Die Zwergenschmiede

Als zentraler Punkt im Handwerker- und Schmiedeviertel findet man den Tempel Brocknars, der wohl die größte nogroter Schmiede darstellt. Um ihn herum reihen sich weitere Produktionsstätten, in denen Erze oder Edelsteine verarbeitet werden. Hier herrscht ein stetig hoher Lärmpegel, es riecht nach Schwefel und Metall.
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Die Zwergenschmiede

Beitrag von Erzähler » Samstag 13. März 2021, 15:29

Azura kommt von Handels- und Marktviertel -> Agnes Arzneien und Allerlei

Handels- und Handwerkerviertel lagen nah beieinander. Trotzdem mussten Agnes und Azura eine ganze Weile gehen, bis sie die vielen Häuser mit ihren Vorgatten-Ständen und Warenfenstern hinter sich ließen. Sie tauschten den Lärm belebter Straßen durch den großer Handwerkerstätten ein. Alles, was sich aus Stein und Erz herstellen ließ, schien hier seine eigene Fertigungsstelle zu haben. Überall hämmerte und klapperte es. Da gab es Rüstungsbauer, die Beulen aus alten Zwergenbrustpanzern schlugen und ihre neuesten Produkte auf Puppenständern vor ihren Fertigungshallen ausstellten. Azura kannte diese Form der Präsentation nur von Schneidereien und dort hatte man den Schaufensterpuppen die schönsten Ballkleider oder Anzüge für die gehobene Gesellschaft angezogen. Nogrot machte hier eher den Eindruck, dass der Drachentöter und Krieger von Welt seine Ersparnisse loswerden konnte. Für ihren Geschmack fand sich hier nichts. Und nicht nur, dass ihre Ohren arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, auch ihre Nase stellte das Viertel hart auf die Probe.
Der Geruch verbrannter Kohle mischte sich mit dem Gestank von Schwefel. In manchen Ecken roch es derart stark nach faulen Eiern, dass man diese Gegend sicher nicht mit vollem Magen besuchen wollte. Agnes half ihr aus, denn sie kannte ihre Heimat natürlich besser. So reichte sie Azura ein mit einem Extrakt beträufeltes Tuch, das sie sich vor Nase und Mund halten konnte. Es duftete nicht gerade nach Rosen, aber das Gemisch aus frischer Minze, Salbei und einem Hauch Baldrian für die Nerven beruhigte. So ließ es sich zwischen all den schwitzenden Zwergen und ihren Handwerkskünsten aushalten.
Über dem Viertel ragte hinaus, was man wohl die größte Schmiede Celcias nennen konnte. Dabei handelte sich eigentlich um einen Tempel, in dem der vor allem von Zwergen verehrte Gott Brocknar angebetet wurde. Säulen, die breit genug waren, um kleine Wohnungen beherbergen zu können, trugen die Gewölbedecke der Zwergenstadt, über der sich das Drachengebirge in den Himmel erhob. Brocknars Tempel stützte eine Bergkette! Und jede einzelne Säule war ein Staunen wert. Die Zwerge hatten sich große Mühe gegeben, ihre Kultur und Geschichte in den Stein zu hauen. Man erkannte Fresken und steinerne Wandbilder als gigantische Tafeln, welche die Außenwände des Tempels zusätzlich schmückten. Dort sah man diverse Szenen von Zwergen im Kampf mit allerlei Gezücht der Berghöhlen oder aber beim Aufbau Nogrots selbst. Einige Köpfe männlicher als auch weiblicher Zwerge zeigten sich nicht nur als Büsten vergangener Persönlichkeiten, sondern bildeten weitere, kleinere Säulen, die gewisse Außenbereiche des Tempels absteckten. Zwischen ihnen fanden sich Lager- und Produktionsstätten, vor allem aber Schmieden. Zu einer von ihnen waren Azura und Agnes nun unterwegs.
Sie unterschied sich äußerlich kaum von denen der anderen. Auch hier fanden sich gewaltige Schmelzöfen, aus denen beißender Qualm bis unter die Decke stieg. Zwerge fuhren mit Karren das Erz heran, um nahe der Öfen abzuladen. Sternförmig standen einige Ambosse in der Schmiede, an denen viele Zwerge Waffen verfeinerten oder zunächst grob aus dem geschmolzenen Metall schlugen. Sie alle arbeiteten Oberkörperfrei, selbst die Frauen, die ihre Weiblichkeit mit schweren Lederschürzen verdeckten. Das Schlagen ihrer Hämmer bildete eine metallische Hintergrundmelodie zur allgemeinen Klangkulisse. Es krachte, es hämmerte, es zischte und es dampfte.
Inmitten all dessen stampfte Xaon Ambossbart umher und gab Ratschläge, Anweisungen oder den einen oder anderen verärgerten Fluch von sich. Anhand seines feurigen Haars und Bartes war er unverkennbar. Agnes winkte dem Schmied zu, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Ein wenig verwirrt betrachtete er die beiden Frauen. Dann sprach er kurz mit einer Zwergin, überreichte ihr eine Liste und wischte sich die Hände an seiner eigenen Schürze ab. Schließlich kam er auf Agnes und Azura zu.
Die Heilerin zupfte an Azuras Tunika. "Ich lasse dich nun allein und kehre in mein Heim zurück. Du findest den Weg ja nun. Bleib nicht zu lang, dein Freund vermisst dich bestimmt sehr schnell." Sie schätzte Corax gut ein. "Lass dich von einem von Xaons Leuten nach dem Gespräch einfach zu Grimbardts Schenke bringen. Méllyn sollte noch dort sein. Also dann ... wir sehen uns!"
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Re: Die Zwergenschmiede

Beitrag von Azura » Samstag 13. März 2021, 22:51

Sie war zuversichtlich, dass ausreichend Ruhe und die richtigen Arzneien ausreichen würden, dass ihr geflickter Begleiter wieder auf die Beine käme. Das Problem war jedoch dessen Charakter an sich und vor allem sein Dickschädel, der es auch war, der sie stets in den Wahnsinn treiben konnte. Wahrscheinlich, weil der ihre nicht minder stur war.
Somit war die Sorge um ihn größer als das Vertrauen in die Kunst der wandelnden Nase, wenngleich diese sich sofort um ihn kümmerte, sobald sie darauf aufmerksam gemacht worden war. Währenddessen kümmerte... oder eher quälte sie sich mit ihrer Haarpracht und wünschte sich eine ihrer Dienerinnen an ihre Seite.
Und einen Spiegel! Oh Götter, wie gerne hätte sie einen Spiegel, um sich darin betrachen und ihre Aufmachung perfektionieren zu können, soweit es ihr mit diesen bescheidenen Mitteln überhaupt möglich war. Wobei... wer außer dem Bewusstlosen wusste das hier wirklich zu würdigen? Ja, nicht einmal er, so wie sie ihn einschätzte. Solange er ihr an die Wäsche konnte, könnte sie sowieso tragen, was sie wollte. Oder...?
Zweifel drohten in ihr aufzusteigen, die sie hastig wieder mit aller Macht verdrängte. Auch der Elfe hatte sie gefallen oder hatte sie nichts weiter als spielen wollen? Nun ja... vermutlich eine Mischung aus beidem. Und die Augen des Schmieds...
Oh, wie peinlich ihr das im Nachhinein war, dass er sie halb nackt hatte sehen können! Obwohl es ihr jetzt in die Hände spielen würde, denn sie hatte bereits eine konkrete Idee, was sie ihm sagen würde, damit er ihren Wünschen entsprechen würde. Wenigstens das würde ihr eine kleine Genugtuung sein! Lediglich ihr Begleiter sollte besser nichts davon erfahren, sie wollte nicht, dass ihm noch weitere Knochen im Leib gebrochen wurden, weil er meinte, ein Vorrecht auf ihren Anblick zu haben.
Die Heilerin indes brachte sie auf eine andere Idee und diese hatte einen vollkommen anderen Hintergrund, als sie diese leise vor sich hinmurmelte und sich schon ausmalte, wie es sein würde, wenn... Da verschwand die andere und ließ sie noch einmal warten. Azura blinzelte ihr fragend hinterher, zuckte dann aber mit den Schultern und begutachtete ihre Kleidung, ob sie diese noch etwas richten sollte oder nicht.
Schließlich kehrte die Zwergin zurück und ließ sie aufsehen. Bei deren Worten runzelte sich ihre Stirn anfangs leicht, ehe sie begriff und es in ihren Augen amüsiert funkelte. Ja, sogar ein kleines, kurzes und definitiv schadenfrohes Kichern entrang sich ihrer Kehle, das sie mit ihrer Hand vor dem Mund zurück zu halten versuchte.
Na, hoffentlich würde er noch lange schlafen! Sie wollte sein Gesicht sehen, sobald er aufwachte und merkte, dass er gefesselt wäre. Das wäre sicherlich köstlich! Beinahe war sie versucht, ihre Pläne ebenfalls umzustoßen und ihre Gänge aufzuschieben. Nur... sie wusste nicht, wie lange der Schmied sich noch einspannen lassen und die Elfe an diesem Ort sein würde.
"Falls er aufwacht, bevor ich wieder da bin, sag ihm, dass es meine Idee war.", raunte sie belustigt und freute sich schon jetzt auf diese Konfrontation. Vielleicht sollte sie davor allerdings die Heilerin aus deren Heim schicken, denn wie das enden würde... lautstark und eindeutig wahrscheinlich, sollten seine Kräfte es zulassen. Die junge Frau freute sich jetzt schon!
Zuerst jedoch verließen sie endlich die Behausung und machten sich auf den Weg zu dem Schmied. Wobei sie sich zurücknehmen musste, da sie mit ihren längeren Beinen weit mehr ausschreiten konnte als die wandelnde Nase. Was ihr wiederum zugute kam, denn vollkommen erholt hatte sich auch ihr Körper noch nicht.
Im Gegensatz zum letzten Mal erwachte auch ihre Neugier für diesen seltsamen Ort, sodass sie sich etwas mehr auf ihrem Weg umsah als damals bei ihrem Gang zu den heißen Quellen. Sie sah viele Stände mit ihren Auslagen, wenngleich sie dabei nichts entdeckte, das auch nur im Ansatz ihr Interesse wecken könnte. Nicht einmal dann, wenn sie Geld gehabt hätte, um es sich leisten zu können. Ihr Name würde hier wohl kaum ausreichend Gewicht haben, um es auf die Rechnung ihres Stiefvaters setzen zu können.
Ihre Neugier schwand indes relativ rasch, je mehr sich der Geruch ihrer Umgebung zum Negativen hin veränderte, sodass sie mit einem dankbaren Nicken das Tuch entgegen nahm und es hastig an ihre Nase hielt. Tief sog sie den Duft der Kräuter ein und seufzte leise vor Erleichterung. So konnten ihre Augen wieder umher wandern und einige erstaunliche Dinge feststellen, die es so in Andunie niemals hätte geben können genauso wie umgekehrt.
Lautlos seufzte sie, dieses Mal jedoch vor Sehnsucht nach ihrer Heimat, dem Rauschen der See und dem stets leicht salzigen Geruch in der Luft. Ihr fehlte die vertraute Geräuschkulisse, ihr langweiliges, geregeltes Leben und auch ihre Familie, ihre Mutter und ihr... Stiefvater. Hatten sie es auf ihrer Reise überhaupt aus der Stadt hinaus geschafft? Und wenn ja, waren sie den Soldaten, die Andunie überfallen hatten, in die Fänge geraten? Lebten sie denn noch?!
Hatte sie eine Chance, es jemals herauszufinden? Wenn sie ehrlich war... nein, nicht wirklich. Azura wüsste gar nicht, wo sie ansetzen sollte, zu gleichgültig war ihr das Reiseziel damals gewesen, in dem naiven Glauben daran, dass sich sowieso nie etwas in ihrem Leben ändern würde, das so etwas notwendig machen würde.
Sie blinzelte und schüttelte leicht den Kopf, um ihre Gedanken wieder zu sortieren und in die Wirklichkeit zurück zu finden. Was auch gut war, denn sie hatten die Schmiede erreicht, wie es schien, da die Heilerin stehen geblieben war. Ihre Umgebung hatte sich verändert, es war laut und verraucht um sie herum, ständig klang das Kling Kling von regelmäßigen Hammerschlägen.
Unwillkürlich presste sie das Tuch fester auf ihre Nase und versuchte, bei dieser Enge keine Angst zu bekommen, sie, die die Weite um sich herum gewöhnt war und die Möglichkeit, stets nur wenige Schritte gehen zu müssen, wenn überhaupt, um den Himmel oder das Meer sehen zu können. Ein Zupfen an ihrem Gewand lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die wandelnde Nase neben sich und darauf, dass sich ihnen jemand näherte. Ja, das war der Schmied, sie erkannte ihn wieder und musste sich dazu zwingen, nicht an den Moment im Bad zurück zu denken. Das würde sie später noch tun müssen.
Die junge Frau versuchte, soweit es ging, tief durchzuatmen, während sie der Heilerin zuhörte. Sie nickte ihr zu und konzentrierte sich dann auf den Zwerg.
Als dieser nahe genug war, streckte sie ihre freie Hand aus und präsentierte ihm den metallenen Rest ihrer einst goldenen Fesselung. "Könnt Ihr...?" Sie stockte und, angesichts der Einblicke, die er gehabt hatte, beschloss, dass seine natürliche Autorität nicht mehr auf sie abfärben sollte.
"Ich möchte ein Schmuckstück daraus gemacht haben. Eine Kette... oder einen Anhänger, irgendetwas, sodass ich es nicht ständig halten muss, um es mit mir zu tragen. Für den Hals oder..." Ihre Mundwinkel zuckten leicht hinter dem Tuch und in ihren Augen blitzte beinahe so etwas wie Schalk. Mit einem hörbaren Galgenhumor fuhr sie fort:"... fürs Handgelenk. Das sollte möglich sein, nicht wahr?"
Mit der letzten Frage zielte sie direkt auf seine Ehre als Schmied, zumindest war das ihre Absicht. Welcher Handwerker würde schließlich freiwillig zugeben, dass etwas aus seinem Metier zu schwer für ihn wäre? Keiner, der sich auch nur ein bisschen etwas auf sein Können einbildete! Und dass ihr Gegenüber jemand war, der es in seiner Zunft zu etwas gebracht hatte, davon ging sie stark aus.
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Re: Die Zwergenschmiede

Beitrag von Erzähler » Montag 15. März 2021, 04:57

Die letzten Stunden hatte Xaon Ambossbart damit verbracht, einen freien Kopf zu bekommen. Stunden zuvor hatte er diesen großen Frauenkörper mit den großen ... Vorzügen gesehen und noch immer hallte das Bild in seinen Erinnerungen nach. Selbst jetzt, nachdem er einige starke Zwergenbier intus hatte. Da es nichts half, lenkte Xaon sich zunächst mit einigen Schmiedearbeiten ab. Darin fand er Ruhe und seine altbekannte Selbstsicherheit zurück. So konnte er nun schon seit gut einer Stunde wieder die Position des Schmiedemeisters einnehmen. Er marschierte an seinen besten Schmieden vorbei, gab gelegentlich Anweisungen und behielt ansonsten den Überblick über die diversen Aufträge verschiedener Zwerge, die an seine Fertigungsstätte herangetragen worden waren. Der restliche Tag hätte so gut laufen können. Er war wieder voll und ganz Zwerg. Er ließ sich nicht mehr ablenken. Er dachte nicht mehr an...
"Bei Brocknars eisernen Ambossklöten!" Einige der Zwergenschmiede sahen auf. Der Unerfahrenste unter ihnen schlug eine Delle in das Schwert, an dem er arbeitete. Viele blinzelten verwirrt. Sie wussten ja, dass ihr Meister gelegentlich fluchte, aber so aus dem Nichts heraus überraschte die meisten und ließ sie suchend die Blicke schweifen. Schnell war der Grund für den Ausbruch des Meisters gefunden. Zwergenaugenpaare hingen an Azura und der großen Nase der Heilerin Agnes. Man bemerkte allerdings schnell, dass es sich hier um eine professionelle Zwergenschmiede handelte. So arbeiteten die Männer und Frauen rasch weiter. Lediglich Xaon war aus dem Konzept gebracht. Er starrte zu Azura herüber und seine Wangen färbten sich sogleich so rot wie sein Bart. Schnell zupfte er an letzterem herum, um dadurch sein Gesicht etwas zu verdecken und auch um seine Fassung zurück zu gewinnen.
"Die hat mir gerade noch gefehlt... was will sie denn hier? Ich hab nichts gesehen! Nagut, doch, aber ich hab's nicht erwähnt. Bin ein Ehrenzwerg, jawohl ..." Mit reichlich Gemurmel stapfte er in Richtung der beiden Besucher. Er nickte Agnes zu, die sich dann auch sofort von Azura verabschiedete. Sie erwähnte irgendeine Fesselung und dass sie den Patienten nicht unnötig lange allein lassen wollte. Xaon verstand nur Amboss. Er schnaubte es fort, konzentrierte sich stattdessen auf die zurückgelassene Menschenfrau.
Er blickte zu ihr empor, auf Brusthö... er blickte noch etwas höher und schluckte knapp. "Äh ... wie kann ich helfen", brabbelte der Zwerg etwas zögerlich. Nun schauten einige seiner umstehenden Arbeiter doch noch einmal auf. Xaon Ambossbart war für sein Selbstbewusstsein bekannt. Man hörte ihn nicht stammeln! Der Meister warf den Schaulustigen einen düsteren Blick zu und konnte sich glücklich schätzen, dass noch niemand seine Autorität in Frage stellte. Es wurde weiter geschuftet, so dass er sich tatsächlich voll auf Azura konzentrieren konnte. Zu seiner Erleichterung sprach die Menschenfrau ihren Unfall in Agnes' Badekammer nicht erneut an. Stattdessen zeigte sie Xaon die Eisenfessel ihrer einstigen goldenen Kette und bat ihn, ein Schmuckstück daraus zu machen.
Ein wenig entrüstet erwiderte der Schmied: "Na! Na ... natürlich ist das möglich! Vor allem in meiner Schmiede. Das kriege ich sogar persönlich gefertigt. Zeigt mal her!" Er winkte auffordernd nach der Schelle. Sobald Azura sie überreicht hatte, wog Xaon das Stück Metall in Händen. Er drehte es, betrachtete die Bruchstelle und drehte es wieder. Einmal kratzte er sogar mit dem Fingernagel über das Metall. Schließlich wedelte er damit vor Azura herum.
"Ich kann's einschmelzen lassen. Danach lässt sich quasi alles daraus schmieden. Ein Armband, ein Ring für Finger oder Ohr, ein Anhänger für die Halskette und weil es so viel Metall ist, könnt ich dir glatt auch noch die Kette für'n Hals dazu machen. Du musst nur sagen, was du haben willst. Ich kann dir auch'n paar Edelsteine einfassen, wenn's etwas hübscher aussehen soll." Nun war Xaon in seinem Element und das bemerkte Azura sicher schnell. Der Zwerg sprach sowohl professionell als auch leidenschaftlich. Das Schmieden war sein Steckenpferd und er schien erfreut, sich ihrem Wunsch annehmen zu können. Vor allem, weil...
"Je nachdem, was du haben willst, schlägt es sich natürlich im Preis wieder. Ich wäre aber bereit, dir'n Rabatt anzubieten, weil du das Eisen selbst geliefert hast. Das Schmelzen nehm ich mal nicht mit in die Rechnung auf, so dass wir über einen Preis von einigen Lysanthemern sicherlich handelseinig werden." Er behielt die gebrochene Eisenhandschelle in den Pranken und schaute erwartungsvoll zu Azura auf, für welche Art Schmuckstück sie sich entscheiden würde.
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Re: Die Zwergenschmiede

Beitrag von Azura » Montag 15. März 2021, 11:09

Die junge Frau hatte keine Ahnung, wie sehr den Schmied ihr Anblick noch beschäftigte. Hätte sie es gewusst, hätte sie ihre Pläne wahrscheinlich noch schamloser gestaltet, als sie es ohnehin schon vorhatte. Aber da ihre Magie sich mit dem Wasser beschäftigte und nicht mit der Telepathie, hatte sie keine Gelegenheit dazu. Dennoch war sie zuversichtlich, dass sie trotzdem ihren Willen bekommen würde.
Schließlich konnte sie es nicht rückgängig machen, was er zu sehen bekommen hatte, also hieß es, das wenigstens gewinnbringend für sich zu verwerten. Somit bemühte sie sich darum, ihre eigene Verlegenheit ob dieser vergangenen Situation zu verbergen und den Kopf hoch zu halten, ganz die Aristokratin, als die sie herangewachsen war. Das machte sie in diesem Umfeld noch eine Spur größer, wogegen sie nichts einzuwenden hatte.
Dass sie indes die Blicke der Anwesenden auf sich zog, konnte sie regelrecht spüren, so groß war die plötzliche Neugier ihr gegenüber. Doch sie hatte nicht vor, sich davon beeinflussen zu lassen. Wirklich schmeicheln konnte sie ihr ohnehin nicht, schließlich gab es unter diesem kleinen Volk nichts und niemanden, der es wert gewesen wäre, ihre Schönheit ernsthaft bewundern zu können. Außer, sie hätten sich auch einmal um annehmbaren Schmuck gekümmert, anstatt sich immer nur irgendwelchen Waffen und Rüstungsteilen zu widmen.
Wenigstens hatte ihre Anwesenheit zur Folge, dass der richtige Schmied auf sie aufmerksam wurde und sich ihnen näherte. Daraufhin ließ die Heilerin sie allein und das war Azura auch ganz recht, denn es reichte ihr, wenn eine Person von dem pikanten Teil ihres Vorhabens erfuhr.
Bei der Reaktion des Zwerges und der nahen Umstehenden konnte sie sich ein feines Schmunzeln nicht verkneifen. Wenn sie es geschickt anlegte, würde es noch viel einfacher werden als gedacht! So verlegen, wie er sich ihr gegenüber noch immer zeigte.
Wenngleich sie erst einmal harmlos begann und nichts weiter als ihren Wunsch äußerte. In ihren Augen blitzte es amüsiert auf bei seiner Reaktion und nachdem sie ihm das Metallstück zur näheren Betrachtung überlassen hatte, erwiderte sie wie nebenbei:"Niemand anderem würde ich diese Aufgabe auch anvertrauen wollen."
Sie musste sich auf die Zunge beißen, um sich nicht durch ein Kichern zu verraten, da ihre Schmeichelei bei weitem anders gemeint war, als sie bei ihm vermutlich ankommen würde. Ob und wie gut sein Können war, wusste sie schließlich nicht zu sagen. Allerdings hoffte sie, dass er tatsächlich gut wäre, denn eine weitere Bearbeitung würde sie sich wohl kaum leisten können.
Und dann sprudelte es auch schon aus ihm heraus, sodass sie mit leiser Überraschung feststellte, dass sich nicht nur seine Scham ihr gegenüber legte, sondern er scheinbar auch Erfahrung zu haben schien. Denn er brachte sie auf eine zusätzliche Idee. "Hm... ein Armband oder eine Halskette silbrig poliert mit einem eingefassten mehrfarbigen Perlmutt oder schwarzen Opal... das könnte mir gefallen.", sprach sie langsam und sinnend, als wäre sie nichts weiter als eine gewöhnliche Kundin, die sich ein neues Schmuckstück machen lassen wollte.
Dann jedoch nahm er ihr die Aufgabe ab, den Bogen für die Bezahlung zu spinnen, was ihr ein flüchtiges Lächeln entlockte. Wieder zurück aus ihrer Vorstellung über ihr künftiges Schmuckstück sah sie ihn an und legte den Kopf ein wenig schief. "Einen Rabatt, so, so...", wiederholte sie mit einem Tonfall, der jeden, der sie etwas länger kannte, sofort in Habachtstellung versetzt hätte.
Bei ihrem Gegenüber wäre das vermutlich nicht so, weswegen sie ihre Worte noch mit einem darauffolgenden Schweigen unterstrich. Die Sekunden verstrichen und würden hoffentlich ein wenig unangenehm für den Schmied werden.
Schlussendlich hob sie ihre rechte Hand an und tippte sich mit ihrem schlanken, langen Zeigefinger knapp unter ihre Unterlippe, während ihr Blick sich scheinbar in weite Ferne richtete, als müsse sie noch überlegen. "Ich denke, dieser... Rabatt wird großzügig ausfallen müssen. Immerhin..."
Es blitzte gefährlich wissend und triumphierend in ihren Augen auf, während ihre Lippen sich zu einem feinen, süßlichen Lächeln kräuselten. Nun beugte sie sich vor, um den Abstand zwischen ihnen zu verringern... und ihr Dekolleté zu betonen, das sich durch diese Haltung ebenfalls änderte.
Auch ihre Stimme wurde beinahe schon verboten lieblich, als hätte sie ihm ein unwiderstehliches Angebot zu machen. "... haben wir noch eine andere Rechnung offen, nicht wahr? Mein Anblick war schon in weitaus... verhüllterer Form Männern sehr viel wert. Wie steht es dann wohl bei dem, was du zu sehen bekommen hast..." Sie legte eine beredte Pause ein, um zu ihrem letzten verbalen Schlag auszuholen:"... ungefragt?"
Das ließ sie nun erst einmal wirken, richtete sich wieder auf und lächelte scheinbar gnädig auf ihn herab. Nun war Azura gespannt, ob ihre Attacke bereits ausreichte oder sie noch zu härteren Mitteln greifen müsste. Nicht, dass sie ernsthaft daran glaubte und sich somit auch nicht wirklich etwas zurecht gelegt hatte, aber... sollte er sie herausfordern, würde sie das natürlich annehmen.

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Re: Die Zwergenschmiede

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. März 2021, 12:39

Dass Xaon Ambossbart sich noch an seinen Fauxpas in Agnes' Badekammer erinnerte, kam Azura zugute. Sie glaubte felsenfest, dass es ihr ein Vorteil wäre, ihn an sein Glück zu erinnern, sie nackt gesehen zu haben. Und mit dem Hinweis darauf plante sie, den Zwerg in eine Richtung zu lenken, bei der sie am Ende ihren Willen bekam, ohne ihm auch nur die kleinste Fuchsmünze schuldig zu sein.
So war Azura es gewohnt. Diese Spielereien um geheuchelte Höflichkeiten, hinterhältiges Geplänkel und pikante Erpesssungen zählte zum guten Umgang innerhalb des andunischen Adels. Nicht einmal die sonst so freundliche und aufgeschlossene Handelsstadt an der Küste blieb davor verschont. Doch was Azura nicht bedachte, war, dass sie sich hier nicht in Andunie befand. Sie berücksichtigte bei ihrem Plan nicht, dass sie inmitten einer Zwergenstadt stand und noch dazu nicht unter noblen der kleinen Bärtigen, sondern nur in einer von vielen Schmieden. Wenngleich Xaon selbst erwähnte, zu den besten Schmiedemeistern zu gehören, musste nicht einmal das stimmen. Tatsache jedoch war, dass er eben nur ein Nogroter Zwerg und kein adliger Höfling war. Er ließ sich nicht erpressen und das zeigte sich nun deutlich. Denn aus anfänglicher, peinlicher Rührung, die der Mann mit der Professionalität für sein Handwerk übertünchte, trat nun nicht nur das Zwergische durch, sondern auch der Sinn eines Geschäftsmannes. Zwerge galten allgemein als das Volk, welches Wert schätzte. Gold und Edelsteine zählten zu ihren Steckenpferden. Entsprechend trat oft eine geizige Eigenschaft in ihrer Persönlichkeit in den Vordergrund. Aus freundlich bis teilweise unsicherem Gebaren ob ihrer gemeinsamen Vergangenheit stieg nun der Zwerg in Xaon auf. Und er legte sich zunächst in seinen Blick, dass sich die Augen zwischen feurigem Haar und gleichfarbiger Bartpracht verengten.
Plötzlich schien er sich kein bisschen mehr für Azuras weibliche Vorzüge zu interessieren. Hier ging es schließlich nicht länger um ein unglückliches Missverständnis. Nun war Geld im Spiel! Bezahlung für eine von ihr geforderte Auftragsarbeit. Da kannte kein Zwerg Erbarmen. Azura konnte sehen, wie die Freundlichkeit aus Xaons Zügen wich. "Du erwartest, dass ich eine Eisenschelle versilbere und noch'n Edelstein einfasse ... für umsonst? Weil ich deine Bergspitzen bewundern durfte? Nimm's nicht persönlich, waren wirklich ein paar schöne Gipfel. Die sollte jeder mal bestaunt haben, aber so einen Anblick krieg ich von vielen Zwergenfrauen, wenn ich meinen Charme spielen lasse. Und deren Gebirge ist gewaltiger als deine Hügelchen." Er stämmte die Fäuste in seine Seite, dass er mit einem Mal richtig bullig ausschaute. Auch seine Gesichtszüge hatten etwas Grimmiges angenommen. "Für so eine Arbeit steh ich bestimmt Tage lang am Amboss, der Esse und muss noch einen meiner Juweliere zuziehen für die Präzisionsarbeiten. Da ist'n einmaliger Blick auf deine Gipfelchen wirklich nicht mit vergleichbar. Wenn du in Naturalien bezahlen willst, müsste schon für jeden Arbeitstag eine angenehme Nacht herausspringen." Er starrte Azura ernst an, ehe er auflachte und beschwichtigend die Hände hob. "Harhar, lass mal! Bist zwar richtig hübsch, aber auf Bettgeschichten mit Großlingen steh ich nicht." Er reichte Azura die Eisenfessel zurück.
"Ich hab dir'n Rabatt angeboten und das ist bereits mein Entgegenkommen für so'ne schöne Badeaussicht. Deshalb würde ich vier Lysanthemer nehmen und du bekommst einen kleinen Edelstein eingefasst. Ich schlage einen simplen Onyx vor. Für einen Lysanthemer mehr gibt's einen waschechten Sternsaphir, aber auch nur den schwarzen. Wenn du das doppelte - also zehn Lysanthemer - zahlen kannst, versilbere ich dir nicht nur deine Eisenschelle, sondern du kriegst auch noch einen ganz besonderen Sternsaphir hinein, der je nach Stimmung die Farbe wechselt. Klingt verlockender als ein Blick auf nackte Haut, was?"
Azura lernte nun, dass es auch andere Persönlichkeiten gab, die noch sturer waren als Corax. Sie stieß bei einem Zwerg wie Xaon wahrlich auf Granit. Der kleine Mann besaß kein großes Verhandlungsgeschick wie die Andunier, aber das war auch nicht nötig. Er machte Nägel mit Köpfen und verzichtete notfalls darauf, ein Geschäft zu machen, so stur war er! Aber es kam noch schlimmer. "Falls du dir wirklich einbildest, mich mit dem kleinen Unfall erpressen zu können ... kannst'e vergessen. Ich hab kein Problem damit, es offen auszusprechen, auch wenn's schon unangenehm war. Aber mehr als einen peinlichen Lacher auf meine Kosten hagelt es nicht als Konsequenz."
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Re: Die Zwergenschmiede

Beitrag von Azura » Mittwoch 17. März 2021, 18:36

Die junge Frau war es bislang gewohnt gewesen, dass sie stets bekam, was sie haben wollte. Ohne viele Fragen oder Feilschen um den Preis, denn ihr Stiefvater hatte ausreichend Geld besessen, um ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Und als seine Prinzessin, wenn schon nicht seine leibliche Tochter, hatte sie das auch weidlich auszunutzen gewusst. Mehr, als ihrer Mutter recht gewesen war, obwohl diese es nicht hatte verhindern können.
Wenngleich sie gut daran getan hätte, sonst wäre Azura jetzt nicht davon ausgegangen, dass sie ebenfalls ihre Vorstellungen problemlos umsetzen könnte. Sie rechnete nicht mit ernsthaftem Widerstand, so, wie der Schmied bislang reagiert hatte. Umso mehr überrumpelte er sie damit, dass er nicht sofort diensteifrig davon huschte, um ihre Vorstellungen wahr werden zu lassen.
Ihre Miene zeugte von zufriedener Überlegenheit ihm gegenüber, obwohl sie sich um eine scheinbar freundliche Maske bemühte. Solange, bis er zu sprechen begann und diese Antwort nicht so ausfiel, wie sie es erwartet hatte. Sie blinzelte und ihr feines Lächeln bekam einen irritierten Zug, weil sie zuerst an ein Missverständnis glaubte.
Doch mit jedem weiteren Wort wurde klarer, dass dem nicht so war. Schließlich verfinsterte sich ihre Miene und ihr Blick bekam eine Arroganz, die auch manchem Dunkelelfen Konkurrenz hätte machen können. Dabei richtete sie sich wieder auf und hielt sich kerzengerade auf.
Allerdings kam es noch schlimmer, als er andeutete, sie würde ihren Körper als Bezahlung einsetzen können. Empört schnappte sie nach Luft und hätte sie ein Korsett wie früher getragen, hätte wohl nicht viel gefehlt, dass sie ohnmächtig zu Boden gesunken wäre. Gut für ihn, dass er zu lachen anfing und diese Aussage mehr oder weniger relativiert.
Trotzdem griff sie schwungvoll und sichtlich erbost nach dem Eisen, das sie hatte verarbeitet sehen wollen. Noch immer kam ihr dabei kein Wort über die Lippen vor lauter Empörung und Ärger darüber, dass er es wagte, ihr überhaupt zu widersprechen.
Ob der Preis tatsächlich günstig wäre oder nur den Anschein erwecken sollte, wusste sie nicht zu sagen. Die junge Frau hatte nie mit Geld umzugehen gelernt und somit konnte sie den Wert nicht einmal schätzen. Ganz zu schweigen davon, dass sie keine Vorstellung davon hatte, wie viel solch eine Arbeit überhaupt kosten sollte unter normalen Umständen. Es wäre auch so oder so unwichtig, schließlich besaß sie keine einzige Münze oder sonst etwas, das ihre Herkunft belegen würde und durch das sie auf ihren Vater anschreiben lassen könnte.
Hatte sie bei ihrer Flucht aus Andunie nicht ihre Freundin um einiges Geld erleichtert, als sie den Sack in aller Eile gepackt hatte? Und... wo war dieses Gepäck eigentlich abgeblieben, das ihr Begleiter hatte tragen sollen? Azura konnte sich nicht daran erinnern. Hatten sie es auf dem Schiff überhaupt noch gehabt und wenn ja, wo war es nun? Sie blinzelte und verdrängte diese Gedanken. Später, wenn sie wieder zurück und er wach wäre, würde sie ihn darauf ansprechen und hoffen, dass er ihr eine gute Antwort darauf geben konnte.
Wichtiger war jetzt ohnehin dieser Schmied, der die Frechheit besaß, ihr die Stirn zu bieten. Die junge Frau gewann die Kontrolle über ihre Mimik zurück und blickte nun nur noch kühl, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. "So wie ich das sehe, ist dieses Gespräch hiermit beendet.", bemerkte sie und wandte sich ab.
Wenngleich nicht, ohne noch einmal über ihre Schulter zurück zu blicken. "Die Heilerin meinte, einer deiner Männer bringt mich zu der Elfe. Oder kostet mich das ebenfalls irgendwelche Münzen, da mein Anblick es nicht wert ist?" Mit jedem Wort wurde ihre Stimme eisiger und demonstrierte so überdeutlich, wie sehr er sie gekränkt und enttäuscht hatte.
Jedoch würde sie das schon verwinden und eine andere Möglichkeit finden, um nicht ständig dieses Ding in der Hand tragen und es dennoch nicht wegwerfen zu müssen. Obwohl sie es selbst nicht verstand, irgendwie... wollte sie eine Erinnerung daran behalten. Fragte sich eben nur, welche und wie. Und wann sie es bekäme...
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Re: Die Zwergenschmiede

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. März 2021, 11:27

Was hatte Azura in der letzten Zeit nicht alles ertragen müssen! Sie war entführt worden, hatte sich von einer dunkelelfische Hexe die Haare verbrennen und sich an einen dreisten Dunkelelfen ketten lassen müssen. Sie war zusammen mit ihm weggeworfen worden wie ein Stück faules Obst. Sie hatte seine Dresitigkeiten die ganze Flucht über ertragen müssen, während sie aus dem Hause ihrer adligen Freundin gestohlen hatte. Sie war zusammen mit dem widerlichen Schuft einer Schar Zwerge durch den Untergrund gefolgt und anschließend über die Bucht Kad Harat aus dem eroberten Andunie entkommen. Sie hatte ... Unerklärliches erlebt, das Meer unterhalb der Wasseroberfläche gesehen und war in Nogrot wieder an Land gegangen. Dort musste sie sich unter den Augen des dreist widerlichen Schuftes in einer stinkenden Nische erleichtern, nur um sich zu allem Überdruss noch in ihn zu verlieben und ihre Unschuld an ihn zu verlieren - wenngleich das vielleicht ein kleines, positives Licht in ihrer gesamten Misere gewesen war. Und nun musste sie lernen, dass es Corax gar nicht brauchte, um ihr deutlich zu machen, dass sie trotz ihres Adelstitels nicht stets ihren Willen bekam. Das war eine furchtbar bittere Pille, aber sie kam nicht umhin, sie zu schlucken.
Xaon Ambossbart ließ sich nicht erweichen. Wenn es um's Geschäft ging, war dieser Zwerg wie jeder andere. Da schien es ihm nicht einmal mehr peinlich zu sein, Azuras reinen Körper voll erblickt zu haben! Er würde es vermutlich sogar herausposaunen, wenn sie versuchte, ihn weiterhin damit zu erpressen. Doch sie war viel zu sehr überrumpelt von seiner Reaktion. Die ganze Situation überwältigte sie und schürte ihren Ärger. Vor allem, weil sie die eiserne Fessel nicht zu einem Schmuckstück verarbeiten lassen könnte, das leichter am Körper zu tragen wäre. Weshalb sie das unahndliche Ding überhaupt behalten wollte, war ihr zu allem Überfluss auch noch schleierhaft.
Fest stand, dass sie hier nicht weiterkam, solange sie den Zwerg nicht mit Lysanthemern überhäufte. Sicher, er nannte keinen allzu hohen Preis, wenn sie bedachte, wieviel ihr Vater schon an Kleidern und Schmuck für sie ausgegeben hatte. Alles unter zwanzig Lysanthemern war für sie doch nur ein kleines Taschengeld, um eine Woche mit reichlich Annehmlichkeiten auszufüllen. Ihr Stiefvater hatte seiner Prinzessin nie etwas abgeschlagen und vermutlich die eine oder andere Drachme zu viel investiert, nur um sie dafür strahlen zu sehen. Doch wenn man in der Situation war, nicht einmal eine einzige Fuchsmünze sein eigen zu nennen, da sah der Preis schon ganz anders aus, den Xaon hier verlangte. Wo sollte sie all das Geld hernehmen, ohne zu stehlen? Aktuell fiel ihr keine Möglichkeit ein, ihren Willen zu bekommen und sie würde sich diesem bärtigen Geizhals und Geschäftszwerg sicherlich nicht hingeben! Zumal er es ohnehin bereits ausgeschlagen hatte.
Azura musste sich eingestehen, dass sie hier nicht weiterkam. Wenigstens fackelte sie dann nicht lange, sondern beendete das Gespräch mit knappen Worten. Xaon nahm es ihr interessanterweise nicht übel. Der Zwerg nickte nur und meinte: "Falls du doch noch bereit bist, den genannten Preis zu zahlen, kannst du gern wiederkommen." Sie wollte sich schon entfernen, da fiel ihr ein, was Agnes gesagt hatte. So teilte Azura mit schnippischer Bemerkung mit, dass sie einen Zwerg als Wegführer erwartete. Auch hier zeigte Xaon sich nicht nachtragend. Er schien nur einen Moment lang wirklich abzuwägen, auch dafür einen Preis zu verlangen. Schließlich strich er sich über den langen Bart und schüttelte den Kopf. "Das ist Teil des Rabatts", meinte er. Dann drehte der Schmied sich um und brüllte in seine Werkstatt hinein: "HE, WÖRNER, ALTER FELSENKOPF! BEWEG DEINEN HAARIGEN HINTERN HIERHER!"
Die anderen Schmiede lachten, während einer von ihnen seinen Amboss verließ und eiligen Schrittes auf Xaon zugelaufen kam. Der Zwerg trug ebenfalls nichts als eine dicke Lederschürze und eine Hose. So konnte Azura die behaarten Oberarme und die kräuseligen Locken erkennen, welche von der Brust aus über die Schürze zu wuchern schienen, um sich dort mit dem Bart des Zwergs zu vereinen. Alles in allem erinnerte Wörner an einen gräulichen Fels, auf dem das Unkraut in Form verfilzter schwarzer Haarpracht nur so spross.
"Wie kann ich'n helf'n, Meistääää?"
Xaon deutete hinter sich auf Azura. "Das Mädel hier muss zu Grimbardts Schenke. Sie will mit der Elfenbardin Méllyn Kicherklang reden. Bringst du sie hin?"
"Jawoll, Meistäää, wird sofort erledigt!"

Xaon nickte zufrieden. Er wandte sich Azura wieder zu, wobei er dem Zwerg an seiner Seite auf die haarige Schulter klopfte. "Das hier ist Wörner, mein Geselle. Der bringt dich an dein Ziel. Er versteht Celcianisch, kann's aber nicht gut sprechen. Ihr werdet also nicht plauschen können. Aber er zeigt dir den Weg. Und du kommst so schnell wie möglich wieder zurück, alter Felsenkopf."
"Jawoll, Meistäää."
"Gut, gut." Xaon wandte sich ab. Er schien seine Arbeit nun für wichtiger zu halten, als Azura und seinem Gesellen noch hinterher zu blicken. Wörner winkte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dann zeigte er in Richtung des Weges, den Azura gekommen war. Er würde wieder aus dem Schmiede-Viertel herausführen. Xaon behielt Recht. Wörner beherrschte Celcianisch offenbar so schlecht, dass er gänzlich auf's Reden verzichtete. Dafür legte er einen ordentlich strammen Schritt vor für einen Mann mit so kleinen, kurzen Beinen. Azura würde zügigen Fußes bei Méllyn ankommen.

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