Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Weit unter Morgeria befindet sich dieses geheime Tunnelsystem. Nur wenige kennen es und noch weniger finden jemals wieder heraus. Es sollen gefährliche Wesen den Untergrund bewachen, doch gesehen hat sie noch niemand.
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Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Sonntag 5. April 2020, 11:09

(Kazel und Janay kommen von: Zeltaufbau am Rande des Neldoreth)

...etwas sehr privates und auch magisches. Es war ein bisschen so, als würde die Welt für einen Wimpernschlag sich um sie herum auflösen und aus ihren geheimsten Wünschen wieder zusammen setzen, denn plötzlich waren sie allein. Nichts anders außer der Berührung, dem leichten Brennen der Seife auf seiner frisch tätowierten Haut zählte noch. Sie sahen einander tief in die Augen und die Welt drum herum versank in einen Meer aus Farben. Sie zerfloss und Formen verblassten, als würde jemand Seifenschaum über ein frisches Gemälde laufen lassen.
Bemerkten die beiden Streithähne/Liebenden überhaupt was um sie herum geschah?
Nein, noch nicht... Zu sehr waren sie gerade von einander eingenommen. Zu sehr zog der Magnet ihrer Zuneigung sie zueinander. Sie gehörten zusammen und umkreisten einander wie die Gestirne. Sterne wanderten am Rande ihrer Wahrnehmung gleich dem Firmament um sie, oder waren es nur Glühwürmchen an der Decke einer unterirdischen Höhle? Sie standen noch immer im Wasser, doch ihre Welt hatte sich verändert, ohne das sie es bemerkt hatten.

Fern fern an einem anderen Ort sah Elorin von einem ihrer Bilder auf, strich sich über den kleinen Kinnbart und murmelte:
„Zu schnell, zu unbedarft... aber doch ...nun endlich ...richtig!“
Sie lächelte und legte das Bild einer Höhle beiseite. Die Decke war übersät mit tausenden kleiner Lichtpunkte und sie spiegelten sich in dem kleinen Bach, der zwischen den Baumähnlichen Stalagmiten sich entlang wand.
„Ich hoffe, du findest was du suchst, Sturmadler! Pass gut auf deine Familie auf. Ihr seid nun auf dem Weg.“
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 12. April 2020, 19:44

Wie sonst hätte Janay das Verhalten ihres Gegenübers deuten sollen? Noch dazu, da sie ihn bereits am Vorabend gesehen hatte, als die schöne, aber bestialisch stinkende Elfe ihn mit ihrem Erscheinen verzaubert hatte. Janay musste zwangsläufig davon ausgehen, dass Kazel im Abklingen seines Katers zunächst Eri'una überhaupt nicht bemerkt hatte. Und nun entdeckte er sie, noch dazu nackt. Es konnte nicht anders sein. Welcher Mann würde nicht darauf reagieren?! Und wenn Kazel es sich eingestand, dann hatte sein Bewusstsein die Elfe am Rande doch irgendwo wahrgenommen, denn an zentraler Körperstelle regte sich etwas. Die Kälte des Bachlaufs hingegen half ihm, die Zeichen nicht allzu deutlich zur Schau zu stellen und letztlich war da noch die Erkenntnis über Janays Liebesgeständnis, die ihm nun endlich lange genug durch sämtliche Hirnwindungen gedrungen war, dass auch er sie begreifen konnte.
Was kümmerten ihn also die nackte Elfe oder seine natürlichen Reaktionen darauf? Janay stand vor ihm und er musste ihr endlich ebenso begreiflich machen, dass er zum einen verstanden hatte und zum anderen gleiche Gefühle für sie hegte. Er ging überhaupt nicht mehr auf den Versuch ein, sich zu rechtfertigen. Es war auch nicht nötig. Sein Lächeln, seine Aussprache, all das schien Janay doch irgendwie zu überrumpeln oder zumindest für einen Moment aus der Fassung zu bringen. Doch Kazel war es ernst, also verunsicherte ihn ihre Reaktion nun nicht.
"Du hast Recht", erwiderte er schließlich und streckte die Hand nach ihrem Kinn aus. Sanft versuchte der Mischling ihr Gesicht wieder seinem zuzudrehen. "Ich will's nicht wissen, aber ich werde es auch nicht erfahren - wenn du mich bleiben lässt." Aber da habe ich keine Bedenken. Schließlich bist DU mir nachgereist, obwohl ich dich an einem sicheren Ort lassen wollte, fernab von Krieg und unseren dunklen Verwandten. Fernab vom Anblick, wie ich vielleicht wieder töten müsste. Das sprach Kazel nicht aus. Er bekam auch keinerlei Gelegenheit dazu, denn Janay war er noch nicht sauber genug. Oder aber sie nutzte es als Vorwand, um ihn eben nicht weiter anzusehen und sich die Blöße zu geben, die Kazel als unsagbares Glück empfand. Ich werde Vater ... Eine Gänsehaut überzog ihn, es prickelte und juckte. Es knisterte irgendwie ... auf seiner Brust. Er starrte herunter, als Janay über das Hautbild schrubbte. Ein Ziepen gesellte sich ob der empfindlichen Haut hinzu, aber auch irgendein Unbehagen. War mit dieser Tätowierung nicht noch eine wichtige Sache, an die er hätte denken sollen?
Unwichtig. Schau lieber wie süß sie ist! "Ja", raunte Kazel als Antwort auf seinen eigenen Gedankengang. Er hinderte Janay nicht daran, ihn zu waschen. Das Ziepen und das seltsame Ziehen störten ihn nicht. Ihm war auch überhaupt nicht kalt, jedenfalls nicht für den Moment. Das Herz in seiner Brust hämmerte kräftig gegen die eingeschäumte Haut und versetzte all sein Blut in Wallung. Nicht mal ein Tuch für seine Lenden und ebenso wenig das Eiswasser konnten nun verdecken, wie sehr er Janay in diesem Moment begehrte.
Mit der Nasenspitze näherte er sich ihrem Gesicht, strich an ihrer Wange entlang und sog den Duft ihrer Haut ein. "Ich würde dich gern küssen", murmelte er dabei, verzichtete aber darauf. Den Mund hatte Kazel sich nämlich noch nicht ausgespült und langsam dämmerte ihn, dass es Janay nur unangenehm sein könnte, diesen vergorenen Geschmack von seinen Lippen zu schmecken. Das wollte er ihr nicht antun. So strich er ihr nur über den Kopf. Kleine, aber nicht minder liebevolle Gesten wie ein Kuss sie hätte entfachen können. Er empfand tiefe Zuneigung für diese Elfe, wenngleich ein Großteil davon sich zunächst auf ihre körperlichen Reize bezog. Sie kannten im Grunde einander einfach noch zu wenig, aber sie weckte in ihm einfach den Wunsch, ihr nahe zu sein. Das ungeborene Leben unter ihrer Brust trug seinen Teil dazu bei, war aber nicht alleiniger Faktor.
Langsam löste Kazel sich wieder von Janay. "Ich wasche mich fertig, dann ... wir machen langsam", fügte er an, als er spürte, dass sein Körper noch immer nicht auf Hochtouren lief - jedenfalls nicht überall. Es wäre nicht schlecht, sich mit dem weiten Elfennachthemd zu bedecken, wobei er das gleich mit waschen könnte. Kazel sah sich um und dann stutzte er. Wo war der Bach hin, wo der Wald und wo Eri'una, die stinkend schöne Elfe?
"W-wo sind wir?"
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Montag 13. April 2020, 21:58

Bis auf die drei Tatsachen, dass die andere Elfe nackt in Kazels Nähe stand, ihr Gestank nicht zu ihnen hinüber wehte und er sie wahrscheinlich begehrlich angestarrt hatte, hatte sie deren Anwesenheit schon wieder vergessen. Und selbst wenn nicht, hätte es sie wohl kaum dabei aufgehalten, dem Mischling einen Satz heißer Ohren für seine Blicke und sein Interesse zu verpassen.
So jedoch war sie völlig auf ihn fixiert und wollte sich gleichzeitig nicht eingestehen, warum sie sich so verhielt. Damit nicht genug, kam er immer näher und konfrontierte sie mit dem, was sie gesagt hatte, ebenso wie mit seiner Haltung dem Wachstum in ihrem Bauch gegenüber.
Das wiederum machte sie verlegen und führte dazu, dass sie sich erst recht nicht besann, sondern ihn kurzerhand kräftig einseifen wollte. Vorgeblich natürlich, damit er endlich diesen Gestank los wurde, in Wahrheit allerdings eher, um nichts darauf sagen zu müssen, was sie noch mehr in Bedrängnis gebracht hätte. Wenigstens erinnerte er sich derzeit nicht an die Sache mit ihrem Beruf...
Die Kehle drohte ihr gerade eng zu werden, als sie das Gefühl hatte, dass ihr eine Spur weit schwindelig wurde. Nicht ausreichend, um sie aufzuhalten, aber genug, um ihr ein irritiertes Blinzeln zu entlocken. Gefolgt von einem verdächtigen Brennen, sodass sie sich hastig mit dem Handrücken ihrer unbenutzten Linken über die Lider rieb.
'Fang jetzt ja nicht an zu flennen, weil er dich noch nicht weggestoßen hat! Das kommt noch, sobald er daran denkt, was du ihm noch alles gesagt hast!', mahnte sie sich selbst. Trotzdem musste sie noch einige Momente gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen, die ihr zu kommen drohten.
Es wäre einfach zu schön, um wahr zu sein, wenn er weiterhin bei ihr bleiben wollen würde! Janay freute sich darüber, ihr Herz klopfte auch wie wild, und gleichzeitig hatte sie genauso Angst davor, weil sie keine Erfahrung damit hatte. Ihre Eltern waren definitiv kein sonderlich gutes Beispiel an liebevollem Zusammenleben gewesen und in den letzten Jahren hatte sie in einer Welt aus Lug, Trug und Verführung gelebt, die in vielen Dingen lehrreich gewesen war, nur nicht in Hinsicht auf eine Beziehung. Oder gar die Elternschaft, aber das würde schließlich noch etwas dauern, bis sie sich tatsächlich damit beschäftigen müsste.
Somit schrubbte sie lieber auf ihm herum, als wolle sie ihm die Tätowierung wieder abwaschen, die er ihr seit diesem Morgen präsentierte, und ignorierte das Kribbeln auf ihrer Kopfhaut, weil er sie dabei beobachtete. Irgendwann, sie wusste es nicht, hatte sie anscheinend die Seife in die linke Hand gewechselt und mit dem Waschen vorläufig aufgehört, denn sie spürte das Hämmern in seiner Brust gegen die Fläche ihrer Rechten, die sie darüber gelegt hatte.
Wurde sie jetzt etwa doch noch unnötig sentimental?! Ja, er hatte ihr gesagt, dass er bei ihr bleiben wollte, und er hatte sich zumindest an das erinnert, was sie über ihre Gefühle geäußert hatte. Aber sobald ihm auch der Rest bewusst werden würde...
Das Streicheln seiner Nasenspitze holte sie aus ihren Gedanken und ließ sie unwillkürlich leicht aufzseufzen. Ihre Lider begannen sich zu senken und ihr kam derselbe Gedanke wie ihm, bis er diesen aussprach. Denn dabei bemerkte sie seinen Atem und der war eindeutig noch nicht sonderlich einladend.
Dennoch wich sie nicht vor ihm zurück, sondern reckte sich, um ihre Lippen nah an sein Ohr zu bringen. "Erst, wenn ich dich gründlich gewaschen habe!", raunte sie ihm mit einen Hauch von ihrem rauen Timbre zu, das sie sonst bei Kunden einsetzte, die sie für sich gewinnen wollte. Nur mit dem Unterschied, dass es dieses Mal unbewusst geschah.
Denn bestimmt hatte er es nicht verdient, dass sie sich ihm jetzt hingab, nachdem er diese andere Elfe angestarrt hatte! Doch ein wenig um den Finger wickeln, konnte sie ihn ja schon...
Während er ihr über das Haar strich, konnte sie es sich nicht verkneifen, bei dieser Gelegenheit sein Ohrläppchen anzuknabbern. Nicht fest und nur kurz, allerdings hoffentlich mit dem gewünschten Effekt, dass er gar nicht mehr auf die Idee kam, noch jemand anderes als sie haben zu wollen.
Dennoch wollte sie ihn nicht dazu bringen, sofort über sie herzufallen, weil sie befürchtete, es wäre so schnell vorbei wie bei ihrem ersten Mal. Dass sie Beobachter hätten, wäre ihr hingegen gleichgültig gewesen, so etwas kannte sie schon. Also ließ sie es zu, dass er sich von ihr löste, und musste sich mit einem kleinen Grinsen auf die Unterlippe beißen.
Sein Bedürfnis nach Langsamkeit schob sie auf die Erinnerung an ihre erste intime Begegnung und nicht auf seinen Kater, sodass es sie amüsierte. Schließlich kannte sie genug Männer, die genau das versucht hatten und kläglich gescheitert waren. Und da Kazel noch sehr unerfahren war, vermutete sie stark, dass es bei ihm ganz ähnlich wäre. Vor allem, wie ihr Blick auf sein bestes Stück ihr zeigte, das schon längst bereit für dieses Unterfangen wäre.
Während die junge Frau noch überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte, holte er sie abrupt aus ihrer Gedankenwelt. Blinzelnd sah sie zu ihm hoch und verstand erst danach den Sinn seiner Worte. Verwundert drehte sie ihren Kopf und merkte nun ebenfalls, dass sich ihre Umwelt erheblich verändert hatte.
"Keine... Ahnung...", kam es langsam über ihre Lippen. Ihr Blick wanderte weiter und irgendwie wurde ihr mulmig zumute.
Schlussendlich sah sie Kazel wieder an, ihre Augenbraue skeptisch erhoben, aber mit deutlicher Verunsicherung in ihrer Mimik. "Was hast du dieses Mal angestellt?", fragte sie, allerdings bei weitem nicht so bestimmt, wie sie es gerne gewollt hätte.
Denn diese Veränderung war ihr definitiv zu unheimlich, um zu ihrer gewohnten Selbstsicherheit finden zu können. Und sie war auch nicht völlig überzeugt davon, dass es wirklich der Mischling gewesen war, obwohl sie sich diese Empfindung nicht erklären konnte.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. April 2020, 11:17

So schön der zärtliche Moment auch war, wie alles im Leben, verging auch er.
Langsam löste Kazel sich wieder von Janay.
"Ich wasche mich fertig, dann ... wir machen langsam"
, fügte er an, als er spürte, dass sein Körper noch immer nicht auf Hochtouren lief - jedenfalls nicht überall. Es wäre nicht schlecht, sich mit dem weiten Elfennachthemd zu bedecken, wobei er das gleich mit waschen könnte. Kazel sah sich um und dann stutzte er. Wo war der Bach hin, wo der Wald und wo Eri'una, die stinkend schöne Elfe?
"W-wo sind wir?"
Janay hatte noch überlegt, wie sie weiter vorgehen sollte, da holte er sie abrupt aus ihrer Gedankenwelt. Blinzelnd sah sie zu ihm hoch und verstand erst danach den Sinn seiner Worte. Verwundert drehte sie ihren Kopf und merkte nun ebenfalls, dass sich ihre Umwelt erheblich verändert hatte.
"Keine... Ahnung..."
, kam es langsam über Janays Lippen. Ihr Blick wanderte weiter und irgendwie wurde ihr mulmig zumute. Schlussendlich sah sie Kazel wieder an, ihre Augenbraue skeptisch erhoben, aber mit deutlicher Verunsicherung in ihrer Mimik.
"Was hast du dieses Mal angestellt?"
, fragte sie, allerdings bei weitem nicht so bestimmt, wie sie es gerne gewollt hätte.
Denn diese Veränderung war ihr definitiv zu unheimlich, um zu ihrer gewohnten Selbstsicherheit finden zu können. Und sie war auch nicht völlig überzeugt davon, dass es wirklich der Mischling gewesen war, obwohl sie sich diese Empfindung nicht erklären konnte. Vielleicht hallte auch noch die leise Warnung in ihrem Hinterkopf nach, dass Kazel nicht an an seinem frischen Tattoo hatte kratzen sollen. Und was hatte sie gemacht? Ihr Blick fiel automatisch auf seine nahe glatte Brust und in der Seifenschicht zeichnete sich jetzt eine kleine jetzt rosa gefärbte Schaumwolke ab. Es war nicht viel, aber es war Blut geflossen.

Auch Kazels Blick fand vielleicht den kleinen Beweis, dass seine schwarze Feder hatte leiden müssen. Es hatte nicht sonderlich weh getan, dafür war das Bild zu oberflächlich unter die Haut gestochen worden. Trotzdem blutete es nun an einer kleinen Stelle. Warum und wie das nun aber so fatale Folgen gehabt hatte, wie sie plötzlich den Ort gewechselt haben konnten, nun...
Darauf würden sie nun keine Antworten mehr erhalten. Weder Elorin, die Elfe mit dem kleinen Kinnbart, noch einer ihrer Gefährten waren hier. Kazel ahnte vielleicht, dass es Zusammenhänge mit seinem Traum gab, aber so richtig verstehen würde er es wohl nicht mehr. Er und Janay waren nun aber beide in dieser veränderten Realität angekommen und sahen sich um.

Sie befanden sich in einer Höhle, bzw. eher einem Höhlensystem in dem es zum Glück nicht gänzlich dunkel war. Es gab einige fluoreszierende Flechten und Pilz ähnliche Strukturen, die alles in ein leicht grün-bläuliches Licht tauchten. Das Rinnsal, in dem sie standen, es hatte eine Fußrichtung, was auf eine Quelle, bzw. auf eine Mündung schließen ließ. Der Stein war rau unter den nackten Füßen und an manchen Stellen auch irgendwie kantig und von Rillen durchzogen. Kazel stand auf einem losen Brocken, was er im fliesenden Wasser sicher als normal empfand. Irgendwo rauschte es auch leise, was ihre geschärften Sinne wahrnehmen konnten. Außer, dass sie unter der Erde sich befanden, hatten sie noch keinen Anhaltspunkt auf ihren Aufenthaltsort, aber bereits erste Schritte in die ein oder andere Richtung offenbarten, dass die Höhle mehrere Abgänge besaß. Unter anderem, ein Loch, dass tief hinab in absolute Finsternis führte, eine schwer zu erklimmende brüchig anmutendes Spalte in der Decke über ihnen, die vielleicht weiter nach oben führte und diverse Gänge und den Bachlauf, die sich mehr oder weniger horizontal durch den Fels erstreckten. Wonach man eine Wahl treffen sollte, einen Weg zu wählen? Tja, das blieb den beiden überlassen.
Um etwas Licht bei sich zu haben, konnten sie Flechten abreißen, die noch ein wenig nach glommen, solange sie feucht gehalten wurden. Wasser gab es ja auch und vielleicht waren die Pilze sogar essbar? Solange nicht unverhofftes...
… wer auch immer gerade zuerst einen der Gänge untersuchte, der wurde sich allerdings unangenehm bewusst, dass sie vielleicht hier unten doch nicht ganz alleine waren. Schleifspuren deuteten darauf hin, dass sich hier etwas bewegt hatte. Wie lange das her war, war schwer zu sagen, wenn es kaum Luftbewegung oder Staub gab, der sich hätte absetzten können. Aber was viel beunruhigender war, war die Entdeckung, die in einer kleinen Spalte am Rand auf sie lauerte.
Ein aufgebrochener Schädel, mit einigen sehr deutlichen Bissspuren an den Rändern. Dieser schien wenigstens schon eine Weile hier zu liegen, denn er wahr kahl und glatt. Also entweder sehr gründlich abgenagt, oder er lag schon lange genug hier, dass jegliches Fleisch zu Staub zerfallen war. So oder so, der Anblick war motivierend, diesen Ort doch baldmöglichst zu verlassen.

Hatten sie einen Plan, Ideen, oder wollten sie die nähere Umgebung, bzw. ihren Ankunftsort noch einmal genauer erkunden? Beide waren jetzt auf jeden Fall wieder ganz klar und Herr ihrer Sinne, denn eine solche Erfahrung machte man sicher nicht alle Tage. Kazel begann vielleicht ein klein wenig zu frösteln, so ohne Kleidung da es kühl, aber zum Glück nicht eisig kalt war. Janay könnte ihm vielleicht etwas von sich abgeben, damit sein noch halb erfreutes bestes Stück nicht am nächsten Stalagmiten hängen blieb. ...oder auch nicht. Die recht milde Temperatur hier unten ließ entweder auf eine Wärmequelle schließen oder aber die Umgebung war von Hause aus deutlich wärmer als ihr Ursprungsort. Der Geruch verriet leider wenig. Es roch meist kalkig, nach Moos und Stein, nur aus einem der Gänge roch es leicht süßlich und nach Metall.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 20. April 2020, 03:24

So schön der Moment auch war, den sie gerade teilten und so sehr Kazel Janays noch so kleine Liebkosungen wie das Knabbern an seinem Ohrläppchen genoss, verschwand jeglicher Sinn für Romantik bei der Erkenntnis, dass sie nicht länger in irgendeinem Bach standen. Langsam wurde es auch dem Mischling klar. Zu dunkel war die Umgebung und der Geruch ähnelte nicht mehr dem von Frische und Natur. Er kräuselte die Nase etwas und schauderte unbewusst, als ein sanftes Frösteln über seine Haut strich. Das Blut verteilte sich neu, mischte sich mit einer Spur Adrenalin. Dahin waren romantische Gefühle. Sie traten für Vorsicht und Wachsamkeit in den Hintergrund.
Wie kann das sein? Was ... stimmt hier nicht? Nicht einmal Janay vermochte es mit ihrer Frage, ihn zu necken. "Angestellt? Ich ... ich weiß nicht ... war ich das?" Falls ja, wäre es Kazel mehr als Recht gewesen zu wissen, wie er es vollbracht hatte, einen gesamten Wald in dieses Gewölbe zu verwandeln. Immerhin standen sie beide noch im Wasser, aber der Wunsch, sich darin frisch zu machen war ebenso verflogen wie seine Triebe.
Langsam dämmerte es dem Mischling. Er sah an sich herab, auf seine rosa eingeschäumte Brust. "Ich sollte nicht an dem Hautbild kratzen... Waschen hat vielleicht ausgereicht um ... um ... was ist nur passiert?"
Reflexartig schob er einen Arm um Janay, als wolle er sie schützen. Dabei wäre es ratsamer gewesen, wenn er sich erst einmal etwas angezogen hätte. Vollkommen nackt einer unbekannten Gefahr entgegenzutreten, das konnte nicht gutgehen. Kazel schloss seine Augen und lauschte. Dann schnupperte er. Was konnte er aus seiner Umgebung mitnehmen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Süßlich ... metallisch ... das riecht wie Tod und Blut. Er hob die Lider wieder an und spähte in die Richtung, aus der er meinte, diese feine Nuance wahrzunehmen. Bei dieser Mischung dachte er sofort an ein asugeweidetes Tier, anschließend blitzten die Bilder seines mordenden Streifzuges udrch das Orklager wieder in seinem Geist auf. Ja, das hatte doch ähnlich gerochen. Wo immer sie sich befanden, sicher war es hier nicht!
Kazel entdeckte den Schädel, der im matten Licht der Flechten und Pilze eine beinahe magisch schimmernde Oberfläche besaß. Er fröstelte wieder, dieses Mal aber nicht aus einem Kältegefühl heraus. "Janay", hauchte er und wollte sie unter keinen Umständen loslassen. "Wo immer wir sind, wir müssen hier weg. Ich schlage vor, wir versuchen, die Quelle des Bachlaufes zu finden." Das hieß, entgegengesetzt der Fließrichtung zu gehen.
Der Mischling riss einen der Pilze von den Wänden. So bemerkte er wenigstens rasch, dass ihr Licht sich nicht ewig hielt. Aber das empfand er als kein großes Problem, denn er hatte ohnehin vor, in regelmäßigen Abständen einige der Pflanzen abzureißen oder umzuknicken. Sie brauchten etwas, um sich zu orientieren. Würden sie an abgeknickten Pilzen oder angerissenen Flechten vorbeikommen, wussten sie zumindest, dass sie im Kreis liefen. Er bereute lediglich, so ungeschützt nackt zu sein.
"Bleib in meiner Nähe und versuch, dich so leise wie möglich zu bewegen. Ich will nichts aufscheuchen." Dass er aber den riskantesten Weg einschlug, wenn er versuchte, den Bachquell zu erreichen, war ihm bewusst. Sofern sich eine Bestie in diesen Höhlen aufhielt, würde auch sie stets nahe bei einer Wasserquelle bleiben und diese Ressource nicht aufgeben. Aber sowohl das finstere Loch als auch der Spalt waren für Kazel keine Option und an irgendetwas mussten sie sich orientieren. Er tappte ein paar Schritte durch das Wasser und zischte, als er im Halbdunkel einen hervorstehenden Stalagmiten streifte. Verletzt hatte er sich nicht, nur für einen Sekundenbruchteil ziemlich erschreckt. "Lass uns versuchen, einen Ausgang zu finden, bevor man uns findet." Wer auch immer sie finden könnte, Kazel wollte es sich gar nicht ausmalen. In letzter Zeit waren nahezu jegliche Begegnungen von Nachteil gewesen, auch die mit den trinkfreudigen Hochelfen. Er war davon überzeugt, dass das Hautbild und der rauschhafte Traum seines übermäßigen Schnapskonsums damit zu tun hatten. Davor waren es die Dunkelelfen gewesen, mit denen er sich hatte herumschlagen müssen und davor war er mit dem Leonidenprinzen mordend durch ein Orklager gezogen. Am besten wäre es, sie begegnetem absolut niemanden hier!
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Montag 20. April 2020, 10:57

Der Tag hatte für sie schon nicht sonderlich vielversprechend begonnen, nachdem die Nacht nicht das geworden war, was sie hätte werden können. Und auch die Situation beim Wasser hatte nicht dazu beigetragen, diese Stunden rosiger werden zu lassen. Dass es allerdings noch schlimmer werden könnte... damit hatte sie nicht gerechnet. Nun ja, irgendwie schon, jedoch niemals mit dieser Wende.
Wo waren sie und warum waren sie hier? Wie waren sie überhaupt an diesen Ort gekommen? War... war etwa die Heilerin schuld? Gut, Kazel hatte sich über ihre Kleidung erbrochen und das war äußerst unschön, aber dagegen hätte das Waschen allein schon gereicht. Oder war ihr das derart zuwider gewesen, dass sie verheimlichte Kräfte gewirkt hatte? Nur... warum musste sie ebenfalls büßen? Nicht, dass sie dem Mischling nicht erneut nachgereist wäre, um ihm die Ohren lang zu ziehen und Feuer unter seinem Allerwertesten zu mache! Doch sie bestimmte gerne selbst, wo sie sich aufhielt.
Oder... Unwillkürlich musste sie schlucken und wollte diesen Verdacht eigentlich nicht weiter denken. Wenn er sich ihr nicht derart prenetrant aufgedrängt hätte. War es womöglich der Kapuzenelf gewesen, der ihr trotz seiner großen Worte nachtrug, dass sie sich mit ihm nicht vergnügt hatte? Ausschließen konnte sie es nicht, sie wusste auch viel zu wenig über ihn, der eindeutig magische Kräfte besaß.
Weil es in ihrem Kopf derart arbeitete, dauerte es seine Zeit, bis sie die leicht rosa Färbung des Seifenschaums, auf die sie starrte, allmählich wahrnahm. Ihre Augenbraue wanderte in die Höhe und ihr Blick senkte sich unbewusst auf ihre Hand, mit der sie ihn eingeschrubbt hatte. Worte erklangen in ihrem Hinterkopf, allerdings viel zu leise, als dass sie diese hätte greifen können. Sie verstärkten lediglich das Gefühl von Unbehagen, dass vielleicht sie selbst etwas mit ihrem unfreiwilligen Ortswechsel zu tun haben könnte.
Ihre Frage war deswegen bei weitem nicht so neckend oder vorwurfsvoll ausgefallen, wie sie es beabsichtigt hatte. Seine Antwort hingegen sorgte dafür, dass sie sich endgültig unwohl fühlte. So ließ sie es auch zu, dass er den Arm um sie legte und sie an sich zog. Zwar war sein Geruch noch immer nicht gerade das, was sie gerne wahrnahm, jedoch versprach seine Nähe und Wärme im Moment so etwas wie Schutz und Trost.
Janay war keine Kämpferin, nicht auf diese Weise wie er, und würde es wohl auch niemals sein. Umso mehr benötigte sie jemanden, der sich von solch einem Ort nicht einschüchtern ließ und zumindest so wirkte, als könne er sie ernsthaft beschützen. Na ja, mehr oder weniger, so ganz ohne Waffen und... Kleidung.
Sie schob die nasse, glitschige Seife in die Innentasche ihrer Tunika, die sie aus dem Dunkelelfenlager genommen und angezogen hatte, ehe sie ihre feuchte, überaus saubere Hand an seinen Brustkorb legte. Nicht, weil sie nach seinem Herzen fühlen oder ihn streicheln, geschweige denn weiter waschen wollte, sondern, um auf diese Weise die Illusion zu haben, sie könne sich an ihm festhalten.
Ihr anderer Arm lag um seine Hüfte und ihren Kopf ruhte an seiner Schulter, sodass sie ihn spüren und sich gleichzeitig umsehen konnte. Soweit dieses merkwürdige Licht das eben zuließ. Ihr freies Spitzohr zuckte leicht, sobald sie glaubte, etwas hören zu können. Die Augen suchten ihre Umgebung ab, in der Hoffnung... oder eher auch Angst, etwas zu finden.
Wenig später nach Kazel fiel auch ihr Blick auf den Flecken, an dem etwas lag. Im ersten Moment konnte sie es nicht erkennen, doch je länger sie hinstarrte, desto deutlicher wurden die Konturen. Sie setzten sich zusammen zu... zu einem...
Ohne es verhindern zu können, entrang sich ihrer Kehle ein leiser Schrei, der unnatürlich laut in diesem Höhlensystem widerhallte. Hastig schlug sie sich die Hand vor den Mund, aber ihre Augen waren geweitet und ihr Herz schlug wie verrückt ob der Entdeckung des Schädels.
Die junge Frau hatte zwar schon einiges gesehen und erlebt, mit Gebeinen jedoch war sie nicht sonderlich oft in Verbindung gekommen. Erst recht nicht an einem derart unheimlichen Ort wie hier.
Als ihr Echo allmählich endlich verklang, hörte sie Kazels Stimme dicht an ihrem Ohr. Sie sah zu ihm hoch und schüttelte den Kopf. "Warum dorthin?", wisperte sie, besonders leise nach der Erfahrung von gerade eben. "Warum nicht in die andere Richtung? Es muss eine Öffnung geben, sonst wäre hier viel mehr Wasser, oder?", gab sie zu bedenken und wollte nichts weiter, als hier raus.
Dass es ihm nicht besser erging als ihr, war ihr nicht bewusst, vor allem, weil er obendrein auch noch nackt war. Letzteres könnte sie nicht einmal ändern, denn die schützende Decke vom Vorabend trug sie nicht mehr um ihre Schultern, sondern nichts weiter als die Tunika und ihre Stiefel.
Entgegen ihrem Willen löste sich der Mischling von ihr und begann damit, sich von der Stelle zu bewegen. Hastig beeilte sie sich damit, sobald sie sich wieder rühren konnte, dicht zu ihm aufzuschließen. Am liebsten hätte sie von hinten sogar die Arme um ihn geschlungen, nur, um seinen Körper auch spüren zu können, anstatt ihn lediglich zu sehen.
Einen Moment lang war sie vernünftig genug, ihm still zu folgen, bis sie seine geflüsterten Worte vernahm. Sofort erstarrte sie und spürte, wie sie blass wurde. "Aufscheuchen? Was meinst du damit?!", kam es zwar leise, aber nicht weniger schrill über ihre Lippen.
Ohne es bewusst zu tun, trat sie den Rückzug an, während er noch einige Schritte nach vorn tat. Sie konnte nicht anders, sie hatte Angst und wollte nur noch weg von hier, obwohl sie genauso gut in die andere Richtung hätte flüchten können. Hinter ihr allerdings war zumindest etwas, das sie kannte, so wenig es ihrem Bedürfnis auch helfen würde.
Da sie jedoch stur gerade aus starrte, merkte sie nicht, dass sie sich eher schräg bewegte, zu dem kleinen Wasser hin. Das anscheinend schon ziemlich lange floss, nicht schnell, aber stetig genug, um den Boden darunter rutschig zu machen. Und so kam es, wie es kommen musste, Janay sah nicht hin, wohin sie trat, erwischte eine abgerundete Kante, die größer war als die anderen, und... rutschte mit einem lauten Aufschrei aus.
Unsanft landete sie auf ihren Vier Buchstaben, eine Hand im Wasser, die andere auf etwas Nassem, Weichem. Unter normalen Umständen hätte sie vielleicht daran gedacht, dass es nichts weiter als Moos wäre. Hier allerdings...
Ihr Mund öffnete sich und sollte ihr diesen niemand schließen, würde sie gleich all ihre Angst herausbrüllen, ganz egal, wer sie sonst noch hören würde.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 29. April 2020, 12:36

Kazel nahm überhaupt nicht wahr, dass seine Tätowierung ziepte und auch ein wenig geblutet hatte. Er war mit dem seichten Hautbrennen ebenso erwacht wie mit dem Geschmack alter Schuhsohle auf der Zunge und einem schmerzhaften Pochen hinter den Schläfen. Inzwischen hatte sein Zustand sich durch das Bad im Fluss ein wenig gebessert, auch wenn die Umgebung selbst sich zum Schlechteren entwickelt hatte. Auch ihm war nach wie vor schleierhaft, wo sie sich befanden oder wie sie hierher hatten kommen können. Sein in den Nachwirkung einer feuchtfröhlichen Nacht befindliches Gehirn wollte sich auch noch nicht zu sehr anstrengen, auch wenn der Rest des Mischlings bereits versuchte, sich selbst etwas Leben einzuhauchen. Die Lage konnte brenzlig sein. Nein, sie war es! Sie befanden sich in Gefahr und wer das bezweifelte, brauchte doch nur den Schädel in der einen Höhlenecke zu betrachten.
Deshalb wäre Kazel auch gern lieber zur Quelle des Wassers gegangen. Dem Bachlauf zu folgen - ganz gleich in welche Richtung - war zumindest eine vernünftige Idee. Dass aber in Flussrichtung möglicherweise ein Ausgang zu finden wäre, darauf kam er nicht sofort. Kazel starrte Janay an und sie konnte sehen, wie die vom Alkohol träge gewordenen Zahnräder hinter seiner Stirn langsam wieder angekurbelt wurden. Schließlich massierte der Elf sich die Stirn und stöhnte leise. Es ärgerte ihn selbst, derzeit so nutzlos zu sein. Nutzlos, unbewaffnet und nackt im Nirgendwo!
"Du ... hast Recht. Das ist die klügere Entscheidung", gab er ohne Umschweife zu und seufzte erneut. Alkohol, Elfenschnaps ... nie wieder! Dann nahm er es lieber nochmal mit Orks und Dunkelelfenjägern auf. Aber vielleicht bekäm er Gelegenheit dazu oder zumindest, Janay vor irgendeiner Bestie beschützen zu müssen. Ihr nicht zu begegnen war dem Mischling aber lieber.
Sobald Janay zu ihm aufschloss, angelte er nach ihrer Hand. Es war wirklich besser, wenn sie zusammen blieben. Die Richtung änderte Kazel jedoch. Nun ging es dem Bachlauf folgend fort von der Quelle. Das Wasser und die Strömung konnten ihnen eine Ortientierung sein, solange beides vorhanden war. Dass er barfuß durch die Brühe watete, störte ihn aktuell noch nicht, selbst wenn das Wasser kühl sein mochte. Er konnte dagegen ohnehin nichts tun. So besaß er wenigstens einen stabilen Stand, ganz im Gegensatz zu Janay. Diese glitt nämlich auf dem Grund aus und noch ehe Kazel nach ihr packen konnte, landete sie mit einem Aufschrei im Wasser.
"Pssst!", reagierte er reflexartig und huschte an sie heran, um ihr den Mund zuzuhalten, ehe sie erneut schreien konnte. Die Hand tauschte Kazel aber schnell aus. Er schob sie beiseite, um ihre Angst mit seinen Lippen zu versiegeln. Er küsste weniger forsch, denn nach wie vor war es für ihn ein Privileg, Janay so nahe kommen zu dürfen. Selbst jetzt, nachdem sie ihm ihre Gefühle gestanden hatte. So war selbst der Versuch, sie zu beruhigen und am Schreien zu hindern, einer von sanfter, gar zärtlicher Natur, hier inmitten dieser schaurigen Umgebung. Kazel hielt den Kuss einen Moment aufrecht, ehe er sich löste und ihr in die Augen sah.
"Ganz ruhig, ich passe auf dich auf. Du bist nur gestürzt, alles in Ordnung." Er erhob sich wieder und reichte ihr die Hand zum Aufstehen. "Komm, lass uns weitergehen. Ich möchte wirklich so wenig Zeit wie möglich hier verbringen müssen." Und sollte Janay sich verletzt haben, würde er sogar versuchen, sie zu Huckepack zu tragen. Jetzt jedoch achtete Kazel lediglich darauf, wieder möglichst leise zu sein. Bloß dieses Was-auch-immer nicht durch Geräusche auf sich aufmerksam machen. Wer wusste schon, was Janays Aufschrei bewirkt hatte? Aber Vorwürfe wollte er ihr nicht machen, diese waren nun fehl am Platz. Sie mussten zusammenhalten. Da blieb keine Zeit für Streitereien. Dennoch...
"Ja, aufscheuchen. Du hast den Schädel doch auch gesehen ... und diese seltsamen Spuren an den Wänden. Wir sollten wachsam bleiben. Wir haben keine Ahnung, wo wir uns befinden und wer sich dadurch gestört fühlen könnte." Dass er Janay auf diese Weise nicht gerade Mut machte, war ihm selbst bewusst, aber warum die Wahrheit beschönigen? Kazel war es lieber, sie gab auf sich Acht. Auf sich und das Kind. Ich muss beide beschützen. Kurz drückte er Janays Hand. "Bleib einfach dicht bei mir, solange wir in keinen Kampf geraten. Wenn irgendetwas uns angreifen sollte, dann lauf so schnell du kannst. Ich halte es auf." Solange ich kann...
Flüchtig leckte der Mischling über seine angespitzten Zähne und warf einen Blick auf die Adlerkrallen, die sacht über den Fingerknöcheln hervor schimmerten. Er schauderte. Es behagte ihm nicht, dass er sich bereits so sehr an diese unnatürlichen Erweiterungen seines Körpers gewöhnt hatte, dass er sie nun als Rückversicherung in Erwägung zog, um sich zu wehren. Sie waren kein natürlicher Teil von ihm, noch befremdlicher als der dunkle Teil seines Blutes und das damit verbundene Schicksal seines Mischlings-Daseins. Aber er würde die Krallen, die Adlerklauen, die Giftzähne und seine schärfere Sicht vermutlich für eine lange Zeit oder gar überhaupt nicht mehr los werden. Es war Zeit, sich zu arrangieren und anzupassen, wie er es immer versucht hatte.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Freitag 8. Mai 2020, 10:00

Angesichts ihrer neuen Umgebung wünschte sie sich durchaus zurück in die Runde dieser seltsamen Elfen und zwar allen, nicht nur desjenigen mit Kapuze, mit dem sie vergangene Nacht so viele Möglichkeiten gehabt hätte. Die sie ausgeschlagen hatte wegen dem nackten Mischling, der sich in jener Zeit betrunken hatte.
Wenn sie wenigstens wüsste, wo sie sich befanden! Dann hätte sie vielleicht überlegen können, wohin sie gehen sollten... oder eben besser nicht, um in weniger Schwierigkeiten zu geraten.
Dass sie in welchen waren, davon ging sie aus aufgrund ihrer Umgebung. Die Frage war lediglich, welche und wie rasch könnten sie da raus kommen. Somit half ihr sein Vorschlag wenig, denn er kam ihr verkehrt vor, wie sie ihm auch offenbarte.
Wäre ihre Lage eine andere gewesen, hätte sie sein Blick auf ihre Worte hin bestimmt zum Lachen gebracht. Er war auch wirklich goldig anzusehen, wie er sie anstarrte und man regelrecht hören konnte, wie die Rädchen hinter seiner Stirn arbeiteten. Und auch eine gewisse Schadenfreude hätte sich unter anderen Umständen in ihr breit machen können, schließlich war er selbst schuld an seinem Zustand. Doch sie fürchtete sich zu sehr nach der Entdeckung des Schädels, als dass sie etwas anderes hätte fühlen können.
Somit nickte sie lediglich auf seine Zustimmung hin und rieb es ihm nicht unter die Nase. Das könnte später, wenn sie wieder in Sicherheit wären, noch kommen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Stattdessen folgte sie ihm und ließ es auch zu, dass er ihre Hand hielt. Es war ein trügerisches Gefühl von Schutz, das war ihr klar, dennoch war es ein wenig beruhigend und tat ihr gut, seinen Körper zu spüren.
Solange, bis er sie über mögliche Gefahren aufklärte und damit ihre Angst derart schürte, dass sie ihm ihre Finger entzog. Damit nicht genug, ging sie rückwärts dorthin, wo sie hergekommen waren. Um prompt auszurutschen und hinzufallen, natürlich mit einem Schreckensschrei, der laut genug wäre, das ganze Höhlensystem wachzurütteln. Janay hätte es nicht verhindern können, denn irgendwie mussten sich ihre Gefühle Bahn brechen. Sie hätte lediglich den Auslöser vermeiden können, doch dazu hatte Kazel sie zu sehr erschreckt.
Damit nicht genug, griff sie in irgendetwas, das sich alles andere als angenehm anfühlte. Sie war auch viel zu aufgewühlt, um dieses Empfinden mit etwas Bekanntem verbinden zu können, da sie nicht zum ersten Mal in ihrem Leben feuchtes Moos in den Fingern hatte.
Noch ehe sie sich beruhigen oder gar zurecht finden konnte, reagierte er und hielt ihr plötzlich den Mund zu. Prompt weiteten sich ihre Augen vor Furcht und sie schrie instinktiv gegen diese Hand auf ihrem Mund. Wenngleich nicht lange, denn noch war sie nicht panisch genug, um sein Gesicht nicht erkennen zu können in dem dämmrigen Licht um sie herum.
Das half zwar, dass sie stumm wurde, ihr Atem und ihr Herzschlag waren jedoch weiterhin viel zu schnell und sie zitterte leicht. Dagegen konnte auch sein Kuss nichts ausrichten, den sie nur zögerlich erwiderte, weil sie Angst vor ihrer Umgebung hatte und sich nicht fallen lassen konnte... und weil er einen fürchterlichen Mundgeruch hatte!
Als er sich löste, musste sie tatsächlich gegen leise, aufkeimende Übelkeit ankämpfen. "Ich hätte dir den Mund zuerst auswaschen sollen.", nuschelte sie und das instinktiv in ihrer Muttersprache. Jetzt, da sie nicht mehr in der Gegenwart der Elfen und augenscheinlich allein waren, musste sie nicht so aufpassen wie sonst.
Seine Worte, ehe er sich erhob, sollten wohl beruhigend sein, sorgten aber gleichzeitig dafür, dass auch ein Hauch von Ärger in ihr hochkroch. Über sich und ihre Ungeschicklichkeit, als auch über ihn, der sie so erschreckt hatte. Trotzdem wies sie nicht darauf hin, sondern griff nach seiner Hand und ließ sich hochziehen.
Noch immer zitterte sie leicht und ihre Knie fühlten sich viel zu weich an, sodass sie ihn erst recht nicht los lassen wollte, um Halt bei ihm zu finden. Jedoch spürte sie, dass sie sich wenigstens nicht verletzt hatte... bis auf ein paar Kratzer vielleicht, aber eben nichts Ernstes.
"Ich erst recht nicht.", murmelte sie und sah sich unbehaglich um. Nein, sie wollte lieber wieder in den Wald, zu den Elfen, in ein warmes Zelt... oder zu ihrem Warg!
Bei dem Gedanken versteifte sie sich und ihre Augen weiteten sich erneut. "Terror... er ist ganz allein und wird auf mich warten!", hauchte sie voller schlechtem Gewissen, weil sie ihn völlig vergessen hatte.
Die ganze Nacht über, in der sie sich hätte rausschleichen und um ihn kümmern müssen. Und jetzt war sie irgendwo und konnte nichts wieder gut oder anders machen, ihm helfen und ihm zeigen, dass er ihr vertrauen konnte! Die junge Frau senkte ihren Blick und biss sich einen Moment lang schuldbewusst auf die Unterlippe.
Die Stimme ihres Begleiters holte sie zurück und ließ sie wieder aufsehen. Bei der Erinnerung an den Anblick wurde sie wieder blass um die Nase, auch wenn sie dieses Mal nicht wieder wegzulaufen versuchte. Stattdessen nichte sie langsam und zögerlich, während sich ihre Finger fester um die seinen schlossen und sie dichter zu ihm rückte, bis sie seinen Körper spüren konnte.
Ja, sie suchte seine Nähe, ganz gleich, wie sehr er ihr mit seinen Worten Angst einjagen mochte. Schließlich war er derjenige, der theoretisch kämpfen konnte und sie hoffentlich damit beschützen würde, denn sie war nur mit ihren Worten dazu in der Lage.
Dann allerdings fuhr er fort und sorgte dafür, dass sie schwer schlucken musste. Wieder sah sie zu ihm auf und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Aber die Worte wollten sich nicht aufhalten lassen, sie mussten einfach raus. "Und wo soll ich hin?", wisperte sie erstickt und mit einem Anflug von hilfloser Wut. Ihr freier Arm wies in die Runde. "Hier gibt es kein Versteck und ich weiß nicht mal, wo der Ausgang ist!"
Es war ungerecht von ihr, denn in ihrer Stimme lag Vorwurf. Dabei konnte er eigentlich nichts dafür, nur... er war eben da, sie fürchtete sich und alles in ihr brodelte, sodass es sich Bahn brechen musste.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Samstag 9. Mai 2020, 10:55

Und es begann mit einem Schrei!...

Die Situation war angespannt und zum Schreien. Janay tat es sogar und hätte es noch weiter getan, hätte Kazel ihr nicht den Mund verschlossen. Das ein geöffneter Mund und ein Ton, geformt von kleinen vibrierenden Bändern so viel Unheil beschwören konnten!?! Die sonst so starke Frau war plötzlich von Panik und Furcht ergriffen und goss Öl in die Flammen des Dramas, welches sich ihnen langsam an diesem fremdartigen Ort offenbarte. Was sie damit bewirkt hatte, war noch nicht abzusehen. Ihr Schrei hallte in den steinernen Gängen wieder und blieb gewiss nicht ungehört. Hatte sie gehofft, so das Schicksal zu wecken, so war es ihr sicher gelungen. Blieb die Frage, ...wer... oder was sie erhört hatte!

Kazel hielt sich nah bei Janay um sie zu beruhigen, doch auch an ihm ging die Anspannung nicht spurlos vorüber. Seine Wachsamkeit ließ die Schatten tiefer und lebendiger wirken, als sie vielleicht waren und auch das Zeichen der Verhängnis, der Schädel am Boden schien plötzlich mehr zu grinsen als vorher.
"Ja, aufscheuchen. Du hast den Schädel doch auch gesehen ... und diese seltsamen Spuren an den Wänden. Wir sollten wachsam bleiben. Wir haben keine Ahnung, wo wir uns befinden und wer sich dadurch gestört fühlen könnte."
Kurz drückte er Janays Hand.
"Bleib einfach dicht bei mir, solange wir in keinen Kampf geraten. Wenn irgendetwas uns angreifen sollte, dann lauf so schnell du kannst. Ich halte es auf."
"Und wo soll ich hin?"
, wisperte Janay als Antwort erstickt und mit einem Anflug von hilfloser Wut. Ihr freier Arm wies in die Runde.
"Hier gibt es kein Versteck und ich weiß nicht mal, wo der Ausgang ist!"
Es war ungerecht von ihr, denn in ihrer Stimme lag Vorwurf. Dabei konnte er eigentlich nichts dafür, nur... er war eben da, sie fürchtete sich und alles in ihr brodelte, sodass es sich Bahn brechen musste. Der kurze Gedanke, dass sie durch ihr unbedachtes Handeln, den kleinen Bluttropfen auf Kazels Haut, die Magie, die sie unfreiwillig trotz der Warnung frei gesetzt hatte, .. dasss sie auch Terror zurück gelassen hatte, der verflog schnell in den Winden der Angst. Alles hatte Folgen, jede Tat rief eine Reaktion hervor und so hatte auch ihr Schrei wie ihr Handeln sicher Folgen, wie ihr vielleicht langsam bewusst wurde. Dass sie in dieser brenzligen Situation durch ihre Furcht vielleicht erst Recht für ihre Ende gesorgt hatte, war sicher kein beruhigender Gedanke und so konnte sich Janay der sich immer weiter ausbreitenden Spirale der Angst ganz und gar hingeben.

Kazel versuchte derweil so ruhig zu bleiben wie eben möglich und seine Familie zu beschützen. Eine unbestimmte Ahnung, kalt wie der Atem seines "Freundes" des Todes, strich ihm über den Nacken, was die Gefahr in der sie sich befanden, nur noch realer machte. Es war als flüsterte der Gefatter ihm leise zu, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Janays Schrei hatte die Sandkörner zu Staub zermahlen, die nun viel schneller durch sein Stundenglas rannen. Und das war sogar sichtbar, plastisch und real, wenn Kazel in seine Hand sah und das Gefäß seiner Lebenszeit betrachtete. Schimmernd und ein leichtes nur für ihn sichtbares bläuliches Licht verbreitend, lag es da und war Zeuge des Grauens, das sich anbahnte.
War es schon immer so leer gewesen?
Irgendetwas hatte sich eben drastisch geändert. Das leise Vierbieren in seiner Hand, wenn der Sand nun ihm sprichwörtlich durch die Finger glitt, es fühlte sich nun anders an. Was ein kleiner Schrei so ausmachen konnte...
Aber Janay, so vorwurfsvoll sie sich auch anhörte, ihre Worte waren wahr. Sie hatten keinen Ausgang bisher gefunden. Also hieß es sich bewegen! Und zwar schnell!
Dem Bach folgen wollten sie, mit dem Wasser abwärts tiefer in die Höhle hinein und das taten sie. Irgendwie schien plötzlich alles was Janay von sich gab, sie noch tiefer ins Verderben zu reiten. Ihr Vorschlag wäre hilfreich gewesen, wenn sie sich in den Bergen befunden hätten und der Ablauf eben nicht das bodenlose Loch gewesen wäre, dass sie schon zuvor kurz gesehen hatten. So aber hatten sie sich noch tiefer in die Höhle vor gewagt und standen kurz den Blick in die unendliche Finsternis gerichtet am Rand des Abgrunds. Beide zitterten unwillkürlich, denn das Grauen blickte zu ihnen hinauf und lauerte in der Tiefe auf sie. Wenn sie also nicht vor hatten hier den Freitod zu wählen, dann war ihre Entscheidung falsch gewesen und sie standen vor einer Sackgasse. Der Blick in das Loch kam dem Blick in den Rachen einer Bestie gleich. Hier gab es kein Weiterkommen, außer einen beherzten Sprung ins Ungewisse.
War das ihr Weg? Nein, so verzweifelt waren sie sicher noch nicht.
So drehten sie um und liefen den kleinen Bachlauf hinauf in Richtung Quelle. Damit verließen sie vorerst die tiefsten Ebenen und kletterten mal über stufenförmige Felsvorsprünge, mal über kantiges Geröll um dem Wasser zu folgen. Die Höhle verengte sich bald zu einem Gang, der an seiner engsten Stelle vielleicht 20 Schritt maß. Nach gut 200 Metern blieb Kazel plötzlich stehen und zwang auch Janay so zum anhalten. Kaum drei Schritt von ihnen entfernt zwischen zwei Felsen geklemmt, lag ein Kadaver. Den Geruch der von ihm ausging, den hatten sie nur deshalb nicht sofort wahrgenommen, da sie sich mit einer langsam wie Teer dahin sickernden Luftströmung bewegten. Jetzt aber sahen sie beide den Leichnam des... WAS war das? Es war riesig! Einst bestimmt drei Meter hoch und massig gebaut, mit einst weißem Fell, wie das eines ...Kaninchens? Kazels Geist wollte es kaum glauben und beugte sich ein Stück näher um den Leichnam zu untersuchen. Tatsächlich lagen da Fetzen mit blut verkrustetem Kaninchenfell. Doch der eingefallene, gebrochene, ausgeweidete und schon halb vertrocknete Körper war viel zu groß und der Körperbau ließ darauf schließen, dass sich dieses Kaninchen vornehmlich auf den Hinterbeinen bewegt hatte, denn die Knochenstruktur wies Ähnlichkeiten zu einem humanoiden Wesen auf.

(Inspiration – Hellbunny)

Die Hinterläufe wiesen scharfe Krallen auf, die fast so lang waren wie sein Unterarm und auch die Vorderpfoten hatten große Ähnlichkeit mit Klauen. Auch das Gebiss war kaum noch als das eines Kaninchens zu erkennen, außer dass einer der vorderen Schneidezähne noch grob daran erinnerte. Der zweite war heraus gebrochen. Die langen Ohren und das Fell sprachen allerdings immernoch deutlich von einer Nager-Herkunft. Schultern und Brustkorb erinnerten dagegen entfernt an die eines menschlichen Körpers. Darüber nachzudenken, wie dieses Wesen einst lebendig ausgesehen hatte, bereitete schon Grauen, aber viel grauenvoller war noch die Frage:
Was hatte dieses Wesen getötet?!!?
Die Knochen waren an manchen Stellen teilweise regelrecht zu Splittern zermalmt und was auch immer von diesem Tierwesen gefressen hatte, hatte ein sehr großes Maul, denn es hatte wohl in seiner Beute nicht mehr als ein oder zwei Happen gehabt.
Kazel schluckte unwillkürlich. Hatte Janay hingesehen? Hatte er es zugelassen, dass sie das hier sah? Hatte sie wieder geschrien? So oder so... Sie mussten hier raus!

Hand an Hand, klamm, kalt und zitternd vor Angst schlichen sie weiter voran. Ihre Herzen, so schnell und laut sie auch schlugen, so sprangen sie noch nicht aus ihren Leibern. Ihre Beine funktionierten und trugen sie durch die diffuse Dunkelheit. Dann kamen sie an eine Gabelung.
Der Bachlauf teilte sich hier, beziehungsweise floss hier zusammen. Es gab also zwei Quellen. Beide Gänge unterschieden sich kaum voneinander. Der linke Weg war nur einen Hauch schmutziger und roch nach... Tee? Nein, der Geruch veränderte sich ständig, oder? Es roch nach Abwasser, nach verdorbenem Essen, Schimmel und Exkrementen. Der rechte Weg roch dagegen regelrecht angenehm, sauber, klar und verlockend. Also – Wo lang?
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 16. Mai 2020, 17:05

Dass Janay an jeder seiner Vorgehensweisen oder Vorschläge zunehmend etwas auszusetzen hatte, kratzte immer nachhaltiger an Kazels Geduld. Was er auch tat oder sagte, schien ihr zu missfallen und sie machte sich immer häufiger durch Sticheleien oder einen bösen Ton gegen den Mann Luft, der sie an der Hand durch das Höhlensystem führte, ohne selbst zu wissen, wo es sie hin verschlagen sollte. Zu allem Übermaß war Kazel nackt, unbewaffnet - nunja, nicht ganz -, aber definitiv in einer schlechteren Position als seine Begleiterin. Dennoch legte sie jede seine Handlungen sogleich auf die Goldwaage und beklagte sich, wenn die Balance auch nur um eine Nuance in die falsche Richtung wanderte. Welche Seite der Waage schien dabei egal zu sein. Alles, was ihr Gleichgewicht ins wanken brachte, war schlichtweg falsch ... und Kazels Schuld!
Doch trotz der harschen Worte gegen ihn blieb er ruhig, auch wenn er irgendwo tief in seinem Innern Janay am liebsten erst einmal stehengelassen und sich allein umgesehen hätte. Nicht nur, um sie zu schützen, sondern auch um eine Pause zu bekommen. Sein Kopf pochte nicht mehr so erheblich wie direkt nach dem Erwachen, aber weder die gefahrvolle Umgebung, noch ihr Geruch oder Janays Schimpftiraden besserten seinen Zustand. Trotz allem blieb er ruhig. Wir haben nun keine Zeit für Streitereien.
So versuchte er, ihr auch so neutral wie möglich zu antworten: "Wenn wir beide wüssten, wo der Ausgang liegt, wäre es erheblich einfacher. So bleibt uns nur, erst einmal weiterzugehen. Ich sage auch nur, dass du dich außer Reichweite von Gefahren bringen sollst." Seien es jene, die hier lauern mögen oder jene, in die ich dich bringen könnte, falls ich uns verteidigen muss.
Er ging weiter, konzentrierte sich so gut er konnte auf die Herausforderung, die vor ihnen lag. Und nur darauf. Weder ging der Mischling weiter auf Janays Worte ein, noch auf den wenigen Sand in seinem Stundenglas oder darauf, dass der Weg bachabwärts sie nur zu dem tiefen Schacht führte. Und da wollte er nun wirklich nicht blind in die Finsternis springen! Er drückte Janays Hand, schenkte ihr einen tröstenden Blick und drehte um. Dann eben wie zuvor geplant den Wasserlauf wieder hoch steigen.

Wann immer es nötig war, half Kazel seiner schwangeren Begleiterin, Felsvorsprünge zu erklimmen oder über unwegsames Gelände zu gelangen. Den einen oder anderen Kratzer musste er dabei sicherlich einstecken, denn jedes Anlehnen an einer noch so kleinen Kante, bekam seine blanke Haut eiskalt zu spüren. Apropos Kälte! Ihm fröstelte inzwischen und er erwischte sich dabei, gelegentlich zu erschauern oder sich über kalt gewordene Körperstellen zu reiben.
Noch kühler wurde ihm allerdings ums Gemüt, als sie auf die Überreste dieses seltsamen Wesens stießen. Kazel erstarrte und schob sich von allein etwas vor Janay, damit sie hinter ihm Schutz suchen konnte. Mit Vorsicht näherte er sich dem Kadaver, musste aber das Gesicht abwenden, als der Gestank unausstehlich wurde. So blieb er in etwas Abstand zu dem Vieh.
"Sieh nicht hin", riet er Janay. "Da ist etwas ... naja, du riechst es sicher. Sieht ein bisschen wie ein Kaninchen aus." Dass es humanoide Merkmale besaß, erwähnte Kazel nicht und sofern Janay nicht selbst hinschaute, würde sie es von ihm auch nicht erfahren. Sie hatte schon genug Angst. "Gehen wir weiter." Das war der einzige Vorschlag, den er machen konnte und dabei hoffen, nicht erneut einen Vorwurf zu erhalten. Janay konnte unmöglich bei diesem toten Etwas bleiben wollen. Wohin weiter, das wusste Kazel auch nicht. Sie hatten sich längst verirrt. Somit war aber jeder Weg so gut wie der andere und auch gleichermaßen gefährlich. Wenn wir dem Jäger dieses Kaninchen-Wesens begegnen, haben wir ein Problem...
Er beeilte sich, von dem Leichnam fort zu kommen und nicht mehr daran zu denken, dass dieses Vieh selbst aus der Ferne wehrhafter ausgesehen hatte als sie beide zusammen. Ihre Lage war alles andere als rosig. Verzweifle nicht! Kazel straffte die Schultern und legte ein wenig mehr an Tempo zu. Janay musste zwangsläufig mithalten oder seine Hand loslassen. Er ließ sich nicht von wachsender Panik treiben, aber von dem Willen, dem unentdeckten Jäger zu entkommen, bevor es die neue Beute in seinem Revier fand.
Als sie die Gabelung erreichten, blieb Kazel allerdings stehen. Er schaute beide Wege hinab. Erneut rümpfte er ob des Gestanks vom linken Pfad die Nase. "So wie es hier überall riecht, wirken diese Höhlen eher wie eine Jauchegrube", murmelte er, doch dann blähten sich seine Nasenflügel etwas. "Riechst du auch ... Tee?" Er schnupperte. Nein, es war für ihn unmöglich, Details auszumachen. Vielleicht nahm er gelegentlich eine Nuance von etwas wahr, das man nicht als widerlich bezeichnen musste, aber so intensiv blieb es ihm dann auch nicht in der Nase hängen. Sein Blick schwenkte zum anderen Pfad herum. Dort stank es zumindest nicht, aber etwas störte ihn daran. Dieser Pfad sieht irgendwie zu gut aus, um ungefährlich zu sein... eine Falle? Aber wie konnte ein Weg eine Falle darstellen?
"Bevor du dich wieder aufregst...", fing Kazel an und wandte sich an Janay. "Ich wäre für den stinkenden Weg. Es riecht wie in der hintersten Orkgasse, in der ein Gelage stattgefunden hat. Mit Glück finden wir ... ich weiß nicht ... das obere Ende einer Abfallgrube?" Mit Pech ist es die Wohnhöhle einer jägerischen Bestie, die menschliche Hasen vernichten kann. "Aber ich lasse dich entscheiden." Er wollte nicht schon wieder für ihr Schicksal verantwortlich sein und das am Ende vorgehalten bekommen. Wenn es zu ihrem Ende käme, wollte Kazel wenigstens einmal nicht Schuld daran sein.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Freitag 22. Mai 2020, 16:25

Die junge Frau war nicht nur hochgradig nervös und ängstlich, sondern mit dieser Situation auch etwas überfordert. Noch nie zuvor war sie aufgrund von Magie an irgendeinen anderen Ort versetzt worden, von dem sie nicht wusste, wo dieser lag und auf wen sie dort treffen könnte. Sie hatte überhaupt keine Kontrolle über ihre Lage oder eine Vorstellung davon, auf was sie sich einstellen müsste.
In der Hinsicht war ihr Kazel auch keine große Hilfe, denn er war einerseits genauso ahnungslos wie sie und andererseits hatte sie sich seit Jahren nicht mehr auf jemand anderen verlassen müssen. So sehr ihr Herz auch für ihn schlug, es fiel ihr schlichtweg schwer, sich unter diesen Umständen auf seine Führung einzulassen und ihm einfach zu vertrauen.
Obwohl seine Nacktheit dabei ausnahmsweise gar keine Rolle spielte, denn sie nahm diese derzeit nicht einmal bewusst wahr. Vermutlich, weil sie daran nichts hätte ändern können, dafür fehlten ihr die Utensilien.
Dennoch sträubte sich in ihr alles gegen seinen Vorschlag, sich in der Not von ihm zu entfernen und in ihrem Gefühlschaos reagierte sie ungerecht. Das war ihr bewusst und sie war machtlos dagegen. Trotzdem blieb er ruhig und schaffte es mit seinen Worten, dass sie nichts darauf zu sagen wusste.
Stattdessen durchlief sie ein Zittern und sie beeilte sich, den Körperkontakt zu dem Mischling nicht zu verlieren. Er hielt noch immer ihre Hand, doch sie rückte so dicht auf, dass sie mit ihrer freien Rechten seinen Oberarm zu fassen bekam und sich dort noch zusätzlich anhalten konnte. Vielleicht behinderte Janay sie beide dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit, aber seine Nähe und die Wärme seiner Haut an ihrer half ihr, nicht gleich in der nächsten Sekunde durchzudrehen vor Furcht. Ihr Atem ging ohnehin schon unnatürlich schnell und immer wieder sah sie ängstlich nach hinten, ob sich in ihrem Rücken schon irgendetwas tat.
Bis er stehen blieb und sie an seinem Oberarm vorbei nach vorne lugte. Einen Moment lang öffnete sich ihrem Blick nichts als völlige Schwärze aus dem Loch, das sich vor ihren Füßen öffnete. Mit einem lautlosen Schrei auf den Lippen zog sie hastig an ihrem Begleiter, um ihn instinktiv von dem Rand wegzubekommen, ohne darauf zu achten, ob er es nicht sowieso schon von alleine tat. Ihr Herz hämmerte heftig in ihrer Brust und ihre Knie fühlten sich noch weicher an als zuvor.
Denn ein Ausgang war das vor ihnen nicht, wollten sie nicht beide sehenden Auges in den Tod springen. Kazel hingegen blieb ruhig, drückte ihre Hand und kehrte wortlos um. Die Dunkelelfe schluckte schwer und merkte, wie ihre Augen verdächtig zu brennen begannen. Bislang konnte sie die Tränen noch zurück halten, jedoch musste sie einige Atemzüge lang darum kämpfen und presste auch die Lippen zu einem blutleeren, dünnen Strich zusammen, während sich ihre Beine wie von alleine bewegten. Schließlich hatte weder er sie, noch sie ihn bislang losgelassen.
Das änderte sich erst, als sich nach einer gefühlten Ewigkeit der Weg in steinigeres Gelände wandelte. Anfangs fiel es ihr gar nicht auf, weil sie mit ihren Gedanken noch immer bei dem angsteinflößenden Anblick des schwarzen Loches war. Als sie sich allerdings das Knie schmerzhaft stieß und an diesem Hindernis nur vorbei kommen konnte, indem sie hinauf kletterte, hielt sie inne.
Noch das schmerzende Pochen in ihrem Gelenk mit dem Reiben der Hand darüber zu lindern versuchend, sah sie sich um und nahm die Veränderung endlich wahr. War das ein gutes Zeichen? Oder würde sich gleich einer von ihnen den Fuß brechen, weil es schwieriger wurde voran zu kommen?
Schwer und hörbar schluckte die junge Frau und sah zu ihrem Begleiter, der auf sie zu warten schien. Umkehren würde keinen Sinn machen, das hatten sie ja schon festgestellt, also rang sie sich dazu durch, weiter zu gehen und nahm auch seine Hilfe dabei an. Der eine Zusammenstoß mit dem Gestein hatte ihr gereicht, um aufmerksam zu bleiben und derartige Bekanntschaften nicht mehr machen zu wollen.
Wie lange sie so kletterten und sich voran bewegten, konnte sie nicht sagen. Zeit war an diesem Ort schon von Anfang an unbedeutend gewesen. Sie hätten also wenige Minuten, als auch Stunden damit zubringen können, den Ausgang zu finden. Lediglich der Raum um sie herum änderte sich, wurde mal schmäler, mal breiter und verursachte bei ihr nicht nur einmal unbekannte, beklemmende Gefühle, bis Kazel plötzlich anhielt.
Der Weg war anstrengend für sie gewesen, doch schlug ihr das Herz nicht deswegen plötzlich bis zum Hals. Es dauerte weitere gefühlte Ewigkeiten, bis sie den Mut fand, wieder neben ihm vorbei zu spähen, denn seine Warnung war nicht gerade beruhigend gewesen.
Erneut rechnete sie mit einer Schlucht oder einer Wand, die ihnen deutlich machen würde, dass dieser Weg ebenfalls eine Sackgasse wäre. Schlimmer noch, dass sie hier eingesperrt wären und elendig zugrunde gehen würden! Was sie dann aber zu sehen bekam, drehte ihr regelrecht den Magen um.
Hastig schlug sie sich die Hand vor den Mund und bemühte sich, mit mehrmaligem Schlucken zu verhindern, was da aus ihr hervor brechen wollte. Alles in ihr schrie nach Flucht, so sinnlos das so wäre, und im Prinzip hätte sie kaum zweimal darüber nachgedacht, sondern wäre diesem Impuls gefolgt, wenn ihr Körper es zugelassen hätte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich mindestens einen Knochen dabei brechen würde, war ziemlich hoch und es hätte sie trotzdem nicht abgehalten. Diesmal allerdings ließ der Schreck des Anblicks sie erstarren.
Ihre Augen hatten sich indes geweitet und sie war kreidebleib, während sie auf den Kadaver starrte, der ihnen den Weg versperrte. Gleichzeitig schien ihr Geist sie ein wenig schützen zu wollen, denn anstatt in Panik zu geraten, laut zu schreien oder noch andere Dummheiten zu begehen, war ihr lediglich übel und sie begriff nicht, warum dieses Wesen irgendwie auch menschlich wirkte. Von dem Mörder dieses Wesens und dessen Ausmaßen ganz zu schweigen!
Erst Kazels Vorschlag ließ sie zusammen zucken und ihn wie einen Geist anstarren. "Weiter?", hauchte sie, als hätte er eine ihr unverständliche Sprache verwendet. Für sie füllte dieser Leichnam alles vor ihnen aus und sie konnte nichts erkennen, wie sie daran vorbei kommen könnten. Und darüber klettern oder es sonstwie berühren würde sie bestimmt nicht!
Dennoch ließ sie sich willenlos wie eine Puppe mitziehen und konnte im Nachhinein nicht sagen, wie sie es an dem Kadaver vorbei geschafft hatten. Daneben oder darüber hinweg? Hatte sie etwas gespürt oder angefasst?
Janay wusste es nicht, sondern befand sich plötzlich, wie durch Zauberhand, vor einer Weggabelung. Nicht, weil sie es gewollt oder bewusst angestrebt hatte, sondern weil der Mischling stehen geblieben war und noch immer ihre Hand hielt. Blinzelnd schüttelte sie langsam den Kopf und bemerkte, dass ihr Körper zu zittern begann.
Unwillkürlich hatte sich ihr Gesicht in Richtung jenes Ganges gedreht, aus dem ein angenehmer, weil klarer Duft zu ihnen drang, der es ihr erlaubte, etwas annähernd ähnliches wie Durchatmen zu tun. Alles in ihr schrie nach dieser sauber wirkenden Luft und wie davon hypnotisch angezogen, machte sie einen Schritt in diese Richtung, vergaß flüchtig sogar ihre Umgebung und fühlte sich beinahe wie am Ausgang einer Höhle, der sie zu einer blühenden Wiese führen wolle.
In diesem Moment erklang Kazels Stimme wieder und holte sie schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Erneut blinzelnd wich sie zurück und bekam dabei auch einen Luftzug aus der anderen Richtung in die Nase. Das war nun endgültig zu viel für sie.
Während er auf eine Antwort von ihr wartete, war sie unfähig dazu, ein Wort hervor zu bringen. Stattdessen wandte sie sich von ihm ab, ließ seine Hand los und lief die wenigen Schritte bis zur Gangwand vor der Gabelung. Mit einer Hand darauf abstützend, beugte sie sich vor und übergab sich würgend. Viel war es nicht, schließlich hatte auch sie schon länger nichts mehr gegessen, aber trotzdem krampfte ihr Magen noch das letzte Bisschen an Galle hoch, bis sie keuchend und kraftlos zur Seite sank.
Sie versuchte noch, sich zu drehen, um wenigstens das Gestein im Rücken als Stütze zu haben und hoffentlich nicht in ihrem eigenen Erbrochenen zu landen. Das bräuchte sie jetzt wirlich nicht!
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Mai 2020, 08:00

"Riechst du auch ... Tee?"
Er schnupperte. Nein, es war für ihn unmöglich, Details auszumachen. Vielleicht nahm der Mischlings-Elf gelegentlich eine Nuance von etwas wahr, das man nicht als widerlich bezeichnen musste, aber so intensiv blieb es ihm dann auch nicht in der Nase hängen. Sein Blick schwenkte zum anderen Pfad herum. Dort stank es zumindest nicht, aber etwas störte ihn daran.
Dieser Pfad sieht irgendwie zu gut aus, um ungefährlich zu sein... eine Falle?
Aber wie konnte ein Weg eine Falle darstellen?
"Bevor du dich wieder aufregst..."
, fing Kazel an und wandte sich an Janay.
"Ich wäre für den stinkenden Weg. Es riecht wie in der hintersten Orkgasse, in der ein Gelage stattgefunden hat. Mit Glück finden wir ... ich weiß nicht ... das obere Ende einer Abfallgrube?"
Mit Pech ist es die Wohnhöhle einer jägerischen Bestie, die menschliche Hasen vernichten kann.
"Aber ich lasse dich entscheiden."
Er wollte nicht schon wieder für ihr Schicksal verantwortlich sein und das am Ende vorgehalten bekommen. Wenn es zu ihrem Ende käme, wollte Kazel wenigstens einmal nicht Schuld daran sein.

Während er auf eine Antwort von ihr wartete, war sie unfähig dazu, ein Wort hervor zu bringen. Stattdessen wandte sie sich von ihm ab, ließ seine Hand los und lief die wenigen Schritte bis zur Gangwand vor der Gabelung. Mit einer Hand darauf abstützend, beugte sie sich vor und übergab sich würgend. Viel war es nicht, schließlich hatte auch sie schon länger nichts mehr gegessen, aber trotzdem krampfte ihr Magen noch das letzte Bisschen an Galle hoch, bis sie keuchend und kraftlos zur Seite sank. Schwer atmend lehnte sie mit dem Rücken zur Wand neben der kleinen Pfütze.

Der Geruch des Erbrochenem mischte sich mit den anderen und zog schnell weiter, bis er für ihre Nasen ohnehin nicht mehr auseinander zu halten war. Kazel hockte sich einen Moment zu seiner Geliebten. Sie waren beide emotional angeschlagen. Das Umfeld trug auch nicht gerade zur Entspannung bei. Doch sollen sie hier lange verweilen?
-
Das war der Moment, in dem sie es beide fühlten!
Ein vibrierendes Rollen drang durch den Fels unter ihren Füßen zu ihnen hinauf!
Irgend etwas bewegte sich unter ihnen. Grollend kam es näher, als würde es sich einfach durch den Fels graben. Janay hatte sich zu keiner Entscheidung bezüglich einer Richtung geäußert, aber jetzt wurde es Zeit die Flucht anzutreten. Selbst das stolzeste, dümmste, mutigste oder neugierigste Wesen hätte jetzt von seinen Instinkten gut beraten sein, die Flucht zu ergreifen. Kazel handelte und zog Janay auf die Beine. Die Höhlengänge bebten kurz und es regnete feine Kiesel. Der stinkende Weg lag vor ihm und trotzdem sah er noch einmal in den sauberen Gang. Was ihn daran störte? Wieso war der Unrat dort nicht hinunter gerollt? War der Gang so sauber, weil er noch frischer war, näher an dem Wesen, was ihn erschaffen hatte?
Egal!
Sie mussten hier weg! Was auch immer da kam, es schien sich zumindest nicht am Gehör zu orientieren, denn sonst hätte er Janays Schrei schon früher angelockt. War es vielleicht der Geruch? Lange waren sie durch Wasser gelaufen, aber jetzt …
Jetzt war es Zeit zu rennen!

Und Janay und Kazel rannten!
Sie sprinteten über Unrat, traten in unausstehliche, unaussprechliche Dinge. Sie stolperten, fielen, rappelten sich wieder auf. Der Gang führte aufwärts und an einer Stelle mussten sie sogar klettern und einander helfen um weiter zu kommen. Danach ging es wieder etwas leichter und der Unrat nahm noch zu. Ihr Fluchtweg teilte sich noch ein paar Mal. Kreuzungen, Abzweigungen, Löcher, Spalten, sie nutzen alles was sie von dem Geräusch hinter ihnen fort brachte. Sie wateten durch klebrigen Schlick und stolperten über losen Müll. Genauer hinsehen konnten sie nicht. Hier war aber lange niemand mehr gewesen und inzwischen stanken sie genauso wie ihre Umwelt. Was da zum Teil an ihnen klebte... Nicht so genau hinsehen und nicht drüber nachdenken! Denn eine Weile wurden sie verfolgt. Doch irgendwann entfernte sich das Rumpeln plötzlich. Gerade als sie Hoffnung schöpfen wollten, doch da drehte es schon wieder und kam wieder näher. Es suchte nach ihnen. Verlor es langsam ihre Spur? Irgendwann fanden sie eine Abzweigung in der es etwas heller war und nicht nur die fluoreszierenden Gewächse etwas Licht spendeten. Licht war gut, oder?!

Inspirationen

Sie liefen hinein und der Schimmer nahm zu. Tatsächlich fanden sie eine Art Grotte, deren Decke einen Riss aufwies durch das nicht nur gebrochenes Tageslicht hinein fiel, sondern auch Wasser. Ein kleiner Wasserlauf schien sich hier her verirrt zu haben. Darüber befand sich also eine Ebene, die wohl direkten Zugang zur Außenwelt hatte. Aufwärts war also gut. Gerade als sie wieder genauer umsehen wollten, grollte es hinter ihnen und spornte sie zur Eile an, oder aber im dicken feuchten Matsch sich zu verstecken.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 31. Mai 2020, 16:35

Janay hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie würde zunächst keinen der beiden Pfade einschlagen. Stattdessen suchte sie die nächstbeste Höhlenwand auf und erbrach sich. Romantiker würden behaupten, sie gaben das perfekte Paar ab. Eines stand fest: Sollten Janay und Kazel jemals in die Geschichte der Elfen eingehen, würden sie als orientierungslose Gefährten bekannt sein, bei dem der eine selbsternannte Hochelfen besudelte und die andere schreiend irgendwelche Kloaken voll spie. Die Kotz-Elfen von Celcia!
Hoffentlich blieben sie kleine Lichter in der Historie dieser Welt. Was würde ihr Nachwuchs dazu sagen? Nun, um den konnten weder Kazel noch Janay im Moment Gedanken verschwenden, denn wenn er - oder sie - jemals geboren werden wollte, musste zumindest die Mutter in Sicherheit gelangen. Leider erging es ihr gerade alles andere als gut aufgrund der wachsenden Gefahr, die sich offenbar mit jedem weiteren Herzschlag näherte. Sie mussten schnell etwas unternehmen und zwar irgendetwas, das nicht mit dem Entleeren des eigenen Mageninhaltes zu tun hatte.
Kazel wartete zunächst ab, gab Janay Zeit und nicht die Blöße des Wissens, sich in seiner Gegenwart nun genauso übergeben zu haben wie er noch zuvor im Lager der Hochelfen. Wäre wenigstens der Ork mit den Wargen hier. Eines der Tiere könnte Janay tragen und die kräftige Grünhaut hätte ihnen den Aufstieg an vielen Stellen der Höhle erleichtern können. Aber sie waren nicht hier. Weder sie noch Kazels Kleidung oder Waffen. Nichts. Sie mussten damit auskommen.
"Geht es wieder?", fragte der Mischling, als er neben Janay etwas in die Hocke ging. So schmutzig wie er war, hätte es ihm nichts mehr ausgemacht, ihr Reste von Erbrochenem mit dem bloßen Handrücken aus dem Gesicht zu wischen. Aber ja, Kazel war selbst schmutzig. So sehr, dass er Janay nur verunstalten und vielleicht weiteren Brechreiz auslösen würde. Also beließ er es bei distanzierter Fürsorge.

Und dann erbebte der Boden, jedenfalls kam es Kazel unter den nackten Füßen so vor. Er spürte dieses Rollen, fegte eine unsichtbare Welle unter ihnen hindurch, um kleine Steinchen zum erzittern zu bringen. Sofort war er wieder alarmiert und kehrte in den Stand zurück. Außerdem griff er instinktiv erneut nach Janays Hand.
Es blieb keine Zeit, einen Weg mit ihr auszuhandeln. Was immer hier unten war, schien ihnen auf die Schliche gekommen zu sein und nun die Verfolgung aufgenommen zu haben. Sie mussten so schnell es ging von hier fort! Kazel wartete nicht länger. Jedes Herumstehen beinhaltete zu viel Gefahr. Sie mussten in Bewegung bleiben, bis sie diesem Was-auch-immer endgültig entkamen oder aber ein Versteck fanden, wo es sie nicht aufspüren konnte. Er riss die Elfe mit sich und schlug tatsächlich den stinkigen Weg ein. Dabei dachte er nicht darüber nach, ob das Wesen sie anhand des Geruchs aufspürte. In diesem Fall wäre seine Entscheidung aber erst Recht auf den miefigen Pfad gefallen. Der Gestank hier überdeckte doch alles! Janay und er wurden Teil davon ... leider fühlte es sich auch so an. Kazel spürte eine unidentifizierbare, weiche Masse, die zwischen seinen Zehen hervor quoll. Sie spritzte auf, als er beschleunigte, bis beide rannten. Weg, nur weg!
Die Flucht führte durch weiteren Unrat. Kazel ignoriert ihn. Solange keiner von beiden ausglitt, sah er zu, dass sie voran kamen. Als sich die schleichende Steigung jedoch deutlich spürbar machte, so dass den beiden auch noch Klettern abverlangt wurde, ließ sich der Mischling in seinem Fluchtverhalten ein wenig bremsen - zwangsläufig. Aber das war gut. So erinnerte er sich daran, dass Janay es trotz seines inzwischen doch in den Hintergrund getretenen Katers nach wie vor schwerer hatte. Nicht, weil ihr nun ebenso elend im Magen zumute sein musste wie Kazel am Morgen! Nein, weil darunter in ihrem Leib etwas heran wuchs. Die Flucht verlangte ihr garantiert mehr ab. So half Kazel beim Klettern, wo er nur konnte, um ihr den Aufstieg leichter zu gestalten. Der Lohn ließ nicht lange auf sich warten, denn anschließend konnten sie den Weg mit weniger Hindernis durch Steigung fortsetzen. Trotzdem sah zumindest der Mischling sich immer noch in Gefahr, ohne wirklich zu wissen, wovon sie ausging. Von allem!, fegte der Gedanke durch seinen Kopf. Sofort wurde er jedoch von erneutem Grollen abgelöst.
"Es verfolgt uns noch immer", ließ Kazel Janay wissen. Aber dann zeigte er mit freier Hand nach vorn. Seine Hände waren schmutzig, die Haut an den Knöcheln etwas aufgerissen und sicherlich hatte er andernorts am Körper mehr als nur ein paa Kratzer abbekommen. Das Stolpern durch die Dunkelheit und nackt über Gestein, Schlamm und Unrat - er war nicht nur einmal hingefallen oder hatte sich einen Zeh angehauen.
Doch jetzt sah er deutlich, dass es vor ihnen etwas heller wurde. Ohne zu zögern hielt Kazel darauf zu. Er erhoffte, den Eingang dieses seltsamen Höhlensystems zu finden. Somit war die erste Enttäuschung groß, als sie lediglich eine Grotte erreichten. Aber das Licht! Woher kam das Licht? Schnell entdeckte er den Spalt in der Grottendecke. Es handelte sich wirklich um Tageslicht und es plätscherte mit mehr Hoffnung auf ihn herab als das Wasser. Trotzdem stellte Kazel sich kurz unter. Wenigstens Hände und Gesicht wollte er rasch von glitschigen Überresten ihrer Flucht reinigen. Er brauchte eine freie Sicht als auch saubere Finger, um zu dem Riss empor klettern zu können. Sein Blick wanderte über die Schulter. Wie sollte Janay es schaffen? Jetzt müsste ich diesem Raxtian Tausendtod sogar danken für die ... Kletterhilfen, mit denen er mit ausgestattet hat. Aber wie bekomme ich sie...? Hm, vielleicht.. Er wägte ihre Gestalt ab. Allzu schwer konnte sie nicht sein. Wenn er sich nur Mühe gab und vorsichtig blieb, konnte er vielleicht sogar Stellen finden, an denen eine Pause mit ihr möglich war. Sein Plan reifte heran. Um Details konnte er sich jedoch keine Gedanken machen, dafür war die Zeit zu knapp. Und diese Idee war die einzige, welche er gerade hatte.
Wieder blieb ihnen nur schnelles Handeln, denn das Grollen ertönte bereits erneut. "Los, steig auf meinen Rücken. Ich klettere zu dem Riss hinauf und wir schlüpfen hindurch, bevor ... dieses Ding uns erreicht." Sich im Matsch zu verstecken kam Kazel nicht in den Sinn. Nicht, weil es grundsätzlich keine gute Idee wäre. Kaninchen entkamen einem Wolf auch, wenn sie nur still im Gras hockten. Aber dieses Wesen hatte sie kontinuierliche verfolgt und er erhoffte sich größere Chancen in einer Flucht durch einen schmalen Deckenriss als darin, sich im Schlamm zu suhlen.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Montag 22. Juni 2020, 10:53

Bis hierher hatte ihr Körper so gut wie möglich durchgehalten. Doch jetzt war es soweit, ihr Magen rebellierte und nahm sie vollständig mit diesem Prozess ein. Kraftlos und leicht zitternd, mit einem bitteren Geschmack im Mund, sank sie zur Seite und hatte Glück, dass sie nicht in ihrem Erbrochenem landete. Das wäre vermutlich der Gipfel ihres Unglücks in diesen Sekunden gewesen, auch wenn es lediglich ein flüchtiger Gedanke am Rande ihres Bewusstseins war.
Es dauerte einige lange Momente, bis sie sich soweit beruhigt hatte, um ihre Umgebung wieder wahrnehmen zu können. So auch den Mischling, der bei ihr hockte, allerdings für sie außer Reichweite. Kurz schloss sie die Augen und versuchte, tief durchzuatmen, wenn sie sich schon nicht gegen ihn sinken lassen konnte.
Als sie ihre Lider wieder anhob, nickte sie langsam. „Ich… ich glaube… schon…“, murmelte sie und wischte sich selbst mit dem Handrücken instinktiv über den Mund, um auch die letzten unappetitlichen Tropfen zu beseitigen. Viel mehr war zu ihrer Erleichterung nicht haften geblieben. Nur getrunken hätte sie gerne etwas, um diesen widerlichen Geschmack endlich loswerden zu können.
Bevor sie sich allerdings die stumme Frage stellen konnte, ob es Sinn machen würde, die Mühen des Weges noch einmal auf sich zu nehmen, um zu dem Bachlauf zu gelangen und dort ihr Bedürfnis zu stillen, veränderte sich etwas um sie herum. Einen Lidschlag lang begriff sie nicht, was es war, bis sie diese Zustand als ein Vibrieren ausmachen konnte.
Ihr Herz schien einen Schlag lang auszusetzen, um dann umso hastiger weiter zu hüpfen. Ihre Augen weiteten sich und sie sah fragend zu Kazel hoch, der sich wieder aufgerichtet hatte.
Ohne nachzudenken, ergriff sie seine Hand und ließ sich aufhelfen, um sich halb hinter ihm zu verstecken, eine Hand an seinem Oberkörper und ihren eigenen Leib dicht an seinen Rücken gepresst. Da konnte er noch so schmutzig sein und stinken, er war im Moment derjenige, der sie hoffentlich beschützen könnte… und würde.
„Was…?“ Mehr als dieses eine Wort wollte ihr nicht über die Lippen kommen. Stattdessen erbebte alles um sie herum regelrecht und als es kleine Kiesel auf sie herab regnete, die definitiv von der Höhlendecke kamen, konnte sie einen leisen Angstschrei nicht unterdrücken. Sie duckte sich und versuchte, hinter dem Rücken ihres Begleiters zu verschwinden, als ob das etwas gegen fallende Steine jeglicher Größe helfen würde.
Die Knie wurden ihr weich und ihr Atem schneller, schon jetzt, ohne, dass sie sich viel bewegt hätte. Gleichzeitig war ihr, als würde sie auch Kraft gewinnen, denn die zuvor noch gefühlte Schwäche war wie weggeblasen, weil ihr Körper sich für die Flucht wappnete.
Und dann geschah alles furchtbar schnell, ließ ihr keine Zeit zum Denken. Den Laut, den sie ausstieß, als etwas… jemand ihre Hand fest umschloss, registrierte sie nicht als ihren eigenen, während ihre Beine sich wie von allein bewegten und ihm folgten. Janay ließ sich mitziehen und hatte nicht einmal den Impuls, sich dagegen zu sträuben, als der stinkende Gang sie regelrecht schluckte. Viel zu groß war die Angst vor dem, das da auf sie zu zurollen schien, als dass sie nicht einer starken Führung ohne Widerstand zu folgen bereit wäre.
Wie der Weg verlief und mit was sie alles in Berührung kam, floss an ihr vorbei und das war vermutlich auch gut so. Vielleicht könnte sie später in einem ruhigen Moment die Reste auf ihren Schuhen und Beinen, da manches höher spritzte oder an der Seitenwand geklebt war, erkennen und begreifen, jedoch war das wohl kaum erstrebenswert. Jetzt hingegen zählte nichts weiter als die Flucht und der unbewusste Drang dazu, Kazel nicht zu verlieren. Nicht auszudenken, was mit ihr wäre, wenn er sie allein lassen würde!
So klammerte sie sich an seine Hand und fand diese erstaunlicherweise auch nach jedem Stolpern oder Sturz schnell genug wieder, um den Kontakt im Prinzip nicht abreißen lassen zu müssen. Irgendwann auf ihrem Weg kam der jungen Frau der Gedanke, warum sie eigentlich überhaupt noch etwas sehen konnten bei dem ganzen Dreck um sie herum, aber im Prinzip war das egal. Wichtig war nur, dass sie der Gefahr entkamen… gemeinsam!
Wie lange sie unterwegs waren, wusste sie nicht zu sagen, in solch einer Umgebung war Zeit sowieso bedeutungslos. Und in ihrer Situation erst recht! Trotzdem merkte sie allmählich, dass der anfängliche Kraftschub der Angst nachzulassen begann. Immer öfter stolperte sie, ihre Augen hatten zu brennen begonnen und ihre Gliedmaßen zitterten.
Endlich veränderte sich etwas vor ihnen merklich und sie gelangten an einen Ort, in dem es etwas mehr Licht gab. Licht, das wirkte wie… von der Sonne geschickt! Sie musste mehrmals blinzeln, weil es sie trotz der geringen Stärke blendete.
Allein dieser Umstand schien ihnen schon eine Atempause zu verschaffen, kam es ihr vor, da einen Moment lang Ruhe herrschte. Nur, damit das Vibrieren umso stärker, fast schon wütender, wieder einsetzte. Ihr entrang sich ein entkräftetes Schluchzen und am liebsten hätte sie sich kurzerhand fallen lassen, sich eingerollt und wäre liegen geblieben, um das Unheil an sich vorbeirollen zu lassen.
In dieser Verfassung sprach der Mischling sie wieder an, doch seine Worte ergaben für sie absolut keinen Sinn. Wie ein Muli sah sie ihn verständnislos an und rührte sich keinen Millimeter.
Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass er sich seine Hände gewaschen hatte und dass sie das auch hätte tun können. Stattdessen war sie weiterhin so verdreckt, wie sie vor wenigen Sekunden hier angekommen waren. Während die Gefahr sich in ihrem Rücken unaufhaltsam näherte…
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. Juni 2020, 17:38

Kazels Blick heftete sich einen Moment auf seine veränderten Körperteile.
Jetzt müsste ich diesem Raxtian Tausendtod sogar danken für die ... Kletterhilfen, mit denen er mit ausgestattet hat. Aber wie bekomme ich sie...? Hm, vielleicht..
Dann wägte er Janays Gestalt ab. Allzu schwer konnte sie nicht sein. Wenn er sich nur Mühe gab und vorsichtig blieb, konnte er vielleicht sogar Stellen finden, an denen eine Pause mit ihr möglich war. Sein Plan reifte heran. Um Details konnte er sich jedoch keine Gedanken machen, dafür war die Zeit zu knapp. Und diese Idee war die einzige, welche er gerade hatte. Wieder blieb ihnen nur schnelles Handeln, denn das Grollen ertönte bereits erneut.
"Los, steig auf meinen Rücken. Ich klettere zu dem Riss hinauf und wir schlüpfen hindurch, bevor ... dieses Ding uns erreicht."
Doch seine Worte ergaben für Janay absolut keinen Sinn, sie erreichten sie nicht einmal richtig. Wie ein Muli sah sie ihn verständnislos an und rührte sich keinen Millimeter. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass er sich seine Hände an dem Rinnsal gewaschen hatte und dass sie das auch hätte tun können. Stattdessen war sie weiterhin so verdreckt, wie sie vor wenigen Sekunden hier angekommen waren. Während die Gefahr sich in ihrem Rücken unaufhaltsam näherte…

Panik mach erfinderisch und zwingt zu Handeln, so sagt man.
Janays Schockstarre hielt an und Kazels Aufgabe war es nun, sie beide hier lebend raus zu bringen.
Kein leichtes Unterfangen! Es gab viele „Wenn's“ und „Aber's“ die gegen eine Kletterpartie sprachen, aber auch viel Druck und Mangel an Auswegen um sich länger mit nur einem Problem zu beschäftigen. Sicher war es gefährlich, was er vor hatte, bedachte man die Folgen, wenn sie abstürzten. Von kleineren Verletzungen, über dass er sein Kind verlieren könnte, bis hin zum gefressen werden war alles möglich. Das Vibrieren unter ihren Füßen nahm stetig weiter zu und ließ ihnen keine Zeit mehr. Kazel musste sich beeilen und hoffen, dass Janay einfachen Anweisungen, wie zum Beispiel einem „Halt dich fest!“ folgen würde.
Also nahm er sie Huckepack und machte sich an den zuvor erspähten Weg des Aufstiegs.
Tatsächlich waren ihm beim Klettern seine Krallen nun von entscheidendem Vorteil. Die Felswände waren gerade im unteren drittel sehr glitschig und da war es gut, wenn er mit den Adlerkrallen in engen Spalten Halt fand, wo seine weichen Fingerkuppen abgeglitten wären. Vielleicht gab ihm noch ein anderer Umstand den Mut und die Zuversicht die er gerade brauchte? Wenn er fehl griff ...vielleicht würde auch seine Lebenszeit ihm dann ein nützlicher Verbündeter sein. Außerhalb der Zeit zu agieren war etwas, an das er sich sicher noch nicht gewöhnt hatte, aber doch etwas, das leise in seinem Denken verankert war. Die Sandkörner waren im Fluss und jetzt gerade, spürte er sie deutlicher den je.
Jeder Griff, jedes Setzen seiner Füße, die Anspannung und die geliebte Last auf seinem Rücken, das alles trieb ihn an und doch langsam und vorsichtig die Felswand hinauf. Stein knirschte, Kiesel rieselten und fielen mit leisem Platschen in den feuchten Dreck unter ihnen. In nicht mehr al zu weiter Ferne grollte etwas. Kazel kletterte weiter. Seine Krallen glitten zwischen die Steine und seine Muskeln brannten unter der Last die sie trugen. Er sah nach oben und erkannte, das er an dieser Stelle nicht weiter kam, also ein Stück zurück und zur Seite, da gab es einen Vorsprung, den er mit einem kleinen Hechtsprung erreichen konnte. Dort angelangt, sah der Abstand dann doch viel größer aus und Janay, so wie die Verantwortung zogen seine Schultern nach unten. Egal! Hier ging es um ihr Leben! Dieser Moment war wichtig und entscheidend. Er legte sicher alles in diesen Sprung, was ihm möglich war und erreichte den nächsten Absatz, zog sich hinauf und atmete einmal durch. Die Kante, über die er sie ziehen musste, hatte ihm jede Menge blutige Kratzer auf dem Bauch beschert. Kleinigkeiten, die er noch nicht einmal bemerkte, wenn der Sand still stand. Ansonsten war das Brennen reißend und ablenkend, aber auch so gönnte er ihnen keine Pause.
Sie mussten weiter! Nur einen Atemzug lang stand er mit Janay auf halber Höhe der Höhlenwand, fest an den Stein gedrückt, als der Boden erneut erbebte und über ihnen sich ein Stein löste. Kazel beugte sich instinktiv über Janay und sein Kind, schützte sie und der Schlag im Rücken wurde wahrgenommen, aber ignoriert. Sofort danach ging es weiter. Rauf, rauf, rauf, denn der Tod kam näher und niemand wusste das besser als Kazel. Griff, Zug, Füße setzen, hoch stemmen! Seine Knie begannen langsam vor Anstrengung zu zittern, aber er erlaubte ihnen nicht nachzulassen. Die Muskeln brannten, aber der Spalt war direkt über ihnen. Fast erreicht...
Und Fast glaubte er, es müsse sich doch im letzten Moment ein Stein unter seiner Hand lösen um sie in die Tiefe und zum Gevatter zu schicken, doch... genau dies geschah nicht.
Ein letzter Zug, ein letztes Aufbäumen, ein letzter Druck seiner Beine und Janay konnte nach oben greifen um sich hoch zu ziehen. Die Kante war da. Jetzt oder nie! Genau in diesem Moment, fühlten sie die Veränderung des Luftstroms. Wo vorher von oben frische Luft nach unten gesickert war, da drückte sich nun plötzlich der Gestank an ihnen aufwärts. Was auch immer sie verfolgte, es hatte nun ihre Höhle gefunden und presste die Luft aus ihr heraus. Keine Zeit um sich umzusehen! Kazel drückte von hinten, Janay zog sich hinauf und sie kletterten in den Spalt über der Höhlendecke.
Gerade noch rechtzeitig zog Kazel seinen letzten Fuß hoch, als die Felswände erbebten und unter ihnen, fast zum greifen nah sich so etwas wie verklebtes Fell vorbei schob... schwarzes Fell? Was es auch war, es suchte sie und wühlte sich dabei durch massives Gestein. Sie mussten schnell weiter! Denn es war nur kurz an ihnen vorbei und hob nun seinen gewaltigen Kopf zur Höhlendecke. Einen Herzschlag lang sah Kazel, da er hinten war nach unten. Eine der merkwürdigsten Nasen überhaupt reckte sich ihnen entgegen und ertasteten den Rand des Lochs. Sternförmige rosarote Tentakeln zuckten nach vorne. Nirgends waren Augen zu erkennen und dann hob sich eine Klaue in die Höhe, die mit ihren Schaufel-artigen Krallen wohl alles durchdringen konnte. Die Arme waren riesig und die „Hände“ von scharfkantigen Hautschuppen überzogen. Der Hinterleib, entfernt an einen humanoiden, verdrehten und entfremdeten Körper erinnernd, richtete sich ein Stück auf, aber selbst im Aufbäumen erreichte das Wesen hier die Decke nicht ganz. Diese Beine waren nicht fähig aufrecht zu stehen und mehr zum kriechen gedacht. Es könnte sich einen anderen Weg durch den Fels zu ihnen graben, aber jetzt gerade, waren sie ihm entkommen.

Inspiration

Trotz der massigen Körpergröße, die gut die Hälfte des Volumens der Höhle einnahm, war es im Klettern an glatten Felswänden nicht so gut, wie im graben. Es schnaufte und spie dabei kleine Tröpfchen Speichel seiner verlorenen Beute hinterher. Der Schrei, den er dann ausstieß, war schrill und griff nach ihren Instinkten. Nur weg hier!
Kazel und Janay schoben sich den Spalt hinauf und flohen vor den grausigen Wesen der Tiefe. Und eine Weile mussten sie wohl noch gerannt sein, als sie die nächste Ebene erreicht hatten, bevor sie sich das erste mal erleichtert und entkräftet umsehen konnten.
Wo waren sie gelandet? Das wenige Licht, das immer wieder von oben auf sie herab fiel, drang zwischen massiven Gitterstäben hindurch und gehörte wohl zu darüber liegenden Wegen und Gassen einer Stadt. Sie befanden sich also in der Kanalisation. Die Wände hier unten waren inzwischen teils gemauert, teils behauen. Wenn sie leise waren, dann hörten sie auch manchmal Schritte über sich und dann auch, an einer Wegkreuzung, die sich oben wie unten spiegelte, da hörten sie auch Stimmen:
„... zu viel gezahlt! Du wirst es bereuen mich...“
Der Rest wurde von dem lauten Knirschen von den Rädern eines Wagens verschluckt, aber die wenigen Worte hatten wohl die Landessprache verraten. Dreck platschte zwischen den Stäben hinab und klatschte neben ihnen ins Wasser. Das Rinnsal zu ihren Füßen war sogar relativ sauber und musste zu einer nahen unterirdischen Quelle gehören, oder einem Brunnenüberlauf. Dem Wasser konnten sie folgen, um vielleicht eine Möglichkeit zum trinken und waschen zu finden oder sich einen der vielen Gullydeckel widmen um sich weiter oben umzusehen. Kazels Bauch oder Nacken, je nachdem wo seine Instinkte und Erinnerungen sich sammeln würden rebellierte. Irgendetwas an den Geräuschen über ihnen kam ihm merkwürdig vertraut vor.

Und wenn wirklich das geschehen war, was er vielleicht vermutete, was würde er dann jetzt tun?

War er ...Zuhause?

Wie ging es Janay? Wie hatte sie die Flucht überstanden? Wie tief saß der Schock? Konnten sie gemeinsam einen Plan entwickeln, diesen Ort... diese Stadt der Dunkelelfen .. MORGERIA zu überleben?
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 5. Juli 2020, 02:45

"Los jetzt!" Es tat ihm leid, so harsch mit ihr umzugehen. Noch mehr, weil er seine ohnehin eher härter und skrupelloser klingende Muttersprache Lerium verwendete, aber wie sonst hätte Kazel Janay dazu bewegen können, aus ihrer Starre zu gelangen? Sie durfte nicht tatenlos herumstehen, bis Was-auch-immer beide erreicht hätte. Das würde ihr aller Ende bedeuten! Also packte Kazel nach ihrem Arm und lud sich Janay quasi halb auf den Rücken, bis sie selbst endlich nachhalf. Er ächzte. Seine Narben waren zwar bereits einmal etwas ausgeheilt worden, damit der Sturmadler erneut fliegen konnte, doch gänzlich verschwunden war der Schmerz nicht. Noch immer besaß er das weißgraue Blitzgewitter als Stigma seiner Vergangenheit und noch immer bescherte es ihm bei allzu großem Druck dagegen Schmerzen. Janay mochte sich nicht einmal eng anlehnen, aber all die Fluchtbewegungen trugen ihren Teil bei. Wie froh wäre er, wenn er einen sicheren Flecken fände und sich einfach ausruhen könnte. Doch noch war es nicht soweit. Er durfte nicht über Frieden, Ruhe und Freiheit nachdenken. Erst musste er sich und seine Liebste aus der Gefahrensituation herausbringen. Er musste das schaffen. Er, Kazel.
Seine Muskeln spannten sich an, als er sich an den Anstieg wagte. Ich bin so ein Idiot!, schalt er sich. Doch tatsächlich klappte das Klettern immernoch besser als befürchtet. Die Adlerkrallen seiner Fingerknöchel halfen ihm nur bedingt. Sie waren eher dazu da, mit ihnen Haut und Fleisch vor sich in Fetzen zu reißen oder eine Halsschlagader zu durchstoßen. Weniger, um sich an Stein festzuhalten. Aber die Raubtierkrallen in seinen Füßen halfen umso besser. Er gewann zunehmend an Zuversicht, je höher er sich und Janay brachte. Ihr Gewicht spürte Kazel trotzdem und der Fakt, dass er sich hier zum Nacktkletterer gemacht hatte, trug nicht dazu bei, unbeschadet gen rettenden Gipfel zu gelangen. Hin und wieder spähte er dem schwachen Lichtschein entgegen, um sich selbst anzuspornen und vom Ziehen an seinem Bauch un den Armen abzulenken. Er kratzte sich immer wieder die Haut irgendwo auf. Zeitweise glaubte er sogar, Blut an seinem Körper hinabrinnen zu spüren oder war es nur Schweiß ob der Anstrengung? Er wollte nicht näher darüber nachdenken. Lieber gab Kazel sich dem Adrenalin hin, das ihm durch die Blutbahn jagte und ihn wenigstens für eine Weile taub gegenüber seiner körperlichen Schmerzen werden ließ. Lang genug, um Janay und sich auf ein Plateau zu befördern, von dem aus, sie erstmals eine kurze Kletterpause machen konnten.
Er spähte hinunter. Sehen konnte er den Verfolger noch nicht, aber hören umso mehr. Er war fast da. Sie mussten sich beeilen und wieder drängte Kazel sich ein anderes Geswicht auf. Ein kleines nur, das aber schwerer wog als ein Dutzend Janays auf seinem Rücken. Seine eigene Lebenszeit, die winzige Uhr, deren Form er in der Handfläche spürte. Sollte er ein paar Sandkörner nehmen, um sich und Janay zu retten? Er warf einen Blick auf die Sanduhr. Zeigte sie ihm, wieviel noch hinter dem Glas war? Vielleicht konnte er dadurch abschätzen, ob sie diese Flucht überleben würden. Denn wenn nicht, wäre zumindest bei ihm das meiste schon durch das Glas geronnen. Ich muss es tun. Wenn ich nun geize, sterben wir beide und dann habe ich überhaupt nichts von verbliebenem Sand! Also lieh er sich die Zeit. Einige Herzschläge nur. Erneut 666, wie in dem orkischen Lager? Kazel wusste es nicht. Er handelte instinktiv und dachte nur daran, sich die Zeit zu borgen, um zu retten, was er liebte ... und was ihn liebte. Da gab es doch keine Alternativen! Er musste es tun! Was kümmerten ihn ein paar Tage weniger am Ende seines Lebens, wenn er es erst gar nicht erreichen würde?
Kazel floss durch den langsameren Zeitenstrom. Er hörte noch immer das Grollen, aber es war dumpfer und gestreckter als zuvor. Die Bestie würde ihn nicht so schnell erreichen. Er opferte Lebenszeit, um nun schneller zu sein als alle anderen. Dabei war er das gar nicht. Sorgsam ging er mit dem Stillstand um, nutzte ihn, um die Kletterpartie sicherer zu gestalten und sogar für weitere Pausen. Am Ende, als sie endlich oben ankamen, wusste Kazel, dass seine Entscheidung die einzig Richtige gewesen war. Niemals hätte er den Aufstieg gepackt, wenn die Zeit nicht zäh dahingeflossen wäre. Das Ding, was nun hinter ihnen gegen Schlupfloch sprang, um seine Beute zu erreichen, hätte sie ansonsten definitiv erwischt.
"Weg hier!", keuchte der vom Klettern erschöpfte Kazel Janay zu und schob sie voran. Er hatte dieses seltsame Maul aus stenrförmigen Tentakeln gesehen und wollte keinen weiteren Einblick in den Schlund erhaschen. Dieses Bild würde ihn sicherlich noch in seinen dunkelsten Albträumen heimsuchen.
Er schob Janay voran oder griff nach ihrer Hand, um sie mit sich zu ziehen. Hauptsache, sie beide flohen weiter. Auch wenn das schwarzpelzige Ungetüm nicht sofort durch den winzigen Fluchtspalt passen würde, die seltsamen Grabekrallen gäben ihm früher oder später schon den Weg frei. Bis dahin wollte Kazel eine große Distanz zwischen sich und das Biest gebracht haben. Er achtete bei der weiteren Flucht nur so weit auf seine Umgebung, wie es nötig und vor allem möglich war. Das Licht mochte hier mehr vorherrschen als noch eine Ebene tiefer, aber für langes Umsehen blieb ihm in seiner Hektik keine Zeit.
Er wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war und wieviel Weg er zusammen mit Janay zurückgelegt hatte, aber irgendwann wollten seine Beine einfach nicht mehr. Sie versagten ihm den Dienst und Kazel bremste sich. Er hielt sich an der nächstbesten Wand fest, doch auch das hinderte seinen Körper nicht daran, ihm endlich den Dienst zu versagen. Erschöpft sank er in sich zusammen. Nur seine Lungen und sein heftig hämmerndes Herz arbeiteten auf Hochtouren.
Er gönnte sich mehrere Atemzüge, ehe er den Blick für seine Umgebung wiederfand. Zuerst glitt dieser hinüber zu Janay. Ging es ihr gut? Hatte die Flucht ihr zugesetzt, vielleicht sogar dem Kind in ihrem Bauch geschadet? Besorgt streckte Kazel die Finger danach aus. Er wollte sie fragen, brachte aber zunächst nicht ein Wort über die Lippen. Dafür sprachen andere. Seine Aufmerksamkeit huschte zusammen mit seinem Blick nach oben und durch die dünnen Balken an Lichtstrahlen hindurch. Er erkannte ein Gitter. Er lauschte mit zuckenden Spitzohren den Stimmen. Er erkannte die Sprache und es gefror ihm beinahe das Blut in den Adern. Zugleich bildete sich ein unsagbar flaues Gefühl in seiner zerkratzten Magengegend.
"Oh nein... das kann doch nicht wahr sein...", haucht er und riss den Blick herüber zu Janay. "Morgeria?" Dann zischte er auf. Sein flauer Magen hatte auch die Lebensgeister der Schmerzen in ihm geweckt und jetzt brannten gefühlt alle Kratzer und Blessuren auf einmal. Instinktiv drückte Kazel seine Hand an den Bauch, was nicht die beste Idee war. So verdreckt wie er war, brachte er nur Schmutz in die kleinen Kletterwunden hinein. Aber das ließ ihn wenigstens nicht grübeln, wie um alles in der Welt er mit Janay plötzlich in den Abwasserkanälen Morgerias saß. Zumindest vermutete er es und das bereitete ihm unsagbare Sorge.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Montag 6. Juli 2020, 10:58

Janay war körperlich am Ende und auch seelisch kam sie immer mehr an ihre Grenzen. Das machte sich bemerkbar, als sie stehen blieben und ihr Begleiter die Zeit nutzte, um sich umzusehen.
Sie hingegen verharrte an Ort und Stelle, selbst dann noch, als sich die sich nähernde Gefahr wieder mehr als deutlich bemerkbar machte. Es war ihr einfach unmöglich, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Ganz egal, wie lebensgefährlich das für sie alle wäre, sie konnte einfach nicht!
Wie gut, dass Kazel mit ihrer Situation besser umgehen konnte und dafür sorgte, dass es am Ende nicht doch noch ein Desaster mit tödlichem Ausgang wurde. Erst, als er nach ihr griff und sie auf seinen eigenen Rücken verfrachtete, entrang sich ihr ein leiser Schrei der Überraschung. Aber er löste die Starre soweit, dass sie sich von alleine an ihn festklammern konnte. Arme und Beine schlang sie um seinen Körper und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter, die Augen fest zusammen gekniffen. Was auch immer folgen würde, sie wollte es einfach nicht sehen!
Ihr Herz hämmerte wie verrückt und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Immerhin, ihr Magen rebellierte nicht und darüber allein war sie schon froh.
Wie lange würden sie auf diese Weise wohl für den Aufstieg brauchen? Wie hoch wäre diese Wand überhaupt? Würden sie es rechtzeitig schaffen? Fragen rasten durch ihren Kopf und machten sie schwindelig, sodass sie sich umso fester klammerte. Auch wenn sie wenig Sinn dafür hatte, darauf zu achten, um welche Körperteile sich ihre Gliedmaßen schlangen.
Dabei bekam sie bei dieser Kletterpartie ebenfalls einige Schrammen an unbedeckten Stellen ab, ohne sie jedoch bewusst zu spüren. Es reichte lediglich aus, um sie weit genug bei klarem Verstand zu halten, dass sie ihren Griff nicht lockerte. Vielleicht wäre sie sogar versucht gewesen, flehentliche Gebete an Manthala und alle anderen Gottheiten, von denen sie auf ihren Wegen der letzten Jahre gehört hatte, zu richten, wenn sie sich nicht so sehr auf das Festhalten hätte konzentrieren müssen.
Ganz besonders, als ein Stein so scharfkantig war, dass der plötzliche Schmerz tatsächlich in dieser Situation bis in ihr Bewusstsein dringen konnte. Leise wimmerte sie und spürte, wie Feuchtigkeit ihren Unterarm benetzte, langsam zu ihrer Hand floss und sich dort seinen weiteren Weg suchte. Die Wunde selbst brannte und drohte, ihre Konzentration mehr darauf als auf die Umklammerung zu lenken.
Ohnehin begann ihre Kraft allmählich nachzulassen und so kam auch ihr die kurze Pause auf diesem winzigen Vorsprung zugute. Keuchend, schwitzend und zitternd lockerte sie ihren Griff der Arme ein wenig. Die Beine löste sie vollständig und stand kurzfristig selbstständig.
Mit dem Rücken lehnte sie sich gegen die Höhlenwand, die ihnen noch bevorstehen würde. Wimmernd schniefte sie und merkte, wie ihr die Tränen zu kommen drohten. „Ich kann nicht mehr…“, entkam es ihr weinerlich und kaum hörbar, ideal, um diese Worte bewusst zu überhören. Schlicht, weil sie jetzt keine andere Wahl hatten, als weiter zu machen. Trotzdem wäre sie am liebsten in sich zusammen gesunken und hätte hier auf das Unausweichliche gewartet, damit es wenigstens vorbei wäre.
Im nächsten Moment war ihr hingegen irgendwie komisch zumute, ihr war, als würde sich alles um sie herum drehen und als würde sie bewegt werden, ohne sich selbst zu bewegen. Es war ein seltsames, unwirkliches Gefühl und alles andere als angenehm. Umso mehr atmete sie auf, als es vorbei ging und sie sich wieder… normal fühlte? Die junge Frau blinzelte und begriff nicht, was gerade geschehen und wie sie hierher gekommen war, sondern empfand lediglich einen gewissen Druck, als sie durch die schmale Öffnung geschoben wurde.
Instinktiv rappelte sie sich mit ihren letzten Kräften auf und half mit, auch wenn dabei ihr Arm wie Feuer zu brennen schien. Mehr liegend, als sitzend kam sie neben dem rettenden Ausgang für wenige Augenblicke zur Ruhe, ehe der Mischling wieder neben ihr war und sie erneut mit sich zog. Eigentlich konnte sie nicht mehr und dennoch gehorchte ihm ihr Körper, sodass sie mit ihm weiter stolperte, weg von der Öffnung und dem Grauen in der Tiefe, das sie zu ihrem eigenen Glück nicht gesehen hatte.
Bis ihr Begleiter selbst keine Kraft mehr hatte und somit der Zwang, sich weiter zu bewegen, wegfiel. Sie blieb zitternd und keuchend stehen, den Kopf hängen lassend und wie ein Häufchen Elend wirkend. Nicht fähig, auch noch einen weiteren Schritt zu machen, ehe sie nicht eine angemessene Pause gehabt hätte. Ihr feuchter Arm brannte noch immer und ihre Finger fühlten sich unangenehm kalt an.
Auch ihre Umgebung interessierte sie nicht, solange kein weiteres Monster auftauchen würde. Umso erstaunlicher war es eigentlich, als sie die leichte Bewegung von Kazel mitbekam. Mit einem leisen Aufschluchzen sank sie zu ihm herab und flüchtete in seinen Arm. Tränen der Erschöpfung und Erleichterung, dass sie beide noch nicht gefressen worden waren, liefen ihr über die Wangen.
Im nächsten Moment fuhr sie allerdings zusammen und riss die Augen auf, ohne jedoch den Blick in die Höhe zu wagen. Nein, das war nicht möglich, sie musste sich verhört haben! Wieso in aller Welt sollten sie auch ausgerechnet dort auftauchen und vor allem, wie?!
Leise schluchzte sie erneut auf, als er genau aussprach, was sie befürchtete, und es somit realer erscheinen ließ. Sie schniefte und wischte sich mit dem linken Handrücken die Nase, wodurch sie den Dreck auf ihrer Haut nur noch mehr verteilte. Den anderen, verletzten Arm hatte sie unbewusst um Kazels unteren Rücken geschlungen, um sich besser an ihn drängen zu können.
„Was sollen wir jetzt nur tun?“, wisperte sie und schluckte schwer. Verzweiflung machte sich in ihr breit aufgrund ihrer wohl ausweglosen Situation.
Dorthin, wo sie hergekommen waren, konnten sie definitiv nicht zurück. Der Weg nach oben war ihnen allerdings ebenfalls verwehrt. Nicht so sehr, weil sie verdreckt und zerschrammt waren, man ihnen ihre Notlage deutlich ansehen konnte, sondern weil sie sich offensichtlich an dem letzten Ort in ganz Celcia waren, an dem sie sich blicken lassen wollte.
Zwar wusste sie nicht, in welchem Viertel sie sich befanden und ob das überhaupt von Bedeutung wäre, aber das Risiko, irgendeinem altbekannten Gesicht ungeschützt in die Arme zu laufen, war für sie gerade noch viel zu groß. Erst recht nach ihrer Begegnung in Kosral… Nein, Janay rechnete damit, dass, sobald sie sich an der Oberfläche zeigen würde, es ihr Todesurteil wäre.
Und dieses Mal gäbe es wohl kein Entkommen dank dem Mischling… Da hätte sie gleich in der Höhle bleiben können!
Schwer schluckte sie und schniefte erneut, weil ihre Nase noch immer lief, aber allmählich legte sich der Schock ihrer Flucht soweit, dass es ihr vorkam, als würde ihr Kopf klarer werden.
Es gab anscheinend allein einen Weg, den sie einschlagen könnten. Nur… schon wieder einem Rinnsal in die Unwissenheit folgen? War sie bereit dazu, denselben Fehler noch einmal zu begehen? Welches Unheil würde sie dieses Mal entlang des Laufs erwarten?!
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Juli 2020, 09:24

Kazel lauschte mit zuckenden Spitzohren den Stimmen. Er erkannte die Sprache und es gefror ihm beinahe das Blut in den Adern. Zugleich bildete sich ein unsagbar flaues Gefühl in seiner zerkratzten Magengegend.
"Oh nein... das kann doch nicht wahr sein..."
, haucht er und riss den Blick herüber zu Janay.
"Morgeria?"
Dann zischte er auf. Sein flauer Magen hatte auch die Lebensgeister der Schmerzen in ihm geweckt und jetzt brannten gefühlt alle Kratzer und Blessuren auf einmal. Instinktiv drückte Kazel seine Hand an den Bauch, was nicht die beste Idee war. So verdreckt wie er war, brachte er nur Schmutz in die kleinen Kletterwunden hinein. Aber das ließ ihn wenigstens nicht grübeln, wie um alles in der Welt er mit Janay plötzlich in den Abwasserkanälen Morgerias saß.

Leise schluchzte Janay auf, als er genau aussprach, was sie befürchtete, und es somit realer erscheinen ließ. Sie schniefte und wischte sich mit dem linken Handrücken die Nase, wodurch sie den Dreck auf ihrer Haut nur noch mehr verteilte. Den anderen, verletzten Arm hatte sie unbewusst um Kazels unteren Rücken geschlungen, um sich besser an ihn drängen zu können.
„Was sollen wir jetzt nur tun?“
, wisperte sie und schluckte schwer. Verzweiflung machte sich in ihr breit aufgrund ihrer wohl ausweglosen Situation. Schwer schluckte sie und schniefte erneut, weil ihre Nase noch immer lief, aber allmählich legte sich der Schock ihrer Flucht soweit, dass es ihr vorkam, als würde ihr Kopf klarer werden.
Es gab anscheinend allein einen Weg, den sie einschlagen könnten. Nur… schon wieder einem Rinnsal in die Unwissenheit folgen? War sie bereit dazu, denselben Fehler noch einmal zu begehen? Welches Unheil würde sie dieses Mal entlang des Laufs erwarten?!

Morgeria!

Die finsterste Stadt! Nicht weil man hier die Farbe Schwarz so sehr liebte, nicht weil hier die Nächte immer länger erschienen als die Tage. Sie war finster wegen ihrer Bewohner. Und besonders finster war wohl ihre Kanalisation. Was auch immer man verschwinden lassen wollte, fand hier sein Ende.
Waren Kazel und Janay in ihrem Leben schon mal in einer ähnlich hoffnungslosen Situation gewesen, so versteckten sich die Erinnerungen gerade hinter der tiefen Schwärze und Trostlosigkeit der Steine um sie herum und lugten aus jeder Ritze. Sah man nicht in solchen Situationen manchmal sein Leben an sich vorbei ziehen? Was war das erste, an was sie sich erinnerten? Was bedeutete es für sie wieder hier zu sein? Und hier genau? Im Untergeschoss der Stadt? Manch geflüsterte Stimme erzählte von Monstern und Untiefen unter der Stadt und Wesen, die man immer nur ein einziges Mal zu Gesicht bekam: kurz vor seinem Tod! Einen kleinen Ausflug in diese gefährliche Welt hatten sie gerade gemacht und nun standen sie in dem schmalen „grauen“ Bereich zwischen der lichten Oberwelt und der finsteren bodenlosen Tiefe, der dem Vergessen vorbehalten war. Hier wohnten die Vergessenen, oder jene die es lieber blieben.

Janay hatte Recht. Wieder war es ein Rinnsal, dass ihnen den Weg wies, sei er noch so falsch. Jede Richtung war hier falsch, denn die kleinen engen Aufstiege unter den Gittern sahen genauso wenig einladend aus, zumal sie nicht wussten, wo sie heraus kommen würden. Und in ihrem derzeitigen Zustand und der teils sehr auffälligen Aufmachung „nackt“ war es wenig ratsam einfach auf offener Straße zu erscheinen. Zumindest, ohne Plan oder eine gute Geschichte.
Das Rinnsal versprach wenigstens Wasser, wenn gleich hier gerade nicht das sauberste. Vielleicht gab es weiter vorne eine Quelle? Einen Brunnen? Wenigstens hatten sie jetzt Zeit zu verschnaufen. Und warum erinnerte sie sich ein einen ganzen Teil des Aufstiegs nicht? - Vermutlich der Stress.

Zeit. - Kazel fühlte nach der Sanduhr in seiner Hand und wurde sich mit einiger Erleichterung bewusst, dass sein Sand nun wieder stetig floss. Er hatte gute entschieden, noch einmal 666 Herzschläge zu opfern um seine Liebe und sein ungeborenes Kind zu retten. In dieser kurzen nun verlorenen Lebensspanne hatte er es geschafft eine Wand zu erklimmen und war dem Rachen eines Untiers entkommen, dessen Anblick ihn noch eine Weile verfolgen sollte. Doch wollte sich gerade nicht so wirklich Freude über den Erfolg einstellen. Schließlich standen sie nun vor neuen Problemen.

Eine kurze Bestandsaufnahme zeigte, dass beide zwar ordentlich zerkratz waren, aber keiner von beiden bisher ernsthafte Verletzungen davon getragen hatten, was schon einem kleinen Wunder gleich kam. Kazel hatte dabei die deutlich stärkeren Verwundungen davon getragen, denn er trug schließlich nur die eigene Haut am Leib. Sie hatten beide viel verloren, durch eine Unachtsamkeit heraus gerissen aus ihrem Leben, hatten sie nichts außer einander und ihren Verstand. Janays Arm brannte wie es nur verletzte Haut tun konnte, doch wirklich tief hatte sie sich nicht verletzt. Ohne Behandlung würde der Riss bald nässen und sich sicher entzünden. Kazels Körper sah da schlimmer aus. Etliche bereits jetzt sich zeigende blaue Flecke und Abschürfungen verunstalteten seine Haut. An manchen Stellen war auch ein bisschen Blut geflossen, doch alle Muskeln und Knochen waren noch heil und dort wo sie hin gehörten. Doch was beide gerade am meisten quälte war die tiefe Erschöpfung die nach so einer durchlebten Tortur einsetzte. Kazel konnte gerade nicht mal stehen und wäre an Ort und Stelle zusammen gebrochen, wenn er nicht schon sitzen würde und Janay Zustand war nicht besser. Ihre Nerven waren so zum Zerreißen gespannt gewesen, dass sich jetzt ein nervöses Kichern in ihr zusammen braute, sich ankündigte durch einen kleinen unwillkürlichen Schluckauf, dass sie aber herunter schlucken konnte, wenn sie es wollte. Sie waren beide körperlich und geistig an ihre Grenzen gekommen und die relative „Ruhe“ in dem „Graubereich“ der Stadt, verschaffte ihnen eine Pause. - Zeit - Zeit die sie nutzen konnten, sich zu unterhalten, das vergangene zu verarbeiten und Pläne zu schmieden oder auch um die nähere Gegend zu erforschen um nicht erneut in einen Hinterhalt zu geraten.

...

Einer der beiden war sicher irgendwann aufgestanden um ein paar Schritte dem Regenwasserkanal zu folgen. Vielleicht sogar beide, da sie sich sicher nicht trennen wollten. Bewegte sich der eine, tat es auch unweigerlich der andere. Sie waren eine Einheit, verbunden in Liebe und Not. Auch wenn die Not sicher gerade überwog.
Der Wasserlauf führte in einer sanften Kurve, die ein Verstecken leider schwierig machte auf einen kleinen Raum zu. Mit konzentriert zusammen gekniffenen Augen konnten sie aber auch aus der Ferne erkennen, dass es sich um eine unterirdische Kaverne handelte, einen Brunnen mit einem kompliziert anmutendem Gebilde in der Mitte, dass wohl das frische Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche befördern sollte... nur stand hier alles still.
Über ihnen hörten sie dumpf das Treiben der Stadt und mancher Wortfetzen fiel zu ihnen herunter, wie Laub ins Wasser, aber wirklich verstehen konnten sie hier nichts. Dafür wären die Aufstiege weiter vorne, zu den Gitterstäben an den Rinnsteinen hinauf, besser gewählt gewesen. Hier aber gab es Wasser, eine Quelle, eine Möglichkeit sich zu säubern und ...eine Maschine. Die Konstruktion reichte weit hinauf zu einem Schacht und bot so eine weitere Möglichkeit zum Klettern und diesen Raum zu verlassen, genauso wie insgesamt fünf Wege, inklusive ihrem eigenen Gang, die von dort vorn sternförmig weg führten. Trauten sie sich nach vorsichtigem lauschen und warten näher heran zu gehen und schauten sie den Schacht nach oben, so sahen sie eine hölzerne Abdeckung, wie einer Flügeltür mit einem Loch in der Mitte, die zur Hälfte offen stand. Sehen würde man sie hier unten in der Dunkelheit nicht können, aber sie sahen den Himmel! Und er war blau! Klare reine Luft wehte leicht zu ihnen hinunter. Hier war es auch ein bisschen leiser, als wenn der Lärm der Stadt ein bisschen abseits liegen würde, oder der Brunnenüberlauf befand sich auf einem Hinterhof oder so etwas ähnlichem. Oben rief ein Ork etwas, aber der Inhalt blieb ihnen durch den Abstand verschlossen. Dann war es wieder leise.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 9. Juli 2020, 19:25

Alles schmerzte. Und was nicht schmerzte, fühlte sich taub an oder kribbelte, sobald Kazel versuchte, das zugehörige Gliedmaß zu bewegen. Die Kletterpartie hatte ihn verausgabt. Er war ja ohnehin aufgrund seines vorabendlichen Gelages nicht voll auf der Höhe. Inzwischen dürfte der Überschuss an Adrenalin aber jeglichen Alkohol in seinen Adern getilgt haben. Einfach ausgeschwitzt, so fühlte es sich zumindest an. Seine Atmung ging schwer, sein Körper fühlte sich schwerer an. Selbst wenn dieses schaurige Ungetüm nun doch zu ihnen herauf käme, wäre Kazel nicht in der Lage gewesen, noch einmal zu fliehen, geschweige denn es zu bekämpfen. Dagegen hat doch niemand eine Chance. Wo sind wir nur? Das waren mitunter seine letzten Gedanken, bevor eine erschöpfte Dämmrigkeit sich über ihn legte. Er schaffte es gerade noch seinen Arm schlaff um Janay zu legen, dann schwanden ihm die Sinne. Gottgeschenkte Bewusstlosigkeit holte ihn ein. Manthala breitete ein Tuch des stillen Friedens über ihn aus und ließ Kazel in absoluter Schwärze versinken. Für geraume Zeit rührte er sich nicht mehr und nur noch seine Atmung zeugte davon, dass er nicht soeben gestorben war.
Bedauerlicherweise konnte er Janay so nicht mehr antworten. Seine Lippen hatten sich noch bewegt, aber seine Kehle war zu erschöpft, um die Stimmbänder für Worte zu animieren. Er saß da, die Beine ausgestreckt, den Rücken trotz des schmerzenden Pochens darin an die Wand gelehnt. Der Kopf war nun schlaff nach vorn gekippt, aber die Augen hatte er geschlossen. So sah er das winzige Blutrinnsal an seinem Bauch ebenso wenig wie all die Kratzer und Blutergüsse. Der Schmerz aber hielt ihn davon ab, sich zu lang diesem Zustand hinzugeben. Irgendwann erwachte er wieder. War Janay noch bei ihm? Hatte sie sich inzwischen umgesehen?
Desorientiert hob Kazel die Lider und blickte sich um. Sein Hals und Mundraum waren trocken, besaßen diese widerlich trockene Klebrigkeit mit gärigem Geschmack wie er sie heute früh schon hatte feststellen müssen. "W....ss...r", nuschelte er somit erst einmal kratzig, ehe er sich langsam rührte. Seine Glieder meldeten sich. Ja, er war noch am Leben. Ja, ihm tat alles weh. Er stöhnte auf.
".. nay?" Der Mischling brauchte einen weiteren Moment, um zu sich zu kommen. Du bist in Morgeria. Irgendwie. Dieser Gedanke riss ihn endgültig zurück in die Wirklichkeit. Panisch sah er sich um, hielt den Atem an und wagte nicht einmal zu blinzeln. Ein Blick nach oben zu den Gittern. Nach wie vor vernahm man gelegentlich Schritte oder das dumpfe Grummeln von Gesprächen, die aber zu gedämpft geführt wurden, als dass ihr Inhalt bis zu ihnen herabdringen konnte. Sie mussten sich in irgendeinem unterirdischen Kanal befinden, in den regelnmäßig der Unrat der Straßen gekehrt wurde. Und noch tiefer lauert eine Bestie. Wie viele Morgerianer wussten davon? Ach, es war ihm gleichgültig. Am liebsten wäre es Kazel, wenn auch er dieses Viech schnell wieder vergessen könnte.
"Janay, geht es dir gut? Bist du verletzt?", wisperte er und sah sich sofort nach ihr um, nun da er wieder bei klarem Verstand war. Sein Körper hatte etwas Erholung erhalten. Ein weiches Bett oder wenigstens ein trockenes, besser riechendes Fleckchen würden allerdings Wunder wirken. Oder Kleidung. Das wäre auch nicht schlecht. Kazel fröstelte.
Er hatte die Zeit wirklich nur zum Ausruhen genutzt und nicht, um sich umzuschauen. Und er bezweifelte dann doch irgendwie, dass Janay so viel Abenteuerlust an den Tag gelegt hatte. Nicht, nachdem er sie in den Felsgängen erlebt hatte. Auch ihm war unwohl gewesen und den Faldor hätte er getan, sich nun allein umzusehen. Er würde Janay hier weder zurücklassen, noch sich einfach so von ihr lösen, um in die nächste Gefahr zu spazieren. So hoffte er, dass sie immer noch in seiner Nähe wäre.
Denn nur mit ihr gemeinsam würde er sich tiefer wagen. Trotzdem ... wo sich Gitter befanden, mochte auch ein Gullideckel sein. Vielleicht könnten sie die Tageszeit durch das spärliche Gitter deuten. Nachts in Morgeria und vor allem nackt und hilflos aufzukreuzen war keine gute Idee. Am friedlichsten mochte es in den frühen Morgenstunden sein, wenn die Betrunkenen längst in den Betten oder halb tot in der Gosse schliefen und die Sklaven auf die Beine kamen, um einen weiteren Tag der Arbeit zu überstehen.
Vielleicht wäre es gut, sich erst einmal noch etwas umzuschauen. Zu den Gittern könnten sie immer noch zurückkehren. Sie durften nur nicht zu verzweigt und tief in das vor ihnen liegende Labyrinth aus Kanalgängen tauchen. Aber die Kaverne entdeckte er noch, vermutlich gemeinsam mit Janay. Allerdings konnte Kazel nicht von sich behaupten zu wissen, worum es sich hier handelte. Er betrachtete den Vorratsbottich mit der seltsamen Form und als ihm auffiel, dass es darin sauberes Wasser gab, nutzte er seine Chance, sich zu waschen. Wenigstens grob und über sämtliche Stellen, die brannten oder blutig waren. Würden sie weiterhin hier unten bleiben, wäre die eigene Körperhygiene verlorene Liebesmüh.
Aber es existierte wohl noch eine weitere Möglichkeit des Aufstiegs und sie beinhaltete keinen Gullideckel. Dennoch müssten wir erneut etwas klettern ... oder ich. Janay würde er in ihrem schwangeren Zustand nicht zumuten, den Schacht zum Wasserspeicher emporzusteigen. "Was meinst du? Sollen wir nach dort oben und uns umschauen?" Kazel flüsterte noch immer. Er hatte Gespräche in Lerium gehört. Demnach könnte man sie beide auch hören, wenn sie zu laut wären. Das riskierte er sicher nicht. Stattdessen wies er zu dem halb geöffneten Deckel empor. "Wenn wir wirklich unterhalb Morgerias sind, dann lässt sich bestimmt irgendwo ein Unterschlupf finden. Steig wieder auf meinen Rücken und ich bringe uns da schon irgendwie hoch."
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Freitag 10. Juli 2020, 09:52

Auch der jungen Frau tat jeder einzige Zentimeter ihres Körpers weh und sie hätte sich am liebsten zusammen gerollt, um erst einmal zu schlafen. Der Umstand jedoch, dass sie sich in ihrer Geburtsstadt befanden, verlieh ihr endlich die notwendige Energie, die ihr zuvor noch im Angesicht des Todes gefehlt hatte.
Dabei war es hier genauso lebensgefährlich für sie wie noch unten, aber dieses Mal war es eine Gefahr, die sie kannte und einschätzen konnte. Sie wusste, wenn sie sich in der Oberwelt würde blicken lassen, könnte sie erkannt und womöglich zu ihrer Familie verschleppt werden. Und was diese mit ihr anstellen würde, konnte sie sich nur allzu lebhaft vorstellen. Zwar hatte sie davon nur einen Bruchteil in ihrer Kindheit erlebt, aber die Erinnerung und ihre Phantasie reichten aus, um es aufzubauschen.
Also mussten sie hier weg und das am besten unentdeckt. Die Frage war jedoch, wo genau sie sich in der Stadt befanden und ob diese noch so war wie vor der Handvoll an Jahren, als sie sich schon einmal hinaus geschlichen hatte.
Auch glaubte sie daran, dass es dieses Mal an ihr liegen würde, den Fluchtweg ausfindig zu machen, da sie keine Ahnung hatte, ob und wie gut sich Kazel in Morgeria auskannte. Der sich anscheinend völlig verausgabt hatte, wie sein Zusammenbruch ihr bewies. Trotzdem brauchte auch sie einige Momente, um sich auszuruhen und zu sammeln, während es bereits unermüdlich in ihrem Kopf arbeitete.
Flüchtig blitzte die Idee auf, sie könnte womöglich nach all der Zeit ihre geliebte Schwester wieder sehen, allerdings verdrängte sie diesen Gedanken rasch wieder. Denn Arina war damals wieder zurück gegangen und wenn sie dann ihren Eltern in die Hände gefallen war… Nein, Janay wollte die andere lieber so in Erinnerung behalten, wie sie gewesen war, und nicht, was ihre Familie aus ihr in den letzten Jahren hatte machen können.
Als sie endlich genügend Kraft fand, um auch ihren Körper zu bewegen, drückte sie sich behutsam von ihrem Begleiter weg in eine sitzende Position. Da er sich dabei nicht rührte, sah sie zu ihm hin und bemerkte, dass sein Kopf nach vorne hing und seine Augen geschlossen waren.
Einen Moment lang war ihr, als würde eine kalte Faust ihr Herz umklammern, doch dann sah sie, dass er noch atmete. Gut, also war er entweder eingeschlafen oder bewusstlos, aber auf jeden Fall lebte er noch!
Das beruhigte sie weit genug, dass sie sich langsam in die Höhe kämpfen konnte. Noch immer fühlten sich ihre Knie butterweich an, aber wenigstens knickte sie nicht ein, und auch der leichte Schwindel legte sich rasch genug wieder, dass sie sich keine weiteren Gedanken darum machen brauchte.
Ein rascher Blick auf den Mischling neben ihr zeigte ihr, dass er weiterhin außer Gefecht war, sodass sie sich einen inneren Ruck gab. In der Höhle unten hatte er die Führung übernommen, sie beschützt und sie vor den meisten Dummheiten bewahrt. Jetzt konnte er das nicht mehr, also musste sie diese Aufgabe übernehmen. Nicht, dass sie kämpfen könnte oder wollte, jedoch konnte sie sich ein bisschen umsehen und auf diese Weise ihre Umgebung im Auge behalten. Die Gefahr war schließlich nicht gebannt und der folgende Weg noch unbekannt.
Sie drückte sich von der Wand weg und trat langsam, vorsichtig zu dem Rinnsal hin, das sie sich ansah. Es wirkte nicht sonderlich verschmutzt, allerdings wollte sie davon trotzdem lieber nicht trinken, ganz egal, wie groß ihr Durst war.
Nachdem sie das festgestellt hatte, blickte sie nach rechts und links. Nirgends gab es einen Hinweis darauf, welche Richtung die richtige… oder eben die falsche wäre. Lautlos seufzte sie und begrub diese sinnlose Hoffnung, die sie trotz allem unbewusst gehegt hatte.
Einer weiteren, wahrscheinlich ebenso aussichtslosen wollte sie als nächstes in Ermangelung anderer Alternativen nachgehen. Schließlich wollte sie auch nicht zu weit von Kazel weg, für den Fall, dass er wieder aufwachte… oder damit sie sich nicht verirrte und gänzlich auf sich allein gestellt wäre. Also ging sie ein paar Schritte das Rinnsal entlang bis zu einem der schmalen Aufstiege.
Mit zitternden Fingern umfasste sie eine Sprosse und musste tief durchatmen, um ihre inneren Schreckgespenste zurück zu drängen. Danach hatte sie genügend Mut, um hinauf zu klettern, bis sie gegen das Gitter stieß. Nein, sie wollte nicht hinaus klettern, so lebensmüde war sie schließlich nicht! Aber sie wollte zumindest versuchen, das Gitter ein klein wenig anzuheben und hinaus zu lugen, in dem Bestreben zu erkennen, wo ungefähr sie sich befanden.
Das Problem war nur… das Metall stoppte bereits all ihre Bemühungen, denn sie konnte es partout nicht von der Stelle lösen. Ob es versperrt war oder nur durch den Lauf der Jahre verzogen und verrostet war, konnte sie nicht ausmachen. Doch ihr Versuch scheiterte und mit einem gezischten Fluch nahm sie ihren Weg zurück.
Kaum berührten ihre Füße den Boden des Kanals, verfinsterte sich über ihr die Öffnung und ließ sie hastig ins Dunkel neben dem Aufstieg weichen, um nicht doch noch entdeckt zu werden. Mit heftig klopfendem Herzen wagte sie es nicht, sich zu rühren, bis der Schatten von Was-auch-immer wieder weg war.
Dann kehrte sie zu Kazel zurück und überlegte, ob sie es bei einem anderen Kanaldeckel noch einmal versuchen sollte oder es ihr zu riskant erschien. Sie war noch zu keiner Entscheidung gelangt, als ihr ein anderer Einfall kam. Zwar war das Wasser hier nicht zum Trinken geeignet, allerdings war es auch nicht direkt eine Brühe, sodass sie sich ein bisschen wenigstens den Dreck abwaschen wollte. Am besten wäre, wenn sie noch einmal nachsah, als dass sie hier nur nutzlos herum stand.
Sie erreichte gerade das Ufer des kleinen Rinnsals, als sich hinter ihr etwas tat. Da sie aufgrund ihrer Situation auf jedes ungewohnte Geräusch reagierte, vernahm sie das Genuschel in ihrem Rücken und wirbelte sofort herum. Obwohl sie befürchtet hatte, dass sie sich irrte, war es tatsächlich ihr Begleiter gewesen, der wieder wach wurde.
Sie atmete auf und kehrte zu ihm zurück, um vor ihm in die Hocke zu gehen und ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. In diesem Moment gurgelte er irgendetwas, das sie mit viel Vorstellungskraft als ihren Namen deuten wollte. „Ganz ruhig, alles ist in Ordnung. Bis jetzt ist alles still.“, raunte sie ihm zu. Auch sie wollte instinktiv nicht lauter sprechen, um keine unnötige Aufmerksamkeit von oben und unten zu erregen.
Plötzlich jedoch änderte sich etwas bei ihm, er bewegte sich ruckartig und sah sich hektisch um, sodass sie ihm auch die zweite Hand auf die andere Schulter legte. „Schsch!“, machte sie, um ihn ein wenig zu beruhigen. Was auch immer ihn gerade erschreckt hatte, es war nicht real. Oder sie wusste nichts davon und das verursachte ihr prompt ein flaues Gefühl in der Magengrube. Aber darauf versuchte sie nicht zu achten.
Endlich schien er sich etwas zu beruhigen und sein suchender Blick traf den ihren. Bei seinen Fragen nickte sie. „Alles in Ordnung.“, wiederholte sie überflüssigerweise und zuckte mit den Schultern. „In etwa so wie du, aber ich schaff das schon. Kannst du aufstehen?“
Schließlich hatte sie trotz aller scheinbaren Ruhe nicht vor, hier Wurzeln zu schlagen. Auch sie sehnte sich nach Ruhe, Sicherheit… und einem gründlichen Bad, gefolgt von frischer, makelloser Kleidung! Doch das würde sich vorerst nicht erfüllen, sodass sie lieber mit ihren Gedanken in der Gegenwart blieb.
Als der Mischling sich aufgerappelt hatte, wobei sie ihm zu helfen versuchte, soweit ihre eigenen Kräfte es zuließen, machten sie sich daran, dem Rinnsal ein wenig zu folgen. Um eine leichte Kurve, bis sie zu einem etwas größeren Raum mit einer Art Brunnen gelangten.
Unsicher blieb sie stehen und sah sich um, zweifelnd, dass es hier unten so etwas gab und gleichzeitig niemand… oder nichts sonst sein sollte. Kazel hingegen trat zu dem Bottich und begann sich notdürftig zu waschen.
Ein Anblick, der ihr den Antrieb gab, sich zu ihm zu gesellen und rasch das selbe zu machen. Auch getrunken hätte sie gerne, aber da sie auf ihren Wegen einmal den Fehler gemacht hatte, nicht ganz sauberes Wasser zu sich zu nehmen, würde sie das nicht noch mal tun. Die möglichen Folgen wollte sie sich wirklich ersparen! Aber wenigstens den meisten Dreck von ihren Armen und ihrem Gesicht konnte sie entfernen.
Lediglich bei der größeren Wunde auf ihrem Unterarm konnte sie ein schmerzvolles Zischen nicht unterdrücken. Schlagartig nahm sie auch das Brennen und Pochen der Verletzung wahr, die es bislang nicht bis in ihr Bewusstsein geschafft hatten, obwohl sie noch leicht blutete. Umso schlimmer erschienen sie ihr jetzt, dass ihr sogar die Tränen in die Augen schossen.
Im Gegensatz zu dem Mischling war sie derartige körperliche Zustände nicht gewohnt und weniger abgehärtet diesbezüglich. Dennoch bemühte sie sich, standhaft zu bleiben und nicht zu weinen zu beginnen. Das hätte ihnen nichts gebracht, außer verlorener Aufmerksamkeit und Zeit. Das verräterische Schniefen indes ließ sich nicht vollständig unterdrücken.
Seine Frage lenkte sie zumindest kurzfristig davon ab und ließ sie ihn wieder ansehen, ehe ihr Blick ebenfalls in die Höhe wanderte. „Ich weiß nicht…“, murmelte sie unsicher. Es behagte ihr nicht, nicht so schnell wie beim Rennen sein zu können, sollte irgendetwas passieren.
Und so verlockend der kleine Ausschnitt von blauem Himmel und die frische Luft auch sein mochten, könnte es sie nur allzu rasch in tödliche Gefahr bringen. Erst recht, als sie einen unverständlichen Ruf hörte, der sie sogar leicht zusammen zucken ließ.
Sein Vorschlag hingegen sorgte dafür, dass sie ihn skeptisch ansah und den Kopf schüttelte. „Du bist völlig erschöpfst. Das schaffst du nicht noch mal.“, lehnte sie ab und warf noch einen Blick hinauf.
Ihr Arm tat inzwischen höllisch weh und sie glaubte nicht daran, dass sie diesen Aufstieg tatsächlich schaffen würde. Aber ihrem Begleiter würde es mit ihr auf seinem Rücken ebenso wenig gelingen und einen Absturz wollte sie gewiss nicht riskieren. Somit müsste sie selbstständig klettern… oder eine andere Lösung finden, die derzeit nicht in Reichweite war.
Schließlich wirkten die von hier abgehenden Gänge genauso wenig einladend wie der Aufstieg. Aber immerhin drangen daraus derzeit keine Geräusche hervor…
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Juli 2020, 18:26

Janays Untersuchung und das erklimmen der Leiter im Gullischacht brachte vor allem eine Erkenntnis. Dort kam man nicht so leicht heraus. Es war kein runder Deckel mit Löchern, den man heben und beiseite schieben konnte. Es war ein schmaler Spalt unter dem Rinnstein, mit dicken Gittern der den Regen von der Straße seitlich in die Kanalisation ableiten konnte. Dafür konnte sie, wenn sie den Kopf schief legte und die obere Wange gegen den Stein über sich drückte, durch die schmalen Gitter kurz einen schmalen Streifen des buckligen Pflasters und ein herunter gekommenen Häusereingangs sehen, der wohl auf der gegenüberliegenden Seite der Straße liegen musste. Die Tür hing schief in den Angeln und war wohl lange nicht benutzt worden. Ein Versteck? Sie glaubte noch kurz einen Rest Farbe zu erkennen die man auf die Tür gemalt hatte... ein verwaschenes Zeichen? Die näher kommenden Schritte zwangen sie jedoch zu einem schnellen Rückzug. In welchen Viertel sie sich befanden, hatte sie nicht erkennen können.

Kazels tiefe Bewusstlosigkeit war ein erschreckendes Erlebnis für Janay und was es unbewusst noch gruseliger machte, war dass es eine paar Sekunden lang recht kalt neben ihm geworden war. Hatte sie sich vielleicht auch deswegen unbewusst dann doch erhoben? Weil etwas in ihr spürte, dass es gerade besser war den Platz zu wechseln?
Gevatter Tod hockte sich neben seinen Schützling, sah der hübschen Mami auf den Hintern und legte gleich einem guten Bekannten seinen Arm um Kazel, als Janay sich entfernte. Kazels Körper mochte jede Kraft verlassen haben, aber seinen Geist konnte der Knochenmann immernoch berühren.
„Na? Sehnsucht nach mir gehabt?“
Die Frage war wohl eher rhetorischer Natur, aber passte trotzdem irgendwie ganz gut in die Situation. Fast wäre Kazel um eine Erfahrung mit ihm reicher geworden, wenn er nicht seine Lebenssekunden eingetauscht hätte.
„Langsam bekommst du Übung.“
, kommentierte Tod Kazels jüngsten Erinnerungen. Die Dunkelheit unter seine Kutte legte sich über Kazels Geist und bettete ihn wohlige Schwärze. Kein Schmerz konnte ihn erreichen, keine Sorgen für morgen, oder Schrecken von gestern. Hier im Jetzt zwischen der Zeit, nur eine Sekunde lang war sein „Freund“ der Tod bei ihm.
„Interessante Abzweigung die du da genommen hast... nicht ganz freiwillig, aber dafür kannst du dich bei deiner Liebsten bedanken.“
Damit meinte er anscheinend nicht die Flucht vor dem Monster in der Tiefe.
„... Das dir mal Hochelfen über den Weg laufen würden hab ich nicht kommen sehen... weil ich sie leider meist nie sehen komme. Na ja, ...feiern könne sie aber! War neulich mal dabei. Ich kann dir sagen...“
Er zuckte mit den Schultern was den schwarzen Stoff in leichte Wellen versetzte. Kazel konnte ihn sehen, hören, ja sogar riechen, wie etwas das wirklich da war, aber gleichzeitig sah er auch auf seinen Körper herab und genauso gleichzeitig konnte er Janay hinterher sehen. Sein Herz hatte wohl kurz vor Erschöpfung kurz ausgesetzt, so dass sein Geist sich gelöst hatte.
„Keine Sorge, diesen Herzschlag brauchst du nicht zu bezahlen. Den spendiere ich dir.“
, meinte Tod gönnerhaft und Lippenlos grinsend. Er schwenkte seinen kahlen Schädel Kazel zu. Die grauenhafte Leere seiner Augen sah ihn an.
„Ich frage mich, was dich hier her geführt hat...?“
Außerhalb der Zeit ließ sich viel sagen, bzw. denken, wenn man grad nicht sprechen konnte.
...
Gevatter Tod ließ Kazel sich erklären, sofern er wollte, doch irgendwann unterbrach er:
„... Aber wenn du schon mal hier bist. Habe ich einen Auftrag für dich. Es gibt hier einen Mann, dazu neigt Seelen zu versklaven auf eine Art ... Sie sind zerstört, wenn sie bei mir ankommen und vergiften meinen Fluss in einem Maße...“
Tod zögerte, denn er merkte, dass er zu jammern begann.
„Ach ich will deinen Geist nicht mir meinen Problemen belasten.“
Wieder ein tödliches Grinsen.
„Er nutzt in irgendeiner Art dafür jene, die dem Tierischen erlegen sind: Hybriden in diesem genauen Fall. Ich kann das tierische in ihnen fühlen, doch die menschliche Seele ist meist nicht mehr zu retten. Ich kann werde dir eine Richtung einpflanzen. Töte ihn, wenn du ihn findest, oder lass es bleiben. Dein Lohn: … Zeit für dich und deine Liebsten, oder ein Leben das du retten kannst, bevor ich es hole. Was dir lieber ist.“
Er hatte Kazel die Wahl gelassen, diesen Auftrag anzunehmen oder auch nicht. Gevatter Tod erhob sich und ließ dabei seine Handfläche knöchern über Kazels Nacken streifen. Die Berührung hinterließ ein kurzes kaltes Gefühl und Kazel hob reflexartig den Kopf in eine Richtung.
Dann war er wach.

Janays Gesicht schwebte engelsgleich über ihm und sie sprach ihm Mut zu, milderte seine Sorgen um sie, in dem sie ihm versicherte, dass es ihr gut ging und log ihn mit ihrem „alles in Ordnung“ an. Der Riss am Arm schmerzte immernoch, aber er war nicht tief. Er blutete auch nicht mehr, sofern sie nicht daran kratzte. Dann half sie im auf und sie untersuchten gemeinsam die nähere Umgebung. Im Moment war sie diejenige die die Richtung vorgab und stärker war, körperlich erholter und das war auch gut so. Ihr Geist hatte sich mit der Konfrontation der Örtlichkeit selbst geheilt. Sie wirkte wieder ruhiger und konzentriert. Sie war in ihrer Geburtsstadt... Zuhause? Nein, das war etwas anderes.

Wie lange waren sie beide fort gewesen? Wie hatte sich die Stadt derweil verändert? Natürlich trieb sie eine gewisse Neugierde voran, bis sie sich dem unterirdischen Brunnenüberlauf näherten.

Kazel würde Janay in ihrem schwangeren Zustand nicht zumuten, den Schacht zum Wasserspeicher emporzusteigen. Obwohl es ihr im Moment besser ging als ihm und von ihrer Schwangerschaft nur ein kleiner Ansatz unter ihrer Kleidung zu sehen war. Als hätte sie zu viel gegessen. Trotzdem überwog die Sorge.
"Was meinst du? Sollen wir nach dort oben und uns umschauen?"
Kazel flüsterte noch immer. Er hatte Gespräche in Lerium gehört. Demnach könnte man sie beide auch hören, wenn sie zu laut wären. Das riskierte er sicher nicht. Stattdessen wies er zu dem halb geöffneten Deckel empor.
"Wenn wir wirklich unterhalb Morgerias sind, dann lässt sich bestimmt irgendwo ein Unterschlupf finden. Steig wieder auf meinen Rücken und ich bringe uns da schon irgendwie hoch."

Sein Vorschlag sorgte dafür, dass Janay ihn skeptisch ansah und den Kopf schüttelte.
„Du bist völlig erschöpfst. Das schaffst du nicht noch mal.“
, lehnte sie ab und warf noch einen Blick hinauf. Vielleicht kam man aber von dort irgendwie zu dem alten Gebäude, was sie aus ihrer „Gulli-Perspektive“ gesehen hatte. Mit einem halbwegs guten Orientierungssinn traute sie sich sicher zu den Ort oben wieder zu finden. Die grobe Richtung kannte sie. Allerdings meldete sich gerade ihr Arm mit höllischem Brennen, da sie sich gewaschen hatte. Sie glaubte nicht daran, dass sie diesen Aufstieg tatsächlich schaffen würde. Aber ihrem Begleiter würde es mit ihr auf seinem Rücken ebenso wenig gelingen und einen Absturz wollte sie gewiss nicht riskieren. Somit müsste sie selbstständig klettern… oder eine andere Lösung finden, die derzeit nicht in Reichweite war. Schließlich wirkten die von hier abgehenden Gänge genauso wenig einladend wie der Aufstieg. Aber immerhin drangen daraus derzeit keine Geräusche hervor…

...bis zu dem Moment, wo oben jemand etwas brüllte:
„Blöder Breitschädel! Deine Mutter hat dich wohl verkehrt herum ausgeschissen! ...“
, klang es wenig freundlich und unverständlich von oben herunter und ging nahtlos in die nächste Sprache über:
„HauRuck! Hast du die Abdeckung offen gelassen? Da hätte jemand rein fallen können! Los komm her! Lass mich runter!! Schneller!!! Bei Faldors schwarzem Arsch, wir haben nicht den ganzen Tag zeit!“
Oben rumpelte es und die zweite Hälfte der Abdeckung wurde angehoben. Ein großer Schatten fiel über das Loch. Ein Ork beugte sich, der Statur nach vor und spähte hinunter. Die Stimme war dunkel und dumpf.
„Ist keiner rein gefallen.“
Die deutlich hellere kratzige Stimme, die aber doch irgendwie einen Mann gehören musste keifte weiter:
„Na dein Glück! Wenn mir jemand meine Pumpe dann noch mehr kaputt gemacht hätte... ,Los Gurtzeug!“
Es raschelte und dann wurde ein Winzling... ah, ein Goblin den Schacht hinunter gelassen. Kaum einen Meter hoch, graublaue Haut und kahler Schädel. An dem Seil und dem Gurtzeug hingen allerlei Werkzeuge, an ihm selbst ein Rucksack und mehrere Beutel, Taschen und noch mal Werkzeuge. Seine roten Augen waren allein auf seine Maschine gerichtet, deswegen hätte er wohl Kazel und Janay nicht mal bemerkt, hätten sie direkt neben ihm gestanden. Er fühlte sich hier unten vollkommen sicher und zerrte nur noch mal am Seil als seine Füße den Boden berührten.
„MEHR SEIL!“
, brüllte er und moserte leiser weiter:
„Vollhonk! Beim verteilen von Gehirn hat er nur einmal die Hand gehoben! Einzeller! ... dumm wie ein halber Meter Feldweg! Aber immer schön gottgläubig! ...Würde in Faldors Arsch kriechen, wenn er könnte. ...Sicher hätt er es da schön mollig warm, der Trottel! Ausgeschissen gehört er! Nur Muskeln dieser...“
Während er vor sich hin grummelte schraubte und drehte er an seiner Maschine herum. Der Inhalt einer Flasche fand seinen Einsatz und „ölte“ ein Gelenk, ein schadhaftes Teil wurde abgeschraubt, missmutig begutachtet und hinter sich geworfen, dass es fast einem der beiden Beobachter auf den Fuß gefallen wäre.
„..nicht zu retten!...hm...“
Er schraubte weiter und baute ein Teil ab, dass er dann länger in der Hand hielt, sich dabei um die eigene Achse drehte und nachdenklich das Kinn rieb.
„...wie konntest du Hübsche nur falsch herum da drin sitzen... Warte, ich mach dich sauber und dann kommst du wieder an Ort und Stelle.“
Diesmal klang seine Stimme fast liebevoll und als er aufsah, schaute er genau in Kazels und Janays Richtung. Seine roten Augen weiten sich, wurden dunkel wir Knöpfe in seinem Gesicht und er zog die Schulten hoch. Hatte er sie entdeckt?
„HauRuck, lass mir mal noch mehr Seil runter.“
Und hinter ihm surrte es, dann platschte es und das Seil war unten! GANZ!
Allein das Geräusch hatte wohl verraten, was der Ork mit Namen HauRuck grad getan hatte, denn der Goblin schloss schicksalsergeben die Augen!
„Vollidiot!“
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 13. Juli 2020, 07:01

Nein, er würde es nicht schaffen. Das musste Kazel sich insgeheim eingestehen, als er den schmalen Schacht zu der halb abgedeckten Öffnung empor schaute. Der Aufstieg wäre ihm selbst allein und in körperlich besserer Verfassung schwer gefallen. Der Schacht erinnerte an ein Brunnenloch, das nicht mit einzelnen Mauersteinen geschaffen worden war. Es gab viel zu wenig vorstehende Stellen, um sich zu halten. Für einen solchen Aufstieg benötigte man eine Leiter oder ... ein Seil von oben, das soeben herabgelassen wurde, zusammen mit einem Goblin.
Kazel erstarrte und streckte seine Hand bereits nach Janay aus, um sie schützend hinter seinen nackten, zerschundenen Körper zu ziehen. Doch er tat es nicht. Stattdessen verharrte er in der Bewegung, um bloß nicht auf sich aufmerksam zu machen. Mit einem Goblin würde er vielleicht fertig, wenn er nur schnell genug wäre. Und da fand sich der Haken. Er war erschöpft. Die Bewusstlosigkeit hatte ihm keine Erholung gebracht. Stattdessen war ihm der Gevatter im Traum erschienen und schlimmer noch: Er hatte ihm einen Auftrag gegeben. Einen, der nicht nur bestätigte, was Kazel befürchtet hatte, sondern ihn auch noch dazu verdammte, wirklich längere Zeit in Morgeria zu verbringen.
Morgeria, die finstere Stadt des finstersten aller Völker. Seine Stadt. Es war ewig her, seit er das letzte Mal durch die Straßen gelaufen war. Lange bevor seine eigene Mutter ihn für Monate in den Keller gesperrt und versucht hatte, ihm die heller gewordene Haut von den Knochen zu peitschen. Lange vor seiner Qual hatte er sich als dunkelhäutiger Elf in den Gassen herumgetrieben und war kaum auffälliger gewesen als jedes andere Elfenkind. In den Gassen mit einigen Goblinssklaven Ball zu spielen oder die Orks zusammen mit ein paar Straßenkindern der Nachbarschaft zu ärgern und mit verfaultem Obst zu bewerfen war ihm damals wesentlich lustiger erschienen als sein Unterricht. Zumal er für Magie keinerlei Begabung gezeigt hatte und gerade diese Lehrstunden nur Frust einbrachten. Misserfolg bei ihm und anschließend eine Predigt über sein Versagen bei seiner Mutter. Oder bei seiner Tante Starle. Ob diese noch am Leben war? Wie würde sie reagieren, wenn Kazel plötzlich wieder in der Stadt auftauchte, Jahre nach seiner Flucht. Und Jahre, nachdem er zunächst hatte seinen eigenen Vater umbringen müssen, um zu beweisen, dass er trotz seiner Mandelhaut ein waschechter Dunkelelf mit dunkler Seele war? Er hätte trotz dieser optischen ... MIssbildung, wie seine Tante es nannte, ein Tenebrée sein können. Immerhin hatte man ihm das Familiensymbol auf das rechte Handgelenk tätowiert. Aber dieses Privileg mochte er garantiert verloren haben, nachdem er seine Mutter klammheimlich im Schlaf mit demselben Dolch erstochen hatte, der auch für den Verlust seines Vaters verantwortlich gewesen war.
Ob man wusste, dass er der Mörder war? Vielleicht hielt man ihn ebenso für tot oder entführt und verkauft. Fest stand, dass es immer noch Tenebrées in Morgeria geben konnte. Nur weil er seine Eltern getötet hatte, hieß das nicht, dass die gesamte Blutlinie ausgelöscht war. Und seine Tante Starle ... sie könnte einen Groll auf ihn hegen, als Mörder ihrer einzigen Schwester. Es würde mehr als schwierig werden, dem Auftrag des Gevatters nachzukommen. Aber tatsächlich flackerte dieser Auftrag bisher nur als winzige Flamme in seinen eigenen Gedanken umher. Eine Flamme, die gegen einen Sturm anderer Probleme ankämpfen musste, allen voran dem Jüngsten: Ein Goblin an einem Seil, der sich nun von der seltsamen Maschine abwandte und Janay und Kazel direkt anstarrte. Beiden blieb nicht wirklich Zeit, sich vorher abzusprechen. Kazel konnte nicht einmal richtig reagieren. Interessanterweise schoss ihm die Röte in die Wangen ob seiner Nacktheit.
Nicht alles, was der Goblin geflucht, gesagt und gebrüllt hatte, konnte Kazel verstehen. Terkin war ihm keine bekannte Sprache und selbst mir dem orkischen Krz'ner tat er sich noch schwer. Aber dort schnappte er wenigstens ein paar Worthappen auf. So verstand er, dass der Ork oben wohl HauRuck hieß und mehr Seil herablassen sollte. Ohweh, Kazel verstand es weitaus besser als der Ork, denn der ließ den kompletten Strick einfach hinabfallen. Der Mischlingself zuckte, als das andere Ende des Seiles mit einem dumpfen Geräusch auf dem Grund aufkam.
"So ein Trottel...", entkam es ihm. Aber auf diese Weise war der Ork erst einmal das kleinere Problem. Der würde kaum durch den engen Schacht nach unten springen können - was nicht hieß, dass er es mit seinem mangelnden Grips nicht vielleicht doch versuchen würde. Wenn er ihnen nun den Ausgang verstopfte ... aber noch war der Goblin das Problem. Da er Krz'ner verstand, versuchte Kazel es in dieser Sprache.
"Äh ... wir ... seien nix Feinde. Nix Sklaven! Wir ... äh ... muss. Mussen. Müssen! Wir müssen ..." Er blickte zum Schacht. Das orkische Wort für oben oder hoch fiel ihm nicht ein. Er seufzte. Da blieb ihm wohl keine andere Wahl. "Ich schätze, ich muss es auf Celcianisch sagen. Also noch einmal. Wir sind nicht deine Feinde, wenn du uns hilfst, an die Oberfläche zu gelangen. Andernfalls..." Er ließ den Satz offen und überließ es dem Goblin, das Ende hinein zu interpretieren. Ob und wie bedrohlich es von einem erschöpften, nackten Elfen war, dessen Haut nicht so dunkel wie üblich, dafür aber mit reichlich Blutergüssen und Kratzern übersäht war, blieb mal dahin gestellt.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Janay » Montag 13. Juli 2020, 10:37

Die junge Frau hatte sich mehr von ihrem kleinen Streifzug den Aufstieg hinauf erhofft. Stattdessen hatte sie viel zu wenig erkennen und den Deckel keinen Millimeter weit anheben können, sodass sie frustriert wieder aufgegeben und es stattdessen riskiert hatte, beinahe entdeckt zu werden. Nein, es war wahrscheinlich besser, darauf zu warten, dass Kazel wieder erwachte.
Trotzdem hielt es sie nicht direkt an seiner Seite, denn ihr wurde unnatürlich kalt und das löste in ihr ein bekanntes Gefühl aus, vor dem sie instinktiv flüchtete. Erklären oder gar irgendwie fassen konnte sie es nicht, aber alles in ihr schrie danach, dieser Ursache zu entkommen, solange ihr das möglich war.
Also wandte sie sich ab und wollte sich das Wasser des Rinnsals noch einmal ansehen. Hätte sie hingegen geahnt, was bei Kazel vor sich ging, hätte sie die Wahl gehabt. Schreiend wegzurennen und sich notgedrungen allein durchzuschlagen… oder seine Hand auf der anderen Seite zu nehmen und ihm auf diese Weise Wärme zu spenden, einen Halt in ihrer Welt.
Trotzdem fühlte sie Erleichterung, als er endlich aufwachte und sie ihm im Endeffekt hochhelfen konnte, damit sie von diesem Ort wegkamen. Auch wenn sie nicht weit gelangten, bis sie diesen unterirdischen Brunnen entdeckten und vor der nächsten Wahl standen. In einen der finsteren, stillen Gänge eintauchen oder in die Höhe klettern?
Janay behagten beide Möglichkeiten nicht sonderlich, aber erstere ein bisschen weniger als die andere. Vielleicht, weil es sie an damals, an ihre Flucht mit Arina aus dem Elternhaus erinnerte? Zwar waren sie in Oberwelt durch die Nacht geschlichen und hatten es irgendwie aus der Stadt heraus geschafft, aber es war danach draußen auch finster und still gewesen.
Manchmal hatten sie Unterschlupf in einer kleinen Höhle gesucht, deren Dunkelheit sie tagsüber vor möglichen Suchern geschützt hatte. Doch ansonsten war ihr die Unterwelt ihrer Geburtsstadt unbekannt.
Schließlich hatte sie zur etwas gehobeneren Mittelschicht gehört, an Geld hatte es ihnen nicht gefehlt, da hätte sie auch gar keine Gelegenheit gehabt, die abgelegeneren Viertel oder gar die Kanalisation zu erkunden. Ihr Bruder, Václav, hatte das vielleicht getan, zu zutrauen wäre es ihm gewesen, sie als Mädchen hatte hingegen keine ernsthafte Chance darauf gehabt.
So war sie auch nicht sonderlich viel außerhalb ihres Wohnviertels unterwegs gewesen, kannte hauptsächlich ihre damals nähere Umgebung. Dabei hätte sie, im Gegensatz zu ihrer Schwester, durchaus Interesse daran gehabt, auf Erkundungstour zu gehen.
Scherzhaft hatte ihr großer Bruder auch einmal angeboten, dass sie ihn zu seinen Freunden begleiten könnte. Natürlich hatte sie damals, mit fünf oder sechs Jahren, freudig zugestimmt, ahnungslos, dass er sich mit ihr einen bösen Streich erlauben würde. Während Arina davon nicht begeistert gewesen wäre und sie davon abgehalten hätte, wäre sie bei ihr gewesen, war Janay mitgegangen und später aufgelöst wieder nach Hause gelaufen.
Das war ihr einziger Ausflug raus aus ihrem vertrauten Umkreis gewesen und die älteren Jungen hatten sie derart erschreckt mit allen möglichen Behauptungen, dass sie sich so rasch nicht mehr raus gewagt hatte. Erst mit der Pubertät, knapp nach ihrem Entschluss zur Flucht, war diese Neugier auf das Fremde wieder gekommen.
Ob ihre Eltern je von ihrem kleinen Ausflug mit Václav erfahren und was sie mit ihm deswegen gemacht hatten, wusste sie nicht. Sie selbst hatte eisern dazu geschwiegen und auch ihrer Schwester keine Details erzählt. Aber es hatte seine Zeit gebraucht, bis sie halbwegs wieder hatte schlafen können.
Wie es ihrem Bruder in den vergangenen Jahren wohl ergangen war? Er war immer angepasster an jene Rolle gewesen, die er zu übernehmen hatte. Ob er grausamer geworden war? Oder nur gewitzter und verschlagener, als Nachfolger ihres Vaters? Oder war er rebellisch und hatte sich aufgelehnt?
Und lebten ihre Eltern denn noch? Gab es… womöglich noch mehr Geschwister, so unwahrscheinlich das wohl war?! Alles Fragen, die sie genauso wenig wie jene zu ihrer Schwester beantworten konnte. Und von denen sie nicht wusste, ob sie es tatsächlich wollte…
Wie lange starrte sie in den finsteren Gang, auf der Suche nach einer Entscheidung über ihren Weg, während ihre Gedanken abdrifteten? Die junge Frau wusste es nicht.
Sie fuhr lediglich zusammen, als von oben Stimmen zu ihnen herab drangen, und wahr abrupt wieder in der Realität angelangt. Ruckartig hob sie ihren Kopf und sah das Seil, das aus der Öffnung baumelte. Jetzt war der rechte Moment, um schleunigst zu verschwinden!
Nur… keiner von ihnen beiden rührte sich nicht und sahen dieses Mal offenen Auges in ihr Verderben. Das in Gestalt eines kleinen Wesens zu ihnen herab gelassen werden zu wollen schien.
Sie verstand die Worte nicht, die gewechselt wurden, konnte allerdings die Auswirkungen durchaus erkennen. Das Seil wurde länger, verharrte und ließ ihn beim Arbeiten baumeln… und fiel schließlich herab, obwohl die Belastung bereits den Boden erreicht hatte.
Doch zuvor wurden sie entdeckt. Plötzlich sah der Winzling sie beide direkt an und sie fühlte, wie es kalt über ihren Rücken rieselte. Jetzt war der allerletzte Moment, um wegzulaufen!
Als Kazel die Bemerkung entkam, schnappte sie nach seiner Hand und wollte nun endlich rennen, in einen der Gänge, der hoffentlich nicht zu ihrem Grab werden würde!
Aber sie kam nicht weit, denn ihr Begleiter rührte sich nicht. Nein, noch schlimmer, er begann zu sprechen!
Sie wirbelte wieder zu ihm herum, ließ dabei seine Hand los und starrte ihn mit offenem Mund an. „Bist du verrückt geworden?!“, entkam es ihr leise wie ein Hauch.
Sie begriff nicht, warum er nicht mit ihr weglief, schließlich wären sie mit ihren längeren Beinen diesem Zwerg haushoch überlegen. Und bis der Ork herunter wäre, könnten sie sicher einen ausreichend großen Vorsprung heraus holen!
Zuerst verstand sie ihn nicht, aber dann fuhr er in celcianisch fort, was sie fassungslos machte. Trotzdem schüttelte sie den Kopf und versuchte, noch mal nach seiner Hand zu greifen, um ihn endlich für ihre gemeinsame Flucht mitzuziehen.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 16. Juli 2020, 10:25

Generell hätte Kazel sich ebenfalls für die Flucht entschieden. Monate zuvor, als er sein Antlitz noch unter einem grauen Kapuzenmantel verborgen gehalten hatte - fast zwei Jahre lang! - da wäre er geflohen. Und das obwohl er bewaffnet gewesen wäre. Seine Wurfsterne und den Dolch hatte er immer gut gehütet, selbst wenn er gerade Letzteren eher dazu genutzt hatte, Jagdbeute zu zerlegen. Aber zu dem Zeitpunkt war er noch eine Art Fluchttier gewesen. Jemand, der aus Morgeria entkommen war und sich nach einer langen und beschwerlichen Flucht durch das Drachengebirge in der Stillen Ebene versteckt gehalten hatte. Natürlich steckte da die Sorge jeden Tag in den Knochen. Eine Sorge, dass er seiner Familie im Zorn doch wichtiger war als erwartet. Dass seine Tante Starle ihn jagen würde, um ihn zu erledigen. Aber niemand war gekommen und aus Zurückgezogenheit war Einsamkeit geworden. Und Neugierde. Beides Gründe, die ihn schließlich hatten nach Pelgar gehen lassen, nur um dort im ersten richtigen Kontakt mit Nicht-Dunkelelfen deren Hass auf seine Art zu erleben. Er war verhaftet worden. Man hatte ihn aufknüpfen wollen und zeitweise war er sogar unfreiwilliger Gast in dieser Nervenheilanstalt gewesen, die schauriger nicht hätte sein können. Alles in Kazel sprach dafür, sich wieder den eigenen Fluchtinstinkten hinzugeben, hätte es die Tortur durch Raxtian Tausendtod nicht gegeben. Ja, es war eine heftige Veränderung an seinem Körper und seiner Seele geworden - schließlich hatte man ihm letztere zeitweise entrissen und ihn zu einem willenlosen Werkzeug gemacht. Aber genau deshalb erinnerte er sich auch nur noch bruchstückhaft daran. Er wusste, dass er im Dienste des Gevatters stand. Er wusste, dass er Landria Sinal, die Heilerin aus Pelgars Anstalt, auf dem Gewissen hatte. Aber er wusste kaum noch etwas von seinem seelenlosen Dasein im Dienste Raxtians. Nur dessen Veränderungen an ihm waren noch vorhanden: Der verbesserte Adlerblick, die Adlerkrallen in seinen Fingerknöcheln, die gespitzten Eckzähne mit dem darin befindlichen Schlangengift, das er bei einem kräftigen Biss würde abgeben können und die Raubtierkrallen in seinen Zehen, die ihm ein besseres Klettern ermöglichten. Er war ein Tier. Vor allem aber war er eines nicht länger: wehrlos.
Und das veranlasste Kazel dazu, gegenüber dem Goblin eben nicht die Flucht zu ergreifen. Selbst in erschöpftem Zustand würde er es mit diesem kleinen Gesellen aufnehmen können! Er hatte es mit Saerembor und den anderen Dunkelelfen geschafft. Er hatte Orks in einem Lager der Reihe nach hingerichtet. Wenn es nötig wäre, um ihnen eine sichere Flucht zu gewärhleisten, würde er auch wieder auf seine Lebenszeit zurückgreifen und Herzschläge opfern, um alles und jeden umzubringen, der ihm und Janay im Wege stand.
Es wurde so viel einfacher, seine Möglichkeiten einzusetzen. Die Hemmschwelle, die er sich gerade in Bezug auf seine Lebenszeit gesetzt hatte, senkte sich bei jedem weiteren Einsatz. Es war wie eine Sucht. Einmal noch, nur ein weiteres Mal. Was kann es schon schaden? Es ist nötig! Was nützt ihm die restliche Lebenszeit ohne Janay an seiner Seite?
"Ich beschütze euch." Euch. Sie und das Kind. Für ihn war es bereits so real, als hielte Janay es im Arm. Er würde beides nicht loslassen, solang er sie noch verteidigen konnte und bei Manthala und Lysanthor, er konnte es! Er wusste, dass es ihm gelingen würde. "Falls er aggressiv wird, schau weg. Ich..." ...töte ihn. Gut. Sprich es nicht aus, vielleicht kann dieser kleine Kerl Lerium! So wartete Kazel zunächst weiterhin auf eine Reaktion des Goblins ab. Er konnte nur hoffen, dass er dumme Ork an der Oberfläche wirklich zu dick für den Kanalschacht wäre ... und später, nach einem möglichen Mord des Goblins, weiterhin zu unterbelichtet, um Kazel als Feind anzusehen. Wenn der Ork ein hochgeworfenes Seil ergreifen und ihn und Janay emporziehen würde, käme das einem Glückstreffer gleich. Aber vielleicht zeigte sich der Goblins sogar halbwegs entgegenkommend und Kazel musste nicht erneut zum Mörder werden.
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Re: Ein Hauch zu tief, aber doch richtig.

Beitrag von Erzähler » Dienstag 21. Juli 2020, 19:11

"Äh ... wir ... seien nix Feinde. Nix Sklaven! Wir ... äh ... muss. Mussen. Müssen! Wir müssen ..."
Er blickte zum Schacht. Das orkische Wort für oben oder hoch fiel ihm nicht ein. Er seufzte. Da blieb ihm wohl keine andere Wahl.
"Ich schätze, ich muss es auf Celcianisch sagen. Also noch einmal. Wir sind nicht deine Feinde, wenn du uns hilfst, an die Oberfläche zu gelangen. Andernfalls..."
Er ließ den Satz offen und überließ es dem Goblin, das Ende hinein zu interpretieren, der misstrauisch seine Augen zusammen kniff und ihn musterte. Sein Blick wanderte an ihm hinab und blieb an etwas hängen. Ob und wie bedrohlich die Worte von einem erschöpften, nackten Elfen war, dessen Haut nicht so dunkel wie üblich, dafür aber mit reichlich Blutergüssen und Kratzern übersät war, blieb mal dahin gestellt.
Der Goblin wollte wohl gerade etwas sagen, da schnappte Janay nach Kazels Hand und wollte wegrennen. Aber ihr Begleiter rührte sich nicht. Kazel hatte zu viel erlebt um immer wieder weg zu rennen. Sein Mut war im Angesicht seines Schicksals gewachsen und er stellte sich diesem Wicht entgegen. Sie wirbelte wieder zu ihm herum, ließ dabei seine Hand los und starrte ihn mit offenem Mund an.
„Bist du verrückt geworden?!“
, entkam es ihr leise wie ein Hauch. Sie begriff nicht, warum er nicht mit ihr weglief, schließlich wären sie mit ihren längeren Beinen diesem Zwerg haushoch überlegen. Und bis der Ork herunter wäre, könnten sie sicher einen ausreichend großen Vorsprung heraus holen! Zuerst hatte sie ihn nicht verstanden, aber dann fuhr er in Celcianisch fort, was sie fassungslos machte. Trotzdem schüttelte sie den Kopf und versuchte, noch mal nach seiner Hand zu greifen, um ihn endlich für ihre gemeinsame Flucht mitzuziehen. Und was antwortete ihr Geliebter?
"Ich beschütze euch."
Euch. Sie und das Kind. Fast hätte es ein rührender Moment werden können.
"Falls er aggressiv wird, schau weg. Ich..."
...töte ihn.
Kälte lag in der Luft – Todeskälte.
….Gut. Sprich es nicht aus, vielleicht kann dieser kleine Kerl Lerium!
Der Goblin glotze. Große, glotzende, geweitete Augen starrten ihn an und klebten auf Hüfthöhe an ihm. Starrte er etwa auf sein Ding? Oder war es etwas anderes, was er gesehen hatte? Goblins waren von Natur aus Höhlenbewohner und ihre Sicht war besser an die Dunkelheit angepasst, als die manch anderer Wesen. Das Kazel nackt war, hatte ihn wohl einen Moment lang so sehr irritiert, dass er nun ein paar mal schnell hintereinander blinzelte und dann nach oben in sein Gesicht sah.
„Goblin Firlefitz wird euch ...heeeelfen...“
Das er von sich in der dritten Person vor stellte, war schon seltsam, aber mochte vielleicht noch mit der Unterwürfigkeit seines Volkes zu erklären sein. Hinzu kam, dass er das Wort „helfen“ so lang und betont aussprach, dass er sich gerade in der zum verhandeln besseren Position sah. Er hatte den Kopf leicht geneigt, aber ließ alle beide nicht aus den Augen. Er blieb vorsichtig und machte einen Schritt zurück zu seiner komischen Maschine und tarnte es mit einer Art „Verbeugung“. Ging das zu einfach, zu schnell? Machte er ihnen etwas vor? Der Schacht war gewiss zu glatt, zu eng für einen Ork und umständlich für einen Menschen oder Elfen zu erklimmen, aber ein Goblin, der jede Nische seiner Maschine kannte, der könnte gewiss daran leicht daran hinauf entkommen, wenn es zu einem Kampf kam, selbst wenn er dabei vielleicht sein Werk beschädigen würde. Der Überlebensinstinkt wohnte jedem Lebewesen inne. Der Kleine war also nicht dumm! Und das er nicht dumm war, sah man schon in dem Funkeln seiner wachen kleinen Augen. Er hatte Kazels unvollendete Warnung an seine Partnerin verstanden. Da war sich der Sturmadler plötzlich ganz sicher, auch wenn er nicht in Lerium antwortete, so konnte er doch fast sicher sein, dass dieser kleine Wicht gerade genau abwägte, was er diesem komischen Pärchen hier unten vorspielen konnte und was nicht. In seiner eigenen schnellen Sprache murmelte er in seinem Zurückweichen:
„...ja, ja, immer schön ducken vor den Hohen Herrschaften, dann halten sie sich für mächtiger und lassen mich in Ruhe arbeiten, egal was für dubiose Sachen sie machen...“
In den Klang hätte man aber eher so etwas wie: „Bitte bitte, tötet mich nicht!“ hinein interpretieren können.
„Erlaubt, dass Firlefitz seinen HauRuck zu Hilfe bittet. Er kann ein neues Seil holen...anbinden! ...und Ende runter werfen...“
Der Goblin machte noch einen Schritt nach hinten und hatte seine Maschine erreicht. Mit jedem Schritt hatte er sich in eine besser Fluchtposition gebracht und Kazel würde sich nun ordentlich anstrengen müssen um ihn noch zum Töten zu erreichen. Aber wollte er das überhaupt? War es noch so kalt wie kurz zuvor? Hatte der Goblin nicht gezeigt, dass er selbst eher fliehen als kämpfen wollte? Hatte sich hier vielleicht eine Möglichkeit aufgetan, die ihnen wirklich helfen konnte? Mit ein bisschen Finesse vielleicht und einer guten Geschichte?
Mit einer gehobenen Hand, die die beiden bat ihn machen zu lassen, rief der Goblin den Schacht nun hinauf:
„HAURUCK! Hol ein Seil! Bind es fest und wirf das andere Ende runter! Hier unten sind hohe Herrschaften, die hinauf wollen. Mach schnell, bevor sie wütend werden!“
Da der Goblin schnell sprach, leicht verzerrt brüllte, verstand Kazel vielleicht nicht alles, aber die Betitlung der Elfen seitens der Dienerschaft „hohe Herrschaften“ kannte er vielleicht noch aus seiner Jugend heraus hören. Wenn nicht, nun dann hatte der Goblin erfolgreich verschleiert und das Spiel würde mit gezinkten Karten weiter gehen.
Von oben hörte man nur ein zustimmendes „Umpf“, das einen glauben machen könnte, HauRuck hätte eben vor dem Brunnen salutiert, dann entfernten sich schwere Schritte, die sogar etwas Sand von der Decke rieseln ließen.
„Mach schnell dummer Ork! Der Kerl sieht selbst nackig wütend genug aus, um mich umzubringen. Muss nicht sein, muss nicht sein...!“
„Er beeilt sich! Kommt schnell zu Hilfe. Nur ein bisschen warten, warten mit bravem Firlefitz, ja?“
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