Neuer Ärger

Um die Stadt Sarma betreten zu können, musst du das immer bewachte Stadttor passieren. Vor der Pforte und in zwei kleinen Türmen links und rechts davon sind die Beschützer der Wüstenstadt postiert.
Antworten
Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6959
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Neuer Ärger

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Dezember 2012, 13:34

Nadesha kommt von: Ein wenig Hoffnung


Er hatte es fast geschafft, das wusste er. Der Junge musste nicht sehen, wie nahe er sich am Stadttor befand, er kannte diese Stadt viel zu gut. Und sein Gefühl hatte ihn noch nie getrogen.
So bog er um die nächste Ecke, dann noch einmal nach links und schwups... mit einem Mal stand er vor dem großen Gemäuer, durch das hindurch man die Stadt Sarma verlassen konnte. Doch das wollte er noch gar nicht.
Stattdessen lehnte er sich mit dem Rücken an das Steinmauerwerk, die Katze auf dem Arm und bemühte sich, seinen keuchenden Atem zu beruhigen. Immerhin wollte er eine passable Erscheinung abliefern! Er zwang sich dazu, die Luft für einige rasende Herzschläge anzuhalten, ehe er sie wieder ausstieß und nach neuer schnappte.
Das half gut, denn als die junge Frau um die letzte Ecke des Hauptweges bog, hatte er die Kraft und Atem, demonstrativ einen Bissen von dem Brot zu nehmen und sie kauend zu empfangen. Frech grinste er, obwohl ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Das konnte man auf die Temperaturen schieben!
"Du bist aber langsam... ich hätte nicht geglaubt, dass du schon so alt bist!", stichelte er und musste sich ein Lachen verbeißen, als Asche ein "Miau!" von sich gab, das beinahe wie ein Zustimmung klang. Oder wie eine Beschwerde, dass die andere zu schnell gewesen war.
Wie auch immer, die Katze sprang herunter und setzte sich so vor Nadesha, dass sie ihr beleidigt den Rücken zukehrte. Der Junge nahm lieber noch einen Bissen, um nicht laut los zu prusten.
Bild

Benutzeravatar
Nadesha
Gast
Gast

Re: Neuer Ärger

Beitrag von Nadesha » Sonntag 16. Dezember 2012, 09:52

Nadeshas, für die junge Frau recht ungewöhnliche Gedanken, wurden von der Tatsache unterbrochen, das dieser Junge kauend vor ihr stand.
Lässt er mich denn nie in Ruhe?
Seine frechen Worte waren schon keine Überraschung mehr, die Diebin konnte nur hoffen, das dieses Etwas ihn gründlich zerreißen würde.
„Bei den Göttern! Ich habe dich nie für intelligent gehalten, aber das du lebensmüde bist, wusste ich nicht.“, blaffte sie ihn an. Natürlich hatte sie nicht wirklich erwartet, das er einfach so am Hafen bleiben würde und sich in aller Ruhe von den Kriegern des dunklen Volks würde abschlachten lassen. Trotzdem hatte Nadesha nicht damit gerechnet, das er ihr ausgerechnet zum Stadttor, zu dem Ort von dem das Brüllen kam, folgen würde.
Anscheinend ist meine einzige Chance, aus der Stadt zu gelangen und ihn irgendwie in dem Getümmel los zu werden.
Doch gegen ihren Willen verspürte sie noch immer Mitleid.
Reiß dich zusammen! Sonst war es dir doch auch egal, was mit Fremden geschehen ist.
Sie wusste, sie würde ihn nicht töten, doch das war wahrscheinlich gar nicht nötig. Entweder er würde freiwillig die Flucht ergreifen, oder ein Soldat würde ihn im Eifer des Gefechts aufspießen. Nadesha redete sich mit aller Kraft ein, das sie das hoffte, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen.
Asche hatte ihr beleidigt den Rücken zugedreht.
Nicht du auch noch! Hat sich denn die ganze Welt gegen mich verschworen?
Sie sammelte sich wieder, versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Dann blickte sie zu dem Jungen.
„Also... Dann gehst du jetzt am besten raus zu den Soldaten und lässt dich zerfetzen, in Ordnung? Und deine Bemerkung... Nun, ich glaube du weißt, was ich davon halte.“, sagte die Diebin betont spöttisch.
Sie schluckte. Nicht etwa wegen dem Jungen oder seinen Worten, nein, diesmal zweifelte sie an den Entscheidungen, die sie selbst betrafen.
Soll ich wirklich vor die Stadtmauer gehen? Ich könnte so noch schneller sterben, als wenn ich am Hafen bleibe... Aber jetzt bin ich hier und wenn ich weglaufe, hat dieser Bengel wirklich einen Grund zum lachen.
Sie wandte den Blick von ihm ab und betrachtete eingehend das Tor. Sie hörte die wütenden Schreie, die sich aus den Kehlen dutzender Soldaten lösten, doch es war nicht die Wut, die sie so laut und schrecklich klingen ließen. Es war die Angst.
Einerseits tat es gut zu wissen, das sie nicht der einzige fühlende Mensch in der Stadt war, andererseits brachten sie auch neue Angst mit. Das dunkle Volk allein war schon Herausforderung genug, das Gebrüll aus der Wüste stand für noch mehr Ärger.
Sie werden es nicht schaffen!
Nadesha schüttelte kurz den Kopf und bückte sich um Asche auf dem Arm zu nehmen, während sie auf eine freche Antwort wartete. Denn wenigstens eines wusste sie:
Dieser Junge war das nervigste Geschöpf, das ihr je über den Weg gelaufen war.
Sie hoffte, dass er es auch bleiben würde.

Benutzeravatar
Erzähler
Nicht-Spieler-Charakter
Nicht-Spieler-Charakter
Beiträge: 6959
Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Neuer Ärger

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. Dezember 2012, 10:00

So schnell wurde man den Kleinen nicht los. Er hatte zwar nun, was er wollte, jedoch hieß das nicht, dass er wirklich schon zufrieden damit war. Vor allem, wo er glaubte, eine Verbündete gefunden zu haben, bei der es sich lohnte, sie noch länger zu nerven.
Ganz zu schweigen davon, dass es ihn ebenfalls brennend interessierte, was da draußen vor der Stadt los war, während er bereits wusste, was von der Meeresseite kommen würde. Und das war nichts, was er im Hafen begrüßen wollen würde.
So bemühte er sich, schnell zu sein, und schaffte es tatsächlich, den ungewollten Treffpunkt schon vor ihr zu erreichen und sie passend zu empfangen.
Ihre Erwiderung auf seine Worte ließen ihn scheinbar unschuldig blinzeln „Lebensmüde? Wieso denn? Ich bin nicht dort draußen wie viele andere.“, hielt er dagegen und konnte schon wieder grinsen.
Dabei legte er den Kopf schief und deutete in Richtung Hafen. „Außerdem wär ich eher lebensmüde, wenn ich dort bleiben würde.“ In seine Augen trat ein harter Glanz, viel zu deutlich für ein Kind seines Alters, der zeigte, dass er schon zu viel in seinem jungen Leben hatte sehen müssen.
Dass sie ihn indes schon längst los werden wollte, konnte er sich denken. Immerhin wusste er, wie er sich verhalten musste, um an seine Ziele zu gelangen, und was das bei seinen Gegenübern auslöste. Trotzdem… irgendwie wollte er es nicht so einfach bei dem Brot bewenden lassen, das sie ihn so überstürzt in die Arme gedrückt hatte. Er war einfach der Meinung, dass sie ihn und sein Können brauchen könnte.
Dass es ihm im Gegenzug auch so ergehen könnte, gestand er sich dabei selbstverständlich nicht ein. So weit war er dann trotz allem noch lange nicht.
Ihre Gedanken indes blieben ihm verborgen, auch wenn er das ein oder andere davon erahnen konnte.
Während die Katze mehr als deutlich machte, dass sie beleidigt war und ihrer Freundin so rasch wohl nicht verzeihen würde. Sie kehrte ihr den Rücken zu und tat, als wäre alles interessanter als Nadesha.
Diese gab sich vorerst auch geschlagen, um sich wieder um ihren ungebetenen Begleiter zu kümmern.
Jener hob spöttisch seine Augenbrauen an. „Warum sollte ich? Ich häng an meiner Haut. Das ist nicht schön, wenn die zerfetzt runter hängt. Und es tut sehr weh, heißt es.“, antwortete er frech und überhaupt nicht abgeschreckt von ihr. „Aber du kannst es gern ausprobieren. Wenn du es angenehm findest, mach ich vielleicht mit.“, setzte er noch hinzu, weil er sie weiter aus der Reserve locken wollte.
Denn natürlich interessierte es ihn, was da draußen geschah, jedoch noch stärker, warum sie auf einmal so schnell los gerannt war, ohne Rücksicht auf ihre Begleiterin, die sie zuvor noch nach deren Diebstahl beschützt hatte. Was trieb sie an? Was hatte sie veranlasst, es derart eilig zu haben, dass sie ihm sogar ihr Brot in die Hände gedrückt hatte? Steckte da mehr dahinter oder war es Neugier? Dinge, die ihn interessierten, da er die ein oder andere womöglich wichtige Version dahinter witterte.
Wieder schrien sich draußen vor den Mauern die Soldaten die Seele aus dem Leib, um sich Mut zu verschaffen. Geräusche, die dem Jungen nicht behagten. Er mochte tapfer sein, überleben können und schon einiges erlebt haben. Aber so etwas… war für ihn nie eine Option gewesen.
Denn er hing an seiner Existenz und wollte sie nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen, nur, weil irgendjemand entschied, dass er in der ersten Reihe stehen sollte oder ähnlichem. Nein, darauf konnte er gut verzichten. Zu viele der ihm bekannten Straßenkinder waren auf diese Art verschwunden, als dass er sich zu ihnen gesellen wollte.
„Überlegs dir lieber anders.“, fügte er etwas verspätet hinzu, da er das Gefühl hatte, sie wäre noch immer gewillt, da hinaus zu gehen.
Wollte sie denn etwa sterben? So hatte sie vorhin aber nicht auf ihn gewirkt!
Die Katze indes bemerkte die Nähe und Absicht ihrer Freundin und hieß diese eindeutig nicht gut. Mit einem beleidigten Maunzen stand sie auf, bevor die Finger sie erwischten und setzte sich einige Schritte weiter links, in Richtung des Jungen, wieder demonstrativ mit dem Rücken zu Nadesha hin.
Ja, sie war sehr empfindlich, wenn man sie nicht so behandelte, wie sie es verdiente!
Bild

Antworten

Zurück zu „Das Stadttor Sarmas“