Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Nogrot hat sein eigenes Viertel nur für den Handel. Reihenweise Markstände mit allerlei Waren sind hier ausgestellt und zentral gelegen. Eine Treppe im Stein führt hinunter zum schwimmenden Hafen, von wo aus auch Waren nach ganz Celcia verschifft werden können.
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. August 2020, 10:21

Corax' Gesicht schwoll immer mehr an. Er sah inzwischen schon ganz wulstig aus. Die Haut spannte sich dick wie eine reife Apfelsine über seine Knochen, so dass man im Gesicht nicht mehr erkennen konnte, ob etwas gebrochen war. Aber schön war der Anblick nicht, eher Besorgnis erregend. Der Elf benötigte dringend medizinische Behandlung, doch auch Azura täte gut daran, einen Heilkundigen an sich heran zu lassen. Ihre Schulter pochte in unangenehmen Impulsen. Etwas war damit nicht in Ordnung und die stetig an- und abflauende Schmerzwelle trug zu ihrer gereizten Stimmung bei.
Überhaupt fachte sich auf beiden Seiten die Missmutigkeit durch gegenseitiges Gebaren weiter an. Dabei sollten die Zwerge doch gar kein Feindbild darstellen. Im Gegenteil! Die Wachen hatten ihr doch helfen wollen und auch bei der Attacke auf Corax war das allein ihr Motiv gewesen. Azuras mangelnde Dankbarkeit und - schlimmer wie gleichermaßen verwirrender noch - ihre aufrichtige Sorge um den Gefährten, der sie zuvor so unwirsch angegangen war, machte das kleine Volk ganz konfus.
Unter ihrem geschmälerten Blick verhärteten sich auch die Zwergenmienen. Nun erkannte man, warum dieses Volk unter der Erde lebte. Wären sie grau, ihre Gesichter hätten wie in Stein gemeißelt sein können. Kantig und mit dünnen Runzelschluchten, dazu die Bärte über den Wölbungen ihres Körpers, dass es wie Moos ausschaute, welches einen Berghang hinab wuchs. Sie präsentierten sich im typischen Bild, das man von einem Zwerg haben konnte. Azura stand ihnen indessen in Nichts nach. Sofern man den menschlichen Adel kannte, hätte man mit ihrem Blick und der teils provokanten Haltung durchaus etwas anfangen können. Die Nogroter jedoch, welche vor ihr standen, konnten froh sein, wenn sie mit Adel allgemein schon einmal zu tun gehabt hatten. So sahen die meisten in Azura auf einmal nichts weiter als ein großspuriges, arrogantes Gör, das glaubte, sie nach ihrem Willen tanzen lassen zu können. Und dann zeigte sich bei einem Zwerg die klischeehafte Eigenschaft, die man ihm nur zu gern zuschrieb: Blanke Sturheit.
"Dieser ... Faustdienst, wie Ihr es nennt, sollte Euch davor bewahren, dass der Kerl sich gegen Euren Willen über Euch hermacht!", brummelte Wilbur grimmig. Ugder und die anderen Zwerge nickten unter Zustimmung. "Habt Ihr's denn nicht gehört, Fräulein? Wie er geschrien und Euch gepackt hat? Seid Ihr blind und taub?!"
Erneutes, intensiveres Nicken aus den hinteren Reihen. Doch keine von beiden Seiten wollte dieses Mal nachgeben. Die Stimmung heizte sich weiter auf, scheinbar auch die Quelle. In den hintersten Reihen der Zwergenwachen bemerkte zumindest einer, wie das Wasser hinter ihm im Becken unnatürlich zu brodeln begann.
Doch auch vorn brodelte es. Azura und Wilbur boten sich ein Duell des gegenseiten Anstarrens. Der Zwerg runzelte nur einmal die Stirn, als er die pelgarischen Worte vernahm, aber offensichtlich nicht deuten konnte. Dafür meldete sich jemand aus dem Hintergrund.
"Hey, Wilbur! Sie hat dich eben einen kleinen Wicht genannt und ... und ...Fußabtreter!"
Wilbur blickte über die Schulter zurück, um zu antworten: "Woher willst du das wissen, Brockden?"
"Mein Bruder ist fahrender Händler und war die letzten Jahre immer wieder in Pelgar. Da schnappt man so einiges auf. Vor allem Flüche und Schimpfworte der Großlinge, die glauben, wir verstünden sie nicht."
"Ist das so...?"
Wilbur schaute wieder nach vorn. Seine kleinen Augen funkelten wie schwarze Käfer in der Mittagssonne. Seine Baarthaare zuckten unter dem Zähneknirschen, das in der üblichen Atmosphäre einen seltsamen Klang annahm. Als würde jemand Steine mahlen. Azuras Drohungen hatte er bislang noch schweigend in Kauf genommen, wo seine Zwerge im Hintergrund unter Corax' Gewicht eifrig raunten und tuschelten - teils in Nogret, teils auf Celcianisch. Sie murmelten über die Zwergenschiffe und fragten sich gegenseitig, wie viel Einfluss diese Frau vor ihnen haben mochte oder ob es nicht doch nur eine leere Drohung sei.
"Was will sie machen? Unsere gepanzerten Schiffe mit bloßer Hand auseinander schlagen? Ha!"
"Vielleicht hat sie einflussreiche Freunde in Andunie..."
"Andunie ist gefallen, habt ihr die eingereisten Kumpels nicht gehört? Die Dunkelelfen haben die Stadt eingenommen."
"Und sie klebt an einem wie der Furunkel am Arsch meiner Frau!"
"Dann wird sie ihn niemals loswerden..."
"Sei still, Dombart!"
"Ruhe, ihr zwei! Ich sage, das Weib kann uns überhaupt nix. Seht sie euch doch an. Gefesselt an diesen dunklen Störenfried. Die ist garantiert selbst seine Gefangene."
"Und warum verteidigt sie ihn nun?"
"Durchgedreht, eindeutig verrückt, das Gör, sage ich."

"RUHE!", sprach Wilbur an vorderster Front mit einem Mal ein Machtwort. Es blieb unklar, ob es Azura oder seinen eigenen Männern galt. Der folgende Befehl war allerdings eindeutig an die Zwerge gerichtet: "Absetzen!"
Die Zwerge zeigten sich mehr als folgsam. Corax wurde einfach fallen gelassen und der arme Packesel von Zwerg unter ihm, kroch an der Seite hervor. Wenigstens war der Bewusstlose so nicht unsanft gelandet. Doch nun lag er da und Wilbur winkte seinen Kameraden knapp zu. Diese nickten, stapften daraufhin in Zweierreihen Richtung Tunnel, der aus den Quellen herausführte. Nur Ugder blieb noch an Wilburs Seite. Beide Zwerge sahen zu Azura auf.
"Aye. Wir haben es eilig. Wenn wir mitkriegen, dass du oder dein ... Freund, Feind, Liebesspiel-Lustmolch-Was-auch-immer Ärger in der Stadt macht, schmeiß ich dich persönlich mit einem Tritt in deinen kleinen, flachen Hintern hinaus." Wilbur berührte den Rand seines Helms als sei es eine Hutkrempe und marschierte dann selbst los, ohne noch ein weiteres Wort an Anzura zu verschwenden. Ugder begleitete ihn. Er warf der Menschenfrau einen finsteren Blick zum Abschied zu. Und da stand sie nun. Ohne Wissen, wie es zu Xaon Ambossbart gehen sollte. Ohne medizinische Hilfe für sich oder Corax und ohne Träger, die den schweren Kerl für sie schleppen würden.
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Azura » Mittwoch 26. August 2020, 13:25

Die junge Frau hatte sich nie wirklich darum kümmern müssen, auch mal die andere Seite zu sehen und Verständnis zu zeigen. Oder ehrlich empfundene Dankbarkeit für etwas, was sie sich eigentlich erwartete. Und schon gar nicht würde sie diese zeigen für diese Keilerei, die zu einem bewusstlosen Dunkelelfen geführt hatte.
Stattdessen benahm sie sich so, wie all ihre Freunde es wohl von ihr erwartet hätten, und das in bester Adelsmanier. Dass sie sich dadurch ihrem Ziel massiv entfernte, anstatt sich diesem zu nähern, konnte sie weder voraussehen, noch hätte sie es im Vorhinein geglaubt. Nein, sie nahm ernsthaft an, dass diese Zwerge sich gleich entschuldigen und sie endlich angemessen hofieren würden!
Für jede empathischere Person als sie wären die steinernen Mienen höchstwahrscheinlich jedoch ein Alarmsignal gewesen, um spätestens jetzt einzulenken. Sie hingegen bestärkte es in ihrer Haltung, denn nun meldete sich obendrein ihre Sturheit. Oh nein, sie wäre nicht diejenige, die zuerst nachgeben würde!
Bei den Widerworten, die sie nicht erwartet hatte, wurde sie anfangs ein wenig blasser um die Nase, ehe sich ihre Mimik noch mehr verfinsterte. „Wer sagt euch, dass er das vorhatte? Oder, dass ich das nicht alleine geschafft hätte, was auch immer er vorhatte?!“, hielt sie angriffslustig dagegen. Um noch nachzusetzen:„Wer also gibt euch das Recht, ihn halb tot zu prügeln, ohne die Situation zu kennen?“
Damit sie noch besser verdeutlichen konnte, in welchem Unrecht diese Winzlinge sich selbst gesetzt hatten, funkelte sie ihr Gegenüber von oben herab finster an. Er gab es ihr in ähnlicher Manier zurück und sie musste sich ehrlich konzentrieren, um nicht nachzugeben.
Die Versuchung war nicht gerade klein, denn sein Blick erinnerte sie unwillkürlich an Schauermärchen von finsteren Höhlen mit geheimnisvollen Geschehnissen darin. Doch sie konnte sich ihre Wut zu Hilfe nehmen, an die sie sich klammerte, um voller Entschlossenheit weiter starren zu können. Ganz gleich, wie sehr es in ihrer Schulter schmerzte… oder dass sich ein weiteres, leises Gefühl in ihrem Inneren auszubreiten begann, noch nicht quälend, aber durchaus in der Lage, dazu heran zu wachsen.
Bis sie plötzlich davon erlöst wurde, als der Zwerg von hinten angesprochen wurde. Innerlich atmete sie zwar auf, behielt ansonsten jedoch ihren eigenen Blick bei, auch wenn er nun ein wulstiges Ohr traf, das dringend gereinigt gehörte. Widerlich!
„Oh, lasst euch ruhig Zeit mit einem unverständlichen Kauderwelsch. Ist ja nicht so, als ob ich nicht noch anderes zu tun hätte!“, fauchte sie schließlich, da ihr Geduldsfaden derzeit alles andere als ausgeprägt war. Nun ja, das war er sonst auch nicht sonderlich, aber im Moment war es noch schlimmer als sonst.
Und sie konnte es immer weniger ausstehen, wenn man sich in ihrer Gegenwart in einer Sprache ausdrückte, die sie nicht verstand! Dass sie im Gegenzug das gleiche tat, war dabei unerheblich. Immerhin gehörte sie einer der obersten Familien in Andunie an und da hatte sie gewiss weitaus mehr Rechte als diese Winzlinge vor ihr, die eher dem Fußvolk zu zurechnen waren.
Hinter ihr wurde geschnauft und geächzt, während dieses Geplapper unaufhörlich weiter ging und ihr allmählich Kopfschmerzen verursachte. Bis plötzlich der Winzling vor ihr laut und deutlich aussprach, was sie sich die gesamte Zeit über schon dachte.
So stieß sie noch ein zustimmendes Schnaufen aus, als er schon fortfuhr und sie stocken ließ. Einen Moment lang zeichnete sich ehrliche Verwirrung in ihrem Gesicht ab, ehe dieses sich wieder verschloss. Die Wut in ihr verstärkte und mischte sich mit Empörung, während jenes diffuse leise Schmerzgefühl in ihrem Inneren größer zu werden schien. Keinen Blick warf sie hinter sich, als ein Plumpsen ertönte, sondern sie starrte erneut auf den Zwerg vor sich.
Während die anderen verschwanden, wandte der Kleine sich wieder an sie. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie biss knirschend ihre Zähne zusammen. „Das wird dir noch leid tun!“, knurrte sie voller Wut und war dennoch machtlos dagegen, dass sie einfach allein gelassen wurde.
In ihrer Hilflosigkeit rief sie den Winzlingen noch nach:„Ja, haut ruhig ab, ihr elenden, kurzbeinigen Wüstlinge!“ Was auch konnte sie sonst anderes tun?
Als der Vorhang jedoch wieder geschlossen war, begann sie zu zittern und sackte mit einem lautlos Schluchzen zu Boden. Vorbei war ihre arrogante, adelige Haltung, die sie hatte aufrecht stehen lassen. Der Schmerz in ihrer Schulter schien zu explodieren und sie griff sich mit einem leisen Stöhnen dorthin, wo es am schlimmsten zu sein schien. Die Haut fühlte sich regelrecht heiß an. Doch auch in ihrem Inneren rumorte es, ohne, dass sie es beachten wollte.
Vielmehr wollte sich gerade ihrem Selbstmitleid hingeben, dass sie so schamlos betrogen und im Stich gelassen worden war. Ja, einige Momente davon würde sie sich erst einmal gönnen und dann würde sie sich wieder aufrappeln. Blieb nur die Frage, wie sie den Bewusstlosen wieder aufwecken könnte. Würde ein Tritt reichen oder würde das alles nur noch schlimmer machen? Egal, sie würde es auf diese Weise versuchen.
Und sobald er wieder bei sich wäre, sollte er sich gefälligst bewegen. Als ob sie sich die Finger schmutzig machen und ihn hinter sich herschleifen würde! Nein, er müsste das für sich übernehmen, damit sie diesen vermaledeiten anderen Zwerg finden könnten und er sie endlich…
Ein weiteres, leises Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Und wenn nicht? Wenn er genauso ein nutzloser Felsbrocken wäre wie die übrigen Zwerge, die für die Verschlimmerung ihrer Situation gesorgt hatten?!
Verzweifelte Wut schoss wie eine Flamme in ihr hoch und sie machte eine schlagende Geste in die Luft, ganz so wie früher manchmal, wenn sie mit einer mit Wasser gefüllten Schale gespielt und sich geärgert hatte. Auch dann hatte sie der Flüssigkeit diesen Schlag verpasst und sich nicht darum gekümmert, dass sie dadurch den Großteil zum Überschwappen gebracht hatte. Ob mit oder ohne Magie…
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. August 2020, 19:13

Die Zwerge verließen die Bühne, der Vorhang fiel ... nein, nicht wirklich. Aber Ugder zog ihn hinter sich zu und ließ Azura mit dem bewusstlosen Corax allein zurück. Ungesehen konnte sie wenigstens ihre Maske der adligen Selbstsicheren fallen lassen, genauso wie sie sich selbst fallen ließ. Azura sank in sich zusammen, schluchzte und gab sich einen Moment lang ihrer verzweifelten Lage hin.
Dass diese Rüpel sie einfach sitzen ließen, wäre noch zu verkraften gewesen. Azura war eine selbstständige, junge Dame. Außerdem hatte sie es die ganze Zeit über mit Corax ausgehalten! Sie war hart im Nehmen. Oh, wenn er sie nur noch einmal nehmen würde; vorzugsweise in die Arme, um sie ein wenig zu trösten! Aber er rührte sich immer noch nicht. Azura war auf sich selbst gestellt, in einer unbekannten Stadt und wusste nicht, wo Xaon Ambossbart zu finden war, der ihr doch angeblich helfen konnte. Wenn sie ihn fand, würde sie endlich frei sein. Die Kette los, den Bewusstlosen los. Dann wäre sie endgültig allein.
Der Gedanke schien ihr dennoch nicht wirklich zu behagen. Aus Gewohnheit und sicher auch, um ein Ventil für all ihre überkochenden Emotionen zu finden, schlug Azura ihre kleine Faust in die Luft. Das tat gut. Beinahe fühlte es sich an, als hätte sie etwas getroffen. Nein, das war anders. Es fühlte sich mehr nach einem Zug an. Gewicht, der in ihrem Schwung mit gezogen wurde und sich dann löste. Doch da befand sich nichts an ihrer Faust oder dem Arm. Dennoch hatte die Bewegung etwas bewirkt.
Hinter Azura war das Brodeln im Becken nicht weniger geworden. Immer mehr Blasen hatten sich an die Oberfläche gewagt, um dort unter heftigem Blubbern zu platzen, fast als wäre das Becken ein gewaltiger, natürlicher Hexenkessel. Mit dem Verschwinden der Zwerge hatte sich das Geblubber dann zwar wie von selbst etwas gelegt, aber das erhitzte Quellwasser war dadurch nicht ruhiger geworden. Es schwappte schon teilweise über den Rand, befeuchtete die umliegenden Felsen und zog dann sowohl das Seifenstück als auch ein paar ungenutzte Handtücher zu sich. Klatschnass trieb der Stoff auf der Wasseroberfläche, ließ sich hin und her treiben, wurde erneut an den Rand gespült und dann wieder zurück in die unruhigen Wellen gezerrt. Vollgesogen mit Wasser ging das Handtuch schließlich unter. Die Wellen aber bewegten sich immer noch. Sie beruhigten sich nicht, denn just in dem Moment, da Azura ihren Faustschlag vollführte, schwappte auch das Wasser in einer größeren Welle über den Beckenrand. Es berührte ihre Füße und Waden, umhüllte sie mit warmer Nässe. Aber es erwischte aus Corax. Das reichte aus, um ihn aus seiner Bewusstlosigkeit zu holen. Er riss die Augen auf, schluckte etwas Wasser, hustete und drückte sich ruckartig in eine halb gekniete Position. Dann ächzte er, hielt sich die rechten Rippen und krümmte den Rücken. Mit der anderen Hand stützte er sich auf dem felsigen Grund ab. Falls Azura bis dahin nicht auf ihn aufmerksam geworden war, so würde sie es jetzt bemerken, da ein wenig Spannung auf der Kette lag.
Corax stöhnte unter Schmerzen auf. Deutlich langsamer, mit hölzernen Bewegungen brachte er sich in eine sitzende Position. Dann betrachtete er Azura, allerdings nur aus einem der rubinroten Augen. Das andere war zugeschwollen. Er bemerkte, dass etwas nicht stimmte und berührte jene Stelle im Gesicht, nur um mit der Hand sofort zurück zu zucken und erneut schmerzlich aufzuzischen. "Ouh, die haben mich richtig erwischt", murmelte er. "Bist du verletzt?" Die Frage kam aus dem nichts, klang ehrlich und so dermaßen unpassend, als hätte Corax sich tatsächlich das Zwergenkleidchen mit dem umsternten Edelstein angezogen ... und noch ein rosa Röckchen.
Er versuchte sich an einem Grinsen, aber es misslang, denn sein zugeschwollenes Gesicht schmerzte zu sehr, als dass er sich größere Mimik hätte erlauben können. Wieder fuhren seine Finger instinktiv zu der gepeinigten Stelle und wieder bereute er diese Geste, weil sie nur noch mehr Schmerz verursachte. "Wo sind die Zwerge? Ich hoffe, sie holen jemanden, der mich wieder zusammenflickt."
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Azura » Donnerstag 27. August 2020, 08:36

Es war ihr nur selten so schwer gefallen, ihre Maske aufrecht zu halten bis zum Schluss. Und noch seltener hatte sie sich danach dermaßen erschöpft und hilflos gefühlt. Auf der anderen Seite war sie auch noch nie in solch einer Situation gewesen.
Obwohl sie fand, sie hatte sich gut geschlagen, hatte dieses krummbeinige Fußvolk vollkommen falsch reagiert und sie einfach im Stich gelassen. War das zu fassen?!
Ihre Freunde wären empört darüber und würden sie jetzt bestimmt bedauern… nur, um hinter vorgehaltener Hand über sie schadenfroh zu kichern. Schließlich war Azura stets die Beliebteste und Begehrteste gewesen, da käme es ihrem Kreis nur gelegen, wenn sie einmal versagte.
Und was hatte sie davon derzeit? Überhaupt nichts! Wut und Verzweiflung brodelten in ihr hoch und machten sie vorerst blind für ihre Umgebung. Kraftlos sank sie in die Hocke und starrte auf ihre Knie, während es in ihrem Gesicht arbeitete, wo sich ihre Gefühle abzeichneten.
Die darin gipfelten, dass sie einen Schlag in der Luft ausführte, den sie schon öfter auf Wasseroberflächen gemacht und der sie für gewöhnlich ein wenig befreit hatte. Dieses Mal allerdings war er vielmehr dazu angetan, sie in Verwirrung zu stürzen.
Bislang hatte sie nicht mitbekommen, dass sich ihre Fähigkeit zur Magie meldete, denn es war lange her, dass sie so etwas unbewusst zustande gebracht hatte. Meist hatte sie sich selbst viel zu sehr kontrollieren können und im Wissen um die Gefahr für ihre Gesundheit lediglich harmlose Spielchen mit der Flüssigkeit betrieben. Dass sie nun jedoch dafür verantwortlich war, dass es im Becken hinter ihr unruhig wurde und zu brodeln begonnen hatte, hatte sie noch nicht bemerkt.
Irritiert über das Gefühl, nicht allein durch Luft geschlagen zu haben, starrte sie einen Moment lang verständnislos auf ihre Faust, die sie öffnete. Nein, da war nichts. Warum hatte sie also etwas gespürt? Schließlich konnte es die lästige Kette nicht gewesen sein!
Bis sie mit einem Mal bemerkte, dass es nass um sie herum wurde. Die junge Frau starrte hinunter und begriff noch weniger, was hier los war. Wieso war hier alles um sie herum nass und warm? Sie hatte sich doch in der Nische erleichtert, also war in ihrem Körper nichts mehr, das den normalen Druck nicht aushalten würde! Oder wäre das eine mögliche Folge von ihrem Erlebnis im Becken…?
Langsam hob sich ihr Blick und ihre Augen weiteten sich leicht, als sie erkennen konnte, dass nicht ihr Körper an dieser Berührung schuld war. Nein, das Wasser war aus dem Becken herausgeschwappt! Warum? Hatte das vielleicht mit ihr zu tun…?
Während es in ihrem Kopf zu arbeiten begann, lenkte sie ein Geräusch schlagartig davon ab. Sie ruckte bei dem Stöhnen herum und ihre Augen weiteten sich noch mehr, als ihr Begleiter sich rührte. Nein, nicht nur das, er befand sich halb aufrecht neben ihr und… lebte!
Wie eine Welle rauschte ein ungekanntes Glücksgefühl gepaart mit Erleichterung durch ihr Blut und es hätte nicht viel gefehlt, sie wäre ihm wahrscheinlich mit einem Freudenschrei um den Hals gefallen. Was ihn garantiert umgeworfen hätte in seinem Zustand.
Dass sie es nicht tat, lag daran, dass sie noch viel zu verwirrt war und… sich irgendwie etwas geschwächt fühlte. Ein weiterer Hinweis darauf, dass ihre Magie aktiv gewesen war, ohne, dass sie derzeit diese Verbindung herstellen konnte. Somit starrte sie ihn nur an wie einen Geist, während er selbst so wirkte, als wolle er prüfen, wo er überall verletzt war.
Sein Murmeln beantwortete sie noch nicht, bei seiner Frage hingegen zuckte sie leicht mit den Schultern. Was ihr eine Welle des Schmerzes durch ihr malträtiertes Gelenk jagte und dafür sorgte, dass sie vor Pein das Gesicht verzog und sofort mit der freien Hand hingriff. „Ein wenig…“, gestand sie, nachdem sie scharf die Luft eingesogen hatte.
Kurz biss sie die Zähne fest zusammen, um den Drang, über ihren Zustand und ihr Schicksal loszuheulen, hinunter zu würgen. Immerhin, bislang machte sich allein ihre Schulter bemerkbar und nicht jene Stelle an ihrer Hüfte, die zuvor getroffen worden war. Die Hose verbarg derzeit noch den Bluterguss und daran angekommen war bisher auch niemand.
Dann allerdings bemühte er sich um ein Grinsen, das ihm durch die Schwellung nicht gelingen konnte, was wiederum ihre Wut schürte. Hätte er sich nicht so seltsam benommen und ihr dieses Schauermärchen erzählt, wäre es niemals soweit gekommen und sie hätte keine Angst um ihn haben müssen!
Leise schnaubte sie bei seinen Worten und verschränkte die Arme vor der Brust, ob ihr das nun Schmerzen bereitete oder ihm, war ihr dabei egal. „Nein, sie sind beleidigt, weil sie dich nicht sofort tot prügeln konnten. Jetzt holen sie Werkzeug und wenn sie fertig sind, hacken sie dir deine Hand ab, um mich endlich zu befreien.“, grollte sie und bemühte sich, dadurch all die anderen Gefühle, die in ihrem Inneren tobten, zu überspielen. Vor allem ihre Erleichterung darüber, dass die Winzlinge ihm anscheinend nichts gebrochen hatten und er sich würde allein bewegen können.
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. August 2020, 12:05

Wie konnte das nur sein? Ihre magischen Fähigkeiten schienen bisher immer zu verkümmert, zu ungefördert, als dass sie sich wirklich derart präsent zeigten wie nun durch den Wellengang der heißen Quelle. Azura starrte einen Moment gedankenversunken auf die Wasseroberfläche, welche sich hob und senkte, als atmete darunter jemand in heftigem Rhythmus.
Wie das Kaninchen, welches von den steten Bewegungen eines Schlangenkörpers, sowie dessen Zischeln und Augen hypnotisiert wurde, so ruhte auch Azuras Blick eine ganze Weile auf dem Wasser. Sie ließ sich durch nichts ablenken. Erst als die von Schmerzen begleiteten Laute ihres bis dahin bewusstlosen Anhangs bis an ihre Ohren drangen, reagierte sie. Inzwischen waren ihre Füße gänzlich durchnässt. Die Hose glücklicherweise nicht, denn sie besaß nur Zwergengröße und hatte die Wellen nicht erreicht. Corax hingegen besaß einige feuchte Flecken an der Kleidung, obgleich er bisweilen ja auch nur die Hose trug. Man sah deutlich die Verfärbungen an seinem Oberkörper, die zu ähnlichen Blutergüssen führen würden wie jenen, der sich auch bei Azuras Hüfte bald zeigen sollte.
Sie sah zu ihm herüber, war aber immer noch dermaßen durchwühlt von der Reaktion des Wassers auf ihren Faustschlag, dass sie seine Frage nach ihrem Wohlbefinden gar nicht aus der Ruhe brachte. Im Gegenteil. Azura hatte nur ein Schulterzucken dafür übrig und wäre ihr daraufhin nicht selbst der Schmerz in die Glieder gefahren, hätte sie es auch dabei belassen. So jedoch erhielt Corax seine Antwort, die ihn tatsächlich zum Handeln verleiteten. Er löst seine Hand von den eigenen Rippen und rutschte auf dem Hintern dichter an Azura heran, um ihre Schulter zu berühren. Er quetschte sie nicht oder knetete daran herum, sondern legte nur seine Hand daran. Er bemerkte, welche Hitze die Haut austrahlte und brummte: "Wir brauchen jemanden, der das behandlen kann..." Er machte sich offenbar wirklich Sorgen um sie, denn noch immer war nicht ein spöttisches Wort über seine Lippen gekommen. Vielleicht mochten die Schmerzen auch der Grund sein. Das gäbe Azura künftig sicher mal den Anlass, ihm eine zu pfeffern und zu schauen, ob er sich ihr gegenüber dann besser benahm.
Dafür war die Runde nun an ihr, ihm ein wenig mit Hohn zu begegnen und vor allem, ihn etwas zu ängstigen. Er hatte sie mit seinem Schrei und der zuvor erzählten Geschichte um die vernähten Münder der Schneidermeisterin derart erschreckt, dass sie nun auf Rache aus war. So erzählte sie ihm die Geschichte von einigen Zwergen - waren es sieben? - welche nun nach Werkzeugen suchten, um seine Hand abzutrennen.
Corax senkte daraufhin den Blick auf eben jene. Es war die linke Hand, deren Gelenk von dem goldenen Metallband umschlossen war. War das schon immer so gewesen? Hatte er nicht auch mal mit der rechten Hand an der Kette gezurrt? Azura musste sich irren, denn man sah die Verbindung von seiner Linken zu ihrer Rechten. Hatte sie das Goldkettchen immer rechts getragen? So ganz sicher konnte sie sich nicht mehr sein, aber da hing es nun. Die Kettenglieder rasselten sanft, als Corax seine Hand drehte.
"Also ist dieser Ambossbart keine Option mehr, hm?" Er berührte die Finger der Linken mit der Rechten. Er strich über die Hand, als wolle er sich im Stillen von ihren Knochen, Sehnen und Muskeln verabschieden. Nein, er tat es! "Zum Glück bin ich Rechtshänder", murmelte er nämlich und sah Azura mit einem halb zugeschwollenen Auge an und dieses Mal ohne zu grinsen. Den Versuch wagte er jetzt nicht. Aber er kaufte ihr die Geschichte ab und er schien absolut bereit, seine Hand zu opfern. "Und danach bist du frei", sagte er. "Ich werde mit dem Stumpf in jedem Fall einen Heiler brauchen. Besser, die Zwerge bringen gleich einen hierher mit. Oder steht das Totprügeln noch aus? Dann muss ich sie und dich enttäuschen. So weit lass ich's nicht kommen." Er war drauf und dran, sich zu erheben. Es ging, wenn auch noch ein wenig wacklig, aber die Zwerge hatten es bei ihrer Tirade aus Faustschlägen und Tritten vordergründig auf Corax' Gesicht und Oberkörper abgesehen gehabt. Er stand, hielt sich nur nochmals die Rippengegend.
"Willst du ewig halb nackt hier herum sitzen? Nicht, dass ich am Anblick deiner reifen Früchtchen etwas zu beklagen hätte ... aber die Zwerge müssen das nicht unbedingt ständig sehen." Er ließ den Blick über den Felsboden schweifen, auf der vergeblichen Suche nach seiner Nähnadel. Die war von Azuras Wasserzauber längst forgespült worden. Die Nadel im Quellbecken zu suchen war sicherlich auch keine leichtere Aufgabe als wenn sie in einem Heuhaufen gesteckt hätte. Somit würde nichts aus einem erneuten Versuch, die Tunika um ihren Leib zu nähen.
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Azura » Donnerstag 27. August 2020, 13:09

Es war ein merkwürdiges Gefühl zu sehen, wie stark sie auf diese Menge Wasser hatte einwirken können. Bislang hatte sie stets nur eine gewöhnliche Porzellanschale verwendet, um sich nicht zu übernehmen und nicht wieder bewusstlos zu werden. Doch warum gelang es ihr jetzt und sie war noch bei Sinnen? Noch dazu, wo es noch immer nicht vorbei zu sein schien!
Eigentlich müssten bei ihr längst die Lichter ausgegangen sein und dennoch fühlte sie nicht, dass es derart rasch wie erwartet dazu kommen würde. Soweit man das überhaupt vorausahnen konnte.
Aber warum beruhigte sich das Wasser in dem Becken nicht? Sie tat schließlich nichts mehr und auch in ihrem Inneren war sie nicht mehr ganz so aufgewühlt. Oder doch…? Wie lange starrte sie schon auf das Becken? Waren die Zwerge wirklich schon weg oder könnte sie diese eventuell…
Leicht zuckte sie zusammen, als ihr eine Idee in den Kopf schoss, die sie lieber schnell wieder verwarf. Nein, ihre Drohungen vorher waren leer gewesen und würden es bleiben, denn sie hatte diese auf Handelsbeziehungen mit Andunie bezogen und auf diese hatte sie keinen Einfluss. In ihrem vorherigen Leben nicht und jetzt erst recht nicht…
Trotzdem würde sie sich gerne die dummen Gesichter der Winzlinge ansehen, wenn sie durch ihre Magie die Wellen so groß anschwellen ließe im Hafen, dass es großes Unglück dort gäbe. Dass ihr das nicht möglich war, dessen war sie sich im Klaren. Vermutlich würde es sie sogar umbringen, ganz gleich, wie viel sie jetzt anscheinend schon schaffen konnte.
Jedoch für einen kurzen Moment diese Vorstellung zu genießen, tat ihr beinahe schon gut. Bis das Stöhnen sie in die Wirklichkeit zurück beförderte und wieder in einen Wirrwarr von Empfindungen stürzte. Wie schaffte er das bloß dauernd?!
Ein weiteres Mal fühlte sie sich durcheinander und beachtete nicht einmal den Umstand, dass er sich besorgt um ihr Wohlergehen zeigte. Damit nicht genug, sah sie ihn zwar kommen, begriff allerdings nicht so recht, dass sie besser daran getan hätte, ihm auszuweichen.
Erst, als er sie berührte, zuckte sie mit einem scharfen Zischen zusammen. „Vergiss es, keiner von diesen krummbeinigen Felsbrocken wird mich anfassen!“, fauchte sie und spürte, wie die Wut und Enttäuschung über das Verhalten der kleinen Kerle wieder in ihr aufloderte, um wie das Wasser vorhin in ihr zu brodeln. Ihre Hände ballten sich wie von allein zu Fäusten und sie presste die Lippen zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen.
Was hingegen nicht bedeutete, dass er von ihr mit freundlichen Gefühlen behandelt wurde. Nur, weil sie sich nicht mehr zu Tode ängstigte vor ihm, war sie noch immer der festen Überzeugung, dass er wahnsinnig war und sie schnellst möglich von ihm wegmusste. Außerdem sträubte sich alles in ihr, ihm davon zu erzählen, dass sie mit schuld am Verschwinden sein könnte.
Sie schnaufte leise und unterdrückte im letzten Moment den Impuls, erneut mit den Schultern zu zucken. „Wenn du ihn auftreiben kannst, schon.“, erwiderte sie murrend und spürte, wie ihr Blick wieder von dem Wasser angezogen wurde. Irrte sie sich oder dampfte es stärker als zuvor?
Erneut drohte ihre Konzentration, sich ausschließlich auf die Flüssigkeit zu richten, als seine Stimme das verhindern konnte. Leicht blinzelnd und einen Atemzug lang verwirrt ob seiner Worte sah sie in sein verquollenes Gesicht. Bis ihr aufging, dass er sie ernst genommen zu haben schien.
Kein Spott oder sonstiger Protest, der davon zeugte, dass er sie durchschaut hatte. Nein, er nahm einen Teil davon kurzerhand hin, als wäre das wirklich im Sinne, dass er wegen ihr noch schlimmer verunstaltet werden sollte.
Sie schnaubte undamenhaft und schüttelte den Kopf, während sie mit ihrer Rechten leicht gegen seinen Bauch schlug, den sie gerade noch in ihrer hockenden Position erreichen konnte. Nicht daran denkend, dass sie womöglich eine bereits wunde Stelle dabei erwischen konnte. Zumindest leichter, als eine unversehrte… Und sie ignorierte auch, dass sich ihr Kopf gerade auf einer interessanten Höhe befand.
„Hör auf mit dem Unsinn, nichts davon tun diese Knilche! Sie sind weg, verstanden? Haben sich geschlichen und scheren sich nicht mehr um uns.“, fuhr sie ihn an und merkte, wie mit der Verzweiflung auch Tränen in ihr aufzusteigen drohten.
Schon sprach er weiter und sorgte dafür, dass sie die Augen verdrehte. Wenngleich sie verstohlen nach dem Tuch um ihren Oberkörper griff, um zu ertasten, ob es noch ihre Blöße verdecken konnte. „Ach, halt den Mund und erklär mir lieber, was dieser komische Schrei von dir sollte!“, forderte sie, ohne darauf zu achten, dass sie sich damit zum Teil selbst widersprach. Es war auch nicht wichtig, sie rechnete ohnehin nicht damit, dass sie eine Antwort bekommen würde.
Stattdessen hielt sie es ebenfalls für vorteilhaft, sich zu erheben. Langsam drückte sie sich in die Höhe und hörte ihre Knie unschön knacken. Sie seufzte leise und öffnete den Mund, um ihn dazu aufzufordern, nicht so unnütz herum zu stehen, als ihre Beine unter ihrem Gewicht nachgaben.
Mit einem erstickten Laut sank sie wieder zurück und blieb so mit bleich gewordenem Antlitz. Alles um sie herum schwankte ein wenig, ähnlich einem Schiff bei Wellengang. Anscheinend hatten diese Magiespielchen doch weitaus mehr Kraft gekostet, als ihr bislang bewusst gewesen war. Oder war das gar nicht sie gewesen und ihr kleiner Schwächeanfall hatte eine andere Ursache?
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. August 2020, 09:39

Azuras Blick haftete wiederholt an den Wassermassen im Steinbecken der heißen Quelle. Der Wellengang war noch deutilch zu erkennen. Er würde nicht mehr überschwappen, klang langsam aus, aber unterschied sich nach wie vor stark von dem ersten Anblick der Quelle, als Corax den Vorhang zugezogen hatte. Da war das Wasser ganz ruhig, mit mystisch aufsteigenden Dämpfen gewesen. Jetzt sah es aus, als wäre zuvor jemand mit dem Hintern zuerst und reichlich Anlauf hinein gesprungen. Und Azura ging es nach wie vor gut.
Normalerweise wurde sie schon bewusstlos, wenn sie sich an Kleinerem wassermagisch betätigte. Selbst die Bändigung winziger Tropfen aus einer Keramikschale heraus kosteten sie sehr viel Kraft, so dass sie diese Unternehmen zu einer Rarität ihres Lebens gemacht und schließlich nach dem kleinen Unfall gänzlich eingestellt hatte. Aber hier bei der Quelle funktionierte die Kontrolle von so viel Wasser ungemein reibungslos. Nun gut, von Kontrolle konnte man nicht sprechen. Azura war weder in der Lage, die Fluten zu teilen, noch das Wasser nach ihrem Wunsch zu lenken. Sie wühlte es lediglich auf, so wie ihre Emotionen das mit ihrem ganzen Sein taten. Aber die Frage, wie es denn dann funktionierte, blieb offen. Wer oder was hatte das bewirkt? Corax?
Ihr Begleiter rückte wieder in den Fokus, vor allem, weil er ihre Worte plötzlich für voll nahm. Er legte nicht den geringsten Zweifel an den Tag, sondern betrachtete seine eigene Hand mit dem Blick eines Mannes, der sich davon mental schon mal verabschiedete. Er respektierte Azura auf einmal weit genug, um ihren Worten widerstandslos Glauben zu schenken! Was ging hier nur vor sich? So vieles passte nicht zusammen, widersprach sich mit den bisherigen Erfahrungen, dass Azura davon ganz schwindlig wurde oder traten endlich die Nachwirkungen ihrer ungewollten Zaubereien ein?
Wie auch immer, so sehr es ihr auch gefiel, dass er endlich einmal auf ihre Worte mit dem nötigen Respekt reagierte, Azura klärte den Elfen über ihre kleine Retourkutsche auf. Die Zwerge würden weder zurückkehren, noch seine Hand abtrennen, um ihrem Leid mit der goldenen Kette ein Ende zu machen. Sie hatten die beiden verlassen und so hockten sie nun da, halb nackt und im Stich gelassen. Nicht einmal der Zwerg Xaon Ambossbart stand weiterhin zur Debatte, wenn Corax keinen Weg fände, ihn irgendwie aufzutreiben.
Allein dieser Hinweis stachelte den Dunkelelfen aber weit genug an, dass er sich langsam und in recht vorsichtiger Haltung erhob. Seine Hand ruhte an den Rippen und er atmete schwerer als sonst. Irgendein Tritt musste doch ordentlich gesessen haben. Der leichte Schlag gegen seinen Bauch schmerzte allerdings auch weit genug, dass Corax darunter zuckte und sich mit verkniffenem Gesicht vorbeugte. Sofort fand sein feurig roter Blick Azura und er öffnete schon den Mund, um sie anzuknurren. Sie kam ihm jedoch zuvor, als sie nach dem Schrei von vorhin fragte. Jener, der so krächzend und dennoch laut gewesen war, dass es in ihren Ohren geklingelt hatte. Kein Wunder nannte man ihn Corax Rabenschrei. Er hatte sich wie ein überdimensionaler Rabe angehört - einer dieser Aas fressenden Todesboten, die das Schicksal vieler Kämpfer auf einem Schlachtfeld schon vor dem Zusammenprall mit der Feindeslinie verkündeten.
Er starrte sie eine ganze Weile an. Dann stampfte er mit dem rechten Fuß auf, dass nicht nur etwas Wasser aufspritzte, sondern die gesamte Geste wie jene eines trotzigen Kindes aussah. "Nein. So ein Blödsinn! Wer hat geschrien? Ich nicht! Und ich sag dir dazu bestimmt nichts - bäh!" Corax ... streckte ihr die Zunge heraus. Es sah zu ulkig aus, gleichzeitig verwirrte es. In seinem Kopf musste tatsächlich einiges nicht in Ordnung sein, wenn er derartige Reaktionen preisgab und zu einer anderen Zeit mit Stolz die eigene Verstümmelung präsentierte ... oder erzählte, wie brutal er mit Nadel und Faden umgehen konnte.
"Lass mich in Ruhe!", schnaubte er weiterhin. "Steh lieber auf und... he, Vorsichtig! Argh!" Vieles passierte gleichzeitig. Er hatte sich beschweren wollen, verlangte, dass Azura endlich auf die Beine kam. Aber just als sie es versuchte, knickten ihr die Knie ein. Sie konnte ihr eigenes Gewicht nicht halten und drohte, zurück gen Boden zu sinken. Corax versuchte noch, mit einem beherzten Sprung in ihre Richtung sie aufzufangen. Seine Verletzungen verhinderten seinen Einsatz als Retter der Stunde. Er krümmte sich erneut und hielt seine Rippengegend. Ein Husten folgte und er spuckte Blut auf den feuchten Stein. Für Sekunden starrte er es an, ehe ein harsch klingender Flucht folgte.
"Scheiße! Verdammtes Zwergenpack!"
Wesentlich ruhiger wandte er sich dann dennoch seiner Begleiterin am Boden zu. "Azura?" Ihr Name klang angenehm aus seinem Mund, vor allem, wenn er im Ton der Sorge mitschwang. Er sorgte sich aufrichtig, vernachlässigte gerade sogar seine eigenen Probleme, als er nach ihrer Hand griff, um sie mit Kraft und einer Fratze der Pein zurück in den Stand zu ziehen. Sofort legte er ihr den anderen Arm samt Goldkette um die Hüfte, so dass sie dadurch nur noch mehr gestützt wurde. Endlich hatten die funkelnden Kettenglieder mal einen Nutzen!
Mit der freien Hand klemmte Corax Handtuch und Tunika so unter Azuras Arme, dass möglichst alles von ihrer Nacktheit bedeckt war. "Langsam, Schritt für Schritt. Ich kann dich jetzt nicht tragen wie vorhin auf der Treppe." Er prustete leicht. "Ich verrecke, ahnst du das? Aber vorher schaffe ich dich zu einem Heilkundigen, ob Zwerg oder nicht. Jemand muss nach dir sehen. Und dann zu diesem Ambossbart. Wehe, er hilft nicht. Und danach ... Freiheit. Dann bist du mich los. Für immer, wie ich das richtig sehe. Scheiße, ich schmecke schon wieder Blut im Mund... Beeilen wir uns."
So gut er konnte, wollte er Azura stützen, während er selbst nur kleine Schritte machte. Corax verzichtete darauf, sich nun fertig anzukleiden. Dann ging er eben barfuß und nur mit einer Hose um die Hüften. Sollten die übrigen Zwerge ruhig seine und Azuras Blessuren sehen! Vielleicht brachte jemand sie dann schneller zu einem der ihren, der sie behandelte. Vielleicht schafften sie es noch rechtzeitig, bevor seine Kräfte nachließen und das Leben gänzlich aus ihm herausfloss. Aus irgendeinem Grund wollte Corax nicht, dass Azura seine Leiche durch die Stadt würde schleifen müssen.
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Azura » Freitag 28. August 2020, 10:53

Allmählich begann es sie zu nerven, dass sie all die Neuerungen in ihrem Leben nicht mehr begreifen konnte. Wieso war ihr Dasein auf einmal dermaßen kompliziert geworden? Wann und warum hatten die Götter beschlossen, sie in dieses Durcheinander zu stoßen und für etwas zu bestrafen, das sie sich gewiss nicht hatte zuschulden kommen lassen?!
Es war natürlich gut und schön, dass sie plötzlich mit viel größeren Wassermengen und erheblich länger ihre Magie wirken konnte, ohne sofort das Gefühl zu haben, vor lauter Schwäche ohnmächtig zu werden. Aber warum erst jetzt?! Wie viel mehr hätte sie sich schon damit beschäftigen und sich die Zeit vertreiben können, wenn sie davon etwas geahnt hätte!
Oder lag es daran, dass sie nun nicht länger unberührt war? Jedoch… war in den unzähligen Geschichten, die sie sich vor allem als Kind gerne hatte erzählen lassen, nicht immer genau umgekehrt gewesen? Wie viel Potential hatte sie demnach nun verloren?!
Fragen über Fragen, die ihr durch den Kopf wirbelten und den allmählich aufkeimenden Schwindel verstärkten, der sie zu erfassen drohte. Wahrscheinlich war es da nur von Vorteil, dass ihr Begleiter sie ablenkte und dafür sorgte, dass sie sich schon wieder über ihn ärgern konnte.
Wieso nahm er sie nie ernst und nun, wo sie ihn einmal an der Nase herum führen wollte, tat er es?! Lautlos seufzte sie und schüttelte leicht den Kopf wie über ein unbändiges Kind, das sie nachsichtig die eigenen Fehler machen ließe, um zu lernen, nach dem Hinfallen wieder aufzustehen.
Obwohl es unter anderen Umständen sicherlich genossen hätte, ihn ein wenig in Angst zu versetzen, sofern das bei einem wie ihm überhaupt möglich war, war sie gerade nicht in Stimmung dafür. Einerseits wegen der Wasserspiele, deren Nachwirkungen sie allmählich erfassten, und andererseits wegen seines Zustandes, der ihr tatsächlich ihrerseits Sorge bereitete.
Also sagte sie ihm die Wahrheit und war ehrlich überrascht, dass es bei ihm dazu führte, dass er sich aufrappelte. Während sie am liebsten einfach hocken geblieben wäre und sich selbst bemitleidet hätte, entwickelte er wieder Energie.
Dass sie ihn, mal wieder, schlug, war fast schon zur Gewohnheit zwischen ihnen geworden. Dass sie nun allerdings damit mehr Erfolg hatte als sonst, hatte sie gar nicht bedacht. Schon beugte er sich in ihre Richtung und wäre sie nicht gerade von grundtiefer Erschöpfung erfasst worden, hätte sie sich nach ihrem neuen Wissensstand bei seinem funkelnden Auge sicherlich erschreckt. Hätte sich gefragt, was er als erstes bei ihr wohl zu- oder annähen würde!
So allerdings war da noch ein anderer Gedanke in ihrem Kopf vorhanden, der rascher über ihre Lippen kam, als dass die Angst in ihr hochkriegen konnte. Was wahrscheinlich ganz gut war, denn die Kraft, um sich gegen seine Nähe zu wehren, hatte sie im Moment schlichtweg nicht. Doch anstatt ihr direkt zu antworten oder eben auszuweichen wie sonst, schwieg er mal wieder vor sich hin und starrte sie dabei auf eine Weise an, die sie beinahe an den Winzling von vorhin erinnerte. Nur nicht so zornentbrannt, sodass es ihr relativ leicht viel, nach ihrem Meisterstück nun seinen Blick zu erwidern.
Bis er plötzlich mit dem Fuß aufstampfte und wie ein kleines Kind wirkte. Genervt verdrehte sie die Augen und schnalzte mit der Zunge, als wäre er nichts als ein störrisches Reittier, das ernsthaft glaubte, ihrer geübten Hand mit Bockigkeit entkommen zu können. Leicht schüttelte sie den Kopf und wandte nun wirklich den Blick ab. „Du hast wirklich zu oft eine auf den Kopf bekommen.“, erwiderte sie murmelnd und strich sich, völlig unbewusst, eine ihrer vollen, wenngleich weiterhin nassen Haarsträhnen hinters Ohr zurück, weil sie ihr ins Gesicht gefallen war.
Das erinnerte sie zwar daran, dass sie plötzlich seit ihrer Ohnmacht ihre alte Pracht wieder hatte, aber sie bezweifelte, dass er ihr dazu eine Antwort geben würde. Schließlich war es ihm noch nicht einmal aufgefallen. Typisch Mann!
„Du hast geschrien wie ein Raubvogel und mich gepackt, deswegen haben die Zwerge geglaubt, du willst mir etwas antun, und dich so verprügelt.“, beharrte sie noch einmal darauf und ignorierte seinen Wunsch, nichts mehr davon hören zu müssen. Als ob sie ihm das letzte Wort lassen würde!
Trotzdem versuchte sie sich im Anschluss daran zu erheben und bekam nun mit voller Wucht die Nachwirkungen ihrer Magie zu spüren. Sofort sackte sie wie ein Häuflein Elend wieder in sich zusammen und riss ihn mit sich, auch wenn sie darauf keine Rücksicht nehmen konnte. Wie denn auch, wenn sie sich nicht einmal selbst halten konnte?!
Ihr war schwindelig, die gesamte Umgebung schien sich um sie herum zu drehen und das verursachte ihr Übelkeit. Obwohl sie ihm Gegensatz zu ihm nichts von sich geben musste und es stattdessen mit bewusst langsamer Atmung versuchte, bis es ein bisschen erträglicher wurde. Dabei hielt sie die Augen mit Absicht offen und starrte gegen das Becken, weil sie wusste, dass geschlossene Lider und die Dunkelheit alles nur verschlimmerten.
Es dauerte seine Zeit und sie bemerkte auch vorläufig nichts von dem Blut, das er wiederum ausgespuckt hatte. Erst ihr Name ließ sie langsam blinzeln und wie in Zeitlupe zu ihm hochsehen. Schon spürte sie seine Hand, die sich um die ihre schloss und ihr hoch zu helfen versuchte.
Azura ächzte leise, folgte der Bewegung allerdings, soweit sie es aus eigener Kraft vermochte. Leicht schwankend kam sie auf die Beine und stöhnte leise, als sich alles um sie herum wieder drehte. Auch hatte es in ihrem Inneren nun zu brennen begonnen, ganz so, wie sie es ihm zu einem anderen Zeitpunkt beschrieben hatte. Es war, als würde sich eine Flamme dagegen wehren, gelöscht zu werden.
Wie durch einen Nebel hörte sie seine Worte, während sie ihre Hand mit der Kette auf die seine an ihrer Hüfte legte. Unwillkürlich lehnte sie sich an ihn, als könne sie ihm voll und ganz vertrauen und als wäre er nicht viel mehr geschwächt als sie.
Es dauerte, bis er die junge Frau soweit erreichen konnte, dass sie blinzelte und langsam den Kopf schüttelte. „I… ich… muss nur… schla… schlafen… Dann wir… wird’s wieder…“, stammelte sie mit schwerer Zunge und musste sich vollauf konzentrieren, um dem nicht sofort im Stehen nachzukommen.
Warum war sie auf einmal so müde? Sie hatte sich doch erst auf dem Schiff ausgeruht, angeblich sogar mehrere Tage lang! Abgesehen von vorgeblich eindeutigen Lauten, denen sie sich nicht entsinnen konnte…
Beinahe fielen ihr schon die Augen zu, als sie im letzten Moment etwas entdeckte, das sie noch im Wachzustand halten konnte. Vorläufig zumindest… „Wa… warum ist da… da Blut…?“, rang sie sich zu der Frage durch und rieb sich mit ihrer freien Hand die schweren Augen.
War diese Steinbank nicht auch bequem? Sie wäre so nahe und wirkte im Moment tatsächlich einladend. Vielleicht würde er sich ja zu ihr setzen und sie könne ihren Kopf auf seine Oberschenkel betten…
Ihr Mund öffnete sich zu einem herzhaften Gähnen, wobei sie das dabei verursachte Geräusch sich nicht mehr selbst zuordnen konnte. Der Kopf sackte ihr bedenklich nach vorne und es fehlte nicht mehr viel, dann würde sie tatsächlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen.
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Re: Waschen und Entspannen auf Zwergenart

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. August 2020, 15:17

Ein Außenstehender, welcher der Magie kundig genug war, um sie auf durchschnittlichem Niveau wirken zu können, hätte es sofort erkannt: Die Anzeichen einer so genannten arkanen Erschöpfung. Das trat entweder bei Novizen der Magier-Akademien vor, die sich zu früh an zu schwierigen Zaubern versuchten oder eben wie in Azuras Fall an gänzlich ungeförderten, aber begabten Individuen, die vollkommen unbewusst auf ihre Ressourcen zugriffen und sie im Zuge ihres magischen Wirkens überstrapazierten. Die Folgen blieben die gleichen, variierten nur gern in Reihenfolge und Intensität. Aber jegliche Befindlichkeiten, die Azura nun an den Tag legte, ließen sich als eindeutige Symptome einer arkanen Erschöpfung erkennen. Schwindel, Verwirrung oder auch der Drang, das magisch genutzte Element - im Fall elementarer Magie-Arten - wie hypnotisiert anzustarren wechselten sich am mit Kopfschmerzen, Übelkeit und ansteigender Müdigkeit. Alles in allem fühlte der ungelernte Nutzer sich nur noch elend. Eine Suppe, ein süßes Heißgetränk, ein Bad und Schlaf konnten Wunder wirken.
Nichts davon war Azura vergönnt. Sie begann zudem noch, langsam zu frösteln, weil sie nach dem heißen Bad nicht rechtzeitig in anständige Kleidung geschlüpft war. Corax' Körperwärme war mitunter das Beste, was sie kriegen konnte, aber sie fühlte sich angenehm an. Auch seine Arme, die sie hielten und mit leichtem Druck dazu drängten, einen Fuß vor den anderen zu setzen, luden dazu ein sich dagegen fallen zu lassen. Wie gern hätte sie sich nun gänzlich von ihm tragen lassen, aber er teilte ihr bereits mit, dass es unmöglich war. So konzentrierte Azura sich darauf, ihre letzten Kräfte für das Vorankommen zu mobilisieren.
Ein wenig mehr schien noch übrig, um lange genug die Umgebung wahrzunehmen, dass ihr das Blut am Boden auffiel. Es war keine große Lache und viel zu weit weg vom Ort, an dem Corax verprügelt worden war, als dass sie es den zwergischen Attacken zuschreiben konnte. Wo kam es her? Nach wie vor aus ihr wie in der heißen Quelle, nachdem sie sich dem Liebesspiel des Dunkelelfen hingegeben hatte? Nein. Sie hatte geblutet, aber nicht viel und nicht lang. Das Wasser hatte diese Spur ihrer Entjungferung längst so ausgedünnt, dass man nichts mehr davon entdecken würde. Woher stammte also dieser kleine, rote Fleck auf den Felsen?
"Ist von mir", brachte Corax hervor. Er fühlte sich kuschlig warm an. Er schwitzte aber auch. Und das letzte, was Azura noch sehen konnte, war sein blutiges Lächeln, als er ihr wie so oft entgegen grinste. Kurz und unter Schmerzen dieses Mal, aber vielmehr bekam sie ohnehin nicht mehr mit. Dann wurde es schwarz um sie herum und alles versank in Totenstille.

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