Das Tenebrée-Anwesen

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 20. Dezember 2020, 13:28

Als von Lügen und verzeihen die Rede war, horchte Janay auf. Ein leises Keuchen entkam ihr, als sie mit immenser Willensanstrengung ihren Blick von dem Geld löste und zu der Herrin sah. Dann allerdings biss sie sich auf die Unterlippe und senkte schuldbewusst den Kopf. Sie begriff nicht, warum sie nicht einfach ausgepeitscht und davon gejagt wurde, sondern tatsächlich noch die Chance zu einer Erklärung bekam. Oder lag es an dem Preis, den sie herausgeschlagen hatte? Vielleicht. Janay wusste es nicht, würde es jedoch auch nicht erfragen.
Stattdessen nickte sie langsam und atmete tief durch, ehe sie es wagte, den Blick wieder anzuheben.
"Ich bin eine Dunkelelfe, und ja, ich wurde in Morgeria geboren, Herrin."
, eröffnete sie. Kurz wartete sie und musste noch einmal tief durchatmen, weil es für sie trotz allem nicht leicht war, von ihrer Vergangenheit zu berichten. Oder zumindest das ein oder andere, denn sie konnte durchaus alles erwähnen, ohne zu sehr ins Detail gehen zu müssen. Dass sie dabei allerdings unbewusst in ihre Muttersprache wechselte, war ihr nicht bewusst, sondern zeugte eher davon, dass sie sich nicht mehr so verstellte wie bisher.
"Ich habe es Euch nicht gesagt, damit Ihr keine Nachforschungen anstellt, ich... ich will meiner Familie nicht begegnen."
, fasste sie das Wichtigste zusammen und zuckte mit den Schultern. Die Lieder der Herrin zuckten leicht, aber sie ließ Janay weiter reden.
"Ich bin vor einigen Jahren weggelaufen und habe mich durchgeschlagen. Ich... ich verspüre nicht gerade das Bedürfnis nach einem Wiedersehen."
Das war ihr wichtig, es noch einmal zu betonen. Dann schüttelte sie den Kopf.
"Ausspionieren würde ich Euch oder Eure Herren nicht, ich möchte nur Geld verdienen und habe keinen Auftraggeber im Hintergrund, falls Ihr das befürchtet. Meine... Herkunft ist weit von der Euren entfernt und sehr bescheiden. Mit jemandem wie mir hättet ihr sonst bestimmt nicht zu schaffen gehabt. Und ich habe nicht vor, mich auf Dauer wieder in Morgeria niederzulassen."
Danach schwieg sie erst einmal und musste erneut abwarten, da die Herrin aufgehört hatte zu wippen und sich nun erhoben hatte. Nun sah Janay auch, dass sie unten herum nichts an hatte und nur eine sehr kurze Tunika ihren Oberkörper knapp bedeckte. Der Ausschnitt am Hals war sehr weit und so war der seidige, leicht durchsichtige Stoff über eine Schulter hinab gerutscht, was dem Anblick etwas asymmetrisches gab. Der Saum bedeckte so auch nur grade so eine Pobacke, als die Herrin um den Schreibtisch herum ging. Dann lehnte sie sich an dessen Vorderseite und schlug die langen Beine elegant übereinander. Bei jeder anderen Frau hätte die Bewegung eher lässig gewirkt, aber bei ihr war es purer Tanz und Schönheit. Ihre Beine waren bis zu den Füßen nackt und frisch eingeölt, wie Janays auch. Da das Oberteil aber sehr kurz war, konnte Janay trotzdem einen Hauch mehr Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen erahnen. Die Herrin ließ sich Zeit und atmete ein paar Mal durch, während sie die Frau vor sich betrachtete. Sie war in der Position sich Zeit zu lassen, aber dann sprach sie endlich:
„Nun... du hast gesagt, du willst deiner Familie nicht begegnen. Das lässt sich einrichten ...und schließt auch nicht aus, dass ich sehr wohl Nachforschungen über sie anstellen werde! Ich muss wissen, ob sie nach dir suchen, ...ob ich aus dieser Richtung Ärger erwarten muss. Wenn sie aus so niederer Schicht ist wie du sagst, dann besteht auch kein Grund zur Sorge, dass du ihnen in meinen Kreisen begegnen könntest.“
Damit öffnete sie die Beine wieder und stieß sich vom Tisch ab um langsam näher zu kommen.
„Du sagtest, dass nicht vorhast dich WIEDER in Morgeria nieder zu lassen, und dass du weggelaufen warst. Also muss ich wissen, ob deine Familie nach dir sucht. Wenn du über sie nichts wissen willst, dann behalte ich meine Ergebnisse für mich.“
Was natürlich jeder Neugierde seitens Janay widersprechen würde. Die Herrin schmunzelte, als ahnte sie, dass WENN sie etwas erfahren würde, Janay es dann auch gern wissen würde. Es war einige Zeit vergangen, Jahre...
„Und ob du ab jetzt länger in Morgeria bleibst oder nicht, das hängt ganz von deinem Fleiß ab, würde ich sagen.“
Sie war bei ihr angekommen, griff sanft nach ihrem Kinn und hob Janays Gesicht zu ihrem an.
„Bist du weiter so erfolgreich wie heute Abend... wo du jedoch einiges an Hilfe und sehr viel Glück hattest... Dann wirst du dir bald jeden Wunsch erfüllen können.“
Ihr Gesicht näherte sich dem Janays und ihre Lippen schwebten nur einen Hauch breit von ihren entfernt, was die Luft dazwischen knistern ließ. Ein Kuss von ihr wäre eine echte Belohnung. Und sie roch so gut! Was war das? Schokolade? Dieses sündhaft teure Zeug, deren Genuss einen schon fast so zum Höhepunkt bringen konnte? Ja, Herrin Starle hatte genascht, dass verriet ihr Atem.
„Auch wenn ich mir mit dir eine gute Zusammenarbeit vorstellen kann, so erwarte ich deinen wahren Namen zu erfahren, deine Hintergründe zu kennen und Ehrlichkeit in meinen vom Palast geschützten und unterstützten Mauern! Keine Geheimnisse von deiner Seite! Das ist die Abmachung gewesen! Wenn du denkst, du kannst dich nicht daran halten, dann ist JETZT der Zeitpunkt es zu sagen. Ich würde Verrat mit langem Leid bestrafen und keinem gnädigen Tod.“
Wie konnte diese Frau nur so verführerisch duften, aussehen und anmuten und dabei so harte Worte von sich geben, wo diese köstlichen Lippen so nah waren!
„DEIN Name, denn ich glaube „Talimée“ hat ausgedient und den Namen deiner Familie!“
, forderte sie nun kompromisslos und Janay musste aufpassen. Etwas scharfes lag in ihrem Ton der jeden Raum für weitere Verhandlungen verbot. Jetzt erst ließ die Herrin ihr Kinn los und entfernte sich wieder eine Hand breit, damit sie antworten konnte. Trotzdem waren sie sich beide noch sehr nah. Hinter ihr auf dem Schreibtisch lag der Lohn für Janays Ehrlichkeit bereit, sofern sie sie aufbrachte.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Montag 21. Dezember 2020, 18:26

Nun schlug also ihre Stunde der Wahrheit. Jetzt würde sich entscheiden, ob sie das Ruder zu ihren Gunsten wieder würde herumreißen und ihren verdienten Lohn entgegen nehmen könnte oder ihre Probleme erst anfangen würden. Sie musste definitiv vorsichtig sein und ihre Worte mit Bedacht wählen, durfte sich von nichts und niemandem ablenken lassen. Auch wenn sie am liebsten weggelaufen wäre, um in einem sicheren Winkel erst einmal einige Stunden lang schlafen zu können.
Sie verspürte noch immer eine bleierne Müdigkeit in den Glieder, aber die kurze Zeitspanne in der riesigen Badewanne hatte ihr zumindest soweit geholfen, dass ihr Kopf vorläufig klar genug war. Während sie sprach und besonders danach, als sie auf eine Reaktion warten musste, bemühte sie sich darum, ihre Atmung so ruhig wie möglich zu halten, damit man ihr die Anspannung nicht zu deutlich anmerken konnte.
Wenngleich sie sich nicht der Illusion hingab, dass sie die Herrin hinters Licht führen könnte damit, denn gewiss konnte sie erahnen, dass ihr Herz viel zu schnell schlug und ihre Knie sich noch immer eindeutig zu weich anfühlten. Auch das leichte Zittern ihrer Finger würde ihr gewiss nicht verborgen bleiben. Umso mehr bemühte sich Janay um ihre aufrechte Haltung und eine neutrale Miene, um sich nicht sofort hilflos und unterwürfig auszuliefern. Dann hätte sie gewiss überhaupt keine Chance mehr!
Deswegen auch beobachtete sie die andere aufmerksam, anstatt den Blick zu senken, falls eine Ohrfeige auf sie wartete oder ähnliche körperliche Züchtigung. Natürlich hatte die Herrin auch weiterhin ihren Reiz, war in jeder Faser nichts als unausgesprochene Verführung, selbst, wenn sie sich knapp bekleidet hatte. Jedoch hatte die junge Frau in den letzten Stunden derart viel Lust erlebt, dass ihr Leib zu ausgelaugt war, um darauf sofort wieder anzuspringen.
Somit beobachtete sie auch vielmehr die Miene ihres Gegenübers und wartete mit zusammengebissenen Zähnen ab, so schwer es ihr auch fiel. Es gab genügend, das ihr auf der Zunge lag, ohne, dass sie diesem nachgeben durfte. Je ruhiger sie blieb, desto besser für sie, ganz gleich, wie groß die Verunsicherung in ihrem Inneren wühlte. Trotzdem wurde es mit jedem Atemzug, den sie tat, schwieriger, sich nicht zu rühren und von einem Bein aufs andere zu treten.
Als die andere endlich sprach, stieß sie unwillkürlich ein wenig Luft aus ihren Lungen aus, weil nicht sofort ein Vernichtungsschlag kam. Langsam schüttelte sie den Kopf. "Dass ich weggelaufen bin, ist lange her. Es würde mich wundern, wenn sie mich noch suchen würden.", hielt sie dagegen. "Und selbst wenn, könnten sie Euch gar keinen Ärger machen. Dazu... dazu sind wir zu... unbedeutend."
Es fiel ihr nicht gerade leicht, das zu zugeben, vor allem, wenn sie daran dachte, dass dies auch Kazels Familie war, mit der sie die ihre soeben verglichen hatte. Janay musste aber unter allen Umständen vermeiden, an ihn zu denken, wenn sie diese Begegnung möglichst heil überstehen wollte! Jedoch war da auch ihr eigener Stolz, der es ihr schon immer nicht wirklich leicht gemacht hatte, sich unterzuordnen. Das hatte sich in den vergangenen Jahren nicht sonderlich verändert.
Dennoch biss sie sich auf die Unterlippe und wandte für einen kurzen Moment den Blick ab, als die Herrin äußerst geschickt an ihrer Neugier zu kratzen begann. Die junge Frau mochte nicht viel von der Welt des Adels und des Reichtums verstehen, kaum etwas von deren Gepflogenheiten kennen, allerdings konnte auch sie derart durchsichtige Manöver durchschauen.
Wie gerne würde sie erfahren, wie es ihrer Schwester ergangen war, ob es ihr wenigstens halbwegs gut ging! Ja, sogar das Schicksal ihres Bruders würde sie ein wenig interessieren, womöglich auch die Information, ob ihre Eltern überhaupt noch lebten. Nur... nein, es war besser, wenn sie sich von all dem fernhielt und so rasch wie möglich von hier wieder verschwinden würde! Natürlich mit so viel Geld als Startkapital, wie sie es erreichen konnte...
Die Worte der Herrin drangen in ihre Gedanken, ließen sie auch aufhorchen, allerdings war sie dennoch schneller als die junge Frau. Noch bevor diese wieder zu ihr hinsehen konnte, hatte sie schon ihr Kinn ergriffen und ihren Kopf so angehoben, dass sie gar nicht anders konnte, als die Augen auf die andere zu richten.
Schwer musste sie schlucken bei den folgenden Worten, die ihr fast schon so etwas wie Hoffnung gaben. Ihr Blick flackerte leicht und sie sog scharf die Luft durch die Nase ein. "Jeden Wunsch...", murmelte sie unwillkürlich und ihre Hand legte sich wie von selbst auf ihren Bauch.
Was wünschte sie sich denn? Sicherheit... definitiv Sicherheit, ein Zuhause und... Erneut musste sie schlucken und schloss einen Atemzug lang die Augen, um den Gedanken an den Mischling wieder nach hinten zu verdrängen, um konzentriert bleiben zu können.
Dann sah sie erneut die Herrin an, die sich ihr so dicht genähert hatte, als wolle sie sie küssen. Obwohl sie es nicht wollte, schlug ihr Herz schneller und fast so etwas wie Sehnsucht schlich sich in ihren Blick, während sie sich auf die Unterlippe biss wie eine ertappte Sünderin.
Die folgenden Worte holten sie trotzdem abrupt zurück in die Wirklichkeit und aus dem erneut gewobenen Zauber heraus. Nicht so sehr wegen dem Sinn darin, sondern vielmehr wegen der Stimmlage ihres Gegenübers, der sie ein weiteres Mal schlucken ließ. Die junge Frau öffnete den Mund, wollte antworten und wahrlich ehrlich sein.
Doch dann stockte sie, noch bevor sie einen Ton von sich gegeben hatte, und Unsicherheit stieg in ihr auf. Misstrauen schlich sich in ihre Mimik und sie tat einen leicht zittrigen Atemzug. Instinktiv suchte sie den direkten Blick der Herrin, ob es dieser nun gefiel oder nicht, ganz gleich, ob es ihr in ihrer Situation erlaubt wäre oder nicht. Obwohl sie merkte, wie ihre Finger stärker zu zittern begannen, bemühte sie sich darum, aufrecht stehen zu bleiben und nicht nachzugeben.
"I... ich..." Kurz schloss sie die Augen und atmete noch einmal tief durch. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie zwang sich zur Ruhe, als sie ihre Lider wieder anhob und ihr Kinn ebenfalls eine Nuance weit in die Höhe wanderte.
"Ich danke Euch für die Chance, Herrin, das ist die reine Wahrheit. Und ich werde Euch nicht länger anlügen. Aber..." Sie stockte und man konnte sehen, dass sie einige Male schlucken musste.
Was jetzt kommen würde, würde ihren Untergang bedeuten, davon war sie überzeugt. Nur... auch eine Rückkehr in Reichweite ihrer Familie würde dazu führen. Also sammelte sie ihren gesamten Mut zusammen und bat im Stillen sowohl Kazel, als auch Krümelchen um Verzeihung.
"Aber wenn ich Euch meinen Namen sage, Euch verrate, zu wessen Familie ich gehöre... Wer garantiert mir, dass Ihr mich nicht doch ausliefert? Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, doch irgendwann einmal... wenn Ihr meiner überdrüssig seid, ich einen Fehler aus Unwissenheit begehe oder aus sonst irgendeinem Grund, bevor ich Euch wieder verlassen würde." Ein hörbares Schlucken zeugte davon, dass sich Angst in ihrem Inneren ausbreitete, obwohl sie dagegen ankämpfte und sich darum bemühte, nicht einzuknicken.
"Ich bin mir sicher, dass Ihr Euch Strafen für mich ausdenken könnt, von denen ich nicht einmal eine Ahnung habe, und dass ich mich nur mit dem richtigen Verhalten nicht dieser Gefahr aussetze. Jedoch will und kann ich auch nicht das Risiko eingehen, dass Ihr mich meiner Familie ausliefert..." Janay biss sich auf die Unterlippe und verspürte den Wunsch, sich hinzusetzen.
Allerdings wagte sie es nicht, auch nur den kleinen Finger zu rühren, in Erwartung eines gehörigen Donnerwetters. Ihr Schicksal war besiegelt, davon war sie überzeugt. Die Herrin saß am längeren Ast, an ihrem eigenen hatte sie gerade kräftig gesägt. Und dennoch... sie glaubte nicht daran, dass die andere tatsächlich grausamer wäre als das, was sie ihrer Familie als Bestrafung für sie zutrauen würde. Die Folter der Herrin hätte irgendwann ein Ende, spätestens, wenn sie ihr langweilig wäre, diejenige ihrer Familie, sobald sie ihrer habhaft wäre, dagegen bestimmt nicht.
Mit einem Seufzen senkte sie ihren Blick, denn sie spürte, dass ihre Augen feucht zu werden drohten und sie kurz davor wäre, um Gnade zu betteln. Allerdings kam anderes über ihre Lippen und noch einmal bat sie im Stillen die zwei wichtigsten Wesen für sie um Entschuldigung. "Und jetzt tut, was Ihr für richtig haltet...", wisperte sie erstickt, während ein leichtes Zittern sie erfasste.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. Dezember 2020, 12:57

(Quelle: was Janay nicht wusste und Kazel vielleicht vergessen hatte)

Zeit war schon eine verflixte Sache. Sie konnte warten, wenn es dringlich war und sich überschneiden, wenn jede Sekunde zählte. Während Janay hinauf geführt worden war, um bald darauf ihre ersten Erfahrungen mit Frauen zu machen, da hatte Kazel (kurz nach seinem kleinen Tod auf dem Weg in die Werkstatt) dem Goblin den Auftrag erteilt, seiner Janay zu helfen. - Was dann auch geschehen war, während er und sie sich im Totenreich trafen und... einen Hauch zu spät einen falschen Namen austauschten, von dem der Goblin nie erfuhr. Firlefitz hatte nach seiner „Assistentin“ geforscht, einer gewissen „Janay“ und keiner „Talimée“, was natürlich auch an Starles Ohren gedrungen war... verzögert, da sie selbst zu diesem Zeitpunkt sehr beschäftigt gewesen war, aber natürlich wurde ihr alles früher oder später zugetragen. Der Handwerker Goblin hatte nach „Janay“, einem hellen Mischlingsblut gefragt. Aber was machte schon ein Vorname in einer Stadt wie Morgeria?!? Bis zu diesem Moment wäre ihr Name für die Herrin des Hauses ohne Bedeutung gewesen. Erst während Janay in der Wanne schlief wurden die Informationen neu zusammen getragen und das Schicksal änderte seinen Lauf. Janays Name war also schon enttarnt, als sie das Zimmer der Herrin betrat und nun schnappte die Falle zu, welche nicht einmal bewusst gestellt worden war. Ein kleiner Fehler im Ablauf der Zeit, ein Stolperstein in der Geschichte, der nun seine Auswirkungen zeigte. Ein kleiner Fehler in der Zeitlinie, der große Wellen schlug.

„DEIN Name, denn ich glaube „Talimée“ hat ausgedient und den Namen deiner Familie!“
Starle gab ihr sogar noch hier die Möglichkeit zur Wahrhaftigkeit, aber Janay entschied sich für einen „Zwischenweg“, wie man es wohl nennen könnte. Ihr Kinn zwischen den Fingern der Herrin eingeklemmt sah sie sie erneut an, die sich ihr so dicht genähert hatte, als wolle sie sie küssen. Obwohl Janay es nicht wollte, schlug ihr Herz schneller und fast so etwas wie Sehnsucht schlich sich in ihren Blick, während sie sich auf die Unterlippe biss wie eine ertappte Sünderin. Die letzten Worte hatten sie trotzdem zurück in die Wirklichkeit geholt.
Doch dann stockte sie, noch bevor sie einen Ton von sich gegeben hatte, und Unsicherheit stieg in ihr auf. Misstrauen schlich sich in ihre Mimik und sie tat einen leicht zittrigen Atemzug. Instinktiv suchte sie den direkten Blick der Herrin, die sie noch immer an Kinn hielt und der sie sich ohnehin nicht entziehen konnte. Obwohl sie merkte, wie ihre Finger stärker zu zittern begannen, bemühte sie sich darum, aufrecht stehen zu bleiben und nicht nachzugeben.
"I... ich..."
Kurz schloss sie die Augen und atmete noch einmal tief durch. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie zwang sich zur Ruhe und sprach:
"Ich danke Euch für die Chance, Herrin, das ist die reine Wahrheit. Und ich werde Euch nicht länger anlügen. Aber..."
Sie stockte und man konnte sehen, dass sie einige Male schlucken musste. Auch hatte sie in einem denkbar ungünstigen Moment die Augen geschlossen, was verhinderte, dass sie das kurze Aufblitzen von Enttäuschung im Antlitz der Frau sehen konnte. Das war dann auch der Moment, das kleine „Aber...“, was Starle sie los lassen ließ. Alles was jetzt kommen würde, negierte jedes Wort davor und sie war gespannt, wie sich Janay da wohl heraus zu manövrieren versuchte. Eigentlich hatte sie schon mit diesem kleinen Wort verloren. Die Herrin des Hauses trat einen Schritt zurück und wartete gespannt was nun kommen würde. Janay plapperte los:
"Aber wenn ich Euch meinen Namen sage, Euch verrate, zu wessen Familie ich gehöre... Wer garantiert mir, dass Ihr mich nicht doch ausliefert? Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, doch irgendwann einmal...“
Irgendwie bekam der Ausdruck der Herrin einen leicht fragenden Hauch, als ob sie darüber nachdachte, ob das alles jetzt wirklich ihr Ernst wäre. Sprach sie hier wirklich von Garantien???
„... wenn Ihr meiner überdrüssig seid, ich einen Fehler aus Unwissenheit begehe oder aus sonst irgendeinem Grund, bevor ich Euch wieder verlassen würde.... Ich bin mir sicher, dass Ihr Euch Strafen für mich ausdenken könnt, von denen ich nicht einmal eine Ahnung habe, und dass ich mich nur mit dem richtigen Verhalten nicht dieser Gefahr aussetze. Jedoch will und kann ich auch nicht das Risiko eingehen, dass Ihr mich meiner Familie ausliefert..."
Janay biss sich auf die Unterlippe und verspürte den Wunsch, sich hinzusetzen. Allerdings wagte sie es nicht, auch nur den kleinen Finger zu rühren, in Erwartung eines gehörigen Donnerwetters, was aber ...nicht eintrat! Starle stand nur da und beobachtete sie mit unbewegter Miene.
Ihr Schicksal war besiegelt, davon war sie überzeugt. Die Herrin saß am längeren Ast, an ihrem eigenen hatte sie gerade kräftig gesägt. Und dennoch... sie glaubte nicht daran, dass die andere tatsächlich grausamer wäre als das, was sie ihrer Familie als Bestrafung für sie zutrauen würde. Die Folter der Herrin hätte irgendwann ein Ende, spätestens, wenn sie ihr langweilig wäre, diejenige ihrer Familie, sobald sie ihrer habhaft wäre, dagegen bestimmt nicht. Doch war dem so? Nahm hier Janay schon wieder etwas an, von dem sie nichts wusste? Was würde wohl passieren, wenn einer Starle Tenebrée langweilig würde? Und selbst wenn, dann bestand immer noch die Möglichkeit, dass sie schlicht weiter gab und ein anderer diese Aufgabe übernahm... vielleicht an den „Zwinger“???
Mit einem Seufzen senkte Janay ihren Blick, denn sie spürte, dass ihre Augen feucht zu werden drohten und sie kurz davor wäre, um Gnade zu betteln. Allerdings kam anderes über ihre Lippen und noch einmal bat sie im Stillen die zwei wichtigsten Wesen für sie um Entschuldigung.
"Und jetzt tut, was Ihr für richtig haltet..."
, wisperte sie erstickt, während ein leichtes Zittern sie erfasste. Was war da für ein Laut gewesen? Sie hatte die Herrin nicht angesehen um es richtig deuten zu können. Der Moment war vergangen. Mit glasigem Blick sah sie wieder auf. Starle stand unbewegt da und starrte sie an. Hatte Janay gerade versucht Mitleid zu erhaschen? Oh, das ging nach Hinten los! Bei einer Dunkelelfe auf die Tränendrüse zu drücken brachte nur verbannte Asche zu Tage, das hätte sie eigentlich wissen müssen. Und da Starle ihm mehr als einmal die Möglichkeit zur Wahrhaftigkeit gegeben hatte, war wohl jetzt der Faden ihrer Geduld überspannt worden. Dennoch riss er nicht. Er dehnte sich eher um Janay noch etwas zu foltern, denn Starle sah sie nur an, klatschte einmal in die Hände und die Tür öffnete sich einen Herzschlag später. Der blonde Diener kam herein, machte eine Verbeugung und wartete auf seine Befehle.
„Chastiel, schenke mir von dem Wein aus der blauen Karaffe ein.“
, wies sie ihn mit einer abwinkenden Handbewegung an, während sie wieder hinter ihren Schreibtisch schlenderte.
„Sehr wohl Herrin, ich erlaube mir zu äußern, dass Oliv draußen wartet. Soll ich sie herein bitten?“
Starle nickte und er öffnete noch einmal kurz die Tür, wedelte mit einer Hand und schloss sie dann hinter dem herein huschenden Orkmädchen. Starle zeigte nur kurz auf den Platz neben der Tür und Oliv kniete sich auf ihre Unterschenkel und schwieg. Sie hatte einen kleinen Lederbeutel dabei, der dem Tuch auf Starles Schreibtisch glich und vermutlich ihren Lohn enthielt. Ihr Gesicht glänzte noch leicht feucht und ihre vollen Lippen zuckten ab und zu leicht, sonst hatte sie sich recht gut im Griff. Der Diener ging derweil zu einem Schrank und hantierte dort mit Gläsern, während Starle wieder Janay ansah und die beiden andern vollkommen ignorierte.
„Was mach ich nur mit dir...?“
Das war definitiv eine Frage die rein rhetorisch in der Luft hing und keiner Antwort bedurfte, denn Starle war in der Position ohnehin zu tun, was sie für „richtig“ hielt. Sie spielten hier in einer Liga, in der Richtig und Falsch ganz neue Bedeutungen bekamen. Gerade der letzte Satz von Janay hatte sie so vielleicht ein wenig gegen ihr neustes Spielzeug aufgebracht, aber noch ließ sie es nicht an ihr aus. Janay hatte wohl minimalen „Welpenbonus“, da sie neu hier war, aber irgendwie konnte man den Eindruck gewinnen, dass ihre Tage hier gezählt waren... das ihre Zeit ablief.
Stellte sich nur die Frage, was für Folgen dies alles für sie haben würde.
Chastiel trat nun zur Herrin verneigte sich vorbildlich, sogar mit Tablett in der Hand und schenkte dann sehr professionell ein. Starle setzte sich und sah nicht einmal zu ihm auf. Er war lebendes Inventar. Sie griff nach dem Stil des Glases, setzte es an die Lippen und trank einen kleinen Schluck, genoss ihn wohl, da sie ihm im Mund rollte und stellte dann den Kelch wieder ab. Mit einem Fingerzeig wies sie den Mann an irgendetwas neues zu tun, was wohl nur er verstand. Sofort wuselte er in den Hintergrund, wo es kurz leise klirrte. Starle hielt Janays Blick gefangen und fuhr sich mit den rosa Zunge über die perfekten Lippen. Sie neigte nachdenklich den Kopf, während Chastiel hinter den Mädchen umher wuselte.
„Weist du, was merkwürdig ist?“
Wieder so eine Frage, auf die man besser nichts sagte.
„...während wir uns vergnüglich unserem Nachtwerk hingegeben haben und du so fleißig warst, … da hat ein Goblin nach einem Mischlingsblut, einem silberhäutigen Mädchen mit Namen „Janay“ gefragt. Kommt dir dieser Name vielleicht bekannt vor?!“
MIST! Wieder eine Frage, dessen Antwort so unnötig war, wie drei Brustwarzen bei einem Mann... auch wenn zwei schon bei einem Kerl keine wirkliche Funktion hatten. War da eine dritte NOCH unnötiger? Unsinn oder doch Wahnsinn, begann sich in Janays Kopf auszubreiten... Sie war enttarnt worden! Von diesem Goblin. Aber von wem hatte dieser ihren Namen erfahren? Hatte Kazel versehentlich...? Er war so weggetreten gewesen, als sie sich getrennt hatten. Hatte so neben sich gestanden. War das Schicksal einfach grausam und gemein? Gab es hier überhaupt einen Schuldigen? Die Stimme der Herrin holte sie aus ihren Grübeleien:
„Ich bin enttäuscht!“
So einfach war das.
Und so endgültig klang es.
Eine drückende Stille füllte den Raum und drohte Janay zu ertränken. Starle sah sie nur starr an und schüttelt langsam den Kopf.
„Ich hatte gehofft, nicht nur einen hübschen Körper für meine Kollektion gefunden zu haben, sondern auch einen schlauen Geist. Leider stellt dein MUND ein Problem dar. Dein Mund ist bereit zu nehmen, aber nicht zu geben und ich hatte gehofft in dir eine neue Kurtisane für unserer kleine Gemeinschaft hier gefunden zu haben. Doch da du nicht mal eine einzelne Frage gewillt bist zu beantworten...“
Es klickte hinter Janay und sie hatte sich schon zu sehr an Chastiels Gewusel gewöhnt, zu sehr auf die Herrin konzentriert, als dass sie eine Chance gehabt hätte sich körperlich zu wehren. Seine Hände waren schnell und hatten ihre Handgelenke binnen eines Wimpernschlages hinter ihrem Rücken in Schellen gelegt.
„... wie soll ich dann von dir erwarten können, mit den Geheimnissen meiner Kunden richtig umzugehen?“
Und noch eine Frage ohne Antwortmöglichkeit. Chastiel stand hinter Janay und drückte in diesem Moment gegen in ihre Kniekehlen, was sie zu Boden zwang. Gleichgültig ließ er sie auf die Kniescheiben plumpsen, was nur der dicke Teppich ein wenig milderte und minimal sein Halt an ihren Handgelenken, die dabei ein bisschen nach oben gezogen wurden. Etwas mehr und er könnte ihr so die Schultern auskugeln.
„Du würdest zu deinem eigenen Vorteil Dinge verschweigen, für dich verwenden, und mir wohl mehr schaden als nützen. Schade... Sehr schade! Ich hatte viel mit dir vor und mich ehrlich auf unsere Zusammenarbeit gefreut.“
Tatsächlich stand ehrliche Enttäuschung nun unverfälscht in ihrem Blick.
„Ich weis nur noch nicht so recht, was ich nun mit dir machen soll?!“
Sie stellte die Ellenbogen auf und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe.
„Dein Körper war fleißig und ich halte meine Versprechen, selbst wenn du es nicht verdient hättest. Deinem Bauch wird also nichts geschehen.“
Sie sah auf die Schreibunterlage, griff nach einem Brieföffner und stach sich damit in den Finger. Während sie aufstand und das austretende Blut auch auf den anderen Fingerkuppen verteilte, kam sie näher. Chastiel tat gleichzeitig, was die Augen der Herrin ihm wohl befahlen, er schnitt die Ärmel des Mantels mit einer kleinen, aber sehr scharfen Klinge auf, so dass der Stoff nun an Janays Körper keinen Halt mehr fand und um sie herum zu Boden bauschte. Dann kniete Starle sich hin und malte mit ihrem Blut das dunkelelfische Wort „tabu“ auf Janay Bauch. Sie nickte zufrieden, während sie malte und sprach ununterbrochen weiter:
„Was soll ich also mit dir machen? Im Hof, an die Außenmauer oder auf dem Marktplatz anketten, mit Maulsperre, Schädel rasieren und deinen Namen drauf schreiben um zu warten, ob jemand dich haben will?“
Oh oh. Dieses dunkle Funkeln in ihren Augen verhieß nichts gutes.
„Es ist doch anscheinend deine größte Angst, dass deine Familie dich finden könnte, da wäre der Marktplatz wohl am besten. Oder ich schicke dich nach Andunie zu meiner liebsten Konkurrentin. Die freut sich immer über den Nachwuchs der Dienerinnen ...neues Material für ihre Zucht.“
Etwas kippte hier gerade zur dunklen Seite und die Stimmung sog jede Hoffnung aus dem Raum. Auch wenn Starle sonst eine eher milde Herrin war, so konnte sie anscheinend nicht immer ihre grausame Seite verstecken.
„Weist du, Janay... ich muss mir keine Strafe für dich ausdenken. Die hast du mir von ganz allein geliefert und dieses Kind ist für mich zwar jetzt noch kein Ballast...“
Oliv unterbrach Starle:
„... aber das Kind ist von eurem Blut!“
Starle wirbelte herum, sah Oliv einen Moment lang wütend an, als wenn sie sie für diese Dreistigkeit erschlagen lassen würde... Dann jedoch streckte sie sich, atmete einmal tief durch, ließ von Janay ab und ging zu Oliv. Das Orkmädchen sah mit glasigem und von Angst erfüllten Blick zu ihr auf, so wie sie da am Boden kniete. Die Herrin stand seitlich zu ihr, so dass Janay alles gut sehen konnte. Die dunkle Hand der Herrin streichelt die Wange der Orkin.
„Mein liebes ...liebes Mädchen! Du meinst es immer gut, aber ich weis doch schon, dass sie eine Dunkelelfe ist. Wenigstens DAS hat sie gestanden. Nun schweig und lass mich überlegen, was ich mit ihr machen soll.“
Oliv nickte brav. Die Herrin sah wieder Janay an und auch Olivs Blick wanderte zu ihr. Doch ihre Augen wanderten umher, als hätte sie nicht ganz das gemeint, was Starle aus ihren Worten heraus interpretiert hatte und Janays Bauch zog sich unwillkürlich zusammen. Olivs Nase!!! Sie hatte sogar ihre Herkunft erschnüffelt, warum also nicht... Natürlich! Sie hatte sie so nah an ihrem Krümelchen gehabt, wie es nur ging. ...das Kind ist von eurem Blut... Dieses kleine etwas nach oben gebogene Ding konnte sie noch in Teufels Küche bringen. Diese Nase, so niedlich sie war, hatte die Wahrheit erschnuppert. Janays Kind war wirklich ein Tenebrée...wirklich vom Blut dieser Frau. Starle war die Großtante ihres Würmchens. Aber das Schicksal musste wohl schützend die Hand über sie halten, denn die Wahrhaftigkeit in Olivs Aussage erreichte Starles Ohren nicht. Die Herrin ging von einem anderen Inhalt aus und hatte zum Glück auch Oliv den Mund verboten. Jetzt ging sie langsam zwischen den knienden Mädchen auf und ab. Vielleicht Janays letzte Möglichkeit ihr Schicksal zu beeinflussen.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Mittwoch 23. Dezember 2020, 15:24

Die Angst vor dem, was ihr aufgrund ihrer Familie blühen würde, war größer als ihr Streben nach dem Reichtum, den sie an diesem Abend verdient hatte. Natürlich hätte sie ihn gerne gehabt, sie hatte dafür schließlich auch ordentlich... gearbeitet. Aber das Risiko, dass sie irgendwann einmal dorthin abgeschoben werden könnte...
Janay spürte, dass sie auf verlorenem Posten stand und... gab auf. Sie war körperlich erschöpft, überfordert von den letzten Stunden und emotional sowieso in einem absoluten Chaos verheddert, aus dem sie so schnell nicht entrinnen konnte. All das führte zu einem Fehler nach dem anderen, obwohl sie es nicht einmal bewusst tat.
Denn eigentlich wollte sie ihren Kopf aus der Schlinge ziehen... Nur schien es ihr nicht zu gelingen. Sie befand sich in einer gänzlich anderen Liga, deren Regeln ihr weiterhin fremd blieben. Nicht, dass sie absichtlich an das Mitleid der Herrin appellierte oder gar deren Gefühle ankratzen wollte, so dumm war sie selbst nicht, so etwas hatte schließlich in Morgeria keinen Sinn. Aber sie baute darauf, dass in dieser Gesellschaft ähnliche Spielregeln kannten und sie somit zumindest einen Hauch von Verständnis erzeugen könnte.
Obendrein war sie nun tatsächlich ehrlich, spielte nicht mehr Verstecken oder bemühte sich um sonstige Lügenfäden, die sie spinnen könnte. Es war ihr schlichtweg zu anstrengend und ohnehin nutzlos. Sie hatte auch keine Zeit, um sich ihre Worte lange zurecht zu legen, sie zu überdenken, zu verwerfen und neue, besser passende zu finden.
So oder so, sie hatte verloren. Der Traum von einem sicheren Leben mit einer eigenen Familie... zerplatzt wie eine Seifenblase. Das Geld dafür war so nah und doch so unendlich fern, als hätte sie es sich niemals verdient. Es kostete sie nun viel mehr Kraft, aufrecht stehen zu bleiben und nicht vor Verzweiflung in Tränen auszubrechen, die ihr heiß aufstiegen.
Danach verstummte sie erst einmal, rang mit dem salzigen Nass ebenso wie mit dem leichten Zittern, das ihren Körper erfasst hatte und ihr die Knie weich werden ließ. Obwohl kein Donnerwetter oder gar der Rauswurf kam, löste sich die Spannung in ihrem Inneren nicht. Im Gegenteil, die Ruhe und das Fehlen der Reaktion auf ihre Worte schienen all ihre Unsicherheit und Angst noch zu steigern, was höchstwahrscheinlich auch Absicht war.
Erst das Klatschen von Händen, so leise es auch sein mochte, ließ sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen fahren. Die Frage, was nun geschehen würde, lag ihr auf der Zunge, war so kurz davor, aus ihr herauszusprudeln, aber dieses Mal konnte sich die junge Frau beherrschen. Noch...
Sie schloss die Augen und verbannte so die Welt um sich herum aus ihrem Blickfeld, weil sie nicht sehen wollte, was auf sie zukommen würde. Stattdessen versuchte sie, sich das Gesicht des Mischlings vor Augen zu führen, in einem der wohl letzten Momente, in denen sie würde klar denken können. Flüchtig huschte ihre Vorstellungskraft sogar zu dem Traumbild der Familie, die sie so niemals würde erleben dürfen.
Er hatte Recht gehabt, sie hätte sich niemals, niemals darauf einlassen dürfen! Jedoch war sie verblendet gewesen von dem Reichtum, der in diesem Anwesen herrschte, von dem ihr ein Anteil in Aussicht gestellt worden war... Was war sie dumm und gierig gewesen! Ein ersticktes Schluchzen versperrte ihr die Kehle und ließ sie mehrmals schlucken, ohne es hinunter würgen zu können.
Als leises Klirren an ihre Ohren drang, schreckte sie aus ihrer Zurückgezogenheit auf und sah wieder hoch, den Blick noch ein wenig verschwommen von den ungeweinten Tränen. Die Herrin sprach wieder zu ihr und mit einem Mal war ihr Geist so klar wie zuvor, hatte sie jegliches Wunschdenken verdrängt, weil sie spürte, dass es nun ernst für sie wurde.
Und dann passierte, wovor sie sich gefürchtet und es dennoch nicht erwartet hatte. Ihr Name, ihr richtiger Name, fiel. Ohne es verhindern zu können, wurde sie blass und musste schlucken, womit sie sich eindeutig verriet.
Im selben Moment schoss ihr die Frage durch den Sinn, ob ihr Name eigentlich Seltenheitswert hatte oder nicht. Sie selbst hatte damals niemanden getroffen, der genauso gerufen worden war wie sie, allerdings hatte das nichts zu bedeuten. Viel unter die Leute war sie nie gekommen und sich dafür interessiert hatte sie sich auch nicht.
Dennoch sagte sie nichts dazu, sondern presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen und würde jetzt davon nicht bei der ersten kleineren Hürde abweichen. Auch wenn für sie alles verloren war, sollte ihr Gegenüber sie nicht für wankelmütig und unzuverlässig halten. Zumindest diese Züge wollte sie sich bewahren.
Indes begann es hinter ihrer Stirn wieder zu arbeiten, denn sie begriff nicht ganz, wie das hatte sein können. Zugleich drehte sich in ihrem Inneren das Rad ihres Gefühlschaos' weiter und spülte eine weitere Empfindung in ihr hoch, während die Herrin sprach.
Dass sie enttäuscht war, war nachvollziehbar und hatte Janay tatsächlich nicht erreichen wollen. Doch anstatt erneut zu kuschen und sich in ihr Leid zurück zu ziehen, kroch anderes in ihr empor. Eine ihrer Hände ballte sich unwillkürlich zur Faust und sie war drauf und dran, etwas zu sagen, als es in ihrem Rücken klickte.
Es dauerte einen Moment lang, in dem sie sprachlos über die Schulter hinweg zu dem Diener sah, bis sie begriff, was geschehen war. Sie war gefesselt! Das Herz sackte in ihr herab und keuchte leise auf, was aber tatsächlich ihre aufkeimende Wut nährte. Die Wut einer Verzweifelten...
Das Feuer und die Kraft zum Widerstand kehrte in ihren Blick zurück, als sie erneut zur Herrin sah. Doch ehe sie etwas sagen konnte, wurde sie auf die Knie gedrückt, was ihre Gefühle nur zu verstärken schien, denn es loderte regelrecht in ihren Augen. "Was erwartet Ihr denn von mir?", brach es aus ihr heraus.
"Es war nie mein Ziel hierher zu kommen, weil ich gar nicht wusste, was an diesem Ort stattfindet. Und plötzlich bin ich mitten drin in einer Welt, die mir fremd ist, deren Regeln ich nicht die Zeit bekomme, auch nur ein paar Stunden lang in Ruhe kennen zu lernen! An einem Ort, an dem mir mit Dingen gedroht wird, die mir den Magen umdrehen! Ich habe versucht, das Beste draus zu machen, nicht mehr und nicht weniger! Und so wie Ihr bin ich in dieser Stadt geboren, gehöre zur selben Rasse wie Ihr, uns wird das Misstrauen mit der Muttermilch eingeflößt. Wieso also sollte es bei Euch anders sein? Nennt mir einen einzigen Grund, warum ich Euch sofort mein vollstes Vertrauen schenken sollte, wie Ihr es verlangt, ohne mir die Zeit oder wenigstens eine Sicherheit dafür zu geben, dass Ihr Euer Wissen nicht zu meinem Leidwesen verwendet? So, wie Ihr es bei Euren Kunden macht!" Nun schossen doch Tränen in ihre Augen, die sie gerne mit einer wütenden Geste weggewischt hätte.
"Ihr gebt mir nicht einmal eine reelle Chance, sondern verlangt von mir, dass ich innerhalb einer Stunde... oder gar noch weniger mein ganzes Leben in Eure Hand lege, Euch bedingungslos vertraue und mich auf Gedeih und Verderb ausliefere. Um mich zu vernichten, sobald ich nicht völlig nach Eurer Pfeife tanze. Das ist nicht fair!"
Durch den Tränenschleier dauerte es, bis sie erkannte, dass die Herrin etwas ergriff und was das war. Das Blut sah sie zwar nicht, aber es war ein spitzer, länglicher Gegenstand und das nährte trotz allem gerechten Zorn erneut die Angst in ihr. Wären ihre Hände nicht gefesselt gewesen, hätte sie diese sofort auf ihren Bauch gelegt und wäre zurück gewichen. So konnte sie nur ihre Augen aufreißen und ein stilles Gebet losschicken, dass sie das Kommende überleben würde... mitsamt dem Würmchen in ihrem Leib.
In diesem Moment wurde Stoff zerschnitten, was sie nur dadurch bemerkte, dass sie mit einem Mal nackt war. Die Furcht wurde größer und sie begann ein weiteres Mal zu zittern. Die Wut war verraucht, schlagartig. Leise wimmerte sie, als die andere etwas auf ihren Bauch malte, das sie nicht sehen wollte. Sie wartete trotz der Zusage auf den alles zerstörenden Stich und schluchzte auf, als er nicht erfolgte.
Die folgenden Worte jedoch waren noch schlimmer, malten ihr Dinge aus, die sie leer schlucken ließen. Inzwischen lief sogar eine Träne über ihre Wange. Dass neben der Herrin und dem Diener noch jemand Zeuge dieser Szene wurde, war ihr gar nicht bewusst, nicht einmal, als sie deren Stimme erhob.
Erst, als ihr Gegenüber von ihr abließ und sich zu dem Ork-Mädchen stellte, schluchzte sie ein weiteres Mal auf und sank nach vorn, würde mit der Stirn sicherlich bis zum Boden sinken, wenn der Diener sie nicht festhielt. Die Augen schloss sie und zitterte am ganzen Leib, während die Tränen immer stärker flossen.
Die kurze Abwesenheit von Aufmerksamkeit für sie ließ Dämme brechen und wiegte sie in der irrigen Annahme, dass ihr nicht zugehört wurde. Nur so könnte sie sich später erklären, warum sie so dumm war, etwas vor sich hin zu murmeln. Oder wegen der schrecklichen Angst, die ihr Herz und ihren Magen fest umklammert hielt. Wie auch immer, sie richtete wahrscheinlich den nächsten Schaden an damit, unfähig dazu, es zu verhindern. "Du hattest Recht... du hattest so Recht... vergib mir... Kazel..."
Wimmernd wand sie sich in ihrer Fesselung und wünschte sich, sie wäre niemals an diesem Ort aufgetaucht, hätte nie die Aufmerksamkeit des Soldaten und somit auch diejenige der Herrin erregt! Warum nur hatte sie geglaubt, es besser zu wissen als der Mischling, der hier schließlich aufgewachsen war... ja, zu dieser Familie gehörte!
Oder... oder war sie so dumm gewesen und hatte sich die Grausamkeit nicht vorstellen können, eben, weil er so anders war...? War er das denn wirklich? Er sollte schließlich töten... und das nicht nur einmal...
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. Januar 2021, 09:13

Verständnis... Selbst wenn Starle Verständnis hatte, so zeigte sie nichts davon.
"Was erwartet Ihr denn von mir?"
, brach es aus ihr heraus und sie erntete für diesen Ton einen Blick, der nur eines sagte: NICHTS. Janay sprach aufgebracht weiter:
"Es war nie mein Ziel hierher zu kommen, weil ich gar nicht wusste, was an diesem Ort stattfindet. Und plötzlich bin ich mitten drin in einer Welt, die mir fremd ist, deren Regeln ich nicht die Zeit bekomme, auch nur ein paar Stunden lang in Ruhe kennen zu lernen! An einem Ort, an dem mir mit Dingen gedroht wird, die mir den Magen umdrehen! Ich habe versucht, das Beste draus zu machen, nicht mehr und nicht weniger! Und so wie Ihr bin ich in dieser Stadt geboren, gehöre zur selben Rasse wie Ihr, uns wird das Misstrauen mit der Muttermilch eingeflößt. Wieso also sollte es bei Euch anders sein? Nennt mir einen einzigen Grund, warum ich Euch sofort mein vollstes Vertrauen schenken sollte, wie Ihr es verlangt, ohne mir die Zeit oder wenigstens eine Sicherheit dafür zu geben, dass Ihr Euer Wissen nicht zu meinem Leidwesen verwendet? So, wie Ihr es bei Euren Kunden macht!"
Es knallte. Sie hatte es vielleicht nicht kommen sehe, da schon vorher ihr Tränen in die Augen geschossen waren. Die Hand der Herrin war geöffnet, hinterließ ein explosionsartiges Brennen auf ihrer Wange und gab ihren Augen damit einen Grund zum Weinen. Ihre Stimme war ein scharfes Zischen:
„DU weist gar nichts! Maße dir nicht an zu wissen, wofür ich mein Wissen erlange!“
Sie drehte sich weg bevor sie noch schlimmeres tun konnte als diese eine Ohrfeige zu verteilen, die Janay aber wach rüttelte. Aufgebracht sprach sie weiter:
"Ihr gebt mir nicht einmal eine reelle Chance, sondern verlangt von mir, dass ich innerhalb einer Stunde... oder gar noch weniger mein ganzes Leben in Eure Hand lege, Euch bedingungslos vertraue und mich auf Gedeih und Verderb ausliefere. Um mich zu vernichten, sobald ich nicht völlig nach Eurer Pfeife tanze. Das ist nicht fair!"
In einer Stadt wie Morgeria das Wort: „Fair“ auch nur in den Mund zu nehmen, zeigte nur, wie verzweifelt Janay war. Sie hätte es besser wissen müssen, aber ihre Angst, ihr Leid, ihre Furcht um ihr Ungeborenes, die Hormone, ja vielleicht sogar ein bisschen ihr schlechtes Gewissen gegenüber Kazels unbeachteten Warnungen hatten ihren Geisteszustand nicht unbedingt zugetragen. Durch den Tränenschleier dauerte es, bis sie erkannte, dass die Herrin etwas ergriff und etwas auf ihren Bauch malte, das sie nicht sehen wollte. Sie wartete trotz der Zusage auf den alles zerstörenden Stich und schluchzte auf, als er nicht erfolgte. Die folgenden Worte jedoch waren noch schlimmer, malten ihr Dinge aus, die sie leer schlucken ließen. Inzwischen lief sogar eine Träne über ihre Wange. Dass neben der Herrin und dem Diener noch jemand Zeuge dieser Szene wurde, war ihr gar nicht bewusst, nicht einmal, als sie deren Stimme erhob. Erst, als ihr Gegenüber von ihr abließ und sich zu dem Ork-Mädchen stellte, schluchzte sie ein weiteres Mal auf. Die Augen schloss sie und zitterte am ganzen Leib, während die Tränen immer stärker flossen. Die kurze Abwesenheit von Aufmerksamkeit für sie ließ Dämme brechen und wiegte sie in der irrigen Annahme, dass ihr nicht zugehört wurde. Nur so könnte sie sich später erklären, warum sie so dumm war, etwas vor sich hin zu murmeln. Oder wegen der schrecklichen Angst, die ihr Herz und ihren Magen fest umklammert hielt. Wie auch immer, sie richtete wahrscheinlich den nächsten Schaden damit an:
"Du hattest Recht... du hattest so Recht... vergib mir... Kazel..."
Warum nur hatte sie geglaubt, es besser zu wissen als der Mischling, der hier schließlich aufgewachsen war... ja, zu dieser Familie gehörte! Oder... oder war sie so dumm gewesen und hatte sich die Grausamkeit nicht vorstellen können, eben, weil er so anders war...? War er das denn wirklich? Er sollte schließlich töten... und das nicht nur einmal...und warum war es plötzlich so still im Raum? Janay versuchte die Tränen weg zu blinzeln und sah als erstes die zum gebotenen Schweigen erhobene Hand der Herrin, die mit dem Rücken zu ihr stand.
„Woher kennst du diesen Namen!?!“
Die Stille war allarmierend.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Donnerstag 14. Januar 2021, 11:30

Nicht nur, dass die junge Frau sich mit ihrer gesamten Situation überfordert fühlte, hatte sie in den letzten Jahren fern der Heimat gelebt. Zwar war dieses Dasein ebenfalls alles andere als leicht gewesen, doch anscheinend war sie weicher geworden und hatte sich ihr Denken, ihre Erwartungen leicht verändert. Wäre sie hingegen in Morgeria geblieben, wäre sie wahrscheinlich abgebrühter und wüsste es besser.
Stattdessen übernahmen ihre Gefühle, ihre Verzweiflung, ihre Wut, ihre Enttäuschung, die Führung und brachten sie nur noch mehr in Schwierigkeiten. Unaufhaltsam purzelten die Worte aus ihr heraus und waren nicht einmal durch den Schlag auf Dauer zu stoppen.
Nein, sie hatte diese Ohrfeige nicht kommen sehen, die ihr einen Laut des Schmerzes entlockte, während ihr Kopf zur Seite flog. Die getroffene Wange brannte und sorgte dafür, dass ihre Tränen nur noch stärker hervor drangen. Trotzdem war ihr Gesichtsausdruck trotzig und machte deutlich, dass sie sich nur noch ungerechter behandelt fühlte.
„Nein, woher auch? Ihr fordert alles von mir, erwartet, dass ich ausschließlich funktioniere, ohne mir Zeit dafür zu geben!“, begehrte sie auf, ehe sie noch deutlicher fortfuhr.
Danach jedoch versiegte ihr Wortschwall und sie fühlte sich völlig entkräftet, während sie so da kniete, mit den gefesselten Händen am Rücken und in Erwartung des alles vernichtenden Schmerzes. Der auf sich warten ließ und ihre Qual dadurch umso stärker werden ließ.
Leise trocken schluchzend wirkte sie wie das Häuflein Elend, als das sie sich gerade empfand, vergaß ihre Umwelt und konnte kaum noch klar denken. Nur so war es zu erklären, dass ihr ein Wispern über die Lippen kam, dass nicht verräterischer hätte sein können.
Mit einem Mal hatte sich jedoch etwas verändert. Plötzlich war die Stille im Raum zum Schneiden dick und selbst sie schien diesen neuen Zustand wahrzunehmen, denn ihr Schluchzen verstummte ebenfalls. Zitternd und stumm die Lippen bewegend, kniete sie da.
Doch dann erklang die Stimme der Herrin, eigentlich leise und dennoch unnatürlich laut, dass ihre Ohren zuckten. Unwillkürlich hielt sie den Atem an, während ihr Herz wie wild zu hämmern begann. Die Augen aufgerissen, starrte sie auf den Boden vor ihren Knien und versuchte zu begreifen, was gerade passiert war.
Es dauerte einige lange, quälende Sekunden, bis ihr eine Idee kam. Ihr Wispern war nicht bewusst gewesen, mitunter lautlos, aber es war nicht schwer zu verstehen, dass ihr wohl dabei einmal hörbar der Name des Mischlings über die Lippen gekommen waren. Mit einem Mal wurde ihr eisig kalt und sie fröstelte, während ihre Lippen sich zu einem schmalen Strich zusammen pressten.
Noch immer flossen ihre Tränen, obwohl der Strom allmählich versiegte, während in ihren Blick Entschlossenheit zurück kehrte. Auch wenn das niemand zu sehen bekam, weil sie sich nicht rührte und nicht aufsehen würde, solange man sie nicht dazu zwingen würde. Auch sonst würde sie nicht darauf reagieren, sich weigern, eine Antwort zu geben.
Sie hatte einen großen Fehler begangen, indem sie nicht auf Kazel gehört hatte. Aber sie besaß genug Rückgrat, um ihn nicht sofort zu verraten und ans Messer zu liefern, nur um ihren eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen zu können. Noch einmal bat sie stumm um Verzeihung, wenngleich diesmal den Krümel, weil sie sein Leben stattdessen aufs Spiel setzte. Dennoch wäre ihr eigener Tod und der ihres Ungeborenen lieber, als mit dem Wissen leben zu müssen, dass sie ihren Liebsten verraten hatte.
Somit war in diesem Moment nichts aus ihr heraus zu bringen, außer der Andeutung eines Kopfschüttelns.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. Januar 2021, 21:19

Janay weigerte sich, eine Antwort zu geben. Sie hatte einen großen Fehler begangen, indem sie nicht auf Kazel gehört hatte.
… Aber sie besaß genug Rückgrat, um ihn nicht sofort zu verraten und ans Messer zu liefern, nur um ihren eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen zu können...
Welch selbsttäuschende Ironie... Sie wollte ihn nicht verraten ...also zumindest nicht mehr, als dass sie es schon getan hatte? Ihr war der Name entfleucht der in diesem Haus natürlich klangvoll von den Wänden wieder hallte, die ihn kannten, die ihn hatten aufwachsen sehen. Sie hatte Kazel verraten!
„ALLE RAUS!“
, befahl Starle mit schneidender Stimme und nur der Diener hinter Janay sah zögernd zu seiner Herrin. War das aufkeimender Ungehorsam oder war es Sorge? Janay war gefesselt, nackt und kniete am Boden. Sie war keine körperliche Gefahr für seine Herrin. Die Hausherrin führ herum und ihr Gesicht war eine Fratze der Wut, also ging er ebenfalls. Die Tür schloss sich unheilvoll hinter Oliv und dem Diener. Das Geräusch hatte etwas merkwürdig endgültiges, was Janays Körper unwillkürlich frösteln ließ.

Starle starrte auf sie nieder und Janay hielt den Kopf gesenkt um sie nicht ansehen zu müssen. In diesem Moment war gewiss nichts aus ihr heraus zu bringen, außer der Andeutung eines Kopfschüttelns, das war klar. Aber was dann geschah, dass hätte Janay im Leben sicher nicht erwartet!

Starle kniete vor ihr nieder. Genauer gesagt ging sie in die Hocke und ihr Blick sprühte Funken.
„Du kennst Kazel! Ist er hier? Hier in Morgeria? Du...“
Sie wollte vielleicht noch mehr fragen, aber sah in Janays Augen wohl die Verwirrung.
„Kazel ist mein Neffe! Mein Fleisch und Blut... mein... mein Blut...“
Sie stockte und ihr Blick begann an Janay hinunter zu wandern, über ihre geschwollenen Brüste, aber eben nicht lüstern, sondern nachdenklich und blieben dann auf ihrem leicht gerundeten Unterleib hängen. Fast hätte man die Zahnräder klicken hören können, als sie die Luft scharf einzog und den Kopf leicht zur Seite neigte.
„... mein Blut...“
Starles Pupillen weiteten sich und Janay erkannte, dass sie mit dem einen ausgesprochenen Namen eben nicht nur ihren Liebsten verraten hatte. Die Dunkelelfe starrte auf ihren Bauch und zählte eins und eins zusammen.
„Oliv ...was hat sie gesagt? ...Sie hat gesagt, ...ES IST VON MEINEM BLUT! … mein Blut! Kazel... Kazel ist der Vater?! ...Oliv lügt nie! Nie! Es – ist - von - Kazel!“
Sie kippte vor erstaunlicher Erkenntnis getroffen aus ihrer hockenden Haltung nach hinten und landete wenig unelegant auf ihrem Hintern. Schnell hintereinander blinzelnd fügten sich die Teile zusammen.
„Kazels Kind! Ein lebender Erbe! Und ein Erbprinz!“
Sie schloss einen Moment die Augen und rollte sie unter den Lidern. Dann riss sie sie wieder auf.
„D..du... Du hast gesagt: ...er hätte Recht...Er solle dir vergeben... WAS hast du getan?!“
Ein Funkeln glitt über ihre Augen und zogen sie zu schmalen Schlitzen zusammen. Einen Moment lang drohte ihre Stimmung wieder ins Dunkle zu kippen.
„Hast du... in verlassen? Sucht er nach dir und dem Kind? Moment... Ist er... der Mann von dem du geredet hast, der... die Kanalratte?!?! Nein, das kann nicht sein!“
Sie schüttelte den Kopf und dachte weiter laut über die sich überschlagenden Geschehnisse nach.
„Er muss hier sein, denn du hast mit ihm geredet!“
Starle kniete vor ihr nieder, nahm beide Hände an ihre Wangen und hob vorsichtig den gesenkten Kopf.
„... ssschhh ...“
, machte sie leise und streichelte mit den Daumen über Janays Wangen. Dann küsste sie sie.



Was ging hier vor? Weiche Lippen, so unglaublich sanft berührten sie - mehrfach! Sie küssten ihren Mund, den Winkel, die Tränen auf ihren Wangen fort und flüsterten dann sehr leise an ihrem Ohr:
„Entschuldige! Ich musste so handeln!“
Wiebitte???
„Sei bitte leise, wenn ich dich los mache! Ich... oh ihr Götter!“
Sie küsste Janay noch mal...mit so viel ...Freude???
Dann sah sie ihr in die Augen und das Gesicht vor ihr schien ein vollkommen anderes zu sein. Starle lächelte!!!
War sie spontan wahnsinnig geworden?
Und sie tat wie angekündigt! Sie kniete sich an ihre Seite und löste die Fesseln.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Freitag 22. Januar 2021, 09:52

Wie hatte ihr das nur passieren können? Noch nie war sie derart aufgewühlt gewesen und hatte ihre Umgebung so vollständig vergessen. Andererseits war sie auch noch nie in einer solchen Situation gewesen. All das, gemeinsam mit ihrem Zustand und den Umständen, hatten sie diesen Fehler begehen lassen.
Die Reaktion darauf allerdings rüttelte sie wach und sorgte dafür, dass sie sich wieder etwas mehr zusammen reißen konnte. Beharrlich schwieg sie und würde nichts mehr über ihre Lippen dringen lassen. Es reichte, dass sie seinen Namen bereits einmal genannt hatte und bedauerlicherweise dabei gehört worden war.
Trotzdem zuckte sie leicht zusammen bei dem schneidenden Befehl und musste schlucken. War das nun ihr Todesurteil gewesen? Krampfhaft würgte sie an dem Kloß in ihrem Hals und biss die Zähne fest zusammen, bis sie knirschten. Nein, sie würde nichts sagen! So könnte sie wenigstens den Mischling retten, wenn sie schon für sich und das Würmchen das Verderben heraufbeschworen hatte.
Dennoch konnte sie nichts gegen ihre körperlichen Reaktionen ausrichten, dass sie fröstelte und zugleich schwitzte und das Ganze mit einem leichten Zittern untermalte, das von ihr Besitz ergriffen hatte, kaum, dass ihre feinen Ohren das Schließen der Tür vernommen hatten. Die Zeit begann sich zu dehnen, die Stille schien bleischwer zu werden und sie schloss die Augen in Erwartung des Schlimmsten.
Der Schlag oder das Fallbeil... besser gesagt das Messer mit dem tödlichen Stich, all das, was sie sich ausmalte, kam nicht. Stattdessen spürte sie die Nähe der anderen, ehe sie deren Stimme viel zu dicht bei sich hören musste. Es fiel Janay nicht leicht, aber sie öffnete die Augen und spähte unter den Wimpern hoch zu der anderen Frau, die sie soeben noch hatte am Markt ausstellen wollen wie Ware.
Fest presste sie die Lippen aufeinander, während es in ihrem Kopf arbeitete. Noch immer befürchtete sie das Schlimmste, allerdings schien sich das Interesse ihres Gegenübers gewandelt zu haben. Wie konnte sie das zu ihrem Vorteil nutzen? Wie so drehen, dass Kazel nicht in ihre Fänge geräte? Wie es anstellen, um die Flucht anzutreten, im besten Falle mit dem verdienten Geld?!
Die Gedanken drehten sich förmlich in ihrem Kopf und ihr drohte schwindelig zu werden, wenn nicht die logische Schlussfolgerung stattgefunden hätte, die sie weiß wie eine Wand werden ließ. Im Stillen fluchte sie und hätte nur zu gerne schützend ihre Hände vor ihren Bauch gelegt, aus Angst vor dem, was da kommen würde.
Es gab zwei Optionen... entweder das Würmchen würde in den nächsten Momenten getötet oder ihr in einigen Monaten weggenommen werden, wenn sie nichts dagegen unternehmen konnte. Denn beide Möglichkeiten verursachten ihr Übelkeit, schließlich war das ihr Kind, wuchs in ihrem Bauch heran und sie wollte sich darum kümmern.
Janay fing an, an ihrer Unterlippe zu kauen und musste sowohl ihre Überlegungen wälzen, als auch der anderen zuhören, um mögliche Winks nicht zu verpassen, die ihr einen Ausweg zeigen könnten. Gut, dass der Redeschwall nach der Erkenntnis einen Moment lang abbrach und ihr mehr oder weniger Luft zum Atmen gab.
Noch immer schwieg sie, hatte ihre Haltung nicht verändert, obwohl sie schwer schluckte, als das Thema "Erbe" gestreift wurde. Ihr Kind... ein Erbe von all dem Reichtum hier?! Bis vor wenigen Minuten hätte sie, die dadurch vielleicht ebenfalls ein wenig Nutzen davon gehabt hätte, leuchtende Augen bei dieser Möglichkeit bekommen.
Jetzt hingegen strebte alles in ihr nach Flucht, hatte die bittere Realität sie eingeholt. Als ob sie etwas davon abbekommen könnte! Sobald ihr Würmchen, sollte es leben dürfen, geboren wäre, wäre sie entbehrlich und müsste froh sein, lediglich davon gejagt zu werden. Nein, für sie gab es an diesem Ort keinen Platz und ihr Kind würde sie unter diesen Umständen niemals hier lassen! So hart ihr Leben auch werden würde, sie würde es schon meistern, das hatte sie in den letzten vier Jahren schließlich auch getan.
Dann fuhr die andere fort und in ihrem Kopf war es, als würden die Rädchen endlich ineinander rasten und perfekt zusammen passen. Ja, das war es! Ihr Plan war riskant, so wie alles, aber der einzige Ausweg, den sie im Moment sah. Trotzdem sagte sie noch nichts, weil sie einfach keine Gelegenheit dazu hatte.
Stattdessen entschuldigte sie sich im Stillen noch einmal bei ihrem Liebsten für jene Worte, die bald kommen mussten, und holte tief Luft, um den Mund nach dem beharrlichen Schweigen endlich zu öffnen. Doch dazu kam sie nicht. Die Berührung an ihren Wangen ließ sie zusammen zucken und wollte sich weigern, ihr Gegenüber anzusehen.
Als diese sie allerdings zu streicheln und schließlich zu küssen begann, konnte sie ihre Überraschung nicht verbergen, sondern riss ungläubig die Augen auf. Sprachlos über diese unerwartete Wendung sorgte dafür, dass sie nicht sofort mit ihrer nächsten Lüge heraus platzte. Und was sie nun zu hören und zu fühlen bekam, ließ sie innerlich wanken, ob ihr Entschluss der richtige war.
Nur... Kazel hatte ihr das ein oder andere erzählt über seine Familie, hatte sie eindringlich vor dem Kontakt gewarnt... nun sollte er vermisst und willkommen sein?! Das klang viel zu schön für ihn... und vielleicht auch für sie, um wahr zu sein. Schließlich hatte sie gerade erst die andere Seite kennen gelernt! Nein, ihr Entschluss stand fest und sie musste ihn durchziehen, um wenigstens ihn zu beschützen, soweit ihr das noch möglich war.
Erleichtert atmete sie auf, als ihr tatsächlich die Fesseln abgenommen wurden. Sofort bewegte sie ihre Arme und rieb sich leicht die Handgelenke, die ein wenig schmerzten. Dann kreiste sie die verspannten Schultern kurz, bevor sie diese neugewonnene Freiheit nutzte, um Abstand zwischen sie beide zu bringen.
Als sie darüber zufrieden war, wollte sie sich aufrappeln. Was gar nicht so einfach war, denn das Knien hatte dazu geführt, dass ihr Kreislauf gemeinsam mit ihren Knien nicht dagegen protestieren wollte. Ihr wurde ein wenig schwindelig und sie war froh darüber, sich an etwas anhalten zu können, bis sich die Welt um sie herum nicht mehr drehte. Was genau das war, konnte sie im ersten Moment nicht ausmachen. Das änderte jedoch nichts an ihrem Plan.
Als sie sich stark genug fühlte, sah sie zu der Dunkelelfe und spürte ihr Herz regelrecht in ihrem Hals schlagen. "Natürlich habe ich ihn verlassen! Was soll ich auch mit einem mittellosen Mischling anfangen?", blaffte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung, ohne zu ahnen, dass sie durch all ihre aufgewühlten Gefühle ihren Blick nicht vollkommen unter Kontrolle hatte, um wirklich erfolgreich lügen zu können wie sonst.
"Woher soll ich wissen, ob das Kind von ihm stammt oder nicht? Ich bin nichts weiter als eine Hure und habe schon für viele die Beine breit gemacht!" Bei dieser Eröffnung legte sie all die Verachtung in ihre Stimmung, die damals ihr Vater nach ihrer ersten Tändelei für sie übrig gehabt hatte. "Und natürlich ist dieser Neffe... oder was auch immer er ist, nicht die Kanalratte. Was glaubt Ihr denn?! Er ist längt mein Neuer, dem ich sein letztes Erspartes aus der Tasche ziehe, um von hier fortzukommen!"
Sie hielt inne und bewegte sich rückwärts in Richtung Tür. Hoffentlich würden ihr diese Lügen und der kleine Teil der Wahrheit abgekauft werden und die andere so schockieren, dass sie fliehen könnte. Und hoffentlich würde sie sich nicht daran erinnern, dass sie ihren Geliebten unbedingt hatte sehen wollen!
Bei dieser Erkenntnis, dass Kazel in wenigen Stunden in ihrer Nähe sein könnte, weil er sie doch sehen wollte, wurde ihr nicht nur schlecht, sondern sie wurde erneut blass. Das musste sie auf jeden Fall verhindern!
"Kann ich also jetzt gehen?", fragte sie betont unhöflich, die eine Hand schützend auf ihrem Bauch, die andere nach hinten gerichtet, um nach dem rettenden Türgriff zu tasten, der irgendwann einmal kommen musste.
"Ihr wollt mir ja meinen Lohn nicht geben, also behaltet ihn! Ich will nur etwas Kleidung... oder eine Decke, dann seht Ihr mich nie wieder! Und keine Angst, ich werde nichts von hier herum erzählen, weil ich sowieso nichts Bedeutendes weiß!", fügte sie hinzu und warf einen Blick über die Schulter, um die Entfernung zur rettenden Tür abschätzen zu können.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Montag 25. Januar 2021, 15:24

Erleichtert atmete Janay auf, als ihr tatsächlich die Fesseln abgenommen wurden. Sofort bewegte sie ihre Arme und rieb sich leicht die Handgelenke, die ein wenig schmerzten. Dann kreiste sie die verspannten Schultern kurz, bevor sie diese neugewonnene Freiheit nutzte, um Abstand zwischen sie beide zu bringen. Starle sah ihr nachdenklich hinterher.
"Natürlich habe ich ihn verlassen! Was soll ich auch mit einem mittellosen Mischling anfangen?"
, bluffte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung, ohne zu ahnen, dass sie durch all ihre aufgewühlten Gefühle ihren Blick nicht vollkommen unter Kontrolle hatte, um wirklich erfolgreich lügen zu können wie sonst. Eine Braue ihres Gegenübers wanderte in die Höhe.
„...mittellos?“
Das kleine Wort war nicht mal wirklich bewusst an sie ausgesprochen und wirkte sowieso falsch in dieser Umgebung, die von kostspieligen Luxus dominiert wurde. Janay setzte noch eins drauf:
"Woher soll ich wissen, ob das Kind von ihm stammt oder nicht? Ich bin nichts weiter als eine Hure und habe schon für viele die Beine breit gemacht!"
Bei dieser Eröffnung legte sie all die Verachtung in ihre Stimmung, die damals ihr Vater nach ihrer ersten Tändelei für sie übrig gehabt hatte. Sie mochte überzeugend klingen, aber trotzdem schüttelte Starle leicht den Kopf. Sie unterbrach sie aber nicht und so konnte Janay erst einmal weiter reden:
"Und natürlich ist dieser Neffe... oder was auch immer er ist, nicht die Kanalratte. Was glaubt Ihr denn?! Er ist längst mein Neuer, dem ich sein letztes Erspartes aus der Tasche ziehe, um von hier fortzukommen!"
Sie hielt inne und bewegte sich rückwärts in Richtung Tür. Wenigstens letztere ihrer Lügen schien zu fruchten, denn Starle wirkte enttäuscht, aber schockiert? Eher nicht.
"Kann ich also jetzt gehen?"
, fragte sie betont unhöflich, die eine Hand schützend auf ihrem Bauch, die andere nach hinten gerichtet, um nach dem rettenden Türgriff zu tasten, der irgendwann einmal kommen musste.
"Ihr wollt mir ja meinen Lohn nicht geben, also behaltet ihn! Ich will nur etwas Kleidung... oder eine Decke, dann seht Ihr mich nie wieder! Und keine Angst, ich werde nichts von hier herum erzählen, weil ich sowieso nichts Bedeutendes weiß!"
, fügte sie hinzu.
„Und schon wieder maßt du dich an, zu wissen, was andere wollen.“
Sie schüttelte langsam den Kopf. Der „rettende“ Türgriff kam endlich in Reichweite, drückte in Janays Rücken und sie ergriff ihn. Die Tür öffnete sich auch spontan, doch dann stand der Diener vor ihr. ER sah erst sie an und spähte dann über Janays Schulter hinweg zur Herrin. Diese hob beschwichtigend die Hand zu ihm, dass er nicht eingriff, aber eben auch nicht den Weg frei machte, als sie sagte:
„Das ist Unsinn. Komm wieder her. Schieß die Tür.“
Letzteres war an den Diener gerichtet, der der Aufforderung auch sofort nach kam, Janay zurück in den Raum schob und die Tür schloss. Das wäre auch zu einfach gewesen, dass sie hier schlicht raus marschierte. Starle nahm auf der Kante ihres Schreibtisches Platz und sah sie an.
„Ich werd dir sagen, was ich will.“
Sie hob betont selbstbeherrscht die Augen zur Decke.
„Ich will, dass mein Neffe hier ist, … ob er nun gefunden wird oder nicht. Ich will, dass *mein* Blut den Namen Tenebrée nach seiner Geburt erhält. Ich verrate dir auch warum... mein Motiv, sozusagen: Ich selbst kann keine Kinder gebären. Mit der Saat die du also in deinem Leib trägst, wurdest du Familie, ob dir das nun gefällt oder nicht. Natürlich lasse ich dich nicht einfach gehen, da du meinen Erben trägst. Aber … ich kann dir den Gedanken und das Leben hier bestimmt schmackhaft machen.“
Sie stieß sich vom Tisch ab, ging zu einem Schrank, holte eine neue Art Morgenmantel hervor, der in seiner Kostbarkeit einem Kunstwerk glich und kam damit auf Janay zu. Dieses Kleidungsstück war das Gewand einer Herrscherin und Starle legte es um Janays schmale Schultern. Der seidige Hauch kühlte und wärmte ihre klamme Haut gleichzeitig. Feinste Ornamente zierten das Kleidungsstück und sogar ein paar Runen hatten darauf ihren Platz gefunden, sofern Janay sie als solche erkannte. Doch sie hatte sicher genug anders im Kopf, als den Mantel zu bewundern. Trotzdem fühlte sie sich gleich ein wenig selbstsicherer, da sie nicht mehr ganz nackt war. Starle nahm ihre Hand zwischen ihre, streichelte mit dem Daumen ihren Handrücken und lächelte sie an.
„Janay...“
Den Namen hier ausgesprochen zu hören, war sicher immer noch ein merkwürdiges Gefühl.
„... wenn du dich vernünftig verhältst, dann könnten wir... Schwestern sein.“
Sie sah sie beschwörend an und vielleicht lag es am Mantel, dass Janay ein anheimelndes Gefühl bekam. Vielleicht war es doch nicht so schlimm sich wenigstens mal anzuschauen und darüber nachzudenken, was sie als „Tenebrée“ hier alles haben könnte? Schließlich war das hier das Erbe ihres Kindes. ((ooc: eingewebte Runenmagie: Othela – hilft bei Heimweh, Anerkennung in der Fremde))
„Komm mit. Ich zeige dir, was dich erwartet. Das was du bisher gesehen hast, das ist meine Berufung. Aber unser Erbe ist um ein vielfaches umfangreicher. Gerade in den letzten Jahren konnte ich einiges hinzu gewinnen... Nur bitte, sprich leise wenn du Fragen hast. Ich möchte dem Personal gegenüber nicht alles offenlegen.“
Damit führte sie Janay zur Tür und an der Hand hinaus. Der Diener folgte ihnen in einem Abstand von gut fünf Metern und sie konnten sich leise unterhalten, ohne belauscht zu werden.
„Die Tenebrées, also ich, hab unsere Familieneinkünfte vielleicht in den letzten Jahren etwas verschoben und verändert. Ländereien sind immer gut und schön, aber sie bringen nur ein kleines Maß an Einfluss und Macht...“
, begann sie zu erzählen, hielt dabei Janay locker an der Hand wie es wohl zwei Schwestern tun würden. Dabei schritten sie an mehreren Zimmern entlang und kamen zu einer breiten Treppe, die nun dieses Mal wirklich in den offiziellen Bereich des Hauses gehören musste. Mit ausladenden breiten von Samt überzogenen Stufen führte sie in zwei großen Bögen geschwungen nach unten ins Erdgeschoss und hinter ihnen ebenfalls nur wie eine geschwungene Acht auch hinauf in den zweiten Stock.
„Ich möchte, dass du alles kennen lernst. Vielleicht kannst du dich irgendwo einbringen...wenn du möchtest. Aber das überlasse ich dir. Du musst nicht. Du kannst auch den lieben langen Tag dein Leben genießen. ..Möchtest du erst nach oben? Dein zukünftiges Reich sehen? Oder lieber mal in die Stallungen? Ich habe einen neuen Wurf Welpen, den wir uns ansehen könnten.“
Starle sah sie geduldig an. Wo war die Dunkelelfe hin, die sie eben noch auf dem Markt ausstellen wollte wie Vieh? Starle gab sich wirklich Mühe mit Janay. Vielleicht auch um wieder gut zu machen, was sie aus Unwissenheit an ihr verbrochen hatte.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Montag 25. Januar 2021, 19:01

Endlich konnte sie sich wieder frei bewegen und wollte diese Gelegenheit nutzen, um die Flucht anzutreten, ehe ihr das verwehrt wurde. Wobei sie nicht mehr daran dachte, dass sie in diesem Anwesen niemals vollkommen allein mit jemandem sein konnte, sondern dienstbare Geister immer und überall zu Stelle sein konnten.
Wie hätte sie sich auch darauf besinnen sollen? Selbst, wenn ihre Situation eine entspanntere gewesen wäre, war ihr diese Lebenswelt vollkommen fremd und ein Buch der sieben Siegel, deren Inhalt sie gerade einmal flüchtig aus der Ferne hatte erspähen können. Somit setzte sie ihren Plan in die Tat um und bemühte eine Lüge nach der anderen, um sowohl sich, als auch den Mischling zu schützen. Sofern das überhaupt noch möglich war...
Während sie sprach und sich allergrößte Mühe an Glaubwürdigkeit gab, tastete sie sich schrittweise in Richtung Tür. Dabei konzentrierte sie sich so sehr auf sich, dass ihr die Reaktion ihres Gegenübers teilweise entging. Ihr war eigentlich nur wichtig, endlich fliehen zu können.
Ob ihr dagegen auf Dauer geglaubt werden würde oder nicht, das war nicht von Bedeutung. Ein paar Minuten, mehr würde sie hoffentlich nicht benötigen, um aus diesen Gängen zu gelangen, wenn sie nur die Beine in die Hand nähme. Und sich nicht zu sehr verlaufen würde...
Flüchtig ließ sie der Einwand über ihr angebliches Wissen stocken, aber dann fiel ihr der Türgriff regelrecht in die Finger und sie dachte nicht mehr daran, sondern öffnete und... war bereits wieder am Ende ihres Versuchs angelangt, noch bevor sie es tatsächlich begriff. Denn sie wirbelte herum, ungeachtet dessen, dass sie so kaum zu etwas Verhüllendem käme, und prallte gegen den Diener, der sie nicht nur hierher gebracht, sondern auch gefesselt hatte.
Mit einem leisen Keuchen wich sie einen halben Schritt zurück, ehe die Entschlossenheit in ihre Mimik zurückkehrte und sie einen erneuten, gezielteren Versuch unternahm, an ihm vorbei zu huschen. Mit demselben Ergebnis, denn er war anscheinend geübt darin, Fliehenden den Weg zu versperren. Im selben Moment erklang hinter ihr die Stimme der Herrin, die Janay ignorieren wollte. Der Diener tat es dagegen nicht, schob sie zurück und schloss von außen die Tür wieder.
So vergeblich es auch war, die aufgewühlten Gefühle in ihr ließen sie nicht ruhen und sie probierte es erneut. Doch dieses Mal konnte sie die Klinke nicht drücken und sie hatte keine Chance. Als ihr das klar wurde, ballte sie die Hand zur Faust und schlug einmal sinnlos gegen das teure Holz des Türblatts, bevor sie mit der Stirn dagegen sank und die Augen schloss.
Leider konnte sie damit lediglich die Sicht auf ihre Umgebung ausschließen, nicht hingegen die Realität, die sie in Form einer inzwischen bekannten Stimme wenige Atemzüge später schon einholte. Lautlos seufzte sie und schüttelte leicht den Kopf, ohne sich umzudrehen. "Warum sollte ich Euch das glauben?", wisperte sie leise und schluckte schwer.
Nun wäre es wohl trotz allem besser, sich endlich ihr wieder zu zuwenden, für den Fall, dass sie sonst gleich ein Messer im Rücken stecken hätte. Im selben Atemzug wurde ihr ein Mantel umgelegt, der sich fast schon verboten gut und sündhaft teuer anfühlte, dass sie es im ersten Moment lang gar nicht glauben konnte. Instinktiv schlüpfte sie hinein und ihr war, als könne sie endlich aufatmen, jetzt, da sie nicht mehr vollkommen nackt und hilflos da stand.
Leicht zuckte sie zusammen, als sie ihren Namen... ihren richtigen Namen aus diesem Munde hörte, dieses Mal ohne Vorwurf in der Stimme. Auch wurde ihre Hand genommen, erstaunlich behutsam und warm, ganz so wie... wie ehrlich gemeint? Nein, nein, das war ein Trick, ein weiteres Spiel, um sie hinters Licht zu führen! Und dennoch... so völlig gegen diese Wirkung erwehren konnte sie sich nicht.
"Gerade noch wolltet Ihr mich bestrafen... meinen Lohn behalten und mich auf dem Markt ausstellen!", sträubte sie sich und zog trotz des feinen, warmen Gefühls in ihrem Inneren fröstelnd die Schultern hoch. Auch musste sie den Blick abwenden, weil sie dem ihres Gegenübers nicht standhalten konnte.
"Das alles soll jetzt vergessen sein? Ich... ich meine...", begann sie zu stammeln und wurde immer unsicherer, ob ihre Zweifel tatsächlich angebracht waren.
Was, wenn Manthala es einmal gut mit ihr meinte? Immerhin gäbe es hier alles, was sie sich jemals erträumt hatte, ohne es sich erarbeiten müssen! Nur... bis vor wenigen Minuten war das noch vollkommen anders gewesen und wer weiß, was passiert wäre, wenn ihr nicht dieser eine Name über die Lippen gerutscht wäre! Wie also sollte sie da noch Vertrauen fassen? Durfte... ja, durfte sie es überhaupt noch einmal versuchen?! Es gäbe so viele Fragen und Möglichkeiten, ohne Zweifel, aber... warum sollte sie es wirklich besser wissen als Kazel? Andererseits... seit wann war er nicht mehr hier gewesen? Auch Dunkelelfen konnten sich ändern... zwar nur äußerst selten zum Guten, jedoch... unmöglich wäre es nicht.
Während es in ihrem Kopf arbeitete und sie immer weniger wusste, was sie darüber denken sollte, wurde ihre Hand gehalten und sie mit sanftem Zug gezogen. Die Tür ließ sich problemlos öffnen, der Diener ließ sie passieren... und folgte ihnen, natürlich.
Die Informationen, schon wieder so viel Neues, rauschten wenig beachtet an ihr vorbei, während sie rein instinktiv einen Fuß vor den anderen setzte. Ihr Blick war dabei zu Boden gerichtet, wo sich ihre Sohlen lautlos auf dem weichen, teuren Teppich bewegen konnten, das einzig Beständige gerade, wie ihr schien.
Erst, als sie an der Treppe stehen blieben, fand sie die Kraft, wieder hoch und zu der anderen zu sehen, die ihr... eine Wahl ließ? Ernsthaft?! Nicht nur das, es schien ganz so, als wolle sie ihr die Möglichkeit bieten, auch etwas Sinnvolles in den nächsten Monaten zu tun, vielleicht sogar etwas Besseres zu Erlernen als die Beine breit zu machen, bis... bis... "Bis zur Geburt... und dann...?", murmelte sie unbewusst und schluckte schwer.
Behutsamer, als es ihrem Bedürfnis entsprach, entzog sie der Herrin ein weiteres Mal die Hand. Diesmal allerdings, um die Arme um sich selbst zu schlingen und einen halben Schritt, nicht mehr, zurück zu weichen. Unsicherheit und Hoffnung wechselten sich in ihrem Blick ab, gepaart mit Unglauben und gesunder Skepsis, während sie sich langsam umsah, als würde die Umgebung ihr Antworten auf ihre unausgesprochenen Fragen liefern.
Dem nicht so war, denn schließlich richtete sich ihr Blick wieder auf jenen der anderen. "Wie... wieso...?", wisperte sie und leckte sich die Lippen, die ihr trocken und spröde vorkamen.
Eine Hand löste sie von ihrem Oberarm, griff nach den beiden Enden des Mantels und zog diesen noch enger um sich. "Wieso bemüht Ihr Euch so? Wieso wollt Ihr Kazel finden... oder sein Kind..." Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, sah aber ein, dass ein Leugnen dieses Umstandes ohnehin sinnlos wäre. Das Ork-Mädchen mit seiner guten Nase hatte sie ja längst verraten.
Janay seufzte lautlos und bemühte sich, ihre Haltung zu straffen und weniger verunsichert und überfordert zu wirken. "Wieso ist er weggelaufen und hat all das hier aufgegeben? Wieso spricht er von Schmerzen und Verletzungen?! Wieso...?" Ihr gingen die Fragen aus, die sie noch klar formulieren konnte, ohne zu viel von sich preisgeben zu müssen.
Oder ihn weiter zu verraten... Sie durfte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass die Kanalratte doch Kazel gewesen war und irgendwie dafür sorgen, dass er auf keinen Fall zu ihrem vereinbarten Treffen erscheinen würde! So gerne sie auch mit ihm reden würde...
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Samstag 30. Januar 2021, 20:00

Der Mantel tat seine Wirkung, aber ganz konnte und musste Janay auch ihre Zweifel nicht ablegen. Im Moment fühlte sie sich einfach nur etwas heimischer, als noch Sekunden zuvor.
"Gerade noch wolltet Ihr mich bestrafen... meinen Lohn behalten und mich auf dem Markt ausstellen!"
, sträubte sie sich. Starle wisperte nur leise etwas von:
„Was hast du nur immer mit deinem Lohn... Ich hab nie gesagt, dass ich ihn einbehalten will. Willst du mehr?“
Das Angebot untermalte nur noch mehr die Diskrepanz zu den zurück liegenden Minuten. Es war unmöglich das so einfach hinter sich zu lassen und doch...
"Das alles soll jetzt vergessen sein? Ich... ich meine..."
, begann sie zu stammeln und wurde immer unsicherer, ob ihre Zweifel tatsächlich angebracht waren. Was, wenn Manthala es einmal gut mit ihr meinte? Während es in ihrem Kopf arbeitete und sie immer weniger wusste, was sie darüber denken sollte, wurde ihre Hand gehalten und sie mit sanftem Zug gezogen. Die Informationen rauschten wenig beachtet an ihr vorbei, während sie rein instinktiv einen Fuß vor den anderen setzte. Ihr Blick war dabei zu Boden gerichtet, wo sich ihre Sohlen lautlos auf dem weichen, teuren Teppich bewegen konnten, das einzig Beständige gerade, wie ihr schien. Erst, als sie an der Treppe stehen blieben, fand sie die Kraft, wieder hoch und zu der anderen zu sehen, die ihr... eine Wahl ließ?
Ernsthaft?!
Nicht nur das, es schien ganz so, als wolle sie ihr die Möglichkeit bieten, auch etwas Sinnvolles in den nächsten Monaten zu tun, vielleicht sogar etwas Besseres zu Erlernen als die Beine breit zu machen, bis... bis...
"Bis zur Geburt... und dann...?"
, murmelte sie unbewusst und schluckte schwer.
„Ich glaube, die Geburt liegt noch sehr weit in der Zukunft. Wie weit du denkst! Ich würde gern erst einmal die ersten paar Monate mit dir erleben, dich kennen lernen, sehen wie wir zusammen finden können.“
Behutsamer, als es ihrem Bedürfnis entsprach, entzog Janay der Herrin ein weiteres Mal die Hand und diese ließ es geschehen.
"Wie... wieso...?"
, wisperte sie und leckte sich die Lippen, die ihr trocken und spröde vorkamen. Eine Hand löste Janay von ihrem Oberarm, griff nach den beiden Enden des Mantels und zog diesen noch enger um sich.
"Wieso bemüht Ihr Euch so? Wieso wollt Ihr Kazel finden... oder sein Kind..."
„Das habe ich dir schon beantwortet...“
Sie beugte sich zu ihr, damit der Diener nicht hören konnte.
„....weil ich keine Kinder bekommen kann. Du hast keine Ahnung was das in meiner Welt bedeutet.“
Ihre Augen waren bei diesem erneut erzwungenen Geständnis dunkel geworden und nun richtete sie sich wieder auf. Ihr Lächeln war schön wie immer, auch wenn Janay allein durch dieses Wissen eine Spur Trauer darin zu erkennen glaubte. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe und bemühte sich, ihre Haltung zu straffen und weniger verunsichert und überfordert zu wirken.
"Wieso ist er weggelaufen und hat all das hier aufgegeben? Wieso spricht er von Schmerzen und Verletzungen?! Wieso...?"
Abermals verdunkelte sich Starles Augen und sie nahm wieder Janays Hand und raunte fast lautlos:
„Das ist kein Thema für offene Gänge wo jeder Winkel Ohren hat.“
Damit und weil Janay sich nicht entschieden hatte wohin sie wollte, führte sie sie die Treppe hinauf. Sie flanierten wie Freundinnen einen Alkovengang entlang, eben jenen den Janay zuvor schon einmal vom Innenhof gesehen hatte und dem Hochadel vorbehalten war. Geschnitzte mit Ornamenten beladene Strukturen die jeglicher Schwerkraft zu trotzen schienen, schraubten sich in die Höhe und waren anscheinend nachträglich an das alte Herrenhaus angebaut worden. Hier in diesem neuen Flügel dufteten Blüten, die in prachtvollen Farben sich in Ranken über die Balustrade wanden. Alles wirkte etwas leichter, erhabener und sogar natürlicher. Dunkles Blau dominierte und harmonierte mit stilisiertem Gold den Anblick. Wasserspiele gaben dem Gesamtbild Leichtigkeit und tauchten alles in den Eindruck einer verwunschenen Grotte. Dunkelgrüne Pflanzen, türquiser Schmuck und petrolfarbene Elemente griffen ineinander und wirkten in ihrem Zusammenspiel wie das Schillern einer Pfauenfeder. Der Architekt, der dies hier erschaffen hatte, musste ein echter Künstler sein. Die Farben wirkten klärend und beruhigend auf den Betrachter. Vielleicht versteckte sich hier die ein oder andere Rune? Auf jeden Fall war die Umgebung so beeindruckend und so „anders“ in dieser dunklen Stadt, dass man wirklich von stiller Lebensfreude sprechen konnte, wenn man diesen Ort betrat.
Starle führte Janay in dieses versteckte Paradies und tatsächlich blieb der Diener wie auf einen unsichtbaren Befehl hin an dem Übergang stehen und wartete. Die Hausherrin führte ihren Gast tiefer in die verwinkelten Flure. Kein Gang schien dem anderen zu gleichen, als hätte man sich mitten im Bauen plötzlich umentschieden. Im Gesamtbild wirkte es doch wieder harmonisch.
„Gefällt es dir?“
Starle sah Janay an und schmunzelte leicht.
„Komm...“
Sie zog sie sanft unter einem Pflanzenteppich hindurch, der von der Decke hing und sie betraten einen versteckten Dachgarten. Was sofort klar wurde war, dass man, sofern man nicht fliegen konnte, hier niemand hinein sehen könnte. Die Dächer der umliegenden Gebäude, sowie hohe Hecken und sogar hohe Bäume boten guten Sichtschutz. Der Wind blies frisch, aber in dem Mantel fror Janay nicht. Starle setzte sich auf eine Art Bank, die aus einer einigen Wurzel gewachsen war. Das Moos blühte an diesem seltsamen Ort.
„Setz dich zu mir. ...“
Sie wartete einen Moment, aber fuhr auch fort, wenn Janay stehen blieb:
„Um auf Kazels Vergangenheit zurück zu kommen... Das war eine andere Zeit. Wir hatten einen “
Sie faltete die Hände im Schoß.
„Da habe ich mich nicht sehr anständig benommen. ...und seine Mutter, meine Schwester noch viel weniger. Ich habe... ihm nicht geholfen, als sie ihn folterte. Ich habe sogar dafür gesorgt, dass er verstoßen wurde, was wohl noch das gnädigste war, denn das damalige Familienoberhaupt hatte weit schlimmeres mit ihm vor. Als junger verängstigter Mann, der gerade seinen...“
Sie sah zu Janay auf.
„Aber bevor ich dir unsere Familiengeschichte offen lege...“
Sie sah Janay eindringlich an.
„... was hast du nun vor?“
Etwas an diesem Ort hatte etwas magisches an sich, dass einen dazu bewegen konnte mehr zu erzählen als man eigentlich wollte. Das lag vielleicht an dem betörenden Duft, den selbst Starle nicht kalt ließ, sonst hätte sie das eben wohl nicht verraten.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Donnerstag 4. Februar 2021, 15:03

Die Unsicherheit in ihr war groß und so sehr sie es auch versucht hätte, sie hätte diese niemals zur Gänze überspielen können. Wie denn auch nach dem Geschehen der letzten Minuten? So ganz war sie von der Wandlung nicht überzeugt, selbst, wenn es sich dabei nicht um jene einer Dunkelelfe gehandelt hätte. Noch dazu einer, die im Rang und in ihrer Abkunft her um ein Vielfaches höher stand als sie selbst!
Zwar hörte sie die gewisperten Worte mitsamt der Frage nach noch mehr Lohn, aber bis auf ein schweres Schlucken reagierte sie nicht darauf. Schon bei dem bisher verdienten Geld drohten ihr die Sinne zu schwinden, denn es war unendlich viel mehr, als sie jemals auch nur hätte zu träumen wagen dürfen. Noch mehr davon war zu viel für sie, die niemals in derart unerschwinglichen Kategorien hatte denken dürfen.
Es hätte sie natürlich, bei dieser Gelegenheit, auch gierig machen können, doch nur dann, wenn ihr Kopf klar und ihr Inneres nicht aufgewühlt gewesen wäre. Vielleicht würde es ja auch noch kommen, einfach, weil sie noch nie in ihrem Leben in solchen Dimensionen hatte denken können.
Aber im Prinzip war sie bislang niemand gewesen, den es nach Reichtümern gierte oder die nur mit Mühe nicht über ihre Verhältnisse gelebt hatte. Alles in allem war sie durchaus genügsam und sah eigentlich keinen Grund, daran etwas zu ändern. Obwohl sich dieser teure Stoff schon sehr angenehm anfühlte...
Jedoch war das noch nicht alles, was auf sie einprasselte, teilweise an ihr vorbeirauschte und dennoch ihren wirbelnden Gedanken noch mehr Nahrung gab. Bis ein Faden davon den Weg über ihre Lippen fand. Es waren Angst und Zweifel, die verhinderten, dass sie diese glückliche Wendung vorläufig hinnehmen konnte.
Die Antwort ließ sie ein weiteres Mal schlucken und sofort entwickelten sich unzählige neue Fragen, die am liebsten alle gleichzeitig hervor gesprudelt wären. Auf der anderen Seite verspürte sie auch Furcht davor, zu oft darauf hinzuweisen, dass sie der anderen nicht einfach so glauben konnte, weswegen nicht alles sofort kam.
Trotzdem stand die Unsicherheit deutlich in ihrem Blick, als die Herrin sich ihr näherte und ihr noch leiser zuraunte, was sie ihr ohnehin schon gesagt hatte. Langsam deutete sie ein kleines Nicken an, das in ein ebenso flüchtiges Kopfschütteln überging.
Nein, sie wusste nicht, wie das in diesen Gesellschaftsschichten gehandhabt wurde, obwohl es vermutlich nicht so viel anders war als in der ihren. Gab es keinen Sohn, musste ein geeigneter Schwiegersohn her und wenn nicht mal das möglich war... Nun, irgendeinen passenden Verwandten fand man für gewöhnlich.
Umso mehr drängte sich in ihrem Kopf erneut die Frage auf, was mit ihr passieren würde, sobald sie mit der Geburt ihren Dienst getan hatte. Schließlich bezweifelte sie stark, dass man ihr tatsächlich die Erziehung überlassen würde. Ja, sie müsste schon froh sein, wenn sie danach weiterleben und ihr Kind vielleicht auch ab und zu sehen dürfte!
Ihr wurde beinahe übel bei der Vorstellung, ihr Gegenüber könnte das Würmchen sofort an sich nehmen und als ihren eigenen Nachwuchs ausgeben... die Rolle der Mutter einnehmen und sie davon fernhalten würde... Ohne einem klaren Beschützer, der ihr beim Verteidigen ihrer Rechte behilflich wäre, würde sie rasch untergehen.
Was ihre Gedanken zu Kazel und den damit ebenfalls verbundenen, zahlreichen Fragen führte, die ihr auch sogleich entschlüpften. Leicht zuckte sie zusammen, als ihre Hand ergriffen und ihr eindringlich zugeraunt wurde. Kein Widerwort entkam ihr und beinahe schon willenlos ließ sie sich mitziehen, noch immer viel zu überfordert von allem.
Obwohl weiterhin alles in ihrem Kopf durcheinander wirbelte, waren es diesmal ihre Augen, die fast schon ruhelos die Umgebung besahen, die immer erlesener zu werden schien. So schön und handwerklich meisterlich die Schnitzereien und sonstigen Putze waren, so einschüchternd wirkten sie auch auf Janay, die sich niemals im Leben hätte erträumen lassen können, auch nur in die Nähe von so viel Luxus zu gelangen. Und nun steckte sie gerade mitten drin!
Als sie an einem kleinen Becken vorbeikamen, das zu den Wasserspielen gehörte, konnte sie nicht widerstehen. Wie von selbst strichen ihre freien Fingerspitzen über das kühle, klare Nass und diese Berührung ließ sie wohlig schaudern, während es sie beinahe wie mit Sehnsucht erfüllte.
Die Erinnerung an ihre beiden Badeerlebnisse in diesem Anwesen stiegen in ihr hoch, an das angenehme Gefühl, sauber zu sein und sich waschen zu können. Dabei war nicht einmal viel Platz notwendig, es reichte ihr schon warmes, reines Wasser und ein kleines Stückchen Seife.
Und danach eine Lagerstatt, egal, ob mit Stroh oder Daunen gefüllt, auf der sie sich zusammenrollen und schlafen könnte. Ja, das wäre ein Traum!
Noch allerdings hatte sie keine Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen, nicht so, wie ihr Körper und ihr Geist es gerne hätten. Stattdessen wurde sie an einen Ort geführt, der so gar nicht in diese Stadt passen konnte. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie niemals geglaubt, dass es in Morgeria ein derart friedliches, schönes Plätzchen existieren könnte.
Die Frage ließ ihre Ohren leicht zucken und führte zu einem eher automatischen, kleinen Nicken, ohne dass sie in ihrem Umsehen hätte innehalten und begreifen können. Doch das war bei weitem noch nicht alles, denn der Dachgarten verschlug ihr regelrecht den Atem. Geschützt durch Bäume und blühendem Gesträuch konnte sie durch kleine Ritzen über die Stadt hinweg und auch den Himmel sehen.
Der jungen Frau klappte der Mund leicht auf und anfangs hörte sie die Aufforderung der anderen gar nicht. Erst, als diese weiter sprach und tatsächlich von der Vergangenheit ihres Liebsten zu erzählen begann, musste sie sich zu Aufmerksamkeit zwingen.
Verspätet folgte sie den Worten und setzte sich, wenngleich mit ein bisschen Abstand, zu ihr hin, den Blick gesenkt und bemüht, hinter die Oberfläche zu lauschen und zu begreifen. Schwer schluckte sie, als das Wort folterte fiel und konnte sich nicht vorstellen, wie jemand das seinem eigenen Kind antun konnte.
Obwohl... ihre Eltern waren bei weitem nicht pingelig gewesen mit Strafen und anderen... Erziehungsmaßnahmen. So etwas war nun einmal bei einem Volk wie dem ihren so und wurde auch nicht anders erwartet. Erst ihre Zeit in anderen Teilen Celcias hatte ihr, wenngleich eher zufällig und nur Ausschnitthaft, gezeigt, dass es auch liebevoller möglich war. Und dass sie genau so etwas für ihr eigenes Würmchen wollte!
Leise hörbar ließ sie die Luft zwischen ihren Lippen entweichen, als die Erzählung von einer Frage unterbrochen wurde, und zuckte leicht mit den Schultern. "I... ich... ich weiß es nicht...", gestand sie ehrlich in Flüsterton.
Was hätte jetzt auch eine Lüge für einen Sinn? Sie fühlte sich im Moment nicht in der Lage dazu. Am liebsten wäre sie zu ihrem Geliebten geeilt und hätte sich mit ihm besprochen, aber das war nicht möglich.
Ja, sie wusste ja nicht einmal, wo er sich gerade aufhielt! Genauso wenig, wie sie eine Ahnung davon hatte, ob er morgen auftauchen würde... und ob und wie sie ihn warnen müsste...
Mit einem leidenden Seufzen fuhr sie sich mit beiden Händen übers Gesicht, ohne dabei die größer werdende Müdigkeit und das Brennen in ihren Augen mindern zu können. Mehr zu sich selbst, denn zu ihrer Begleitung murmelte sie:"Was kann ich denn vorhaben?"
Denn trotz allem bezweifelte sie, dass sie eine ernsthafte Wahl zwischen Gehen und Bleiben hätte. Es bestünden also lediglich in letzterem verschiedene Optionen, wie ihr Aufenthalt verlaufen könnte. Solange, bis sie überflüssig wäre... Denn diese Angst, gepaart mit der dazugehörigen Überzeugung, war geblieben.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Februar 2021, 17:04

Hätte Starle vielleicht geahnt, was Janay für Hirngespinste in ihrem hübschen Schädel webte, so hätte sie sie vielleicht doch gleich rausgeworfen, nur um sich künftigen Ärger zu ersparen.
In ihrem Kopf stellte sie sich erneut die Frage, was mit ihr passieren würde, sobald sie mit der Geburt ihren Dienst getan hatte. Sie bezweifelte stark, dass man ihr tatsächlich die Erziehung überlassen würde. Ja, sie müsste schon froh sein, wenn sie danach weiterleben und ihr Kind vielleicht auch ab und zu sehen dürfte! ...alles Mutmaßungen, doch ihr wurde beinahe übel bei der Vorstellung, ihr Gegenüber könnte das Würmchen sofort an sich nehmen und als ihren eigenen Nachwuchs ausgeben... die Rolle der Mutter einnehmen und sie davon fernhalten würde... Ohne einem klaren Beschützer, der ihr beim Verteidigen ihrer Rechte behilflich wäre, würde sie rasch untergehen... nur wer sollte diese Rolle einnehmen? Kazel vielleicht? Schließlich war er der Vater und Erbe dieses Reiches.
In ihren Ängsten versunken drang sie tiefer in das Anwesen der Tenebrées vor, tiefer als selbst Kazel es je gesehen hatte. Der neue Flügel war schlichtweg überwältigend! Der Dachgarten zeugte von Kunst und Magie und vom Geschmack der Besitzerin. Starle saß neben ihr und stellte auch ihr Fragen, aber Janay antwortete in ihrer aufkeimenden Müdigkeit eher kurz mit einer Gegenfrage:
"Was kann ich denn vorhaben?"
, denn trotz allem bezweifelte sie, dass sie eine ernsthafte Wahl zwischen Gehen und Bleiben hätte. Es bestünden also lediglich in letzterem verschiedene Optionen, wie ihr Aufenthalt verlaufen könnte. Solange, bis sie überflüssig wäre... Denn diese Angst, gepaart mit der dazugehörigen Überzeugung, war geblieben. Starle bemerkt nun doch, dass ihr Gegenüber sich trotz ihrer Bemühungen nicht von ihren Vorstellungen löste und so etwas wie Enttäuschung schlich sich abermals über die perfekten Züge.
„Nun... dich in die höhere Gesellschaft einzuführen, dass würde vielleicht noch zu früh sein.“
Sie rieb sich die langen schlanken Finger, denn die Luft war hier oben recht frisch, wenn gleich auch sehr angenehm.
„Du könntest eine Ausbildung machen. Interessierst du dich für irgendein Thema? Einen Beruf? Magie? Es gibt nicht viel, was sich nicht ermöglichen lassen dürfte.“
Starle gab Janay abermals die Möglichkeit einfach mal ihre Phantasie fließen zu lassen und sich eine eigene Zukunft auszumalen. Gleichzeitig zog sie ihre Schuhe aus und spielte mit dem Zehen im Gras und grub sie in das weiche Moos.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Montag 15. Februar 2021, 09:39

Wann war ihr Leben eigentlich so kompliziert geworden? Die junge Frau wusste es nicht zu sagen und noch weniger war ihr klar, was sie nun tun, aber vor allem denken sollte. Diese Wandlung erschien ihr nicht gerade vertrauenerweckend und dennoch wurde ihr eine einmalige Gelegenheit geboten.
Nur eben für wie lange, war die Frage. Bis zur Geburt, das leuchtete ihr ein, und dann? Mochte es bis dahin noch eine lange Zeit sein, konnte sie genauso gut wie im Flug vergehen. Also müsste sie die nächsten Monate so gut wie möglich nutzen, um danach nicht völlig verloren da zu stehen, sollte sie es überleben.
Und ihr Würmchen? Niemals würde sie es hier zurück und einer anderen überlassen, das stand fest. Mit Händen und Füßen würde sie sich gegen solch ein Unterfangen wehren! Aber... hätte sie auch eine Chance? Vor allem, ohne Kazel an ihrer Seite? Dazu müsste sie ihr Umfeld wahrscheinlich besser kennen und somit auch einschätzen lernen.
Im Moment indes war sie viel zu verwirrt dazu und brauchte obendrein Schlaf, um wieder zu Kräften kommen zu können. Doch noch einmal schaffte es ihr Geist, sich aus der Trägheit empor zu kämpfen, als sie an diesem traumhaft schönen und bestimmt sündhaft teuer erschaffenen Ort waren und sie weitere Fragen zu bewältigen hatte. Ihre Worte waren noch ein wenig der Erschöpfung geschuldet.
Die Antwort darauf ließ indes ein schmales, freudloses Grinsen über ihre Lippen huschen. Ohne die andere anzusehen, meinte sie leise, in trockenem Tonfall und auf eine Weise, die es der Herrin überließ, ob sie darauf überhaupt reagieren wollen würde:"Zumindest im angezogenen Zustand, nicht wahr?"
Nein, sie schämte sich nicht dessen, was sie vorhin vor den Augen all dieser Männer getan hatte. Sie hätte auch kaum Befürchtungen davor, einem oder mehreren davon unter anderen Umständen gegenüber zu treten. Da sie allerdings nicht wusste, welche Früchte das Gerede im Anschluss tragen würde und was genau die Hintergründe von dem Treiben in diesen Räumen war, konnte es durchaus zum Nachteil für sie sein... oder sich zu einem Vorteil entwickeln?
Unwillkürlich musste sie an Stiefel und Grünauge denken und verbiss sich ein leises Seufzen. Auch wenn ihr Herz dem Mischling gehörte, wäre es eine durchaus reizvolle Vorstellung gewesen, mit einem dieser Herren... oder gar beiden zusammen zu sein für eine oder gar mehrere Nächte.
Denn trotz allem hatte sie ihre Bedürfnisse, obwohl sie diese im Zelt noch aus Skrupel hintan gestellt hatte. In ihren Gedanken allerdings könnte sie sich nun doch darauf einlassen. Wie die Realität hingegen aussähe, wusste sie natürlich nicht zu sagen. In dem Zelt, mit dem Magier, wäre es reines Vergnügen gewesen und davor hatte sie zurück gescheut. Mit diesen beiden Herren hätte es mehr den Anschein von Arbeit und verdientem Lohn gehabt.
Ob sie es dann hätte durchziehen können? Nun, diese Frage stellte sich ja jetzt nicht mehr... oder?
Die nächste Bemerkung ließ sie aufhorchen und sorgte dafür, dass sie ihr Gegenüber endlich wieder ansah. Leicht zuckte sie mit den Schultern, weil sie sich tatsächlich nie wirklich Gedanken darüber gemacht hatte bislang. Auch war sie von ihren Eltern nichts Berufliches vorbereitet worden, sie war ja nichts weiter als ein Mädchen gewesen.
Aber eine Idee hatte sie tatsächlich eine Zeit lang gehabt, bis ihr großer Bruder sie darüber ausgelacht und damit davon abgebracht hatte. "Ton.", meinte sie schlicht und zuckte noch einmal mit ihren Schultern.
Sie lehnte sich mit einem leisen Seufzen zurück und sah nach oben zu dem Blattwerk, das an sonnigen Tagen wohligen Schatten spenden würde. "Ich habe früher ganz gerne Ton geformt."
Ob jedoch Talent und Können damit verbunden waren, wusste sie nicht zu sagen, schließlich hatte sie nie einen Lehrer dafür bekommen oder gar geeignete Hilfsmaterialien. Sie hatte einfach nur gemacht, was sie konnte, und sich manchmal vorgestellt, wie es wäre, wenn sie richtig töpfern könnte. Wenn es ihr gelänge, ihr eigenes Geschirr zu machen... und vielleicht sogar zu verkaufen. Womöglich wäre nun die Gelegenheit, es herauszufinden.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Februar 2021, 08:59

"Ton."
, meinte Janay schlicht und zuckte noch einmal mit ihren Schultern. Sie lehnte sich mit einem leisen Seufzen zurück und sah nach oben zu dem Blattwerk, das an sonnigen Tagen wohligen Schatten spenden würde.
"Ich habe früher ganz gerne Ton geformt."
Starle war ihrem verträumten Blick gefolgt und murmelte:
„Was für ein ...erdverbundener Wunsch. Interessant...“
Sie zupfte sanft mit ihren Zehen das weiche Gras, ohne es zu beschädigen.
„Bis vor einem Jahr hätte ich dir meine liebste Konkurrentin vorgestellt...“
Vielleicht war es das entspannte Umfeld oder auch vielleicht ein fragender Blick von Janay der Starle weiter plaudern ließ und damit viel aus Morgerias jüngerer Geschichte enthüllte.
„Sie ist sehr … „erdverbunden“ aber hat es nicht nach außen getragen. Ihr Position in der Gesellschaft ließ das nicht zu. Aber als dann der Dunkle Herrscher seinen Feldzug begann, da ging sie und ihre Familie mit. Soweit ich weiß regiert ihr Onkel jetzt Andunie und sie baut unseren dunklen Göttern dort einen Tempel und sicher wird sie ihre ihr ganz eigene Magie dafür nutzen... ob ihre Schwester noch an diesem Zuchtprogram...???... Aber ich verzettel mich. Ich werde morgen früh gleich nach einem Keramikmeister Ausschau halten lassen. Willst du mehr künstlerisch oder mehr praktisch arbeiten? Also... Skulpturen oder eher praktische Dinge herstellen, wie Trinkschalen oder Teller?“
Sobald Janay ihren Wunsch spezifiziert hatte erhob sich Starle und reichte Janay ihre Hand.
„Komm. Ich bring dich zu deinem Zimmer. Du wirkst müde und nach diesem ereignisreichen Tag, brauchst du sicher etwas schlaf. Dein Kind ist zwar noch klein, aber es wäre nicht gut, wenn du dich und deinen Körper zu sehr forderst.“
Sie zog sie hoch und legte Janays Hand ihn ihre Armbeuge. Dann verließen sie die Dachterrasse und gingen zurück in den Neubauflügel, der mit seinem Stil so gar nicht in die dunkle Welt Morgerias passen wollte. Die Hausherrin führte sie zu einem sogar recht kleinen Zimmer, dass dafür mit einer wundervollen Bepflanzung, einer Fülle an Kissen und einem bodennahen Bett aufwarten konnte. In einer Ecke plätscherte ein kleiner Springbrunnen in einer Muschel, die aus der Wand heraus gewachsen war, so sah es zumindest aus. Es gab auch ein eigenes kleines Bad mit Abort und einer in den Boden eingelassenen flachen Wanne. Aber überall dominierten Pflanzen das Bild und ihr frischer angenehmer Duft erfüllte den Raum. Starle holte einen Schlüssel aus einer Kommode, die wie aus einer einzelnen Wurzel geformt worden war steckt ihn ins Schloss der Tür.
„Damit du abschließen kannst. Du sollst dich sicher fühlen.“
Dann reichte sie ihn Janay. Die Kommode enthielt noch ein paar Kleidungsstücke, die Janay kurz hatte erspähen können.
„Wenn du einen Wusch hast, dann zieh an diesem Seil dort, dann kommt Keona und kümmert sich darum. Sie ist meine Hausdame, also behandel sie bitte mit Respekt. In diesem Teil des Hauses hat nur sie Zutritt.“
Starle wandte sich ab und stand noch eine Sekunde im Türrahmen.
„Schlaf gut.“
Dann schloss sie die Tür hinter sich und ihre leisen Schritte waren schnell nicht mehr zu hören.
Was tat Janay also in „ihrem neuen Zimmer“? Ein Bad war da, eine einladende Schlaffläche, nur etwas zu Essen fehlte, falls sie noch Hunger hätte, aber das würde ihr dann wohl besagte „Keona“ besorgen. UND sie hatte einen Schlüssel für ihre Zimmertür erhalten, einen Schutz ihrer Privatsphäre. Sie konnte sich einschließen und so endlich Ruhe finden.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Samstag 20. Februar 2021, 22:26

War es richtig, was sie tat? Durfte sie tatsächlich so viel von sich preisgeben an einem Ort wie diesem, in ihrer derzeitigen Gesellschaft? Auf der anderen Seite... was machte es schon? Solange die Herrin nicht wünschen würde, dass sie ging, würde sie hier sowieso nicht von alleine heraus finden können. Nicht nur, weil ihr derzeit die Kraft und die Konzentration dafür fehlten, sondern vor allem, weil sie sich in diesem riesigen Anwesen sowieso nicht zurecht fand. Das war schlimmer als jeder Irrgarten!
Also dachte sie praktisch, soweit ihr das bei ihrem Grad der Müdigkeit möglich war, und versuchte, der nächsten Zeit womöglich etwas Sinn geben zu können. Bei der ersten Reaktion zuckte sie mit den Schultern. Was sonst auch sollte sie darauf sagen? Viele Möglichkeiten zum Zeitvertreib und zum Spielen hatte sie damals nicht gehabt und das war eines der wenigen Dinge gewesen, die ihr zur Verfügung gestanden hatten.
Dennoch versuchte sie zu zuhören und sich das Gesagte auch zu merken. Für jetzt waren es ihr generell schon zu viele Informationen, doch nach etwas Ruhe und Schlaf würden sich ihre Fragen schon von alleine bilden und hoffentlich auch zu Antworten führen. Ihr schwirrte ohnehin schon der Kopf genug von all dem Erlebten.
Es kostete sie Mühe, wirklich aufmerksam zu bleiben, sodass es nicht ablehnend gemeint war, als sie lediglich schlicht reagierte. "Geschirr.", meinte sie und zuckte etwas hilflos mit den Schultern.
Zwar hatte sie schon des Öfteren auch Skulpturen und andere Kunstwerke aus Ton gesehen, durchaus auch beeindruckende Werke, aber... Nein, Janay sah sich selbst nicht als Künstlerin. Und sollte sie tatsächlich Geschick in diesem erdverbundenem Handwerk beweisen können... auch Geschirr konnte man künstlerisch verzieren, wenngleich eben lediglich im Kleinen. Mit dem Ergebnis, dass es viel einträglicher wäre für ihren Lebensunterhalt in der Fremde als eine Spezialisierung, für die sie sich erst einen Namen machen müsste.
Die Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie blinzeln und ihren Blick auf die dargereichte Hand richten. Einen Moment blinzelte sie verständnislos, ehe der Sinn der Geste als auch die Worte in ihr Bewusstsein dringen konnten. Leicht nickte sie und ergriff die Hilfe, um sich auf die müden Beine ziehen zu lassen.
Danach folgte sie schweigend der kundigen Führung durch die Gänge und versuchte nicht einmal, sich den Weg zu merken. Es hätte ja sowieso keinen Sinn...
Die junge Frau merkte erst auf, als sie einen neuen Raum betraten, der wie das Ziel ihrer Reise wirkte. Erstaunt blinzelnd nahm sie den Schlüssel entgegen und brauchte ein wenig, um zu begreifen. Langsam nickte sie und rührte sich weiterhin ansonsten nicht von der Stelle, bis die andere bei der Tür war und sich verabschiedete.
Schweigend starrte sie einige Sekunden auf das Holz des geschlossenen Türblatts, ehe sie es plötzlich eilig hatte, dorthin zu gelangen und abzusperren. Obwohl sie es kaum hatte glauben können, der Schlüssel passte perfekt in das Schloss und mit einem leisen Klicken griffen die Zähne im Inneren aneinander. Trotzdem probierte sie, die Tür zu öffnen, rüttelte sogar leicht daran und atmete erst danach auf, als sich zeigte, dass es wirklich funktioniert hatte.
Mit leicht geöffneten Lippen, sodass ihr rascher gewordener Atem leise zu hören war, wich sie zurück, bis sie die Kommode im Rücken spürte. Daran hielt sie sich fest, während sie die Augen schloss und sich zu beruhigen versuchte. Sicher... ja, jetzt durfte sie sich vorläufig einmal sicher fühlen. Der Schlüssel war der richtige gewesen, sie hatte sich eingesperrt und war allein.
Wie eine Welle drohte die Müdigkeit über sie hinweg zu schwappen, sodass sie erkannte, dass es besser wäre, sich zu dem Bett zu begeben. Der Weg erschien ihr unendlich weit, bis sie einfach darauf zusammen sacken konnte. Noch nie hatte Janay den Genuss einer derart weichen Schlafstatt erleben dürfen, sodass allein deren Beschaffenheit sie schon ins Land der Träume zu ziehen drohte.
Aber ihr Geist klammerte sich noch ans Wachsein, weswegen sie mit weit aufgerissenen Augen auf die Decke über sich starrte. Sie versuchte, sich zu konzentrieren und ein wenig von dem zu begreifen, was in der letzten Stunde geschehen war. Ein hoffnungsloses Unterfangen, wovon ihr Seufzen und ihr Streichen mit den Händen über ihr Gesicht zeugten.
"Ach, Kazel...", nuschelte sie, während ihr die Lider endgültig schwer wurden. Obwohl sie wusste, dass sie wach bleiben und nachdenken wollte, drehte sie sich in eine bequemere Position, in der sie für gewöhnlich schlief.
Ihr Blick fiel auf eine blühende Pflanze, die einen feinen, angenehmen Duft verströmte. Kurz kam ihr in den Sinn, ob dieser Bewuchs dazu geeignet wäre, sie zu betäuben oder gar zu vergiften, aber ihr Geist wurde immer träger und blieb an dem abwesenden Mischling hängen.
"Wo bist du nur...? Was soll ich von all dem nur halten...? Ich... ich brauch dich...", murmelte sie, unterbrochen von einem herzhaften Gähnen.
Eine Antwort auf diese Fragen fand sie nicht, weil er nicht bei ihr war... und sie nach dem letzten Wort endgültig den Kampf gegen die Müdigkeit verlor. Selbst, wenn es ihr Todesurteil bedeuten würde, in diesem Raum jetzt einzuschlafen, die junge Frau war machtlos gegen dieses körperliche Bedürfnis.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Februar 2021, 08:43

Janay lernte gerade Kazels Heim... Nein, seine Heimat war es wohl nicht für ihn gewesen, aber davon wusste sie nicht sehr viel. Außer dass er hier gefoltert worden war, hatten sie keine Gelegenheit gehabt, sich über seine Vergangenheit zu unterhalten. Er hatte sie gewarnt, sie beschworen sich fern zu halten und nun saß sie mitten drin in seiner Familiengeschichte. Eine Geschichte, die er selbst nicht in allen Fassetten kannte, da sie sich in seiner Abwesenheit verändert hatte, bzw. eine Seite hatte, die er nie kennen gelernt hatte.
"Ach, Kazel...Wo bist du nur...? Was soll ich von all dem nur halten...? Ich... ich brauch dich..."
, murmelte sie, unterbrochen von einem herzhaften Gähnen. Eine Antwort auf diese Frage fand sie nicht, weil er nicht bei ihr war... und sie nach dem letzten Wort endgültig den Kampf gegen die Müdigkeit verlor. Die weichen Kissen kuschelten sich an sie und stützten ihren geforderten Körper auf unendlich einladende Weise. Es war als sinke sie in eine leichte warme Wolke dessen seidige Oberfläche sie sanft streichelte. Ihre letzten Gedanken galten Kazel und so tauchte er auch in ihren Träumen auf:

**
Aus dem dunklen Nebel tauchte eine sitzende Gestalt auf, bzw. Janays Perspektive veränderte sich so, als würde sie langsam näher gehen. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen und verhüllt von Schatten, trotzdem war der Kopf in den Nacken gelegt, nach oben gerichtet. Dort wo sie Augen erwartet hatte sah, sie nur eine schimmernde Oberfläche, die leicht pulsierte. Da war kein Gesicht, nur diese nichts sagende Oberfläche, glatt wie ein Flussstein der genau sowenig zu ihr sprechen würde. Und doch wünschte sie sich, er würde es tun! Wie sehr sie es sich wünschte! Doch da war nichts mehr! Der Körper unter dieser Kutte, das war Er! Doch irgendwie war er es auch wieder nicht... als wenn er seinen Körper verlassen hatte. War er mal wieder gestorben? Kazel war ein Diener des Todes, doch ...Nein. Das hier war anders. War das wirklich er? Das hier war so viel schlimmer! Etwas in ihr ließ sie erzittern, denn sie erinnerte sich plötzlich daran, wie es war ein Geist zu sein – getrennt von ihrem Körper, eine freie Seele, doch das hier... dieses Gesicht... dieses Pulsieren hatte keine Seele! Dieser Körper war erfüllt von einer fast stofflichen Leere, die sie hungrig ansah. Sie würde von dieser Leere zerrissen werden, aufhören zu existieren, nicht einmal sterben! Vergessen und Bedeutungslosigkeit sahen sie aus diesem Pulsieren an. Was war mit ihm geschehen? Hatte er sie vergessen, war sie bedeutungslos für ihn geworden, oder war das hier etwas anders? Hatte es eine Bedeutung und wenn ja, welche? Würde sie ihn vergessen? Würde er für sie bedeutungslos werden, bei dem was er... gerade... tat?...
Die Gestalt drehte sich von ihr weg, als hätte er sie nicht einmal bemerkt, sah zu einer schimmernden, pulsierenden, dem Vergessen anheim gefallenen, bedeutungslosen Puppe, die sich nach vorn beugte. Sie war aus dem gleichen Material wie das leere Gesicht. Sie streckte dem Betrachter ihren Hintern entgegen. Die wohlbekannten Zuckungen des Fleisches im Zenit der pulsierenden Schenkel, verrieten Janay was da passierte, auch wenn sie das männliche Gegenstück für diese Penetration nicht sah. Janay bekam keine Luft, denn etwas schnürte ihr bei diesem Anblick die Kehle zu. Es war ein grausames Erkennen was sich in ihrem Unterbauch sammelte, sich erinnerte, keine Seele zu haben! Dann löste sich alles in dunkle Nebelschwaden auf...
**

Von kaltem Schweiß bedeckt, schreckte Janay aus ihren Träumen hoch. Es dauerte sicher einen Moment, bis sie sich wieder orientieren konnte. Was war das gewesen???
Sooo einen Traum, so intensiv und so schrecklich realistisch in ihrer Gefühlswelt hatte sie bestimmt noch nie gehabt! Oder? Warum kam ihr ausgerechnet ihre Mutter jetzt in den Sinn... eine Wahrsagerin...

War Kazel in Gefahr?

Janay lag noch in den weichen Seidenkissen und versuchte ihren Atem zu beruhigen, als sie leise Schritte vor der Tür vernahm. Ein Klopfen, dann eine weibliche Stimme:
„Mylady? Geht es euch gut? Ich habe Schreie gehört...“
Erneutes Klopfen. Hatte Janay im Schlaf geschrien? Anscheinend.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Donnerstag 25. Februar 2021, 18:14

Dieser Tag hatte seltsam begonnen und endete nicht minder merkwürdig. Was hatte es in den letzten Stunden für Wendungen für Janay gegeben!
Zuerst dieses Angebot, das sie ausgeschlagen hatte, dann dieser plötzliche Ortswechsel und ihre Flucht vor einem lebensbedrohlichen Monster. Nur, um festzustellen, dass es sie beide in Kazels Elternhaus verschlagen hatte. Wo sie es für klüger gehalten hatte, ihn wegzuschicken, um ein wenig an Geld kommen zu können.
Auf genau jene Art, die sie jahrelang ausgeübt hatte, wenngleich in einer Art und Weise sowie auf einem Niveau, von dem sie nie zu träumen gewagt hätte. Mit einem Lohn, der jenseits ihrer Vorstellungswelt lag! Um es schlagartig wieder zu verlieren, das Schlimmste befürchten zu müssen und sich plötzlich umsorgt zu sehen, weil sie von der richtigen Person schwanger war.
Bei all diesen Ereignissen war es kaum ein Wunder, dass ihr nicht nur der Kopf schwirrte, sondern sie auch vollkommen erschöpft war. Noch versuchte sie dagegen anzukämpfen, nachzudenken, aber das war ein aussichtsloses Unterfangen. Der Schlaf übermannte sie und sollte ihr Erholung bringen. Nun ja... eigentlich...

Dieser Traum war, gelinde gesagt, seltsam. Die Gestalt war da und dennoch nicht wirklich greifbar, ähnlich dem Kapuzenelf, den sie in dem seltsamen Reigen im Wald getroffen hatte. Und dennoch war sie davon überzeugt, den Mischling dieses Mal vor sich zu haben. Warum, das konnte sie nicht erfassen, dieses Wissen war schlichtweg da.
Der Anblick erschreckte sie und flößte ihr Angst ein. Irgendetwas stimmte nicht, sein Aussehen war so seltsam, so... verändert. Glatt, wie ein polierter Stein, dem man nicht ansehen konnte, ob er innen hohl wäre oder nicht. Sie schauderte bei diesem Gedankengang und ihr Magen krampfte sich zusammen, als umschließe jemand mit der Faust ihn, um all seinen Inhalt hinaus zu quetschen. Hinzu kam das Gefühl einer Erinnerung, daran, einen ähnlichen Zustand erlebt zu haben, der ihr Herz wild schlagen ließ.
Sie versuchte instinktiv, vor ihm zurück zu weichen, ohne Erfolg. Es war, als wäre sie nicht imstande dazu. Tränen traten ihr in die Augen und obwohl sie sich nichts mehr wünschte, als fliehen zu können, hob sie ihre Hand, wollte ihm die Finger entgegen strecken. "Kazel...", wisperte sie tonlos und erstickt. "Was ist mit dir passiert...?"
Ob sie eine Antwort erhalten würde? Vermutlich nicht... und trotzdem hatte sie nicht länger schweigen können.
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Dieses Wesen wandte sich von ihr, jemand anderes zu und...
Mit einem entsetzten Keuchen konnte sie endlich zurück weichen. Die gerade noch nach ihm ausgestreckte Hand hob sie an den Mund und biss sich in die Fingerknöchel, während ihr die Tränen kamen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, immer und immer wieder. "Nein...", hauchte sie erstickt und schluchzte auf.
Auch wenn sie zuvor die fleischlichen Genüsse ausgekostet hatte, war es für sie mit ihrem Beruf verbunden gewesen und nicht, um ihn zu hintergehen. Ganz anders als er gerade tat...
Die Kehle wurde ihr eng und sie sank kraftlos auf die Knie. Gerne hätte sie laut geschrien, hätte so vieles getan, um ihn davon abzuhalten, was er gerade tat. Doch ihr fehlte die Luft zum Atmen, wie ihr schien. Immer verzweifelter japste sie und spürte, wie die Ohnmacht zu drohen kam.
Während ihr Körper zur Seite kippte und ihr die SInne schwanden, hatte sie noch immer dieses schreckliche Bild von seinen Bewegungen in einer anderen vor Augen...


Keuchend und zitternd schlug sie die Augen auf, sah nichts anderes als diese schreckliche Szene und brauchte gefühlte Ewigkeiten, bis sie allmählich begriff, dass es vorbei war. Dass es sich nur um einen Traum gehandelt hatte. Oder...? Wieso fühlte sich ihre Kehle völlig rau und zugeschnürt an? Und wieso hatte sie das Gefühl, als müsse sie dringend etwas unternehmen?!
Ein Geräusch ließ sie heftig zusammen zucken und es dauerte seine Zeit, bis sie begriff, was das zu bedeuten hatte, ebenso wie die Worte. Sie biss sich auf die Unterlippe und rang einen Moment lang mit sich. Dann aber siegte ihre Angst über die Vernunft.
So rasch sie konnte, versuchte sie aufzustehen. Doch sie hatte sich in der Decke verheddert, sodass sie mit einem lauten Rums zu Boden fiel. Zumindest kam es ihr viel zu laut vor, obwohl der Teppich das Geräusch dämpfte. Das würde dauern... Nur, hatte sie die Zeit?!
In ihrer Verzweiflung versuchte sie, trotzdem effektiv zu sein und gab das Befreien auf. Besser gesagt, sie verschob es auf nachher. Stattdessen holte sie Luft. "Nein! Holt die Herrin... bitte! Es... es geht um ihn. Sie wird verstehen!", rief sie und lauschte zitternd auf die Reaktion.
Danach kämpfte sie wieder mit der Decke und als sie sich endlich befreit hatte, kämpfte sie sich auf viel zu weichen Knien bis zur Tür. Mit zitternden Fingern schloss sie auf und öffnete sie, in der Hoffnung, die andere schon heran rauschen sehen zu können. Wie gerne wäre sie zu ihr gelaufen, um nicht warten zu müssen, aber diese Gelegenheit hatte die Decke ihr verwehrt.
Also stand sie im Türrahmen, klammerte sich an diesen und bemühte sich, ihre Gedanken endlich zu beruhigen. Zumindest ein bisschen, um sich klar genug ausdrücken und ihr Vorhaben umsetzen zu können.
"Verzeih mir, Kazel... und halte durch! Ich gebe mein Bestes!", wisperte sie und wischte sich über die nassen Wangen. Weinte sie etwa...?
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 25. Februar 2021, 19:00

Ihr Traum...ihre Deutung... alles lag noch wie verstreute Blätter auf einem unruhigen Wasserspiegel.
Janay stolperte und ging dumpf zu Boden, was die Stimme draußen besorgte fragen ließ:
„Soll ich die Tür aufstemmen lassen?“
"Nein! Holt die Herrin... bitte! Es... es geht um ihn. Sie wird verstehen!"

, rief sie und lauschte zitternd auf die Reaktion. Danach kämpfte sie wieder mit der Decke und als sie sich endlich befreit hatte, kämpfte sie sich auf viel zu weichen Knien bis zur Tür. Ihr Muskeln zitterten und wollten ihr noch nicht so recht gehorchen. Langsam zog sie sich an der Komode hoch und wankte zur Tür. Mit zitternden Fingern schloss sie auf und öffnete sie, in der Hoffnung, die andere schon heran rauschen sehen zu können. Wie gerne wäre sie zu ihr gelaufen, um nicht warten zu müssen, aber diese Gelegenheit hatte die Decke ihr verwehrt. Janas blickte den Gang hinunter. Niemand war hier zu sehen, keine Wächter, keine Bediensteten. Nur ein paar Türen die von dem Gang abgingen. Am linken Ende zeigte sich ein hohes Fenster, dass Janay verriet, dass die Nacht noch nicht vorüber war. Lange konnte sie also nicht geschlafen haben. Zu ihrer rechten ging es in Richtung Dachterrasse. Sie stand im Türrahmen, klammerte sich an diesen und bemühte sich, ihre Gedanken endlich zu beruhigen. Zumindest ein bisschen, um sich klar genug ausdrücken und ihr Vorhaben umsetzen zu können.
"Verzeih mir, Kazel... und halte durch! Ich gebe mein Bestes!"
, wisperte sie und wischte sich über die nassen Wangen. Weinte sie etwa...? Ja, es musste so sein, denn Regen konnte sie hier nicht erreichen. Da hörte sie Schritte von links näher kommen und eine hoch gewachsene dürre Dunkelelfe kam ihr entgegen. Janay erinnerte sich vielleicht an sie, jedoch würde sie sich nie an Janay erinnern. Als sie das letzte Mal aufeinander getroffen waren, da war Janay gerade der Kanalisation entstiegen und die Hausdame Keona war mit ihren Anweisungen für eine Magd beschäftigt gewesen. Ihre gestrenge Ausstrahlung passte hervorragend zu dem hoch geschlossen Kleid und dem langen Kettengürtel an dem ein Bund Schlüssel hing. Kaum war sie um die Ecke gebogen und sah Janay im Türrahmen stehen, da winkte sie ihr zu, dass sie ihr folgte. Janay tat sicher wie geheißen und folgte der „Nebelkrähe“ mit dem grauen im Nacken zu einem Dutt gebundenen Haaren. Grau-schwarz war ihr Gesamtbild und sie führte Janay zu einer nicht all zu weit entfernten Tür, klopfte und öffnete sie sogleich. Dahinter befand sich ein Raum, der Janays nicht unähnlich war. Pflanzen dominierten das Bild und Starle zog sich gerade einen Morgenmantel über. Die Hausherrin hatte wohl gerade geschlafen als Keona sie in Janays Namen geweckt hatte und Wassertropfen schimmerten auf ihrem Gesicht und Hals. Vermutlich hatte sie sich gerade etwas frisch gemacht um ihr zuhören zu können. Sie drehte sich zu ihr um und fragte:
„Was ist, meine Liebe? Keona hat mich geweckt... Es geht um...IHN? Was ist so dringend das es nicht bis morgen früh warten kann?“
Sie dehnte etwas den Rücken und wirkte nicht 100%tig wach. Die Hausdame wurde mit einer Handbewegung fort geschickt und Janay konnte reden.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Donnerstag 25. Februar 2021, 19:52

Sie reagierte über, ganz bestimmt reagierte sie gerade aufgrund eines Alptraums über. Doch diese Erkenntnis, so leise sie auch in ihr schlummern mochte, konnte nicht dieses ahnende Gefühl vertreiben, das die Bilder in ihr zurückgelassen hatten. Also warf sie ihre Vorsicht über Bord und konnte nur zu Manthala beten, dass sie Kazel damit nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten würde, als sie es ohnehin schon getan hatte.
In ihrer Panik schaffte sie es nicht, sich einfach aufzurappeln, sondern kämpfte vergeblich gegen die Decke an. Damit jedoch nicht noch mehr Zeit verstrich, rief sie schon einmal hinaus, was sie wollte. Danach hätte sie sowieso eine Pause, um gegen das Material kämpfen zu können. Hoffentlich wäre es nur nicht zu spät! Noch lieber wäre es ihr, wenn sie lediglich hysterisch reagierte und am Ende alles in Ordnung wäre.
Trotzdem konnte sie sich nicht ausruhen, sondern kämpfte sich endlich von der Decke frei. Ihre Knie waren weich wie geschmolzene Butter und sie zitterte am gesamten Körper, sodass sie nach Halt suchend um sich tastete und sich an irgendeinem Möbelstück hochzog. Welches das war und wie kunstvoll seine Verarbeitung vonstatten gegangen war, dafür hatte sie keinen Blick.
Wichtig war es, dass sie zur Tür gelangte, diese aufsperrte und öffnete. Noch nicht einmal einen Gedanken verschwendete sie an das, was sie sah, bis auf einen Umstand, nämlich die Dunkelheit vor einem der Fenster. Es war Nacht, wie es schien, und das wertete sie als gutes Zeichen. War es doch, oder...?
Die Sicht verschwamm ihr wieder ein wenig, weil noch einige Tränen hervorquollen und sich ihren Weg über ihre nassen Wangen bahnten. Obwohl sie mit dieser Erkenntnis noch rang, ließ ein leises Geräusch sie aufhorchen. Während sie noch überlegte, was es zu bedeuten haben könnte, erschien bereits die Verursacherin und winkte ihr.
Janay schluckte und zögerte kurz, aber ihre Angst und Sorge waren groß genug, dass sie nickte und sich vorwärts bewegte, der Fremden folgte. Wie gerne wäre sie gelaufen, um alles so schnell wie möglich in die Wege leiten zu können!
Doch abgesehen von ihren zu weichen Knien war da die Ausstrahlung der anderen Dunkelelfe, die dafür sorgte, dass sie diesen Wunsch nicht einmal im Ansatz zu äußern wagte. Also passte sie sich deren Tempo an und versuchte, den Weg zum Nachdenken zu nutzen. EIn hoffnungsloses Unterfangen, wie sie feststellen musste, denn sie hatte keine Ahnung, was und wie sie es sagen sollte, als sie das Ziel erreichten.
Die Herrin wirkte noch immer majestätisch und erhaben, wenngleich nicht mehr so vollkommen perfekt und göttergleich, da auch sie geschlafen zu haben schien. Ein schlechtes Gewissen stieg in ihr hoch, schalt sie eine Närrin, weil sie ob eines einfachen Alptraums so panisch reagiert hatte. Wäre der Moment ein anderer gewesen, hätte sie wohl einen Rückzieher gemacht. So jedoch zwang sie sich dazu, ihren einmal eingeschlagenen Weg zu verfolgen und zu den Göttern zu beten, dass es das Richtige war, was sie tat.
Ohne länger auf die Hausdame zu achten, eilte die junge Frau nun doch voraus in den Raum hinein. Dabei stolperte sie über ihre eigenen Füße und kam so in einer knienden Haltung vor der Herrin an. Flehend und mit verheultem Gesicht sah sie zu ihr hoch und achtete nicht länger darauf, ob sie schon allein waren oder nicht.
Es sprudelte regelrecht aus ihr heraus:"Kazel, er... er ist beim dem Gnom, die Kanalratte. Bitte... lass ihn holen, jetzt, so schnell wie möglich! Ich erkläre alles später. Nur bitte, bring ihn her!" Sie unterdrückte ein Schluchzen und sah derart bettelnd zu der Älteren auf, dass ihr dieser Auftritt hoffentlich nicht zu Lasten ausgelegt werden würde. Und auch keine Fragen aufrufen würde, ehe nicht wenigstens die Abholaktion in die Wege geleitet wäre!
Erst, wenn sie hier warten müsste, könnte und wollte sie sich die Zeit nehmen, um alles genauer auszuführen. Vielleicht würde das dann Ärger hervorrufen, aber das war es ihr wert. Wenn sie nur dem Mischling aus der Misere helfen konnte damit! Oder sich eben alles als Hirngespinst herausstellen würde!
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Montag 1. März 2021, 08:36

Janay eilte nun doch voraus in den Raum hinein. Dabei stolperte sie über ihre eigenen Füße und kam so in einer knienden Haltung vor der Herrin an. Flehend und mit verheultem Gesicht sah sie zu ihr hoch.
"Kazel, er... er ist beim dem Gnom, die Kanalratte. Bitte...“
Die Augenbrauen der Herrin zuckten und gaben ihr einen zweifelnden Gesichtsausdruck, dann hatte sie sich wieder im Griff.
„...lass ihn holen, jetzt, so schnell wie möglich! Ich erkläre alles später. Nur bitte, bring ihn her!"
Janay unterdrückte ein Schluchzen und sah bettelnd zu der Älteren auf. Diese hob ihre Hand, strich sich über die Schläfe und dachte ca. drei viel zu lange Sekunden nach, ob sie Janay glauben sollte oder nicht. Dann zuckte sie jedoch mit den Schultern und hob ihren Blick, richtete ihn auf die hinter Janay stehende Dunkelelfe und sprach in ruhigem Ton:
„Es schadet nichts, jemanden zu schicken. ...Geh selbst zu diesem Gnom und überprüfe die Geschichte. Du erkennst ihn an unserem Wappen auf dem Unterarm. Wenn mein Neffe tatsächlich zu einer Kanalratte geworden ist, dann darf dieses Geheimnis diesen Raum nicht verlassen! Triffst du ihn an, so behandel ihn wie es seiner derzeitigen Lage entspricht. Dein Handeln wird keine Folgen haben. ...aber hol ihn her und trage Sorge, dass er nicht verletzt wird.“
Dann sah sie Janay kurz nachdenklich an.
„Wird er denn kommen? Ich glaube nicht, dass er nach Jahren im Verborgenen einfach mitgehen wird. Was also soll Keona sagen, damit er sich offenbart und sein Versteck verlässt?“
Das war eine berechtigte Frage und Janay musste der Hausdame etwas mit auf den Weg geben, damit Kazel auch überzeugt wurde, dass es nötig war sich seinem Elternhaus zu offenbaren.
...
Erst. Als sie dazu ein paar Worte gefunden hatte, schickte Starle Keona los. Kaum war die Tür hinter ihr geschlossen und sie mit der Herrin allein, da musste sie sich auch schon erklären:
„So...und nun bitte im Detail! Warum bist du plötzlich so aufgelöst und rückst nun doch mit der Wahrheit heraus?“
Starle goss etwas leichten Wein in ein Glas und reichte es Janay.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Montag 1. März 2021, 10:50

Es war so dumm, so unsagbar dumm, wie sie sich gerade verhielt. Und dennoch konnte sie nicht anders. Sie war in Panik um den Mischling und was auch immer daran stimmen mochte, es war ihr egal. Ein Teil von ihr hoffte inständig, dass sie lediglich die Pferde scheu machte und nichts hinter diesem Traum steckte, dass es nichts weiter als Unsicherheit, Eifersucht und ein schlechtes Gewissen wäre.
Doch der andere, lautere Teil schrie sich gerade in ihrem Inneren die Seele aus dem Leib und ließ sie derart irrational handeln. Sie ging sogar soweit, Kazel zu verraten, nur, um ihn in ihrer Nähe und in Sicherheit zu wissen. Zumindest betete sie inständig darum, dass sie sich nicht irrte und es ihm hier nicht noch schlimmer ergehen würde... Aber dann wäre sie wenigstens bei ihm und könne etwas tun, um ihm zu helfen.
Verheult und panisch kniete sie vor der Herrin und sah bettelnd zu ihr hoch. In diesem Moment war sie nichts weiter als ein erbarmungswürdiges Häufchen Elend, das am liebsten alles getan hätte, nur um endlich Bewegung in die Sache zu bekommen. Es kam ihr wahre Ewigkeiten vor, bis die andere reagierte.
Die Worte ließen sie vor Erleichterung aufschluchzen und sie wollte schon nach der sorgsam gepflegten Hand greifen, um diese dankbar zu küssen, als ihr der Atem stockte. EIne Botschaft... sie sollte eine Botschaft mitgeben, damit er mitkäme. Nur... was? Was würde ihn bewegen, an jenen Ort zu kommen, vor dem er wiederum panische Angst hatte? Noch dazu freiwillig?!
Wie ein in die Enge getriebenes Tier sah sie ratlos zwischen den beiden Dunkelelfen hin und her. "I... ich...", stammelte sie und legte unbewusst ihre Hand schützend auf ihren Bauch.
Diese Berührung ließ einen Gedanken durch ihren Geist zucken, der schäbig und trotzdem die einzige Idee war, die sie gerade hatte. Kurz schloss sie die Augen und zwang sich, tief durchzuatmen, um auch verständlich sprechen zu können.
Dann sah sie zu der respekteinflößenden Hausdame hoch. "Sagt... sagt am besten..." Hastig und nervös leckte sie sich über die Unterlippe, rang mit der Unsicherheit, ihrem Gewissen und der Angst, welche am Ende siegte. "Es ginge um mich... um... um unser Kind... Man sieht ja noch nichts, also kann nur ich dieses Wissen ausgesprochen haben."
Mit einem unterdrückten Schluchzen und einem verhaltenen Schniefen senkte sie den Blick und fühlte sich wirklich schäbig, weil sie auch noch das Krümelchen für ihre Zwecke nutzte. Aber einen anderen Einfall hatte sie einfach gerade nicht...
Nun, wo sie alles getan hatte, was sie konnte, um ihn in Sicherheit zu bringen, verließ sie die Kraft und sie sackte in sich zusammen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schickte ein Stoßgebet zu Manthala, dass sie ihn beschützen möge, bis sie es könnte. Dabei begann sie zu zittern und musste froh sein, dass sie bereits kniete, sonst wäre sie wohl nun zu Boden gegangen vor lauter schwindender Kraft.
Erst die Stimme ließ sie aufschrecken. Blinzelnd sah sie wieder zu der Herrin hoch und deutete ein leichtes Kopfschütteln an. Sie konnte und wollte jetzt nichts trinken. Nicht, weil ihre Kehle sich nicht wie ausgedörrt anfühlte, sondern weil sie ernsthafte Sorge hatte, dass sie dabei das Glas kaputt machen würde, ehe sie Gelegenheit zum Trinken hätte.
Nun, da sich langsam alles zu beruhigen schien, zumindest empfand sie es so, kam die Scham für ihre Panik hoch. Mit zittrigen Fingern wischte sie sich die nassen Wangen ab und senkte den Blick. "I... ich... es klingt verrückt, aber ich weiß einfach, dass er in Schwierigkeiten steckt.", wisperte sie und umarmte sich selbst, weil ihr nun kalt wurde. Schließlich trug sie weiterhin nichts als den Mantel, den sie vorhin bekommen hatte, und hatte sich nervlich ziemlich verausgabt.
Und dann sprudelte es auch schon aus ihr heraus, erzählte sie von dem Traum, was sie noch im Kopf behalten hatte. Als sie kurz danach wieder verstummte, machte sie sich so klein wie möglich und wagte es nicht, den Blick auch nur einen Millimeter vom Boden anzuheben.
Jetzt, wo der Eindruck der Bilder nicht mehr derart stark war, wurde ihr klar, wie übertrieben ihr Handeln gewesen war. Bestimmt hatte sie sich all ihre Angst und Gewissheit nur eingebildet und nun würde er aus seinem verdienten Schlaf gerissen werden, um an einen Ort zu gelangen, den er nicht mehr betreten wollte. Außerdem hätte sie jetzt sicherlich auch überhaupt keine Möglichkeiten mehr, an ihrem Eindruck zu arbeiten, den sie bislang hinterlassen hatte, und ihn zu verbessern bis zur Geburt ihres Würmchens.
Doch dann stand ihr wieder deutlich das Bild vor den Augen, wie kalt und glatt... wie leblos trotz der Bewegungen Kazel in ihrem Traum gewirkt hatte, und es schauderte sie.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. März 2021, 19:02

Janay schlug die Hände vors Gesicht und schickte ein Stoßgebet zu Manthala, dass sie ihn beschützen möge, bis sie es könnte. Vielleicht hörte die Göttin sie? Oder war es anders herum gewesen, und die Göttin hatte ihr einen Traum geschickt, dami sie Kazel helfen würde? Hieß es nicht: Die Götter helfen jenen die sich selbst (bzw, in diesem Fall jemand anders) halfen?!
Und Janay hatte gehandelt. Sie hatte an diesem Abend zum zweiten Mal Kazel verraten. Sie hatte nun sogar seinen Aufenthaltsort preis gegeben. Warum? Aus Angst ihn zu verlieren? Aus Angst allein zu sein? Sie wollte ihn bei sich haben, sein „Würmchen“ mit ihm aufziehen!!!
Sie wollte eine Familie, Liebe, all die Dinge, die sie selbst nicht wirklich erfahren hatte,... genau so wenig wie er.
...
Die Herrin hatte ihre persönliche Hausdame los geschickt. Und nun, da sich langsam alles zu beruhigen schien, zumindest empfand sie es so, kam die Scham für ihre Panik hoch. Mit zittrigen Fingern wischte sie sich die nassen Wangen ab und senkte den Blick.
"I... ich... es klingt verrückt, aber ich weiß einfach, dass er in Schwierigkeiten steckt."
, wisperte sie und umarmte sich selbst, weil ihr nun kalt wurde. Starle legte den Kopf leicht schräg und lauschte ihren dann sprudelnden Worten. Sie erzählte sie von dem Traum, was sie noch im Kopf behalten hatte und das war viel! Alles um genau zu sein! Jedes Detail hatte sich so realistisch angefühlt, so klar wie die Wahrheit. Als wenn sie dabei gewesen wäre...oder ein Teil von ihr... von ihm... Die Verbindung zu ihm war stark wie Blut...
...ihr Kind!
Natürlich! Der Traum war so nah gewesen, wie das Leben unter ihrem Herzen! Das war das Band, das nicht zerrissen werden konnte, egal was drum herum auch geschehen mochte! Es war ein Gedanke voller Erleichterung, aber auch ein bisschen Sorge. Ihr Kind war ein Band! Etwas das ihr Unterbewusstsein benutzt hatte um von Kazel etwas zu empfangen. Etwas, dass die Götter ihr selbst in die Wiege gelegt hatten und nun leise zu flüstern begann. Ob es ihrer Mutter einst auch so ergangen war, als sie mit ihr schwanger gewesen war? Ob es sie auch so verängstigt hatte? Janay konnte sie nicht fragen... wollte es auch sicher nicht. Als sie nach dem detaillierten Bericht wieder verstummte, machte sie sich so klein wie möglich und wagte es nicht, den Blick auch nur einen Millimeter vom Boden anzuheben. War ihr Handeln übertrieben gewesen? Schon wieder webte sie Zweifel um ihr Handeln. Bestimmt hatte sie sich all ihre Angst und Gewissheit nur eingebildet und nun würde Kazel aus seinem verdienten Schlaf gerissen werden, um an einen Ort zu gelangen, den er nicht mehr betreten wollte, sein Zuhause. Doch dann stand ihr wieder deutlich das Bild vor den Augen, wie kalt und glatt... wie leblos Kazel in ihrem Traum gewirkt hatte, und es schauderte sie. Starle hockte sich neben sie und legte einen warmen Arm tröstlich um sie. Die Worte trafen hart:
„Du hast das Zweite Gesicht. Das ist eine kostbare Gabe...“
Ein Moment des Schweigens folgte.
„War das dein erstes Mal?“
Es bedurfte eigentlich keiner Worte als Bestätigung so aufgelöst wie Janay war. Trotzdem ließ Starle Janay den Raum das Erlebte zu verarbeiten. Und sie musste nun die Zeit überbrücken, die es dauerte, bis Keona von ihrer Mission zurück brauchte. Würde Kazel mit ihr gehen? Würde Janay bald ihren Liebsten wieder in die Arme schließen können? Jetzt hieß es erst einmal Geduld beweisen und abwarten.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Janay » Donnerstag 4. März 2021, 16:29

Dieses Stoßgebet entstand aus purer Verzweiflung und wahrer Angst um jenen Mann, der so unbemerkt ihr Herz erobert hatte. Von dem sie nicht einmal sagen konnte, warum und wieso, denn das Würmchen allein wäre für sie kein Grund. Geschweige denn, dass sie das gesamte Ausmaß ihrer Gefühle überhaupt fassen konnte... und wollte.
Aber ob sie ernsthaft daran glaubte, dass die Göttin ihr zuhörte? Oder ihr gar half? Janay war nie sonderlich gläubig gewesen, wenngleich sie sich hütete, Manthala zu verfluchen, um nicht richtigen Ärger zu bekommen, falls es diese Göttin doch gab.
Jedoch hatte sie auch noch kein rechtes Zeichen göttlichen Willens oder Macht erlebt, der diesen Glauben hätte bestärken können. So blieben ihr Zweifel, ob ihre stummen Worte mehr bringen würden, als Ausdruck ihrer Gefühle zu sein.
In der Hinsicht hielt sie sich viel bereitwilliger an die Herrin aus Fleisch und Blut, zu der sie sich geflüchtet hatte, denn diese konnte sie nicht nur greifen, sondern sie konnte auch etwas tun. Und tatsächlich wurde sie nicht im Stich gelassen, obwohl sie es verdient hätte.
Schon wieder hatte sie den Mischling verraten, dieses Mal willentlich, mit vollster Absicht. Nur... die Furcht um ihn war so groß gewesen, dass sie nicht anders hatte handeln können. Blieb ihr somit vielmehr zu hoffen, dass sie ihm damit keinen Bärendienst erwiesen hätte.
Nun allerdings musste auch sie wieder warten, konnte ein weiteres Mal nichts tun. Kein gutes Gefühl, keine Erleichterung, alles gemacht zu haben, um ihm zu helfen. Dennoch fiel ein Teil der Anspannung von ihr ab, ließ sie zittern und in sich zusammensinken, als wäre jegliche Kraft aus ihr gewichen. Und sich dafür schämen, derart panisch auf einen Traum reagiert zu haben.
Das war es schließlich gewesen, nichts weiter! Wenn da nur nicht dieses Gefühl gewesen wäre, dass mehr dahinter stecken könnte, das partout nicht verstummen wollte.
Erneut betete sie innerlich zu Manthala um deren Schutz. Hätte sie daraus wenigstens Kraft und Zuversicht schöpfen können! Doch dafür hätte sie wohl mehr glauben und mehr opfern müssen, raunte ihr eine beständige, leise Stimme zu, sodass es im Endeffekt nichts weiter brachte als die Ablenkung, um nicht erneut an diese beängstigenden Bilder denken zu müssen, die für all das hier verantwortlich waren.
Es gelang nicht wirklich, da sie natürlich der anderen eine Erklärung schuldig war. Diese konnte sie nicht verweigern, sodass sie sich bewusst erinnern musste. Bei jedem Wort, jedem Detail, das sie zu beschreiben versuchte, solange sie einen Ausdruck dafür fand, erschauerte sie vor Kälte und machte sich zugleich so klein wie möglich.
Ganz so, als müsse sie befürchten, üble Geister zu wecken, wenn sie darüber sprach. Woher kamen all diese neuen Eindücke und Empfindungen? Janay kannte sich selbst so nicht, hatte noch nie diese Intensität an Angst verspürt. Aber sie war gleichzeitig auch viel zu aufgewühlt, als dass sie sich darüber im Klaren hätte werden können. Geschweige denn eine Idee bekäme, woher das kommen könnte.
Endlich hatte sie den Bericht überstanden und es kam ihr vor, als wäre nun endgültig alles getan, was in ihrer Macht gelegen hätte. Was würde dem Ganzen folgen? Zurechtweisung, Spott und Häme? Sie rechnete mit dem Schlimmsten und wurde von der Wahrheit umso mehr überrumpelt.
Als sich der warme Arm schützend um sie legte, fuhr sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Der Duft der anderen stieg ihr in die Nase und widersinnigerweise überlegte sie einen Moment lang, ob diese auch bei ihrer... Einführung ebenso gerochen hatte, als die Worte folgten.
Zuerst verstand die junge Frau gar nichts. Begriffstutzig und mit einem sicherlich äußerst dümmlichen Gesicht blickte sie zu der anderen hoch, während diese fortfuhr. Blinzelte mehrmals, sah wieder zu Boden und erneut in das dunkle Gesicht. "Häh...?", entkam es ihr in einem Ausmaß von Intelligenz, mit der sie dem orkischen Helfer des Wasserbauingenieurs wohl hätte Konkurrenz machen können.
Allmählich sickerte diese Information jedoch in ihr Bewusstsein und drehte an ein paar Rädchen, die erfolgreich ineinander fassten. Was nicht unbedingt sinnvollere Ausführungen zur Folge hatte, allerdings zumindest bewies, dass sie nicht vollkommen auf den Kopf gefallen war. "Nein... falsch... ich... ich hab nicht...", begann sie abzuwehren und schüttelte entschieden den Kopf.
Ihre Augen wanderten unruhig durch den Raum, als suche sie etwas, an dessen Anblick sie sich festhalten konnte, während es in ihren Gedanken wie wild zu rattern begann. "Das... das war nur ein Traum... Traum... ganz bestimmt! Ich... es war einfach zu viel heute und... nein, sicher nicht... meine Mutter, ja, aber... nein, das waren Tricks, nur Tricks... konnte gut durchschauen... ja... Zweites Gesicht, pff!" Sie lachte kurz und unecht, während sich das Zittern ihres Körpers zu verstärken schien.
Wenn die andere Recht hätte, es eine Vision gewesen wäre, dann... dann wäre sie ja schon zu spät, Kazel verloren und... und sie allein... Heftig schüttelte sie den Kopf, dass ihr ganzer Leib diese Bewegung mitmachte.
In ihre Stimme allerdings mischte sich der Anfang von der in ihr aufsteigenden Hysterie mit. "Nein... niemals... unmöglich! Traum, ja, nur ein Traum!", brabbelte sie weiter.
Plötzlich wirbelte sie herum und versuchte, nach dem Halsauschnitt von Starles Morgenmantel zu greifen, um ihr aus nächster Nähe mit einem beinahe schon irren Funkeln im Blick ins Gesicht sehen zu können. Was auch dann schwierig wäre, wenn es ihr gelänge, da die Tränen zurückkehrten. "Traum, das muss ein Traum gewesen sein! Sag es, es war nur ein Traum!", flehte sie mit einem Schluchzen.
Denn alles andere wäre zu viel für sie. Allein die Möglichkeit, es hätte etwas anderes, realeres sein können, überfordete sie schon jetzt maßlos. Nicht auszudenken, wie es wäre, würde eintreten, wovon sie geträumt hatte.
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Re: Das Tenebrée-Anwesen

Beitrag von Erzähler » Freitag 5. März 2021, 10:51

Angst!

Angst war das Problem.

Janays ständige Angst, ihre Zweifel, ihre tiefe Verzweiflung stürzte sie immer tiefer in einen Zustand angespannter Aufmerksamkeit und des Leidens. Ihr ganzes Wesen schien jetzt schon auf den nächsten Schicksalsschlag zu lauern. In ihrer Furcht glich dieser Zustand einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. So war das mit der Angst. Mit ihr betrat man einen Raum anders, als ohne sie. Mit ihr war man offen für alle Einflüsse, aufmerksam, angespannt und zugänglich für alle Sinneseindrücke. Mit ihr sah man mehr und es geschah auch mehr. Mit ihr öffnete sich die Seele... und ohne sie? Betrat man ohne Angst einen Raum war man bei sich, entspannt, konnte auch überrascht werden, aber auch geschützt vor den Einflüsterungen, den Zweifeln, den Mächten die zwischen den feinen Gespinsten des Lebens existierten. Janays Angst hatte ein Intensität erreicht, die etwas in ihr geöffnet hatte, eine Tür, die sie im Traum aufgestoßen hatte. So gesehen war sie selbst der Schlüssel zu diesem Sinn geworden, tat sich das selbst an.
**Das zweite Gesicht.**
Aber selbst das mochte sie nicht wahr haben, konnte sie nicht, denn es würde bedeuten, dass das was sie im Traum gesehen hatte mehr an Bedeutung gewann, als sie ertragen könnte. Und als Starle die drei Worte aussprach, verschloss sich ihr Geist wie im Selbstschutz vor der Wahrheit. Die Tür krachte wieder zu.
"Häh...?"
, entkam es ihr wenig intelligent. Allmählich sickerte diese Information jedoch noch langsam in ihr Bewusstsein, gleich einem schmalen Lichtstrahl der Erkenntnis, der durch einen Spalt schimmerte und drehte an ein paar Rädchen, die erfolgreich ineinander fassten. Was nicht unbedingt sinnvollere Ausführungen zur Folge hatte, allerdings zumindest bewirkte, dass sich ihre Seele damit zu beschäftigen begann.
"Nein... falsch... ich... ich hab nicht..."
, begann sie abzuwehren und schüttelte entschieden den Kopf. Ihre Augen wanderten unruhig durch den Raum, als suche sie etwas, an dessen Anblick sie sich festhalten konnte, fanden nichts, während es in ihren Gedanken wie wild zu rattern begann.
"Das... das war nur ein Traum... Traum... ganz bestimmt! Ich... es war einfach zu viel heute und... nein, sicher nicht... meine Mutter, ja, aber... nein, das waren Tricks, nur Tricks... konnte gut durchschauen... ja... Zweites Gesicht, pff!"
Sie lachte kurz und unecht, während sich das Zittern ihres Körpers zu verstärken schien. Starle verstärkte den Griff um ihren Körper und hielt sie fest im Arm. Heftig schüttelte sie den Kopf, dass ihr ganzer Leib diese Bewegung mitmachte. In ihre Stimme allerdings mischte sich der Anfang von der in ihr aufsteigenden Hysterie und färbte ihre Tonfarbe hoch. Sie quietschte.
"Nein... niemals... unmöglich! Traum, ja, nur ein Traum!"
, brabbelte sie nervös weiter. Plötzlich wirbelte sie herum und griff nach dem Halsausschnitt von Starles Morgenmantel, um ihr aus nächster Nähe mit einem beinahe schon irren Funkeln im Blick ins Gesicht zu sehen. Die Tränen kehrten zurück und ließen die schönen Augen ihres Gegenübers verschwimmen. Janays Realität verschwamm und schon wieder versank sie in ihrer Angst. Diesmal war es nur noch schlimmer.
"Traum, das muss ein Traum gewesen sein! Sag es, es war nur ein Traum!"
, flehte sie mit einem Schluchzen. Denn alles andere wäre zu viel für sie. Allein die Möglichkeit, es hätte etwas anderes, reales sein können, überforderte sie schon jetzt maßlos. Nicht auszudenken, wie es wäre, würde eintreten, wovon sie geträumt hatte. Sie würde Kazel an diesen glatten Stein verlieren. Der Anblick dieser glatten kalten Oberfläche drohte wieder in ihr aufzusteigen. Hysterisch zerrte sie an dem Stoff am Kragen ihrer Herrin und schaute in die tanzenden Schlieren der Welt. Tränen rannen ihr über die Wangen, genauso wie in dem Moment, als sie aus dem Traum erwacht war. Aus Hysterie drohte Panik zu werden, da packte sie Starle etwas grob und presste mit Gewalt ihre Lippen auf Janays. Sie raubte ihr damit die Fähigkeit zu hyperventilieren und Janay konnte nur noch schnaufend durch die Nase atmen, was ihren Körper wenigstens vorübergehend zu Ruhe zwang. Außerdem war der Reiz des Kusses wie ein Anker in dieser Welt. Ein Anker, an dem sie ihre wirren Gedanken fest machen konnte, bevor sie noch weiter zerfaserten und sie wirklich in eine Art von Wahnsinn abrutschte, mit dem niemand gedient wäre. Starle bot ihr Stärke, Halt und Realität. Sie zwang sie immer wieder mit kleinen kraftvollen Bewegungen ihrer Lippen, mit dem Neigen ihres Kopfes, der Veränderung ihrer Haltung, dem Griff in ihren Nacken dazu, zurück zu kehren und von der Angst einen Schritt zurück zu machen... zurück und hin zu etwas anderem. Ein anderes Gefühl musste an die Stelle der Angst treten, damit Janay wieder handeln konnte. Starle zwang ihre Zungenspitze zwischen Janays Lippen, streichelte sie kraftvoll und mit Leidenschaft. All ihre Verzweiflung konnte sie an diesen Kuss weiter geben. Sie konnte sich an ihr festhalten. Starles Handeln bewirkte zumindest eines: Janays Welt zog sich wieder etwas zusammen. Wo ihre Angst sie aufgefächert hatte, sie geöffnet hatte, da fokussierte der Kuss sie wieder im Hier und Jetzt. Langsam wurde er auch etwas weicher, immer noch sehr fordernd und gierig, so dass er ein Herz zum pochen bringen konnte, aber Starle ließ Janay auch genug Raum um Atmen zu können, solange sie nicht mehr in hysterische Zustände abrutschte. Eine Ohrfeige hätte es vielleicht auch getan, aber das hier war besser. Der Kuss bot auch Wärme und Zuneigung, eben das was Janay eigentlich brauchte.
Erst als sie wieder auf ein „normales“ Maß an Angst zurück geschrumpft war und nur noch weinend in Starles Armen lag, ließ diese von ihr ab und wiegte sie sogar ein bisschen. Ohne es zu wissen hatte Janay gerade eins der größten Geheimnisse dieser Frau gelüftet. Sie hatte eine verborgene „gute“ Seite, die niemand kennen durfte. Aber auch das war ihr sicher egal. Janay hatte in den letzten Stunden gezeigt, dass ihr fast alles egal war. Eine Weile saßen sie schweigend sich einander umarmend da.
„...du hast vorhin deine Mutter erwähnt...“
, begann die Frau neben ihr,
„...dann hatte sie diese Fähigkeit also auch.“
Janay war immer der Meinung gewesen ihre Mutter würde das alles nur vortäuschen und einfach durch gute Beobachtung den Leuten erzählen was sie hören wollten. Aber was wenn... wenn ihre Mutter bewusst die Wahrheit vor ihrer Tochter verborgen gehalten hatte? Diese Fähigkeit empfand Janay gerade sicher mehr als einen Fluch, als eine Gabe, so wie Starle sie bezeichnet hatte. Was wenn ihre Mutter sie belogen hatte, sie geschützt hatte und mit ihrer „falschen“ Hellseherei ihre Gabe vor der Welt verborgen hatte. Ein Geheimnis bewahrte man am besten hinter einer Lüge die der Wahrheit am nächsten kam. Die Leute wollten manchmal keine wahren Prophezeiungen hören. Niemand wollte von Unglück und Pech hören, wenn er zu einem Hellseher ging. In einer Stadt wie Morgeria würde eine echte Prophezeiung vielleicht schnell zum Tod führen, schneller als die Wahrheit selbst, wenn ein Hellseher einem Dunkelelfen etwas düsteres offenbarte. Gewiss hatte Janays Mutter häufig gelogen und das was sie gesehen hatte in schönere Worte gekleidet. Auch dafür hatte Janay ein Talent. Vielleicht war sie ihrer Mutter ähnlicher, als sie angenommen hatte, selbst wenn sie es nicht wollte oder zugeben konnte. Im Moment war sowieso ihr rationales Denken zu eingeschränkt um sich mit diesen Dingen zu befassen. Aber Starle hatte es mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht und nun sprach sie weiter:
„Ja, es war gewiss nur ein Traum...“
Sie streichelte Janay sanft den Nacken.
„... nur eben ein ganz besonderer.“
Noch ein Streicheln...
„Du bist etwas ganz besonderes.“
Ein etwas sanfterer und kürzerer Kuss folgte und gerade diese Zartheit zwang Janays Aufmerksamkeit, ihr Denken wieder zurück zu ihr.
„Wenn du willst könnte ich mich umhören und dir einen Lehrer für diese Fäh...“
Draußen näherten sich Schritte. Dann klopfte es etwas zu energisch und Keona trat tatsächlich ohne eine Antwort abzuwarten ein. Die Hausdame war außer Atem und rang kurz nach Luft. Sie stützte sich am Türrahmen ab und richtete sich dann auf um Haltung anzunehmen, doch die Nachricht die sie brachte, brachte leider nicht Kazel mit.
„Er ist nicht mehr dort, ...*schnauf*... wo ihr mich hingeschickt habt.“
Ein kalter Schauer glitt durch die offene Tür und berührte Janays Haut an den Armen.
„Er ist verkauft worden...*schnauf*...“
Starle machte eine auffordernde Handbewegung, damit Keona schnell weiter sprach, doch diese rang noch mit ihrem Atem. Dann kam endlich die entscheidende Information.
„Der Sammler hat ihn.“
Starle erstarrte neben Janay.
Drückende Stille legte sich über alles. Ein harter kalter Klos bildete sich in Janays Eingeweiden, ohne dass sie es hätte verhindern können. Keona wagte es kaum ihre Herrin anzusehen und hielt sich außer Reichweite. Jana, die direkt neben ihr saß und noch ihren Arm an ihrer Seite spürt, fühlte das Beben. Dann explodierte Starle!
„VERDAMMT!“
KRACH!
Ihr Faust traf den Boden vor ihr und etwas knirschte. Ob es der Boden oder die Hand gewesen war, vermochte man nicht zu erkennen, denn der Teppich verbarg den Untergrund und Starle verbarg ihre Hand, indem sie aufsprang und dann unruhig hin und her zu wandern begann. SO hatte Janay die sonst so gefasste Frau noch nie gesehen und DAS konnte ihr um so mehr Angst machen. Der „Sammler“ hatte Kazel... Irgendwie war es offensichtlich, dass das nichts gutes bedeuten konnte. Keona drückte sich an die Wand neben der Tür und ging ihrer Herrin tunlichst aus dem Weg. Starle wanderte noch ein paar mal vor dem Fenster auf und ab, blieb dann stehen und starrte reglos hinaus.
Sie schien wie eingefroren. Jemand, wahrscheinlich Janay, musste das Schweigen brechen. Irgendwie fanden ihre Beine genügend Kraft um sie aufstehen zu lassen. Sie näherte sich von hinten der Herrin. Sie hatte sie fast erreicht, da erklang die monotone Stimme Starkles, aber sie drehte sich nicht um:
„Wer zum Sammler vorgelassen will, der muss ein Geschenk mitbringen.“
Ihre Stimme klang so kalt, dass es Janay unwillkürlich fröstelte.
„Ein Geschenk...in Form... eines Lebens.“
Sie rührte sich nicht. Niemand tat das.
„Janay, sag mir, ...welches Leben würdest du opfern, nur um deinen Liebsten sehen zu dürfen.“
Starles Hinterkopf starrte sie an und die Stille war erdrückend.
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