Agnes' Arzneien und Allerlei

Nogrot hat sein eigenes Viertel nur für den Handel. Reihenweise Markstände mit allerlei Waren sind hier ausgestellt und zentral gelegen. Eine Treppe im Stein führt hinunter zum schwimmenden Hafen, von wo aus auch Waren nach ganz Celcia verschifft werden können.
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Azura
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Montag 23. November 2020, 13:37

Bislang war ihr Leben, nach der Hochzeit ihrer Mutter mit ihrem Stiefvater, in ruhigen, geordneten und somit auch vorhersehbaren Bahnen verlaufen. Dadurch war sie schon lange nicht mehr in der Lage gewesen, sich mit ihren eigenen Bedürfnissen so stark auseinander setzen zu müssen. Schon gar nicht mit solchen, die sie weder akzeptieren konnte, noch wollte. Es hatte nichts gegeben, dass sie dermaßen überforderte und alles bislang Dagewesene auf den Kopf stellte.
Doch zugleich war es dadurch, im Nachhinein betrachtet, auch recht langweilig gewesen, keine neuen, unerwarteten Wendungen oder gar erregendes Prickeln allein aufgrund eines Blicks oder einer flüchtigen Berührung. Und dennoch gab es einen großen Teil in ihrem Inneren, der sich gerade in diese Langeweile zurück wünschte, um dort weiter zu machen, woraus sie derart brutal gezerrt worden war.
Fest kniff sie einen Moment lang die Augen zusammen, um sich wieder zu konzentrieren. Sie würde schon noch zurück nach Hause kommen, irgendwie, und dann feststellen, dass dort ihre Mutter und deren Ehemann auf sie warten würden, all ihre Freundinnen, ihre Kleider, ihr bequemes Leben. All das hier wäre danach nichts weiter als eine Episode gewesen, ein Tal, durch das sie schreiten musste, um wieder ins Licht gelangen zu können.
Dazu allerdings musste ihr Begleiter wieder kräftig genug sein, um nicht nach jedem Schritt halbtot umzufallen. Wofür sie die Heilerin brauchte... die hoffentlich auch wusste, wann dieser Schmied endlich zurück kehren würde. Sehr zu ihrem Leidwesen war der Raum außerhalb des Vorhangs jedoch leer, niemand war zu sehen, erst recht nicht die wandelnde Nase.
Lautlos seufzte die junge Frau und deutete ein bedauerndes Kopfschütteln an. Andererseits war es vermutlich gar nicht so schlecht, schließlich hatte sie so noch etwas Zeit, um sich eine Ausrede wegen der verschütteten Suppe und den Scherben auszudenken. Ihre eigene Unfähigkeit wollte sie dann nicht zugeben müssen! Sofern er den Mund dazu halten und sie nicht vorführen würde. Apropos...
So gerne sie ihn weiterhin ignoriert hätte, sorgte er dafür, dass sie es nicht mehr konnte. Im Gegenteil, sie wandte sich zu ihm um und musste feststellen, dass er es übertrieb. Natürlich, kaum war er wach, musste er schon wieder Unfug anstellen! Da stimmte es sie gewiss nicht milder, dass sie sich trotz allem darüber freute, dass er überhaupt so weit gekommen war.
Natürlich rechnete sie damit, dass er dagegen aufbegehren und nicht auf sie hören würde. Schon ganz darauf eingestellt, schalt sie ihn:"Jetzt bleib gefälligst im Bett, anstatt hier... Oh!" Erst jetzt fiel ihr auf, dass er tatsächlich wieder in eine sitzende Position gesunken war, ganz so, wie sie es gewollt hatte. So... mehr oder weniger.
Irritiert blinzelte sie und beobachtete, was er nun wieder vorhatte. Hatte er sich jetzt schon verausgabt? Wundern würde es sie jedenfalls nicht! Beinahe kroch etwas wie Milde und Nachsicht in ihr hoch, als er so vollkommen erschöpft vor ihr saß, sogar den Kopf hängen ließ.
Wie gut, dass er nicht zu ihr aufsah, sonst hätte er sicherlich den Hauch von einem warmen Lächeln erkennen können, das ihre Lippen zu kräuseln begann. Gewiss hätte es sich zu einem deutlichen Zug entwickelt, hätte er nicht an der Kette gezogen, sodass sich ihr Arm, der locker herab hing, bewegte und er ihre Hand zu fassen bekam. Ein wenig überrascht davon verblasste das Lächeln und sie beobachtete nun ihrerseits sein Tun.
Sein Griff war locker, seine Finger dafür warm, ohne dieser trockenen, beängstigenden Hitze der vergangenen Stunden. Schließlich erreichte er ihre Fingerspitzen mit seinen Lippen und hauchte einen Kuss auf ihre Haut, der sich für sie viel zu intensiv anfühlte.
Ein wohliger Schauer rieselte über ihren Rücken und weckte Erinnerungen in ihrem Körper, die ob seines Zustandes definitiv nicht angebracht waren. Sie hatten vorhin immerhin beide festgestellt, dass er dazu im Moment nicht in der Lage war. Dennoch schaffte er es, ihr Blut wieder in Wallung zu bringen, so, als gäbe es weder seine Schwäche, noch sein seltsames Verhalten, das ihr mitunter Todesangst einzujagen wusste.
Und dann war da noch dieser Blick! Nein, das passte nicht zu ihm, dieses Unterwürfige, das war beinahe schon... langweilig! Und unwirklich! Wobei... Nun ja, eigentlich hatte er es ja verdient und sie hätte jedes Recht der Welt, das schamlos auszunutzen!
In Azuras Augen blitzte es herausfordernd auf, während sie seinem Blick stand hielt und sich ihm noch ein Stück weit näherte. Als wäre sie eine wohlgesonnene Herrin oder eine ehrlich empfindende Geliebte, strich sie ihm mit ihrer freien Hand übers Haar, während sie sich ungehindert auf seinem Schoß niederließ.
"Ja...", wisperte sie und näherte sich ihm erneut mit ihrem Gesicht, um nun ihrerseits mit den Lippen über die seinen zu streichen. Ihre Hand indes wanderte langsam seinen Hinterkopf entlang, als wolle sie weiter streicheln und hätte sonst nichts im Sinn. "Wie gut, dass du es endlich einsiehst...", fuhr sie raunend fort und fuhr mit ihrer Zungenspitze über seine Unterlippe, um dieses Knistern zwischen ihnen wieder aufbauen zu können.
Im nächsten Moment packte sie indes sein Haar in seinem Nacken fest und zog leicht daran, um ihm zu verdeutlichen, dass sie ihn im wahrsten Sinne des Wortes im Griff hatte. Mit einem hinterhältigen Grinsen sah sie wieder direkt an. "Wie kommt es dann, dass du das jetzt erst bemerkst, wer hier das Sagen hat, Sklave? Ich sollte dich dafür auspeitschen und darben lassen!", schalt sie ihn provozierend und schnappte mit den Zähnen nach seiner Unterlippe.
Nein, sie mochte dieses demütige Verhalten bei ihm nicht, es passte nicht zu ihm und sie wollte es auch nicht glauben, aber das würde sie ihm nicht sagen. Vielmehr wollte sie ihn auf andere Weise herausfordern und ihn zu seinem gewohnten Verhalten nötigen, das ein viel größerer Genuss wäre. Vor allem, wenn sie ihn endlich in einem Wortgefecht besiegen könnte!
"Und wenn ich dann zufrieden bin, lasse ich dich auf Knien vor mir kriechen und dich meine Füße küssen. Oder was mir sonst noch einfällt!", sprach sie mit einem unterdrückten Kichern weiter und schnappte noch einmal nach seinem Mund, um ihm einen Kuss zu stehlen. Auch wenn er diesen nicht wirklich verdient hatte, wollte sie nun einmal einen haben.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Samstag 28. November 2020, 20:12

Azura versuchte, positiv zu bleiben. Noch immer glaubte sie fest daran, dass ihr Schicksal eine gute Wendung nehmen würde und sie in alte Bahnen zurückkehren könnte, wenn sie erst einmal wieder Zuhause wäre. Ja, Andunie war von den dunklen Völkern angegriffen worden. Ja, sie war gefangen genommen worden und hatte aus der Küstenstadt fliehen müssen, um sich zu retten. Aber das war doch schon einige Tage her. Mehrere Wochen, wenn die Aussage stimmte, dass sie allein zehn Tage in der Kabine des Zwergenschiffs verbracht haben sollte! Die Belagerung wäre sicherlich inzwischen vorbei. Andunie hatte einen Gegenangriff starten und den Feind vertreiben können! Die Soldaten ihrer Heimat waren gute Kämpfer, rechtschaffen und gewitzt. Sie würden das schon hinkriegen und sobald sie die Apfelbäume vor den Stadtmauern sähe, wäre alles wieder beim Alten. Sie würde in das Haus ihrer Eltern zurückkehren, ihre Mutter in die Arme schließen und sich dem kurzweiligen Leben widmen wie sie es früher auch getan hatte. Mit einem Unterschied. Sie wäre fortan eine Frau und würde dieses kleine Geheimnis in ihrem Herzen wahren müssen, um für potenzielle Galane attraktiv zu bleiben. Und natürlich musste sie erst einmal wieder nach Hause gelangen, am besten ohne weiterhin an den dunkelelfischen Anhang gebunden zu sein.
Ihr Blick fiel zurück auf Corax. Der Elf war drauf und dran allein zu gehen, aber auch wenn Azura keine Heilkundige war, erkannte sie schnell, dass er noch längst nicht über dem Berg war. Er brauchte Ruhe und durfte seine Energiereserven nicht erneut übermäßig beanspruchen, sonst käme das Fieber nur zurück. So beendete sie sein Vorhaben mit einer Strafpredigt, die er überraschenderweise ohne jegliche Rebellion akzeptierte. Mehr noch, er nannte sie "Herrin"! Was war geschehen, dass er sich urplötzlich so devot gab, so ... artig und gehorsam? Es erstaunte Azura nicht nur, ein kleiner Teil in ihrem Inneren empfand dieses brave Verhalten gar als langweilig. Aber im Augenblick war es wohl besser, wenn er seine Energie auch nicht noch darauf verschwendete, ihr Konter zu bieten. Zumal sie ihn ohnehin ausloten würde!
Dabei war es Corax, dem es gelang, das Konzept des Selbstbewusstseins ein wenig zu zerrütten. Er benahm sich nämlich entgegen jeglicher Erwartungen nicht nur gehorsam, sondern fast schon galant. Spätestens mit seinem sanften Kuss auf ihre Fingerknöchel brach er das Eis und versetzte Azuras Schoß in Wallung. Sie spürte die warmen Impulse, die sehnsüchtig nach einem weiteren Erlebnis wie in den zwergischen Bädern verlangten, selbst dann, wenn er im Moment nicht dazu in der Lage wäre. Aber Azura wollte es so und sie würde sich nehmen, was er gerade geben könnte. Ein Kuss wäre doch drin! So ließ sie sich auf seinem Schoß nieder, dass Corax ihr bequem den Arm um die Taille legen konnte, und beugte sich vor. Seine Lippen waren trocken und ein bisschen rissig, schmeckten ein wenig nach der Suppe, die sie ihm eingeflößt hatte und auch etwas nac ihm selbst.
Im ersten Moment wusste Corax nicht so recht, wie ihm geschah. Instinktiv hielt er sich an Azura fest und ließ es zu, dass sie sich einen Kuss stahl, bevor er damit begann, sich dem Gefühl hinzugeben. Er erwiderte und ließ bereits die Lider sinken, da packte Azura seinen Schopf und zog daran. Sofort riss der Elf die Augen auf und richtete seine Wachsamkeit auf die Frau aus, der er beinahe erlegen wäre.
Er hätte sie überwältigen können. Vielleicht nicht mit vollem Körpereinsatz, aber ein gezielter Schlag in ihr schönes Gesicht und er wäre ihre Frechheit los. Doch nichts dergleichen. Corax starrte nur, die Hand um Azuras Taille jedoch griff etwas fester zu und die andere an der Kette hob sich zur Abwehr. Weit kam er damit jedoch nicht. Ihre Worte ließen ihn gänzlich erstarren. Seine Augen weiteten sich, so dass Azura erneut ihr komplettes Bild in diesen Rubinspiegeln erkennen konnte.
"Sklavvphphffff...?! Hrrrm!" Azura zupfte mit ihren Zähnen an Corax' Unterlippe und brach so seinen Versuch ab, mit Worten auf ihre Ankündigung zu reagieren. Sklave. Natürlich war es nur ein Spielchen ihrerseits, eine kleine Provokation. Sie wollte die Rebellion. Sie sehnte sich nach einem kleinen Teil, der ihr nach wie vor mit spitzer Zunge und frechen Worten gegenüber trat. Sie erwartete es, denn es würzte ihr seltsames Verhältnis und ja, erregte sie. Außerdem passte das brave Bild nicht zu Corax.
So setzte sie es fort, drohte ihm nicht nur mit Peitschenhieben, wenn er nicht spurte, sondern lockte ihn auch damit, ihre Füße küssen zu dürfen - vorausgesetzt, er präsentierte sich als der devote Sklave, in dessen Rolle sie ihn eigentlich gar nicht sehen wollte. Jedenfalls nicht gänzlich. Gleich, gleich würde er ihr etwas entgegensetzen, sie necken und beleidigen und küssen und berühren und sich über sie beugen, um ihre Beine zu öffnen und ...
"Gut." Er nickte. Er akzeptierte es. Alles! Ohne ein einziges Wort der Gegenwehr. Die Zwerge mussten ihm ordentliche Schläge auf den Kopf verpasst und irgendetwas an seiner Persönlichkeit zertrümmert haben! Er lächelte zwar nicht ob seines Schicksals, sah Azura aber so ergeben an, dass kein Zweifel bestand. Corax spielte nicht. Er ergab sich in dieses Schicksal und schien es sogar gern zu tun. Was erhoffte er sich davon? Wollte er Azuras Füße küssen?!
Jetzt war er es, der sich ein wenig vorneigte, zu ihren Lippen hin. Kurz davor, dass sie seine Atem warm auf ihrer Haut spüren konnte. "Ich sagte ja, benutze mich. Wie es dir beliebt. Und ich nehme an, du sehnst dich hiernach." Kurz zischte er auf, als seine Rippen ihm einen Strich durch die Rechnung machen wollten, aber Corax handelte männlich: Er ignorierte den Schmerz. Noch war er erträglich und somit etwas, das gar nicht vorhanden war. Nur ein Kratzer! Hingegen hatte er vor, Azura zu kratzen und zwar, wo es sie juckte. Die goldenen Kettenglieder klimperten sanft, als seine Finger an ihrer Haut entlang glitten, unterhalb des ohnehin zu kurzen Leibchens und hinab zur lockeren Hose. Unterwäsche trug sie nicht. Es gab wohl keine in Zwergengröße, die um ihre schmalen Hüften gepasst hätten. Aber so würde es Corax nur die Arbeit erleichtern, als er versuchte, seine Finger auf Reisen in ihre Tal zu schicken.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Sonntag 29. November 2020, 12:50

Um nicht endgültig zu verzweifeln, musste sie sich an Dinge klammern, die ihr Kraft gaben, um das Ganze hier durchstehen zu können. Sie sehnte sich nach der vertrauten Langeweile und sicheren Tagesabläufe von früher, nach dem Luxus, der sie umgeben hatte. Nicht so sehr nach ihren Freundinnen, mit denen könnte sie nur oberflächlich plaudern. Oder doch... ja, irgendwie fehlte ihr das auch, einfach die ein oder andere Stunde Konversation betreiben, gut schmeckenden Tee schlürfen und Gebäck dazu knabbern, ohne tatsächlich Hunger zu haben.
Oder ausreiten, auf die Jagd gehen in der Umgebung der Stadt und abends auf das Meer blicken, die frische, salzige Luft genießen und die Schiffe beobachten, die für die Nacht gesichert wurden. Die Qual der Wahl bei ihren Kleidern haben, den nächsten Besuch des Schneiders kaum erwarten können und sich in die teuersten, edelsten Stoffe hüllen zu können, während ihre Haarpracht die bestmögliche Pflege erhielt.
So konnte sie stundenlang und mit Wehmut mit offenen Augen träumen, um am Ende dennoch mit einem wehmütigen Gefühl die Realität wieder wahrnehmen zu müssen. Zu der diese vermaledeite Kette, große Unsicherheit, mangelnde Kleidung und Geld sowie ihr Begleiter zählten. Letzterer war es auch, auf den sie sich konzentrieren sollte und es nur zum Teil wollte, weil er an Dingen rührte, die sie nicht beachten wollte. Und der ohnehin alles andere als vernünftig war.
So gern sie ebenfalls endlich verschwunden wäre von hier, konnte sie nicht zulassen, dass er jetzt schon aufstand. Noch dazu hegte sie trotz allem die Hoffnung, dass dieser abwesende Zwerg etwas erreichen und sie befreien könnte. Aber später, denn er war noch nicht hier, im Gegensatz zu dem Verletzten.
Diesem befahl sie, im Bett zu bleiben, und, damit er nicht noch einmal etwas dagegen tun konnte, setzte sich prompt auf seinen Schoß. Natürlich gäbe es da so einiges, das sie in dieser Position mit ihm anstellen wollen würde. Doch nicht bei seiner derzeitigen Schwäche, denn er wäre auch gar nicht wirklich in der Lage dazu.
Allerdings bedeutete das nicht, dass sie auf alles verzichten wollte, wie unter anderem den Umstand, dass ihr seine devote Haltung nicht gefiel. Nein, sie brauchte und sehnte sich nach den Kontern, nach ihren Gefechten und er sollte das tunlichst auch tun! Was wiederum nicht hieß, dass sie ihn nicht als ihren Diener... oder eher Sklaven behandeln wollte, damit er sie verwöhnte und manchmal auch zärtlich war als Abwechslung zur Wildheit in den Becken vor viel zu langer Zeit.
Jedoch wollte sie mit ihm davor ringen, ihn in diese Position zwingen, mit dem Wissen, dass er jederzeit ausbrechen und der Kampf zwischen ihnen erneut beginnen würde. Das erst würde das Ganze zwischen ihnen, was auch immer das am Ende sein mochte, richtig würzen und verhindern, dass sie sich gegenseitig langweilen würden. Zumindest war das ihre Ansicht.
Wenngleich sie ihm das nicht einfach ins Gesicht sagen wollte, das wäre viel zu leicht... für sie beide. Nein, zuerst verfolgte sie eine andere Strategie, lullte ihn ein und attackierte ihn in seinem Moment der Schwäche. Beinahe tat es ihr leid, da er sie durchaus mit seiner Hingabe zum Schmelzen bringen konnte, aber... nein, sie brauchte Widerstand und sei es nur ein verbales Gefecht!
Ihre Worte sollten ihn provozieren, ihr Griff in sein Haar ihm zeigen, wer hier das Sagen hatte und wer rebellieren sollte. Seine erste Reaktion war vielversprechend und ließ ein zufriedenes Grinsen über ihre Lippen huschen, während er verstummte, als sie seine Unterlippe anknabberte. Leicht wollte sie es ihm auf der anderen Seite natürlich nicht machen, sondern lieber dafür sorgen, dass er seine Kontrolle verlor. Ob in sexueller oder gefühlsmäßiger Hinsicht war ihr egal, am liebsten wäre ihr sowieso beides in einem.
Doch zugleich konnte sie auch nicht einfach von ihm lassen und ihm die Zeit zur Reaktion geben, denn trotz allem begehrte sie ihn auch in diesem Zustand. Dafür hatte er gründlich gesorgt...
So setzte sie all ihre Kreativität ein und bemühte sich, ihn zu reizen und ihm endlich etwas zu entlocken, das ihn aus seinem Schneckenhaus holte. Sie war sich sicher, es auf diese Weise zu schaffen. Dann allerdings...
Während sie noch mit ihren Lippen seine Kinnpartie entlang wanderte, in Richtung seiner empfindlichen Kehle, reagierte er so, wie sie es eben nicht haben wollte. Azura erstarrte und riss die Augen auf, starrte aufgrund ihrer Position über seine Schulter hinweg blicklos auf die Lagerstatt und dem von ihr angerichteten Chaos.
Es dauerte ein paar Atemzüge, bis sie sich aufrichtete und seinen ergebenen Blick zu sehen bekam. Sie war zu überrumpelt von ihrem Misserfolg, dass sie nicht zurück wich, als er sich ihr zu einem Kuss zuneigte. Die junge Frau hörte seine Worte, jedoch dauerte es auch hier noch seine Zeit, bis sie diesen einen Sinn geben konnte.
Indes strich er an ihrem Rückgrat entlang und hinterließ wohlige Schauer auf ihrer Haut, die sich bis zu einer aufsteigenden Wärme in ihrem Schoß ausdehnte. Es wäre ein Leichtes, ihn gewähren zu lassen und sich seinen kundigen Fingern hinzugeben, ihn kurzerhand auszunutzen. Nun ja, im Prinzip wollte sie das auch, nur eben... nicht so!
Diese Erkenntnis durchschoss sie wie ein Blitz und sorgte dafür, dass sie sich steif aufrichtete. Ihre Augen wurden schmal und ungeachtet seiner Verletzung stieß sie mit ihren Händen gegen seine Schultern, dass er nach hinten fallen müsste. Bei seiner Schwäche wäre der Widerstand äußerst gering. Sobald er liegen würde, würde sie sich über ihn beugen, die Hände beidseits seines Kopfes abgestützt. Das Haar wäre ihr wie ein Schleier herabgefallen, wenn es nicht geflochten wäre, sodass der Zopf nur auf einer Seite herab baumelte und bei jeder Bewegung schwingen würde.
"Wer bist du und was hast du mit meinem widerlichen Schuft gemacht?!", zischte sie erbot und verwendete diese Bezeichnung, als wäre es sein Kosename. "Wieso steckst du in seinem Körper und wo ist der eigentliche Kerl, der darin sein sollte?!", fuhr sie fort, ungeachtet dessen, dass sie sich damit eigentlich nur wiederholte. Aber gerade mit seiner ergebenen Haltung und der Weigerung, sich endlich wieder mit ihr zu duellieren, hatte er sie genug zornig gemacht, dass es nun kurzerhand aus ihr herausbrach.
Damit nicht genug, verlagerte sie ihr Gewicht soweit, dass sie mit ihrer freien Hand, ungestört von einer lästigen Kette, ihren Zopf nach hinten werfen konnte. Mit einem spitzen Zeigefinger bohrte sie bei jeder weiteren Frage gegen seine Schulter. "Und warum hat sich die Kette so verfärbt, das hast du mir noch immer nicht beantwortet! Und wieso schreist du wie ein Rabe?! Und... und... und überhaupt!", prasselte es auf ihn ein, denn er müsste ihr schon den Mund zuhalten oder mit einem Kuss verschließen, dass sie aufhören würde zu reden.
Doch sie war noch nicht fertig, sondern piekste in der kurzen Pause, die sie zum Atem holen benötigte, weiter gegen ihn. "Und komm ja nicht auf die Idee, mir mit irgendeiner Ausrede zu kommen, das gilt nicht! Also, rede endlich! Antworte! Los, jetzt, sofort!", verlangte sie, wenngleich ohne ihm überhaupt die Gelegenheit dazu zu geben.
Erst jetzt, als sie sich nach einem besonders groben Pieksen aufrichtete und die Arme vor der Brust verschränkte, könnte er die Chance ergreifen. "Ich will das jetzt endlich wissen, die volle Wahrheit! Worauf wartest du also noch?! Ich lass dich vorher nicht aufstehen oder sonst was tun, verstanden?! Also denk nicht mal dran, mich irgendwie hinhalten zu wollen!", plapperte sie schon wieder weiter und könnte das vermutlich auch noch stundenlang so halten in ihrem Zorn.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Freitag 4. Dezember 2020, 12:52

Irgendjemand musste hier sein. Azura hatte vielleicht nicht auf die dumpfen Stimmen jenseits der angelehnten Zimmertür geachtet, aber es befanden sich noch andere in der Stube der Heilkundigen. Vielleicht war es Agnes selbst. Vielleicht hatte sie den Zwerg Xaon Ambossbart bereits geholt. Ebenso konnte es sich aber auch nur um einen anderen Patienten handeln, den die Nase im Vorraum untersuchte. Da Azura allerdings weder den Spalt in der Tür, noch das Gespräch bemerkt hatte, würde sie auf ihre ungestellten Fragen auch keine Antworten erhalten. Stattdessen wünschte sie sich endlich ein klares Wort von ihrem Begleiter. Die Zeit der Ausflüchte war vorbei. Er sollte ihr endlich Rede und Antwort stehen. Die Gelegenheit kam ohnehin günstig, denn er konnte nicht einfach aufstehen und weglaufen. Nun, das goldene Kettchen verhinderte Letzteres sowieso, aber er könnte sich auch nicht einfach Azura schnappen und in irgendeine Handlung flüchten, die ihre Fragen unter den Teppich gekehrt hätten. Dazu war Corax nämlich noch zu schwach! Ja, nun war die perfekte Zeit. Nun musste er einfach antworten. Es kam kein Entrinnen mehr.
Am wichtigsten brannte Azura allerdings derzeit die Frage unter den Nägeln, was mit ihm geschehen war. Er benahm sich so anders, seit er aus seinen Fieberträumen erwacht war. Wo war seine beleidigende Art hin? Wo versteckte er die messerscharfen Konter und die spitzzüngigen Kommentare? Er kam Azura viel zu ... zahm vor. Er benahm sich nicht nur anständig für seine Verhältnisse, sondern nannte sie seine Herrin. Und er hatte ihre Finger geküsst, war bereit, ihren Körper erneut in Wogen der Lust zu versetzen. Das alles ohne eine Spur Rebellion, dass es der Andunierin schon langweilig wurde. Nein, diese Charakterzüge fühlten sich nicht nur deplatziert an, sie gefielen ihr an ihm überhaupt nicht. Sie wollten den kleinen Flegel zurück, mit dem sie sich verbal immer wieder ein Kräftemessen lieferte.
Selbst physisch war sie ihm überlegen, als sie ihn mit beiden Händen an den Schultern zurück in die Laken stieß. Corax landete trotz der weichen Kissen unsanft. Er ächzte auf und verzog das Gesicht unter einem neuen, heftigen Schmerzimpuls. Sofort zog er seine eigenen Finger von Azuras Schoß zurück, um sich die Rippengegend zu halten. Er atmete gepresst, konzentrierte sich im ersten Moment nur darauf. Azura konnte beobachten, wie er an Farbe verlor und das Schwarz seiner Haut fast einen Grauton auf den Wangen annahm. Wie in mit Kreide bestäubtes Rabengefieder. Dafür glänzten seine Augen, Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er kämpfte nach wie vor mit den Nachwirkungen der zwergischen Prügelattacke. Und nach wie vor war er zu stur, es hinzunehmen. Stattdessen versuchte Corax es zu ignorieren, nachdem die erste Welle aus Pein langsam nachließ. Er blickte zu Azura auf, um eine neutrale Mimik beherrscht. Es gelang ihm beinahe. Nur ds Flackern in seinen Juwelenaugen verriet, was sein Körper zusammen mit Selbstbeherrschung hier leistete.
Derweil beugte Azura sich vor und hätte sie sich keinen Zopf gebunden, hätte ihre Mähne sich in einen gelockten Vorhang verwandelt. Dennoch fühlte es sich an, als hätte sie mit ihrer Geste Gesichter von der Außenwelt abgeschnitten. Sie sahen einander an. Und dann prasselten die Fragen auf Corax nieder. Wie ein Wasserfall ergossen sie sich über ihn, brachen große Stücke seiner kaschierten Fassade aus dem Gesicht und drangen durch jede Pore seines Körpers ein. Entweder ertrank er an ihrer Macht oder kämpfte mit Antworten dagegen an. Ausweichen war keine Option mehr.
"Ich bin immer noch ich", schnaufte er. Zum Glück drückte Azura sich nicht gegen seinen Brustkorb. Kein Mann hätte den Schmerz einfach überspielen können. "Hör auf, solchen Blödsinn zu schwafeln!" Da war der, nach dem sie gefragt hatte. Wenn sie ihn direkt konfrontierte, zersprang die Maske an devoter Ergebenheit wie Glas unter einem kräftig geschleuderten Stein. Corax verengte die Augen zu rubinroten Schlitzen. Im ersten Moment versuchte er noch, den Kopf zu drehen, um so ihrem scharfen Blick und mehr noch ihren Fragen zu entgehen. Es hatte jedoch keinen Sinn. Hier kam er nun nicht mehr heraus. Seine körperliche Schwäche machte ihm weiter zu schaffen und wenn er nicht wollte, dass seine Schulter durch Azuras stetes Pieken ebenfalls zu einem Quell der Schmerzen wurde, blieb ihm nur noch eines übrig: Er gab auf.
Unter einem Seufzen wandte er sich ihr wieder zu, suchte nun Blickkontakt und baute ihn unter einer düsteren Miene auf. "Warum fragst du solche Sachen? Welches Interesse könntest du an mir haben? Niemand interessiert sich für mich! Aber wenn du dich dadurch besser fühlst: fein! Erwarte nichts, denn es ist nicht die Geschichte irgendeines Schurken oder Helden aus pervers langweiligen Geschichten! Es ist meine Geschichte. Nichts Spekatuläres." Er holte Luft und befeuchtete seine Lippen. "Ich bin kein geheimnisvolles Rabenwesen, falls du das glaubst. Sie haben mich nicht aufgezogen, auch wenn ich meine Eltern nicht kenne. Ich bin ihnen nur gefolgt. Ich weiß nicht, für wie lang. Man fand mich unter ihnen auf den Schlachtfeldern der Toten Ebene. Inmitten der Ödnis begleitete ich sie und suchte in den Taschen der Gefallenen nach Nahrung. Ich zog ihnen ihre Kleidung aus, um mich damit zu wärmen. Und ich half den Raben, an die Augäpfel der Toten heran zu kommen, indem ich die Helme der Leichen abnahm. So konnten sie die Augen aufpicken und den Saft daraus trinken. Ich war klein, jung. Alt genug, um ihre Schreie nachzuahmen, aber ihre Sprache beherrsche ich nicht. Ich habe nur geschrien wie sie. Ich beherrschte keine andere Sprache, als man mich fand und nach Morgeria mitnahm. Dort wurde ich an den erstbesten Ork verkauft und landete in dessen Suppenküche." Seine Stimme wurde kratziger. Gern hätte er nun wohl etwas getrunken, aber er bat Azura nicht darum. Er beantwortete weiter ihre Fragen, spie ihr seine Geschichte heiser entgegen. "Das lief nur so lange gut wie ich seine Katzen nicht anrührte. Als er die ersten am Schwanz festgenagelt in seinem Vorratskeller fand, verstieß er mich. ich gelangte zu eine Bäckerin und musste lernen, Brot zu backen. Das funktionierte nicht sehr gut und ich war ihr schnell zuwider. Mein Gekreische, wenn mir Brot im Ofen verbrannte, ertrug sie nicht. Doch ehe sie mich fortschicken konnte, habe ich sie verbrannt. Das Ergebnis sah nicht lecker aus. Ich bin kein Bäcker. Also ging ich von selbst und fand über die Jahre hinweg einige Herrinnen. Die Schneiderin, von der ich dir erzählte, behielt mich beispielsweise eine lange Zeit. Danach versuchte ich es im Militär- Das ... war unangenehm. Serpentis nahm mich zum Leibwächter, ehe man mich hinrichten konnte. Sie rettete mich und ich diente ihr. Bis du aufgetaucht bist und ich erneut meine Herrin verloren habe." Es klang weniger verärgert als er versuchte, es darzustellen. Mit Azura hatte er doch auch eine gute, neue Herrin gefunden. Irgendwie. Und zugegeben hatte Corax es ebenfalls schon, immerhin war er es, der sie zur Herrin ernannt hatte.
Erschöpft sank er tiefer in die Kissen. "Jetzt kennst du die Geschichte. Zufrieden? Sie muss enttäuschend sein. Keine Wunderherkunft, keine Magie. Ich habe nicht ein Quäntchen Mystisches an mir und geheimnisvolle Kräfte haben sich auch nie gezeigt. Deshalb kann ich für diese Kette nicht verantwortlich sein. Ich wiederhole es: Du bist die Magierin hier, nicht ich! Wer weiß, warum sie nicht mehr golden war. Vielleicht, weil du in großer Trauer um deinen ... widerlichen Schuft warst? Du hattest wohl Angst, deinen Besitz zu verlieren, aber nicht um dessen Wertes Willen. Der Verlust hat dich bekümmert. Das ist doch alles, was euch Herrinnen immer interessiert." Nun wurde er trotzig. Es erinnerte an ein aufgeplustertes Küken ... oder ein Kind. "Keine meiner Herrinnen hat sich jemals für mich interessiert. Warum solltest du eine Ausnahme sein?"
Corax bemerkte wohl die Verzweiflung, die sich in seine eigene Stimme geschlichen hatte. Er schluckte, löste das Band zwischen ihrem Blick, als er den Kopf erneut wegdrehte und die Augen schloss. Er kniff sie zusammen, denn in den Augenwinkeln brannte es. "Bist du nun zufrieden? Du hast dein Spielzeug kaputt gemacht. Zeit es, in die Ecke zu werfen!" Corax presste die Lippen aufeinander. "Wie gern hätte ich jetzt Nadel und Faden", murmelte er zu sich selbst.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Freitag 4. Dezember 2020, 14:45

Obwohl sie durchaus zur Neugier neigte, hatte sie im Moment wider besseren Wissens nur einen im Kopf. So entging ihr vieles, was vielleicht durchaus dazu angetan gewesen wäre, ihnen endlich einmal weiterhelfen zu können. Aber auf diese Idee kam sie nicht einmal, sondern wollte, trotz ihres Strebens nach Flucht vor ihm, sich mit dem Wesen hinter sich beschäftigen, der ihr noch immer Rätsel aufgab. Viel zu dominant war er in ihren Gedanken und Gefühlen, als dass sie ihn auf Dauer hätte ignorieren können.
Als wäre das nicht schon genug, benahm er sich immer seltsamer! Wobei... das tat sie vermutlich inzwischen auch. Denn einerseits hatte sie Angst vor ihm, würde ihm nicht weiter über den Weg trauen, als es unbedingt notwendig wäre. Nur andererseits sehnte sie sich nach seiner Umarmung, nach seinen Küssen, nach...
Es war wirklich zum Haareraufen! Wie machte er das nur? Welche Magie hatte er heimlich im Schiffsbauch gesponnen, als sie geschlafen hatte, dass sie nicht fähig war, sich emotional endlich von ihm zu lösen?!
Stattdessen gab sie nicht auf und ließ sich immer und immer wieder von ihm anlocken, so wie jetzt auch, als sie sich auf seinen Schoß setzte und überhaupt keine Berührungsängste zeigte. Und das, obwohl sie gerade eben noch vor dieser Nähe geflüchtet war, um nicht zugeben zu müssen, dass sie ehrliche Furcht vor ihm verspürte!
Doch das war jetzt auch nicht mehr das Thema zwischen ihnen, sondern vielmehr ihr Drang, dieses unangemessen unterwürfige Verhalten endlich zu durchbrechen. Dass er sich derart leicht umwerfen ließ, sprach Bände über seinen Zustand, wenngleich sie darauf nun nicht einzugehen gedachte. Zumindest noch nicht... Geschweige denn, dass sie Gnade walten und ihn erst einmal vor sich hin leiden lassen würde. Nein, diese Schmerzen musste er ertragen, Rücksicht hätte er von ihr im Moment nicht zu erwarten.
Stattdessen beugte sie sich über ihn, forderte endlich Antworten und unterstrich das mit ihrem beständigen Pieksen gegen seine Schulter. An einen wahrhaften Erfolg dachte sie dabei nicht ernsthaft und war umso überraschter, als er aufgab und wirklich zu reden anfing. Obwohl anfangs noch nicht so, wie sie es wollte.
"Von wegen Blödsinn! DU bist hier derjenige, der Unsinn verzapft!", schoss sie sofort dagegen, während sie innerlich jubilierte über seinen Aufstand. In ihren Augen leuchtete es nicht nur zufrieden, sondern regelrecht angriffslustig und bereit zum nächsten Duell auf. Sogar ein feines, herausforderndes Grinsen schlich sich in ihren Mundwinkel, um ihn noch mehr damit anzustacheln.
Umso größer war ihre Enttäuschung, als er den Blick abwandte. Blinzelnd richtete sie sich auf und verlangte mit umso kühlerer Stimme weiter nach Antworten. Das Seufzen sorgte bei ihr für ein tiefes Stirnrunzeln, während sie weitaus weniger zufrieden seinen Blick erwiderte, als er sie endlich wieder ansah.
Der Beginn seiner kleinen Rede jedoch verletzte sie, mehr, als sie eigentlich zugeben wollte. Ihre Miene wurde ausdruckslos glatt und nur kurz machte sie eine wegwerfende, kleine Handbewegung, ehe sie mit verschränkten Armen auf Fortführung wartete. Wenn sie sich nicht für ihn interessieren würde, würde sie ja kaum fragen! Erst recht nicht derart oft, wie in den vergangenen Stunden! Aber anscheinend... Nein, es tat zu weh, als dass sie sich damit auseinander setzen wollte.
Vielmehr holte sie ihren berechtigt geglaubten adeligen Stolz hervor, ihr Blick wurde herablassend und abwartend zugleich, so, wie es das schlichte Fußvolk verdiente. Wenn diese Fassade auch mit jeder neuen Information zu bröckeln begann und sich irgendwann, still und heimlich, Mitgefühl in ihre Züge schlich, Bedauern für das Leid, das er hatte durchmachen müssen. Ihre Miene wurde weicher, ihr Blick sanfter. Jedoch vorläufig gelang es ihr noch, sich zurück zu halten und nicht zu rühren, ihm nicht mit weiblicher Sanftheit tröstend die Wange zu streicheln.
Deutlich konnte sie sich den kleinen Jungen auf dem Feld voller Leichen vorstellen, hilflos, verloren, verzweifelt und einsam. Das Bild aus ihrem seltsamen Traum von dem Bengel im Nest stieg vor ihrem inneren Auge auf, aber sie drängte es zurück.
Ihr Mitgefühl schwand jedoch bei seinen Taten bezüglich der Katzen. Ihre Miene wurde schlagartig wieder finster. "Angenagelte Schwänze?!", fauchte sie und musste ihre Hände fest zu Fäusten ballen, um ihm keine schallende Ohrfeige zu verpassen für diese Tat.
Dagegen war die Information mit der Bäckerin für sie bei weitem nicht so schlimm, obwohl es genauso grausam und unmenschlich gewesen war. Doch dieses Mal schauderte es sie lediglich und bei der Sache mit der Schneiderin war die Information nichts Neues mehr für sie. Allein ein leichtes, verständnisloses Kopfschütteln war ihre Reaktion darauf.
Immerhin hörte er nicht auf zu erzählen, auch wenn er einiges ausließ, es war ohnehin vorläufig genug für sie. Langsam kletterte sie von seinem Schoß hinunter und setzte sich, in Ermangelung von mehr Spielraum, neben ihn. Wie schon zuvor zog sie die Beine an und schlang die Arme darum, das Kinn auf ihre Knie gestützt und den Blick starr nach vorne gegen den Vorhang gerichtet, ohne ihn wirklich zu sehen.
Der Wortschwall neben ihr ging weiter, prasselte auf sie ein und erreichte sie dennoch nicht sofort. Viel zu sehr arbeitete es in ihr, rangen Angst, Abschau und Begehren in ihr, gepaart mit Verwirrung und Hilflosigkeit, wie das überhaupt noch Sinn machen sollte mit ihnen beiden. Unabhängig davon stieg in ihr die Entschlossenheit hoch, niemals wieder in seiner unmittelbaren Reichweite schlafen zu wollen!
Es dauerte, bis der Sinn seiner Worte sie erreichte. Zumindest solange, bis er mit den Anschuldigungen gegen sie anfing und das ihren Zorn wieder anstacheln konnte. Sie straffte die Schultern und richtete sich in ihrer Position auf.
Dass ihr die Tränen gekommen waren, stellte sie erst jetzt fest, als sie ihn ansah und feststellte, dass sein Anblick etwas verschwommen war. Mit einer wütenden Handbewegung wischte sie sich über die Augen und funkelte ihn an. "Ich hab mein Spielzeug kaputt gemacht? Geht's noch?! Wer hat hier mit wem gespielt?!?!", fauchte sie ihn an und schickte einige unschöne Schimpfworte in Garmisch hinterher, die jedem Gassenjungen alle Ehre gemacht hätten.
"Du hast mich benutzt, nichts weiter! Hast alles getan, um zwischen meine Beine zu kommen, dabei hast du schon drüber nachgedacht, wie du mich am besten loswirst. Gib es doch zu! Sobald diese Kette weg gewesen wäre, hättest du mich wahrscheinlich von der nächsten Klippe gestürzt oder ins Wasser geworfen und noch mit Steinen beschwert oder sonst was!", warf sie ihm an den Kopf, ganz gleich, ob sie diese Vermutung bislang überhaupt gehegt hätte. Aber auf diese Weise bahnte sich ihre Angst und ihr Schrecken ob seiner Taten Bahn.
Ein ersticktes Schluchzen kickste in ihrer Kehle. "Oder hättest mich irgendwo angenagelt wie diese armen Katzen!", fügte sie mit ersterbender Stimme, die für sie persönlich schrecklichste Tat, hinzu.
"Die Raben hätten dich großziehen sollen, die sind hart, aber niemals grausam!", hauchte sie noch, während sie den Kopf schüttelte und von ihm abzurücken versuchte. Hastig presste sie ihre Faust vor ihren Mund und biss sich in ihre Fingerknöchel, um nicht noch mehr zu sagen. Denn je mehr Worte sie gerade von sich gegeben hatte, desto stärker wurde das Grauen, das ihre Vorstellung nach seiner Erzählung zu erzeugen begonnen hatte.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. Dezember 2020, 01:08

Obwohl er ihr nun endlich Antworten gab, verpackt in einen Teil seiner Lebensgeschichte, der durchaus ihr Herz berührte, wurde Azura einfach nicht schlau aus dem Dunkelelfen. Wie konnte er auf so seltsame Art und Weise dermaßen unheimlich und anziehend zugleich sein? Spätestens aber, als er von den angenagelten Katzen sprach, da gefror ihr das Blut in den Adern. Sie glaubte sogar, eine innere Kälte zu spüren, die wie eine Welle über sie hinweg schwappte und sich dann über alles legte. Sofern sie einen Blick auf ihr Handgelenk warf, würde sie eine sanfte Schicht Reif auf dem Metall des Goldkettchens wahrnehmen, die jedoch genauso schnell wieder schmolz und als Tropfenbahn ins Laken sickerte. Möglicherweise übersah Azura es auch, denn ihre Aufmerksamkeit lag auf Corax, welcher weiter erzählte.
Furcht und verletzter Schmerz gaben sich nun einander die Hand. Wie grausam konnte die Heimat der Dunkelelfen, Morgeria, eine Seele machen? Was hatte dazu geführt, dass er so arglos über all die Morde und - für Azura am schlimmsten - die Misshandlung armer Tiere sprach? Fühlte er denn nichts dabei? Und warum glaubte er, sie interessiere sich nicht für ihn und hielt ihn für ein Spielzeug? In Azuras Augen war die Situation umgekehrt. Er war es, der sie bislang einfach benutzt und herum geschoben hatte, wie ihm der Sinn danach stand. Sie war sein kostbares Porzellanpüppchen und nicht er ihr hölzernes Reitpferd! Ein unheimliches Ross, das beim Gedanken an die prächtigen andunischen Hengste sofort irgendwie erneut die Wärme in ihren Schoß zauberte, sowie das Bedrüfnis eines Ausritts der besonderen Art.
Wie machte er das nur? Sie war hin- und hergerissen! Am Ende seiner Geschichte aber obsiegte die Verletztheit, hervorgerufen durch seine Anschuldigungen. Tränen schossen ihr in die Augen und sie zeigte sie offener als Corax, der nur den Kopf beiseite gedreht hatte. So aber bekam er ihr Pforil zu sehen. Eine vertraute Haltung, wie sie so in sich zusammengesunken neben ihm hockte, die Arme um ihre eigenen Beine geschlungen. Er betrachtete sie und im ersten Moment zuckte er zusammen, streckte die Finger nach ihr aus. Dann breitete sich ein Grinsen auf seinen Zügen aus und er hielt inne. Er schaute sie etwas länger an, schweigend.
Erst als er sich satt gesehen hatte und selbst einsehen musste, dass es besser war, liegen zu bleiben, stieß Corax ein Schnauben aus und schüttelte kräftig den Kopf. Das perfide Grinsen schwand. Er ließ seine Hand erneut wandern, um mit den Fingern von ihrem Steiß auf den Rücken empor zu streichen. Die Geste war so sanft wie er in der Vergangenheit grausam gewesen sein musste. Wie konnte beides von derselben Person stammen?
"Ich habe nichts davon, zwischen deine Schenkel zu gelangen, vergiss das nicht. Es verschafft mir keinen Vorteil, sondern nur den Umstand, dich zu befriedigen ... Herrin." Noch immer betitelte er sie so und noch immer schwang eine gewisse Ergebenheit darin. Von ihren andunischen Verehrern kannte sie diese Klangfarbe in der Stimme. Schwärmerei? Verliebtheit? Oder war alles bisher Trug und Hohn, bei ihm als auch bei den Freiern, die um sie und andere Adelstöchter warben?
"Dich loswerden? Ich will dir nichts antun..." Er ließ zu, dass sie weiter von ihm abrückte und senkte die Hand. Das Kettchen daran spannte bereits, so hielt er den Arm ausgestreckt. Einen erneuten Kontaktversuch unternahm der Elf jedoch nicht. Stattdessen schaute er nun zur Decke. Kräuterbündel hingen von einem Holzrad herab, das über ein Seil mit einem Haken in der Decke befestigt worden war. Er erkannte weder den Lavendel als solchen, noch die getrockneten Brennesseln oder die Birkenzweige. Er schaute auch nicht wirklich hin, vielmehr durch alles hindurch zu einem unsichtbaren Fixpunkt und verdaute die letzten Worte, die sie an ihn gerichtet hatte.
Mit schwerer Zunge und unter Zögern, als hätte er Angst, fragte er: "Bist du meiner überdrüssig geworden ... Azura?" Wie schön ihr Name trotz allem aus seinem Munde klang!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Samstag 5. Dezember 2020, 10:35

Ihr bisheriges Leben hatte sie von Mord und Totschlag tunlichst ferngehalten, obwohl ihr durchaus bekannt war, dass es selbst in Andunie hin und wieder zu... Unfällen gekommen war. Allerdings hatte das meist nur die unterste Schicht der Straße betroffen und niemals hatte jemand, den sie kannte, etwas damit zu tun gehabt.
Mit dem Tod selbst in Berührung war sie auch schon gekommen, bei der Jagd, die ihr dann oftmals leckeres Wildbret auf den Teller gebracht hatte. Da hatte sie mit ihrem Falken durchaus eben getötet, wenngleich niemals aus reinem Vergnügen und Grausamkeit. Im Gegensatz zu diesem Kerl, der arme Katzen gequält hatte! Oder mit Nadel und Faden Öffnungen zunähte, wenn ihm etwas nicht passte...
Es schauderte sie bei dieser Erkenntnis und ihre Gefühle führten einen umso heftigeren Streit in ihrem Inneren, der sie noch mehr als bisher durcheinander zu wirbeln drohte. Sogar die Tränen kamen ihr, die sie nicht vor ihm verbergen konnte, egal, ob sie es gewollt hätte oder nicht. Einen Blick für die Kette und deren Veränderung hatte sie dabei nicht, sodass deren Überzug ungesehen auf das Laken tropfen und darin versickern konnte.
Als wenn all seine Geständnisse noch nicht reichen würden, verdrehte er ihre gemeinsame Situation vollkommen, was wiederum den Zorn in ihr schürte. Gemeinsam mit der Empörung, dem Abscheu und der Furcht vor ihm vermischte sich dieses Gefühl zu einer explosiven Flamme, die in ihr immer stärker loderte. Wie gut, dass sie in ihrer Haltung sein Grinsen nicht bemerkte, sonst hätte sie ihm vermutlich noch die Augen ausgekratzt dafür. So sehr sie den alten, widerlichen Schuft zurück haben wollte, war dieser Gesichtsausdruck definitiv fehl am Platze!
Und dennoch wagte er es, sie zu berühren, wollte sie ablenken oder ihr beweisen, dass sie wirklich nichts weiter als ein Spielzeug für sie war, nicht umgekehrt. Was auch immer! Azura indes richtete sich bei dieser Berührung kerzengerade auf und trotz allem schauderte sie, dass es bis in ihren Schoß zu wandern schien.
Seine Worte hingegen zerstörten jegliche aufkommende Erregung, denn sie waren eindeutig dazu angetan, von ihr falsch verstanden zu werden. Wie eine unheilbringende Rachegöttin funkelte sie ihn an. "Was willst du mir damit sagen?! Dass es dir keinen Spaß gemacht hat?!?!", flüsterte sie gefährlich leise und war sich nicht sicher, ob sie eine ehrliche Antwort hören wollte oder lieber die schöne Lüge.
Denn ihr war es ein wirkliches Vergnügen gewesen, das sie nur zu gerne wiederholen würde. Sogar mit ihm... Wobei sie allmählich an letzterem zu zweifeln begann. Wie konnte sie überhaupt noch daran denken, jemals mit ihm wieder intim werden zu wollen?! Lag es an ihrer Unerfahrenheit, dass sie sich schwer jemand anderes zwischen ihren Schenkeln vorstellen wollte? Oder... war da noch etwas anderes, das weder sein konnte, noch durfte?!
Ihre Miene verfinsterte sich noch mehr und sie unterstellte ihm daselbe wie er zuvor erst ihr. Ein wenig damenhaftes Schnauben entkam ihr bei seiner Behauptung, die sie nicht glauben konnte. Und es dennoch viel zu gerne würde...
"Ach nein? Wie lange noch? Wie lange wird es dauern, bis du mir meinen Mund zunähen oder mich verbrennen willst? Oder dir etwas ganz anderes ausdenkst, damit dir ja nicht langweilig wird?! Du sagst ja selbst, du hast nichts von mir, was also hindert dich noch daran, mich zu beseitigen?!", warf sie ihm mit einem unterdrückten Schluchzen in der Stimme vor.
Fest biss sie in ihre Fingerknöchel und konnte sich trotzdem kaum beruhigen. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, sich auf ihn gestürzt und mit den Fäusten auf ihn eingeprügelt, bis er endlich verstanden hätte, was er ihr hier antat! Dabei meinte sie nicht die Wahrheit, von der sie ausnahmsweise überzeugt war, dass sie seiner Vergangenheit entsprach. Nein, er stellte es so hin, als wäre sie die Böse, diejenige, die ihn vernichten wollte, sobald er langweilig wäre. Als ob er das für sie je sein könnte!
Warum also musste er ihr auf dieser Ebene solche Schmerzen zufügen?! Das hatte nichts mit jenen Duellen zu tun, nach denen sie sich sehnte, das war... viel zu persönlich.
Er wandte den Blick von ihr ab und sie tat es ihm gleich, konnte ihn nicht länger ansehen, sondern musste sich irgendwie selbst beruhigen. So starrte sie gegen den Vorhang und kämpfte gegen den Tränenschleier, während sie jeden Laut hinunter zu würgen versuchte.
Solange, bis seine Frage das Schweigen zwischen ihnen durchbrach. Fest presste sie die Lippen aufeinander, da sie inzwischen ihre eigene Hand nicht mehr mit ihren Zähnen malträtierte. War sie es? War sie es leid, ständig mit ihm zusammen zu sein? Auf diese gefesselte Weise auf jeden Fall. Jedoch der Rest...?
Die junge Frau wusste es nicht und wollte sich damit jetzt auch nicht befassen. Erst recht wollte sie es ihm nicht verraten, selbst, wenn sie eine Antwort darauf gehabt hätte! Zu groß war die Kränkung seiner Ansicht.
Nun war es an ihr, die Rolle des trotzigen Kindes einzunehmen, die sie ebenfalls sehr gut beherrschte und stets gehegt und gepflegt hatte. "Wer ist hier derjenige, der in mir keinen Nutzen sieht?!", erwiderte sie unüberhörbar beleidigt und sah ihn dabei nicht einmal an. Stattdessen schenkte sie all ihren adeligen Hochmut dem Vorhang, den sie von oben herab anstarrte.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Sonntag 6. Dezember 2020, 04:32

Ihre Reaktion auf seine Berührung sorgte nicht dafür, dass Corax inne hielt. Ihr Keifen allerdings schon. Er betrachtete sie. Dieses Mal grinste er nicht, sondern wirkte sehr nachdenklich. Musste er wirklich erst abwägen, ob er bei ihrem gemeinsamen Liebesspiel Spaß gehabt hatte?! Es verstrich zu viel Zeit, als dass irgendeine Antwort fern von Nein glaubwürdig gewesen wäre. Aber er sagte überhaupt nichts und dann war die Gelegenheit vorbei, denn Azura setzte ihre empörte Tirade fort. Zugleich machte sie wohl auch ihren Befürchtungen etwas Luft, denn obgleich sie nach wie vor gewisse Zuneigung und auch Erregung für seinen Körper empfand, so versetzten sie seine Handlungen der Vergangenheit in Entsetzen. Könnte sie ihm überhaupt vertrauen, wenn sie damit rechnen müsste, Körperzonen zugenäht zu bekommen oder wie eine Katze an eine Wand genagelt zu werden, sobald seine Stimmung schwankte? Und das konnte sie überraschend oft. Wenn Azura näher darüber nachdachte, musste sie zugeben, dass sein Verhalten viel zu häufig sehr widersprüchlich gewesen war. Er wirkte manchmal wie ein trotziger Bengel, der keine Erziehung genossen hatte. Möglicherweise war das sogar der Fall! Welche Eltern hatten ihm beigebracht, was richtig und falsch war? Von wem mochte er jemals Zuneigung bekommen haben, wie sie sie miteinander in der heißen Quelle geteilt hatten. War ihm jemals mütterliche Liebe oder etwas Ähnliches zuteil geworden? Wieviel davon konnten Raben einem Kleinkind vermitteln, das für sie die Helme von Leichen abnahm, damit die Vögel den Toten die Augäpfel auspicken konnten?
Fraglich blieb, ob Azura sich überhaupt dazu Gedanken machte. Immerhin hatte sie Grund genug, aufgewühlt zu sein und mit ihren Gedanken bei sich selbst zu bleiben. Das konnte ihr niemand übel nehmen, nicht einmal Corax. Ihm ging es doch auch so. Er blieb emotional bei sich selbst und für Empathie blieb aktuell nicht viel übrig. Sofern er diese Eigenschaft überhaupt besaß! Manchmal wirkte es so, aber dann war da wieder eine harsche Geste, verletzende Worte oder sein Grinsen. Oder Schweigen, wie jetzt.
Es war jedoch anders. Corax befand sich nicht in einer Situation, in der er nichts zu sagen hätte. Er schien auch nicht erneut auszuweichen, um Azura Antworten schuldig zu bleiben. Man sah ihm an, dass er nachdachte. Hinter seiner Stirn verarbeitete er ihre Vorwürfe und ausgesprochenen Sorgen. Und er wägte ab. Wieviel Spaß bereitete sie ihm? Welche Vorteile brachte sie ihm? Warum sollte er sie nicht beseitigen? Nicht das erste Mal hatte er beiläufig erwähnt, seine Hand abtrennen zu lassen, damit sie beide frei wären. Was hinderte ihn daran, Azuras Hand zu opfern? Erst Recht, nachdem sie mehr über seine perfide Persönlichkeit erfahren hatte? Er hätte längst ...
"Ich werde dir nichts antun. Du bist ... anders." Es schient ihm schwer zu fallen, diese Anderartigkeit in Worte zu fassen. Vielleicht, weil er sich selbst erst einmal darüber im Klaren werden musste. Da half es nicht, dass beide sich anschiwegen. Allerdings halfen Azuras Vorwürfe ihrer Nutzlosigkeit ihm gegenüber, dass der Dunkelelf handelte. Er versuchte es zumindest, indem er sich im Kissen wieder empor schob, die Augen aufgerissen und schon dabei, ihr zu widersprechen. Alles zusammen führte jedoch zu nichts als Schmerz. Er ächzte, statt ihr zu antworten und dann wurde plötzlich der Bettvorhang aufgezogen. Man konnte zunächst nicht sehen, von wem. Lediglich das Licht der Kerzen und Laternen im Raum blendete ein wenig. Dann hörte man die kleine Gestalt mit der großen Brille und der noch größeren Nase die Trittleiter verschieben. Sie nahm alle Stufen und stand schließlich auf Höhe der Matratze an der Kopfseite des Bettes. Agnes Moospelz, die kleine Zwergenheilkundige, lächelte beiden entgegen. Dann aber entdeckte sie die Scherben.
"Ohje, ist etwas in meiner Abwesenheit zu Bruch gegangen? Seid ihr verletzt? Oh, aber warum weint ihr denn beide? So schlimm ist das nicht."
Beide. Nicht nur Azura hatte gerötete Augen. Corax' Tränen mochten sich stumm aus seinen Augen gestürzt haben, aber die salzigen Bahnen auf seinen Wangen waren hinterlassene Beweise. Hastig wischte er sie mit der Rückhand fort, noch immer nicht in der Lage, etwas zu sagen. Anschließend hielt er sich nämlich wieder die Rippen.
Agnes nickte wissend. "Du musst dich vorsichtig bewegen. Am besten bleibst du noch im Bett, bis..."
"Dafür bleibt keine Zeit, Agnes!" Ein tiefes nogreter Brummen brach die sanften Worte der Zwergin ab. Ein größerer Zwerg trat an ihre Seite. Er strahlte sofort Erhabenheit aus, was nicht nur an seinem kupferroten Haar und Bart lag. Letzterer lag wie ein wellige Teppich über der Brust, während das Haupthaar wie bei Azuras aktueller Frisur zu zwei dicken Zöpfen geflochten worden war. Unter dem Bart zeigten sich massive Muskeln als Zeugnis harter Schmiedearbeit. Denn dass der Zwerg ein Schmied sein musste, erkannte man sofort an der übrigen Ausstattung. Er trug selbst jetzt die schwer anmutende Schmiedeschürze aus dickem Leder, an der Hammer und Meißel ebenso hingen, wie eine Zange und ein kleiner Hammer für den Amboss. Dass er jenen nicht auch noch als schmückendes Beiwerk auf dem Rücken trug, überraschte fast. Dafür trug er einen edlen Reif um den Kopf. Pures Gold wie das Kettchen, das Azura und Corax verband, verblasste fast vor dem eingefassten Bernstein, der durch den Reif zentral auf seiner Stirn prangte. Es passte zu den Tätowierungen beider Oberarme. Auf dem Rechten konnte man eine von Flammen umgebene Rune erkennen. Auf dem linken Oberarm sah man einen Amboss, über dem Hammer und Meißel über Kreuz gestochen waren. Den Rest der Arme bedeckte ebenfalls kupfernes Haar.
"Das .. äh ... ist Xaon Ambossbart, angesehener Schmied und kundig in der Runenmagie", stellte Agnes ihn vor. Der Zwerg schwellte sofort die Brust. Jetzt unterbrach er die Heilerin nicht. "Er war es, der versuchte, mit einem kräftigen Hammerschlag die Kette zwischen euch zu sprengen."
"Leider erfolglos", fuhr er nun fort. Seine Stimme erinnerte an einen Bären, der in ein Ofenrohr brummte.
"Glücklicherweise erfolglos", unterbrach Agnes ihn nun ihrerseits. "Ihr hättet einen oder beide Patienten verletzen können."
"Ach, Agnes!" Xaon lachte auf. Dann fasste er Menschenfrau und Elfenmann ins Auge und wurde wieder ruhig. Ernst lag in seinem haselnussbraunen Blick. "Hier ist Magie am Werk. Eindeutig", sagte er. Sofort schaute Corax zu Azura herüber und für den Bruchteil von Sekunden funkelte diese Ich-hab-es-dir-ja-gesagt-Überheblichkeit in seinen Augen. Ihr widerlicher Schuft war noch da, hielt sich bislang jedoch eher im Hintergrund. Xaon sprach weiter: "Ich konnte sie spüren. Da es sich aber unmöglich um Runenmagie handeln konnte, war es schwer für mich, sie zu deuten. Aber ich bin ja nicht faul! Hab mich sofort schlau gemacht, denn irgendwie kam's mir ja doch bekannt vor. Ist einige Jahre her, dass ich diese ... Schwingungen vernommen habe."
"Du meinst...?", hakte Agnes nach. Sie ahnte etwas. Xaon nickte. "Aye", antwortete er. "Diese Form hab ich zuletzt während der Zeit gespürt, als der Träger eines Kristalls in Nogrot war. Du erinnerst dich? Als die Oberflächler von faldorischen dunklen Wolken sprachen."
Corax sah auf. "Ich erinnere mich", murmelte er. Xaon nickte ihm zu. "Aye, bist einer von den dunklen Völkern. Aber ihr kamt mit euren schmutzigen Wolken nicht dran, Celcia zu erobern. Sieht im Moment allerdings nicht gut aus, Agnes. Nicht gut. Doch das ist 'ne andere Geschichte. Aye. Jetzt bin ich deswegen hier." Er streckte seine fleischige Hand aus und zeigte damit auf die goldene Kette zwischen Azura und Corax. Letzterer hob die Hand etwas an, um ihre Fessel besser zu präsentieren.
"Und ich hab jemanden mitgebracht, die eher herausfinden kann, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Wir haben Glück, dass sie sich in Eldar aufhielt. Hab sie direkt hierher geschleift. Sie wartet im Vorraum."
Agnes lächelte Azura und Corax zu. "Wenn ihr beiden euch stark genug fühlt, weiteren Besuch zu empfangen, hole ich sie her."
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Sonntag 6. Dezember 2020, 09:50

Seine Finger fühlten sich herrlich, vielversprechend und dennoch absolut unpassend an in diesem Moment. Ihr Körper erinnerte sich nur zu gut, zu was er fähig war, welche Freuden er ihr mit so viel Wissen und Können bereiten konnte. Aber in ihrem Kopf arbeitete es intensiv und verhinderte damit äußerst erfolgreich, dass sie sich auch nur im Ansatz so hätte fallen lassen können wie in dem Wasserbecken.
Doch das Schlimmste stand ihr noch bevor, als sie in ihrer Wut seine Worte zu ihren Ungunsten auslegte. Natürlich war sie davon ausgegangen, dass es ihm gefallen hatte, auch wenn es bei ihm nicht zu dem üblichen Ergebnis hatte führen können.
Schließlich war er äußerst deutlich spürbar gewesen und hatte auch zuvor noch, nachdem er aufgewacht war, Andeutungen gemacht, dass er es wiederholen wollen würde. Oder seine Finger immer wieder auf Wanderschaft geschickt, was ihr wohlige Schauer bereitet hatte. Nun allerdings kam ihre direkte Frage als Vorwurf und... und seine Antwort war niederschmetternd für sie.
Hätte er sofort etwas gesagt und sei es ein gemeiner, flapsiger Kommentar gewesen, es hätte sie niemals so sehr verletzen können wie sein Schweigen. Scharf sog sie die Luft durch die Nase ein und spürte, wie etwas in ihr zerbrach. Dieses letzte Urvertrauen, dass sich zumindest ihrer beider Körper verstanden und ergänzt hatten, verpuffte.
Fest biss sie in ihre Fingerknöchel und hieß den realen Schmerz willkommen, um nicht durchzudrehen und laut schreiend loszuheulen wie ein Schlosshund. Was auch immer er nun sagen würde, wenn er überhaupt den Mund aufbekäme, es konnte nur noch falsch sein.
Und auch sie wollte es gar nicht länger hören, weswegen sie ihn weiter beschuldigte, verbal angriff und damit mehr von sich preisgab, als er eigentlich verdiente. Jedoch achtete sie nicht darauf. Es war sowieso alles zu spät für sie beide, davon war sie überzeugt.
Endlich, nach schieren Ewigkeiten, gab er etwas von sich. Worte, die... die sie nicht glauben konnte, noch deren Bedeutung wirklich begreifen konnte. So schnaubte sie abfällig und gönnte ihm keinen Blick dafür. Stattdessen kämpfte sie mit ihren eigenen Gefühlen und Gedanken, rang gegen ihre Tränen, um sie endlich wieder zu bezwingen. Wenn es nach ihr ginge, sollte es das letzte Mal sein, dass sie ihm einen Blick auf ihre Verletzlichkeit und Schwäche gewähren musste. Nie wieder wollte sie ihn in ihre Nähe lassen, nicht mehr als notwendig, solange diese Kette sie noch aneinander band.
Sie verbiss sich sogar ihre Neugier, als sie Bewegung neben sich spürte. Das wäre nicht lange gut gegangen und sie spürte bereits, wie sie diesen Kampf verlor, als der Vorhang abrupt geöffnet wurde. Geblendet und abgelenkt blinzelte sie in diese ungewohnte Helligkeit, sodass ihre Augen noch stärker tränten. Instinktiv hob sie die Hand als Schutz und achtete dabei nicht auf die Kette... oder daran, wer daran hing.
Es dauerte etwas, bis ihre Augen sich an das Licht gewöhnten und sie wieder mehr sehen konnte. Doch zuvor erkannte sie die wandelnde Nase bereits an ihrer Stimme. Und als diese erwähnte, dass jemand weinte, wischte sie sich rasch über die brennende, nasse Haut, um diese Spuren beseitigen zu können.
"Das Licht, nichts weiter.", murrte sie und würde ihrem Begleiter damit wohl alle Ehre machen, weil sie sein Benehmen unbewusst übernahm. Aber sie würde sich lieber die Zunge abbeißen, als dass sie sich jemandem anvertraute! Dass hingegen auch er...
Nein, Azura verbot sich jeden Ansatz von Aufmerksamkeit in seine Richtung und hielt demonstrativ den Blick abgewandt. Was dieses Mal vermutlich zu ihrem Vorteil war, denn dadurch konnte sie die brummige, männliche Stimme einer Gestalt zuordnen, die ebenfalls in dem Raum aufgetaucht war.
Instinktiv richtete sie sich zu einer gerade Sitzposition auf, um Haltung zu wahren, während sie ihm abwartend entgegen sah. Was er gesagt hatte, hatte sie nicht verstanden, jedoch kam auch sie zu dem Schluss, dass es sich wohl um jenen Schmied handeln musste, von dem die anderen dauernd sprachen.
Ihre Musterung fiel nur kurz aus, dann konzentrierte sie sich ganz auf sein Gesicht, das von viel und dichtem Rot umrahmt wurde. "Habt Ihr die Lösung?", fragte sie ihn direkt und ungeduldig und... tatsächlich mit einem gewissen Respekt in der Stimme. Woher dieser kam, da es sich definitiv um jemanden unterhalb ihrer Liga handelte, wusste sie sich nicht zu erklären. Allerdings fühlte er sich richtig an und vor allem angemessen.
Außerdem hoffte sie ehrlich darauf, dass er endlich derjenige wäre, der sie von dieser Kette befreien würde. Da war es nur recht und billig, ihn gnädig und dienstbeflissen zu stimmen.
Die wandelnde Nase mischte sich wieder ein und es entspann sich ein kurzer Dialog zwischen den Beiden, welcher der jungen Frau nichts weiter als lästig war. Rasch wedelte sie mit der Hand, dass die Kette mitschwang, wenn sie nicht zu gespannt war. "Ja, ja, die Lösung des Problems!", drängte sie und hielt es kaum noch aus.
Sie wollte und musste endlich frei sein und hoffte darauf, dass dieser Zwerg es in kurzer Zeit schaffen würde. Und diese Kürze erschien ihr trotz allem nun unerträglich lang.
Seine Antwort darauf war eine Feststellung, die ihr ein leises, undamenhaftes Schnaufen entlockte. Ihr war, als brenne ein Blick in ihrem Nacken, aber sie wehrte sich standhaft dagegen, nachzusehen. "Und selbst wenn, eine, die zumindest mir unbekannt ist und die ich nicht lösen kann.", beharrte sie mit einer Stimme, die für Wissende eine deutliche Anschuldigung war. Denn auch sie machte die Person am anderen Ende der Kette dafür verantwortlich!
Doch noch immer schritt dieser Schmied nicht zur Tat, sondern begann sich nun weiter zu unterhalten. Azuras Blick wurde finster und sie verschränkte die Arme vor der Brust, um ungeduldig mit den Fingern zu trommeln. Was interessierte sie die Geschichte irgendwelcher Gegenden außerhalb Andunies, von denen sie sowieso nichts mitbekommen hatte?!
Zu ihrem Leidwesen schien auch der widerliche Kerl etwas davon zu kennen, sodass sie sich umso mehr außen vorgelassen fühlte. Ihre Miene verschloss sich und sie verdrehte die Augen. "Ist ja alles schön und gut, aber können wir uns bitte um das hier..." Sie hob ruckartig ihren Arm mit der Kette, ungeachtet dessen, ob damit jemand Gewisses neue Schmerzen hätte oder nicht. "... kümmern?! Plaudern könnt ihr später auch noch!"
Denn das Bedürfnis nach ungestörter Einsamkeit, am besten mit einem heißen Bad und wohligen Düften, stieg unerbittlich in ihr hoch. Schließlich gipfelten jene Gefühle, die er vor ihrer Unterbrechung im Endeffekt hervorgerufen hatte, darin. Sie fühlte sich... beschmutzt und sie hatte den Drang, sich diesen Umstand von der Haut zu schrubben, immer und immer wieder, bis es hoffentlich abgespült wäre.
Erneut verdrehte sie bei dem Angebot die Augen. "Worauf wartet Ihr noch? Je eher, desto besser!", drängelte die junge Frau und konnte es kaum noch erwarten. Wer oder was auch immer nun hier wäre, sollte endlich etwas tun und damit am besten auch Erfolg haben!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. Dezember 2020, 14:56

Xaon Ambossbart hob die Schultern auf eine Weise, wie es wohl kein zweiter konnte. Bei anderen mutmaßte man sofort mangelndes Wissen oder Unsicherheit. Bei ihm strahlte die Geste nach wie vor Erhabenheit aus. Man wollte diesem Zwerg glauben, dass er selbst in ausweglosen Situationen und ohne eine Idee dennoch die richtige Entscheidung traf. Er blieb vor allem ruhig und besonnen, so dass er mit seiner Art einen Kontrast zu Azuras gesteigerter Ungeduld bildete. Aber wer konnte es ihr übelnehmen? Sie war nun schon so lange durch das Kettchen mit Corax verbunden und die aktuelle Lage zwischen beiden lastete schwer auf ihrem Herzen. Ein wenig Abstand wäre ratsam. Sie brauchte nun einen ruhigen Ort zum Verkriechen, um über alles nachzudenken und Kraft zu sammeln. Dann könnte sie ihm sicherlich wieder gegenüber treten. Doch noch durfte sie nicht einmal damit rechnen, dass Xaon die Goldkette auch würde lösen können. So wuchs ihre Ungeduld weiter. Wenn ihnen schon niemand helfen könnte, sollte sie auch keiner länger aufhalten!
Trotz allem sorgte die Art des Zwergs auch bei Azura dafür, dass sie sich ihrer Manieren erinnerte. Sie musste zugeben, dass der kleine, bärtige Mann ihr Respekt einflößte und in ihrer Ausdrucksweise beeinflusste. Mit Corax wäre sie im Zustand ihrer Ungeduld gewiss nicht so höflich umgegangen. Das zeigte sich auch, als sie erneut metaphorisch mit Messern nach ihrem Begleiter warf. Nach wie vor glaubte Azura fest daran, dass er für die magische Kette verantwortlich war. Corax konterte mit einem genervten Schnauben.
"Ich habe es schon mehrmals gesagt: Ich bin ein Stein - was Magie angeht. Ich beherrsche nichts dav-"
Das Brummen des Zwergenschmieds unterbrach ihn, denn es klang zweifelnd. Außerdem schüttelte der Kerl seinen Kopf, dass der kupferne Bart Wellen über seiner Brust schlug. Er streckte einen seiner schwieligen Finger empor. "Na, so würde ich das aber nicht sagen", erwiderte er. "Ich spüre die Magie wie wenn man heißes Metall in einen Eimer Wasser gibt. Es zischt und dampft überall um uns herum. Ich kann nur nicht genau deuten, von wem der Dampf ausgeht und ... welche Farbe er hat, wenn ihr's so nennen wollt." Er lachte brummig. Corax verdrehte nur die Augen. Auch er blieb stur bei seiner Meinung. Er war so magisch begabt wie ein Fisch in der Lage war, Goblinball zu spielen.
In der Zwischenzeit hatte Agnes unbemerkt von dem Trio den Raum verlassen. Nun kehrte sie zurück, dass die Warze auf ihrer riesigen Nase bei jedem kleinen Schritt wippte. Sie musste nicht auf ihre Begleiterin deuten, um auf sie aufmerksam zu machen. Ihr Aufzug zog sofort jegliche Blicke auf sich und wer versuchte, das zu ignorieren und wagte, sie zu übersehen, dem fiel spätestens am Klingeln der zahllosen Glöckchen an ihrem Gewand auf, dass sie den Raum betreten hatte. Schön war sie, groß und gertenschlank. In ihren Bewegungen erinnerte alles an einen jungen Zweig, der sich in alle Richtungen bieten konnte, ohne zu brechen. Und er blühte so wundervoll frisch!
Die Elfe, die Agnes Moospelz gefolgt war, konnte man einfach nur als zauberhaft bezeichnen, allerdings im weniger mystischen Sinne. Sie war ein wandelnder Regenbogen, denn sie trug nicht nur eine Hose mit grüngelbem Schachmuster, sondern auch eine Tunika, die aus kunterbunten Flicken zu bestehen schien, welche sich wie das Gefieder eines schönen Vogels übereinander legten und bei jeder Bewegung raschelten. Es ließ sie fluffig und flauschig erscheinen. Aus diesem Wams lugten zwei lange Ärmel heraus, ebenfalls mit grüngelbem Schachmuster versehen, die zum Saum hin breiter ausfielen. Azura wusste, dass man sie Trompetenärmel nannte. In Adelskreisen und bei Ballkleidern waren sie in den letzten Monaten etwas aus der Mode gekommen, obwohl sie in den passenden Farben durchaus elegant sein konnten. Ob Corax als gelehrter Schneider diesen Modestil auch kannte?
An den Enden der Trompetenärmel hinten winzige goldene Glöckchen am Saum. Sie zierten aber auch den gefächerten, weißen Kragen der Elfe, sowie die Spitze ihrer langen grünen Gugelhaube, unter der güldene Seide in Form ihrer Haare hervor schaute. Sie trug es zu unzähligen Zöpfen, einige offen, andere mit bunten Bändern und erneut Glöckchen verflochten. Kunterbunt und zauberhaft, so sah sie aus!
Ihr Gesicht war zudem geschminkt. Auf weiß gepuderten Wangen hatte sie sich einen goldenen Stern und ein grünes, verdrilltes Blatt gemalt. Die Lippen stachen in vollem Apfelrot heraus und waren von einem freundlichen Lächeln geziert. Darüber zwinkerte ein aufgewecktes Paar grasgrüner Augen Agnes' Patienten entgegen. Jeder Wimpernschlag wurde vom Akkord einer güldenen Handharfe begleitet, die von der Elfe geführt wurde. Beiläufig und doch ganz gezielt zu ihren Bewegungen brachte sie die Saiten zum Klingen.
"Darf ich mich vorstellen?", kicherte die Elfe und verneigte sich tief, dass die Gugel beinahe den Boden berührte. Mit storchenlangen Beinen und zu den Seiten ausgebreiteten flügelartigen Armen präsentierte sie sich, so dass Corax sich ein wenig in den Kissen aufrichten müsste, um sie zu sehen. Er tat es aber nicht. Genug der Spiele auf Kosten seiner Gesundheit! Die Rippen schickten nach wie vor schmerzhafte Impulse aus und seine Laune hatte einen Tiefpunkt erreicht, zu dem sich nicht noch mehr Pein gesellen sollte. Er hatte einen flüchtigen Blick auf die kunterbunte Elfe geworfen, das musste ausreichen. So sehr war er an ihr auch nicht interessiert. Wer war sie schon? Sein Blick huschte stattdessen flüchtig über Azuras Züge, interessiert an ihrer Reaktion auf die Fremde.
"Nur zu, Kindchen", forderte Xaon sie mit einem kräftigen Nicken auf, sich endlich vorzustellen. Die Elfe kehrte in eine gerade Haltung zurück und sprach: "Man kennt mich unter dem Namen Méllyn Kicherklang und so dürft ihr mich nennen. Es ist mir ein wahres Vergnügen, wirklich! Ich bin so gespannt herauszufinden, ob Herrn Ambossbarts Vermutung richtig ist. Und genau dafür bin ich hier, hihi!"
"Welche Vermutung?", brummelte Corax entnervt auf. Er machte nicht den Eindruck, überhaupt mit Xaon, Agnes oder Méllyn sprechen zu wollen. Er brauchte keinen der drei, sondern nur seine Ruhe. Der Streit mit Azura war schon zu viel gewesen und beschäftigte ihn augenscheinlich mehr als seine Situation um das Goldkettchen. Denn erneut warf er einen Blick zu ihr herüber. Just wurde seine Aufmerksamkeit aber erneut auf die Elfe gelenkt. Sie streckte einen Finger empor. Der Nagel war mit Farbe bestrichen und mit Glitzerstaub verziert. Nein, alle Nägel und alle in einer anderen Farbe, so dass auch ihre Fingerspitzen wie in flüssigen Regenbogen getaucht aussahen. "Ich sollte vielleicht noch anmerken, welcher Profession ich nachgehe. Damit ihr besser versteht." Sie hielt ihre Hand samt Harfe vor den Mund, um ein erneutes Kichern im Zaum zu halten. Dann pustete sie in die Handfläche und durch die Saiten ihres Instrumentes hindurch. Dem Hauchen entsprang weiterer Glitzerstaub, welcher direkt auf Azura zu hielt. Bevor er ihre Sicht verschleiern oder einen Niesreiz hervorrufen konnte, wirbelte der Staub unter dem Klang der Harfe um sich selbst. Er drehte sich in der Luft und schien sich auszudehnen, bis aus den wild wirbelnden Farben ein feiner Stoff geworfen war. Sacht schwebte jener nun in Azuras Richtung, so dass sie ihn direkt aus der Luft greifen könnte. Seide, aber erneut bunt wie ein Regenbogen und halb transparent schmiegte sich weich und warm an ihre Haut.
"Das ist Schimmerseide, gefertigt aus Schelmenmagie. Da ich eine Buntschelmin bin, hat der Stoff die Farbe meiner Seele übernommen, hihi", lachte Méllyn auf. Dass sie mit dem magischen Stoff tatsächlich auch Corax erreichte, schien ihr bewusst, denn ihre Augen funkelten und sie versuchte erst gar nicht das Grinsen zu verbergen. Corax streckte nämlich die Finger nach dem feinen Seidenstoff aus. Die Sehnsucht, ihn zu berühren, war geweckt.
"Aber ich bin nicht hier, um nur kleine schöne Geschenke zu machen", erzählte Méllyn Kicherklang weiter. "Zurück zur Vermutung und zum Anfang. Oder beginne ich in der Mitte? Hihi, es ist gleich! Wichtig ist, dass am Ende der Geschichte eine Lösung parat steht, um auch euer Problemchen zu lösen. Wobei ich bereits überzeugt bin, dass es sich von allein auflöst, wenn du dir endlich bewusst wirst, was du bist."
Ihr ausgestreckter Finger mit dem Glitzerlack auf dem Nagel deutete zielstrebig auf Corax. Jener blinzelte. "Ich? Lass mich mit deinem Blödsinn in Frieden, Elfenweib!"
Méllyn nickte. "Da ist der Beweis! Ich wusste es! Oh, das ging wirklich schnell und war sooo einfach, hihi. Wunderbar!" Verwirrte Blicke Seitens beider Zwerge trafen die Schelmin. Sie kicherte vergnügt. "Ja, hat das denn niemand von euch bemerkt? Weißt du es selbst nicht, was du bist? Es ist doch sofort erkennbar! Nur ein Grauschelm ist so rumpelig grummelig, dass selbst mir die Tränchen kommen wollen! Nagut, ich habe den Vorteil, dein Gegenteil zu sein, Herr Grauschelm! Gegensätze ziehen sich an oder stoßen sich ab. Wir beide sind von der stoßfreudigen Variante!"
Xaon hustete auf, was in einem halb heruntergewürgten Lachen verklang. Méllyn wirkte zufrieden. Sie erklärte den Umstehenden: "Magiebegabte wie beispielsweise Herr Ambossbart können auch das Talent anderer spüren. Doch wenn es nicht ihrer eigenen Magie-Richtung entspricht, vermögen sie nicht zu deuten, was dahinter steckt. Aber Ihr habt richtig gelegen mit dem Schelm, Herr Ambossbart. Hut ab, gut gemacht und drei Mal Hurra! Ich hingegen kann nicht nur die Magie im Raum spüren - die auch von Euch ausgeht, hübsches Fräulein! - sondern fühle ebenso eine gewisse Abneigung gegenüber dir dunklem Spitzohr. Und das liegt nicht an deiner Herkunft, sondern an dem Kribbeln unter meinen Fingernägeln. Magisches Kribbeln. Du bist mein Kontrast, nicht nur farblich. Deine Seele ist so schwarz wie meine bunt ist. Wo ich das Lachen liebe und anderen jenes auf die Lippen zaubere, da ergötzt du dich an deren Leid. Unglück heißt du und Unglück bringst du - sogar gegenüber dir selbst!"
"Moment, Frau Kicherklang", unterbrach Agnes und starrte von ihr zu Corax herüber. "Soll das heißen, dass..."
"Ganz genau, wackelwarzige Nasenzwergin mit den freundlichen Augen! Frau Moospelz, Ihr seid auf der richtigen Spur! HAHA!" Méllyns Finger schwenkte von Corax' Gesicht zum goldenen Kettchen herunter. "Es überrascht mich zwar, dass es golden schimmert, denn das ist keine Farbe für einen waschechten Grauschelm, doch die Magie fühlte ich deutlich. Sie hat sich gegen dich selbst gerichtet, Herr Grauschelm! Unglück heißt du, Unglück bringst du und dieses mal legst du es dir selbst auf. Verstehst du? Du hättest die Kette jederzeit selbst lösen können. Es ist dein Zauber, der euch beide bindet. Ist das nicht niedlich? So sehr hängst du an dem Fräulein. Aber sie ist auch eine Augenweide, fürwahr. Ja, Frau Patientin. Ich finde dich auch zuckersüß, hihi!"
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Montag 14. Dezember 2020, 11:15

Unter anderen Umständen hätte sie die Wirkung dieses Schmieds, obwohl er ein Zwerg war, sicher besser zu würdigen und vor allem für sich zu nutzen gewusst, um ihre galanten Verehrer damit aufzuziehen und zu necken. Schließlich war es äußerst vorteilhaft, eine respekteinflößende Erscheinung zu besitzen und dabei auch eine gewisse Würde auszustrahlen, sodass jeder sich aufs Beste zu benehmen bemühte. Sogar sie würde ihn, vorerst zumindest, weniger von oben herab behandeln als manch andere Person in diesem Raum.
Allerdings wollte sie auch endlich die vermaledeite Kette loswerden und keine Lektion in celcianischer Geschichte erteilt bekommen. Wobei sie ja nicht einmal richtig miteinbezogen wurde… Umso mehr würde sie das an ihrem Begleiter auslassen, um weiterhin ihre Zunge schärfen zu können und nicht abzunutzen.
Natürlich protestierte er dagegen, jedoch kam er nicht dazu, seine Verteidigung zu Ende zu bringen. Das Brummen und Kopfschütteln sorgte dafür, dass sich ihre Stirn leicht kräuselte.
Als er dann auch noch sich zweifelnd äußerte, konnte sie sich ein triumphierendes, spitzes „Ha!“ nicht verkneifen. Mit einem Blick, der deutlich machte, dass sie es sowieso immer und überall schon gewusst hatte, bedachte sie kurz den Verletzten, der endlich damit aufhören sollte, sich so kindisch zu benehmen.
„Ob ein Schlag auf dem Hinterkopf sein Denkvermögen anregt…?“, murmelte sie beinahe schon nachdenklich und tat es laut genug, dass es auch der Schmied würde hören können. Denn für sie stand der Urheber fest und dieser sollte das endlich einmal einsehen, um diese Qual zu beenden.
Wahrscheinlich hätte sie noch die ein oder andere Spitze von sich gegeben, wenn nicht in diesem Moment sich etwas in dem Raum verändert hätte. Azura konnte es nicht benennen, ob es an der Luft oder der Farbintensität in ihrem Augenwinkel oder etwas gänzlich anderem lag. Auf jeden Fall ließ sie ab von ihrem Vorhaben und sah in die Richtung des Neuankömmlings, der sie eine geraume Zeit hinweg sprachlos werden ließ.
Zu allererst… es war eine sie! Eine weibliche Elfe von atemberaubender Schönheit, dass in ihr schlagartig Neid und… und Eifersucht hochkochte. Neid auf diese ätherische Erscheinung, diesen leichten Gang, diese flimmernde Luft, die sie beständig umgab.
Auch fühlte sie sich mit einem Mal wieder schmutzig wie vor ihrem Bad und griff unwillkürlich nach ihrem Zopf, der schlicht und ergreifend zweckdienlich war, nicht mehr. Die junge Frau hatte derzeit keine prachtvolle Frisur, die ihr zur Zierde gereichte, geschweige denn passende Kleider, Schmuck und… und Schminke. Sie konnte im Moment überhaupt nicht so glänzen, wie sie es von ihrem bisherigen Leben kannte.
Das wiederum führte zu der Eifersucht, denn bestimmt würde ihr Begleiter von dieser Schönheit in Bann geschlagen werden und sie darüber gänzlich vergessen. Nein, schlimmer noch, sie daran messen! Er hatte schließlich keinen wirklichen Grund, es nicht zu tun. Sie hatte ihn weder betört, noch hatte ihm ihrer beider Vereinigung in dem heißen Wasser Freude beschert.
Azuras Kehle wurde ihr eng und sie ballte hastig ihre zu zittern begonnenen Hände zu Fäusten, damit es niemand bemerken konnte. Hoffte sie… Indes verschloss sich ihre Miene, wurden ihre Lippen zu einem schmalen Strich, hinter dem ihre Zähne leise knirschten, und straffte sich ihre sitzende Haltung.
Natürlich gab es den Drang in ihr, zu ihm hinzusehen und seine Reaktion festzustellen. Nur… sie wagte es nicht. Diesen Dolchstoß in ihr Herz hätte sie nicht auch noch verkraftet!
Als wäre ihre Qual bei diesem Anblick nicht schon groß genug, wurde es noch schlimmer, als dieser melodische Singsang von Stimme erklang und ihr vor Augen führte, wie wenig wohlklingend ihr eigenes Timbre war. Es kam ihr rau wie die See im Vergleich dazu vor, wie ein beständiges und mitunter lautes Rauschen. Nichts, was dieser Schönheit auch nur im Ansatz nahekommen konnte.
Die junge Frau knirschte erneut mit den Zähnen, dass ihre Wangenknochen zu schmerzen begannen, während ihre stumpfen Fingernägel sich in ihre Handballen bohrten und dort kleine, halbmondförmige Abdrücke hinterlassen würde. Sofern sie in absehbarer Zeit ihre Hände überhaupt wieder öffnen könnte…
Und zu allem Übel bewegte sich diese Elfe auch noch mit einer Eleganz, die überirdisch wirkte. Niemals würde sie sich derart anmutig verbeugen oder gar derart schwebend schreiten können. Es war wirklich zum Heulen! Tatsächlich brannten ihre Augen bereits verräterisch, sodass sie weniger mit Zuhören, als vielmehr mit der Wahrung ihrer Fassung beschäftigt war.
Daran änderte auch seine brummige Laune nicht, die sie auf verborgenes Interesse schob. Immerhin war er anfangs… und auch später noch zu ihr nicht minder unfreundlich gewesen. In ihrem Magen bildete sich ein Klumpen, der schwer wie ein Stein in ihren Eingeweiden lag und ihr Übelkeit zu verursachen drohte.
Sie merkte erst auf, als sich diese elegante, bunt verzierte Hand hob und mit wahrer Magie etwas erschuf, das unter normalen Umständen ihre Augen hätte aufleuchten lassen. Jetzt, in ihrer Situation, erinnerte es sie schmerzlich daran, was sie alles verloren hatte, welch herrliche Kleider, die dennoch niemals an die Feinheit dieser Seide herangereicht hatten. Kein Wunder, dass sie neben dieser Elfe nie und nimmer hätte Bestand haben können!
Dennoch, obwohl es ihr fast schon reale körperliche Schmerzen verursachte, griff sie nach dem Stückchen Stoff und fragte sich unwillkürlich, ob es sie in all seiner Buntheit überhaupt zieren würde. Oder ob sie darin eher verschwinden, davon überstrahlt werden würde.
Der Zauber hielt an, bis sie Finger wahrnahm, lange, dunkle Finger, die ebenfalls danach greifen wollten. Ihre Miene verschloss sich wieder und sie hätte die Seide am liebsten weit weggeworfen. Doch das wiederum brachte sie nicht über sich, sondern schob sie lediglich zur Seite, damit sie aus ihrer unmittelbaren Reichweite war.
Dann wandte sie den Blick davon ab und zwang sich, seine Faszination nicht zu beobachten oder sich gar die Frage zu stellen, was er sich dabei dachte. Sicherlich nichts Positives für sie…
Dafür nahm sie endlich die Worte wahr und sah hoch zu der Elfe, in der Vorahnung, dass deren Worte an sie gerichtet waren. Sie glaubte fest daran, öffnete bereits ihren Mund, um sich verzweifelt zu verteidigen, als ihr Irrtum offensichtlich wurde. Nein, die andere zeigte auf ihren Begleiter und Azura konnte sich ein leises „Sag ich doch!“ nicht verkneifen.
So vieles lag ihr noch auf der Zunge, wollte an die Oberfläche dringen und wurde dennoch daran gehindert, da die Besucherin fortfuhr. Grauschelm… Gegenteil… was sollte dieses Gefasel? Was brachte das sie beide ihrer Freiheit endlich näher?!
Doch dann zuckte sie bei dem Wort „stoßfreudig“ leicht zusammen und sofort war da wieder ihre Eifersucht, die übermächtig zu werden drohte. Ja, mit IHR hätte er bestimmt sein Vergnügen… Die junge Frau blinzelte, bis der feine Film, der ihren Blick zu trüben versuchte, fürs erste wieder verschwunden war.
Indes perlte die Stimme weiter in ihrem Monolog, sodass es dieses Mal sie war, die leise vor sich hin murrte:„Lass mich aus der Sache raus!“ Denn sie war gewiss nicht die Schuldige an dem ganzen Übel! Ihre Kette wäre höchstens aus Wasser und hätte sie längst umgebracht bei der bestehenden Dauer.
Die schlimmste Erkenntnis stand ihr allerdings noch bevor, wobei sie diese anfangs gar nicht so bewusst wahrnahm. Zu sehr ärgerte sie sich immer mehr über dieses fröhliche Gekicher und Gebaren. Es ging ihr auf die Nerven, indem es ihr ständig vor Augen führte, was sie alles nicht hatte und wohl auch nie als Mensch aus Fleisch und Blut erreichen würde.
Aber die Ausführungen gingen weiter und dieses Mal erreichten sie auch Azura. Diese fuhr plötzlich wie von der Tarantel gestochen zusammen und vernahm das Kompliment gar nicht mehr. Stattdessen starrte sie zu ihrem Begleiter, nun wirklich den Tränen nahe.
„Ein Unglück… das bin ich also für dich…“, murmelte sie in einer Lautstärke, in der sie menschliche Ohren nicht mehr verstehen würden. Wie sah es da jedoch mit den empfindlicheren Elfenohren aus? Sie dachte nicht daran, dafür war der Schmerz zu groß, der ihr Herz umklammert hielt.
Es war die eine Sache, wenn sie sich unter vier Augen stritten und er ihr dabei ein ums andere Mal weh tat. Allerdings war es etwas vollkommen anderes, wenn jemand Drittes darüber sprach, erst recht jemand, der sie allein mit seiner Präsenz in den Schatten stellte. Nein! Was zu viel war, war zu viel!
Mit einer wütenden Geste wischte sie sich mit dem Handrücken über die brennenden Augen, straffte sich erneut und holte alles an adeliger Arroganz und Herablassung aus sich heraus, zu dem sie fähig war. Mit einem leisen, eingeschnappten Laut wandte sie sich von ihm ab.
„Du hast es gehört, du bist schuld an dieser Kette! Also vernichte sie endlich!“, befahl sie kalt, obwohl sie innerlich aufs heftigste zitterte und am liebsten hemmungslos losgeschluchzt hätte. Doch nicht hier, nicht jetzt und gewiss nicht in dieser Gesellschaft! Stolz, Wut und Schmerz hielten sie aufrecht… noch!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Montag 21. Dezember 2020, 05:55

Wer von beiden die Sorte Schelm war, welche Leid brachte, daran zweifelte Azura wohl. Allein Méllyns Erscheinung ließ sie fast grün vor Neid sehen und ihr Kompliment klang wie blanker Hohn in ihren Ohren. Zuckersüß? Sie? In diesem Aufzug?! Da machte sich doch jemand über sie lustig, aber schlimmer noch war diese Elfe einfach so wunderschön. Sie besaß eine anziehende Ausstrahlung, die ihresgleichen suchte. Nichts, gegen das Azura auch nur ansatzweise ankämpfen könnte und wenn sie ihre Wangen noch so sehr puderte. Bei der Elfe kam das Aufreizende, das Anziehende, auf natürlichem Weg. Sie brauchte nur zu lächeln, damit man ihr alle Wünsche von den Lippen ablesen und erfüllen wollte. Sie musste einen immensen Eindruck bei Corax hinterlassen. Sicherlich verhärtete sich dessen Schritt nun, wo er vorhin bei Azura leidlich schlaff geblieben war. Allein die Vorstellung quälte die Andunierin und sie wandte den Blick ab. Außerdem sorgte ihre Eifersucht auf Méllin Kicherklang dafür, dass sie auch Corax gegenüber arg forsch wurde. Dabei hatte dieser es ausnahmsweise einmal nicht verdient. Oder etwa doch? Weil er der Grauschelm war und es seine Magie, die sie an ihn band! Weil er das Unglück anzog ... und sie an sich gebunden hatte. War sie, Azura, sein Unglück?
Die ungeklärten Fragen trafen sie direkt ins Herz, hinterließen einen flauen Magen und brannten in den Augenwinkeln. Was hatte sie getan, dass Ventha sie dermaßen strafte? Was wog so schwer, dass sie zum Unglück eines anderen wurde, der ihr auf so vielen Ebenen Schmerz verursachte ... sogar auf eine bittersüße Weise in ihrem Herzen? Und letztendlich schmerzte auch die Erkenntnis, dass es alles seine Schuld war. Wie oft hatte Azura ihn für ihr beider Schicksal verantwortlich gemacht. Nun entpuppte sich ihre Vorahnung als Wahrheit.
Oh, sie hatte unter dem goldenen Kettchen gelitten! Sie hatte Probleme mit dem Umziehen gehabt und Corax war immer wieder in der Lage gewesen, sie an der Kette nach seinem Willen zu zerren und zu lenken wie eine Marionette. Sie ... hatte sich in seiner Gegenwart entleeren müssen und ihm später noch dabei geholfen, weil die furchtbare Kette nichts Anderes hatte zulassen wollen! Reine Tortur. Seine Magie.
Mit verschwommener Sicht, weil aus dem Brennen immer mehr und mehr Flüssigkeit wurde, die über die Ränder ihrer Lider zu schwappen drohte, schaute Azura nun doch zu Corax herüber. Seine Miene war finster. Es ließ sich schwer deuten, ob das Düstere Mordlust gegenüber Méllin Kicherklang war oder ein gewisser, schnippiger Trotz, weil sie gerade allen sein großes Geheimnis offenbart hatte. Corax' Miene schwebte zwischen kindlischem Aufbegehren und sadistischem Blutdurst. Sollte man ihm nun eher eine Schelle verpassen oder ihn ernst und vor allem, sich vor ihm in Acht nehmen? Die Luft um ihn herum schien wie elektrisiert. So wie die Elfe eine gar zauberhafte Freundlichkeit als Aura trug, so ging von Corax nun reinste Finsternis aus.
Aber sagte nichts, sondern starrte die Elfe zunächst nur an. Sie und den Zwergenschmied, der alles ebenso stillschweigend beobachtete. Die Ruhe vor dem Sturm. Corax klammerte sich an der Bettdecke fest. Dann zuckte sein rechte Ohr ein wenig. Sein Blick ließ von den beiden Gästen ab, huschte zu Azura herüber und er musterte sie. "Nein", sagte er, durchaus laut genug, dass alle ihn verstehen konnten. Und dann schwenkte das blutrote Augenpaar wieder auf die Buntschelmin. "Nein!", wiederholte er, energischer. "Das ist nicht mein Verdienst! Das bin nicht ich! Ich beherrsche keine Magie. Du irrst dich, Elfenschlampe!", fuhr er Méllyn an, dass Xaon Ambossbart neben ihr schon nach seinem Schmiedehammer griff. Die Schelmin aber kicherte nur. Es gelang ihr, den Zwerg mit dem Wink eines einzelnen Fingers aufzuhalten.
"Soso, Herr Grauschelm. Dieses Spiel möchtest du also spielen, ja? Oh, das wird lustig. Und bunt. Mit viel Glitzerstaub. Ich bin bekannt dafür, Glitzer zu verteilen, denn ich liebe ihn."
"Spiel, hä? Nein. Nein! Ich will nicht mehr spielen! Genug damit! Das ist krank! Aufhören!" Er wurde immer lauter, spannte sich immer mehr an und als Méllyn zu lachen begann, schrie Corax auf. Sein rabengleicher Krächzgesang übertönte gar die glockenhelle Stimme der Elfe. Sie und Xaon wichen zurück, wohingegen Agnes sich hinter das Bett duckte, denn sie stand auf der anderen Seite des Möbelstücks. "AUFHÖREN! ICH WILL NICHT MEHR SPIELEN! GEHT WEG!" Corax' Gekreisch wurde immer lauter, klang in seiner Muttersprache härter, aber drohte zum Glück niemandem die Trommelfelle zum Platzen zu bringen. Nicht einmal Azura, wo sie doch so dicht bei ihm saß. Sie bekam zusammen mit Agnes nur einen direkten Blick auf den Dunkelelfen, der seine Arme ausbreitete und herausfordernde Worte schimpfte wie eine Todesdrohung. "Ihr wollt spielen, ja? Dann spielen wir! Kommt her, wenn ihr euch traut!"
Aus seinen Armen sprossen schwarze Spitzen, zogen sich in die Länge und Schatten war sein Gewand, ehe es sich in einen Mantel reinsten Rabengefieders verwandelte, der wie ein Schutz über ihm lag. Azura wurde von den Flügen seiner Arme zurück gedrängt. Sie konnte nur den schwarz gefiederten Rücken und den Rabenkopf erkennen, dessen blutig rote Augen auf die Buntschelmin gerichtet waren. Sein Schnabel unterschied sich von dem anderer Raben. Er besaß scharfe Reißzähne, von denen Blut tropfte. Woher kam es? Und warum konnte Corax sich in ein Rabenungeheuer verwandeln? Was ging hier vor?!
Die Elfe stämmte beide Fäuste in ihre Hüften, streckte den Oberkörper vor und grinste der Vogelbeste entgegen. "Soso, du willst wirklich spielen. Also gut!" Dann kicherte sie auf und blies ihm ins Gesicht. Azura konnte eine kunterbunte Glitzerwolke erkennen, musste zwangsläufig selbst ein wenig davon einatmen. Es schmeckte nach süßen Erdbeeren, in Honig getaucht. Wie sollte man damit gegen ein Rabenmonster ankommen? Aber Corax schien es nicht zu schmecken, im Gegenteil. Er krächzte und röchelte und riss die Arme nach vorn, während die Federn ihm reihenweise ausfielen wie einem alten Mann die Zähne. Der Zauber fiel von ihm ab. Nein, jeglicher seiner Zauber endete ... und somit auch ...
Unter einem seltsamen Klang, der an das gleißende Geräusch erinnerte, wenn Metallklinge auf Metallklinge traf, zersprang die Fesselung. Glied umd Glied sprangte sich und platzte. Winzigste, goldene Kleinteile stoben durch die Luft, nur um in sich selbst zu vergehen, ehe sie jemanden treffen konnten. Nichts blieb zurück, nicht einmal eine simple Eisenfessel. Sie waren frei. Azura und Corax waren endlich frei!
Der Dunkelelf bekam davon nur nicht viel mit. Was immer Méllyn ihm engegen geworfen hatte, es wirkte. Aus dem Raben wurde wieder das Bild, das Azura von ihm kannte. Und dann stürzte er zurück in die Laken, dass Dutzende schwarzer Federn aufstoben. Bewusstlos wie schon die ganzen Tage zuvor blieb er liegen, regte sich nicht mehr.
"Ist er tot?", fragte Xaon sofort, der nun doch seinen Hammer ovrgeholt und eine defensive Haltung eingenommen hatte. Méllyn winkte ab. "Aber nein. Er hat sich verausgabt. Das war auch ein schwerer Zauber, hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Fast erinnerte es mich an Schattenmagie. Und weil er den Kettenfluch auch noch aufrecht erhielt, hat ihm das den Rest gegeben. Der wird nun Stunden brauchen, um sich davon zu erholen, aber es hat funktioniert, oder nicht? Schönes Fräulein Zuckersüß, ihr seid frei. Ist das nicht großartig?"
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Samstag 26. Dezember 2020, 18:59

In ihrem Bekanntenkreis war die junge Frau bis vor kurzem der hellste Stern gewesen, der umschwärmte Mittelpunkt jeder Zusammenkunft, und das hatte sie in vollen Zügen genossen. Zwar hatte sie es nicht so recht zu schätzen gewusst, sondern als selbstverständlich genommen, jedoch hatte sie sich nie darüber beklagt. Umso mehr würde sie es jetzt genießen... wenn sie nicht gerade das Gegenteil erfahren müsste, seit diese bunte, elfische Schönheit den Raum betreten hatte.
Natürlich hatte auch sie schon den ein oder anderen Anflug von Eifersucht in ihrem Leben verspürt, allerdings niemals bei einer ernstzunehmenden Konkurrenz... wobei, das war diese Person gar nicht, nein, schlimmer noch! Sie überstrahlte Azura und hätte es selbst dann getan, wenn sie in ihrem vollen Hofstaat erschienen wäre.
Das allein sorgte schon für eine gesunde Portion Abneigung, doch da war auch noch ihr Begleiter, dessen Namen sie beharrlich in ihrem Kopf weigerte auch nur zu denken. Dieser wäre gewiss bezaubert von ihr, hätte nur noch Augen für sie und nicht mehr... Die Miene der jungen Frau verfinsterte sich zusehends und unheilschwanger wie der Himmel, wenn sich der Sturm zusammen braute.
Der sich über jemand anderem zu entladen drohte, wenn die Elfe ihr nicht die Wucht mit ihren Worten genommen hätte. Kraftlos war ihr Hauch und sie fühlte sich einfach nur noch leer, als die Erkenntnis in ihrem Bewusstsein Fuß fasste. Sie war ein Unglück für ihn...
Um sich selbst zu quälen, hatte er sich an sie gekettet. Wie hatte sie nur so dumm sein können und glauben, dass er Gefühle für sie entwickeln würde! Ja, sie war wahrlich dumm und naiv gewesen, schließlich hatte er nicht einmal in den Becken Freude empfunden, sondern... seine Pflicht getan? Konnte man das so nennen?!
Azura schnürte sich die Kehle bei diesen Gedanken zu und ein unangenehmer Klumpen bildete sich in ihrem Magen. Obwohl sie wusste, dass es nicht gut für sie wäre, konnte sie nicht anders, als in seine Richtung zu sehen. Die Tränen wurden immer stärker, so sehr sie auch dagegen ankämpfte. Und als er sich um sie nicht scherte, auch wenn das kaum anders zu erwarten gewesen war, war das Maß für sie voll.
Mit einem erstickten Schluchzen wandte sie sich ab und verwandte ihre gesamte Energie darauf, nicht endgültig vor allen wie ein kleines Kind loszuheulen. Die Worte in ihrem Rücken ignorierte sie so lange, wie sie es konnte.
Erst, als seine Stimme lauter und lauter wurde, sich dem Krächzen eines Vogels annäherte, kniff sie die Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu. Es tat nicht so weh wie bei den heißen Quellen, trotzdem ging es ihr durch Mark und Bein und wirkte wie ein Schraubstock, der sich um ihr Herz legte. Obwohl er es ihr dauernd brach, war da irgendetwas unverwüstlich, das sich beständig um ihn zu sorgen schien... oder darum, dass ihm jemand anderes Leid zufügte. Denn, wenn das ein Wesen tat, dann hatte nur sie das Recht dazu!
Während in ihr drin alles durcheinander wirbelte, wurde sie unbemerkt nach hinten geschoben, denn sie hatte auch die Hände vors Gesicht geschlagen und konnte dadurch erst recht nichts sehen. Bis sich plötzlich alles änderte, das Gekreisch aufhörte und sie... niesen musste? Mehrmals kitzelte es ihr in der Nase mit einem Hauch von Erdbeere und Honig, sodass sie dieses körperliche Bedürfnis nicht verhindern konnte.
Es war ein leiser, beinahe niedlicher Laut, einem süßen Kätzchen nicht unähnlich, der für gewöhnlich Erheiterung oder Schwärmerei ausgelöst hatte. Im Moment hingegen übertönte er ein ungewohntes Geräusch, das sie sonst vermutlich hätte aufhorchen lassen. So bekam sie noch gar nichts mit, bis auf das Offensichtliche, da sie ihre Hände zwangsläufig von ihrem Gesicht genommen hatte.
Blinzelnd sah sie den Flitter in der Luft an, auf den sie sich erst nach einigen Atemzügen und einem weiteren, letzten Niesen einen Reim machen konnte. Besser gesagt, die Urheberin dessen erkannte.
Schon wollte sie Luft holen, um ihr eine Schimpftirade entgegen zu schleudern, als die Lagerstatt rund um sie herum erbebte. Verständnislos blinzelnd sah sie zur Seite und spürte, wie ihr das Herz tiefer sackte vor Schreck. Leblos und in einem Berg voller Federn lag ihr Begleiter da, als hätte ihn jemand wie einen Baum gefällt.
Während es in ihrem Kopf arbeitete, Rädchen für Rädchen allmählich ineinander griff, schwappte die Frage des Zwergenschmieds an ihr vorbei wie an einem Schiffsrumpf. Dafür nicht das Timbre der Elfe, denn dieses konnte sie umso weniger ertragen nach dem, was soeben geschehen war. Zuerst noch sah sie wie ein stummer, tumber Fisch zu ihr hin, dann auf ihr Handgelenk, ohne recht zu begreifen.
Dann allerdings verstand sie etwas ganz anderes. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ihre Miene verfinsterte sich. Plötzlich, ohne Vorwarnung stieß sie einen wütenden Schrei aus und mit einigen deftigen, garmischen Schimpfworten, die manchem Matrosen wohl die Schamesröte in die Wangen schießen lassen würden, stürzte sie sich auf dieses Glitzerding und wollte mit ihren Fäusten auf sie einschlagen, bis ihr dieses verfluchte Gekicher vergehen würde.
Und sie würde nicht ruhen, bis es ihr nicht gelungen wäre! Niemand vergriff sich an ihrem Kerkermeister!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Dezember 2020, 01:56

Jede andere Frau hätte sich wohl entweder entsetzt über die Situation gezeigt oder aber sorgenvoll einen Blick auf den Bewusstlosen geworfen, sich ihm vielleicht noch mit einem Wehklagen an den Hals gestürzt. Azura nicht. Zwar warf sie Corax doch einen Blick zu, aber prüfte nur knapp desen Zustand. Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass er unabhängig der gesamten Situation nie zuvor anziehender ausgesehen hatte. Selbst mit dem Verband um seine Rippengegen herum lockte sein ansonsten nackter Oberkörper mit seinen natürlichen Reizen. Das Kerzenlicht schimmerte auf der dunklen Haut, dass sie fast an Obsidian erinnerte. Hinzu kamen seine ebenso finsteren Strähnen, die nun wirr sein Gesicht umrahmten, so wie es die gewaltigen Schwingen mit seinem Körper machten. Er war auf schwarzen Federn gebettet, von ihnen halb bedeckt, dass er an einen faldorischen Flugboten aus einer Legende erinnerte. Oder an den schlafenden Unheilsprinzen, welcher durch den Kuss einer unbedachten Jungfrau geweckt werden könnte. Seine Lippen wirkten etwas fahl, ebenso die Wangen und auf Corax' Stirn stand erneut Schweiß.
Das alles entfachte in Azura nur noch mehr die Wut. Statt sich um ihn zu sorgen, denn was konnte sie schon ausrichten, wagte sie es, ihrem Zorn endlich ein Ventil zu geben. Die ganze Zeit schon hatte er sich gegen Méllyn Kicherklnag gerichtet, welche in ihren farbenfrohen Gewändern nicht nur einen Kontrast zum schwarzen Elfen bildete, sondern aus Azuras Sicht auch in ihrer Schönheit einen zu ihrem eigenen Erscheinungsbild. So stand sie auf der Konkurrenzskala weit oben, unabhängig davon, ob Corax sie als Konkurrentin für Azura überhaupt in Erwägung gezogen hätte. Doch Eifersucht machte blind, gleichermaßen wie Liebe, nur waren die Brillengläser hierbei giftgrün. Mit derart verschleiertem Blick blendete die Adlige alles um Méllyn aus ihrem Sichtfeld aus und stürzte sich auf sie. Nicht nur war diese Elfenschelmin für Corax' Zustand verantwortlich, sie hatte sie selbst auch mit irgendeinem blödsinnigen Zauber beworfen, der ihr feines Näschen gereizt hatte! Oh, jeder Vorwand war Azura nun Recht, um sich auf sie zu stürzen. Wenig damenhaft fluchte sie auf. Xaon beherrschte offenbar das Garmische, denn ihm kippte nicht nur die Kinnlade herunter, er verlor auch vor lauter Überraschung seine Waffe. Klirrend landete der Hammer am Boden, was wiederum Méllyn aufschrecken ließ. So abgelenkt konnte sie nichts gegen die Attacke von vorn ausrichten, wo sie ansonsten wohl mit einem geschickten Rückwärtssalto ausgewichen wäre oder sich in ihrer Agilität einfach um Azuras Angriffe herum gebogen hätte. Nun bekam sie die erste Attacke voll ab. Unter einem Schmerzensschrei schob es Méllyns galanten Kopf beiseite, als Azuras kleine Faust in ihrem Gesicht landete. Schminke blieb an den Fingerknöcheln haften, während die Schelmin ihre Arme zum Schutz anhob und damit wiederum Azura einen Wisch mit ihrem Ärmel verpasste. Nicht schmerzhaft, aber für einen Moment konnte sie nichts sehen und das nutzte die Buntschelmin direkt aus.
Sie war keine Kämpferin, nicht einmal Raufen beherrschte sie gut genug, um sich inmitten einer Kneipenschlägerei zu wagen. Wenn man sie physisch anging, zog sie sich zurück, denn das war nicht ihre Bühne. Dafür zeigte sich ihre Körperbeherrschung jetzt, denn auch unter dem schmerzlichen Hieb gelang es ihr nun, mit einem grazilen Flickflack außerhalb von Azuras Reichweite zu gelangen. Xaon nutzte das aus, um sich zwischen beide Frauen zu stellen, auch wenn sie einander über seinen Kopf hinweg problemlos weiter ankeifen könnten.
"Oh, warum tust du das?", schniefte Méllyn entsetzt auf. Sie war in den Stand zurückgekehrt und rieb sich die Wange, welche tatsächlich ein wenig dicker und ganz rot wirkte. Azura war da ein vorzüglicher Treffer gelungen.
"Beruhigt euch, beide!", ließ der bärtige Zwerg seine tiefe Stimme ertönen, aber durchdringen konnte er damit wohl zu keiner der beiden. Er war eben nur ein Mann und dieser sollte sich niemals in einen Frauenkampf einmischen. Niemals! Das wusste zum Glück Agnes sehr gut, obgleich sie hier wohl noch weniger den Eindruck erweckte, sich in eine Keilerei zu wagen als die kunterbunte Akrobatenelfe. Doch wer ahnte schon, was die Heilkundige in ihrer Jugend alles angestellt haben mochte? Möglicherweise hatte sie gar einige wilde Töchter auf die Welt gebracht, um zu wissen, wie man einen solchen Streit handhaben musste. Letztend Endes stand aber ihre Profession und damit der Patient im Vordergrund.
"AUFHÖREN!" Ihre sonst so sanfte, gar herzliche Stimme, übertönte alle Geräusche. Sie sorgte sogar dafür, dass Corax die Brauen verzog. Eigentlich ein gutes Zeichen. Er lag nicht so tief in seiner Ohnmacht gefangen wie die letzten Tage. Vielleicht erwachte er dieses Mal schneller, wenn ... ja, wenn...
"Genug damit!", fuhr Agnes fort. Sie hatte sich mit einem Besen bewaffnet, dessen Borsten über ihren Kopf herausragten. "Prügeln könnt ihr euch draußen, aber nicht in meinem Krankenzimmer. Nein, auch in meinem Haus möchte ich das nicht sehen. Schaut euch den jungen Mann an! Er hat sich vollends verausgabt, dabei war er zuvor schon sehr schwach. Im schlimmsten Fall ist die Rippe erneut gebrochen und dann bleiben ihm nur noch zwanzig Minuten Lebenszeit, falls sie sich in seine Lunge gebohrt hat. Etwas mehr Taktgefühl von euch allen - bitte!" Sie setzte den Besen wieder ab und seufzte aus. Nun, da sie die Aufmerksamkeit aller auf sich ruhen hatte, sprach Agnes wieder etwas beherrschter. Ihre sanfte Art fehlte aber nach wie vor in der Stimme. Wenn es um ihre Patienten ging, konnte selbst sie streng werden. "Ihr werdet nun alle den Raum verlassen. Hinaus! Ich muss nach dem Elfen sehen."
"Elf? Agnes, dieser Kerl da ist ein Monstr-"
"Eigentlich war das nur-", versuchte Méllyn Xaon das Wort abzuschneiden, aber selbst sie wurde durch eine harsche Geste seitens Agnes unterbrochen. Fast beleidigt glotzte sie die Riesennase der Zwergin an, mit Schmollmund und nach wie vor ihrer dicken Wange. Agnes zeigte kein Verständnis. Dieses Mal nicht.
"Was immer er ist, ganz zu vorderst ist er erst einmal mein Patient und als solcher braucht er nun keinen von euch, sondern Ruhe. Fräulein Azura, da Ihr nun wieder frei umherlaufen könnt, werdet auch Ihr den Raum verlassen. Wartet vor der Tür auf mich, dann kann ich euch endlich bessere Kleidung und die Möglichkeit, Euch zu waschen geben. Aber auch Euch will ich hier drin nun nicht sehen, solange ich den jungen Mann behandle. Hinaus, mit euch! Allesamt!"
Da blieb keine Chance zur Rebellion. Agnes ließ keinen Widerstand zu und griff notfalls doch nochmal zum Besen, um das Trio vor die Tür zu befördern. Anschließend wurde diese sogar von innen verriegelt. Etwas bedröppelt standen die drei nun im Vorraum. Azura erkannte, dass es sich um Agnes' Untersuchungs- und Wohnstube handeln musste. Es gab eine Kochnische, die direkt in den Stein gehauten worden war und auch eine im Fels befindliche Feuerstelle mit Abzugsloch besaß. Die Flammen wärmten den gesamten Raum, in dem sich noch ein Tisch mit vier Stühlen, ein großer Korbstuhl und in einer anderen Ecke ein Untersuchungstisch mit allerhand Schränkchen und medizinischen Sammelsurien vorfand. Sogar eine gezackte Säge lag dort herum. Wenigstens war sie nicht blutig. Im felsigen Boden fand sich jedoch ein kleiner Abfluss, um den ein brauner Rand zu erkennen war. Agnes schien hier sogar Operationen vorzunehmen.
"Hrm, ich gehe", sagte Xaon plötzlich. Er schulterte seinen Hammer. "Sieht nicht so aus, als brauche man mich noch. 'tschuldige, Méllyn, dass es so gelaufen ist. Kommst du mit? Ich kann dich in ein Gasthaus bringen. Mit einem Bier vergeht jeder Schmerz." Méllyn antwortete noch nicht. Stattdessen sah sie Azura an und jene erkannte etwas Vertrautes im Blick der Elfe. Genau so trotzig und beleidigt konnte Corax gucken - wie ein Kind, das Unsinn angestellt hatte und dafür den Hintern versohlt bekam. Etwas, das in der Weltsicht eines Kindes zu vollkommenem Unverständnis führte. Ja, genau so guckte Corax gelegentlich und nun traf sie der gleiche Blick aus dem grasgrünen, elfischen Augenpaar.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Dienstag 29. Dezember 2020, 12:08

Ihre Reaktion war vieles, aber gewiss nicht rational. In ihr kochte schlichtweg alles hoch, was sich in den letzten Minuten in ihrem Inneren angestaut hatte, jedes Fünkchen Emotion, das sie in Gegenwart dieser kichernden Person empfunden hatte. Und keins davon war auch nur im Mindesten positiv. Nicht einmal die Tatsache, dass sie die Kette endlich gelöst hatte, konnte sie besänftigen oder gar verhindern, was gleich geschah.
Stattdessen gab der Zustand ihres Begleiters den Ausschlag, dass in ihrem Inneren die Saite der Zurückhaltung mit einem lauten Schnalzen in Form ihrer Stimme riss und sie sich schimpfend auf diese Elfe stürzte. Innerhalb eines Lidschlages entluden sich Eifersucht, Neid, Wut, Sorge und noch einige andere Gefühle, die zu einem heillosen Durcheinander bei ihr führten.
Ohne auf irgendetwas zu achten oder es gar bewusst zu tun, ging sie auf die andere los, bedachte sie mit unflätigen Ausdrücken, derer sie sich unter normalen Umständen nicht einmal klar sein wollte. Wäre die Lage anders oder sie nicht in der Position der Angreiferin gewesen, hätte sie sich wahrscheinlich über die Reaktion des Schmieds, der sie anscheinend verstand, köstlich amüsiert. Dass sie, die noch junge, verwöhnte Adelstochter aus Andunie, einen gestandenen Zwerg in Verlegenheit versetzen konnte, hätte vermutlich niemand erwartet oder ihr gar zugetraut.
Doch sie hatte in ihren ersten Lebensjahren mehr oder weniger auf der Straße gelebt und dort so einiges aufgeschnappt, das wider Erwarten in ihr hängen geblieben war. Wenngleich sie den Sinn erst mit der Zeit und dem Alter verstehen konnte.
Im Moment indes hatte sie nur Augen für ihre Rivalin, der sie am liebsten die Augen ausgekratz hätte. Warum sie stattdessen ihre Hand zur Faust geballt hatte und wie ein Junge zuschlug, konnte sie nicht sagen. Was sie aber feststellte, war das gute Gefühl, das sie durchströmte, als sie tatsächlich traf. In ihrem Blick loderte unverhohlener Triumph auf und sie wollte sofort nachsetzen, um noch mehr erreichen zu können.
Dennoch war auch sie weder geübt im Kämpfen, noch im Prügeln, sodass sie die Abwehrreaktion nicht rechtzeitig kommen sah. So konnte sie ihren Kopf nicht in Sicherheit bringen, sondern spürte, wie Stoff über ihr Gesicht fuhr. Es brannte zwar nicht in den Augen, all dieser Flitter, jedoch kniff sie instinktiv die Lider zusammen und musste schon wieder niesen. Dieser verfluchte Glitzer!
Im nächsten Moment war ihre Chance vertan, die Elfin brachte sich in Sicherheit. Azura schüttelte leicht den Kopf und mit grimmigster Miene wollte sie sich erneut auf die andere stürzen. Gerade stieß sie sich ab, als der Schmied sich zwischen sie beide bugsierte, sodass sie gegen ihn prallte.
Normalerweise wäre sie vermutlich nur äußerst unelegant aufgrund seiner geringen Größe über ihn gerollt und im besten Falle lediglich auf ihrem Hosenboden gelandet. Allerdings war er kräftig, gab nicht nach und wie auch immer er es anstellte, er konnte sie tatsächlich aufhalten, ohne, dass sie über ihn hinweg stürzte. "Lass mich los! Ich kratz ihr die Augen aus! Ich prügel ihr das Kichern aus ihrem Leib, dieser... dieser...", keifte sie mit rudernden Armen und schickte ein paar weitere äußerst undamenhafte Begriffe hinterher.
Kräftemäßig war sie trotzdem unterlegen und kam nicht an dem Zwerg vorbei. Erst das Donnern einer unerwarteten Stimme ließ sie tatsächlich innehalten und keuchend drückte sie sich von dem Schmied weg, um zu der wandelnden Nase zu sehen. Anklagend deutete sie mit dem Finger auf die verletzte Elfe und öffnete bereits den Mund, um zu protestieren, als die Zwergin fortfuhr.
Normalerweise hätte sie sich von ihr kaum einschüchtern lassen, denn noch immer kochte sie vor Wut, aber der Besen war derart struppig, dass sie es vorläufig vorzog, keine Bekanntschaft mit ihm zu machen. So musste sie ihr zuhören und die Worte nahmen ihr ein wenig den Wind aus den Segeln.
Langsam sank ihr Arm herab und mit verbissener Miene sah sie zu dem Bewusstlosen hin, obwohl sie sich jedes Anzeichen von Sorge verbot. Dennoch war da eine gewisse Unsicherheit, die in ihrem Blick aufflackerte.
Bis die anderen Beiden zu sprechen begannen und ihren Zorn damit wieder nährten. Schon wirbelte sie herum, öffnete den Mund, doch die wandelnde Nase fuhr in ihrem fast schon verboten ruhig klingenden Timbre fort.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, reckte ihr Kinn angriffslustig vor und war drauf und dran, eine andere Bemerkung zu machen, damit ihre beiden Gegenüber endlich gingen, als in ihrem Rücken auch sie hinauskomplimentiert wurde. Mit großen Augen und ehrlicher Verblüffung sah sie zu der Zwergin. "Aber... aber... ich...", stammelte sie lahm und schnaufte schließlich resignierend. Sie wusste ja selbst, dass sie bei so etwas keine sonderlich große Hilfe war. Was nicht bedeutete, dass es sie nicht trotzdem ärgerte.
Und ehe sie sichs versah, befand sie sich mit den anderen draußen vor der Tür und zuckte leicht zusammen, als von innen der Riegel vorgezogen wurde. Allmählich kam sie wieder etwas mehr zu sich, schloss sogar kurzfristig die Augen und versuchte, tief durchzuatmen.
Danach sah sie sich flüchtig um und wurde davon nur unterbrochen, als der Schmied erneut sprach. Sofort verfinsterte sich ihre Miene wieder, diesmal voller Beleidigung, weil es für sie offensichtlich war, dass er einfach nur davon laufen wollte. "Nein, Ihr bleibt!", verlangte sie barsch und hielt einen Moment lang inne.
Erneut atmete sie durch und bemühte sich um einen gesitteteren Tonfall. "Ich meine, ich habe noch einige Fragen an Euch und... und..." Ihr gingen die Worte aus, was der aufsteigenden Verlegenheit geschuldet war, die sie nun im Nachhinein zu befallen drohte. Wobei es ihr nicht half, dass die Elfe sie die ganze Zeit anstarrte.
Abrupt wandte sie sich ihr zu und schon wieder verfinsterte sich ihre Miene. "Was ist? Jetzt schau nicht so wie ein kleines Kind, dem sein Naschwerk weggenommen wurde! Ich sollte dich lieber übers Knie legen, nach dem, was du mit ihm gemacht hast!", fuhr sie die andere sofort wieder an.
Anklagend deutete sie auf die Tür in ihrem Rücken und mit einem Mal musste sie gegen die Tränen ankämpfen. "Wenn er wegen dir stirbt, dann... dann..." Ein weiteres Mal versagte ihr die Stimme, nun jedoch, weil ihr die Kehle bei dieser Erkenntnis eng wurde.
Sie hasste diesen Kerl, war heilfroh darüber, endlich von dieser unsäglichen Kette erlöst zu sein und dennoch... es tat ihr in der Seele weh, wie er da gelegen hatte, kraftlos und bar jeglichen Bewusstseins.
Und dabei war noch nicht einmal sie schuld daran gewesen! Wenn er also nicht mehr aufwachen würde, könnte sie ihm nie wieder die Leviten lesen, ihm Vorhaltungen machen und ihm die Augen auskratzen, weil er die ganze Zeit die Kette hätte sprengen können!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. Januar 2021, 10:48

Oh, wäre die goldene Kette nur intakt geblieben! Dann hätte Azura sich niemals einfach auf Méllyn stürzen können. Die Elfe hatte einen ordentlichen Kinnhaken verpasst bekommen und rieb sich nach wie vor die getroffene Stelle, während Zwerg Xaon noch mit sich rang, ob er weiterhin bestürzt oder resignieren sollte. Er war drauf und dran, das heimelige Haus der Agnes Moospelz zu verlassen. Immerhin gab es für ihn kaum noch etwas zu tun und zwischen die Fronten beider Frauen zu gehen, hatte bereits beim ersten Versuch keinen Erfolg gezeigt. Agnes konnte er ebenso wenig um Hilfe bitten. Sie hatte sich mit ihrem bewusstlosen Patienten - dem Rabenelfen - in der Patientenkammer eingeschlossen, um ihn einer erneuten Untersuchung zu unterziehen. Dass es ihm wieder so schlecht ging, dass nur eine Ohnmacht ihn aus der Notlage hatte retten können, ging überraschenderweise Azura mehr an die Nieren als dem Patienten selbst wohl. So sehr, dass sie eben gerade die Elfenschelmin attackiert hatte. Noch immer wirkte Azura sehr aufgewühlt. Xaon bedachte sie mit einem kritischen Blick. Nicht zuletzt, weil sich so viele derart unflätige Flüche aus dem zuckersüßen, kleinen Mund gewunden hatten, dass es dem Zwerg eine Gänsehaut beschert hatte. Er wusste, dass seinesgleichen unabhängig vom Geschlecht ordentlich fluchen und schimpfen konnten, aber so ein spindeldürres, zartes Menschenwesen? Nein, damit hatte er nicht gerechnet. Selbst jetzt stand er noch ein wenig ratlos mit den beiden Frauen vor verriegelter Tür. Was sollte er nun anstellen? Sein Blick wanderte über Méllyn zu Azura. Er zuckte die Schultern und wollte sich aus dem Staub machen, doch die Adelstochter hielt ihn mit einem bissigen Befehl auf. Er verharrte, wandte sich aber nicht zur ihr um.
"Und wozu braucht Ihr mich noch, Fräulein? Hab doch getan, wofür ich hier war. Die Kette ist nicht mehr."
"Und das hast du übrigens mir zu verdanken", brummelte Méllyn daraufhin. Sie rieb sich noch immer ihren Kiefer und die Wange. Letztere schwoll sogar etwas an. Azura hatte sie voll erwischt. "Hätte ich den Herrn Grauschelm nicht auf seine Fähigkeiten aufmerksam gemacht, wer weiß, was noch passiert wäre."
Xaon brummte unter Zustimmung. Er schien sich nicht allzu bewusst zu sein, was Grauschelme anrichten konnten, vertraute aber offensichtlich auf Méllyns Expertise und das, obwohl sie eine Elfe war. Aber hier zählte ihr magischer Hintergrund und auch wenn sie selbst kein Grauschelm war, stellte sie doch das farbenfrohe Gegenstück zu Corax dar. Sie konnte ihn also besser einschätzen als alle anderen Anwesenden. Zumindest, was seine magischen Talente betraf. Azura fühlte sich dem Bewusstlosen im anderen Raum sicher auf ganz anderer Ebene näher als die Elfe und sie wollte gar nicht, dass jene da auf Tuchfühlung gehen konnte. ihre Eifersucht wollte auch nicht verebben, nährte sich stattdessen an der wachsenden Sorge, dass ihr Begleiter sterben könne. Ihre Emotionen schwappten sogar dermaßen über, dass sie es aussprach. Offen konfrontierte sie Méllyn damit. Die Buntschelmin bekam ob der Nachricht tellergroße Augen - grasgrün erinnerten sie an die Aussicht der Stillen Ebene von Andunie aus, die Azura gelegentlich genossen hatte. Ob sie jemals wieder eine Gelegenheit dazu bekäme?
"Entschuldige, bitte", sagte sie. Es klang aufrichtig, denn sie wirkte überrascht von Azuras Reaktion. Mit einem Schnipsen zauberte sie ein Blümchen aus dem Nichts. Es handelte sich um ein violettes Stiefmütterchen, dessen Blumenkelch ein gelbes Zentrum mit schwarzer Pupille besaß. "Als Symbol für meine stiefmütterliche Behandlung", erklärte sie und reichte es Azura hin. Jene müsste allerdings einen halben Schritt nach vorn machen. Méllyn hatte aus dem Hieb gelernt, Azura nicht vertrauensvoll zu nahe zu kommen, Das Blümchen wippe ein wenig zwischen ihren Fingern. "Entschuldige", wiederholte die Elfe. "Mir war nicht bewusst, dass du in ihn verliebt bist."
"Ver....ach, du heiliger Brocknar!", entkam es Xaon, der nun doch mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte herum wirbelte, um Azura von oben bis unten zu mustern. Sein Blick war kritisch. "Du hast ihn dir aber schon angesehen, Fräulein, ja? Der hatte Feder, dieses Spitzohr. Das ... das war nicht mal ein normaler Dunkelelf und selbst die allein können schon Ärger bedeuten. Aber der da drinnen ist ein Monster. Ein Ungeheuer. Ein Vogel-Irgendwas!"
Nun erfuhr man, warum Méllyn sich den Beinamen Kicherklang verpasst hatte. Sie lachte ein wenig auf, dass es lieblicher erschallte als all die kleinen Glöckchen an ihrem Gewand. Verlegen schob sie sich die Hand vor den Mund, mit der sie eben noch ihre schmerzende Wange gestreichelt hatte. Das Gefühl rückte in den Hintergrund. "Oh, Xaon!", kicherte sie auf. "Er ist kein Ungeheuer, sondern nur ein Grauschelm. Nichts davon war echt. Er ist wie ich ... in einer düsteren Variante. Letztendlich ist aber auch bei ihm alles nur Schall, Rauch und der Zauber der Illusion. Leider bringt er damit nicht viele zum Lachen." Sie versah Azura mit einem Blick der Warnung. Zwar verurteilte die Elfe Corax nicht direkt wie es Xaon im Moment tat, aber sie verharmloste auch nicht, was er für viele bedeuten konnte. Nämlich das, was sie bereits über Grauschelme gesagt hatte. Sie waren Unglück und Unglück würden sie bringen.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Donnerstag 14. Januar 2021, 10:54

Das gerade eben war ihre erste richtige Prügelei gewesen und es war wohl dem Zufall ebenso wie ihren aufgestauten Gefühlen geschuldet, dass sie derart fest zugeschlagen hatte. Der Treffer war sowieso nichts weiter als Glück gewesen, denn ernsthaft gezielt hatte sie nicht.
Das Ergebnis kam für sie dafür umso überraschender und ziemlich erfreulich. Oder besser gesagt, sie empfand Genugtuung, dass sie endlich dieses nervige Gekicher hatte beenden können.
Dass sie dafür hingegen hinausgeworfen wurde, hatte sie nicht einmal im Entferntesten bedacht. Und selbst wenn, ihre Tat war derart impulsiv gewesen, dass es sie womöglich nicht im Ansatz hätte aufhalten können.
Also stand sie nun hier und musste damit erst einmal fertig werden. Wobei sie nicht unbedingt mit dieser Elfe, die all das hatte, was sie niemals haben würde, allein bleiben wollte. Nein, der Schmied sollte bleiben! Nur… wie konnte sie das am besten bewerkstelligen, ohne ihre Hintergedanken verraten zu müssen?
Es arbeitete eifrig in ihrem Kopf, doch das Chaos ihrer Gefühle war der Ergebnisfindung alles andere als eine Unterstützung. Deswegen auch sagte sie das erstbeste, das ihr einfiel, während es schon weiter ratterte, weil die kommende Frage unweigerlich folgte.
Kurz presste sie die Lippen aufeinander, wobei das auch als Reaktion auf die Einmischung der Elfe gewertet werden konnte. Diese vermied sie tunlichst anzusehen, obwohl sich ihre Hände unruhig schlossen und wieder öffneten, ganz so, als wollten sie erneut zuschlagen. Aber diese Energie in ihr war verraucht, nachdem das Ventil einmal geöffnet gewesen war.
„I… ich… Ich hab einfach noch ein paar Fragen!“, kam es ihr über die Lippen und selbst in ihren eigenen Ohren hörte es sich derart deutlich nach einer Ausrede an, dass sich ihre Wangen tatsächlich ein wenig verfärbten. Was war nur mit ihrer schlagfertigen Ader und ihrer gekonnt agierenden Zunge geworden? Wenn sie es nicht besser wissen würde, würde sie dieses unbeholfene Verhalten glatt auf die Anwesenheit der Elfe schieben.
Azura biss sich auf die Unterlippe und kaute darauf herum, um wenigstens irgendetwas machen zu können, als nur blöd dazustehen und nicht zu wissen, wohin mit sich. Und dann geschah, was sie eigentlich noch weniger hatte tun wollen, es platzte schlichtweg aus ihr heraus, was sie am meisten beschäftigte.
Sofort hätte sie es am liebsten zurück genommen und wusste zugleich, dass dies nicht mehr möglich wäre. Stattdessen wischte sie sich unwirsch mit dem Handrücken über die verräterisch brennenden Augen und hoffte, dass niemand das Glitzern darin gesehen hatte.
Umso überraschter war sie, als sie plötzlich eine Entschuldigung zu hören bekam. Nein, eigentlich hatte sie das erwartet, hätte es in ihrem bisherigen Leben sogar eingefordert. Trotzdem blinzelte sie irritiert, als ihr dabei auch eine Blume entgegen gestreckt wurde.
Ohne groß darüber nachzudenken, trat sie vor und nahm die Gabe an, zu überrumpelt, um einen Widerwillen zu verspüren. Schon wollte sie daran riechen, als ihr Gegenüber ausgerechnet etwas aussprach, das sie sich nicht selbst eingestehen wollte. Auf halbem Wege erstarrte sie, wurde blass und bekam im nächsten Moment mehr Farbe als zuvor im Gesicht. „Ich bin nicht in ihn verliebt!“, protestierte sie heftig, jedoch straften sowohl die Intensität ihrer Worte, als auch ihre roten Wangen sie Lügen.
Der Zwerg hingegen schien der anderen zu glauben, wodurch sich die Röte ihrer Haut noch verstärkte. Ihr ganzes Gesicht schien zu brennen, während sie sich unter seinem Blick unwohl fühlte und seine Bemerkung gar nicht erst hören wollte. Sie wollte etwas dagegen sagen, sich verteidigen und diesen Irrtum endgültig aufklären.
Stattdessen kamen ihr andere Silben über die Lippen, die davon zeugten, dass sie wohl wirklich mehr für ihn empfand, als sie sollte. „Er ist kein Ungeheuer!“, brauste sie auf und bekam eine Art Echo, denn die Elfe wählte genau dieselben Worte. Wenngleich deren Tonfall weitaus lieblicher und sanfte klang, ja, regelrecht sachlich im Gegensatz zu ihr.
Um ihre Verlegenheit zu überspielen, verschränkte sie die Arme vor der Brust und tat, als wäre sie eingeschnappt. Dennoch spitzte sie die Ohren und bemühte sich, diese Informationen über ihren Begleiter nun sinnvoller zu verarbeiten als zuvor. „Oh ja, viel Schall und Rauch…“, murmelte sie unwillkürlich und begann erneut, auf ihrer Unterlippe zu kauen.
Ihr kam ein Gedanke, der sie für sich allein einzunehmen drohte, sodass sie ihn hastig von sich wischte. Obendrein, weil sie spürte, wie ihre Haut beinahe zu glühen begann dabei. Nein, sie musste sich jetzt konzentrieren! Dennoch ließ es sie nicht völlig los.
Langsam, während sie tief seufzte, ließ sie ihre Arme wieder sinken, sodass die Blume in ihrer Hand beinahe traurig das Köpfchen hängen lassen musste. Ohne aufzusehen, meinte sie leise:„Aber er kann lachen… kann sich freuen oder andere… na ja…“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Er kann auch positive Gefühle wecken. Glaube ich…“
Mit einem stummen Flehen im Blick, gegen das sie nichts tun konnte, sah sie zu der Elfe hin. Bettelte stumm um eine Antwort, wie ein Leben in seiner Nähe nicht beständiges Unglück sein müsste. Denn es würde ihr schwer fallen, nach all der Zeit einfach so zu verschwinden.
Ganz zu schweigen davon, dass sie allein ohnehin nicht überleben würde. Vorerst bräuchte sie ihn also durchaus noch, unabhängig von ihren Gefühlen…
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. Januar 2021, 06:29

Azura harsche Gegenwehr zu ihren Gefühlen für Corax weckten bei Méllyn nur eine einzige Reaktion: Sie schmunzelte und das überraschend sanft. "Ich verstehe", antwortete die Elfe. "Du bist noch nicht soweit, es dir einzugestehen."
"Pha!", mischte Xaon sich nun ein und verschränkte die Arme vor der Brust. Das hieß dann wenigstens, dass er in Agnes' Haus für Arzneien und Allerlei noch eine Weile ausharren würde. Seine Meinung zu Corax hatte er jedoch bereits kundgetan. Er misstraute dem Dunkelelfen, aber wer konnte es ihm verübeln? Schließlich kam noch hinzu, dass er vor wenigen Momenten noch wie ein gewaltiger Rabe ausgesehen hatte! Jeder, der nicht über das Wissen von Schelmenmagie und deren Wirkung verfügte, konnte darin doch nur böse Magie vermuten oder Corax für ein Ungeheuer halten. Aber Azura war keine Schelmin. Das beschäftigte auch die Elfe, nachdem sie überrascht aukichern musste, weil sie und Azura sich choral gegen die Worte des Zwergen ausprachen. Méllyn hatte überdies auch die schmerzende Stelle an ihrem Kiefer vergessen, obgleich der rote Fleck von damenhafter Faustgröße noch deutlich sichtbar war. Die Haut spannte sich über den Knochen, weil sie anschwoll und es gab der Elfe ein weniger ästhetisches Erscheinungbild. Méllyn kümmert sich nur nicht daurm. Sie hatte etwas entdeckt, das ihr Interesse stärker anzog. So gab sie sogar die rettende Distanz zwischen sich und Azura auf, um näher an die junge Frau heran zu treten. Mit gestrecktem Hals beäugte sie ihr Gegenüber und ein Funkeln trat in ihre Augen, als wären Tausende Gänseblümchen in den grasgrünen Iriden erblüht. Sie neigte den Kopf, während ihr Starren an Penetranz zunahm. Im Hintergrund gab der Zwerg ein ablehnendes Schnaufen von sich.
"Du hast es erkannt, obwohl du keine Schelmenmagie wirken kannst", säuselte die Elfe. Die Distanz zu Azura schrumpfte weiter. Dann streckte sie ihre Finger nach der Hand der anderen aus, um sie zu ergreifen und freundlich zu drücken. Den Blickkontakt unterbrach sie dabei jedoch nicht. "Ich spüre deine arkane Begabung, aber es ist wirklich keine Magie der Schelme. Obgleich es irgendwie quirlig wirkt. Sie sprudelt, dass es mich an einen frischen Bergquell erinnert, der mit seinen Regenbogenwellen an die Küste meiner Wahrnehmung schwappt." Selbst ihre Worte klangen lieblicher als Azura sie jemals hätte formulieren können. Méllyn war in allem einfach zu schön, zu perfekt. Und doch hatte sie bislang nicht kein Wort verloren, das Azura dazu bewegen sollte, ihr Corax zu überlassen. Lediglich der Zwerg hatte sich in seinem Misstrauen gegenüber dem dunklen Volk negativ zu ihrem Zwangsbegleiter geäußert. Er behielt diese Meinung auch, nachdem Corax sie alle mit seiner Rabengestalt erschreckt hatte. Aus Xaons Sicht war er ein Monster, von dem Azura sich lieber fernhalten sollte. Méllyn hingegen ...
"Ich erkenne die positiven Gefühle, die er hat wecken können. Du sprichst nur gut von ihm."
"Pha!" Xaon riss die Arme hoch und wirbelte herum. Unter anhaltendem Grummeln stapfte er durch die Stube. "Positive Gefühle! Dass ich nicht lache. Auch wenn die Wangen des Mädels heißer glühen als meine Esse, sollte sie sich nicht auf den Kerl da im Krankenbett einlassen. Und jetzt veherrlicht sogar die Elfe noch diese falsche Schwärmerei für ein ... ein ... dunkelelfisches Vogelmonster mit schwarzer Magie! Pha! Wie kann das äußere eines solchen Großlings nur dazu führen, dass alle Weiber sich wie Hühner verhalten?! Ich versteh's nicht, der Kerl hat nicht einmal einen Bart! Und ich wette, er besitzt auch nicht ein einziges ordentliches Sack am Haar, ha!"
Méllyn kicherte. Sie spähte über die Schulter zu Xaon zurück. "Du weißt, dass ich Nogret verstehe, alter Freund?"
"Pha!", gab Xaon nur zurück. Daraufhin widmete die Elfe sich wieder Azura. Sie baute erneut Blickkontakt zu ihr auf. "Ganz Unrecht hat Xaon jedoch nicht. Auch wenn du verliebt bist ... und es dir noch nicht ganz eingestehen magst ... darfst du eines nicht vergessen: Der Elf im anderen Raum ist ein Unglückskind und das meine ich so, wie ich es sage." Méllyn hob ihre andere Hand mit ausgestrecktem Finger. Ein Signal, dass Azura sie erklären lassen sollte. "Als man ihn aus dem Kindbett raubte und zum Grauschelm machte, blieb ihm nichts Anderes übrig, als dieses Schicksal anzunehmen. Er hatte keine Wahl, so wenig wie ich. Doch wo ich mit den Feen tanze und mit der Schönheit der Farben lächle, da kann er nur Leid und Schmerz verursachen. Ich glaube dir, dass er in der Lage ist, sich zu freuen. Aber Grauschelme grinsen nur, wenn sie das Leid anderer Wesen erleben dürfen und sollten sie kein Opfer für ihre finstere Magie finden, so wählen sie sich selbst. Es ist ein Fluch und ich bemitleide deinen Begleiter für sein Schicksal. Er wird niemals Glück erleben können wie wir es tun. Aber er wird dich mit in sein Unglück stürzen, wenn du ihm dein Herz zu sehr öffnest." Sie seufzte, dass auch Azura es merken musste. Hier sprach nicht der Konkurrenzkampf einer Frau aus der Elfe, die sich den Mann einer anderen unter den Nagel reißen wollte. Sie sorgte sich. Um wen, das blieb ungeklärt, aber ihre Gesten ließen vermuten, dass sie Azura Leid ersparen wollte. Denn sie hob nun die freie Hand an ihre Augen. Sanft wischte sie die Tränenspuren fort, strich anschließend amer an ihrer Wange entlang und verharrte dort mit ihren weichen Fingerspitzen.
"Es ist wundervoll, dass dein Herz für jemanden schlägt. Es gibt keine schönere Melodie auf dieser Welt! Aber vielleicht solltest du deine Komposition für einen anderen aufsparen, jetzt, da du noch die Möglichkeit dazu hast. Ich möchte keine Glücksgefühle zerstören, denn es widerstrebt mir als Buntschelmin, das zu tun. Trotzdem rate ich dir, dich emotional nicht an den Elfen im anderen Zimmer zu binden. Denn so wie es in meiner Natur liegt, Trost und Freude zu spenden, so wird auch er von seiner Magie instinktiv dazu angeleitet, Celcia die farbenfrohe Freude zu entziehen. Übrig bleibt das Grau der gleichnamigen Schelme. Bitte, vertrau mir. Ich sage es nicht gern, aber er wird dich in sein bedauernswertes Schicksal hineinziehen. Er kann nicht anders und er wird diese Hürde niemals überwinden können. Das liegt nicht in seiner Natur. Das passt nicht zur Magie, die ihn durchdringt. Er wird Leid bedeuten und Unglück. Das Lächeln, das er zeigt, ist nur für sein schwarzes Herz bestimmt."
Méllyn streichelte Azuras Wange. Sie empfand Bedauern. Es war niemals schön, Liebe zu zerstören, selbst wenn sie auf einen Pfad führte, der vorab als steinig erkannt werden konnte. "Wenn du möchtest, schenke ich dir etwas Erdbeersüße. Sie beflügelt und spendet Trost."
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Freitag 15. Januar 2021, 15:08

Naturgemäß brauste sie sofort wieder auf bei der Nachsicht, die ihr entgegen gebracht wurde, anstatt dankbar für das Verständnis sein zu können. "Ich habe mir nichts einzugestehen, weil es da nichts gibt!", verteidigte sie sich im Inbrunst der Überzeugung. Einfach, weil sie es nicht anders sehen wollte.
Ganz gleich, was sie zuvor selbst gedacht und welche Erkenntnisse sie gewonnen hatte. Sie wollte es nicht wahrhaben und noch weniger wollte sie, dass es sonst jemand wusste. Dabei hätte es sie stutzig machen sollen, dass sie sich bei der Verwandlung kaum erschreckt hatte im Gegensatz zu dem Zwerg.
Oder ihr seltsamer Traum, in dem sie ihn instinktiv hatte schützen wollen. Oder der Umstand, dass es ihr fast wie eine Wiederholung vorgekommen war... wenngleich eine mit verkehrten Rollen, ohne, dass sie diese Ahnung wirklich greifen konnte.
Und sie erhielt auch nicht die Muße dazu, sich mit sich selbst beschäftigen zu müssen, denn die Elfe kam auf sie zu. Sofort spannte sich ihr gesamter Körper unbewusst an und sie ging in eine Abwehrhaltung, ehe sie wissen konnte, was nun auf sie zukommen sollte.
Weil es ihr schon wieder in den Fingern zu jucken begann, verschränkte sie die Arme vor der Brust und bemühte sich um eine aufrechte Haltung, damit niemand ihr anmerkte, dass sie sich äußerst unwohl in ihrer Haut fühlte. Dass sie es dadurch nur noch offensichtlicher machte, war ihr indes nicht bewusst.
Stattdessen verwandte sie all ihre restliche Kraft und ihren Willen darauf, den Blick nicht unsicher abzuwenden, obwohl es ihr schwer fiel, je länger das Starren der anderen andauerte. Was sollte das denn? Was würde nun wieder kommen?!
Leise und wenig damenhaft schnaubte sie in ihrer Abwehrhaltung nach der ersten ausgesprochenen Erkenntnis. "Ich habe keine Angst vor einem dahergelaufenen Kerl, nur weil er sich ein wenig aufplustert.", erwiderte sie kühl und machte eine wegwerfende Handbewegung, obwohl ihr Herz raste.
Was hatte sie denn wirklich erkannt und gefühlt, als er sich verwandelt hatte? Azura wusste es im Nachhinein nicht mehr zu sagen, außer, dass sie sich im Prinzip nicht in Gefahr gewähnt hatte. Nicht mehr und nicht weniger... Woher kam nur dieses unsinnige Vertrauen ihm gegenüber? Er hatte sie oft genug verletzt und gedemütigt! Aber... es stimmte schon, er hatte ihr nie körperliche Gewalt angetan.
Leicht zuckte sie zusammen, als die andere ihre Hand ergriff und sie leicht drückte. Skeptisch hoben sich ihre Augenbrauen an und Unsicherheit trat in ihren Blick, was sie davon halten und wie sie darauf reagieren sollte. Bei den Worten zuckte sie leicht und beinahe schon etwas verlegen mit den Schultern.
Flüchtig sah sie sich in dem Raum um und versuchte etwas zu spüren. Kurz flackerte Erkenntnis in ihren Augen auf, als sich ihr Blick auf den Abfluss richtete, und sie leise seufzte. Dann konzentrierte sie sich kurz und ahnte, dass es wohl ekelig werden würde. Trotzdem sammelte sie ihre Kraft und versuchte, ein bisschen etwas von dem Abwasser hervor zu holen und hochspritzen zu lassen, sodass sich Wasser von bräunlicher Farbe tröpfchenweise auf die rostroten Flecken auf dem Boden verteilen konnte. Als kleine Demonstration dessen, was in ihr schlummerte...
Ihr Mund verzog sich flüchtig, sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, was sich da alles hinein gemischt hatte. Außerdem war ihr ein wenig schwindelig, sodass sie mehrmals blinzelte, um sich wieder zu fangen, ehe sie zurück zu den anderen sah. Wortlos, denn sie hatte diese andere Methode gewählt, um deutlich zu machen, um welche Magie es sich handelte. Nun ja, zumindest die kleinen Spielchen, die sie damit treiben konnte.
Sofort verfinsterte sich ihre Miene wieder. "Gut? Gut?! Er ist ein übler Kerl, hinterhältig, verschlagen und einfach nur ein widerlicher Schuft!", begehrte sie auf, ohne zu verstehen, was der Zwerg von sich gab. Einen Moment lang sah sie skeptisch zu ihm, ehe sie wieder zurück zur Elfe blickte.
"Ich will halt einfach nicht, dass ihm jemand den Hals umdreht, solange ich das nicht bin.", brummte sie schließlich und rieb sich mit ihren Händen über das Gesicht. Ihre Augen brannten, sie war müde und bestimmt sah ihr Teint zum Fürchten aus! Warum nur konnte sie nicht einfach ihre Ruhe haben, sich ausschlafen, frische Kleider und ein heißes Bad genießen? Das wäre herrlich!
Stattdessen bekam sie die nächste Belehrung, die sie nicht hören wollte. Leise schnaufte sie beleidigt und verschränkte erneut die Arme vor der Brust, sagte aber tatsächlich erst einmal nichts. Ablehnung stieg in ihr hoch, der Widerwille gegen diese Worte und Trotz, der nicht einsehen wollte, dass ihr Gegenüber recht haben könnte.
Leicht zuckte sie zusammen bei der sanften Berührung an ihrer Wange, fand allerdings nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren. Schließlich jedoch straffte sie ihre Haltung wieder und verschloss ihre Gefühle in sich. "Nein, das glaub ich nicht! Ich hab ihn schon so lange ertragen, das hätte ich doch gemerkt, wenn er sich immer nur am Leid anderer erfreut!", begehrte sie auf und ignorierte die leise Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr einige Situationen in Erinnerung rufen wollte. Nicht zuletzt jene, die vor dem Eintreffen dieser beiden Personen geschehen war.
"Er empfindet auch bei anderen Gelegenheiten Freude und Positives. Aber das muss er erst lernen! Wie soll er das auch, wenn ihn seine Eltern ausgesetzt haben und er von einem Sadisten zum nächsten gereicht wurde?!" Schon wieder redete sie sich in Rage, intensiver, als wohl angebracht war, und hauptsächlich deswegen, um sich selbst davon zu überzeugen. Davon, dass sie keinen größeren Fehler als nötig begangen hatte, als sie sich ihm geöffnet hatte.
"Wenn er nur Leid sehen will, warum hat er mir dann das Leben gerettet? Warum hat er mich versucht zu versorgen und mir Gutes zu tun?!" Tränen der Verzweiflung drohten in ihr aufzusteigen und schnürten ihr schon jetzt die Kehle zu.
Nein, es konnte einfach nicht sein, dass all das nur Lug und Trug gewesen war! Das konnte und wollte sie so nicht hinnehmen, nicht nach allem, was sie ertragen hatte!
Nur... warum kämpfte sie eigentlich dafür? Konnte er ihr im Prinzip nicht egal sein, jetzt, wo sie um seine wahre Natur wusste und frei wäre, zu gehen, wohin sie wollte? Wieso hing sie weiterhin unnötig an diesem Kerl, de ihr so unsagbar oft schon wehgetan hatte mit seinen Worten?!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. Januar 2021, 13:04

"Heiliger Brocknar, was ist denn das nun?", brach es aus Xaon heraus. Der arme Zwerg verstand die Welt nicht mehr. Erst ein ungleiches Paar, das durch eine viel zu filigrane Kette miteinander verbunden war, die sich durch seinen Hammer nicht hatte sprengen lassen. Dann entpuppte sich der unliebsame Dunkelelf als irgendein Rabenmonster, von dem Méllyn behauptete, er sei eigentlich eine perfidere Schelmenversion von ihr selbst. Im Anschluss die Erkenntnis, dass das Großling-Mädel, welches so schnell als möglich von ihrem Monsterblegleiter getrennt werden wollte, plötzlich Hals über Kopf in ihn verliebt war ... und nun kam noch der Abfluss von Agnes' Operations-Ecke hoch!
Langsam wurde der Nogroter es müde, sich über Dinge aufzuregen. Es passte ohnehin nicht zu ihm. Normalerweise war er die Ruhe selbst und der Fels in der Brandung seiner eigenen Schmiede. Hier aber stellte Brocknar persönlich ihn vor Herausforderungen. Er winkte ab, hatte genug von alledem. Aber er ging nicht, sondern suchte nur einen der Stühle auf, um sich mit einem erschöpften Seufzen darauf niederzulassen.
Méllyn spähte wiederholt über die Schulter zurück und schenkte dem Zwerg ein mildes Lächeln. Dann betrachtete auch sie das Aufgluckern im Abfluss. "Das, mein Freund, ist Magie." Sie sah zu Azura zurück, deren Wange sie noch immer mit einer Hand umschlossen hielt, als wollte sie jene vor einem bösen Haken schützen, den doch sie selbst abbekommen hatte. Ihr Daumen fuhr über die Haut der anderen. "Wassermagie, wenn ich mich nicht irre. Wo hast du dich ausbilden lassen? Ach nein, warte! Ich will es jetzt noch gar nicht wissen. Du siehst fast so elend aus wie Xaon."
"Hey!", begehrte es hinter der Elfenschelmin auf, dass sie zufrieden gluckste. Doch der Zwerg war nicht verärgert. Wie Corax und Azura es taten, neckten die beiden einander. Denn Xaon ergänzte: "Das Großling-Mädel kommt nicht mal halb an meine elende Schönheit heran, har!"
"Weil ihr auch kein Sack am Haar wächst?", kicherte Méllyn wieder und hinterließ einen verdattert drein blickenden Xaon Ambossbart. Dem war wohl gar nicht bewusst gewesen, dass sie seine Flucherei wirklich verstanden und noch dazu sein Wortwirrwarr darin bemerkt hatte. Sprachlos rieb er sich durch den Bart.
Wahrscheinlich hätte Méllyn Kicherklang sich noch länger über ihn amüsiert und auch ein wenig geneckt, wäre ihre Aufmerksamkeit nicht zu Azura zurückgeschwappt wie das unsaubere Wasser zurück in den Abfluss. Sie legte den Kopf schief, als sie ihr Gegenüber erneut betrachtete. Ihr Daumen fuhr nun knapp am Mundwinkel der anderen entlang und schob ihn mit ein wenig Druck nach oben. "Oh, wie sehr du ihn magst", stellte die Elfe mit Verzückung und Bedauern zugleich fest. Denn sie hatte Azura ja bereits vor dem Schicksal der Grauschelme gewarnt und natürlich wollte die junge Frau das genauso wenig wahr haben wie ihre Gefühle zu jenem Schelm.
"Oh, seine Eltern haben ihn nicht ausgesetzt. Dazu hatten sie gar keine Gelegenheit. Hm." Endlich nahm sie ihre Hand von Azuras Gesicht fort. "Lass mich dir erklären, wie Schelme zu ihrer Begabung finden. Nunja, magisch begabt sind sie von vorn herein, aber sie lernen erst, diese Richtung im Sinne der Schelmigkeit zu verwenden. Nämlich noch im Säuglingsalter, wenn ihr Lachen oder ihr Weinen - je nachdem ob Bunt- oder Grauschelm - die Kobolde anlockt. Verzückt von dem jungen Leben in seiner Wiege entreißen sie es den Eltern und bringen es in ihre Heimat, wo sie es aufziehen und ihm spielerisch beibringen, was es heißt, ein Schelm zu sein." Plötzlich schluchzte Méllyn auf und die Tränen, welche in ihren geschminkten Augenwinkeln glitzerten, wirkten echt. Rasch wischte sie diese mit dem Handrücken fort. "Wie schlimm muss es für ein Kleinkind sein, die bösen Spiele der dunklen Kobolde mitzumachen. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie ein solches Kind die Grauschelm-Magie erlernt. Das ist schrecklich!" Jetzt schniefte sie lauf, hob einen ihrer Trompetenärmel an und schneuzte ungalant hinein.
Als sie sich wieder halbwegs im Griff hatte, richtete sie einige ihrer Haare, stopfte sie zurück unter die Gugel und fuhr fort: "Er hat dein Leben gerettet? Was sieht er dann in dir? Grauschelme tun nichts Gutes - da muss ein Sinn dahinter stecken. Offenbar hat er etwas so Schauriges mit dir vor, dass er dich vorab unbedingt in Sicherheit wiegen will. Oh, mich fröstelt es bei dem Gedanken, dich zu ihm zurück zu schicken." Sie schaute an Azura vorbei, doch aus dem Patientenraum drang noch immer kein Laut. "Aber du bist verliebt und deine rosa Augengläser sind so dick wie die Boden von zwergischen Glashumpen."
"Die müssen auch einiges standhalten", meldete Xaon sich zu Worte. Er schaffte es, Méllyn ein Schmunzeln zu entlocken. Dann aber neigte sie sich zu Azuras Gesicht vor. Sie war ihr so nahe wie Corax schon einmal. Gehörte es zu den Spielereien von Schelmen, anderen derart nahe zu kommen? "Wir sollten dich zurecht machen, damit er mehr in dir sieht als sein Opfer. Wer weiß, vielleicht ist er eine Ausnahme. Aber ich bezweifle es. Trotzdem möchte ich dich glücklich sehen und werde alles in meiner Macht Stehende tun, das zu erreichen." Sie lachte zuckersüß auf. "Ich fange mit der versprochenen Erdbeersüße an. Das wird dich entspannen und anschließend nutzt du Agnes' Badezuber. Xaon, mach das Wasser heiß, ja?"
"Wer bin ich? Euer Leibdiener?!"
"Bitte! Ich habe zu tun, wie du siehst." Und dann versuchte Méllyn Azura die Erdbeersüße zu demonstrieren, als sie ihren Kopf ein wenig anschrägte und ihren Lippen mit den eigenen unheimlich nahe kam. Sollte sie Azura küssen können, würde jene wirklich die angenehme Süße frisch gepflückter Walderdbeeren zu schmecken bekommen, die mit schelmenmagischem Nachhall auf ihrer Zunge prickeln dürfte, um ihr ein sanftes Hochgefühl zu verleihen.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Sonntag 17. Januar 2021, 16:59

Azura achtete nicht auf den Ausbruch des Schmieds. Obwohl sie es nicht wollte, hatte die Elfe ihre Aufmerksamkeit längst fast ausschließlich auf sich gezogen,wenngleich nicht länger nur auf negative Art und Weise. Stattdessen hörte sie tatsächlich zu und war vielmehr zum Diskutieren bereit als noch vorhin, als sie ihre Faust hatte sprechen lassen.
Aber auch zu einer kleinen Demonstration, die weitaus deutlicher machte, was in ihr schlummerte, als Worte es vermocht hätten. Nicht viel und dennoch ausreichend, um ihr einen leichten Schwindel zu bescheren, gegen den sie ankämpfen musste. So ganz schien auch sie noch nicht wieder auf der Höhe zu sein. Wie denn auch, wenn sie so lange tatenlos hatte herumliegen müssen?
Die Elfe verstand, zumindest einen Teil, denn sie zog den richtigen Schluss. Wobei die junge Frau ein Kopfschütteln andeutete und schon anfügen wollte, dass sie nirgends ausgebildet worden war, als ihr Gegenüber einen Vergleich mit dem Zwerg anstellte. Ihre Stirn runzelte sich und sie schnaubte unwillig. "Von wegen!", begehrte sie auf und musste feststellen, dass ihr dabei gar nicht zugehört wurde.
Beleidigt schwieg sie, lediglich kurz blitzte es in ihren Augen amüsiert auf bei dem Thema Haarwachstum. Wobei sie den Impuls nicht unterdrücken konnte, die Hand zu heben und mit ihren Fingerspitzen ihre eigene Pracht zu berühren, die auf wundersame Weise wieder vorhanden war, nachdem sie so lange unter deren Zerstörung gelitten hatte.
Was früher oder später wieder auf sie zukommen würde, selbst verschuldet, wenn sie nicht endlich auf mehr Pflege würde achten können! Nur wie? Sie hatte weder Dienerschaft, noch die richtige Umgebung dafür, damit ihre Locken wieder so füllig und glänzend in wunderschöne Frisuren gesteckt werden konnten wie früher! Sehnsucht nach ihrem alten Leben drohte in ihr aufzusteigen, nach all dem Bekannten, das sie verloren hatte.
Ihre Gedanken wurden in die Gegenwart zurück geholt, als Finger ihre Haut entlang strichen und sie sich unbewusst wünschte, sie würden einem anderen Schelm gehören. Als ihr das klar wurde, verfinsterte sich ihre Miene wieder und der nach oben gezogene Mundwinkel schmerzte ein wenig, weil er in die genau entgegen gesetzte Richtung strebte. "Ich kann ihn nicht ausstehen!", brummte sie wenig glaubwürdig und konnte mit ihrem neuen Wissen über seine Herkunft nicht völlig hinterm Berg halten.
Ihre Augenbrauen hoben sich bei dem Widerspruch und zugleich atmete sie innerlich auf, weil die Hand endlich von ihrem Gesicht verschwand. Azura hörte zu und schüttelte den Kopf.
Woher wollte diese fremde Elfe wissen, was ihr Begleiter erlebt hatte?! Nur, weil es ihr womöglich so ergangen war, bedeutete das nicht, dass er es tatsächlich auf diese Weise durchgemacht hatte! Obwohl... wieso sollte sie eigentlich ihm mehr glauben als ihr? Im Gegensatz zu ihr hatte er sie schon so oft hinters Licht geführt...
Dennoch begehrte sie auf. "Er ist allein gewesen, hatte nur Raben als Gellschaft.", widersprach sie, wenngleich nicht ganz so überzeugt von ihren eigenen Worten, wie sie es beabsichtigt hatte.
Die andere schluchzte und selbst, als sie sich in ihren Ärmel schnäuzte, war das noch viel lieblicher und anmutiger, als es der jungen Frau jemals gelungen wäre. Die Welt war so ungerecht!
Die nächste Bemerkung sorgte indes dafür, dass sie erneut die Arme vor der Brust verschränkte und schmollend die Unterlippe vorschob. Sogar den Kopf wandte sie ein wenig ab und zeigte damit umso deutlicher, dass sie gekränkt war. "Wer sagt das, dass er nicht doch einmal nett sein und helfen wollte? Du kennst ihn nicht!"
'Nicht so wie ich...', hätte sie am liebsten hinzugefügt und biss sich auf die Zunge, um es nicht wirklich zu tun. Und im Endeffekt war sie sich gar nicht einmal sicher, ob es stimmte. Was an ihm kannte sie schließlich wirklich und nicht nur eine Fassade? Hatte die andere womöglich tatsächlich recht? Ja, er hatte sie gerettet, hatte ihr etwas Gutes getan und hatte sie... ihrer Unschuld beraubt. Um sie bei der nächsten Gelegenheit zu demütigen und ihr deutlich zu machen, dass es ihm nichts bedeutet hatte.
Schwer schluckte sie bei der Erkenntnis, dass die Elfe Recht hatte. Er hatte sie in Sicherheit gewogen und ihr daraufhin Schlimmes angetan, so intensiv, dass sie es niemals würde vergessen können. Nämlich Sehnsucht nach seinen Berührungen eingepflanzt, das Wissen darum, wie viel Spaß die körperliche Vereinigung bereiten konnte und wie es sich anfühlte, wenn es... gut war. Von nun an würde sie, sollte sie jemals wieder einen Mann an sich heranlassen wollen oder müssen, stets Vergleiche anstellen, ob sie es wollte oder nicht. Sie würde jeden seiner Nachfolger an ihm messen... Oh ja, das war grausam gewesen von ihm!
Nur... nichts davon konnte oder würde sie aussprechen. Das war nichts, das über ihre Lippen würde dringen dürfen, sondern sie würde es tief in sich einsperren müssen und so tun, als gäbe es ihre neu gewonnene Erkenntnis nicht.
Die andere schien es nicht zu merken, was ihr wiederum ein bisschen half, sich zu fassen. "Ich bin nicht verliebt, wie oft noch?!", begehrte sie auf und hätte wohl noch mehr dagegen protestiert, wenn ihr die andere nicht schon wieder so nahe gekommen wäre.
Instinktiv wollte sie zurück weichen, aber da gab es keine Gelegenheit mehr für sie, denn die Tür befand sich bereits in ihrem Rücken. Und durch Holz konnte sie nun einmal nicht hindurch.
Ihre Miene verdüsterte sich und sie brauste schon wieder auf. "Was heißt hier Opfer? Ich bin kein Opfer! Schon gar nicht von dem! Ich hab ihm schon mehr als deutlich gezeigt, dass er sich mit mir nicht anlegen soll!", bemerkte sie mit dem Inbrunst der Überzeugung, den sie sich allen in diesem Raum, inklusive ihr selbst, vormachen wollte. So gänzlich war das schließlich auch nicht gelogen, zuletzt hatte sie das eindrucksvoll am Ort ihrer schlimmsten Demütigung, der stinkenden Nische, bewiesen.
Trotzdem horchte sie auf, als ihr Gegenüber fortfuhr und etwas von einem Badezuber faselte. Oh ja, ein Bad wäre wirklich das Richtige für sie! Ihre Augen begannen zu funkeln vor Vorfreude, das konnte sie nicht unterdrücken. Im oder beim Wasser hatte sie sich stets wohl gefühlt und die Aussicht darauf, bald wieder sauber sein zu können, war etwas, dem sie sich nicht verwehren wollte.
So war sie in Gedanken schon bei ihrem Bad in trauter Einsamkeit, nachdem endlich die Kette nicht mehr war, als sie plötzlich warme, weiche Lippen trafen, die fruchtig nach Beeren zu schmecken schienen. Azura riss unwillkürlich die Augen auf und wollte sich dagegen wehren, die Elfe wegdrücken und erneut auf sie losgehen nach dieser Frechheit!
Allein... ihr Körper gehorchte ihr nicht, es rührte sich lediglich ihr Mund, der sich leicht öffnete, als könne er auf diese Weise noch mehr von diesem Geschmack anlocken. Es prickelte bereits wohlig auf ihren Lippen, wanderte zu ihrer Zunge und begann, ihre gesamte Mundhöhle auszufüllen, um von dort aus ihren Körper Stück für Stück zu erobern. Was auch immer das war, es war herrlich und sollte niemals wieder vergehen!
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. Januar 2021, 11:16

"Öhhh..." Xaon klappte die Kinnlade herunter, dass die Spitzen seines wohl gepflegten Bartes über die Nabelgrenze hinweg sanken. Seine Schmiedeschürze verhinderte, dass man diesen überhaupt sah, dafür konnte man das Zäpfchen in seinem Rachen vor Überraschung baumeln sehen, so weit war sein Mund aufgerissen. Die Augen traten jedoch in direkten Konkurrenzkampf. Sprachlos starrte er die beiden Frauen an, als Méllyn ihre Lippen auf Azuras drückte und dabei sogar ein wenig schmunzelte. Sanft und mit der Erfahrung einer Frau, die nicht zum ersten Mal eine andere küsste, umspielte sie Azuras Lippen zunächst mit der Zunge, ehe sie diese keck im fremden Mundraum verschwinden ließ, um ein Tänzchen zu wagen. Wieder strich die Elfe dabei über Azuras Wange, an ihrem Hals entlang und legte die Finger dann auf ihre Schulter. Es fühlte sich großartig an, schmeckte fruchtig süß und zerging auf ihren Lippen wie Honig.
Endlich besaß Azura einen Vergleich zu Corax' Küssen und sie durfte feststellen, dass er deutlich forscher vorgegangen war, wenn er sie einfach hatte küssen wollen - unabhängig davon, was sie wünschte. Méllyn war wesentlich sanfter, doch letzten Endes beherrschten beide Elfen die zärtliche Nuance, die nach mehr sehnen ließ. Corax schmeckte nicht so süß und fruchtig, aber dafür hatte er Azura etwas Anderes hinterlassen: ehrliche Zuneigung. Méllyn küsste hier nicht, weil sie der jungen Adligen wirklich näher kommen wollte. Ob sie überhaupt mehr als Sympathie für sie empfand, ließ sich nicht sagen. Aber ihr Zauberkuss half wenigstens, die andere zu beruhigen und ihr frische Kraft zu spenden, um die eigene Lage nicht ganz so negativ zu sehen. Denn das war der Hintergedanke eines jeden Buntschelms. Freude, Glück und ein heiteres Lachen direkt aus der Seele. Dafür gingen sie im Gegensatz zu ihren dunklen Gegenspielern nicht über Leichen, aber für Intimität waren sie sich nicht zu schade.
Méllyn schien überdies hinaus das Zungenspiel mit Azura sogar zu genießen. Sie hielt den Kuss nämlich für eine lange Zeit aufrecht. Lang genug, dass Xaon sich unter einem peinlich berührten Murmeln nun doch aufmachte, um den Zuber in Agnes' Badekammer zu füllen oder anzuheizen.
So waren Méllyn und Azura nun eine Weile allein. Die Elfe löste sich endlich von ihrem Gegenüber, leckte sich nochmal über die eigenen Lippen und schaute Azura mit einem verklärten Funkeln in den grasgrünen Augen an. Sie lächelte. "Bin ich besser als ein Schelmenkind, das sich von Raben aufziehen lässt?" Sie neigte den Kopf. "Bist du sicher, dass es Raben und nicht Kobolde in anderer Gestalt waren? Sie zeigen sich nicht gern als das, was sie sind, in der Öffentlichkeit. Erst recht nicht, wenn es sich um die fiesen, gemeinen Kobolde handelt. Oh, ich kann sie nicht leiden! Sie spielen böse Streiche und bringen vor allem Kinder gern zum Weinen. Niederträchtige, kleine Biester, sag ich dir."
Sie löste sich von Azura, trat zurück und behielt nur eine Hand an ihrem Unterarm. Aber selbst diese Finger wanderten langsam zu Azuras Hand herunter, um sich dort neu zu verflechten. "Du hast Recht", fuhr Méllyn fort. "Ich kenne ihn nicht. Dass er aber eine Ausnahme zu allen Grauschelmen darstellen soll, die ich habe kennen lernen müssen, bezweifle ich. Auch wenn dir diese Antwort nicht gefällt. Ich erwarte auch nicht, dass du sofort alle Stricke zu ihm kappst. Das goldene Kettchen zu brechen, war immerhin ein Anfang. Aber ich möchte - zu deinem eigenen Wohl! - dass du über meine Worte nachdenkst, wenn du in seiner Nähe bist. Dass du seine Reaktionen und Antworten vor dem Hintergrund abwägst, dass er als Grauschelm Leid und Pein im Sinn hat. Und ich möchte, dass du dich fragst, wieviel er bei seinen Taten wirklich an dich denken mag. Für den Moment wäre es aber hilfreich, erst einmal überhaupt nicht an ihn zu denken." Und plötzlich machte sie wieder einen Schritt auf Azura zu, kam dicht, sehr dicht. Sie war ihr so nahe, dass ihre Körper sich von aneinander drängten und Méllyn hob dabei ein wenig ihr Knie an, dass es sich einen Weg zwischen Azuras Beine bahnte. "Denk an mich", raunte sie der anderen verführerisch zu und gerade, als sie mit seichten Bewegungen ihr Knie in Azuras Schritt reiben wollte, ertönte ein Laut, der die ganze Stimmung zunichte machte.
Azura erkannte es sicher sofort. Es war Corax und er schrie auf. Es handelte sich um keinen langen Schrei, aber der Schmerz in seiner Stimme war nicht abzustreiten. Etwas bereitete ihm Pein. Die Tür zu seinem Zimmer blieb jedoch geschlossen und schon nach diesem Aufschrei war es wieder still.
Méllyns Seuften durchdrang diese Stille. "Er ist wohl schwerer verletzt, als wir dachten. Hm. Das kann noch eine Weile dauern."
"Entsprechend kannst du dich lang im Zuber entspannen", meldete Xaon sich zu Wort. Er kam hinter einem Vorhang hervor und mit ihm eine nach Kräutern duftende Dampfwolke. Mit einem Tuch trocknete er seine Hände. "Das Bad ist bereit. Wirst du dich auch in den Zuber werfen wie dem Mädel an den Hals, Méllyn?"
Die Elfe kicherte, schüttelte aber den Kopf. "Ich will mich nicht aufdrängen." Ihr Wimpernschlag und ein Blick erneut in Azuras Richtugn zeugten davon, dass sie eine Einladung ins heiße Bad aber auch nicht ablehnen würde. "Ich suche dir einige meiner Kleidungsstücke heraus. Wir haben in etwa die gleiche Figur. Ich nehme an, du möchtest nichts mit Glöckchen, hm?" Sie kicherte.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Mittwoch 20. Januar 2021, 13:13

Der Schmied verbalisierte, was sie im ersten Moment fühlte, als sich fremde Lippen frech auf die ihren legten und ihr einen Kuss zu rauben begannen. Das hatte sie weder kommen sehen, noch jemals damit gerechnet. Obendrein war es das erste Mal, dass sie in die Verlegenheit kam, dass ihr Gegenüber eine Frau war, mit der sie nicht nur kichernd das ein oder andere kleine Experiment durchführen wollte, um es sofort wieder vor Peinlichkeit abzubrechen.
Und es war eine neue Erfahrung im Vergleich mit den Küssen ihres Begleiters, die dazu geführt hatten, dass ihr ständig die Knie weich wurden und das Herz zu flattern begonnen hatte. Was jedoch nicht bedeutete, dass sie sofort aufbegehrte oder Ekel oder sonst etwas Ähnliches empfunden hatte. Nein, stattdessen fing es, ausgehend von ihren Lippen, überall an ihrem Körper wohlig zu prickeln. Ihr Atem wurde schneller, ihr Puls schoss in die Höhe und ihre Wangen röteten sich.
Ihr Mund öffnete sich wie von allein und als die Elfenzunge sich hinein drängte, traf sie auf keine Verteidigung, sondern vielmehr auf einen Spielgefährten, der dieses Eindringen gar nicht mehr hatte erwarten können. Ihr Begleiter war ein Lehrmeister gewesen, der mit seiner ungestümen, fordernden Art und Weise dafür gesorgt hatte, dass sie diese Herausforderung mit viel Instinkt aufgenommen und zu meistern versucht hatte, um nicht unterzugehen. Zugleich hatte es ihr auch gefallen, dass sie miteinander regelrecht gerungen hatte.
Hier hingegen schien es eine gewisse Leichtigkeit zu haben und relativ unbemerkt stieg schon wieder Neid in ihr hoch, dass sie bei weitem nicht so talentiert und erfahren beim Küssen war wie die andere. Aber es war nicht stark genug, um ihr die Kraft zu geben, diese Zärtlichkeit zu beenden. Stattdessen lehnte sie hilflos mit dem Rücken an der Tür und ergab sich dem Können ihres Gegenübers.
Abgesehen von ihrer Zunge bewiesen in diesem langen Moment lediglich ihre Hände, dass noch bewegliches Leben in ihr steckte, denn diese schlossen und öffneten sich beständig, als wüssten sie nicht, was sie tun konnten und sollten. Bei dem Dunkelelfen hatte sie stets eine Möglichkeit gehabt, entweder den Wunsch, ihm eine saftige Ohrfeige oder an sonst einer Stelle Schmerzen für seine Frechheit zu bereiten. Oder ihn an den Haaren zu ziehen oder seinen Körper anderweitig an den ihren zu drängen, in dem Drängen nach viel mehr als nur einen Kuss. Hier jedoch... war sie überrumpelt und unsicher, zu was das Ganze führen sollte.
Dass sie dabei außerdem anfangs beobachtet wurden, war ihr ohnehin längst entfallen. Und wäre wohl kaum ein Hinderungsgrund für sie gewesen...
Wie lange sie so da standen und sich küssten, wusste die junge Frau nicht zu sagen. Sie wusste lediglich, dass ihr ein Laut der Enttäuschung und Sehnsucht über die Lippen kam, als die Elfe sich von ihr löste und nicht dazu überging, ihr anderweitig dafür Ersatz zu geben.
Viel eher dauerte es einige Sekunden, bis sie begriff, dass es eine Art Ende ihrer körperlichen Nähe... oder hoffentlich nichts weiter als eine quälende Pause gab. Erst dann konnte sie ihre Lider allmählich anheben, weswegen sie das Lecken nicht gesehen hatte, und brauchte ein wenig, um ihre Umgebung wieder wirklich wahrnehmen zu können.
In diesen Zustand fiel die neckende Frage, die dafür sorgte, dass sie sich unwillkürlich auf die prickelnde Unterlippe biss und ihre Wangen sich noch mehr röteten. Um auch diesen Moment zu zerstören und sie fast schon schlagartig in die Wirklichkeit zurück zu katapultieren. Azura wandte den Blick ab, umarmte sich selbst und zog leicht fröstelnd die Schultern hoch. "Woher soll ich das wissen? Ich war nicht dabei. Ich kann nur sagen, was er mir erzählt hat.", murmelte sie unbehaglich und erschauderte, als Finger ihren Unterarm entlang wanderten.
Nur so konnte sie es sich erklären, dass sich ihr Griff so leicht lösen und die Finger sich mit den fremden verschlingen ließen. Sie fand die Kraft, die andere wieder anzusehen, mit einem beinahe schon flehenden Ausdruck in den Augen, dass nicht alles so negativ und zerstörerisch wäre, wie diese es ihr beständig ausmalte. "Aber wenn er so böse ist, warum war ihm meine Meinung dann wichtig? Warum hat er Rücksicht genommen... manchmal?", hauchte sie und sog die Luft scharf durch die Nase ein, als die Elfe sich ihr wieder näherte.
Das Herz schlug ihr mit einem Mal direkt im Hals und sie leckte sich unwillkürlich die Lippen, obwohl diese gar nicht so trocken waren, als dass dies notwendig gewesen wäre. Widerstand und Hingabe rangen in ihrem Inneren, ob sie diese Nähe zulassen sollte oder besser wieder Abstand haben wollte. Denn im Gegensatz zu ihren Gefühlen für den Dunkelelfen gab es hier nichts, das ihr Herz direkt betraf, sondern höchstens körperliche Schwäche, die aufgrund von Erfahrung und Magie hervorgerufen worden war.
Sie war noch lange nicht bei einer Antwort oder gar in der Lage, keine Entscheidung mehr treffen zu können, als der Schmerzenslaut zu ihnen drang. Sofort war die Lust verpufft und sie drehte sich, soweit sie konnte zur Tür. "Ich muss zu ihm!", wisperte sie mit mehr Sorge, als er eigentlich verdiente, und fasste nach dem Türgriff. Doch es war noch immer abgeschlossen, sodass ein Ruckeln daran, ganz gleich, wie heftig es war, nichts brachte.
Azura war kurz davor, sich von der Elfe, die ihr auch weiterhin äußerst nahe war, zu befreien, um mit beiden Fäusten gegen das Holz zu trommeln und Einlass zu fordern. Deren Stimme hielt sie allerdings davon ab und als sich auch der Schmied in ihr Gedächtnis rief, ließ sie seufzend von ihrem Vorhaben vorerst ab. Was jedoch nicht bedeutete, dass sie vor Verlegenheit über die Anspielung im Boden hätte versinken wollen.
Stattdessen kräuselten sich ihre Lippen zu einem feinen, herausfordernden Lächeln, als sie zu dem Zwerg sah. "Neidisch auf die Wirkung meiner ramponierten Schönheit?", gab sie beinahe so spielerisch schlagfertig und kokett wie früher zurück und verspürte einen Moment lang den Hauch von Stolz darauf.
Dann jedoch musste sie sich im Stillen ebenfalls die Frage stellen, ob sie diese Gesellschaft im Zuber wollte. Nun ja, in Anbetracht des Ortes, an dem sie sich befand, und der Größe seiner Bewohner wäre der Platz wohl kaum ausreichend! Trotzdem... etwas in ihr wollte zumindest die Gesellschaft dieser Frau, auf die sie dennoch beständig eifersüchtig war, ganz gleich, was diese tat.
Immerhin gab es eine Möglichkeit, um eine direkte Entscheidung aufschieben zu können, die ihr von der anderen gerade geboten wurde. Denn die Sachen zum Anziehen müssten ihr ja in den Raum gebracht und ihr womöglich dabei geholfen werden.
Beinahe schon gekränkt und mit erhobenen Augenbrauen sah sie die andere an. Ja, sie verschränkte sogar die Arme vor der Brust. "Glöckchen? Wie soll ich mich mit Glöckchen an ihn..." Sie deutete mit dem Kinn zur Tür, um zu verdeutlichen, wen sie meinte. "... heranschleichen, um ihm den Hals umdrehen zu können?", murrte sie, konnte sich aber ein feines, wissendes Grinsen nicht ganz verkneifen, während in ihren Augen ein Hauch von Schalk aufblitzte.
Danach wurde sie wieder ernst und griff sich unbewusst ihren Zopf, den sie nachdenklich betrachtete, ohne ihn direkt zu sehen. Wenn sie ihr Haar hochsteckte, würde sie sich vorläufig nicht um eine neue Frisur kümmern müssen. Andererseits hatte sie angeblich Zeit und musste ihre wiedergekehrte Pracht endlich einmal wieder ordentlich pflegen, was durchaus dauern konnte. Nur... ob diese wandelnde Nase wirklich die geeigneten Essenzen dafür besaß?
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. Januar 2021, 13:02

Méllyn blinzelte, ehe ihr ein zuckersüßes Kichern entkam. Sie besaß so unglaublich viel Charme über ihr Elfsein hinaus. Selbst Xaon hüstelte einmal verlegen. Nicht einmal Zwerge konnte sich ihr entziehen und Azura schon gar nicht. Ihre Eifersucht mochte noch irgendwo in ihrem Inneren keimen, zugleich aber drängte sich Sympathie dazu und beide rangen um die Vorherrschaft, wie sie nun zu der Elfe stehen sollte. Diese aber zog Azura nur dichter an sich heran, da ihre Finger erneut miteinander verwoben waren. "In dir steckt auch eine kleine Schelmin, was? Oder meinst du das ernst?" Sie kicherte. Dann nickte sie Xaon zu, der sofort Platz für beide Frauen machte. Er würde offensichtlich nicht mit in den Zuber steigen, ja nicht einmal den Raum mit beiden teilen, während Azura baden sollte. Der Zwerg besaß Anstand. So zog er den Vorhang auch wieder ordentlich zu, kaum dass die zwei Agnes' Badekammer betreten hatten.
Falls Azura Luxus erwartete, wurde sie enttäuscht. Agnes Moospelz war nur eine einfache Heilkundige, noch dazu eine Zwergin aus Nogrot. Viel wusste die junge Frau nicht über das zu kurz geratene Völkchen, aber dass sie jenseits von adligem Prunk und Plunder lebten wie Azura es gewohnt war, hatte sie sicherlich bereits festgestellt. Trotzdem besaß die Kammer etwas heimeliges, das sie urgemütlich machte.
Die Felsen, welche Wände und Decke bildeten, waren mit dem Meißel bearbeitet worden. Alles wirkte rund und weich und hätte man sie weiß gestrichen, wären die Formen der vielen Nischen und kleinen Sitzflächen einem Wolkenraum gleichgekommen. Agnes bevorzugte eindeutig unzählige Möglichkeiten, sich irgendwo niederzulassen oder Tand abzuladen. Überall in den höheren Erkern und Nischen fanden sich kleine Pflanztöpfe mit Pilzen und Moosen, die dem Raum etwas Farbe verliehen. In einer Ecke befand sich ein ovales Loch in der Felswand. Darin fraß sich ein Feuer durch Kohle und knisterte leise vor sich hin. Ein deutlich schmaleres Loch über dem oval Kamin diente als Abzug. Unterhalb der Decke waren langen Holzbalken in den Stein eingefasst worden, von denen vereinzelt kleine Keramikschalen mit Duftkerzen herab hingen. Sie teilten sich den Platz mit getrockneten Kräuterbündeln, welche ebenfalls ihre aromatische Nuance beitrugen. Der gesamte Raum duftete wie eines von Azuras Kräuterbädern, wenn sie sich eine Erkältung eingefangen hatte. Noch bevor ihr Blick auf den Holzzuber fiel, wusste sie instinktiv, dass ein Bad darin ihre Müdigkeit erneut fördern würde.
Der Zuber war zu ihrer Überraschung vielleicht deutlich größer, als sie es für zwergische Verhältnisse erwartet hätte. Seine Ausmaße boten gut und gern zwei bis drei Menschen Platz, so dass sie nicht nur Méllyn zu einem Bad einladen könnte, sondern auch Corax, wäre er in einem besseren Zustand. Sein Schrei von vorhin waberte nach wie vor durch Azuras Erinnerungen und hinterließ winzige Tupfer von Sorge. Doch niemand hatte auf ihr Klopfen an der Tür reagiert. Agnes war beschäftigt und Corax musste es sehr schlecht gehen. Sie aber sollte sich nun entspannen. Ob sie wirklich den Kopf frei bekäme? Zumindest die duftenden Kräuter taten ihr Bestes, sie etwas benommen zu machen.
Der Zuber war bis knapp zum Rand mit Wasser gefüllt worden. Xaon hatte dafür keinen langen und beschwerlichen Weg auf sich nehmen müssen. Agnes' Badekammer verfügte über eine eigens installierte Pumpe. Man musste nur den Eimer füllen und ihn den halben Meter zum Zuber schleppen. Das Wasser dampfte, denn glimmende Kohlen hielten es warm. Sie befanden sich in einem Steinbecken unterhalb des Zubers, der seinerseits wiederum auf einem massiven Metallrost stand und so dauerhaft beheizt werden konnte. Zwergentechnik konnte überaus fortschrittlich sein!
Neben dem Zuber fanden sich ein simpler Holzständer mit mehreren sauberen Tüchern, sowie ein dreibeiniger Hocker, auf dem weitere Badetücher gestapelt waren. Obenauf lag ein dickes Stück Seife, ganz so, als wartete es nur auf Azura. Eine Trennwand, hinter der sie sich hätte umkleiden können, existierte allerdings nicht. Dafür gab es einen weiteren solchen Hocker vor einer Felsnische, die an einen Schreibtisch erinnerte. In den Stein eingelassen war ein Spiegel und auf der Tischfläche fanden ich Haarbürsten, Kämme, diverse Tiegelchen und andere Utensilien, um sich nach einem gepflegten Bad frisch zu machen.
"Zieh dich aus und dann ab mit dir ins Wasser", forderte Méllyn Azura auf. Sie löste ihre Finger und tret zum Vorhang zurück. Mit einem Augenzwinkern meinte sie: "Keine Glöckchen, ich habe verstanden. Ich finde schon etwas, das deinen Geschmack treffen wird ... oder seinen? Hihi, was gefällt ihm wohl? Irgendwie vermute ich etwas Schwarzes mit Federn." Sie lachte auf, ehe sie wie aus dem Nichts plötzlich sehr ernst anfügte: "Ich weiß nicht, warum er dich rettet, dich berücksichtigt oder dir Dinge erzählt, die ebenso wahr wie gelogen sein könnten. Ich weiß nur, was er ist. Ein Dunkelelf und ein Grauschelm. Beides sollte man immer mit Argwohn genießen. Bitte, vergiss das über deine Verliebtheit nicht. Oh und streite es nicht länger ab. Deine Sorge eben an der Tür war mehr als echt, da hilft auch nicht, es mit ein paar frechen Worten zu überspielen. Mich täuschst du nicht, denn ich bin Meisterin der Täuschung und Illusionen!" Dann kehrte ihre schalkhafte Natur zurück. Sie schenkte Azura noch einmal ein Lächeln und verschwand nach draußen. Die Andunierin war allein, konnte sich ausziehen und in den Zuber steigen - sofern sie das wollte. Für eine Weile würde nichts und niemand sie stören.
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Re: Agnes' Arzneien und Allerlei

Beitrag von Azura » Freitag 22. Januar 2021, 10:45

Wenn sie es nicht besser wüssste, wollte diese Elfe... diese Frau sie um den Finger wickeln und sie verführen, so, wie sie selbst es früher mit ihren Verehrern getan hatte. Wahrscheinlich war es auch lediglich dieses Wissen, dass sie diese Winkelzüge erkennen konnte. Trotzdem half ihr das nicht sonderlich dabei, um der anderen nicht in die Falle zu tappen, wenn es da nicht noch jemand anderen gegeben hätte, der sich in ihrem Herz eingenistet hatte.
Aber wenigstens schien sie durch ihr Gegenüber einen Hauch ihrer alten Form zurückerlangen zu können, was zu einer Bemerkung führte, die Reaktionen hervorrief, die ihr definitiv gefielen. Das Kichern klang angenehm in ihren Ohren und das verlegene Hüsteln zauberte ein feines, triumphierendes Grinsen in ihren Mundwinkel.
Bis die nächste Bemerkung dazu führte, dass der Moment verstrich und sie mit den Schultern zuckte. "Wenn ich ein Schelm wäre, wie glaubwürdig wären meine Worte? Und wenn ich sage, ich bin keiner, würdest du es mir glauben?", erwiderte sie neutral und tatsächlich, ohne verletzen zu wollen.
Erneut zuckte sie mit den Schultern. "Sagen wir es so: Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der es Pflicht ist, seine Zunge zu üben.", fügte sie hinzu und noch einmal blitzte es kurz schalkhaft in ihren Augen auf.
Oh, wie sehr sie es vermisste, mit ihrem Witz und ihrer Schlagfertigkeit in ihrem gewohnten Umfeld brillieren zu können! Wenigstens schien sie diese Gabe nicht vollständig verloren zu haben, trotz der Gesellschaft und der Umwälzungen der letzten Zeit.
Auch löste sie ihre Finger nicht aus dem Griff der anderen, sondern ließ diesen Kontakt zu und auch den Umstand, dass sie in den Nebenraum geführt wurde. Dass der Zwerg ihnen nicht folgte, war gut so, sonst hätte sie ihn recht rasch weggeschickt, in einer weiteren Übung ihrer Zunge.
Somit hatte sie Zeit und Muße, sich in dem neuen Raum umzusehen, der natürlich nicht die Ausmaße der Höhle mit den heißen Quellen hatte. Oder den Luxus eröffnete, den sie von ihrem Zuhause kannte. Jedoch war Azura inzwischen einiges gewohnt und konnte diesem schlichten Anblick dennoch einiges abgewinnen.
Das betraf vor allem den erstaunlich großen Zuber, aus dem es dampfte, und in den sie unbedingt hinein wollte! Am besten jetzt, denn gleich! Wenn nötig, würde sie sogar mit ihrer Kleidung hinein steigen.
Doch dieser Punkt ließ sie noch kurz zögern, denn sie war schließlich nicht völlig allein hier. Was würde nun passieren? Würde die Elfe dort weiter machen, wo sie aufgehört hatten? Noch immer prickelten ihre Lippen von dem innigen Kuss. Zugleich war da auch diese unterschwellige Sorge um ihren Begleiter, der sie nicht so gedankenverloren sein lassen würde wie noch vor seinem Schrei.
Abwartend und fragend sah sie zu der anderen, unsicher, was genau sie neben dem Bad an sich wollen würde. Alleinsein oder doch Zweisamkeit, inklusive der ein oder anderen neuen Erfahrung?
Schon kam die Aufforderung, aber nicht mit weiterer Nähe verbunden, sondern mit Distanz, als die andere zurück trat. Ihre Stirn runzelte sich leicht, während sie weiter zuhörte.
Lautlos seufzte sie und fühlte sich unbehaglich, weil sie keine passende Erwiderung sofort parat hatte. Umso verblüffter war sie, als die andere sie kurzerhand allein ließ, indem sie durch den Vorhang verschwand.
Als wäre dadurch auch ein Schleier von ihr abgefallen, blinzelte sie und rief in bester adeliger Manier empört:"Hey, was soll das? Soll ich mich mit etwas selbst waschen? Was ist das für eine Art der Bedienung hier?!" Wovon sie sicher war, dass die Elfe sie noch hören und sich sicherlich ihren Teil dazu denken würde.
Sie meinte es nicht ernst mit diesen Worten... nun ja, nicht vollkommen. Doch sie wollte damit darüber hinweg täuschen, dass sie überhaupt nicht einverstanden mit den Erkenntnissen der anderen war. Sie war nicht verliebt, nie und nimmer und schon gar nicht in einen einfachen, zerlumpten, unverschämten Fußsoldaten!
Leise schnaubte sie beleidigt und mit erheblicher Verspätung, ehe sie wieder zu dem Zuber sah. Das Wasser dampfte und dieser Anblick war schlicht und ergreifend einladend. Noch einmal griff sie nach ihrem Zopf und fasste einen Entschluss.
Bei weitem nicht so geschickt wie ihre Leibdienerin in Andunie, jedoch auch nicht vollkommen untalentiert, entflocht sie ihre Haarepracht, um sie ebenfalls waschen zu können. Erst danach würde sie aus der zu kurz geratenen Kleidung schlüpfen und mit Wonne in das heiße Nass steigen, um genüsslich unterzutauchen und es sich daraufhin darin bequem machen zu können. Das wäre zumindest ihr Plan, wenn er nicht wieder zunichte gemacht werden würde.
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