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Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Dienstag 24. April 2007, 19:09
von Elwin Fock
[komme mit Viktor von "An den Toren Andunies"]


Elwin war wieder einmal mehr als nur zornig. Viktor hatte den Fluss überquert und schien darauf zu warten, dass sie ihm folgte. Wütend stampfte sie mit einem Fuß und erhob lautstark ihre Stimme:

„Was soll das? Warum warten wir nicht auf Zitter und die Soldaten?“, schrie sie zu ihm hinüber, aber der Mann machte nur Andeutungen, dass er sie nicht gehört hatte.

Ihr Blick wurde immer verdrossener. Sie würde nicht die Mündung zum Kad Harat über überqueren, nicht ohne eine Vernünftige Erklärung des Barden. Sie hatte sich darauf eingelassen ihm zu folgen, aber dies hieß nicht zwangsläufig, dass sie alles machen musste was Viktor tat oder ihr sagte. Schon gar nicht das was er ihr sagte, sie hatte selbst einen starken Willen, den sie schon immer durchgesetzt hatte, sei es auf die friedliche Weise oder auf eine Andere. Diesmal jedoch schien ihr nicht anderen übrig zu bleiben, als dem Barden auf die harte Tour zu Beweisen, dass sie sich nicht alles gefallen ließ.

<b>Er hat meinen Zauber vorhin wirklich beeindruckend und mit Leichtigkeit abgewehrt, das heißt, ich kann meine Magie nur mit den härtesten Mitteln gegen ihn einsetzten. Er scheint ein begnadeter Luftmagus zu sein. Daran muss ich das nächste Mal denken bevor ich ihn meinen Macht spüren lasse. </b>

Sie holte einen Zettel und einen Kohlestift hervor, schrieb kurz etwas darauf und pfiff dann Wing zu sich. Ohne groß warten zu müssen kam ihr treuer Freund auch schon zu ihr geflogen, sie gab ihm den Zettel in den Schnabel und flüsterte ihm zu:

„Wing, bitte bring das zu Viktor hinüber! Aber lande nicht bei ihm, sondern wirf es auf der Luft zu ihm hinab und komm gleich wieder zurück. Ich traue dem Barden nicht wirklich!“

Mit einem Krächzen erhob sich Wing in die Lüfte und überquerte den Fluss. In der Luft über Viktor ließ der Vogel das Stück Pergament in der Luft fallen und kreiste noch eine kurze Zeit über dem Mann, bis das Tier sicher war, dass Viktor das Pergament auch wirklich gefangen hatte. Dann wandte sich Wing wieder in Richtung Elwin, die das alles beobachtet hatte und landete auf ihrer Schulter. Viktor öffnete das Pergamentstück und begann die darauf geschriebene Nachricht zu lesen.

<i>Wenn Ihr wollt das ich Euch weiter Begleite bestehe ich jetzt sofort darauf das Ihr mir den Grund nennt warum wir nicht auf Hauptmann Zitter und die Soldaten der Stadtwache von Andunie warten! Ihr macht Euch und zusätzlich noch mich verdächtig mit Eurem überstürzten Aufbruch! Ich habe nicht vor mich in kriminelle Dinge verwickeln zu lassen, was allerdings schon geschehen sein könnte. Ich habe Euer so genanntes Spiel, mit der Flucht vor den Wachen ohne etwas zu sagen mit gemacht, aber jetzt verlange ich eine Erklärung von Euch! Kommt zurück, denn ich werde mich nicht über den Fluss begeben ohne eine Antwort von Euch zu erhalten! </i>

Die Ader auf Elwins Stirn pochte schon wieder äußerst großzügig, was auf ihre genervte und gereizte Stimmung hinwies. Viktor allerdings schien dieser Anblick zu gefallen, gerade so als ob er dies vermisst hätte. So stand die junge Wassermagierin nun am Fluss mit vor der Brust verschränkten Armen und wartete Stur auf eine Antwort ihres weiten Gegenübers.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Dienstag 24. April 2007, 19:51
von Elwin Fock
Viktor kam zurück nachdem er die Nachricht gelesen hatte und versprühte ein paar kleinere Tropfen auf Elwin und Wing. Missmutig und noch immer mit wild pochender Ader blickte sie ihn an und wartete auf eine Erklärung der ganzen Situation. Der Barde erfüllte ihr den Wunsch und erklärte ihr in einem Klein-Hunde-Tonfall, wie arm und mittellos er doch war. Tatsächlich hatte er eine Wirkung auf die Magierin, denn ihre pochende Stirnerhöhung lies etwas nach, war aber noch immer vorhanden. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber scheinbar bemerkte es der Barde doch.

„Ich kann einfach nicht verstehen wie man andere Leute ausnutzen oder gar bestehlen kann! Für mich das ein Verbrechen, was es zu bestrafen gilt.“, meinte sie mit fester Stimme.

<b>Aber eigentlich kenne ich das Gefühl der Mittellosigkeit auch noch. Das ist kein schönes Gefühl, vor allem wenn man nicht weiß, wie man sich Geld beschaffen soll.</b>

Ihr Blick wurde weicher und nun schaffte sie es sogar sich ein Lächeln auf das sonst so ernste Gesicht zu zaubern. Die Ader war nun vollends verschwunden und sie wirkte nun wieder wie es einer Frau gebührte.

„Ich würde schon gerne mit Euch weiter reisen, aber bevor ich aufbrechen kann muss ich Hauptmann Zitter zu verstehen geben, dass wir nicht auf der Flucht sind, was ja in meinem Falle auch stimmt. Was Euren Betrug angeht…“, Elwin brach ab und räusperte sich peinlich verlegen. „Nun Ihr könnt ruhig schon voraus gehen, ich werde mit dem Hauptmann sprechen und Eure Tat nicht weiter erwähnen, falls dies genehm ist. Wartet einfach in diesem kleinen Wäldchen dort hinten auf mich.“ Elwin zeigte auf die andere Seite der Bucht, wo sich ein paar Bäume zu einem kleinen Hain zusammen wölbten.

Nun ließ sie ihre weiblichen Reize spielen. Sie stemmt die eine Hand in ihre Hüfte und zeigte somit ihre weiblichen Rundungen besonders gut. Auch beugte sie sich etwas noch vorn mit ihrem Oberkörper, gerade soweit, dass ihre Oberweite besonders gut zur Geltung kam. So stand sie nun vor dem Mann, welcher bereits weit die Augen geöffnet hatte und sprach ihn erneut an:

„Also, seid Ihr einverstanden? Wartete dort drüben in dem kleinen Wäldchen bis ich mit dem Hauptmann gesprochen habe, dann werde ich schnellstens nachkommen.“

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Mittwoch 25. April 2007, 01:31
von Erzähler
Was Elwin und Viktor nicht wussten, war, dass sich Hauptmann Zitter und seine beiden Männer ganz in der Nähe befanden. Zwar lag zwischen den beiden Parteien noch ein erwähnenswerter Vorsprung, doch dieser bestand wohl mehr in den Bereichen der Breiten- denn der Längengrade. Zitter war nahe ... Pferde konnten eben doch schneller vorankommen als Menschen ... doch er suchte noch die Ufer der Bucht ab, war dem Fluss und dem Wald dahinter noch ein ganzes Stück entfernt. Immerhin durchritten er und seine Mannen auch sämtliche kleinen Haine.

Der Hauptmann hoffte, in jedem dieser Wäldchen entweder Darak und Elena oder Viktor und Elwin vorzufinden – möglichst immer in Zweiergruppen. Er betete im Stillen zu Lysanthor, dass dieser ihm seine Gedanken vergeben mochte, doch er hoffte noch immer, Darak und Elena wäre die Flucht gelungen. Keinen von beiden wollte er mehr in den Kerker Andunies bringen müssen.
Doch was würde Viktor Samum tun, erwischte er sie? Pelgars Kerker lagen nicht unbedingt näher, aber sie waren düsterer und lagen unter der Herrschaft des Kommandanten der Hauptstadt. Darak konnte sich glücklich schätzen, nicht deren Kerkermeister kennengelernt zu haben.

<b>Obwohl ... dieser Valrock kam doch aus Pelgar ...</b>

Zitter schüttelte den Gedanken ab. Er rief seine Männer zu sich und die Gruppe ritt weiter. Sie würden das nächste Wäldchen gleich erreichen, jetzt, da sie schon so lange unterwegs waren.
Etwa eine halbe Stunde voraus stand Elwin am Ufer der Ilfar und wartete.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Donnerstag 26. April 2007, 21:28
von Stadtwache
Hauptmann Zitter und seine beiden Wachsoldaten ritten immer noch durch die Stille Ebene, am Rande der Bucht entlang. Doch inzwischen hatten sie System in ihre "Reise" gebracht. Der eine Wächter war ein recht annehmbarer Spurenleser und ihm waren mehrere Stellen im Gras aufgefallen, an denen Halme abgeknickt waren. Tiere verursachten eine andere Art des Umbiegens von Halmen und Gräsern. Außerdem fehlten Spuren, dass mögliche Tiere hier gejagt oder gefressen hatten. Die Spuren mussten also von Menschen stammen.

Eilig war das Trio den abgeknickten Halmen gefolgt, doch schließlich zerteilten sie sich. Einige führten in ein nahe gelegenes Wäldchen, andere und deutlich schwerer zu entdeckende Fährten würden die Wachen wohl zum Ilfar bringen – und zwar dorthin, wo sich der Eldoras auf der anderen Seite befand.
Zitter wollte beiden Spuren nachgehen, sie waren beide interessant, doch er entschloss sich für die Schwächere. Der Grund war eine unförmige Silhouette in der Ferne, die aus den Gräsern ragte wie ein einzelner Laubbaum mitten in der Wüste. Die Form bewegte sich nicht, vielleicht war es wirklich nur ein Baum oder großer Ast, aber irgendwie hatte sie humanoide Statur.

Zitter trieb sein Pferd an, die Wachen folgten ihm. Als sich die drei dem Ilfar näherten verzog der Hauptmann kurz das Gesicht. Endlich erkannte er die Gestalt, die dort am Ufer stand. Es war die Wassermagierin – Elwin Fock. Sie stand allein am Rand des Flusses. Wo war dieser mutmaßliche Harfner, dieser Viktor?

Zitter bremste sein Pferd, stieg ab und führte das Tier die letzten Meter zu der Frau. "Ich grüße Euch. Hattet Ihr und Euer Harfnergefährte nicht den Befehl, am Stadttor zu warten? Wie haben Pferde für Euch und Viktor mitgebracht. Wo ist er?"

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Freitag 27. April 2007, 20:30
von Elwin Fock
Nach einiger Zeit, Elwin kam es vor wie eine kleine Ewigkeit, erschienen am Horizont einige Silhouetten. Die junge Wassermagierin blickte sich um und dann viel ihr Blick auf diese. Zunächst dachte sie es würde sich nur um weitere einzelne Bäume handeln, welche auf der Stillen Ebene vereinzelt herumstanden. Also schaute sie weiter in sämtliche Richtungen, aber als ihr Blick erneut auf die Schatten am Horizont fiel, bemerkte sie dass sich die Positionen dieser angeblichen Bäume geändert hatten und auch kamen sie ihr ein ganzen Stück größer vor, als noch vor wenigen Minuten. Verwundert blieb ihre Aufmerksamkeit darauf heften.

<b>Tatsächlich, diese Schatten bewegen sich. Ob es nur normale Reisende oder gar Hauptmann Zitter ist? Wenn ja, dann muss er noch weitere Soldaten mitgenommen haben. Das könnte zu Problemen führen, wenn ich versuche unseren prompten Aufbruch zu erklären. Mhhh… wie stelle ich das überhaupt am besten an… Vielleicht muss ich einfach improvisieren, aber… das kann ich nicht besonders gut… naja vielleicht das gar nicht Zitter. </b>

So vergingen die Minuten und die Punkte wurden immer größer und größer. Nach einiger Zeit war es eindeutig, dass diese Personen auf dem Weg zu Elwin waren, doch plötzlich hielten sie kurz inne. Noch immer schaute den Magierin zu den Gestallten und langsam konnte die erkennen, dass es sich um Männer handelte, denn für eine Frau waren die Silhouetten einfach zu markant und „eckig“ gebaut. Als sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung setzt, wuchs ein Gefühl in Elwin heran, dass neu für sie war. Aber sie versuchte es weitestgehend zu ignorieren.

Wing saß noch immer auf ihrer Schulter und langsam machte sich das Gewicht des Vogels deutlich spürbar. Hin und wieder tippelte er von einem Bein auf das Andere, was die Magierin dazu zwang mit ihrem Körper die Bewegung des Tieres abzufedern. Dann streichelte sie ihren Freund kurz über das Gefieder und flüsterte ihm etwas zu. Darauf hin erklang ein lautes Krächzen und Wing erhob sich in die Lüfte und begann weite Kreise über Elwin zu ziehen. Donnergrollen folgte weiterhin den ab und zu aufzuckenden Blitzen. Bisher waren nur wenige in die Stille Ebene geschlagen und so sollte es zunächst auch noch bleiben. Sie kamen in Sekundenbruchteilen aus den pechschwarzen Wolken hervor geschossen und verschwanden auch fast augenblicklich wieder darin.

Endlich, es war bestimmt noch einmal eine kleine Ewigkeit vergangen, als die Wassermagierin Hauptmann Zitter und zwei weitere Soldaten der Stadtwache von Andunie erkennen konnte. Sie ritten jeweils ein prächtiges andunisisches Pferd und zwei weitere hatten sie im Schlepptau. Zitter bremste seinen Hengst ab, stieg herab und kam die letzten Meter zu Fuß auf die Frau zu. Er grüßte sie freundlich und stellte erstaunlicherweise sogleich die Fragen, auf die Elwin nur so beschwerlich antworten konnte.

„Ich grüße Euch ebenfalls, werter Hauptmann!“, sagte Elwin, hatte ihren Groll gegen ihn aber nicht vergessen. „Eine Frage nach der Anderen Hauptmann. Ihr seid gerade erst mit Euren Männern hier angekommen und schon löchert Ihr mich mit so vielen Fragen.“

Die junge Frau setzte ein Lächeln auf, das für Männer wohl wirklich echt aussehen musste, aber meinte sie es bei weitem nicht so wie es den Anschein hatte.

„Wir hatten nicht den Befehl am Stadttor zu warten. Es wurde uns vorgeschlagen, aber nach einer kurzen Besprechung mit meinem sogenannten Gefährten haben wir uns entschieden, bereits vor weg zu gehen. Unbeabsichtigt haben wir diese deutlichen Spuren wohl nicht hinterlassen.“, meinte sie mit einer Spur Ironie in der Stimme.

Nun betrachtete sie sich die beiden Pferde, welche von den Wachen für sie und Viktor mitgebracht hatten. Es waren wirklich wundervolle Tiere, prächtige gebaut und jung. Sie würden einen langen Ritt sicher gut verkraften, aber bei dem Gedanken erneut reiten zu müssen lief es der Wassermagierin eiskalt den Rücken hinunter. Sie konnte reiten, was sie auch schon bewiesen hatte, aber bevorzugte sie doch eher die Reise in einem mechanischen Gefährt oder gar zu Laufen.

„Ich habe mich mit meinem Gefährten erneut hier am Fluss besprochen und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es wohl besser wäre das einer von uns hier auf Euch wartet, während der Andere die Spuren weiter verfolgt, denn sonst würde die Gefahr bestehen, dass bei diesen Witterungsverhältnissen die wenigen Spuren, die der Flüchtige hinterlassen hat, schnell vernichtet werden.“

Sie schaute genau auf die Reaktion des Hauptmannes, der zwar ungläubig drein blickte, aber ihr dennoch wohl Glauben schenkte. Warum sollte er ihr auch nicht glauben, sie war eine Magierin und wusste wovon sie redete.

„Ich bin Euch sehr dankbar, dass ihr uns die Pferde mitgebracht habt, aber ich würde doch bevorzugen, zu laufen. Das Reiten gehört nicht unbedingt zu meinen liebsten Betätigungen, außerdem könnte es schwierig werden die Tiere hier über den Fluss zu bekommen. Vielleicht wäre es ganz und gar besser, wenn Ihr mit Euren Männern zurück in die Stadt reiten würdet und dem Bürgermeister Bericht über die Sachlage geben würdet. Wir haben ja eine Spur der Flüchtigen und sollten wir Eure Hilfe benötigen könnten wir Kontakt über meinen Freund Wing zu Euch aufnehmen.“

Elwin deutete auf den Vogel, der seine Kreise über die kleine vierköpfige Gruppe zog.

„Ich werde ihm einfach eine Nachricht mitgeben, die er Euch überbringen soll. Ihr müsst wissen, dass Wing ein besonders kluger Vogel ist. Er wird Euch finden und Euch, falls nötig, eine Botschaft überbringen. Was haltet Ihr von diesem Vorschlag?“

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Freitag 27. April 2007, 21:37
von Stadtwache
Zitter nahm Elwins Gruß mit gemischten Gefühlen auf. Er wusste inzwischen mehr als jeder andere, dass sie ihn offenbar nicht leiden konnte und noch immer heimlich dafür verurteilte, dass er Darak zur Flucht verholfen hatte. Dennoch musste er ihr als Stadtwächter Andunies Höflichkeit entgegenbringen – und auch Hilfe. Allerdings musste er sich nicht durch indirekte Bemerkungen beleidigen lassen.

"Eure unübersehbaren Spuren haben meinem Fährtenleser einiges an Nerven gekostet. Wollt Ihr seine Künste beleidigen?" Der Hauptmann setzte ein verschmitztes Grinsen auf, wie es nur einer andunesischen Stadtwache möglich war. "Na schön, sehen wir beide darüber hinweg. Jetzt ist keine Zeit für Albernheiten."

Elwin schien genauso zu denken. Sogleich berichtete sie davon, dass sie hier gewartet hatte, während Viktor den Spuren Daraks weiter gefolgt sei ...

<b>den Spuren Daraks gefolgt? Wenn er doch mit Elena durch die Bucht geflohen ist?</b>

So ganz wollte der Hauptmann Elwins Worten keinen Glauben schenken, was sicherlich auch an seinem Gesichtsausdruck abzulesen war. Doch die Magierin sprach mit fester Stimme, ohne sich selbst zu unterbrechen. Entweder war sie eine gut Lügnerin oder sie sagte die Wahrheit.

<b>Vielleicht haben Darak und Elena auch keine Rast eingelegt. Womöglich sind sie an Land gegangen und so schnell wie möglich weitergezogen.</b>

Da schlug Elwin plötzlich vor, dass Zitter und seine Männer zur Stadt zurückkehren sollten. Man würde sie über den Vogel der Magierin informieren, sollte ihre Hilfe notwendig werden.

"Ein schlechter Vorschlag, meine Dame", erwiderte Zitter. "Bis Euer Vogel die Nachricht überbracht hat und wir zu einem vereinbarten Treffpunkt gekommen sind, könnte es zu spät sein. Ich unterbreite Euch allerdings einen Gegenvorschlag. Scheinbar legen sowohl der Harfner als auch Ihr nicht viel Wert darauf, die andunische Stadtwache als Begleiter zu haben."

Zitter winkte einen seiner Männer zu sich, sprach kurz mit ihm. Dann stieg dieser auf sein Pferd und ritt davon – zurück Richtung Andunie.

"Ich habe meinen Soldaten nach Andunie zurückgeschickt. Er wird dem Bürgermeister soweit Bericht erstatten und auf mögliche Nachrichten von Eurem Vogel warten.
Ihr spracht davon, dass Ihr über den Fluss wolltet. Ist Viktor schon in den Eldoras gelaufen? Führen die Spuren dorthin? Ihr solltet ihm folgen, wir sehen uns inzwischen hier nahe der Bucht noch etwas genauer um. Die Pferde will ich Euch überlassen, vielleicht können sie euch noch nützlich sein. Ich denke, dass dieser Vorschlag angemessener ist, denn so sind immer noch zwei Wächter in der umliegenden Umgebung. Euer Vogel kann uns dann schneller erreichen und wir stehen eher zur Hilfe bereit."

Der andere Wächter, der Fährtenleser, kam herbei. Er hatte die ganze Zeit über das Gras und die langen Halme der verschiedenen Pflanzen in der Umgebung untersucht. Mit kurzen Worten berichtete er, dass abgeknickte Halme in das kleine Wäldchen nahe dem Ufer führten.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Freitag 27. April 2007, 23:23
von Elwin Fock
Mit mehr oder minder spöttischem Ton antwortete der Hauptmann auf Elwins Behauptung, dass ihre mit Absicht hinterlassenen Spuren wirklich nicht zu übersehen seien. Sie zog die Brauen zusammen, sodass fast nur noch eine Linie über ihren schönen türkisfarbenen Augen zu sehen war. Dann stemmte sie ihre Hände in die Hüften und wollte schon ebenso ironisch auf die Aussage Zitters antworten, als er, nach deutlich sichtbaren Gedankengängen, erneut das Wort ergriff.

Er lehnte in trockenem Ton den Vorschlag von Elwin ab, mit der Begründung, dass es mit dem Vogel zu lange dauern würde. Aber im selbem Atemzug unterbreitete er der Wassermagierin einen Gegenvorschlag, der besagte, dass er und ein weiterer Soldat, nämlich der Fährtensucher, hier bleiben und die Spuren weiter untersuchen würden. Auch erwähnte er mit scharfer Stimme, dass sie keinen Wert auf die Hilfe der Stadtwache von Andunie legen würde. Dies verletzte die junge Dame tiefer als es den Anschein hatte, denn es bedeutete, dass sie die Stadt für nicht fähig genug halten würde. Sofort setzte sie einen Schmollmund auf und ließ die Brauen zusammen gezogen.

„Ich weiß nicht wie Ihr mich einschätzt, werter Hauptmann, aber ich kann Euch bei weitem versichern, das ich keinen Groll gegen die Stadtwache von Andunie hege! Glaubt mir oder lasst es bleiben, denn aufzwingen kann ich Euch weder die Wahrheit noch sonst irgendetwas anderes. Es ist einfach nur wesentlich leichter für meinen Gefährten und mich, den Spuren von Darak unbemerkt zu folgen, als wenn wir zu fünft oder jetzt zu viert…“, sie hatte bemerkt, dass Zitter einen der Soldaten zurück nach Andunie zur Berichterstattung geschickt hatte, „… durch die Gegend wandern und unnötig Tumult verursachen.“

<b>Was nimmt sich der Hauptmann nur heraus? Einem Magier und vor allem einer Frau gegenüber zollt man Respekt und Würde und nicht so ein Kindergarten-Theater. Muss ich mir so etwas bieten lassen und das noch von einem Straftäter! Der sollte doch froh sein, dass er seinen Posten noch hat. Währe Viktor nicht gewesen, dann würde er jetzt wahrscheinlich in der Gosse liegen und hilflos wie ein Kind wirken! </b>

„Nun, aber ich muss zugeben, dass Euer Vorschlag gar nicht schlecht ist. Ihr könnt zusammen mit Euren Spurensucher hier die Gegend erkunden und sehen ob ihr vielleicht etwas anderes findet, als das was wir schon entdeckt haben. Schließlich bin ich im Spurenlesen nicht ausgebildet! Und habt dank für die Pferde. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie ich sie über den Fluss bekomme. Mhhh… vielleicht mit etwas Magie.“

Gerade zu dem Zeitpunkt kam der noch verbleibende Soldat zu seinem Hauptmann und berichtete mit kurzen Worten, dass er abgeknickte Halme, welche in das kleine Wäldchen nahe dem Ufer führten, entdeckt hatte. Als Zitter sich dem Soldaten zuwandte zeigte sich kurz ein fassungsloser Ausdruck auf Elwins Gesicht. Gerade rechtzeitig, dass keiner es bemerkte, konnte sie ihre Fassung zurück gewinnen und erhob erneut die Stimme.

„Nun diese Spuren sind uns auch schon aufgefallen, aber sie deuten nur auf eine Person hin, wie Viktor mir freundlicherweise erklärte. Da Darak allerdings mindestens zusammen mit der rothaarigen Frau, welche sich als seine Nichte ausgegeben hatte, unterwegs ist, können diese Spuren nicht von den Flüchtigen stammen. Das leuchtete mir auch ein und hoffentlich Euch ebenfalls Hauptmann. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich es nicht so gut Widergeben kann, als jemand der sich mit Spurenlesen auskennt, aber ich denke Euer Begleiter wird mir dies bestätigen.“

Nun schaffte es Elwin sogar ein ehrliches Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Samstag 28. April 2007, 02:27
von Stadtwache
Der Spurenleser, sein Name war Elias, nickte bestätigend zu Elwins Worten. Er war nicht der gesprächigste Mann, sagte wirklich nur etwas, wenn es notwendig war. Vielmehr verließ er sich auf sein Kampfgeschick und die Kunst, Fährten zu lesen. Jetzt jedoch richtete er direkt das Wort an Elwin und Zitter, denn was er zu sagen hatte, war wichtig.

"Hauptmann, die Maga hat Recht. Die Spur stammt tatsächlich nur von einer einzigen Person. Leider ließen sich bislang keine Fuß- oder Stiefelabdrücke finden. Ich kann also nicht herausfinden, ob es ein Mann oder einer Frau ist. Aber die Person ist definitiv allein unterwegs – und muss in den Hain dort gegangen sein." Elias zeigte auf das Wäldchen, in dem sich Viktor versteckte, der gerade dabei war, eine Falle zu konstruieren.
"Herr, ich bin der Fährte bis knapp hinter den Waldrand gefolgt. Die Spuren verloren sich dann."

Zitter nickte dankend für den Hinweis. Dann meinte er nachdenklich: "Darak und Elena werden sich kaum getrennt haben. Das passt nicht ins Schema. Der Frau lag zu viel daran, dass der Halunke entkommen konnte."

<b>Mindestens genauso viel wie dir. Wenn es wirklich Daraks Fährte ist, solltest du ihr nicht folgen. Lass ihn ziehen. Denk einmal nicht an deine Pflichten, nur einmal. Er ist fort aus Andunie und kann der Stadt nicht mehr schaden – <i>wird</i> der Stadt nicht mehr schaden.</b>

Zitter war in Schweigen verfallen. Was sollte er nun tun? Er schaute kurz Elwin und dann seinen Fährtenleser an.
"Elias", sagte er schließlich, "schwing dich aufs Pferd. Wir haben einen Verbrecher zu suchen. Er kann nicht hier in der Nähe sein, außerdem ist er wirklich nicht allein unterwegs. Bestimmt versucht er, sich in die nächstbeste Stadt durchzuschlagen. Wo ihn niemand kennt." Hauptmann Zitter stieg nun ebenfalls wieder auf sein Pferd. "Wir reiten nach Eldar, das dürfte am nächsten liegen. Wenn wir nur über das Wasser kämen. Werte Magierin, darf ich Euch um einen Gefallen bitten, sofern es Euren Kräften zuagt. Wäret Ihr in der Lage, die Fluten zu teilen, nur für einen Moment, in dem Elias und ich auf die andere Seite galoppieren?"

<b>Wenn nicht müssen wir eben bis zur Brücke hinab reiten. Ohne Pferde hätten wir vielleicht schwimmen können, aber die Tiere lasse ich nicht zurück.</b>

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Samstag 28. April 2007, 22:53
von Elwin Fock
Der Spurenleser bestätigte die Worte von Elwin bezüglich der Spuren, die in den kleinen Hain nicht weit von ihnen führte. Die junge Wassermagierin wusste, dass sich dort Viktor versteckt hatte und atmete unbemerkt erleichtert aus, als der Soldat berichtete, dass sich dort die Spuren verloren.

<b>Also ist er nicht entdeckt worden. Bei Ventha! Zwar vertraue ich ihm nicht, aber dennoch bin ich glücklich darüber. </b>

„Ich denke auch nicht, dass sie sich getrennt haben. So wie ich Elena kennen gelernt und sie in den Tage unserer Reise nach Andunie beobachtet habe, würde ich fast sagen, dass sie Darak niemals allein lassen würde. Schließlich hat sie, ebenso wie eine weitere Person, ihm zur Flucht verholfen.“, meinte Elwin und bei dem letzten Satz zwinkerte sie verschmitzt dem Hauptmann zu.

Hauptmann Zitter schien kurz zu überlegen, wie es jetzt am besten wohl weiter gehen sollte und schließlich befahl er dem Fährtenleser, dass das Ziel ihrer Reise die Stadt Eldar inmitten des Waldes Eldoras sei. Mit plötzlicher Freundlichkeit in der Stimme bat Hauptmann Zitter Elwin ihm einen magischen Gefallen zu tun und sollte es in ihren Kräften liegen, das Wasser des Flusses für eine kurze Zeit zu teilen. Die tiefen, türkisfarbenen Augen der Magierin weiteten sich überrascht aufgrund der Bitte von Zitter. Schnell faste sie sich wieder und blickte kurz in den Himmel, wo Wing noch immer seine Kreise über ihren Köpfen zog, dann wandte sie sich wieder ihrem Gegenüber zu.

„Gerne bin ich Euch behilflich, werter Hauptmann.“, sagte Elwin höflich. „Allerdings ist es ein sehr schwieriger Zauber und ich bin nicht sicher ob er mir gelingen wird.“

Ohne auf eine Antwort des Hauptmannes zu warten, wandte sich die Magierin um und schritt hinunter zum Ufer des Flusses. Ihre Gewänder, aber vor allem ihr Kleid, schwangen rhythmisch in dem aufkommenden Wind hin und her. Die hochgesteckten Haare flatterten ebenfalls von einer Seite auf die Andere. Sie erreichte das Wasser und setzte langsam einen Fuß hinein. Es war kalt und Elwin lief ein kalter Schauer über den Rücken und zitterte kurz. Aber schnell hatte sie sich daran gewöhnt und so ging sie weiter, immer weiter in den Fluss hinein. Schließlich blieb sie stehen, ihre Gewänder waren nun bis zur Wade umhüllt von den Fluten des Wassers. Elwin wirkte angestrengt und konzentriert. Sie packte ihren Magierstab fest mit beiden Händen. Nun hob sie ihn waagerecht über ihren Kopf. Ihre Arme waren vollkommen ausgestreckt und die Magierin ließ ihren Kopf in den Nacken nach hinten sinken. Die türkisfarbenen Augen waren geschlossen. So stand sie einen Moment da.
Dann, ganz plötzlich und unerwartet, riss die Frau ihre Augen auf, drehte mit ihren Händen den Magierstab in der Luft von der Waagerechten in die Senkrechte und mit einer ihr nicht zuzutrauenden Kraft, stieß sie den Stab zu Boden und versenkte ihn leicht auf dem weichen Flussgrund.

„VIBRNUM SEIUNGERE POEMA!“, rief Elwin aus vollem Hals.

Sofort begann das Wasser um den Schaft des Stabes zurückzuweichen. Immer und immer weiter zogen sich die Fluten zurück. Langsam entstand ein Riss in dem einst fließenden Gewässer, dennoch hörte die Strömung nicht auf. Die Spitzen an der Spalte stiegen in die Höhe und bildeten solide Wände aus Wasser am Rand des Durchganges. Zufrieden zog die Wassermagierin ihren Stab aus dem Schlick und kam zurück zu Hauptmann Zitter und dem Fährtensucher. Es war deutlich sichtbar, dass dieser Zauber die junge Frau sehr angestrengt hatte. Ihr liefen ein paar Tropfen des Flusswassers über das Gesicht und sie atmete schwer.

„So, Hauptmann Zitter…“, sagte sie erschöpft, „… Nun dürfte es keine Schwierigkeiten mehr… für Euch geben… diesen Fluss… zu überqueren.“ Elwin schwieg kurz um nach Luft zu schnappen. „Beeilt Euch… ich kann nicht… garantieren… garantieren dass der Zauber… noch lange wirkt und blickt… Euch nicht um!. LOS JETZT!!“

Die letzten Worte von Elwin klangen sehr schroff, aber Zitter konnte es einigermaßen nachvollziehen und so machten sich der Hauptmann und Elias zusammen mit ihren zwei Pferden auf schnellstmöglich den geschaffenen Pfad zu durchqueren. Nachdem die Beiden sich von Elwin verabschiedet hatten und schon ein kleines Stück von der Frau entfernt waren, flossen schlagartig sehr große Teile magischer Energie aus Elwin heraus, um den Zauber aufrecht zu erhalten. Nun sackte die Wassermagierin in sich zusammen. Sie fiel wie ein nasser Lumpen zu Boden und blieb reglos liegen.

<b><i>[Elwin verliert aufgrund des Zaubers 20% ihrer Lebensenergie!]</i></b>

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Samstag 28. April 2007, 23:10
von Stadtwache
Zitter sah das Zwinkern der Wassermagierin, als diese seine Worte bestätigte, Elena sei nicht die einzige, die Darak zur Flucht verholfen habe. Er lächelte schief, wusste er doch genau, wen sie noch meinte. Allerdings blieb es auch bei nicht mehr.

Wenigstens war Elwin Fock so freundlich, dem Hauptmann den Gefallen zu tun. Dieser wusste, was er ihr abverlangte und hielt sie noch kurz zurück. "Wartet. Niemand soll sagen, die Wache Andunies fordere ohne dafür zu entlohnen." Er drückte ihr ein paar Goldstücke in die Hand und machte sich dann bereit, den Fluss bald zu überqueren.

Er und Elias warteten ab, was Elwin nun tun würde. Beide kannten die Zauber der Wassermagier vom Sehen her, doch es erstaunte sie immer noch, was diese Menschen mit ihren Mächten alles erreichen konnten. Elwin stieß ihren Stab ins Flussbett und schon strömte das Wasser von ihm fort, als sei er von einer gifitgen Substanz benetzt. Ein kleiner Pfad tat sich langsam auf, links und recht gesäumt von aufgetürmten Wellen, die versuchten, in der Luft eine Wasserbrücke zu bilden. Wasser tropfte auf den Pfad, es regnete wie unter den Torbögen der Akademie in Andunie.

Elwin trat zurück ans Ufer. Sie war sichtlich erschöpft. Zitter griff schon nach seinem Wasserschlauch, um ihr einen Schluck zu gönnen, doch sie hatte dafür nun keine Zeit. Die Magierin wehrte ab, die Wächter sollten sich beeilen. Den Zauber aufrecht zu halten, kostete sie viel Kraft. So nickte Zitter nur und jagte Elias vorweg. Er selbst würde gleich folgen, doch ein letztes Mal beugte er sich zu Elwin herab.

"Wir wissen beide, dass sich Darak unmöglich bereits im Eldoras befinden kann. Ich weiß, dass Ihr ihn nicht sonderlich leiden könnt, aber ich bitte Euch, gebt ihm die Gelegenheit sich zu erklären. Vielleicht weit er Euch ebenso wie mich in Dinge ein, die Eure Ansicht ihm gegenüber ändern könnten. Im Grunde ist er kein schlechter Mensch, die Götter waren ihm nur oft nich so hold wie unsereins. Viel Glück bei Eurer Suche."

Zitter gab seinem Pferd die Hacken seiner Stiefel zu spüren und das Tier sprang wiehernd durch das halb trockene Flussbett. Hinter ihnen fiel der Zauber zeitgleich mit der Magierin in sich zusammen.
Elias und Zitter schauten nicht zurück, sie hielten sich an die Bitte der jungen Frau. So sahen sie aber auch nicht, dass Elwin aufgrund der Anstrengung das Bewusstsein verloren hatte und nun scheinbar reglos im Gras lag.
Die Männer ritten in den Wald der Elfen hinein.

<i>[Elwin erhält 6 gm von Hauptmann Zitter]</i>

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Dienstag 8. Mai 2007, 20:26
von Elwin Fock
Elwin lag noch immer reglos am Boden als Viktor endlich aus seinem Versteck heraus und zu ihr herüber kam. Sowohl Zitter und der Fährtenleser waren bereits auf der anderen Seite des Flusses und achteten nicht weiter, auf Wunsch von Elwin hin, auf das was hinter ihnen lag. Elwin wurde von dem Barden auf seine Schulter gehoben, kurz danach aber wieder abgesetzt. Ihre schwere Kleidung machte sich in ihrem Gewicht doch sehr bemerkbar, denn scheinbar war sie einfach zu schwer für den Mann. Dann versuchte er sich etwas hinter sich her zu schleifen. Allerdings reichten die Kräfte des Barden gerade mal bis zu einer kleinen Strauchformation, wo er Elwin wieder hinlegte und sich selbst neben sie nieder lies.

Es dauerte noch eine ganze Weile bis die junge Magierin endlich langsam und verwirrt ihre Augen wieder öffnete. Sie blinzelte und schaute genau in das Gesicht von Viktor.

Sie begann ihn anzulächeln. Es war ein freundliches und glückliches Lächeln.

„Schön das Ihr noch da seid.“, meinte sie erschöpft.

Sie schloss kurz die Augen erneut und genoss die Gegenwart des Barden.

Als sie dann ihre wunderschönen türkisfarbenen Augen wieder öffnete, atmete sie tief durch und stemmte sie sich dann mit ihren Händen auf. Deutlich konnte Viktor das Zittern der Arme erkennen, als sie ihr Gewicht darauf verlagerte, aber endlich saß sie da und blickte ihn immer noch mit dem Lächeln an.

„Ich dachte schon Ihr wärt einfach weiter gegangen.“

<b>Was er wohl die ganze Zeit gemacht hat, als ich Hauptmann Zitter und seinem Soldaten den Weg bereitet habe. Wie lange ich wohl so dagelegen habe? </b>

„Sagt, wie lange habe ich hier…“, nun bemerkte Elwin, dass sie nicht mehr an der Stelle war, wo sie das Bewusstsein verloren hatte. „Habt Ihr mich hier her getragen?“

Nun verschwand das Lächeln auf ihrem Gesicht und an Stelle dessen trat ein überraschter und irritierter Gesichtsausdruck.

<b>Was hat er mit mir gemacht? </b>

Schnell prüfte sie ihr Kleid, ob es noch so saß wie es sollte.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Mittwoch 9. Mai 2007, 15:18
von Erzähler
Elwin war also wieder erwacht. Ihr Vogel Wing beobachtete sie und Viktor vom Himmel aus, wo er weite Kreise über der Stillen Ebene zog. Immer wieder wich Wing den Blitzen von oben aus und flatterte wild mit den Flügeln, wenn ein Donnerschlag das Weltengefüge zu erschüttern schien.

Krächzend wie ein Rabe, schwarzer Todesbote und Aasfresser, kam Wing segelnd zu seiner Herrin und Freundin herab. Er glitt wie ein Blatt durch die Luft, sank dabei immer tiefer, ruhig, beständig.

Hinter ihm, aus dem nahen Wäldchen, in dem Viktor seine Falle für den Fährtenleser aufgebaut hatte, kräuselte sich Rauch gen Himmel. In dünnen Linien, kaum sichtbar vor dem dunklen Firmament stieg er empor wie eine dürre Kletterpflanze.

Wing landete neben Elwin im Gras, achtete tunlichst darauf, Viktor nicht zu nahe zu kommen und begann, sein Gefieder zu putzen.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Sonntag 13. Mai 2007, 12:47
von Elwin Fock
Elwin stand vor Viktor und bemerkte kaum, wie Wing neben ihr im Gras der Stillen Ebene landete. Sie war empört über das, wie der Barde sie im Kampf einschätze.

„Natürlich ist das mein erster Gedanke! Schließlich seid Ihr ein Mann! Die meisten Denken nur mit ihrem Genital und es würde mich verwundern wenn Ihr das nicht auch tun würdet!“

Dann grinste sie bösartig an.

„So, es beunruhigt Euch also das ich ohnmächtig geworden bin?“, wiederholte sie das gesagte in einem spitzen Tonfall. „Ihr würdet nicht so abschätzig sprechen, wenn ihr vor gar nicht langer Zeit im Fischerdorf mit dabei gewesen wärt. Aber das ist eine andere Geschichte.“

Nun sah sie Wing neben sich sitzen, der gerade sein Gefieder putzte. Sie ging in die Hocke, woraufhin sie ihren Oberkörper leicht nach vorn beugte und somit ihr Dekolletee deutlich besser zu sehen war. Sie tippte Wing kurz an und schon sprang der Vogel auf ihren Arm. Dann hüpfte er sachte bis zur Schulter seiner Freundin empor und Elwin stand wieder auf. Sie blickte Viktor aus ihren tiefen, türkisfarbenen Augen offensiv direkt an.

„Nun ob Ihr Euch im Kampf auf mich verlassen könnt, müsst Ihr schon herausfinden. Vielleicht verrate ich es Euch auch, zu einem anderen Zeitpunkt. Das wird sich zeigen. Und ob ich einen Ork wie das Wasser teilen kann, nun das bleibt vorübergehend auch mein Geheimnis.“

Ein hinterlistiges Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht bevor sie weiter sprach.

„Wir sollten aufbrechen, wenn wir die Anderen bald finden wollen. Aber wollt Ihr das überhaupt noch? Schließlich habt Ihr den Bürgermeister von Andunie betrogen, Hauptmann Zitter habe ich Euretwegen angelogen und eigentlich sehe ich keine Motivation Eurerseits mir weiter zu folgen.“

Tatsächlich hatte Elwin der Rauch über dem Wäldchen bemerkt, aber noch ließ sie es kalt. Es konnte sonst etwas sein und sie hatten keinen Beweis dafür, dass es sich um Elena, Thomas, Sayria und Darak handeln würde. Dann wandte sich Elwin ohne auf eine Antwort zu warten um und schritt langsamen Schrittes auf das Wäldchen zu.

<b>Was dieser Rauch wohl zu bedeuten hat? Hoffentlich ist Elena nichts passiert. Obwohl eigentlich hatte ich ihr die Freundschaft schon gekündigt, aber irgendwie kann ich sie nicht aus meinen Gedanken vertreiben! Es interessiert mich doch was nun alles passiert ist und ich möchte Thomas wieder sehen!</b>

<span style="color:01019A;"> Wo bleibt Ihr denn? Auf jetzt, sonst gehe ich allein weiter und lasse Euch zurück!“</span>, sagte Elwin in ihrer Heimatsprache zu Viktor gewandt, der sie nur verwirrt über die fremde Sprache anblickte.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Dienstag 15. Mai 2007, 08:58
von Erzähler
So marschierten die beiden wieder los. Erstaunlich, wie schnell Elwin Fock doch war und das trotz ihrer langen Gewandung, die wie ein Wellenmeer um ihre grazile Gestalt herumbauschte. Große, starke Wellen, die sich mit jedem ihrer Schritte an ihren Beinen brachen und wie Gischt an einem Klippenvorsprung spritzte.
Viktor hatte es im ersten Moment nicht leicht, mit ihr Schritt zu halten, doch schließlich holte er Elwin ein, so dass die beiden schnellen Schrittes nebeneinander hergehen konnten.

Wing beäugte Viktor spöttisch von seinem Platz auf Elwins Schulter. Er starrte zu ihm hinüber wie ein amüsierter Narr, der soeben dem König vorgeschlagen hatte, jemanden aus Spaß an der Freude einen Kopf kürzer zu machen.
Der Vogel war wie seine Gefährtin: aufbrausend und launisch, dennoch irgenwie kühl.

Sie erreichten den Hain, in dem Viktor kurz zuvor auf einem Baum gesessen und auch seine Falle aufgebaut hatte. Der Weg würde genau dorthin führen. Ob er sich mit Elwin einen Spaß erlauben sollte als kleiner Racheakt für die vor kurzem so unhöflichen Worte ihm gegenüber? Oder sollten sie einfach weitergehen und der Rauchsäule folgen, die noch immer wie ein dürres Omen dem Himmel entgegen strebte?

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Mittwoch 16. Mai 2007, 22:39
von Elwin Fock
Viktors erste Erwiderung auf Elwins Worte hin, machte den Eindruck, als das er sehr aufgebracht war. Zwar sprach er es in einer für Elwin unbekannten Sprache aus, aber der Tonfall war eindeutig. Dann meinte der Barde in weitaus höflicherem Klang, dass er Elwin leider nicht verstanden habe und bat sie doch in der allgemein gebräuchlichen Sprache von Celcia mit ihm zu kommunizieren. Nur zu gern hätte sie gewusst, was er mit diesen befremdlichen Worten zu ihr oder wem auch immer gesagt hatte. Elwin ließ ihn zu Ende sprechen, blieb aber nicht stehen und antwortete schließlich.

„Oh verzeiht! Ich muss wohl in meine Heimatsprache abgerutscht sein. So hin und wieder passiert mir das schon mal.“, Elwin musste hämisch grinsen. „Aber auch Ihr habt soeben in einer mir unbekannten Sprache gesprochen. Sagt um welche handelt es sich dabei“

Zunächst blieb die Frage unbeantwortet und so gingen die zwei Gestallten weiter auf den Hain zu. Schließlich erreichten sie den Waldrand, Elwin hielt kurz inne und wandte sich an Viktor.

„Nun um zu Euren anderen Fragen zu kommen. Ich werde mich bemühen, weiterhin die Sprache der Allgemeinheit zu sprechen.“

Sie brach kurz ab, bevor sie weiter fort fuhr.

„Ich besitze in der Tat ein großes Wissen und ob ich damit <i>protze</i>, wie Ihr es nanntet, bleibt doch mir überlassen und nicht Euch.“ Erneut musste Elwin hinterlistig grinsen. „Sollte es Euch stören, beweist das doch nur, dass Euch der Neid über das nicht Vorhanden sein von Wissen in Eurem Kopf, zerfrisst. Aber lassen wir das jetzt mal beiseite.“

Dann setzte Elwin den Weg fort und betrat langsam den kleinen Hain, über dem noch immer diese Rauschwaden aufstiegen. Schon erhob sie augenblicklich erneut ihre Stimme und kam zu ihren Fähigkeiten im Kampf zu sprechen.

„Ich bin sicherlich nicht auf Euren Schutz in einem Kampf angewiesen. Dennoch muss ich zugeben, dass ich nur mäßig mit meinem Magierstab im Nahkampf kämpfen kann. Ich bevorzuge doch eher der Distanzkampf, also den Kampf aus der Ferne. Darin bin nicht zu unterschätzen, auch wenn ich eine Frau bin. Durch meine Macht in der Wassermagie kann ich wirklich sehr nützlich sein und solange ich mich im Hintergrund halten und von dort aus kämpfen kann, bin ich glücklich.“

So schloss Elwin ihre Erzählung ab und begann eine ganze Weile zu schweigen. Diese Ruhe begleitete Viktor und sie ein ganzes Stück auf ihrem Weg. Wing saß unterdessen noch immer auf Elwins Schulter und beäugte das männliche Wesen spöttisch. Seine Augen funkelten und selten aber doch hin und wieder stieß er ein kurzes und leises Krächzen aus. Er hatte schon seinen Spaß mit dem Barden gehabt, als er ihm diese seltsame Karte gestohlen hatte.

Schließlich kamen sie auf eine kleine Lichtung. Viktor erkannte sie augenblicklich wieder, denn hier hatte er vor kurzem seine Falle für den Fährtensucher errichtet. Sie war außergewöhnlich gut versteckt, denn Elwin ging nichts ahnend weiter, einzig ein kleines flüchtiges Gefühl von Unbehagen ergriff sie.

<b>Seltsam. Irgendwie kommt mir das sehr friedlich hier vor und das obwohl Rauch aufsteigt. Etwas scheint hier nicht zu stimmen, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen was oder warum mir das so erscheint. Sollte ich vorsichtig sein? Sollte ich mir vor irgendetwas vorsehen? ... Ach was! Das wird nur ein Hirngespenst sein. Hier ist nichts und das sind die Fakten! Also, warum sollte ich mich vorsehen. So ein Quatsch! </b>

Schon machte die junge Magierin den nächsten Schritt und Viktor erkannte den Auslöser für seine Falle auf dem Boden. Würde sie noch einen Weiteren machen, würde sie die Falle auslösen und der Barde wusste genau, welche Folgen das haben würde.

Re: Die zwei Seiten des Kad Harat

Verfasst: Donnerstag 24. Mai 2007, 22:41
von Elwin Fock
Gerade als Elwin ihren nächsten und wahrscheinlich letzten Post mit Augenlicht machen wollte, wurde sie von hinten gepackt und zurück gezogen. Sie wollte schon ein lautes "Heee!" rufen, aber dann sah sie die Miene von Vitkor. Er hatte einen Finger vor den Mund gelegt und bedeutete ihr somit, dass sie leise sein sollte. Der Blick der Magierin verfinsterte sich und es hatte wahrlich den Anschein, als ob sie jeden Moment einen ihrer berüchtigten Wutausbrüche bekommen würde.

<b>Was fällt dem Kerl eigentlich ein! Mich einfach so am Arm festzuhalten? Na warte dem werde ich jetzt...</b>

Aber bevor Elwin etwas sagen konnte, lies der Barde sie auch schon wieder los. Er nahm sich einen Stein vom moosigen Boden und warf ihn fast Geräuchlos auf die Stelle, wo Elwin gerade hatte ihren Fuß hinsetzen wollen. Das Gesteinsbröckchen flog in hohem Bogen durch die Luft, landete auf dem Boden, rollte noch ein kleines Stück auf dem Gras entlang und schon riss die Magierin vor lauter Schreck die Augen weit auf.

Die Falle wurde ausgelöst und schon flogen die von Viktor präparierten Geschosse aus ihren Verstecken hervor und prallten genau dort nieder, wo Elwin gestanden hätte, hätte der Barde sie nicht an ihrem Arm zurück gehalten. Sie wäre ohne weiters in diese schreckliche und vielleicht sogar tödliche Falle getappt. Es erschreckte sie ungemein, dass sie nicht das Geringste bemerkt oder wenigstens ein unguten Gefühl hatte. Die Augen und sogar mittlerweile auch den Mund weit vor Schreck geöffnet, stand sie da und blickte nur verwirrt, erschreckt und weißgott noch mehr Gefühle in sich spürend.

"Was...?", brachte sie gerade noch hervor.

<b>Was bei Ventha war das denn eben? Eine Falle... und ich habe nichts bemerkt? Viktor... er... er hat mich tatsächlich... wirklich vor dieser Falle gerettet!! Das kann doch nicht sein, oder? Er hat mich tatsächlich davor bewahrt diese Geschosse abzubekommen... Unfassbar...</b>

Aber gerade als Elwin diesen Gedanken beenden wollte, sah sie wie Viktor sich einfach umdrehte und weiter in Richtung der Rauchsäule weiter ging. Er hatte nicht ein Wort gesagt, nicht einen Ton von sich geben. Noch weiter verwunderte sich Elwins Gesichtsausdruck. Sie konnte nicht verstehen, was hier gerade geschah. Der Mann, der den Bürgermeister von Andunie so boshalft angelogen hatte, der ausgab einer Geheimorganisation anzugehören und sich mittlerweile auch schon vor Hauptmann Zitte versteckte, obwohl er dafür gesorgt hatte, das der Hauptmann seinen Posten behalten konnte, hatte sie wirklich vor dieser vielleicht sogar tödlichen Falle beschützt. Sie packte ihn und hielt ihn zurück, dreht ihn zu sich herum, sodass sein Gesicht genau in das ihre schaute.

"Habt vielen Dank, Viktor!", hauchte sie ihn an.

Elwin näherte sich mit ihrem Gesicht, dem des Barden. Kam immer näher und näher und der Mann vor hier war entweder zu perplex oder einfach nicht fähig sich zu rühren, denn er wich der jungen und hübchen Frau nicht aus. Schließlich berühten die Lippen der jungen Magierin die Haut Viktors. Sie fühlte sich weich und zart an und auch den Bart, der langsam begann an den Wangen des Mannes zu wachsen störte sich nicht. Elwin drückte Viktor einen Kuss auf die Wange. Dann löste sie sich wieder von ihm und ging nun ebenfalls und wieder als erste, in die Richtung der Rauchfahne.

<b>Na, wenn das nicht ein gebürender Dank war... oder war es vielleicht doch zu wenig? Ich verdanke dem Mann schließlich mein Leben... Ach was! Der soll zufrieden sein mit dem was er bekommen hat! Ob es ihm wohl gefallen hat? Ich... ich fand...</b>

Diesen Gedanken brachte Elwin nicht zu Ende. Anstatt dessen wandte sie sich noch einmal zu Viktor um und winkte ihm, als gutsprech ihr endlich zu folgen, fröhlich zu. Ja, die sonst so kalt wirkende Wassermagierin war fröhlich und das zeigte sie auch.

"Viktor, wo bleibt Ihr denn? Los, wir wollen doch zu den Anderen und es scheint nicht mehr weit zu sein.", sagte Elwin mit einem kurzen Lachen.