Das Anwesen der Nachtklingen

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Synnover » Mittwoch 4. Januar 2023, 08:52

Einstiegspost

Was für ein Kampf! Das Publikum auf den Bänken hatte geschrien und gejubelt. Die besser betuchten Zuschauer in ihren Logen, verziert gemäß dem jeweiligen Adelshaus, hatten aufmerksam zugesehen und als der Kombattant endlich leblos im Staub landete, war das gesamte Schwarze Kolosseum außer sich gewesen. Noch immer rauschten Synnover die Ohren vom Gegröle aus der Menge. Wieder einmal hatte das weiße Kaninchen auf wundersame Weise einen Feind überwunden. Er wusste, dass nach wie vor viele gegen seinen Sieg wetteten. Vereinzelt kam es ja auch vor, dass er eine Niederlage einstecken musste. Umso ehrgeiziger war er dabei gewesen, den viel größeren Ork heute bluten zu lassen. Oh und wie groß dieses Ungeheuer gewesen war. Synnover hatte schon als Kind bei seinen ersten Besitzern aufgeschnappt, dass man die Hünen unter ihnen als Oger bezeichnete. Wenn dieses rare Gulasch, dieser Raz'ulak oder Rotz'ulak oder wie auch immer er hieß nicht zu den Ogern gehörte, dann wusste Synnover auch nicht weiter. Er war gewaltig gewesen, Muskel bepackt und ein erfolgreicher Schlag hätte ihm garantiert den letzten Funken Leben aus den Rippen gebrochen. Aber er war es, auf dessen Namen es nun nicht mehr ankam. Er war es, den man reglos und mit mehreren Mann aus der Arena hatte schleifen müssen, während er eine feine Blutspur im Sand hinterließ. Er hatte verloren, dier Rotz'ulak! Oder wie auch immer er hieß. Es spielte keine Rolle. Er würde vergessen werden wie sein letzter Kampf. Aus Syns Sicht war die Auseinandersetzung mit dem Ork nämlich nicht einmal etwas, das ihm lange im Gedächtnis bleiben würde. Vielmehr, der Kampf war langweilig gewesen und kaum eine Herausforderung.
Aber das ist das Los eines unschlagbaren Siegers.
Nicht weniger war er und nicht weniger verdiente er! Syn, das weiße Kaninchen. Sein Name würde noch Tage später Inhalt vieler Gespräche der einfachen Bürger sein. Sie waren ja so leicht zu beeindrucken. Nur weil er besonders gut ausweichen konnte und folglich von einem plumpen Berg aus Muskeln und Dummheit nicht getroffen wurde, vergötterten sie ihn. Er lehnte sich nicht auf. Vergötterung war etwas Gutes und seinem Stand gerade so angemessen. Leider machte es einst herausfordernde Begegnungen zum Alltag. Wenn niemand ansatzweise an die eigenen Fähigkeiten heran reichte, saß man eben einsam auf dem Thron an der Spitze. Langeweile war der Preis, aber auch unermessliche Anerkennung.
Synnover hatte nie danach gestrebt, sein Sklavendasein zu verlassen. Nie war ihm in den Sinn gekommen, sich von seinen Herrschaften, den Dunkelelfen des Nachtklingen-Hauses, loszusagen. Warum auch? Sie sahen in ihm eine mehr als perfekte Investition und verziehen ihm sogar die kleinen Niederlagen. Mit Peitschenhieben oder Amputation wie es anderen Verlierern zum Schicksal wurde, musste er sich nicht auseinandersetzen. Denn er war schön, so unsagbar schön. Er hörte diese Tatsachen hinter vorgehaltener Hand fast ebenso häufig wie er Siege für seine Herren einfuhr. Beides genoss er, beides erwartete er. Immerhin hatte er sich im Laufe seines Lebens endlich einen Namen gemacht.
Das einzige, was begann ihm bitter aufzustoßen, war sein persönliches, kleines Reich. Dabei sollte man meinen, dass er demütig und dankbar sein sollte, dass man ihm als Sklaven überhaupt ein Zimmer im Anwesen der Nachtklingen zugestand. Er hielt sich jedoch nur sehr selten darin auf und meistens zum Nachdenken oder zum Schlafen. Die kahlen Wände, das schlichte Bett und der wenngleich bequeme, aber doch prunklose Sessel vor einem ebenso schlichten Kamin entsprachen seinen Ansprüchen einfach nicht. Viel lieber wanderte er durch die Abschnitte des Hauses, die ihm erlaubt waren zu betreten. Inzwischen zog es ihn auch immer öfter in die Bibliothek, selbst wenn er dort nur sporadisch in den Büchern blätterte. Gern verbrachte er auch Zeit im großen Salon der Nachtklingen. Der mit den schwarzen Vorhängen und den Wandteppichen, welche das Wappen des Hauses aufwiesen. Das gleiche, was man ihm in den Nacken tätowiert hatte: der von einer dornigen Rose umschlungene, gewellte Dolch. Gern hätte er dieses Bild einmal selbst betrachtet, aber mit dem Wandspiegel in seinem Zimmer war es unmöglich. Er musste darauf hoffen, dass das Hautbild zentral saß und ordentlich gestochen worden war.
Heute aber schaute Synnover sich andere Teile seines Körpers an. Nach dem Kampf und dem damit verbundenen Ende dieses Ogers ... Raz'lag? Rotzlappen? Wie auch immer ... nach dem Sieg des weißen Kaninchens hatte man ihn wie üblich erst in einen der Aufenthaltsräume unter dem Schwarzen Kolosseum geführt. Dort hatte er auf einer Bank ausgeharrt, sich ausgezogen, sich untersuchen lassen und waschen können. Danach hatte er gewartet, bis einer der Nachtklingenboten ihn für den Rückweg abholte. Man gewährte dem großen, kelinen Gladiator mit der hellen Haut und den silbrig schimmernden Haaren zwar viele Freiheiten und er durfte sich auf Nachfrage auch manchmal in der Stadt bewegen, aber er schätzte es, mit einer Kohorte nach Hause zurückzukehren und war sie auch noch so klein. Oft genug war er schon bei einem Alleingang auf offener Straße von irgendwelchen Morgerianern belästigt worden, die selbst einmal einen Kampf gegen ihn wagen wollten. Oder von den zahlreichen, aber viel zu hässlichen Frauen des einfachen Volkes, welche erhofften, er würde ihnen eine Kinderschar errammeln wie es für ein Kaninchen angemessen wäre. Ha! Als gäbe er sich mit jeder beliebigen Gelegeheit zufrieden. Von den meisten würde er sich nur unliebsame Krankheiten holen! Er kannte auch die schlechteren Wohnbezirke der Stadt. Das Orkviertel, in dem sein Besitzer Sodth gelebt und ihn an die Nachtklingen verkauft hatte. Sein Haustierchen...
Synnover weinte ihm keine Träne nach. Bei den stinkenden Orks wäre er nur früher oder später gefressen worden oder in einer ihrer Pissepfützen krepiert! Und sie luden sich manchmal auf die bloße Pestilenz ins Haus. Sodth und die Reißer nicht, aber irgendeiner ihrer Nachbarn hatte diese ... diese Pestbeule von Goblin-Großmutter schon mehr als einmal in seine Baracke gelassen. Diese stinkende Kuralla, welche man schon am Rande des goblinischen Wohnviertels riechen konnte, ob man wollte oder nicht!
Synnover war froh, in den Nachtklingen neue Herren und Herrinnen gefunden zu haben. Natürlich würde er da niemals offen zugeben, solange es nicht dabei half, einem von ihnen Honig um's Maul zu schmieren. Trotzdem schätzte er seine veränderte Lebenssituation. Wenn nur sein eigenes Zimmer etwas komfortabler wäre. Er musste dringend an einigen Schnüren ziehen, damit man ihm wenigstens einen Teil des Prunkes zugestand, den er auch im restlichen Anwesen ständig zu Gesicht bekam. Er würde dadurch nur mehr erstrahlen und könnte sich folglich noch besser auf seine Kämpfe vorbereiten.
Gerade stand er erneut vor dem einzigen Spiegel seiner unzumutbaren Kammer. Den Boten der Nachtklingen hatte er direkt in der Eingangshalle entlassen, sich aus der Gesindeküche ungefragt noch eine Hammelkeule mitgenommen und diese in eine der kostbaren Porzellanvasen fallen lassen, nachdem er den Knochen größtenteils abgenagt hatte. In seinem Zimmer musste er sich dann das triefende Fett von den Fingern waschen und betrachtete jetzt sein Antlitz im Spiegel. Er war den Schlägen des Orks jedes Mal wunderbar ausgewichen, aber der durch seine Waffen aufgewirbelte Staub hatte Syns Haut stark beansprucht. Er zupfte an seinen Wangen herum, spannte sie am Kiefer und hob zufrieden einen Mundwinkel, weil alles noch angenehm glatt und seidig war. Irgendwie hatte ihn nie das Schicksal ereilt, besonders ausgeprägten Haarwuchs zu entwickeln.
Das nackte Kaninchen...
Er schmunzelte dünn. So ganz stimmte es nicht. Er legte nur keinen Wert auf einen kratzigen Rauschebart, aber glücklicherweise hatte sich bis heute bei ihm im Gesicht nicht einmal Flaum gezeigt. Andernorts sah es anders aus und er pflegte seine Körperbeharrung mit großer Sorgfalt, damit sie seine anderen ... Talente besonders betonte. Das gefiel jenen, die ihn auch außerhalb eines Kampfes in ihrer Nähe wünschten. Und ihm gefiel es eigentlich auch. Sauberkeit war wichtig, denn ohne sie wäre er nur noch halbgöttlich schön. Selbstzufrieden betrachtete er sich, verfiel beinahe dem eigenen grasgrünen Blick und beugte sich dann sogar vor, um sein eigenes Spiegelbild zu küssen. Oh, er wäre sein bester Liebhaber und würde sich niemals enttäuschen!
Das einzig Enttäuschende heute war der Kampf gegen diesen ... wie hieß er noch? Diesen Ork. Diesen kraftvollen Hünen, der durchaus beeindruckt hatte, aber viel zu schnell in den Staub gefallen war und durch seinen Atemnot-Zauber das Leben weitaus früher ausgehaucht hatte als manch anderer. Wie tragisch, dass Syn sich in ihm Hoffnungen auf einen spannenden Kampf gemacht hatte. Welche Verschwendung seiner Lebenszeit und wohl trainierten Fähigkeiten! Er brauchte Zerstreuung, irgendetwas, das sein Gemüt wieder erhellte, damit seine Gedanken wieder so schön wie sein Äußeres wären.
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Erzähler » Freitag 6. Januar 2023, 11:23

Wie am Schnürchen verlief auch dieser Kampf. Synnover hatte seinem kunstvollen Namen erneut alle Ehre gemacht und das Publikum liebte ihn dafür. ‚Das weiße Kaninchen‘, welches hakenschlagend und flink durch die Arena wetzte, um seinen Gegner jeglichen Atem zu nehmen. Die Menge hatte gefeiert, geklatscht und gerufen. Und das gab dem Silberhaarigen nur noch mehr Flügel. Keiner von ihnen ahnte, wie er es anstellte so schnell zu sein und binnen Sekunden den Ort zu wechseln. Dabei rann ihm nicht mal eine Schweißperle über sein bezauberndes Antlitz. Wie auch? Der Kampf war für den Menschen nichts besonderes gewesen. Einzig die Herausforderung diesen Muskelberg in den ranzigen Sand zu schicken, hatte ihn beflügeln können. Ansonsten aber unterschied sich dieser Kampf nicht von denen, die er zuvor bestritten hatte. Es war ihm pure Genugtuung, dass er in der Lage war auch einen Berg von einem Ork zu bekämpfen und als Sieger hervorzugehen. In diesem Fall sogar klarer Sieger, denn der schwerfällige Grüne hatte ihn nicht einmal treffen können. Lediglich dumm dreinschauen.
Syn konnte zufrieden sein mit seiner Leistung und darauf hoffen, dass es seine Herren und Herrinnen ebenfalls waren. Doch das hatte Zeit. Er wusste, dass er nun erstmal genug Freiraum hatte, um von der Adrenalinspitze auf ein Normalmaß zurückzukehren. Seine schmutzige Kleidung hatte er bereits nach dem Kampf wechseln können. Auch er wurde nach einem Kampf immer erstmal in die Aufenthaltsnischen jenseits der Blicke der Zuschauer gebracht. Hier konnte sich der siegreiche Gladiator einen Moment sammeln und die Anstrengung sacken lassen, bevor er dann baden und sich umziehen konnte. Syn war makellos, wenn er zu seinen Besitzern zurückkehrte. Auch dieses Mal hatte er keine Prellung oder auch nur einen minimalen Kratzer abbekommen. Es war sein Glück, denn das zweite, wichtige Merkmal seiner Beliebtheit war definitiv sein Äußeres. Er war wunderschön, himmelsgleich wie auch andere ihn bereits betitelten. Er wusste es ohnehin und konnte nur milde lächeln, wenn andere es viel zu spät erkannten. Allerdings setzte das auch voraus, dass er sich nicht treffen ließ. Denn eine Heilung dauerte lange, der Prozess musste sorgfältig vonstattengehen, damit auch keine Narben zurückblieben. Es war lästig, immer wieder die altersschwachen Finger des Heilers über seine wundervolle Haut zittern zu sehen, in der Hoffnung, dass er es nicht vermasselte.

Gleichwohl lästig war aber auch sein Zimmer. Ja, er besaß eines, obwohl er Sklave und Gefangener war. Doch ihm war schnell klargeworden, dass wenn er seine Sache gut machte, er auch gewisse Annehmlichkeiten einfordern konnte. Er zog seinen Nutzen aus dieser unsäglichen Verbindung, die sich mehr und mehr zu seinen Gunsten formte. Die Nachtklingen waren ein reiches Adelsgeschlecht in Morgeria. Er wusste, dass sie sehr einflussreich waren und ebenso gefürchtet. Er hätte es kaum besser treffen können, wenn er es recht bedachte. Denn die Klingen waren weder jähzornig noch handelten sie unüberlegt. Ein solches Familienimperium baute sich nicht durch kopfloses Handeln und schnelle Vollstreckung aus. Nein. Seine Besitzer beobachteten, wägten in Ruhe ab, handelten falls nötig leise und im Verborgenen. Syn hatte noch nie fürchten müssen, dass einer der Angehörigen der Familie, die alle gleichwohl für ihn Herr oder Herrin waren, einen Übergriff auf ihn beging oder gar duldete. Dennoch lag jedes Mal ein gewisses Maß an Anspannung im Raum. Denn auch wenn er wusste, dass ihm wohl niemand im Eifer eines Gefechts den Kopf von den Schultern trennte, um das karge Zimmer neu zu dekorieren… Lautlos im Schlaf oder während er einen Schluck Wein nahm – da besaßen sie doch viele Möglichkeiten. Und bei all den Annehmlichkeiten war er ihr Eigentum. Ihr Besitz und er hatte Folge zu leisten. Beflügelt aber von seinem erneuten, glanzvollen Sieg keimte in ihm ein neuer Wunsch, den er für angemessen erachtete. Sein Zimmer war… eben das. Ein Zimmer. Es spiegelte aber nicht ihn wider und schon gar nicht wurde es seinen Ansprüchen gerecht. Syn war extravagant. Er war guten Weinen ebenso wenig abgeneigt, wie teuren Stoffen und auch wenn er Sklave war, brauchte er schließlich nicht zu hausen, wie das gemeine Volk. Er war besser. Das wusste er.

Im Spiegel betrachtete er sein Antlitz und war im höchsten Maße zufrieden mit sich. Warum auch nicht? Er war schön – war es verkehrt, sich selbst dermaßen zu lieben, sodass man nicht mal widerstehen konnte, sich selbst zu küssen? Syn empfand es als normal. Und während seine Lippen das kühle Glas berührten, hätte er fast glauben können, sich selbst zu schmecken. Allerdings wurde diese Empfindung unterbrochen, als in seinem Rücken ein Schnalzen der Zunge erklang. Hinter ihm stand das jüngste Mitglied der Familie, die sich hinter dem Pseudonym „Nachtklingen“ verbarg. Zarrahtindae – kurz Zarrah – besuchte ihn nicht so häufig wie andere Familienmitglieder. Er hatte bisher wenig mit ihr zu tun gehabt, sie hier und dort mal gesehen und durchaus erkennen dürfen, dass sie eine gewisse Ausstrahlung hatte. Zarrah hatte immens lange, weißgraue Haare, die sie meist zu einem hohen Pferdeschwanz trug, sodass ihr schlanker Nacken stets sichtbar blieb. Ihre langen Ohren ragten an den Seiten ihres Kopfes hervor. Wilde Strähnen fielen ihr links uns rechts des Gesichts auf die Schlüsselbeine und betonten einen verheißungsvollen Ausschnitt. Sie hatte die Arme vor einem athletischen Körper verschränkt, während sie Syn’s kleine Liebelei mit sich selbst beobachtete. Ihr Gesicht war stets glatt und vermeintlich ausdruckslos. Ihre ebenmäßige, dunkle Haut bot einen Kontrast zum weißgräulichen Haar, das ihr eine gewisse Reife verlieh. Feine, helle Augenbrauen rahmten die stechenden, dunkelgrünen Augen, die ihn musterten. Ihre Gesichtszüge waren ebenso apart und fein wie seine eigenen. Ihr Mund mit vollen Lippen, blieb meist geschlossen, wenn andere in der Nähe waren. Sie schien eine Beobachterin zu sein oder ein Raubtier, das im Hintergrund lauerte. Das sie nun heute hier stand, war ungewöhnlich. Zarrah machte sich nichts aus Gladiatorenkämpfen und schien auch sonst kein gesteigertes Interesse an dem ‚neuen‘ Spielzeug ihrer Familie zu haben, was an sich natürlich schon Frevel war. „Bist du fertig?“, kam es kühl aus seinem Rücken. Zarrah rührte sich nicht. Überhaupt war sie ganz ohne Geräusche zu machen, in sein Zimmer gekommen und hatte ihn wer weiß wie lange beobachtet. Nun stand sie an der Wand unweit seiner Eingangstür und präsentierte ihr Können, in dem sie einfach nur dastand. Die dunkle Lederkleidung schmeichelte ihren schmalen Hüften und den schlanken, langen Beinen durchaus. An ihrem Gürtel trug sie einen der Familien-Dolche offen zur Schau. Doch Syn hatte bereits kennengelernt, dass die Nachtklingen immer noch ein Ass im Ärmel hatten. Und Zarrah war ein Buch mit sieben Siegeln, welches sich ihm bisher nicht öffnen wollte.
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Synnover » Freitag 6. Januar 2023, 12:16

Sein Spiegelbild würde ihn niemals ersetzen können, soviel stand fest. Denn obgleich es mindestens genauso schön wie das Original war, reichter dieser Synnover bei weitem nicht an die Kussfertigkeiten des echten heran. Seine Lippen waren zudem viel zu glatt, kühl und schmeckten nach dieser Mischung aus Brunnenwasser und einem Schuss Zitronensaft, mit dem die niederen Sklaven des Haushalts dem Schmutz auf die Pelle rückten. Es roch angenehm, aber geschmacklich war es wirklich keine Wohltat. Syn dachte schon darüber nach, gleich einen Schluck des lieblichsten Fruchtweines zu versuchen, damit auch seine Lippen bei einem Kuss süßlich schmecken würden, da unterbrach die feine, aber messerscharfe Stimme einer Frau seine selbstverliebten Träumereien.
Er erkannte sie sofort, dazu brauchte er sich nicht umzudrehen. Zwar sprach Zarrah in der Öffentlichkeit eigentlich nie, wenn sie nicht gefragt wurde und galt auch in der Arena als eher sporadischer Gast, doch gänzlich unbekannt war sie dem weißen Kaninchen natürlich nicht. Sie gehörte zum Haushalt, sie war eine Nachtklinge, somit war sie eine ebenso gleichgestellte Herrin wie jedes andere Mitglied der Familie. Und sie konnte sich lautlos in sein Zimmer schleichen wie alle anderen. Ein Umstand, der Synnover noch immer mehr als ein Dorn im Auge war, denn es verunsicherte ihn. Es weckte eine gewisse Spur von Furcht, wie es mit ihm enden könnte, wenn er seine Herrschaften nicht bei Laune hielt. Sie würden kein Massaker an ihm begehen. Er schätzte ihre Art und Weise zwar, Probleme still und ohne großes Blutvergießen aus dem Weg zu räumen, nicht jedoch, wenn er das Ziel wäre. Ohnehin schätzte er keinen der ihren. Sie mochten besser als Sodth und die Reißer sein - deutlich besser, allein schon aufgrund ihres Reichtums und damit verbundenen Annehmlichkeiten - aber letztendlich waren auch sie nur Versorger für ihn. Syn wusste, er würde am meisten profitieren, wenn er sich an ihre Spielregeln hielt. Selten missfielen sie ihm, aber dass Zarrah uneingeladen in seinem Rücken stand, konnte nichts Gutes bedeuten. Im besten Fall dürfte er ihren Schoß verwöhnen, aber er bezweifelte es. Sie hatte bisher kein großes Interesse an ihm gehabt und da hatten sie tatsächlich etwas gemeinsam. Doch was könnte sie von ihm wollen?
Ihre Frage, ob er bald fertig sei, hallte noch immer mit leichtem Echo in seiner viel zu leeren Kammer. Es erinnerte Syn aber daran, dass es im Raum mit zwei Personen darin nun doch etwas enger geworden war. Zumal das Ego des einen ohnehin schon sehr viel Platz einnahm. Noch immer würdigte er der jungen Herrin lediglich einen Blick über Umwege, indem er ihre Reflexion im Spiegel betrachtete. Er hob einen der schlanken Finger an, löste sich von seinem makellosen Antlitz und ging zum einzigen Fenster des Raumes. Es war klein, schmucklos und von außen vergittert, damit niemand auch nur ansatzweise einen Versuch wagte, hinein- oder heraus zu gelangen. Syn hatte das nie vorgehabt. Warum den Luxus eines eigenen Zimmers aufgeben, selbst wenn es so minderwertig war? Immerhin musste er nicht mehr im Schmutz zwischen orkischem Unrat oder schlimmer noch, in einem Schrank schlafen. Er öffnete das Fenster, um etwas Luft in den Raum zu lassen und kehrte zu seinem Spiegel zurück.
Nein, er war noch nicht fertig. Stattdessen testete er seine Grenzen aus, indem er Zarrah noch eine Weile warten ließ, weil er erst sein Bild, dann sich selbst geradezu sinnlich an der Wange und bis hinunter zum Hals streichelte. Er richtete sich die Frisur, anschließend den Kragen und musterte sich, während er seinen schlanken Körper vor dem Spiegel in Positionen verbog, von denen er annahm, sie könnten im Kampfrund grazil aussehen zwischen den Augenblicken, in denen er Haken schlug und jedem Angriff seiner Gegner auswich. Das übte er oft, denn in der Arena musste jede einzelne Pose sitzen, um das Publikum nicht zu verlieren.
Erst als er zufrieden war, lächelte er sich selbst noch einmal an und raunte ein süßes: "Du bist so schön. Herausragend." Dann drehte er sich endlich zu der Dunkelelfe um, verneigte sich im Heranschreiten gar demütig vor ihr und bot an, ihr einen Kuss auf die Luftfläche zwischen seinen Lippen und ihrem Handrücken zu setzen, sofern sie der höflichen Geste nachkam und ihm überhaupt ihre Finger darbot. Ansonsten verzichtete Syn natürlich. Er kannte es, dass einige seiner Herrinnen und auch Herren diese Art des Grußes von ihm erwarteten. Da fiel ihm auf, dass er Lyss in dieser Hinsicht überhaupt nicht einschätzen konnte.
"Zarrahtindae, meine Herrin", grüßte er sie somit auf Lerium zurück, richtete sich wieder auf und schenkte ihr ein schmales Lächeln, in das er all seine Fähigkeiten legte, es freundlich und gehorsam wirken zu lassen. Was hinter dieser Fassade vorging, kam ihm nicht über die Lippen. Dafür fragte er ehrfürchtig: "Ihr habt den Kampf und meinen Sieg verpasst. Ich muss euch anders dienen. Sagt mir, wie." Gern hätte er seine Worte noch blumiger verpackt, aber wenn sie darauf bestand, in ihrer Muttersprache mit ihm zu reden, fiel ihm das zu schwer und er wollte sie nicht mit Fehlern seiner Formulierungen beleidigen. Es war ein sehr schmaler Grat, den eigenen Herrschaften zu gefallen und ein weitaus gefährlicherer Boden als es der Sand des Schwarzen Kolosseums je sein könnte.
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. Januar 2023, 23:47

So hässlich, wie das Leben des himmlischen Menschen bisher verlief, so immens schön reifte er darunter. Sein Äußeres war so markant, dass es das klebrige Herz eines schroffen Orks anrührte, der so etwas wie Zuneigung zu ihm empfand. Zumindest auf seine Weise. Sodth hatte für Synnover gesorgt und ihn immerhin als Haustier angesehen. Er hatte Essen bekommen und irgendwie hatte er auch ein Heim erhalten. Dass das die Seele eines Kindes aber nachhaltig und vor allem negativ beeinträchtigen konnte, lag nicht in den geistigen Fähigkeiten eines Orks, das zu bedenken. Dass Kinder Liebe und Geborgenheit brauchten. Sicherheit und Platz zur Entfaltung… Das alles wurde Syn in den Jahren seines Aufwachsens vorenthalten. Und dennoch entwickelte der Hymlianer sich zu jemanden, der einen Hang zu schönen Dingen hatte. Er wusste sich zu kleiden und den guten Geschmack von handverlesenen Trauben zu genießen. Er kannte sich mit Mode und feinen Stoffen aus und genoss Annehmlichkeiten und Privilegien, die er sich seiner Meinung nach auch erheblich verdient hatte. Er wusste, dass er als Sklave ganz andere Behandlung hätte erfahren können und wusste gleichwohl seine vier Wände zu schätzen und würde sie niemals freiwillig wieder verlassen, doch für seinen erlesenen Geschmack war das viel zu wenig. Es verlangte ihm nach mehr. Doch Synnover wusste, er musste behutsam vorgehen. Seine neuen Herrschaften waren um längen intelligenter als Sodth und seine stinkende Brut und besaßen auch deutlich mehr Einfluss. Es genügte dem Träumenden gerade so, um sich nicht nach einer neuen Hand, die ihn fütterte, zu sehnen. Gleichwohl aber war ihm bewusst, dass die Familie der Nachtklingen jederzeit das Interesse an ihm verlieren konnte. Und obwohl Syn das wusste, konnte ihn kaum etwas mehr reizen, als seine Grenzen immer und immer wieder aufs neue zu testen.

So war es kaum eine Überraschung als er sich plötzlich in Gesellschaft eben jener Herrin wiederfand, die ansonsten eher weniger mit ihm zu tun hatte. Zarrah war seinem Charme bisher jedenfalls nicht erlegen. Sie hatte er bisher nicht umgarnen können und sie hatte mit ihm auch nie das Bett geteilt oder überhaupt Andeutungen in diese Richtung gemacht. Trotzdem löste sie seine Selbstsicherheit für einen Moment in Wohlgefallen auf. Denn, dass sie unangemeldet auftauchte und ihn in seinem eigenen Zimmer besuchte, war ein perfides Machtgehabe. Sie machte klar, dass sie jederzeit in seinen Bereich eindringen und seine Sicherheit rauben konnte, er es im Umkehrschluss aber nicht durfte. Sie erinnerte Syn subtil daran, dass die Machtverhältnisse nicht ausgewogen waren. Und er versuchte es mit Ungehorsam zu kompensieren, wohl wissend, dass ihn das auch einige Schritte zurückwerfen konnte, in der Gunst der Herrschaften. Allerdings wurde Syn während seines selbstverliebten Gebarens nicht von ihr behelligt. Ihre Frage stand unbeantwortet im Raum zwischen ihnen und hing wie ein Schwert in der Luft über ihren Köpfen. Mehr über seinem, denn ihrem. Synnover konnte gut im Spiegel erkennen, während er sich seiner eigenen Bewunderung versicherte, dass die dunkelgrünen Augen auf ihm ruhten, sie sich indes aber nicht weiter rührte.
Zarrah stand wie eine Statue dort und beobachtete ihn. Sie war sich ihrer Position sicher, denn sie stand so viele Sprossen der Leiter der Hierarchie über ihm, dass sie ihm beinahe schon gönnerhaft zugestand, sich unangemessen zu verhalten. Wie ein Kind, das seinen Trotz ausleben musste, damit es am Ende spurte. Sie war geduldig. Bis sich Syn umwandte und endlich gewillt war, ihr angemessen gegenüberzutreten.

Zarrah hielt weiterhin den Blick auf ihn gerichtet, während er vor ihr stand und sich anschickte, ihr einen luftigen Handkuss zuteilwerden zu lassen. Ohne Regung betrachtete sie die dargebotene Hand und hörte die gestaksten Worte. Sie verzog dabei keine Miene, sodass Syn auch weiterhin nicht ergründen konnte, was sie bevorzugte, wie er sich zu verhalten hatte. "Ihr habt den Kampf und meinen Sieg verpasst. Ich muss euch anders dienen. Sagt mir, wie.", bemühte er sich in ihrer Sprache und musste einmal mehr hinter seinen eigenen Erwartungen zurückstecken, weil seine fremdsprachlichen Fähigkeiten es nicht zuließen, dass er Zarrah mit schönen Worten umgarnte. Das Dunkelgrün tastete sein Gesicht ab. Dieses Mal ruhte es länger als gewöhnlich auf ihm, was auch vielleicht der Nähe zueinander zuzuschreiben wäre. Plötzlich stieß sich die Elfe mit einem wohlplatzierten Ruck von der Wand ab und schob Syn somit allein durch ihre Bewegung beiseite, wenn er nicht im Weg stehen wollte, sodass sie gegen ihn stieß. Zarrah bewegte sich katzengleich durch den Raum und tippelte mit ihren schmalen Fingerspitzen über den gemütlichen Sessel und dessen Rückenlehne. „Mich interessieren die Kämpfe der Arena nicht. Sie sind Zeitvertreib für jene, die sich in ihrem langweiligen Dasein zurechtfinden müssen.“, erklangen die kühlen Worte mit ebenso kühler Stimme. Zarrah sah auf. „Du willst dienen? Fang damit an, aufzuhören Lerium zu sprechen- es beleidigt meine Ohren.“, schalt sie ihn strikt und aus ihr sprach kein Funken Wärme.
Die Dunkelelfe ließ den Blick abermals schweifen und noch immer erschloss sich dem Hymlianer nicht, was sie eigentlich bei ihm wollte. Sie taktierte gut, denn damit schuf sie ein ungleiches Machtverhältnis und zeigte ihm auf, wie sein Stand tatsächlich war. „Für einen Sklaven lebst du recht angenehm, nicht wahr?“, fragte sie, den Blick aber mehr auf seine Habe gerichtet, denn auf ihn. Zarrah schlich weiter durch sein kleines Reich. Dabei drehte sie ihm den Rücken zu als könne er ihr niemals gefährlich werden. Auch fasste sie seine Sachen an, besah sich Kostüme, Stoffe und Schmuck. Alles, was er sich bisher hatte ansammeln und verdienen dürfen. Sie glitt zum Bett und musterte es abschätzig. Die Weißhaarige zeigte deutlich, dass sie ihm diese Dinge nicht zugestand. Es waren Leihgaben ihrer Familie an ein ertragreiches Kaninchen. Nicht sein Eigentum. Er war das Eigentum und er war ihr Besitz, wenn sie es darauf anlegte. „Wie lief denn dein so wichtiger Kampf?“, fragte sie gelangweilt und machte auch keinen Hehl daraus. Zarrah setzte sich in den Sessel, der ihm zur Gemütlichkeit gereichen sollte. Dann schlug sie eines ihrer langen, schlanken Beine über das andere und hielt ihm ihren Schnürstiefel hin. Das dunkle Leder hatte Schnürungen, die das Leder bis unterhalb des Knies hielten und enganliegend waren. Die Schnürung hatte sich gelöst und sie deutete darauf. Wortlos wies sie ihn an, sich vor sie zu knien und den Fehler zu beseitigen. Dabei behielt sie den dunkelgrünen Blick auf seinem Gesicht und wenn er es nicht besser wissen würde, könnte man meinen, es zierte ein feines Lächeln diese roten Lippen, die Verheißung versprechen mochten, während über sie hinweg giftige Worte gleiten konnten.
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Synnover » Sonntag 8. Januar 2023, 09:05

Traumatische Ereignisse in der Kindheit prägten. Sie beeinflussten die Richtung, in die sich eine Seele entwickelte. Frei von Liebe und der Fürsorge einer Mutter konnte daraus nichts Gutes entstehen und doch hatte diese aus dem Himmel verbannte, kleine Seele in Synnover ihren Weg gefunden. Frei von Schrecken war er dabei nicht geblieben. Auch er besaß seine Schwächen. Auch ihn konnte man brechen, wenn man es richtig anstellte. Wo andere jedoch in ihre Abwärtsspirale aus dem falschen Glauben, nicht gemocht zu werden, zurück in Selbsthass und Einsamkeit fielen, weil sie ein Leben genommen hatten, da blieb das weiße Kaninchen ruhig und sein Fell rein. An die meisten entsetzlichen Erfahrungen hatte er sich ... nun ja, gewöhnt. Es gab keine Alternative außer selbst zu sterben und dazu besaß diese Seele einen zu großen Überlebenswillen. Synnover ließ ihn nicht heraushängen. Er begehrte nicht auf, er schrie nicht oder sträubte sich. Er passte sich an und suchte die Schlupflöcher, aus denen sich für ihn die besten Anteile ergattern ließen.
Ob er sich deshalb mit Schmuck, feinen Stoffen und so viel Luxus umgab, dass andere Sklaven ihn niemals auf eine Ebene mit sich selbst gesetzt hätten, behielt er für sicht. Er sprach nicht darüber, was er mit all der Schönheit aufzuwiegen suchte, aber dass ihn schillernde Edelsteine, hochwertige Kleidung, Musik, ein heißes Bad in duftendem Wasser oder der Wert eines noblen Weines von der Düsternis seiner Pfade ablenkten, war irgendwo nachvollziehbar. Auch, dass er seine Grenzen absteckte. Er musste wissen, wie weit er bei wem gehen konnte.
Bei Zarrahlindae war es ungemein schwer einzuschätzen. Sie war schwer einzuschätzen, weil sie sich in keinster Weise auf ihn einließ. Warum es die Jüngste der Nachtklingen folglich in Syns kleines Reich hineinzog, blieb ihm ein Rätsel. Aber er war nicht dumm. Er hatte es versucht, sie zu reizen. Er hatte sie warten lassen, in ihrer eigenen Sprache kommuniziert und durch winzige Gesten und Augenaufschläge experimentiert, wie empfänglich sie für seinen Körper war. Zarrah jedoch ließ alles an sich abprallen. Sie wusste zu kontern, ohne auch nur laut zu werden. Sie kannte ihre Stellung im Haushalt, die weit über der des Kaninchens stand. Sie wusste, dass sie ihm alles und noch mehr mit nur einem Wort nehmen könnte. Aber Synnover wusste das ebenfalls. Er würde sich auf keinen Kampf einlassen, bei dem vorher schon feststand, wie unmöglich das Erringen eines klassischen Sieges war. Also entschied er sich wie auch so oft in der Arena, auszuweichen und seinen Feind mitsamt seinen Fähigkeiten am langen Arm verhungern zu lassen, bis er sich ihm entledigen könnte. Bei Zarrah bedeutete das, ihr gefällig zu sein und sie am besten nicht in Missgunst zu versetzen. Er würde sich ihr fügen, bis sich eine Gelegenheit für ihn ergab.
Einzig bei einer Sache konnte er sein Ego nicht zähmen, denn damit hatte er sich einen Namen gemacht. Er war das weiße Kaninchen, das Haken schlug und jedem noch so tödlichen Hieb spielend leicht ausweich wie durch Zauberhand. Die ihm innewohnende Luftmagie schien ein ähnliches Ego zu besitzen, denn sie hatte ihn stets instinktiv unterstützt. So versuchte er, ihrem Schwung nach vorn anuszuweichen, ohne dass sie ihn überhaupt berühren könnte. Katze gegen Kaninchen. Der Nager wusste, dass er den Krallen und Zähnen des Raubtiers nichts entgegenzusetzen hatte. Aber er konnte flüchten, still halten, sich nicht rühren ... bis die Katze unaufmerksam wurde.
Syn blickte ihr nach. Sie tauschten die Rollen. Nun lagen seine, hellen grünen Augen auf ihr, wie sie seine Habseligkeiten inspizierte. Seine. Er wusste, dass er nichts besaß. Er konnte sich mit Reichtum, Prunk und Schönheit umgeben und doch gehörte ihm nicht einmal der Staub in den Ecken seiner Kammer. Er gehörte ja nicht einmal sich selbst. Er war Eigentum der Nachtklingen. Wer aber nichts besaß, konnte nichts ein Druckmittel werden lassen. Es kümmerte ihn nicht, was Zarrah mit den Dingen anstellte, die im Raum vorhanden waren. Sie gehörten ihm nicht. Wenn sie die Leihgaben ihres eigenes Haus beschädigen wollte, sollte sie es tun. Unschön würde es nur, wenn man ihn - Synnover - für den Schaden verantwortlich machte.
Er stämmte die Hände locker in seine Hüften, welche seiner schlanken Figur wegen deutlicher betont wurden. Seine Statur war nicht so eckig wie bei typischen Männern. Wenngleich auch nicht kurvenreich wie beim anderen Geschlecht, so fiel es schwer, ihn gezielt in eine der beiden Kategorien einzuordnen. Ebenso wie es noch immer schwer war, Zarrah zu lesen. Syn musterte sie still. Er analysierte sie und suchte nach dem Punkt, an dem er ansetzen konnte. Noch fand er keinen.
Als sie sich in seinem Sessel niederließ und erst einmal betonte, welche Qual er ihren Ohren mit seinem simplen Lerium bereitete, erkannte er, dass es vorerst nur einen Weg gab: Demut. "Das Celcianische beleidigt Eure Ohren nicht noch mehr?" Er trat an den Sessel heran, als sie ihr von einem Stiefel umschlossenes Bein vorstreckte. "Ich muss nicht sprechen", erinnerte er sie und kniete sich nieder - nachdem er eines der sauberen Tüchlein zum Trocknen der Hände von der Waschschale geholt hatte, um es sich unterzulegen. Nur weil er sich ihr unterwarf, hieß das nicht, dass er seine frisch angelegte Kleidung mit dem Schmutz des Bodens besudeln musste!
"Für einen Sklaven lebst du recht angenehm, nicht wahr?"
"Ich lebe", erwiderte er. Denn das war alles, was für einen Sklaven zählte. Leben oder sterben. Jene, die für Letzteres bereit waren, hatten Ersteres nicht verdient. Sie waren wertloser als alles andere. Ohne Lebenswillen konnte man niemandem dienen, am wenigsten sich selbst.
"Wie lief denn dein so wichtiger Kampf?"
"Ich lebe", wiederholte Syn, nicht ohne ein schmales Heben seiner Mundwinkel. Ihm war die wiederholte Antwort vollkommen bewusst. "Ich lebe, ich bin hier, also lief es nach meinen Erwartungen." Dass er den Kampf bei weitem nicht so wichtig sah wie Zarrah ihn ob ihres Spotts erscheinen ließ, erwähnte er nicht. Sollte sie ruhig glauben, dass es für ihn nichts Bedeutenderes gäbe. Was kümmerte es ihn? Es brachte ihm keinen Vorteil, mit dieser Frau zu plaudern. Überhaupt hatte er gelernt, dass es leichter war, weniger zu sprechen als zu viel. Stattdessen machte Syn sich daran, sich ihrem Stiefel zu widmen. Er tat, wie ihm wortlos geheißen. Andere Sklaven hätten sich nun einschmeicheln wollen, indem sie das Schuhwerk entfernten und ihren Herrschaften eine Fußmassage anboten, aber das kam für Syn nicht in Frage. Es wäre ihm Ungehorsam gleichgekommen. Eigenständiges Denken, wo es nicht erwünscht ist. Er konnte Zarrah schwer einschätzen, hatte aber bereits erlebt, dass ihr Abweichungen ihrer eigenen Erwartungen nicht gefielen. Deshalb sprach er Celcianisch mit ihr. So würde er keinen Versuch wagen, sie mit einer Massage abzulenken und ihr zu schmeicheln. Nicht, solange sie es nich verlangte. Er tat, womit sie ihn beauftragt hatte, durch eine einzige Geste, einen winzigen Blick. Als Sklave musste man entsetzlich aufmerksam bleiben, wenn man es mit einer Herrin wie ihr zu tun bekam. Dieser Kampf war deutlich gefährlicher als jener in der Arena gegen diesen gewaltigen Ork. Hier lief Syn auf Eierschalen und jedes knackende Geräusch konnte den schlafenden Drachen wecken, der Lust auf Kaninchenfleisch hatte.
Synnover löste die Schnüre bis zum unteren Teil des Stiefels. Er begann von dort, die komplette Schnürung neu zu legen. Es sollte fest sitzen, aber nicht zu sehr einengen. Gelegentlich streifte er dabei das Leder, ließ die Haut darunter den leichten Druck seiner Finger spüren und was sie noch alles berühren oder streifen könnten, an den richtigen Stellen. Syn ging damit jedoch sparsam um, dass es wie eine Flüchtigkeit erschien und nicht zu provokant eingestreut wurde. Auch sah er nicht zu Zarrah auf, obwohl er wusste, dass ihr Blick auf ihm ruhte. Gerade weil er dies wusste. Würde er auch nur einmal knapp erwidern, könnte Zarrah sich gewiss sein, was er hier versuchte. Der Sklave aber wanderte auf dem schmalen Grat, unscheinbar zu bleiben und jede Sinnlichkeit wie zufällig wirken zu lassen. Er gab vor, das Potenzial eines ungeschliffenen Diamanten zu besitzen. Solche Momente konnten Reize bei den Ehrgeizigen wecken. Manche wollten dann schleifen. Einen Versuch war es wert, zu testen, ob Zarrah zu jenen Personen zählte.
Als er mit der Schnürung das obere Ende des Stiefels erreicht hatte, zog er die Bänder ein letztes Mal an, prüfte deren Festigkeit und verknotete sie. Er warf dabei einen Blick zum anderen Stiefel, damit die Knoten auch gleich aussahen. Alles andere hätte Zarrah ins Lächerliche gezogen. Sobald er fertig war, ließ er seine Finger erneut schienbar unbedacht an ihrem Knie entlang streifen, hinterließ den weichen Flaum von Kaninchenfell, der streichelte und kitzelte. Und wieder sah er dabei nicht einmal auf, als hätte der kleine, demütige Sklave nicht einmal bemerkt, dass er Reize abgeben konnte. Auch verkündete Syn nicht, dass er mit seiner Arbeit fertig war. Er rutschte lediglich mitsamt seiner Unterlage ein wenig beiseite, um Zarrahs Bein Raum zu lassen. Er erhob sich nicht, blieb neben ihr knien. Aber er neigte sich - erneut wie zufällig - ein wenig in ihre Richtung, einem braven Hund gleich, der durch diese minimale Schieflage still anbot, sich kraulen zu lassen.
Na los, du verwünschte Schlampe! Du bist nicht aus Stein und wenn dein Schoß nicht vor deinem Eintreffen ordentlich geschmiert worden ist oder dein Begehren auf Weiblichkeiten liegt, müsste es selbst in deinen heiligen Hallen kribbeln. Oder sind die Schätze schon geplündert? Nie entdeckt worden? Hängen Spinnenweben an den Lappen, die du sinnlichen Eingang schimpfst, elendes Biest?
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Erzähler » Montag 9. Januar 2023, 21:40

Nichts im Leben war kostenlos. Alles hatte seinen Preis, seinen Gegenpart und wenn man nicht bereit wäre, diesen zu zahlen, dann war es auch kein Leben. Denn nichts im Leben war umsonst. Synnover wusste, dass wenn er sich demütig oder gar dankbar verhielt, dass er dann auch etwas dafür erhielt. Es war ein Spiel bei dem es nur darum ging, am Leben zu bleiben. Und das so komfortabel wie es ging! Nur, weil er ein Sklave war hieß das für den Menschen nicht, dass er auch so leben oder gar riechen musste. Seine Ansprüche waren fernab von nur einer warmen Mahlzeit oder einer kargen Schlafstatt. Ihm gebührte mehr. Denn er war mehr! Syn stand nicht mit den niederen Sklaven des Hauses auf einer Linie. Er war das ertragreiche Kaninchen, das den Herrschaften Geld und Ansehen einbrachte. Man wusste, dass er existierte und das allein war schon sehr viel mehr als sich andere, namenlose Gesichter in diesem Anwesen einbilden konnten! Wenn er nicht mehr wäre- man würde ihn vermissen. Man würde sich erinnern. Jedenfalls wäre das eine Vorstellung, die gefallen könnte. Was ihm indes nicht gefiel war, dass Zarrah sich einfach so in sein Zimmer schlich, um ihn daran zu erinnern, dass er keinerlei Privatsphäre hatte. Die ihm die Illusion eines eigenen Reiches nahm. Er war nicht dumm. Er wusste sehr wohl, dass ihm hier nichts gehörte und er würde es tunlichst vermeiden, sein Herz an Dinge zu hängen, die viel zu schnell als Mittel zum Zweck dienen könnten. Doch während die Dunkle seine Habe auf Zeit begutachtete, konnte er feststellen, dass sie nicht einer Furie gleich alles zerstörte. Sie berührte es. Was deutlich subtiler einer kleinen Drohung gleichkam. Für Zarrah war es selbstverständlich, sich in seinen vier Wänden zu bewegen. Synnover war vermutlich nicht der erste Sklave, der hier wohnte und er würde gewiss nicht der letzte sein. So zögerte sie auch nicht, sich in den Sessel gleiten zu lassen und ihm stumm ihre Wade zu präsentieren, damit er vor ihr knien und ihre Schnürung richten konnte.

Während Syn auf die Knie ging, ruhten die Augen der dunklen Elfe weiterhin auf ihm. Er wusste, dass er keine Wahl bekam, sich anders zu entscheiden. Das stand ihm nicht zu und auch wenn seine Erfahrungen mit anderen Mitgliedern der Nachtklingenfamilie teilweise anders verlaufen waren, blieb es eine Gratwanderung, Zarrah keine Angriffsfläche zu bieten. Aber Synnover war klug genug, dem Mienenfeld auszuweichen. Er wusste, wie er es anstellen musste. Wäre doch gelacht, wenn dieser Schoß nicht auch bald unter seinen Lenden bebte! Seine Antworten fielen dennoch recht patzig aus. Es war eben diese feine Nuance, die ihn von allen anderen abhob. Zarrah’s Mundwinkel zuckten etwas, bei seiner Wiederholung. Allerdings war es kaum ersichtlich, ob sie sich amüsierte oder sich darüber freute, dass er einen Fehler nach dem anderen beging und sie ihn in kurzer Zeit dafür strafen konnte. Aber sie schwieg und offenbarte dem scheinbar gewissenhaftem Sklaven nichts von ihren Gedanken. Dem Menschen blieb nichts anderes als seine Aufgabe zu verfolgen. Subtile Berührungen und ein wohlplatzierter Druck seiner feingliedrigen Finger reichten, dass Syn nicht nur erkennen konnte, dass die Frau vor ihm schlanke, athletische Beine besaß und offenbar dafür sorgte, fit zu bleiben, sondern auch, dass sich in ihrem Stiefel kein lauerndes Messer befand. Es wäre einem Klischee entsprechend, das Zarrah nicht erfüllte.
Während Syn sich der Schnürung gewissenhaft widmete, spürte er den Blick der Herrin auf sich. Sie hingegen ließ sich nicht anmerken, ob seine Berührungen dazu führten, dass sie etwas anderes wollen könnte, als ihm auf die Nerven zu gehen. Was wollte sie überhaupt? Noch immer erhielt der Weißhaarige keinen Hinweis darauf. Zarrah hielt, während seine kundigen Finger sein Werk vollendeten, einfach nur still. Sie hatte die Hände auf die Armlehnen gelegt und beobachtete wie die Katze die Maus, was er da tat. Stille senkte sich zwischen sie beide und ließ viel Raum für Interpretation der Situation. Nachdem er sich vergewisserte, dass die Knoten sich glichen, rutschte er ein wenig beiseite, um anzuzeigen, dass er fertig wäre. Zarrah rührte sich weiterhin nicht. Noch immer kostete sie unverhohlen die unterschiedlichen Ebenen, auf denen sie sich befanden aus. Synnover ging einen Schritt weiter, um sie zu einer Reaktion zu provozieren und lehnte sich minimal vor. Und plötzlich regte sie sich doch:

Zarrah hob ihre Stiefelspitze etwas an, sodass sie unter seinem Kinn landete, ohne ihn zu verletzen. Es fühlte sich an als würde sie ihre kühlen Finger darunter betten. So betrachtete sie Synnover eingehender und drehte sein Gesicht gekonnt mal nach links und mal nach rechts, ohne sich groß anzustrengen. „Es ist erstaunlich, dass es solch Makellosigkeit unter deinesgleichen gibt..“, raunte sie ihm zu. Dann lehnte sie sich plötzlich vor, stellte ihren Fuß auf den Dielenboden und ergriff doch noch mit ihrer Hand sein Kinn. „Menschen sind voller Fehler.“, fauchte sie mit einem sinnlichen und gleichzeitig raubtierhaftem Timbre. Ihr Grün glitt über sein Antlitz und Syn konnte spüren, wie seine Schönheit auch an ihr nicht spurlos vorüberzog. Wie auch? Seinesgleichen zogen nicht zu hunderten durch Celcia. Er war einzigartig. Natürlich erlag sie ihm. Sie alle taten das. Allerdings durfte sich das weiße Kaninchen nicht zu sicher werden. Zarrah widersprach dem typischen Gebaren einer dominierenden Herrin. Sie wirkte abgeklärt und sprang nicht gleich auf seine heimlichen Versuche an, sie zu ködern. Sie entschied, was geschah und vor allem wann. Jetzt aber war sie seinem Gesicht näher als jemals zuvor und ihre Augen schienen regelrecht über seine helle Haut zu lecken. Der Kontrast von ihm und ihr war immens. „Welcher ist deiner?“, wollte sie rhetorisch wissen. Sie selbst verströmte einen angenehmen Duft. Auch aus der Nähe war sie trotz aller Kälte schön, auch wenn er erkennen konnte, dass eine helle Narbe von etwa zehn Zentimeter ihren Hals auf der linken Seite zierte.
Ihre Lippen schimmerten leicht, nachdem sie mit ihrer Zunge darüber gefahren war, als wolle sie sie vorbereiten für Weiteres. War es Dominanz einer Herrin über ihren Sklaven oder wollte auch dieses Mitglied der Familie mal von dem zarten Fleisch kosten? Syn kannte bereits ihre ältere Schwester. Er kannte sie gut, denn im Gegensatz zu Zarrah, war Yolintha tatsächlich regelmäßig zu… Besuch. Sie war grob, sie war herrisch und launisch. Synnover hatte Mühe ihren sprunghaften Launen zu folgen, aber er kannte sie wenigstens und wurde zunehmend besser darin ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Zarrah jedoch… kannte er nicht. Also musste er vorsichtig sein und immer nur ein Stück sein Näschen vorwagen.
„Ich sehe, warum sie dich hegen und pflegen, kleines Kaninchen. Warum sie dir Zugeständnisse machen und deine… subtile Aufmüpfigkeit dulden.“, raunte die jüngste Nachtklinge seinen eigenen Lippen entgegen. Der Wind des Sprechens verhieß Freuden, wenn sich jemand traute es zu wagen, diesen einzusperren in einen sinnlichen Kuss. Auch sie schien tatsächlich darüber nachzudenken, warum sonst sollte sie ihm so nahekommen? Zarrah hob den Blick quälend langsam in sein Hellgrün. Diese Frau war sich ihrer eigenen Reize sehr gut bewusst, denn auch wenn Synnover verboten makellos war und sie sich davon nicht freimachen konnte, wies sie im Gegenzug eine reizvolle Ausstrahlung aus, die nach mehr verlangen lassen könnte. Dabei wirkte sie in seiner Nähe so ruhig und abgeklärt, dass es fast beleidigend anmutete. Ihr Griff um sein Kinn war wahrlich nicht fest, aber zielgerichtet. Zarrah ließ den Blick noch mal über seine Lippen sinken, ehe sie die Nähe auflöste. Sie erhob sich in einer Bewegung, sodass seine Nase beinahe ihren Schoß hätte berühren können, weil er kniete. Ungeachtet dessen trat sie aber an ihm vorbei in seinen Rücken. „Steh auf, kleines Kaninchen.“, befahl sie knapp. „Folge mir.“, verlangte sie und ließ ihn weiterhin im Unklaren, was sie eigentlich wollte.
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Synnover » Dienstag 10. Januar 2023, 21:04

In den Augen von Dunkelelfen mochte auch Synnover nichts weiter als ein Sklave sein. Selbst Mitglieder der Nachtklingen sahen es so, unter ihnen offenbar auch Zarrahlindae, ihre Jüngste. Und obgleich sie trotz des Titels sicherlich immer noch um Jahrzehnte älter sein musste als er selbst, schrieb Syn ihr automatisch eine Unerfahrenheit zu. Naivität, nicht zu erkennen, dass er sich unter den Sklaven des Hauses eben doch abhob. Er war mehr. Er besaß wert, denn er brachte nicht nur Wettgewinne in die Familienkasse. Die Arena liebte ihn - wenn er gewann, aber das war in der letzten Zeit häufig der Fall gewesen. Das Publikum zeigte noch immer Faszination für den Kamfstil des weißen Kaninchens und so lockte es Elfen, Orks und Goblins in die Zuschauerränge. Synnovers Ruf färbte zwangsläufig auf seine Herrschaften ab. Man sprach über ihn, das Eigentum der noblen Nachtklingen und so mancher zog nur aufgrund seiner Erfolge auf dem Sand den Schluss, dass seine Besitzer ebenso erfolgreich in hrer Karriere als Meuchler wären. Er holte indirekt Kunden in das Haus. Er besaß mehr Wert als irgendein gesichtsloser Sklavendiener, der nur dazu da war, den Stiefelschmutz eingetroffener Gäste wegzuwischen. Das wusste Syn und das verlieh ihm auch seine manchmal etwas zu vorlaute Zunge.
Bei Zarrah jedoch hielt er sich zurück. Es war klüger, sich ruhig und bisweilen sogar gehorsam zu geben. Denn auch wenn Syn manches Mal seine Grenzen ausreizte oder geradezu provokatisch auf eine ihm gestellte Frage antwortete, so war er alles andere als ein Rebell. Er zeigte sich loyal, besaß keine Ambitionen, seinem Schicksal zu entkommen oder aus dem Anwesen zu fliehen. Er trug den rosenumrankten Dolch mit Stolz und er schaffte es, sich würdevoll zu präsentieren, wenn seine Herren und Herrinnen ihn den Gästen vorzeigen wollten.
Es war ein Spiel, bei dem durchaus auch etwas Glück vonnöten war. Jetzt jedoch wünschte er sich insgeheim lieber eine Anleitung, wie man die Dunkelelfe vor sich zu handhaben hatte. Er wurde aus Zarrah nicht schlau - noch nicht. Also musste er gewitzt bleiben und sich erst einmal ganz demütig darstellen, bis er die Fäden an ihr entdeckte, die er zupfen müsste. Über das Bett einen Weg zu ihr zur finden sah er hierbei nicht und eigentlich war ihm das auch Recht so. Nur weil er sich zu den Nachtklingen, deren Gästen oder neulich sogar einer sehr animalischen Dunkelelfe legte, die Spielereien mit ihm und zwei Hunden trieb, hieß das nicht, dass es ihm jedes Mal eine Freude war. Es war Teil des Spiels und er würde die Steine rücken, wenn er so seinem Ziel näher käme. Aber was war sein Ziel? Wusste er überhaupt selbst?
Überleben, in Komfort und Prunk. Ein Sklave mit so vielen Privilegien sein, dass niemand ihn mehr mit diesem niederen Titel in Verbindung brächte. Das war erstrebenswert und dazu musste man sich nicht in eine gefährliche Freiheit retten, die in Morgeria für einen Menschen so schnell den Tod bedeuten könnte. Unter dem Dach der Nachtklingen war er sicher, solange er in ihrer Gunst stand. Und so versuchte er auch, sie bei Zarrah nicht zu verlieren, was sich wahrlich als schwierig heraustellte.
Sie reagierte nicht einmal wie erhofft auf sein angedeutetes Vorlehnen. Ihre Schwester hätte ihn entweder zeternd von sich gestoßen und ihn einen Lüstling geschimpft, der ständig nur ihren Schoß ausfüllen wollte oder aber sie hätte seinen Schopf gestreichelt, ihn herangezogen, bis er ihren Körper überall mit Küssen bedeckt und sie später unter gierigen Brunftlauten befriedigt hätte. Vonwegen, Lüstling! Bei Yolintha Nachtklinge kam es aber auch ihre Laune an. Wenn er das vorab einschätzen konnte, wusste Syn inzwischen mit ihr umzugehen. Zarrah hingegen...
Sie hatte sich nicht einmal gerührt, während er ihren Stiefel neu verschnürt hatte und auch jetzt verstrich Zeit im absoluten Schweigen. Es war nicht an Syn, es zu brechen. Das wusste er. Dunkelelfen erwarteten, dass ihre Sklaven nicht ungefragt plapperten. Das hieß nicht, dass er sich stets an diese Erwartungshaltung hielt, aber jetzt war es wohl der sichere Weg. Negativ aufzufallen brächte ihn hier und heute gewiss nicht weiter.
Wie ärgerlich. Ich hatte es mir nach dem Kampf mit einer Flasche Wein in der Bibliothek gemütlich machen wollen.
Ehe seine Gedanken sich zu echtem Ärger formten, reagierte Zarrah endlich. Das kalte Leder ihres Stiefels schob sich unter Synnover Kinn. Sie hob seinen Kopf auf diese Weise an und er ließ es sich gefallen. Auch, als sie wenig später mit den Fingern nach seinem Kiefer schnappte, um ihn sanft und doch entschieden zu drehen. Er kannte das bereits. Selbst die Orks hatten ihn beäugt, an ihm herumgetastet, seine Zähne, Augen und sogar Körperöffnungen begutachtet, allerdings deutlich grober. Schon deshalb schätzte er es inzwischen an die Nachtklingen verkauft worden zu sein. Sie gingen wesentlich umsichtiger mit ihren Spielsachen um. Zarrah bot da keine Ausnahme.
Synnover ließ es zu, dass sie sein Gesicht drehte. Er wagte es nicht, sie zu unterbrechen, lauschte aber aufmerksam ihren Überlegungen. Dabei achtete er darauf, ihrem Blick wie ein beschämter Jüngling auszuweichen, jedes Mal, wenn sie seinen Kopf drehte. Er wusste nämlich um die Wirkung, die eine präsentierte Kieferlinie samt Hals besitzen konnte, wenn der Sklave mit einer Mischung aus verlegener Verhehrung und Furcht oder Traurigkeit über seine Objektifizierung zur Seite schaute und ihm die silbernen Strähnen wie ein glitzernder Vorhang über die Wimpern fielen. Oh, er wusste sehr gut, wie seine Schönheit gerade das andere Geschlecht auf diese Weise reizen konnte!
Zarrah hingegen ... „Menschen sind voller Fehler.“ Gewöhnliche Menschen. Ich aber stehe über ihnen, die verlauste Schnepfe! Syn richtete gezielt den Blick auf seine Herrin, als sie nach den seinen fragte. Er zog die fein geschwungenen Brauen ein wenig zusammen, um eine falsche Unsicherheit zu zeigen, als wüsste er nicht, ob sie von ihm eine Antwort erwartete. Statt sie zu geben, senkte er die Wimpern über seine grasgrünen Frühlingswiesen. Er spürte ihren Atem, wie er hauchzart seine Haut strich. Sie war ihm mit einem Mal überraschend nahe. Was nun? Syn schaute wieder hin, legte so viel Unsicherheit in seine Mimik wie es ihm möglich war. Außerdem öffnete er die Lippen um einen winzigen Spalt und spitzte sie dann an, als erwartete er nun einen feurigen Kuss der Elfe empfangen zu müssen, der ihm seinen Blicken nach aber gefallen könnte. Synnover wusste, mit seinen Reizen zu spielen. Er beherrschte es nur nicht, auf stilles Kommando zu erröten. So blieben seine Wangen hell, fast weiß wie Porzellan mit einem lieblichen Schimmer, als bestünde er aus eben jenem Material. Entgegen Porzellan strahlte er aber eine sinnliche Wärme aus, die Zarrah auf der knappen Distanz sicherlich auch bemerken dürfte.
Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, die Lider leicht gesenkt, als wäre er ihr verfallen und nicht, wie es meist umgekehrt der Fall war. Er betrachtete sie eingehend, blieb mit den Blicken bewusst etwas länger an ihren Lippen und ihren tiefgrüneren Iriden hängen. Dann entdeckte er die Narbe und seine Brauen zuckten kurz empor. Er kommentierte diesen winzigen Makel jedoch noch. Auch er besaß hässliche Stigmata auf seiner ansonsten so schönen Haut. Glücklicherweise waren sie klein, hielten sich in Grenzen. Das verdankte er seinem Kampfstil. Er stets einem Hieb auswich, konnte nicht getroffen und entstellt werden. Einzig sein Fußknöchel war hässlich in Syns Augen, denn dort hatten Sodth und die Reißer gewütet, um ihm ihr Symbol aufzubrennen. Aber nicht einmal das würde er als einen seiner Fehler bezeichnen. Es war nicht sein Vergehen, dass andere ihn verschandelt hatten! Wenn, dann war es Sodth Fehler, ebenso wie ihn zu verkaufen. Er hätte so viel Geld mit dem weißen Kaninchen und gut platzierten Wetten verdienen können. Nun waren es andere, die Syn für ihre Zwecke nutzten. Und er nutzte sie seinerseits für ein annehmliches Leben.
Unangenehm war im Moment nur nach wie vor Zarrah. Synnover hegte absolut kein Interesse, diesem schwer einschätzbaren Weibsbild nahe zu kommen. Nicht, wenn es nicht seinen eigenen Plänen diente und bisher hatte er keine auf der Liste, die Zarrah involvierten. Sie interessierte sich ja nicht einmal für seine Leistungen und doch ... welche Fehler waren seine? Etwas beschäftigte sie. Etwas, das hinter dieser Frage stand. Hatte Yolintha ihn vielleicht in höchsten Tönen gelobt, dass ihre Schwester es nicht glauben konnte und sich nun selbst ein Bild machen wollte? Nein. Dann wäre sie in die Arena gegangen. Hier in seiner Kammer konnte sie seine Ästhetik kaum bewundern. Ja, er war immer und überall schön, aber Syn glaubte von sich selbst, seine wahre Anziehungskraft erst im Rund des Schwarzen Kolosserums offenbaren zu können, wenn er mit seinen tänzerischen Haken und Sprüngen Sand aufwirbelte und seine Feinde außer Atem brachte.
„Ich sehe, warum sie dich hegen und pflegen, kleines Kaninchen. Warum sie dir Zugeständnisse machen und deine… subtile Aufmüpfigkeit dulden.“
Er schnaubte amüsiert. Das konnte er nicht verhindern. "Aufmüpfige begehren auf. Ich bin meinen Herrschaften loyal ergeben", raunte er zurück und senkte erneut den Blick, dieses Mal demütig. Tatsächlich war er das bisher. Der Unterschied bestand darin, dass er für seine Leistung einen Gegenwert einforderte. Wann immer man ihn fragte, ob er einen Lohn haben wollte, zügelte er sich nicht. Synnover verlangte aber nicht nach Freiheiten, sondern meist nach Materiellem und das konnten die Nachtklingen ihm spielend leicht zur Verfügung stellen. Im Grunde war er recht genügsam, auf einer teuren Luxusebene gesehen.
Ihre Lippen waren nun so nahe, dass Synnover glaubte, die Feuchtigkeit, die sie mit ihrer Zungenspitze aufgetragen hatte, schon schmecken zu können. Er hob den Blick just in dem Moment, da auch sie ihn ansah. Grün traf auf grün. Er überschattete seine Wiesen erneut mit einem Fächer aus silbrigen Wimpern. Hätte Zarrah ihm noch etwas mehr Zeit gegeben, wäre es zumindest zum Versuch gekommen, sie zu küssen. Er neigte sich ins Leere, denn sie zog sich zurück und er schaute ihr nach. Was willst du, elende Tochter einer läufigen Hündin?! Er seufzte aus, als sei er unglücklich, seine Chance verpasst zu haben.
„Steh auf, kleines Kaninchen. Folge mir.“
Er gehorchte, jedenfalls was den ersten Teil betraf. Gefolgt wurde noch nicht. Stattdessen wandte Synnover sich seinen Kleidungsstücken zu. Er hatte sich zwar erst umgezogen, aber trug im Moment das, was er als Hauskleidung bezeichnet hätte. Angenehm für das Auge derer, die ihn täglich sahen, aber keineswegs vorzeigbar. Ohne großes Zögern begann er damit, sich vor er Dunkelelfe bis auf die feine Unterwäsche zu entblößen. Seine anderen Herren geizten nicht damit, ihn auch dort ordentlich auszustatten. Schwarze Spitzenwäsche, die auch eine Frau tragen könnte, umrahmten seine Hüften und Schenkel. Der enge Stoff bot wenig Spielraum für Fantasien, versprach aber verheißungsvoll, dass Synnover zumindest der Statur her nicht enttäuschen würde.
Rasch verschwand das schwarze Spitzenhöschen jedoch unter Beinkleidung aus feiner Seide in weiß. Der Stoff war heller als Syns Haut grenzte sich aber vordergründig durch silberblaue Verzierungen am Saum ab. Oberhalb zog Synnover ein netzartiges Oberteil an, das eng an seinem Körper anlag, allerdings bauchfrei blieb. So konnte man den kleinen Türkisstecker erkennen, den er von seinem Nachttisch lupfte, um ihn wie perfekt in seinem Nabel zu platzieren. Anschließend streifte er sich ein halb durchsichtiges Seidenjäckchen über, das wie ein Gewand aus Nebel auf seiner Haut lag. Schnell wurden noch ansteckbare Ohrringe, ebenfalls mit eingefassten Türkisen angelegt. Sie waren praktisch, weil man für sie nicht extra Löcher stechen musste. Zuletzt hielt Synnover Zarrah zwei Dinge entgegen: zum einen eine Brosche, ebenfalls mit einem Türkis als Stein, die man sich an das Netzoberteil heften konnte. Zum anderen ein weißes Lederhalsband mit Silberring, an dem eine dazu passende Leine befestigt werden konnte. Er ließ ihr die Wahl. Als sein Blick aber erneut ihr Gesicht traf, reckte er sein Kinn etwas empor.
"Ich werde das Haus meiner Herrschaften nicht denunzieren, indem ich mich hässlich und schlampig präsentiere. Der Ruf bleibt gewahrt." Er nickt ihr zur, trat an sie heran und war bereit zu gehen. Doch als er sie erreichte, streute er bewusst ein sachtes Murmeln wie zu sich selbst ein: "Mein Fehler ist wohl, ein Mensch zu sein und kein Dunkelelf. Denn diese verabscheust die Herrin nicht..."
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 12. Januar 2023, 00:18

Es war einfach nicht herauszufinden, was die jüngste Nachtklinge eigentlich von ihm wollte. Es blieb ihm nichts anderes als sich gemächlich vorzuwagen. Zu ergründen, womit er die Aufmerksamkeit der Dunklen geweckt hatte. Natürlich besaß sie jedes Recht ihn aufzusuchen, doch hatte sie es bisher nicht getan. Er kannte Yolintha – in und auswendig, wenn man so wollte – und hatte inzwischen ein gewisses Händchen für die ältere Schwester. Er wusste genau, wie er sie zum Schnurren bringen konnte, um sich über ihr Wohlwollen schöne Dinge zu erkaufen. Ihre Launen waren zwar eine Herausforderung aber lesbar. Meist kündigte sich der Sturm durch eine Reaktion oder subtile Geste vorher an, sodass Syn Zeit hatte, sich zu wappnen. Auch der mittlere Bruder der beiden Frauen war ihm bekannt. Karrish war tatsächlich eloquent und besaß sein ganz eigenes Charisma. Er war der Händler der Familie und auch derjenige, der auf das weiße Kaninchen aufmerksam wurde. Die männliche Nachtklinge des Geschwister-Trios wirkte nach außen hin weltoffen und für jeden Spaß zu haben. Er wirkte gar Fehl am Platz, wenn man bedachte, wo sie waren und doch war er ein hochgeschätztes Mitglied dieser Familie. Karrish hatte Synnover den Orks abgekauft. Er hatte ihn vorzeigbar gemacht, ihn gehegt und gepflegt, bis der Sklave auf eigenen Beinen stehen und sogar laufen konnte. Seit dem waren Treffen mit dem Dunkelelfen seltener geworden. Er widmete sich neuen Projekten. Ab und an traf Syn zufällig auf Karrish in der Bibliothek. Inzwischen durfte sich das Kaninchen dorthin freibewegen und musste keinen Zorn fürchten, wenn er einem Mitglied der Familie begegnete.
Und während er Yolintha und Karrish immer mehr kennenlernte, entzog sich die Jüngste seinen wachsamen Augen. Allerdings endete die Distanz abrupt, als sich ihre Nasen beinahe berührten, so dicht kam sie ihm.

Zarrah hielt ihren Blick ungerührt auf seinem Gesicht. Er präsentierte ihr seine Vorzüge und sie nahm sie in sich auf. Oh ja, auch Zarrah lockte das Unbekannte auf eine gewisse Art. Doch Synnover musste leidlich feststellen, dass das nicht ausreichend war. Die weißhaarige Schönheit hatte sich im Griff, wie Yolintha es wohl nie haben würde. Mit ihr wäre er längst in seinen kratzigen Laken. Vielleicht wurde es Zeit, die Älteste mal wieder ordentlich zu verwöhnen, damit man ihm Bettzeug aus Seide brachte. Zarrah aber ließ nicht zu, dass seine Gedanken abdrifteten. Mit ihrer Nähe konnte sie zwar seinen Schoß nicht anheizen, sehr wohl aber dafür sorgen, dass er sämtliche Aufmerksamkeit bei ihr ließ. Er musste haraxisch aufpassen, keinen Fehler zu machen. Sie indes suchte nach seinen. Warum? Warum scherte es sie? Oder gab es gar keinen Grund? Zarrah hatte genug gesehen und erklärte ihm, dass sie verstanden hatte, warum ‚die anderen‘ ihn pflegten. Sie meinte ihre Geschwister, denn ihre Eltern überließen gewisse Dinge den Kindern.
So durfte Karrish sein gewinnbringendes Spielzeug behalten, Yolintha ihren Nutzen daraus ungeniert ziehen und… Zarrah? Was durfte sie, dass sie sich jetzt auch einreihte? Seine Antwort entlockte ihr abermals ein Zucken der Mundwinkel. Ihre Augen blitzten angriffslustig auf, doch verflog der Ausdruck schnell wieder. Dafür aber konnte sie beinahe seine Wimpern zählen, so dicht waren sie einander. Und auch Synnover wollte die quälende Nähe ist etwas verwandeln, womit er umzugehen wusste: Er neigte sich leicht vor, landete aber im Leeren.
Zarrah hatte sich erhoben und das latent prickelnde Ambiente aufgelöst. Sie ging ohne zu zögern auf die Tür zu, ehe sie ihn aufforderte zu folgen. Synnover gehorchte- aber nach seinen Regeln.

Es dauerte nur ihren Schwung, an der Tür umzudrehen, weil er ihr nicht folgte, bis er auch schon die Kleidung abgelegt hatte. Zarrah fixierte ihn mit ihrem Grün und hob eine Augenbraue an. Während sie die Arme verschränkte, glitt ihr Blick seine Statur entlang und ihre Augen hätten auch das letzte Stück Spitzenwäsche vernichtet, wenn Synnover sich nicht so schnell wieder angezogen hätte. Trotzdem hatte er den Akzent wohl platziert und Zarrah hatte sehen dürfen, was Yolintha bereits mal gelobt hatte. Allerdings war diese Nachtklinge nicht ganz so einfach gestrickt. Zarrah überließ Syn diesen latenten Ungehorsam und lehnte sich abwartend gegen den Türrahmen. Sie wartete, bis er sich zurechtgemacht hatte. Dabei waren ihm ihre Blicke sicher und sie machte auch keinen Hehl daraus, dass sein Äußeres das vermochte. Anders aber als bei anderen, war ihr Blick nicht lüstern oder vor Erregung verklärt. Er würde kaum befürchten müssen, dass sie ihn doch noch in diese kratzigen Kissen zerrte. Zarrah harrte aus. Ruhig. Lauernd. Bis er sich zu ihr umwandte und fast fertig zwei Auswahlmöglichkeiten präsentierte.
Die Dunkle ließ ihn noch einen Moment so stehen, hielt ihren Blick mit einem subtilen Lächeln im Mundwinkel in seinem Gesicht. Bis sie sich erneut von der Wand abstieß und mit katzenhaften, schwingenden Hüften auf ihn zuging. Ohne stehenzubleiben, griff sie nach dem Halsband, ging um ihn herum und öffnete es dabei. Hinter ihm kam sie zum Stehen, legte beide Arme um seine Schultern und führte das Halsband an den vorgesehenen Platz an seinem Hals. Dabei glitten ihre Fingerspitzen über seine Haut, während das weiße Halsband kühl auf seinem Hals zur Ruhe fand. "Ich werde das Haus meiner Herrschaften nicht denunzieren, indem ich mich hässlich und schlampig präsentiere. Der Ruf bleibt gewahrt." Zarrah stand so dich hinter ihm, dass er ihren Körper hier und dort spüren konnte. Sie befestigte das Halsband gewissenhaft, ehe sie ihre Hände auf seine Schultern legte und mit ihren Lippen so dicht an sein Ohr kamen, dass es anmutete, als würde sie ihm beim Sprechen kleine Küsse auf die empfindliche Ohrmuschel setzen:„Dein Fehler ist es zu glauben, dass sich jemand etwas aus deinem Aufzug macht.“, raunte sie so sinnlich, als hätte sie ihm eben die höchsten Freuden versprochen.

Sie drehte ihn zügig zu sich herum, sodass sie einander wieder bedeutend dichter standen. Sie richtete das Halsband und fädelte dann die Leine ein, die dazugehörte. „Wenn deine Leistung einbricht, kleines Kaninchen, rettet dich dein hübsches Gesicht auch nicht mehr.“, warnte sie und plötzlich klang es als würde sie ihm einen wahrlich ernstgemeinten Rat geben. Warum? Warum warnte sie ihn? Zarrah griff seine Hand, legte, ohne den Blick aus seinem Gesicht zu nehmen oder die Nähe aufzulösen, das Ende der Leine hinein und brachte dann endlich Distanz zwischen sie.„Führe dich selbst aus.“, weihte sie ihn ein und sagte gleichzeitig damit, dass sein Umziehen umsonst gewesen war. Dann trat sie an ihm vorbei. "Mein Fehler ist wohl, ein Mensch zu sein und kein Dunkelelf. Denn diese verabscheut die Herrin nicht...", murmelte er und sie hob den Blick tatsächlich, ehe sie offen aber geheimnisvoll und schweigend grinste und verließ das Zimmer.
Syn musste folgen und sie beide wussten das. Allerdings führte nicht sie ihn an der Leine, das hatte sie ihm selbst überlassen. Zarrah hatte offenbar kein Interesse daran, ihn vorzuführen. Auch schien sie nicht die Dominanz ihrer älteren Schwester zu teilen. Yolintha genoss das Herumstolzieren mit ihm an der Leine. Nicht selten holte sie ihn persönlich aus seiner Kammer ab, um eine große Runde bis zu ihrem Schlafgemach zu nehmen. Zarrah war da weitaus pragmatischer. Die Jüngste wartete, bis er zu ihr hinausgetreten war, ehe sie ihm mit einem Kopfnicken bedeutete, Schritt zuhalten. Sie ging tatsächlich neben ihm als würde der Stand sie nicht unterscheiden. Hin und wieder kamen ihnen dann aber doch niedere Diener entgegen. Keiner von ihnen schaffte es, sich nicht nach Synnover umzudrehen. Das war seine Bühne, sein Parkett und er fiel genau so auf, wie er es geplant hatte. Nicht einer konnte seine Augen von ihm lassen. Die Mädchen erröteten und bissen sich auf die Unterlippen, während er Zarrah weiter begleitete. Es gab einen Moment Zeit zu sprechen, wenn man denn gewollt hätte. Die Dunkelelfe wurde mit Blicken gemieden, aus Angst vor Bestrafung. Ihr machte das nichts. Sie schritt unbeirrt weiter und führte Synnover den bekannten Weg in Richtung Bibliothek. Er kannte ihn gut, denn das war der einzige, den er nehmen durfte ohne Eskorte.
Die dunklen Läufer am Boden und Wandteppiche an den Wänden, schufen gemeinsam mit wohlplatzierten Lichtquellen ein eher… düsteres Ambiente. Immer wieder fanden sich Gemälde der Kinder oder auch der Eltern. Dann wieder prangte das Erkennungszeichen der Nachtklingen an der Wand. Zarrah aber führte ihn nicht zur Bibliothek, wie er eventuell hätte vermuten können.. sie bog vorher nach rechts, wo die Bibliothek links lag und blieb dann vor einer geschlossenen Doppeltür stehen. Zarrah wartete einen Moment, wandte sich dann aber dem Kaninchen zu und nickte in Richtung Tür. „Öffne.“, befahl sie und überließ ihm den Vortritt.
Sobald Syn die Tür geöffnet hatte, würde er ein äußerst geräumiges Zimmer vor sich haben. Es übertraf seine Kammer um einiges. Allen voran gab es ein großes Doppelbett, mit seidiger Wäsche und mehreren Kissen im dunklem Rot. Das Bett wies einen Himmel auf, ebenso wie Vorhänge zu jeder Seite. Links und rechts vom Bett gab es bodentiefe Fenster, die allerdings nicht zu öffnen waren. Dafür gab es eine kleineres, das für frische Luft sorgte. Es befand sich ein Kamin hier, eine gemütliche Sitzecke und einige Karaffen mit verschiedensten Weinen. Im Grunde war es viel zu schön, um wahr zu sein. Linkerhand vom Eingang abgehend, befand sich eine Badnische angeschlossen, die sogar einen Zuber hatte. Zarrah trat hinter ihm ein und verschloss die Tür, indem sie sich dagegen lehnte. Syn könnte ihren Blick in seinem Nacken spüren, falls er nicht zu abgelenkt war. „Was sagst du? Ist das einem Sklaven wie dir angemessen?“, raunte sie wieder und abermals lauerte da in seinem Rücken die Wildkatze.
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Synnover » Donnerstag 12. Januar 2023, 11:57

Natürlich entschied Zarrah sich für das lederne Halsband mit der Leine. Es war eine Art Test von Synnover, um seinen Gegenüber einzuschätzen. Sie alle wählten die Leine. Hier unterschied sich die Dunkelelfe also endlich einmal nicht von ihren Geschwistern. Das weiße Kaninchen ließ es mit der Geduld des Sklaven ohne Willen zu, dass sie um ihn herum wandelte und ihm das Leder anlegte. Da sie jedoch schon nicht auf seine Versuche reagiert hatte, sie nach der Stiefelschnürung ein wenig in Verlegenheit zu bringen, würde er sie weiter glauben machen, von ihr verfallen zu sein. Seine Worte und bisherigen Gesten durften nun nicht ruiniert werden. Wenn sie ihn in diese Richtung einschätzte, würde sie das vielleicht als Druckmittel aufwenden, wo es keines gab. Und so wagte Syn es, den Kopf ein wenig zu neigen, als ihre zarten Hände den Halsschmuck anlegten. Er berührte ihren Handrücken mit seiner Kieferpartie, konzentrierte sich aber darauf, an die Vergangenheit zu denken. An seine Schwächen, seine Fehler. Er dachte an den Schrank, dessen Düsternis und wie er in seinem viel zu engen, finsteren Kerker nicht einmal die Beine ausstrecken können, während die Orks ihn umwarften und über sein Flehen lachten. Diese Erinnerung war die einzige, die ihm eine Gänsehaut höchsten Unwohlseins bescherte, aber wie Synnober nun einmal war, nutzte er seine Körperreaktion aus für die Interpretationen anderer aus. Er spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten, ehe das Lederhalsband sie gegen die tätowierte Haut drückte. Das Kribbeln wanderte derweil seine Unterarme entlang und ließ ihn aufseufzen. Mochte Zarrah daraus machen, was sie wollte. Für sie wäre es vielleicht eine instinktive Reaktion auf ihre Nähe. Syn rieb sich einen Unterarm, als schämte er sich dessen.
„Dein Fehler ist es zu glauben, dass sich jemand etwas aus deinem Aufzug macht.“, raunte die Elfe ihm so dicht ans Ohr, dass sie dadurch seine Gänsehaut verlängerte, allerdings jetzt tatsächlich auf eine angenehme Art und Weise. Synnover schwieg dazu, behielt seine Gedanken für sich, hätte aber am liebsten aufgelacht. Man merkte eben doch, dass Zarrah mit ihm bisher nahezu nichts zu tun gehabt hatte. Denn sie konnte nicht wissen, wie immens wichtig es war, dass man ihn ordentlich ausstaffierte und zwar bei jeder kleinen Gelegenheit. Er war ein optisches Aushängeschild für das Nachtklingen-Haus. Er musste gut aussehen, selbst wenn er auf dem Sand des Schwarzen Kolosseums stand, schwitzte und blutetete. Die Menge sollte nicht nur seine kämpferischen Fähigkeiten zu Gesicht bekommen, von denen er im Grunde nicht wirklich welche besaß. Mit dem Dolch konnte er mit Glück hier und da mal einen Schnitt verteilen. Gegen kräftige Gegner reichte das aber bei weitem nicht aus und wo er sie früher einfach durch eine ständige Flucht in die Müdigkeit getrieben hatte, erledigte er inzwischen mithilfe seines Atemnot-Zaubers den Rest. Meistens war das jedenfalls der Fall, wenn der Zauber nämlich funktionierte. Er gelang nicht immer. Synnover war in der Luftmagie zu ungeübt, schaffte es aber nicht, am Ball zu bleiben, was sein Eigenstudium anging. Vielleicht war das sein Fehler, gewiss aber nicht, dass er sich stets makellos, schön und kokett wie ein Pfau präsentierte.
So auch jetzt. Wenn Zarrah glaubte, sie demütigte ihn und sein Gebaren, sich umzuziehen, indem sie ihm nun befahl, sich selbst spazieren zu führen, dann irrte sie. Synnover beging alles mit Stolz und erhobenem Haupt. Denn alles andere wäre eine Schwäche, die er sich niemals eingestehen würde. So schlenderte er zunächst hinter, später dann neben der Elfe her, hielt seine Lederleine und schwang sie spielerisch im Kreis. Dabei wurde er immer experimentierfreudiger, testete erneut seine Grenzen aus, indem er gelegentlich einen halben Schritt schneller als Zarrah ging, um nur ein Stück weit vor ihr zu sein. Sobald sie jedoch die Richtung wechselte, musste er zwangsläufig wieder zurückfallen, denn er kannte ihr Ziel nicht. Die Bibliothek war es eindeutig nicht.
Unterwegs nahm er jegliche Blicke von Sklaven und Bediensteten mit, denen sie begegneten. Synnover kannte es bereits. Nahezu niemand schaute dem weißen Kaninchen nicht hinterher und er spazierte dadurch nur noch eleganter. Wo aber beispielsweise ein leichtes Mädchen Haut oder einen besonders reizenden Augenaufschlag präsentiert hätte, da gab Syn sich nur noch anziehender, indem er vollkommen unnahbar blieb. Er wusste um seine Schönheit und dessen Wirkung. Er wusste, das kein Auge es wert war, in dieser Schönheit zu baden. So würdigte er die Unwürdigen keines Blickes und gönnte ihnen lediglich welche auf sich selbst. Yolintha war nur dadurch auf ihn aufmerksam geworden. Sie hatte das Kaninchen bändigen und zähmen wollen. Letztendlich war aber sie es, die unter ihm seufzte, stöhnte und seine Fähigkeiten später hinter vorgehaltener Hand in den Himmel lobte. Nur Zarrah nicht. Er würde andere Wege zu ihr finden...
Einer davon lief verbal ab. Ohne Zarrah anzusehen, sprach er mit ihr, als sie wieder einmal auf gleicher Höhe waren. "Es ist wohl doch kein Fehler, den Namen des Hauses Nachtklinge entsprechend herausgeputzt zu präsentieren. Ihr mögt eine Herrin und Erbin des Namens sein, aber ich bin es, den sie bewundern." Sie, damit waren alle fremde Augen gemeint. All jene, die ihm Blicke nachwarfen und später tuschelten, wer denn das auffallende Menschlein mit dem weißen Schopf wäre, der so charmant und schön ausgestattet war. Wer war er und welchem Haus gehörte er an? Das weiße Kaninchen, das in der Arena Siege einfuhr? Eigentum der Nachtklingen? Sie haben gut gewählt, vielleicht sind sie bei ihren diskreten Aufträgen ebenso eine gute Wahl. Synnover wusste, dass er auf diese Weise nicht nur Aufmerksamkeit auf sich, sondern auch auf seine Besitzer zog.
Entsprechend wurde er dafür belohnt. Als Karrish sich noch mehr um ihn gekümmert hatte, waren es vor allem Privilegien gewesen, die er Synnover hatte zukommen lassen. Sein Sklave erhielt nach und nach mehr Freiheiten. Mit jedem Sieg kam eine Kleinigkeit hinzu, zuletzt das unzumutbare Zimmer, aber immerhin eines für sich allein. Womit er nicht rechnete, war das, was Zarrah ihm nun präsentierte.
Erstmals schaffte sie es, ihn sichtlich ins Staunen zu versetzen. Er hörte auf, das Ende der Leine in der Hand zu schwingen, sondern senkte es, bis es nutzlos neben seinen athletischen Beinen herabfiel. Synnover betrachtete das Ausmaß des Zimmers. Nein, es war eine Halle! Groß und weiträumig, angenehm ausgestattet mit luxuriösen Möbeln und so dekoriert, dass man gar nicht mehr den Wunsch verspürte, Komfort in den Sesseln der Bibliothek zu suchen.
Er trat an Zarrah vorbei und ein Stück in den Raum hinein, so dass er den Badezuber in der Nische zur Waschkammer sehen konnte. Er schlenderte am großen Bett vorbei, berührte mit sanften Fingerspitzen die Laken. Weich und von hoher Qualität, sofern er das einschätzen konnte. Er drückte eines der Kissen ein, um auch deren Bequemlichkeit zu testen. Dann aber schüttelte er es ebenso wieder auf. So viel Ordnung musste sein. Schon huschte sein Blick weiter zu den Fenstern. Er stellte sich vor eines und spähte hinaus.
Hier nackt stehen, während die ganze Welt dich und all das bewundern kann, was du bist. Mit neidischen Blicken... Er verlor sich für einen Moment in seinen Gedanken, gepaart mit der Aussicht auf Morgeria. Er hasste die Stadt und er liebte sie zugleich. Mit der flachen Hand am Fenster betrachtete er noch etwas länger, was ihm so geboten wurde. Warum zeigte Zarrah ihm dieses traumhafte Zimmer?
Oh, ich ahne es. Langsam verstand er und er war bereit mitzuspielen. Sie hatte seine Schwäche für schöne Dinge erkannt, wusste, dass sie ihn mit diesem Geschenk nicht nur ködern, sondern auch motivieren konnte. Es fehlte nur noch der Haken. Synnover wandte sich um, die Hände im Steiß gefaltet. Er kehrte mit gemächlichen Schritten zu Zarrah zurück, blieb vor ihr stehen und hob das Kinn ein wenig an. Erneut traf Grün auf Grün. Er schaute sie weder provokativ noch von oben herab an, sondern begegnete ihr auf gleicher Höhe - was durchaus auch einer Beleidigung gleichkommen konnte. Er war der Sklave.
„Was sagst du? Ist das einem Sklaven wie dir angemessen?“,
"Nein." Knapp, sachlich, ehrlich. Aber Synnover war noch nicht fertig. Er vollführte mit einer Hand einen ausladenden Bogen, dass die Lederleine darin ein wenig angespannt wurde. Somit wies er auf das Zimmer in seinem Rücken. "Ein Sklave wie ich hätte eine Leistung erbringen müssen, um sich ein solches Zimmer zu verdienen. Der Sieg über den Ork von heute Mittag kann unmöglich damit gleichgesetzt werden. Das war kein fordernder Kampf." Syn ließ die Hand wieder sinken. Er neigte sich vor, fast als wollte er sich einen Kuss von Zarrahs Lippen stehlen. Tatsächlich hatte er das jedoch überhaupt nicht vor. Er intensivierte nur den Blick, den er mit ihr austauschte und raunte: "Spielen wir mit offenen Karten, meine Herrin. Gegen wen soll ich bestehen, um mir diesen Traum zu verdienen?"
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Re: Das Anwesen der Nachtklingen

Beitrag von Erzähler » Freitag 13. Januar 2023, 22:54

"Es ist wohl doch kein Fehler, den Namen des Hauses Nachtklinge entsprechend herausgeputzt zu präsentieren. Ihr mögt eine Herrin und Erbin des Namens sein, aber ich bin es, den sie bewundern." Zarrah blieb stehen und wandte sich ihm so zu, dass er ebenfalls stehenbleiben musste. Ihre Augen fixierten ihn, nagelten ihn regelrecht fest an Ort und Stelle. Für einen Moment standen sie sich einfach nur gegenüber und sie schien zu überlegen, was sie nun mit ihm machen sollte. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er Zorn erkennen, dann hatte sie sich auch schon wieder gefangen und ruderte wenige Millimeter zurück. Auch ihr Ausdruck erlangte wieder schnörkellose Gleichgültigkeit zurück. „Wage dich nicht zu weit aus deinem Bau, Kaninchen!“, warnte sie ihn mit fester Stimme, wandte sich wieder um und schritt voran. Synnover war clever genug, um zu erkennen, dass er hier beinahe gestolpert wäre. Trotzdem führte Zarrah ihn weiter und offenbarte, was ihm erstmals eine ehrliche Reaktion entlockte. Die Dunkelelfe beobachtete ihn dabei, wie er staunend das Zimmer betrachtete. Zweifelsohne konnte Syn erkennen, dass man hier auch darauf geachtet hatte, seine bevorzugten Farben zu etablieren. Während der Mensch sich weiter vorwagte, blieb die Dunkle an der Tür stehen und ließ ihm, trotz seines Ausrutschers, diesen Moment. Synnover betrachtete die dargebotene Leckerei eingehend und je mehr er zu sehen bekam, desto verzückter schlug sein Herz. Ja, das war mehr als angemessen, das konnte nicht mal er leugnen. Das Bett war edel mit Schnitzereien an den Pfosten verziert, die den Baldachin hielten. Die Seide war butterweich und leicht kühl als er sie berührte.
Es gab neben der Sitzecke mit zwei Sesseln auch einen kleinen Sekretär, der zum Schreiben oder Lesen einlud. Auch konnte Synnover in der Mitte des Sekretärs an einem feinen Scharnier drehen und hätte einen ovalen Spiegel zur Verfügung, wenn er sich bewundern wollte. Zunächst aber begutachtete er die bodentiefen Fenster. Hier trat er heran und blickte hinaus. Wenn er sich nackt präsentieren wollte, würde er tatsächlich nicht gesehen werden können. Es war viel besser: Er blickte auf die niederen Häuser herab und hatte eine fantastische Aussicht über die dunklen Gebäude der Stadt. Winzig klein konnte er die Dunkelelfen, Goblins und Orks sehen, wie sie zu seinen Füßen krabbelten. Die Nachtklingen besaßen ein Anwesen auf einer Anhöhe. Sein Zimmer befand sich im ersten Stock, ebenso wie die Bibliothek nur ein paar Türen weiter. Er… der Mensch an der Spitze der Dunklen. Ein angenehmer Gedanke, wenn man so ambitioniert war, wie der Hymlianer. Schon als Kind hatte er die Welt zu Füßen gehabt, doch ob er sich daran noch erinnerte, blieb fraglich. Noch während er sich in schönen Aussichten sonnte, kam ihm aber der Gedanke, dass das hier nicht umsonst sein konnte. Dafür war er selbst zu leistungsorientiert als dass er hätte glauben können, Zarrah zeigte ihm diesen wundervollen Traum einfach so. So wandte er sich um, versuchte sich nicht gänzlich ansehen zu lassen, dass er haben wollte, was sie ihm vor das Näschen hielt. Sie wartete geduldig, den Blick unberührt auf ihm belassend, bis er vor ihr stand. Sie beide waren fast gleichgroß, obwohl sie um ein paar wenige Zentimeter überragte.
Trotzdem schaffte er eine Ebene, als er sich reckte und mit klarer Stimme ihre Frage beantwortete: "Nein. Ein Sklave wie ich hätte eine Leistung erbringen müssen, um sich ein solches Zimmer zu verdienen. Der Sieg über den Ork von heute Mittag kann unmöglich damit gleichgesetzt werden. Das war kein fordernder Kampf.“ Ihre Mundwinkel zuckten kurz. Er kroch und zeigte sich demütiger als er es noch vor einigen Momenten gewesen war. Und sie merkte es durchaus. Die Elfe blickte ihn abwartend an. Er war nicht fertig, denn er neigte sich leicht vor, sodass sich ihre Lippen mühelos hätten berühren können, wenn sie auch nur einen Millimeter weiter vorgerückt wäre. "Spielen wir mit offenen Karten, meine Herrin. Gegen wen soll ich bestehen, um mir diesen Traum zu verdienen?" Nun strich sein Atem über ihre Haut. Doch sie hielt ihren Blick in seinem, während sie ihn für einen Moment zappeln ließ. Dann teilten sich ihre Lippen zu einem hinterhältigen Lächeln, das ihr dennoch gutstand. Es unterstrich ihre Ausstrahlung hervorragend, auch wenn die folgenden Worte nicht dazu verleiten sollten, Amüsement zu empfinden….

Synnover weiter bei Blut und Sand, das schwarze Kolosseum
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