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Re: Die Flucht
Verfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:49
von Kazel Tenebrée
Kazel erwachte, als er nahezu wieder in Ohmacht geohrfeigt wurde. Er schrie und zappelte, doch bemerkte dann, dass es Leon und keiner der Wachmänner aus Pelgar war.
"Warum schlägst du mich?", brachte Kazel halbherzig heraus, denn noch immer war er benommen. "Wo bin ich?"
Er drehte den Kopf zur Seite, ohne auf eine Antwort des Orks zu warten. Dann sah er altbekanntes Gelände: grasbewachsene Flächen und Hügel, vereinzelte Bäume und Sträucher, Wiesen so weit das Auge reichte. Er nahm den Duft der Gräser wahr und spürte das Leben in jedem einzelnen Halm.
<b>Die Stille Ebene! Ich bin ... frei.</b>
Mit aller Kraft richtete er sich auf und schaute Leon an.
"Danke. Du hast mein Leben gerettet." Er zögerte einen Moment und sagte schließlich: "Ich habe nichts, was ich dir geben könnte."
Re: Die Flucht
Verfasst: Donnerstag 17. August 2006, 22:08
von Kazel Tenebrée
<b>Diener spielen?! Für diesen dummen ... nein, das hat er nicht verdient. Ohne ihn wäre ich jetzt tot ... aber wenn ich ablehne, bin ich's genauso. Dieser Mistkerl!</b>
In Kazel sammelte sich eine solche Wut an, dass er, wäre er Kraft gewesen, den ganzen Weg bis nach Pelgar hätte auf Händen zurückgehen können. Dennoch schaffte er es, sich zu beherrchen. Der Grund dafür war jedoch seine immer noch recht ausweglose Situation: Er hatte keine Waffen, kein Geld und auch keine Kraft mehr, sich beides zu beschaffen.
"Ich werde dich nicht mit <i>Herr</i> oder <i>Meister</i> ansprechen, aber ich werde dir folgen und zur Not auch deinen Packesel spielen ... bis die Schuld beglichen ist."
Kazel stand mit noch etwas wackeligen Beinen auf und schaute erneut über die Ebene.
"Wenigstens hast du dir die richtige Gegend ausgesucht. Hier kenne ich mich aus und kann dir noch sehr nützlich sein."
Re: Die Flucht
Verfasst: Donnerstag 17. August 2006, 22:28
von Kazel Tenebrée
Kazel nahm das Gold und den Dolch an, es war tatsächlich sein Dolch. Er erkannte das Wappen der Tenebrées darauf. Es war dasselbe wie auf seinem Arm, jedoch für niemanden sichtbar, da der Ärmel seines Hemdes die Tätowierung verdeckte.
Kazel steckte das Gold in die Innentasche seines Mantels, denn dort war jetzt Platz, da er all seien Wurfsterne losgeworden war.
"Am liebsten würde ich hier in der Stillen Ebene bleiben", meinte er. "Sie ist das bisher einzige Stück Land, das ich meine Heimat nennen würde. Aber du willst sicherlich nicht ewig in der Wildnis schlafen und dich von Kaninchen ernähren ... obwohl ... Nun, wir sollten einfach mal losgehen. Wenn ich mich hier so umschaue, sind wir noch nicht über den großen Fluss gekommen. Die andere Seite der Stillen Ebene dürfte sicherer sein – und weiter weg von Pelgar. Lass uns zur Brücke über den Fluss gehen."
Kazel befestigte den Dolch an seinem Gürtel und marschierte los. Leon stampfte ihm hinterher. Es dämmerte bereits in der Ferne und Schatten begannen, aus ihren Schlupfwinkeln zu kriechen.
"Sag an, Leon, was soll ich denn genau für dich tun? Warten, bis ich einen Weg finde, von meiner Schuld loszukommen? Wohl kaum. Und du hast mich sicherlich nicht zu deinem Gefolgsmann gemacht, damit du ein wenig Gesellschaft hast. Ich kenne euch Orks, ihr hasst Elfen, auch die dunklen. Ihr meidet sie und es ist euch nur Recht, wenn sie dasselbe tun. Ein frohes Beisammensein kann also hier nicht zutreffen, zumal wir uns kaum kennen."
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 00:42
von Kazel Tenebrée
Leon legte an Tempo zu und Kazel hatte ein wenig Probleme, mit ihm mitzuhalten. Er war sonst ein recht schneller Elf und sehr flink, doch nach seinem für ihn geradezu traumatischem Erlebnis in den Kerkern von Pelgar brauchte er zunächst einmal etwas Zeit zum Erholen.
"Warte, Leon!", rief er dem großen Ork nach und beschleunigte seine Schritte, so gut er konnte. "Wir brauchen nicht zu hetzen, es wird bald dunkel und die Nacht ist unser Freund. Wenn wir des nachts normal weitergehen, sind wir bei Sonnenaufgang mit Sicherheit an der Brücke. Wir haben sogar Zeit, eine Rast einzulegen, sollten wir eine brauchen. Außerdem erwartet uns auf der anderen Seite des Flusses sowieso nicht mehr als hier. Nur habe ich dort mehr Zeit verbracht und kenne die Gegend besser."
Kazel überholte Leon und ging wieder vor ihm her.
"Folge mir einfach, ich bringe dich ans Ziel", sagte der Mischling und schritt voran.
Er hatte sich wieder seine Kapuze aufgesetzt und tief ins Gesicht geschoben, auch wenn sie in der Stillen Ebene um diese Zeit kaum jemandem begegnen würden. Kazel war es lange Jahre so gewohnt und fühlte sich wesentlich sicherer, wenn sein Mischblut verborgen war.
[ab hier Post als Spielleiter]:
<i>So wanderten die beiden die ganze Nacht lang durch die Stille Ebene, immer Kazels Gespür für die Wildnis folgend. Als die ersten Sonnenstrahlen über die weiten Wiesen schienen, erreichten Leon und Kazel die Brücke. In der Ferne konnten sie einen Wagen oder Karren ausmachen, der gerade zwischen den Hügeln verschwand. Doch es stand noch eine Gestalt an der Brücke, die dem davonziehenden Wagen nachschaute.</i>
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 01:02
von Kazel Tenebrée
Kazel nahm schweigend das Dörrfleisch an. Er hatte Riesenhunger und das Gefühl, dass seine Kraft zurückkehrte, kaum dass er ein Stück abgebissen hatte.
Noch während er aß, antwortete er: "Ja, das ist sie, die Brücke." und zeigte mit dem Finger auf ihr vorläufiges Ziel.
"Warte! Wer ist das?", raunte er Leon plötzlich zu und blieb sofort stehen. Seine rechte Hand glitt sofort zu seinem Dolch und mit der linken fasste er in den Mantel. Als er sich aber bewusst wurde, keine Wurfsterne mehr zu besitzen, ließ er davon ab.
"Schleichen wir uns näher heran, wir wissen nicht, ob der Fremde dort vorne ein Feind ist."
Kazel ging schon geduckt und mit seitlichen Bewegungen zu einem kleinen Grashügel, hinter dem er sich verstecken und trotzdem die Brücke weiter beobachten konnte.
Auffordernd winkte er Leon zu, sich auch zu verstecken.
<b>Oh, Göttin Manthala, lass ihn auf mich hören. So, wie ich diesen Ork inzwischen einschätze, spaziert er geradewegs auf den Fremden zu. Oh, ich kann kaum denken, die letzten Tage nagen noch an meiner Kraft. Ich muss mich endlich einmal ausruhen.</b>
Mit verkniffener Miene sah Kazel zu Leon rüber und hoffte auf eine Reaktion, die sie beide nicht ins Verderben stürzen würde.
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 01:23
von Kazel Tenebrée
<b>Er hat Recht. Eigentlich ganz praktisch, ihn als Schutzschild mitzuhaben. Ich brauch mir im Grunde keine Sorgen zu machen. Warum hab ich dann so ein ungutes Gefühl? Ach, das liegt sicher am Schlafmangel.</b>
Kazel kam wieder aus seinem Versteck hervor und an Leons Seite.
"Vermutlich hast du Recht, ich kann mich an meine Rettung nicht mehr erinnern, aber du hast sicher einige Wächter bewusstlos geschlagen. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein."
Leon schaute Kazel nur amüsiert an. Hätte er jetzt Kazels Gesicht gesehen, so hätte er bestimmt laut gelacht, denn Kazel trug einen solch trotzigen Ausdruck, dass es nur noch lächerlich wirkte. Schließlich meinte er mürrisch: "Ich bin nun einmal lieber wachsam, auch wenn ich einen Ork auf meiner Seite habe."
Kazel seufzte.
"Also gehen wir."
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 01:33
von Kazel Tenebrée
<b>Tot?! Er hat die Soldaten umgebracht?! Oh, nein! Jetzt wird auch noch er verfolgt. Dieser Bastard von Kommandant lässt uns sicher nicht so einfach ziehen.</b>
Kazel war so entsetzt über Leons Worte, dass er garnicht mehr mitbekam, was der Ork sonst noch zwischen seinem letzten Bissen erzählte. Er folgte ihm einfach ein wenig verwirrt und schwieg.
<b>Er hätte sie nicht umbringen sollen ... niemand sollte umgebracht werden – außer vielleicht diese grausamen Dunkelelfen.</b>
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 12:05
von Kazel Tenebrée
Kazel und Leon erreichten die Brücke – und die Gestalt, die bis vor kurzem noch dort gestanden hatte und jetzt mit gehobenem Kopf und ohne Blickkontakt an ihnen vorbeiging.
Doch Kazels Aufmerksamkeit galt nicht ihrem eleganten Gang, nicht ihrer natürlichen Schönheit und auch nicht ihrem zielstrebigen und entschlossenen Vorbeischreiten.
<b>Dunkelelfe ...!</b>
"Dunkelelfe!", schrie er das Wort wie einen Fluch aus, zog seinen Dolch und stürzte sich auf sie, noch bevor Leon de War etwas unternehmen konnte. Er riss Xune um und die beiden rangen am Boden.
Xune war ausgeruht und besaß demnach mehr Kraft als Kazel, doch dieser entwickelte in seinem blinden Hass enorme Willensstärke, die seine letzten Kraftreserven anfachte.
"Ich töte dich, Elende! Stirb durch meine Klinge!" Wie im Rausch schrie Kazel es aus und seine tintenblauen Augen loderten in Flammen aus Hass.
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 13:55
von Kazel Tenebrée
Plötzlich stieß Xune Kazel zurück und er landete am Boden. Im nächsten Moment zeigte die Spitze vom Schwert der Dunkelelfe auf seine Kehle. Triumphal schaute sie auf ihn herab.
Leon wollte eingreifen, doch Kazel schrie ihm zu: "Halte dich da raus, Ork!"
Mit finsterem Gesichtsausdruck starrte er Xune an. Wenn Blicke hätten töten können, wäre die Elfe jetzt verloren gewesen, doch im Augenblick schien das Glück auf ihrer Seite.
"Und wenn ich dabei selbst umkomme, Euch werde ich mitnehmen, dunkle Bastardin! Erst vor kurzem habe ich dem Tod ins Auge geblickt, ich habe keine Angst vor ihm." Und mit diesen Worten rollte sich Kazel zur Seite. Ein kleiner Schnitt an seinem Hals blieb ihm nicht erspart, doch er entkam mit flinker Bewegung dem Stich von Xunes Schwert. Schnell sprang er auf, den Dolch griffbereit. Nun standen die beiden Elfen sich gegenüber, jeder mit gezogener Waffe und grimmigem Gesicht. Dazwischen stand der Ork, reglos.
Die Stille Ebene machte ihrem Namen auf einmal alle Ehre, denn für einen Moment schwiegen alle und keiner wagte, sich auch nur zu rühren.
<b>Was macht eine Dunkelelfe hier? Ist sie eine entflohene Gefangene? Egal, ich werde über sie richten.</b>
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 14:26
von Kazel Tenebrée
"... du bist der Abschaum unserer Rasse!..."
<b>Sie hat ... Recht. Wer bin ich schon? <i>Was</i> bin ich schon? Nur ein Wurmgezücht aus den beiden großen Elfenrassen, ein dreckiger kleiner Nichtsnutz, der eigentlich längst hätte tot sein sollen ... zwischen den Fronten und nirgends zugehörig ... so war es schon immer.</b>
Kazel ließ den Dolch los und fiel auf die Knie, den Kopf gesenkt. Schweigend saß er da, in Selbstzweifel versunken. Ihm war egal, was die Dunkelelfe jetzt tun mochte. Es war ihm gleich, was Leon dachte. Er wollte sich nur in die Tiefen der Stillen Ebene zurückziehen und allein sein, denn diese Zeit war die beste, die er bisher in seinem Leben gehabt hatte ... die zwei Jahre einsamen Daseins in der Grasebene.
"Zieh deiner Wege, Dunkelelfe", sagte Kazel mit trockener Stimme. "Aber meide Pelgar, wenn du nicht sterben willst." Dann stand er auf, nahm seinen Dolch und wandte sich ihr ab. Er ging nicht weiter, aber er sah weder Xune noch Leon an, sondern starrte bedrückt auf den staubigen Pfad.
Re: Die Flucht
Verfasst: Freitag 18. August 2006, 20:02
von Kazel Tenebrée
Kazel wurde beinahe gewaltsam über die Schulter des Orks geworfen.
Seine Nase blutete und seine Wange schwoll ein wenig an, alles Auswirkungen von Leons breiter Faust.
"Du willst sie einfach weiterziehen lassen?", stieß Kazel hervor und schaute zurück. Xune entfernte sich. "Sie wird dem Kommandanten direkt in die Arme laufen!"
Leon schien überrascht zu sein, dass Kazel sich über Xune so sorgte, wo er sie doch vor wenigen Minuten noch umbringen wollte. Aber genau darum ging es.
<b>Ich kann nicht zulassen, dass sie in Pelgar verurteilt und getötet wird ... ich will das tun!</b>
"Wir sollten sie aufhalten. Sie gehört zum dunklen Volk, wie wir."
<b>Oder zumindest wie du!</b>
"Sie kann uns vielleicht helfen, immerhin läuft sie nicht herum als sei sie auf der Flucht. Willst du dich ewig mit mir in der Stillen Ebene verstecken? Wir könnten sie fragen, woher sie kam und dorthin ziehen."
Kazel war sich bewusst, dass er den Ork fast schon anbettelte, noch einmal zu Xune zurückzulaufen und mit ihr zu reden, aber in seiner derzeitigen Situation fiel ihm nichts Besseres ein.
<b>Komm schon, dreh um! Wenn ich sie schon nicht töten kann, so sollte ich wenigstens auf sie achten können ... und zusehen wie ein anderer meine Arbeit macht.</b>