freundschaft, die ihn zu Handlungen verleitete, weil er es tun wollte. Es war für Madiha wie in einen Spiegel zu schauen. Sie - er! - war für diesen Moment wunderschön.
Dennoch konnte sie nicht ganz verstehen, warum Corax sie nach wie vor auf ein höheres Podest als das seine heben wollte. Immerhin betitelte er sie sofort als Feuerkönigin! "Warum? Ich bin immer noch dieselbe. Keine große Sache." Er nickte. "Und genau aus diesen beiden Gründen. Ich sagte doch, dass es Zeit wird, dass die Welt auch dich sieht, kleine Herrin." Er lächelte. Wahrscheinlich sah Corax in Madiha dieses Mehr an Möglichkeiten, das sie eigentlich in ihm sah. Beide hielten sich immer noch etwas zurück, maßen sich nicht an, größer als andere zu sein. Dabei fürchtete ein Drache den einen und hatte die andere mit seiner Macht beschenkt. Wer, wenn nicht sie beide, waren zu Großem bestimmt? Aber Madiha wollte ihre Fähigkeiten nicht auf diese Weise nutzen. Sie blieb bodenständig. Und Corax? Der schien zu wissen, was er konnte, sprach allerdings so gar nicht darüber. Er handhabte seine Magie, nutzte sie, wann es nötig war und schwieg sich ansonsten vollkommen über dieses Thema aus. Vielleicht nahm Madiha sich ihn unbewusst als Vorbild. Denn schon später, als sie auf seinem gefiederten Rücken saß und der Wind ihr, wie schon beim Flug mit dem Drachen, wild durch die Haare fuhr, da fasste sie einen Etnschluss. Zunächst aber entschied sie sich dafür, diese erneute Erfahrung von Corax' Rabenrücken aus einfach nur zu genießen. Sie streckte die Arme aus, dass der kalte Wind am Umhang ihres Freundes zerrte, ihn flattern ließ und gegen Madihas Haut wehte. Sie spürte kaum die Kälte, nur den Widerstand auf ihrer Haut. Denn nach wie vor saß sie nackt auf dem Rücken ihres Freundes. Aktuell kümmerte es sie kein bisschen. Der Flug an sich war wundervoll. Der Himmel war blau und durch den Flugwind fühlte sich die strahlende Sonne sogar angenehm an. Überhaupt nahm Madiha die Hitze der Wüste plötzlich als viel angenehmer wahr. Unter breitete sich die Wüste Sar wie ein goldgelbes Meer aus, ehe sie die Weite der Ozeane sah, die gerade zwischen Belfa und dem Festland aufeinandertrafen und sich wie zwei Liebende vereinten. Die Insel selbst glänzte sogar mit einigen Wäldern, die als grüne Tupfer an den Rändern zu erkennen waren. Belfa war schön, das blaue Meer war schön. Das Leben war schön!
Auch Corax genoss den Flug. Seine erwähnte Verletzung schien längst verheilt. Madiha konnte beim Griff in seine Federn jedenfalls nichts feststellen. Zudem hatte er von Gift gesprochen, einem seltsamen Virus. Es war also vielmehr eine Krankheit, die ihn handlungsunfähig gemacht hatte? Dann müsste die Sarmaerin im Grunde nur besorgter sein, dass er noch immer schwach wäre. Ihr Freund aber zeigte keine Spur davon, im Gegenteil. Seine Flügelschläge warne kraftvoll. Mitunter krächzte er sogar vor lauter Übermut und es klang reichlich komisch, seine Stimme so rabenhaft kratzig und laut über den Himmel hallen zu hören. Er umflatterte einige Aasgeier, die über der Wüste ihre Kreise zogen, und vertrieb sie mit einem dunklen Keckern. Dann blitzten seine Rubinaugen nach hinten, erfassten Madiha und sie konnte den Schalk dain aufblitzen sehen. Er war bester Laune, so sehr, dass es ansteckte. Corax wäre zu allem bereit und würde Madiha überall hinbringen. Sie aber sehnte sich nur nach ihrem Zuhause zurück, das sie in ihren Freunden sah. "Zu Caleb und Kjetell'o ... zu Jakub und Dunia. Du kannst sie sicher auch kennenlernen..."
"Aber ich kenne sie", erwiderte Corax. Er kannte Dunia, allerdings nur aus den Erinnerungen, die er von Madiha hatte nutzen können, um sich in sie zu verwandeln. Trotzdem war er damals so perfekt gewesen, dass nicht einmal das Original etwas hätte anmerken können. "Aber es würde sicher interessant, sie in Fleisch und Blut vor mir zu sehen", fügte er an. "Ich bring uns heim."
Sie flogen einen Bogen und Corax hielt erneut auf die Küstenseite der Insel zu, an der Sarma irgendwo liegen musste. Noch war es nicht zu erkennen, so hoch flogen sie! Und trotzdem konnte man längst nicht ganz Celcia überblicken. Madiha war beeindruckt. "Kannst du dir vorstellen, wie groß diese Welt ist, Corax?"
Er krächzte, milde amüsiert. "Ja. Ja, das kann ich." Er lebte nun einmal schon über ein Jahrhundert. Er hatte sicher vieles gesehen und zumindest die Welt wartete da nicht mit Schlechtem auf. Das waren jene, die darauf lebten. Aber selbst ein einstiger Sklave wie er musste sich an den Wundern Celcias erfreut haben - still und für sich. Es würde sicher auch für ihn spannend, die Welt nun mit freien Augen noch einmal zu entdecken. Und für Madiha wäre es das erste Mal überhaupt. "Es ist so wunderschön und ich weigere mich zu glauben, dass es nicht irgendwo den Platz für uns gibt. Für Leute wie uns."
"Wenn nicht, schaffe ihn. Du hast doch die Möglichkeiten dazu, kleine Herrin." Möglichkeiten. Nicht Macht oder Magie. Corax sprach ihre Fähigkeiten nicht an. Er sprach von Möglichkeiten. Das stimmte Madiha nachdenklich. Sie wandte sich erneut an ihren Federfreund: "Muss es denn jeder erfahren? Die, die magisch sind, werden es wissen, aber ... all die anderen? Ich denke nicht, dass jemand erkennen muss, dass ich Macht besitze."
Der rote Blick funkelte nach hinten. Corax musterte sie, während seine Flügel ausbreitete, um gemächlich durch das Blau gleiten zu können. Madiha erklärte sich. Sie wollte nicht, dass man sie ob ihrer Macht fürchten könnte. So wie sie sich niemals gewünscht hatte, dass Feuer zerstörte. Sie wollte dessen Wärme bringen, in jedes Herz. Sie wollte Wunder schaffen und Hoffnung geben. Ihre ersten Überlegungen bezogen sofort Sarma mit ein und all die Frauen und Mädchen, an die Armen, die Schwachen, die kein Machtgeschenk wie sie erhalten hatten. Jene, die jeden Tag kämpften, das Beste gaben und doch keine Hoffnung haben durften.
Sarma erschien an der Bildoberfläche. Es wuchs gemächlich, aber schon aus der Ferne konnte Madiha Gebäude erkennen. Der halb eingestürzte Turm von Cassandras Feuerakademie fiel ihr dabei als erstes ins Auge. Was nicht mehr stand, war auf das Hauptgebäude heruntergefallen. Dessen Dach besaß nun ein großes Loch und am Rand des Kakteengartens, durch den Madiha selbst spazieren gegangen war, lagen die steinernen Trümmerreste. Aber auch die kleineren Seitengebäude der Akademie hatte es schlimm erwischt. Dort waren zum einen die vielen Hörsäle mitsamt der Büros aller Lehrenden, als auch die Unterkünfte der Studenten und der gemeinsame Speisesaal. Nichts schien gänzlich verschont worden. Das Katapult der dunklen Völker hatte hier sehr viel getroffen.
"Wusstest du, dass ich nach meiner Befreiung in der Akademie war? Dunia lehrte mich Stärke, Lesen und Schreiben. Und am Tag meines Eignungstestes wurde die Schule angegriffen. Wurde Sarma angegriffen. Es lief alles aus dem Ruder aber… aber vielleicht kann die Schule eine neue Aufgabe bekommen? Nicht nur Feuermagie für jene, die sie beherrschen und weiterentwickeln sollen… Nicht nur für jene, die sich das auch leisten können… Ich hatte Glück, Corax. Einfach nur Glück, dass Caleb mich damals dorthin gebracht und Dunia sich meiner angenommen hatte. Wie könnte ich dieses Glück nicht an andere weitergeben? Wie könnte ich nicht Dunia und Caleb für andere sein? Ich… ich glaube, ich sollte die Schule wieder aufleben lassen, was meinst du? Ist das albern?"
"Nein." Seine Antwort kam schnell. Aber ihr folgte eine Frage: "Du möchtest andere in der Kunst der Feuermagie unterrichten? Oder möchtest du die Akademie aufbauen, um sie zu leiten?" Es lagen weder Spott, noch Überraschung in seiner Stimme. Er fragte ganz aufrichtig, ob das Madihas Traum wäre. Er zweifelte nicht daran und schien es keineswegs albern zu finden. Aber Madiha hatte nicht vor, Lehrerin zu werden. Sie sah hier eher Möglichkeiten für Kjetell'o. Da krächzte der Riesenrabe, der sie trug. "Kjetell'o wird andere Pläne haben, sobald er weiß, dass ich unversehrt bin."
"Lass uns jetzt erstmal Caleb und Kjet erlösen ... sie glaubten, wie ich, dass der Drache mich töten will! Zumindest Caleb ... Ich will ihm nicht noch mehr Kummer machen als sowieso schon. Und sie müssen erfahren, dass du zurück bist! Du machst uns komplett, Corax!"
Wieder schwieg der verwandelte Dunkelelf. Nur der Wind sorgte für Geräusche, als er durch die vielen Federn blies, diese aufplusterte und unter dem Schwarz so viele Farben aufschillern ließ, dass Madiha für einen Wimpernschlag regelrecht geblendet wurde. Bunte Punkte tanzten vor ihren Augen, dann beruhigte sich die Sicht wieder. Schließlich aber ertönte Corax' Stimme. Er krächzte leise, aber selbst der Wind schien für einen Moment inne zu halten, damit sie es hören konnte.
"Danke, Madiha. Du gibst mir mehr Hoffnung als ich verdiene." Er schaut nach unten. Sie konnte es erkennen, weil sein gewaltiger, schwarzer Schnabel sich gen Sarma senkte. "Wir sollten es mit allen teilen, bevor ich lande. Wenn du ihnen helfen willst, sollten sie wenigstens ein erstes gutes Omen erhalten. Etwas, das Sarmas Ära aus Hoffnung einläutet. Würdest du ... dein Feuer über mir entfachen? Ich weiß, du kannst es, ohne uns beide zu entzünden. Schieb es einfach zwischen meine Federn, damit ich bei jedem Flügelschlag Funken sprühen kann. Wir lassen brennende Hoffnung auf Sarma regnen."

Es sollte Madiha definitiv gelingen und falls sie sich entschied, Corax' Bitte zu folgen und ihre Magie durch sein Gefieder zu jagen, wäre es das zweite kleine Wunder an diesem Tag, das aus ihrer Macht geschaffen wurde. Erst das zauberhafte Glasschauspiel für ihren Freund inmitten der Wüste, dessen Ende ein geheimes Monument unter Sanddünen begraben würde. Nun schuf sie zusammen mit ihm etwas, woran Sarmas Bewohner festhalten könnten.
Die Federn entzündeten sich wirklich nicht und doch spreizte Corax sie auf eine Weise, dass zwischen ihnen die Flammen wie erste Glut hervorquollen, sobald man sie neu anfachte. Rot und golden funkete es zwischen seinen schwarzen Federn auf, erfüllte seinen gesamten Körper und wie er prophezeit hatte, stoben bei jedem Flügelschlag Funken weit über den Himmel. Wie glitzernde rote und goldene Sterne rieselten sie auf Sarma herunter, verglühten aber schon lange, bevor sie die heilen Dächer erreichen würden. Erste Menschen, aber auch Orks und Dunkelelfen zeigten zum Himmel. Corax zog weitere Kreise über der Stadt. Sein Schwanzgefieder zog einen langen Schweif aus Flammen hinter sich her. Er formte mehrere Bögen damit am Himmel, die in unterschiedlichen Farben, aber mit Madihas Flammenmagie zu lodern schienen. Ein brennender Regenbogen wölbte sich über der Stadt und nun schauten nur noch mehr Zeugen nach oben. Corax aber schlug ein letztes Mal mit den Flügeln und schüttelte so Madihas Feuer von sich. In einer explosionsartigen Reigen, der regenbogenbunten Glitzer zurückließ, schoss er gen Sonne, bis jedes ihn verfolgende Auge zu sehr geblendet wurde, um ihn noch zu sehen. Dann drehte er ab, setzte zum Sturzflug an und wurde selbst immer kleiner, je näher er mit Madiha dem Boden kam. Schon musste sie wohl glauben, gleich auf dem Grund zu zerschellen, vor allem, als er auf eine Gasse nahe des Marktplatzes zuhielt. Doch Corax landete überraschend sanft. Federleicht kamen seinen nunmehr wieder dunkelelfischen Füße auf dem Boden auf. Er griff hinter sich, um Madiha von seinem Rücken zu pflücken und vor sich abzusetzen. "Das hat Spaß gemacht", lachte er überaus heiter. "Oh und die hier stehen dir! Was ... das war ich nicht." Er deutete auf den Federumhang, der Madihas Nacktheit verhüllte. Er hatte seine Dunkelheit verloren. Die Federn waren weiß und glitzerten dennoch auf magische Weise farbenfroh, wann immer Madiha sich unter ihnen rührte. Das Gewand wäre in jedem Fall auffällig. "Falls du es eintauschen möchtest..." Corax zeigte zum Anfang der Gasse, wo jemand einige Kleidungsstücke zwischen den Gebäuden aufgehängt hatte. Neu waren sie nicht, besaßen ein paar Flecken und ausgefranste Enden, aber in ihren würde Madiha deutlich in der Masse Sarmas untergehen, respektive sich so einfügen, dass niemand in ihr die Feuermagierin vermutete, die zusammen mit ihrem Rabenfreund soeben ein Wunder hinterlassen hatte: einen wohlwollenden Flammenregenbogen Lysanthors und einen Phönix als sein Zeichen, dass sein Licht und seine Hitze Sarma aus den Trümmern des Krieges wieder auferstehen lassen würde.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 14. Februar 2025, 22:44

Madiha blieb, wer sie war. Selbst mit dieser enorm großen Macht. Mit diesem wundervollen Geschenk in ihr. Sie besaß eine so immense Macht, dass sie daraus sogar ein Monument ihrer Geschichte hatte fertigen können. Aber sie blieb… sie. Madiha war sich nicht im Klaren, dass sie fortan hätte ALLES tun können. Dass sie hätte ihr Leben in eine vollkommen neue Richtung lenken können. Stattdessen blieb sich bescheiden, dachte über all jene nach, die nichts in ihrem Leben hatten. Sie vergaß ihre Wurzeln nicht, obwohl das Feuer ihr zeigte, dass sie neue Wurzeln ausbilden konnte. Sie musste nicht mehr im Schatten anderer ausharren. Sie konnte selbst immense Schatten werfen, wenn sie nur wollte. Aber Madiha war niemals gierig gewesen. Sie war niemals darauf aus, immer den größten, schönsten und besten Vorteil zu erhalten. Das fand in ihrem Denken gar nicht statt und so war sie auch nicht erpicht darauf, dass Corax sie ‚groß ankündigen‘ wollte. Ihr war es eher unangenehm, wenn sich die Menschen nach ihr umdrehten. Es war schon unangenehm gewesen, dass der Drache nach ihr gesucht hatte. Wobei sie nun verstehen konnte, warum. Trotzdem galt ihr Gedanke wieder nicht dem, was sie für sich mit Corax‘ Hilfe erhalten könnte. Sie wollte zurück nach Sarma. Sie wusste, dass sich Caleb sorgte, und sie wollte ihn nicht länger in diesem Zustand belassen. Zudem sollten auch die anderen erfahren, dass Corax von den Toten auferstanden und wohlauf war. Es war eine wunderbare Nachricht, die Madiha nicht egoistisch für sich behalten wollte. Dabei ging es ich nicht länger darum, dass andere wichtiger waren. Madiha fühlte sich bereits anders. Sie konnte fühlen, wie es einen Unterschied machte. Sie war jemand anderes geworden und konnte trotzdem bleiben, wer sie war. Es war ein friedliches Gefühl und sie zufrieden. Während sich der warme Wind von Lysanthor’s Strahlen aufgeheizt durch ihre Haare zog, genoss sie den Flug auf Corax‘ Schwingen. Sie staunte über die Weite, ließ Corax an ihren Gedanken teilhaben und lächelte bei seiner Antwort. Natürlich konnte er sich das vorstellen, er lebte bereits viel länger. Oder… existierte. Madiha betrachtete den verwandelten Elfen einen Moment stumm und fasste innerlich den Entschluss, dass auch fortan nur noch leben sollte. Nicht bloß existieren. Sie kam zu dem Schluss, dass er vielleicht etwas Neues finden würde. Etwas, das entgegen Azura’s Verhalten, wertschätzen konnte, wer er war. Der ihn nicht ständig vor den Kopf stieß und auf ihm herumtrampelte, weil er nur sein eigenes Wohl betrachten konnte.

Madiha machte sich stumm zur Aufgabe, das für Corax erreichen zu wollen. Gemeinsam flogen sie noch eine kleine Runde, aber im Grunde auf dem direkten Weg nach Sarma. Madiha wurde zum ersten Mal Zeugin, dass es auch Grün auf Belfa gab. Sie kannte den Wald jenseits von der Wüste nicht, sie hatte Sarma niemals verlassen dürfen. Es war eigenartig zu erkennen, wie klein ihr Radius gewesen ist. Als sie in der Nähe zur Wüstenstadt waren, richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Corax. Sie sprach davon, dass sie überlegte die Akademie aufzubauen und wollte seinen Rat, ob sie zu vorschnell handelte. "Nein. Du möchtest andere in der Kunst der Feuermagie unterrichten? Oder möchtest du die Akademie aufbauen, um sie zu leiten?" Madiha schüttelte den Kopf. „Nein, weder noch, ich… möchte sie aufbauen, damit andere einen Platz dort finden können…“ Sie brachte Kjetell’o ins Spiel, doch Corax wusste offenbar mehr: "Kjetell'o wird andere Pläne haben, sobald er weiß, dass ich unversehrt bin." Sie runzelte die Stirn und verstand nicht, woher er das wusste. Doch dann nickte sie und hob die immer noch nackten Schultern. „Nun, vielleicht hat er trotzdem einen Rat“, überlegte sie noch mal laut, bevor es endlich soweit war und sie Sarma’s Himmel erreichten. Madiha spürte in sich eine Vorfreude. Sie wollte Caleb in die Arme schließen und ihm dann dabei zusehen, wie er Corax entdeckte. "Wir sollten es mit allen teilen, bevor ich lande. Wenn du ihnen helfen willst, sollten sie wenigstens ein erstes gutes Omen erhalten. Etwas, das Sarmas Ära aus Hoffnung einläutet. Würdest du ... dein Feuer über mir entfachen? Ich weiß, du kannst es, ohne uns beide zu entzünden. Schieb es einfach zwischen meine Federn, damit ich bei jedem Flügelschlag Funken sprühen kann. Wir lassen brennende Hoffnung auf Sarma regnen." Madiha sah Corax fragend an, aber dann nickte sie. Sie schloss die Augen, aber die Magie sickerte, wie von selbst aus ihr heraus, sobald sie daran dachte. Sie verbrannte nichts, sie wollte es nicht so. Sie wollte das Feuer schützend und daran hatte sich auch in ihrer Macht nichts geändert. Also ließ sie die Magie fließen, wie Corax gebeten hatte und sah schließlich selbst reichlich staunend zu, wie sie zu einem Phönix wurden, der am Himmel die Hoffnung auf eine neue, leere Seite Pergament schrieb. Sie konnte die aufmerksam gemachten Menschen und Elfen entdecken, die zum Himmel schauten.
Madiha errötete, obwohl sie sicherlich nicht zu erkennen war. Totzdem war sie auch erleichtert, als sie wieder landeten. "Das hat Spaß gemacht“, sagte Corax und Madiha lächelte etwas verhalten. „Ja, stimmt. Aber… es ist mir trotzdem irgendwie unangenehm, so… anzugeben“, sie lachte plötzlich gelöst auf und hüllte sich dichter in seinen Federumhang. "Oh und die hier stehen dir! Was ... das war ich nicht." Madiha folgte seiner Überraschung und blickte auf den Umhang. Sie bewegte sich immer mal wieder und sah zu, wie die weißen Federn zu glänzen begangen. „Oh…“, machte sie überrascht und lächelte. „Das ist wunderschön… woher…?“, wollte sie wissen aber auch Corax schien keine Antwort zu kennen. "Falls du es eintauschen möchtest..." Sie schaute auf und sah die normale Kleidung. Dann schaute sie zurück zum Umhang. Man konnte der Sarmaerin an der Nasenspitze ansehen, dass sie nicht der Typ sein würde, der sich hervortat und große Reden schwang. Madiha fühlte sich zwar nicht mehr minderwertig, aber das bedeutete nicht, dass sie sich auch gleich auf die große Bühne traute. Alles ließ sich trotzdem nicht wegzaubern. „Ich nehme die Kleidung.“, sagte sie entschieden und pflückte sie von der Wäscheleine. Mit einem prüfenden Blick vergewisserte sie sich, dass niemand schaute und schlüpfte in die Hose und das Hemd. Sie waren etwas zu groß, aber das störte Madiha nicht. Sie steckte das Hemd in ihre Hose und schaute auf ihre nackten Füße. Das war sie gewohnt und auch hier störte sie sich nicht daran. Dann aber schaute sie zu Corax, dem sie den Umhang gegeben hatte, zum Festhalten. „Wir sollten ihn verstecken, oder?“, fragte sie unschlüssig und berührte die hübschen Federn, die schillerten mit den Fingern. Madiha seufzte. „Ich will nicht, dass jemand auf die Idee kommt, dir das wegnehmen zu wollen. Es ist doch dein Umhang“, meinte sie und lächelte. Dann aberr blickte sie noch mal aufrichtig errgriffen auf und suchte Corax‘ Blick. „Das war wundervoll. Das am Himmel… der Regenbogen und überhaupt… Ich glaube, du hattest Recht und das war wichtig für Sarma’s Bewohner… Sie brauchen jetzt Mut und Hoffnung. Damit sie wissen, dass sie es schaffen können.“ Dann aber griff sie Corax‘ Hand und zog ihn mit sich. Sie kannte den Weg, kannte sich aus in Sarma, um zum Marktplatz zurückzukehren, an dem Caleb und Kjet hatten warten wollen.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. Februar 2025, 15:52

Der Drache hatte Madiha das Feuer genommen, um ihr anschließend selbiges in neuer Form zurückzugeben. Er hatte ihr Macht geschenkt, enorme Macht. Verglichen mit jetzt waren ihre Spielereien zuvor und all die Übungen, die Kjetell'o ihr gezeigt und die sie so hart praktiziert hatte, nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Sand der Wüste. Sobald sie das erst einmal verinnerlicht hatte und sich ihrer Kräfte bewusst war, nicht auch den Machthunger zu spüren, gelang eben nur jemandem wie ihr. Jemand, der Bodenständigkeit und Bescheidenheit ebenso verinnerlichte. Jemand, der nicht viel oder gar alles eines Angebots brauchte, um glücklich zu sein, sondern eben nur genug, um das eigene Glück zu erreichen. Das war Madiha. Das und noch viel mehr, denn sie wünschte sich diese Menge an Glück auch für andere. So entschied sie, dass sie Corax eine derartige Perspektive schenken wollte. Sie wollte ihn auf diesen Pfad leiten, der aus mehr bestünde als bloßer Existenz. Sie wünschte ihm, dass er lebte. Dabei schienen die ersten Schritte längst gemacht. Ihr gemeinsamer Flug und das Feuerschauspiel seiner Federn, das bei Sarmas Bewohnern bald als Zuversicht spendendes Phönixwunder ihres Hitzegottes durchehen sollte, zeigte eine eigene Spanne an Lebendigkeit. Corax flog nicht nur dahin, er genoss den Auftrieb unter seinen brennenden Flügeln. Er genoss die Wärme, die Madiha mit jeder weiteren Flamme über seinen Körper jagte und er genoss es sichtlich, ein Lichtblick für alle zu sein, die in den Trümmern ihres Sarmas standen und zu ihm und seiner kleinen Herrin aufschauten.
Dass es ihm Spaß bereitet hatte, verkündete er auch, nachdem er in einer kleinen Gasse Sarmas gelandet war und sich wieder zurückverwandelt hatte. Nur sein Federkleid in Form des Umhang blieb, den Madiha nach wie vor schützend über ihrem nackten Körper trug. Unter all dem Schwarz schillerte nun jedoch kontinuierlich die Regenbogengewalt des Glücks. Mit jeder Bewegung ihrerseits setzte Madiha sie frei und schien dabei auch immer etwas Glück an die Umwelt abzugeben. Corax brachte sie damit jedenfalls zum Lächeln und es sah wunderschön an ihm aus. Beinahe konnte man Azura nachvollziehen, dass sie diesem Anblick verfallen war, denn bisweilen hatte der Elf hauptsächlich für sie gelächelt. Nun brachen andere Zeiten an. Zeiten, in denen er so vieles - auch seine einstige Liebe - hinter sich lassen wollte. Zeiten, in denen er an Madihas Seite bleiben würde und seine Freunde wiedersehen wollte. Jene, die ihn nicht zum eigenen Vorteil ausnutzten, sondern ihn um seinetwillen gern bei sich hatten. Er hatte das erkannt und mitunter auch deshalb den Weg zu Madiha zurückgefunden. Es wurde Zeit, dass sie ihren Gefährten zeigte, wer wider aller Erwartungen überlebt hatte und noch immer Teil ihrer zusammengeflickten Familie wäre.
Zunächst aber tausche Madiha das zauberhafte Federgewand gegen simple Kleidung ein. Damit fühlte sie sich einfach wohler. Sie blieb nun einmal lieber unauffällig, wenngleich sie sich inzwischen entwickelt hatte. Nie wieder sollte sie im Schatten anderer stehen. Das hieß aber nicht, dass sie sich von nun an ins Rampenlicht schieben würde. Corax akzeptierte ihre Entscheidung und so blieb er, was sie sich von ihm wünschte: Ein Freund, kein Herold. Er nahm diese Rolle nur zu bereitwillig an, so wie er wieder den Federumhang entgegen nahm. Sanft strichen seine Finger über das Schwarz. "Kjetell'o meinte, ich soll es ... umwandeln." Er strich einen Teil des Gefieders beiseite und erneut blitzten alle Farben der Welt dazwischen auf. "ich weiß immer noch nicht, wie ... und was ich anschließend tun soll", murmelte er mehr zu sich denn zu Madiha. Dann legte er sich den Umhang selbst wieder um. Das wenige Gefieder in seinem Nacken empfing die gelösten Geschwister. Man umarmte einander und unter einem sachten Stöhnen des Trägers verbanden sich Umhang und Nackengefieder wieder miteinander, bis es aussah, als trüge Corax hier nur ein Kleidungsstück. Seine Haare verbargen, dass jenes Gewand ihm direkt aus dem Körper wuchs.
Madiha hatte sich indessen umziehen können, ohne beobachtet zu werden. Die Kleidungsstücke hingen ihr etwas locker am Leib, weil sie ein wenig zu weit waren. Sie würde aufpassen müssen, dass ihr die Hose nicht rutschte, aber solange sie das untere Ende des Hemdes hineinstopfte, hatte der Stoff genug Halt. Gewohnt barfuß spürte sie die warmen Steine unter ihren Sohlen und den rieseligen Sand zwischen den Zehen. Ja, das war ihre Heimat. So fühlte sich Sarma an!
"Das war wundervoll. Das am Himmel ... der Regenbogen und überhaupt ... Ich glaube, du hattest Recht und das war wichtig für Sarmas Bewohner..."
"Natürlich hatte ich Recht", neckte Corax zurück und schenkte Madiha ein schiefes, fast schon freches Grinsen. Er konnte eben auch anders, wenngleich er es nicht oft nach außen hin zeigte. Doch in dieser Gasse schien hier und heute noch mehr Vertrauen freigelegt worden zu sein. So ließ er sich auch ohne Zurückzucken an der Hand nehmen. "Sei brauchen jetzt Mut und Hoffnung. Damit sie wissen, dass sie es schaffen können."
"Sie werden es schaffen. Alle, die nun in Sarma leben", erwiderte er. "Aber es liegt an ihnen, findest du nicht? Du hast genug getan. Es wird Zeit, dass wir uns um uns kümmern." Er schaute zum Ausgang aus der Gasse. "Ich vermisse auch die anderen."
Das konnte Madiha nachvollziehen und so ließ sie Corax nicht lange warten. Er war über Wochen von allen getrennt gewesen, sie jetzt nur ein paar Stunden und dennoch sehnte sich ihr Herz nach Caleb. Vor allem, weil sie ihm die Sorge endlich nehmen wollte. Ihr ging es gut. Der Drache hatte ihr ein Geschenk gemacht, das sie noch immer nicht ganz begreifen konnte und das doch zu ihr gehörte wie die Luft, die ihre Lungen blähte und das Blut, das durch ihr Herz pumpte.

Gemeinsam mit Corax an der Hand verließ Madiha leisen Schrittes die Gasse. Sie kannte sich in ihrer Heimat aus. Sie wusste, dass Caleb am Marktplatz auf ihre Rückkehr hatte warten wollen. Folglich zog es sie dorthin. Und tatsächlich stand ihr Dieb noch immer dort, auch wenn er sich nicht mehr mitten auf dem Platz aufhielt, wo der Drache gelandet war und Menschen wie Elfen bereits die Trümmer aufräumten.
Caleb lehnte mit dem Rücken an einer halb in sich zusammengestürzten Säule. Die Überreste lagen quer daneben im Sand, zu einzelnen großen Steinbrocken zerfallen. Auf einem davon hockte Kjetell'o. Er hatte offenbar ein paar Münzen ausgegeben, denn er knabberte an einem Spieß mit verschiedenen gebratenen Gemüsesorten zwischen etwas Obst und Lamm- oder Ziegenfleisch. Der Duft strömte bis zu Madiha hin, noch bevor sie die Stelle erreichte. Und Kjetell'o sah die beiden Ankommenden, noch ehe sie mit Worten auf sich aufmerksam machen konnten.
"Co...rax", brachte er hervor, vergaß gänzlich, wie er ihn sonst nannte und ließ vor Überraschung seinen Spieß fallen. Ein Hund, der nur auf eine solche Gelegenheit gewartet hatte, stürzte heran, klaute den Spieß und stahl sich damit davon. Kjetell'o achtete nicht auf ihn. Er rutschte von dem Steinbrocken, stupste Caleb an und stapfte dann auch schon Madiha und Corax entgegen. Seine Schritte wurden immer schneller, während Caleb im Hintergrund erst einmal wie paralysiert wirkte. Er starrte Corax an, der jetzt die Hand seiner Begleiterin losließ, um seinerseits schneller auf den Shyáner zuzulaufen. Herzlich, aber doch ganz auf seine eigene Art, empfing Kjetell'o den verloren geglaubten Freund. Beide blieben voreinander stehen und wo Corax sich dem Elfen mit der Stirn entgegen lehnte, um seinen Kopf auf dessen Schulter zu betten,da legte der andere Elf ihm die Hand in den Nacken. Er strich durch das Gefieder dort, streichelte die Federn und schlang schließlich seinen freien Arm um Corax' Taille. Er drückte den Dunklen an sich, der sich fast zu zaghaft an Kjetell'o Kleidung klammerte. In seinem Windschatten tauchte Caleb auf. Er aber ließ den beiden Männern den Moment, strich Corax nur einmal über den rabenschwarzen Schopf und eilte weiter. Er lief an ihnen vorbei, die Arme ausgebreitet.
"MADI!" Er liebte sie und sie würde immer Priorität haben. Schon erreichte er sie, packte sie an der Hüfte, hob sie an und wirbelte sie durch die Luft. Jede Drehung zog einen kleinen Funkenschweif hinter Madiha her, aber Caleb kümmerte es nicht. Er sah ihr in die Augen und nachdem er sie endlich abgesetzt hatte, ergriff ihr ihr Gesicht und küsste sie so innig, als hätten sie einander über Jahre hinweg nicht gehabt. Dem ersten glücklichen Kuss folgten weitere kleinere, mit denen der Dieb ihre Haut bedeckte. Er wollte Madiha gar nicht mehr loslassen. "Ich fürchtete schon, er frisst dich. Es hat so lang gedauert oder kam es mir nur so vor? Was wollte der Drache von dir? Bist du wohlauf? Wie fühlst du dich? Ich bin so froh, dass du wohlbehalten ... Moment mal!" Caleb hielt inne. Endlich löste er sich soweit von Madiha, dass er sie noch hielt, aber nicht mehr eng an sich drückte. Er schaute auf und zu Kjetell'o herüber. Der brachte gerade den Dunkelelfen zu ihnen hin. Beide lächelten. "Er lebt! Wo ... wo hast du Corax ausgegraben, Madi?"
Noch ehe sie antworten konnte, erreichte er die beiden und Caleb streckte einen Arm aus, um ihn ebenfalls in eine Orgie aus Knuddelei und Herzlichkeit zu ziehen. Er drückte den Elfen dicht an sich. Er drückte Madiha erneut dicht an sich, dass beiden ein wenig die Luft weg blieb. Er ... weinte. Tränen rannen über Calebs Gesicht, während er sich wieder löste, um Corax anzuschauen. Dann verpasste er ihm eine sanfte Kopfnuss. "Dummer ... kleiner .. Elf", brachte er ergriffen hervor. Corax schmunzelte verlegen. Anschließend lehnte er sich an Caleb und in eine erneute Umarmung. Einige umstehende Sarmaer, vor allem aber andere Dunkelelfen musterten die Szenerie mit verwirrten Blicken. Glücklicherweise mischte sich jedoch niemand ein.
"Bist du allein hergekommen?", erkundigte Caleb sich. Er klang höflich neutral, aber seine suchenden Blicke über die Umgebung verrieten, dass er sich bereits für gewisse Allüren und unbegründeten Hass auf seine Person hin wappnete. Nichts dergleichen geschah. Corax lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Ich bin allein gekommen, aber nicht länger allein." Er griff nach Calebs Hand und jener erwiderte den Druck. Die Szene hätte wie in einem Märchen laufen können. Für den Moment war alles einfach nur rührend und wundervoll. Dann erhob sich von außen eine Stimme und rief hart, klar und kräftig zu ihnen herüber: "DU?!"
Das Quartett drehte sich zur Quelle der Stimme um. Sie kannten sie, sie war ihnen vertraut, aber wie so oft, gelang es dem Eigentümer, schnell vergessen zu werden. Normalerweise machte er auch nicht so vehement auf sich aufmerksam, erst Recht nicht so laut. Heute war jedoch ein besonderer Tag. Heute geschahen viele Ausnahmen und viele Veränderungen erfüllten die Luft. So zeigte sich auch Jakub Tauwetter verändert, als er mit immer zügigeren Schritten auf die Gruppe zustapfte. Er war sonst stets ein Fels in der Brandung, ählich wie Caleb. Man konnte sich auf seine Art auf den Ersten Maat verlassen. Er war stark, loyal, beklagte sich nicht und wenn er etwas zur Sprache brachte, traf er es oftmals genau auf den Punkt. Er war geradlinig, nur heute nicht. Selbst sein Gang wirkte etwas unkoordiniert, als er fast schon im Sprint zu den Vieren herüber kam. Sein strenger Blick erfasst Corax sofort, der sich aus Madihas und Calebs Armen befreite. Er drehte sich zu Jakub um. Kjetell'o hielt sich ohnehin im Hintergrund und war kein Hindernis für den Matrosen. Jakub erreichte Corax, blieb vor ihm stehen. Beide schauten einander an. Ein rubinroter, fragender Blick traf auf einen gestrengen aus stahlgrauen Augen.
"Du....", wiederholte Jakub und atmete tief durch. Corax runzelte die Stirn. Er wirkte unsicher, denn die wortkarge Art des anderen sorgte dafür. Plötzlich griff Jakub hoch. Er packte Corax im Nacken, scheute die Berührung seiner Federn nicht. Er riss ihn nach vorn und Caleb zuckte bereits instinktiv ebenfalls vor, als er erneut erstarrte. Corax tat es ihm gleich, denn er war nicht minder überrascht von Jakubs Tat. Vielmehr überrumpelt. So ließ er es mit weit aufgerissenen Augen geschehen, dass der gestandene Erste Maat ihn dicht zu sich zog. So dicht, dass seine wettergegerbten Lippen die des Dunkelelfen versiegelten. Auch hier hielt sich Jakub nicht mit ausholenden Ausschweifungen auf. Er küsste Corax, vielleicht ein wenig grob und wenig romantisch, aber sehr eindeutig in der Meinung, was er vom Überleben und der Rückkehr des Elfen hielt.
"Was ist denn da los?"
"Keine Ahnung. Anscheinend gab's vor dem Krieg schon überkulturelle Freundschaften..."
"Freundschaften? Die haben sich gerade gegenseitig die Zungen in den Rachen geschoben!"
"Naja ... würde nicht mal sagen, dass Zungen da ein Thema waren..."

Als die Stimmen umstehender Beobachter sich langsam in Tratsch und Getuschel erhoben, löste Jakub sich endlich von Corax. Er schenkte ihm einen mehr als raren Moment verborgener Weichheit, als er seine Hand aus dessen Nacken löste, um dem Elfen noch einmal mit dem Daumen an der Unterlippe entlang zu fahren und seinen Blick einzufangen. Dann räusperte sich der glatzköpfige Mann, richtete den Kragen seines Seefahrerhemdes und straffte die Haltung. Er salutierte in Calebs Richtung. "Kehre an Bord zurück, Käpt'n!" Und plötzlich hatte er es sehr eilig, wieder zu gehen. Corax starrte ihm nach, Caleb beobachtete den Weggang.
Indessen schaute Kjetell'o, der bislang geschwiegen und sich eher im Hintergrund gehalten hatte, auf eine ganz andere Person. Seine Augen waren weit aufgerissen und er starrte Madiha regelrecht nieder. Er hatte sich die ganze Zeit über nicht gerührt, nachdem Corax sich von ihm gelöst und zu ihr und Caleb gestürzt war. Jetzt erst schien er sich überhaupt wieder weit genug fassen zu können, um zu reagieren. Sein Mund öffnete sich, aber kein Laut drang daraus hervor. So konzeptlos sah man auch ihn selten. Wahrscheinlich hatte er den Kuss zwischen Corax und Jakub nicht einmal mitbekommen. Endlich aber fand er zu sich selbst zurück. Noch immer starrend wagte er einige Schritte nach vorn, überwand die Distanz zu Madiha, bis er vor ihr stand. Aber er traute nicht, sie zu berühren, wenngleich beide Hände erhoben waren. Vielmehr fuhr er ihre Statur ab, als berührte er einen unsichtbaren Schild, der sich auf leichtem Abstand um sie gelegt hatte. Er atmete tief ein und Madiha konnte spüren, was ihn so überrumpelte. Er ... atmete ihre Aura ein. Er fühlte ihre Macht, so wie sie die des Drachen gespürt hatte, als sie in seinem Leib steckte, um ihr Feuer zu schenken.
Die Beine des Elfen wollten ihn nicht halten. Er knickte ein, sank gemächlich zu Boden und schaute von dort aus zu Madiha empor. Er startte sie an wie ein tief Gläubiger seine Gottheit. "Was ... ist mit dir geschehen?", fragte er schließlich und schien hin- und hergerissen zwischen Stolz, Unglaube, Bewunderung und tiefster Ehrfurcht. Schließlich glommen die goldenen Sprenkel in seinem Blick hell auf, als ihn die Erkenntnis traf. "Du warst das ... du warst der Phönix! Geboren aus Asche, mit der Allmacht der Feuermagie. Wie ... woher... spürst du, was in dir wohnt?"
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Montag 17. Februar 2025, 17:42

Wo Madiha in ihrem Leben bisher nie Wärme und Geborgenheit gefühlt hatte, da durfte sie nun endlich selbst dafür sorgen, dass sich Liebe und Sicherheit in Form ihrer Magie entfalteten. Auch Corax schien das zu fühlen, was sie mit ihrer Magie heraufbeschwören wollte. Sie wollte keine Machtdemonstration, damit die Menschen vor Ehrfurcht zitterten. Madiha wollte Hoffnung in ihrer reinsten Form. Sie wollte Liebe, Geborgenheit, Sicherheit. Und sie wollte Sarma zeigen, dass man auf es achtete. Jemand – nicht sie. Sie würde nicht diese Rolle einnehmen wollen, weil sie demütig und bescheiden war, trotz immenser Macht. Madiha maß sich nicht an, dass sie in eine solch große Rolle schlüpfen könnte. Aber sie konnte dennoch ihren Teil beitragen und den Blick für jene nicht verlieren, die im Leben schon verloren hatten. So, wie sie. Was Madiha nur mit ihrem Willen und ihrem Herzen geschafft hatte, wollte sie den anderen geben, die nur noch Dunkelheit sahen. Als Phönix am Himmel, sandte sie gemeinsam mit Corax ein Zeichen. Und es war ihr nicht wichtig, ob sie wussten, dass sie es gewesen waren. Madiha wechselte die Kleidung, weil sie die große Bühne weder liebte noch sich auf ihr sicher fühlte. Und Corax? Er verstand, was sie wollte. Womit sie zufrieden war. Er lächelte, während sie das Wunder um ihre Schultern betrachtete und als sie aufsah, hing ihr Blick für einen Moment an seinem Gesicht. Er sah wunderschön aus, wie sie fand. Und es wärmte sie, brachte ihr Herz zum Schwingen, als er ihn so lächeln sah. "Kjetell'o meinte, ich soll es ... umwandeln. ich weiß immer noch nicht, wie ... und was ich anschließend tun soll" Sie lächelte leicht und betrachtete Corax. „Er wird es dir gewiss erklären.“, wusste sie und nickte zuversichtlich. „Aber immer, wenn du glücklich bist – ehrlich glücklich – verändert es dich oder das Schwarz an deinen Federn. Und ich glaube, dass du Leid in Glück verwandeln kannst, wird sicher auch dazu führen, dass du eines Tages das Glück verteilen kannst“, überlegte sie und zuckte die Schultern, weil sie sich selbst nicht für besonders klug in diesen Dingen hielt. „Oder so“, wiegelte sie lachend ab und zog sich schließlich die Kleidung glatt.

Sie passte nicht sonderlich gut, aber das machte ihr nichts. Wichtig war, dass sie nun nicht nackt auf den Marktplatz treten musste. Auf dem Weg unterhielten sie sich noch ein wenig über das, was sie als Hoffnung an den Himmel gemalt hatten. "Sie werden es schaffen. Alle, die nun in Sarma leben. Aber es liegt an ihnen, findest du nicht? Du hast genug getan. Es wird Zeit, dass wir uns um uns kümmern. Ich vermisse die anderen.“ Madiha nickte leicht. „Du hast wohl Recht. Ich bin gewiss nicht diejenige, die ihnen nun den Weg zeigt… Das müssen sie selbst tun.“ Stimmte Madiha zu und führte Corax durch Sarma’s Gassen, bis zum Marktplatz. Sie entdeckte Caleb und Kjetell’o beim Essen und musste unweigerlich lächeln. Sie blieb stehen und neigte leicht den Kopf, als Kjet Corax entdeckte. Sie lächelte breiter bei seiner Freude über das Wiedersehen und trat zur Seite, damit sich Wald- und Dunkelelf begrüßen konnten. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Rührung. Sie hatte gewusst, wie wichtig es war, dass Corax Teil ihrer kleinen Familie blieb. Erst Caleb’s Ruf, riss Madiha aus dem Moment, da sich Kjet und Corax umarmten. Sie wandte den Blick und lächelte nun Caleb freudestrahlend an. Sie folgte dem Ausbreiten seiner Arme und eilte auf ihn zu. Sie umschlang den Dieb und drückte, so fest sie konnte, zu. Ihre Augen schlossen sich glücklich, ihn wieder bei sich zu haben. "Ich fürchtete schon, er frisst dich. Es hat so lang gedauert oder kam es mir nur so vor? Was wollte der Drache von dir? Bist du wohlauf? Wie fühlst du dich? Ich bin so froh, dass du wohlbehalten ... Moment mal!" Sie erwiderte lachend die vielen, kleinen Küsse und sah auf, als er stutzte. "Er lebt! Wo ... wo hast du Corax ausgegraben, Madi?" Madiha holte Luft, um den Fragen auch Antworten zu liefern.
„Mir geht es gut, alles in Ordnung..“, begann sie, sah dann aber auch zu Corax. Sie lächelte und ließ Caleb los. „Er hat unseren Ruf gehört, aber er… er musste noch gesund werden, bevor er auch zu uns finden konnte. Er ist wohlauf… er ist wieder da!“, erklärte sie strahlend und nickte auch Kjet zu, der seine Freude offen trug. Dann aber wurde Madiha Zeugin, wie auch Caleb sichtlich froh darüber war, dass Corax zurück war. Er herzte sie beide und Madiha spürte ein gequetschtes Gefühl, dass sie lachen und husten ließ. Als Caleb fragte, ob er Azura mitgebracht hatte, da drückte Madiha kurz Corax‘ Hand, ehe sie sich von den Männern löste. Die Wiedersehensfreude war allgegenwärtig und plötzlich tauchte noch jemand auf. Überrascht sah Madiha zu, wie sich Jakub Corax näherte und verstand im ersten Moment die ganze Szene nicht. Doch dann, als Jakub Corax plötzlich küsste, starrte Madiha überrascht drein. Das kam mehr als unerwartet und auch Corax schien nicht zu wissen, was das zu bedeuten hatte. Jakub aber kehrte zum Schiff zurück und sie starrten ihm nach. „Das war…“, Madiha drehte sich etwas zur Seite und fing dann aber Kjet’s Blick auf „überraschend“, murmelte sie und schaute schließlich verlegen zur Seite. Sie rieb sich am Arm. Dass Kjet so starrte, machte sie nervös. Schließlich trat er vor sie und fuhr ihre Silhouette ab.
"Was ... ist mit dir geschehen?" Madiha blinzelte ein wenig unsicher. Dass er vor ihr kniete, war nichts, womit sie gut umgehen konnte. Ihr Blick wanderte unsicher zu jenen, die die Szene vielleicht beobachteten. Dann aber kehrte der blaugraue Blick zurück zu Kjetell’o. "Du warst das ... du warst der Phönix! Geboren aus Asche, mit der Allmacht der Feuermagie. Wie ... woher... spürst du, was in dir wohnt?" Madiha knetete verlegen ihre Finger. Dann aber begann sie zu lächeln und sich vor Kjetell’o zu knien. Sie schaute ihm fest in die Augen und ließ schließlich ihre Magie für sich sprechen. Madiha schloss die Augen und ließ ihre Magie fließen. Sie breitete sie aus, wie einen warmen Mantel der Geborgenheit. Liebe war ihr Antrieb, sodass sie auch Corax und Caleb davon einhüllte. Sie sandte diese Wärme aus, als Zeichen, dass sie nicht länger unvollständig war. Als Zeichen, dass sie wusste, was sie hier hatte. Dass sie alle wussten, erkannten, was sie für Madiha bedeuteten. Madiha wollte ihnen mit ihrer Magie zeigen, wie sehr sie ihr wichtig waren und wie viel sie ihr bedeuteten. Und während sie Kjetell’o und Corax umhüllte, öffnete sie ihre Augen, um Caleb anzusehen. Sie lächelte offen, intensivierte die Wärme bei ihm als Zeichen ihrer ganz besonderen Zuneigung. Dann zog sie alles Stück um Stück zurück und blickte zurück zu Kjetell’o. „Ich weiß jetzt, wer ich bin. Und ich weiß, dass ich ein überwältigendes Geschenk erhalten habe. Ich muss nur herausfinden, was ich damit nun anstellen will. Aber Sarma brauchte Hoffnung und ich glaube, Corax und ich konnten sie geben. Jetzt bin ich bereit, dass wir aufräumen.“ Sie wandte sich an Caleb und musterte ihn. „Willst du immer noch in das Anwesen?“, fragte sie und nichts deutete mehr auf den Schrecken hin, den sie empfunden hatte.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. Februar 2025, 16:04

Nur weil Madihas Herz nicht nach Macht strebte, sie bescheiden und bodenständig war, hatte sie die Wüstenstadt Sarma überhaupt erst retten können. Denn es lag an ihrer Persönlichkeit, dass sich ihre eigene Feuermagie entsprechend entwickelt und ihre Werte auf das Handeln des Drachen übertragen hatte. Es waren ihre Tugenden, die andere mehr beeinflussten als es eine von Macht geleitete Version ihrer selbst je durch Demonstration selbiger hätte erreichen können. Das zu zeigen, indem sie im Flug auf Corax den Himmel über Sarma mit Hoffnung erfüllte, färbte nach wie vor ab. Doch dieses Mal traf es nicht das Feuer, sondern ihre unmittelbare Umgebung. Corax beobachtete sie, während beide den Weg zum Markplatz der Wüstenstadt zurücklegten. Ihr Art der Demonstration ihres Feuers stimmte ihn nachdenklich, aber nicht sehr lang, denn schon wurde er erst von Kjetell'o und anschließend - etwas überschwänglich - von Caleb begrüßt. Gerade der Dieb zeigte offen seine Gefühle. Er war nicht nur erleichtert, Madiha lebendig und unversehrt zu sehen, sondern auch überglücklich, den Dunkelelfen noch am Leben und wieder in ihren Reihen zu wissen. Dass Azura nicht in seiner Nähe war, zauberte ihm allerdings nur ein vergnügtes Funkeln in die Augen.
Die größte Überraschung der gemeinsamen Wiedersehensfreude bot jedoch Jakub, der wie aus dem Nichts erschien und wie so üblich für ihn nur wenig Worte an die Außenwelt richtete. Sein Kuss auf die Lippen des Dunkelelfen hingegen hinterließ Spuren. Nach einem Räuspern, kurzem Salut an seinen Kapitän aber marschierte er so schnell wieder davon wie er aufgetaucht war und ließ eine Gruppe von Freunden durchaus überrumpelt zurück.
Nur Kjetell'os Perplexität ließ sich nicht auf die Aktion des Ersten Maats münzen. Er starrte Madiha entgegen, dass sie seinem waldgrünen Blick nicht lange standhalten konnte. Sie wich ihm aus. Kjetell'o aber sank mit großen Augen vor ihr auf die Knie. Caleb betrachtete die Szene mit gerunzelter Stirn. Corax schaute allerdings noch immer zum Rand des Marktplatzes, wo die Gassen Jakub Tauwetter verschluckt hatten. Einige wenige Außenstehende musterten die Gruppe nahe dem Zentrum noch immer, tuschelten oder unterhielten sich. Die meisten kehrten jedoch zu ihrem neuen Alltag zurück, der größtenteils vom Wiederaufbau Sarmas überschattet wurde. Es gab reichlich zu tun und niemand wollte sich jetzt dem Müßiggang hingeben. Vor allem Verarmte und Teile des einfachen Volkes nicht. Durch die Belagerung, den Drachen, den Aufruhr waren gerade die wohlhabenderen Sarmaer arg in Bedrängnis geraten. Einige von ihnen lebten schon nicht mehr und ihre Anwesen lagen verwaist da. Sie müssten sih neu orientieren, durften die Macht auf Regierungsebene nicht verlieren, die sich gerade der Bund der Wüstendiebe nun zu eigen machen wollte. Niemand achtete auf den kleinen Mann und so erhielten zahlreiche Sklaven die Chance, endlich ihre alten Ketten zu sprengen. Überhaupt spazierten mehr Frauen in deutlich aufrechterer Haltung durch die Straßen, auch wenn die meisten sich nach wie vor unter einem einzigen Kommentar eines männlichen Sarmaers sofort duckten oder ihr Gesicht hinter Schleiern verbargen. Es würde dauern, bis alle sich so frei und vollwertig fühlen könnten wie Madiha. Sie aber spürte, dass sie nie wieder zu ihnen gehören würde. Nie wieder würde man ihr Ketten anlegen, denn sie besaß nun die Macht, es zu verhindern. Sie ... war ganz.
Diese Erkenntnis in Kjetell'os ehrfürchtigem Blick zu finden, ließ sie zu ihm auf den Sand sinken. Er griff sofort nach ihren Händen, klammerte sich fast schon mehr daran fest als sie zu drücken. Er wollte dieses Wunder, dessen er Zeuge werden durfte, nicht gehen lassen. Lächelnd erwiderte Madiha endlich seinen Blick. Ja, sie hatte den Phönix geschaffen. Sie hatte Hoffnung über Sarma brennen lassen. Sie war dazu fähig und sie würde weise mit ihren Fähigkeiten umgehen. Um das zu demonstrieren, ließ sie eine Aura aus Wärme in wellenartigen Impulsen über ihre Freunde hinweg schwappen. Am Rande des Marktplatzes drehten sich wenige Sarmaer und auch einige Dunkelelfen zu ihr um. Magisch Begabte spürten, dass dort jemand im Sand saß, die mit ihren Kräften mehr als umzugehen wusste. Kjetell'o und Corax hingegen spürten nur, mit wieviel Liebe Madiha diese Kräfte einsetzen wollte. Und selbst Caleb - der Stein unter den nicht magisch Begabten - fühlte ein geborgenes Prickeln auf der Haut. Er trat langsam an Madiha und Kjetell'o heran, kniete sich zu ihnen und legte seiner Liebsten die bärengleiche Pranke auf die Schulter. Seine Finger wirkten so zerbrechlich und klein im Vergleich zu der Wärme, die sie einhüllten.
"Wunderschön...", murmelte der Dieb, ehe er schief aufgrinste. "Und deine Magie auch!" Er zwinkerte ihr zu, schenkte ihrer Schläfe einen Kuss und sah dann zu Kjetell'o. "Die Frage ist, ob sie dich jetzt noch braucht - also, als Lehrmeister, meine ich. Fühlt sich nicht so an, als hätte sie's noch nötig."
Kjetell'o nickte sacht, aber Madiha räumte ein: "Ich weiß jetzt, wer ich bin. Und ich weiß, dass ich ein überwältigendes Geschenk erhalten habe. Ich muss nur herausfinden, was ich damit nun anstellen will." "Du brauchst mich also doch noch", schmunzelte der Shyáner mit seiner ewig währenden Geduld. Er nickte. "Ich bin selbst kein Meister. Du bist es, ich spüre es in jedem Funken, den du uns zeigst. Ich muss überlegen, was ich dich lehren kann. Gib mir ein wenig Zeit, vor allem, weil..." Er schaute über die Schulter. Corax stand dort noch immer und jetzt, da die Aufmerksamkeit wieder auf ihn fiel, konnten alle die Veränderung sehen. Er lächelte ... unter einem weißen Schopf heraus und einem Umhang mit weißem Gefieder, das in der Sonne wie alle Juwelen Celcias zugleich glitzerte, bunt und wertvoll. Dann verflüchtigte sich das Bild, wurde fortgeweht wie Asche, die man über der See verteilte. Ihr altbekannter Dunkelelf kehrte zurück - schwarzes Haar, dunkle Haut, rote Augen. Nur sein Federüberwurf hatte sich gänzlich aufgelöst.
"Ich muss zunächst über einen anderen mehr nachdenken." Kjetell'o erhob sich. Er trat an Corax heran und schob ihm eine Hand in den Nacken, als wollte er ihn dort kraulen. "Bereit aufzuräumen", wiederholte er Madiha Worte und nickte. "Das könnten wir tun. Celcia darf sich glücklich schätzen über so viel Wunderbares ... in den richtigen Händen." Der Elf zog seine Hand nicht aus Corax' Nacken zurück. Er schaute nur noch einmal zu Madiha und Caleb. "Ihr wollt sicher allein sein. Wenn ihr gestattet, bringe ich unseren verschollenen Freund zurück auf die Muräne. Ich würde dort gern einige Worte mit ihm wechseln und ich bin sicher ... du möchtest mit Jakub sprechen, Träger?"
Corax blinzelte Kjetell'o entgegen. Verzögert nickte er. "Ja. Vielleicht." Auch er schaute zu Madiha hin. "Wir sehen uns dann später? Ich kann dich mit Caleb nun unbesorgt allein lassen."
"He, kleiner Elf! Vorsichtig, was du sagst!" Aber Caleb lachte und herzte Madiha. Dann gingen die Paare auseinander. Die beiden Elfen wandten sich dem Hafen zu, wobei Kjetell'o immer wieder zu Corax schaute und seinen Nacken nicht wieder losließ. Seine Augen glitzerten golden, auch aus größerer Reichweite.
"Willst du immer noch in das Anwesen?"
Nun war es an Caleb zu blinzeln. Auch er erhob sich wieder, reichte Madiha eine Hand, um ihr ebenfalls aufzuhelfen. Dann verschränkte er jedoch die Arme vor der Brust, während er sein Gewicht keck auf ein Bein verlagerte. "Je schneller, desto besser. Sonst kommen mir andere zuvor, die ebenfalls aufgeschnappt haben, dass es dort keine ... Hindernisse mehr gibt." Seine Miene wurde ernster. "Aber, Madi, du musst nicht mitkommen. Ich hab's verstanden, wie sehr an dir zehrt. Falls es jedoch was gibt, das ich von dort mitbringen soll und du mir sagst, wo ich es finden kann, dann..." Er verstummte, spürte noch immer den Nachhall ihrer magischen Aura. Langsam senkte er beide Arme, bis sie locker zu seinen Seiten herab hingen. "Du kommst mit?", fragte er und wusste doch längst die Antwort. Plötzlich lächelte er. "Na endlich! Was immer dazu geführt hat, dass dir ein Drache so viel ... dass du dich ganz fühlst ... um ehrlich zu sein, hab ich überhaupt nichts verstanden, aber-" Caleb rieb sich den Nacken und lachte seicht auf. "Naja, ist auch egal! Ich bin einfach nur froh, dass es endlich irgendwas geschafft hat, zu dir durchzudringen ... und dir zeigen konnte, was ich in dir gesehen habe, seit du mir damals versucht hast, den Geldbeutel vom Gürtel zu klauen. Endlich, Madi. Tut gut, dich so zu sehen. Ich verliebe mich gleich nochmal in dich." Er nickte und hielt ihr dann seine Hand hin. "Lass uns aufräumen! Ich sollte nur noch einige Dinge holen. Unvorbereitet müssen wir nicht sein, auch wenn niemand mehr dort zu erwarten ist. Oder ... kannst du auch Sachen herumschweben lassen, damit wir sie nicht schleppen müssen? Nein? Hm, machen wohl eher Luftikusse unter den Zauberern, was?"

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