Der Gott erhöhrte ihn oder bildete sich Darak das nur ein? Befand er sich bereits in den Hallen der Zeitlosen? Wurde er Teil der Unsterblichkeit und begrüßte sie ihn mit wohlwollender Wärme? Mit sanftem Licht, das den Schmerz in langsamen Wellen aus seinem Körper flutete? Er konnte spüren, wie die Elektrizität nach und nach eingesammelt wurde. Es erinnerte an einen lauen Morgen zur Zeit des Wandels, wenn die Blätter in rotgoldenem Reigen langsam auf das braune Gras segelten. Man wusste, dass es im Verlauf der Tage kühler würde, aber noch herrschte der Übergang und noch konnte man das angenehme Wetter genießen. Die warmen Sonnenstrahlen, welche Daraks raue Wange streichelten. Sie hinterließen ein Kitzeln, das sein Herz erreichte. Es prickelte fast angenehm und lud zum Dösen ein. Ohja, wie schön wäre es, nun und für immer in diesem Zustand eines rotgoldenen Lysanthortages wegzudämmern. Für immer Dösen, in einem weichen Bett mit von Hühnerfedern gefüllten Laken. Nackte Haut, die sich an ihn schmiegte. Hände, die ihn streichelten und liebkosten. Das musste das Ende sein und entgegen aller Befürchtungen fühlte es sich tatsächlich ziemlich gut an. Weich und warm. Es roch holzig, mit einer Nuance mundigen Weins, der sein alkohlisches Aroma wie ein Parfum verteilte. Die Luft mochte zwar ein wenig stickig sein, aber musste er noch atmen? Es war doch vorbei. Da lauschte Darak lieber dem sanften Knistern, wie von einem Feuerchen. Ob es seine Füße wärmte? Sie fühlten sich gut an. Er spürte einen festen, warmen Gegenstand neben seinen Zehen. Ein Stein. Sicher aufgewärmt an den knisternden Flammen und zu ihm gelegt, damit er in Ewigkeit kuschlig warme Zehen hatte. Das Gefühl verleietete dazu, sich zu strecken. Das Nachleben war wirklich angenehm. Er spürte keinerlei Schmerz mehr. Nicht einmal sein Knie bereitete ihm Sorgen. Tatsächlich fühlte es sich so gut an wie schon sehr lange nicht mehr. Und alles war so weich, so ruhig, so friedlich. Wär da nur nich schon wieder leises Murmeln. Eine Stimme, die plötzlich doch etwas lauter wurde und die ihm irgendwie vertraut vorkam, obgleich sie in einer anderen Sprache an seine Ohren drang. Ja, an beide Ohren! Er hörte sie durchaus klarer als jemals zuvor.
"... davon genug! Hör endlich auf damit, es hat sich nichts an unserer Beziehung geändert."
"Du sprichst also inzwischen von einer Beziehung. Nun, das ist eine Veränderung, zum Positiven, möchte ich meinen. Komm, lass mich dir aus der Hose helfen..."
Ein Frauenschrei, der fast wie das Fauchen einer Wildkatze klang und taumelnde Schritte. Dann wieder die ihm so vertraute Männerstimme: "Verschwinde endlich!"
Ein Schnaufen, stöckelnde Schritte, dann wurde eine Tür geschlagen und jemand seufzte. Was war das für eine seltsame Nachwelt, in die er geraten war? Wieder Schritte. Sie näherten sich seiner kleinen, lauschigen Welt. "Ist er endlich wach?"
"N-nein..."
"Hab ein Auge auf ihn. Ich brauche Ruhe."
"Der schwarze Salon ist frei."
"In Ordnung. Erstatte mir dort nachher Bericht ... und bring mehr Wein. Ich muss die letzten Momente dringend vergessen."
"Wie Ihr wünscht, Herr."
Ein letztes Mal Schritte. Wiederholt drang das Geräusch der Tür zu Darak, aber dieses Mal wurde sie nicht zugeschlagen, sondern lediglich geöffnet, um etwas sanfter wieder ins Schloss zu fallen. Was immer das war, es war vorbei. Endlich konnte er sich erneut seiner ewigen Ruhe hingeben. Endlich strich wieder jemand an seiner Hand entlang. Sanfte, warme Finger. Wie wundervoll warm. Zu schade, dass sie nicht Cassandra, Vesta, seiner geliebten Lilith oder Constanze gehörten. Sie waren nicht einmal weiblich, wenngleich das perlmuttviolette Gesicht des Elfen durchaus Züge aufwies, die auch einer Frau gut gestanden hätten. Da saß jemand in seiner Ewigkeit und musterte ihn mit einem Paar unsagbar schöner Augen. Man mochte sich darin verlieren, weil in ihnen Traurigkeit mit Neugier rang. Besorgt schaute das Paar Seelenspiegel ihn an. Besorgt und dennoch geduldig, umrahmt von silbergrauen Wimpern. "Oh, wirst du endlich wach? Das hat gar nicht so lange gedauert wie ich befürchtet habe. Willkommen zurück", begrüßte ihn eine feine Stimme, die so sanft säuselte, dass die Frage im Raum zurückblieb, ob ihr Besitzer nun gesprochen oder geflüstert hatte. Sie passte perfekt zu dem androgynen Gesicht des Elfen mit der blässlichen Haut, die ebenso wie sein Haar einen violetten Schimmer zu haben schien. Er war es, der Daraks Hand streichelte. War das nicht erst einige Momente her? Jetzt hielt er sie aber und ein dezenter Duft von Kräutern hatte den des Weines abgelöst. Gedämpftes Licht empfing Daraks erste Musterung seiner Umgebung. Er lag in einem Bett, nicht minder prunkvoll als der gesamte Raum, welcher in schwarzem Holz und blutroten Vorhängen aus dickem Samt gehalten war. Goldene Verzierungen komplettierten das Bild und aus den Ecken des Raumes sahen ihn Wasserepsier und Fledermäuse aus schwarzem Gestein entgegen, die man perfekt dort auf schwarzen Steinpodesten platziert hatte. Das Kaminfeuer ließ die rotgoldenen Verzierungen der Wände ein wenig flackern, dass sie zu tanzen schienen. Gegenüber vom Bett hing das Bildnis eines dunkelelfischen Burschen in feinster Adligenkleidung, der vor einem purpurnen Sessel posierte. Die Nachwelt ... sah etwas zu faldorisch aus.
Daraks Lebensenergie verändert sich auf:
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