Flammen für Lysanthor![Betrifft alle Schenkenbesucher]

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Re: Flammen für Lysanthor![Betrifft alle Schenkenbesucher]

Beitrag von Stadtwache » Freitag 21. Dezember 2007, 11:52

Gut, Elena drehte sich nicht dem Leichnam zu, den sie abtransportierten. Denn es handelte sich tatsächlich um Thomas. Armer Pechvogel. Der andunische Hauptmann hoffte, dass die Götter seiner Seele gnädig sein würden. Thomas' Leiche folgten weitere: eine Frau mit gebrochenem Genick. Zitter erkannte sie als Sayria wieder. Oh, hätte sie ihren Raum nur rasch verlassen wäre sie vielleicht noch am Leben, denn ihr Körper war nicht Opfer der Flammen geworden, sondern vielmehr des Sturzes. Andere Wächter jedoch wurden als verbrannte Überreste geborgen und fortgeschafft. Schnell hatte man einen Wagen organisiert, der die Leichen an einen unbekannten Ort brächte. Man würde Gedenktafeln oder kleine Grabsteine für sie herrichten, mehr jedoch nicht. Pelgars Strukturen waren anders gestrickt. Man gedachte Verstorbenen, doch in erster Linie galt es, die Lebenden zur Rechenschaft zu ziehen. Das Feuer war nicht zufällig ausgebrochen. Man würde die Brandstifter finden und strafen.

Zitter hielt Elena noch immer, spendete Trost allein durch seine Anwesenheit. Er war ein so aufrichtiger und hilfsbereiter Mensch. Seine Worte über Elwin, ihren Verbleib und ihren Zustand schienen sie aufzumuntern. Elena wollte sofort zu ihr, wollte wenigstens einen Menschen sehen, der sich hatte retten können. Eine Freundin, die sie einige Zeit vernachlässigt hatte.

Doch dann unterbrach Wiehern von Pferden ihre Bitte und sie erinnerte sich krampfhaft an einen anderen Freund: Nebelwind. Wo war ihre gute Stute? Ging es ihr gut oder war sie verletzt?
Weiteres Wiehern, dann preschte ein großer Hengst an ihr vorbei. gefolgt von anderen Rössern. Er fiel in leichten Trab und brachte die Gruppe wie ein Anführer fort von der rauchenden Schenke. Sogleich eilten Umstehende herbei, um sich um die Pferde zu kümmern.
Zwei der Tiere, eines voran das andere folgend, schritten langsam zu Elena und Hauptmann Zitter. Das vordere schnaubte, wieherte nicht. So hatte Elena ihre Nebelwind nicht hören können. Jetzt aber legte ihre treue Stute den Kopf auf Elenas Schulter und in ihre flammend rotes Haar. Sie blähte die Nüstern, schnaubte erneut zum Gruß. Auf die andere Schulter legte sich ein weiterer Pferdekopf. Es war der Túrins, Thomas' Pferd. Das Tier schien zu wissen, was Elena noch nicht gesagt worden war. Es war nun herrenlos und allein.

"Sind das Eure Pferde?", fragte Hauptmann Zitter, der sowohl Nebelwind als auch Túrin nie so eindringlich gemustert hatte, um sie wieder zu erkennen. Damals waren ihm weitaus wichtigere Dinge durch den Kopf gegangen.

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Re: Flammen für Lysanthor![Betrifft alle Schenkenbesucher]

Beitrag von Stadtwache » Samstag 22. Dezember 2007, 19:34

Hauptmann Zitter zeichnete sich durch eine große aufrichtige Selbstlosigkeit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit aus. Kurzum, er besaß sprichwörtlich ein Herz aus Gold. Auch Tiere konnte er sehr gut leiden, jetzt jedoch wünschte er sich insgeheim, Nebelwind und Túrin hätten Elena nicht so eilig begrüßt. Und schon gleich wusste er, warum. Der Andunier hatte es geahnt.

<i>"Wisst ihr wirklich nicht was mit Thomas passiert ist? Mir erscheint es mehr als merkwürdig das Turin nicht versucht zu Thomas zu gelangen sondern bei mir bleibt. Könnt ihr nicht in Erfahrung bringen ob er unter den Verletzten ist, so wie ihr es bei Elwin auch getan habt?"</i>

Hauptmann Zitter sog die Luft ein. Seine Muskeln spannten sich an. Er hatte Elena nicht mit der Wahrheit konfrontieren wollen – jedenfalls nicht hier und jetzt. Sie brauchte Ruhe und nicht noch eine Hiobsbotschaft. Doch sie drängte ihn und Zitter war kein Mann, der die Wahrheit verschwieg – mit Ausnahme von Daraks damaliger Flucht, wo er dem Bürgermeister von Andunie etwas vorgegaukelt hatte. Doch er durfte mit eigenen Augen erfahren, dass sich sein Bauchgefühl bestätigt hatte. Darak war ein anderer Mensch geworden. <b>Auch wenn er vermutlich dadurch sein Bein verloren hat. Doch ich konnte spüren, dass er ein neues – ein ehrbares – Leben beginnen wollte.</b>

Für einige hielt das Leben eine zweite Chance bereit. Auf andere wartete nur der Tod, vielleicht um sie zu erlösen. Hauptmann Zitter schob Túrins Kopf von Elenas Schulter und legte ihr die Hand auf.
"Elena, Ihr müsst jetzt stark sein", begann er, wollte sie auf die schrecklichen Worte vorbereiten, bevor er sie sagte. "Meister Thomas ... ich fürchte, das Feuer war sein Verhängnis. Ich sah, wie Sanitäter ihn aus der Schenke brachten. Er ist jetzt bei den Göttern. Tut mir leid."

Der Hauptmann ließ den behelmten Kopf hängen, gedachte des toten Magiers und bereitete sich darauf vor, Elena sofort aufzufangen, sollte eine Ohnmacht über sie kommen. Er würde diese Frau in jeglicher Hinsicht unterstützen, auch wenn es bedeutete, die Heimreise noch ein wenig länger hinaus zu zögern.
"Da es nun keine Schenke als Übernachtungsmöglichkeit hier gibt, schlage ich vor, ich bringe Euch zu Elwin. Vielleicht ist noch ein Bett im Lazarett frei, das Ihr eine Weile nutzen könnt, um Euch zu erholen."

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Re: Flammen für Lysanthor![Betrifft alle Schenkenbesucher]

Beitrag von Stadtwache » Sonntag 23. Dezember 2007, 14:27

Überraschung strahlte aus all ihren Zügen, als sich Elenas Blick an Zitter heftete. Sie war mehr als erstaunt darüber, dass er ihr vorschlug, einen Ruheplatz zu suchen. Sie konnte sich doch jetzt nicht ausruhen! Nicht hier in Pelgar! Wo sie zur Gefahr für alle wurde, die ihr nahe standen! Sie schadete nur, konnte niemandem helfen.

Hauptmann Zitter sah, wie tief sie diese Erkenntnis traf und wie sehr sie sich daran klammerte. "Elena", sagte er sanft, streckte eine Hand nach ihr aus, doch sie wich zurück. Tränen rannen über ihre Wangen. "Elena, bitte ..." Er tat wieder einen Schritt auf sie zu, doch die Hybridin bestieg bereits ihr Pferd. Nebelwind schnaubte.

<i>"Hauptmann, habt vielen Dank für eure Hilfe, aber ich muss weg! Jetzt! Sofort! Ich kann nicht hier bleiben! Sagt Elwin, dass es mir leid tut, aber ich schade ihr nur. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann wieder sehen!"</i>

Der Hauptmann griff entschlossen nach Nebelwinds Zügeln. Das Pferd scheute seltsamerweise kein bisschen. Elena war es doch gewohnt, dass sich die Stute von niemandem berühren ließ, wenn es nicht Wunsch des Tieres war. Offenbar spürte selbst Nebelwind, dass ihre Freundin Ruhe dringend nötig hatte.

"Redet doch keinen Unsinn. Ihr und ich wissen, dass Ihr derzeit nicht für eine Reise gewappnet seid. Schaut Euch doch an, Ihr könnt Euch kaum auf dem Rücken Eures Pferdes halten!"
Der Hauptmann hatte natürlich Recht. Der Schock der brennenden Schenke und jetzt auch noch die schreckliche Erkenntnis, dass Thomas in ihr umgekommen war – die selbst auferlegten Schuldgefühle – das alles zehrte an Elena, auch wenn sie es bis dahin nicht wahrhaben wollte. Sie war furchtbar bleich und tatsächlich zitterten ihre Hände sogar.

Nebelwind ließ sich ebenfalls nicht von ihr antreiben. Die Stute tänzelte auf der Stelle, verweigerte zum ersten Mal seit die beiden sich kannten den Befehl. Stattdessen warf das Tier den Kopf zurück, schüttelte die Mähne und wieherte energisch. Túrin trat sofort an Nebelwinds Seite und rieb seinen Kopf an ihrem Hals. Er beruhigte sie.

Zitter trat an Nebelwinds Seite, schaute zu der temperamentvollen Rothaarigen hinauf, die sich alles so sehr zu Herzen nahmen. "Kommt mit mir und ruht Euch eine Weile aus. Nur ein paar Stunden, mehr verlange ich nicht. Bitte, Elena. Ich möchte Euch nicht irgendwo in der Stillen Ebene bewusstlos im Schnee liegend auffinden müssen."

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Re: Flammen für Lysanthor![Betrifft alle Schenkenbesucher]

Beitrag von Stadtwache » Montag 24. Dezember 2007, 22:10

Hauptmann Zitter überhörte mit höflicher Miene Elenas Gefluche. Er konnte sie ja verstehen – irgendwie. Sie hatte einen Freund verloren, einen sehr engen Freund. Außerdem befand sich Darak ein ganzes Stück weit weg von ihr, Elwin lag im Lazarett und sie selbst war nur knapp dem Tod entkommen. Doch das alles spielte jetzt für den Augenblick keine Rolle. Sie musste erst wieder zu sich selbst finden und das in aller Ruhe. Sie musste Kraft sammeln für das, was ihr noch bevorstünde.

Auch Nebelwind, dieses gute Tier, hatte es bemerkt. Mit den Ohren schlackernd nahm es hin, dass Elena es als Verräterin beschimpfte. Nebelwind wusste es besser. Sie verzieh ihrer Freundin wie nur Tiere verzeihen konnten.

Schließlich gab auch die Hybridin nach. Sie stieg vom Pferd und ein erneutes Schwindelgefühl stieg auf. All der Stress hatte sie ausgelaugt, Elena musste sich wirklich eine Pause gönnen. Sie sah es ja ein, wenn auch widerwillig.

<i>"Nun, Hauptmann. Ich werde mich ausruhen, aber nicht lange. Mich hält in dieser Stadt im Moment nur die Sturheit meines Pferdes."</i>

Zitter nickte und lächelte. Letzteres galt der treuen Stute, die sich schon wieder an Túrin anlehnte. Der Hengst rieb seinen Kopf am Hals seiner neuen Gefährtin.

Hauptmann Zitter griff in die Innentasche seines Umhangs. Er zückte ein Fläschchen und reichte es Elena. "Nehmt dieses Geschenk an. Das ist bester Zwergenschnaps. Ich kaufte ihm einem Rugtarer ab, als dieser mit einem Schiff von Andunie nach Sarma übersetzen wollte. Das Zeug hat es in sich, trinkt nicht zu viel. Doch gönnt Euch einen Schluck in Stress-Situationen."
Auf der Flasche stand <i>Roter Drache</i> und ein kleines Bildnis deselben war auf dem Etikett zu erkennen.

<i>"Ich weiß aber nicht, ob es so gut ist, zu Elwin zu gehen ... ich will nicht, dass ihr etwas passiert!"</i>
"Ja. Sie wird auch Ruhe brauchen. Vielleicht könnten wir zu einem Wachhäuschen am Stadttor ... oder habt Ihr womöglich Verwandte hier? Freunde?" Zitter wusste ja nicht, dass Pelgar sogar Elenas Heimat gewesen war und dass ihre lieben Eltern hier wohnten – wenn sie denn noch lebten. Aber wäre es eine gute Idee, davon zu erzählen oder diese gar aufzusuchen?

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Re: Flammen für Lysanthor![Betrifft alle Schenkenbesucher]

Beitrag von Stadtwache » Dienstag 25. Dezember 2007, 19:18

Rote Drachen waren im Allgemeinen dafür bekannt, wahre Hitzköpfe zu sein. Wahrscheinlich spieen sie deshalb auch so rauchend und heiß Feuer, weil in ihnen stets eine riesige Flamme Temperament loderte.
Diese Flamme machte sich nun auch in Elena breit. Denn sie hatte einen kleinen Schluck des <i>Roten Drachens</i> getrunken. Was zuerst wie ein sich nach innen Stülpen ihrer unkontrollierbaren Feuermagie anfühlte, entpuppte sich schnell als der brennende Nachgeschmack des Zwergenschnapses. Er trieb Elena sowohl Tränen in die Augen als auch Schweiß auf die Stirn. Oh, wie das Zeug ihren Hals herunter brannte. Doch dann breitete sich eine angenehme Wärme aus, die ihre Glieder entspannte. Sie fühlte sich wohl und von innen heraus mollig warm. Nur ihr Rachen glühte noch etwas nach. Dieser Schnaps war wohl das Härteste, was ih jemals die Kehle heruntergekrochen war.

Mit dem Brennen ihres Gaumens kam allerdings auch die Schläfrigkeit. Endlich entschloss sich ihr Körper, der schreienden Bitte nach Schlaf und Erholung nachzukommen. Doch noch konnte sie sich nicht einfach hinlegen und wegdämmern. Es hieß, einen Schlafplatz zu finden.
Ihre Eltern? Nein, das wäre keine gute Idee, glaubte sie. So zog sie das Wachehäuschen vor. Diese Möglichkeit ließe sich bestimmt in die Tat umsetzen, solange Zitter an ihrer Seite war. Auch wenn er im Grunde nach Andunie gehörte, würde es von Vorteil sein.

<i>"Ich brauche nur ein wenig Schlaf und dann können wir los, sicherlich wollt ihr auch bald aufbrechen und nach Andunie reiten."</i>

Der Hauptmann nickte. "Ja, das werde ich auch tun. Ursprünglich hatte ich ohnehin nur vor, mir hier ein frisches Pferd zu beschaffen, das mich in die Heimat trägt. Aber wenn ein Brand ausbricht, kann ich nicht einfach die Augen verschließen und mich abwenden." Er lächelte, bot Elena seinen Arm an und spazierte dann Richtung Stadttor.

<i>weiter am Stadttor</i>

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