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Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Montag 16. Dezember 2024, 10:09
von Erzähler
Asahi kommt von:
Eine Lehrstunde im Hof
Der Weg war… eintönig. Tatsächlich gab es keine feste Straße, sondern nur einen ausgelatschten Pfad, der von vielen gern genutzt wurde. Der Karren holperte nicht schlecht über den teilweise unebenen Untergrund, doch der Ochse blieb friedlich an Asahi’s Seite. Der Junge auf dem Bock sprach anfangs kein Wort. Und Asahi? Der ließ ihn weiter zappeln. Er erwartete, dass der Junge irgendwann seinen Widerstand aufgab, doch er musste erkennen, dass er tatsächlich ordentlich zäh war. Bis endlich die Neugierde obsiegte. „Wieso hast du mich nicht einfach die Säcke Weizen verkaufen lassen, hm? Jetzt kehre ich zurück nach Hause und habe nichts vorzuweisen! Und die zwei Säcke hast du auch noch nicht bezahlt, wie versprochen! Das ist nicht fair!“, er zog die Nase hoch. „Das ist mein Geld, ich brauche es und wenn ihr schon nicht die letzten Säcke nehmt, wie versprochen, dann bezahlt wenigstens die beiden!“, murrte der Junge und noch immer hatte er seinen Angriff nicht aufgegeben. Das Grasland bot nicht viel für das Auge. Es war weitläufig und eine sanfte Brise, kühl und teilweise schon beißend, wehte immer mal wieder böig über sie hinweg. In einiger Entfernung konnte man die Berge erkennen, in denen die Bergstadt Dessaria lag und auch die Wasserquelle ihren Ursprung fand. Irgendwo linker Hand musste die Magierstadt liegen. Sie konnte man allerdings noch nicht am Horizont ausmachen, dafür war das Wetter an diesem Tag zu diesig. Grauer Himmel und feine Nebelschwaden lagen in der Luft. Bauer Ruben war ein paar Wegstunden entfernt und Asahi wusste, wieso der Junge blutige Füße besaß. Der Weg war steinig und teilweise war der Erdboden so trocken, dass er scharfkantige Rillen besaß. Es hatte seit Tagen nicht mehr richtig geregnet, sondern nur mal getröpfelt, bevor es wieder grau wurde. Ein ordentlicher Regenguss wäre gewiss hilfreich, um später die Weizensaat zu setzen. Der Junge aber konnte nicht aufhören zu plappern. Asahi’s Taktik ging auf: „Ehrlich mal, Mann. Ruben braucht dringend die Medizin, die ihm der Quacksalber gibt. Sonst wird der nicht wieder! Und meine Schwester fängt auch schon an zu husten!“, murmelte er und nun wurde ein Teil seiner Stimme in Sorge getränkt. Seine Schwester war ihm offenbar wichtig. Der Junge Carlus schniefte kurz, verwandelte es allerdings schleunigst in ein Husten, damit Asahi ja nicht glaubte, er wäre eine Heulsuse! Carlus aber legte noch mal nach: „Es ist nicht fair, dass du mich nach Hause bringst. Ich hab‘ nichts falsch gemacht!“, maulte er. „Ich wollte helfen…“, murmelte er dann leise in sich hinein und zog die geschundenen Füße soweit an, dass er seine Knie umschlingen konnte. Nach einer guten, weiteren Stunde aber tauchte unweit ihrer Position hinter einem kleinen Hügel tatsächlich das Bauernhaus auf. Asahi erkannte es mühelos wieder.
Er sah die Kühe in dem kleinen Gehege stehen. Normalerweise standen sie wahllos auf der Wiese unweit des Haupthauses, doch heute nicht. Auch die Hühner gackerten scheinbar empört, weil ihnen das Korn fehlte zu dieser Stunde. Carlus reckte den Hals und schaute zum Gehöft. Es bestand aus einem kleinen, eingeschossigem Haupthaus und einem Stall, der eigentlich mal renovierungsbedarf hätte. Das Dach war nicht mehr ganz dicht, aber die Zeiten waren hart, seit die Dunklen ihren Eroberungsfeldzug verfolgten. Schließlich aber bot das Bauernhaus einen recht idyllischen Anblick. Ruben war nirgendswo zu sehen und auch sonst wirkte der Hof verlassen. Carlus schien nervös zu werden. Er rutschte unruhig auf seinem Hosenboden. „Die wollen nicht gestört werden!“, meinte er dann an Asahi gewandt. „Ich glaube, das ist nah genug, danke fürs Nachhause Bringen, aber jetzt komm‘ ich klar!“, murrte der Junge, hüpfte vom Bock und wollte Asahi aufhalten. Was ziemlich grotesk aussah, weil Asahi gefühlte fünf Mal so groß war. Carlus streckte die Hand nach dem Geschirr des Ochsen aus. „Also dann, bis nächstes Mal!“, wollte er den Hünen abwimmeln.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Montag 16. Dezember 2024, 19:13
von Asahi
Der Karren holperte den unebenen Weg entlang. Jeder Schritt führte ihn weiter von seiner Heimat fort, hin zu einem weiteren kleinen Abenteuer. Das Herz des Dieners weitete sich und stand für jede neue Erfahrung weit offen. Er brauchte nur danach zu greifen und das tat er, in dem er das Halfter des Ochsen nahm.
(Inspiration)
Der Ochse blieb friedlich an Asahi’s Seite, der ihn sicher führte und selbst dabei immer ruhiger wurde. Das Tier trottete gemütlich voran. Der Umgang mit Tieren hatte schon immer einen wechselwirkenden Einfluss auf beide Parteien gehabt. Asahi schien auf Tiere einen beruhigenden Einfluss zu haben und genauso war es auch umgekehrt. Der 'kleine' Ochse war ein willkommener Gefährte auf dieser Reise. Asahi war dankbar, dass die Tiere, die er bisher kennen gelernt hatte bei ihm keinerlei Schmerzen ausgelöst hatten. Ganz im Gegenteil, sie waren die einzigen Geschöpfe, die er ohne jede Vorsicht berühren konnte. Berührungen waren wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Asahi hatte als kleiner Junge immer wieder irgendwelche Tiere angeschleppt, die der Orden selbstverständlich nicht alle behalten konnte. Von verletzten Mäusen, die er wieder aufpäppeln wollte, bis hin zu einem wohl in der Nähe ausgebüchsten Kalb lief ihm fast alles hinterher. Auch dieser Ochse war da wenig anderes. Domestizierte Tiere wussten einfach instinktiv, dass der große Mensch es gut mit ihnen meinte. Wildtieren war er bisher noch zu wenigen begegnet, als dass er da auf Erfahrungen zurückgreifen konnte. Gegen manch ein Tier musste man sich auch wehren, bzw. sie von den Feldern fern halten. Gegen Kaninchen und Waschbären half beispielsweise Lavendel, den man pflanzen konnte. Diese mochten den Geruch überhaupt nicht.
Aber dieser Ochse hatte das Potenzial, ein zeitweilig begrenzter neuer bester Freund zu werden.
Na, Kleiner. Das magst du...
Der massige Diener kraulte ihn immer mal wieder zwischen den Augen auf der breiten Stirn, während sie so dahin wanderten. Der Junge saß auf dem Bock sprach erst einmal kein Wort und Asahi ließ ihn weiter zappeln. Er wartete, dass der Junge irgendwann seinen Widerstand aufgab, wurde belohnt, als dann endlich die Neugierde obsiegte.
„Wieso hast du mich nicht einfach die Säcke Weizen verkaufen lassen, hm?“
Asahi zuckte ohne sich umzuwenden nur ganz leicht mit den breiten Schultern.
Noch nicht antworten. Er muss sich noch mehr anstrengen.
„ Jetzt kehre ich zurück nach Hause und habe nichts vorzuweisen! Und die zwei Säcke hast du auch noch nicht bezahlt, wie versprochen! Das ist nicht fair!...Das ist mein Geld, ich brauche es und wenn ihr schon nicht die letzten Säcke nehmt, wie versprochen, dann bezahlt wenigstens die beiden!“
Wenn ich dich gleich bezahlt hätte, wärst du einfach davon gelaufen. So erwartest du immernoch, dass du bezahlst wirst.
Der massige Diener ging weiter schweigend vorne weg, ließ den Jungen in seiner Erwartungshaltung schmoren und die Landschaft begann sich langsam um sie herum zu verändern. Ohne das der Junge es sehen konnte, begann Asahi sanft vor sich hin zu lächeln, denn er genoss diese kleine Wanderung sehr. Das weitläufige Grasland bot viel für sein Auge. Wer die meiste Zeit seines Lebens im immer gleichen Umfeld lebte, der wusste die kleinen Veränderung zu schätzen. Asahi ließ seinen Blick über die sanft wogenden Gräser wandern, die vor ein paar Wochen noch satt und grün gewesen waren. Jetzt hatten sie sich bereits golden verfärbt und schimmerten fast magisch im grauen Nebel dieses Tages.
Sicher benetzte sie erster Raureif am frühen Morgen, wenn es hier in der Ebene schneller kalt werden als in den Wäldern.
Der kurzzeitig raue und doch schon etwas eisige Wind gab ihm recht. Er streichelte mal mit zart abgespreizten Fingern die Spitzen der wilden Ähren und genoss jeden Moment der Weite und die ...Stille, die der Junge schon eine Weile tapfer ertrug.
Tapfer tapfer.
In einiger Entfernung konnte man bereits die Berge erkennen.
Dort hinten müsste Dessaria sein... und die Quelle...
Der Hof von Bauer Ruben befand sich also auf halben Weg dort hin. Der Anblick lockte Asahi dort hin zu gehen, aber seine Pflichten banden ihn an den Orden. Außerdem wurde er am Abend zurück erwartet. Egal was ihn heute noch erwartete. Er war seinem Zuhause verpflichtet und würde sich nicht so leicht davon abbringen lassen auch pünktlich zum Sonnenuntergang zurück zu sein. Bis dahin waren es aber noch einige Stunden. Also sah er sich weiter um.
Irgendwo linker Hand müsste die Magierstadt Zyranus liegen.
Seine Miene verzog sich etwas missmutig. Diesen Ort hatte er wohl wissentlich immer gemieden. So viele Menschen auf einem Haufen bedeuteten fast automatisch Schmerz. Er wandte seinen Blick wieder nach vorne und kraulte abermals das etwas filzige lange Fell des Ochsen. Dafür hatte er sogar einen Handschuh ausgezogen. Das Gefühl der Körperwärme an seinen Fingern war herrlich. Sobald er aber wieder aufhörte das Tier zu kraulen, zog er ihn wieder an. Asahi bemerkte schnell das Knirschen unter seinen Schuhen. Der Frühnebel hielt sich auch nicht lange in der Ebene, so dass man bald den trockenen Boden sehen konnte.
Es muss bald regnen. Der Boden brauch Wasser für die Aussaat.
Da ging Asahi’s Taktik plötzlich auf:
„Ehrlich mal, Mann. Ruben braucht dringend die Medizin, die ihm der Quacksalber gibt. Sonst wird der nicht wieder! Und meine Schwester fängt auch schon an zu husten!“
Er hat also noch eine Schwester.
Carlus schniefte kurz traurig, verwandelte es allerdings schleunigst in ein Husten, damit Asahi ja nicht glaubte, er wäre eine Heulsuse! Stattdessen befeuerte er damit eher die Sorgen um ihn.
Ist er auch schon krank? Wenn es etwas ansteckendes ist, muss ich aufpassen, dass ich es nicht in den Orden schleppe.
Asahi steckte sich selten irgendwo an, da er den Leuten einfach nicht nah genug kam. Dann legte der Junge aber noch mal nach:
„Es ist nicht fair, dass du mich nach Hause bringst. Ich hab‘ nichts falsch gemacht!...Ich wollte helfen…“
Dich nach Hause zu bringen ist also eine Strafe? Was hast du angestellt, hm?
Asahi schwieg weiterhin, hörte zu und ließ ihn reden. Nach einer guten, weiteren Stunde tauchte unweit ihrer Position hinter einem kleinen Hügel tatsächlich das Bauernhaus auf. Asahi erkannte es sofort wieder.
Viel verändert hat sich nicht, oder... doch.
Er runzelte die Stirn und sah die Kühe in dem kleinen Gehege stehen.
Sie müssten auf der Wiese sein.
Auch die Hühner gackerten scheinbar empört, weil ihnen das Korn fehlte zu dieser Stunde. Niemand hatte sich um den Hof oder das Vieh gekümmert, so viel stand fest.
Langsam wirkt es fast so, als wäre das alles vielleicht sogar Carlus eigene Idee gewesen. Womöglich hat er einfach selbst entschieden, es sei eine gute Idee die Lagerbestände zu plündern und einfach alles auf einmal zu verkaufen? Er wollte vielleicht einfach helfen und hat nicht nachgedacht, das der Hof selbst noch den Weizen braucht? Wo sind die Erwachsenen, die er hätte fragen müssen?
, mutmaßte er still vor sich hin und betrachtete die Umgebung genau. Asahi streckte sich etwas, sah aber niemanden. Er machte einen Schritt nach vorne, aber da stellte sich Carlus in den Weg.
„Die wollen nicht gestört werden!... Ich glaube, das ist nah genug, danke fürs Nachhausebringen, aber jetzt komm‘ ich klar!“
Er wollte Asahi aufhalten.
Wirklich?
Er schaute auf den kleinen Scheitel hinunter unter dem ihn zwei doch noch immer sehr kindliche große Augen hervor anschauten. Die Situation war einfach ziemlich grotesk, weil Asahi gefühlte fünf Mal so groß war. Carlus streckte die Hand nach dem Geschirr des Ochsen aus und der Diener gab sie ihm sogar bereitwillig und machte einen Schritt zur Seite, als hätte der Junge gewonnen.
„Also dann, bis nächstes Mal!“
, wollte er den Hünen abwimmeln.
„Du hast was vergessen.“
Er sah auf den Lausbuben nieder und konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Asahi wusste ganz genau, dass der Junge irgendetwas angestellt hatte, dass er vor seiner Familie verschleiern wollte, bzw. es versuchte. Aber die Wahrheit war immer der besser Weg.
„Ich muss bei Ruben doch noch die zwei Sack Weizen bezahlen.“
Tja.
„Bring du den Ochsen in den Stall und gib ihm Wasser!“
, brummte er noch ein bisschen finsterer, in der Hoffnung, dass der Junge endlich einsah, dass er gegen ihn nichts ausrichten konnte. Und dann tat der Hühne etwas, was er sonst nur selten tat. Er erhob seine voll tönende bassige Stimme:
„RUUUBEEEN!“
, schallte es grandios nach hallend über den scheinbar leeren Hof.
Irgendwo müssen aber der Onkel und besagte Schwester doch sein?
Dabei schritt er nun geradewegs auf das Haupthaus zu und bevor der die Tür aufschob, meinte er noch etwas leiser, aber immer noch laut und deutlich:
„Ich bin es. Asahi. Ich komme ...jetzt rein.“
Der Junge hatte schließlich etwas von seiner Schwester erwähnt und Mädchen waren manchmal sehr sehr seltsame Wesen, besonders wenn sie so klein waren. Die größeren Exemplare hielten sich zum Glück von ihm fern. Ja, mit seinen 25 Jahren hatte er noch keinerlei Umgang mit dem anderen Geschlecht gemacht und im Orden wohnten nur die unter ihren Masken verborgenen Brüder. Der Meister hatte ihn aber auch gut erzogen und so öffnete er erst nach einem kurzen Zögern und aufmerksamen Lauschen die Tür. Er wollte niemanden erschrecken und hatte sich deswegen gut hörbar angekündigt.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Dienstag 17. Dezember 2024, 15:12
von Erzähler
Ob Asahi sich zu jemanden entwickelt hätte, der empathisch und aufmerksam auf andere schaute, wenn er niemals das warme Gefühl eines Lebewesens hätte genießen dürfen? Der großgewachsene Diener hatte Glück, dass er die Tiere und Geschöpfe dieser Welt berühren konnte, ohne Gefahr zu laufen ihr gesamtes Leid zu absorbieren. Vermutlich hätte er das nicht lange aushalten können, wenn es so gewesen wäre. Der Hüne berührte den Ochsen neben sich, der friedlich, gutmütig und gemächlich neben ihm hertrabte. Die körperliche Wärme und Nähe war essentiell für ein menschliches Wesen, wollte man einen gesunden Geist erhalten. Vielleicht war er ja doch nicht verflucht mit seiner Gabe. Vielleicht bürdete man ihm das ganze aus bestimmten Gründen auf, die er noch nicht imstande war zu erkennen. Es war eine Prüfung. Eine Prüfung war das ganze allerdings auch für Carlus. Der Junge versuchte Asahi zum Reden zu bewegen, aber er musste einsehen, dass aus dem Kerl nichts herauszukriegen war. Egal wie trotzig Carlus auch sprach, Asahi hatte maximal ein Schulterzucken für ihn übrig. So verfiel auch der Junge bald wieder in Schweigen und starrte grimmig auf die breiten Schultern. Er wollte offensichtlich nicht, dass der Ordensdiener ihn begleitete. Verheimlichte er etwas? War das ganze eine Finte oder aber steckte etwas anderes dahinter? Asahi machte sich gedanklich seinen eigenen Reim auf alles. Er glaubte dem Jungen nur bedingt und hielt ihn für einen Taugenichts, der das schnelle Geld machen wollte. Vermutlich hatte Ruben gar keine Ahnung, was der Junge angerichtet hatte. Es war gut, sich selbst von allem zu überzeugen und im schlimmsten Fall könnte er womöglich aushelfen – bei was auch immer. Sich aber von einem Rotzlöffel über den Tisch ziehen lassen, das würde nicht passieren.
Als Carlus Asahi tatsächlich aufhalten wollte, ungeachtet des Größenunterschiedes, da hätte der Diener beinahe lachen müssen. Asahi hätte womöglich nur niesen müssen, damit das dürre Kerlchen davonflog. Aber er war weder gewalttätig noch grausam. Er wusste um seine Größe und seine Stärke und noch nie hatte er damit Schwächere bezwungen. Er war kein Aggressor, er war ein Helfer. Und anstatt sich nun auch über den ohnehin schon kleinen Jungen lustig zu machen, schlug er ihn mit seinen eigenen Vorwürfen. „Du hast was vergessen.“ Der Junge schaute mürrisch zu ihm hoch. „Was?“, fragte er herausfordernd und Asahi schmunzelte. „Ich muss bei Ruben doch noch die zwei Sack Weizen bezahlen.“ Die Kinnlade des Jungen klappte nach unten. „Aber… aber du kannst nicht zu Ruben!“, wollte er einwenden, als Asahi bereits Aufgaben verteilte. „Bring du den Ochsen in den Stall und gib ihm Wasser!“ Carlus geriet in einen Wutanfall und stampfte knurrend auf. „Verdammte scheiße, Mann! Verstehst du nicht, dass du hier nicht willkommen bist?!“, wütete er und sah dann mit Zornestränen zu Asahi hoch. Er sah aus, als wollte er ihm jeden Moment gegen das Schienbein treten. Seine Hände waren geballt und sein Kiefer mahlte unablässig. „RUUUBEEEN!“, brüllte da Asahi und bescherte dem Jungen fast einen Herzinfarkt. Carlus taumelte mit aufgerissenen Augen zurück, wäre beinahe gefallen und starrte Asahi an. Dann wandte er sich um und lief schnurstracks in Richtung Stall. Aber ohne den Ochsen. Der Junge schien Angst zu haben. Doch lag das an Asahi selbst? Oder gab es etwas anderes?Asahi hingegen ließ sich nicht weiter beirren und steuerte das Haupthaus an. Der Ochse setzte sich von allein wieder in Bewegung und schlenderte gemütlich in Richtung Stall. Er wusste, wo sein Platz war und würde schon etwas zum Mampfen finden. Asahi aber erreichte die Eingangstür und bemerkte, dass einer der Fensterläden der Fenster links und rechts der Tür etwas aus den Angeln hing. Er quietschte ab und an leise, wenn der Wind den richtigen Winkel traf. Alles war ruhig, abgesehen von dem Gegacker der Hühner und einem gelegentlichen Muhen der Rinder. Unbeirrt folgte er seinem Plan und öffnete schließlich mit einer Ankündigung die Tür. „Ich bin es. Asahi. Ich komme ...jetzt rein.“ Und knarzend gab das Holz unter seinem Druck der Hand nach.
Ein abgestandener Geruch war das erste, das Asahi begrüßte. Dann fiel sein Blick auf -nichts. Es war dunkel, diesig, denn sämtliche Vorhänge waren zugezogen. Asahi hatte die Möglichkeit die Vorhänge links und rechts der Tür zu bewegen, um ein wenig Licht hineinzulassen. Im Halbdunkel konnte er erkennen, dass Haus in einem eher schlechten Zustand war. Der offene Raum bot nicht viel aber alles Nötige. Asahi konnte einen Kamin links der Eingangstür erkennen, der aber kein Feuer trug. Im Korb daneben war kein Holz gestapelt, sodass davon auszugehen war, dass schon länger niemand mehr Holzgeschlagen hatte. Scheinbar hatte Ruben das versäumt – auch wenn das für Bauern in diesen Tagen höchst ungewöhnlich wäre. Der große, runde Tisch geradezu war vollgestellt mit einigen Büchern, teilweise geöffnet, andere geschlossen. Eines von ihnen lag auf dem Boden. Allerlei Pergament lag ebenfalls scheinbar wahllos verstreut und mittendrin stand ein vormals ansehnlicher Blumenstrauß, völlig vertrocknet und kümmerlich. Orientierte sich Asahi’s Blick nach rechts, konnte er zwei Räume erkennen, deren Türen aber geschlossen waren. Und zwischen zwei Wänden entlang, würde er die Küche entdecken. Ansonsten gab es nicht mehr zu sehen. Still war es hier und eine eigenartige Atmosphäre wohnte diesem Ort inne. Es fehlte die Wärme, das… Leben. Die Küche zeigte zumindest Spuren von Nutzung, wenn man mal von dem kargen Bestand an Lebensmitteln absah.
Eine reichlich faulige Kartoffel lag auf einem Schneidebrett, daneben ein rostiges Küchenmesser. Gleichwohl fanden sich ein paar Möhren und eine Stange Lauch, aber nichts davon wirkte sonderlich frisch. Ein Laib Brot war möglichst frischgehalten worden, indem man es in Leinentücher eingewickelt hatte. Aber auch hier zeigte sich deutlich Trockenheit. Während Asahi den Raum noch auf sich wirken ließ, hörte er plötzlich ein Scheppern aus einem der Räume, die verschlossen waren. Dann öffnete sich eine Tür und Asahi erkannte das Flackern einer Kerze, durch den Luftzug. Schließlich aber war es nicht Ruben, der aus dem Zimmer trat. Ein Mädchen, vermutlich nur ein oder zwei Jahre jünger als Asahi selbst, trat in den Wohnraum und schien ganz in Gedanken zu sein. Sie bemerkte den Diener nicht, sondern wischte sich über das Gesicht. Es wirkte blässlich und sie selbst müde. Das Mädchen war ebenfalls schlank, fast schon dürr und trug einen befleckten Kittel, so wie ein Kopftuch. Erst als sie zwei Schritte in den Raum machte, wurde sie sich überhaupt der Anwesenheit des Dieners bewusst. Mit großen, blassgrünen Augen starrte sie Asahi an. „Oh!“, machte sie überrascht und ihre Stimme klang heiser. „Ich..“, sie machte einen unsicheren Blick zur Eingangstür, „Ich habe nicht gehört, dass ihr…“, sie verstummte. Ihr Blick glitt zum Fenster, als suche sie jemanden. Dann seufzte sie. „Carlus…“, murmelte sie und sah wieder auf. Ihr Blick war sorgenvoll. „Was hat er angestellt?“, fragte sie und wartete tapfer auf die Standpauke, die den Jungen betreffen sollte.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Dienstag 17. Dezember 2024, 17:49
von Asahi
Asahi tat der Junge leid. Er war in seiner Wut gefangen und bemerkte nicht einmal, dass man ihm gutes tun wollte. Carlus bekam einen regelrechten kleinen Wutanfall, als er bemerkte, dass ihm ein Fehler unterlaufen war.
„Verdammte scheiße, Mann! Verstehst du nicht, dass du hier nicht willkommen bist?!“
, wütete er und sah dann mit Zornestränen zu Asahi hoch.
Das weiß ich.
Nicht willkommen zu sein, war ein Gefühl, dass der massige Wächter gut kannte. Sein äußerer Ersteindruck sorgte oft dafür, dass sich so manche Tür vor ihm schloss. Trotzdem musste er hier sein und sich davon überzeugen, dass Ruben den Jungen geschickt hatte. Carlus sah aus, als wollte er ihm jeden Moment gegen das Schienbein treten. Seine Hände waren geballt und sein Kiefer mahlte unablässig. Mutig war der Kleine, oder eben einfach nur verzweifelt. Abermals tat der Junge dem Diener einfach nur leid. Er hatte sich vollkommen in seiner Vorstellung verrannt, wie das hier ablaufen könnte. Als Asahi dann nach dem Bauern rief, erschreckte sich Carlus und taumelte mit aufgerissenen Augen rückwärts. Instinktiv wollte er verhindern, dass der Junge stürzte, wollte nach ihm greifen, aber der Kleine fing sich schnell und stapfte eilig zum Stall. Der Ochse folgte und der Diener setzte seinen Weg fort.
Asahi erreichte die Eingangstür und bemerkte, dass das Haus in einem schrecklichen Zustand war. Hier hatte schon länger niemand mehr für Ordnung gesorgt. Knarzend gab das Holz unter seinem Druck der Hand nach und die Tür öffnete sich. Alles wirkte verwahrlost, vertrocknet und traurig.
So ganz anders...
Die Ordensbrüder lernten von Anfang an ihre Umgebung zu würdigen, ihr Umfeld sauber und ordentlich zu halten, denn nur so konnten sie sich auch ihren reinen Geist erhalten. Es hieß nicht nur: Nur in einem gesunden Körper, kann auch ein gesunder Geist wohnen. Auch das Umfeld spiegelte den geistigen Zustand seiner Bewohner wieder. Äußere Strukturen und feste alltägliche Abläufe konnten einen zerrütten Verstand erden. Die sich wiederholenden Arbeiten des Ordens, die jeder dort bewältigen musste, waren wie Therapie für den Geist und Asahi kannte sich mit Ordnung aus. Um so erschütterter war er über den Zustand des Hauses. Das sollte Rubens Heim sein? Tief verwundert sah er sich um.
Der abgestandener Geruch, der kalte Kamin, fehlendes Feuerholz, die vertrockneten Blumen auf dem Tisch, waren alles Indizien, dass hier etwas ganz und garnicht stimmte. Asahi griff sich unbewusst ans Herz. Allein der Anblick war schwer für ihn zu ertragen. Unbewusst suchte sein Blick schon nach einer Axt, einem Besen, einem Eimer.
Konzentriere dich. Aufmerksam bleiben!
, beschwor er sich selbst. Sein Blick glitt über die offenen Bücher und herum liegenden Zettel. Einen nahm er einfach mal in die Hand, ohne ihn jedoch gleich zu studieren. Sein Blick erfasste noch die ganzen schaurigen Details.
Was ist hier nur passiert? Wo ist Ruben? Wann ar ich das letzte mal hier? Hier hat anscheinend länger niemand...
Während Asahi den Raum noch auf sich wirken ließ, hörte er plötzlich ein Scheppern aus einem der Räume, die verschlossen waren und er erschrak sich heftig. Aus Versehen stieß er dabei leicht gegen den runden Tisch, so dass auch dieser ein deutlich knarzendes Geräusch von sich gab und er ließ auch den Zettel fallen.
„Ups.“
Asahi wollte instinktiv das Stück Papier wieder aufheben, da öffnete sich eine Tür und ein Mädchen, vielleicht etwas jünger als Asahi selbst, trat in den Wohnraum. Sie war blass und müde, das war au den ersten Blick zu erkennen. Das Mädchen war ebenfalls dürr und trug einen befleckten Kittel, so wie ein Kopftuch. Erst als sie zwei Schritte in den Raum gemacht hatte, bemerkte sie den Diener, der sich gerade wieder mit dem Zettel zwischen den Fingern erhob und etwas ungläubig anstarrte. Einen Herzschlag lang war es absolut still im Raum.
Hat sie mich nicht gehört?
Mit großen, blassgrünen Augen starrte sie zurück.
„Oh!“
, machte sie überrascht und ihre Stimme klang wie erwartet heiser. Carlus hatte ja gesagt, dass sie auch krank sei. Das musste also seine Schwester sein. Nur... war sie eben nicht jünger, sondern doch deutlich älter als der freche kleine Bruder.
„Ich..“
, sie machte einen unsicheren Blick zur Eingangstür.
„Ich habe nicht gehört, dass ihr…“
Sie verstummte. Ihr Blick glitt zum Fenster, als suche sie jemanden.
Ein großer Fremder steht plötzlich vor ihr, mitten in ihrer Küche ...und sie wirkt garnicht ängstlich. Merkwürdig! Sehr mutig, sehr dumm oder ...sehr krank.
Dann seufzte sie. Es wirkte kraftlos.
Hat sie Fieber?
Asahi versuchte in ihrem Blick diesen glasigen Ausdruck zu erkennen, den die Brüder hatten, wenn sie fieberten und er dann Wasser für die kalten Wadenwickel bringen musste.
„Carlus…“
, murmelte sie und sah wieder auf. Ihr Blick war sorgenvoll.
„Was hat er angestellt?“
Asahi war immernoch irritiert von ihrem Auftreten und starrte zur Salzsäule auf sie herab. Dann besann er sich, machte einen Schritt nach hinten, wo er abermals irgendwo an stieß, vermutlich den Stuhl zum Tisch und sich prompt mit gehobenen Händen entschuldigte. Dabei sah er den Zettel in seiner Hand und legte ihn schnell weg.
„Verzeihung.“
Bleib einfach still stehen, sonst machst du noch was kaputt. Ruhig, sie ist nur ...ein Mädchen.
„Ich wollte hier nicht unerlaubt eindringen. Ich bin Asahi.“
, stellte er sich ordentlich vor und verbeugte sich, so wie er es gelernt hatte.
„...Ich suche den Bauer Ruben. Ein Junge, sein Name ist Carlus hat er gesagt... du...“
Er wusste nicht wie man ein Mädchen sprach... oder war sie eine junge Frau? Sie war nicht viel jünger als er, also versuchte er es lieber höflich:
„... Ihr kennt ihn. Ihr seid sicher die Schwester des Jungen. Er kam heute Morgen mit 20 Säcken Weizen vor unser Tor. Ich hatte nur zwei bestellt. Das kam mir merkwürdig vor, deswegen wollte ich nach Ruben sehen. Ist er hier?“
Damit sah er zu der anderen noch geschlossenen Tür. Die ganze Situation war ihm etwas suspekt und der Raum kam im etwas kleiner vor, seid dem sie auch darin war.
Sollte ich lieber wieder gehen?
Um noch auf ihren Bruder einzugehen, fügte er an:
„Carlus ist im Stall. Soll ich ihn holen? Er erzählte uns, Ruben sei ...krank?“
Seine Augen musterten ihre ebenso ausgemergelte Gestalt. Sie und ihr Bruder hatten lange nichts gegessen. Ohne eine Antwort abzuwarten griff er bereits nach seiner Tasche und drehte sie am Gurt von seinem breiten Rücken nach vorne auf seine Brust. Er öffnete sie und begann den gluckernden Schlauch mit der Suppe, die Salbe und die Gaze auf den Tisch auszupacken.
„Habt ihr zwei Teller? Und Löffel. Schalen tun es auch.“
Erst dann hielt er inne und überdachte sein Handeln, so wie Meister Sen es ihm geraten hatte. Er stemmte die Fäuste neben die Utensilien auf dem Tisch und schloss einen Moment die Augen.
Ich weis immernoch nicht, was mit Ruben ist und kümmere mich schon ganz automatisch um die beiden. Vielleicht wollen sie keine Hilfe. Vielleicht ...
Er richtete sich wieder zu voller Größe auf und sah aber noch unentschlossen auf die Tischplatte. Seine Instinkte wollten helfen, wollten den beiden etwas zu essen geben, wollten ihn die Füße des Jungen verbinden lassen, wollten ihn Holz hacken und die Kühe auf die Weide bringen lassen. Die Hühner mussten gefüttert, das Dach repariert und die Fensterläden ein gehangen werden. Der Raum brauchte Licht, Luft ein Feuer und eine gründliche Reinigung und Ruben...
Sein Kiefer spannte sich an. Dann ruckte er zu der jungen Frau herum und sagte mit fester dunkler Stimme:
„Ich muss Ruben sehen.“
Dabei heftete sich sein Blick fest in in ihren. Das helle Grün wirkte auf ihn wie die zarten Triebe von jungem Schilf, ein bisschen verwässert, wie im Seerosenteich des Ordens zur Zeit des Erwachens. Seine Pupillen weiteten sich. Er hatte standhaft bleiben wollen, doch er blinzelte nach nur einem Atemzug nervös.
„Bitte!“
, setzte er nach, klang dabei aber leicht gepresst.
„Wo ist er?“
Ein mulmiges Gefühl hatte sich bereits beim Eintreten in dieses Haus in ihm breit gemacht. Asahi neigte nicht unbedingt zu Pessimismus, aber die äußeren Umstände ließen auch nichts wirklich gutes vermuten.
Ruben! Bitte sei am Leben!!!
Sein Herz flatterte kurz bei diesem vorbei fliegendem Gedanken und er musste ihn abschütteln um weiter bei klarem Verstand zu bleiben. Sein Blick fiel wieder auf das Mädchen, allein um sich abzulenken. Das Kopftuch verriet nichts von ihrer Haarfarbe. Ruben war ein dunkelhaariger Mann, Wenn sie mit ihm verwand war, dann vermutete er etwas ähnliches unter dem fest geknoteten Stoff. Aber er könnte sich auch irren. Sah sie dem Bauer irgendwie ähnlich? Als Nichte könnte die Ähnlichkeit auch nur entfernt vorhanden sein. Ruben war ein kräftiger, aber kleiner Mann... nun 'klein' war für Asahi ein weitläufiger Begriff. So genau hatte er den Bauern auch nie in die Augen gesehen, als dass er sich die Augenfarbe gemerkt hätte. An dieses helle Grün hätte er sich aber vielleicht doch erinnert.
Es ist ...interessant.
Etwas unsicher wartete er sodann die Reaktion des Mädchens ab.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Montag 23. Dezember 2024, 19:49
von Erzähler
Als Asahi das letzte Mal zum Bauernhaus gekommen war, da waren noch deutlich mildere Temperaturen gewesen. Auch nahte der Übergang der Jahreszeit nicht, sodass man sich nicht um Vorräte oder Feuerholz allzu große Gedanken machen musste. Meist reichte das Korn oder die Milch, die der Bauer Ruben für den Orden eine Weile und selbst wenn nicht, dann kam meist Ruben selbst. Asahi war bisher nur selten hier gewesen, wenn der Orden mal eine etwas größere Bestellung abzusprechen hatte. Schlussendlich aber war das Gehöft fernab von dem, was er das letzte Mal gesehen hatte. Hier herrschte nicht die gutbürgerliche Geschäftigkeit. Eben jene, die das Bauernleben so echt und wertvoll machte. Ohne diesen Berufszweig, ohne das Wissen der Alten, kämen sie alle nicht sehr viel weiter. Und hatte Asahi nicht Ruben auch früher mal gefragt, was man am besten zu welcher Zeit aussäte? Letztendlich war der Bauer eine Konstante, die nicht immer greifbar aber durchaus vorhanden war. Das Gehöft nun so zu sehen, schmerzte den Hünen. Auch das Innenleben des Haupthauses erschien Asahi nicht sonderlich behaglich. Letztendlich hatte er Ruben’s Heim nie von innen gesehen, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es… so aussah. Sofort entbrannte in ihm der Wunsch, zu helfen. Es war seine Natur die Dinge anzupacken, die er anzupacken wusste. Und etwas Holz schlagen oder den Wischmopp schwingen, würde ihn nicht umbringen, aber vielleicht dem Bauern helfen! Allerdings war er nicht deshalb hier. Er durfte sich nicht ablenken lassen von dem, was ihn antrieb. Stets den Weg im Blick behalten – das waren die Dinge, die ihn Meister Sen lehrte. Und er wollte diese beherzigen.
Er kam auch nicht weiter, denn plötzlich war er nicht mehr allein im Raum. Die vermeintliche Schwester von Carlus betrat die traurige Bühne der Verkümmerung und sah Asahi deutlich überrascht an. Hatte sie ihn nicht gehört? Asahi konnte das kaum glauben, aber im ersten Moment sah es ganz danach aus. Gleichwohl hinterfragte Asahi ihre Reaktion. Tatsächlich schien sie keine Angst zu haben und das, obwohl er deutlich größer war als so manch anderer Mann in dieser Gegend! Er war schon ungewöhnlich zu nennen, aber sie schien das gar nicht richtig zu registrieren… War sie so mutig? Schwer zu glauben… Was aber steckte dann dahinter? Während das Mädchen zum Fenster und schließlich seufzend zurück zu Asahi blickte, versuchte er Anzeichen von Fieber zu erkennen. Tatsächlich fiel ihm auf, dass das Blassgrün ihrer Augen etwas schimmerte. Und auch ihre Stirn, unterhalb des Kopftuchs zeigte ein paar Tropfen von Schweiß.
So groß Asahi aber war und so sehr er wohl alles hätte kurz und klein schlagen können, wenn er jemals gewollt hätte, so unbeholfen war er dabei, wenn es darum ging mit dem anderen Geschlecht zu sprechen. Tatsächlich war er scheinbar mehr von ihr eingeschüchtert, als andersherum und so verhaspelte er sich in einer Verkettung von Tölpeleien. Er stieß beim Rückwärtsgehen gegen einen Stuhl, brachte den Tisch zum Wackeln und hielt auch noch die Notiz empor, was ihn wie einen Dieb aussehen ließ. Das Mädchen aber hob nur die Augenbrauen. „Vorsicht!“, versuchte sie ihm zu helfen, bevor er noch fiele. Asahi aber entschuldigte sich prompt. „Ich wollte hier nicht unerlaubt eindringen. Ich bin Asahi.“ Ein Blinzeln seitens des Mädchens. „...Ich suche den Bauer Ruben. Ein Junge, sein Name ist Carlus hat er gesagt... du... Ihr kennt ihn. Ihr seid sicher die Schwester des Jungen. Er kam heute Morgen mit 20 Säcken Weizen vor unser Tor. Ich hatte nur zwei bestellt. Das kam mir merkwürdig vor, deswegen wollte ich nach Ruben sehen. Ist er hier?“ Das Mädchen schaute zum Fenster zurück. „Carlus ist im Stall. Soll ich ihn holen? Er erzählte uns, Ruben sei ...krank?“ Sie fröstelte kurz, doch dann blickte sie zu Asahi zurück. „Es tut mir sehr leid, dass mein Bruder solche Flausen im Kopf hat!“, sagte sie und trat etwas näher. Nun aber reagierte sie das erste Mal auf seine Größe. Sie starrte Asahi an, blickte von seinem Bauch hinauf zu seinem weißen Haar. Erneut blinzelte sie, aber sie wirkte auch seltsam abwesend. Scheinbar war ihre Reaktion verzögert. War sie nun einfach gelangweilt oder… lag es an etwas anderem? Jedenfalls weckte es Asahi’s Herz aufs Neue und er handelte bevor er dachte: „Habt ihr zwei Teller? Und Löffel. Schalen tun es auch.“ Das Mädchen machte große Augen, als sie den Suppenschlauch sah, den er zeigte. Sie trat hoffnungsvoll näher. „Wir haben“-, begann sie, ehe Asahi es sich anders überlegte. Er wandte sich abrupt zu ihr um, dass sie zurückzuckte, als wäre sie gegen ihn gestoßen. „Ich muss Ruben sehen.“, klang es düster aus seiner Richtung.
Das Mädchen schluckte. Man sah ihr an, dass er ihr Angst machte, aber sie versuchte tapfer zu sein. „Bitte! Wo ist er?“ „Verzeiht mir, Asahi“, begann sie und neigte gar etwas den Kopf, was ihr scheinbar Schmerzen verursachte. „Mein Name ist Viola“, stellte sie sich vor und musste sich dann zur Seite drehen, weil sie von einem Hustenanfall geschüttelt wurde. Sie hielt sich die Brust und holte Luft. „Ich wollte euch nicht das Gefühl geben, … ich…“, sie keuchte, ehe sie sich wieder straffte und zu ihm aufsah. „Natürlich führe ich euch zu Ruben“, sagte sie schließlich und hatte scheinbar verstanden, dass er nur deshalb hier war. „Aber ich muss euch warnen“, fügte sie an, während sie sich schon umdrehte. Sie ging auf das Zimmer zu, aus dem sie zuvor getreten war. „Er wird eure Beschwerde über Carlus nicht gerecht werden können, er ist sehr geschwächt“, versuchte sie die Wogen zu glätten, von denen sie glaubte, sie bestünden. „Und… und Carlus ist nicht schlecht, er wollte nur genug Geld auftreiben, für die Medizin für Ruben“, versuchte sie sich weiter in Erklärungen, während sie bis zur Tür ging. Viola legte eine Hand auf den Knauf und drehte sich noch mal zu Asahi um. „Bitte, Asahi, denkt nicht schlecht von mir, ich… ich habe alles versucht“, murmelte sie und öffnete schließlich die Tür.
Das erste was auffiel, war tatsächlich der säuerliche Geruch, der in die Stube wehte. Auch hier waren die Fenster verdunkelt und keine frische Luft kam durch ein geöffnetes Fenster hinein. Schließlich aber war das Zimmer nur eine Kammer. Gleich links an der Wand stand ein Bett in dem Asahi Ruben erkannte. Und wiederum nicht. Denn der Bauer, der ansonsten vor Kraft strotzte und bedeutend kleiner war als Asahi, lag mit eingefallenen Wangen, grauer Haut und seltsamen Beulen an den nackten Unterarmen darin. Er hatte die Augen zwar geöffnet, doch sie schienen gar nicht richtig zu sehen. Sie waren trüb, fast milchig und sein halbgeöffneter Mund war trocken vom kratzenden Atem. Viola überließ es Asahi hineinzugehen, sie selbst trat mit gesenktem Kopf zur Seite. In dem Zimmer gab es nicht viel zu sehen und doch sprach es eine eigene Geschichte: Neben dem Krankenlager stand ein einfacher Holzstuhl. Daneben auf einem kleinen Nachtschränkchen stand eine Schüssel mit Wasser, darin ein Lappen und daneben ein Becher mit Wasser. Ebenfalls konnte man einige alte Wickel erkennen, mit denen offenbar die Beulen auf Ruben’s Haut versehen worden waren, um Linderung zu schaffen. Man könnte annehmen, dass Viola die meiste Zeit auf dem Stuhl saß, und sich um Ruben kümmerte, während sie selbst kaum Kraft besaß. Von den alten Wickeln ging ein bekannter Geruch nach Kamille aus. Aber scheinbar hat nichts geholfen. Während Asahi das Bild noch auf sich wirken ließ, trat Viola vor und stand in seinem breiten Rücken. „Ruben ist vor drei Wochen krank geworden. Wir… wir wissen nicht, was passiert ist. Aber wir tun unser bestes, damit es ihm besser geht. Wir… können uns nur nicht die Medizin leisten, die er braucht. Ein Heilkundiger war hier. Carlus hat ihn vor Zyranus gefunden. Aber er verlangt ein Honorar, und ich…“, sie brach ab und legte eine Hand über ihre Augen. „Ich weiß nicht weiter“, schniefte sie entkräftet und fiel schließlich auf die Knie. „Bitte Asahi… bitte… ich weiß, dass Carlus das nicht hätte machen dürfen, aber … wir haben nichts… ich kann euch nichts bezahlen, für entstandenen Schaden!“, wimmerte sie verzweifelt und atmete durch. Sie versuchte, sich zusammenzureißen. Viola stützte sich an der Türzarge ab und kam wieder auf die Beine. Sie wischte über ihr Gesicht. „Verzeiht mir“, meinte sie und sah ihn nicht mal an. Sie schämte sich, das war offensichtlich.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Dienstag 24. Dezember 2024, 14:58
von Asahi
„Ich muss Ruben sehen...Bitte! Wo ist er?“
Der Umgang mit der zarten jungen Frau war für den klobigen Mann wirklich nicht ganz einfach. Er stolperte mehr durch die Unterhaltung, als alles andere und sie versuchte ihn sogar vor einem Sturz zu bewahren. Auf seine Frage hin, antwortete sie:
„Verzeiht mir, Asahi“
Sie neigte etwas den Kopf, was ihr scheinbar Schmerzen verursachte. Etwas zog sich bei diesem Anblick in ihm zusammen. Er erwischte sich, wie er ihre Bewegungen spiegelte. Sein Kopf neigte sich, allerdings ohne Schmerzen.
„Mein Name ist Viola.“
Dann hatte sie einem Hustenanfall und wurde davon geschüttelt. All seine Instinkte wollten zu ihr, ihr irgendwie helfen, doch er blieb wie erstarrt stehen. Was sollte er auch tun? Was konnte er tun? ...Nichts. Sie hielt sich die Brust und holte Luft. Er wartete geduldig, bis sie wieder sprach:
„Ich wollte euch nicht das Gefühl geben, … ich…“
, sie keuchte, ehe sie sich wieder straffte und zu ihm aufsah.
Was meint sie?
„Natürlich führe ich euch zu Ruben. Aber ich muss euch warnen“
Sie ging auf das Zimmer zu, aus dem sie zuvor getreten war.
„Er wird eure Beschwerde über Carlus nicht gerecht werden können, er ist sehr geschwächt.“
, versuchte sie die Wogen zu glätten, von denen sie glaubte, sie bestünden. Asahi betrachtete nur verwirrt ihren viel zu schmalen Rücken und die knochigen Schultern, die sich unter dem Stoff abzeichneten, als sie vor ging.
Beschwerde??? Ich hab doch nur berichtet was gesch...
Wie so oft, hatte sein Aussehen nun doch für Missverständnisse gesorgt.
„Und… und Carlus ist nicht schlecht, er wollte nur genug Geld auftreiben, für die Medizin für Ruben.“
Asahi nickte unbemerkt. Viola legte eine Hand auf den Knauf und drehte sich noch mal zu ihm um. Er stoppte abrupt in jeder Bewegung, bevor er noch näher kam.
„Bitte, Asahi, denkt nicht schlecht von mir, ich… ich habe alles versucht.“
, murmelte sie und öffnete schließlich die Tür.
Ist sie schon fast im Fieberwahn?
, versuchter er die Indizien zusammen zu setzen. Ihr Verhalten verwirrte ihn mehr und mehr und er versuchte eben eine Erklärung dafür zu finden. Sie entschuldigte sich irgendwie, aber wofür? Der große Diener beugte seinen Oberkörper weit hinunter, als er dem Mädchen durch die Tür in den Nebenraum folgte.
Ein säuerlicher Geruch biss Asahi in die Nase und ließ den Koch in ihm leicht das Gesicht verziehen. Als er auf sah und sich aufrichtete, erkannte er, dass auch hier alle Fenster verdunkelt und geschlossen waren.
Warum?
Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken um nicht ungebeten einfach zu handeln. Dann fiel sein Blick auf das Bett.
Ruben?
Von dem kräftigen Bauern war kaum noch etwas übrig, was an seine einstige Stärke erinnerte.
Die eingefallenen Wangen, graue Haut und die seltsamen Beulen an den nackten Unterarmen zeigten deutlich, dass der Junge nicht gelogen hatte. Die Verzweiflung hatte ihn über sein Ziel hinaus schießen lassen, aber er hatte die Wahrheit gesagt. Der Bauer hatte die Augen zwar geöffnet, doch sie schienen gar nicht richtig zu sehen. Sie waren trüb, fast milchig und sein halbgeöffneter Mund war trocken vom kratzenden Atem. Viola trat mit gesenktem Kopf zur Seite und Asahi an das Bett heran.
„Ruben? Ich bin es Asahi. Erkennst du mich?“
Keine Reaktion.
Asahi starrte einen Moment lang auf den entkräfteten Leib, dann sah er sich in dem Raum um. Alles sprach dafür, dass seine Nichte sich ernsthaft um ihn bemüht hatte, in pflegte und selbst dabei krank geworden war. Ein schrecklicher Gedanke wollte sich nach oben drängen.
Was...wenn es schon zu spät für ihn ist? Was wenn... Wenn sie die Medikamente viel dringender braucht als … !!!!So ein verdammter Mist!!!!
Asahi zuckte kurz zusammen. Er spürte Wut und Hilflosigkeit in sich zusammen prallen. Das Schicksals hatte hier fest zugeschlagen. Er biss sich auf die Innenseite seiner Wange und versuchte ruhig zu bleiben. Während Asahi das Bild noch auf sich wirken ließ, trat Viola vor und stand in seinem breiten Rücken. Als sie anfing zu sprechen, drehte sich Asahi wieder um und starrte auf ihren gesenkten Scheitel.
„Ruben ist vor drei Wochen krank geworden. Wir… wir wissen nicht, was passiert ist. Aber wir tun unser bestes, damit es ihm besser geht. Wir… können uns nur nicht die Medizin leisten, die er braucht. Ein Heilkundiger war hier. Carlus hat ihn vor Zyranus gefunden. Aber er verlangt ein Honorar, und ich…“
, sie brach ab und legte eine Hand über ihre Augen.
Wo ist der Onkel...? Oh... Bitte nicht weinen! Ich kann nicht damit umgehen, wenn Mädchen weinen.
„Ich weiß nicht weiter“
, schniefte sie entkräftet und fiel schließlich auf die Knie.
Achduschhh...
Instinktiv zuckten seine Hände nach vorne und wollten sie aufrichteten. Im letzten Moment, konnte er sich zügeln. Mit donnerndem Herzen in der Brust, hängenden Schultern, starrte er auf sie herab und ...weinte innerlich.
Nur die eingezogene Unterlippe auf die er biss und das leicht zitternde Kinn verriet seinen Gemütszustand. Er hatte nie gelernt, wie man richtig schauspielerte, oder wie seine Mimik nach außen hin wirkte. Sah man ihn jetzt an, könnte man auch unterdrückte Wut sehen. Er war unter Menschen aufgewachsen, die 24 Stunden, sieben Tage die Woche Masken trugen. Das hier überforderte ihn maßlos.
„Bitte Asahi… bitte… ich weiß, dass Carlus das nicht hätte machen dürfen, aber … wir haben nichts… ich kann euch nichts bezahlen, für entstandenen Schaden!“
, wimmerte sie verzweifelt und atmete durch. Sie versuchte, sich zusammenzureißen. Viola stützte sich an der Türzarge ab und kam wieder auf die Beine. Sie wischte über ihr Gesicht.
„Verzeiht mir.“
„ES REICHT!“
, donnerte es aus seiner Brust, bevor er sich kontrollieren konnte. Dann packte er sie mit seinen behandschuhten Fingern an den Schultern, schob sie wieder hinaus aus dem Krankenzimmer und drückte sie am Tisch auf einen Stuhl.
„Sitzen. Essen! Ich... Ich muss nachdenken.“
Das Gefühl ihrer Knochen an seinen Händen musste er erst mal abschütteln. Ihr Leid lag zu dich unter ihrer Haut.
..zu viel Leid...
Damit fing er an in dem kleinen Raum ein wenig auf und abzugehen. An den Fingern zählte er ab, was alles zu tun sei und als diese nicht mehr ausreichten starrte er auf seine gereizten Hände und blieb stehen. Zu viel wirbelte durch seinen Kopf, so dass er sich die Hände vors Gesicht und kräftig auf die Wangen schlug, dass es leicht zeckte. Der kleine Schmerz tat gut und machte den Kopf frei. Dann schnaufte er einmal tief und brummte. Die Hände wieder sinken lassend, drehte er sich wieder zu Viola:
„Erstens, es ist egal was ich denke. Zweitens, es gibt keinen Schaden und somit auch nichts zu verzeihen. Ihr beide habt aus der Not gehandelt und du... ihr... Du und dein Bruder habt es so gut gemacht, wie ihr eben konntet, doch das reicht nicht.“
Das war nun mal Tatsache, aber ein andere hätte es vielleicht diplomatischer ausgedrückt. In Asahi kochte aber die Wut über so viel Leid und der Zwiespalt zwischen helfen zu wollen und seinen Verpflichtungen machte es nicht besser.
Warum macht mich das so wütend?
„Teil die Suppe für euch drei auf. Ich hole den Jungen. Er muss auch essen. Ihr müsst für Ruben stark bleiben...werden!“
Das letzte Zögern in seiner Stimme bezog sich auf ihre ebenfalls ausgemergelte Gestalt, als er sie betrachtete. Dann stürmte er hinaus.
Ich brauch frische Luft!
Vor der Hütte richtete er sich zu voller Größe auf, dehnte schwungvoll seine breiten Schultern und streckte sich , dass er mit den Händen fast bis an den Dachfirst reichte. Er schüttelte die Arme aus und lockerte den verkrampften Nacken, dass es nur so knackte. Von weitem musste es aussehen, als machte er sich für einen Kampf bereit, oder hatte gerade einen hinter sich. Dann stapfte er mit schweren langen Schritten auf den Stall zu.
„Carlus?“
Sobald er den Jungen gefunden hatte, fragte er:
„Kannst du Kühe melken?“
Die Milch war nahrhaft und könnte den dreien erst mal über die schlimmste Zeit helfen. Auch halfen Milch und Quarkwickel gegen Entzündungen, nicht nur Kamille. Sie brauchen hier einen starken Mann, der ein paar Tage mit hald, bis sich Ruben erholt hatte. ...Wenn er sich erholen konnte.
Verdammt!
„Die Kühe müssen danach auf die Weide und abends wieder rein gebracht werden. Ruben würde nicht wollen, dass sie leiden.“
Ruben war dem Ordensdiener ein guter Lehrer gewesen, selbst wenn Asahi das nicht mal richtig bewusst war. Er kannte die groben Abläufe des Hofs und was nötig war, wusste wann man die Saat ausbrachte und vieles mehr. Es gab so viel zu tun. Der Junge war durchaus in der Lage seinen Beitrag hier zu leisten, also teilte ihn Asahi bereits gedanklich weitere Aufgaben zu. Seine Schwester musste im Haus bleiben und musste gesund werden, damit sie sich um Ruben kümmern konnte, der wiederum nun mal eine der äußeren Versorgungsquellen des Ordens war. Sie lebten zwar hauptsächlich autark, aber einige Dinge waren einfach bequemer von außen zu beschaffen. Milch und Weizen kamen von Bauer Ruben und das sollte auch weiterhin so bleiben. Um den Orden weiter zu versorgen, war es einfach logisch hier zu helfen.
„Carlus, geh zu Viola. Sie hat etwas zu essen für dich. Ich komme gleich nach und kümmer mich dann um deine Füße. Danach wirst du heute noch viel arbeiten müssen. Du musst deiner Schwester helfen. Bis du dazu bereit?“
Asahi wartete nicht lange eine Antwort ab. Sobald der Junge vor gelaufen war, machte er sich einen Überblick über den Hof. Gedanklich sortierte er, was dringend erledigt werden musste und was wer tun konnte. Holzhacken für Feuer zum Wasser abkochen war eine der Aufgaben, die er noch vor seiner Rückkehr in den Orden erledigen konnte. Um die Kühe konnte der Junge sich kümmern und die wären dankbar, wenn ihre Euter sich leerten. Wenn der Junge das noch schnell lernen musste, würde Asahi sich darum kümmern und es ihm beibringen. Damit hätten die Drei etwas gesundes zu trinken, was sie gleichermaßen nährte. Größere Reparaturen, wie diese die am Dach anstanden mussten warten. Und da der erwähnte Heiler nun mal nicht hier war, waren sie erst mal auf sich allein gestellt. Manchmal waren auch Quacksalber unterwegs und bereicherten sich am Leid der Leute, doch das verdrängte Asahi gleich wieder aus seinen sowieso schon aufgebrachten Gedanken. Er musste zielorientiert denken und das nötigste tun, damit er es irgendwie übers Herz bringen konnte, heute Abend die drei wieder allein zu lassen. Wie es danach weiter gehen sollte, darüber konnte er jetzt noch nicht nachdenken.
Verdammt..verdammt.....verd....
Langsam wurde er wieder ruhiger und konzentrierter. Er atmete ein paar Mal konzentriert, so wie er es gelernt hatte.
Vier Zeiten einatmen, vier halten und acht Zeiten ausatmen....puuuhhhhh...
Dann sah er wieder zu der Hütte. Auf dem Rückweg nahm er noch zwei große Eimer Wasser aus dem Brunnen mit. Damit schob er sich wieder durch die Eingangstür.
„Bin wieder da.“
Offensichtliches auszusprechen, beruhigte ihn manchmal. Neugierig sah er nach, ob die beiden jeder etwas gegessen hatten. Er stellte die Eimer in der Nähe der noch kalten Feuerstelle ab und richtete sich auf.
„Ruben … Er versorgt unseren Orden und ist ein guter Mann.“
, erklärte er seine Verbundenheit zu dem schwer kranken Bauern.
„Ich kann nicht lange hier bleiben. Vor Sonnenuntergang muss ich zurück sein. Aber so lange helfe ich euch mit meinen Möglichkeiten. ….Wenn ihr das wollt?!“
Damit packte er die Holzfäller-Axt, die an der Wand hing, sah er den beiden in die Augen und wartete auf deren Antwort.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Donnerstag 26. Dezember 2024, 09:11
von Erzähler
Die Begegnung mit Viola war alles andere als angenehm. Das lag gewiss nicht an ihr als Person, denn viel mehr an der Situation. Alles wirkte so… beklemmend. Und Asahi war eine äußerst empfindsame Seele, die sich gerne nützlich machte und als hilfreich erwies. Er packte an als nur abzuwarten. Hier aber wusste er nicht, ob er dafür überhaupt geeignet wäre. Meister Sen und die Brüder würden ihn rechtzeitig zurückerwarten. Er hatte auch am Abend Pflichten zu erfüllen, musste die Öfen vorheizen, die Leuchter löschen. Er war zuständig, den Hof zu fegen, die Gärten herzurichten, damit der Unterricht am nächsten Morgen sogleich fortgeführt werden konnte. Zudem musste er alles, was vom Tag liegengeblieben war, nacharbeiten, sonst wäre er im Verzug. Er geriet in ein Dilemma und konnte kaum an sich halten. Die größere Not war eindeutig hier, aber… war er dafür verantwortlich zu helfen? Ein Blick auf Ruben, der krank und apathisch in seinem Bett lag machte es nicht besser. Der Bauer reagierte nicht auf Asahi, was deutlich für seinen Zustand sprach, hatte der Bauer doch noch immer seine stattliche Größe bemerkt. Jetzt aber war der Blick trüb und bescherte Asahi eine Gänsehaut. Viola in seinem Rücken aber brach verzweifelt zusammen. Es schmerzte ihn, das Mädchen so zu sehen. Es schmerzte so sehr, dass er nicht anders konnte. „ES REICHT!“, donnerte er. Er ertrug es nicht. Das Leid war zu groß, er konnte es beinahe auf seiner Zunge schmecken. Und er musste nachdenken. Dringend. Er griff nach Viola’s Schultern, um sie in den Hauptraum des Gebäudes zu bugsieren und musste nicht mal seine Handschuhe ausziehen, um zu erkennen, wie wenig diese Person ihm gegenüber entgegenzusetzen hatte. Viola aber starrte ihn entsetzt an. Sie konnte ja nicht wissen, was er im Sinn hatte. Perplex saß sie plötzlich auf dem Stuhl. Das Weinen war schlagartig versiegt. „Sitzen. Essen! Ich... Ich muss nachdenken.“ Sie wagte nicht zu widersprechen. Starr saß sie, wo er sie platziert hatte, und schaute schließlich auf den Suppenschlauch. „Erstens, es ist egal was ich denke. Zweitens, es gibt keinen Schaden und somit auch nichts zu verzeihen. Ihr beide habt aus der Not gehandelt und du... ihr... Du und dein Bruder habt es so gut gemacht, wie ihr eben konntet, doch das reicht nicht.“ Viola’s blassgrüne Augen verfolgten sein Auf- und Abtigern. Sie nickte. „Ich weiß“, gestand sie ein. Ihr war bewusst, dass sie nicht gut hatte helfen können. „Teil die Suppe für euch drei auf. Ich hole den Jungen. Er muss auch essen. Ihr müsst für Ruben stark bleiben...werden!“ Viola atmete auf. Sie schien erleichtert zu sein, dass jemand mal das Ruder übernahm. Wann hatte sie wohl selbst das letzte Mal gesessen? Sich ausgeruht? Ruben’s Zustand war kritisch und sie hatte gewiss alles Mögliche versucht. Als er hinaus stürmte, folgte ihm ihr Blick, bevor sie aufstand und sich daranmachte, Schüsseln zu holen. Sie tat, wie Asahi gesagt hatte und befüllte drei kleine Schüsseln. Dampfend und wohltuend gluckerte der Schlauch. Sie atmete tief ein und allein das schien ihn etwas Farbe zurückzugeben.
Asahi aber musste durchatmen. Er erstickte beinahe an der bitteren Atmosphäre im Haus. Dabei fiel ihm womöglich auf, dass die frische Luft draußen tatsächlich eine Änderung brachte. Der seltsame Geschmack auf seiner Zunge verschwand. Seine Lungen fühlten sich nicht mehr so gedrückt an. Es war scheinbar mehr als eine Beklemmung. Etwas in diesem Haus war… anders. Es war, als könnte er die Krankheit, das Leid förmlich schmecken. Als er seinen Geist ein wenig geklärt hatte, rief er nach dem Jungen. Dieser steckte seinen dunklen Schopf durch das Scheunentor und blickte missmutig drein. „Was?“, fragte er patzig. Die Anweisungen seitens Asahi waren klar. Carlus war gesund, abgesehen von seinen Füßen aber der Junge musste jetzt helfen! „Carlus, geh zu Viola. Sie hat etwas zu essen für dich. Ich komme gleich nach und kümmer mich dann um deine Füße. Danach wirst du heute noch viel arbeiten müssen. Du musst deiner Schwester helfen. Bis du dazu bereit?“ Der Junge stand inzwischen vor dem Hünen und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Er hatte die Hände frech in die Seiten gestemmt. Einen Moment herrschte Schweigen, dann aber nickte er, löste den Widerstand auf. „Immer bereit!“, parolierte er und legte gar seine Hand an seine Stirn, die er dann, wie beim Militär wegzog. Er grinste sogar etwas. Seine Augen leuchteten. Asahi machte ihm Mut. Er brauchte jemanden, der ihm Anweisung gab, der erkannte, dass er hilfreich sein konnte. Viola hatte das womöglich versäumt oder nicht geschafft. Carlus rannte anschließend ins Haus und Asahi konnte von drinnen gedämpft die Stimmen der Geschwister hören. Dann klapperten Löffel in Akkordgeschwindigkeit. Die beiden mussten völlig ausgehungert sein. Doch als Asahi hineinkam, saß nur Carlus am Tisch, wie aufgetragen. Viola’s Suppe stand bereit, aber der Löffel war unbenutzt. Die Schwester saß tatsächlich neben Ruben, die Tür stand offen. Sie half dem Bauern dabei, etwas Suppe zu sich zu nehmen, bevor sie selbst aß. Aber auch Ruben schien das bisschen Wärme gut zu tun. Er versuchte mit seinen Lippen das kostbare Essen aufzunehmen und immer wieder tupfte Viola ihm die Mundwinkel ab. Carlus hatte bereits aufgegessen. „Bin wieder da.“ Er sah auf, stand sofort und grinste Asahi an. „Was kann ich tun?!“, fragte er voller Tatendrang und wischte sich noch mal mit dem Ärmel über den Mund. Viola warf einen Blick in den Innenraum.
„Ruben … Er versorgt unseren Orden und ist ein guter Mann. Ich kann nicht lange hier bleiben. Vor Sonnenuntergang muss ich zurück sein. Aber so lange helfe ich euch mit meinen Möglichkeiten. ….Wenn ihr das wollt?!“ Carlus sah man an, dass er das wollte. Und dass auch er helfen wollte. Viola musterte Asahi und dann traf ihn ein aufrichtiges, glückliches Lächeln. Es stand ihr gut, schickte Wärme in ihre Augen, brachten diese gar zum Leuchten. Sie muss ein hübsches Mädchen sein, wenn sie nicht so geschwächt wäre. Ihr Blick fiel auf Carlus, der scheinbar kaum abwarten konnte etwas zu bewirken. Asahi vertrieb die Trostlosigkeit etwas aus diesem Zimmer. Dann nickte sie ihm dankbar lächelnd zu. „Ich bin so froh, dass du hergekommen bist, Asahi!“, sagte sie aufrichtig und blickte wieder auf ihren kleinen Bruder. „Und dir, dass du es gewagt hast, Carlus… Du hattest Recht – Hilfe kommt manchmal von unerwarteter Seite!“, nickte sie ihm zu. Carlus war stolz über das Kompliment. Und Asahi? Asahi hatte die Erlaubnis, dass er seinem innersten Wunsch folgen konnte. Dass er sein Gewissen besänftigen konnte. Es gab genug Arbeit und Carlus würde ihm so gut es ging helfen! Und während der Hüne und das Kind begannen, sich um die anfallenden Arbeiten zu kümmern, hatte Viola Zeit auch ihre Suppe zu essen. Sobald sie diese aufgegessen hatte, kaum auch sie hinausgetreten und suchte die beiden Männer. Auch sie wollte helfen. Auch sie wollte sich von Asahi’s Hilfe anstecken lassen. Auch sie schöpfte Hoffnung und verdankte das einzig und allein dem Hünen aus dem Orden. Asahi könnte sie durchaus für Arbeiten einsetzen, würde aber merken, dass sie nichts Schweres machen könnte oder lange Ausdauer hatte. Sie war krank, wie Ruben. Doch das hielt sie nicht davon ab, sich Mühe geben zu wollen.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Donnerstag 26. Dezember 2024, 13:05
von Asahi
Asahi sog die frische Luft in seine Lungen, sobald er draußen stand und bemerkte schnell den Unterschied zu der stickigen Luft in der Hütte. Sein Blick wanderte über seine Schulter.
Sie muss gründlich gelüftet werden! Oder... Ruben müsste raus gebracht werden? Im Orden würden wir... Nein. So geht das nicht...
Seine Gedanken wirbelten schon wieder umher und suchten nach Möglichkeiten und verwarfen Ideen gleich wieder, wenn sie nicht umsetzbar waren. Asahi suchte nach Lösungen, nach einem Weg, der Familie wenigstens so weit zu helfen, dass diese auch später allein zurecht kam. Hilfe zur Selbsthilfe, nannte man das wohl. Dann stapfte er innerlich noch sehr aufgewühlt zum Stall, wo der Junge wartete. Dort angekommen appellierte er an seine Geschwisterliebe und dies schien endlich der richtige Weg zu sein an den Jungen heran zu kommen. Einen Moment herrschte Schweigen, dann aber nickte er, löste seinen Widerstand auf.
„Immer bereit!“
, parolierte Carlus und legte gar seine Hand an seine Stirn, die er dann, wie beim Militär wegzog. Er ähnelte dabei einem kleinen Soldaten. Asahi kannte nur Geschichten über diese Strukturen der herrschenden Könige und Rassen, aber hatte durch die Erzählungen seiner Brüder darüber viel gelernt. Der Junge grinste jetzt sogar etwas und auch Asahis Mundwinkel zuckten. Seine Augen leuchteten. Zwei Gestalten die nicht unterschiedlicher sein könnten standen voreinander und verbündeten sich im Angesicht eines gemeinsamen Ziels.
„Guter Junge!“
Das hatte auch Meister Sen manchmal zu ihm gesagt, denn ein Lob, sei es noch so klein, vollbrachte mehr als jeder Tadel. Asahi wollte ihm Mut machen. Er brauchte jemanden, der ihm Anweisung gab, der erkannte, dass er in seiner Jungend auch hilfreich sein konnte. Carlus rannte anschließend ins Haus und Asahi sah ihm mit einem sanften Lächeln hinterher.
So ist es besser.
Er konnte gedämpft die Stimmen der Geschwister hören und das Klappern der Löffel. Doch als Asahi sich abermals unter dem niedrigen Türbogen hindurch schob und hineinkam, saß nur Carlus am Tisch. Viola’s Suppe stand bereit, aber der Löffel war unbenutzt. Mit frustrierter finsterer Miene starrte er kurz auf das unberührte Essen und ahnte wo sie war.
So ein Dickkopf. Kann nicht die einfachsten...
Er fand die Schwester wie erwartet neben Ruben. Sie half dem Bauern dabei, etwas Suppe zu sich zu nehmen, was zum Glück auch funktionierte und auch bei Asahi wieder etwas mehr Hoffnung keinem ließ.
Vielleicht ist es noch nicht zu spät.
Asahi sah einen Moment schweigend zu wie Viola den Bauern fütterte. Das hier war keine Rebellion gegen seine Anweisung, das war pure Selbstaufgabe. Diese Fürsorge für ihren Onkel war aber echt und auch wenn beide krank und geschwächt waren, so gaben sie einander allein durch ihre Liebe Kraft und Wärme.
Das ist also Liebe.
Plötzlich fühlte er sich ein wenig deplatziert, oder ertappt, bei dieser vertraulichen Szene zuzusehen und zog sich schnell zurück. Kaum da er sich umdrehte, stand Carlus aber vor ihm, so dass er fast gestolpert wäre. Asahi blinzelte ein wenig überrascht.
„Was kann ich tun?!“
Asahi grinste. Es war schön wieder das Leuchten in diesen Kinderaugen zu sehen. Hoffnung konnte viel bewirken und beide hatten diese schon fast verloren gehabt. Manchmal brauchte es einen kleinen Schubs, bzw. einen festen Griff an die Schultern und einen kleinen Schrecken, damit jemand sich wieder seinem Schicksal mutig entgegen stellte. Bevor er antworten konnte, warf Viola einen Blick in den Innenraum und Asahi musste erst einmal klären, ob er nun hier erwünscht war oder nicht.
...
Carlus sah man sofort an, dass er ihn hier haben wollte, obwohl es vor kaum einer halben Stunde noch ganz anders ausgesehen hatte. So waren Kinder. Viola aber, als Erwachsene musterte Asahi und dann traf ihn ein aufrichtiges, glückliches Lächeln, was ihn aufatmen ließ. Es stand ihr gut, schickte Wärme in ihre Augen, brachten diese auf eine Art zum Leuchten, die...
...so hübsch.
Der Diener musste plötzlich blinzeln und senkte den Blick und schielte durch seine Wimpern zu ihr. Sie nickte ihm dankbar lächelnd zu.
„Ich bin so froh, dass du hergekommen bist, Asahi!“
, sprach sie und blickte wieder auf ihren kleinen Bruder. Derweil wärmte sich auch Asahis Herz.
„Und dir, dass du es gewagt hast, Carlus… Du hattest Recht – Hilfe kommt manchmal von unerwarteter Seite!“
, nickte sie ihm zu. Die förmliche Anrede zerplatzte an der Intensität der Situation, wie eine Seifenblase.
Ja. Wäre er nicht so mutig und frech gewesen, hätte ich wohl nicht nachsehen wollen.
Auch er sah milde lächelnd den Jungen an. Er hatte alles richtig gemacht... auf seine Weise. Aber jetzt gab es genug Arbeit und Carlus musste ihm helfen! Der klobige Diener schnappte sich noch seine Tasche und ging hinaus. Während der Hüne und das Kind begannen, sich um die anfallenden Arbeiten zu kümmern, hatte Viola Zeit auch ihre Suppe zu essen. Sobald sie diese aufgegessen hatte, kaum auch sie hinausgetreten und suchte die beiden Männer. Als Asahi sie sah und sie versuchte zu helfen, erkannte er jedoch schnell, dass sie nichts Schweres machen konnte oder lange Ausdauer hatte.
Sie ist krank, wie Ruben.
Doch das hielt sie nicht davon ab, helfen zu wollen. Als erstes mussten die Kühe gemolken werden.
„Ihr braucht die Milch.“
Asahi gab nur kurze Anweisungen mit wenig Worten und sie arbeiten konzentriert nebeneinander.
„Schau... so.“
, zweigte er dem Jungen seine riesige Pranke, wie er in einer Trockenübung nacheinander vom Zeigefinger zum kleinen Finger hin die Hand schloss, genau so wie es Ruben einmal ihm gezeigt hatte. Dann rieb er sich die Hände warm und legte sie an das Euter einer Kuh. Schon schoss ein Strahl weiße Flüssigkeit in den Eimer.
„Ihr solltet sie Stampfen und Sahne, Quark und Butter daraus machen. Das hält sich auch länger.“
Sicher wussten die beiden das, vielleicht aber auch nicht. Asahi wusste nicht aus welchem Umfeld die beiden kamen, bevor sie zu ihrem Onkel Ruben gekommen waren. Er beobachtete eine Weile von der Seite her die Schwester unauffällig, wie sich bemühte trotz ihrer Schwäche. Dann hielt er es nicht mehr aus und sagte ein wenig zu brummig:
„Geh rein und lüfte alle Räume. Wir kommen gleich nach.“
Als sie weg war, wandte er sich an den Jungen.
„Komm mal her.“
Er drückte ihn auf einen Schemel in seiner Nähe und während er sprach, untersuchte er seine Füße, wusch die Wunden vorsichtig aus, trug Salbe auf, wickelte sie in die mitgebrachte Gaze und band ihm dann seine alten Sandalen an die Sohlen.
„Deine Schwester ist auch krank, das weist du ja. Sie übernimmt sich. Sie muss schlafen, damit sie wieder zu Kräften kommt. Du bist schon groß und kannst für sie sorgen. Du musst auf sie Acht geben, mehr noch als auf deinen Onkel, verstehst du mich?!“
Asahi sah ihm eindringend in die Augen.
„Wir wissen nicht, ob Ruben sich erholen wird und ich kann nicht hier bleiben und weiß auch nicht, ob ich wieder kommen kann. Du bist jetzt der Mann auf diesem Hof. Du musst auf deine Schwester hören und gleichermaßen auf sie aufpassen.“
Asahi hatte noch nie mit einem Kind so geredet, oder so lange, aber er hielt sich an die Wahrheit, denn die würde Carlus verstehen. So klein war der Junge nicht mehr. Sein Leid hatte ihn schneller altern lassen. Asahi band die letzte Schnürung um die dürren Knöchel und richtete sich im Sitzen auf. Sein Blick war ernst.
„Viola und du, ihr seid im Moment die einzigen, die hier etwas bewirken können. Wenn sie sich verausgabt, dann musst du bestimmend handeln. Wenn ihr etwas passiert, dann komme zu mir. Ich werde aber auch versuchen, bald wieder nach euch zu sehen.“
Mehr konnte er dem Jungen nicht zusagen. Er legte ihm die große Hand auf die schmale Schulter und drückte sie leicht.
„Ich hoffe, Ruben und ihr beide übersteht das hier gut. Ich würde mich freuen dich in Zukunft häufiger bei uns am Tor zu sehen, weißt du.“
Asahi zog einen Mundwinkel in die Höhe.
„Natürlich nur mit der korrekten Menge bestellter Ware.“
Er lachte zwei mal dumpf in seiner Brust glucksend. Dann standen sie auf und er öffnete das Tor für die Tiere, damit sie endlich auf die Weide konnten. Die Kühe trabten hungrig durch das Gatter und verteilten sich schnell. Grasend und mampfend standen sie herum und es kehrte auch bei Asahi bei dieser Betrachtung langsam so etwas wie Ruhe ein.
„Nimm die Milcheimer da drüben mit.“
Er schnappte sich auch zwei Eimer, nur dass seine sehr viel voller waren.
„Du gehst gleich zu deiner Schwester und hilfst ihr. Macht das Haus gründlich sauber. Die ganze kranke Luft muss raus und alles muss gründlich geputzt werden. Die Wäsche muss gekocht werden. Das schafft sie in ihrem Zustand nicht alleine. Ich hacke derweil einen Vorrat Holz für euch. Du machst das Feuer und hältst es am laufen. Komm zu mir, wenn irgendwas ist.“
Damit machten sie sich noch gemeinsam auf die Suche nach einem schönen große Baumstamm, der nicht weit neben dem Haus lag. Die Milchkannen stellten sie vor der Tür ab.
Asahi holte sich die Axt und machte sich an die Arbeit. Ruben schien an dieser Stelle früher selbst das Holz gehackt zu haben, aber auch das war länger nicht geschehen. Die körperlich schwere Arbeit tat ihm gut und klärte wie immer seinen Geist. Das wiederkehrend Schlagen des Holzes, gab seiner Seele Frieden. Bald schickte er den Jungen mit einer ersten kleinen Ladung Feuerholz wieder hinein und arbeitete dann zielstrebig weiter. Jeder hatte etwas zu tun. In Gedanken ging er all seine Aufgaben im Orden durch, die er nun neu organisieren musste. Seine Freizeit zu opfern war kein Problem. DAS hier – das machte er gerne. Das Leben hatte ihm eine kleine Tür geöffnet zu etwas, das so ganz anders war als sein normaler Alltag und doch auch Parallelen hatte. Nur war er hier in dieser Situation wirklich gebraucht, notwendig und hilfreich. Er hatte das Gefühl hier wirklich etwas gutes tun zu können und erwünscht und auch gewollt zu sein. Das war ein schönes Gefühl. Im Orden war er auch erwünscht, aber das hier war doch etwas anderes. Er mochte seine Tätigkeit als Diener, das leise Wirken hinter den Kulissen des Alltags. Er liebte es zu kochen und erfreute sich an dem dankbaren Schweigen der Brüder.
Und doch fühlt es sich manchmal alles so selbstverständlich an. Aber...es... gibt mir auch Ruhe, die vertrauten Abläufe geben Frieden.
Es war kein Vorwurf, den Asahi seinem Leben damit machte. Es war ein Fakt und auch eine Tatsache, mit der er auch glücklich war. Ihm fehlte nichts in seinem Leben. Nichts... weil er es eben auch nicht anderes kannte. Der Orden war eine gut funktionierende Maschine, wo ein Zahnrad in das andere Griff und selbst wenn jemand mal ausfiel, übernahmen andere ganz selbstverständlich seine Aufgaben. Sie waren viele Seelen die gut zusammen arbeiteten und hatten die Abläufe über Jahre perfektioniert.
Aber das hier?
Das fühlte sich an, als würde er gerade wirklich gebraucht, viel mehr, als er es je im Orden gefühlt hatte. Ein mutiger kleiner Junge hatte dem Schicksal getrotzt und etwas gewagt. Dem zollte Asahi Respekt. Sein Mut hatte auch Asahi etwas gutes getan und ihn aus dem Einklang heraus geholt. Es forderte den großen Mann, weitete seine Weltsicht und lehrte ihn all diese kleinen Dinge, die er sonst dienend ganz selbstverständlich gab auch zu schätzen. Nur dieses Mal gab er es in lehrender Funktion an andere weiter, sorgte sich um Fremde, brachte seine Fähigkeiten und Stärken ein und erhielt dafür den größten Lohn - Dankbarkeit. Er hatte unvermittelt das 'Ruder' übernommen und so dieser Familie etwas gutes getan.
Lächelnd ließ er die spaltende Klinge ins Holz fahren. Ja, das hier machte ihm Freude. Es machte ihm Spaß, all die kleinen Dinge zu tun, die nicht die Welt veränderten, oder jemals von jemandem irgendwo erwähnt werden würden, aber sie veränderten doch die kleine Welt dieser drei Personen, denen er helfen konnte. Das allein reichte aus.
Als dann soweit das wichtigste draußen erledigt war, trug er noch einen großen Vorrat an Holzscheiten in das Haus. Dann half er schweigend bei den letzten Reinigungsarbeiten und sah dann nach Ruben. Eine Weile stand er schweigend da und betrachtete ihn nur.
Ich kann das Geld des Ordens nicht für einen Heiler ausgeben. Das geht nicht. Aber ich kann hier helfen so gut es geht. Vielleicht weis Meister Sen einen Rat und erlaubt mir wieder zu kommen, damit unsere Milch und Weizenquelle nicht...versiegt.
Diese Gedankengänge waren dunkel und ließen sein Gesicht finster und auch ein wenig gruselig aussehen.
Ruben, du musst durchhalten!
, beschwor er den eigentlich starken Bauern. Er hatte etwas gegessen und das ließ hoffen, dass es noch nicht zu Ende ging. Asahi war kein Heiler und wusste nicht einzuschätzen, wie schlecht es dem Mann ging. Dann wandte er sich zu Viola und Carlus um:
„Erzählt mir bitte, was hier genau geschehen ist, warum und seid wann ihr hier seid. Wie kam es dazu und woher kommt ihr eigentlich?“
Damit ließ er sich etwas schwerfällig auf einem Stuhl sinken. Auch er hatte sich eine kleine Pause verdient und wollte noch so viel wie möglich Informationen sammeln, bevor er wieder nach Hause in den Orden zurückkehren musste.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Sonntag 29. Dezember 2024, 00:23
von Erzähler
Es war einfach sehr erfüllend zu erkennen, dass man wahrlich gebraucht wurde. Asahi fühlte sich niemals unnütz aber hier, auf diesem Bauernhof war er wirklich der Retter in der Not. Wie könnte das sein Herz nicht erwärmen? Die Arbeiten im Orden waren ebenfalls erfüllend, aber es ging selten um etwas wirklich ‚Wichtiges‘. Bruder Heiser und die anderen konnten durchaus auch mal eine Nachspeise weniger vertragen, wenn Asahi ehrlich war. Seine gute und teilweise deftige Küche konnte einem schon mal ein kleines Bäuchlein bescheren, aber das war als Kompliment zu betrachten. Keine Frage, Asahi war ein äußerst wichtiges Rädchen im Gefüge des Ordens, aber er war nicht lebenswichtig. Das sah hier ganz anders aus. Viola besaß längst nicht mehr die Stärke, sich neben Ruben und Carlus auch noch um das Haus oder den Hof zu kümmern. Sie wurde nicht selten von einem fiesen, unproduktiven Husten geschüttelt, der ihren gesamten, ausgemergelten Körper befiel. Sie brauchte dann immer einige Sekunden, um zu Atem zu kommen. Und Carlus? Er benötigte eine Orientierung. Er war mit seinen vielleicht neun Jahren deutlich zu jung, um selbst eine Richtung zu erkennen. Er wollte ja helfen, aber ihm fehlte die Anleitung. Und als Asahi sich ein Herz fasste und einschritt, da blühte der Junge regelrecht auf. Er schöpfte Hoffnung, Mut. Ebenso Viola, die ihm einen liebevollen Blick schenkte. Dankbarkeit war niemals so offensichtlich, wie in diesen grünen Augen gewesen. Eben noch dachte sie, Asahi wäre gekommen, um sie zu maßregeln, oder Carlus zu bezichtigen. Nun stellte sich der Hüne als Geschenk der Götter heraus. Und auch Asahi wärmte der Anblick das Herz. Freude und Leid lagen so sehr nebeneinander. Wer wusste es besser als er? Selbst ein wenig gepackt von der Dankbarkeit, die ihm entgegenschlug, ließ sich der Großgewachsene nun auch nicht mehr aufhalten. Er hatte sich bereits einen Überblick davon verschafft, was alles zu erledigen wäre und nachdem Viola auch ihre Suppe gegessen hatte, kam sie zur Unterstützung. So gut sie eben konnte. Asahi teilte sie zum Kühe melken ein. Er sah, dass sie darin keine Erfahrung hatte, aber sie bemühte sich sehr, seinen Anweisungen zu folgen. Als er es ihr vormachte, stand sie dicht neben ihm und blickte auf seine Fingerhaltung. Dann nickte sie, nahm seinen Platz ein und ahmte ihn nach. Allerdings erkannte Asahi, dass sie kaum in der Lage war, die Kraft aufzubringen, sodass er sie gegen Carlus austauschte. Viola räumte den Platz wortlos. Man sah ihr dennoch an, dass sie mehr wollte als sie konnte und sie das wurmte. Sie war angesteckt von der Tatkräftigkeit der beiden ‚Männer‘. Asahi aber konnte kaum mitansehen, wie sie dastand und bei der nächsten kräftigen Brise wohl davonfliegen würde. Leider fiel seine Ansage ein wenig ruppig aus. Vielleicht eine Art Selbstschutz, vielleicht der mangelnde Umgang mit Frauen im Allgemeinen. Jedenfalls schickte er sie weg, sodass sie ein klein wenig betroffen nickte und schlussendlich zum Haus zurückging.
Asahi aber meinte es nicht böse. Er nahm sich Carlus noch mal zur Seite und schwor ihn darauf ein, seiner Schwester besser zu helfen. Der Junge hörte folgsam zu, nickte immer wieder und behielt seine Entschlossenheit im Blick. „Wir wissen nicht, ob Ruben sich erholen wird und ich kann nicht hier bleiben und weiß auch nicht, ob ich wieder kommen kann. Du bist jetzt der Mann auf diesem Hof. Du musst auf deine Schwester hören und gleichermaßen auf sie aufpassen.“ Carlus schaute zum Haus. Er wankte ein wenig, als sich Viola am Fenster zeigte, wie sie den Besen nutzte. Sie hatte die Vorhänge beiseite gezogen. „Viola und du, ihr seid im Moment die einzigen, die hier etwas bewirken können. Wenn sie sich verausgabt, dann musst du bestimmend handeln. Wenn ihr etwas passiert, dann komme zu mir. Ich werde aber auch versuchen, bald wieder nach euch zu sehen. Ich hoffe, Ruben und ihr beide übersteht das hier gut. Ich würde mich freuen dich in Zukunft häufiger bei uns am Tor zu sehen, weißt du.“ Carlus schaute zurück zu Asahi und lächelte. „Ja wirklich?“, fragte er gebauchpinselt und ein Blitzen trat in seine Augen, das Asahi gleich wahrnahm: „Natürlich nur mit der korrekten Menge bestellter Ware.“ Auch Carlus kicherte leicht. Der Junge war wie ausgewechselt. Hoffnung war Balsam.
Und während Asahi sich dem Holz widmete und eine gehörige Portion Feuerholz-Vorrat anlegte, da kam ihm selbst der Gedanke, dass er in eine neue Rolle geschlüpft war. In diesem kleinen Kosmos war er nun Meister Sen. Er war berufen, diesen drei Seelen zu helfen, sie zu führen und ihnen einen Weg aus der Misere zu zeigen. Es war ein wirklich erfüllendes Gefühl und Asahi war dankbar, dass er es heute hatte fühlen dürfen. Das der Tag sich so entwickeln würde, das hatte er nicht kommen sehen. Vielleicht, weil er in seinen Routinen festgefahrener war, als er dachte? Weil das ‚Tagein-Tagaus‘ deutlich präsenter war, als angenommen? Noch vor Stunden hatte er sich über das Wetter gesorgt. Dass er die Aussaat zügig beginnen musste, damit der Orden die richtige Zeit abpasste und er später das Gemüse zur Verfügung hatte. Das, was Asahi hier tat war nicht weltbewegend. Aber es bewegte die kleine Welt einer Familie auf einem Bauernhof.
Sobald er alle Aufgaben draußen erledigt hatte, gönnte sich Asahi eine Pause. Er sah Carlus am Kamin sitzen, die bandagierten Füße unter seinen Hintern geklemmt und die Zunge zwischen den Lippen, um einen Funken aus dem Zunderzeug zu erzeugen. Viola war noch immer dabei zu reinigen und Asahi ging ihr zur Hand. Inzwischen besaß der Raum einen neuen Glanz. Er war noch immer nicht so gemütlich, wie man sich das hier vorstellte, aber die langsam sich neigende Sonne fiel durch eines der Fenster bei der Tür und brauchte den gefegten Boden zum Leuchten. Der Tisch war aufgeräumt, die Bücher gestapelt, die Zettel geordnet. Im Korb lag das Feuerholz, die Decken, Kissen und allerlei Nippes waren aufgeschüttelt, abgeklopft und entstaubt. Als er Rubens Zimmer betrat, war auch hier gereinigt worden. Asahi konnte den eigenartig süß-säuerlichen Geruch noch wahrnehmen, aber er lag ihm nicht mehr so pelzig auf der Zunge, nachdem hier etwas Luft hereingekommen war. Dennoch war der Geruch prägnant und für den Hünen bisher unbekannt. Ruben sah ein wenig friedlicher aus.
Die Suppe schien ihm geholfen zu haben, er schlief nun mit verschlossenen Augen. Asahi machte sich weiterhin Sorgen und vermutlich nicht zu Unrecht. Doch für den Bauern konnte er jetzt in diesem Moment nichts weiter tun. Erst musste er vielleicht Rücksprache mit Meister Sen halten, was und ob etwas möglich wäre. Als er den Hauptraum wieder betrat, hatte Carlus gerade einen Funken erzielt und das Feuer fraß sich gemächlich durch die gehackten Scheite. Asahi setzte sich ächzend und bemerkte, dass auch seine Glieder müde waren. Er war bereits früh am Morgen aufgestanden, hatte sich dann um das Essen gekümmert und schließlich hier ganze Arbeit geleistet. Viola trat an ihn heran. In ihren Händen hielt sie einen kleinen Teller. Darauf lag eine geschnittene Apfelsine. „Es ist nicht viel, aber vielleicht möchtest du?“, fragte sie. Die Apfelsine war bereits überreif aber noch genießbar. Er würde sich zumindest nicht den Magen verderben. Gleichzeit hielt ihm Viola einen Becher hin. Darin war Bier, tatsächlich und es war sogar kühl. „Ruben hat immer etwas in der Küche versteckt“, gestand sie, sollte er fragend gucken. „Zumindest früher mal, es ist der Rest!“, sagte sie noch, bevor auch Asahi etwas zu sagen hatte: „Erzählt mir bitte, was hier genau geschehen ist, warum und seit wann ihr hier seid. Wie kam es dazu und woher kommt ihr eigentlich?“ Viola setzte sich an den runden Tisch und wischte sich über die Stirn. Sie schwitzte deutlich. Dann zog sie sich das Tuch vom Haar und entblößte ebenfalls kohlrabenschwarzes, langes und zu einem lockeren Zopf gebundenes Haar. Es wirkte kraftlos, folglich ein Zeichen ihres Zustandes. Aber es brachte die grünen Augen und die blasse Haut noch mal mehr hervor. Carlus übernahm das Reden, während Viola aussah, als schliefe sie gleich ein. „Wir kommen aus Zyranus!“, sagte er stolz und feixte. Er war stolz und die Arbeit hatte ihn äußerst motiviert. Viola meldete sich dann doch zu Wort. „Naja, so ganz stimmt das nicht. Eigentlich kommen wir aus Santros, aber wir sind in Zyranus aufgewachsen“, berichtigte sie und Carlus winkte ab. „Ist doch egal. Jedenfalls leben unsere Eltern nicht mehr.“ „Carlus!“, ermahnte Viola ihn und der Junge hob die Hände. „Was ist denn, Vio? Man muss der Tatsache auch mal ins Auge sehen!“, beschwerte er sich. Viola aber schaute auf ihr Tuch zwischen ihren Fingern. „Nach dem Tod unserer Eltern – es geschah während der Belagerung durch die Armee -, konnten wir die Kosten für das Leben in Zyranus nicht mehr leisten. Also kamen wir zu Onkel Ruben. Er ist eigentlich nicht unser richtiger Onkel, aber er war ein Freund unserer Eltern! Sie besaßen in Zyranus eine Bäckerei und Ruben lieferte das Korn fürs Mehl!“, plapperte Carlus weiter. „Als wir hier ankamen, war alles in Ordnung. In der Scheune lebte ein Mann, dem Ruben Unterschlupf gewährte. Er schien krank zu sein. Naja, und als jener dann plötzlich verschwunden war, wurde Ruben ein paar Tage später krank“, erklärte Carlus. Viola wirkte bedrückt. Für sie war der Tod der Eltern vielleicht nicht so leicht zu verwinden, aber dennoch hob sie den Kopf. „Er begann schwächer zu werden, zu Husten… Er bekam Fieber und nach zwei Wochen dann diese Beulen. Manche platzen auf, dann ist da ein seltsamer Geruch, so… so… säuerlich und süß, ganz eigenartig. Und naja… den Rest sieht man ja“, meinte sie und hob die Schultern. „Wir haben keine Ahnung vom Bewirtschaften eines Bauernhofes, aber wo sollen wir denn hin? Wir haben niemanden und… und wir können Ruben nicht einfach so sich selbst überlassen. Wir sahen keinen Ausweg mehr“, gestand Viola und Carlus wurde auch ein wenig nachdenklicher. Dann, aber zeigte sich das Kind in ihm: „Und du? Was machst du im Orden? Alles seeeehr geheimnisvoll bei euch!“, feixte er und übersah dabei, das Viola das unangenehm zu sein schien. Sie sah Asahi mit einem milden Lächeln an. Ihr Blick, so müde er wirkte, sprach ein nonverbales ‚Entschuldigung‘ für die Neugierde ihres Bruders aus. Dann senkte sie lächelnd den Blick wieder und nestelte an dem Kopftuch.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Sonntag 29. Dezember 2024, 10:42
von Asahi
Das Gefühl gebraucht zu werden, etwas wirklich wichtiges zu tun, ja das war etwas wundervolles. Asahi sonnte sich in dieser Wärme und dafür gab er auch alles, so dass auch er mit seiner Stärke und seinem gut genährten Körper sich am späten Nachmittag erlaubte für eine Pause auf einen Stuhl zu setzen und kurz durchatmete. Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb an den tief stehenden Lichtstrahlen des vergehenden Tages hängen, die den frisch geputzten Boden mit ihren Mustern verzierten und vom Ende des Tages erzählten.
...und von hinten kommt die Nacht.
, dachte er mit einem kleinen Lächeln. Diesen Ausspruch hatte mal einer der Brüder fallen lassen und der Nacht damit einen persönlichen Charakter gegeben, die sich immer heimlich anschlich, vor allem wenn man viel zu tun hatte, so wie der Diener gerade. Asahi war aber zufrieden mit dem was sie gemeinsam geschafft hatten und zumindest so weit beruhigt, dass er wusste, dass er jetzt nichts mehr tun konnte. Ruben war versorgt und würde sich hoffentlich wieder erholen. Viola und Carlus würden auch zurecht kommen. Nur …
Dieser süßlich säuerliche Geruch, pelzig auf der Zunge, widerlich und so abartig anders. Was ist das nur?
Das bereitete ihm noch Sorgen. Als ihm Viola die Orange anbot zogen sich seine Brauen zusammen, was ihm wieder einen etwas abschreckenden Gesichtsausdruck verlieh.
„Iss du sie.“
, brummte er, aber merkte dann, dass eine kleine Erklärung seinen Ton etwas mildern könnte.
„Du brauchst sie dringender um gesund zu werden.“
Er nahm aber das Bier und trank ein paar große Schluck. Ruben hatte diesen kleinen Vorrat wohl gehütet und Bier war sehr nahrhaft. Ohne über den Alkoholgehalt nachzudenken schob er den Krug dann zu dem Jungen rüber. Er hatte sich eine Belohnung redlich verdient. Der Junge brauchte die Nährstoffe und würde danach sicher gut schlafen. Dann lauschte er den Erzählungen. Viola setzte sich dafür auch endlich an den Tisch, zog sie sich das Tuch vom Haar und entblößte ebenfalls kohlrabenschwarzes, langes und zu einem lockeren Zopf gebundenes Haar.
...schön.
Es brachte die hellgrünen Augen und die blasse Haut noch mal mehr zur Geltung.
Carlus übernahm als erster das Reden, während Viola aussah, als schliefe sie gleich ein.
Am liebsten würde ich sie mir über die Schulter werfen und ins Bett bringen.
Asahi verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Erstens, weil er sich die Vorstellung sie zu berühren irgendwie komisch anfühlte und sie andererseits immernoch nicht wussten, was für eine Krankheit hier auf dem Hof wütete.
„Wir kommen aus Zyranus!“
, sagte Carlus stolz.
Sind sie Magier???
Asahi zog etwas überrascht die Brauen hoch bis zu seinem weißen stoppeligen Haaransatz.
Magier sind doch reich und...
Viola meldete sich zu Wort:
„Naja, so ganz stimmt das nicht. Eigentlich kommen wir aus Santros...“
Ah... daher weht der Wind.
„... aber wir sind in Zyranus aufgewachsen“
, berichtigte sie und Carlus winkte ab.
„Ist doch egal. Jedenfalls leben unsere Eltern nicht mehr.“
„Carlus!“
„Was ist denn, Vio? Man muss der Tatsache auch mal ins Auge sehen!“
Die Wahrheit tut manchmal weh...
Asahi betrachtete die beiden voller offenem Mitgefühl und meinte leise:
„Tut mir leid.“
„Nach dem Tod unserer Eltern – es geschah während der Belagerung durch die Armee -, konnten wir die Kosten für das Leben in Zyranus nicht mehr leisten. Also kamen wir zu Onkel Ruben. Er ist eigentlich nicht unser richtiger Onkel, aber er war ein Freund unserer Eltern!“
Ah, jetzt versteh ich.
„Sie besaßen in Zyranus eine Bäckerei ...“
Bäcker??? Ui... wir könnten vielleicht Rezepte tauschen!
, flammte Asahis Leidenschaft glitzernd in seinen Augen auf.
„...und Ruben lieferte das Korn fürs Mehl! Als wir hier ankamen, war alles in Ordnung. In der Scheune lebte ein Mann, dem Ruben Unterschlupf gewährte. Er schien krank zu sein.“
Sie haben ihn also noch gesehen. Er hat die Krankheit eingeschleppt. Ruben muss sich bei ihm angesteckt haben.
Asahi sah abwechselnd besorgt die beiden an.
„Naja, und als jener dann plötzlich verschwunden war, wurde Ruben ein paar Tage später krank“
, erklärte Carlus. Viola wirkte bedrückt, aber erzählte doch weiter:
„Er begann schwächer zu werden, zu Husten…"
So wie Viola jetzt.
„Er bekam Fieber und nach zwei Wochen dann diese Beulen. Manche platzen auf, dann ist da ein seltsamer Geruch, so… so… säuerlich und süß, ganz eigenartig. Und naja… den Rest sieht man ja...“
Hm... zwei Wochen... und die könnte es auch an den Jungen weiter geben.
„Wir haben keine Ahnung vom Bewirtschaften eines Bauernhofes, aber wo sollen wir denn hin? Wir haben niemanden und… und wir können Ruben nicht einfach so sich selbst überlassen. Wir sahen keinen Ausweg mehr“
, gestand Viola und Carlus wurde auch ein wenig nachdenklicher. Asahi nickte nachdenklich. Dann, aber zeigte sich das Kind in ihm:
„Und du? Was machst du im Orden? Alles seeeehr geheimnisvoll bei euch!“
, feixte er und übersah dabei, das Viola das unangenehm zu sein schien. Sie sah Asahi mit einem milden Lächeln an, dass er versuchte zu erwidern. Ihr Blick, so müde er wirkte, sprach ein nonverbales ‚Entschuldigung‘ für die Neugierde ihres Bruders aus, aber Asahi winkte ab.
„So geheimnisvoll ist das garnicht. Das wirkt nur wegen der Masken so.“
Er zwinkerte Carlus zu und hielt sich mal spaßeshalber mit einer Hand die obere Gesichtshälfte und mit der andern die Untere zu, so dass nur noch die Augen frei blieben, die gefährlich funkelten. Dann ließ er seine großen Hände wieder auf die Tischplatte sinken und lachte brummend. Dann erklärte er kurz:
„Eigentlich sind das alles nur ein Haufen guter Seelen die ihr altes Leben hinter sich gelassen haben, lauter Männer die den Schmerz in ihrem Leben eine neue Gewichtung geben wollen. Und ich bin ihr Diener. Ich kümmer mich um den Haushalt und bin ihr Koch. Ihr sagtet, eure Eltern wären Bäcker in Zyranus gewesen? Ich hab mal gehört, dort gäbe es magisches Backwerk..Kekse, die aussehen wie ein Hund und bellen können. Hrahaharr...“
Asahi hatte das immer für eine alberne Geschichte gehalten. Aber in Zyranus war sehr viel mehr möglich, als er sich auch nur vorstellen konnte. Dann klopfte er sich geräuschvoll auf die Oberschenkel und erhob sich.
Ich muss mich auf den Weg machen.
„Ich muss los, bevor die Sonne ganz unter gegangen ist. Ich bedanke mich für den produktiven Tag und passt gut auf einander auf.“
Damit zwinkerte er noch einmal Carlus zu, der den Wink sicher verstand und verbeugte sich dann vor Viola.
„Ich werde meinem Meister berichten, was hier geschehen ist und erbitte seinen Rat. Wenn ich darf, versuche ich wieder zu kommen.“
Damit nahm er seinen Mantel, zog ihn an und auch die Kapuze wieder über seine kurzen weißen Haare. Im Winter ließ er sie immer gern wachsen, denn dann wärmten sie seinen Kopf. Im Sommer rasierte er sich auch mal den Schädel. Asahi war da sehr praktisch veranlagt und achtete nicht auf sein Aussehen. Im Moment sah er um den Kopf herum etwas strubbelig wild aus, was er aber jetzt wieder versteckte. Die Kapuze legte sein Gesicht in Schatten und gab ihm etwas bedrohliches. Dann nickte er noch einmal, als er im Türrahmen stand.
„Eins noch... Da wir nicht wissen, was es genau ist und du auch schon hustest Viola, würde ich euch bitten, dass ihr getrennt schlaft und euch nicht berührt, wenn nicht nötig. Trinkt auch nicht aus einem Becher. Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Sauberkeit ist jetzt sehr wichtig, damit Carlus sich nicht auch noch ansteckt. Wenn ihr noch etwas hochprozentiges als Bier von Rubens heimlichen Vorräten findet, dann könnt ihr das auch zum saubermachen benutzen. Honig wäre auch gut für die Beulen... hm. Vielleicht kann ich welchen mitbringen.“
Asahi schüttelte den Kopf und ermahnte sich selbst nicht zu weit zu planen. Dann schloss er seinen Mantel, schulter die nun fast leere Tasche und machte sich auf den Weg zurück nach Hause. Als der Hof nicht mehr hinter ihm zu sehen war, beschleunigte er seine Schritte. Der Abend zog herauf und von hinten schlich sich bereits die Nacht an.
Ich muss mich beeilen.
So verfiel er sogar auf kurzen Strecken in einen leichten Trab.
…
Der Torbogen tauchte bald in der Ferne zwischen den dichten Stämmen des Bambuswaldes auf. Beide Orte lagen zum Glück nicht sehr weit voneinander entfernt und Asahi blieb einen Moment nachdenklich stehen.
„Was mach ich nur?“
, murmelte er leise. Mit jedem Schritt weg von Rubens Gehöft waren die Sorgen größer geworden. Nicht nur die Sorgen um Ruben waren gewachsen, auch die um Viola, Carlus und dann auch um sich selbst und letztendlich waren sie bei seinen Brüdern angelangt.
Was, wenn ich es auch schon mit mir trage? All die Dinge, die Viola angefasst hat...
Er dachte an den Suppenschlauch, den sie gehalten hatte und auch das Bier aus ihren Händen. Asahi fing wieder an zu weiter zu gehen, aber blieb im Abstand von gut 10 Schritt vom Torbogen entfernt erneut stehen und winkte den Wächtern.
„Heee, ihr... Ich bin es Asahi.“
, kündigte er sein kommen mit voll tönender Stimme an.
„Ich muss dringend Meister Sen sprechen, aber besser hier draußen. Ich warte hier, bis er Zeit hat. Bitte holt ihn. Danke.“
Damit ließ er sich auf einen niedrigen Stein nieder und wartete auf die Ankunft seines Meisters.
…
Sobald dieser oder jemand den er in seinem Namen schickte gekommen war, fasste Asahi die Geschehnisse auf dem Hof wahrheitsgemäß zusammen:
„Ich habe Bauer Ruben auf seinem Hof besucht. Er hat Freunde aus Zyranus zu Besuch, eine junge Frau, Viola und den Jungen Carlus, ihren Bruder, der bei uns hier aufgetaucht war. Sie sind Waisen nach der Belagerung vor der Stadt. Ruben selbst liegt schwer krank im Bett und die beiden kümmern sich mehr schlecht als recht um ihn. Der Hof funktioniert aber nicht ohne ihn. Er hatte laut der Erzählung der beiden einen kranken Mann bei sich in der Scheune untergebracht, der aber verschwunden ist. Der muss die Krankheit eingeschleppt haben. Bauer Ruben ...kämpft. Es sieht nicht gut aus. Das Krankenlager hat so einen merkwürdigen Geruch... sauer und süß und hierlässt einen pelzigen Geschmack im Mund. So etwas hab ich noch nie gerochen. Sein Körper hat dicke Beulen. Das Mädchen hustet auch schon, etwas womit es bei ihm auch angefangen hat. Wenn Ruben ausfällt, sich nicht wieder erholt...“
Asahi schüttelte kurz den Kopf. Es widerstrebte ihm vom schlimmsten auszugehen, aber die Sachlage musste klar dargestellt werden, nicht beschönigt, wenn man effektiv helfen wollte.
„Bauer Ruben könnte sterben. Viola könnte sterben und vielleicht der Junge auch. Ich ...könnte die Krankheit an mir haben. Ich sorge mich um meine Brüder, aber ich möchte auch helfen. Ich bin stark und selten krank gewesen. Ich trau mir zu ihnen zu helfen, damit der Hof weiter läuft und wir diese Nahrungsmittelquelle nicht verlieren. Aber ich weis nicht, was ich gegen diese Krankheit tun kann. Der Junge hatte einen Heiler Ruben untersuchen lassen, aber der verlangt Geld und ist auch nicht mehr da. Die Kühe müssen täglich versorgt werden und es gibt viel, dass die beiden derzeit nicht allein schaffen.“
Es war Asahi deutlich anzusehen, dass er sich hilflos und gleichermaßen hilfreich fühlte in dieser Situation. Er konnte helfen, mit anpacken, alles am Laufen halten, aber er konnte nicht die Krankheit besiegen. Da war er machtlos.
„Ich erbitte euren Rat.“
Damit senkte er tief sein Haupt und wartete geduldig auf die Antwort seines Meisters.
Re: Bauer Ruben's Hof
Verfasst: Freitag 3. Januar 2025, 20:48
von Erzähler
Asahi war durchaus in der Lage Anteil an dem Schicksal der Geschwister zu nehmen. Aber er war nicht hier, um ihr Seelenheil zu retten. Er war hier, um Bauer Ruben zu retten. Viola und Carlus waren lediglich… Anhang. Und auch wenn Asahi sich wirklich für sie einsetzte, blieb es dennoch dem Geschäft geschuldet. Bauer Ruben war und blieb in nächster Nähe der einzige Bauer, der ihnen Nahrungsmittel liefern konnte. Die nächsten Höfen waren noch einen Tagesmarsch weit weg, handelten nicht oder lieferten nicht die gebrauchten Waren. Asahi wusste, wie wichtig dieses Gehöft für den Orden war und er hatte geschworen, für seine Brüder zu sorgen. Letztendlich partizipierten auch die Geschwister an seiner Fürsorge. Auch ihnen ging es jetzt schon besser, da er nur ein paar Kleinigkeiten angepackt und in die richtigen Bahnen gelenkt hatte. Er konnte beiden Gesichtern ansehen, dass sie dankbar für sein Tun waren. Und Viola zeigte dies auch in Form einer Apfelsine und etwas zum Trinken. Die Geste zählte in diesem Moment, nicht die Üppigkeit. Bescheidenheit war ebenfalls etwas, das man im Orden gut lernen konnte.
„Iss du sie.“, brummte Asahi und Viola’s Gesicht zierte ein erschrockenes Fragezeichen. Sie hatte es gut gemeint und er wies sie recht ruppig ab. Nicht zum ersten Mal. Die junge Frau schien nicht recht zu wissen, was sie falsch gemacht hatte, da lenkte Asahi besonnen dagegen:
„Du brauchst sie dringender um gesund zu werden.“, weichte er die Härte seiner Stimme auf und erreichte damit Viola. Sie lächelte schwach, aber nickte dann verständig. Asahi besaß hier so etwas wie den Meister-Status. Dennoch nahm der Hüne das Bier aus ihren kalten Fingern und leerte es in großen Zügen. Viola nahm derweil Platz und entblößte das lange Haar. Es wirkte kraftlos und dünn, ebenso wie die ganze Person. Für einen Moment aber lag der Fokus dann doch auf Carlus, als der Junge zu erzählen begann. Er weihte Asahi ein und als er erwähnte, dass ihre Eltern Bäcker in Zyranus gewesen waren, glaubte er bereits an einen regen Austausch. Er hatte allerhand über die Backkunst der Zauberer dort gehört und hätte nichts dagegen, mal etwas neues zu lernen. Carlus hingegen hielt sich nicht damit auf, sondern wollte nun auch im Gegenzug etwas über den Orden wissen.
„So geheimnisvoll ist das garnicht. Das wirkt nur wegen der Masken so. Eigentlich sind das alles nur ein Haufen guter Seelen die ihr altes Leben hinter sich gelassen haben, lauter Männer die den Schmerz in ihrem Leben eine neue Gewichtung geben wollen. Und ich bin ihr Diener. Ich kümmer mich um den Haushalt und bin ihr Koch. Ihr sagtet, eure Eltern wären Bäcker in Zyranus gewesen? Ich hab mal gehört, dort gäbe es magisches Backwerk..Kekse, die aussehen wie ein Hund und bellen können. Hrahaharr...“
Er zauberte mit der Anekdote ein Lächeln auf Viola’s Lippen. Allerdings blieb es ein weiter gehütetes Geheimnis, ob seine Annahme stimmte, denn nur kurz danach wollte Asahi aufbrechen.
„Ich muss los, bevor die Sonne ganz unter gegangen ist. Ich bedanke mich für den produktiven Tag und passt gut auf einander auf.“ Carlus nickte gewichtig. Er hatte verstanden. Viola erhob sich mit Asahi gemeinsam. Sie begleitete den Hünen zur Tür, wie es sich gehörte.
„Ich werde meinem Meister berichten, was hier geschehen ist und erbitte seinen Rat. Wenn ich darf, versuche ich wieder zu kommen.“ Sie nickte erneut. „Mach dir keine Umstände Asahi. Du hast uns mehr geholfen, als wir je wieder gutmachen können. Wir…“, sie wandte sich an Carlus und Zuversicht zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, als sie sich ihm wieder zuwandte. „Wir kommen jetzt sicher erstmal zurecht!“. Asahi gab noch einige Hinweise und Anweisungen, die die beiden Geschwister beherzigen sollten und beide willigten ein, darauf zu achten. Seine Hilfe traf weder auf sture Ohren, noch musste er befürchten, dass sie ihn lediglich ausnutzen wollten. Sowohl Viola als auch Carlus blickten dem großen Mann hinterher, bis er tatsächlich nicht mehr zu sehen war.
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Eine Lehrstunde im Hof