Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

An dunklen Marktständen lauern die dreisten und skrupellosen Händler Morgerias. Sie verkaufen nicht nur Waffen und Lebensmittel, sondern auch verbotene Gifte, Kräuter oder Lebewesen, die in der Toten Ebene gefangen wurden. Gebt Acht auf euren Geldbeutel!
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Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. August 2020, 15:49

(Kazel kommt von: Das Tenebrée-Anwesen)

Sein hohles Lachen verabschiedete dem Mischling und ein Schatten beugte sich über Kazel. Der Geruch von Tee stieg im in die Nase und das Bild wurde klarer. Runzlige Haut spannte sich um rot geäderte Augen, die von dürren langen Spinnenbeinen umrahmt wurden. Die Wimpern die das wohl sein sollten waren viel zu wenig und viel zu lang. Es sah gruselig aus, als hingen fettige Schnüre von den Lidern. Die Pupillen waren leicht milchig und von Iriden umrahmt, die man wohl am ehesten mit zerfaserten Popel-grün beschreiben könnte. In den Augenwinkeln hatte sich gelblicher Schleim gesammelt und die Brauen fehlten komplett in diesem Gesicht. Die graublaue Haut war so runzelig, das sie mehr an die Oberfläche eines Steines, oder eines Baumes erinnerte und die Nase verlief im Zickzack hinunter zu einem dünnlippigen Mund der eine lange Nadel hielt. Angestrengt wurde Kazel angestarrt und die Nadel von zwei knorrigen Fingern zwischen den Lippen hervor gezogen. Glitzernd näherte sich die Spitze seinem Auge.
Er blinzelte.
„WAAAAHHHHaaaahhhh...!!!“
Das Gesicht wich aus Kazels Blickfeld und polterte von ihm weg. Blinzelnd kam er zu sich und stellte fest, dass er auf dem Boden einer Werkstatt lag.
„FITZ! Du hast gesagt, er sei TOD!“
, knarrte eine aufgebrachte sich überschlagende Stimme! Kazel folgte dem Lärm und ein Lumpenhaufen rückte noch weiter von ihm ab. In dem Haufen entdeckte er jedoch die zwei runden rot geäderten Augen, die ihn erschrocken. Von irgendwo her erklang ein:
„War er doch auch!“
Dann hörte Kazel Schritte und Firlefitz der Goblin trat hinter einer von vielen Maschinen hervor, blieb stehen und starrte ihn an.
„Oma!!! Geh weg von ihm! Ähm... ...Hoher Herr!“
Der Goblin versuchte sich zu fassen, aber so recht gelang es ihm wohl nicht, denn sein Celcianisch war plötzlich doch erstaunlich gut:
„Geht es euch gut? Wir hatten euch zu unserer Werkstatt gebracht, wie verabredet, aber... wir dachten, ihr wäret... ähm...unterwegs verstorben. Aber da dem anscheinend nicht so ist... Schön euch wohlauf zu sehen! Ähm … Ich...“
Da schien er seinen Fehler zu bemerken und verfiel in Schweigen. Vielleicht war es auch einfach an der Zeit, das Kazel „weiter“ lebte und seine Fragen stellte. Auf jeden Fall war er nicht mehr auf seinem heimatlichen Anwesen, soweit er es sehen konnte.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 22. August 2020, 08:55

Er spürte nur noch das Zittern, das von seinem Leib Besitz ergriffen hatte. Es rüttelte ihn durch. Es nahm ihm die Fähigkeit zu atmen oder selbst zu schreien, wie es andere mit seinem Namen taten. Kazel! Kazel! Sie hatten ihn entdeckt. Sie würden ihn töten. Lange foltern und dann würde er sterben...
"KAZEL! Mach die Augen auf! Ich hab nicht ewig Zeit."
Er blinzelte und sah sich um. Das hier ... war nicht mehr sein Heimathaus. Das hier war nicht einmal mehr Morgeria und vermutlich war keine sterbliche Seele jemals glücklicher gewesen, den schwarzen Strand und das im Kontrast dazu stehende Schädelgrinsen des Gevatters zu sehen. Erleichtert atmete Kazel durch, obwohl er wusste, dass es an diesem Ort nicht nötig war.
Es ist also doch geschehen .. ich bin gestorben. Aber ich erinnere mich nicht an die Folterung. "Wo~"
Der Gevatter unterbrach ihn direkt mit einer eigenen Frage. Und ehe die nackte Seele ihm gegenüber hätte antworten können, sollte eine weitere folgen. Er bot Kazel an, mit ihm Tee zu trinken. W-was? Restlos überfordert nickte der Mischling nur und ließ sich vom Gevatter leiten, bis er sich an einem Tisch sitzend wiederfand, eine dampfende Tasse in beiden Händen und das Arome köstlichen Apfeltees in der Nase. Er hatte in seinem Leben noch keinen andunischen Apfeltee getrunken, wusste aber instinktiv, dass er gut sein musste. Vertrauensvoll wie Kazel es im Leben nicht war, schlürfte er einen Schluck aus der Tasse. Und mit jedem weiteren Schluck kehrte Ruhe in ihn ein.
"Dehydriert? Bin ich ausgetrocknet und gestorben? Aber Janay! Ich kann sie nicht zurücklassen, ich ... bitte, schick mich zurück und sei es nur, um sie zu retten." Sie darf nicht dort bleiben. Nicht in meinem Zuhause. Selbst das ewige Ende hätte Kazel eher begrüßt. Und der Tod schien seine Bitte ein weiteres Mal zu gewähren, obgleich er nicht wusste, wie Kazel sich bezüglich seines Auftrags entschieden hätte. Doch, er wusste es. Er war ein höheres, ein mächtiges Wesen, das direkt in die unwichtige, kleine Seele des Mischlings hineinsehen konnte. Er wusste, dass Kazel alles tun würde, um Janay aus Morgeria zu retten. Sie und ihr gemeinsames Kind.
So kehrte er zurück, ehe er den leckeren Apfeltee hatte austrinken können. Der Geschmack und vor allem der Duft lagen ihm aber noch auf den Sinnen, als er unter einem Blinzeln die Augen in der Realität wieder aufschlug. Nur das Bild, das ihm als erstes begegnete, passte rein gar nicht zu seinen Vorstellungen. Nicht einmal die krumme Nase war wie ein Apfel geformt, aber wohin die blitzende Nadel sollte, wusste er irgendwie. Augäpfel waren auch Äpfel.
"Rraaarrhhhh, weg von mir!", fauchte er raubtierhaft und riss sich hoch, dass ihm jeder Knochen im Körper schmerzte und die Luft weg bleib. Ins Leben zurückgeworfen zu werden, war keine angenehme Erfahrung. Sein Herz schmerzte, sein Kopf fühlte sich seltsam wattig an und Kazel musste erst wieder lernen, wie es war, als Seele an einen Körper gebunden zu sein. Es kostete ihn nur wenige Herzschläge, trotzdem fühlte es sich wie das jahrelange Zeitintervall zwischen Geburt und jetzt an, in dem er alles im Schnelldurchlauf nochmal lernen musste, was ihn zu diesem einen lebendigen Moment geführt hatte. Und das schmerzte. Kazel keuchte auf, hustete. Er spürte die Knochen in seiner fleischigen Hülle erzittern. Der Gevatter hatte es da definitiv einfacher, so ganz ohne weiches Gewebe.
Firlefitz riss ihn aus seiner Wiederkehr. Kazel sah auf und dem Goblin direkt ins Gesicht. Dann spähte er wortlos an ihm vorbei zu dessen unheimlicher Großmutter. "Ich ... war tot? Hm? Ja ... schon wieder...", murmelte er und förderte dadurch sicherlich keine Erleichterung bei den Goblins. Langsam bewegte Kazel seine Finger und rieb sich dann durch das Gesicht. Der Tod würde ihm also keine Lebenszeit am Ende nehmen, sondern seinen Tribut für geschenkte Herzschläge irgendwann holen. Das könnte bedeuten, dass er ihn einfach so sterben ließ, in jeglicher Situation. Was wäre, wenn Kazel sich genug Zeit für mehrere Tage gönnte, um sein ganzes Familienhaus auszulöschen? Dann müsste sich jemand um meine Leiche kümmern ... ob mein Körper verwest, wenn ich das mache? Weniger mit Schrecken als vielmehr mit Planung ging Kazel an den Gedanken heran. Er war inzwischen oft genug gestorben, seelenlos und körperlos gewesen, dass er sich langsam daran gewöhnte. Nein, das stimmte nicht. Aber er lernte, in anderen Bahnen zu denken. Aber sobald er merkte, dass er sich langsam wieder unter Kontrolle hatte, kehrte auch sein Verstand zu dem einzigen Gedanken zurück, wegen dem er nicht hatte in Tods sicherer Domäne bleiben wollen: "Wo ist Janay? Meine Begleiterin? Habt ihr sie aus dem Stall geholt? Ich muss zu ihr, sie in Sicherheit bringen."
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Samstag 22. August 2020, 12:59

"Rraaarrhhhh, weg von mir!"
, fauchte er raubtierhaft und riss sich hoch und der Lumpenhaufen wich nach hinten. Firlefitz riss ihn sogleich mit seinen Worten aus seiner Wiederkehr. Kazel sah auf und dem Goblin direkt ins Gesicht. Dann spähte er wortlos an ihm vorbei zu dessen unheimlicher Großmutter.
"Ich ... war tot? Hm? Ja ... schon wieder..."
, murmelte er und förderte dadurch keine Erleichterung bei den Goblins, sondern eher blankes Entsetzen und bei der Oma eher morbide Neugier zu Tage. Langsam bewegte Kazel seine Finger und rieb sich dann durch das Gesicht. Der Tod würde ihm also keine Lebenszeit am Ende nehmen, sondern seinen Tribut für geschenkte Herzschläge irgendwann holen. Genauer gesagt, wann immer es ihm nach seiner Gesellschaft beliebte. Das könnte bedeuten, dass er ihn einfach so sterben ließ, in jeglicher Situation. Was wäre, wenn Kazel sich genug Zeit für mehrere Tage gönnte, um sein ganzes Familienhaus auszulöschen?
Dann müsste sich jemand um meine Leiche kümmern ... ob mein Körper verwest, wenn ich das mache?
Er fühlte sich nicht sonderlich verwest, also nicht mehr als vorher. Der Geschmack im Mund ließ auf eine Zeit ohne Schlucken schließen, aber sonst ging es ihm eigentlich gut... bzw. nicht sonderlich besser als vorher. Er war halt ein paar Minuten oder so tot gewesen. Wie lange genau war schlecht abzuschätzen. Er hatte schließlich schon einige Zeit seiner Sanduhr verbraucht. Weniger mit Schrecken als vielmehr mit Planung ging Kazel an den Gedanken heran. Er war inzwischen oft genug gestorben, seelenlos und körperlos gewesen, dass er sich langsam daran gewöhnte. Nein, das stimmte nicht. Aber er lernte, in anderen Bahnen zu denken. Aber sobald er merkte, dass er sich langsam wieder unter Kontrolle hatte, kehrte auch sein Verstand zu dem einzigen Gedanken zurück, wegen dem er nicht hatte in Tods sicherer Domäne bleiben wollen:
"Wo ist Janay? Meine Begleiterin? Habt ihr sie aus dem Stall geholt? Ich muss zu ihr, sie in Sicherheit bringen."
Firlefitz starrte ihn immernoch mit einem Misstrauen an und glaubte wohl nicht so recht seinen Sinnen. Die Oma war da jedoch abgebrühter, denn der Lumpenhaufen setzte sich schon wieder wackelnd und schaukelnd wie ein Schiff bei Sturm in Bewegung und trotte auf Kazel zu. Sie war es auch die nach Apfel roch, das bemerkte der Mischling, als sie näher kam und ihn nun mit einem ihrer langen knorrigen Fingern, dem Gevatter seinen nicht ganz unähnlich, anstupste.
„Wie machst du das? Tod sein und wieder aufwachen?!“
, fragte sie mit neugierig blitzenden Augen, als sei das etwas wünschenswertes. Firlefitz trat etwas näher und zog seine überneugierige Oma an der Schulter von Kazel weg. Diese schüttelte ihn jedoch wie eine lästige Fliege ab und rückte dem Elfen wieder auf den Pelz.
„Tut das weh? Bist du untot? Ist das Nekromantie? Gibt's da nen Trick? Nimmst du irgendwelche Kräuter? Bist du verflucht oder gesegnet? Haben die Götter ihre Finger im Spiel?“
Konnte sie mal ihren Mund halten?
„Hast du das schon immer? Hast du es erworben? Wie geht sowas?“
Der Apfelgeruch kam übrigens aus ihrem immer näher kommenden Mund und roch leicht nach Aceton.
„Faulst du wenn du tot länger bist? Fitz meinte, seist noch frisch, erst ein paar Minuten tot, als er dich her brachte!“
Wieder stupste sie ihn mit einem knochigen Finger in den Oberarm.
„Kannst du noch irgendwas besonderes? Hast du mehr Kraft oder sowas? Oder hat dich das sterben dümmer gemacht?“
Jetzt wurde sie langsam echt beleidigend.
„Die Leichenfledderer am Nordtor würden sicher einen guten Preis für ihn zahlen. Sie nehmen auch entstellte Leichen und von Tieren. Oder ...“
Sie überlegte und grinste plötzlich.
„Der Sammler!“
Und plötzlich war es kalt. Kazel spürte den Tod, wie er ihm über die Schulter sah und dem Monolog der Alten lauschte.
„Seine Häscher würden ein stolzes Sümmchen für ihn bezahlen.“
Redete die Alte tatsächlich darüber Kazel zu verkaufen? Er saß doch lebend vor ihr. Oma Firlefitz stapfte schaukelnd hin und her und popelte sich in der Zickzacknase, fand etwas, betrachtete es und schnipste es weg.
„Fitz, weist du ob...“
Jetzt fiel ihr wohl wieder ein, dass Kazel ja lebte und theoretisch antworten konnte. Sie stapfte wieder zu ihm.
„Ist dein Mädchen Janay auch so wie du? Ist sie verändert? Halb Tier?“
Sie klopfte vollkommen Angstfrei auf seine Fingerknöchel. Im Alter wurde man wohl senil und fürchtete sich vor gar nichts mehr.
„Ist sie auch manchmal tot?“
„OMA!“
, explodierte ihr Enkel hinter ihr!
„WAS?!“
„Lass ihn doch mal Luft holen. Wie soll er dir denn nur eine Frage beantworten, wenn du ihn so ...“
Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an Kazel.
„Entschuldigt, hoher Herr. Am besten ignoriert ihr sie einfach!“
„WAGE es nicht!“
, schimpfte die Alte sofort wieder los, aber diesmal drängte sich Firlefitz einfach zwischen sie und Kazel, der noch am Boden saß.
„Entschuldigung. Wir dachten ihr wäret tot. Ich hob HauRuck euch zu mir tragen lassen. Eurer Begleiterin geht es sicher gut. Es sah ja nicht so aus, als ob sie unfreiwillig mit dem Wächter mitgegangen ist und das Haus Tenebrée ist sehr angesehen und gut zu ...Frauen.“
Unwillkürlich schaute der Goblin auf Kazels Unterarm, auch wenn die Innenseite gerade abgewandt war.
„Ich kann mit HauRuck heraus finden, was aus ihr geworden ist, sobald er wieder da ist. Er ist auf dem Markt und holt ein paar Teile für mich. Müsste aber bald wieder da sein.“
„Frag ihn, ob er verwest!“
, krächzte die Alte im Hintergrund.
„OMA!“
Dann war es mal einen Atemzug lang ruhig in der Werkstatt.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 22. August 2020, 20:08

Kazel fühlte sich nach wie vor etwas benommen. Es würde mehr Zeit brauchen, bis auch sein Geist vollends wieder im Hier und Jetzt war. Dieses ewigen kurzzeitigen Besuche im Reich des Gevatters waren nichts Natürliches, sonst hätten ein paar helle Köpfe wie Magier schon längst eine permanente Lösung gefunden, das Totenreich zu betreten. Ob Kazel bei seinem nächsten Besuch mal nach seinem Vater fragen sollte? Auf diese Idee war er nie gekommen. Ihn einfach nochmal sehen. Ihm sagen, dass er selbst Vater würde, vorausgesetzt Janay und er überlebten Morgeria.
Janay.
Er blinzelte und wieder fiel Kazels wolkenverhangener Sturmblick auf die alte Goblinfrau, welche einem Horrorkabinett hätte entsprungen sein können. Sie löcherte ihn mit Fragen, dass sich vor seinem inneren Auge sofort das Bild der vorhin übergeworfenen Decke manifestierte. Instinktiv griff er sich um den eigenen Körper. Hing der Stofffetzen nach wie vor um seine Schultern oder saß er schon wieder splitterfasernackt vor Firlefitz und seiner Oma?
Das Schicksal schien einen Spaß daran zu haben, ihn entblößt zu sehen. Oder Manthala gefällt mein Anblick. Er konnte nicht verhindern, dass ihm die Hitze in die Wangen stieg und sie rosa färbte. So sah Kazel wenigstens etwas lebendiger aus. Sein temprorärer Tod hatte nicht geholfen, dass sein Körper Erholung fand. Insgeheim sehnte er sich nach Ruhe, nach einem Bad und vielleicht einer kleinen Mahlzeit, nachdem er sich am Morgen so ausgekotzt hatte. War es überhaupt noch derselbe Tag? Wie lange hatte er Zeit im Jenseits verbracht?
So viele Fragen schwirrten ihm im Kopf herum und auch von außen wurde er mit ihnen bombardiert, denn Großmutter Goblin zeigte sich sehr neugierig. "Ich ...", begann er, ohne ihr wirklich antworten zu können. Sie ließ ihm ohnehin keine Gelegenheit. Stattdessen sprudelten die Worte über ihren schmalen Lippen, dass Kazel nur darauf wartete, dass sich klebrige Speichelblasen bildeten. Er war überzeugt, dass sie seine Haut verätzen würden, wenn er mit ihnen in Kontakt kam. Unbewusst zog er die Beine dichter an seinen Leib und legte einen Arm um seine Knie. So verdeckte Kazel wenigstens seine Blöße - nicht, dass Firlefitz noch eifersüchtig würde oder seine Großmutter auf einmal Vergleiche zog.
"Ich bin nicht untot...", murmelte Kazel in die Kaskade an Goblinfragen hinein. Ob Großmütterchen überhaupt Antworten erwartete? Hörte sie ihm zu. Er nutzte die Zeit, in sich selbst zurückzufinden und sich mit der aktuellen Situation besser vertraut zu machen. Während die Alte also weiter nachhakte und Kazel ihr teilweise eine Antwort zwischen die Sätze murmelte, ließ er den Blick schweifen. Wo befand er sich? Waren sie schon in Firlefitz' Werkstatt? Er sah sich ausgiebig um.
"Ich hab ... jemand hat mir meine Seele genommen. Aber ich habe sie wieder, keine Sorge. Dafür bin ich ... verändert." Ohja, das hatte die runzlige Goblinfrau bereits festgestellt und es schien ihr Tür und Tor für Handelsgeschäfte zu öffnen. Kazel konnte es ihr nicht einmal übel nehmen. Goblins besaßen keinen guten Status in Morgeria und somit garantiert auch nicht viele finanzielle Mittel. Sie würden jegliche Möglichkeit nutzen, an Geld heranzukommen. Janay und ich müssen aufpassen, dass Firlefitz uns nicht verrät. Plötzlich zuckte er zusammen. Sein Blick huschte in dunklem Blau zu der Alten und seine Augen engten sich dabei. Ein bitterböser Verdacht wuchs in Kazel heran und nun war es an ihm, Fragen zu stellen. "Ihr habt Janay doch nicht etwa bereits verkauft? Versucht nicht, mich zu hintergehen, ich bemerke eine Lüge!" Hoffentlich kaufen sie mir diese hier ab. "Antworte, alte Frau! Firlefitz! Klär mich auf! Wer ist dieser Sammler, wo bin ich hier und warum hast du Janay nicht auch hierher gebracht?"
Kazel war alarmiert, vielleicht auch aufgrund des kalten Schauers, den er immer dann verspürte, bevor sich des Tods Schädel in sein Sichtfeld schob. Nur einmal blickte Kazel über die Schulter. Sofern der Gevatter sich ihm aber nicht direkt zeigen wollte, sah er ihn wohl nicht. "Ich werde keinen von euch ignorieren", murrte er Firlefitz entgegen. "Und ich werde mich an euch im positiven erinnern, aber jetzt will ich nur Janay bei mir wissen. Also, wo steckt sie?"
Endlich gab Firlefitz ihm die nötige Information. Sie befand sich also immer noch in den Ställen, bei diesem ... Mann. Warum missfiel Kazel das so? Warum wollte er einfach nur aufspringen und zu ihr? Warum versuchte er es gerade? Ihm fiel auf, dass seine Beine ihn hochstämmen wollten. Vermutlich hätte er die Großmutter nun auch einfach über den Haufen gerannt, um zu den Ställen zu gelangen - irgendwie. Sein Herz hämmerte schwer in seiner Brust. Er wollte sie nicht wieder verraten! Bilder von ihrem Körper, durchbohrt von Pfeilen, schossen ihm durch den Kopf. Er schauderte und ... brach in sich zusammen. Er hatte seinem Körper längst zu viel abverlangt und der spielte erst einmal nicht mehr mit. Kazel blieb sitzen, wo er war. Er wusste, dass der Tod ihn schneller erneut zu sich holte, wenn er sich nun gegenüber seinem Körper ignorant zeigte. So wandte er sich wiederholt an Firlefitz. "Bitte .. hol sie. Bring sie hierher oder einfach an einen sicheren Ort. Sie darf nicht im Tenebrée-Anwesen bleiben. Das ist viel zu gefährlich."
"Frag ihn, ob er verwest!"
"OMA!"

Kazel holte Luft. "Fitz. Firlefitz. Hilf mir. Warte nicht auf deinen Ork. Hilf Janay, hol sie her. Ich werde mich in der Zwischenzeit deiner ... Oma?" Er wandte sich ihr direkt zu. "Ich beantworte deine Fragen so lange. Dann sind wir abgelenkt, bis meine Begleiterin auftaucht. Können wir das so machen?"
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. August 2020, 09:38

"Ich bin nicht untot..."
, murmelte Kazel in die Kaskade an Goblinfragen hinein. Er sah sich ausgiebig um. Die scheinbar wirr herum liegenden Maschinenteile, die komischen Aufbauten, Gerüste und Gestelle, ließen stark vermuten, dass er bei dem Goblin Zuhause war. Die Werkstatt war ein Sammelsurium an Chaos und Unordnung, dass nur ein Genie wie Firlefitz überblicken konnte.
"Ich hab ... jemand hat mir meine Seele genommen. Aber ich habe sie wieder, keine Sorge. Dafür bin ich ... verändert."
Die runzlige Goblinfrau nickt immer fleißig, wenn er irgendetwas antwortete und wackelte hin und her um sich anscheinend Notizen auf aufgerauten Häuten zu machen, die sie mit einem Griffel beschrieb und strategisch im Chaos verteilte.
Plötzlich zuckte Kazel zusammen. Er hatte begriffen, das er hier in Morgeria einen Handelswert besaß und Janay auch.
"Ihr habt Janay doch nicht etwa bereits verkauft? Versucht nicht, mich zu hintergehen, ich bemerke eine Lüge!...Antworte, alte Frau! Firlefitz! Klär mich auf! Wer ist dieser Sammler, wo bin ich hier und warum hast du Janay nicht auch hierher gebracht?"
Kazel war alarmiert, vielleicht auch aufgrund des kalten Schauers, den er immer dann verspürte, bevor sich des Tods Schädel in sein Sichtfeld schob.
"Ich werde keinen von euch ignorieren...“
Fitzes Omma murmelte nur leise und hab unverständlich:
„..als wenn ich Zeit dafür... abt...ätte...“
„... Und ich werde mich an euch im positiven erinnern, aber jetzt will ich nur Janay bei mir wissen. Also, wo steckt sie?"
Endlich gab Firlefitz ihm die nötige Information. Sofort versuchte es sich hoch zu stemmen, doch Kazel blieb sitzen, wo er war. Er war zu schwach und wusste, dass der Tod ihn schneller erneut zu sich holte, wenn er sich nun gegenüber seinem Körper ignorant zeigte. So wandte er sich wiederholt an Firlefitz.
"Bitte .. hol sie. Bring sie hierher oder einfach an einen sicheren Ort. Sie darf nicht im Tenebrée-Anwesen bleiben. Das ist viel zu gefährlich."
"Frag ihn, ob er verwest!"
"OMA!"

Kazel holte Luft.
"Fitz. Firlefitz. Hilf mir. Warte nicht auf deinen Ork. Hilf Janay, hol sie her. Ich werde mich in der Zwischenzeit deiner ... Oma?"
Er wandte sich ihr direkt zu und sah schon den Zweifel in den kleinen Kulleraugen aufteigen.
"Ich beantworte deine Fragen so lange. Dann sind wir abgelenkt, bis meine Begleiterin auftaucht. Können wir das so machen?"
Firlefitz kratzte sich am Kopf und dachte nach. Derweil war seine Oma ganz begeistert von dem Vorschlag, rieb sich freudig die Hände und irgendetwas rieselte dabei zu Boden. Man war besser dran, wenn man nicht zu genau hin sah. Ihr Enkel antwortete:
„Das ist keine gute Idee... Kennt ihr das Spiel „Goblinball“? Goblins verwischenden in Morgeria, besonders wenn man allein in den Straßen unterwegs ist. Es tut mir leid, aber ich muss auf HauRuck warten, sonst... Ich kann eurer „Janay“ nicht helfen, wenn ich tot bin...“
Er sah ehrlich betrübt zu Boden und dann zur Haupttür, die irgendwo im vorderen Bereich der Werkstatt liegen musste. Oma Fitz näherte sich derweil und musterte Kazel neugierig. Die löchrige Decke des Orks lag unter ihm und er hatte sie sich wieder um die Schultern gezogen. So wie sie sich anschlich, hatte sie etwas von einem hüpfenden Aasvogel.
„Ganz schön runter gekommen! Kaputt an allen Ecken! Risse, Kratzer, Dreck … er brauch Medizin...“
, murmelte die Alte vor sich hin und zupfte an Kazels Decke. Dann wackelte sie im Schaukelschritt zu einem Schränkchen, dass unter Lumpen verborgen war und holte einen kleinen Topf mit dunkel verklebtem Dreck hervor. Sie kam zurück und öffnete ihm. Der Gestank von Stall, Urin und ranzigem Fett erfüllte die Luft. Sie steckte einen Finger hinein und wollte damit einen von Kazels Kratzern behandeln, sofern er es zu ließ. Firlefitz sprach derweil weiter:
„Ach ja... der Sammler...“
„Halt still! Wenn du noch nicht verwest, dann wirst du es bald, wenn du da nix drauf machst! Morgen wird es eitern und du wirst Fieber kriegen.“
, prophezeite sie düster. Das Krächzen der Oma zerrte an Kazels Nerven, aber anscheinend wollte sie ihm was gutes tun. Oder?
„Das ist gekochte Warg-Pisse!“
Als würde das alles erklären unternahm sie einen weiteren Versuch den Elfenmischling zu behandeln, ihr Enkel stand dabei und zuckte nur mit den Schultern. Dann sprach er weiter:
„Wir könnten ...wenn wir etwas zum bestechen hätten...“
Er überlegte und sah Kazel nachdenklich an. Dann schüttelte er den Kopf.
„Es gibt hier auch eine mächtige Licht-Magi, die ihn heilen könnte, wenn ihr etwas dafür anzubieten hättet. Im Haus Rasverath... da hab ich auch eine Brunnenpumpe eingebaut... Aber verzeiht, ihr seht gerade nicht sehr ansehnlich aus, oder als ob ihr überhaupt... MICH bezahlen könntet.“
Sofort hörte Oma Fitz auf die Salbe zu verschwenden.
„Wie? Nicht bezahlen??? Ich vergeude doch hier nicht meine gute Warg-Pisse!“
„Habt ihr Geld? Oder etwas das ihr für eine Heilung anbieten könntet?“
„Pah! Der hat nicht einen Fuchs! Ich hab überall nachgesehen!“
Ihr Grinsen war ekelig. Und das sie das wirklich getan hatte, stand außer Frage. Konnte man sich noch beschmutzter fühlen? Aber es war Fitzes Omma, die dann eine Idee hatte:
„Aber er ist ein Spitzohr, ein sehr dreckiges, aber wenn wir ihn wieder aufhübschen, dann kann er uns vielleicht helfen. Er muss ja nur so tun, als ob er wichtig wäre. Mit ihm könnten sich eine Türen öffnen.“
Sie grinste und Kazel betete spontan, dass sie es nie wieder tun würde. Der Anblick ihrer windschiefen Zähne, die sich Kreuz und quer durch ihren Mund wanden wie die Straßen in den Ruinen von Sintos, war kein schöner. Allein die Farbe konnte einen Würgereiz hervor rufen. Von Schwarz bis grün war alles vertreten. Und klebten da noch Essensreste? Ein Zahn war lose und baumelte leicht vor und zurück, wenn sie lachte. Hoffentlich brachte sie niemand zum lachen!!! Das Ding könnte sich lösen und eine Kettenreaktion auslösen, an dessen Ende der Weltuntergang stand!
„Das klären wir später, Oma. … Wo war ich? Ach ja, der Sammler!“
„Es ist unhöflich seine Oma zu unterbrechen, Firlefitz! So hab ich dich nicht erzogen!“
„Ist ja gut... Ich versuch doch nur seine Fragen zu beantworten.“
„Meine hat er ja auch nicht beantwortet.“
„Es waren ja auch zu viel!“
„Das ist irrelevant!“
Firlefitz stöhnte und verdrehte die Augen. Ignorieren, schien die einzige Möglichkeit zu sein, wie man diese Frau zum Schweigen brachte, also wandte er sich ab und Omma Fitzens Miene verfinsterte sich.
„Also! Der Sammler ist ein Adeliger, der Hybriden sammelt. Die Arbeit mit den Brunnen lässt mich einiges sehen und ich schlau genug, darüber meinen Mund zu halten.“
Trotzdem war Kazel ihm wohl nicht geheuer und er hatte wohl ein bisschen Angst vor ihm, trotz seines geschwächten Zustandes.
„Ihr... Ihr habt mir im Tunnel da unten nichts getan. Und ihr verspracht mir eine Belohnung, wenn ich euch helfe. Goblins vergessen nicht. Wenn ihr euer Wort haltet, dann helfe ich euch auch weiter.“
, sprach er, aber wirkte vorsichtig.
„Wir machen euch gesund. Wir helfen eurem Mädchen. Aber ihr müsst auch etwas tun.“
Tja, so war die Welt. Alles kostete etwas und die Aufgaben stapelten sich langsam bei Kazel. Langsam sollte er mal anfangen sie abzuarbeiten.
„Ihr habt kein Geld, das wissen wir. Aber als Elf, selbst mit so heller Haut, kommt ihr an Orte, an die wir nicht gelangen. Gebt ihr mir eurer Wort, dass ihr uns nicht hintergeht? Und willigt ihr ein, das ich einen Pfand meiner Wahl benennen darf, wenn es soweit ist?“
Was verlangte er da? Ein Vertrauensvorschuss? Wenn Kazel hier Hilfe bekam, sollte er im Gegenzug auch ihnen helfen und nicht einfach abhauen. Doch ein Pfand? Firlefitz schien seinen Argwohn zu spüren und erklärte:
„Wenn ihr meine Aufgabe annehmt, dann will ich, dass euer Mädchen solange bei uns bleibt. Sie scheint euch wichtig zu sein, also werdet ihr nicht einfach verschwinden. Das ist der Pfand. Also, schlagt ihr ein?“
Eine Hand wäscht die andere, sagt man. Eine Goblinhand war klein, aber kräftig.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 23. August 2020, 14:07

Kazel nickte. Er kannte Goblinball, obwohl es in den teureren Anwesen der Dunkelelfen nicht gespielt wurde, sondern mehr eine Art Unterschichtssport war. Aber er war in seiner Jugend einmal in den "Genuss" gekommen, einem Spiel zusehen zu dürfen. Damals hatte er sich aus dem Haus geschlichen. Das war vor dem Unglück mit seiner Haut, aber nach einer Strafpredigt seines Lehrmeisters im Schwertkampf. Kazel hatte sich davon gestohlen, als alle anderen versuchten, die Klinge wieder aus dem Hintern des unglückseligen Wargs zu ziehen. Das war sein erster und einziger wirklicher Treffer während der Übungsstunden.
Um sich abzulenken war der kleine Kazel durch die Straßen der Bürgerschicht gelaufen, bis er in einer Seitengasse eine Gruppe Orks antraf, die einen Goblin umzingelt hatten. Er hatte sich nicht eingemischt, sondern nur zugesehen, wie sie dem armen Kerlchen nach und nach die Gliedmaßen gebrochen und mit Lederbändern um den Körper gebunden hatten. Anschließend war Kazel ihnen auf Abstand zu einem schlammigen Platz mit zwei seltsamen Torgerüsten aus Holz gefolgt, wo die Orks einen gehobenen Spaß hatten, den vor Schmerz und Pein schreienden Goblinball in das jeweils gegnerische Tor zu treten.
Kazel erinnerte sich plötzlich nicht nur an seinen ersten geglückten Schwertstreich, sondern auch an die Erfahrung, dass der Anblick und der Klang von Leid seinen Magen zum rumoren bringen konnten, bis er sich übergab. Sein Blick fiel auf Firlefitz. Dann stützte er sich mit einer Hand ab, um sich auf die Füße zu stämmen. "Dann komme ich mit..."
Wieder misslang es. Er war einfach zu geschwächt. Niemals würde er den Weg zum Tenebrée-Anwesen und zu Janay schaffen. Das war ihm bewusst, ohne dass er auch nur ahnte, wie weit entfernt die Goblinwerkstatt eigentlich war. Frustriert über seine eigene Nutzlosigkeit seufzte Kazel aus. Auch er ließ nun den Kopf hängen, während Firlefitz' Großmutter erkannte, dass dem Gast mehr fehlte als etwas Ruhe. Es mochten nur Kratzer und kleine Schnitte sein, aber jede Verletzung zerrte an ihm, von den unsichtbaren Prellungen ganz zu schweigen. Kazel ließ zu, dass die Alte ihn untersuchte, sogar behandelte. Er zuckte nur zusammen, als ihm der beißende Geruch ihrer Arznei in die Nase stieg.
"Fieber?", hakte er skeptisch nach. Es klang nicht so, als wäre das stinkende Zeug dann hilfreich, wenn es ihm plötzlich noch schlechter ginge. Eiter und Fieber. Wäre er für beides überhaupt kräftig genug, es zu überstehen? Mit Misstrauen betrachtete er die Goblin-Oma, nur um dann zu schnaufen: "Warg-Pisse? Wie ... wie soll das denn helfen?!"
Kazel hatte einige Zeit in der Wildnis der Stillen Ebene gelebt. Natürlich gab es da auch Verletzungen, aber er war kein Heiler und hatte lieber einen von ihnen überfallen, wenn er ihnen begegnete oder auf gut Glück einige bekannte Kräuter verwendet, als auch nur auf die Idee zu kommen, sein eigenes oder fremdes Urin zu Heilzwecken zu nutzen. Entsprechend angewidert schaute er nun drein. Dabei würde der Geruch nun auch nichts mehr ausmachen. Kazel war durch irgendwelche Kanaltunnel geirrt und durch Dinge gelaufen, die weitaus ekelerregender waren als Warg-Pisse. Außerdem war sie doch abgekocht!
"Du ... isst aber nicht auch aus dem Topf, in dem du das Zeug kochst, oder?" Er ergab sich in sein Schicksal und ließ die Alte machen. Sie und Firlefitz versuchten, zu helfen. Er sollte dankbarer sein. Vor allem auch, weil sie ihre Hilfe anboten, obwohl es doch offensichtlich war, dass er ihnen nichts im Gegenzug anbieten konnte. "Ich .. habe nichts", gestand er das Eindeutige und machte Anstalten, wieder aufzustehen. Er konnte von beiden nicht verlangen, sich um ihn oder Janay zu kümmern, wenn sie dafür ihr letztes Hemd hergeben mussten. Wieder kam er nicht auf die Füße hoch. Seine Beine versagten ihm jeglichen Dienst. Verärgert knurrte Kazel auf und zeigte dabei seine spitzen Eckzähne. Aber so wie es sich anhörte, hatte die Alte ihn gründlich untersucht, vielleicht sogar einen Blick in sämtliche Körperöffnungen geworfen. Ihr konnten die Zähne ebenfalls nicht entgangen sein.
"Ich zahle euch eure Hilfe zurück. Mir fällt schon irgendetwas ein, aber ... es wäre unklug, wenn ich zu sehr auffalle. Man darf mich hier in Morgeria nicht erkennen." Weil er Angst hatte, zu seiner Tante verschleppt zu werden. Es hatte keinen anderen Grund. "Ich lasse mir etwas einfallen, in Ordnung? Etwas Richtiges. Keine Tricks wie..." Sein Blick fiel auf Firlefitz. Das Geständnis folgte. "Keine Tricks wie unten bei deiner seltsamen Maschine. Ich versprach dir, dir etwas von Bedeutung zu geben. Dein Leben. Ich wollte dir dein Leben lassen. Aber dieser Sammler ... er ist an Hybriden interessiert, habe ich Recht? Deine Oma hat wegen meiner ... Veränderungen gefragt."
Firlefitz bestätigte sofort seine Vermutung. Nur dass der Sammler adlig war, könnte zum Problem werden. Adlige besaßen Wachen und ließen mit Sicherheit auch keine Mischlingselfen einfach an ihre Pforte klopfen. Die holten sie sich höchstens als Ware ins Haus. Ob das der Auftrag des Gevatters ist? Manthala, du spielst schicksalshafte Spiele. Ich hoffe, ich bin keine Bauernfigur darin, die werden geopfert. Kazel versuchte, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. "Stört er euch, dieser Sammler? Ich könnte ... ihn aus dem Weg räumen. Sobald es mir etwas besser geht."
„Wir machen euch gesund. Wir helfen eurem Mädchen. Aber ihr müsst auch etwas tun.“
"Und was?" Kazel willigte nicht einfach ein, ohne die Details zu kennen. Dieses Mal nicht. Er hatte noch genug Pflichten zu erledigen und zu den meisten würde er wohl nicht mehr kommen. Sein Gewissen hängte sich an sein Herz, schickte ihm Erinnerungen an die Verwirrten der Irrenanstalte, die sich auf ihn als Anführer verlassen hatten und nur in die Freiheit zurück wollten. Er dachte an Xenia udn Ezekiel aus der Bruderschaft des Lichts. Sie hatten ihn gerettet und waren bereit gewesen, ihn - einen Mischling mit dunklem Blut - in die Reihen Lysanthors aufzunehmen. Ihm fielen die Leoniden ein, die sogar bereit gewesen waren, Janay bis zur Niederkunft Unterschlupf zu gewähren, wenn er mit ihrer Armee in den Kampf gegen die dunklen Völker zog. Kazel hatte das alles hinter sich gelassen, sogar den Ork mit der Maulsperre, wenn auch ausnahmsweise unverschuldet. Aber alle anderen? Es kam einem Verrat gleich.
Umso schwerer drückten Firlefitz' Forderungen auf sein Gemüt. "Du solltest keine Geschäfte mit Verrätern machen." Er schüttelte den Kopf. Auf diesen Handel konnte er sich nicht einlassen. "Ich werde versuchen, euch zu helfen. Um Janays Willen bitte ich euch, ihr zu helfen. Lasst mich einfach nur ... ein paar Minuten hier sitzen, dann kümmere ich mich um alles und ihr habt keine Last mit mir. Es tut mir leid, ihr Goblins. Alles andere würde ... in Betrug enden." Wenigstens war er ehrlich.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Montag 24. August 2020, 13:38

"Du ... isst aber nicht auch aus dem Topf, in dem du das Zeug kochst, oder?"
Er ergab sich in sein Schicksal und ließ die Alte machen. Sie sah ihn plötzlich schockiert an und schüttelte dann den Kopf, was ihn kurz hoffen ließ. Doch ihre folgenden Worte sollten den Keim gleich wieder verdorrten lassen:
„Typisch Elf! Als wenn Goblins sich zwei Töpfe leisten könnten!“
Das Kopfschütteln hatte also seiner Dummheit gegolten. Toll! Aber wenigstens versuchte sie und Firlefitz zu helfen. Er sollte dankbarer sein. Vor allem auch, weil sie ihre Hilfe anboten, obwohl es doch offensichtlich war, dass er ihnen nichts im Gegenzug anbieten konnte.
"Ich .. habe nichts."
, gestand er das Eindeutige und machte Anstalten, wieder aufzustehen. Er konnte von beiden nicht verlangen, sich um ihn oder Janay zu kümmern, wenn sie dafür ihr letztes Hemd hergeben mussten. Wieder kam er nicht auf die Füße hoch. Seine Beine versagten ihm jeglichen Dienst. Verärgert knurrte Kazel auf und zeigte dabei seine spitzen Eckzähne. Die Alte schien davon wenig beeindruckt, aber Firlefitz zuckte ein bisschen zurück.
"Ich zahle euch eure Hilfe zurück. Mir fällt schon irgendetwas ein, aber ... es wäre unklug, wenn ich zu sehr auffalle. Man darf mich hier in Morgeria nicht erkennen.... Ich lasse mir etwas einfallen, in Ordnung? Etwas Richtiges. Keine Tricks wie..."
Sein Blick fiel auf Firlefitz. Das Geständnis folgte.
"Keine Tricks wie unten bei deiner seltsamen Maschine. Ich versprach dir, dir etwas von Bedeutung zu geben. Dein Leben. Ich wollte dir dein Leben lassen. Aber dieser Sammler ... er ist an Hybriden interessiert, habe ich Recht? Deine Oma hat wegen meiner ... Veränderungen gefragt."
Firlefitz bestätigte sofort seine Vermutung und nickte auch auf diese Frage. Nur dass der Sammler adlig war, könnte zum Problem werden. Adlige besaßen Wachen und ließen mit Sicherheit auch keine mittellosen Mischlingselfen einfach an ihre Pforte klopfen. Die holten sie sich höchstens als Ware ins Haus.
Ob das der Auftrag des Gevatters ist? Manthala, du spielst schicksalshafte Spiele. Ich hoffe, ich bin keine Bauernfigur darin, die werden geopfert.
Kazel versuchte, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
"Stört er euch, dieser Sammler? Ich könnte ... ihn aus dem Weg räumen. Sobald es mir etwas besser geht."
Firlefitz Augen wurden größer und auch seine Oma schien über dieses Angebot ernsthaft nachzudenken.
„Vielleicht...“
Fitz wurde einmal mehr von seiner Oma unterbrochen.
„Wir machen euch gesund. Wir helfen eurem Mädchen. Aber ihr müsst auch etwas tun.“
"Und was?"

Kazel willigte nicht einfach ein, ohne die Details zu kennen. Dieses Mal nicht. Kazel hatte schon so viel hinter sich gelassen, sogar den Ork mit der Maulsperre, wenn auch ausnahmsweise unverschuldet. Aber alle anderen? Es kam einem Verrat gleich. Umso schwerer drückten Firlefitz' Forderungen auf sein Gemüt.
"Du solltest keine Geschäfte mit Verrätern machen."
Er schüttelte den Kopf. Auf diesen Handel konnte er sich nicht einlassen.
"Ich werde versuchen, euch zu helfen. Um Janays Willen bitte ich euch, ihr zu helfen. Lasst mich einfach nur ... ein paar Minuten hier sitzen, dann kümmere ich mich um alles und ihr habt keine Last mit mir. Es tut mir leid, ihr Goblins. Alles andere würde ... in Betrug enden."
Wenigstens war er ehrlich.... und das war selten!!!
Still schweigend standen da zwei Goblins bei ihm und starrten ihn an, als wäre er das nächste Weltwunder. Ein hoher Herr, der ehrlich von Verrat sprach und sich selbst auch noch so schlecht wie er eben war darstellte! DAS war in ihrer Welt mehr als nur ungewöhnlich. Firlefitz wollte etwas sagen, aber Omma langte zur Seite und patschte ihm die Hand auf den Mund, dass es nur so klatschte.
„Still! Ich muss denken!“
Firlefitz stöhnte und schubste Omas Hand von seinem Gesicht, rieb sich selbiges und ging zu einer seiner Werkbänke. Anscheinend waren Frauen in der Goblinschen Gesellschaft gegenüber ihren männlichen Artgenossen irgendwie im Vorteil. Zumindest hörte der Enkel auf seine Oma und auch das war ein interessantes Detail, das Kazel sicher noch nicht über sie wusste. Der Lumpenhaufen begann ein wenige auf und ab zu wanken, dann blieb sie stehen und lehnte sich an etwas, dass wie ein spitzer Kegel mit Zündlunten darunter aussah. Zeit verging... Als Kazel schon glaubte, sie wäre vielleicht in dieser Position eingeschlafen und wollte grade etwas sagen, da fuhr sie herum:
„Ich will mal was probieren!“
Sie kam näher und näher, viel zu nah und Kazel konnte wieder den Grind in ihren Augenwinkeln sehen.
„Wir... wir könnten es mal mit...“
Sie spuckte aus und etwas grünliches flutschte auf den Boden.
„...Vertrauen versuchten.“
Sie sah Kazel in die Augen und zwinkerte mit beiden auffällig. Konnte sie vielleicht nicht mit einem Auge blinzeln? Sie tat es noch einmal und streckte ihm ihre knorrige Hand entgegen.
„Wir wissen einiges über dich, womit wir dir schaden könnten, Jüngelchen... Und du bist gefährlich genug, um uns schaden zu können. Doch wenn... wenn wir einander helfen, dann könnten wir beide voneinander profitieren und unser Leben besser machen! Vielleicht... sogar längerfristig.“
Was ging nur in diesem hässlichen Schädel vor sich?
„Goblins sind hier nicht sehr angesehen und wir wollen es auch nicht sein. Aber dafür kommen wir überall hin und können unsere... „Ratten“ überall einschleusen. Du bist ein hoher Herr, wahrscheinlich dieser Bastard den sie vor ein paar Jahren suchten. Wenn du dein Wappen...“
Sie griff nach seinem Unterarm und drehte die Innenseite nach oben. Ihre Finger waren nicht schmerzhaft, wohl aber die Wahrheit.
„Wenn du dein Zeichen den richtigen Leuten zeigst, dann kommst du schnell an Geld und kannst genauso schnell auch wieder von hier verschwinden. Zeigst du es den falschen, verschwindest du für immer! Oder... Sag mal, bist du eigentlich sterblich? Kann man dich töten?“
Gute Frage!?! Würde der Tod zulassen, dass sein Diener vor seiner Zeit getötet wurde? War Kazel bereit es auszuprobieren? Omma war es anscheinend schon, denn sie hatte schon wieder eine dieser langen scharfen Stricknadeln in der Hand und schaute neugierig. Diese Frau war zum fürchten und sie verzettelte sich gern.
„Was ich sagen wollte. Wir helfen dir und du hilfst uns. Ganz ohne irgendwelche Forderungen... so wie...“
Sie würgte ein bisschen an dem nächsten Wort, wohl aber nicht, weil sie es nicht meinte – mehr weil sie es wohl noch nie benutzt hatte:
„...Freunde.“
Und dann lächelte sie auch noch!!! Konnte Kazel mit diesem Angebot leben?
„Freunde warnen einander vor Gefahren und tun was sie können, aber halt auch nicht alles. Sie sagen auch mal nein, aber verurteilen oder verraten den anderen auch nicht.“
War eine Freundschaft mit dieser Frau etwas gutes? Ihre Argumente hatten schon etwas und sie schien wirklich viel zu wissen, auch wenn sie sicher schon wieder viel vergessen hatte. Sie konnte nützlich sein, wenn er bereit war auch dies für sie zu sein. Freundschaft – mit den Goblins, mit Firlefitz und seiner Oma. Hatte sie eigentlich einen Namen? Sie legte steckte grad die Nadel wieder irgendwo in ihren Lumpenhaufen und streckte ihm die Hand entgegen.
„Freunde? Na was meinst du?“
Firlefitz schaute etwas zweifelnd, aber auch sehr neugierig und fragend zu ihnen hinüber. Er würde sich dem Urteil seiner Oma fügen, das sah man. Ergriff Kazel die ihm dargebotene Hand?
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 25. August 2020, 19:16

Wie Kazel erwartet hatte, besaß Familie Goblin nur einen einzigen Topf. Sie zählten zu Morgerias Bewohnern, die sich irgendwo zwischen unterster und oberster Armutsgrenze befanden. Es schien ihnen aber eher besser zu gehen, immerhin besaßen sie einen Topf. Kazel konnte nur hoffen, dass sie wenigstens Wasser zum Ausspülen hatten. Sein Appetit war gänzlich vergangen und nicht nur ob des widerlichen Geruchs der Paste, welche Großmütterchen "Gruselmärchen" bis eben noch auf seine Kratzer aufgetragen hatte.
Er kommentierte ihre Reaktion nur mit einem schiefen Aufgrinsen. Vonwegen typisch Elf. Ich bin sicherlich der untypischste Elf, der ihnen hätte begegnen können. Das bemerkten Oma und Firlefitz aber selbst schnell, denn niemals schien ihnen ein Spitzohr begegnen zu sein, das sich selbst zum einen nicht wertvoller machte als sie und zum anderen die beiden nicht belästigen wollte. Und Kazel hätte es auch keine weitere Sekunde getan, wenn er vollkommen auf sich allein gestellt wäre. Bist du aber nicht. Du hast jetzt Familie ... so gut wie. In jedem Fall fühlte er sich für Janay und das ungeborene Leben in ihrem Körper verantwortlich und würde beide nicht nur beschützen, sondern auch hier rausbringen. Ob die Goblins ihm halfen oder nicht. Dabei befand Kazel sich in der Position des Bittstellers. Die beiden könnten alles von ihm verlangen und er würde sich drauf einlassen müssen. So schwach und mittellos wie er im Moment war, stand er doch weit unter ihrem Wert.
Schweigend wartete er ab, was die Goblins zu seinem Vorschlag sagen würden. Oder genauer: Wie Omas Entscheidung ausfiel. Firlefitz unterschied sich wohl nur durch seine verwandtschafltiche Beziehung zu der Alten von einem minderen Handlanger. Sie scheuchte ihn herum, entriss ihm jegliche Entscheidungsgewalt und pfefferte ihm sogar die Hand direkt auf den Mund, damit er still wäre. Kazel zuckte innerlich zusammen, als ihm ein flüchtiger Gedanke durch den Schädel schwirrte, wieviele Krankheiten sich Fitzchen nun wohl eingefangen hatte. Nein, er würde die Alte nicht im Denken unterbrechen, denn Kazel wollte unter keinen Umständen ihre siffigen Griffel an den Lippen spüren. Griffel, die eben noch Wargpisse-Paste auf ihn aufgetragen hatten. Wuäh, mir ist schlecht!
Zum Glück wandte sie sich ab und einer seltsamen Gerätschaft zu, die der Mischling nicht verstand. Er wagte nicht, nachzufragen, sondern tauschte lediglich mit Firlefitz einen kurzen Blick. Seine Glieder waren ihm schwer geworden. Ihm drohten inzwischen ständig die Augen zuzufallen. Auch der temporäre Tod hatte nicht verhindern können, dass er vollkommen ausgelaugt war. So schlang er den löchrigen Flickenteppich einer Decke enger um den Körper, ohne zu erwarten, dass er dadurch auf mehr Wärme hoffen konnte.
Beinahe hätte er den unausgesprochenen Wettbewerb im "Wer schläft schneller ein?" gegen die Oma gewonnen, als diese sich plötzlich regte. Kazel wurde dadurch ebenfalls wieder aus seiner Schläfrigkeit gerissen. Trotzdem fiel es ihm immer schwerer, konzentriert zu bleiben. Oder es liegt an der Warg-Pisse. Die Vettel hat mich vergiftet! Skeptisch spähte er auf die eingeriebenen Wunden herab. Just in dem Moment begann Großmutter von Vertrauen zu sprechen. Sie nahm sogar den Begriff der Freundschaft in den Mund. Hoffentlich ertrug das Wort ihren Atem, die eitrigen Krusten in den Mundwinkeln und den garantiert ätzenden Speichel. Kazels Blick folgte dem ausgespuckten Pfropfen gen Boden, ehe die Alte ihn vollends einnahm. Er schluckte leer, als sie einnander in die Augen schauten. Jene des Mischlings waren derzeit eine ruhige tiefblaue See mit pechschwarzem Kern in Form seiner Pupillen. Schatten lagen auf beiden, weil er die Lider nicht mehr vollkommen heben konnte, so erschöpft war er.
"Gefährlich...", murmelte er mit spöttischem Ton. Wie konnte er in diesem Zustand gefährlich sein. "Ihr interpretiert viel zu viel in meine Zugehörigkeit, die ... eigentlich nicht vorhanden ist." So spielte er ihnen erneut Informationen zu. Kazel war zu müde, um darauf zu achten und gewiss nicht in eine Richtung ausgebildet worden, um zu wissen, wann es besser war, einfach nur zu nicken.
"Hört zu", seufzte er aus. "Ich habe gar nicht vor, euch irgendwie das Leben schwerer zu machen, als es für euch sowieso schon ist. Ich möchte nur meine Lie... Freundin hier wegbringen. Es ist nicht gut, wenn wir beide in Morgeria bleiben."
Doch die Oma sprach zusätzlich von gegenseitiger Hilfe und langfristigen Vorteilen. Sie schien einen Plan zu haben. Dieses Mal nickte Kazel. Was immer in ihrem hässlichen Runzelschädel vor sich ging, war im Moment wohl weniger matschiger Brei als sein eigener Verstand. Dass sie allerdings ohne Vorwarnung nach seinem Unterarm griff, ließ ihn die Faust des Armes kurz ballen, so dass die Adlerkrallen zumindest hervor lugten. Kazel bemerkte es aber rechtzeitig und lockerte die Finger. Er wollte hier kein Blutbad anrichten. Ach, die Art von gefährlich meinte sie...
"Wer sollen die richtigen Leute sein? Wenn du damit meine Familie meinst, dann muss ich dich.... hm?" Kazel stutzte. "Ich ... ja, ich schätze schon. Natürlich kann ich sterben." Das hatte er für einige Minuten doch jüngst erst bewiesen. Der Unterschied bestand darin, dass Tod ihm nicht die ewige Ruhe gewährte, sondern ihn zu seinem kleinen, persönlichen Laufburschen degradierte. Nein! Zu seinem Meuchler und selbst dafür zahlte er noch mit etwas eigener Lebenszeit. Kazel beklagte sich nicht darüber. Es war im Grunde die beste Art von Arbeit, die er jemals erhalten hatte. Er konnte für ein wenig Gerechtigkeit sorgen und würde länger am Leben bleiben. Denn irgendwie stand er so auch im Schutz des Gevatters. Zumindest ging er davon aus. jetzt bin ich nach wie vor eine Tötungsmaschine. Ein mordendes Monster, nur nicht für Raxtian Tausendtod. Er lutschte ein wenig auf der imaginären Pille herum. Sie hinterließ Bitterkeit in seinem Mundraum.
Anscheinend konnte ihn wirklich jeder wie ein Werkzeug nutzen, ohne dass er auch nur einen Augenblick Kontrolle über sein eigenes Leben besaß. Schließlich war er hier, ohne zu wissen, wie. Er musste sich auf Geschäfte einlassen, die ihm nicht gefielen. Er würde schon wieder töten müssen, um Janay und sich zu retten.
"... gut. Versuchen wir es. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Ich hab ... sogar sie schon wieder verraten. Firlefitz!" Er suchte den Blick des Goblinmechanikers. "ich sollte bei ihr im Stall sein und ihr helfen." Der kleine Mann hatte selbst mitbekommen, wie sie davongezogen war. Ob und wieviel er von ihrem Plan wusste, blieb Kazel ein Rätsel, aber dass sie ihn erneut Verräter nennen würde, weil er nun nicht aufgetaucht war, das fühlte er instnktiv. Und die Tatsache, dass ich zwischendurch wirklich tot war, wird Janay nur als schlechte Ausrede ansehen.
Aus irgendeinem Grund musste Kazel plötzlich schmunzeln. Ich liebe sie.
Dann streckte er zögernd seine Hand aus. Nicht, weil er nicht wirklich ein Bündnis mit den Goblins eingehen wollte. Er fürchtete zweierlei Dinge: Erstens, dass er die beiden enttäuschen und verraten würde, ganz ohne sein willentliches Zutun. Es passierte einfach ständig. Er konnte nichts dagegen tun. Er hatte darüber genauso wenig Gewalt wie über sein ganzes Leben, wie es schien. An zweiter Stelle und eigentschlich die größere Furcht war, was er sich durch den Handschlag mit Oma Ich-trage-alle-Krankheiten-Celcias-auf-der-Haut einfangen würde.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. August 2020, 12:32

Skeptisch spähte er auf die eingeriebenen Wunden herab, die inzwischen eigenartig taub geworden waren. Tatsächlich ließen die Schmerzen langsam nach und lullten den Mischling in eine wohlige Müdigkeit. War da noch mehr in der eingekochten Wargpisse gewesen? Irgendwelche Kräuter?Drogen? Just in dem Moment, bevor Kazel von erneuter Paranoia ergriffen werden konnte, begann Großmutter von Vertrauen zu sprechen. Sie nahm sogar den Begriff der Freundschaft in den Mund. Hoffentlich ertrug das Wort ihren Atem, die eitrigen Krusten in den Mundwinkeln und den garantiert ätzenden Speichel. Kazels Blick folgte dem ausgespuckten Pfropfen gen Boden, ehe die Alte ihn vollends einnahm. Zuckte das Ding?... Er schluckte leer. Als sie einander in die Augen waren die seinen, eine ruhige tiefblaue See mit pechschwarzem Kern in Form seiner Pupillen. Schatten lagen auf beiden, weil er die Lider nicht mehr vollkommen heben konnte, so erschöpft war er.
"Gefährlich..."
, murmelte er mit spöttischem Ton. Wie konnte er in diesem Zustand gefährlich sein.
"Ihr interpretiert viel zu viel in meine Zugehörigkeit, die ... eigentlich nicht vorhanden ist."
So spielte er ihnen erneut Informationen zu. Kazel war zu müde, um darauf zu achten und gewiss nicht in eine Richtung ausgebildet worden, um zu wissen, wann es besser war, einfach nur zu nicken.
"Hört zu"
, seufzte er aus.
"Ich habe gar nicht vor, euch irgendwie das Leben schwerer zu machen, als es für euch sowieso schon ist. Ich möchte nur meine Lie... Freundin hier wegbringen. Es ist nicht gut, wenn wir beide in Morgeria bleiben."
Firlefiz murmelte etwas im Hintergrund von:
„...ist für niemanden gut in Morgeria...“
Doch die Oma sprach zusätzlich von gegenseitiger Hilfe und langfristigen Vorteilen. Sie schien einen Plan zu haben, der besser war, als Kazels matschiger Brei, den er seinen Verstand nannte. Dass sie allerdings ohne Vorwarnung nach seinem Unterarm griff, ließ ihn die Faust des Armes kurz ballen, so dass die Adlerkrallen zumindest hervor lugten. Kazel bemerkte es aber rechtzeitig und lockerte die Finger. Er wollte hier kein Blutbad anrichten.
Ach, die Art von gefährlich meinte sie...
"Wer sollen die richtigen Leute sein? Wenn du damit meine Familie meinst, dann muss ich dich.... hm?"
Kazel stutzte.
"Ich ... ja, ich schätze schon. Natürlich kann ich sterben."
Das hatte er für einige Minuten doch jüngst erst bewiesen. Der Unterschied bestand darin, dass Tod ihm nicht die ewige Ruhe gewährte, sondern ihn zu seinem kleinen, persönlichen Laufburschen degradierte. Nein! Eigentlich war er Laufbursche. Er erhielt Aufträge und konnte sich sogar aussuchen, ob er sie annahm oder nicht. Und bezahlt wurde er auch... ganz abgesehen, davon, dass er dabei auch noch eine ganze Menge lernte. Trotzdem erschien Kazel die Welt wohl grade ungerecht, was wohl an seinem Zustand lag. Zu einem Meuchler war er geworden und selbst dafür zahlte er noch mit etwas eigener Lebenszeit. Kazel beklagte sich nicht darüber. Es war im Grunde die beste Art von Arbeit, die er jemals erhalten hatte. Er konnte für ein wenig Gerechtigkeit sorgen und würde länger am Leben bleiben. Denn irgendwie stand er so auch im Schutz des Gevatters. Zumindest ging er davon aus.
Jetzt bin ich nach wie vor eine Tötungsmaschine. Ein mordendes Monster, nur nicht für Raxtian Tausendtod.
Er lutschte ein wenig auf der imaginären Pille herum. Selbstmitleid schmeckte immer bitter.
Anscheinend konnte ihn wirklich jeder wie ein Werkzeug nutzen, ohne dass er auch nur einen Augenblick Kontrolle über sein eigenes Leben besaß. Schließlich war er hier, ohne zu wissen, wie, aber er dachte auch nicht weiter darüber nach, sondern nahm es als gegeben an.
"... gut. Versuchen wir es. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Ich hab ... sogar sie schon wieder verraten. Firlefitz!...ich sollte bei ihr im Stall sein und ihr helfen."
Der kleine Mann hatte selbst mitbekommen, wie sie davongezogen war. Ob und wie viel er von ihrem Plan wusste, blieb Kazel ein Rätsel, aber dass sie ihn erneut Verräter nennen würde, weil er nun nicht aufgetaucht war, das fühlte er instinktiv. Dabei war sie es gewesen, die einfach mit einer Idee davon gezogen war, sich von ihm getrennt hatte, ohne sich mit ihm zu besprechen, ohne zu wissen wo sie sich eigentlich befanden. Janay neigte zu schnellen Handlungen, aber das machte auch ihren Charme aus.
Und die Tatsache, dass ich zwischendurch wirklich tot war, wird Janay nur als schlechte Ausrede ansehen.
Aus irgendeinem Grund musste Kazel plötzlich schmunzeln.
Ich liebe sie.
Das warme Gefühl, dass er dabei in seiner Brust empfand, ließ alle Zweifel schmelzen. Für diese Frau würde er sich wieder und wieder in Gefahr stürzen. Eigentlich konnte er glücklich sein, ein Bündnis mit dem Tod geschlossen zu haben. So oft wie sie ihn schon in Schwierigkeiten gebracht hatte. Auch Janay war schon als Geist umher gewandelt und hatte von seiner Macht profitiert. So geschwächt Kazel auch war, er war nicht ohn-mächtig! Und er hatte „Freunde“ hier gefunden, wenn gleich auch sehr … SEHR!!! ekelige! Er streckte zögernd seine Hand aus. Nicht, weil er nicht wirklich ein Bündnis mit den Goblins eingehen wollte. Er fürchtete zweierlei Dinge: Erstens, dass er die beiden enttäuschen und verraten würde, ganz ohne sein willentliches Zutun. An zweiter Stelle und eigentlich die größere Furcht war, dass er sich durch den Handschlag mit Oma Ich-trage-alle-Krankheiten-Celcias-auf-der-Haut einfangen würde.
„Abgemacht! Haha.“
Fitzes Omma lachte!!! Der vordere lose Wackelzahn spie ein paar Tropfen Speichel und Kazel fühlte sich spontan besudelt. Ihre knorrigen Finger zwischen seinen machten das Gefühl nicht besser, zumal sie ein klebriges Gefühl hinterließen. Da musste noch etwas von der Wargpissen-Paste an ihren Fingern gewesen sein, oder Popel, oder sonst was. Ihre Blutunterlaufenden Augen glänzten und glitzerten wie Schweißtropfen auf verfaulendem Obst an einem heißen Sommertag. Und so stank sie auch, so nah wie sie war – nach faulendem Apfel. Ihr dürrer kleiner Arm bewies erstaunlich viel Kraft als sie seine Hand kräftig schüttelte. Hätte man dem kleinen Lumpenhaufen garnicht zugetraut. Oma Fitz freute sich aber sichtlich nun einen Elfen Freund nennen zu dürfen und grinste von einem Ohr zum anderen, was ihr Gesicht NOCH gruseliger machte als schon zuvor! Worauf hatte Kazel sich da nur eingelassen?! Ehrliche Zuneigung konnte einen Mann in Angst und Schrecken versetzen, wenn sie einen aus diesem Gesicht anlachte. Und langsam begann Kazel zu ahnen, dass die Decke, die er um seine Schultern trug, wohl irgendwie zu der Goblinoma gehörte, denn mit einer ungewohnt liebevollen Geste wurde sie gerade auf ihm zurecht gezupft.
„Wunderbar! Das muss gefeiert werden. Unser Freund sieht ganz hungrig aus...“
Ein Topf! Eintopf! Sie wollte doch nicht wirklich....?!?!?!? Wie aufs Stichwort waren draußen schwere Schritte zu hören.
„Zur Feier des Tages besorgen wir uns was zu essen!... Tilda schuldet mir noch was was, dafür das ihr Balg weg gemacht habe!“
Aha, Engelmacherin war sie also auch.
„...und geh auch gleich bei Rupert vorbei, Fitz. Der alte Alchi schuldet mir noch fünf Eimer Brand.“
Die Apparatur im hinteren Teil der Werkstatt könnte mit viel Vorstellungskraft auch eine Art Brennerei sein, sofern Kazel so etwas schon mal gesehen hatte. Auf jeden Fall hatte Oma Filz einige Leute, die ihr etwas schuldeten. Dann steckte sie sich zwei Finger in den Mund und stieß einen hohen schrillen Pfiff aus, der Kazels Ohren klingeln ließ. Prompt näherten sich die schweren Schritte und HauRuck schob an einer Seite eine Tür auf. Oma Fitz kommandierte fleißig los:
„Du begleitest meinen Firlefitz zum Markt. Nimm die Stange und alle Eimer mit! Beeilt euch, denn danach geht ihr zum Tenebrée-Anwesen und erkundigt euch nach seinem Mädchen Janay. In der Zwischenzeit kümmer ich mich um unseren „Freund“ und bring ihn wieder auf die Beine! Holt sie da raus, wenn ihr könnt. Aber ohne Aufsehen!“
Bei dem Wort „Freund“ nickte HauRuck begeistert und strahlte Kazel an, als hätte er ein Wunder vollbracht.
„Los, los! Essen, Alkohol und das Mädchen! Hopp, hopp!“
Kazel wäre eine andere Reihenfolge sicher lieber gewesen, aber wenigstens gingen die beiden jetzt los. Fast hätte er etwas wie Erleichterung empfunden, wenn ihm nicht dabei bewusst geworden wäre, dass sie ihn mit der Oma gerade allein ließen.
„Und nun zu dir...“
Sie rieb sich die Hände und knusperte dann an ihren Fingernägeln. War sie aufgeregt oder nervös?
„Apfel oder Birne?“
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 29. August 2020, 15:38

Ganz gleich, ob ihr Verschwinden von Janay selbst ausging, Kazel würde sich hier als der Verräter sehen und so wie er Janay inzwischen kannte, würde sie es ihm auch vorwerfen. Aus seiner Sicht zurecht. Warum? Weil er es nicht anders gelernt hatte. Man hatte ihm damals, vor all der Zeit ebenfalls die Schuld zugeschoben an seinem Missgeschick, als seine Haut sich geschält hatte und er etwas heller geworden war. Sein Körper, sein Vergehen. So einfach war das. Und auch als er sich nach zwei Jahren Zurückgezogenheit in der Stillen Ebene doch wieder nach Kontakt gesehnt hatte, war er in Pelgar sofort eines Verbrechens angeklagt worden, das er bis heute nicht wirklich hatte nachvollziehen können. Er war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, sehr oft inzwischen seit seiner Entscheidung damals. Andernfalls wäre er jetzt nicht hier, inmitten einer goblinischen Werkstatt, um die klebrige Krallenhand der alten Vettel zu schütteln.
Sie freute sich spürbar mehr als Kazel, der trotz seines Versuchs bereits die Folgen fürchtete, als hinge die Regenwolke seines Schicksals schon jetzt dunkel über ihm. Aber er war nicht vollkommen pessimistisch und verbittert eingestellt! Er versuchte es immerhin. Aufzugeben konnte man sich an einem Ort wie Morgeria nicht erlauben.
Genauso wenig wie Essen, zumindest in einem Goblinhaushalt mit nur einem Kochtopf, in dem vorher Wargpisse erhitzt worden war. Kazel unterdrückte ein Würgen, das ihm die Galle in den Mundraum spülen wollte. Er keuchte jedoch auf und war schon halb dabei anzumerken, dass er überhaupt nicht hungrig war, da tauchte seine vorläufige Rettung in Form des Orks HauRuck auf. Er erhielt sogleich Anweisungen von der alten Goblinfrau. Dass sie hier als einzige die Hosen an hatte und selbst einen gewaltigen Ork bedenkenlos herumkommandieren konnte, wunderte Kazel inzwischen nicht mehr. Die Vettel war einnehmend. Sicherlich würde auch er nach ihrer Pfeife tanzen und sei es nur, um einem weiteren Handschlag zu entgehen.
Die Oma schickte ihn und Firlefitz sogleich los, leider nicht, um Janay zu finden. Zunächst sollten einige Kontakte und Beziehungen aufgefrischt werden, damit eine ordentliche Mahlzeit zur Feier des Tages auf den Tisch käme. Sie wollen wirklich feiern, dass ich ihr ... Freund sein werde? Für den Moment hatte Kazel nichts Anderes für die Goblins übrig als verwirrtes Mitleid. Er würde sich aber eingestehen müssen, dass eine Mahlzeit nicht verkehrt wäre. Er fühlte sich so furchtbar ausgelaugt und schläfrig.
"Keinen Alkohol", merkte er allerdings an. "Ich trinke nur Wasser." Vermutlich würde er sogar Schmutzwasser vorziehen. Alkohol sollte nie wieder seine Kehle herab rinnen. Das erste und letzte Mal hatte zur Folge, dass er nicht nur die Heilkundige vollgekotzt hatte, sondern auch mit einer Tätowierung erwacht war.
Er öffnete die löchrige Decke ein wenig, um an seinem Körper herab und auf das Hautbild auf seiner Brust zu schauen. Vorsichtig tippe er die eingestochene Feder mit dem Finger an und strich ihre Konturen nach. Dieses Mal jedoch ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Ihm war ja nicht bewusst, dass dieses Bild auf irgendeine Weise sein Auftauchen in Morgeria bewirkt hatte. Und nun, da er an keinen Ort dachte, bewirkte es wohl auch nichts. Es war einfach nur ein weiteres Resultat, dass andere mit ihm anstellten, wie es ihnen beliebte. Von Raxtian hatte er die körperlichen Veränderungen erhalten, von einer selbst ernannten Hochelfe mit Ziegenbärtchen dieses Bild und von der Goblin-Großmutter des Grauens eine Paste aus Warg-Pisse. Er versuchte, nicht durch die Nase zu atmen, aber so wirklich funktionieren wollte es nicht. Wenigstens betäubte die Intensität dieser Geruchsmischung im Hause seine Sinne, so dass er bald einfach gar nichts mehr riechen würde.
Schweigend sah er HauRuck und Firlefitz nach, die sich auf den Weg machten. Wenigstens sollten sie am Ende ihrer Runde auch nach Janay sehen. Das beruhigte den Mischling vorerst, so dass die Erkenntnis mit der Alten nun allein zu sein auch nicht so erschreckend ausfiel. Er musste nur verhindern, dass...
"Apfel oder Birne?"
"W-was? Ich ... in welchem Kontext?" Kazel blinzelte und richtete seine Aufmerksamkeit auf die alte Frau. Da er selbst auf Distanz und trotz der anderen Aromen hier den widerlichen Geruch fauler Äpfel noch immer von ihr aus wahrnehmen konnte, entschied er sich entgegen seiner eigentlichen Meinung. "Äh ... Birne." Denn im Grunde wäre Kazel wohl ein Apfel ieber gewesen. Er hatte sich oft auch bis an Andunies Plantagen heran gewagt, wenn es in der Stillen Ebene nichts zu holen gab. Im Schutz der Nacht auf einen der kleinen, knorrigen Apfelbäume zu klettern, um dessen Früchte zu stibitzen war immer ein Abenteuer für sich gewesen. Und andunische Äpfel schmeckten ganz besonders köstlich. Jetzt aber wollte Kazel lieber an Birnen denken, versuchte gar, sich dessen Duft und Geschmack vorzustellen, nur um den Dunst der Omma ein wenig aus seiner Nase zu vertreiben. Es misslang. Sie war allgegenwärtig!
Er musste sich ablenken ... und verhindern ... wo war ich eben? Achja! "Lass mich dir helfen und den Topf ausspülen, damit er für die Feier auch zum Kochen genutzt werden kann." Kazel mochte die Zweckfreundschaft eingegangen sein, das hieß aber nicht, dass er den Goblins sofort blind vertraute. Vor allem nicht in Bezug auf deren Hygiene, wenn er noch ein weiteres Mal intensiv durch die Nase atmete. Würde er aber selbst an den Topf gelangen, könnte er ihn so immens schrubben, dass man lieber direkt daraus als von Tellern essen wollte. Teller! Richtig! "Am besten zeige ich mich sofort dankbar, indem ich all euer Geschirr spüle." Er schickte sich an, auf die Beine zu kommen. Nach wie vor versagten sie ihm jedoch den Dienst. Aber riskieren und aus einem Pisse-Topf essen?!
"Kannst du mir eine Spülschüssel mit Wasser und alles schmutzige Geschirr bereit stellen? Ich glaube, ich komme heute nicht mehr vom Fleck."
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. August 2020, 18:29

Die Alte schaute ihn verständnislos an, als er vom Abwaschen sprach, als hätte er angeboten sie zum Mond zu fliegen und sich spontan Flügel wachsen lassen. Sie schüttelte nur den Kopf.
„Also Birne.“
, murmelte die alte Vettel und tapste in den vorderen Bereich der Werkstatt, ohne dass Kazel die Kraft aufbringen konnte ihr zu folgen. Nur wenig später kam sie mit einer erstaunlich sauberen Waschwanne wieder, die sie laut schabend hinter sich her zog. Dann stellte sie sich vor ihn, griff in ihre tief verborgenen Taschen und holte hinter ihrem Rücken eine Birne hervor, die ihrem Namen zu höchster Ehre gereichte! Kazel hatte mit seiner Wahl wirklich Glück gehabt. Die Haut des Obstes war glatt und grün und sie hatte sogar auf einer Seite ein zart rosa Bäckchen.
„Ich nehme dann den Apfel. Der ist nicht so grässlich sauer und auch viel reifer!“
Das war er wohl... so reif, dass er vermutlich aus der letzten Ernte stammte. Er war so runzlig wie sie selbst und wirkte fast wie eine getrocknete Rosine. Lumpenhaufen setzte sich vor den Mischling und biss in den Runzelapfel. Zu Kazels Schrecken blieb der lockere Zahn in dem Obst stecken, als sie wieder absetzte. Der Anblick war einfach zu schauderhaft um sich gänzlich von ihm los reißen zu können. Wie ein Fremdkörper, wie ein Fehler inmitten von Ordnung, prangerte er im Obst und ruhte auf einem abgespreizten dürren knochigen Knie der Oma. Oooohhhhhh... warum hatte Kazel hingesehen?! Das Knie, dass da hervor lugte, war noch viel schauriger als ihre Hand und keine Beschreibung würde dem Anblick gerecht werden. War es mal gebrochen worden oder warum staksten da Knochensplitter unter der pergamentartigen Haut? Schuppenflechten und andere unschöne Borken hatten sich ebenfalls angesiedelt.
„Dann erst mal guten Appetit. Eine Birne zu deiner Geschichte mag vielleicht sogar besser passen, Hihi. Wir bekommen schließlich nicht immer das was wir uns wünschen, manchmal aber das was wir brauchen.“
Sie biss erneut in ihren Apfel und lutschte auf ihrem Zahn herum, bis sie ihn mit zwei Fingern aus dem Mund zog, irritiert betrachtete und achtlos weg warf.
„Meine Schwester Rukulla meinte das immer, wo auch immer sie verwesen möge...“
Dann sah sie wieder Kazel an.
„Wir haben jetzt ein bisschen Zeit uns besser kennen zu lernen, so wie man das unter Freunden macht. Ich heiße übrigens Kuralla. Komm, erzähl mir deine Geschichte.“
Da Kazel gerade mit seiner Birne beschäftigt war, die tatsächlich noch nicht ganz perfekt reif war, aber dafür eine herrlich frische säuerliche Note hatte, fuhr sie einfach fort. Sie redete ja sowieso recht gern.
„Ach, du hast eh grad den Mund voll und so spricht man nicht. Ich fang mal an... Rukulla und ich waren Schwestern gewesen. Unsere Mutter war die Oberste in unserem Dorf.“
, erklärte sie stolz.
„Unsere Väter waren sehr fleißige Goblins, sehr begabt mit den Händen. Mir fallen ihre Namen nicht mehr ein... aber sie waren auch nicht so wichtig. Sie mochten Mutter und umworben sie mit vielen unglaublichen Erfindungen. Firlefitz kommt da ganz nach seinem Ururgroßvater. Das da...“
Sie deutete auf einen merkwürdigen Thronstuhl, der allerdings ein Loch in der Sitzfläche hatte.
„...oder das da drüben...“
Ihre Hand wies auf den Kegel mit den Lunten darunter.
„Das sind seine letzten Erfindungen. Ich bin sehr stolz auf meinen kleinen Firlefitz, aber wehe du sagst ihm das!!! Es würde ihm nur zu Kopf steigen und der würde dann explodieren! Nein, nein!“
Das schien sie wirklich zu glauben, so wie sie den Kopf schüttelte! Ein Wunder, dass nichts abflog!
„Ich selbst kam vor vielen Jahren nach Morgeria... hm... Welches Jahr haben wir? Ach egal. Ich war schon immer ein Nordkind. Meine Schwester hat es in den Süden gezogen. Sie meinte da ist es kühler, besser für ihre Hitzewallungen und so. Ich mag es ja lieber warm und trocken, ist besser für die Gelenke... Irgendwann ist sie wohl gestorben. Sie hat mich mal im Traum besucht. Da saß sie in einer Bernsteinhöhle fest und eine riesige weiße Bestie hat sie bewacht... oder war es eine Axt? Ich ich weis es nicht mehr. Auf jeden Fall hat so ein großer Kerl mit langem goldenem Haar sie befreit, sagte sie... Unsinn! Als ob sich je einer für sie interessiert hätte! Also wirklich! Tz... Du musst wissen, ICH bin nämlich die Hübsche von uns beiden!!!“
Echt?!? Die rauchig kratzige Stimme und die langsam etwas merkwürdig werdende Geschichte lullte Kazel noch mehr ein. Seine Müdigkeit nahm von Minute zu Minute zu. Hinzu kam noch, dass die Alte sich beim Erzählen wie ein Pendel hin und her wiegte. Er bekam sowieso schon kaum die Augen auf, da gähnte die Alte plötzlich und ihr weit aufgerissener Kiefer offenbarte zwei wirklich zerklüftete Mandeln, ein verdorrtes Zäpfchen, umringt von den Ruinen, die wohl mal ihre Zähne gewesen waren. Dazwischen hingen Speichelfäden, an denen kleine Brocken Apfel klebten. Warum also nicht einfach die Augen zu machen und sich zu Manthala flüchten? In ihrem Reich war er hoffentlich sicher vor diesem Anblick. Die Alte würde es vielleicht nicht einmal bemerken, dass er eingeschlafen war, so selbstverliebt wie sie von ihren trotteligen Nachbarn berichtete, die Probleme des Alltags mit ihren kaputtem Knie schilderte und sich schlicht weg gern selbst reden hörte... Vielleicht hatte sie nicht häufig dazu Gelegenheit und war einsam?
War er schon eingeschlafen oder träumte er schon?
Nur am Rande bekam er mit, wie HauRuck sechs Eimer Alkohol herein brachte und einen Korb mit Essen abstellte. Seine Antipathie dem Zeug gegenüber war nicht vergessen worden.
„Nein, das ist nicht zum trinken! Alkohol würde dich in deinem geschwächten Zustand ja umbringen!“
, übertrieb die Oma. Oder hatte sie recht?
„Das ist zum säubern der Maschinen und für deine Wunden.“
Klar, dass sie das in dieser Reihenfolge erwähnte! Aber erst einmal bekam Kazel ein wirklich wohlriechendes Mahl vorgesetzt. Da war deftiges Brot, ein Fässchen Butter, harter Käse und ein Topf mit honigsüßer Hafergrütze. Frisches Wasser gab es auch, denn dafür hatte die Werkstatt tatsächlich ihre eigene Pumpe. Die Wanne, die Oma Fitz mitgebracht hatte, wurde mit Wasser gefüllt und ein Stück Kernseife fand in Kazels Hand.
„Mach dich erst mal sauber! Du stinkst!“
> ER < stank? Kuralla sollte mal dringend an sich selbst schnuppern!
„Dann isst du etwas, dann kümmer ich mich noch mal um deine Wunden. Die Wargpisse sollte das schlimmste schon mal heraus gezogen haben und dann schläfst du erst mal. Vielleicht ist dann deine Liebste auch schon wieder bei dir.“
Sie tapste auf und ab, scheuchte HauRuck und Firlefitz wieder weg, da sie ja jetzt zum Anwesen gehen sollten und ließ dann Kazel tatsächlich ein Weilchen allein, damit er sich waschen konnte. Seine Hände wanderten noch einmal zu der Feder auf seiner Brust. Das merkwürdige war, dass sie irgendwie schmaler aussah am Kiel. Konnte das sein? Veränderte sie sich? Das war doch unmöglich. Waren da jetzt einige Daunen weniger abgebildet? Kazel strich mit dem Finger darüber und fühlte den Kratzer, den Janay hinterlassen hatte mehr als dass er ihn sah. War er jemand der an Schorf herum polkte? Eher nicht, oder?
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 31. August 2020, 22:17

Ihm blieb keine andere Möglichkeit, als auf die Rückkehr der alten Goblindame zu warten. Seine Beine fühlten sich einfach zu schwer an, seine Arme zogen die Schultern nach unten und der Boden sah - trotz des ausgespuckten Klumpens der Alten - im Moment einladender aus denn je. Wie gern hätte Kazel sich einfach zur Seite fallen lassen, bis sein Körper auf den Grund traf und er seine Augen schließen konnte. Nicht einmal Hunger verspürte er noch, sondern nur die Sehnsucht danach, seine Energiereserven aufzutanken. Das Klettern in der Höhle, verbunden mit der Flucht vor diesem tentakelmäuligen Ungeheuer hatten ihn vollkommen ausgelaugt. Selbst wenn er den Willen noch aufbrachte, er hätte Janay nicht holen können. So war er froh, dass Firlefitz sich dessen annahm, auch wenn es hieß, mit seiner schaurigen Großmutter zurückzubleiben. Hoffentlich schnitt sie ihn nicht auf und entfernte brauchbare Organe. Ihr wäre es zuzutrauen! Andererseits hatte sie von Freundschaft und Vertrauen gesprochen. Sie würde kaum riskieren, es zu brechen, jedenfalls nicht so frühzeitig. Und wahrscheinlich wäre Kazel ohnehin wieder eher dabei, die beiden Goblins samt HauRuck zu verraten, ehe einer von ihnen auch nur in Erwägung zog, einen wenn auch blasseren Dunkelelfen zu hintergehen.
Bevor Kazel sich weitere, graue Zukunftszenarien ausmalen konnte, schob sich eine angebotene Birne in sein Blickfeld. Er glotzte sie eine Weile lange verständnislos an, wie zuvor Oma Fitz ihn. Dann griff er danach. Das Obst wog so viel. Er wollte seine Hand nicht bis hinauf zum Mund führen, auch wenn der Duft der Birne wirklich eine angenehme Abwechslung zum fauligen Apfelgeruch der Alten war.
Während er es also endlich zustande brachte, die Birne ein wenig anzuheben, untebrach der Zahnverlust seines Gegenübers plötzlich jegliche Handlung. Kazels Hand sank zurück auf den Oberschenkel. Er starrte den krummen Zahn an, der wie ein faulig gelber, einsamer Felden zwischen den Runzeln des Apfels in die Höhe ragte als Mahnmal, dass ein Apfel am Tag vielleicht den Heilkundigen sparte, aber sicher nicht den Tahndoktoren. Aber vermutlich könnte die Oma weder den einen noch den anderen auszahlen, weshalb sie nun mit einer weiteren Zahnlücke würde leben müssen.
Kazel war zu müde, um Mitleid für sie zu empfinden und zu träge, etwas zu essen. Sein Magen meldete sich auch nicht stark genug, um nochmal alle Reserven zu mobilisieren. So hielt er seine Birne nur locker zwischen den Fingern und beobachtete die Alte beim Essen. Er konzentrierte sich darauf, ihr wirklich eher auf den Mund zu schauen. An dessen Anblick hatte er sich fast gewöhnt. Außerdem wartete in tieferen Regionen ein Anblick, den er nie wieder aus seinem Gedächtnis würde bannen können. Das wusste er instinktiv und versuchte, auch dann nicht hinzusehen, als die Frau ihm von ihren Knieproblemen erzählte. Im Augenwinkel meinte Kazel jedoch Knorpel zu erkennen, der unschön verwachsen war oder ... ragten da doch Knochensplitter direkt aus dem sehnigen Fleisch heraus?! Nein, er wollte nicht hinschauen!
"Du brauchst einen Heiler, Kuralla", murmelte er nur auf ihre Erzählungen hin. Ihm war gar nicht nach reden, aber da würde er jetzt wohl nicht drum herum kommen. Glücklicherweise stellte die Alte sich als wahre Quasselstrippe heraus, die sich wohl am liebsten selbst zuhörte. Kazel konnte es nur Recht sein. Er unterbrach sie nicht und bald hatte ihr Geplapper längst Einzug in die gesamte Geräuschkulisse eingehalten. Er hörte nur noch halbherzig zu. Immerhin biss er so auch mal geistesabwesend von der Birne ab, jedoch mochte man ihm nun den Appetit eines Vögelchens zuschreiben. Mehr als zwei Bissen insgesamt nahm er nicht. Seine Sicht verschwomm, als er sich zu Kurallas Gähnen hinzugesellte. Und pendelte die Goblinfrau leicht hin und her oder war er es, weil sein Kopf bereits auf die Brust zu sinken drohte? Er wusste es nicht. Im Hintergrund bewegte sich ein gewaltiger Schatten vorbei. Kazel hörte, wie mehrmals etwas abgesetzt wurde und dann der Duft von weiteren Leckereien in seine Nase stieg. Es genügte, dass er einmal noch versuchte, seinen Blick zu fokussieren. So sah er den Essenskorb und auch die vielen Eimer Alkohol.
"Ich ... trink das nicht", teilte er mit, obgleich die Oma schon verkündet hatte, dass es dafür gar nicht gedacht war. Was er aber trank, war das Wasser, welches man ihm hinstellte. Es lockte ihn mehr als das Festmahl, durch das er sich nun eher durchkämpfen musste. Die meisten Happen bekamen ohnehin seine Gastgeber ab. Kazel erinnerte sich nicht einmal mehr, was er gegessen hatte. Brot? Oder hatte er es nur gerochen? Er schmeckte Süße auf seinen Lippen, also musste er von der Hafergrütze probiert haben. Oder war Janay schon zurück? Hatte sie ihn geküsst.
"Mach dich erst mal sauber! Du stinkst!"
"Warum bin ich dir ständig zu schmutzig, Janay?", brabbelte er. Es war keine gute Idee, ihn nun zum Waschen allein zu lassen. Er schaffte es zwar, sich einen Teil des Schmutzes von den Armen zu schrubben, aber noch bevor er an seinen übrigen Körper heran war, kippten ihm endgültig die Augenlider herunter und er glitt langsam zur Seite, um sich wie ein Hund am Boden zusammenzurollen. Mit der löchrigen Decke fiel er so kaum noch auf unter all den Lumpen, Werkzeugen und skurrilen Dingen, die Firlefitz in der Werkstatt verstaute.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Dienstag 1. September 2020, 09:40

"Du brauchst einen Heiler, Kuralla"
, murmelte er. Die Goblinfrau schaukelte nur den Kopf hin und her und murmelte so etwas wie:
„...mag sein.“
, aber nahm Kazels Vorschlag wohl nicht als wichtig genug um ihre sonstigen Tätigkeiten zu unterbrechen. Seine Sicht verschwamm, als er sich zu Kurallas Gähnen hinzugesellte. Von der Birne hatte er grad mal einen Bissen genommen, aber getrunken hatte er wenigstens. Kazel erinnerte sich nicht einmal mehr, was er gegessen hatte, so müde war er. Da war Brot gewesen, oder hatte er es nur gerochen? Er schmeckte Süße auf seinen Lippen, also musste er von der Hafergrütze probiert haben. Oder war Janay schon zurück? Hatte sie ihn geküsst? Seine Gedanken begannen merkwürdigen Wegen zu folgen.
"Mach dich erst mal sauber! Du stinkst!"
"Warum bin ich dir ständig zu schmutzig, Janay?"

, brabbelte er. Es war keine gute Idee, ihn nun zum Waschen allein zu lassen. Er schaffte es zwar, sich einen Teil des Schmutzes von den Armen zu schrubben, aber noch bevor er an seinen übrigen Körper heran war, kippten ihm endgültig die Augenlider herunter und er glitt langsam zur Seite, um sich wie ein Hund am Boden zusammenzurollen. Mit der löchrigen Decke fiel er so kaum noch auf unter all den Lumpen, Werkzeugen und skurrilen Dingen, die Firlefitz in der Werkstatt verstaute. Kazels Welt kippte, drehte sich und legte sich senkrecht vor sich nieder. Der Horizont des Bodens verlief von oben nach unten durch sein schmaler werdendes Sichtfeld und sein Körper versagte ihm den Dienst. Unfähig noch einen Finger regen zu können, bzw. zu wollen, driftete er hinüber. Er hörte Firlefitzes Stimme:
„Ich glaube, er hat Fieber, Oma!“
HauRuck:
„Kann ich sein Essen haben?“
Oma:
„Du brauchst einen Heiler, Kazel!“

(Kazel weiter bei: An fernen Ufern)
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 20. September 2020, 21:05

(Kazel kommt von : An fernen Ufern)

Kazel wartete auf das Gefühl wieder ins Leben geworfen zu werden. Er kannte die Schwere und wusste, um so mehr man sich werte, um so schmerzhafter wurde es. Aber einen kleinen Moment hing er noch im „dazwischen“. Tod stand bei ihm und sah ihn kopfschüttelnd an. Er wirkte wie ein unzufriedener Lehrer der es mit einem Schüler gut meinte, der aber nicht schnell genug lernte und nun mit viel Geduld auf den rechten Weg gebracht werden musste.
„Bist du mit deinem Schicksal so unzufrieden, dass du nicht die einfachsten Dinge für mich tun willst? Ich habe dir bisher viel gegeben und kaum etwas dafür zurück erhalten. Keiner meiner Aufträge erledigst du. Ich sollte dich schelten, aber ich gebe dir immer wieder noch mehr.“
Er schüttelte über sich selbst den Kopf und ging ein paar Schritte den plötzlich wieder vollkommen leeren Strand hin und her. Dann blieb er stehen.
„Da du in deiner Emotionalität so gefangen bist, erklär ich es dir noch einmal deutlicher...“
Er stemmte die knochigen Hände in die Hüften und sah ihn an.
„Zeit heilt alle Wunden! Das heißt, nicht dass du auf irgendetwas warten sollst, sondern, dass du deine Zeit dafür nutzen sollst deine Wunden heilen zu lassen! So wie ich es bei deiner Liebsten getan habe. Ich brauche einen einsatzfähigen Lehrling! Also tu endlich was!“
Kazel hatte seinen Lehrmeister wohl gründlich falsch verstanden, denn dieser sah ihn unzufrieden an und das war kein schönes Gefühl. Konnte der Tod einem leid tun, weil sie ihn mehr oder weniger ignoriert hatten? Eher nein, denn Tod hatte seinen Spaß bei der Betrachtung der Traumwand gehabt. Dass die beiden nicht zugesehen hatten, das was ihre eigene Entscheidung gewesen. Tod ließ ihnen ihren freien Willen, warum auch nicht. Er ließ auch Kazel seine eigenen Entscheidungen treffen, aber er erwartete auch etwas von ihm. Bloß dafür hatte der Lehrling wahrlich noch nicht viel getan. Trotzdem bewies er Geduld, denn er hatte ja alle Zeit. Tod trat an Kazel heran und drehte seine Hand nach oben.
„Schau...“
Die Sanduhr erschien und Tod griff von oben in das Glas, nahm mit den Fingerspitzen ein paar Sandkörner heraus und meinte:
„Mund auf!“
Dann ließ er die Körner auf Kazels Zunge rieseln. Sie zergingen wie Zucker und hinterließen ein merkwürdiges Kribbeln in seinem Seelenkörper.
„Es ist ganz einfach... Ein Korn für den Halt, ein Korn für den Moment der Verletzung. Wie genau du sie aufnimmst ist egal. Ich finde *auf der Zunge zergehen lassen* ist ganz nett, eben so wie die Menschenärzte ihre Pillen geben. So kannst du es dir vielleicht besser merken. Und nun... HOPP!“
Kazel fiel.
Er hatte Schmerz erwartet, eine zu enge Lunge, ein stolperndes Herz, einen matten Geist und schlaffe Muskeln und brennende Haut... doch das Kribbeln des Zeitstopps begleitete ihn in seinen Körper und die Welt stand noch eine Sekunde länger still. In dieser Sekunde heilte sein Körper die erste Verletzung mit dem ersten Sandkorn, dass der Tod ihm auf die Zunge gelegt hatte und Kazel wusste nun, dass er weiter machen könnte. Es war seine Zeit die er hier verbrauchte... Er musste nicht schwach und krank sein!
Zeit heilte alle Wunden!

Kazel sah durch den Zeitstopp noch etwas anderes. Kuralla, die alte kleine Goblinfrau, hatte sich gerade von ihm abgewandt. Auf ihrem Rücken wölbte sich irgendetwas unter den vielen Stoffbahnen, dass ihm bisher nicht aufgefallen war. Der Winkel war gerade günstig und so erkannte er, dass die kleine Oma tatsächlich bewaffnet war. Wirklich verwunderlich war es nicht. Als Goblin in Morgeria musste man sich ab und an seiner Haut erwehren. Trotzdem blieb es ein seltsamer Anblick. Die Klingen mussten schon eine gewisse Länge haben, da sie auf der Wirbelsäule lagen und nach unten gezogen werden konnten. Die Griffe war mit alten Lumpen umwickelt, aber irgendetwas an der Form der leichten Auswölbung erinnerte zwar auf den ersten Blick an einen Buckel, der zu der Frau passte, aber sah man genauer hin, ahnte Kazel, dass es sich hier um ein paar sicher bessere Wurfmesser handeln könnte, als das es den Anschein machte. Griff sich die Alte in den Rücken um zum Beispiel die Schürze zuzubinden, so konnte sie mit der gleichen Bewegung einem Gegner durchaus gefährlich werden. Und dass sie flinke Hände hatte, dass wusste Kazel schon. Seine eigene Vorliebe für Wurfwaffen hatten ihm das kleine Geheimnis der Alten verraten. Nun galt es noch ein paar Sandkörner für seine Wunden auszugeben, dann könnte er sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 23. September 2020, 09:16

Mit einem Knoten im Magen sah Kazel Janay nach, als sie und er sich langsam voneinander entfernten. Hieß das, sie erwachte wieder? Es sah danach aus. Sie würde gleich ins Leben zurückkehren und dann ... sich weiter verführen lassen, sogar von zwei Personen! Kazel hatte die Köpfe nur von hinten gesehen und da auch männliche Elfen gern mal längeres Haar trugen, konnte er das Geschlecht beider nicht ausmachen. Aber er hatte auch eher auf Janays Gesichtsausdruck geachtet.
Sorge breitete sich in seinem Körper aus wie schleichendes Gift. Sorge um ihr Wohlbefinden und dass man sie vielleicht erst einlullte, um sie anschließend zu einer Sklavin im Haus Tenebrée zu machen, die zu Taten gezwungen würde, die ihr vielleicht nicht einmal halb so sehr gefielen. Außerdem hatte das Bild den Mischling unruhig werden lassen. Störte es das kleine Leben nicht, wenn es ... Besuch bekäme? Er wusste darüber nicht Bescheid, wollte aber nicht einmal näher nachdenken, was Janay unter dem Decknamen Talimée alles in ihren Körper ließe. Nicht einmal er hätte es gewagt, ihr während ihrer Schwangerschaft näher zu kommen und nun? Er fürchtete, dass seine Tante Janay zu körperlichen Anstrengungen antreiben würde und mit Schmerz bestrafte, wenn sie sich nicht hingab. Wem? Soldaten? Orks?! Er schauderte innerlich und hatte Angst um sie und das Kind.
Gleichzeitig war da ein Gefühl des Verrats. Nein, des Misstrauens. Enttäuschung? Er konnte nicht sagen, was es war, aber es machte ihn unglücklich, dass Janay seine Sorge und seine Warnungen, geboren aus eigener Erfahrung mit der eigenen Familie, einfach in den Wind schlug. Es hatte etwas in ihm zerbrochen und Kazel war nicht einmal bereit, aktuell einen Blick auf die Scherben zu werfen. Er schritt einfach barfuß hinüber in der Hoffnung, sich nicht zu viele Schnitte einzufangen. Obgleich sein Geist nicht atmen musste, hatte er das Gefühl, Luft zu brauchen. Und Raum - ausnahmsweise auch vom Tod. Seine Kälte durchstieß ihn und hinterließ ein Frösteln. Sein Magen verknotete sich mehr, als er sich nun auch noch eine Strafpredigt vom Gevatter anhören musste. Als hätte er um sein aktuelles Schicksal gebeten! Oder um jedes andere. Vielleicht wäre es besser, er sucht sich ein besseres Werkzeug. Vielleicht hätte ich seelenlos blei~
"L-Lehrling?!" Kazel riss den Blick empor und starrte dem Tod direkt in die Augenhöhlen, in denen ganze Galaxien zu ruhen schienen. Sie warteten auf ihre Zerstörung oder eine Wiedergeburt. "A-aber..." Vor Staunen riss er den Mund auf. Das hatte Kazel nicht erwartet. Er sollte der Lehrling eines endlichen Zustandes sein, der sich vor ihm persofiniziert hatte! Hieß das etwa... Will er mich zum Tod ausbilden?! "A-aber...", brachte er nur dieses eine Wort heraus, doch es genügte. Denn so konnte der Gevatter die kleinen Sandkörner seiner Lebensuhr auf die Zunge des Mischlings streuen. Sie besaßen einen einzigartigen Geschmack und es prickelte leicht, als Kazel sie gegen den Gaumen drückte. Und dann hatte er das Gefühl zu fallen. Nicht weit und nicht tief, der Aufprall aber riss ihn hoch. Er spürt keinen Schmerz, sondern mehr diesen knappen Schrecken, wie wenn man im Traum starb und dann aus dem Schlaf gerissen wurde.
Mit einem Keuchen riss es seinen Körper hoch. Er setzte sich auf, blickte einen Moment lang orientierungslos umher und starrte dann auf seine Handinnenfläche. Er konnte die kleine Sanduhr sehen, wusste instinktiv, dass er noch ein paar mehr Körner brauchen würde. Möglichst schnell, ehe das Leben ihn mit all seiner Schwere, dem Schmerz und der Erschöpfung seines Körpers wieder einnahm.
Zeit war kostbar, für niemanden wichtiger als für ein Leben, das Endlichkeit besaß. Aber würde er jetzt nicht weitere Sandkörnchen seines Lebens nutzen, um seinen Leib zu heilen, müsste er deutlich mehr Zeit opfern, in der er nichts tun konnte als auf Genesung zu warten. Warten ... das ist es doch, was ich tun soll. Er rief sich ins Gedächtnis, dass Janay dies von ihm erwartete. Sie wollte, dass er einfach irgendwo zurückblieb und sie machen ließ - im Hause seiner sadistischen Familie. Sie wollte nicht, dass er ihr half. Und sie sagte, sie spielt nicht mit mir. Was bin ich dann für sie? Eine Absicherung? Eine Person, der sie unser Kind in den Arm drücken kann, während sie ihren eigenen Weg geht? Ganz Unrecht hat sie nicht. Es war nicht ihr Wunsch, schwanger zu werden.
Der Tod aber erwartete nicht von ihm, einfach still zu sitzen. Das hatte er eben deutlich gemacht. Er wollte, dass Kazel seine Aufträge ausführte ... und dabei lernte? Es war wir eine Handwerkerausbildung der besonderen Art und sein Handwerk war das Töten. "Lehrling...", murmelte er, während er den Deckel seiner Sanduhr löste und sich noch einmal ein Körnchen in den Mund warf. Das reichte hoffentlich, um Blessuren, Erschöpfung und die Warg-Pisse auf seinen Verletzunen zu vertreiben. Auf mehr Lebenssand wollte Kazel nur zurückgreifen, wenn es nötig würde.
Er schaute sich um. Er befand sich immer noch in eingefrorener Zeit und so konnte er den Rücken der Goblingroßmutter ausmachen. Erstmals entdeckte er die Waffen. Vor allem die Wurfmesser blitzten ihm entgegen, dass sich in seinem Inneren eine Sehnsucht regte. Wann hatte er das letzte Mal sein einziges Waffentalent nutzen können? Brauchte er es noch? Er besaß neue Waffen, direkt an seinem Körper, aber Wurfklingen konnten nicht schaden.
"Weiter ... lauf weiter, ich glaube, ich bin bereit", sprach er aus und hoffte, die Zeit gehorchte ihm. Er wollte sich nicht einfach bei Kuralla bedienen. Er wartete, dass er in den Fluss des Lebens zurückkehrte und sie ansprechen könnte. "Lehrling", wiederholte er das Wort erneut. Es war sein neues Rettungsseil, nachdem jenes zwischen ihm und Janay einen Riss erhalten hatte und sich leicht aufdröselte. Daran konnte er sich nicht mehr festhalten, wenn er nicht wollte, dass es gänzlich zerriss.
"Alte ... Kuralla ... ich brauche deine Messer", sprach Kazel sie an, sobald er bemerkte, dass die Welt sich weiter drehte.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. September 2020, 12:32

Der Tod erwartete nicht von ihm, einfach still zu sitzen. Das hatte er eben deutlich gemacht. Er wollte, dass Kazel seine Aufträge ausführte ... und dabei lernte? Es war wir eine Handwerkerdausbildung der besonderen Art und sein Handwerk war das Töten.
"Lehrling..."
, murmelte er, während er den Deckel seiner Sanduhr löste und sich noch einmal ein Körnchen in den Mund warf. Um die Blessuren, Erschöpfung und die Warg-Pisse auf seinen Verletzungen zu vertreiben brauchte es dann doch noch ein drei Körnchen mehr, aber es lohnte sich. Er fühlte sich schlagartig wieder gut. Er schaute sich um. Er befand sich immer noch in eingefrorener Zeit und so konnte er den Rücken der Goblingroßmutter ausmachen. Erstmals entdeckte er die Waffen. Vor allem die Wurfmesser blitzten ihm entgegen, dass sich in seinem Inneren eine Sehnsucht regte. Wann hatte er das letzte Mal sein einziges Waffentalent nutzen können? Brauchte er es noch? Er besaß neue Waffen, direkt an seinem Körper, aber Wurfklingen konnten nicht schaden.
"Weiter ... lauf weiter, ich glaube, ich bin bereit"
, sprach er aus und die Zeit gehorchte ihm. Der Sog setzte ein.
"Lehrling"
, wiederholte er das Wort erneut. Es war sein neues Rettungsseil, nachdem jenes zwischen ihm und Janay einen Riss erhalten hatte und sich leicht aufgedröselte. Daran konnte er sich nicht mehr festhalten, wenn er nicht wollte, dass es gänzlich zerriss.
"Alte ... Kuralla ... ich brauche deine Messer“
, sprach Kazel sie an, sobald die Welt sich weiter drehte. Mit einem kleinen Überraschungslaut fuhr sie herum, stockte und starrte ihn an.
„Wa...?“
Mehr brachte sie nicht heraus. Kazels gesunde laute Stimme hatte sie schon mal als erstes erschreckt, aber sein plötzlich fast „rosiger“ Anblick warf sie völlig aus der Spur. Sie räusperte sich und umrundetet den quicklebendigen und vollkommen gesunden Elfenmischling. Sie lupfte sogar einmal an einer Stelle die löchrige Decke und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin:
„Bei meinem fetten alten Arsch, da hab ich aber diesmal ne gute Mischung fabriziert... Was war da noch gleich drin? Warg-pisse wie üblich und Kamille...
Was... Du siehst verändert aus! Scheint dir ja wieder recht gut zu gehen. Meine Messer willst du?“
Sie fingerte nach ihrem Rücken und runzelte die Stirn.
„Ich hoffe, wir sind noch Freunde?“
Ihr schräger Blick machte die Frage noch überzogener, als sie ohnehin schon im Tonfall war. Vielleicht fürchtete die Alte jetzt von ihm abgestochen zu werden, jetzt da es ihm wieder gut ging. Nachdem sie jedoch ein paar Schnürungen und Gurte gelöst hatte und Kazel schon fürchten musste, sie würde sich nun nackig machen, reichte sie ihm jedoch zögerlich die gewünschten Klingen, mitsamt Scheide und Gurtzeug.
„Firlefitz und HauRuck müssten bald zurück sein.“
Sagte sie das, damit er sich bewusst wurde, dass bald Hilfe kam?
„Sicher bringen sie neue Informationen zu deinem Mädchen.“
Also doch eher freundschaftliches Geplauder.
„Hm... so wie du jetzt aussiehst... so voller Leben, da können wir dich nicht mehr nur mit einer Decke herum rennen lassen. Warte...“
Schon schaukelte sie los, wie ein Schiff im Sturm und verschwand kurz zwischen den Apparaturen ihres Enkels. Getöse und Klirren erfüllten den Raum und hinter den Aufbauten flogen Einzelteile herum.
„Wo hab ich es denn...?“
Etwas ging klirrend zu Boden und kurz darauf kam die Alte mit einer Rolle unter dem Arm wieder die sie gerade noch von kleinen Glassplittern klopfend befreite.
„Da... nimm“
Sie hielt den staubig schwarzen Stoff Kazel entgegen, der ihn noch einmal ausschütteln musste, bevor er ihn ausrollen und inspizieren konnte. Das Bündel entpuppte sich als Mantel, der ihn sehr an seinen Alten erinnerte, als er damals Morgeria verlassen hatte. Irgendwo auf seinen Abenteuern war er abhanden gekommen. Dieser war jenem Stück aber sehr ähnlich... konnte es aber nicht sein, oder? Im Innern befand sich noch eine schwarze Stoffhose und ein Hemd in gleicher Farbe. Ton in Ton, konnte man sagen.
„Schuhe haben wir da hinten auf dem Haufen. Sind alles Einzelstücke. Such dir was raus.“
Kazel fand in gezeigter Richtung tatsächlich einen Haufen mit „Einzel-Schuhen“. Kein Schuh passte zum anderen und es waren sehr viele Linke, aber mit ein bisschen suchen wurde er fündig. Die Waschschüssel stand immer noch da und ein Stück Kernseife lag bereit.
„Ich geh mal nach vorne. Komm nach, wenn du fertig bist.“
, knarrte die Alte und verschwand durch einen Vorhang im Vorderraum, den Kazel bisher noch nicht hatte einsehen können. Jetzt konnte er sich in Ruhe fertig machen, seine Gedanken sortieren und sich endlich seinen Zielen widmen... bzw. dem Auftrag, den er als Lehrling erhalten hatte? Kazel musste seine nächsten Schritte gut planen. Was wollte er als nächstes tun?
Kaum da er fertig war, hörte er vorne jemand reden und lauschte einen Moment.
„Guten Tag die Dame. Was kann ich für sie tun?“
„Ich suche den Goblin Fritz. Ist er zu sprechen?“
Die Stimme der Frau klang leicht und weich zugleich. Ein bisschen zu hoch, oder sie war noch sehr jung.
„Sie meinen meinen Enkel Herrn Firlefitz, den Meister aller Mechaniken. Er ist leider grade nicht da. Macht Besorgungen. Kann ich ihnen vielleicht weiter helfen?“
Ein kurzes Zögern in der Stimme verriet, die leichte Verwirrung ob dieses überzogenen Anpreisens der Fähigkeiten des Gesuchten.
„Nun, das bespreche ich lieber mit ihm selbst. Wann erwarten sie ihn zurück?“
„Sehr bald, jedoch... wir sind mit vielen Aufträgen derart beschäftigt, dass heute vielleicht nicht der beste Tag wäre. Könnten sie morgen wieder kommen? Wir haben teils sehr hohe Kundschaft, die wir nicht vergrätzen dürfen.“
, redete sich die Alte raus und versuchte so die Kundin hinterm Vorhang los zu werden, ohne den Auftrag zu verlieren.
„Ich werde noch ein paar Erledigungen machen und komme in einer Stunde wieder.“
„Wie sie wünschen, versprechen kann ich leider nichts.“
Dann wurde es wieder still vorne. Zumindest, bis Kuralla laut krächzend rief:
„SIE IST WEG! KANNST NACH VORNE KOMMEN!“
Wenn die Frau eine Elfe gewesen war und nicht sofort los gerannt war, nachdem sie den Laden verlassen hatte, dann war die Möglichkeit groß, dass sie das gehört hatte. Blieb zu hoffen, dass der Straßenlärm ihre Stimme verschluckt hatte. Die Alte schob kurz darauf den Vorhang beiseite und schaute sich nach Kazel um. Dabei fiel sein Blick in einen Teil des vorderen Ladens. Auf mehren Tischen war allerlei Krimskrams gestapelt und ausgestellt. Es wirkte etwas sauberer, aber nicht minder chaotisch, eben wie ein Sammelsurium von Dingen, die andere Leute nicht mehr brauchten und dann aufgearbeitet wurden um sie wieder zu verkaufen. Die doppelflüglige große Eingangstür hatte ein Goblin-großes Loch, aber schwang just in diesem Moment auf und HauRuck betrat mit Firlefitz im Arm den Raum, wobei er sich unter dem Türrahmen trotzdem leicht bücken musste. Er drückte seinen Chef dabei etwas zu fest an sich, dass dieser leise japste und ihm auf den Arm schlug.
„Lass mich runter! Du erpresst mich.“
HauRuck machte ein betroffenes Gesicht und setzte ihn ab. Dann wanderte Fitzes Blick von ihm, zu Oma und dann zu Kazel. Er blinzelte ein paar Mal und runzelte die Stirn.
„Oma, du hast doch wohl nicht diese Lichtmagi kommen lassen? Die ist doch viel zu teuer! Wie sollen wir das zurück bezahlen?!“
Er raufte sich das nicht vorhandene Haar und zog sich an den Ohren.
„STILL! Reg dich nicht so auf. Das hat meine Warg-Pisse vollbracht. Ich sag dir doch immer: Das Zeug heilt alles!“
Firlefitz sah ungläubig zwischen seiner Oma und Kazel hin und her. Dann schüttelte er den Kopf, wie um den aufsteigenden Wahnsinn los zu werden, der sich hier auszubreiten drohte und wandte sich ihrem Gast zu:
„Ich hab deine Janay leider nicht gefunden. Vom Personal kennt sie niemand im Haus. Der Wächter, mit dem sie gesprochen hatte, war nicht zu finden. Aber sie meinten, ein neues Mädchen unter dem Namen Talimée hätte heute neu angefangen. Sagt dir der Name etwas?“
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 29. September 2020, 23:10

Kazel presste die Lippen aufeinander, als ihm schlagartig bewusst wurde, wie sein Auftreten auf die Goblinfrau wirken musste. Bis eben hatte er noch tot und sicherlich sehr blass am Boden gelegen. Er hatte sich selbst doch im Spiegel des Gevatters gesehen! Und nun saß er da, quicklebendig, vor allem aber vollkommen munter. Wie musste Kuralla sich dabei fühlen.
Kazel gab ihr Zeit, ihn zu mustern und zuckte auch nicht, als sie nach der löchrigen Decke griff. Lediglich seinen Schritt verbarg er mit den Händen und senkte etwas verlegen den Blick, falls die Goblin-Oma überhaupt dorthin schaute. Er musste ihr die Zeit zum Schauen geben, sonst käme er wohl gar nicht voran. Ich hol das wieder rein ... vielleicht ... Seine linke Hand schloss sich zur Faust und er meinte erneut, die Sanduhr in der Handfläche spüren zu können. Für seine Genesung war es notwendig gewesen, seine Lebenszeit zu opfern, aber generell wollte er auf diese Fähigkeit ungern zurückgreifen. Schließlich würde jedes Körnchen ihn Lebenszeit kosten und nun wusste er auch, dass der Tod sie nicht erst am Ende seiner Tage einfordern würde. Er könnte Lebenszeit beanspruchen, in der Janay das Kind gebar oder sie zu dritt aufwuchsen wie eine Familie. Er würde all das verpassen. Falls Janay überhaupt an ein solches Leben denkt. Sie schien sich im Haus Tenebrée sehr wohl zu fühlen ... ihre Planung sieht vor, eine Weile dort zu arbeiten und Geld zu verdienen. Meine Warnungen schlug se gänzlich aus. Er seufzte. Darauf konnte und wollte er sich nun nicht konzentrieren. Es machte sein Herz ganz schwer, erleicherte aber vielleicht irgendwann die Entscheidung, doch noch auf seine Sanduhr zurückzugreifen. Was brauchte er Lebenszeit, wenn er sie nicht würde mit Janay und seinem Kind verbringen können?
Kazel schlug die Augen nieder. Rukalla holte ihn aber schnell aus der bedrückten Stimmung heraus. Er nickte ihr zu. "Ich habe nicht vor, dich oder deinen Sohn zu verraten. Trotzdem kann ich deine Messer gut gebrauchen. Ich habe ... etwas zu erledigen." Dementsprechend überging er die Informationen und Hoffnung bringenden Worte, die Kuralla für "sein Mädchen" übrig hatte. Er reagierte eher auf die Kleidung, die sie ihm anbot. Kazel erhob sich sogar, den löchrige Decke noch um den Körper gelegt, um gewisse Teile zu verdecken.
Mit einer Hand nahm er das Bündel aus verstaubtem Stoff entgegen. "... Danke", kam es zögerlich, bevor er den Mantel entfaltete und viel zu lange betrachtete, als es üblich war. Er engte die Augen. Oh, wie erinnerte ihn das an den grauen Umhang, unter dem er sich so viele Jahre verborgen hatte, um nicht am Geschehen auf Celcia teilzuhaben. Er hatte unscheinbar sein wollen. Unentdeckt und harmlos. Nur existieren und nur für sich. Jetzt würde er ein ähnliches Stück Stoff tragen, um unbemerkt zu bleiben, bis er jemandes Leben auslöchen könnte.
"Danke", wiederholt der Mischling nun enthusiastischer. Kuralla hätte ihm kein besseres Geschenk machen können, um ihn für seine Aufgabe zu wappen - von den Wurfklingen abgesehen. Der Mantel aber war schon enorm. Am liebsten hätte Kazel ihn sich sofort übergeworfen, doch die Alte wies ihn rechtzeitig darauf hin, sich erst einmal zu waschen. Außerdem zeigte sie ihm auch einen Haufen an Schuhen.
Unter einem Nicken wandte Kazel sich erneut der Waschwanne zu. Jetzt und mit neuer Kraft konnte er sich endlich von all den stinkenden Resten der Kanalisation befreien. Es tat gut, sich reinzuwaschen, selbst wenn das Wasser nicht so erfrischend wie im Fluss war. Aber allein die Schmutzkrusten und den Geruch der Wargpisse loszuwerden, war Balsam für seine Nase. Vermutlich hab ich meinen Geruchssinn schon halb eingebüßt...
Er ließ sich Zeit. Der Tod musste warten. Er würde seine Aufträge erfüllen, aber er wollte dabei halbwegs sauber sein und sich in der eigenen Haut wohl fühlen. Anschließend warf Kazel sich den Mantel über. Eine Hose hätte ihm auch noch gefallen, doch er beschwerte sich nicht. Auch bei den Schuhen zeigte er sich genügsam. Solange sie passten und beim Gehen keine verräterischen Geräusche von sich gaben, reichten sie ihm aus.
Kazel musste mehrere Schuhe, Pantoffel und sogar einen Damentanzschuh anprobieren, bis er fündig wurde. Am Ende trug er zwei verschiedenartige Stiefel, einen in schwarz und einen in braun. Letzterer war etwas abgewetzt, dafür fühlte sich das Leder weicher an als beim dunkleren Gegenstück.
Und als er sich den Mantel endlich überziehen wollte, entdeckte er auch noch Hose und Hemd. Alles in allem sag Kazel am Ende sogar recht gut aus und nur der braune Stiefel hob sich farblich eine Nuance vom restlichen Schwarz seiner Erscheinung ab. So konnte er nun weitermachen und näherte sich dem Vorraum.
Er blieb jedoch stehen, als er das Gespräch hörte. Mit gespitzten Ohren lauschte er und wartete auch noch, nachdem Kuralla bereits mitgeteilt hatte, dass sie Luft rein war. "Wer war das?", fragte er, jedoch nur mit halbem Interesse. Vermutlich würde ihm nicht einmal ein Name helfen. Er schaute eher, ob niemand sie durch ein Fenster oder eine Wandritze beobachtete. So wurde er HauRuck und Firlefitz gewahr, kaum dass sie zur Tür hereinkamen. Kazel hielt sich zurück. Er war schließlich nur Gast in der Werkstatt und so war es nicht an ihm, die beiden zuerst zu begrüßen. Das überließ er der optischen Katastrophe von Großmutter.
Er schwieg sogar zu den Umständen, wie er nun wieder hatte gesund werden können. Das behalte ich besser für mich, sonst lande ich in der nächsten Heilanstalt für Verrückte. Es muss ihnen schon seltsam genug vorkommen, mich wieder so putzmunter zu sehen. Kazel lächelte dementsprechend nur einmal kurz in Fitzes Richtung und zuckte mit den Schultern. Seine Mundwinkel senkten sich jedoch und wichen einer ernsten, gar bedrückten Miene, als er Janay erwähnte.
"Talimée, sagst du? Ja, das ... ist sie. Aber wir sollten sie in Frieden lassen. Ihr scheint es gut zu gehen und sie hat die Lage wohl im Griff. Sie wird schon hier auftauchen, wenn ... sie es will." Die letzten Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen. Sie fühlten sich widersprüchlich zu ihrer Beteuerung an, sie würde mit Kazel nicht spielen. Ernst nahm sie seine Warnungen schließlich nicht. Was war er für sie? Vielleicht hielt sie ihn sich nur warm, damit sie das Kind an ihn würde abgeben können, wenn sie sich nicht darum kümmern konnte. Sie will weiter als Protituierte arbeiten. Da stört ein Säugling...
Für einen Herzschlag lang glaubte er, nochmal Sandkörnchen aus der Uhr zu brauchen. Sein Herz schien nicht ganz geheilt, es schmerzte. Allerdings ging es besser, wenn er versuchte, nicht an Janay zu denken. So wiederholte er distanziert und kühler als beabsichtigt: "Sie kommt zurecht. Lassen wir sie. Ich habe eine dringende Pflicht zu erfüllen ... und ich brauche die Wurfmesser. Außerdem muss mir jemand den Weg zu diesem Mann weisen, der mit Hybriden hantiert."
Das war sein Plan. Kazel klügelte keinen aus, sie gingen ohnehin immer schief. Außerdem hatte er doch nichts zu verlieren. Wie hatte der Tod ihm mitgeteilt? Er würde ihn schon zu seinen Aufgaben bringen. Das nahm dem Mischling einiges an Angst und machte ihn vermutlich zu einem besseren Werkzeug als es sich Raxtian Tausendtod jemals hätte wünschen können.
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Oktober 2020, 12:45

"Talimée, sagst du? Ja, das ... ist sie. Aber wir sollten sie in Frieden lassen. Ihr scheint es gut zu gehen und sie hat die Lage wohl im Griff. Sie wird schon hier auftauchen, wenn ... sie es will."
Die letzten Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen. Sie fühlten sich widersprüchlich zu ihrer Beteuerung an, sie würde mit Kazel nicht spielen. Ernst nahm sie seine Warnungen schließlich nicht. Was war er für sie? Vielleicht hielt sie ihn sich nur warm, damit sie das Kind an ihn würde abgeben können, wenn sie sich nicht darum kümmern konnte.
Sie will weiter als Prostituierte arbeiten. Da stört ein Säugling...
Für einen Herzschlag lang glaubte er, nochmal Sandkörnchen aus der Uhr zu brauchen. Sein Herz schien nicht ganz geheilt, es schmerzte. Allerdings ging es besser, wenn er versuchte, nicht an Janay zu denken. So wiederholte er distanziert und kühler als beabsichtigt:
"Sie kommt zurecht. Lassen wir sie. Ich habe eine dringende Pflicht zu erfüllen ... und ich brauche die Wurfmesser. Außerdem muss mir jemand den Weg zu diesem Mann weisen, der mit Hybriden hantiert."
Kazel klügelte keine Pläne aus, sie gingen ohnehin immer schief. Außerdem hatte er doch nichts zu verlieren. Wie hatte der Tod ihm mitgeteilt? Er würde ihn schon zu seinen Aufgaben bringen. Das nahm dem Mischling einiges an Angst und machte ihn vermutlich zu einem besseren Werkzeug als es sich Raxtian Tausendtod jemals hätte wünschen können.
„Bist du dir da sicher?“
, fragte Kuralla in seine Gedanken hinein.
„Ich bring dich hin, aber...“
Fitzes Oma kratzte sich am Kiefer zwischen ihren stoppeligen Kinnborsten, das es nur so Hautschuppen rieselte – oder waren es Essensreste?
„... aber das ist eine gefährliche Gegend für jemanden wie... jemand mit Veränderungen.“
Dabei sah sie auf seine Fingerknöchel und tippte sich selbst auf die eigenen, die ebenfalls ein bisschen wie Adlerkrallen aussahen, nur nicht so funktionell. Auf einmal wurden ihre Augen groß und der sprichwörtliche Gedankenblitz schlug ein.
„Ich hab eine Idee... also, wenn du das machen willst...ähm... Ich...Es gibt da jemanden den ich kenne und der mir noch was schuldet. Er gehört nicht direkt zur Arena, aber er organisiert kleine Vorkämpfe für jene, die sich keinen Platz im „Rund des Blutes“ leisten können. Die richtig guten Kämpfe finden nur in der Arena statt, aber er hört viel und wenn du einen kleinen Kampf für mich austrägst, dann kommen wir an ihn ran und können ihn ausfragen. Über ihn kommen wir an den „Sammler“. Was meinst du? Fühlst du dich kräftig genug um jemanden kräftig die Nase zu verbeulen?“
Kuralla grinste und offenbarte einmal mehr die Ruinenlandschaft ihres Gebisses.
„Ich muss mich nur schnell umziehen, dann können wir los.“
Hatte sie seine Antwort abgewartet? - Nö! - Sie verschwand wieder nach hinten und ließ Kazel mit Firlefitz und HauRuck allein. Der Mechaniker blinzelte nur und widmete sich einem klemmenden Hebel an einer seiner Konstruktionen, das konnte er am besten. HauRuck saß in der Ecke und grinste dümmlich, das konnte er am besten. Tja, und Kazel? Was konnte er am besten? Man hatte ihn zu einer Waffe umgebaut und sogar Kuralla hatte erkannt, das dies nicht nur Nachteile hatte. Benutze sie ihn? Klar! Aber zu seinem Vorteil. War das eine gute Idee? Vielleicht? Es würde sich zeigen. Auf jeden Fall hatte die Alte hier in Morgeria Kontakte und kannte Leute, die ihr „Gefallen“ schuldeten. So manche Tür konnte sich für Kazel öffnen, wo er allein gescheitert wäre, wenn er mitspielte. Das Schicksal nahm ihn einmal mehr an die knochige Hand, auch wenn sie dieses Mal noch von Fleisch überzogen war. Sicher würde er auch allein vielleicht irgendwann seine Fährte aus kaltem Kribbeln im Nacken in der Stadt finden, aber eines war sicher: Er würde sehr viel mehr Hürden überwinden müssen und die Gefahren, dass ihm die Umwege des Schicksals doch von seinem Weg abbringen sollten, waren ohne die Oma deutlich vielseitiger und mannigfaltiger. Ob er nun wollte oder nicht, er hatte eine viel zu neugierige, gruselige, sabbernde, chaotische, hässliche, stinkende, bei jedem Schritt knackende Freundin gefunden, oder sie ihn? „Frisch“ umgezogen, was bedeutete, dass sie sich einen weiteren Mantel über die 5-8 anderen geworfen hatte, kam Kuralla wieder zu ihm und zupfte an seiner Hand. Das neue Kleidungsstück war vielleicht sogar noch ein bisschen hässlicher als die anderen! Ging das? Aber es war größer, grau wie sein Mantel und hatte eine Kapuze. Dann hielt sie ihm ein Halsband entgegen.

Hatte Kazel eines DIESER Halsbänder schon einmal gesehen? Wusste er was sie konnten? Wenn ja, so würde er es sicher nicht einmal im Traum sich anlegen lassen! Doch nun verlangte seine kleine stinkende Freundin genau das?
„Hier! Mach das um. Dann denken alle, ich hab dich am Schneewittchen! HA! Äh...Schlafittchen, hihi.“
Sie rieb sich die Hände, als mache ihr das ganze richtig Spaß.
„Guck nicht so. Du bist ja ganz blass. Ach, keine Sorge. Das sieht nur so aus wie eines dieser echten Folterdinger... Ist aber nur eine Alfappe!“
„Atrappe, Oma.“
, korrigierte Firlefitz im Hintergrund.
„Sag ich doch!“
, winkte sie ab und ignorierte weiter ihren Enkel. Sie war ganz auf Kazel konzentriert.
„Nu mach schon. Und diese Leine bitte auch anlegen. Dann können wir los.“
Damit drückte sie Kazel noch das Ende eines dünnen Lederbandes in die Hand, was er an die Öse knoten konnte. Fertig ausstaffiert waren sie nun also bereit, sich in die untersten Krusten der Stadt zu wühlen.
„HauRuck, wir gehen deinen Bruder besuchen. Soll ich ihm was ausrichten?“
Der angesprochene Ork, n´mit dem halb gespaltenen Schädel, schaute nur kurz auf und zuckte mit den Schultern.
„Gut, dann frag ich ihn nur, ob er was für dich hat. ...Fertig?“
Kuralla sah zu Kazel auf, ruckte mal leicht am Lederband und schmunzelte.
„Wir werden viel Spaß haben. Ich war lange nicht mehr in der Arena. Also, wenn wir dich da hin kriegen... Bereit mein braves Hundilein zu spielen? Hm... oder lieber mein braver Pipimatz?“
sie wandte sich zu Firlefitz:
„Hast du noch ein paar Federn?“
Der Angesprochene drehte noch einmal an einer Kurbel und ging dann zu einer kleinen Schatulle, öffnete diese und brachte sie seiner Oma. Diese nahm ein paar Federn heraus und kommandierte im gewohnt selbstverständlichen Ton Kazel zu sich hinunter:
„Knie dich mal hin. Wenn du als Hybrid durchgehen willst, müssen wir dich noch ein bisschen zurecht machen.“
Sie zog die Nase hoch und sammelte anscheinend ein bisschen Rotz im Mund mit dem sie dann die Federkiele befeuchtete und Kazel ins Haar schob. Eins war nun sicher! Goblinrotz war super Kleber!
„Selbst wenn du sie im Kampf verlieren solltest ist das eher besser und gut für uns. Macht mehr Eindruck. Das hält schon eine Weile.“
**Patt, patt, patt**, klopfte sie ihm Großmütterlich auf die Schulter. Wollte sie ihn beruhigen? Verstand sie seinen Gesichtsausdruck mit Absicht falsch? Dann wandte sie sich zum Glück ab und trat durch das originalgroße Loch für einen Goblin in der Tür auf die Straße. Mit sich nahm sie ihren beißenden Geruch nach verfaultem Apfel und ranzigem Fett. Selbstverständlich erwartete sie, dass Kazel folgte, der leider immer noch nicht seinen Geruchssinn verloren hatte.

(Kazel weiter bei: Xerxes Anwesen-Gladiatoren Keller)
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Dienstag 10. November 2020, 09:51

(Kazel kommt von: Xerxes Anwesen-Gladiatoren KellerXerxes Anwesen-Gladiatoren Keller)

Der Ausflug hatte zwar nicht sofort zum Ziel geführt, aber hatte Kazel einiges über den Untergrund seiner Heimatstadt enthüllt. Außerdem hatte er jetzt eine Verabredung mit seinem Schicksals, oder genau genommen gleich zwei zur gleichen Stunde, denn Firlefitz kam ganz aufgeregt auf sie zu und plapperte los:
„Als ihr weg wart, kam hier ein Wächter des Hauses Tenebrée an und wollte meine Kanalratte sprechen. Der wollte dich sehen, kannte aber keinen Naman, aber da ihr nicht da wart hat er einfach nur befohlen, dass du dich zur Mittagsstunde auf dem Hinterhof des Anwesens einzufinden hast. Ich hab gefragt warum, aber er hätte mich nur getreten, hätte ich weiter gebohrt. Er war sehr kurz angebunden und ist gegangen.“
Kurz schien sich Kazels Schicksalsfaden zu verheddern. Wie sollte er an zwei Orten gleichzeitig sein, aber dann sprach Fitz weiter:
„Er brüllt nur noch beim Rausgehen, du sollst morgen nicht zu spät kommen. **...sein Weib verlangt nach ihm!** Unhöflich wie immer diese Dunkelelfen.“
, echauffierte sich der Goblin und Kazel schaltete. Er hatte heute eine Verabredung zur Mittagsstunde auf dem Marktplatz und morgen eine in seinem alten Zuhause, vermutlich mit Janay. Vielleicht war ihm erstere sogar lieber, da der zweite Ort ihm immernoch Albträume bescherte? Blieb nur zu hoffen, dass er seinen Auftrag schnell genug erledigen konnte um die zweite wahrzunehmen. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass Zeit mal wieder etwas sehr kostbares sein könnte. Ihnen blieben noch eine Stunde, in denen er etwas hartes Brot und mumifizierten Käse essen und sich ggf. noch vorbereiten konnte, dann mussten sie aber auch schon los zu ihrem Treffen.

(Kazel weiter bei: Der Hybridenmarkt)
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Re: Die Werkstatt des Goblin Firlefitz

Beitrag von Erzähler » Dienstag 2. März 2021, 20:05

((Zwischensequenz:))

Außerhalb und an einem ganz andern Ort traf zu einer etwas anderen Zeit eine besonders steife Dunkelelfe auf eine besonders vorsichtige Goblinoma. Das Gespräch verlief etwas holperig:
„Du! Sage mir, wo ich den Elfen mit Namen Kazel finde! Er arbeitet für deinen Neffen als Kanalratte!“
„..mmmüümmelmümelmümel...Hä?...*schluck*...“
Keona sprach lauter:
„Ich suche den Elfen Kazel, alte Frau! Wo ist er? Sprich!“
„HÄ? ..fluche dem Räetzel Assel? Holde Dame, ich versteh sie nicht! Bitte lauter, ich hör nicht mehr so gut.“
Keona schrie schon fast, so dass es auch Firlefitz und der Ork HauRuck nebenan hören konnten:
„Ich suche eure Kanalratte!!! Es geht um seine FREUNDIN JANAY UND SEIN KIND! ER MUSS MITKOMMEN!“
Kuralla kratzte sich am Hintern und schnupperte dann nachdenklich an ihren Fingern. Sie musterte die Fremde, die doch deutlich zu viel wusste und entschied sich für die Wahrheit.
„Das würde er bestimmt, wenn er denn hier wäre! Nur leider habe ich ihn gestern Abend verkauft.“
„WIEBITTE?!?“
„Herjeh! Sie Ärmste. Hören sie auch so schlecht?“
Dann brüllte die mitfühlende kleine Oma aus vollem Halse:
„ER IST VERKAUFT!“
Keona zucke zurück und hielt sich die spitzen Ohren, murmelt etwas sehr leise und unverständlich und hätte wohl gern die alte Frau an Ort und Stelle umgebracht, wenn Blicke töten würden. Doch sie war in der ungünstigen Position und das wusste auch Kuralla. Die Alte grinste und rief so laut sie konnte:
„ICH HAB DIE KANALRATTE GESTERN ABEND AN DEN SAMMLER VERKAUFT!“
Keona wurde blass. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und eilte zurück zu ihrer Herrin. Das waren keine guten Nachrichten und ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Der Überbringer schlechter Neuigkeiten zu sein, war in Morgeria manchmal tödlich.
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