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Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Freitag 28. September 2007, 12:25
von Vana Erendis Morgaine
[komme mit Kazel von Marktplatz ---> Anhöhe der Verurteilten]

Vanas Runenzauber zeigte seine Wirkung, denn der ehemalige Gefangene lief nun, zwar gestützt, doch ohne größere Schmerzen, neben ihr her. So schnell es seine Verfassung zuließ und ohne sich umzusehen, entfernten sie sich vom Marktplatz und das gerade noch rechtzeitig, denn ein lauter Ruf nach den Wachen besagte, dass der Priester gerade wieder erwacht war.
Mit viel Glück, für Vana war es eher Manthalas Segen, erreichten sie über Umwege, dunkle Seitengassen und Hinterhöfe unangefochten die Schenke.

Und auch jetzt war ihnen das Glück hold, denn just als sie die Schenke erreichten, öffnete sich die Tür und die Wirtin trat heraus, bekleidet mit einem Morgenmantel und einen Eimer mit undefinierbarem Inhalt in der Hand, den sie wohl gerade auf der Straße entleeren wollte. Als sie den geschundenen Körper von Vanas Begleiter erblickte, war sie vollkommen geschockt und ließ beide ohne viele Worte in die Schenke, wo sie sie in ein an den Schankraum angrenzendes, kleines Zimmer führte, das mit einem großen Badezuber, einem Herd und allerlei Reinigungsmitteln ausgestattet war.
„Ich lass gleich ein warmes Bad ein!“, war alles, was sie sagte und dann verschwand sie.

Kaum war sie weg, entstand vor der Schenke ein kleiner Tumult und man konnte die Wachen hören, wie sie nach der flüchtigen Morticia und dem Gefangenen suchten. Und wieder stand ihnen das Glück zur Seite, denn sie gingen, ohne eine genauere Untersuchung der Schenke, weiter, angetrieben von einer barschen Stimme, die ihnen Befahl eine Verletzte zu transportieren.

Es wurde allmählich Zeit, dass Morticia verschwand und Vana auf den Plan trat. Kurz lächelte sie, als der ehemalige Gefangene meinte, es wäre ein Fehler gewesen, ihren Namen zu verraten. Mit einer beschwichtigenden Geste entgegnete sie nur: „Macht euch darüber keine Gedanken. Man sucht schon seit vielen Jahren meiner habhaft zu werden, gelungen ist es bislang noch keinem. Für mich ist es eher wie ein Wettbewerb, eine Herausforderung, wenn auch letztendlich eine tödliche, sollte man mich eines Tages fassen.“
Die Wirtin kam zurück und brachte ein paar Decken mit, die sie Vana mit den Worten: „Wickelt ihn ein!“, reichte. Vana tat wie ihr geheißen und wickelte den nun Geretteten in die Decken ein, die ihn vor einem weiteren Wärmeverlust schützen sollten. Anschließend wandte sie sich zur Tür und sagte: „Ich denke wir werden einen Heiler brauchen oder wenigstens jemanden, der sich damit etwas auskennt. Legt ihn bitte schon mal in das warme Wasser gute Frau, während ich nach einem Heiler suchen gehe.“

Eilends verließ sie den Raum und wandte sich zur Treppe, wo Niniane, die ihre Ankunft von ihrem Platz im Schankraum aus beobachtet hatte, bereits auf sie wartete. „Schön, dass ihr da seid.“, raunte sie ihr kurz zu und meinte im vorbei gehen: „Wenn ihr helfen möchtet, dann geht schon mal in den Raum, aus dem ich gerade gekommen bin. Lasst euch irgendeine Ausrede einfallen, ich zieh mich nur schnell um und komme dann auch gleich. Der Gefangene ist in einem schlechten Zustand und wir müssen uns beeilen, wenn er wieder gesund werden soll. Wenn man nach mir fragt, sagt einfach ich hätte es sehr eilig gehabt, das Haus zu verlassen. Ach, und haltet euch von seinen Haaren fern, wenn ihr euch keine Läuse einfangen wollt.“ Leise ging sie die Treppe nach oben und verschwand in ihrem Zimmer.

[für ein Post weiter in Vanas und Ninianes Zimmer]

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Freitag 28. September 2007, 20:17
von fremde Frau
Die Wirtin sah Vana an, sah ihr in die Augen, sah ihr vermummtes Gesicht deutlich im Kerzenschein. Sah Morticia. Eine Zeugin Widerwillen und nicht ahnend, wie brisant das war, was sie gerade mit eigenen Augen betrachtet hatte. „Ja.“ Stimmte sie hastig zu. „Ich werde ihn so gut es geht wärmen. Aber seine Füsse sehen schrecklich aus!“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder besorgt dem Fremden zu.

Sie schüttete noch einige Badesalze und Blütenblätter in den Pott als sie sah, dass Kazel`s Haare munteres Leben auf sich trug. In Form von herum springenden weissen und schwarzen Pünktchen. Sie rümpfte die Nase. „Na na Junge was ist bloss mit dir geschehen mhm?“ Fragte sie entsetzt über Kazels erbärmlichen Zustandes. Ob er ein armer Bettler war, der keinen Unterschlupf für die kalten Tage gefunden hatte?

Sie wickelte ihn wieder vorsichtig aus der Decke und entblösste ihn obwohl sich der Elfenmischling dagegen sträubte sich dem gar schwach widersetzte. Anabella lächelte mütterlich. „Shht ist ja gut, es wird gleich wieder warm. Aber du musst da mal aus diesen dreckigen Sachen raus. .“ Beruhigte sie ihn sanft. Am liebsten hätte sie ihm übers Haar gestrichen – nahm sich es aber fest vor, dies erst zu tun wenn er gewaschen war. Noch immer sträubte er sich und bibberte. Schien gar wütend zu sein. Anabella führte dies auf seine Schmerzen und die Unterkühlung zurück. Oder aber er schämte sich… „mhmm“ Meinte sie nachdenklich und band ihm ein kleines Handtuch um. „Das kannst du mit in den Zuber nehmen.“ So war er wenigstens nicht ganz Nackt. Obwohl es Anabelle selbst nicht wirklich gestört hat, sie hatte schon viele Männer in diesem Zuber gebadet. Besonders betrunkene oder Gäste die sie so beschmutzt wie sie teilweise nach einem Zimmer fragte erst in den Zuber gebeten hatte bevor sie den Schlüssel für ihre Zimmer bekamen.

Sie konnte ja nicht ahnen, dass Kazel sich aufgrund der vielen Narben wehrte die ein Keil in seinen Körper und in seine Seele getrieben hatte. Eine Verletzung die so unendlich tief und so alt war, dass sie kaum noch geheilt werden konnte. Dies waren keine einfachen Narben, dies waren Schicksalswunden, die einen prägten und die Persönlichkeit formten. Einen Charakter der nun, in den Folterkammern Pelgars, neu zurechtgerückt worden war. Zu fremden Zwecken.
„ Bei Lysanthor!“ Keuchte sie. Als im faden Licht der Kerzen die Entstellungen am Rücken zum Vorschein kamen. Selbst die Wirtin, die keine Heilerin war nur eine gute Mutter und Ehefrau, erkannte, dass dies alte Narben waren. „Wer bist du nur und was hat man dir angetan mein Junge?“ Fragte sie sich laut und seufzte als sie ihn zum Zuber führte welcher angenehm nach frischem Lavendel roch und lautlos vor sich hin dampfte. All zu warm hatte sie das Wasser aber nicht gemacht, wer kannte den Effekt nicht, wenn man von der Kälte sofort in die Wärme kam? Warmes wurde Heiss und heisses brennend. So war die Temperatur im Grunde nur Lau. Doch sie hatte noch einen Kessel heissen Wassers daneben gestellt mit einer grossen Schöpfkelle zum Nachheizen.

Sie hatte nicht bemerkt wie in der Zwischenzeit Niniane eingetreten war. Sie nickte der jungen Frau freundlich zu.

„Ihr könnt ihm heisses Wasser nachschenken, wenn jenes im Zuber abkühlt. Ich glaube viel mehr können wir nicht tun. Hoffentlich ist ein Heiler oder eine Heilerin zugegen. Seine Füsse sehen wahrlich besorgniserregend aus. Ausserdem ist er so schrecklich dünn. Ich werde ihm eine Suppe kochen.“ Meinte Arabella aufgebracht und eilte wieder aus dem Raum.

Sie gab sich wahrlich alle Mühe um den Fremden.

Kazel spürte die wohltuende Wärme, die seinen gebeutelten Körper etwas entspannten und ihm die Steifheit seiner Hände nahm.

Er war allein mit der Jungen, summenden Frau im Raum. Draussen hörte man Arabella werkeln und Wasseraufsetzen.

[Kazel gewinnt 10% Lebensenergie zurück und kann seine Hànde wieder bewegen]

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Samstag 29. September 2007, 01:32
von Kazel Tenebrée
Kazel schob seine Beine unter die Decke. Irgendwie war es ihm nicht recht, dass alle ständig auf seine Füße starrten. Er hatte das Gesicht des rothaarigen Mädchens vor Augen. Wie sie ihn angeschaut hatte. So erschreckt und panisch. Er war doch kein Ungeheuer. <b>Diese Pelgarer! Kaum sehen sie Elfen mit dunklerer Haut, schon haben sie Angst!</b> Dass das Mädchen wegen der Brandblasen so entsetzt geschaut hatte, das kam Kazel im Augenblick überhaupt nicht in den Sinn.

Im Moment stand ihm der Sinn sowieso nur noch nach schlafen — und vielleicht dem Bad, von dem die Wirtin gesprochen hatte. Seine Kopfhaut juckte fast unerträglich. Dieser dämliche Bronko! Unbewusst kratzte Kazel sich am Hinterkopf.
Inzwischen entschloss sich Morticia, ihn mit der Wirtin allein zu lassen. Gern hätte Kazel sie aufgehalten. Er hatte einige Fragen, die er ihr am liebsten schon auf dem Weg hierher gestellt hätte. Doch schon war sie weg, seine Retterin.

Die Wirtin ließ den Zuber füllen und schüttete gut duftende Öle, Blütenblätter und sonstigen Schnickschnack ins Wasser. Das Hinterzimmer heizte sich bereits durch das warme Wasser auf und die Decke bot Kazel zusätzliche Geborgenheit. Dann aber näherte sich die Wirtin und zog an der Decke, ebenso wie an seinen Kleidern. "Nicht", murmelte Kazel, versuchte, sich ihrer Hände zu erwehren – scheiterte kläglich. Es war nun einmal schwierig, sich zu wehren, wenn man die eigenen Finger nicht bewegen konnte.

Doch es lag nicht an der Wärme, dass Kazel die Decke nicht hatte hergeben wollen. Die Wirtin fand den Grund aber auch wohl selbst schnell genug heraus, ihrem erstickten Schrei nach zu urteilen, der Lysanthor galt.
Kazel machte sich klein. Er nahm das Handtuch, welches eigentlich für seine Hüften gedacht war und legte es sich wie die Decke zuvor über den Rücken. In den Käfigen hatte es ihn nicht gestört, dass die Leute seine Narben hatten anstarren können. Dort war er auch noch der Vermutung gewesen, sterben zu müssen. Kurz vor dem eigenen Tod konnte alles so unwichtig werden. Jetzt aber hatte er eine zweite Chance bekommen. Er lebte und vielleicht würde er sogar noch eine ganze Weile leben dürfen – mit seinen Narben. Nun war es ihm auch wieder unangenehm sie zu zeigen. Sie erzählten so viel von seiner Leidengeschichte. Niemanden ging seine Vergangenheit etwas an. Es war <i>seine</i> Vergangenheit, seine Narben!

Kazel kletterte schnell, aber noch ziemlich unbeholfen in den Zuber. Das Wasser umhüllte seine Waden und er sank rasch bis zum Hals hinein, damit die Narben verborgen wurden. Als die Frau jedoch fragte, wer er sei und was man ihm angetan habe, tauchte der Mischling bis zu seinen spitzen Ohren unter und antwortete. Nur Geblubber drang an die Oberfläche.

Da tauchte plötzlich ein Mädchen im Raum auf. Kazel wurde bewusst, dass er nackt in einem Badezuber hockte und so schob er das Handtuch vor gewisse andere intime Stellen. Seine Augen flogen zu der neuen Fremden. <b>Warum sind auf einmal überall Frauen, die ich nicht kenne?</b>
Die Wirtin ließ die beidne nun allein, denn sie bot sich an, Kazel ein Suppe zu kochen. Oh ja, sein Magen schrie förmlich danach. Er hätte jetzt sogar den morgerianischen Fraß gegessen, den dieser grimmige Ork in seiner Schenke immer zubereitete – und den manche nicht überlebten. So hungrig war er.

Müde schloss er die Augen. Das warme Wasser machte ihn schläfrig. <b>Das Mädchen soll sich um dich kümmern? Ist sie eine Freundin von Morticia, dieser kaltblütigen Mörderin und Retterin? Ich kann es kaum glauben.</b>
Neben dem warmen Badewasser gesellte sich nun auch noch liebliches Summen hinzu, das Kazel auf weichen Wolken trug. Er lehnte sich zurück und vergaß für einen Moment alles um ihn herum ... schließlich döste er halb weg.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Samstag 29. September 2007, 16:40
von Vana Erendis Morgaine
[kommt von Vanas und Ninianes Zimmer]

Vana betrat das Hinterzimmer und wollte die Überraschte mimen, sah aber, dass dies nicht nötig war, denn Niniane und der Mischlingself waren momentan die Einzigen im Zimmer.
Niniane hatte ein paar Kräuter vor sich ausgebreitet und summte eine einschmeichelnde und beruhigende Melodie, während der Elf entspannt und dösend im Wasser lag. Das Bad tat ihm sichtlich gut, doch Vana, die seine Verletzungen kannte, wusste, dass mehr notwendig war, wollte sie ihn schnell heilen und zu Kräften bringen.
Erstaunt war sie allerdings über Ninianes Fähigkeit. Wie sie es nur mit einer einfachen Melodie schaffte, den Mischling Ruhe und Entspannung zu geben war schon beeindruckend.

Als sie die Tür schloss hielt Niniane kurz inne und sah zu ihr hin, machte aber sofort wieder weiter. Vana trat hinzu, betrachtete interessiert die Kräuter und meinte anerkennend: „Ihr macht das wirklich gut. Ich wusste ja gar nicht, was alles in euch steckt.
Die Kräuter allein werden aber nicht reichen. Im Verbund mit meiner heilenden Magie müsste es jedoch gehen. Wir sollten aus den Kräutern einen Sud kochen, Tücher darin tränken und seine Füße damit verbinden. Die Kräuteressenz wird die heilenden Kräfte der Runen unterstützen.“

Bei Vanas Bemerkung zur Anwendung von Runenmagie, hatte der Mischling kurz die Augen geöffnet und sie aufmerksam gemustert, sich dann aber wieder behaglich in der Wanne zurückgelehnt. „Also dann,...“, fuhr Vana, die den Blick des Mischlings wohl bemerkt hatte, fort, wobei sie ihre Stimme merklich senkte: „... wenn unser Patient aus der Wanne kommt, werde ich noch einmal Runenmagie anwenden, während ihr ihm anschließend die Kräuterbinden anlegt. Ich hoffe das wird ihn wieder auf die Beine bringen.“
Diese kam gerade mit einem Teller Suppe in ihren Händen zurück und blieb erschrocken stehen, als sie sah, dass noch jemand außer Niniane und dem Mischling im Raum war.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Sonntag 30. September 2007, 00:57
von Kazel Tenebrée
Dösend lag Kazel im warmen Wasser. Seine Muskeln entspannten sich und er lauschte dem lieblichen Summen des Mädchens, dessen Namen er noch nicht kannte. Sollte er denn den seinen nennen?
<b>Oh, im heißen Wasser wirst du wohl weich, Idiot! Vertraust jetzt anschenend jeder Frau, nur weil sie nett zu dir sind. Du weißt ja hoffentlich, was es dir bei Luziver und Shantih eingebracht hat!</b>
Kazels Miene verzog sich zu einer brummigen Grimasse. Hätte er die Augen geöffnet gehabt, so hätte Niniane wohl den tintenfarbenen Sturm sehen können, der sich aufs Neue in den sonst so meerblauen Augen zusammenbraute. Doch nichts dergleichen war zu sehen. Kazel, der kleine trotzkopfige Mischling, hockte im Badewasser und zeigte sich grimmig wie so oft in seinem Leben.
Wenigstens schmerzten ihm die Füße im Augenblick nicht.

Die Tür knarrte. Kazel hielt die Augen geschlossen. Es würde wohl die Wirtin mit der Suppe sein. Unauffällig schnupperte er, roch jedoch nur den Blütendampf aus dem Zuber. Dann allerdings vernahm er eine Stimme, die nicht die der Wirtin war. Er hob neugierig ein Augenlid und schaute auf eine weitere Frau, die ihm fremd war.
<b>Wo kommen die nur alle her?</b> Die Fremde sprach mit dem Mädchen über Kräuter und wie beide Kazels Füße behandeln wollten. Dabei erwähnte die Frau die Runen, welche Morticia mit Kazels Blut auf seine Fußsohlen gezeichnet hatte. Kazel riss die Augen auf und musterte die blonde Dame in ihrem grünen Kleid. Woher wusste diese über die Runen Bescheid? War sie eine Heilerin, von Morticia geschickt? Wohin war seine Retterin eigentlich verschwunden?

Und erneut erwähnte die Blondhaarige die Runenmagie. Allerdings meinte sie jetzt, dass <i>sie</i> diese <i>erneut</i> anwenden würde. Also handelte es sich bei ihr um ...
"Morticia?", ächzte Kazel, wollte sich aufrichten und rutschte vom Rand des Zubers ab. Mit einem gewaltigen PLATSCH landete er für wenige Sekunden unter Wasser. Im Grunde eine gute Sache, denn einige seiner Läuse lernten nun mit Sicherheit das Ertrinken.

Als er prustend auftauchte, das klatschnasse schwarze Haar aus dem Gesicht streifend, stand auch wieder die Wirtin in der Tür. Einen Teller mit dampfender Suppe hielt sie in Händen und schon knurrte Kazels Magen. So kam er triefend aus dem Wasser, das Handtuch um die Hüften geschlungen. Aber statt an die Wirtin heran zu treten, schnappte er sich ein weiteres großes Handtuch, das hier in der Nähe lag und hängte es sich um. Abtrocken wollte er sich noch nicht – viel lieber die Narben verdecken. So gerüstet trat er nun schließlich doch vor die Wirtin und nahm ihr mit dankbarem Blick den Teller aus der Hand. <b>Die Suppe wird hoffentlich nicht vergiftet sein.</b> Er war zu hungrig, um sich weiter darüber Gedanken zu machen. Außerdem ergäbe dies keinen Sinn. Mit dem Teller setzte er sich an den Tisch, ließ sich auch noch einen Löffel reichen und begann zu essen.

"Der Patient hat übrigens einen Namen", nuschelte er. "Ich bin ..." Kurz schaute er die Wirtin an. Diese würde seinen Namen vielleicht verraten, er konnte ihr nicht trauen. So sprach Kazel auf Lerium: <span style="color:1A365E;">"Man nennt mich Kazel, ich stamme aus dem dunkelelfischen Geschlecht der Tenebrées ab, bin aber kein anerkanntes Familienmitglied mehr."</span> <b>Und habe es im Grunde nie sein wollen</b>, fügte er in Gedanken hinzu.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Sonntag 30. September 2007, 22:26
von Erzähler
Anabella sorgte sich um den Fremden, er sah wahrlich schlecht aus. Sie hoffte, dass er wenigstens diese eine Nacht überstehen würde. „Bei Lysanthor hilf diesem wehrlosen Geschöpf, welches zuflucht sucht in deiner geweihten Stadt!“ Betete sie leise vor sich her als sie die Suppe würzte. Hausgemacht natürlich – was denn sonst? Es war Hühnerbouillon, die Salze welche sie beimengte sollten sinn Kreislauf etwas ankurbeln und ihn kräftigen, ausserdem mischte sie noch einige Fleischklösse welche vom Mittagessen noch übrig waren hinein. Damit sie wenigstens ein bisschen was Festes zwischen die Zähne bekam. Sie schnitt noch einige Brotscheiben ab und legte alles auf ein Tablett bereit. Kostete noch einmal von der Suppe um zu sehen, ob sie nicht doch schon versalzen war, doch auch wenn es spät in der Nacht – oder treffender – viel zu früh am noch dunklen Morgen schmeckte ihre Suppe gewohnt vortrefflich. Natürlich bereitete sie genügend für alle drei Gäste zu schliesslich hatte sie die Kälte auch gespürt als sie den Kotzeimer des Herr Gemahls ausleeren wollte. Niemand sollte hier zu kurz kommen. Anabella und ihr ehrenwerter Gatte. (Das Ehrenwert pflegte ER immer zu sagen) waren einfache Gasthausbesitzer mit wenig Kapital, doch beim Essen geizten sie nie.Wenn sie sich schon die Arbeit machten, dann durfte es auch gut schmecken. Punkt. Auch wenn dafür ein paar silberlinge mehr bezahlt werden mussten, dies war ihnen die Gunst und Treue ihrer Gäste wert, die sie gerne wieder Besuchten und das Haus ihren Freunden empfohlen. Das war gut fürs Geschäft und machte aus dem zusätzlich investierten Silberling, schnell mal eine gute Goldmünze. Anabella sah aus dem Fenster und seufzte. Welch Leid sich nur hier in diesen Gemäuren abspielte. Sie hatte das Gefühl, dass es besonders in den letzten Monaten immer unruhiger wurde hier in Pelgar. Man fürchtete sich vor dunklen Mächten. Vor Faldors Zorn. Doch keine Dunkelheit würde diese Stadt geschützt vom Licht ihres Gottes erreichen!

<i>Oh wenn die kleine Gruppe nur wüsste, welch gewaltige und feindseelige Hatzmaschinerie sich in jenen Stunden in Gang gesetzt hatte. Sie ruhten sich in einer kleinen Oase der Sicherheit in mitten dieses Hexenkessels in welcher sich Pelgar gerade für sie verwandelte – ohne dass sie es in jenen Ausmassen erwarten konnten, die sein würden.</i>


Sie bereitete die Speisen auf einem kleinen Fahrbaren Tischchen zu und stellte den heissen schweren Kochtopf darauf sowie drei Teller. klopfte leise gegen die Tür. Niemand reagierte – sie klopfte auch SEHR leise. Also trat sie ein. Sah das junge Mädchen welches sich noch immer um den Badenden kümmerte und die grosse Frau, anders gekleidet, doch als sie ihre Augen sah, lächelte sie freundlich. „Ah ich sehe ihr habt euch hier bereits eingemietet.“ Sie hatte die Kleidung zum Wechseln ja kaum in ihren Händen oder unter ihrem Umhang getragen.

<i>Morticia?</i> Keuchte der Verwundete inzwischen. „Moritica? Ist das Euer Namen werteste?“ Fragte Anabella neugierig.

Ja. Nun wo der erste Schock vorüber war und sie sich vergewissert hatte, dass es dem Verwundeten offensichtlich etwas besser ging, hatte sie endlich Zeit die Fragen zu stellen welche sich ihr nun auch aufdrängten. Doch noch hielt sie sich zurück. Denn Kazel erhob sich gerade aus dem Zuber. Sie schaute weg. Wollte ihn schliesslich nicht in Verlegenheit bringen – nicht noch mal.

„Ihr habt also keine Heilerin gefunden?“ Fragte sie Vana leise mehr um sich abzulenken damit sie nicht immer wieder auf die Füsse und die Narben des Mannes starrte. Sie verteilte die drei Teller auf dem Tisch und schöpfte in den ersten welchen sie Kazel reichte als dieser auf sie zukam. Sie lächelte ihn besorgt, jedoch wohlwollend und freundlich zu. „Hier. Nehmt und esst, stärkt euch. Ihr werdet sie brauchen.“ Sie gab ihm extra viel Fleisch. Er brauchte schliesslich am meisten Energie für seine Genesung.
Zufrieden musterte sie ihn wie er sich hinsetzte und begann zu speisen. Sie nickte und reichte ihm ein Stück vom Brot. Da sagte er, dass auch er einen Namen hatte. Doch dieser war so unendlich lang und schwer verständlich, dass Anabella daraus nicht schlau wurde. Sie verstand die Sprache der Dunkelelfen schliesslich nicht. „Das ist… ein…. Sehr… spezieller Name.“ Lächelte sie ihm unsicher und Achselzuckend zu.

Sie blickte zu den beiden Frauen. „Bitte, setzt euch!“ Bot sie an und schöpfte auch für sie. „Hier esst. Geht aufs Haus.“ Sie verdrückte sich ein erschöpftes Gähnen. Sie war hundemüde. Doch die Fremden interessierten sie. Sie setzte sich ebenfalls und suchte Kazels Blick. „Was hat man euch nur angetan Junge.“ Fragte sie wieder. Es war nun deutlich angenehmer bei ihm zu sitzen. Da er nun nicht mehr so fürchterlich stank.

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<i>Während sie sich im Gasthaus wärmten erklomm langsam aber stetig die Sonne des noch jungen Morgens den Horizont und als schliesslich die ersten scheuen roten Strahlen die mit Schnee bedeckten Dächer der Stadt erhellten und im noch jungen Schein glitzern liess machte sich auch der junge Rekrut Lirdo bereit für seinen Dienst.

Wie jeden Morgen zog er seinen Wappenrock an, schnallte sich seinen Gürtel um. Hängte seinen Schlagstock um (denn ein Schwert durfte er noch nicht tragen war er erst blütenjunge 16 Jahre. Er wusch sich gründlich. Trank einen Humpen Milch mit einem Schuss Honig – eine kleine teuere Sünde die ihm seine Mutter immer stillschweigend und mit einem lieblichen Schmunzeln gewährt hatte, damit er sich in der Kaserne immer an sie erinnern würde, da wo er doch nun so weit weg war von seinem Elternhaus.

Er lächelte. Zog seine Uniform an – ein einfacher pelgarischer Wappenrock. Bürstete sich nochmals das Haar. Weckte seinen Kameraden der ohne die innere Uhr Lidros, welche stets pünktlich auf den ersten scheuen Sonnenstrahl gestellt war, wohl jeden beginnenden Dienst verschlafen würde.

Während sein Kamerad noch gähnte und sich mürrisch wälzte trat Lidro auf den Appellplatz. Atmete die kühle Morgenluft ein und betrat die Wachstube. Der Nachtwächter des Kerkers sass noch da, am Boden schlief unruhig Bronko der Latrinenputzer, der sich ein kleiner Geldbeutel unter den Nacken geklemmt hatte als würde er ihn eifersüchtig bewachen.

Der Wächter sah auf. „Guten Morgen Rekrut.“ Brummte er niedergeschlagen. „Hier eine neue Aufgabe für dich!“ Er reichte dem jungen Mann einen Pergamentstapel. Dieser wunderte sich noch, warum nur ein Nachtwächter anwesend war. „Hänge diese Steckbriefe überall an den öffentlichen Plätzen auf, gib zudem den Torwächtern einen und am Nachmittag reitest du in die Stille Ebene, verteilst auch welche im Fischerdorf und schliesslich in Andunie. Lass keine Stelle aus und verlier keinen der Steckbriefe! Wenn du von Andunie zurückkommst, schaust du noch einmal überall dort nach wo du sie angehängt hast, ob sie noch da sind!

Der Rekrut machte grosse Augen. Bisher hatte er nur in Pelgar selbst Steckbriefe austragen dürfen. Sie trauten ihm wohl wichtigere Arbeiten zu als früher. Er lächelte Stolz und Salutierte. „Jawohl!“ Sagte er eifrig und musterte den Steckbrief. „Hmm… Morticia…“ Der Nachtwächter sah auf. „Kennst du die düsteren Gerüchte über sie denn nicht?“ „Doch… aber ich wusste nicht, dass sie…“ Der Nachtwächter blickte düster vor sich hin. „Dass sie wahr sind? Oh doch! Lauf wenn du sie siehst, lauf um dein Leben! Ich sage es dir!“ Warnte er. „Einen Rekruten reisst sie in Stücke! Selbst… gestandene…Wachen… sind ihrer Grausamkeit… nicht… gewachsen.“ Retros kämpfte mit den sich anbahnenden Tränen. „Aber keine Angst, wir kriegen dieses Miststück und dann… wird sie zur Rechenschaft gezogen!“

Entschlossen sah er Lidros an. Der glaubte nur zu gern seinen Worten. „Natürlich Herr Nachtwächter!“ Meinte er gut gelaunt und machte sich ans Werk. Nur einige wenige Minuten später hing bereits der erste Steckbrief im Stadtzentrum.<i>

<b><i> Zur gleichen Zeit an einem noch unbekannten Ort in Pelgar</i></b>

„Das ist eine elendige Unverschämtheit!“ Der Inquisitor knallte wütend seine knochige Faust auf den massiven Ebenholztisch so dass die düsteren Mitglieder der ehrwürdigen Runde zusammenzuckten. Der Inquisitor schnaubte. „Werte Brüder und Schwestern.“ Begann er schliesslich. „Das elendige verdorbene Blut dieser unruhe stiftenden Dunkelelfen hat bereits unsere glorreiche Stadt befleckt und sie gar INFILTRIERT!“ Grollte er wütend und schlug nochmals auf den Tisch.

„Die schändliche Bedrohung durch diese Bastarde ist weit grösser als Befürchtet! Denn sie hat uns bereits erreicht! Sie sind bereits AKTIV! Wie die Ratten haben sie sich hier eingenistet und walten ungescholten ihre Verbrechen! Ja gar an MIR haben sie sich vergriffen und an unserem ehrbaren Oberratsmitglied Landria Sinal deren gesundheitlicher Zustand höchst besorgniserregend ist… und WARUM?! Nur um einer ihresgleichen– einen Todgesagten zu befreien!“

Entsetztes Raunen und Geflüster. Der Inquisitor hob die Arme. „Ruhe meine Brüder und Schwester.“ Beschwichtigte er, obwohl er selbst schnaubte. „Auch wenn eure Suspendierung werter Kommandant Protos unbefriedigend und zu einem wahren schlechten Zeitpunkt erfolgt ist, will ich euch dazu anhalten meine Anweisungen so durchzugeben, dass sie unmissverständlich und strikte durchgeführt werden! Überzeugt den neuen Kommandanten von eurem Vorhaben! Es wird kaum das Aufsehen des Hohen Rates erregen, da es sich rein um eine Sicherheitsmassnahme handelt. Zudem liegt es auch in ihrem Interesse, dass es dieser Morticia… <b>Und derer ganzen Rasse</b> an den Kragen geht! Der Gegenschlag muss unverzüglich erfolgen damit Pelgar heute an diesem Tage endgültig befreit wird von dem Schatten dieser Brut! <b>Morticia… wird uns die Möglichkeit dafür bieten! Ohne, dass wir unsere Geheimhaltung aufgeben müssen.</b> Der Inquisitor lächelte. Sein Zorn schien vorerst besänftigt. Absolut NIEMAND, legte sich mit IHM an.

Tosender Beifall begleitete ihn als er den Raum verliess und seine Brüder und Schwestern anhielt, es ihm gleich zu tun.</i>


Dabei war der Tag... doch eben gerade angebrochen!

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Montag 1. Oktober 2007, 13:13
von Vana Erendis Morgaine
Vana reagierte weder auf die Feststellung der Wirtin, dass sie sich bereits eingemietet hätte, noch auf deren Frage, ob ihr Name Morticia wäre, wie der Mischling gerade mehr oder weniger ausgeplaudert hatte. Auch die eher fragende Feststellung der Wirtin, dass sie wohl keine Heilerin gefunden hätte, beließ sie vorerst unbeantwortet, sondern verfolgte aufmerksam jede weitere Bewegung der Wirtrin und des Mischlings.
Dabei rasten jedoch ihre Gedanken und kreisten um die Frage, wie sie auf die neue Situation reagieren sollte. Was hatte sie denn überhaupt erwartet? Es war doch zwangsläufig, dass der Mischling sie erkennen musste und auch die Wirtin war nicht dumm. Die Frage war nur, wie würde sie reagieren, wenn sie die Wahrheit erfuhr und früher oder später würde sie diese erfahren. Spätestens wenn sie demnächst auf dem Markt den unvermeidlichen Steckbrief mit Morticias Namen sehen würde. Es widerstrebte ihr, diese gutmütige und hilfsbereite Frau einfach so als Mitwisserin zu beseitigen, doch hatte sie wirklich eine Wahl?
Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg und glaubte schließlich, als der Mischling seinen Namen nannte eine Antwort darauf gefunden zu haben.

Mit einer leichten Verbeugung in Kazels Richtung meinte sie schmunzelnd:

„Und Retter Celcias habt ihr noch vergessen. Es freut mich einen derjenigen kennen zu lernen, die die Wolken vertrieben und uns die Sonne wieder gebracht haben.
Jetzt schaut mich nicht so an oder wollt ihr ernsthaft behaupten mich nicht wieder zu erkennen.“ Vana lachte kurz auf, als er sie erstaunt musterte: „Die Frau mit dem Kristall der Dunkelheit. Schon vergessen? Na ja, ich kann es verstehen, nach allem was man euch angetan hat. Man nennt mich Vana Erendis Morgaine, meines Zeichens Priesterin der Manthala und Runenmagierin, doch könnt ihr mich ruhig Vana nennen.“

Erst jetzt nahm sie den ihr angebotenen Platz ein und begann ebenfalls damit, die warme Suppe zu löffeln. „Setzt euch ebenfalls zu uns und esst.“, sagte sie noch an Niniane gewandt. „Es kann nicht schaden, wenn wir uns noch etwas stärken, bevor wir uns unserem Patienten widmen. Der Kräutersud köchelt auch weiter, ohne dass ihr die ganze Zeit daneben stehen müsst.“

Kazel und die Wirtin sahen sie erstaunt an, als sie ihren Namen nannte. Kazel, weil er sich sicher war, seine Retterin vor sich zu haben, die sich jedoch Morticia genannt hatte und die Wirtin, weil sie sich nun fragte, warum Kazel sie mit Morticia angesprochen hatte. Doch bevor einer von beiden etwas sagen konnte, raunte sie der Wirtin zu: „Wartet noch kurz, bis sich meine junge Begleiterin ebenfalls zu uns gesetzt hat, dann werde ich euch sagen was man diesem Jungen angetan hat, zumindest das was ich davon weiß.“

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Montag 1. Oktober 2007, 17:10
von Kazel Tenebrée
<b>Die Wirtin versteht wohl kein Lerium. Gut, dann kann sie mich nicht verraten. Wenn sie den Satz für einen Namen hält, wird sie ihn vor der pelgarischen Wache nicht einmal aussprechen können.</b>

Beruhigt löffelte Kazel die Suppe. Er hielt diese Wirtin zwar für überaus freundlich, aber zugleich auch ziemlich naiv. Und er war froh darüber, dass sie scheinbar dumm genug war, einen Halb-Dunkelelfen an ihrem pelgarischen Tisch sitzen zu lassen und ihm sogar noch eine Suppe zu spendieren. Aber Kazel konnte die voreingenommene Art der Menschen nicht auf diese Frau allein abschieben. Sie war anders – netter.
<b>Wie Shantih und Luziver es einmal gewesen waren, doch die Zeiten sidn vorbei. Ich muss mich in Zukunft noch mehr vorsehen und darf Fremden nur noch weniger trauen.</b>

So überhörte er die Frage der Wirtin und schaute grimmig zu Niniane, dann zu Morticia. Sie hatte ihn zwar aus dem Käfig geholt, aber warum? Noch immer zeigte sie kein Motiv dafür und er selbst war nicht dazu gekommen, sie zu fragen.
Da fügte sie an, dass er bei seiner Vorstellung den Titel "Retter Celcias" ganz vergessen hätte zu erwähnen. Kazel ließ den Löffel in den halb leeren Teller plumpsen.
"Ich hab Celcia nicht gerettet! Ich ... diese Horden kamen von Faldor und ..." Er verstummte. Langsam wurde ihm klar, woran er beteiligt gewesen war. Ja, er hatte tatsächlich mitgeholfen, Celcia zu retten. Diese Erkenntnis kam ihm erst jetzt in den Sinn, hatte er doch vorher kaum Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Schließlich wurde er erst mit einem Schlafgas betäubt, anschließend in die Kerker zurück verfrachtet, dort gefoltert – obwohl er sich daran nicht wirklich erinnerte – und dann zum Verrecken in den Käfig gesteckt.

Seine Augen, die inzwischen das ruhige Blau des Meeres angenommen hatten, fixierten seine Retterin, die sich als Vana Erendis Morgaine vorstellte. Also nicht Morticia. Vana. "Ich hab Celcia gerettet ... mit den anderen", keuchte Kazel. Er konnte es nicht glauben. Diese Tatsache machte sowohl ihn als auch die Kristallträger zu Helden! <b>Kristallträger ... Vana!</b>
Jetzt erkannte er sie wieder. In ihrem klaren Zustand machte sie einen völlig anderen Eindruck, so dass er sie nicht mit dieser Halbwahnsinnigen verknüpft hatte, die auf ihrem Pferd so wild davongestürmt war.
Schweigend hockte er da und starrte Vana an. Diese winkte inzwischen das für Kazel noch immer namenlose Mädchen herbei, welches bei dem Kräutersud stand. Sie kam der Bitte sofort nach und nahm ebenfalls am Tisch Platz, wo auch für sie ein Teller mit Suppe bereit stand.

Kazel jedoch war der Appettit vergangen. Vana gehörte ebenfalls zu den Rettern Celcias, das ließ sich sicherlich nicht bestreiten. Ohne sie hätte die vermummte Gestalt nicht den Kristall der Dunkelheit erhalten und so hätten die Träger niemals alle auf der Stillen Ebene vereinen können. "Ihr habt ebenso Euren Teil zur Rettung Celcias beigetragen ... Priesterin", hauchte Kazel. Denn dass Vana eine Priesterin der Manthala war, erstaunte ihn. Wie konnte eine Dienerin dieser Göttin auf dieser Seite des Drachengebirges nur geduldet werden? Dass die Wirtin immer wieder Lysanthors heiligen Namen in den Mund nahm, bestärkte Kazel nur in dem Glauben, dass Menschen sich weder mit dem dunklen Volk noch mit deren Göttern abgaben.

Doch schnell kam er aus dem Staunen wieder heraus, denn Vana beteuerte der Wirtin, ihr seine Geschichte zu erzählen, sobald alle ruhig bei Tisch saßen und gegessen hatten. Sogleich setzte Kazel ein trotziges Gesicht auf. Es gefiel ihm nicht, dass man bezüglich seines Schicksals und dessen Preisgabe über seinen kopf hinweg entschied.
"Ich bin kein Kind!", knurrte er. "Ich hätte dieser Frau vielleicht schon davon erzählt, wenn ich gewollt hätte. Sie ist fremd, es geht sie nichts an und da kann keine noch so gute Suppe etwas dran ändern." Kazels Trotz sprach aus ihm, denn im Grunde war er furchtbar dankbar für diese Speise. "Besser, Ihr zieht sie nicht unnötig mit in die Misere, Priesterin", brummte er abschließend und mit verschränkten Armen vor der Brust. Am liebsten wäre er einfach so schnell es ging wieder auf und davon – zurück in die Stille Ebene oder nach Shantih und Luziver suchen. Aber seine Füße meldeten sich langsam mit brennendem Schmerz wieder bei ihm und erinnerten Kazel daran, dass Laufen im Augenblick keine Alternative darstellte.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Mittwoch 3. Oktober 2007, 21:45
von Vana Erendis Morgaine
Es war für Vana erstaunlich, dass er die Ereignisse auf der Stillen Ebene vollkommen vergessen hatte. Selbst die Folter im Kerker hätte dies nicht bewirken dürfen, immerhin handelte es sich um ein wesentliches Schlüsselereignis. Auch wunderte sie sich, dass er nicht ein Wort über seine Freunde verlor.
<b>Ein weiterer Hinweis darauf, dass etwas mit seinem Geist geschehen ist. Wahrscheinlich wurden gar seine Erinnerungen verfälscht, nur wozu? Hm, er ist ein Mischling und zum Teil dunkelelfischer Abstammung, ob es vielleicht damit etwas zu tun hat? Es wäre ein Motiv, ein Schlag gegen alles was dunkelelfischer Abstammung ist. Wenn man ihn z. B. dazu brächte, irgendwen zu töten ...!</b> An dieser Stelle stutzte Vana kurz, denn ein ungeheuerlicher Gedanke fraß sich regelrecht in ihrem Hirn fest. Was, wenn er nicht irgendwen töten sollte, sondern diejenigen, die er liebte, die ihn liebten und ihm vertrauten? Es würde alles, was den Dunkelelfen zugeschrieben wurde, bestätigen und letztendlich den Hass auf ihre Rasse noch weiter schüren. Hier waren weitaus mächtigere Kräfte am Werk, als Vana zuerst vermutet hatte und denen sie nichts entgegenzusetzen hatte.
<b>Und mit meiner Befreiungsaktion habe ich denen wahrscheinlich sogar noch in die Hände gespielt. Bei Manthala, wir haben weniger Zeit als ich dachte und wir werden jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können.</b>

Mit einem Mal sah sie den Priester und die Frau in einem vollkommen neuen Licht. <b>Oh Manthala, in welches Wespennest habe ich da nur gestochen?</b>
Ja, sie würden jede Hilfe brauchen und als erstes musste sie versuchen die Wirtin auf ihre Seite zu ziehen. Sie war eine Anhängerin Lysnthors und der nannte sich Gott der Gerechtigkeit. Also musste sie die Frau davon überzeugen, dass Kazel großes Unrecht widerfahren war und sie, nein, Morticia, so und nicht anders Handeln konnte. Außerdem musste sie jeden Zweifel daran, dass Morticia nicht mit ihr identisch war, beseitigen.
Als Kazel ihr jedoch widersprach und sich weigerte, seine Geschichte preisgeben zu wollen, legte sie ihren Löffel beiseite und sah ihn durchdringend an:

<span style="color:1A365E;">Hört zu, Kazel aus dem ehrwürdigen dunkelelfischen Geschlecht der Tenebrees, wenn ihr glaubt, dem Käfig auf dem Richtberg bereits entkommen zu sein, dann muss ich euch enttäuschen. Ich fürchte vielmehr, dass die Schwierigkeiten erst richtig anfangen und ohne Hilfe werden wir das nicht überstehen. Also, entweder ihr gebt eure misstrauische Haltung auf oder ihr werdet schneller wieder in dem Käfig sitzen als euch lieb ist. Und nun lasst mich bitte machen, es sei denn ihr habt eine bessere Idee, wie wir ohne fremde Hilfe hier raus kommen. Im Übrigen steckt sie schon mit drin und sollte wissen, womit sie es zu tun hat. Ich hoffe, dass sie uns dann trotzdem weiter unterstützt, gerade weil sie Lysanthor verehrt.</span>

Sie nahm wieder ihren Löffel in die Hand und wandte sich der Wirtin zu: „Ihr wollt wissen, was man ihm angetan hat. Nun, das kann ich euch recht genau sagen. Man hat ihm großes Unrecht getan. Wie ihr gerade mitbekommen habt, gehört er zu denjenigen, die sich gegen Faldor gestellt haben und gemeinsam die schwarzen Wolken vertrieben haben. Doch wie hat man es ihm gedankt? Man hat ihn gefangen genommen, gefoltert und zum Tode im Käfig verurteilt. Nun sagt mir, die ihr eine Anhängerin Lysanthors, des Gottes der Gerechtigkeit seid, nennt ihr das Gerechtigkeit? Er sollte als Held verehrt werden, stattdessen wird er dem Tod überantwortet und das nur, weil in ihm dunkelelfisches Blut fließt. Wenn das die Gerechtigkeit Lysanthors ist, dann ist euer Gott noch hinterhältiger und verlogener als es Manthala jemals nachgesagt wurde.
Ach, und was diese Morticia angeht, ich wurde schon häufiger mit ihr verwechselt und deswegen unschuldig eingesperrt, aber egal wer sie ist und weswegen sie gesucht wird, sie hat mehr Gerechtigkeitssinn als der Hohe Rat Pelgars, denn sie hat einen Unschuldigen vor dem sicheren Tod gerettet. Bedenkt dies wohl, bevor ihr euer Urteil fällt.“
Inzwischen hatte sie ihren Teller geleert und schob ihn in die Mitte des Tisches. „Ihr seht, wir verstoßen gerade gegen die Gesetze, da wir einem Verurteilten und nun Geflohenen Hilfe gewähren und ich für meinen Teil gedenke dies auch weiterhin zu tun, denn alles andere wäre unrecht.“

Stille trat ein, als Vana sich zurücklehnte und die Wirtin aufmerksam ansah. Sie war zwar skrupellos, wenn es um ihre Sicherheit ging oder darum, dass sie ihre Interessen wahrte, doch mordete sie nie, nur weil es ihr Spaß machte oder es ihr Befriedigung verschaffte. Die Wirtin war eine freundliche und hilfsbereite Frau und es würde ihr nicht leicht fallen, sie daran zu hindern, sie zu verraten.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Donnerstag 4. Oktober 2007, 01:02
von fremde Frau
Es war früh am Morgen und Anabella müde. Viel zu erschöpft für die Flut der Informationen die gerade auf sie einfiel und sie völlig unvorbereitet erwischte. Sie dachte schliesslich, dass es sich bei den Fremden um einfache Wanderer oder gar Bettler handelte. Schlaftrunken wie sie noch war strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und verdrückte sich ein gähnen – obwohl dies wahrlich nur an dem Schlafmangel lag und nicht aus Interesselosigkeit.

Sie legte ihre Hände in den Schoss und faltete sie. Setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl und lächelte, hörte aufmerksam zu. Sie runzelte verwirrt die Stirn. Wer hatte sie nicht gesehen, die pechschwarzen Wolken über dem Land und dieser Mann sollte ein Befreier der Dunkelheit sein? Doch wenn er dies war, warum hatte man ihn dann nicht in den Hallen der Helden empfangen sondern musste halb erfroren durch die Stadt irren?

Sie hängte noch etwas dem Gedanken nach doch dann stellte sich die Fremde als Manthala Priesterin vor. „Oh.“ Meinte sie leicht verunsichert. Allen Gottesdienern pflichtete sie ja einen gewissen Respekt bei… aber eine Manthalapriesterin… hier in Pelgar. Sie musterte Vana eingehender. „Retter Celcias“ Hauchte sie verwirrt und diese schien auch Kazel mit ihr zu teilen, denn auch er starrte Vana erst ungläubig an. Bis ihn die Erkenntnis traf, dass dies tatsächlich stimmte. Ja er war ein verkannter Retter Celcias!

Vana versprach ihr mehr zu erzählen – gleich. Anabell nickte nur schweigend. Musste erst das eben gehörte verdauen. Dabei musterte sie Kazel. Irgendwie kam ihr sein Gesicht bekannt vor, als hätte sie es schon einmal gesehen. Dieser schien sich über die Aussagen der Priesterin zu ärgern er wurde immer unruhiger – ass aber zu Anabelles fürsorglicher Beruhigung wacker von der Suppe – sie würde ihn wärmen und stärken.
Schliesslich platzte dem Kerl der Kragen.
<i>"Ich bin kein Kind!", knurrte er. "Ich hätte dieser Frau vielleicht schon davon erzählt, wenn ich gewollt hätte. Sie ist fremd, es geht sie nichts an und da kann keine noch so gute Suppe etwas dran ändern."

Anabelle blickte ihn an und schwieg. Nickte nur. „Ich wollte euch nicht mit meiner Neugier bedrängen…“ Flüsterte sie leise und unsicher. Sie nestelte an ihrem Schlafrock herum. Überlegte sich ob sie die Fremden einfach in Ruhe lassen und nach oben gehen sollte.

Die Priesterin verhandelte in einer Fremden Sprache mit dem Mann. Sie verstand kein Wort. Doch dann richtete die Priesterin ihres wieder an sie.
<i>Er sollte als Held verehrt werden, stattdessen wird er dem Tod überantwortet und das nur, weil in ihm dunkelelfisches Blut fließt. Wenn das die Gerechtigkeit Lysanthors ist, dann ist euer Gott noch hinterhältiger und verlogener als es Manthala jemals nachgesagt wurde.</i>

Die Wirtin sah die Priesterin verwirrt an. „Wenn es so ist… wie ihr gesagt habt… dann lässt sich doch sicher mit dem Hohen Rat reden! Sie sind Lysanthor huldig. Sie werden euch zuhören. Wenn ihr unschuldig seid, dann solltet ihr hier in Pelgar nichts zu befürchten haben… selbst wenn ihr… von Dunkelelfischem Geblüt seid. Aber ich… weiss es nicht… was ich… also… ich bin keine Richterin…. Ich habe damit doch gar nichts zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Retter Celcias so schlecht behandelt wird. Verzeiht ich will eure Geschichte nicht anzweifeln!“ Sie verstummte plötzlich. Jetzt wusste sie wo sie Kazels Gesicht schon einmal gesehen hatte. Sie verkrampfte sich.
Vor nicht all zu langer Zeit war ein Steckbrief ausgehangen gewesen. Gesucht wurde ein Mischlingselfe Namens Kazel Tenebrée der wegen Flucht und noch anderen Delikten gesucht worden war. Schliesslich las sie als treue und lyale Bürgerin immer die örtlichen Steckbriefe.

<i>Ach, und was diese Morticia angeht, ich wurde schon häufiger mit ihr verwechselt und deswegen unschuldig eingesperrt, aber egal wer sie ist und weswegen sie gesucht wird, sie hat mehr Gerechtigkeitssinn als der Hohe Rat Pelgars, denn sie hat einen Unschuldigen vor dem sicheren Tod gerettet. Bedenkt dies wohl, bevor ihr euer Urteil fällt.“</i>
Anabella sagte nichts. Sie bekam angst, vor diesen Fremden. Wen hatte sie sich da nur in ihr Haus genommen. Lysanthors Lehren besagten, dass ein jeder gottesfürchtige Bettler und Schutzsuchende ihr Heim zur Rast anbieten sollte. Doch galt dies auch für gesuchte Verbrecher?

Wem wollte diese Priesterin etwas vormachen? Natürlich war sie selbst diese „Morticia“ was immer so schrecklich an diesem Namen sein mochte – sie kannte die Gerüchte und düsteren Mythen um diesen Namen nicht. Schliesslich war sie es gewesen, die ihn dahin gebracht hatte. Da war sie sich sicher. Ausser die Priesterin arbeitete mit ihr zusammen – oder aber – was Arabella mehr glaubte, sie war ein und die selbe Person. Sie liess sich jedoch nichts anmerken.

„Ich möchte… mich nicht an illegalen Dingen beteiligen…“ Hauchte sie ängstlich. „Wir sind ehrliche Leute und noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten! W-wärmt euch bitte auf… und geht dann.“ Meinte sie hastig. Sie war deutlich blasser geworden.

Unsicher sah sie zu Niniane, die ihr als einzige Person erschien, die nicht irgendwie zwielichtig war.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Donnerstag 4. Oktober 2007, 16:57
von Kazel Tenebrée
<span style="color:1A365E;">"Ehrwürdiges Geschlecht? Dass ich nicht lache! Mörder sind es"</span>, murmelte er vor sich hin und legte schließlich den Löffel weg. Der Appettit war ihm nun endgültig vergangen. Außerdem bestätigte Vana oder Morticia – oder wie immer sie sich nennen mochte – seine Befürchtungen. Es war noch nicht ausgestanden. Selbst einen entkommenen Verurteilten jagten die Pelgarer. Es war zum Verzweifeln. <b>Wäre ich doch niemals in diese dämliche Stadt gekommen!</b>
Kazel verschränkte die Arme vor der Brust. Es war genug. Er wollte hier nicht länger herum sitzen, während womöglich ein Dutzend Soldaten draußen auf den Straßen nach ihm suchte. Er musste hier raus und zwar schnell! Dennoch zeigte er sich in gewisserlei Hinsicht weiterhin trotzig. Misstrauische Haltung ... die würde er mit Sicherheit nicht aufgeben.
"Was hat mir Vertrauen denn eingebracht?", schnarrte er leise in Vanas Richtung. Ja, er hatte vertraut. Hatte Shantih vertraut und die betrog ihn jetzt sicher aufs Neue mit dem Kommandanten. Er hatte Luziver vertraut und wozu musste dies zwangsläufig führen? Zu Auspeitschungen, die das Mädchen verleugnete! Kazel ballte die Hände zu Fäusten. <b>Oh, ich erwische euch beide und dann gnaden euch die Götter!</b>


<i>"Ich habe damit doch gar nichts zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Retter Celcias so schlecht behandelt wird. Verzeiht ich will eure Geschichte nicht anzweifeln!"</i> Die Wirtin zeigte sich noch immer so freundlich, hielt ihn für einen Retter Celcias. Irgendwo stimmte es ja auch, Kazel war in diese Rettungsaktion verwickelt, aber er wollte das nicht. Es war unangenehm und lenkte nur Aufmerksamkeit auf ihn. Er wollte zurück in die Stille Ebene, weg von Menschen und allen anderen Wesen. Nur weg. Dies wünschte sich wohl auch die Gastgeberin, denn sie bat die Gruppe, so schnell wie möglich aufzubrechen.

Der Mischling seufzte, schaute Vana an. "Ich danke Euch für die Rettung, auch wenn ich Euer Motiv nicht kenne. Der Gerechtigkeit wegen einen Verurteilten zu befreien und sich somit in Lebensgefahr zu begeben ... naja, vielleicht, weil Ihr Priesterin seid und glaubt, ich bin ein Retter. Aber ich will's gar nicht sein. Ich will zurück in meine Welt." Sein Blick flog zu der Wirtin. "Ich belästige Euch nicht weiter." Kazel stand auf und machte ein paar Schritte. Schon griff der Schmerz nach ihm. Das Badewasser hatte die mit Blut gezeichneten Runen verblassen lassen und somit dem Schmerz die Pforten aufs Neue geöffnet. Er sog die Luft ein. Seine hand krallte sich an den Tisch, aber er vermied es zu schreien.

"Verdammt!", fluchte Kazel und setzte sich wieder. Mit verbissenem Blick ließ er die Schultern hängen, war wütend auf sich selbst. <b>Na prima, du impulsiver Idiot! Du kannst nicht mal gehen und willst aus Pelgar entkommen. Na dann viel Spaß!</b>
Er seufzte. Allein käme er also wirklich nicht aus diesem Nest heraus, er <i>musste</i> vertrauen, befürchtete jedoch, dass man es wieder missbrauchen würde. Wie schon so oft.

Kazel hob den Kopf und schaute Niniane an, die bislang fast ausschließlich geschwiegen hatte. Er guckte grimmig, trotzig und bitter – Kazels übliche Mimik. "Wer seid Ihr überhaupt?", fragte er, ohne dass es ihn wirklich interessierte. Er musste sich etwas einfallen lassen und das bevor die Wächter alle Häuser durchsuchten wie es in Morgeria oft der Fall war.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Freitag 5. Oktober 2007, 23:43
von Vana Erendis Morgaine
Das Ergebnis auf Vanas Eröffnung, dass Kazel zu Unrecht verurteilt worden war, war niederschmetternd. <b>Was habe ich eigentlich erwartet?</b> stellte sich Vana still die Frage. Seit wann war sie so blauäugig zu glauben, dass ein Mensch auch nur einen Finger für einen Dunkelelfen oder einen ihrer Abkömmlinge rühren würde.
Schon deshalb trat ein harter und bitterer Zug in ihr Gesicht, als die Wirtin den Hohen Rat erwähnte und schließlich mehr oder weniger einen Rückzieher machte.

„Der Hohe Rat!“, lachte Vana bitter auf: „Der Hohe Rat interessiert sich doch nur für Dinge, die ihm vorgetragen werden. Was glaubt ihr wie weit wir kommen würden, wenn wir uns an den Hohen Rat wenden wollten? Und überhaupt, es hat doch niemanden interessiert, am allerwenigsten den Kommandanten und schon gar nicht den Hohen Rat. Immerhin hätte der Kommandant ja alle Beteiligten in der Stillen Ebene befragen können. Das Kazel im Käfig landete beweißt doch nur, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hat. Wozu auch, er ist ja nur ein verdammter Dunkelelfenabkömmling.
Und dass ihr uns nun, da ihr die Geschichte kennt, auch weitere Hilfe verweigert, zeigt nur zu deutlich, wie verlogen euer Lysanthor letztendlich ist. Wenn ihr von Lysanthors Gerechtigkeit sprecht, so meint ihr nur Gerechtigkeit für euch Menschen, andere Völker und speziell Dunkelelfen werden mit einem anderen Maß gemessen. Doch ich hätte es wissen müssen, ihr Menschen seid doch alle gleich!“

In ihrem Ärger hatte sie weder auf Kazels kurze Bemerkung zu seiner Familie geachtet, noch merkte sie, dass sie mit ihrer letzten Bemerkung auch Niniane beleidigt hatte. Ihr dunkelelfisches Blut geriet bei der Ignoranz der Wirtin in Wallung, was sie zu unbedachten Äußerungen hinriss. Erst als Niniane einen fast trotzigen Blick aufsetzte, der wohl so viel bedeutete wie: ‚Ich breche mein Wort nicht und werde helfen.’, senkte Vana kurz ihren Blick und bat sie stumm um Verzeihung.
Kazel war weniger zartfühlend und machte unmissverständlich klar, dass er nicht weiter zur Last fallen und verschwinden wollte., musste aber schmerzlich feststellen, dass er es noch nicht konnte. Das brachte Niniane dazu, den Blick wieder auf das Wesentliche zu richten. Sie stand auf, ging zu dem Topf mit dem Kräutersud und meinte, dass sie sich dann endlich Kazels Füßen widmen sollten.

„Ihr habt recht.“, meinte Vana darauf nur. „Je eher wir anfangen, desto schneller können wir verschwinden. Ich bitte euch nur noch um eins, ...“, wandte sie sich nochmals an die Wirtin: „... wenn es euch möglich ist, so überlasst uns noch zwei Leinentücher, damit wir seine Füße damit verbinden können.“
Nun erst widmete sie ihre volle Aufmerksamkeit Kazels Füßen und begutachtete die schon leicht verblassten Runen. “Hm, die Runen sind noch recht gut sichtbar und sollten für einen zweiten Versuch reichen.“, und auf Lerium fügte sie noch hinzu: <span style="color:1A365E;">“Was meine Motive angeht, so werde ich sie euch erklären, wenn wir in Sicherheit sind und mehr Zeit haben. Doch vorher werdet ihr ruhen. Egal was geschieht, ihr braucht Ruhe und etwas Schlaf, sonst brecht ihr zusammen. Wir haben hier ein Zimmer, wo ihr euch anschließend ausruht und keine Widerrede.“</span>
Die folgende Prozedur war die Gleiche, wie sie sie auf dem Richtberg schon einmal angewendet hatte, nur dass sie sich diesmal mehr Zeit nahm und ihre Magie länger wirken ließ. Nachdem sie mit ihrer Arbeit fertig war, setzte sie sich erschöpft auf einen Stuhl und wartete, bis Niniane mit dem Verbinden der Füße fertig war.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Sonntag 7. Oktober 2007, 00:36
von Kazel Tenebrée
Das Mädchen stellte sich als Niniane vor. <b>Musikerin und Gauklerin, ha! Als wollte jemand dein Leben mit Gaukeleien verspotten, du Idiot. Aber deshalb war ihr Gesumme so angenehm beruhigend.</b> Da fiel ihm siedend heiß ein, dass er Niniane seinen Namen noch nicht genannt hatte. Inzwischen war er fest davon überzeugt, dass sie Lerium nicht sprechen und verstehen konnte. Allein schon deshalb nicht, weil sie immer brav still geblieben war, während sich Vana und er miteinander unterhalten hatten. Aber was war mit der Wirtin?
Kazels Blick flog zu ihr hinüber. Für einen kurzen Moment verdrängte er den Schmerz in seinen Füßen. Würde sie ihn verraten? Seit sie wusste, dass er ein Mischblut war, hatte sie sich eher furchtsam denn freundlich gezeigt. Sicherlich kannte sie die Steckbriefe, welche in Pelgar ausgehangen hatten. Ob man sie inzwischen entfernt hatte. <b>Sie werden neue aufhängen, weil du geflohen bist.</b>

Und wie nun weiter? Kazel wartete einen Moment ab, antwortete Niniane nicht, sondern starrte auf seine Füße. Sie brannten wie Feuer, er wagte nicht, seine Zehen zu bewegen. Er lauschte Vanas Worten. Im Moment machte sie sich gerade über den Hohen Rat lustig. Kazel hatte ihn nie kennen gelernt – zum Glück? Er wusste nichts über diesen Rat, außer dass er wohl die eigentliche Regierung Pelgars und des Umlands war.

Dann aber meinte Niniane, dass man sich endlich seinen Füßen widmen sollte. Sie war bereits zum Kräutersud geeilt. Inzwischen schaute sich Vana seine Sohlen an und schien erfreut, dass die Runen darauf noch nicht ganz verblasst waren.
Viel interessanter aber war, dass Vana ihm beteuerte, ihre Motive später auszuplaudern. Doch vorher sollte er ruhen. <b>Ich soll schlafen?! Jetzt?</b> "Ich soll ruhen, wo die Stadtwachen draußen unterwegs sind und nach uns suchen?" Am liebsten hätte er Vana sofort für verrückt erklärt, doch dann besann er sich und seufzte. "Ja, unausgeschlafen kommen wir nicht weit."

So zeigte sich der Mischlingself furchtbar brav, streckte Vana seine schmerzenden Füße hin und beobachtete sie, wie sie diese untersuchte. <b>Hat ja sonst keinen Sinn. Ich hab kaum noch Kraft und den Wachen kann ich nicht mal weglaufen. Die brauchen nur die Taverne zu stürmen und alle Müh war umsonst. Und was kann ich tun? Warten!</b> Diese Tatsachte gefiel Kazel gar nicht, aber er wusste selbst, dass er keine andere Wahl hatte. So wartete er eben.

Als Niniane von der Wirtin die erbetenen Leinentücher erhielt und sich Kazel und Vana näherte, um sie der Priesterin zu geben – denn in Kräutersud waren sie bereits getränkt worden – machte Kazel eine flinke Bewegung und zog Niniane eng an sich heran. Normalerweise war dies nicht seine Art und bei jungen Frauen schon gar nicht, aber Shantih und Luziver hatten ihm diesbezüglich einiges an Scheu genommen.
Ob Vana etwas davon merkte? Schließlich sprach sie gerade die Runen neu. Kazel zog Niniane eng an sich heran, bis sein Mund ganz nah an ihrem Ohr war. "Ich heiße Kazel, aber es wäre besser, wenn Ihr diesen Namen an niemanden weitergebt. Dass sie Vana und mich suchen, habt Ihr ja schon bemerkt."
Er ließ die Musikerin los, damit sie ihm die Füße verbinden konnte und schaute stumm zu Vana, die sich erschöpft auf einem Stuhl niedergelassen hatte. "Ihr könntet auch ein paar Stunden Schlaf vertragen."

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Sonntag 7. Oktober 2007, 18:15
von Erzähler
Angst stand in den Augen der Wirtin geschrieben, in was war sie da nur hineingeraten? Natürlich hatten schon manch zwielichtige Gestalten die Schenke betreten und hier gerastet, doch da wusste Anabelle nichts über sie und es waren auch nie Steckbrieflich gesuchte Menschen… oder gar Dunkelelfen darunter gewesen. Sie hatte die Gäste dort bedient wie alle anderen auch und mischte sich nicht in deren Angelegenheiten ein, schliesslich konnte auch so manch unheimliche Gestalt völlig harmlos und treuherzig sein – sie schärfte sich selbst immer wieder ein, niemanden aufgrund ihres Auftretens zu verurteilen. Das war nicht gut fürs Geschäft. Ausserdem vertraute sie fest darauf, dass Lysanthor die Unschuldigen beschützte und die Verbrecher strafte.

Der Verwundete beteuerte ihr schliesslich, dass er ihr nicht länger zur Last fallen wollte und machte sich daran aufzustehen. „Nein… nicht.“ Wollte sie ihn gleich davon abhalten doch da war es schon zu spät. Sie schritt eiligst auf ihn zu und fing ihn ab als er sich am Tisch festkrallte, die Luft einsog und sich redlich mühe gab nicht zu schreien. Sie half dem Fremden sich zu setzen und sah mitfühlend auf seine Füsse. Was konnte man nur noch für ihn tun? Keiner sollte solche Schmerzen empfinden müssen – zumindest nicht in ihrem Haus. Dies war ein Ort der Ruhe und Erholung und nicht des Peins. Hier soll die wärme Lysanthors herrschen und nicht die Kälte düsterer Zerstörung. „Eine kleine Oase des Lichts.“ Lächelte die Wirtin leise vor sich her und blickte dann warm auf Kazel hinab.

„Keine Sorge, hier in diesem Haus wird euch nichts widerfahren, dass verspreche ich euch.“ Meinte sie schliesslich und nickte ihm aufmunternd zu und blickte auch Vana an. Lauschte mit einem Ohr Kazels Frage nach dem jungen Mädchen, die ihm offenbarte, dass sie Niniane
hiess und Gauklerin war. Sie schaute das Mädchen überrascht an. Eine Gauklerin war also Freundin dieser Manthalapriesterin. Eine seltsame Mischung. Sie dachte sich nichts Weiteres dabei.

<i> „Und dass ihr uns nun, da ihr die Geschichte kennt, auch weitere Hilfe verweigert, zeigt nur zu deutlich, wie verlogen euer Lysanthor letztendlich ist. Wenn ihr von Lysanthors Gerechtigkeit sprecht, so meint ihr nur Gerechtigkeit für euch Menschen, andere Völker und speziell Dunkelelfen werden mit einem anderen Maß gemessen. Doch ich hätte es wissen müssen, ihr Menschen seid doch alle gleich!“ </i>

Die Worte der Priesterin trafen Anabelle tief. Es war nicht leicht zu hören wie andere über ihren Glauben dachten und welch Bildnis ihr Gott für gewisse Leute darstellte. Für sie war er immer ein Gerechter und Loyaler Herr gewesen, der Meister der Wahrheit und der Tugenden. Natürlich war sie nicht naiv genug zu glauben, dass alle so über Lysanthor dachten. Sie wusste auch dass in seinem Namen schon sehr düstere Entscheidungen und Taten geschehen waren. Doch noch nie hatte sie in die Augen eines Wesens sehen können während es solche vernichtende Worte über ihren Gott und ihre eigene Rasse ausspie.

„Ihr verurteilt unsere Rasse genau so wie ihr es vorwerft dass wir es tun.“ Erwiderte sie schwach. „Ich habe euch genau so in meiner Schenke aufgenommen wie ich es auch bei einem Menschen getan hätte. Habe euch speisen und rasten lassen und ich werde auch eure Meinung gegenüber meinem Gott respektieren auch wenn ich nicht einer Meinung mit euch bin.“ Gab sie wohl überlegt zur Antwort und es erschien ihr wie eine Prüfung, hier die Ruhe zu bewahren und den Fremden die Hilfe welche sie ihnen zugesprochen hatte, weiter zu gewähren.

Dabei wollte sie doch eigentlich auch wieder nach ihrem Gatten sehen, der sie bestimmt schon oben im Zimmer vermisste. Sie seufzte und nickte nur als Vana sie um die Leinentücher bat. „Natürlich.“ Brummte sie und verliess das Hinterzimmer. Erkannte, dass sie die Türe nicht abgeschlossen hatten und so in der Zwischenzeit redlich viele neue Gäste in die Schenke geströmt sind. Sie war darüber ziemlich überrascht. Heute war eine eigenartige Nacht. Schnell begab sie sich nach oben und weckte ihren Mann, der schon wieder etwas Farbe im Gesicht bekommen hatte und ihr versprach sich anzuziehen und runter zu kommen um die neuen Gäste zu bedienen. Er fragte nicht was sie mit den beiden Leinentücher vor hatte welche sie mit nach unten nahm.

Der frühe Morgen war angebrochen und draussen hörte man schon die ersten Wagenrollen und Fussschritte der Kaufleute die ihre Stände mit den frischen Waren ausschmückten um sie später am Tag feilbieten zu können.

Sie sah aus dem Fenster und konnte gerade einen jungen Rekruten beobachten der mitten am Markplatz einen Zettel an einen Mast hämmerte und jedem der bereits aufgetauchten Händler einen in die Hand drückte. „Steckbriefe.“ Murmelte sie vor sich her und sah zur Tür des Hinterzimmers. Ob wohl das Bildnis einer dieser Fremden darauf abgebildet war? Nachdenklich sah sie wieder zum Rekruten der eifrig die ganze Stadt damit zu tapezieren schien… und dann… kamen die Soldaten. Sie reihten sich auf dem Marktplatz auf, hatten selbst noch schlaftrunkene Augen die nur schwer durch die Topfhelme erkennbar waren. Sie waren voll bewaffnet als wären sie für den Krieg gerüstet – dies war nicht die einfache Stadtwache, dies war die Garde – Teil des Reichsheeres, die eigentlichen Berufssoldaten und dann noch einige seltsam vermummte Gestalten, welche Anabelle noch nie zuvor gesehen hatte.

<img src="http://img70.imageshack.us/img70/5338/bw043km6.jpg">


"Was in Lysanthors Namen hatten die alle in der Stadt zu suchen?

Anabelle verspürte plötzlich mehr als Grund zur Eile und sie rannte hastig ins Hinterzimmer. Ihr Mann kreuzte kurz ihren Weg und er schaute sie fragend an. Sie schüttelte nur den Kopf und eilte weiter.

Die Zeit drängte.

<i>“Höret! Höret! Brüger und Bürgerinnen Pelgars!“</i> Weckten in diesem Moment unzählige Ausrufer die Stadt. Die Stimme jenes jungen Mannes welcher der Schenke am nächsten Stand fand gar ihren Weg durch die Mauern, so dass sie selbst Vana und ihre Gefährten wenn nur sehr dumpf und Bruchstückhaft hören konnten.

<i>„Auf Geheiss des Kommandanten sind die Tore der Stadt ab sofort geschlossen. Jeder der die Stadt verlassen will hat sich entsprechend auszuweisen! In unserer Stadt ist die berüchtigte Mörderin Morticia unterwegs und hat soeben in dieser Nacht einen schrecklichen Mord an einem pelgarischen Soldaten verübt, was WIR NICHT DULDEN WERDEN! Die Frau wird als Gemeingefährlich eingestuft. Aufgrund ihrer schändlichen Taten und der Tatsache, dass sie dem zum Tode verurteilten Dunkelelfenbastarden Kazel Tenebrée zur Flucht verholfen hat, besteht der dringende Verdacht, dass es sich auch bei ihr selbst um eine Dunkelelfin oder aber eine Unterart davon handelt! Sie ist eine großgewachsene Frau von ca. 6 Fuß, von schlanker Statur, eingehüllt in einen Mantel, der ebenso schwarz wie ihre Seele ist. Bewaffnet mit einer todbringenden Katana. Eine Stimme, die wie die süßliche Melodie der Verführung klingt und doch nur den grässlichen Tod beinhaltet.

Achtung: Sie ist als äußerst gefährlich einzustufen! Die Flüchtige wurde zuletzt auf der Anhöhe der Verurteilten gesichtet. Seither fehlt jede Spur. Vermutlich hält sie sich jedoch noch hier in der Hauptstadt auf!
Folgende Vergehen werden ihr zur Last gelegt:

Grausamer Mord an einem pelgarischen Wachposten
Widersetzung der Justiz
Körperverletzung an einem pelgarischen Würdeträger
Bedrohung und schwere Körperverletzung an einer pelgarischen Würdenträgerin
Befreiung und Fluchthilfe eines Schwerverbrechers!

Ein jeder von euch Bürger, der einem Dunkelelfen oder einer Dunkelelfin Unterschlupf bietet, ist mit sofortiger Wirksamkeit aufgefordert sich bei der Stadtwache zu melden! Es ist nicht auszuschliessen, dass die erfolgreiche Untertauchung der Mörderin mithilfe einer Verschwörung dieser Rasse ermöglicht wurde! Deshalb stehen alle Angehörigen der dunkelelfischen Rasse unter dringendem Tatverdacht!
Fluchthilfe oder Unterschlupfgewährung wird bestraft und zählt zum Strafmass der Behinderung der Justizmassnahmen und wird in diesem Sinne auch geahndet werden! Öffentliche sowie auch Private Gebäude, können und werden auf Geheiss der Garde durchsucht werden, den Anweisungen der Stadtwache ist absoluter Gehorsam zu erweisen!“</i>

Brüllte der Ausrufer vor sich her.

Die Hatz hatte begonnen.

Anabelle stürmte schliesslich ins Hinterzimmer. Völlig verdutzt gab sie erst Niniane das Leinentuch weil sie noch überhaupt keine Worte für das Eben gehörte gefunden hatte. Doch schliesslich fand sie ihre Worte wieder.

<i>"Ihr könntet auch ein paar Stunden Schlaf vertragen.“</i> „NEIN!“ Rief sie aufgebracht in die Menge. „Keine Zeit. Schnell… folgt… mir.“ Sie schien sich unschlüssig zu sein und dennoch winkte sie ihnen eilig zu. „Schnell!“ Helft ihm zu laufen!“

Draussen wiederholte der Ausrufer seine Hatzparodie.


<b>Eine Stunde vor dem ersten Ausruf – in der Reichsklinik Pelgars</b>

<i>Dumpfe, schwere und träge Schritte hallten durch den schwerbewachten Hauptsaal der Klinik. Ein kurzer Blick zu einem der Söldner genügte, um dessen ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. „Herr Inquisitor?“ Sprach er die düstere Gestalt an. Der Inquisitor nickte. „Wir wurden bereits informiert, folgt mir Herr.“ Meinte der Söldner und trat voran. Er führte den Inquisitor auf eine der Krankenstationen. Schliesslich wies er auf eines der Zimmer. Der Lysanthorpriester nickte nur und trat ein.

Für ein Krankenzimmer war es ziemlichlich grosszügig eingerichtet, neben einem grossen Bett stand eine Kommode aus feinstem Buchenholz. Ein grosser Schrank sowie ein Arbeitstisch. Das war ein Krankenzimmer, welches für Kommandanten oder Generäle gedacht war… und für eine angesehene Geisteswissenschaftlerin wie es Landria Sinal eben war. Sie lag nicht im Bett, sondern stand am grossen Fenster des Zimmers. Die Arme verschränkt und sah nachdenklich hinaus auf die Stadt, beobachtete das rege Treiben auf dem Marktplatz. Sie reagierte nicht als der Inquisitor eintrat und sich hinter sie stellte. Er strich ihr durchs Haar. „Was für wundervolle Haare du doch hast Landria.“ Hauchte er ihr ins Ohr. Landria schauderte es. Was fiel diesem Mistkerl eigentlich ein?! Sie schnaubte und drehte sich zu ihm um. Blickte ihm in die Augen. Selbstsicher. „Ich habe euch rufen lassen, weil ich eine Bitte an euch habe.“ Sagte sie förmlich. Der Inquisitor schmunzelte. „Und die wäre?“ Landria hielt sich kurz den Kopf. Er schmerzte gewaltig, Morticia schien eine sehr ungünstige Stelle ihres Hinterkopfes getroffen zu haben. „Ich will, dass sie unter die Gewahrsam MEINER Leute kommt, wenn sie gefasst ist! Ich will… dass sie mir gehört.“ Sagte sie bestimmt, dann meinte sie zuckersüss. „Und ich weiss, dass nur ihr sie mir auch beschaffen könnt, weiser Inquisitor. Ausserdem wird auch sie unserer Sache mehr als dienlich sein.“ Die Elfe wusste genau wie sie den alten Bock umgarnen konnte. Doch unglücklicherweise war der Inquisitor nicht dumm sondern ein scharfsinniger Stratege. „Ich weiss vor allem, dass sie eurer Sache dienlich sein wird.“ Knurrte er bedrohlich. Landria erwiderte nichts. „Ihr wisst, dass ihr euch keine… mh…. Fehler erlauben solltet, dass würde euch… und euren Liebsten nicht gut bekommen.“ Landria nickte schweigend. „Doch ich will euch euren Wunsch erfüllen, auch ich habe noch eine Rechnung mit dieser Hure offen und da wäre es doch nur zu schade, wenn sie uns zu schnell auf dem Richtplatz wegstirbt.“ Er lächelte. „Ruht euch noch etwas aus.“ Meinte er schliesslich und liess sie wieder allein.

Stumm starrte sie wieder aus dem Fenster.
„Wo versteckst du dich nur Morticia? Zeig dich und stell dich mir!“ Hauchte sie vor sich her.</i>

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Sonntag 7. Oktober 2007, 22:57
von Vana Erendis Morgaine
Vanas Ausbruch ging nicht spurlos an der Wirtin vorbei, denn bevor sie den Raum verließ meinte sie noch vorwurfsvoll, dass Vana ihre Rasse ebenso mit Vorurteilen bedachte, wie sie die ihre.
Während Vana nun, als die Wirtin gegangen war, Kazel mittels ihrer Runenmagie behandelte, überdachte sie die Worte der Wirtin. <b>Ist es wirklich so? Hege ich die gleichen Vorurteile gegen die Menschen, wie sie gegen die Dunkelelfen? Vielleicht hat sie Recht, doch dann liegt es daran, dass ich zu oft mit den gleichen Vorurteilen zu kämpfen hatte. Es ist einfach die Verbitterung und dass ich immer auf mich allein gestellt war.
Und woran liegt das? Doch nur daran, dass du Zeit deines Lebens nur an dich selbst gedacht hast du Närrin.
Und? Was ist daran so schlimm? Als Mischling ist man nun mal auf sich allein gestellt und kann nur sich selbst trauen.
Mag sein, doch um welchen Preis? Um den Preis deiner selbst, deines eigenen Glücks, um den Preis fehlender Liebe und Zuneigung. Du bist und bleibst eine Närrin, wenn du diesen Weg weiter gehst.</b>

Die wieder auftauchende Wirtin und Niniane, die sich kurz darauf mit den sudgetränkten Tüchern näherte, unterbrachen ihr stummes Zwiegespräch mit sich selbst. Vollkommen erschöpft saß sie auf ihrem Stuhl, bemerkte nur am Rande, dass Kazel etwas zu Niniane sagte und diese ihm die Füße verband.
"Ihr könntet auch ein paar Stunden Schlaf vertragen.“
Die Worte drangen in ihr Gehirn und machten ihr bewusst, wie sehr sie tatsächlich selbst Ruhe benötigte. Es war eine anstrengende und aufreibende Nacht gewesen und der Mangel an Schlaf, wie auch die stetige, kräftezehrende Anwendung ihrer Magie hatte sie vollkommen ausgelaugt.
„Oh ja, ein oder zwei Stunden Schlaf wären wirklich schön.“, murmelte sie vor sich hin.
„NEIN!“, erscholl da der entsetzte Schrei der Wirtin.
„Was, wie!?“, schrak Vana hoch, bekam aber keine Antwort. Stattdessen gestikulierte die Wirtin wild mit den Armen und rief aufgebracht: „Keine Zeit. Schnell… folgt… mir. Schnell!“ Helft ihm zu laufen!“

<b>Das war es dann wohl mit der Ruhe!</b> Die Art wie die Wirtin sich gebärdete, ließen bei Vana jegliche aufkommende Müdigkeit schnell verfliegen. Irgendetwas musste geschehen sein, während sie die Tücher geholt hatte. Etwas, dass sie vollkommen in Aufregung versetzte und ihre vorherige Angst in den Hintergrund treten ließ.
Ohne viele Fragen sprang Vana auf und reif der Wirtin und Niniane zu: „Schnell, fast ihn unter den Armen und bringt ihn in Sicherheit. Ich bleibe hier, ohne meine Ausrüstung gehe ich nirgendwohin. Macht euch keine Sorgen um mich, Niniane. Ich werde euch wieder sehen und bringe euch euer Hab und Gut mit. Kümmert euch inzwischen um Kazel.“, und an die Wirtin gewandt: „Ich danke euch, vielleicht habe ich mich doch in euch getäuscht. Ihr könnt mich dann später dahin bringen, wohin ihr die beiden jetzt bringt.“
Kurz nickte sie allen noch mal zu und verließ das Zimmer, um sich ihre Ausrüstung zu holen.

[Weiter auf Vanas und Ninianes Zimmer]

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Montag 8. Oktober 2007, 16:34
von Kazel Tenebrée
Kazel saß da und schaute Niniane dabei zu, wie sie seine Füße mit den Tüchern verband. Der Kräutersud stieg ihm in die Nase und die warme Feuchtigkeit war wie Balsam auf seinen Sohlen. Die junge Frau stellte sich wahrlich geschickt an. <b>Scheinbar liegt ihr nicht nur das Singen.</b>

Nebenbei lauschte Kazel dem kleinen Streitgespräch zwischen der Wirtin und Vana. Immer mehr fragte er sich dabei, was wohl die Motive der Priesterin waren und er dachte auch kurzfristig an den Lysanthorpriester am Käfig – der ihm seine Rache gewünscht hatte.
<b>Erst Priester und dann lauter Frauen ... was wollen die alle von mir?</b> Kazel verstand es nicht. So viel hatte er zur Rettung Celcias auch nicht beitgetragen. Er konnte kaum von Interesse sein und dennoch stand er momentan gewissermaßen im Mittelpunkt.

Vana hatte ihm beteuert, er würde Antworten auf seine Fragen bekommen, sobald er eine Weile geschlafen hatte. Jetzt aber brannten sie ihm so heiß auf der Zunge wie es seine Fußsohlen eben noch getan hatten. Er musste wenigstens wissen, warum sich eine menschliche Priesterin so für ihn einsetzte – auch wenn sie Manthala dienlich war, aber dies war in Kazels Augen kein Grund, sein eigenes Leben zu riskieren.
Gerade öffnete er den Mund, als auch jemand Anderes seine Stimme erhob. Ein Ausrufer und er verkündete eine Ausgangssperre sowie die eindringliche Suche nach der Mörderin Morticia. "Das hätte nicht sien müssen", knurrte Kazel. Die stetige Erinnerung daran, dass Vana Eldrian einfach umgebracht hatte, stieß dem Mischling auf den Magen. Wenn es keine Dunkelelfen waren, so deutete er jeden Mord als unnötig. Leben war Kazel in vielerlei Hinsicht wichtig. "Ihr hättet den Wächter nicht töten sollen. Aber jetzt müssen wir von hier weg." Vana schien ähnlich zu denken. Sie sprach kurz zu Niniane und eilte dann hinaus, um Habseligkeiten aus ihrem gemeinsam genutzten Zimmer zu holen. Inzwischen sollte Niniane zusammen mit der Wirtin Kazel wegschaffen.

Dem Mischling war es noch immer unangenehm. Er brachte diese beiden Frauen in Gefahr, nur weil sie ihm halfen. Am liebsten wäre er auf eigene Faust abgehauen. "Tut mir leid", ächzte er, als die Wirtin und Niniane ihm auf die Füße halfen. Wo würden sie ihn wohl hinbringen? Er betete in Gedanken zu Manthala, sie möge seine Retterinnen verschonen, denn die Wirtin und das Gauklermädchen waren nun wirklich unschuldig und mehr unfreiwillig in diese Sache hinein gerutscht.

Re: Im Hinterzimmer des Schankraums

Verfasst: Montag 8. Oktober 2007, 19:39
von Erzähler
„Schnell!“ Drängte die Wirtin und zog Kazel auf die Füsse, doch zuvor stopfte sie ihm dein grosses Stück Brot in den Mund um zu verhindern dass er schrie, ob es wirklich etwas nutzte wusste sie nicht, es war das einzige was sie eben gerade zu fassen gekriegt hatte. „Wir gehen in den Weinkeller! Schnell!“
Hastig verliessen sie das Hinterzimmer und durchquerten den Schankraum und eilte zu einer Tür welche sie unter den verdutzten Blicken ihres Gatten hastig aufstiess und sofort die Treppe runter in den Weinkeller hetzte. Dabei mussten die beiden Frauen darauf Acht geben, dass Kazel nicht stürzte… denn der hatte mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen.
Als sie nämlich durch den Schankraum geeilt waren hatten seine Augen kurz Luziver gestreift, dieser kurze Blick reichte aus um in seinem Geist ein wahres Feuerwerk des Hasses zu entfachen. <b>Du musst sie töten Kazel… du weisst, was sie dir angetan hat… hör nicht auf das was sie zu dir sagt… du weisst genau, dass dies nur Lügen sind.</b> Säuselte eine angenehme Stimme in seinem Kopf die jeden Widerspruch zerfliessen liess und seine Gewissheit nur noch ein weiteres Mal unterstrich.
Es drängte ihn zurück nach oben. Er verspürte den Wunsch umzukehren und ihr gegenüber zu treten um sich zu rächen und er spürte wie es ihm Unbehagen verschaffte, dass er von den beiden Frauen von Luziver weggezogen wurde. Tiefer in den Weinkeller hinein.
Der Weinkeller war riesig, ein mächtiges Gewölbe gefüllt mit dicken hölzernen Fässern welche teuren so wie auch billigen Wein innetrugen eben für jede Bevölkerungsschicht das Richtige. Es roch nach dem feuchten Holz der Fässer und irgendwo hörte man das beständige Tropfen, vermutlich ein undichter Hahn. Die Wirtin starrte Niniane gehetzt an und wies auf eine Gittertür, hinter welcher sich ein dunkler Stollen auftat. Es war nicht unüblich in Pelgar, dass die hiesigen Weinkeller mit der Kanalisation verbunden waren, in Kriegszeiten wurde der Untergrund als eine Art Bunker genutzt und war deshalb in einem in sich geschlossenen System verbunden. Nur die Besitzer der jeweiligen Weinkeller und die Völkerschutztruppe besassen die Schlüssel zu den Gittertoren.
Sie eichte ihr einen Schlüssel. „Hier, dieser Durchgang führt in die Abwasserkanäle der Stadt. Ich glaube kaum, dass die Söldner auch hier unten suchen werden.“
Man merkte sofort was sie meinte, in den Kanälen der Stadt stank es fürchterlich.
Anabelle blickte Niniane an. „Geht mit ihm so schnell er es zulässt, ich hole eure Freundin.“
Mit diesen Worten liess sie Niniane und Kazel zurück und eilte wieder den Weg entlang aus dem sie gekommen waren. Sie konnte ja nicht ahnen, welcher Sturm sich gerade in dem geheimnisvollen Verurteilten auftat.

<i>Kazel und Niniane Weiter im Wohnviertel Pelgars – Pelgarischer Untergerund – Thema könnt ihr eröffnen</i>