Perfektion mit Fettnäpfchen

Die größte Handelsstadt Celcias besitzt auch den größten Hafen. Es liegen immer ein paar Handelsschiffe vor Anker und überall wimmelt es von Matrosen oder Fischern. Wer hier auf einem Schiff anheuern will, hat eine große Auswahl.
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Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. August 2023, 14:37

Madiha kommt von Die Wasserakademie -> In der Wasserakademie

Der weitere Weg führte bis zum Hafen. Corax ging ein Stück voran, hielt den Schirm aber so, dass Madiha nicht einen Tropfen abbekam. Er führte sie durch die sich ausbreitende Dunkelheit und war doch selbst ein Lichtblick an diesem Abend. Der schwarze Umhang war gewichen und nur noch unterhalb seines Haares fanden sich einige kleine Federn als Kranz, die seinen Nacken umgaben. Sie waren Dank der silbernen Haare sehr gut darunter zu erkennen. Bie jedem Schritt wippte der farblich neue Schopf, dass Regenbögen darin glitzerten wie unter Silbernebel und sobald Corax prüfend zu Madiha zurück schaute, konnte sie in glitzernde Seelenspiegel sehen, die das gesamte Farbsprektrum einnahmen. Sein neues Erscheinungsbild hielt aber nicht ewig an. Je näher sie dem Hafen kamen, desto mehr verdunkelten sich die Strähnen. Das bunte Glitzern schwand und am Ende stand wieder der Corax neben ihr, den das Wüstenmädchen kannte: nebelkrähenschwarzes Haar, das an manchen Stellen wirkte, als hätte man es in Asche gewälzt und darunter die tiefroten Rubine von Augen. Jetzt strahlten sie keinerlei Zuversicht mehr aus. Corax ernster Blick war zurückgekehrt. Ernst und entschlossen. Er richtete ihn nach vorn, zu den Docks.
"Es wird alles gut. Wir müssen Vertrauen haben", sprach er sein Mantra. Mittlerweile war kaum mehr klar, ob er Madiha oder sich selbst damit beruhigen wollte. Dann aber schaute er zu ihr. "In meinem Nacken ist eine Feder locker. Die letzte, die weiß ist. Nimm sie dir, kleine Herrin. Nimm sie und nutze sie, falls ... falls alles schwarz wirkt. Vielleicht hilft sie ja. Und..." Er stockte. "Falls es nicht klappt..." Corax wuchsen keine neuen Federn, aber sie raschelten. Er unterdrückte aufkommende Furcht und das damit verbundene Leid. Er klammerte sich an das Glück, das Madiha kurz zuvor mit ihren Worten in sein Herz gelegt hatte. "Ich werde helfen. Ich helfe dir und Caleb ... aber ohne Verluste." Er setzte gemeinsam mit Madiha den Weg fort.
Der Hafen war nach wie vor ein unliebsamer Ort. Hier hatten sich all jene verschanzt, die im Rest der Stadt keinen Platz finden konnten. Die munteren Tavernen von einst existierten nicht mehr. Alles erinnerte wieder an Madihas Ankunft, als sie in Tarnung einer Dunkelelfe in diese schaurige Kneipe geführt worden war, in der so vieles geschehen war. In der Corax gemordet hatte ... für sie. Etwas Vergleichbares würde heute nicht geschehen. Es würde niemand sterben, auch nicht seelisch. Madiha war fest entschlossen, Caleb Plan zu verhindern. Oder umzulenken, in etwas mit weniger Kollateralschaden. Es musste niemand geopfert werden, damit sie alle glücklich sein konnten. Diese Lösung musste einfach existieren.
"Komm, er wartet schon, siehst du?" Corax nickte zu den Docks. Die Schiffe dort lagen im Dunkeln, bis auf eines. Ventha schien ihnen ebenfalls hold zu sein. In der finsteren Wolkendecke tat sich ein Loch auf, gerade groß genug, dass der Mond seine Strahlen auf ein einzelnes Schiff hinab schicken konnte. Es befand sich unter dem Licht wie in einem Schutzschild, den der Regen nicht erreichte. Sterne funkelten auf es herab, aber das Schiff selbst lächelte mit ähnlichem Funkeln zurück. Jemand hatte überall an Deck Lichtquellen angebracht. Lampions in weiß und mattem Gelb waren enzündet. Sie hingen von den Segelmasten herab, während eine Lichterkette aus Kerzen in kleinen Gläsern einen Weg die Bohle empor führte, die Besucher an Deck bringen würden.
Corax senkte den Schirm. Er war nicht mehr nötig, denn tatsächlich regnete es in unmittelbarer Nähe des Schiffes nicht. Sanft wiegte es sich am Steg, wo es vertäut war. Der Rabe klemmte sich den Schirm in die Armbeuge und wies Madiha an, auf einem der Poller Platz zu nehmen. Natürlich legte er vorher ihren Mantel darauf, damit ihr Hintern trocken blieb. Dann kniete er sich vor sie und zog ihr die Regenstiefel aus, um ihre kleinen Füße wieder mit den Tanzschuhen auszustatten.
"Was immer wir vorhaben, liegt noch in der Zukunft. Bitte, genieß erst den Abend, kleine Herrin. Er hat sich viel Mühe gegeben." Er, das war Caleb und jener befand sich bereits an Deck. Corax führte Madiha an der Hand die Planke empor, löste sich dann von ihr und trat in den Hintergrund. Sie sollte zunächst das Deck überblicken.

Caleb hatte sich wirklich Mühe gegeben. Auf der Reling waren ebenfalls überall kleine Lichterkerzen in Gläsern aufgestellt worden. Vom Mast hinten dieses Mal keine Segel, sondern weiße und gelbliche Lampions aus Papier an verschieden langen Schnüren. Sie erhellten das gesamte Deck. Leere Milchkannen und bauchige Glasflaschen standen bereit, in die man Apfelbaumzweige hineingestellt hatte. Einige standen in voller Blüte. Körbe mit Äpfeln verpassten dem ganzen den andunischen Charme, der auch als Duft wahrzunehmen war. Er vermischte sich mit der salzigen Brise des Meeres, die gerade nicht so heftig wehte. Das Schiff schien sich wie in einem magischen Schuhtzbereich zu befinden, der vor Venthas Witterungen sicher war.
An Deck stand ein runder Tisch mit Stühlen für zwei Personen. Es war für die gleiche Anzahl auch gedeckt worden. Neben dem Tisch fand sich ein Rollwagen. Dort stand Caleb und begutachtete, was mehrere Töpfe und Platten hergaben. Es roch sofort nach allerlei deftigen Speisen, dass einem das Wasser im Munde zusammenlaufen konnte. Vielleicht lag es aber auch an der Aufmachung des Diebes. Als solcher war er nämlich nicht mehr zu erkennen.
Als Caleb die Schritte hörte und sich umwandte, durfte Madiha ihn in voller Pracht bestaunen. Auch er hatte sich fein herausgeputzt, trug eine schwarze Lederhose mit seitlicher Schnürung, die knapp über schwarz glänzenden Herrenschuhen endete. Ein blaugraues Seidenhemd, das etwas zu weit war, steckte im Hosenbund. Trotz Knöpfen trug Caleb die Ärmel offen, um mehr Freiheit an den Handgelenken zu besitzen. Darüber glänzte eine lederne Weste in den Farben seiner Augen. Sie musste sehr kostbar sein, dass sie so schön im Wechsel von Blau und grün schimmern konnte. Die goldenen Knöpfe daran verblassten beinahe. Sie passten gut zu dem runden Amulett, das er trug. Es war einfach nur eine goldene Scheibe, die zwischen seinen Schlüsselbeinen hing und funkelte.
Er hatte es wie immer nicht ganz geschafft, sein Haar zu bändigen. Zwar war der Großteil zu einem Zopf nach hinten gebunden, gehalten von einem goldenen Band, aber einzelne Strähnen stahlen sich natürlich daraus hervor, standen ab oder hingen ihm in die Stirn. Schweißperlen der Nervosität glitzerten darauf und auf den Wangen zeigte sich eine verlegene Röte. "Äh ... ihr seid zu früh!", hieß er Madiha und Corax Willkommen. "Ich hab die Kerze am Tisch noch nicht entzündet und der Apfelwein ... das Essen ... ich ..." Er wischte sich über die Frisur, seufzte und grinste Madiha schief an.
Corax aber kannte seinen Part. Ohne ein Wort zu sagen schritt er an Caleb vorbei, um die Kerze auf dem Tisch zu entzünden. Daneben stand eine rote Vase, aus der ebenfalls einige Apfelblütenzweige ragten. Kein Andunier, der etwas auf sich hielt, wählte Rosen für ein Rendevous aus!
Der Rabe suchte anschließend die Weinflasche, entkorkte sie geschickt und mit nur einer Hand und schenkte in die hohen Weingläser ein. Caleb warf ihm einen stummen Blick aus purer Dankbarkeit zu. Corax wandte sich dann aber bereits dem Rollwagen zu. Erst hier schenkte er Caleb einen fragenden Blick. Jener reichte diesen an Madiha weiter. "Willst du erst etwas essen oder ta...?"
Der Dieb verstummte. Ihm wurde gerade klar, dass Madiha da stand, schön gemacht in diesem wundervollen, nachtblauen Kleid, das sie sich ausgesucht hatte. Die Edelsteinchen im Stoff funkelten wie die Sterne über ihnen und die Muschel um ihren Hals wirkte wie ein kleiner Meeresschatz in den Bahnen aus Himmel, die sie am Leib trug. Caleb klappte der Mund auf. Er starrte. Er sagte nichts mehr, außer: "Meine schöne Madi..."
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Donnerstag 3. August 2023, 22:30

Glück war das einzige das mehr wurde, wenn man es teilte. Und Madiha wollte ihr Glück teilen. Mit eben jenem Mann, der sich so sehr ins Zeug legte, dass er sich vollkommen in dieser Idee verrannte. Er wollte sie beschützen… und brachte alle anderen um sich herum in Gefahr. Madiha konnte das nicht zulassen. Sie selbst hatte ein Leben gelebt, das nur Schaden und Kummer für ihre Seele bereithielt. Sie wollte ihr Glück gewiss nicht mit etwas vergiften, das nicht richtig war. Und sie wollte gewiss nicht dabei zusehen, wie man Corax etwas antat, was sie selbst hatte durchleiden müssen. Dabei konnte sie nicht mal sauer auf Caleb sein, denn der Dieb war so verzweifelt, dass er sich nicht mehr anders zu helfen wusste. Madiha aber erkannte das Unrecht. Und sie würde nicht zulassen, dass sie alle darunter zerbrachen. Dass das sanfte Band, das sich allmählich zu weben begann, jetzt wieder aufdröselte. Bevor Corax sie zu dem eigentlichen Zielort bringen konnte, suchten sie Schutz vor dem Regen. Er half ihr mit ihren Schuhen und sie lächelte dankbar. Vermutlich wären die Schuhe blutig gewesen, bevor sie Caleb erreicht hätten. „Danke“, sagte sie und stützte sich etwas ab, damit sie die Schuhe ohne zu Fallen wechseln konnte. Dann aber hielt sie Corax auf. Sie konnte das Gesehene nicht länger verschweigen. Sie konnte ihren Entschluss, der daraus geboren worden war, nicht verschweigen. Und sie sagte ihm mit aller Ehrlichkeit und Reinheit, die eine befleckte Seele wie sie aufbringen konnte, dass sie das nicht zulassen würde. Caleb würde nicht Corax auf ein Neues ins Unglück stürzen, weil er Madiha einen Gefallen tun wollte. Ihre Entschlossenheit war dabei etwas, das zwar nur minimal in ihren Augen loderte, doch eben dieses kleine Detail war es, das es so echt machte. Madiha würde auf etwas verzichten, wovon sie nicht wusste, dass sie es mögen könnte. Für Corax. Allerdings schien der Rabe selbst nach anderen Möglichkeiten zu suchen… Madiha war erleichtert zu sehen, dass er es nicht einfach hinnahm. Aber jetzt würde er nicht allein davorstehen müssen, sondern hätte sie an seiner Seite. Sie beide, gegen das Unrecht, das sie viel zu lange hatten ertragen müssen! "Mach dir keine Sorgen. Es wird halb so schlimm .. Er kann mir nicht wehtun. Immerhin ist er mein Freund." Madiha’s Blick gefror für einige Sekunden. Sie hatte erst vor einigen Stunden das gleiche zu Caleb gesagt… Sie hatte es auch so gemeint. Aber sie erkannte auch, dass es eine Lüge gewesen war. Er konnte. Auch wenn er nicht wollte, er konnte sehr wohl. Ihr Blick fing Feuer. "... Du wirst das nicht tun. Nicht für Caleb, der das als dein Freund nicht verlangen sollte. Nicht für irgendwen und für mich schon lange nicht.", entbrannte ihre Entschlossenheit aus ihrem Herzen und hüllte Corax in die Flammen der Freundschaft. Sie stand für ihn ein, würde ihn beschützen so gut sie konnte. Ausgerechnet der Rabenkönig, der sie hatte ermorden wollen – mehrfach – war es, den sie auserkoren hatte, um als ihr erster Freund ihre Leidenschaft zu spüren, die erst noch hervorgelockt werden musste.
Was dann allerdings geschah, brach diese Entschlossenheit auf. Stück um Stück, während Corax sich veränderte, öffnete sich ihr Gesicht zu einer staunenden Maske, die ihre Bewunderung nicht verbergen konnte. Er wimmerte, hielt sich die Hand vor den Mund. Madiha machte zögerlich eine Bewegung in seine Richtung, wollte ihn in tröstender Absicht die Hand auf die Schulter legen, traute sich dann aber nicht als er plötzlich sein Äußeres veränderte. Sein Federkleid trug der Wind fort und sie folgte jenen mit den Augen. Dann schimmerten sie in farbenfroher Pracht und erhellten den düsteren Regenhimmel mit Farben, die Madiha sonst nur von dekadenten, sarmaischen Festen kannte. Ihre Augen schwammen in Tränen der Rührung. Des Staunens und der Freude. Es war wundervoll zu sehen, wie sich das Schwarz in etwas anderes verwandelte. Die Farben der Freude perlten von den Dächern und trugen ihre stumme Kunde in die Welt. Es würde gut werden. Das Glück würde nach Andunie zurückkehren und es heilen… Madiha sah mit schwimmenden Augen zurück zu Corax. Sie lächelte. Ihr Herz war mit Zuversicht angefüllt und dem Bedürfnis, es allen zu zeigen. „Du bist wunderschön…“, flüsterte sie ihm entgegen und lachte freudig. Noch einmal sah sie auf die Farben. „Sieh dir nur an, was du im Stande bist zu tun…“, hauchte sie voller Ehrfurcht und trat auf Corax zu. "Ich liebe dich, Madi...", ihre Augen schwappten über vor Rührung. Sie umarmte ihn fest und aufrichtig. “Danke…“ „Danke…“, kam es zeitgleich von ihr. Sie schmiegte sich in sein Regenbogenkleid und strich liebevoll darüber. „Du bist so besonders… Glückbringer…“, flüsterte sie abermals und löste sich dann mit einem Lächeln. Madiha konnte gar nicht fassen, was Corax erschaffen konnte. Aber eines wusste sie, sie würde ihn nicht Leidträger nennen. Er war ein Glückbringer… und auch wenn beides dicht beieinander lag, so wählte sie lieber letzteres.

Madiha folgte Corax nun weiter durch die Stadt, doch die Dunkelheit und der Regen konnten ihr Gemüt nicht mehr trüben. Auch das, was sie erfahren hatte, rückte in den Hintergrund. Sie würde es schaffen und Caleb davon überzeugen, dass es andere Wege gab. Es war ein tolles Gefühl, sich so sicher sein zu können! Dabei beobachtete sie, wie sich der Schopf des Rabens immer wieder in allen Farben der Welt präsentierte und Corax leuchten ließ. Madiha lächelte noch immer, trotz der unschönen Gegend. Der Hafen hielt nicht mit der Akademie mit. Dort war es wie in einer Blase. Auch der Markt hatte vorgetäuscht, dass es gar nicht so schlimm um Andunie stand. Doch der Hafen… Madiha erinnerte sich gut an ihre Ankunft, allerdings schafften diese Erinnerungen es nicht, sie zu betrüben. Corax‘ Verwandlung hatte sie umgeben und füllte sie aus. Doch Glück war sehr flüchtig, wie sie nun ganz optisch erkennen durfte. Mit jedem Schritt näher, versiegte das Hochgefühl und Corax verwandelte sich wieder zurück. Madiha betrachtete ihn einen Moment und sah dann in sein Gesicht. "In meinem Nacken ist eine Feder locker. Die letzte, die weiß ist. Nimm sie dir, kleine Herrin. Nimm sie und nutze sie, falls ... falls alles schwarz wirkt. Vielleicht hilft sie ja. Und... Falls es nicht klappt... Madiha runzelte die Stirn und schüttelte schon ablehnend den Kopf, doch unterbrach sie ihn nicht. "Ich werde helfen. Ich helfe dir und Caleb ... aber ohne Verluste." Madiha holte tief Luft und nahm die letzte, weiße Feder entgegen. Sie betrachtete die schönen Farbverläufe und das Schimmern, wenn sie sie am Federkiel drehte. Dann aber hob sie den Blick und lächelte ihn an. „Ohne Verluste. Ohne Leid.“, nickte sie einverstanden und verstaute die kostbare Feder sorgfältig an dem feinen Glitzergürtel ihres Kleides. "Komm, er wartet schon, siehst du?", deutete er auf das einzige Schiff, das noch erleuchtet war. Madiha blickte auf und… klappte den Mund auf. Sie ließ sich von Corax führen und konnte doch die Augen nicht mehr von diesem Anblick lassen. An diesem Tag kam sie aus dem Staunen wahrlich nicht mehr heraus. Ihr Herz klopfte mit einem Mal und sie ließ den Blick über die ‚Blaue Möwe‘ wandern, die von unterschiedlichen Lichtquellen warm in Szene gesetzt wurde. Aufgeregte Nervosität befiel das Mädchen, das nichts Vergleichbares je erlebt hatte. Sie ließ sich von Corax hinsetzen, schaute aber trotzdem immer wieder zum Schiff hinauf. Erst als Corax noch mal das Wort an sie richtete, blickte sie zu ihm, der ihr half, die passenden Schuhe zu tragen. "Was immer wir vorhaben, liegt noch in der Zukunft. Bitte, genieß erst den Abend, kleine Herrin. Er hat sich viel Mühe gegeben." Madiha nickte ergriffen. „Das… sehe ich…“, hauchte sie fast tonlos, weil ihr die Stimme wegblieb.
Dann aber schritt sie die Reling hinauf und konnte das gesamte Ausmaß erkennen. Bereits der Weg hinauf war in warmes Licht getaucht, doch bevor sie das Deck betrat, blieb sie stehen und starrte regelrecht auf die Szene, die sich vor ihr ergoss. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust. „Oh, Caleb…“, flüsterte sie kaum hörbar. Sie erfasste mit glänzenden Augen die wundervollen Apfelbaumzweige mit ihren zarten Blüten in zartem Rosa oder Weiß. Der feine Duft nach süßer Frucht, der ihr in die Nase wehte. Sie sah zu den Lampen, die das Deck und die Masten einen wundervollen Schimmer bescherten. Sie reckte den Kopf und sah hinauf, wo der Mast sich sanft im ruhigen Gewässer wiegte. Dann fiel ihr Blick zurück auf den runden Tisch, liebevoll gedeckt und mit Herz vorbereitet. Madiha’s Blick verschwamm vor Rührung. Wie festgewachsen stand sie an der Reling und war erschlagen von all der Schönheit, der Romantik und… ihm. Ihre Augen fanden Caleb, der sich herausgeputzt hatte. Ihr Blick glitt über die Weste, die sich in das blaue Hemd schmiegte, als gehörten sie zusammen. Sie lächelte über seine widerspenstigen Haare und ließ den Blick auf seinem Gesicht ruhen. Ihr Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. "Äh ... ihr seid zu früh! Ich hab die Kerze am Tisch noch nicht entzündet und der Apfelwein ... das Essen ... ich ..." Eine Bewegung brach bei Madiha die Starre. Sie sah Corax nach, wie er sich unaufgefordert daran machte, die fehlenden Dinge zu bereinigen. Madiha aber sah zu Caleb zurück. Corax hatte furchtbar untertrieben, als er meinte, dass Caleb sich Mühe gegeben hätte. Madiha hatte nichts erwartet und alles bekommen. "Willst du erst etwas essen oder ta...?", dann trafen sich ihre Blicke und hielten sich aneinander fest. "Meine schöne Madi...", sie lächelte und strahlte, wie die hellsten Sterne. Madiha ließ die Tränen der Rührung kullern und kam endlich auf das Deck. Sie schritt zwischen den Blüten und Lichtern, ehrfürchtig, achtsam, dass sie auch ja nichts zerstörte und kam langsam auf Caleb zu. Dabei hielt sie seinen Blick mit ihrem gebannt. Madiha aber folgte dem Überschwang in ihrer Seele, griff mit beiden Händen nach Caleb’s Gesicht und führte es sanft zu ihrem. Sie schenkte ihm einen Kuss, der tiefe Zuneigung, Innigkeit und Dankbarkeit ausdrückte. „Ich bin überwältigt…“, hauchte sie ihm danach entgegen und sah sich abermals um. „Wie hast du … das geschafft…“, wollte sie wissen und man sah ihr deutlich an, wie sehr seine Mühen sie beeindruckten, sie zutiefst rührten. Trotzdem war da eine leichte Überforderung. Madiha kannte das nicht. Sie kannte weder dieses immense Glück, die pure Freude oder diese Aufmerksamkeit. „Ich kann mich kaum sattsehen…“, murmelte sie abermals und schloss die Augen. Sie holte tief Luft… „Dieser Duft…“, dann sah sie Caleb mit leuchtenden Augen an. „Lass uns tanzen…“, offenbarte sie ihm, ohne genau zu wissen, was da auf sie zukommen sollte. Madiha aber war beflügelt von der Romantik, die für sie sein sollte. Und sie würde noch ein Versprechen halten… sie würde diesen Abend genießen – alles andere konnte warten.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. August 2023, 07:44

Sie waren sich so ungemein ähnlich, obwohl sie doch so verschieden waren. Der eine ein Dunkelelf, die andere eine Sarmaerin. Und doch verbanden sie viele kleine Details enger, als es den Anschein hatte. Beide besaßen keine Eltern Beide waren als Sklaven aufgewachsen. Beide kannten Leid und beide entwickelten sich. Es war allerdings Corax, der mit seiner Gabe schon deutlich mehr erreichen konnte. Man konnte seine Entwicklung sehen, seine Wandlung und Madiha trieb es Tränen der Rührung in die Augen. Der farbenfrohe Regen, welcher Hoffnung auf Andunie fallen ließ, dann sein silbriges Haar, das ähnlich schimmerte und nicht zuletzt diese Juwelensplitter aus Regenbogenfragmenten, zu denen seine Augen geworden waren. Er war fast so schön wie seine Worte, ein Liebesschwur an eine junge Frau, die ihm trotz des Titels nie eine Herrin gewesen war. Sie war mehr. Sie war ihm eine Zuflucht, sie war Absolution für all seine Gräueltaten, die aus Verhaltensmustern geboren wurden, die man ihm aufgebürdet hatte. Sie war eine Freundin und Corax Rabenschrey würde es nicht mehr vergessen.
Allein für diesen einen Moment, in dem Corax glücklich war und all sein Glück über eine halbe Stadt verteilen konnte, für diesen Moment hatte es sich gelohnt. Ergriffen trat Madiha an ihn heran, schlang ihre Arme um ihn und erneut zeigten sie ihre Verbundenheit, indem sie einander dankten. Wofür? Für ein bisschen Glück. Mehr brauchte es nicht, für keine von diesen zwei Seelen.
"Du bist wunderschön ... Sieh dir nur an, was du im Stande bist zu tun ... Du bist so besonders ... Glückbringer..."
Und welches Glück er brachte! Es rann ihm aus den Augen. Flüssige Regenbögen benetzten Corax' Wangen. Er klammerte sich mit seinem verbliebenen Arm an Madiha. Er zitterte, so überwältigt war er. Er wusste nicht, wohin mit seinen Gefühlen und krächzte immer wieder leise als Übersprungshandlung. Dazwischen brachte er halb gestammelte Worte hervor, an denen er sich zu verschlucken drohte, weil seine Stimme sich immer wieder überschlug. "Du ... du bist das .... das ist ... dein Tun ... ich weiß doch n-nicht ... wie es funktioniert ... das mit ... dem Glück. Es passiert einfach." Wie auch immer er es anstellte, es war einfach nur wunderschön. Und es hielt an, bis sie den Hafen erreichten. Die Zuversicht schwand auch dann nicht, als Madiha Andunies dunkle Seite erneut sehen musste. An den Docks hatte sich nichts verändert. Hier herrschte kein Glück, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Der zweite offenbarte ihr eine kleine Insel inmitten all der Dunkelheit. Nicht einmal Venthas Regen erreichte das in Lampionlicht gehüllte Schiff. Die Blaue Möwe trotzte der Finsternis, dem Wetter und sie wartete auf Madiha. Ebenso wie Caleb auf sie wartete.
Nachdem Corax sich wieder zurückverwandelte - Glück war ein flüchtiger, rastloser Wanderer - schenkte er die letzte Feder, welche noch rein war, an seine kleine Herrin weiter. Sie war der Strohhalm, an den sie sich klammern konnte, sollte alles schief gehen. Beide wussten, dass Caleb hier etwas Freudiges hatte vorbereiten wollen. Beide wussten aber auch, dass danach seine Pläne in eine Richtung verlaufen würden, gegen die sie sich auflehnen mussten - gemeinsam.
"Ohne Verluste. Ohne Leid."
Der Rabe schaute Madiha lange an. Er war der Leidträger. Er konnte ihr nicht bestätigen, dass es so gut verlaufen würde. Vielleicht sah seine Lösung auch aus, das Leid zu tragen, denn er würde nicht daran vergehen. Doch, das würde er. Madiha hatte es in den Erinnerungen seines Federkleides gesehen, gehört. Er selbst hatte Caleb darum gebeten, das Risiko nicht einzugehen. Sie konnte sich darauf verlassen, dass Corax sich dieses Mal nicht opferte. Er würde dieses Leid nicht tragen. Dieses Mal nicht.
Die Zuversicht beschwingte, aber ebenso tat es das wundervolle Bild, welches die Blaue Möwe abgab. Sie zeigte sich von ihrer besten Seite. Nein, das hier ging weit darüber hinaus. Erst der schöne Strandfleck an den Klippen, dann das Badehaus, nun das hier. Und da stand Caleb, gestriegelt und mit zerzaustem Haar, etwas nervös, aber glücklich. Er lächelte, bis er sich Madihas Schönheit gewahr wurde und dann in Sprachlosigkeit verfiel. Corax sah, dass der schattenhafte Zeitpunkt noch fern lag, also tat er sein Bestes, um diesen Moment zu perfektionieren. Er huschte an Madiha vorbei, streifte Caleb kurz mit Blicken und kümmerte sich dann sowohl um den Wein als auch das Abendessen. Bis gedeckt wäre, würde noch etwas Zeit vergehen, vor allem, weil er alles mit einer Hand erledigen musste. Caleb und Madiha hatten Zeit. Sie hatten Zeit, einander zu betrachten, zu bewundern, sich neu zu verlieben und natürlich auch, um zu tanzen.
Bevor es dazu kam, umfasste die Prinzessin im Nachthimmelkleid ihren Prinzen. Sie zog dessen Gesicht an ihres heran und schenkte ihm einen innigen Kuss. Überrumpelt brauchte Caleb einen Moment, ehe er ihn unter dem Brummlaut eines zufriedenen Katers erwiderte. Seine Hände legten sich wie von selbst an Madihas Hüften. Er streichelte den samtweichen Stoff ihres Kleides und vergaß sich in ihrem Kuss. Seine Lippen wollten sich gar nicht von den ihren lösen, aber Madiha war so ergriffen, dass sie nicht in dieser Geste der Zuneigung stillhalten konnte.
"Ich bin überwältigt ... Wie hast du ... das geschafft...?"
Caleb ließ seinen Blick schweifen. Röte stieg ihm in die Wangen und er schaute über die Zweige mit Apfelblüten hinweg, an den Lichtern vorbei und zu dem Tisch. Corax entzündete die Kerze, wedelte das Steichholz aus. Beide Männer blickten sich kurz an. Der Rabe schüttelte leicht den Kopf. Er lächelte dabei. Calebs Blick kehrte zu Madiha zurück, während eine Hand sich in seinen Nacken legte. "Sagen wir, ich schulde jemandem etwas für seine Hilfe..." Er räusperte sich. "Aber den Wein hab ich ausgesucht!"
Im Hintergrund knallte ein Korken, prallte an einem der Lampions ab, den es sogleich zu Boden schickte. Der Korken selbst aber verschwand in der Dunkelheit und landete vermutlich irgendwo im Meer. Corax biss sich auf die Unterlippe und eilte sich, das Licht von Deck zu pflücken. Caleb schmunzelte. "Ohja, eine große Schuld", murmelte er. "Und ich werde noch so viel mehr verlangen müssen ... Danke..." Die feinen Ohren des Dunkelelfen zuckten. Corax schaute auf. Jetzt war sein Blick ernst, aber er nickte. Doch er sah auch, dass der Moment nun nicht getrübt werden durfte, also schwieg er. Es würde schon noch dazu kommen, aber jetzt nicht. Jetzt sollte die Prinzessin ihren Traum erleben. Der Rabe glitt in die Schatten, bis nur noch seine Rubinaugen zusammen mit dem Kerzenlicht funkelten. Er winkte mit der Hand, blies über seine offene Handfläche. Nebel umwaberte das Schiff, aber es war keiner von der beklemmenden Sorte. Er wirkte fast ein wenig rötlich, als trüge er gasförmiges Feuer mit sich. Winzige goldene Funken glitzerten in den Wolken, die Caleb und Madiha nun umgaben, um auch den Rest einer verstörenden Welt auszublenden. Es gab nur noch das Schiffsdeck, das Meeresrauschen zusammen mit dem entfernt sanften Prasseln des Regens, den Nebel, die durchdringenden Lichter, den feinen Duft der Apfelblüten und sie beide.
"Lass uns tanzen..."
Caleb nickte. Er behielt eine Hand an Madihas Hüfte und ergriff ihre andere. Dann runzelte er die Stirn. "Ich hab bestimmt seit zehn Jahren nicht mehr so getanzt. Achwas, es ist noch länger her! Mach dich bereit, Plattfüße zu bekommen." Er gluckste und versuchte, sich an die klassische Haltung der Tänzer bei adligen Festivitäten zu erinnern. Festlichkeiten, an denen er nie teilgenommen, sondern sich lieber unter einem Vorwand davongestohlen hatte. Trotzdem hatte auch Caleb Lehrstunden hinter sich und langsam krabbelte die Erinnerung an jene zurück an die Oberfläche. "Leg deine freie Hand auf meine Schulter. Ich hab den Kürzeren gezogen - Männer führen. Ha, verdammt!" Er lachte, neigte sich zu Madiha herüber und sah ihr tief in die Augen.
Plötzlich erklang Musik. Sie war leise, langsam und romantisch. Jemand spielte Geige zusammen mit einem Klavier und ein lieblich klingendes Glockenspiel gab vereinzelt feengleiche Töne von sich. Caleb grinste auf, schüttelte den Kopf. "Dieser dumme kleine Elf verausgabt sich noch..." Aber er nahm es hin. Es war zu schön, um Corax daran zu erinnern, dass auch seine magischen Kräfte irgendwann erschöpft wären. Madiha wollte tanzen und dieser wahrgewordene Traum bot die beste Gelegenheit.
Caleb wartete, bis er den Takt fand. Dann setzte er einen Schritt nach vorn, den nächsten zur Seite. Da die Melodie langsam war, konnten sich beide Tanzenden ohne Stress anpassen. Im Grunde war es auch vollkommen egal, denn niemand schaute ihnen zu. Sie waren für sich und sie konnten auch ihre kleinen Fehler genießen. Caleb machte einige davon. Er war kein guter Tänzer. Mehr als einmal trat er Madiha auf das Kleid, ihre Füße blieben allerdings verschont. Schließlich genügte es dem Dieb aber an Missgeschicken. Er löste seine Hand aus Madihas und legte sie stattdessen ebenfalls an ihre Hüfte. "Wir tanzen jetzt auf meine Art", meinte er. Dann hob er seine Prinzessin an, wirbelte sie mehrmals im Kreis, dass ihr Kleid sich weit ausbreitete, als wollte es sich wie eine zweite Haut über den Nachthimmel legen. Die Juwelen im Stoff glitzerten wie der rote Zaubernebel und sie flog, flog hoch über Calebs ausgestreckten Armen, zwischen den Lampions. Apfelblüten schwebten an ihr vorbei wie kleine weiße oder zartrosa Schmetterlinge. Schließlich senkte Caleb die Arme, so dass Madiha zurück zu ihm sank. Er setzte ihre Schuhspitzen auf den eigenen Füßen ab. So konnte er ihr weder auf das Kleid noch auf die Füße treten. Dann tanzte er die Schritte und Madiha musste sich nur tragen lassen. Sie schritten gemeinsame Reigen ab, drehten sich und waren einander unsagbar nahe. Caleb schaute ihr unentwegt beim Tanz in die Augen. Seine Wangen glommen in süßem Rot, seine Augen leuchteten verliebt. Er war glücklich.
Als der Nebel sich langsam legte und den Blick zurück auf den wolkenfreien Flecken Nachthimmel freigab, der über dem Schiff schwebte, setzte Caleb seine Angebetete zurück auf das Deck ab. Die Musik verstummte. Der Blick zum Tisch wurde wieder frei. Corax hatte die Zeit genutzt. Alles war gedeckt, die Kerze flackerte lieblich und auf den Tellern lag bereits der erste Gang.
"Eigentlich serviert man immer zuerst Suppe, aber ..." Caleb zuckte mit den Schultern. Er führte Madiha zu ihrem Platz und half ihr, sich mit dem weiten Kleid zu setzen. Corax schenkte ihr Wein ein, dann Caleb. Jener setzte sich ihr gegenüber. Zwischen ihnen wartete die Leibspeise andunischer Wachen. Es gab Brathähnchen in einer süßsauren Apfel-Sahnesoße, dazu gestampfte Kartoffeln. Alles war mit einer Honigmarinade überzogen und mit kleinen Nussrapseln bestreut. "Lass es dir schmecken, Madi. Aber stopf dich nicht zu sehr voll. Als Nachtisch darfst du einen echten, andunischen Apfelku-"
Corax räusperte sich. Caleb sah zu ihm auf und der Elf schüttelte voll Bedauern den Kopf. Die Augen des Diebs weiteten sich. "Du hast keinen Apfelkuchen bekommen?!"
"Nicht den, den du wolltest..."
"A-aber ... das ist Andunie! Wo, wenn nicht hier gibt es Apfelkuchen? Corax, du musst doch ... wenigstens ein Stück? Irgendein kleines Eckchen?!"
"Ich habe Vanillepudding mit heißer Apfelsoße bekommen."
Caleb seufzte und ließ kurz den Kopf hängen. Entschuldigend schaute er über den Tisch hinweg. Dann lächelte er schief. Auch von diesem kleinen Missgeschick ließ er sich nicht den Abend verderben. Jedenfalls überspielte er seine Enttäuschung gekonnt. "Er hätte ohnehin nicht an den besten Apfelkuchen Celcias herangereicht", meinte er. "Den kann nämlich nur meine Mama machen."
"Ich könnte sie suchen gehen und...", bot Corax an, aber Caleb langte nach seinem Arm, bevor der Rabe auch nur auf die Idee kam, einfach loszustiefeln. Der Dieb schaute zu ihm auf. "Ein anderes Mal. Ich brauch dich heute hier." Corax spähte zu Madiha herüber. Beide wussten, was heute noch kommen sollte. Aber nicht jetzt, noch nicht. Erst wurde gegessen.

Auch ohne Apfelkuchen schmeckte es einfach nur fantastisch. Wer auch immer dieses Gericht zubereitet hatte, musste nur die besten Zutaten verwendet und eine Ausbildung zum Meisterkoch genossen haben. Es fiel schwer, nicht das ganze Brathähnchen zu verputzen, um noch Platz für den Pudding zu machen und obenauf kam noch dieser gereifte andunische Apfelwein, der durchaus ein wenig zu Kopf steigen konnte. Aber er schmeckte vollmundig, behielt trotzdem eine erfrischende Süße, dass es dem Gaumen schmeichelte. Zum Schluss gab es allerdings noch einen Becher heißen Kakao mit Sahne, Apfelkrümeln und Zimt. Allein der Duft verführte dazu, sich in eine Decke kuscheln und vor einem Kamin den Restabend verbringen zu wollen. Caleb hatte das nicht vor. Er schaute über den Rand seiner Tasse hinweg zu Madiha herüber. Dann setzte er sie ab und behielt ein Sahnebärtchen auf der Oberlippe zurück. Er bemerkte es nicht, fuhr stattdessen mit der Hand in seinen Nacken und spähte zur Seite. Ging es jetzt los? Caleb wirkte nervös. Corax musterte ihn von seinem Platz als schattenhafter Diener aus mit wachsender Körperspannung.
Der Dieb atmete durch. "Madi, ich ... das war ein schöner Tag. Und ich möchte, dass du ihn niemals vergisst. Das klappt am besten mit einem Geschenk und eigentlich wollte ich dir einfach nur all die Sachen überreichen, die wir dir heute haben kaufen können. Vielleicht noch einen Strauß Blumen, aber ... ich hab dann ... auf dem Markt etwas Anderes gesehen. Ich ... mir war es wert, dafür in den Knast zu kommen, denn ... es ist für dich bestimmt und nur für dich. Ich musste es haben, auch wenn mir inzwischen das Geld ... ach! Hier! Für dich, Madi!" Caleb schob etwas über den Tisch. Es handelte sich um ein kleines Kästchen aus dunkelbraunem Holz. Das Licht der Kerze reflektierte warm gülden auf der Oberfläche.
Sollte Madiha ihre Neugier nicht zügeln können und das Kästchen öffnen, fände sie darin in eine Fassung geschmiedete Feuermagie vor ... oder Corax Augen. Wie ein Krönchen samt Halskette scmiegten sich viele kleine Rubinsplitter um einen großen, ovalen Stein in der Mitte einer Ringeinfassung aus purem Gold. Der Stein selbst war kein Rubin. Seine Oberfläche war ungeschliffen, glatt und das Rot in seinem Inneren schien fast zu pulsieren. Goldene Sprenkel erinnerten an Kjetello's Augen oder an die Funken im Zaubernebel, den Corax geschaffen hatte. Von Gold umrahmt wartete Madihas Feuermagie in einem Schmuckstück darauf, zu glänzen.

(Bild des Rings im Kästchen)

"Gefällt er dir?", fragte Caleb mit halb erstickter Stimme. Er hielt den Atem an und wirkte angespannter als Corax bis eben. "Falls er nicht passt, finden wir einen Feinschmied, der den Ring entsprechend enger oder breiter machen kann. Ich dachte nur, der Stein ... das sind Rubine, glaube ich und auf dem Schild am Marktstand stand geschrieben, dass in der Mitte ein Feuer-Sonnenstein verarbeitet wurde. Ich ... kenne mich mit Steinen nicht aus oder mit Schmuck, aber ... er erinnert mich an dein Feuer."
"Ist das ein Verlobungsring?", drang die Frage des Raben zum Tisch herüber und Caleb verschluckte sich an seinem Wein. Er hustete, klopfte sich auf die Brust, bis er sich wieder beruhigt hatte. Dann funkelte er Corax fast böse an. "Nein!", rief er, schielte zu Madiha herüber und musterte sie. Dann warf er die Hand in den Nacken. "Das heißt ... äh ... würdest du denn Ja sagen? Ich meine... nein!" Er winkte ab, fuhr sich durch das Haar und grinste schief. "Dafür ist's zu früh, nicht wahr? Ich äh ... wär's denn ein Ja, also FALLS es ein Verlobungsring ... also ... naja, ich bräuchte wohl auch den Segen meiner Eltern und ... also du sagst Ja, hm? Oder nicht? War nur ein Scherz, der Ring ist einfach nur ein Geschenk!" Trotzdem lugte Caleb zu Madiha herüber mit einem neugierigen Lauern im nervösen Blick. Auch Corax beobachtete die Szene, bevor er seinen Kopf gen Andunie ausrichtete und zu dem großen Gebäudekomplex auf den Klippen schaute. Dann schloss er die Augen, drehte sich halb ab, um die Stimmung nicht zu ruinieren. Erst musste die Sache mit dem nackten Kjetell'o geklärt werden, bevor er auch nur ansatzweise an mehr denken konnte. Aber auch bei Caleb schien die Idee sich erst jetzt zu festigen. Er wurde etwas ruhiger, wartete allerdings gespannt darauf, ob Madiha irgendeinen unterschwelligen Hinweis gab.
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Madiha Al'Sarma
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Montag 7. August 2023, 11:13

"Du ... du bist das .... das ist ... dein Tun ... ich weiß doch n-nicht ... wie es funktioniert ... das mit ... dem Glück. Es passiert einfach." Madiha starrte mit feuchten Augen auf all das, was erschaffen wurde, um sie glücklich zu machen. Sie konnte sich kaum sattsehen an den Lichtern, den Blüten und… Caleb. Dabei hallten aber Corax‘ Worte in ihr wider, die er erst vor kurzem gefunden hatte. Nicht sie war es, die in ihm Glück auslöste. Es war das Glück, das sie selbst erfuhr und sie mit ihm teilen wollte. Glück, das sie beide nicht hatten haben können und sie nun bereitwillig abgab. Sie würde ihr eigenes Glück nicht über Corax stellen, um mehr zu erhalten. Sie würde das, was sie bereits besaß mit ihm teilen, damit sie beide etwas davon haben konnten. Madiha holte tief Luft und war vollkommen sicher, dass sie kaum mehr Glück haben konnte. Es war so schon viel und sie überfordert damit. Aber auf eine wundervolle Art und Weise. Und das zeigte sie Caleb, der nervös und leicht konfus wirkte. Sie küsste ihren Dieb, der längst alles von ihr gestohlen hatte und legte ihre Rührung hinein. Seine Hände glitten zu ihren Hüften und der warme Druck ließ sie seufzen. Sicherheit. Wenn er sie berührte, fühlte sie sich sicher. Sie hätte wohl Stunden so zubringen können, wenn sie nicht so fasziniert von der Atmosphäre gewesen wäre. "Sagen wir, ich schulde jemandem etwas für seine Hilfe... Aber den Wein hab ich ausgesucht!“ Madiha war seinem Blick gefolgt und fand Corax, der lächelte und sich im Hintergrund kümmerte. Sie schenkte auch dem Raben einen intensiven Blick. Madiha wusste zu schätzen, was er hier tat. Sie beiden wussten das. "Ohja, eine große Schuld! Und ich werde noch so viel mehr verlangen müssen ... Danke..." Madiha verstand ihn nicht und blickte ihn fragend an.
Doch überging er das und sie wollte in diesem Moment nicht nachfragen. Denn jetzt waberte Nebel um sie herum, hüllte sie ein in einen Kokon aus Faszination und purer Freude. Madiha japste nach Luft und sah kurz zu ihren Füßen. Alles war wie aus einem Märchen. Einem Märchen, das sich die Mädchen in Sarma erzählten, wenn sie des Nachts nicht schlafen konnten, weil eine von ihnen die Qualen herausschrie und sie alle zitterten, wer die nächste wäre. Caleb wusste die Situation mit seinem natürlichen Charisma aufzulockern. "Ich hab bestimmt seit zehn Jahren nicht mehr so getanzt. Achwas, es ist noch länger her! Mach dich bereit, Plattfüße zu bekommen.", Madiha lachte leise. „Oder du, ich… kann ja gar nicht tanzen!“ Jedenfalls nicht so., dachte sie noch, doch wurde sie auch nie wegen ihrer erotischen Hüften vorgeführt.

Natürlich gab es Momente, da wurden die Mädchen auf Festen zur Zier hingestellte und sollte sich in knappen Bauchtanzkostümen präsentieren. Sie aber war nie gut darin gewesen. Reize wusste sie mit ihrem dünnen Körper kaum zu wecken, einzig, dass sie verfügbar war. Und früher hatte ihr Gesicht tatsächlich etwas Reizvolles gehabt, jetzt war es nur noch entstellt. Bevor Madiha in ihrer sumpfigen Erinnerung versinken konnte, begann Musik zu spielen und Caleb bewegte sich vorsichtig. "Leg deine freie Hand auf meine Schulter. Ich hab den Kürzeren gezogen - Männer führen. Ha, verdammt!" Sie lachte abermals und folgte seinen Anweisungen. Seinen Blick erwiderte sie so voller Liebe für ihn, dass sie die Umgebung vergaß. Sie verschwendete keinen Gedanken an etwaige Zuschauer oder der Düsternis des Hafens. Madiha genoss. Sie sah ihren Caleb und als die Musik den richtigen Takt erreichte, folgte sie seinen Füßen fast automatisch. Sie schwebte… Madiha’s Herz sprudelte über vor Gefallen an diesen Bewegungen. Auch wenn ihr Kleid etwas litt, trübte das nicht ihren Spaß daran. Und ihrem Gedanken daran, welch großes Glück sie hatte. “Wir tanzen jetzt auf meine Art!“, hörte sie Caleb sagen und wartete geduldig, was er damit meinte. Plötzlich wirbelte er sie hoch und Madiha sah erst erschrocken zu ihm, dann aber richtete sie ihren Blick auf all die Schönheit hier an Bord. Sie breitete ihre Arme aus und schloss die Augen. Sie konnte fliegen… sie flog über all die schlechten Nächte, all die Schmerzen und Tränen. Sie flog über ihre Vergangenheit hinweg und schaffte eine Brücke zwischen ihrem alten Leben und diesem neuen. Es war wundervoll so frei zu sein. Frei von allen Ketten….
Langsam sank sie auf seine Schuhe zurück und hielt sich an seiner Brust fest. Sie erwiderte den Blick, während ihre Hände zu seinem Nacken glitten und sich dort besser halten konnten. Dann vollführte er abermals Tanzschritte und sie schwebte mit ihm mit. „Ich bin so unsagbar glücklich, Caleb…“, flüsterte sie und lächelte ihn an. Sein Blick jagte ihr wohlige Schauer über den Körper und ließ ihr Herz aufgeregt klopfen. Sie streichelte ihn im Nacken, um ihre Worte zu unterstreichen und schmiegte sich daraufhin an seine Brust. Madiha seufzte ergriffen und schloss für einen Moment die Augen, um diesen Moment tief in sich aufzusaugen und niemals mehr vergessen zu können.
Dann endete die Musik und ihr war sogar ein wenig schwindelig von den Bewegungen und dem Drehen. Und der Gesamtheit dieses Abends – dieses Tages! Dass sich Caleb so unwahrscheinlich viel Mühe gegeben hatte, sich Gedanken um sie machte, sich fragte, was ihr gefallen könnte… Madiha sah kurz zu Corax und lächelte. Sie verstand, dass es manchmal jemanden brauchte, der einem zeigte, dass Glück überall zu finden war. Dann aber schien etwas nicht nach dem Plan des Diebes zu laufen. Sie wechselte ihren Blick zwischen den Männern hin und her und griff dann über den Tisch, um Caleb’s Hand zu erreichen. „Dann gibt es noch etwas, das du mir bei nächster Gelegenheit zeigen kannst.“, glättete sie die Wogen und lächelte ihn an. Es machte ihr nichts aus. Für sie war das alles sowieso perfekt und nichts hätte daran etwas ändern können… Bis auf Caleb’s Reaktion, als Corax gehen wollte. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, während sie ihre Hand zurückzog und sich auf ihrem Stuhl anlehnte. Sie betrachtete die Szene. Sie wusste, worum es ging. Ihr wurde flau und so räusperte sie sich und blickte auf den ersten Gang. „Essen wir?“, fragte sie lächelnd und versuchte das ungute Gefühl wieder zu vertreiben. Was nicht so schwer war, denn das Essen war so gut, wie sie noch nie gegessen hatte. Nun, das war bei ihrem untrainierten Gaumen überhaupt nicht schwer, aber das Mädchen erfreute sich einfach an allem, was es zu entdecken gab. Und es schmeckte wirklich gut. Sie aßen, sie redeten und lachten. Es war ein so gelungener Abend, dass Madiha am Ende auf ihren nach Zimt riechenden Kakao starrte und das Gefühl hatte, gleich zu platzen. Noch nie hatte sie so viel zu sich genommen! Diese Mahlzeit war weitaus mehr als sie manchmal an einem Tag bekommen hatte! Sie war wirklich sattgegessen.

Als Caleb seine Tasse abstellte, lachte sie und deutete auf seine Lippe. Madiha war gelöst, zufrieden und das zeigte sich auch in ihrem Verhalten. Sie wirkte sehr viel lockerer, nicht so… angespannt und schüchtern. Ihre Augen blitzten dann verspielt auf und sie trank ebenfalls einen Schluck, damit ein Sahnebärtchen zurückbleiben konnte. Sie grinste Caleb an, dann Corax und tat so, als wüsste sie nichts. Der kleine Spaß endete, als Caleb das Wort erhob und sie sich kichernd die Sahne ableckte, und dann aufmerksam zuhörte. "Madi, ich ... das war ein schöner Tag. Und ich möchte, dass du ihn niemals vergisst. Das klappt am besten mit einem Geschenk“ Sie schüttelte den Kopf und wollte schon einlenken. Er hatte ihr bereits so verdammt viel geschenkt, dass es ihr langsam unangenehm wurde. Nie war sie solche Aufmerksamkeit gewohnt gewesen! Doch Caleb war noch nicht fertig und sprach weiter: “und eigentlich wollte ich dir einfach nur all die Sachen überreichen, die wir dir heute haben kaufen können. Vielleicht noch einen Strauß Blumen, aber ... ich hab dann ... auf dem Markt etwas Anderes gesehen. Ich ... mir war es wert, dafür in den Knast zu kommen, denn ... es ist für dich bestimmt und nur für dich. Ich musste es haben, auch wenn mir inzwischen das Geld ... ach! Hier! Für dich, Madi!" Mit fragenden Augen blickte sie auf das kleine Kästchen. Unsicher wechselte sie Blicke zwischen Corax und Caleb und schob dann langsam eine Hand vor, um das Kästchen zu ergreifen. „Caleb… Das ist doch… du hast so viel…“, wollte sie irgendwie sagen und hielt das Kästchen in den Händen. Ihr Herz klopfte abermals als sie es öffnete. Ihr klappte der Mund auf, als sie den wundervollen Ring sah. Fasziniert starrte sie auf den Stein in der Mitte, der aussah, als hätte jemand das Feuer darin eingefangen. Ihr Herz flatterte. „Er ist… wundervoll…“, wurde sie ihm nicht gerecht und schluckte. Sanft fuhr sie mit ihrer Fingerkuppe darüber. Er war so wertvoll, so unsagbar kostbar auf vielen Ebenen. „Ich bin sprachlos…“, meinte sie ehrlich und sah über den Schmuck hinweg zu Caleb, der sich offenbar kaum vor Spannung halten konnte. Offenbar erwartete er etwas, das sie nicht verstand. Corax war es, der ihr Zeit verschaffte. "Ist das ein Verlobungsring?" Caleb’s Reaktion kam prompt. Er verschluckte sich, hustete und sah den Raben scharf an. "Nein!" Madiha verfolgte das Geplänkel der beiden. "Das heißt ... äh ... würdest du denn Ja sagen? Ich meine... nein!" Fragend blinzelte Madiha, sah zum Ring, zu Caleb, zu Corax. „Verlo…?“ "Dafür ist's zu früh, nicht wahr? Ich äh ... wär's denn ein Ja, also FALLS es ein Verlobungsring ... also ... naja, ich bräuchte wohl auch den Segen meiner Eltern und ... also du sagst Ja, hm? Oder nicht? War nur ein Scherz, der Ring ist einfach nur ein Geschenk!" Madiha schwieg. Sie verstand tatsächlich nicht, worum es eigentlich ging. Erneut blickte sie auf das Kästchen und den Ring.

Vorsichtig holte sie ihn aus dem Kästchen und hielt ihn zwischen Zeigefinger und Daumen beider Hände. Dann aber, ganz plötzlich, kam die Erkenntnis auch bei ihr an. „Verlobung!“, stieß sie überrascht aus und sah Caleb vollkommen perplex an. „Wie auf dem Schiff…“, erinnerte sie sich, an ihre Ankunft hier. Da hatte Corax sie und Caleb als Verlobte vorgestellt. Mit einem Mal aber wurde sie nervös und ihre Hände ganz kalt. Ihre Augen schwammen plötzlich in Tränen, während sie den Blick vom Ring löste und über den Tisch zu Caleb schweifen ließ. Erneut war sie überwältigt und zeigte es offen. Sie wusste, dass in Sarma manchmal ein Mann einer Frau Schmuck oder eben Ringe schenkte, um jeden daran zu erinnern, dass sie zu ihm gehörte. Manchmal wurden rauschende, teure Feste gefeiert, um diese Verbindung zu feiern. Sie hatte davon gehört. Sie kannte aber sonst keine solche Verbindungen. Ihre Finger zitterten und sie packte den Ring lieber schnell wieder zurück in seine sichere Schatulle. Sie fühlte sich überrumpelt und überfordert. Die erwartungsvollen Blicke des Diebes, hielt sie kaum aus. Der Druck erhöhte sich, ohne dass Madiha wusste, warum eigentlich. Es war als sollte sie hier und jetzt eine Entscheidung treffen, die sie unmöglich treffen konnte. Sie hob nach gefühlt ewiger Zeit den Blick und sah Caleb an. „Dieser Abend, dieser Tag, ist das wundervollste, das ich je erlebt habe. Ich… ich bin buchstäblich überwältigt von allem, was ich heute erleben durfte – dank dir…“, ihr Blick glitt kurz zu Corax. „und dir.“, fügte sie leise an, ehe sie aber zum Dieb zurückkehrte. „Ich habe das Gefühl, kaum Luft zu bekommen vor … vor Glück.“, sprach sie weiter und schluckte. „Caleb, ich gehöre dir… mein Herz, meine Gedanken – meine Gefühle. Alles deins.“, sagte sie aufrichtig und lächelte leicht. „Ich würde wohl vor Glück vergehen, wenn du ausgerechnet mich erwählst, um allen zu zeigen, dass ich zu dir gehöre…“, adaptierte sie das, was sie in Sarma gehört hatte, und übertrug es auf Caleb’s Geschenk, das erst durch Corax noch viel mehr Gewicht bekam. „…Ich weiß aber auch, dass Ketten – egal welche Form sie tragen – nicht deinem Sinn des Lebens entsprechen.“, sprach sie leise weiter und schluckte kurz. Es war richtig, aber fühlte sich trotzdem nicht so an. „Ich würde diesen Ring gern tragen…“, sie musterte das kostbare Kleinod abermals. „aber erst, wenn du dir sicher bist, dass es auch wirklich das ist, was du willst.“, schloss sie und hob den Blick wieder an. „Ich laufe dir nicht weg…“, flüsterte sie und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie lächelte tapfer. Das war viel gewesen und ihr überhaupt nicht leichtgefallen, hier nun die Entscheidung treffen zu müssen. Sie wusste, was sie fühlte, und zweifelte nicht daran, dass sich nichts daran ändern würde. Aber sie wusste auch, dass sie ihn enttäuschen würde… ganz bald schon und sie wollte ihn nicht an etwas binden, was er dann bereuen könnte.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. August 2023, 08:17

Madiha erhielt eine Bestätigung von Corax' Worten, die nicht nur das waren. Sie konnten als Beweis angesehen werden für ihre eigene These. Glück, das man miteinander teilte und mochte es auch nur so winzig sein, bewirkte etwas. Es berührte einen selbst und andere. Dadurch wuchs es zu einem sehr machtvollen Instrument an, das wiederum geteilt werden konnte und so weitere beeinflusste. Es veränderte Leben, nur weil sich irgendwann im Laufe der Geschichte irgendwo jemand entschieden hatte, andere über seine Freude an etwas teilhaben zu lassen.
Der kleine Gott Feylin war Vertreter des Glücks. Er symbolisierte Hoffnung und diese wuchs aus Glück heraus, aber er selbst hatte es nicht geschaffen. Er war von Phaun und Florencia aus einem ihrer glücklichsten Momente geschaffen und damit genug beschenkt worden, um der Gott dieser Macht zu werden. Sie hatten ihr Glück geteilt und Celcia durfte nun auf den kindlichen Naseweis hoffen, wenn die Welt düster und trüb war.
Corax kannte Feylin nicht und ebenso ging es Madiha. Sie konnten ihn nicht anrufen, wenn die Aussichten schlecht standen. Im Moment mussten sie das aber auch nicht. Jetzt schienen sie selbst wie kleine Götter, wie Florencia, wie Phaun, wie Feylin ... sie teilten ihr Glück. Vor allem das Kind der Wüste erblühte unter all der Aufmerksamkeit, die man ihr schenkte. Caleb hatte sich nicht nur Mühe gegeben, er hatte sich buchstäblich selbst übertroffen. Das konnte er: Madiha regelmäßig mit immer neueren Überraschungen zum Staunen bringen. Ihr Herz wusste schon gar nicht mehr, wieviel schneller es noch schlagen sollte und ihre Augen schwammen beinahe so oft in Tränen wie in den Tagen, in denen sie hatte glauben müssen, er wäre gestorben. Dieses Mal aber waren es glückliche Tränen. Tränen der Rührung, die höflich genug erschienen, nicht über den Rand ihrer Lider hinweg zu schwappen, um irgendjemand in Sorge zu versetzen. Nein, Sorge hatte sich veraschiedet, wenigstens für kurze Zeit.
Vor dem Essen wäre sie beinahe zurückgekehrt, denn Caleb wollte den Raben für den Abend nicht entlassen. Er sagte, er brauche ihn. Madiha und Corax kannten den Grund. Ehe sich aber das flaue Gefühl im Magen des Mädchens wieder ausbreiten konnte, erstickte sie es mit einer Mahlzeit, die ihresgleichen suchte. Insgeheim konnte Madiha froh sein, nicht auch noch ein Stück andunischen Apfelkuchen in sich hineinstopfen zu müssen. Sie platzte aus allen Nähten, so satt war sie. Es hatte wunderbar geschmeckt! Nie zuvor hatte sie so etwas essen dürfen. Für sie war eine stibitzte Dattel schon der Höhepunkt einer Woche in einem Leben als Sklavin und nun? Sie saß hier, hatte so viel verputzt, dass es für die Madiha aus Sarma eine Woche lange genügt hätte. Sie trug das schönste Kleid, das sie sich auch nur erträumen konnte. Ihre Haare waren frisiert und nicht zuletzt war sie von Freunden umgeben. Männer, die ihr kein Haar krümmen wollten. Männer, die sie liebten. Caleb war hier...
Natürlich konnte der Dieb es nicht einfach dabei belassen. Es wurde schon fast zum Muster und könnte eines Tages vielleicht Enttäuschung hervorrufen, wenn Madiha schlichtweg erwartete, dass er noch ein weiteres Sahnehäubchen auf das bestehende Sahnehäubchen setzte. Irgendwann musste es eben eine Kirsche als krönender Abschluss sein. Oh und wie schön diese Kirsche nun leuchtete!
Nachdem Caleb ihr ein kleines Kästchen überreicht und Madiha es geöffnet hatte, glitzerte ihr ein Ring entgegen, wertvoller wohl als ganz Sarma. Wertvoller als Celcia selbst, mit allem Leben darauf - zumindest aus der Sicht der kleinen Sarmaerin. Dieses Geschenk würde sie nie wieder hergeben. Nicht nur, weil es von ihrem liebsten Dieb stammte, sondern weil er es mit so viel Bedacht und auch Opferbereitschaft ausgesucht hatte. Er hatte seine Freiheit riskiert, um es zu ergattern.
Und genau diese Freiheit wollte er jetzt aufgeben?
Corax war er, der den Begriff der Verlobung ins Spiel brachte. Er sah es pragmatisch. Er würde Azura wohl nur dann einen solchen Ring schenken, wenn seine Motive in diese Richtung gingen. Er war eine gute Seele und trotzdem hatte sein Leben ihn in eine Richtung geprägt, in der er nicht einfach aus Nächstenliebe Materielles vergab. Doch er entwickelte sich und so konnten schwarze Federn ganze Stadtbezirke wie unter einem Segen Feylins mit Hoffnung und Glück versorgen - einfach so. Weil er die guten Dinge an sich teilen wollte, so wie er die schlechten von anderen nahm. Der Prinz des Leids sollte eines Tages zum König aufsteigen.
Und Caleb? Sollte er gar Madihas König werden? Wollte er an ihrer Seite sein, ihr einen Palast aus ewiger Liebe schenken und ihn mit einer Armee seiner Erben bemannen? Seinem ersten Eindruck nach zu urteilen hatte er sich selbst über Corax' Frage nach einem Verlobungsring erschreckt. Nun aber stammelte er, ließ durchblicken, dass der Gedanke ihm offenbar doch gefiel. Für Madiha war es schwer zu deuten. Sie wusste, dass sie hier und jetzt keine Entscheidung treffen konnte und auch nicht sollte. Zu wenig abgewägt wäre diese. Zu wenig der Konsequenzen bedacht, die ein Ja oder Nein mit sich bringen könnte. Aber sie spürte die schleichende Erkenntnis in sich aufsteigen, dass sie Caleb hierbei nur enttäuschen konnte. Entweder lehnte sie sein Angebot ab, machte ihn an diesem wundervollen Abend todunglücklich oder aber sie stimmte zu und legte ihm die Ketten der Ehe an. Caleb war ein Freigeist, durch und durch. Ganz gleich, was Madiha sagte, sie würde sein Herz vernichten. Unsicherheit befing sie, hielt sie mit eisernem Griff. Letztendlich siegte ihr Herz. Sie konnte es nicht für sich behalten. Nicht aus dem Grund heraus, dass sie selbst darunter zu leiden hätte - das war ihr möglich. Sie konnte sich zurückstellen, ihre Bedürfnisse ignorieren und lange, still und schweigend für sich leiden.
Was sie nicht konnte, was es, Calebs Frage unbeantwortet zu lassen. Er wartete mit wachsender Nervosität darauf. Daraus würde Unsicherheit geboren und dann litt er. Nicht einmal Corax könnte ihm das nehmen. Das gelänge nur Madiha. Dazu aber musste sie antworten.
"Dieser Abend, dieser Tag, ist das Wundervollste, das ich je erlebt habe. Ich ... ich bin buchstäblich überwältigt von allem, was ich heute erleben durfte - Dank dir..." Caleb lächelte warm. Seine Lider sanken nur ein kleines bisschen herab, damit er Madihas Anblick nicht vor ihnen versperrte. Er wollte diesen Moment aufnehmen, so wie sie den ganzen Tag und Abend aufgenommen hatte. Sie würden sich auf ewig daran erinnern. Und auch Corax würde das. Dass Madiha ihm dankte, ließ den Elfen verlegen zur Seite schauen, aber er lächelte still in sich hinein und er berührte die kleine schwarze Feder aus Azuras Leid, die Kjetell'o ihm ans Handgelenk gebunden hatte. Die einzige Feder, die er niemals wieder hergeben würde. Sein Ring. Sein Versprechen an die Adlige, dass er ihr für immer das Herz geschenkt hätte.
Caleb hatte Madiha einen Ring geschenkt ... sie war ihm eine Antwort schuldig. "Caleb, ich gehöre dir ... mein Herz, meine Gedanken - meine Gefühle. Alles deins."
Er schüttelte den Kopf, unterbrach sie nur kurz, aber mit Worten, die selbst den Raben erstarren ließen. Er wusste, dass sie auch für ihn etwas bedeuteten. Deshalb sprach er sie auf Celcianisch aus: "Du gehörst niemandem. Niemals." Das stimmte. Sie war frei. Schon als Sklavin hatte sie sich diese Freiheit nicht nehmen lassen. Sie hatte immer darum gekämpft und auch Corax war frei gewesen. Er mochte gelitten haben, aber er hatte sich nicht einmal über Jahrhunderte gänzlich brechen lassen. Sie waren frei. Nichts und niemand konnte sie an sich binden.
Caleb sollte ebenfalls frei bleiben. "Ich würde diesen Ring gern tragen ... aber erst, wenn du dir sicher bist, dass es auch wirklich das ist, was du willst. Ich laufe dir nicht weg." Während Madiha ihre Worte aussprach, würde sie erkennen, dass ein Ring den Dieb nicht band. Eine Ehe würde ihn nicht in Ketten legen und seiner Freiheit berauben, jedenfalls keine Ehe mit ihr. Wenn er sie freiwillig gab, war es wie Glück. Sie würden etwas miteinander teilen. Sie würden ihre Leben verbinden, um ihre Zeit auf Celcia miteinander zu teilen und daraus erneut ihr gemeinsames Glück zu mehren. Man legte einander keine Ketten an, die die Freiheit einschränkte. Man schnürte ein Band um das Herz des anderen, denn man wollte Freiheit gemeinsam genießen. Um die eigenen Worte nun zu bereuen, dafür war es zu spät. Sie hatte diese ausgesprochen und in ihrem Kopf hallten noch die letzten Silben nach. Nein, es gab keinen Grund zu bereuen. Er lief ihr ebenso wenig weg wie sie ihm. Sie sah es an seinem Lächeln. Caleb streckte die Hand nach ihr aus. Er berührte ihre Fingerspitzen und winzige Kristalle aus Glück glitzerten in seinen Augenwinkeln.
"Trag ihn. Es ... ist nur ein Ring. Aber ich habe ihn gesehen und wusste, dass er nur dir passen würde. Denn er ist ungebrochen schön und in ihm ruht ein Feuer, das nicht vernichtet. Es verbrennt niemanden, es brennt für andere. Es ist stark wie die Person, die diesen Ring tragen soll. Er ... kann nur an deinem Finger passen, Madi." Sofern sie es zuließ, nahm Caleb nun ihre Hand, um ihr das glitzernde Kleinod überzustreifen. Einen Feinschmied würden sie nicht brauchen. Calebs Worte hatten den Ring gerade bearbeitet. Er saß wie angegossen. Noch einen Moment hielt er Madihas Finger in seinen, streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken. Dann wandere sein Blick zu dem ihren, ruhte lange und ernst darauf.
"Eine Verlobung ... mit dir ... klingt wunderbar. Wie dieser Tag wunderbar war." Noch einmal bestätigte er es ihr, indem er ihre Worte gebrauchte. Er fühlte wie sie. "Aber das wäre nicht durchdacht und ... zu früh. Wir wollten kleine Schritte gehen, erinnerst du dich? Aber auch mit kleinen Schritten lässt sich das Ziel erreichen. Wir dürfen nur nicht aufhören, gemeinsam zu gehen. Ich kann's in der Ferne schon sehen, doch zuvor ... schaue ich auf den Weg, der noch vor uns liegt." Caleb erhob sich, ohne Madihas Hand loszulassen. Er zog sie sanft mit sich in die Höhe, ihren Stuhl zurück und führte sie erneut wie seine Prinzessin über das Deck. Corax erkannte, in welche Richtung es gehen sollte. Er sah den Dieb lange an, aber dieser hatte nur Augen für seine Madiha. So löste der Rabe sich aus seiner Starre, um mit steifen Schritten einmal über das Deck zu wandern. Außer der hölzernen Bewegung und einem ernsten Blick ließ er sich nichts anmerken. Er blieb im Hintergrund. Er öffnete nur die Tür zur Kapitänskajüte, die er soeben erreichte. Dort waren in der Vergangenheit schlmme Dinge gesehen. Caleb aber versuchte, diese Dinge für immer aus dem Gedächtnis zu bannen. Er hatte vieles vorbereit. Er hatte sich Mühe gegeben. Er hatte ... alles umgeräumt.

Vor Madiha tat sich der Raum wie einer auf, in dem sie nie zuvor gewesen war. Die Seitenwände waren mit rot fließenden Vorhängen verdeckt. Rot wie ihr Feuer. Davor standen erneut Vasen mit Apfelblütenzweigen. Sie verströmten diesen lieblichen Duft, der Madiha für immer sofort an Andunie und diesen Abend denken lassen sollte. Eine Allee aus entzündeten kleinen Kerzen säumte den Weg bis zum Ende des Raumes, wo eigentlich die sechseckige Fensterfront einen Blick hinaus auf das regnerische Meer gewährte. Ein Fenster stand offen, damit man den Himmel sehen konnte. Kein Regentropfen fiel auf das breite Bett des Kapitäns, das unter den Fenstern stand. Es war nicht das alte Bett. Jemand musste hier binnen einer Woche ein neues gezimmert haben. Es wirkte ausladend, aus schwerem dunklen Holz. Die Zeit mochte nicht für detailreiche Schnitzereien genügt haben, aber im Rahmen des unteren Bettendes hatte jemand ein Symbol eingeritzt. Madiha erkannte den Einhorndolch in minimalistischer Weise. Er war von einer Flamme umgeben. Hier, in diesem Bett, vereinten sich die diebische Klinge und das magische Feuer. Die Symbolik sprach für sich.
Rings um das Bett flackerten zahlreiche Kerzen in sicherem Abstand. Sie tauchten die samtrote Bettwäsche in warme Schatten. Es war eigentlich ein schöner Anblick, aber auch über Madiha legte sich nun ein Schatten. Sie wusste, welchen Schritt Caleb jetzt gehen wollte. Corax schloss die Tür hinter ihnen, blieb aber mit ihnen im Raum. Caleb führte seine Wüstenblume bis an das Bett heran. Dann wandte er sich ihr zur.
"Ich ... möchte gern den nächsten Schritt gehen, Madi. Ich glaube, ich bin jetzt bereit dazu." Er atmete tief durch und sein Blick ruhte einen Moment auf ihr. Caleb drückte ihre Hände. Seine schwitzten leicht. Er schaute zur Seite. Der Rabe stand dort mit ernster, aber ansonsten neutraler Miene. Er rührte sich nicht. "Ich möchte diesen nächsten Schritt gehen, weil ich Hilfe erhalte. Ich ... du hast mich gesehen, Madi. Ich fürchte, ich könnte dir etwas antun, wenn ich ... wenn wir ... oh, es wird doch schwerer, als ich dachte." Er sah zu ihr zurück. "Für diesen Schritt benötig ich Hilfe, sonst werden meine Füße für immer verwurzelt auf dem Weg feststecken, falls du das verstehst."
Es raschelte. Corax näherte sich. Ihm waren keine neuen Federn gewachsen, aber die wenigen Verbliebenen hatten sich wie ein Kragen aufgestellt. Sein Blick funkelte rubinrot im Licht der Kerzen. Er berührte Caleb an der Schulter und schaute ihn eindringlich an. Erstmals flackerte Unsicherheit in den Augen des Diebes auf. Eine Unsicherheit, die nicht von seiner Nervosität kündete, sondern vor einer Furcht, dass seine Pläne hier und jetzt ein Ende fänden. Corax schaute nicht begeistert.
"Mein Freund ... und das bist du, Caleb", sprach er selbigen an, "Du ... solltest das nicht von mir verlangen."
Caleb starrte ihn an. Er ließ Madihas Hände los und presste die Lippen aufeinander. Sein Blick flackerte wie die Kerzen. In den tiefblauen Fjorden ruhte das Wissen darum, dass Corax Recht hatte. Er wusste, dass es falsch war. Oh, er wusste es nur zu gut! Aber die grünen Halme von Seegras am Ufer dieser Fjorde streichelten über die Oberfläche mit der Verzweiflung eines Mannes, der zu allem bereit war. Ein Mann, der mit diesem verzweifelten Blick still um Vergebung bat bei dem Mann, dem er so vieles abverlangen wollte.
Corax' Blick blieb gefestigt. "Du ... solltest von keinem deiner Freunde etwas Derartiges verlangen. Niemals." Caleb rannen Tränen über die Wangen. Er begann zu zittern. Eine Freundschaft zeigte, dass man manchmal Grenzen überschritt. Nicht um sie zu halten, sondern um eine Seele zu retten, an der dem Freund viel lag. Corax seufzte. Dann zog er Caleb in seinen verbliebenen Arm und flüsterte: "Aber es bleibt dabei. Ich helfe dir."
Caleb keuchte auf, schlang seine Arme um den Raben und drückte ihn eng an sich. Für eine Weile standen beide Männer so zusammen, dicht an dicht. Beide Freunde, die einander hielten. Der eine, weil ihm ein Wunsch gewährt wurde, von dem er wusste, wie tief sein Abgrund war und der andere, damit er diesen Wunsch erfüllen und dennoch an jemandem Halt finden konnte. Sie wussten, was sie füreinander taten und beide wollten es letzten Endes für jemand anderen tun. Beide hoben sie die Blicke und schauten zu Madiha.
"Corax wird sich in Dunia verwandeln", sagte Caleb. Seine Stimme klang belegt und fast schon so kratzig wie das Krächzen des Raben manchmal. "Sie kennt mich seit Jahren. Sie weiß, ob ich ... in der Lage wäre, dich zu lieben, ohne dir weh zu tun. Und Corax meint, er könne dein Leid riechen, falls ich es tue. Dann wird er einschreiten ... drastisch. Aber vorher ... Madi, sie ist keine Konkurrenz. Es ist ein Versuch herauszufinden, ob es geht. Sie kann es besser einschätzen und ich ..." Er löste sich aus dem Arm des Raben. Er drehte sich Madiha zu. Die Sorgen, die Ängste, alles war aus seinem Blick verschwunden. Corax hatte ihm mit seiner Zusage von eben Kraft gespendet. "Ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen, Madi. Ich werde mich mit Dunia vereinen und sie wird mir sagen, ob es erträglich ist. Sie wird es mir jederzeit sagen. Und wenn sie nur einen Schmerzenslaut von sich gibt, dann ... wird mein Körper dich niemals verletzen. Niemals. Aber meine Liebe für dich wird nur umso stärker sein. Ich verspreche es dir."
"Verdammter Bastard, Caleb! Wie kann ich es ablehnen, dir zu helfen?", wisperte Corax und drehte sich ab. Er griff sich ans Herz. Und ehe ihm ein neues Gewand aus Leid wachsen konnte, verwandelte er sich. Dunia drehte sich zu ihnen um. Sie trug nur einige überhängende Ketten aus Gold und Rubinen, die um einen Kragen um ihren Hals gelegt waren und wie auf Haaren aufgezogene Juwelen in vielen langen Ketten über ihren Körper verteilt herab hingen. Ansonsten war sie nackt ... schön und perfekt, von einer Narbe über ihrem Unterbauch abgesehen. Ihre Brüste wurden von goldenen Kettengliedern umrahmt und ihre Spitzen mit einem Goldring umschlossen, dass sie fest und vorstehend jedes sehende Auge begrüßten. Ein Gürtel aus eingefasten Rubinsplittern lag um ihre Hüften. Von ihm hin ein Vorhang aus goldernen, haarfeinen Kettengliedern herab, der bei jeder Bewegung leicht rasselte. Er verdeckte noch ihre Mitte und doch konnte man alles sehen. Aus ihrem Schoß rann durchsichtig glitzernd bereits die Bereitschaft an ihren Oberschenkeln entlang. Sie würde Caleb empfangen. Sie würde ihn einlassen und ihm mitteilen, ob eine Verbindung mit Madiha möglich wäre. Hier ging es nicht um den Betrug eines Herzens, sondern um die Rettung eines anderen.
Corax konnte seinen Freund nicht enttäuschen, ganz gleich, was er verlangte.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Mittwoch 9. August 2023, 09:51

Glück war wundervoll. Plötzlich war es da, reicherte sich mit allem an, was es finden konnte und wurde zu einem Sammelsurium an Schönheit. Das Herz wurde leicht, es flatterte vielleicht etwas aufgeregt und dann, dann strahlte das Glück aus jeder Pore heraus. Es überstrahlte alles was in der Dunkelheit erstarken wollte und bannte die Schatten. Glück war wundervoll, denn es bot einen Nährboden für noch mehr Glück. Wenn die Augen kein Unheil mehr sahen, wenn die Ohren keine Zweifel mehr hörten und wenn das Herz keine Angst mehr fühlte. Dann war man erfüllt mit Glück und es half einem dabei, dabei zu bleiben. Alles war schön, alles war wundervoll. Madiha durfte an dem heutigen Tage eben solches Glück erfahren. Es wurde stetig mehr, mit jeder noch so kleinen Aufmerksamkeit. Es füllte ihre Seele bis zum Rand voll und darüber hinaus. Es brachte Farbe in ihr bis dahin tristes Leben. Es wusch den Schmerz aus ihrer Erinnerung, blies die Sorgen aus ihren Gedanken. Und es gab nichts, was es trüben würde! Selbst als sie voller Ehrfurcht auf den Ring geblickt hatte und dann die erwartungsvollen Augen des Diebes erkannte… Selbst da sprach nur Liebe aus ihr. Eine Liebe, die sich selbst band und dem Anderen Freiheit gewährte. "Du gehörst niemandem. Niemals." Madiha hielt inne und musterte ihn. Sie verstand und sie lächelte leicht. Er hatte Recht. Sie hatte nie jemandem gehört. Nur sich selbst. Noch nie hatte sie es zugelassen, dass man ihr auch das letzte Seelenfragment brach oder ihr raubte. Caleb hatte Recht und doch wollte sie nicht, dass er jetzt etwas überstürzte, das nicht seinem wirklichen Sinn entsprach. Zu ihrer heimlichen Erleichterung aber, fasste er es nicht als Ablehnung auf. Er verstand, was sie sagen wollte. Sie rutschte ihm etwas entgegen, als er nach ihren Fingern tastete. "Trag ihn. Es ... ist nur ein Ring. Aber ich habe ihn gesehen und wusste, dass er nur dir passen würde. Denn er ist ungebrochen schön und in ihm ruht ein Feuer, das nicht vernichtet. Es verbrennt niemanden, es brennt für andere. Es ist stark wie die Person, die diesen Ring tragen soll. Er ... kann nur an deinem Finger passen, Madi." Er griff ihre Finger, hob sie etwas an und Madiha blickte auf den Ring, der sich ihr über den Finger schob. Seine Worte, zusammen mit seiner Geste, ließen Madiha breit lächeln und erneut kullerten die Tränen. Sie konnte gar nichts dagegen machen. Ihre Seele war so angereichert mit Glück, dass es nun überschwappen musste. Sie betrachtete diesen wundervollen Ring an ihrer Hand und bestaunte die Schönheit.
Er war etwas ganz Besonderes und was Caleb über ihn sagte, ließ sie leise aufschluchzen. Sie hörte, dass er auch über sie sprach. Sie verstand und sie war ihm so dankbar. Ihre Angst war unglaublich real gewesen, dass sie eine vernichtende Kraft wäre, die man besser nicht um sich hatte. Sie hatte sich in ihre bekannten Verhaltensmuster geflüchtet, weil sie Schutz suchte. Schutz vor ihrem inneren Schmerz und der Angst vor Verlust. Er hatte ihr da herausgeholfen. Und wo sie den Ring betrachtete und die Symbolik zu verstehen begann, da befühlte sie mit der anderen Hand ihre Muscheln um ihren Hals. Zwei Schmuckstücke, ungleich im materiellen Wert aber so unfassbar kostbar für sie. Es waren ihre Schätze, die sie hüten würde. Madiha hatte Glück… sie hatte pures Glück und wusste es zu halten. Sie wusste, dass sie es in sich einschließen musste, um es hervorzuholen, wenn es einmal schwieriger sein würde. Madiha sah kurz zu Corax und lächelte auch ihm glücklich entgegen. Sie war ungemein geschmeichelt und ihre Freude zeigte das. Sie kehrte zu Caleb zurück und wischte sich die nassen Wangen kurz ab. "Eine Verlobung ... mit dir ... klingt wunderbar. Wie dieser Tag wunderbar war. Aber das wäre nicht durchdacht und ... zu früh. Wir wollten kleine Schritte gehen, erinnerst du dich?“, sie nickte und flüsterte ein fast tonloses ‚ja‘. Natürlich erinnerte sie sich. Und nicht zuletzt, weil sie selbst erst lernen musste, was das alles bedeutete.“Aber auch mit kleinen Schritten lässt sich das Ziel erreichen. Wir dürfen nur nicht aufhören, gemeinsam zu gehen. Ich kann's in der Ferne schon sehen, doch zuvor ... schaue ich auf den Weg, der noch vor uns liegt." Wieder nickte sie. Es war keine Ablehnung – von keinem von ihnen.

Es war wohl etwas, das man Bemühung nannte. Sie bemühten sich, es richtig zu machen. Weil sie einander schätzten und nicht wehtun wollten. Madiha folgte Calebs leichtem Zug an ihrer Hand und erhob sich mit ihm. Noch von Glück beflügelt, ahnte Madiha im ersten Moment nicht, was nun folgen würde. Gespannt folgte sie Caleb über das Deck und sah noch einmal zurück, um das Ambiente abermals in sich aufzunehmen. Dann wanderte ihr Blick zurück und sie standen vor der Kajüte des Kapitäns. Erinnerungen wollten sich einnisten, aber das Glück wehrte sie ab, wie ein Schutzschild. Neugierig folgte sie hinein, bis sie auch hier erstmal stehenbleiben musste und mit offenem Mund bestaunte, was sich hier verändert hatte. Es war ein völlig anderer Raum, ohne jede Erinnerung an all das Schlechte. Madiha betrachtete die Vorhänge, ihr Blick glitt über den Boden, die Kerzengläser entlang und zum… Bett. Das Mädchen schluckte. Ihr Blick hing auf der Schnitzerei und sie war wie erstarrt. Die Symbolik war klar und so … liebevoll, dass sie kurz nicht atmen konnte. Alles strömte auf sie ein und langsam wusste sie nicht mehr wohin mit ihrem Staunen, ihrem Glück und ihrer Liebe. „Caleb…“, flüsterte sie ergriffen und trotzdem spürte sie mit einem Mal eine Unruhe, die sich irgendwie Zutritt zu ihrem Glück verschaffte. Glück war wundervoll. Aber es war auch flüchtig. "Ich ... möchte gern den nächsten Schritt gehen, Madi. Ich glaube, ich bin jetzt bereit dazu." Sie hob den Blick in seinen. Kurz flackerte da der Glaube, er habe es sich einfach anders überlegt. Dass er bereit wäre, es einfach zu wagen. Ohne … Hilfe. "Ich möchte diesen nächsten Schritt gehen, weil ich Hilfe erhalte. Ich ... du hast mich gesehen, Madi. Ich fürchte, ich könnte dir etwas antun, wenn ich ... wenn wir ... oh, es wird doch schwerer, als ich dachte." Ihr Lächeln gefror leicht. Ihr Blick flackerte unsicher. Ihre Finger wurden kalt und sie spürte wieder das flaue Gefühl. Ihr Schild aus Glück verlor Teile. Es bröckelte und ließ die Ängste, Zweifel und Schatten wieder herein. Glück war flüchtig… Es war ein Rascheln und dann war es weg. Corax trat an sie heran und Madiha spürte, wie ihre Beine nachgeben wollten. "Mein Freund ... und das bist du, Caleb. Du ... solltest das nicht von mir verlangen." Ihr Blick huschte zum Dieb. Sie stimmte zu. Sie beobachtete Caleb und konnte sehen, dass er es wusste. Dass er es nicht tun durfte. Innerlich atmete sie auf. Es würde gut werden. "Du ... solltest von keinem deiner Freunde etwas Derartiges verlangen. Niemals.“ Madiha trat einen halben Schritt vor und wollte nach Calebs Hand greifen, als er die Tränen nicht mehr aufhalten konnte. "Aber es bleibt dabei. Ich helfe dir." Madiha prallte zurück und drehte den Kopf zu Corax. Sie starrte ihn an und vergaß dabei zu atmen. Sie sah auf die Freunde, die sich umarmten und trat zurück. Sie schüttelte ablehnend den Kopf, doch keiner sah es. Keiner achtete in diesem Moment der Zuneigung auf sie.

Madiha wurde blass, ihr Gesicht ernst. Und dann sprach endlich Caleb aus, was sie bereits erfahren hatte… "Corax wird sich in Dunia verwandeln" „ich weiß…“, antwortete sie erstickt und wollte ihn eigentlich aufhalten, darüber zu sprechen. "Sie kennt mich seit Jahren. Sie weiß, ob ich ... in der Lage wäre, dich zu lieben, ohne dir weh zu tun. Und Corax meint, er könne dein Leid riechen, falls ich es tue. Dann wird er einschreiten ... drastisch. Aber vorher ... Madi, sie ist keine Konkurrenz. Es ist ein Versuch herauszufinden, ob es geht. Sie kann es besser einschätzen und ich ..." Madiha aber schüttelte abermals unwillig den Kopf und starrte ihren Dieb an. Das Glück zersprang, bis nichts mehr davon übrig war. "Ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen, Madi. Ich werde mich mit Dunia vereinen und sie wird mir sagen, ob es erträglich ist. Sie wird es mir jederzeit sagen. Und wenn sie nur einen Schmerzenslaut von sich gibt, dann ... wird mein Körper dich niemals verletzen. Niemals. Aber meine Liebe für dich wird nur umso stärker sein. Ich verspreche es dir." „Nein!“, keuchte sie und doch passierte alles so wahnsinnig schnell. Sie sah, wie Corax sich abwandte und dann… dann war er fort. An seine Stelle trat „Dunia…“, flüsterte Madiha und wich instinktiv zurück. Die Heilerin zu sehen war schon aufwühlend genug, waren da doch genug Gefühle, die Madiha nicht verstand, die sie belasteten und sie dennoch nicht würde ändern können, doch jetzt… jetzt war sie „sie ist so schön…“, keuchte sie und schlug sich die Hand vor den Mund. Madiha krallte sich an ihrem Kleid fest und konnte die Augen nicht abwenden. Die zarte Haut, die goldenen Kettchen… Die Narbe. Madiha starrte darauf und hob den Blick in das Gesicht der Wüstenfrau. Sie hatte ein Kind? Doch der Gedanke verlor sich in dem Schmerz, den Madiha nicht mehr abwehren konnte, weil das Glück ihr durch die Finger zerronnen war wie flüssiger Sand. So starrte sie einen Moment auf die Szene und sah sich außenvor. Da standen Dunia und Caleb beieinander und sie …. Madiha schloss die Augen.
Ihr Blick brauchte lange, bis er die Kraft fand, sich auf den Dieb zu richten. „Ist es wirklich der einzige Weg?“, japste sie und ihre Hände zitterten. Es fiel ihr so schwer... „Dann kann ich diesen nicht mit dir gehen, Caleb.“, keuchte sie und sah zu Corax. „Wie …wie kannst du glauben, dass das hier etwas Gutes werden kann? Dass darauf Glück aufbaut…?“ Madiha schniefte und ihre Tränen flossen unaufhaltsam. Sie benetzten das hübsche Kleid, den Boden. Sie zitterte am Körper und deutete auf Corax-Dunia. „ICH wäre bereit gewesen es zu versuchen. ICH, aber nicht Corax und nicht Dunia!“, wurde sie etwas lauter. Sie spürte, dass sie neben all dem Schmerz auch wütend wurde. „Wie können wir uns anmaßen sie dafür zu benutzen, um unser Glück zu finden?? Das ist das Gegenteil von Glück, Caleb! Das ist der Schatten, der uns unser ganzes Leben lang begleitet!“, sie deutete mit zitternden Fingern auf Corax, sah aber Caleb an. „Das ist genau das, was wir sind. Corax und ich. Wir sind aber nicht dafür da, anderen das Glück zu finden! Wir haben es ebenso verdient aber wir müssen es selbst finden und festhalten, wie alle anderen es auch sollten! Wenn… wenn dein Glück so aussieht, dann kann ich nicht Teil davon sein!“, keuchte sie und spürte einen Stich in ihrem Herzen. Sie wusste, was sie sagte. Und sie wusste, dass sie ihr Glück gerade zerstörte. Es war fort. Madiha sah zu Corax. „Du bist ein guter Freund. Und jetzt geh!“, flüsterte sie. Ja, Corax war wohl der beste Freund, den Caleb je so nennen konnte. Und er tat ihm das aller schlimmste an. Über sich dachte Madiha gar nicht nach. Darüber, dass es sie ungemein verletzte, dass Caleb sich vor ihren Augen zu Dunia legen wollte. Dass er sie berührte, liebkoste, dass er… Madiha holte zitternd Luft. „Ich gehe zu jedem Heiler der Stadt. Wir gehen zusammen. Aber das hier Caleb, das …“, ihn traf der nasse Blick und eine Enttäuschung, die sie nicht aufhalten konnte. Sie hätten gemeinsam diese Erfahrung machen können. Und sie hatte ihm gesagt, dass er ihr nicht wehtun konnte. Sie hätte ihm sagen können, ob es ginge… Sie hat doch ebenso traurige Erfahrung. Madiha war verzweifelt. „Das ist nicht richtig und ich werde das nicht zulassen!“, sie weinte. Sie weinte bitterlich und scheuchte Corax abermals davon. Er sollte fliehen, sollte laufen. Er sollte nicht hierbleiben und sich verpflichtet fühlen. Als er sich nicht rührte, ging sie auf ihn zu und griff nach dem weiblichen Arm. Sie wollte ihn führen, wollte ihn vor die Tür setzen und diese dann hinter ihm schließen. Dann würde sie sich zum Dieb drehen und den Kopf schütteln. „Niemals!“, entschied sie und sank auf den Boden der Kajüte. Madiha verbarg ihren Kopf und weinte, ließ sich davon durchrütteln. Es war nicht richtig. Und sie würde gewiss nicht ihr Glück über Leichen finden. „Wie kannst du mein Glück über das von anderen stellen, wenn du doch weißt, wie es ist… wie es war… Wenn du weißt, dass es jedes Mal eine Seele zerstört. Wie kannst du glauben, ich würde das gutheißen? Wie kannst du nur glauben, ich könnte es ertragen, dass du dich zu ihr legst?! Wo ich doch weiß, wie sehr… wie sehr du sie liebst?! Wo ich weiß, dass uns lediglich die Entfernung hilft… wäre sie wirklich hier… Oh Caleb, ich kann nicht atmen!“, sie fasste sich an die Brust. Die Reaktion war heftig und Madiha wirklich untröstlich.“ …. Wie kannst du nur…“, stammelte sie und weinte bis ihr Kleid benetzt war und ihre Stimme versagte.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 10. August 2023, 10:59

Es fühlte sich an, als hätte sie das Glück hinter sich gelassen. Es befand sich noch an Deck, dort wo alles so wunderschön gewesen war. Dort, wo nichts und niemand es ihr hätte nehmen können. Und jetzt war es ausgerechnet Caleb, der dieses Recht für sich beanspruchte. Dabei wusste sie, dass er es nur gut meinte. Gute Motive, die sich Mittel bedienten, welche alles ins Gegenteil vewandelten. Caleb wollte Madiha so sehr vor einem Leid bewahren - ein Leid, das er verursachen könnte - dass er dabei nicht darauf achtete, was er der übrigen Welt mit seinem Handeln antun könnte. Eigentlich hatte Corax ihn aufhalten wollen. Auch er wollte Madiha das Leid von den Schultern nehmen und sich selbst aktiv einsetzen, seinen Freund zur Besinnung zu bringen. Aber der Rabe hielt Calebs Blick nicht stand. Darin lagen so viel Traurigkeit, so viel Verzweiflung, dass er das Leid dieses Mannes nicht weiter schüren wollte. Lieber litt er und zur Not bis in alle Ewigkeiten, nur um seinem Freund zu helfen. Was machte etwas mehr Misshandlung seiner Seele schon aus? Corax hatte Jahrhunderte gelitten. Caleb konnte nicht der Tropfen Wasser werden, der das Fass zum Überlaufen brauchte. Das Fass war bereits geborsten, schon vor langer Zeit. Der Dieb und seine gute, kleine Herrin waren es nun, die versuchten, das morsche Holz zu ersetzen und die Spannringe aus Metall zu verstärken, um ihm ein neues Fass zu bauen. Sie hatten das immer gut gemacht. Corax wusste es still zu schätzen. Für ihn war es Zeit, ihnen etwas zurückzugeben. Deshalb unterwarf er sich Calebs Wunsch. Er konnte ihm nur noch so helfen, es ging nicht anders. Er schaffte es nur so. Doch er setzte auf eine allerletzte Karte. Eine, die er von Beginn an in der Hinterhand behalten und nicht erwähnt hatte. Sie würde ihn retten. Er ahnte es. Er hoffte darauf. Er vertraute darauf, dass es ein gutes Ende nähme.
Sein rubinroter Blick wanderte zu Madiha. Sie erwiderte ihn mit erschrecktem Starren. Sie konnte nicht begreifen, dass Corax nun nachgab, obwohl auch sie Calebs Tränen sah. Aber sie wusste auch, was es für sie alle bedeuten würde, letztendlich sogar für die Person, in die Corax sich verwandeln wollte. Und das brachte ihr eigenes kleines Fass zum Überlaufen. Dunia war nicht hier. Sie saß in ihrer Heimat, in Sarma, und kämpfte allein für dessen Freiheit. Sie war zurückgeblieben, hatte Caleb ziehen lassen, ohne ihm ihre Gefühle zu gestehen. Er hatte auf dem Schiff ebenfalls unter Tränen erwähnt, dass er für Dunia etwas empfand. Auch sie beide liebten einander, waren sich aber nicht ansatzweise so nahe gekommen. Es hatte nie sollen sein. Corax durfte das nun nicht ändern, indem er ihre Gestalt annahm. Madiha konnte nicht zulassen, dass die beiden Männer ihre Freundin und Mentorin einfach so missbrauchten - so wie man sie und auch Corax selbst Jahre lang missbraucht hatte. Das war nicht richtig. Warum sahen sie das nicht?!
Ihr blieb keine Wahl. Auch wenn es bedeutete, dass sie nun ihr eigenes Glück vielleicht für immer vernichtete. Madihas Herz war größer als ihre Bedürfnisse. Sie stellte diese wieder einmal hinten an. Sie musste Dunia retten ... und Corax ... und Caleb. Was sich sich dadurch selbst antun würde, sah sie nicht. Sie dachte bewusst nicht daran und in diesem Punkt waren alle Anwesenden sich in Bezug auf ihre eigenen Entscheidungen ungemein einig.
Es blieb keine Zeit mehr zu warten oder über eine Änderung ihrer Pläne nachzudenken. Corax verwandelte sich bereits und seine Form der Sarmaerin war einfach nur traumhaft. Sie sah so ungemein schön aus, schöner noch als jede herausgeputzte Tänzerin aus Khasibs Harem. Dunia war perfekt - beinahe. Einen kleinen Makel besaß sie und zwar in Form einer Narbe auf ihrem Unterleib. Madiha kam sofort der Gedanke, dass Dunia bereits Mutter sein könnte. Ihr fehlte die medizinische Kenntnis, um einen Blick für die Form der Narbe zu besitzen. Jene war an den Rändern etwas gezackt. Kein ausgebildeter Chirurg würde einen so unsauberen Schnitt ansetzen. Diese Narbe entstammte nicht dem Versuch, ein Kind sicher auf die Welt zu bringen. Aber Madihas Blick konnte ihr diese Informationen nicht geben. Die Situation war ohnehin zu heikel, als dass sie lange darüber hätte grübeln können. Caleb war drauf und dran, alles zu zerstören, was er für sie und sich aufgebaut hatte. Er hatte sich so viel Mühe gegeben! Aber nicht er würde es zerstören, sondern sie. Madiha. Sie würde nun mehr vernichten als mit ihrer Feuermagie möglich wäre. Ha, und sie hatte ihre Kräfte gefürchtet! Das hier würde viel schrecklichere Ausmaße nehmen. Trotzdem gab es für sie keinen Schritt mehr zurück.
"Ist es wirklich der einzige Weg?" Sie wollte es nicht tun. Sie wusste so sehr wie er, welches Risiko sie nun damit einging. Aber sie musste doch etwas tun. Dieses Unrecht durfte nicht geschehen. Und die Konsequenzen durften nicht passieren. Caleb würde sie damit nicht glücklich machen. Er brächte ihnen allen Unglück, inklusive sich selbst. Sie konnte das unmöglich zulassen. "Wie ... kannst du glauben, dass das hier etwas Gutes werden kann? Dass darauf Glück aufbaut...?"
Die Worte waren eigentlich an ihren Dieb gerichtet, aber es waren beide Männer, die nun aufschauten. Nein, Caleb schaute auf. Und Dunia. Sie musterte Madiha mit diesem gestrengen Blick, in dem eine Entschlossenheit lag, ihren Standpunkt zu verteidigen. Irgendetwas war anders an ihr. Anders als zu der Zeit, da Corax ihre Gestalt angenommen hatte, um die mutmaßlich toten Caleb und Azura zu behandeln. Aber niemand konnte sich nun darauf konzentrieren, selbst dann nicht, als Dunia leise bemerkte: "Es wird gut werden. Deshalb bin ich hier."
Ihre Worte gingen in Madihas Ausbruch unter. Zwar züngelten keine Flammen an ihr empor, aber sie spürte die Hitze ihrer Emotionen. Sie spürte sie als heiße Tränen, die über ihre Wangen flossen. Ventha bediente sich ihrer Magie und nutzte sie, um ihr eigenes Element hervorzurufen. Es brannte trotzdem. Es verbrannte Madihas Herz.
"Wie können wir uns anmaßen, sie dafür zu benutzen, um unser Glück zu finden?! Das ist das Gegenteil von Glück, Caleb!" Der Dieb zuckte zusammen. Seine Augen weiteten sich. Endlich ... eien Spur von Erkenntnis. Er starrte zu Corax-als-Dunia herüber. Doch Madiha gab ihm keine Gelegenheit zur Reaktion. "Das ist der Schatten, der uns unser ganzes Leben lang begleitet! Das ist genau das, was wir sind. Corax und ich. Wir sind aber nicht dafür da, anderen das Glück zu finden! Wir haben es ebenso verdient, aber wir müssen es selbst finden und festhalten, wie alle anderen es auch sollten! Wenn ... wenn dein Glück so aussieht, dann kann ich nicht Teil davon sein!"
Einen Moment lang hielt sie Calebs Blick noch stand. Aber als Madiha sich ab- und dem Raben in Dunias schönem, nacktem Körper zuwandte, da versagten Caleb die Beine. Der Dieb sank an Ort und Stelle zu Boden, blieb dort sitzen und seine Tränenflut wollte nicht versiegen. Erkenntnis über sein geplantes Vorhaben brach sich Bahn, ließ ihn vor Entsetzen vollkommen erstarren. Er hatte nicht gesehen, was er ihnen allen beinahe hatte antun wollen. Jetzt traf es ihn mit der Wucht eines Schmiedehammers und drückte ihn zu Boden. Er vergrub das Gesicht in den Händen, als auch sein Glück ihm aus den Augen rann.
Madiha jedoch wandte sich Dunia zu. Sie wandte sich an Corax, den einzigen Freund dieser Art, den sie und Caleb jemals haben würden. Diesen seltsamen Freund, der bereit war, seine Seele zu verpfänden, um ihnen beiden ein Glück zu schenken, das niemals glücklich hätte machen können und der ebenso bereit gewesen war, für sein eigenes Glück Madiha zu attackieren ... sie zu töten. Ein Herz überschritt Grenzen, wenn es im Rhythmus anderer pochte und für sie arbeitete. Es schlug die eigene Moral in den Wind, ignorierte die Gefahr, solange es am Ende gemeinsam mit seinem Partnerherz schlagen durfte. Doch das geschah hier nicht. Madiha fürchtete, ihr Herz wurde am Schlagen gehindert. Es hatte einige Wunden abbekommen. Corax sollte nicht das gleich geschehen, also griff sie nach dem schlanken Arm seiner Illusionsgestalt, um sie zur Tür zu führen. Corax-als-Dunia ließ es zu. Sie sagte nichts. Sie richtete ihren Blick nur fest auf die andere Sarmaerin. Dann schloss sich die Tür zwischen ihnen.
Madiha schaffte es noch, sich davon abzuwenden. Sie drehte sich zu Caleb um. Sie sah sein Leid und auch wenn sie nicht Corax war, glaubte sie, die Düsternis aus diesem Bild heraus riechen zu können. Vielleicht verströmte sie diese auch selbst. Es stank. Es stank und schmerzte bitterlich. Madiha hielt dem auch nicht länger Stand. Sie sank wie Caleb zu Boden, verbarg auch ihr Gesicht. Beide weinten und konnten sich kaum mehr beruhigen.
"Wie kannst du mein Glück über das von anderen stellen, wenn du doch weißt, wie es ist ... wie es war ... Wenn du weißt, dass es jedes Mal eine Seele zerstört."
"Weil es deine Seele ist, Madi, die mich am meisten kümmert...", erwiderte er, suchte Schutz in ihrer gemeinsamen Herzenssprache und fand sie nicht. Caleb bebte, weil er hatte erkennen müssen, dass er hier dieses Mal nicht in eines der üblichen Fettnäpfchen getreten war. Fett ließ sich mit viel Politur und einem groben Lappen abwischen. Das hier war erheblich schlimmer. Es würde seine eigene Seele nie wieder unbefleckt lassen. Selbst wenn Madiha nun alle vor diesem großen Unglück bewahrt hatte, auch dieses Mal hatte es eine Seele zerstört. Caleb sank noch mehr in sich zusammen.
"Wie kannst du glauben, ich würde das gutheißen? Wie kannst du nur glauben, ich könnte es ertragen, dass du dich zu ihr legst?! Wo ich doch weiß, wie sehr ... wie sehr du sie liebst?! Wo ich weiß, dass uns lediglich die Entfernung hilft ... wäre sie wirklich hier ... Oh, Caleb, ich kann nicht atmen!"
Etwas kratzte über Holz. Winziges Trippeln näherte sich. Es kam von der Tür aus, so leise und doch überdeckte es mit den schabenden Geräuschen gerade alles Unglück und Leid. Eine Kakerlake krabbelte unter der Tür hindurch. Sie kam mit zackigen, aber vorsichtigen Bewegungen bis zu Madiha herüber gekrochen. Dort verschwanden die Beinchen und auch der Leib des Insekts nahm neue Formen an. Es wuchs und wuchs. Aus der hässlichen Schabe wurde ein menschlicher Körper. Dieses Mal trug sie keine goldenen Ketten, keine Juwelen und ihre wohlgeformten Brüste verbargen sich hinter Stoff. Dunia kniete vor Madiha, gekleidet in ein simples sarmaer Gewand aus dunkelbraunem Stoff, dessen Kapuze groß genug war, dass man darunter auch einen Turban tragen könnte. Aber Dunia trug keinen Turban. Die Kapuze lag in ihrem Nacken, so dass ihr geflochtener Zopf aus schwarzer Seide über eine ihrer Schultern hängen konnte. Selbst in diesem schlichten Kleidungsstück war sie um so vieles schöner als Madiha. Sie war atemberaubend schön, vor allem, weil sie so entschlossen blickte. Streng und doch glomm ein milder Funken darin. Nichts deutete auf Corax hin. Das war Dunia, die vor ihr saß. Es war Dunia, die nach Madihas Händen griff, damit das Mädchen sie unter verweinten Wimpern anschauen konnte.
"Glaubst du, ich würde das wirklich zulassen?", fragte sie und es klang irgendwie ... anders. Das war Dunia, die sprach. Wo steckte Corax? "Er wollte es aufhalten", fuhr sie fort, "aber er ist nicht so stark wie du. Noch nicht. Er wusste im Grunde vorher schon, dass er es trotz aller Vernunft doch getan hätte. Du hast gesehen, wie er eingeknickt ist, weil er..." Dunia seufzte aus. Sie schaute über die Schulter zurück, zu Caleb. Er erwiderte den Blick nicht, war noch immer gefangen in seiner Entsetzensstarre und dem Wissen, was er ihnen allen gerade bereits angetan hatte. Es war gut, dass ihre Blicke sich nicht trafen. Dunia - nicht Corax - schaute ihn mit einer mitleidigen Sehnsucht an, die auch Madiha kannte. Sie liebte diesen Mann und hätte ihn nun selbst auch gern getröstet. Es war ihr Moment, in dem ihr Herz bereit wäre, die moralischen Vorstellung zu vergessen, weil es lieber mit einem anderen schlagen wollte. Aber Dunia war seit je her disziplinierter als sie alle zusammen gewesen. Ihre schönen, dunklen Augen kehrten zu Madiha zurück. Sie griff den Faden ihrer Worte wieder auf. "Er gab nach, weil er einen Freund nicht im Stich lassen kann. Euch beide nicht, denn er hatte nie zuvor jemanden wie euch. Das mit Azura ist etwas Anderes und steht nicht zum Vergleich." Sie drückte die Hände der Wüstenblume. "Er wusste es und hat Vorbereitungen getroffen. Deshalb bin ich hier. Corax weiß, dass ich das Selbstbewusstsein und die Stärke habe, die ihm fehlen. Deshalb ... hab Vertrauen. Es wird alles gut werden." Auch Dunia nutzte die Worte des Raben, doch wo es bei ihm zuversichtlich geklungen hatte, da hörte man bei dieser Frau die reine Überzeugung heraus. Sie hatte nicht den Hauch eines Zweifels. Sie hatte Corax die Worte in den Kopf gepflanzt.
"Trockne deine Tränen. Niemand wird zulassen, wovor ihr beide Angst habt." Endlich ließ sie Madihas Hände los, damit jene der Aufforderung auch nachkommen konnte. Dunia erhob sich. Eine einzige, perfekt fließende Bewegung führte sie bis zu Caleb heran. Sie brauchte ihn nur zu berühren, damit er sich endlich aus seiner Starre löste. Seine Fjorde waren über alle Dämme hinweg gelaufen, hatten das Seegras in seinen Augen geknickt und das Land geflutet. Es war so viel Wasser, dass die Farben nicht mehr jeden Fleck erreichen konnten. Wie matt diese wunderschöne Mischung aus Grün und Blau doch werden konnte. Wie ... hoffnungslos.
Dunia kniete sich vor Caleb nieder. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. Sie schaute ihn an, fest und streng und doch so voller Liebe für diesen Mann. Man hörte es aus ihren Worten, denn so hart sie klangen, sie wurden aus tiefer Zuneigung ausgesprochen. "Ich kann das nicht tun und das weißt du. Niemals kann ich das für dich tun." Caleb nickte in ihren Händen, zuckte mit seiner vor bis zu ihrem Bauch, wo der Stoff ihrer Kleidung die Narbe verbarg. Dunia nickte. "Bleib mein Wüstendieb. Werde nicht zu einem Teil meiner Erinnerungen und Albträume." Sie neigte sich vor und küsste ihm die Tränen von den Augen. Caleb winselte.
"Corax wusste, ich kann dich aufhalten ... und dir dennoch helfen." Ihr Lächeln schenkte sie nun nicht nur Caleb. Sie schaute auch zu Madiha zurück. "Beruhigt euch. Es wird alles gut. Du, Kind, hast es auf den Punkt gebracht und du, Caleb, solltest es dir zu Herzen nehmen, ohne dass dein Herz daran zerbricht. Du stehst dir selbst im Weg."
Sie umarmte ihn, dass sich erneut seine Schleusen öffneten. Caleb weinte bitterlich, so sehr wie Madiha geweint hatte. Dunia tätschelte ihm den Rücken, hielt ihn. "Wenn du keinen anderen Weg siehst, dann sprich mit denen, die dich lieben. Du bist kein einsamer Dieb, der seinen Häschern entkommen muss. Das bist du doch schon lange nicht mehr ... mein Caleb." Kaum dass sie seinen Namen ausgesprochen hatte, packte Caleb nach Dunia und zog sie eng an sich heran. Er klammerte sich an ihr fest, bebte und schluchzte. Sie ließ es zu, erwiderte es durch weiteres Streicheln seines Rückens. Sie spendete Trost und doch musste sie dabei kurz schmunzeln.
"Ich weiß, ich muss mir an die eigene Nase fassen. Auch ich hätte reden sollen. Aber ich werde dir nicht jetzt sagen, was ich fühle. Das mache ich, falls wir uns jemals wiedersehen. Küssen aber werde ich dich weder jetzt noch jemals, Caleb. Es steht mir nicht mehr zu. Niemals wieder, wie ich sehe." Sie lächelte ihn noch einmal an, während er sich langsam von ihr löste. Dunia erhob sich, so dass sie beide im Blick hatte, Caleb und Madiha. "Beenden wir diese Tragik. Es sollte doch ein gelungener Abend werden." Sie berührte Caleb an der Schulter, damit er ihr all seine Aufmerksamkeit widmete. Jene wurde mit Dunia ureigener Perfektion erwidert. Diesem Hauch liebevoller Strenge, dem man nicht widerspricht. "Hab keine Angst. Es passt alles." Sie hob nicht nur ihr Kinn etwas an, sondern auch einen Mundwinkel, als wollte sie Calebs sonst so übliche Verschmitztheit nun herausfordern. "Du kannst mit dem Körper eines Neugeborenen nicht mithalten. Kein Mann kann das." Sie löste sich von Caleb, trat ein letztes Mal an Madiha heran. Auch diese berührte sie an der Schulter. Ihr galt ein deutlich wärmerer Blick. "Es tut ihm leid, er hat es versucht. Du musst ihn weiter führen, damit er deine Stärke erlangt. Es bedeutet ihm viel." Dann entließ sie sowohl Caleb als auch Madiha, schritt zur Tür und öffnete diese leise. Dunia drehte sich nicht um. "Dieses Leid lass ich ihn euch nicht nehmen", sagte sie mit gewichtigem Blick, der aber nur das Holz der Tür traf. "Kommt zur Ruhe und dann versucht es einfach, irgendwann. Habt Vertrauen. Der Rabe wird nicht auf euch warten. Er vermisst Azura zu stark, wenn er eure Liebe füreinander betrachten muss. Und er muss nun den ganzen Weg zurück zur Akademie laufen." Sie lächelte unter einem theatralischen Seufzen. "Was für ein Dummkopf."
Dunia ging, ohne sich zu bewegen. Ihre Gestalt fiel von den Schultern, über denen sich der leichte Kragen aus Rabenfedern bildete. Ihr schwarzer seidiger Zopf wandelte sich in die strubbelige Nebelkrähenfrisur von Corax. Seine Augen glühten wieder in dem warmen Rot von Rubinen, als er blinzelte und verdutzt die Tür anstarrte. "Dummkopf? Warum?", fragte er sich selbst. Dann trat er nach draußen und zog die Tür mit seiner linken Hand hinter sich zu. Madiha und Caleb blieben allein zurück.
Der Dieb schaute eine Weile nur auf den Boden. Schließlich gelang es ihm nach einer gefühlten Ewigkeit zu sprechen. Er klang matt udn müde. Seine Stimme war belegt. Für Sendli reichte es nun nicht mehr. "Ich habe nie zuvor in meinem Leben einen so großen Fehler begangen. Dunia hat in allem Recht ... kannst ... kannst du mir jemals verzeihen, Madi?"
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 11. August 2023, 21:24

Sie würde nicht aufhören danach zu suchen. Nach dem Sinn ihres Lebens, nach der Bestimmung, die doch gewiss jeder haben musste. Jene unsichtbare Bestimmung, nach der sie sich in ihren Kindheitstagen sehnte, damit sie daran glauben konnte. Und nach dem Glück, nach dem Leben, das sie so sehr vermisste. Madiha würde nicht aufhören weiterzugehen. Sie würde nicht innehalten, sie würde nicht versinken. Aber sie sah auch, wie Caleb es tat. Wie Corax es tat. Und Madiha konnte nicht anders, als ihnen in diesem Augenblick hinterherzuspringen und sie aufzuhalten. Auch wenn sie selbst ihr Leben, ihr Glück dabei lassen würde. Das was Caleb glaubte tun zu müssen, war falsch und sie konnte nicht einfach zulassen, dass er diesen Weg weiterging. Also trat ihr eigener Wunsch beiseite, um zu tun was nötig war. Nicht was sie wollte, aber was einfach richtig war. So wie Corax bereit war, auch dieses Leid für sich zu beanspruchen, war sie bereit den Schmerz ein weiteres Mal zu fühlen. Den Schmerz, wenn ihre Seele riss und sich abermals ein Stück davon löste. Caleb zu verlieren war etwas, was sie nie riskieren wollte. Aber hier ging es nicht mehr nur um sie allein. Es ging um Corax und seinen Seelenfrieden. War sie mehr wert? In Madiha’s Augen war sie niemals mehr wert als irgendwer! Und es ging um Caleb’s Seelenfrieden. Denn auch wenn er glaubte, den richtigen Weg zu gehen – den einzigen! -, so sah er die vielen Abzweigungen nicht. Aber sie konnte sie sehen und sie führte ihn dahin. Zum Wohle aller. Madiha sprach aus, was sie auch Corax bereits gesagt hatte. Und sie konnte Erkenntnis in Caleb’s Augen erkennen. Doch es war zu spät. Die Angst vor diesem Schritt und dem Resultat daraus, dass sie am Ende allein dastünde trieben sie weiter. Madiha entbrannte und legte ihr Herz auf die Zunge, um klarzumachen, wie falsch das alles war. Um am Ende eine weitere Erkenntnis zu erlangen: Nicht nur, dass Caleb Corax benutzte war etwas, was sie entsetzte. Auch, dass er Dunia würde spüren dürfen. Dass er einen Vorwand nutzte, endlich ihr nachkommen zu können. Madiha versetzte es tausend Stiche zu sehen, dass Dunia nie zur Seite treten würde. Dass sie stets die Eine sein würde, die Caleb nicht haben konnte. Und dass er an ihr hing… oh, wie sehr er an ihr hing. Das Mädchen konnte es dabei auch noch verstehen. Ja, sie verstand ihn. Dunia war so viel mehr als sie. War eine Frau, wo sie lediglich Mädchen war. Und sie war nicht frei von solchen Gedanken, denn sie hatte niemals zuvor so empfunden. Ihre Liebe zu dem Dieb war so aufrichtig, dass sie wehtat. Und sie würde sogar verstehen, dass er zurückkehren würde, wenn die Lage in Sarma anders wäre. Ja, sie würden ja nicht mal hier sein, wenn die dunklen nicht auch ihre Heimat überfallen hätten. Madiha spürte einen immensen Druck auf sich lasten. Sie schob Dunia-Corax aus der Kajüte und wähnte ihn in Sicherheit. Erst dann sank sie zu Boden und verbarg ihr Gesicht vor der Welt. Dieses Mal konnte sie das Leid nicht ertragen. Dieses Mal musste sie es sein, die weinte und bitterlich schluchzte. Sie hatte Caleb verloren. Sie wusste, sie hatte ihn verloren. Und es tat weh. Wie kleine Kratzer, die sich in sie gruben… Madiha horchte auf. Das was sie hörte kam nicht aus ihrem Innern, es kam.. vom Boden. Das Mädchen blinzelte und blickte auf die Scharbe.

Für einen Moment starrte sie das Tier an und fühlte sich nicht mal mehr Wert als das. Bis es sich veränderte. Erschrocken zuckte Madiha zurück, bis sie Dunia vor sich erkannte. Dunia… nicht Corax. Das Mädchen blinzelte verwirrt in das Gesicht von der Heilerin. Zum wiederholten Male japste sie bei ihrem Anblick. Dunia brauchte keine Nacktheit und Kettchen. Dunia war und blieb atemberaubend, egal in welchem Gewand sie auftauchte. Sie war alles… und Madiha nichts. Caleb hatte gesagt, es wäre ihre Seele, die sie am meisten kümmerte… Er glaubte das vielleicht, aber was war mit ihr? Was war mit Dunia? Und hatte sie nicht recht? Die beiden teilten unausgesprochene Gefühle. Sie wussten voneinander und ihre Gedanken bewegten sich gewiss in jedwede ‚was-wäre-wenn-Szene‘… Madiha hatte noch geglaubt, dass sie das ertragen konnte. Sie musste erkennen, dass sie das nicht konnte. "Glaubst du, ich würde das wirklich zulassen?“ Madiha schniefte und hob die Schultern. Sie wusste es nicht… Herzen taten Dinge, wenn sie höherschlugen. Und wenn Dunia Caleb je wahrlich wiedersah… Wer garantierte Madiha noch reine Gedanken und ein aufrichtiges Herz? Das Mädchen wandte den Blick ab. Sie glaubte ihr, weil sie so überzeugend war. Und doch auch wieder nicht. Der Zweifel war da. "Er wollte es aufhalten. Aber er ist nicht so stark wie du. Noch nicht. Er wusste im Grunde vorher schon, dass er es trotz aller Vernunft doch getan hätte. Du hast gesehen, wie er eingeknickt ist, weil er...“ Da war es. Madiha folgte Dunia’s Blick und sah dieses Sehnen darin. Sie wollte und sie würde, wenn sie sich zu der Entscheidung durchringen konnte. Erneut schlug Madiha die Augen nieder und starrte vor sich auf den Boden. Sie sprach von Corax und dass er vorausgesehen hatte, dass er Caleb diesen Wunsch nicht abschlagen konnte. Aber sie nickte, weil sie Geduld mit ihm haben sollte. Natürlich – Madiha würde nicht aufhören. Womit auch immer, denn im Grunde machte sie nichts davon wirklich bewusst. Sie folgte ihrem Herzen und hoffte das Beste. Sie wischte sich kurz die Nase und zog die Beine so dicht sie konnte an ihren Körper. “... hab Vertrauen. Es wird alles gut werden." Madiha’s Blick flackerte zu Dunia empor und sie sah ihr einen Moment in die Augen. „Ich versuch’s… wirklich…“, krächzte sie tonlos und schüttelte dann resigniert den Kopf. "Trockne deine Tränen. Niemand wird zulassen, wovor ihr beide angst habt." Madiha sah zu Caleb. Es sei denn sie beide entschieden sich dazu… mit dieser Angst würde sie wohl immer leben müssen.

Madiha sah zu, wie sich Dunia vor Caleb kniete und sich dann mit ihrer liebevollen, strengen Art, an ihn wandte. Sie beobachtete die beiden und schlug dann die Augen nieder, als sie sich umarmten und Caleb abermals schluchzte. Das Mädchen presste die Lippen aufeinander und bemühte sich redlich, nichts Schlechtes zu denken. Aber es fiel ihr so schwer. Und noch immer wusste sie nicht, ob Caleb sie nun nicht fortjagen würde. Weil sie sich aufgelehnt und abgeblockt hatte. Weil sie nicht wollte. Madiha war zwar freier als Corax und fand schneller den Pfad, den sie gehen wollte, aber das machte sie nicht frei von ihrer Vergangenheit. Auflehnung bedeutete Ablehnung und Schmerz. Letzteres fühlte sie. Ersteres würde sich noch zeigen müssen. "Ich weiß, ich muss mir an die eigene Nase fassen. Auch ich hätte reden sollen. Aber ich werde dir nicht jetzt sagen, was ich fühle. Das mache ich, falls wir uns jemals wiedersehen. Küssen aber werde ich dich weder jetzt noch jemals, Caleb. Es steht mir nicht mehr zu. Niemals wieder, wie ich sehe." Madiha fühlte sich unbehaglich. Sie schaffte es einfach nicht zu vertrauen. Darauf zu vertrauen, dass Dunia nicht doch eines Tages kommen und ihr Caleb wegnehmen würde. Sie war zuerst dagewesen. Und sie war… mehr. Mehr als sie selbst. Während Dunia lächelte, schlug Madiha die Augen wieder nieder. "Beenden wir diese Tragik. Es sollte doch ein gelungener Abend werden.", sprach sie und das erste Mal seit einer Ewigkeit, sah Madiha wieder Caleb an. Sie wischte sich erneut über die Wangen und beobachtete ihn, während Dunia zur Tür schritt. "Dieses Leid lass ich ihn euch nicht nehmen", hörte Madiha und schluckte. Dann war sie… fort. Corax murmelte noch etwas, was Madiha vielleicht später noch mal überdenken würde, doch jetzt gerade war sie wie gebannt und starrte Caleb einfach nur an.
Dann wurde es still, als Corax ging und die Tür ins Schloss fiel. Keiner von ihnen sagte ein Wort. "Ich habe nie zuvor in meinem Leben einen so großen Fehler begangen. Dunia hat in allem Recht ... kannst ... kannst du mir jemals verzeihen, Madi?", klang seine Stimme mit einem Mal hölzern und irgendwie surreal. Caleb hatte lange nicht gesprochen. Er hatte nur geweint und zugehört. Und sie selbst? Sie hatte beobachtet und fühlte sich unsicher. Sie brauchte einen Moment, bis sie in der Lage war, seinen Blick zu erwidern. Was sollte sie sagen? Im Grunde gab es nichts zu verzeihen. Das wollte sie ihm auch zeigen, aber etwas hemmte sie. Eine stumme Furcht, die Dunia nicht hatte ausräumen können. Eher im Gegenteil. Madiha lehnte ihren Kopf gegen die Holzwand hinter sich und schloss die Augen. Sie brach die Verbindung ab, holte tief Luft und ließ jene langgezogen entweichen. Auch sie war müde. „Ich kann dir nicht verzeihen…“, murmelte sie plötzlich und öffnete die Augen wieder. Einen Moment hielt sie die Stille. „Ich wüsste nicht was…“, fuhr sie fort. „Dass du Fehler machst? Die machst du…, die mache ich...“, Madiha nahm ihren Kopf wieder von der Wand und nestelte an ihren Fingern. „Wer ist schon perfekt, hm?“, sie lächelte halbherzig und fügte dann an „Außer Dunia, natürlich“, konnte sie sich nicht verkneifen. „Selbst wenn sie nicht wirklich hier ist, ist sie… perfekt.“, Madiha schloss abermals die Augen, denn es tat weh. Sie wollte so nicht denken, aber sie konnte nicht anders. Sie war eben nicht perfekt. „Ich nehme dir nichts übel, Caleb…“, sie hob den Blick in seine Augen. „Wie könnte ich?“, flüsterte sie und erneut wollten die Tränen kommen.

Madiha rappelte sich langsam auf und kam auf ihn zugekrochen. Sie setzte sich vor ihn und betrachtete sein verweintes Gesicht. Vorsichtig, unsicherer als noch zuvor, streckte sie die Finger nach ihm aus und berührte ihn sanft an seiner Wange. „Ich bin nicht perfekt, war es nie und werde es nie sein können.“, murmelte sie und ließ die Hand sinken. „Caleb ich weiß, ich weiß, dass du nichts davon in schlechter Absicht erwogen hast! Ich weiß, dass du verzweifelt warst. Und ich weiß…“, sie schluckte, „ich weiß, dass du niemandem wehtun wolltest!“. Sie meinte es ehrlich. Für sie gab es nichts zu verzeihen, denn er handelte nicht aus Boshaftigkeit. Aber ihr brannte etwas auf der Seele. Und sie musste wissen, ob er ebenso verzeihen konnte. „Kannst du mir denn verzeihen?“, fragte sie leise und schaute auf den Boden zwischen ihnen. „Ich… ich weiß, was Dunia für dich ist und wie viel sie dir bedeutet… Und ich…“, es fiel ihr schwer, aber sie waren ehrlich und vielleicht war das ein Moment, um die Dinge zu bereinigen. Sie seufzte und presste die Augen zusammen. Erneut hatte sie angst, angst ihr Glück zu zerstören. „Es … ich kann aufhören daran zu denken, dass du Azura nackt gesehen hast, mehr ist ja nicht gewesen, aber ich…“, oh wie schwer ihr das doch fiel, aber sie fasste all ihren Mut zusammen: „ich schaffe es nicht, nicht daran zu denken, dass du zurückwillst. Zu ihr… zu Dunia und dass es immer zwischen uns stehen wird. Dass du dich irgendwann fragst, ob du nicht den falschen Weg genommen hast…“. Sie hob unsicher den Blick. Ja, er hatte ihr gesagt, was sie ihm bedeutete. Und das zweifelte sie nicht an. Aber dennoch… sie wollte und musste ihm nun diesen Ausweg bieten, damit er ehrlich sein konnte. Damit er die Chance hatte, wenn er auch nur den leisesten Zweifel hegte, in Sachen Dunia. „Wenn es diese leise Stimme in dir gibt, Caleb… dann… dann sag es jetzt und… und lass uns aufhören, bevor wir einander nicht mal mehr in die Augen sehen können…“, schloss sie und behielt ihren Blick in den Fjorden, die sie so sehr liebte.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. August 2023, 14:55

Jedes Lebewesen mit einem gewissen Maß an Intelligenz strebte früher oder später danach, den Sinn seines eigenen Lebens ergründen zu wollen. Viele begaben sich auf die Suche. Die meisten von ihnen gaben auf oder glaubten, den Sinn in einer Profession, einer anderen Seele oder nur der Zuneigung eines Haustieres zu finden. Andere sahen sich für Größeres bestimmt und strebten Machtpositionen an, um der Welt ihren Stempel aufzudrücken. Die Philosophen und Weisen unter den Celcianern fanden ihren Frieden damit, den Weg und die Suche selbst als den Sinn des Lebens zu sehen. Sie alle teilten aber einen Kerngedanken: Glücklich zu sein bedeutete, am Leben zu sein. Und welchen Sinn hatte das Leben denn, wenn man sich nicht mit jeder Faser seines Körpers lebendig fühlte? Wenn man nicht glücklich war? Nach Glück zu streben, das taten mehr noch als solche, die ihr Dasein hinerfragten. Madiha hatte beides getan und drohte nun, beides zu verlieren. Sie war bereit, es bewusst aufzugeben - ihr Glück, ihren Sinn. Denn wenn Caleb sie nun für ihre Auflehnung hasste, wenn er sie verstieß, dann war beides für immer fort. Zurück blieb eine Leere, die sich durch nichts würde füllen lassen können. Einzig das Wissen, dass sie mit ihrer Tat Corax und in einem gewissen Rahmen auch Dunia - vielleicht sogar Caleb selbst - davor bewahrt hatte, sich ein Leid auf die Seelen zu lasten, würde noch in ihrem Herzen sein. Nichts, was das Loch jemals wieder füllen könnte, aber doch so wichtig, dass es schwerer wog als ganze Welten. Madiha war bereit, ihr eigenes Seelenheil, ihr Glück und ihren Sinn dafür zu opfern. Denn sie sah sich selbst als weniger wichtig an. Wer war sie schon, nach einem Sinn zu suchen? Wer war sie, das Recht auf Glück zu haben? Niemand. Vor allem im Vergleich zu Dunia war sie doch nur ein Nichts. Dunia, selbst in einer braunen Robe immer noch so erhaben, so schön und perfekt. Das Mädchen aus Sarma besaß Narben, wo sie in gottgleichem Glanz erstrahlte. Dunia, die stets Ruhe bewahrte und zu wissen schien, was zu tun war. Sie hatte nur einmal einen schwachen Moment gehabt und selbst das erfüllte sie mit Perfektion. Denn es machte sie menschlich. Madiha hingegen war einfach nur Madiha. Eine Freundin für den Raben, der so viel mehr in ihr sah und den sie deshalb nun retten wollte. Jemanden, von dem Caleb behauptete, ihn zu lieben und der nur aus diesem Grund seine eigenen Prinzipien über Bord warf. So wie er sich selbst über den Rand der Blauen Möwe ins Meer gestürzt hatte. Nun war es nicht sein Körper, der unter der Last von überweltlichen Fluten zu sterben drohte. Es war seine Seele, die es in die Tiefe riss. Würde er seinem Plan nachgeben, schadete er damit am meisten sich selbst. Er würde sich zerstören. Madiha war sich dessen gewiss und endlich - endlich! - erkannte es auch ihr Dieb. Doch es schien zu spät. Manchmal rannte man mit lautem Gebrüll und gezogener Waffe in seinen eigenen Untergang, wohl wissend, dass man zu weit gegangen war, um noch umzukehren. Caleb konnte nicht mehr umkehren. Dafür war es zu spät. Aber wenigstens erkannte er im letzten Moment seinen Fehler. Er drehte nicht um, aber er rannte auch nicht weiter. Er blieb stehen, sackte zusammen auf der Grenze seines wachsenden Unglücks.
Damit blieb er nicht der einzige. Madiha hatte alles gegeben. Sie hatte sich aufgelehnt, sie hatte Corax verteidigt und auch Dunia vor etwas verschont, das die Sarmaerin bestimmt so nicht wollte. Vor allem aber hatte auch sie - Madiha - sich den Schmerz erspart, es miterleben zu müssen. Allein der Gedanke, dass Caleb offenbar noch immer so sehr an Dunia hing, dass er einen Vorwand suchte, um mit ihr zu schlafen, schmerzte. Außerdem brachte es Zweifel, schreckliche Unsicherheiten. Sie fraßen sich wie Gift in Madihas Seele, nährten dort alles Dunkle und zogen sie in einen düsteren Mahlstrom herab. Daraus konnte nicht einmal mehr Corax sie retten, auch nicht in Dunias Gestalt. Er war zurückgekehrt, obwohl sie ihn doch hatte ausperren wollen. Vielleicht geschah es nicht ganz freiwillig. Sie wusste es nicht, konnte nur sehen, dass er in der Gestalt jener anderen Frau bei Caleb niederkniete. Es war nicht Corax, der ihm Trost spendete. Er war zu schwach, das hatte Dunia gesagt. Er hätte nachgegeben, so wie Madiha im Grunde bereit gewesen war, nachzugeben, wäre es nur um ihren eigenen Körper gegangen. Sie hätte es versucht. Sie hätte es über sich ergehen lassen, Caleb zuliebe. Sie hätten es beide getan.
Dunia nicht. Nicht einmal als Illusion der Sarmaerin ließ sie sich auf diese Weise unterwerfen. Ihr Schicksal, ihre Vergangenheit hatten sie erstarken lassen und das in einem Maße, dass kein Mann jemals wieder über ihr sein würde. Nicht einmal Caleb. Sie brachte es ihm auf schonende Weise bei, denn seine Absichten waren weder bösartig noch zerstörerisch. Er hatte das nicht gewollt. Sein Motiv war Schutz. Er hatte Madiha vor Leid bewahren wollen, aber manchmal gingen Pläne nach hinten los. Glücklicherweise blieb es bislang ohne größere Konsequenzen. Corax würde verschont, ebenso wie Dunia. Es hatte ja nur Madiha getroffen, die unwichtige, die ungesehene, die wertlose kleine Madiha aus Sarma.
Die kleine, unbedeutende Madiha, an der Caleb der Wüstendieb so hing. Der Grund, warum er Schritte gegangen war und Pfade betreten hatte, von denen es kaum ein Zurück mehr gab. Er hatte mit ihrer Hilfe das Schlimmste verhindert, aber wäre es nun für sie beide zu spät? Er bat um Verzeihung, unwissend, ob er Absolution für seine Taten erhalten könnte. Aber er bat Madiha um Verzeihung und das machte den Unterschied aus. Wer, wenn nicht sie, würde ihm...?
"Ich kann dir nicht verzeihen..."
Calebs Atmung stockte. Sie hörte es. Sie brauchte nicht einmal hinzuschauen, um zu wissen, dass ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. Was sie nicht sah, war seine Akzeptanz für ihre Worte. Er nickte und nahm sein Schicksal an. Er hatte den Weg betreten und würde nun die Verantwortung übernehmen. Hier würde er nicht wie sonst den Lausbuben in sich markieren und fliehen. Es gab keine Dächer, über die er entkommen könnte. Denn Madiha entkam er nie. All sein Handeln, all seine Wege hatten ihn stets wieder zu ihr zurückgeführt. Als wäre sie der Sinn hinter allem... und dieser Sinn stellte sich selbst nun in Frage.
"Ich wüsste nicht, was ... Dass du Fehler machst? Die machst du ... die mache ich ..." Sie verzieh ihm, aber sie traf für sich auch eine Entscheidung. Sie wollte Caleb keine Ketten anlegen, nicht einmal jene, die er selbst schmiedete. Er hatte sich so sehr in diesen Plan verrannt und war für so vieles bereit gewesen. Was, wenn er sich nun mit seiner Liebe zu ihr ebenfalls verrannte? Er hatte nach einem letzten Strohhalm gegriffen, Dunia haben zu können, wenn auch nur als Illusion. Das musste doch etwas heißen! Er liebte sie immer noch. Er würde sie immer lieben und Madiha stünde in ihrem Schatten, wenn es hart auf hart käme. Die Angst, dass er seine Entscheidung bereute und Hals über Kopf zu ihr zurückkehrte, würde immer da sein. Nicht nur, weil Dunia so perfekt war, dass kein Mann sich von ihr abwandte, sondern weil es auch zu Calebs Gemüt zählte, spontan alles in den Wind zu schießen, wenn er sich unwohl fühlte. Hatte er nicht aus genau diesem Grund sein Elternhaus, seine gesamte Vergangenheit hinter sich gelassen? War er nicht aus dem gleichen Grund aus Sarma geflohen? Eines Tages könnte er Madiha davonlaufen und sie wollte das nicht. Sie wollte nicht auf diese Weise verletzt werden.
Caleb hatte gezeigt, dass er das ebenso wenig wollte. Wenn es etwas gab, das sein Herz mit allen Mitteln zu verhindern suchte, dann war es, Madiha nicht wehzutun. Das bedeutete im Schluss doch auch, dass er sie verstehen würde, wenn sie ihm nun eine Chance zur Umkehr gab. Oder nicht? Madiha konnte darüber nicht schweigen. Sie musste es wissen. Denn was machte ihr Leben schon für einen Sinn, wenn sie ihren Caleb in Armen hielt, er sich aber für immer nach Dunia sehnte?
"Wie könnte ich?" Unter Tränen rappelte sie sich auf und kroch bis zum Dieb hin. Er hatte sich keinen Zentimeter gerührt. Allerdings streckte er sich vor und lehnte sein Gesicht in die Umarmung von Madihas Fingern an seiner Wange. Er stürzte fast hinein, rutschte vor und kam ihr so nahe, dass sie seinen Herzschlag spüren konnte. Sie hielten einander und doch taten sie es nicht. Er ruhte an ihrer Hand, die sie beide miteinander verband. Sie schaute in die tiefen, unergründlichen Seen seiner Augen. Die Schätze darin könnten für sie nun für immer verloren gehen, aber sie entschied sich dafür. Sie würde Caleb keine Ketten anlegen. Aber ebenso wie er bettelte sie um Erbarmen.
"Kannst du mir denn verzeihen?" Alte Angewohnheiten einer Sklavin, die sich selbst noch immer nicht ganz hatte von ihren Fesseln lösen können. Vielleicht passierte das nie, auch wenn sie auf einem mehr als guten Weg gewesen war. Aber so wusste sie auch, wie es sich anfühlte. Caleb durfte niemals in Ketten liegen, wenn es nach ihr ging. "Ich weiß, was Dunia für dich ist und wieviel sie dir bedeutet ... Und ich... Es ... ich kann aufhören, daran zu denken, dass du Azura nackt gesehen hast, mehr ist ja nicht gewesen, aber ich..." Caleb zuckte unter ihren Worten zusammen. "Ich schaffe es nicht, nicht daran zu denken, dass du zurückwillst. Zu ihr ... zu Dunia und dass es immer zwischen uns stehen wird. Dass du dich irgendwann fragst, ob du nicht den falschen Weg genommen hast ... Wenn es diese leise Stimme in dir gibt, Caleb ... dann ... dann sag es jetzt und ... und lass uns aufhören, bevor wir einander nicht mal mehr in die Augen sehen können..." Sie tat es, solange es noch möglich war. Sie blickte in die tiefblauen Fjorde mit den grünen Seegrasrändern. Jene wurden erneut überflutet. Caleb erwiderte den Blick, aber Tränen rannen aus seinen Augen, über seine Wangen, benetzten Madihas Finger, die ihn noch immer hielten.
"Ich hab ... sie geküsst", krächzte er. Es war ihr Moment der Ehrlichkeit. Madiha hatte ihn gebeten, nun ehrlich zu sein, vor allem zu sich selbst. Caleb wollte nichts zwischen sich und ihr stehen haben. Bislang hatte er geschwiegen, um sie zu schonen. Was brachte es denn, dass sie es wusste, außer weitere Zweifel und Sorgen? Aber nun ... fühlte es sich wichtig und richtig an, Madiha einfach alles zu sagen. Sie würden nie wieder einen solchen Moment teilen. "Sie hat mich allerdings zuerst geküsst. Den Grund weiß ich nicht. Ich glaube, es war Kummer, denn wir dachten beide, Corax wäre ... gestorben. Sie hat Halt gesucht und ... ich hab meinen ersten Kuss an sie verloren. Es war ..." Er hielt mit nichts hinter dem Berg. Jetzt nicht mehr. "Es war schön. Es weckte in mir eine Sehnsucht nach mehr. Deshalb hab ich's nochmal versucht. Es war immer noch schön, aber nicht ... nicht vollständig. Es fühlte sich nicht so an, wie ich es erhofft habe. Das hatte ich erst mit dir, oben im Krähennest. Erinnerst du dich?" Nun griff er nach Madihas Hand. Seine Finger verloren das Zittern, als er sie zu fassen bekam. Er legte seine männliche Pranke über ihre zarten, kleinen Finger. "Ich wollte nochmal küssen, aber immer nur noch dich. Ich ... liebe Dunia." Jetzt hatte er es gesagt, allerdings der Falschen. "Ich liebte sie auf eine Weise wie ein Jungspund die perfekte Frau liebt, wenn er sie zum ersten Mal sieht. Ich wollte ihren Körper lieben, ihr nahe sein und als sie es mir immer wieder verweigerte, da lernte ich ihren Charakter kennen ... und lieben. Ja. Ich liebe Dunia." Er seufzte. Jetzt wich er Madihas Blick aus. Nur kurz, er fand schnell wieder zu ihr zurück, aber dieser Sekundenbruchteil war nötig. Er musste es sich selbst eingestehen. Er liebte die Frau, die in Sarma noch um die Freiheit der Stadt kämpfte wie sie es um ihre eigene getan hatte.
Aber auf einmal zuckten Calebs Mundwinkel empor. Er schaffte es nicht, ein Lächeln zu bilden. Die ganze Situation war Kräfte zehrend, aber er versuchte es. "Ich liebe sie inzwischen anders. Mit jedem Tag, den ich bei dir - mit dir - verbringen konnte, hab ich erkannt, dass meine Liebe zu Dunia nicht so sein würde. Sie ... ist perfekt. Jeder Wüstendieb sucht nach dem perfekten Schatz, aber ... ich war schon immer so ein Sonderling. Hab noch nie irgendwo hinein gepasst." Er schnaufte wehleidig amüsiert, da es nicht nur auf menschlicher Ebene zutraf. Das alles hatte ja schließlich erst den Anstoß für diesen Leidensweg gegeben. "Perfektion kann erdrücken. Und was mache ich dann, wenn ich sie gefunden hätte? Wenn alles ... perfekt wäre, hm? Langweilig wäre es. Das ... das hat sie wohl geahnt und ich weiß es nun." Er rutschte dicht an Madiha heran. Nun nahm er auch ihre zweite Hand in die seine. Nun schaute er ihr tief in die Augen. Er näherte sich, bis seine Stirn auf die ihre traf. Einige widerspenstige Haare aus seiner nicht zu bändigenden Frisur kitzelten Madihas Haut.
"Ich kann nicht leugnen, dass ich Dunia wohl immer lieben werde. So wie man einen perfekten Tag liebt. Aber wirklich gern erinnert man sich doch an all die kleinen Problemchen, Missgeschicke und Dilemma zurück, die einen solchen Tag zum Straucheln bringen. Man lacht über sie und hält sie fest, denn ... zumindest meine Geschichten erfüllen sie mit mehr Leben. Ich ... liebe deine Imperfektion und die möchte ich für immer halten. Deshalb war ich doch bereit, all das zu tun. Alles zu riskieren. Ich will dich an nichts und niemanden verlieren, Madi ... nicht einmal an mich." Caleb atmete noch einmal tief durch. Die nächsten Worte waren schließlich die wichtigsten seines Lebens. Nichts zuvor hatte ihm jemals mehr bedeutet. Nicht könnte jemals mehr bedeuten. Sie musste perfekt sein. Deshalb verhaspelte er sich auch: "I-ich leibe ... ach, verdammt nochmal! Ich liebe dich, Madiha! LIEBE! So ...
Unter einem Schnauben schüttelte Caleb den Kopf. Dann lächelte er. Jetzt gelang es, sogar so sehr, dass es seine Augen erreichte und die Fjorde in warmes Abendlicht tauchte. "Na bitte", raunte er. "Das war doch perfekt..." Mit seinem Daumen strich er über die ovale Oberfläche des Stein in Madihas neuem Ring. Sie fühlte sich warm an. Caleb schaute flüchtig darauf herab. "VIelleicht hat Corax doch Recht ... also ... wenn es dir Sicherheit gibt, dann mache ich dir hier und jetzt einen Antrag. Ich zweifle nicht. Ich würde es jetzt genauso aufrichtig und ernst meinen wie ... irgendwann. Ich wäre einfach nur gern kleinere Schritte gegangen. Das ist doch alles ... sehr ... überwältigend." Seine Lippen suchten die ihren, wenn auch zögernd. Er wusste schließlich noch nicht, wie sie jetzt zu all seinen Erklärungen stand. "Ich liebe dich, Madiha. Madi. Und ich verzeihe dir alles. Werde ich immer tun. Beides. Versprochen."
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Montag 14. August 2023, 13:29

Man hatte ihr schon immer suggeriert, dass sie niemals mehr wert sein würde als der Dreck unter den Nägeln, die sie gerade misshandelten. Schon als Kleinkind hatte sie erleben müssen, dass einige bessergestellt waren als andere und wäre ihre Mutter nicht verstorben, so hätte sie zumindest Liebe erfahren. Aber so? Madiha musste diesen Weg gehen und landete hier. In einem extra für sie wundervoll dekoriertem Raum, damit sie sich wohlfühlte. Damit sie erkannte, dass jemand sich für sie sehr viel Mühe gab. Und sie war in der Lage dazu! Ja, sie konnte erkennen, dass es Anerkennung und Wertschätzung auch für sie zu finden gab. Doch waren die Jahre ihres Aufwachsens so unsagbar prägend gewesen, dass aus ihr eben nicht ein selbstbewusstes Mädchen mit Flausen im Kopf hatte werden können. Sondern jemand, der zur Seite trat, egal wie schmerzhaft es sein würde. Der sich nicht in den Vordergrund wagte, wenn anderen das Licht gebührte. Madiha würde es noch lernen müssen oder nie schaffen zu verinnerlichen. Dafür brauchte sie Hilfe. Doch eines hatte sie schon immer besessen: Sie war ehrlich. Die bitteren Jahre hatten ihr Herz niemals erreicht und so konnte sich von dort auch nichts ausbreiten, was ihr Denken vergiftet hätte. Es machte das gewiss nicht leichter – nicht mal für ihre Umwelt – aber niemand musste an ihrer Intention oder ihren Gefühlen zweifeln. Und so entschied sie sich auch, ihr eigenes Wohl nach hinten zu stellen. Sie bot Caleb einen Ausweg an, wenn er ihn brauchte. Sie würde ihn nicht binden, nicht für immer an sich festketten. Aber sie wollte auch nicht diesen nagenden Zweifel fühlen. Es reichte schon, dass sie so aufgewachsen war und jetzt wollte sie ihre Zukunft nicht damit verbringen, sich stets fragen zu müssen, ob sie reichte. Denn sie wusste in ihrem Herzen, dass sie genug sein konnte. Doch für wen? Einen Dieb, der einfach jede Frau bezirzen konnte? Der in all den Jahren immer wieder vor Verantwortung geflohen war? Sanft strichen ihre Finger über Caleb’s stoppelige Haut und für einen Moment fühlte sie lediglich sein Schmiegen hinein. Sie war nur ein Sklavenmädchen, das sich irgendwie durchschlug. Er aber doch jemand weitaus wertvolleres. Mit Familie und einem Freund, der alles für ihn tat. Caleb hatte viel und Madiha hatte nur ihn. Trotzdem machte sie ihm das Angebot. Und meinte es sogar noch ehrlich dabei. Als er die Tränen rollen ließ, wähnte sie schon seine Entscheidung dahinter. Sie wollte schon nicken, sagen, dass alles gut war und sie es verstand. Dass er sie nicht verletzen wollte, sich aber anders entschied. Ihr wollten selbst die Tränen kommen, denn auch wenn sie ihn freiließ, tat es ungemein weh.

"Ich hab ... sie geküsst“ Sie stutzte. Für einen Moment wusste sie nicht, wen er meinte. "Sie hat mich allerdings zuerst geküsst. Den Grund weiß ich nicht. Ich glaube, es war Kummer, denn wir dachten beide, Corax wäre ... gestorben. Sie hat Halt gesucht und ... ich hab meinen ersten Kuss an sie verloren. Es war ...“ Madiha starrte ihn an. Was noch? Was musste sie noch ertragen? Azura also auch? "Es war schön. Es weckte in mir eine Sehnsucht nach mehr. Deshalb hab ich's nochmal versucht. Es war immer noch schön,“ Ihre Ohren rauschten und sie verlor den Blick aus seinem Gesicht. Ihr Herz wurde zum Nadelkissen, krampfte sich zusammen und starb. Erst als ein anderes Gefühl sie ablöste, hob sie den Blick wieder. Er nahm ihre Hand. “…aber nicht ... nicht vollständig. Es fühlte sich nicht so an, wie ich es erhofft habe. Das hatte ich erst mit dir, oben im Krähennest. Erinnerst du dich?" Madiha nickte mechanisch. "Ich wollte nochmal küssen, aber immer nur noch dich. Ich ... liebe Dunia." Madiha wimmerte und schloss die Augen leidend. Ihre Finger verkrampften sich in seinem Griff. Ja, das Mädchen war leidgeprüft. Doch das war Folter. Warum nur quälte er sie so? Caleb hätte sie einfach fortschicken können, statt ihr all das noch zu präsentieren. "Ich liebte sie auf eine Weise wie ein Jungspund die perfekte Frau liebt, wenn er sie zum ersten Mal sieht. Ich wollte ihren Körper lieben, ihr nahe sein und als sie es mir immer wieder verweigerte, da lernte ich ihren Charakter kennen ... und lieben. Ja. Ich liebe Dunia." Sie hörte zu. Natürlich tat sie das, denn sie war es gewohnt. Selbst Khasib musste sie manchmal zuhören, wenn er dem Wein zugesprochen hatte und erzählte, wie er sich mal wieder verliebt hatte und die Frau ihm das Herz angeblich brach. "Ich liebe sie inzwischen anders. Mit jedem Tag, den ich bei dir - mit dir - verbringen konnte, hab ich erkannt, dass meine Liebe zu Dunia nicht so sein würde. Sie ... ist perfekt. Jeder Wüstendieb sucht nach dem perfekten Schatz, aber ... ich war schon immer so ein Sonderling. Hab noch nie irgendwo hinein gepasst." Nur schwerfällig hob sich der graublaue Blick. Madiha weinte schon gar nicht mehr, denn sie zog sich zurück. Sie konnte kaum mehr ertragen, was er ihr alles aufbürdete. Bis die Bedeutung seiner Worte durch die hochgezogene Mauer dringen wollte.
Madiha musterte Caleb unsicher. Er rutschte näher und nahm auch ihre zweite Hand in seine. Ihr Blick fiel kurz darauf und sie holte tief Luft, sog seinen Geruch ein und schloss die Augen. Sie würde ihr Herz mühsam zusammenhalten müssen, wenn er endlich fertig mit ihr war. Bis dahin musste sie aushalten. "Ich kann nicht leugnen, dass ich Dunia wohl immer lieben werde. So wie man einen perfekten Tag liebt. Aber wirklich gern erinnert man sich doch an all die kleinen Problemchen, Missgeschicke und Dilemma zurück, die einen solchen Tag zum Straucheln bringen. Man lacht über sie und hält sie fest, denn ... zumindest meine Geschichten erfüllen sie mit mehr Leben. Ich ... liebe deine Imperfektion und die möchte ich für immer halten. Deshalb war ich doch bereit, all das zu tun. Alles zu riskieren. Ich will dich an nichts und niemanden verlieren, Madi ... nicht einmal an mich.", raunte er ihn ihre Richtung und auf einmal reduzierte sich ihre ganze Welt auf diesen Moment.

Madiha sah die grünen Sprenkel seiner Augen und spürte das vorwitzige Kitzeln seiner Haare auf ihrem Gesicht. Sie waren einander so viel näher als zuvor. Das Mädchen runzelte die Stirn, denn sie hatte bereits begonnen, sich einzuschließen. Es dauerte etwas, bis die Bedeutung seiner Aussagen auch zu ihr durchdringen konnten. Nur zögerlich öffnete sie nämlich ihr Herz dafür wieder und ließ ein wenig Hoffnung hinein. Sie war unverbesserlich… aber sie war auch das aller erste Mal verliebt. Diese Gefühle konnte sie nicht einfach wegsperren, wie alles andere, das schmerzte. Das spürte sie nun. Sie waren zu stark. "I-ich leibe ... ach, verdammt nochmal! Ich liebe dich, Madiha! LIEBE! So ... Etwas wurde in ihrem Innern gesprengt. Madiha lachte auf einmal leise über seinen Verhaspler und auf einmal schwammen ihre Augen wieder. Er hatte ihre Mauer eingerissen, die sie, während seiner ganzen Worte Stein um Stein aufgebaut hatte. Sie legte ihm eine Hand an seine Wange und lehnte ihre Stirn gegen seine. Madiha holte tief Luft. Es war der erste Atemzug in einer gereinigten Luft. Sie nahm ihn bewusst und schniefte leise. "Na bitte, das war doch perfekt...", noch einmal erreichte ihn ein breites Lächeln aus ihrem Gesicht. Sie schloss die Augen und atmete abermals durch. Sie spürte das sanfte Streicheln ihres Ringes. Auch ihr Blick fiel darauf. "Vielleicht hat Corax doch Recht ... also ... wenn es dir Sicherheit gibt, dann mache ich dir hier und jetzt einen Antrag. Ich zweifle nicht. Ich würde es jetzt genauso aufrichtig und ernst meinen wie ... irgendwann. Ich wäre einfach nur gern kleinere Schritte gegangen. Das ist doch alles ... sehr ... überwältigend." Sie nickte entschieden. „Oh, ja! Das ist es…“, bestätigte sie und fand endlich auch ihre Sprache wieder. Madiha entzog ihm ihre Finger und wischte sich über das nasse Gesicht. „Es ist so verwirrend und wunderschön und es tut weh und …“, sie hielt inne, als sie seinen Blick erwiderte. „Wir machen weiter unsere kleinen Schritte Caleb… Und… und wir verzeihen einander Fehler, die wir machen, weil…“, es war klar, dass sie Azura meinte… und Corax… und Dunia… und vielleicht alle, die noch folgen würden. „weil wir es ehrlich meinen oder nicht?“, fragte sie und lächelte leicht. "Ich liebe dich, Madiha. Madi. Und ich verzeihe dir alles. Werde ich immer tun. Beides. Versprochen."
Das Mädchen wurde erlöst. Es wurde erlöst von dem Gedanken daran, dass er sich lediglich in etwas verrannt haben könnte. Dass sich die Begebenheiten so drastisch verändert hatten, dass er nun nicht glaubte zurückzukönnen. Madiha aber zeigte ihm ihre Erleichterung. Sie stob nach vorn, legte ihre Arme um den Hals des Diebes und empfing seine Lippen mit den ihren. Ihre Augen schlossen sich augenblicklich bei dem wohligen Gefühl, das er ihr bescherte. Madiha besiegelte seine Worte und seine Aufrichtigkeit mit diesem liebevollen, intensiven Kuss. Sie legte ihre Erleichterung hinein. Ihre Liebe für ihn und ihre Dankbarkeit für seine Worte. Nach einem Moment löste sie sich nur minimal von ihm. Sie hielt sein Gesicht nun zwischen ihren Händen und blickte ihm lange in die Augen. „Ich leibe dich auch Caleb!“, dann lachte sie wieder und vertrieb mit dem Klang und dem kleinen Scherz die Düsternis aus ihrem Herzen. Schnell fand sie den Weg zu seinen Lippen zurück und wollte am Liebsten nicht mehr aufhören damit…
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 16. August 2023, 22:11

Aufgrund ihrer Vergangenheit hatte Madiha sich nie zu einem Mädchen entwickeln können, das mit Flausen im Kopf und ohne Gedanken an Konsequenzen in jedes Abenteuer hätte stürzen können. Schon früh lehrte sie die Welt ihren geringen Wert und das, was davon übrig war, reichte nur aus, um entweder den Haushalt eines anderen zu schmeißen oder sich ihm darzubieten - ohne Liebe, ohne jegliche Form von Zuneigung. Ihr eigener Überlebenswille war es, der sie durchhalten ließ. Einen Grund dafür hatte sie nie gekannt, instinktiv aber gespürt, dass es ihn gab und dass es wichtig war, nicht aufzugeben. Niemals. Sie hatte sich in all der Zeit nicht brechen lassen. Vielleicht war es nie ihre Bestimmung gewesen, Unfug anzustellen, Streiche zu spielen und in einem Versteck darüber zu kichern, aber sie hatte der Welt, den Göttern und Khasib ihr Durchhaltevermögen gezeigt. Man hatte sie belohnt. Man hatte ihr Caleb geschickt. Er war alles, was Madiha nicht hatte werden können. Er war arglos, gewitzt, spitzbübisch und schalkhaft. Er handelte, bevor er nachdachte und trotzdem besaß er das Herz am rechten Fleck. Er beschützte, was er liebte und vor allem ... er liebte sie. Madiha.
Angst war in ihr aufgekommen, als er seinen Plan verkündet hatte, in dem Corax in Dunia Gestalt nicht nur involviert gewesen wäre, sondern sich ihm auch hingegeben hätte und wäre es nur für kurz gewesen, damit er seine eigenen Zweifel endlich beiseite hätte schieben können. Aber bei Madiha hatte es sie nur geschürt, hatte ihr die bittere Vorstellung eingepflanzt, Caleb würde die Perfektion einer Sarmaerin noch immer lieben. Und Madiha bliebe die zweite Wahl. Die Gedanken schmerzten so sehr, dass sie sie nicht mehr hatte zurückhalten können. In einem riskanten Ausbruch hatte sie ihm all das gesagt, was dumm an seinem Plan war und was sie so sehr verletzte. Sie hatte Corax auf ihrer Seite gehabt, der jedoch nicht ihre Kraft aufbringen konnte. Der Rabe hatte das glücklicherweise vorab gewusst und seinerseits einen Plan geschmiedet. Dunia, ausgerechnet er in ihrer Gestalt, war zwischen die Fronten gegangen. Dunia hatte vermittelt, Caleb noch einmal an Madihas Appell erinnert und ihm schließlich eher nebenbei und ohne Körperlichkeit bestätigt, dass er sich nicht zu fürchten bräuchte. Dann hatten sie und Corax die beiden allein gelassen. Der Rabe schien sich seiner Rolle als Dunia gar nicht richtig bewusst gewesen zu sein. Es trieb ihn ohnehin zurück zu Azura. Er hatte lange verdrängt, dass auch irgendetwas bei ihr nicht stimmte. Dass sie in einem Arrestraum lag, zusammen mit einem nackten Kjetell'o. Er konnte es nicht länger ignorieren. Seine Sehnsucht nach ihr war mit jeder Sekunde gewachsen, in der er Caleb verzweifelten Versuch hatte mitansehen müssen, Madiha nicht wehzutun. So ließ er sie beide allein in der Hoffnung, sie würden zueinander finden ... und der Dieb hätte bei seiner kleinen, gütigen Herrin nicht zu viel Schaden angerichtet. Was, wenn doch? Was würde dann geschehen? Was würde Corax tun und ... mit wem?
Doch es ging offenbar noch einmal gut aus. Madiha verzieh ihrem Dieb. Sie liebte ihn viel zu sehr, fast schon krankhaft, aber jetzt war es hilfreich, sofern er sich zusammenraufen konnte und nicht wieder einen derartigen Fehler beging. Auch da standen die Chancen gut, denn Caleb bereute sein Handeln und wozu es beinahe geführt hätte. Am Ende schweißte es sie beide auf's neue und dieses Mal noch enger zusammen.
Und endlich erkannte sie, dass es nicht Perfektion war, die den Wert eines Menschen ausmachte. Denn nur ein fehlerhaft gehaspelter Liebesschwur war in der Lage in einer Situation wie der ihren das Lachen aus ihr wieder herauszukitzeln. Sie lachte herzlich, während ihre Sicht verschwamm. Caleb ging es ähnlich. Er lachte zwar nicht, aber strahlte voller Erleichterung, dass er sie offenbar nicht verloren hatte. Und er schickte ihr gleich eine Art Antrag hinterher. Er würde sich an sie binden, wenn sie das brauchte, um zu wissen, wie groß seine Liebe zu ihr war. Es wären für ihn keine Ketten, jedenfalls keine, die er nicht mit stolz und tiefen Gefühlen für sie trüge. Liebe bedeutete nicht, frei zu sein. Auch sie kam mit Einschränkungen daher, aber sie waren ein kleiner Preis für das, was man erhielt. Caleb war bereit, diesen Preis zu zahlen, obgleich er anmerkte, dass er es doch lieber langsamer angehen würde. Überlegter und mit mehr Vorbereitungen. Irgendwo suchte er dann doch die Perfektion, die er um sein kleines Stück aus Fettnäpfchen herum aufbauen konnte, damit sie nur noch heller herausstachen.
Dass dieser Dieb noch mehr Glück als Verstand besaß, zeigte sich erneut. Nein, nicht mehr Glück als Verstand, sondern Madihas erwiderte Liebe. "Es ist so verwirrend und wunderschön und es tut weh und ... Wir machen weiter unsere kleinen Schritte, Caleb ... Und ... und wir verzeihen einander Fehler, die wir machen, weil... weil wir es ehrlich meinen, oder nicht?"
"Ich meine nichts so ehrlich wie das hier, Madi. Auch wenn das aus dem Munde eines Halunken keinen Fuchs wert sein dürfte", scherzte er schon wieder. Doch seine Augen versprachen ihr, dass er es doch meinte. Er liebte sie und würde ihr für immer alles verzeihen. Für jeden Fehler, den er begangen hatte, durfte sie unzählige begehen, ohne dass er sie auch nur einmal dafür verurteilen wollte. Denn alles, was Caleb sicht wünschte, was das hier. Bei ihr zu sein, mit ihr zu sein und sie zu küssen. Er neigte sich bereits vor, aber Madiha war schneller. Seine Worte erlösten sie, rissen sie aus der eingestürzten Mauer, in die sie ihren eigenen Leib eingebaut zu haben schien. Jetzt fühlte sie sich so leicht, dass sie sich festhalten musste, um nicht wie eine Seifenblase davon zu schweben. Sie umklammerte Calebs Hals und presste sich sehnsüchtig gegen seine Lippen. Sie wurde mit der gleichen Intensivität empfangen. Wärme breitete sich aus, so angenehm, dass es kribbelte. Auch Caleb spürte es, was ihn nur dazu anspornte, alle Erleichterung in den Kuss zu legen, sowohl nach Madihas Lippen, als auch ihrer Zunge zu haschen und ihr bestimmt mehrere Tausend Male auf diese Weise seine Gefühle zu zeigen. Er küsste ihren Mund, ihre Wangen, den Kiefer entlang bis zum Hals. Er hielt sich nun nicht mehr zurück. Seine Hände legten sich um ihren Körper, hielten sie nur kurz, denn dann schoben sie auch schon den Stoff ihres schönen Kleides beiseite. Er streichelte die nackte Haut an ihrem Rücken, grub sich in die weiten Ärmel des stofflich gewordenen Sternenhimmels hinein und verteilte Schauerwogen über Madihas Körper.
Als Madiha sich allerdings von seinen Lippen löste und sein Gesicht mit beiden Händen umfasste, wurde er ganz still. Er schaute sie an, fragend, fast furchtsam. Dann ging ein Schauer durch seinen Körper und er lachte mit ihr. "Ich leibe dich auch, Caleb!"
"Ja!", erwiderte er mit einer tiefen Losgelöstheit von der Welt. Er zog Madiha bis auf seinen Schoß empor. "Ja", wiederholte er dabei und begann erneut, sie zu küssen. Von Kopf bis Fuß schien er gehen zu wollen, streichelte ihr Haar, fuhr an ihren Schultern entlang. Ungehemmt erkundete er nun, was er zuvor im Badehaus von ihr gesehen hatte, bis er den Stoffrand ihres Kleides erreichte. Caleb hielt inne. Seine Augen funkelten unter der aufsteigenden Lust in ihm, aber sein Blick war so anders als jener von Khasib und all den anderen Männern, die es auf Madiha abgesehen hatten. Sie hatten sie nur benutzen wollen, um sich selbst glücklich zu machen. Caleb jedoch wollte sie einbeziehen. Er wollte sein Glück mit ihr teilen und Lust gemeinsam mit ihr erleben.
"Ich ... möchte dich so sehr, dass es wehtut", brachte er hervor und sie spürte bereits, was er meinte. Seine Hose stand ihm, war inzwischen aber deutlich zu eng. Sie spürte, was ihr die Worte aus Corax' Federumhang-Vision gezeigt hatten. Ein Unterarm ... sie saß auf dem Unterarm eines zwar nicht ganz durchtrainierten Mannes, aber dennoch blieb es ein Unterarm! Und jener dritte Arm von Caleb schien sie anheben zu wollen.
Caleb spürte es. Für einen Augenblick riss es ihn aus seiner Lust heraus. Kurz flackerte die Furcht wieder in seinen Augen. Dunia hatte nicht alles davon vertreiben, sondern nur abmildern können. Es war immer noch da. Er keuchte auf. "I-ich..." Dann zog er sich zurück. Er ließ von Madiha ab und lehnte sich nach hinten. Sein Adamsapfel hüpfte leicht auf und ab, als er schluckte. Seine Hände rieben unstet den Stoff seiner Hose an den Knien, dass kleine Falten entstanden. Er winselte, denn das Ziehen im Zentrum wollte nicht abklingen. Dieses Mal nicht.
"Ich möchte es ... so sehr." Caleb suchte nach ihren Augen. Er blickte tief hinein, um etwas zu finden, mit dem er die aufsteigende Angst niederringen konnte. Dann küsste er sie mit zitternden Lippen. "Versprich mir ... bei dem kleinsten Anzeichen ... zwing dich bitte zu nichts ... ich könnte dann nicht ..." Er brach ab, unterdrückte ein Beben seines Körpers, durch den sich die Angst einen Weg bahnen wollte. Ungleichmäßig rasselte sein Atem gegen Madihas Lippen. Dann stöhnte Caleb auf, aber es klang schmerzlich. Er schob Madiha von sich herunter und starrte auf seinen Schritt. Grobmotorisch fuchtelte er daran herum, aber die Schnürung ließ sich nicht entknoten mit diesen Zitterpranken. Schließlich packte er nach dem verdrillten Band und riss daran, bis es unter seiner Kraft und einem Ausbruch männlicher Wut zerbarst. Schon stämmte sich Calebs größte Tugend durch die beiden Pforten aus Hosenstoff, klappte sie beiseite und reckte sich dann Madiha entgegen. Kein Ritter in glänzender Rüstung aber einer mit dunklem Helm, auf dem eine milchige, kleine Perle bereits glitzerte.
"Ich will dich!", stöhnte ihr Caleb mit der Ungeduld eines Unkontrollierbaren entgegen und spätestens, als er Madiha packte und mit ihr taumelnd auf die Beine kam, könnte sie es ebenfalls mit der Angst zu tun bekommen. Seine wankenden Schritte führten ihn zum Bett, wo Caleb seine Wüstenblume nicht ganz so romantisch sanft abließ wie er eigentlich vor hatte. Er selbst blieb am Bettrand stehen, ballte immer wieder die Hände zu Fäusten, während sich der Mast seines Kapitänsschiffes weit über Madiha als Insel hinweg streckte.
"Ich will ... ich zerreiße dein Kleid ... bitte ... kannst du ... es ist so schön, es soll halten ..." Er berührte sich, streichelte sich instinktiv und in der Hoffnung, dadurch noch eine Weile bei Verstand zu bleiben. "Madi..." Nie zuvor hatte er ihren Namen so inbrünstig und voller Lust gestöhnt. Selbst wenn es nicht passte, er würde sich kaum noch aufhalten lassen, wenn er nun die Kontrolle verlor. Doch Caleb war nicht Khasib oder einer seiner feisten Freunde. Er stürzte sich nicht einfach auf Madiha und diese in ihr Unglück. Letztendlich war aber auch er nur ein Mann und vor allem einer, der vor seinem ersten Mal stand. Wenn sie ihn lange genug hin hielt, könnte es vorbei sein, bevor Schlimmeres geschah. Wenn sie sich nun aber des Kleides schnell entledigte ...
"Maaaadiiiii ... ich will dich so sehr spüren!" Caleb keuchte und wand sich leicht. Er ließ die Hose bis zu seinen Knöcheln rutschen, stieg holperig aus ihr heraus und verlor dabei seinen Stiefel. Den anderen schüttelte er sich vom Fuß, dass er durch den halben Raum flog. Unter seinem Hemd hob sich nun erneut seine Lust ab. Caleb begann, an seiner Weste zu nesteln, auch um sich von Madiha abzulenken. Ja, er wollte sie. Er wollte sie ungemein, dass es endlich auch seine Angst bändigte, aber zugleich wollte er sie nicht zerfleischen als sei er ein ausgehungerter Wolf. Trotzdem hielt er es nicht mehr aus. Mit einem Reißen barsten nun auch Weste und Hemd. Letzteres rüttelte er von seinem Prachtkörper, stand nun wieder nackt vor Madiha, aber nicht für lang. Schon erklomm er das Bett, kroch halb über sie, dass die Spitze seiner größten Angst bereits ihr Bein streichelte. Als Caleb so halb über ihr hing und sich zu beiden Seiten von ihr auf dem Bett abstützte - die Laken waren im übrigen angenehm weich und dufteten frisch - begann er zu blinzeln. "Äh ...." Er stockte, guckte an sich herab und wieder zu Madiha. "S-soll ich einfach ... r-rein ...äh... was ... wie geht es denn jetzt weiter?" Seine Wangen glühten.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Donnerstag 17. August 2023, 10:54

Es war schon eine tolle Erfahrung, die Madiha machen durfte. Dass sie endlich einmal genug war. So wie sie war und mit dem, was sie mitbrachte. Es spielte endlich keine Rolle, dass sie zerrissen, verbraucht und ungebildet war. Es spielte keine Rolle, dass sie kaputt und hoffnungslos naiv war. Caleb liebte sie, so wie sie war. Madiha erfuhr das erste Mal in ihrem Leben, was Liebe wirklich bedeutete. Und dass Liebe über viele Hürden hinwegsehen und vor allem -gehen konnte. Als Caleb sie erlöste und ihr seine Liebe zum wiederholten Male gestand, dieses Mal aber ganz bewusst sie auswählte, da sprengten sich in ihrem Innern die Ketten entzwei. Und Madiha war auf eine Weise geschmeichelt, die sie bis dahin noch nicht erfahren hatte. Die Gewissheit zu haben war pures Gold und daher brauchte sie nun auch keinen weiteren Beweis. Sie hatte ihm die Möglichkeit gelassen, jetzt und hier zu wählen. Und auch wenn er auf seinem Weg zu ihr Fehler gemacht hatte… Madiha verzieh, weil sie seine Aufrichtigkeit nicht anzweifelte. Weil sie keinen Grund hatte zu glauben, er würde ihre Zuneigung lediglich für seine Zwecke nutzen Madiha befand sich in einem gefährlichen Zustand. Sie würde wohl beinahe alles akzeptieren, wenn er es nur verlangte. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er irgendwann nicht mehr da wäre. Madiha konzentrierte alles auf eben jenen Dieb und reichte ihm ihre Seele zum Stehlen auf einem silbernen Tablett an. Er besaß sie nun. Auch wenn er beteuerte, dass sie sich selbst gehörte, so wusste Madiha es besser. Nun aber schwamm sie in dem schönsten Gewässer, kletterte auf den höchste Aussichtsturm , um den herrlichsten Sonnenuntergang zu bewundern. Caleb liebte sie. Und sie ihn. Mit Leidenschaft begegneten sich ihre Lippen und wurden schnell mutiger.
Seine Zunge fand die ihre und wurde nicht müde, sie zu fordern. Madiha hatte das Küssen nicht gelernt, aber ihr Herz leitete sie an. Sie folgte jedem Schlag und seufzte in seinen Kuss hinein. Sie spürte, dass Caleb die Absolution seitens Dunia und ihr selbst zum Anlass nahm, sich nicht länger zurückzuhalten. Stürmischer wurde es, intensiver und bald schon wanderten seine Lippen über ihr Gesicht bis zu ihrem Hals. Madiha spürte die Gänsehaut über sich wandern. Seine großen Hände fassten sie deutlich anders an, tasteten nach jedem Stück nackter Haut unter dem wundervollen Stoff.

Das Mädchen hatte niemals gespürt, dass ihr Herz aufgeregt schlug, wenn sie einem Mann nähergekommen war. Nie hatte jemand darauf geachtet, ob es ihr gefiel oder ob sie noch etwas Zeit brauchte. Caleb indes brauchte nur noch ein Ventil. Madiha konnte die Wurzel allen Dramas unter sich spüren und spürte gleichzeitig eine feine Nervosität. Ihre Sinne fokussierten sich nur noch auf Caleb, während er mit einem Mal innehielt. "Ich ... möchte dich so sehr, dass es wehtut", keuchte er und schon flackerte seine tiefe Angst wieder auf. Madiha ließ sich von seinem Schoß schieben, bevor sie ihn beobachtete. Sie gab ihm Zeit, auch wenn sie selbst eine ansteigende Hitze in sich spürte. Lag das an den Kerzen, dass ihr so warm wurde? Etwas kribbelte in ihr, etwas… neues und unbekanntes. "Ich möchte es ... so sehr.“ Madiha erwiderte seinen Blick und lächelte leicht. Sie gab ihm den Mut, den er vielleicht brauchte. Sie würde es versuchen, das hatte sie ihm bereits mehrmals angeboten. Aber entgegen ihrer bisherigen Erfahrungen, war Caleb ihre Unversehrtheit wichtiger als ihre Zustimmung: "Versprich mir ... bei dem kleinsten Anzeichen ... zwing dich bitte zu nichts ... ich könnte dann nicht ..." Madiha glitt nach vorn und legte ihre Hand auf seine. „Ich verspreche es…“, gab sie zu verstehen und nickte kaum merklich. Er küsste sie noch mal, bevor er leidend stöhnte und sich an seinem Schritt zu schaffen machte.
Madiha blickte darauf und wollte helfen, doch die Ungeduld packte Caleb. Er riss sich die Hose entzwei und Madiha zuckte kurz. Wachsam beobachtete sie sein Gesicht, das sich etwas entspannte, da sich nun seine Tugend voll entfalten konnte. Das Graublau fiel auf den strammen Matrosen mit dunkler Kappe und sie spürte mit einem Mal ein eigenartiges Gefühl in sich aufsteigen. Ihre Lippen teilten sich minimal, um den Atem entweichen zu lassen, der sich allmählich steigerte. Ihr Herz pochte und sie rutschte etwas unruhiger umher, weil da dieses unbekannte Kribbeln war, das sie bisher nie verspürt hatte. "Ich will dich!", raunte er mit dunkler Inbrunst und ließ Madiha schlucken. Es war lange her, dass ihr jemand auf diese Weise nahegekommen war. Und sie verband keine guten Erinnerungen damit. Allerdings wussten seine Hände, seine Lippen und sein Anblick sehr wohl, sie in Schwingungen zu versetzen. Plötzlich aber griff er nach ihr und brachte sie recht forsch zum Bett, auf dem er sie fast schon mit Schwung ablegte. Madiha spürte nun selbst etwas Unsicherheit in sich aufkommen. Und die Bilder ihrer Vergangenheit drohten emporzusteigen. War es das, was sie wollte? Was sie konnte? War es denn überhaupt möglich, dass sie dabei nicht das gleiche Grauen empfinden würde? Dieses Mal tat sie es aus Liebe, für ihn. Damit er endlich das bekam, was er so eindrucksvoll verlangte.

Gleichzeitig war da aber diese ungekannte Vorfreude, die sie nicht einordnen konnte. "Ich will ... ich zerreiße dein Kleid ... bitte ... kannst du ... es ist so schön, es soll halten ..." Ihr Herz klopfte. Ein wenig nervös nickte sie und begann dann damit, das Kleid zu öffnen und schließlich von dem schmalen Körper zu streifen. Sie legte es noch zur Seite, bevor sie zurück ins Bett kehrte. Es dauerte keine Sekunde, da hatte Caleb sich seiner Sachen entledigt und stand vollkommen nackt vor ihr. Ihre Wangen glühten hochrot, während ihr Blick seinen Körper abtastete. Madiha bekam einen trockenen Mund. Caleb sah gut aus… das wusste sie. Und sie hatte ihn im Bad gesehen, doch … Sie keuchte leise, als er sich über sie schob. Ihre Hände fanden Halt an seinen Oberarmen. Ihre Finger glitten sanft über jeden Muskel und jede kleine Narbe. Ihr Blick glühte zu ihm hinauf, während er sich positionierte. Madiha spürte kurz eine Angst in sich aufkommen. In ihrer Welt war das der schlimmste Moment. In ihrer Welt tat es immer weh. Immer. Und während Madiha schon auf den Schmerz wartete, hielt Caleb inne und blickte zu ihr. "S-soll ich einfach ... r-rein ...äh... was ... wie geht es denn jetzt weiter?" Madiha blinzelte und schaute selbst auch noch mal zwischen ihren Körper auf ihre beiden Mitten. „Also… ich… ich weiß auch nicht. Normalerweise… ja?“, sagte sie kleinlaut und blickte Caleb wieder an. Oh, und wie sehr sie ihn ansah. Madiha ließ ihre Rechte über seine Schulterpartie gleiten und zu seiner Wange. Sanft dirigierte sie sein Gesicht zu ihrem, um ihn zu küssen. Dabei berührte sie seinen Oberkörper mit dem ihren und spürte selbst, dass ihre Spitzen sich dem Mann ihrer Träume entgegenreckten. Was aber neu war, war vor allem, dass jede winzige, flüchtige Berührung wohlige Schauer erzeugten. Madiha kannte das nicht. Nie wurde sie solange gereizt, bis sich auch ihr Körper auf diese Art der Zweisamkeit einstellte. Doch Caleb hatte dafür gesorgt, dass sie dieses Kribbeln nicht verlor. Sie wollte mehr. „Vielleicht…“, begann sie und küsste an seinem Hals entlang. Sie folgte auch hier ihrem Herzen. Und dieses wollte ihrem Dieb etwas schönes zukommen lassen. So liebkoste sie seine Halsbeuge und streichelte mit ihrer Hand seinen Rücken entlang. Bis sie ihre Beine für ihn öffnete und ihre Rechte nun langsam zu seinem Pfahl wanderte. Ihr Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. Madiha war nervös und aufgeregt zugleich. Das freudige und hungernde Kribbeln, die Erregung, die sie das erste Mal zu spüren bekam, die verhalf ihr zu neuem Mut. Zudem verhinderte sie auch, dass Madiha von all dem Schlechten überflutet wurde. Sie erstarrte nicht, sie wirkte nur etwas unsicher. So wie er.
Denn in seiner ungestümen Unerfahrenheit, fand er nicht den richtigen Platz.
So tastete Madiha weiter und dirigierte ihn dahin, wo der Matrose seine Kajüte fand. Dabei sah sie Caleb intensiv in die Augen und hielt den Blickkontakt. Der Matrose stand vor der Tür, jetzt musste er sie nur noch öffnen und die Kajüte betreten, bevor er es sich darin bequem machte. Sie nickte leicht, schluckte gleichzeitig und leckte sich nervös die Lippen. „Kleine… Schritte..“, keuchte sie, denn ihre neuentdeckte Erregung half auch hier. Normalerweise war es schmerzhaft, da sie keine Lust empfand. Doch schon beim ersten, vorwitzigen Vorwagen spürte sie, dass es um so vieles leichter ging als sonst. Ihr Körper hatte sie dieses Mal darauf vorbereiten können und so schmiegte sich ihre Kajüte um Calebs Matrosen. „Langsam…“, flüsterte sie. Sie glaubte in diesem Moment hätte Celcia den Atem angehalten. Während er sich unsicher und vorsichtig vorwagte, achtete sie genau darauf, ob es wehtat. Vielleicht war sie am Anfang auch sehr angespannt, was es nicht vereinfachte, doch nach einigen Zentimetern, spürte Madiha lediglich die massive Dehnung, aber… „kein Schmerz….“, keuchte sie und legte ihren Kopf in die frisch duftenden Laken. Im Gegenteil… „Oh, Caleb..“, stöhnte sie auf einmal und schloss die Augen. Ihr Herz raste. Es fühlte sich… so verdammt anders an. Es war intensiv, er war intensiv und er war reichlich. Immer wieder hielt er inne, entzog sich wieder etwas, ehe er erneut vor glitt. Allein das war etwas, was Madiha zittern ließ. Dieses Gefühl hatte sie noch niemals erfahren. Hochrot waren ihre Wangen und ihre Hände krallten sich an ihm fest. „Un…glaublich…“, stöhnte sie und öffnete ihre Schenkel noch etwas, damit er Platz hatte und sich in ihr weiter versenkte. Mit jedem Bisschen Caleb, verlor Madiha die Erinnerung daran, dass sie sonst nur benutzt wurde. Es war ein so neues Gefühl, dass sie nicht wusste, ob sie lachen, stöhnen oder weinen sollte.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. August 2023, 08:32

Caleb war schon immer anders - ein Sonderling, wie er von sich selbst behauptete. Vielleicht hatte er sich als Kind noch mit Andunie, mit seinen Eltern und vor allem der einfachen Arbeit wohl geführt, die sein Vater ihm in den Docks der Hafenstatdt gezeigt hatte. Aber sein Zugehörigkeitsgefühl nahm ab, als die Familie vermögend wurde. Sie schwand, als er in adlige Kleidung gesteckt, zu Tanzbällen geschleift und mit Parfum und Puder ausgestattet worden war. Ähnliches galt aber auch in Sarma, beim Bund der Wüstendiebe. Er hatte sich nie richtig anpassen können, war unter seinesgleichen verpönt genug, dass sie ihn nicht sofort aus dem Knast holten, wenn die Wachen ihn erwischten. Er musste vieles selbst regeln. Das gelang ihm bislang immer, allerdings auf Umwegen und mit viel Improvisation. Caleb besaß einen guten Kern, nutzte aber fragwürdige Mittel für seine Vorhaben. Das machte ihn nahezu rastlos, wenn es darum ging, endlich einen Platz für seine Seele zu finden. Hier und heute, in Madihas Armen, unter ihren Küssen und im gegenseitigen Verzeihen fand er dieses Heim. Abgeschieden, an einem Platz - in einem Menschen - den die Welt ähnlich wie ihn selbst einfach vor sich hin hatte leben lassen. Den man durch Prüfungen, schwer und mit Konsequenzen gejagt und dadurch gebrandmarkt hatte. Madiha, sein kleines gefundenes, abgeschiedenes Heim war missbraucht worden. Sie besaß Narben als Zeichen ihrer Sklavenzeit. Sie war unsicher, unbeholfen mit der großen Gesellschaft, in die man sie durch ihre Freiheit nun warf. Sie kämpfte mit einer neuen Macht, die in ihr herangewachsen war, aber mit keinem anderen Ort des Friedens hätte Calebs Seele nun tauschen wollen. Dieses kleine, ramponierte und im Stich gelassene Haus hatte sich arrangiert. Dadurch war es auf eine Weise in sich selbst aufgegangen, dass jeder Entdecker nur auf diese Schönheit starrte, um mit Ehrfurcht die heiligen Kammern unter einem Moos bewachsenen Dach mit morschen, aber unbrechbaren Dachbalken zu betreten. Die Narben, die dieses Haus besaß - Risse in den hölzernen Wänden - ließen sich nicht mehr reparieren, aber jedes Auge, das sich nur lang genug damit beschäftigte, konnte sehen, dass dies ein Vergehen an der Sache selbst wäre. In den Rissen nisteten Vögel, wuselten Insekten, streckten Pflanzen kleine Knospen gen Sonne, damit sie erblühen konnten.
Caleb hatte nach langer Suche dieses Haus in Abgeschiedenheit gefunden. Er hatte sich keinen Zugang verschafft, sondern um Einlass gebeten. Er war mit der Schönheit belohnt worden, die das Haus aus eigener Kraft und mit viel ungebrochener Geduld geschafften hatte. Er durfte Schutz finden, Zuflucht, Frieden vor einer Welt, in die er nicht hinein passte. Er hatte seinen Platz gefunden, an den er gehören wollte. Und er wollte endlich tiefer in dieses Heim eintauchen, die Geheimnisse hinter einer Kellerluke ergründen und jeden Splitter aus dem rissigen Holz der Hauswände enfangen.
Calebs Augen betrachteten andächtig Madihas Körper, nachdem sie sich ihres Sternenhimmels entledigt hatte. Er winselte, teils vor Verzückung, teils aber auch vor Ungeduld, denn er wollte sie endlich voll und ganz erfahren. Doch er gestattete es sich noch nicht. Als hätte er sie nie zuvor so rein und wunderschön gesehen, wanderten seine Augen über ihre nackte Haut, tasteten sich mit Blicken über alle Stellen ihres Körpers entlang, die seine Finger berühren, seine Zunge kosten wollten. Caleb beugte sich über Madiha, als sie lag. Er wandelte sich in ein neues Dach für das verwahrloste Haus in der friedlichen Idylle. Dieses Dach war stark. Es würde allem standhalten und es hielt endlich auch wieder sich selbst. Caleb gewann seinen Mut zurück, als seine Wüstenflamme tiefer griff, um ihn zu positionieren. Ihre Berührungen jagten ihm Schauer durch den Körper. Er seufzte tief wohlig auf und schob sich bereits zwischen ihren Fingern entlang, um ihr und auch sich selbst zu zeigen, dass sein Körper genau wusste, was zu tun war. Er würde zurechtkommen, bis sein Verstand sich entweder mitreißen ließ oder unter der aufkommenden Lust einfach abschaltete. Beides war erstrebenswert, beides besaß seinen Reiz.
Ähnlich erging es auch Madiha. Sie entdeckte ... Reize. Sie spürte ein Kribbeln auf ihrer eigenen Haut und tief in sich. Ihr Schoß pochte, was er nie zuvor getan hatte, erst Recht nicht beim Anblick von Khasibs wulstigem Leib. Caleb jedoch wusste sie so sehr zu verzaubern, dass sie sich sicherlich mehr als einmal dabei ertappte, seinen standhaften Matrosen zu begutachten. Er war allein an Deck, aber er würde das gesamte Schiff in sichere Häfen steuern, sofern er es durch die Klippen bis in die Bucht dahinter schaffte. Sie war zuversichtlich. Ihr Körper war es. Sie fühlte die Hitze, die von ihr ausging, ohne dabei Angst zu haben, etwas zu zerstören. Das war keine Feuermagie, die hier mitspielte. Das wusste sie. Diese hielt sich ausgesprochen ehrfürchtig zurück, um den nichtmagischen Anteilen ihres Selbst nicht die Bühne zu stehlen. Ihr Körper reagierte. Alles richtete sich wachsam nach Caleb aus und unter seinen ersten Berührungen mit Zunge, Lippen und Fingerspitzen, schmolz Madiha dahin. Ihr Dieb stahl ihr Herz, hinterließ bei seiner Flucht aber eine prickelnde Spur auf ihrer Haut bis hin zu dem geheimen unterschlupf, in den er sich verkriechen wollte. Dort jedoch zögerte er. Madiha half nach. Indem sie ihn nun auch berührte, löste sie alle Anspannung. Niemals zuvor hatte ihn jemand dort angefasst. Niemals hatte es jemand gewagt, sich mit seinen Vorzügen auf diese Weise auseinanderzusetzen. Madiha war die Erste. Madiha war diejenige, an die er sich für immer erinnern würde. Madiha war es, die ihn berührte ohne eine Spur von Angst zu zeigen. Sie führten ihn auf die Pfade der Zuversicht, die vor ihren eigenen Pforten endete. Er berührte sie ebenfalls und die Flügelpforten aus weicher Haut erbebten unter dem Zucken seines fordernden Zutritts.
Mit kundigen Handbewegungen gelang es der jungen Frau, Calebs Wüstenbande zu sortieren, zu organisieren und anschließend Millimeter um Millimeter in ihre magische Wüstenstadt einzulassen, die aktuell eher wie ein zweites Andunie wirkte. Ihr Hafen war erfüllt von Wassern, auf denen Calebs Schiff unter gewaltigem Mast segeln durfte. Und wie er Dank der Wellen voranglitt. Es war leicht, solange sie beide umsichtig miteinander umgingen. Sie gingen kleine Schritte. Caleb zog sich wiederholt zurück, um den nächsten Schritt zu wagen. Stück für Stück fand er sich in Madihas Reich ein, wurde warm und herzlich aufgenommen. Er forderte keinen Raum. Er eroberte ihn nicht. Er zerstörte genauso wenig wie sie mit der Macht, die er fürchtete. Caleb mochte kein Feuermagier sein, aber auch er besaß seine Ängste, eine Gefahr für andere zu werden. Madiha reichte ihm nicht nur eine helfende Hand wie Kjetell'o es bei ihr getan hatte. Sie empfing ihn mit allem, was sie besaß. Und sie hatte keine Angst.
Es war ein überwältigendes Gefühl, für sie beide. Niemals hätte es die junge Frau aus Sarma für möglich gehalten, mehr tauben Schmerz oder Demütigung zu verspüren, wenn ein Mann über ihr läge. Aber es war nicht nur Nichts, das sie verspürte. Caleb brachte ihr Wonnen auf eine Weise, die sie nicht kannte. Ihr gesamter Körper stand unter Strom und zuckte, wenn er sich auf's Neue in sie hinein schob, um Raum einzunehmen. Sie spürte, dass er sie ausfüllte. Sie spürte die Tiefe, in die er sich hinein wagte und sie erbebte darunter vor einem Gefühl, das nur ein Mann ihr geben konnte. Sie stöhnte seinen Namen als hingebungsvolles Opfer hinaus, erfüllte den Raum mit ihrem Klang und dem Duft, den ihre Körper durch die Gemeinsamkeit schufen. Sie roch es, sie schmeckte und spürte es. Das hier war nicht vergleichbar mit allem, was Khasib und seine Männer ihr angetan hatten, denn es war gut. Es war so viel mehr, es war pures Glück, das nicht einmal Corax ihr hätte schenken können. Das hier war die Vereinigung zweier Körper und zweier Seelen, wie es sein sollte.
"Oh, Caleb..." Ihr Stöhnen war ein Zauberspruch, der Explosionen heraufbeschwor. Caleb war die Macht, die sie damit wirkte. Er spannte sich an, zuckte und stöhnte in einer Erwiderung, die ihr verkündete, dass es für ihn nun schon vorbei war, ehe es wirklich angefangen hatte. Nur einen Wimpernschlag später fühlte sie eine Flut an Hitze, die ihren Leib bis in die kleinste Nische ausfüllte. Caleb ergoss sich in einem einzigen, aber mächtigen Schwall und zog sich daraufhin ein wenig erschreckt über sein Tun zurück.
"M-Madi ... das ... ouh ... es tut mir ..." Er stockte und betrachtete, wie er mit seinem best gebauten Matrosen aus dem Hafen glitt, den er in glitzerndes Weiß getaucht hatte. Er musterte die Schönheit dieses Anblicks, ehe sie vor seinen Augen verschwamm. "Nein, es ... tut mir kein bisschen leid ... Oh, Madi!" Schon beugte er sich wieder über sie. Dieses Mal, ohne dass er erneut in sie vordrang, denn sein Höhepunkt hatte sich viel zu schnell ereignet. Sein Matrose hing schlaff an der Reling, benommen und berauscht von all den Verzückungen, die diese Hafenbucht ihm hatte bieten können. Caleb küsste Madihas Namen auf ihre Haut, gegen ihr Ohr und leckte die Worte dann wieder von ihr herunter.
Es war ein kurzes Vergnügen, aber nicht ihr einziges. Calebs Unerfahrenheit hatte ihn vorzeitig zu einem Ende geführt, aber er besaß die Standhaftigkeit eines Anduniers. Jene ließen sich nicht unterkriegen, so dass nach nur Minuten erneut mit einem Versuch zu rechnen war. Und sagte man nicht, dass das zweite Mal immer ein wenig besser wäre? Für Caleb und Madiha war das der Fall, denn jetzt besaß der Dieb die Zuversicht, dass alles gut ginge. Er musste keine Sorge mehr tragen, keine Ängste haben. Er konnte sich nur noch hingebungsvoller um Madihas Körper kümmern, konnte mehr Dinge entdecken, die ihm in der Nervosität des ersten Versuchs verborgen geblieben waren. Und er hielt länger durch.
Nachdem er sich zum zweiten Mal mit seiner flammenden Wüstenblume vereint hatte, gelang es ihm nicht nur, sich vorsichtig in ihr zu bewegen. Das Hochgefühl ihrer Körper, die an- und ineinander rieben, machte ihn wagemutiger. Mit zurückgewonnenem Selbstbewusstsein stieß er sich kräftiger in die Frau unter seinem Körper hinein. Jeder Ruck brachte Madiha zum Beben, jagte ihr Impulse reinster Lust bis in die letzte Faser ihres Leibes. und nur Calebs Küsse hinterließen ein ähnliches Prickeln darauf.
Es sollte bei keinem zweiten Versuch bleiben. Caleb war unerfahren, aber ausdauernd. Ein dritter folgte, ein vierte und bei jedem neuen Mal, da die Liebenden zueinander fanden, wagten sie mehr. Sie entdeckten einander, probierten sich aus. Caleb ließ sich von Madiha ein wenig anweisen und irgendwann - war es Versuch 4 oder 5? - da packte er sie, riss sie schalkhaft herum und nun war sie es, die die Oberhand gewann. Caleb lag in den Laken, die nach Schweiß und Sex rochen. Er genoss den Duft. Er genoss aber mehr noch die Aussicht auf Madiha. Seine Madiha, die nun obenauf saß, ihn tief in sich aufgenommen hatte und deren Körper gerade von tiefblauen Fjorden und Seegras erfasst wurde. Calebs Blick funkelte verklärt und verliebt. Lust, echte Lust ohne diese Gier nach Druckabbau, glomm darin. Es war die Glut, die Madihas Feuer jedes Mal neu entfachen könnte. Er legte seine Pranken an ihre Hüften, schob sie sich ein wenig zurecht und stöhnte dabei zufrieden auf. "Wie wunderschön du bist ... ungebrochen und stark ... so unendlich perfekt ... ich liebe dich so sehr, Madi."
Dies war ihr letzter Moment sinnlicher Zweisamkeit, denn irgendwann braucht jedes Körperteil einmal Ruhe. Was sie verband, sollte nicht in Krämpfen oder Schmerzen enden. Dazu fühlte es sich zu gut an und sie würden es in der Zukunft gewiss wiederholen. Oft wiederholen. Jetzt aber ließ Caleb Madiha noch eine letzte Sache zuteil werden, die sie von keinem anderen Mann je bekommen hatte. Er gab sich ihrer Führung komplett hin. Sie war es, die obenauf saß. Sie hatte die Zügel in der Hand und sie durfte lenken. Sie durfte reiten, wild und frei. Was Madiha daraus auch machte, am Ende fand sie sich eng angeschmiegt in Calebs Armen wieder. Diese warme Umarmung von gewaltigen Männerhänden, die sie zärtlicher nicht hätten halten können. Niemals würde er ihr wehtun. Das hatte er nun mehrfach ihr und sich selbst bewiesen.
Sein Atem streifte ihr Ohr, blies einzelne Strähnen darüber, dass es kitzelte. Sie roch seinen eigenen Duft, den Schweiß ihrer beiden Leiber. Sie durfte die Wärme zwischen ihnen spüren und sie konnte Calebs Herzschlag hören. Er war kräftig, voller Tatendrang, so wie sie ihren Dieb kannte. Mit diesem Herzen würde er alles und jeden bestehlen können. Bei Madiha hatte er es geschafft. Er hatte ihr nicht nur ihr Herz gestohlen, sondern in dieser Nacht auch jegliche Erinnerung an die schlechten, die schaurigen Momente, die ein Körper einem anderen antun konnte. Es gab sie nicht mehr, solange Caleb bei ihr lag. Sie durfte nie wieder allein schlafen!
"Wie fühlst du dich?", fragte er nach einer Weile und streichelte Madihas Schläfe mit der Nasenspitze. "Mir ist warm. Ich hätte nichts gegen ein wenig Abkühlung und Bewegung ... äh ... anderer Art. Hast du Lust, durch die nächtlichen Straßen Andunies zu schlendern? Das heißt, falls du noch kannst?" Eine spitzbübische Neckerei legte sich in seine Stimme. Caleb hatte das Jungfräuliche abgelegt und sich selbst wiedergefunden. Er zupfte an Madihas Haaren, streichelte ihre Ohrmuschel und säuselte hinein: "Vorher sollten wir uns aber wieder anziehen. Ich glaube, Corax hat für uns Kleidung für den Morgen bereit gelegt gehabt. Deinen Nachthimmel möchte nur ich an dir sehen ... mein schönster, mein liebster Stern von allen."
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Madiha Al'Sarma
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Sonntag 20. August 2023, 09:24

Es tat weh. Jedes Mal. Wenn sie gen Boden fiel. Wenn sie geschlagen wurde, um nicht aufzubegehren. Wenn sie unsanft gezogen wurde, gedreht und in Position gebracht. Wenn grobe Hände viel zu fest zupackten. Wenn sie ihre Kleider zerrissen, dass Striemen zurückblieben. Wenn sie ihre Beine spreizten, bis es wehtat. Und wenn sie einfach nahmen, was ihnen nicht gehörte. Madiha hatte in den letzten 10 Jahren immens viele Schmerzen erleiden müssen. Sie hatte sich bisher noch immer gewehrt und sie hatte niemals, nicht ein einziges Mal Freude empfunden. Andere Sklavinnen aus dem Harem von Khasib hatten ihr Cremes gegeben. Damit es geschmeidiger wäre. Damit es nicht einriss und blutete. Damit es nicht ganz so sehr wehtat. Aus der Behandlung waren Schäden entstanden. Körperlich waren Narben zurückgeblieben, die überall auf ihrem Körper entdeckt werden konnten. Auf ihrer Seele aber war kein Gefühl mehr übriggeblieben. Das was so vielen, die pure Freude versprach, das versetzte Madiha in eine stoische Abgeklärtheit. Sie harrte aus, bis es endlich vorbei war. Sie flüchtete sich in eine fiktive Welt, die niemals ihre werden sollte. Bis sie Caleb wiedersah… Bis er in der Akademie auftauchte und in seiner Diebeskluft die Kellertreppe hinaufkam. Bis sich ihre Blicke trafen. Bis das Seegras-getränkte Blau sich mit ihrem Graublau vermischte. Erst dann hatte sie das Gefühl, dass diese Welt eines Tages doch existieren könnte.
Madiha ließ sich von Caleb betrachten und errötete unter jenem Blick. Was war in den letzten Wochen alles passiert… wie sehr hatte sich ihr Leben gewandelt. Als er sich über sie schob, sah sie auf in das Gesicht eines Mannes, der sich niemals einfach Zutritt verschaffen würde. Er war ein Mann, der sie flehend um Einlass bat. Und Madiha? Sie spürte, dass sie sich nicht flüchten wollte. Allein der Anblick des Diebes, seines Körpers und den kleinen, geschichtsträchtigen Narben, lockte etwas in ihr hervor. Etwas Neues.

Noch nie in ihrem Leben hatte Madiha gefühlt, was sie jetzt fühlte. Noch nie hatte sie beim Anblick eines nackten Mannes erwartungsvoll über ihre Lippen geleckt. Noch nie war ihr so warm geworden, wie es nun der Fall war, wenn Hände sie berührten. Sofort wollten ihre Finger seine eigene Haut erkunden und wanderten über seinen Körper hinab zu seinem Matrosen. Sie wollte ihn einladen, nachdem sie sich ein Bild gemacht hatte. Und sie wollte ihm den Weg zeigen, den er nehmen musste, um all die Klippen aus Unsicherheit und Angst zu umschiffen. Sie selbst spulte in diesem Moment Routine ab. Die Ausführung war ihr mehr als geläufig. Aber Caleb war nicht irgendjemand. Er war der eine Mann, der sich ihr auf diese Weise nähern wollte und sie dabei ansah. Der erkannte, wie fragil ihre Seele war und dafür Abscheuliches auf sich geladen hätte. Er war der eine Mann, der es schaffte, dass sich ihr Körper nach ihm verzehrte. Caleb schritt mutig voran und Madiha hielt die Luft an. Sie erwartete mit absoluter Sicherheit den Schmerz. Sie kannte es nur so. Kannte nur Gewalt und ein fleischiges Messer, das größere Wunden schneiden konnte als jeder Dolch. Aber sie wollte es dieses Mal. Für ihn. Umso überraschter war sie, als… sie keinen Schmerz fühlte. Ganz im Gegenteil, denn das Mädchen starrte den Mann an, der sich in sie schob. Das Gefühl war unbeschreiblich. Nichts schmerzte, nichts war unangenehm. Und an die Stelle der schlimmen Erwartung trat ein Gefühl der Überraschung. Madiha schloss die Augen und fühlte, wie er sie auszufüllen begann, wie die Reibung nicht nur Wärme, sondern auch Verlangen schürte. Noch bevor sie dieses Gefühl ergründen und sich sicher sein konnte, dass es echt war, war es vorbei. Caleb zuckte und ergoss seine Mannschaft in ihren Hafen. "M-Madi ... das ... ouh ... es tut mir ..., sie starrte ihn an. Fast hätte sie zusammengezuckt. Sie war eben doch nicht frei von Erinnerungen. Man schrieb es den Frauen zu, wenn Männer nicht aufpassten oder wenn die Frauen nicht dafür sorgten, das ‚Missgeschicke‘ ausblieben. Madiha hatte für eine Sekunde Angst, dass er sie nun schlagen würde. Weil sie nicht aufgepasst hatte. Doch das waren Echos aus ihrem alten Leben. Sie waren Gespenster, die nicht mehr existieren sollten. "Nein, es ... tut mir kein bisschen leid ... Oh, Madi!"

Sie atmete erleichtert auf und griff nach den breiten Schultern als er sich über sie schob. Seine Küsse setzten kleine Feuerwerke auf ihre Haut und hinterließen sehnsüchtiges Prickeln. Auch ihre Lippen fanden seine, seine Haut und ergossen sich innig über sämtliche Hautpartien, die sie erreichen konnte. Die Gespenster der Vergangenheit wurden zunehmend leiser. Madiha aber eroberte sich selbst zurück. Indem sie auf den richtigen Retter setzte und jener sich als fähiger erwies, als sie jemals zu träumen gewagt hätte. Caleb führte mit jeder Berührung, jedem Stöhnen und jedem Küssen ihre Seele aus den Trümmern. Madiha heilte unter jedem Stoßen, das ihr mehr und mehr die Angst in Lust wandelte. Er fühlte sich so unbeschreiblich gut an. Es war ein so sagenhaftes Gefühl, das sie das aller erste Mal erlebte, dass sie zu verstehen begann, dass ihr niemals wieder irgendjemand etwas anderes antun durfte. Dass ihr Leben in Sarma falsch war. Vollkommen falsch. Caleb erreichte mit seiner Ausdauer eine Art Reinigung. Während ihre Körper schwitzten und ihre Atem heiß übereinander strichen, während er immer und immer wieder in sie stieß, keuchte Madiha vor Lust und Glück. Sie folgte dem Weg der Mutigen und ließ es frei von Angst zu, dass er schneller und stärker wurde. Es dauerte etwas, doch irgendwann hatte sich ihr Körper ihres antrainierten Zustandes vollkommen entledigt und Madiha war bereit, Caleb über die Klippe zu folgen. Endlich durfte sich dieses wundervolle Gefühl zu etwas aufbauen, dass ihr erst etwas Sorge machte, weil sie es nicht kannte. Sie spürte, wie ihr Verlangen größer wurde, dass er jetzt nicht aufhörte. Sie klammerte sich an ihm fest, presste ihren Unterleib eng seinen Stößen entgegen und seufzte. „Was… was… passiert…?“, stöhnte sie, bis die Hitze in ihrem Innern ein wahres Feuerwerk in Brand setzte. Madiha warf den Kopf in den Nacken und erlebte zum aller ersten Mal in ihrem Leben, wie es war, einen Höhepunkt zu erleben. „Caleb!“, stöhnte sie seinen Namen, während ihr Leib erzitterte und sie sich an ihm festhalten musste. Heftig zuckte ihre Mitte und Madiha taumelte ein wenig. Ihr war schwindelig. Schwindelig vor Glück, vor Leidenschaft.

Während sie einen Moment zu Atem kommen musste, hatte sie die Augen geschlossen. Da waren keine Schreckensbilder. Keine dunklen Ahnungen. Sie öffnete die Augen und erkannte ihren Weg auch endlich mit ihrer Seele. „Caleb…“, sie lächelte und streichelte über seine Wange. Dann aber wurde ihr Blick dunkler und sie haschte innig nach seinen Lippen. Caleb positionierte sie neckisch über sich und Madiha glitt über seinen Matrosen. "Wie wunderschön du bist ... ungebrochen und stark ... so unendlich perfekt ... ich liebe dich so sehr, Madi." „du machst mich dazu…“, säuselte sie.
Diese Position kannte sie noch nicht, doch das machte jetzt nichts mehr. Ihre Neugierde und ihre gesprengten Ketten ließen etwas neues entstehen: Sie probierte aus. Und so bewegte sie sich erst langsam auf ihm, bis sie anhand seiner Reaktionen mutiger und schneller wurde. Sie ergriff die Zügel der Freiheit und preschte voller Leben voran. Sie ließ ihre Hüften kreisen, steigerte das Gefühl der Ekstase, bis sie erneut dieses Gefühl herbeiführte. Doch dieses Mal achtete sie auf ihren Dieb, damit sie ihm nicht davonlief, bis sie gemeinsam der seligen Erschöpfung anheim fielen. Schwer atmend kam Madiha auf der Brust des Diebes zum Liegen und hatte die Augen geschlossen. Alles an ihr war überreizt, empfindlich und zutiefst zufrieden. Es war als hätte man sie neu entstehen lassen. "Wie fühlst du dich? Mir ist warm. Ich hätte nichts gegen ein wenig Abkühlung und Bewegung ... äh ... anderer Art. Hast du Lust, durch die nächtlichen Straßen Andunies zu schlendern? Das heißt, falls du noch kannst?" Sie lächelte über seinen kleinen Scherz und schmiegte sich an seine verschwitzte Brust, bevor sie ihm einen Blick zuwarf. Sie musterte ihn einen Moment liebevoll, bevor sie sich auf ihren Arm stützte, um ihn näher zu betrachten. Ihr Gesicht ruhte ungefähr eine handbreit über seinem. Madiha strich Caleb eine der widerspenstigen Strähnen aus dem Gesicht und hauchte ihm einen so liebevollen Kuss auf die Lippen, dass es sie selbst rührte. „Mir geht es richtig gut…“, murmelte sie und musste sich etwas zusammenreißen, um ihrer Rührung nicht zu viel Raum zu geben. „Ein Spaziergang und frische Luft klingt sehr gut.“, pflichtete sie ihm bei und küsste ihn abermals. Sie schmiegte sich anschließend in seine Berührung ihrer Ohrmuschel. "Vorher sollten wir uns aber wieder anziehen. Ich glaube, Corax hat für uns Kleidung für den Morgen bereit gelegt gehabt. Deinen Nachthimmel möchte nur ich an dir sehen ... mein schönster, mein liebster Stern von allen."

Madiha schniefte auf einmal und löste sich eilig von Caleb. Sie kletterte schweigend aus dem Bett, um sich auf die Suche nach Kleidung zu machen und sich schließlich anzuziehen. Das Oberteil bedeckte den zufriedenen Körper der Sarmaerin, der noch niemals so geliebt wurde. Als sie sich um die Hose kümmern wollte, hielt sie es nicht mehr aus. Madiha vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte. Ihr Körper erzitterte abermals unter einer heftigen Reaktion. Einen Moment war sie nicht fähig, etwas zu sagen, doch dann holte sie tief Luft und wandte sich Caleb zu. „Ich bin so…“, sie schniefte ergriffen, „..unendlich glücklich, Caleb.“, gestand sie ihm und eröffnete, dass sie Tränen des Glücks weinte. Wäre sie Corax, so würde sie wohl gerade das ganze, verruchte Hafenviertel zum Leuchten bringen. Ihr Herz war einfach übergeschwappt. „Ich… habe so etwas noch nie erlebt und ich.. habe auch nicht gewusst, dass es so etwas gibt. Durch dich… bin ich endlich vollständig..“, schloss sie und wischte sich die nassen Wangen. Sie zog sich schnell an und sank daraufhin erneut in Calebs Arme. „Dieser ganze Tag war … du hast mir meine Vergangenheit gestohlen und sie durch eine neue Zukunft ersetzt“, nuschelte sie in die Umarmung herein und hob dann den Blick. „Ich liebe dich, Caleb Tjenninger“, lächelte sie ihm entgegen und war bereit für die ersten Schritte in eine neue Zukunft hinein.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. August 2023, 11:09

Unzählige Jahre mit unzähligen Momenten, in denen unzählige fremde Hände, Zungen und andere Organe Madiha in Besitz genommen hatten... und dazwischen immer wieder Khasib, der ebenfalls forderte, was ihm im Grunde nicht zustand. Wie hatten all diese Männer, all diese Jahre Madiha doch verletzt. Trotz alledem war ihr Geist ungebrochen, ihre Seele vielleicht gebrandmarkt, aber nicht zerrissen. Sie hatte durchgehalten, ein um's andere Mal, ohne den Grund zu wissen, weshalb sie es tun sollte. Und dann kam Caleb. Es waren weder sein Charme noch seine diebische Arglosigkeit, mit der er Madiha eroberte. Es waren seine Unerfahrenheit, die damit verbundene Nervosität vor diesem so kostbaren Moment und der daraus folgenden Vorsicht. Er hatte niemals vor, ihr wehzutun, in keinster Weise. Er war all das, was Khasib und die anderen Männer nicht waren. Wo es ihnen an Feingefühl, ja sogar em Blick für ein anderes lebendes, fühlendes Wesen fehlte, da vereinte Caleb all diesen Mangel in sich. Er war nervös und auch ein wenig unbeholfen, das stimmte. Am Ende aber zählten seine Behutsamkeit, seine Vorsicht und seine Zärtlichkeit, mit der er sich Madiha näherte. Bevor er auch nur wagte, ihren Körper mit seinen Fingern zu berühren und mit seiner Mannahftigkeit vorzudringen, da war es sein Blick, der um Einlass bat. Er flehte darum, er sehnte sich nach ihrer Zuflucht in Demüt und Ehrfurcht ihrer befleckten Seele gegenüber. Und er hätte nicht nur akzeptiert, wäre sie für keinen weiteren Mann mehr bereit gewesen. Caleb hätte es verstanden. Er verstand Madiha wie kein anderer. Er nahm ihr geschundenes Herz und auch, wenn er die Narben davon nicht mehr entfernen konnte, so küsste er sie gleichermaßen liebevoll wie die reinen Stellen. Er nahm sie an, wie sie war und legte einen Mantel aus Liebe über alles, was sie so lang hatte ertragen müssen.
So viel Liebe für einen einzigen Menschen brach sich Bahn, mehr noch als die pure Fleischlichkeit, die sich sich nun hingaben. Hier fanden Seelen zueinander. Hier vereinigten sich Welten zu einem großen Ganzen, wischten für den Moment alles Schlechte hinfort und ließen nur selige Erfüllung zurück.
Niemals zuvor hatte Madiha etwas Anderes als Schmerz empfinden können, wenn ein Leib sich über sie beugte. Jetzt spürte sie das Gegenwicht dieser ausgleichenden Waage in gebündelter Form. Calebs Vorstoß sandte ihr pure Lust in den Körper. Jeder Impuls brachte ihr wonnige Schauer, ließ sie erzittern und Lust atmen. Schweiß legte sich wie ein Schutzschild über ihre Haut, den nur Caleb zu durchdringen vermochte. Hitze breitete sich in ihr aus, ganz ohne Magie und so viel mächtiger als jene. Ihr Verstand raste, drohte zu zerspringen unter den Bewegungen, die sie mit Caleb zustande brachte. Es war die reine Offenbarung, die sich immer weiter steigerte. So sehr, dass Madiha sich nach dem Sprung von der höchsten Klippe sehnte und zugleich für immer an dem Jetzt festhalten wollte - diesem bittersüßen Augenblick, an dem es beinahe soweit wäre. Calebs Hitze schoss in ihren Leib und brachte sie dazu, sich aufzubäumen. Sie presste sich ihm entgegen und er hielt sie. Er hielt ihren Körper, ihre Seele. All dem folgte ... Frieden.
Sie war erschöpft, butterweich. Jeder Muskel schien sich bis zum Zerreißen angespannt zu haben und lag nun schlaff, aber zufrieden da. Nichts, aber auch absolut gar nichts ließ sich mit diesem Gefühl vergleichen. Das Sahnehäubchen auf allem bildete erneut Caleb, der langsam von Madiha herab rutschte, befriedigt aufstöhnte und sich dann anschmiegte. Und wo sie schon glaubte, diesen einen Moment für immer als einzigartigen Höhepunkt ihres Lebens in Erinnerung behalten zu dürfen, da strafte Caleb ihre Hoffnung Lügen. Er brauchte nicht lange, um für eine weitere Runde bereit zu sein und diese fühlte sich noch besser, noch großartiger an, denn so langsam wusste er, was er tun musste, um Madiha nur noch mehr zu reizen. Mit jedem weiteren Versuch experimentierten sie. Sie spielten mit ihrer gemeinsamen Lust, neckten und liebkosten einander, um dann jedes Mal gemeinsam auf's Neue in einen Abgrund absoluter Glückseligkeit zu springen. Nicht einmal Corax' Glücksmagie - oder was immer es war - reichte auch nur annähernd an das heran, was Caleb ihr schenkte.
Doch irgendwann fanden auch die beiden Liebenden ein Ende im Spiel. Irgendwann waren alle Muskeln so ausgelaugt, dass ein weiterer Versuch nur noch übertrieben wäre und der Schmerz zurückkäme. Sie wussten beide, dass es neue Nächte mit ausgeruhten, willigen Körpern gäbe. Sie würden erneut zueinander finden und dieses Glück immer wieder heraufbeschwören können. Allein der Gedanke weckte ihre Lust und befriedigte sie zugleich. Auch das war Liebe. Caleb liebte Madiha wie keine andere.
Als Ruhe in seinen und ihren Körper gekommen war, schlich sich diese Erkenntnis an die Oberfläche der erblühten Wüstenrose. Während Madiha sich für ihren erfrischenden Spaziergang anzog, drang dieses Wissen endlich zu ihr durch. Sie hatte einen Moment gebraucht, um die neue Erfahrung mit all ihren Reizen und Eindrücken verarbeiten zu können. Jetzt brach sie durch und zwar als geballte Macht, die sie nicht länger zurückhalten konnte. Unter einem Aufschluchzen vergrub Madiha ihr Gesicht in den Händen. Sie konnte weder aufhören zu zittern, noch etwas sagen.
Caleb, der sich ebenfalls angezogen hatte, hielt inner und betrachtete sie. Im ersten Moment stieg die Sorge in ihm hoch. Hatte er ihr doch wehgetan? Hatte er sie verletzt und sie es tapfer durchgestanden, nur um jetzt den Schmerz zu spüren? Er war drauf und dran, auf Madiha loszustürzen, um vor ihr auf die Knie zu fallen und um Asbolution zu bitten, da wandte sie sich zu ihm um. Unter Tränen, die heller schillerten als jeder Edelstein hauchte sie ihm zu: "Ich bin so unendlich glücklich, Caleb."
Die Anspannung fiel schlagartig von ihm ab. Er lächelte. Er glaubte ihr bedingungslos. Madiha konnte auch sein Glück sehen. Sie erkannte es im Glanz seiner Augen, dem verbliebten Blick aus diesen tiefblauen Fjorden. Sie fand es in den winzigen Fältchen, die sich in seinen Mundwinkeln bildeten, wenn er lächelte. Sie spürte es mit jedem Atemzug, den er tat. Und dann war er plötzlich bei ihr, kaum dass sie sich fertig angekleidet hatte. Er legte seine Arme um sie, lehnte sich an, küsste ihr Haar und schwieg. Aufrichtige, reine Liebe lag in dieser Stille, die sich wie eine Aura reinster Hoffnung auf eine friedliche Zukunft um Madiha ausbreitete. Mit diesem Gefühl im Herzen konnten sie beide die ersten Schritte dahin wagen - kleine Schritte, denn das war ihre Art es anzugehen.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. August 2024, 09:07

Ysara kommt von: Unter Ventha's Willkür

Nachdem Ysi Sadia die Schriftrolle überlassen hatte, blieb ihnen nur noch abzuwarten, bis das Schiff anlegte. So fanden sich vereinzelte Gestalten an Deck ein, um dem Näherkommen der Handelsstadt zuzusehen. Wieder andere gingen noch den letzten Vorbereitungen für das Anlegen nach und manche gönnten sich noch eine kurze Mütze voll Schlaf. Ysara aber zog es an Deck und sie lehnte sich auf die Reling, um dem imposanten Gebäude entgegenzublicken, das sich immer mehr und mehr aus dem Dunkel des Himmels schälte. Lichter brannten hier und dort und erhellten Teile der Stadt aber auch der Akademie. Ysara hatte von ihr gelesen und Zeichnungen gesehen, aber sie in Natura zu entdecken und das von Wasserseite aus, war atemberaubend. Erhaben, stolz und unnachgiebig baute sich das Bauwerk auf einem Plateau neben der eigentlichen Stadt auf. Eine Brücke verband Stadt mit Akademie und alles war aus Stein gebaut. Mit Zinnen und Türmen war sie imposant und spiegelte wider, wie schön und mächtig Andunie gewesen sein musste. Auch Ysara’s Familie hatte Handelsbeziehungen hierher besessen, bevor die Dunkle Armee Andunie einnahm. Einbußen gab es in ganz Celcia, denn Andunie war eine wichtige Hafenstadt mit allerlei florierendem Handel gewesen. Versorgungswege waren zeitweise abgeschnitten worden, Waren nicht erhältlich. Erst in den letzten paar Wochen wurde wieder mehr gehandelt und es schien, so zumindest ihr Vater, dass sich die Beziehungen auch unter den Dunklen etablieren konnten. Kaum vorstellbar für jemanden aus Grandea, wo die Dunklen noch mit herrischer Hand agierten. Nun aber segelte die Jauchzende Nixe beinahe geräuschlos über die ruhige See und näherte sich immer mehr dem Hafen. Als sie um eine Felsformation herumsegelten, bei der es noch mal recht eng wurde, aufgrund der schlechten Sicht in der Dunkelheit und den spitzen Felsen, die aus dem Wasser ragten, fiel der Blick jedoch auf das Hafenviertel von Andunie. Auch hier waren Lichter zu erkennen und gleichwohl sah man tiefschwarze Schiffe vor Anker liegen.
Eines größer als das andere, manche klein und wendig. Auf ihren Masten flackerten schwarze Fahnen mit Fledermäusen als Bildnis. Eines der Schiffe war unheimlich und unschwer zu erkennen als Dunkelelfen-Schiff. Das Hafenbild wurde von diesen schwarzen Schiffen geprägt, aber es gab tatsächlich auch die typischen andunischen Schiffe. Sie wirkten freundlicher, etwas behäbiger, weil sie mehr als Handels- denn als Kriegsschiffe genutzt wurden. Sie besaßen auch das erhöhte Heck mit Kapitänskajüte, so, wie Ysara es auch kannte. Allerdings flackerten an ihren Masten die Farben Andunie’s und das in sanfter Eintracht mit dem Schaukeln der anderen Schiffe. Je näher die Nixe dem Kai kam, an dem sie anlegen sollten, desto klarer wurde es: Hier liefen Dunkle wie Menschen nebeneinander und arbeiteten gemeinsam. Zwar patrouillierten hin und wieder Dunkle Wachen, aber sie drangsalierten niemanden. Als sorgten sie für Sicherheit, während die anderen ihrer Arbeit nachgingen. Auf dem Steg, an dem die Nixe anlegen sollte, warteten dann auch schon einige andunische Helfer, die die dicken Taue auffingen und an eisernen Pollern befestigten.

Dann wurde die Planke hinabgelassen und der Kapitän ging von Bord. Die Mannschaft stand abwartend noch an Deck und auch Ysara, Elian und Sadia mussten warten. Alma war derzeit nicht zu sehen. Salik ging auf einen Dunkelelfen zu, der die Hand nach den Papieren ausstreckte, die Salik ihm gab. Prüfende Blicke huschten über die Schrift, dann ein Blick zum Schiff und der Mannschaft, die dort stand. Ein Nicken, bevor Salik die Papiere zurückerhielt und der Dunkle eine Geste machte. Sofort kamen Menschen, wie Elfen und erklommen die Planke, um bei Löschen der Ladung zu helfen. Die Mannschaft kannte das Prozedere offenbar schon, denn sie arbeiteten stumm und ohne Protest. Die Krähen aber durften gehen. „Was ist mit Areus?“, wollte Sadia wissen und Elian deutete hinter sich. „Sie haben ihn auf ein Holz gelegt, um ihn die Stufen hochzutragen. Runter muss er wohl allein, dafür… sind sie nicht zuständig. Und wie aufs Stichwort, brachten vier Mitglieder von Salik’s Crew den verletzten Elfen an Deck. Alma ging hinter ihm und trug seine Sachen, die sie daraufhin wortlos Ysara in die Hand drückte. „Ich hoffe, ihr könnt ihm helfen.“, sagte sie und es klang nach Abschied. Offenbar blieb Alma ‚Gavna‘ treu und würde sie nicht länger begleiten. Zudem hatte sie mehrfach erfahren müssen, wie es war, bei Areus abzublitzen und so tough die Rothaarige war, das brauchte sie offenbar nicht noch mal. Es hieß allerdings auch, dass sich Ysara, Sadia und Elian vorerst allein zurechtfinden mussten in der Hafenstadt. Sadia und Elian hatten bereits bei Anfahrt deutlich gemacht, dass sie ganz aufgeregt waren. Eine andere Stadt! Sie hatten bisher nicht daran geglaubt, überhaupt jemals weiter als Grandea’s Außenanlagen zu kommen. Und jetzt waren sie mit dem Schiff gereist und in der waschechten Hafenstadt! Ihre Augen leuchteten und suchten neugierig die Hafenpromenade ab. Es war noch dunkel, auch wenn es gewiss bald dämmern würde. Areus rappelte sich schwerfällig auf. Er hielt sich die verletzte Brust und musste sich gleichzeitig an der Reling festhalten. Die rutschige Planke zum Steg zu nehmen, würde ihn gewiss herausfordern. Allerdings sollten sie auch zusehen, das endlich zu meistern, denn die Mannschaft wollte ihre Arbeit schnell beenden, um anschließend den Landgang zu feiern! Man würde keine Rücksicht auf den Elfen oder die Krähen nehmen. Der Gefallen war vorbei, die Abmachung erfüllt. Allerdings gab es einen kleinen Lichtblick, der Ysara dann schon an der Kante der Planke an Deck auffiel. Zwischen all dem Dunkel, dem Elfen, Salik mit seinen schwarzen Haaren und der Dunkelheit des Tages, tat sich ein interessanter Fleck auf. Ein in hellen Farben gekleideter Mann schritt mit zügigen Schritten auf Salik und den Dunkelelfen zu. Erst fiel er nur dadurch auf, dass er helle Hosen, hellbraune Lederstiefel und ein beiges Hemd trug. Sein Haar war blond, fast weiß und war in seinem Nacken kurz geschnitten. Er sprach angeregt mit den anderen Männern und seine Hände gestikulierten zeigend auf das Schiff.
Salik’s Blick folgte seinem Fingerzeig, ehe er wieder zu seinem Gesprächspartner zurückkehrte. Der Dunkelelf rieb sich offenbar angestrengt die Nasenwurzel, ehe er nickte und abwinkte. Er verließ die Männer und Salik stand mit dem Hellgekleideten allein da. Noch immer sprachen sie, dann schnaufte auch der Kapitän und warf die Hände in die Luft. Der Fremde aber blieb auf dem Steg stehen und setzte seine braune Umhängetasche ab. Er fingerte darin herum, während Salik die Planke erklomm. Er erbat sich ungeteilte Aufmerksamkeit und sagte: „Hört mal, Andunie hatte letztens Besuch von einem Flüchtlingsschiff aus Sarma. Offenbar waren die geflüchteten Kinder an Bord allesamt ausgemergelt und krank, sodass Andunie eine Epidemie eindämmen musste, bevor sie ausbrach. Jetzt ist es Vorschrift, dass jedes ankommende Schiff, jedes Besatzungsmitglied, sich einer kurzen Untersuchung unterzieht, bevor ihr hier eingelassen werdet.“, die Mannschaft ächzte. Doch der Mann auf dem Steg, drehte sich um und hinter Salik’s Rücken konnte Ysara erkennen, dass er sich ein Stethoskop umgehängt hatte, und einige Utensilien bereitlegte in seiner Tasche. Er nutzte ein Fass, um Feder und Klemmbrett bereitzulegen und hob dann abwartend, sobald er alles gerichtet hatte, den Kopf. Er hatte kurze Haare, die ihm mit vorwitzigen Strähnen über die Stirn hingen. Und seine helle Haut wirkte wie ein Leuchtfeuer. Kurz streifte sein Blick Ysara’s, ehe er weiterflog und darauf wartete, dass die Mannschaft sich ihm vorstellte.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Donnerstag 29. August 2024, 18:00

Aufgeregt sog Ysara jedes Detail in sich auf, das ihre Augen im Dämmerlicht ausmachen konnten. Ehrfürchtig musterte sie dabei die hohen Mauern der Wasserakademie mit ihren imposanten Türmen. Das Gebäude hinterließ auf jeden Fall Eindruck bei der Diebin, das ihre Erwartungen ob aller Erzählungen und Aufzeichnungen übertraf. Die grünen Augen folgten der Brücke, die von der Akademie bis zur Stadt führte. Ein erwartungsvolles Lächeln lag auf den Zügen der Krähe, als sich ihnen dann irgendwann der Hafen offenbarte. Die dunklen Schiffe stachen dabei als Erstes ins Auge. Ysara erkannte die mogerianischen Wappen und fühlte sich direkt ungut an Vashnar und das Geschehene auf seiner Feier in Grandea erinnert. Ihr Vater hatte erzählt, dass bereits wieder Handelsbeziehungen zu Andunie und gar den Dunkelelfen aufgebaut wurden. Behaglich war Ysara dieser Gedanke jedoch nicht. Grandea wurde von den Dunklen unterjocht und sie hatte schon vor ihrer kürzlich zurückliegenden Verfolgungsjagd erlebt, wie skrupellos die Dunklen mit ihren Mitmenschen umgingen. Sie wusste, dass sie vorsichtig sein und sich möglichst unauffällig verhalten mussten. Beim ersten Blick auf den Kai wurden Ysaras erste Befürchtungen jedoch etwas gemildert. Sie sah einige dunkelelfische Patrouillen, aber sie sah auch dunkelelfische Arbeiter, die Seite an Seite mit den Menschen arbeiteten - und das offenbar auf Augenhöhe. Trotzdem legte Ysara ihre Vorsicht nicht ab und würde das Geschehen und besonders die Dunkelelfen in Andunie besonders beobachten und erst einmal versuchen, einzuschätzen - und das nicht gerade unbefangen. Mit klopfendem Herzen stand Ysara an der Reling und beobachtete, wie alle anpackten, um die Jauchzende Nixe am Kai festzumachen. Von ihrem Platz aus beobachtete sie die Überprüfung von Saliks Papieren durch einen Dunkelelfen, der ihnen dann erlaubte, an Land zu gehen. Sie wollte sich gerade nach Areus umsehen, als Sadia nach seinem Verbleib fragte. „Sie haben ihn auf ein Holz gelegt, um ihn die Stufen hochzutragen. Runter muss er wohl allein, dafür… sind sie nicht zuständig.“ Ysara schaute Elian für einen Moment überrascht an. Aber Areus hatte selbst gesagt, dass er keine Freunde unter der Mannschaft besaß. Da erblickte sie auch schon einige Männer, die den Nachtelfen an Deck brachten. Ihr Blick fiel auf Alma, die ihr entgegen kam und ihr die Sachen des Elfen in die Hand drückte. „Ich hoffe, ihr könnt ihm helfen.“ Ysara nickte und lächelte der Rothaarigen zuversichtlich zu. "Pass' auf dich auf", meinte sie zum Abschied, auch wenn sie sich sicher war, dass sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen würde. Aber Verrückte gab es sicherlich überall. In der Zwischenzeit rappelte sich Areus auf. Es traf ihn ein besorgter Blick der Blonden, bevor sie vielsagend zu Elian sah, um ihn stumm aufzufordern, Areus zu stützen. "Geht es dir etwas besser?", wollte sie wissen. "Halte noch ein wenig durch. Gleich sind wir an Land und suchen einen Heiler für dich", versuchte sie, den Elfen zu motivieren, der überhaupt nicht so aussah, als würde er irgendwohin gehen können. Sie tauschte einen besorgten Blick mit ihren Krähen. Dann schaute sie zurück zum Steg und sofort stach ihr ein Mann ins Auge, der sich aufgrund seiner hellen Kleidung aus der Dunkelheit schälte. Sie musterte ihn und runzelte die Stirn, als sie sah, dass er mit dem Dunkelelfen und Salik diskutierte. "Hoffentlich wird das heute noch was", raunte sie ihren Krähen und Areus zu, den sie kaum aus den Augen ließ, weil sie befürchtete, dass er noch zusammenbrach. Da kam Salik zurück an Deck und erregte die Aufmerksamkeit der Mannschaft. „Hört mal, Andunie hatte letztens Besuch von einem Flüchtlingsschiff aus Sarma. Offenbar waren die geflüchteten Kinder an Bord allesamt ausgemergelt und krank, sodass Andunie eine Epidemie eindämmen musste, bevor sie ausbrach. Jetzt ist es Vorschrift, dass jedes ankommende Schiff, jedes Besatzungsmitglied, sich einer kurzen Untersuchung unterzieht, bevor ihr hier eingelassen werdet.“ Ysara musterte für einige Momente die ächzende Mannschaft. Ein Flüchtlingsschiff aus Sarma voller Kinder? Das ließ vermuten, dass nicht nur die Menschen in Grandea zu leiden hatten. Ysara überkam ein mulmiges Gefühl und sie hoffte stumm, dass man die Kinder aufgenommen und versorgt hatte. Dann aber wurde ihr klar, was die Anweisung bedeutete. Ihr Blick huschte zurück zum Steg und sie sah, wie der hell gekleidete Mann ein Stethoskop um seinen Hals gelegt hatte. Offenbar war er ein Heiler. Bei den Gedanken hellte sich ihr Gesicht auf, just in dem Moment, als sich ihre Blicke kurz trafen. Dann aber sah sie zu Areus. "Ein Heiler. Perfekt. Das beschleunigt die Sache." Ysara lächelte Areus an. "Setz' dich, ich erledige das", wies sie ihn an und legte schon sein Hab und Gut zusammen mit ihrem eigenen einfach auf den Boden neben ihm ab. Sie glaubte nicht, dass er es schaffte, die ganze Zeit zu warten oder die steile Planke hinab zu gehen. Dann versuchte sie, einen Platz weiter vorne in der Reihe der Wartenden zu erhaschen, damit Areus nicht allzu lange warten musste. Dabei würde sie aber freundlich bleiben und sich eher zurücknehmen, als sich vorzudrängeln. Als sie endlich an der Reihe war, ging sie offen auf den Heiler unten am Steg zu. Sie musterte ihn vom Nahen und lächelte ihn freundlich an. "Guten Morgen! Mein Name ist Ella", stellte sie sich ihm vor, ohne mit der Wimper zu zucken oder ihr Lächeln zu verlieren. Wenn Vashnar ihr auf den Fersen war und die Listen überprüfte, wollte sie es ihm nicht zu einfach machen. "Ein Freund von mir ist schwer verletzt. Er wartet auf dem Schiff. Ich weiß nicht, wie lange er sich überhaupt noch auf den Beinen halten kann. Ich hatte gehofft, dass es Euch keine Umstände bereitet, nach ihm zu sehen?", fragte sie so charmant, wie es ihr möglich war. Dabei war es nicht ihre Art, ihm schöne Augen zu machen, sondern sie appellierte an sein gutes Herz, das sich hoffentlich in dem Heiler verbarg.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Montag 16. September 2024, 20:33

So belesen Ysara dank ihres Standes auch war, war es doch eine vollkommen neue Erfahrung jene Orte wahrhaftig zu sehen und nicht nur von ihnen zu lesen! Ysi konnte das feine Kribbeln der Aufregung und freudiger Erwartung in sich fühlen, während der Wind in die Segel der ‚Jauchzenden Nixe‘ blies und sie schließlich in den Hafen zu Andunie einfuhren. Letztendlich barg das allerdings auch einen kleinen Dämpfer, denn hier wimmelte es von Dunklen und Andunie schien bereits etwas weiter zu sein als es in Grandea der Fall war. Zwar paktierten die Grandessaner mit den Dunklen, das bedeutete aber nicht, dass sie mit ihnen auch auskamen. Hier machte das ganze einen anderen Eindruck. Offenbar lernte man nebeneinander zu leben, statt sich gegenseitig zu töten. Ysara brauchte Zeit, um den Anblick zu verdauen, aber letztendlich würde es ihr den Aufenthalt deutlich vereinfachen, wenn sie nicht bei jedem Schritt aufpassen musste. Aber das würde sich zeigen müssen. Noch waren sie nicht vom Schiff herunter und offenbar, gestaltete sich das auch alles andere als einfach. Salik verkündete etwas von Vorsorge und jeder hier an Bord musste sich untersuchen lassen. Dabei wurden einige der Mitglieder seiner Mannschaft unruhig und auch Alma rollte die Augen. Letztendlich aber war es für Ysara und die Krähen nur von Vorteil. Keiner von ihnen schleppte etwas Ansteckendes mit sich, soviel stand wohl fest. Aber Areus konnte einen Heilkundigen sehr gut gebrauchen! Und wie auf’s Stichwort, um ihre Gedanken zu bestätigen, schleppte man den Nachtelfen soeben an Deck.

Areus sah nicht unbedingt besser aus und lag auf der Planke, die die anderen trugen. Er hatte sich beim Gespräch mit Ysara offenbar etwas überanstrengt und lag nun noch blasser als sowieso schon da und regte sich kaum. Sofort weckte sein Anblick ihre Sorge, sodass sich Ysi ein Herz fasste und sofort losstiefelte, um den wartenden Heiler einzuspannen. Sie schritt die Planke hinunter und betrat das erste Mal in ihrem Leben andunischen Boden. Dabei dachte sie jedoch vorrangig nur an Areus und steuerte den Heiler gleich an. Beim Näherkommen erregte auch sie Aufmerksamkeit und so traf sie ein funkelnder Blick aus meergrauen Augen. Sein kurzes, fast weißes Haar folgte der Bewegung seines Kopfes und ihm fiel eine einzelne Strähne in die Stirn. Seine Haut war ebenmäßig glatt, keine Delle, keine Narbe oder Sommersprosse zierte es. Dabei wirkte er… erhaben, fast schon engelsgleich. Es war wie eine Offenbarung, den Mann zu betrachten, auch wenn die Umstände anderer Natur waren. Als sie vor ihm stehenblieb, um ihr Anliegen zu erklären, wartete er ruhig ab und musterte sie. Dabei trug der leichte Wind hier am Hafen seinen eigenen Duft in ihre Richtung. Er roch nach frischer Seife, sanft und sauber. Er duftete nach einer frischen Wiese mit zauberhaften Blüten und war dabei nicht aufdringlich. "Guten Morgen! Mein Name ist Ella" Bevor sie weitersprechen konnte, reichte der Heiler ihr die Hand und verneigte sich etwas. „Ebenso guten Morgen, Ella! Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen!“, entgegnete er höflich und charmant, ohne dabei sarkastisch zu klingen. Seine Stimme war melodisch und angenehm. "Ein Freund von mir ist schwer verletzt. Er wartet auf dem Schiff. Ich weiß nicht, wie lange er sich überhaupt noch auf den Beinen halten kann. Ich hatte gehofft, dass es Euch keine Umstände bereitet, nach ihm zu sehen?" Der Weißhaarige hob den Blick über ihre Schulter hinweg und erkannte sofort, um wen es sich handelte. Seine ebenfalls hellen Augenbrauen hoben sich und er nickte nur knapp, bevor er sich umdrehte und sofort seine Tasche ergriff. „Nach Euch, Ella!“, bat er mit einer ausladenden Geste seines Armes. Die hellen Klamotten passten ihm erstaunlich gut und unterstrichen nur dieses anmutige Äußere. Er war von Kopf bis Fuß…. Rein. So eilte er hinter Ysara her, die Planke hinauf und kam vor Areus, der sich derweil auf ein halbhohes Fass gesetzt hatte zum Stehen. „Ihr seht fürchterlich aus, Elf.“, bemerkte der Heiler und Areus schnaubte.

„Euch auch einen guten Morgen!“, knurrte er und der Heiler zog amüsiert den Mundwinkel empor, was ihm Grübchen verlieh. Sadia starrte den Mann von der Seite her an und bedeutete Ysara mit eindeutiger Mimik, wie scharf sie den Heiler fand. Elian bekam davon glücklicherweise nichts mit. „Verzeiht mir!“, lachte der Heiler mit angenehmem Timbre und sank auf ein Knie vor Areus herab. Er griff sich das Stethoskop und setzte es sich in die Ohren. Daraufhin legte er das runde Ende an die Brust des Elfen und horchte ihn sowohl links und rechts oben als auch unten ab. Schließlich nahm er sich die Oliven wieder aus den Ohren und Ysara fiel eventuell auf, dass er runde besaß. Kein Elf also, sondern Mensch. Der Heiler, der sich bisher nicht vorgestellt hatte, griff nun beherzt nach Areus‘ Brustkorb und drückte leicht, sodass der Nachtelf zischte und ihn missmutig ansah. Sofort ließ der Heiler ihn wieder los und hob entschuldigend die Hände. Er lächelte erneut entwaffnend. „Ihr habt Rippenbrüche und ich fürchte, eure Lunge ist lädiert.“, diagnostizierte er. Dann sah er an dem Elfen hinab. „Und ich habe erst angefangen, euch zu untersuchen…“, murmelte er. Elian verzog das Gesicht. „Das klingt übel…“, kommentierte er, während Sadia sich vom Anblick des Heilers losriss und nähertrat. „Was können wir tun?“, fragte sie und der Heiler widmete sich ihr mit einem Seitenblick. „Ich habe eine kleine Praxis hier ganz in der Nähe.“, er sah zurück zu Areus. „Er wird den Weg womöglich nicht schaffen…“, murmelte er und beugte sich schließlich über seine Tasche, die mit dem dunkelbraunen Leder bereites abgewetzt aussah. Als würde er sie oft benutzen. Er kramte darin herum, bevor er schließlich einen Flakon herausholte. „Das hier wird euch sedieren. Wir könnten euch dann tragen, ohne, dass ihr Schmerzen oder weitere Blessuren davontragt.“, erklärte er und Areus runzelte zweifelnd die Stirn. „Nicht nötig.“, brummte er und schien von dem Heiler nicht so angetan zu sein. Der Heiler stand auf und wandte sich an Ysara. „Nun, die Anstrengung kann für ihn gefährlich werden. Wie lange ist er nun schon in diesem Zustand?“, fragte er und Sadia antwortete sofort: „Einige Tage! Vier oder so!“, rief sie, sodass Elian ihr einen fragenden Blick zuwarf. Sie grinste nur frech. Der Heiler nickte. „So lange schon…“, murmelte er nachdenklich. „Nun, ich kann hier nicht viel tun, wir müssen ihn in meine Praxis bringen, in Ordnung? Ob mit Sedierung – was schonender wäre -, oder ohne.“. Er klappte seine Tasche zu und hatte das Fläschchen noch in der Hand. Abwartend blickte er zu Ysara. „Ella, Euer Freund ist sehr schwer verletzt. Ich muss ich womöglich operieren, bevor ich ihn heilen kann!“, ließ er erkennen und wirkte recht alarmiert. Areus aber schnaubte und erhob sich, als wollte er etwas beweisen. „Papperlapapp! Ich schaffe das Bisschen auch…. Auch noch…. Ouh…, legen wir wieder ab?“, keuchte er plötzlich und verlor auch noch den letzten Rest Farbe im Gesicht. Dann hustete er, wobei er tatsächlich einiges an Blut ausspie und das beige Outfit des Heilers besprenkelte. Dann fiel Areus wie eine Puppe ohne Seele nach vorn und dem Heiler in die Arme. Jener reagierte schnell, fing den Elfen und drehte sich in einer formvollendeten Bewegung so, dass er ihn sanft auf dem Deckboden bettete. „Ist er…?!“, japsten Sadia und Elian, während der Heiler prüfend seine Finger an Areus‘ Hals legte. „Noch nicht!“, sagte er und hob den Blick. Das Meergrau seiner Augen fixierte Ysara. „Ella! Euer Freund stirbt, wir müssen ihn jetzt sofort in meine Praxis bringen. Könnt ihr den Transport organisieren?!“, fragte er und zählte wohl darauf, dass sie es könnte. Er nickte mit dem Kopf in Richtung Hafenpromenade. „Es ist gleich eine Gasse weiter. Ich erlaube mir in Anbetracht der Umstände, auf die eingehenden Untersuchungen zu verzichten. Dafür ist nun keine Zeit. Wir müssen uns beeilen!“, drängte er und sah wieder zu Areus, der kein Lebenszeichen mehr von sich gab.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Donnerstag 19. September 2024, 22:28

Die Ankunft in Andunie war wirklich etwas besonderes für Ysara, wenn man bedachte, dass sie Grandea noch nie verlassen hatte und noch nie so weit gereist war. Weder mit noch ohne Schiff und darüber hinaus noch nie mit einem charmanten und gutaussehenden Nachtelfen. Den Verletzungen eben jenem war es geschuldet, dass Ysara, sobald sie das Schiff verließ, nicht mehr neugierig den Blick schweifen ließ und die fremde Stadt und ihre Bewohner musterte. Viel mehr war sie auf die Heilung von Areus fokussiert und deshalb umso erleichterter, dass der Heiler wie gerufen kam. Seine Gestalt war so fremdartig wie erhaben, dass Ysara tatsächlich einen Moment stockte, als sie vor ihm stand und sein Äußeres im Gesamten mustern konnte. Seine Haare waren noch heller als seine Haut, die auf den ersten Blick makellos erschien. Seine Kleidung passte ihm wie angegossen und unterstrich seine Gestalt und die Wirkung dieser. Im Gegensatz zu ihr roch er sogar ganz gut. Insgesamt wirkte er so ruhig und erhaben auf sie, dass er das genaue Gegenteil zu den Piraten bildete, mit denen sie die letzten Tage das Vergnügen gehabt hatte. Für etwaige Hintergedanken hatte Ysara aber keine Zeit. Die Dringlichkeit war viel zu präsent, um sich lange von seinem guten Aussehen ablenken zu lassen. Daher stellte sie sich auch nur knapp vor und wollte direkt zur Sache kommen, doch der Heiler unterbrach sie und erwiderte ihren Gruß freundlich. „Ebenso guten Morgen, Ella! Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen!“ Für einen Moment sah Ysara überrascht auf seine Hand hinab. Sie hatte weder diese Formalität noch die Höflichkeit einer Verneigung erwartet, als sie seine Hand ergriff. Sie widerstand gerade noch dem angelernten Drang, zu knicksen, und drückte stattdessen nur kurz seine Hand, bevor sie ihre wieder zurückzog. Sie wollte keine Zeit verlieren und trug daher auch sogleich ihr Begehren vor. Dabei sah sie ihn bittend und mit einer gewissen Ungeduld an. Ihre Haltung entspannte sich erst etwas mit einem tiefen Aufatmen, als er nach seiner Tasche griff. „Nach Euch, Ella!“ Sie suchte den Blick in seine meergrauen Augen und nickte ihm zu. "Ich danke euch", äußerte sie noch ehrlich, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und die Planke wieder hinauf zu Areus ging. Sie war mehr als erleichtert, dass der Heiler ihr ohne zu zögern folgte.

Besorgt musterte sie Areus, der inzwischen auf einem Fass saß. „Ihr seht fürchterlich aus, Elf.“ Besser hätte es sie nicht ausdrücken können. Irrte sie sich oder wirkte der Elf noch blasser als sowieso schon? Sie musterte ihn besorgt, auch wenn sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, um ihn nicht mehr als nötig zu beunruhigen. „Euch auch einen guten Morgen!“ Ysi war jedoch nicht mehr zum Scherzen zumute, weshalb sie auch keine Miene bei seiner sarkastischen Erwiderung verzog. Denn sie konnte dem Heiler nur Recht geben und dem Ganzen nichts spaßiges mehr abgewinnen. Dann fing sie Sadias Blick auf, der eindeutiger nicht hätte sein können, was den Heiler betraf. Ysaras Augen wurden ein Stück größer, als sie ihre Freundin stumm, aber mit einem lauten und bedeutungsschweren Blick ermahnte. Sadiaaaa! Das schrien zumindest ihre Augen förmlich. Wie konnte sie jetzt nur an solche Sachen denken?! Und trotzdem huschte der Blick aus grünen Augen mehr oder weniger unauffällig zurück zum Heiler, als müsste sie den Grund für Sadias Blick erst noch prüfen. Objektiv betrachtet sah er wirklich gut aus, was auch durch seine Gestalt, die doch ganz anders als die der restlichen Menschen und Elfen um ihn herum wirkte, unterstrichen wurde. Nach einem kurzen Mustern schaute Ysara zurück zu Sadia und konnte ein Schmunzeln nicht verbergen. Allerdings galt ihre Aufmerksamkeit dann schnell wieder wichtigerem. Als der Heiler Areus mit dem Stethoskop untersuchte, spürte Ysara, wie sich ihr Körper erneut anspannte, so als müsste er sich für schlechte Nachrichten wappnen. Im nächsten Moment durchfuhr Ysara eine Welle Mitleid, als das Abtasten seines Brustkorbes ihm hörbar und sichtbar Schmerzen bereitete. Die grünen Augen wechselten zwischen Elf und Mensch, während sie auf die Meinung des Letzteren wartete. „Ihr habt Rippenbrüche und ich fürchte, eure Lunge ist lädiert.“ Da horchte Ysara auf und sah den Heiler erschrocken an. „Und ich habe erst angefangen, euch zu untersuchen…“ "Könnt ihr ihm helfen?", wollte sie bedrückt wissen, während Sadia gleich ihre Hilfe anbot. „Ich habe eine kleine Praxis hier ganz in der Nähe. Er wird den Weg womöglich nicht schaffen…“ Die kurze Erleichterung ob seines indirekten Angebots und der Nähe seiner Praxis, verflog sofort als Ysaras Blick wieder auf Areus fiel. Sie machte sich einfach große Sorgen um den Elfen. „Das hier wird euch sedieren. Wir könnten euch dann tragen, ohne, dass ihr Schmerzen oder weitere Blessuren davontragt“, erklärte der Heiler und Ysara betrachtete das kleine Fläschchen, das er aus den Tiefen seiner Tasche gezaubert hatte. Sie nickte - verstehend und zustimmend -, aber der Elf war da anderer Meinung. „Nicht nötig.“ Ysara schaute Areus an. "Es würde dir helfen. So kommst du doch keine zwei Meter weit", versuchte sie ihm klarzumachen. Was der Heiler gesagt hatte, klang nicht schlecht und wieso sollte sich Areus noch unnötig quälen. „Nun, die Anstrengung kann für ihn gefährlich werden. Wie lange ist er nun schon in diesem Zustand?“ Ysara erwiderte den Blick des Heilers, musste aber aufgrund ihrer eigenen Bewusstlosigkeit erst einmal darüber nachdenken. Sadia aber sprang ihr zur Seite. „Einige Tage! Vier oder so!“ „So lange schon… Nun, ich kann hier nicht viel tun, wir müssen ihn in meine Praxis bringen, in Ordnung? Ob mit Sedierung – was schonender wäre -, oder ohne.“ Ysara nickte und schaute für einen Moment auf das Fläschchen in seiner Hand hinab, bevor sie wieder in seine Augen sah, als er sie direkt ansprach. „Ella, Euer Freund ist sehr schwer verletzt. Ich muss ich womöglich operieren, bevor ich ihn heilen kann!“ Die Unruhe in seiner Stimme sorgte dafür, dass auch sie sich sofort alarmiert fühlte. "Operieren?", wiederholte sie, während ihr klar wurde, wie schlecht es um Areus wirklich stehen musste, wenn sogar eine Operation notwendig war. Der Elf hingegen entpuppte sich als sturer, als sie angenommen hätte, und wollte das alles gar nicht hören. „Papperlapapp! Ich schaffe das Bisschen auch…. Auch noch…. Ouh…, legen wir wieder ab?“ Ysara wollte schon etwas einwerfen, als sie sich aber zu Areus umdrehte, sah sie schon, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. Als er dann auch noch ganz unverhofft Blut hustete, entwich ihr ein erschrockenes "Areus!" Sie spürte, wie ihr Herz ins Stolpern geriet und sah, wie er fiel. Doch bevor sie zu einer Regung fähig war, reagierte zum Glück der Heiler und fing ihn elegant wie kein Zweiter auf.

"Verflucht noch eins", stieß Ysara aus und kniete sich einem Impuls folgend neben Areus. Sie nahm seine Wangen in die Hände und wusste doch nicht, was sie tun sollte. "Areus!" Mit klopfendem Herzen hoffte sie auf eine Reaktion, aber die blieb aus. „Ist er…?!“ Ysara hob den Kopf und starrte den Heiler an, während sie eine Hand von dem Elfen löste, damit der Mensch seinen Puls prüfen konnte. „Noch nicht!“ Seine Wortwahl und die Dringlichkeit in seinem Blick sorgten jedoch nur für einen kurzen Augenblick für Erleichterung. Sein Meergrau traf auf ihr Grün, während ihre Hand noch immer an Areus' Haut lag. „Ella! Euer Freund stirbt, wir müssen ihn jetzt sofort in meine Praxis bringen. Könnt ihr den Transport organisieren?!“ Sie nickte. "Mach ich!", sagte sie, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, und erhob sich bereits. „Es ist gleich eine Gasse weiter. Ich erlaube mir in Anbetracht der Umstände, auf die eingehenden Untersuchungen zu verzichten. Dafür ist nun keine Zeit. Wir müssen uns beeilen!“ Bevor sie sich abwandte, hielt sie noch einmal kurz inne und wandte sich noch einmal an den Heiler. "Gebt ihm das Medikament", sagte sie salopp und deutete auf das Fläschchen. Sie hoffte inständig, dass ihnen die Flüssigkeit etwas Zeit verschaffte. Dann sah sie zu Sadia und Elian. "Wir brauchen das Brett. Oder sucht etwas anderes, das als Trage taugt", wies sie die beiden an und hielt dann Ausschau nach Salik, zu dem sie sich auch etwas energischer vorarbeiten würde, wenn das nötig wäre. Alma hatte zwar gesagt, seine Crew fühlte sich nicht verantwortlich dafür, Areus auch nur noch einen Meter weiter zu tragen. Aber würden sie ihn stattdessen wirklich sterben lassen? "Käpt'n Salik", trat sie an den großen Piraten heran und musste sich zusammenreißen, um die Fassung in Angesicht von Areus' drohendem Tod nicht zu verlieren. Während sie beim ersten Aufeinandertreffen große Angst vor dem Piraten gehabt hatte, verspürte sie doch jetzt nur noch Angst um den Nachtelfen. "Areus schwebt in Lebensgefahr. Er muss in die Praxis von dem Heiler - sofort!", erläuterte sie kurz und knapp die Dringlichkeit ihres Anliegens. "Ich bitte euch! Könnt ihr mir ein paar eurer Männer überlassen, die ihn in die Praxis tragen? Es wird nicht lange dauern, sie befindet sich nur eine Straße weiter", erklärte sie. "Ich komme auch für den Ausfall der Männer auf", fügte sie nach einer kurzen Pause an, damit kein Platz für ein Zögern entstand. Im Grunde war ihr gerade alles recht, um Areus in diese Praxis zu bringen. "Das sollte auch in eurem Interesse sein. Ihr würdet nicht wollen, dass von einem Toten berichtet wird, der von eurem Schiff geschleppt wurde. Nicht nach der Epidemie, von der der Heiler sprach", setzte sie daher nach. Sie wollte natürlich keine bösen Gerüchte in die Welt setzen. Aber so, wie Ysara gerade vor ihm stand und Salik anstarrte, war ihr das durchaus zuzumuten, denn die Hauptsache war, dass der Elf schnellstmöglich auf den Tisch von diesem Heiler gelangte. Da schon vier Piraten notwendig gewesen waren, um den Nachtelfen an Deck zu tragen, befürchtete sie, dass ihre Freunde und sie wohl kaum die nötige Kraft aufbringen würden, um Areus gemeinsam zu tragen, sodass sie auf Saliks guten Willen - aus welchen Gründen auch immer - angewiesen war.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. September 2024, 10:05

So sehr die Krähen eine eingeschworene Gemeinschaft waren, sie waren vor allem aber auch integrativ! Areus war kein Mitglied, kein echtes Mitglied, ihrer Bande und trotzdem war er zumindest Ysara so weit ans Herz gewachsen, dass sie ihn wohlauf wissen wollte. Als nun der Heiler nach wenigen kurzen Untersuchungen verlauten ließ, dass er besorgt sei um den Zustand des Nachtelfen, da war auch Ysara alarmiert. Er bot Areus ein Mittel zur Sedierung an und Ysara versuchte einzulenken, als der Elf ablehnte. "Es würde dir helfen. So kommst du doch keine zwei Meter weit" Sie traf ein recht scharfer Blick und ein ebenso scharfes „Ich schaffe das auch ohne dieses Zeug!“, was ungewöhnlich für den Elfen war. Offenbar gab es dazu eine Hintergrundgeschichte, die jetzt nicht ausgebreitet werden würde, aber Areus machte deutlich, dass er das nicht nehmen würde. Was auch nur kurz darauf nicht mehr nötig erschien. Der Elf bemühte sich um Standfestigkeit, doch letztendlich waren seine Verletzungen endgültig zu schwer, um sich noch länger kämpferisch zu zeigen. Er kippte zu Boden und sofort war der Heiler zur Stelle, um sich zu vergewissern, dass er noch lebte. Seine Einschätzung ließ alle handeln. "Gebt ihm das Medikament“ Der Heiler schüttelte den Kopf. „Bringt nichts mehr, jetzt ist Eile geboten!“, meinte er zur veränderten Lage. Ysara sollte sich um den Transport kümmern, damit man Areus in die Praxis des helfenden Menschen bringen konnte. Sie ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern steuerte augenblicklich auf Salik zu, der gewiss etwas für sie tun konnte! Hoffte sie. Bevor sie das Grüppchen aber verließ, rief sie Sadia und Elian noch etwas zu: "Wir brauchen das Brett. Oder sucht etwas anderes, das als Trage taugt". Beide nickten und machten sich daran, etwas zum Tragen zu finden. Ysi aber war klar, dass sie das kaum schaffen würden. Sie brauchten noch einmal Hilfe. Als sie vor Salik stand, wandte jener sich um. Er hatte von dem Tumult gar nichts mitbekommen, sondern sich um das Löschen der Ladung gekümmert. "Käpt'n Salik" „Aye!“, brummte er und musterte Ysi mit einem verschmitzten Grinsen. "Areus schwebt in Lebensgefahr. Er muss in die Praxis von dem Heiler - sofort!“ Salik sah über sie hinweg und zu dem am Boden liegenden Elfen.
„Na sowas!“, staunte er darüber, dass er gar nichts mitbekommen hatte. Die schwarzen Haare des Mannes wehten kurz auf und er kehrte mit einem Grinsen zu Ysara zurück. Offenbar war ihm der Ernst nicht wirklich bewusst. "Ich bitte euch! Könnt ihr mir ein paar eurer Männer überlassen, die ihn in die Praxis tragen? Es wird nicht lange dauern, sie befindet sich nur eine Straße weiter. Ich komme auch für den Ausfall der Männer auf" Das Grinsen wurde diebisch, die Augen funkelten vielsagend. „Achja?“, zog er dieses Gespräch unnötig in die Länge. Offenbar war das Wohlergehen von Areus wirklich keine priorisierte Angelegenheit. "Das sollte auch in eurem Interesse sein. Ihr würdet nicht wollen, dass von einem Toten berichtet wird, der von eurem Schiff geschleppt wurde. Nicht nach der Epidemie, von der der Heiler sprach" Das Grinsen seitens Salik wurde weniger. Er schnaubte unwillig bei dem Gedanken daran, was das bedeuten konnte. Erneut flog sein Blick zum Elfen, ehe er den Kopf zu drei seiner Matrosen drehte und durch die Zähne pfiff. „He da! Los, bringt den verlausten Elfen zur Praxis des Heilers und dann trollt euch wieder her, klar?!“, rief er donnernd und die Männer nickten gehorsam.

Bevor Ysara sich aber ebenfalls aufmachen konnte, wurde sie von Salik aufgehalten und am Oberarm festgehalten. „Droh mir nicht, Kleine! Das bekommt dir nur schlecht!“, warnte er sie eindringlich und es blieb kein Zweifel übrig, ob er das ernst meinte oder nicht. Dann ließ er sie mit einem kleinen Schubser los und lachte wieder, als wäre nichts geschehen. „Männer!“, blaffte er los und ließ selbst gestandene Kerle zucken. Er drehte sich von Ysara weg, kümmerte sich wieder um das, was alles zu tun war, legte man in einem Hafen an. Ysara hatte Mut bewiesen und wäre fast zu weit gegangen. Sie konnte nur hoffen, Salik niemals mehr zu begegnen.
Jetzt aber konnte Ysara erkennen, dass man Areus bereits unter Anleitung des Heilers auf das Brett legte und sich alle versammelten, um den Elfen anzuheben. Für Ysara würde gewiss noch ein Platz sein, sollte sie mit anfassen wollen. Der Heiler aber ging voraus, mahnte die Gruppe, vorsichtig zu sein und nirgendwo anzustoßen. Man sollte Areus nun tragen, wie ein rohes Ei, wie er sich ausdrückte. Die steile Planke hinunter an den Kai war kniffelig und sie mussten haraxisch aufpassen, nicht wegzurutschen und zu schnell zu tragen, sodass andere nicht hinterherkamen. Sie mussten sich absprechen, sich langsam, aber stetig fortbewegen. Glücklicherweise geschah nichts weiter, sodass sie andunischen Boden betraten und den Elfen dem Heiler nachtragen konnten. Es war… schwer. Auch wenn Areus gewiss nicht ein Gramm Fett zu viel auf den Hüften hatte, war es ein wahrer Kraftakt. Bald schon standen die Träger im Schweiß und auch Sadia und Elian sah man die Anstrengung an. Der Tüftler der Krähen bewies in diesem Fall aber wahre Stärke: Trotz seines noch etwas lädierten Fußes, trug der tapfer mit und half ihnen, um die Last auf möglichst vielen Schultern zu verteilen. Der Heiler indes sorgte dafür, dass der Weg frei war. Er hielt Karren auf, scheuchte eine Katze beiseite und räumte gar eine ganze Dunkelelfen-Garnison beiseite, damit sie Platz hatten! Er ebnete den direkten Weg, um die Unfallgefahr zu minimieren. Dann war es tatsächlich geschafft. Er nestelte an einigen Schlüsseln und schloss schließlich die Holztür auf, die sich quietschend ins Innere der Praxis drücken ließ. Sofort drückten die Träger mit Areus hinein, wodurch der Heiler etwas fahrig wurde. „ÄH! Gerade aus auf den Tisch, legt ihn einfach hin, schieb zur Seite, was drauf liegt!“, rief er ihnen zu und die Mannschaft von Salik fackelte nicht lange. Es gingen einige Fläschchen zu Bruch, was den menschlichen Heiler zucken ließ. Er seufzte. Schließlich aber trat auch er ein und hängte seine Tasche an einen Haken neben der Tür. Dann entzündete er eilig einige Kerzenhalter an den Wänden und sofort erhellte sich der Raum. Ysara konnte ringsherum an den Wänden deckenhohe Regale erkennen. Sie alle waren befüllt mit Büchern, Flakons, Kräutern und Tigeln. Es gab immens viele Utensilien für allerlei unterschiedlichen Nutzen.

Es war kramig, aber nicht unordentlich. Scheinbar hatte all das einen bestimmten Platz und Zweck. Neben der Tür gab es ein einzelnes Fenster, ansonsten arbeitete der Heiler offenbar mit Kerzen. In der Mitte des Raumes gab es den großen, hölzernen Tisch mit massiver Platte. Keine Stühle standen um ihn herum, sodass davon auszugehen war, dass er zum Heilen gedacht war, statt zum Speisen. Es gab noch eine kleine Kammer, die gegenüberliegend zur Tür existierte. Sie lag im Dunkeln und vermutlich gab es dort einen Abort. Ein Krug stand neben einer Schüssel, ein Handtuch lag bereit. Der Mensch legte seinen hellen Umhang ab und begann noch im Gehen die Ärmel hochzuknöpfen. Ysara konnte muskulöse Arme erkennen, die tatsächlich mit allerlei verschiedenen Bildern tätowiert waren. Der Heiler tauchte seine Hände eilig in das Wasser und reinigte sich gründlich mit Seife, während er über seine Schulter rief: „Entkleidet ihn bitte oben herum. Die Hose darf er anbehalten!“, bat er um Hilfe. Die Männer von Salik sahen sie kurz verdutzt an, dann aber schüttelten sie die Köpfe und verließen das Zimmer, ehe die Tür ins Schloss fiel. Sadia schnaufte genervt. „Verdammte Hunde!“, blaffte sie ihnen hinterher, doch Elian legte kurz eine Hand an ihre Schulter, um den Zorn zu bändigen. „Das hilft jetzt nicht, los, wir schaffen das auch so!“, sagte er und nickte auch Ysara zu. Einer musste Areus stützen, das würde Elian machen, während Sadia und Ysi ihn entkleiden könnten. Sofern Ysi keine bessere Idee hatte. Dann, nachdem alles fertig war, trocknete der Heiler seine Hände und trat neben den Patienten. Die schmale Gestalt des Heilers machte sich außerordentlich gut in den engen Hosen und dem leicht locker sitzenden, weißen Hemd. Er erschien selbst jetzt noch makellos und hochkonzentriert. „Würdet ihr mir wohl das Tablett dort reichen, Ella?“, fragte er, während er Areus allerdings musterte und auf das Tablett mit allerlei medizinischem Gerät deutete, das hinter Ysi lag. Sobald sie es ihm reichte, sah er auf, nickte zu seiner Linken, dass sie es abstellte und lächelte charmant. Es hatte etwas Beruhigendes, wenn er lächelte. Schließlich aber richtete er seine meergrauen Augen wieder auf Areus, der seit dem Schiff kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hatte. „Nun gut, fangen wir an!“, seufzte der Heiler und griff nach einem äußerst scharfen Messer, das neben anderen ungewöhnlich aussehenden Dingen feinsäuberlich aufgereiht dalag. Ohne mit der Wimper zu zucken oder seine unfreiwilligen Gäste zu warnen, schnitt er Areus einfach so in die seitliche Brust. Sofort floss Blut aus der Wunde und der Heiler griff nach einem reinweißen Tuch aus Leinen, das er auf die Wunde presste. Alles wirkte steril und offenbar arbeitete der Heiler präzise nach einer fundierten Ausbildung.
Sadia verzog das Gesicht, während Elian schon fasziniert über die Schulter des Arztes schaute. Plötzlich aber bäumte sich Areus schmerzerfüllt auf, als der Heiler nämlich nicht nur die Haut aufschnitt, sondern nun auch hineinbohrte. „Haltet ihn fest!“, rief er eilig, während er trotzdem fortfuhr mit seiner Behandlung. Nachdem er ein kleines Loch zwischen zwei Rippen geschnitten hatte, bohrte er seinen Finger hinein und tastete eine Weile in der Areus aufgrund der Schmerzen immer wieder stöhnte und das Gesicht schmerzverzerrt verzog, ohne die Augen zu öffnen. „DA!“, rief der Arzt und mit einem Mal sprang er einen halben Schritt zur Seite, als sich ein ganzer Schwall Blut auf den Boden ergoss. Elian japste erschrocken auf, denn das Blut besudelte seine Schuhe. Nach wenigen Sekunden versiegte der Blutschwall und es sickerte nur noch mäßig. Sofort war der Arzt wieder zur Stelle und griff nach einem Röhrchen. Er steckte es in die Wunde und erneut floss Blut hinaus. Dann griff der Heiler mit blutverschmierten Fingern nach einem Stethoskop und horchte erneut die Brust ab. Daraufhin nickte er zufrieden. „Die Lunge entfaltet sich wieder… sehr gut… Sie war voller Blut durch die gebrochene Rippe, die sich in die Lunge gebohrt hatte.“, erklärte er, obwohl er mehr zu sich sprach als zu den anderen.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Montag 30. September 2024, 11:40

Trotz ihres guten Zuredens wehrte sich Areus gegen das Medikament, das der Heiler ihm anbot. „Ich schaffe das auch ohne dieses Zeug!“ Ysara hielt aufgrund der unerwarteten Schärfe seiner Worte für einen Moment inne. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich so dagegen wehren würde. Sie betrachtete ihn einen Moment überrascht, doch seine folgende Bewusstlosigkeit beendete die Diskussion vorzeitig. Jetzt hieß es schnell zu handeln! Offenbar brachte nun auch die Sedierung nichts mehr, wie Ysara fälschlicherweise angenommen hatte. Ein weiterer Fakt, der sie beunruhigte und zur Eile antrieb. Sie verlor keine weitere Zeit und es war der Dringlichkeit geschuldet, dass sie sich diesmal ohne Scheu an den Kapitän des Schiffes wandte. Ysara war klar, dass sie dringend seine Hilfe brauchten. Umso ungeduldiger wurde sie, als Salik nicht so auf ihre drängende Bitte einging, wie sie es sich erhofft hatte. Als er sie dann sogar mit aller Ruhe angrinste, verfinsterte sich der Blick der Krähe und sie spürte, wie Wut in ihr Aufstieg in Anbetracht der Gleichgültigkeit, die Salik ausstrahlte. Areus kämpfte um sein Leben und ihn schien das in keinster Weise zu berühren. Weder die Aussicht darauf, einfach nur helfen zu können, noch ihr angebotenes Gold brachte ihn zu einer Zustimmung, auf die Ysara so ungeduldig wartete. Deshalb sah sie sich gezwungen, Salik darauf hinzuweisen, was es für Konsequenzen hätte, wenn Areus hier tatsächlich auf seinem Schiff starb. Offenbar hatte sie endlich einen Nerv getroffen! Endlich wurde das Grinsen des Kapitäns schwächer und Ysara war froh, endlich etwas in dem großen Piraten zu bewirken. Bei seinem Pfiff zuckte sie für einen Moment zusammen. „He da! Los, bringt den verlausten Elfen zur Praxis des Heilers und dann trollt euch wieder her, klar?! Ysara spürte eine Welle der Erleichterung, als er endlich Bewegung in die Sache brachte! Doch bevor sie zurück zu Areus eilen konnte, umfasste Salik plötzlich ihren Arm. Ihr Herz machte einen Satz, als sich der Kapitän übellaunig zu ihr beugte. „Droh mir nicht, Kleine! Das bekommt dir nur schlecht!“ Ysara starrte ihn mit trockenem Mund an und befürchtete schon weiteres. Doch dann ließ Salik sie mit einem Schubser los und die Blonde schwankte kurz, bis sie ihr Gleichgewicht wiederfand. Missmutig sah sie Salik noch einmal an, traute sich aber nicht, etwas zu erwidern. Sie hatte, was sie wollte, und sie wollte sich nicht ernsthaft mit ihm anlegen, denn das würde ihr gewiss keine Vorteile bringen. Also schluckte sie alles andere herunter und kehrte ohne ein weiteres Wort zu ihren Freunden zurück.

Areus lag bereits auf dem Brett und Ysara zögerte nicht, sondern packte mit an. Sie war überrascht, wie schwer der Elf war. Denn trotz der Unterstützung der Piraten war es ein ordentlicher Kraftakt, den Elf von Bord zu tragen. Bei den steilen und kniffligen Stellen biss sich Ysara konzentriert auf die Unterlippe, während das Gewicht von Areus auf ihren Schultern und denen der anderen lag. Sie wusste nicht, ob sie eine große Hilfe war, aber sie versuchte es zumindest und gab ihr Bestes. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und Ysara atmete erst für einen Moment durch, als sie endlich auf Andunies Boden standen. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn und obwohl sie selbst noch die Nachwirkungen ihrer Verletzungen spürte, biss sie die Zähne zusammen. Sie sah nicht den Weg, den sie nahmen, da sie sich weiter hinten eingereiht hatte, aber sie war froh, dass es nun flüssiger voran ging. Einen Blick für die Bewohner Andunies hatte sie im Moment nicht übrig. Hier und da fielen ihr zwar Dunkelelfen auf, aber auch diesen schenkte sie keine weitere Beachtung. Ihr gesamter Fokus lag darauf, Areus zu der Praxis zu bringen. Schließlich kamen sie zum Stehen und sie hörte das Klappern von Schlüsseln. Ysaras Brust hob und senkte sich aufgrund der Anstrengung, während sie so durchgeschwitzt war, wie die Piraten neben ihr rochen. Sie hörte das Quietschen der Tür und folgte dann dem allgemeinen Zug ins Innere. Der Heiler gab Anweisungen, Areus auf den Tisch zu legen, und Ysara schnaubte, als das Brett endlich darauf lag. Sie spürte für einen Moment Bedauern darüber, dass einiges dabei zu Bruch ging, aber Areus' Leben war schließlich mehr wert. Ihre Schulter fühlte sich verspannt und erleichtert zugleich an, als sie das Gewicht des Brettes nicht mehr auf sich spüre. Sie stemmte die Hände in die Hüften und schnaufte angestrengt, während der Heiler für Licht sorgte. Die grünen Augen betrachteten erst Sadia und Elian und schweiften dann einmal durch den Raum, wobei sie die Praxis nur oberflächlich musterte. Sie bemerkte aber, dass keine Stühle um den Tisch standen und vermutete, dass er genau für die Art Behandlung gedacht war, die der Heiler vorhatte. Schnell schaute sie eben jenen an. In ihrer Haltung und den Augen spiegelte sich eine Mischung aus Erwartung und Dringlichkeit. Gleichzeitig war sie froh zu sehen, dass er saubere Tücher benutzte und seine Hände wusch. Das war schon einmal ein gutes Zeichen. Sie nahm die Tätowierungen auf seinen Unterarmen wahr, hatte nun aber wirklich keine Zeit, um sich mit dem guten Aussehen des Heilers zu befassen. "Was sollen wir tun?", fragte sie also und war noch etwas atemlos dabei. „Entkleidet ihn bitte oben herum. Die Hose darf er anbehalten!“ Sie nickte und drehte sich zu Areus, wobei sie den Blick der Piraten auffing, die sofort deutlich machten, dass das nicht mehr in ihrem Zuständigkeitsbereich lag. Ysi war nicht sonderlich überrascht davon. "Nichtsnutze", murmelte sie und trat zu dem Elfen, um zu helfen, während sich Sadia aufregte. „Das hilft jetzt nicht, los, wir schaffen das auch so!“ Ysara nickte Elian zu. "Kommt her", forderte sie die beiden auf und wartete ungeduldig darauf, dass Elian Areus stützte. Die Angst um den Elfen sorgte dafür, dass ihre Bewegungen fahrig wurden. Sie brauchte ein paar Anläufe, um die Knöpfe zu lösen, was ihr unter Fluchen am Ende auch gelang. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Würdet ihr mir wohl das Tablett dort reichen, Ella?“ Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Mit schnellen Schritten tat sie wie geheißen und stellte es dann neben ihm ab, als er es wider Erwarten nicht entgegennahm. Ysara war ganz offensichtlich nervös und sorgte sich sichtlich um Areus. Da kam das Lächeln des Heilers gerade recht. Es verfehlte seine Wirkung nicht, beruhigte Ysara für den Moment und ließ sie etwas Hoffnung schöpfen. Dazu trug auch sein gesamtes Auftreten bei. Er wirkte souverän und versiert. Ganz sicher wusste er, was er tat. Das musste er einfach. Angespannt ließ sie ihn und Areus nicht aus den Augen. „Nun gut, fangen wir an!“ Sie verfolgte genau die Bewegung seiner Hand und schluckte schwer, als er nach einem Messer griff. Jetzt wurde es ernst. Ysara spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte bei der Vorstellung, dass er mit damit gleich Areus' Haut aufschneiden würde. Doch ihre Befürchtungen wurden noch übertroffen, als der Heiler ohne eine Vorwarnung einen Schnitt in Areus' Brust setzte. Sie sog scharf die Luft ein. Dann sah sie den Schwall Blut und wandte den Kopf ab. Sie war noch nie bei solch einem Eingriff zugegen gewesen und merkte, dass sie das auch nicht bis ins Detail sehen musste. „Haltet ihn fest!“, wies der Heiler sie dann im nächsten Moment an. Areus stöhnte und wandte sich unter seinem Tun. Ysara ging ein Stück um den Tisch herum, bis sie bei Areus' Kopf stand. Sie legte ihre Hände auf seine Schulter und den Oberarm und versuchte, ihn mit Elian und Sadia festzuhalten, damit der Heiler seine Arbeit machen konnte. „DA!“, rief er dann und schien Erfolg zu haben. Ohne darüber nachzudenken, folgte Ysara dem Impuls und schaute zu der Wunde, um zu sehen, was geschehen war. Das bereute sie dann aber augenblicklich. Ein enormer Schwall Blut drang aus Areus, dass man zweifeln konnte, ob das so gut war. Ysi riss in Anbetracht der Menge die Augen auf und ihr klappte die Kinnlade hinunter, während sie ein ganzes Stück blasser wurde. "Ist das normal?!" Panik schwang in ihrer Frage mit und sie spürte eine Welle der Übelkeit in sich aufsteigen. Schnell schloss sie die Augen wieder und drehte sich vom Geschehen weg. Aber all das Blut hatte sich schon in ihre Netzhaut gebrannt. Allein die Vorstellung davon, wie viel Blut auf einmal aus dem Elfen quoll, war zu viel für Ysi, die so etwas noch nie mit angesehen hatte.

Sie versuchte, ruhig zu bleiben und durchzuatmen, aber der Ekel und die Übelkeit waren zu groß. "Entschuldigt..", presste sie noch hervor, bevor sie lieber schwieg, bevor der aufkeimende Brechreiz Oberhand gewann. Sie konnte den Worten des Heilers nicht ganz folgen, weil sie ihre Kraft brauchte, um rechtzeitig zur Tür zu gelangen, aber sie bemerkte, dass er sich grundsätzlich positiv anhörte. Das bekräftigte sie zumindest darin, kurz ihrem eigenen Bedürfnis nachzugeben. Mit wackligen Beinen erreichte sie die Tür und riss sie auf. Sie schnappte nach der frischen Morgenluft, die konnte ihre letzte Mahlzeit aber auch nicht weiter zurückhalten. Ysara wandte sich zur Seite und ging noch einige Schritte, um Abstand zu schaffen, bevor sie die Straße mit den Resten der Kartoffelbrühe schmückte. Würgend beugte sie sich vornüber, während sie sich die Haare aus dem Gesicht hielt. Als ihr Magen erst einmal leer war, fühlte sie sich zumindest für den Moment besser. Wie lange das anhalten würde, blieb aber fraglich. Vielleicht hätte sie die letzten Stunden auf dem Schiff doch lieber für eine Mütze Schlaf nutzen sollen, um nach den Vorfällen in der Höhle selbst wieder zu Kräften zu kommen. Sie verharrte noch einige Momente und richtete sich dann langsam auf, während sie abermals durchatmete. Sie nahm sich Zeit, um sich zu sammeln, bis sie sich sicher war, zurück in die Praxis gehen zu können. Sie strich die blonde Mähne etwas zurück in Position und hoffte, dass sie besser aussah als sie sich fühlte. Die Unterbrechung war ihr sehr unangenehm, aber man konnte ihr die körperliche Reaktion auf diese ungewöhnliche Situation wohl nicht zum Vorwurf machen. Als sie zurück in die Praxis kam, versuchte sie, ihr eigenes Befinden zu überspielen. Sie sah den Heiler entschuldigend an, sparte sich jedoch Worte einer Erklärung. "Ist er über dem Berg?", fragte sie stattdessen und vermied strikt den Blick auf Areus' Brust oder gar den Boden, der von seinem Blut besudelt war. Dann setzte sie sich auf den nächstbesten Stuhl, weil sie merkte, dass das alles doch mehr Kraft gekostet hatte, als sie zugeben wollte. "Ihr habt nicht zufällig etwas Wasser?", fragte sie dann und legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken, während sie versuchte, stark zu bleiben. Sie wollte den Heiler auf keinen Fall von Areus ablenken und würde daher auch beteuern, dass alles in Ordnung war, bis er den Elfen versorgt hatte.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. Oktober 2024, 07:52

Die Zeit drängte. Areus bewies Stärke, zweifelsohne. Allerdings war irgendwann jede Reserve aufgebraucht und schlussendlich hatte niemand der Mannschaft gewusst, wie schlecht es um den Nachtelfen wirklich stand. Keiner von ihnen war ein Heiler, ganz im Gegensatz zu dem hellhäutigen Menschen, der aussah als wäre er direkt aus dem Himmel gestürzt. Er hatte etwas… Erhabenes, sah blendend aus und besaß eine Makellosigkeit, die ihresgleichen suchte. Aber all das war für Ysara kaum erkennbar. Die Sorge um Areus war bedeutender und so konzentrierte sie sich ausschließlich darauf. Nur kurz konnte sie die Einrichtung der Praxis mustern und dass etwas zu Bruch ging tat ihr leid, aber sie war felsenfest davon überzeugt, dass das Leben des Elfen mehr wert war. Der ihr namentlich noch unbekannte Heiler hatte offenbar die gleiche Einstellung. Weder verbat er sich die Zerstörung seiner Habe, noch verteilte er missbilligende Blicke. Im Gegenteil. Seiner Effizienz war es zu verdanken, dass er Ysara’s Vertrauen für den Moment verdiente. Er wirkte sorgsam, strukturiert und hygienisch. Er bewies, dass er ein Heiler gehobenerer Klasse war und führte sein Werk routiniert aus. Das gab Ysara die Zeit, einen Moment durchzuatmen. Sie wollte sich entspannen, ihre Muskeln ächzten noch unter der körperlichen Anstrengung. Auch sie war verletzt worden, wenn längst nicht so heftig, wie Areus. Das war ihm zu verdanken, denn wenn er sich nicht schützend vor sie gestellt hätte… Könnte sie nun hier liegen. Trotzdem musste Ysara sich plötzlich die Frage stellen, wie hart im Nehmen sie eigentlich tatsächlich war. Denn als der Heiler in das helle Fleisch des Elfen schnitt, stockte ihr der Atem. Als dann auch noch Blut schwallartig floss, drehte sich ihr der Magen um! Übelkeit flutete die Krähe und der Geruch nach Metall war etwas, das ihr im Moment zu viel wurde. Sie machte den Fehler, auf das hoffnungsvolle Rufen des Heilers zu hören und auch noch hinzusehen, als erneut viel Blut quoll. "Ist das normal?!", japste sie, während sich ihr der Geruch auch auf die Zunge legte. Es war widerlich. Und Ysara nicht in der Verfassung, das im Moment auszuhalten. Der Heiler aber schüttelte nur den Kopf auf Ysi’s Frage, ehe er ein „aber es muss raus!“, antwortete.
Sadia und Elian sahen ebenfalls naserümpfend zu, wobei Elian auch äußerst interessiert die Handgriffe des Heilers studierte. Sadia war einfach nur morbide fasziniert von dem Tun. "Entschuldigt..", sagte Ysara daraufhin, weil sie spürte, dass sich gleich ihr Magen entleeren würde. Und Areus‘ damit zu besudeln, kam dann auch nicht in Frage. Also ließ sie den Elfen los und Sadia übernahm besorgt ihren Platz. Die Freundin blickte der Blonden hinterher, doch bewegte sich Ysara nicht weit von der Praxis weg. Schon hörten die drei von draußen ein verräterisches Geräusch und Sadia verzog das Gesicht. Auch der Heiler sah kurz auf und fixierte durch das milchige Fensterglas Ysara’s Gestalt. Sadia bemerkte es: „Keine Sorge, die ist zäh!“, meinte sie und räusperte sich nun selbst. „Oh Götter!“, stieß sie auf und presste ihre Hand auf ihren Mund, als auch ihr etwas Galle hochkam.

Ysara kam in dem Moment wieder herein und sah furchtbar aus. Blass wie eine Kalkwand und mit leicht verschwitzter Stirn wankte sie hinein. Sie spürte, dass ihre Beine wackelig waren. Zuviel war zu viel und sie musste sich in einen Sessel retten, der in der Nähe des Fensters stand und genug Platz zum Behandlungstisch ließ. Dennoch hatte sie die Sicht auf die Lache am Boden zu den Füßen des Heilers. Es war so viel Blut… Auf dem Boden sah es gleich dreimal so viel aus, wie es in Wahrheit war. "Ist er über dem Berg?", wollte sie wissen und schloss die Augen. Die meergrauen Augen des Heilers fixierten Ysara’s Gestalt im Stuhl, während er immernoch die Finger bis zum Anschlag im Körper des Nachtelfen hatte. Er beobachtete Ysara, ehe er sich offenbar besann und die Prioritäten ordnete. „Ja! Also… nein. Also“, plapperte er und räusperte sich zur Ruhe. „Was ich sagen will, er hat die akute Situation überstanden, aber jetzt müssen wir sehen, was ich noch ausrichten kann.“, räumte er ein. Er zog seine blutigen Hände zurück und trat vorsichtig vom Tisch weg. Dann wandte er sich wieder dem Bottich mit Wasser zu und wusch sich ausgiebig, während Areus noch immer bewusstlos auf dem Tisch lag. Seine muskulöse Brust hob und senkte sich nur minimal. Er war blasser als sowieso schon und alles an ihm wirkte irgendwie kraftlos. Ob er das überhaupt überleben konnte? Nun drehte sich der Heiler um und trocknete gerade die Unterarme in einem frischen Handtuch ab, bis er wieder an den Tisch trat. Er achtete dabei aber darauf, nicht in die Lache aus Blut zu geraten und musterte Areus noch einen Moment.
„Gut. Ich will es gleich versuchen, aber vorher muss ich hier kurz aufräumen“, sagte er dann plötzlich und griff routiniert nach einem Wischmopp mit Eimer. Elian sah zweifelnd von Areus zu dem Heiler und blinzelte einen Moment, ehe er den Wischmopp ergriff. „Das mache ich, ihr kümmert euch um ihn.“, verlangte er dann und begann damit, das Blut aufzuwischen. "Ihr habt nicht zufällig etwas Wasser?" Hörte man Ysara daraufhin leise fragen. Sofort richtete sich der graue Blick auf sie und der Heiler eilte herbei. Er tastete kurz nach ihrem Handgelenk, ohne sie vorher zu fragen und wartete einen Moment. Seine Hände fühlten sich erstaunlich weich und warm an. Dann entließ er ihr Handgelenk mit einem sanften Streicheln seiner Fingerspitzen und lächelte sie abermals aufrichtig an. Charmant war es allemal und allein das konnte einem schon Besserung suggerieren. „Wartet einen Moment, damit sich euer Magen erholen kann, Ella. Ich bringe euch gleich etwas, damit es euch besser geht.“, versprach er und seine Stimme hatte ein unheimlich melodisches Timbre bekommen, das warmherzig, einnehmend und beruhigend wirkte.

Die Lichtgestalt erhob sich und kehrte zurück zum eigentlichen Patienten. Areus wirkte im Gegensatz zum Menschen mehr gräulich und längst nicht so voller Leben, wie er hätte sein sollen. „Nun gut, dann wollen wir seiner Lunge mal auf die Sprünge helfen, nicht wahr?“, verkündete der Mensch und rieb beide Hände aneinander. Er schloss die Augen, führte die Handkanten an seinen Mund und blies hinein. Die Kerzen um sie herum verdunkelten sich mit einem Mal und tauchten die Praxis in ein dämmriges Licht. Dann blies der Heiler erneut in seine Hände und öffnete sie in eben jenem Moment, da hunderte kleine Lichtkugeln aus ihnen herausstoben, wie unzählige Glühwürmchen. Sadia klappte der Mund auf und auch Elian staunte mit großen Augen. Es war… magisch. Die kleinen Lichtkugeln erhellten die Praxis auf faszinierende Weise. Der Heiler aber hatte die Augen geschlossen, die Arme ausgebreitet und wiegte sich von einer Seite auf die andere, während die Lichter es ihm nachmachten. Dann sammelten sie sich zu einer Aneinanderreihung und er kreiste mit seiner Rechten, ehe er sie ausstreckte und auf Areus Operationswunde legte. Sofort folgten die Lichter seiner Bewegung, trudelten einmal, ehe sie in den Körper des Elfen glitten und ihn schließlich einhüllten. Es war wie ein Kokon aus Licht, der ihn umgab und strahlen ließ. Der Mensch behielt die ganze Zeit die Augen geschlossen und vollführte immer wieder eine Art tänzerische Bewegung mit seinen Armen und Händen. Er schob seine Finger über den Körper von Areus, ohne ihn zu berühren und leitete offenbar die Lichtkügelchen durch ihn hindurch. Sadia und Elian starrten einfach nur gebannt auf das Geschehen. Dann atmete der Mensch tief ein, ehe sich die Lichter aus dem Körper des Elfen zurückzogen.
Er führte seine Hände in einer großen Geste wieder zusammen und das ganze war mit einem Aufblitzen der Lichter vorbei. Die Kerzen erhellten die Praxis wieder normal und er öffnete die Augen. „Jetzt muss ich ihn nur noch verbinden und wir hoffen, dass er keine Infektion davonträgt. Dann wird er wieder ganz gesund in ein paar Tagen!“, offenbarte er und sah schließlich Ysara mit einem kecken Schmunzeln im Mundwinkel an. Bis er den Blickkontakt abbrach und sich einiges an Verbandsmaterial holte. Er bat Sadia, die völlig hin und weg war und den Heiler nur noch anstarren konnte, ihm kurz zur Hand zu gehen und gemeinsam verbanden sie Areus wieder. Erst danach drehte sich der Weißhaarige zu einem seiner Regale und fuhr mit den Fingern einige Etiketten entlang, bis er fand, was er suchte. Er griff ein Glas heraus, in dem deutlich geriebene Kräuter waren. „Nun, Ella und…“, er sah Sadia und Elian an, die sich noch nicht vorgestellt hatten: „Laiza und Kerren“, stellten auch sie sich mit falschen Namen vor und der Magier nickte: „Sehr erfreut! Bitte – seid eingeladen in mein Heim!“, deutete der Magier auf einen Durchgang neben der Waschschüssel. Ein Vorhang versperrte die direkte Sicht. Der Grauäugige kam aber auf Ysara zu und bot ihr seinen Arm an. „Kommt, ich habe etwas für euren Magen und eure Glieder!“, raunte er und lächelte warm.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Mittwoch 2. Oktober 2024, 10:23

Mit leerem Magen ließ sich der Anblick des Blutes und sein metallischer Geruch, der sich buchstäblich auf ihre Zunge legte, zumindest etwas besser ertragen. Die Blutlache war nicht zu übersehen und Ysara hoffte, die Augen vor dem Ganzen verschließen zu können und lehnte sich in dem gemütlichen Sessel am Fenster. So ließ es sich zumindest fürs Erste gut aushalten, um der Übelkeit entgegen zu wirken. Das Wichtigste aber war, dass es Areus besser ging, und das wollte sie sich vom Heiler bestätigen lassen. „Ja! Also… nein. Also.“ Die Krähe öffnete ein Auge und richtete den Kopf gen Heiler, um ihn fragend und auffordernd zugleich anzusehen, damit er deutlicher wurde. „Was ich sagen will, er hat die akute Situation überstanden, aber jetzt müssen wir sehen, was ich noch ausrichten kann.“ Sie versuchte, die Übelkeit zu überspielen und lehnte seufzend den Kopf wieder zurück an die Sessellehne. "Ok", sagte sie nur, meinte es aber nicht böse. Sie war nur selbst so erschöpft und der Sessel machte es ihr gerade schwer, sich nicht zu entspannen. Als der Mann dann wenig später von Aufräumen sprach, sah Ysi erneut auf und diesmal zweifelnd zu ihm. Sie war froh, dass Elian seine Hilfe anbot, damit sich der Heiler weiter um Areus kümmern konnte. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass sich Elian einen Wischmop zu Hilfe nahm - und wofür er diesen nutzen wollte, war eindeutig. Ysara spürte es in ihrem Magen rebellieren und schloss lieber wieder die Augen, um sich darauf zu konzentrieren, nicht zu würgen. Sie wollte keine weiteren Umstände schaffen, aber sie hoffte, dass ihr etwas Wasser vor allem dabei helfen würde, den sauren Geschmack in ihrem Mund herunter zu spülen. Daher nutzte sie den Moment, da eine Pause gerade für Areus offenbar nicht lebensgefährlich sein würde, wenn der Heiler schon das Putzen in Betracht zog, um nach einem Wasser zu fragen. Sie hörte, wie der Heiler daraufhin zu ihr kam und öffnete die Augen, wobei sie ihm von ihrer Position aus nach oben ins Gesicht blickte. Aus dieser Nähe war die Makellosigkeit seiner Züge nicht zu übersehen. Erst jetzt hatte sie die Ruhe, einen genauen Blick auf ihn zu werfen und festzustellen, wie gut er aussah. Als hätte Lysanthor persönlich ihn erschaffen. Ysara lächelte unweigerlich und merkte überrascht auf, als sie seine warme und weiche Hand an ihrem Handgelenk spürte. "Es geht schon", versicherte sie ihm, auch wenn sie seine Sorge zu schätzen wusste. Zu ihrer Überraschung streichelte er über die empfindliche Haut an ihrem Handgelenk und Ysara glaubte, das Klopfen ihres Herzens mit einem Mal deutlicher in ihrer Brust zu spüren. Auch das Lächeln auf ihren Lippen wurde stärker und sie bemerkte, dass es zunehmend wärmer hier drin wurde. Dann wurde ihr aber klar, in welcher Form ihr Körper auf den Mann vor ihr reagierte. Augenblicklich unterbrach sie den Blickkontakt und zog ihre Hand, die er schon längst losgelassen hatte, zu sich auf ihren Schoß. „Wartet einen Moment, damit sich euer Magen erholen kann, Ella. Ich bringe euch gleich etwas, damit es euch besser geht“, beruhigte seine warme Stimme sie. "Mir geht's gut", log sie mit trockener Stimme. "Kümmert euch zuerst um ihn", bat sie und schaute ihn abermals an. Jetzt, da er ihr so nah war, war es gar nicht möglich, sich seiner Ausstrahlung zu entziehen. Er sah weder aus wie von dieser Erde noch klang er so. Dass der gutaussehende Mann mit dem charmanten Lächeln sie nicht kalt ließ, konnte ihr wohl keiner vorwerfen. Als er sich abwandte, sah sie zu Sadia hinüber, um anhand ihrer Reaktion festzustellen, wie sie die Situation wirklich zu deuten hatte. Ihre Freundin besaß dafür weitaus bessere Antennen als sie.

Seine Art zeigte jedenfalls auf mehrere Weisen Wirkung. Ysara konnte nun immerhin wieder geradeaus gucken, ohne dass ihr sofort wieder schlecht wurde. Vielleicht war das aber auch Elian zu verdanken, der das ganze Blut aufgewischt hatte. „Nun gut, dann wollen wir seiner Lunge mal auf die Sprünge helfen, nicht wahr?“ Die Blonde beobachtete den Heiler und runzelte zunächst die Stirn, während sie sich fragte, was er vorhatte, als er seine Hände zum Mund führte. Als die Kerzen im Raum dann aber allesamt flackerten und sich das Zimmer etwas verdunkelte, riss Ysara staunend die Augen auf. Überrascht zuckte sie zusammen, als im nächsten Moment zahlreiche Lichtkugeln aus seinen Händen stoben. Ysara glaubte schon, nicht ganz bei Sinnen zu sein. Sie richtete sich etwas in dem Sessel auf, legte die Hände auf die Oberschenkel und schaute völlig fasziniert dem Heiler zu. Gebannt verfolgten die grünen Augen das magische Spektakel. Sprachlos beobachtete sie den Menschen, der sich hin und her wiegte, während die Lichtkugeln es ihm nachahmten. Als er die Lichtkugeln in Areus' Wunde schickte, sog Ysi die Luft ein. "Ach du heiliger Strohsack", entfuhr es ihr flüsternd. Sie war so gebannt, dass sie ihre Übelkeit für einen Moment vergaß. So etwas hatte sie noch nie gesehen! Die Lichter schienen durch Areus zu tanzen und tauchten ihn in einen goldenen Kokon. Es sah wunderschön aus! Ganz unabhängig von dem Grund und die Notwendigkeit für die Anwendung der Lichtmagie. Ysara stand noch immer der Mund offen, als der Heiler das Spektakel beendete und anschließend ganz lapidar zur Tagesordnung überging, als wäre das seine leichteste Übung gewesen. „Jetzt muss ich ihn nur noch verbinden und wir hoffen, dass er keine Infektion davonträgt. Dann wird er wieder ganz gesund in ein paar Tagen!“ Ihr grüner Blick traf auf sein Grau und sie strahlte ihn an, ganz ähnlich wie Sadia. "Das war ja der helle Wahnsinn", fasste sie salopp und ohne falsche Zurückhaltung ihre Begeisterung in Worte. Gleichzeitig war sie sehr erleichtert darüber, dass er Areus augenscheinlich hatte heilen können und der Elf in wenigen Tagen genesen wäre. Nun wirklich beruhigt, lehnte sie sich in dem Sessel zurück und war einfach nur froh, dass alles so glimpflich ausgegangen war. Zuerst wollte sie den beiden beim Verbinden der Wunde helfen, aber ihr Körper machte deutlich, dass er noch nicht so weit war. Umso dankbarer war sie Sadia, die diese Aufgabe wohl gerade ganz gerne übernahm, wenn sie ihren Blick richtig deutete.

Als Areus' Wunde verbunden war und der Heiler zum Regal schritt, tauschte Ysi einen Blick mit Sadia, in dem sich die Anerkennung gegenüber dem Heiler spiegelte. Sie hatten großes Glück gehabt, ausgerechnet auf einen Lichtmagier zu treffen. „Nun, Ella und…“ Ysara folgte dem Blick des Heilers zu ihren Freunden, die sich daraufhin ebenfalls mit falschen Namen vorstellen. „Sehr erfreut! Bitte – seid eingeladen in mein Heim!“ In Ysaras Gesicht zeigte sich Überraschung über so viel Gastfreundschaft des Magiers, der nun auf sie zukam. „Kommt, ich habe etwas für euren Magen und eure Glieder!“ Das Raunen seiner Stimme hinterließ ein Kribbeln in ihrem Bauch und erzeugte ein zurückhaltendes Lächeln, das davon zeugte, dass er sie nicht kalt ließ - und das verunsicherte Ysara, die niemand war, der sich jemanden um den Hals warf. Sie blickte für einen Moment auf seinen dargebotenen Arm und die Tätowierungen, die ihn schmückten. Ob er sich wohl auch so warm anfühlte wie seine Hand zuvor? Ysara zögerte aufgrund der Verlockung, die sich ihr bot, denn diese verwirrte und verunsicherte sie. "Ihr seid sehr freundlich", stellte sie, in Anbetracht seiner großen Hilfe, unnötigerweise fest und erhob sich dann mit wackligen Beinen. Sie ließ sich von ihm helfen, weil sie nicht aus falschem Stolz heraus alleine gehen wollte, nur um dann vielleicht noch festzustellen, dass ihre Beine nachgaben. Trotzdem schaute sie dabei aber eher zurückhaltend, um eine gewisse Distanz zu wahren. Sie wollte ihn nicht kränken, aber sie wollte auch keinen falschen Eindruck erwecken. Immerhin war sie nur wegen Areus hier und nicht wegen ihm, von dessen makellosem Aussehen sie sich erneut und nun aus nächster Nähe und fast auf Augenhöhe überzeugen konnte. Für einen Moment musterte sie sein Gesicht, bevor ihr wieder einfiel, was sie sagen wollte. "Ich danke euch sehr. Wie ist euer Name?" Sie machte eine Pause, damit er sich vorstellen konnte. "Es ist ein Glücksfall, dass wir euch über den Weg gelaufen sind. Wir stehen in eurer Schuld", sagte sie und meinte es auch so. Wer wusste schon, was passiert wäre, wenn sie irgendeinem Quacksalber über den Weg gelaufen wären, der nur halb so viel Können und keine Magie beherrschte. "Das war nicht selbstverständlich, was ihr getan habt - und wirklich außergewöhnlich", fügte sie anerkennend an. Er hatte Areus mit Sicherheit das Leben gerettet. Sie sah an dem Mensch vorbei zum Elfen. "Sollten wir ihn nicht noch umbetten?", warf sie ein, bevor sie durch den Durchgang den Wohnraum des Hauses betraten.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 24. Oktober 2024, 20:53

Man konnte nicht behaupten, dass der Heiler zimperlich wäre. Er sah zwar aus, wie jemand, der sich nicht zwangsweise dreckig machte oder zumindest auf sein Äußeres achtete, aber er belehrte alle eines Besseren. Souverän und ohne zu zögern, vollführte er die Prozedur, die Areus das Leben retten sollte. Dass Ysara davon unvorbereitet getroffen wurde, machte ihr rebellierender Magen deutlich. Und auch Sadia und Elian betrachteten das Werk mit gemischten Gefühlen, die man auf ihren Gesichtern ablesen konnte. Sadia bewies deutlich mehr Ekel, während Elian eine Mischung aus Übelkeit und Faszination zeigte. Allerdings entschädigte der unbekannte Mensch sie auch anschließend für das Massaker: Mit einer wundervollen Schönheit, ließ er seine Magie dem Nachtelfen zuteilwerden. Ysara vergaß für jenen Moment ihr eigenes Elend und wurde von dem Spektakel hypnotisiert. Die Bewegungen, das Liebevolle innerhalb dieses Bildes waren es, die sie faszinierten. Am Ende hatte er sein Können gegeben und Areus womöglich die beste Chance geschenkt, die er je hätte haben können. Ysara war sich durchaus bewusst, dass der Mann wie ein Himmelsgeschenk war. Dass sie ausgerechnet ihn trafen und Areus vor seinen Augen zusammenklappte, war wie bestellt. Er hatte enormes Glück und hoffentlich reichte es aus, damit er wieder vollständig auf die Beine käme. Fürs Erste gab es nichts weiter zu tun, als abzuwarten. Und auch der Heiler, der sich nach wie vor noch nicht namentlich zu erkennen gegeben hatte schien das zu wissen. Er hatte Areus versorgt, ihn in frische Verbände gewickelt und es ihm so bequem, wie nur irgendwie möglich auf diesem Holztisch gemacht. Er hatte ein kleines Kissen unter seinen Kopf geschoben und eine Decke über ihn gebreitet, nachdem er alles penibel gereinigt hatte. Nun aber bot er Ysi soeben seinen Arm an, damit sie sich an ihm festhalten konnte. Nur zögernd konnte sie diese Gastfreundschaft auch zulassen. Immerhin war sie nicht sehr versiert im Umgang mit derlei Testosteron und Areus hatte sie bereits gehörig durcheinandergebracht, nachdem Cassian ihr Gefühle gestanden hatte. Was war nur plötzlich los?
Trug sie ein unsichtbares Schild auf der Stirn, das jeder Junggeselle lesen konnte? Nun, die Vorstellung war wohl herrlich seltsam aber letztendlich bewies der Heiler wohl nur Manieren. Und ein hohes Maß an Empathie. Er wusste, dass sie leicht schwächelte und bot einfach seine Hilfe an. Allerdings konnte Ysara so aus der Nähe erkennen, wie … gut er aussah. Das machte die Sache nicht gerade einfacher. Er hatte eine weiche, warme Haut und die dunklen Tattoos schlängelten sich über die muskulösen Unterarme. Er fühlte sich… knackig an. Da war nichts schmächtig oder gar ein Gramm Fett zu viel. Auch roch er beeindruckend gut, denn nichts kitzelte ihre Sinne auf negative Weise. Er hatte sich vollständig gereinigt und etwas Vanille lag in der Luft. Das fast schlohweiße Haar wippte bei jedem Schritt in neckischen, kurzen Strähnen und das Meergrau seiner Augen konnte einen wahren Sturm entfesseln. Dieser Mann passte so gar nicht in das düstere Bild von vorlauten Piraten, leichten Mädchen und… einem besetzten Andunie. Ysara fand, sofern sie mochte und empfänglich war, Ruhe bei dem fremden Mann, während Elian und Sadia seinem Fingerzeig durch den Vorhang folgten. Er führte die blonde Krähe mit sich und an Areus vorbei, der noch immer schlecht aussah, aber wenigstens nicht mehr so gequält wirkte. "Ihr seid sehr freundlich.“

Er schnaubte und verzog erneut den Mundwinkel, dass er ein Grübchen in der linken Wange bekam. „Traurig, dass einem das schon auffällt in einer Welt wie… dieser, nicht wahr?“, fragte er und spielte auf den Krieg an. Er war offenbar kein Freund davon, bewahrte sich scheinbar aber die Höflichkeiten und vor allem die Nächstenliebe. "Ich danke euch sehr. Wie ist euer Name?" Er schob mit seinem freien Arm den weichen Vorhang beiseite, damit Ysi hindurchtreten konnte. „Mein Name ist Morgenwind. Cazario Morgenwind.“, stellte er sich mit einem leichten Neigen seines Kopfes vor und lächelte dabei. Er schien sich mit seinem echten Namen vorzustellen. Als Ysi hindurchgetreten war, folgte er und griff ganz selbstverständlich wieder zu, damit sie weiter Halt finden konnte. „Den meisten ist das aber zu lang, daher reicht auch Caz.“, zwinkerte er charmant und lenkte daraufhin den Blick auf sein bescheidenes Reich. Und es war bescheiden. Der größte Teil der Räumlichkeiten machte tatsächlich die Behandlungsstube im vorderen Teil aus. Hier gab es einen weiteren Raum in rechteckiger Form, der alles in sich vereinte. Es stand an der rechten Seite vom Eingang aus ein einfaches Bett in einer Nische. Cazario hatte es sich recht bequem gemacht. Es gab einige Zeichnungen, die dort die blättrige Wandfarbe verschönerten. Linker Hand gab es eine kleine Küchenzeile mit einem Waschbecken und scheinbar auch fließendem Wasser. Man erkannte nur einen Hahn und einen Drehknauf darunter. Ysara hatte gewiss von der andunischen Annehmlichkeit gehört, dass sie Wasser durch Rohre beförderten. Man hatte da mit Zwergen und ihrer Ingenieurskunst zusammengearbeitet. Ysara konnte in der Küche einen Korb erkennen, der mit ein paar Äpfeln und Birnen, sowie Kohl gefüllt war. Scheinbar achtete Caz auf seine Ernährung.

Neben der Küche, gegenüber vom Eingang gab es noch einen winzigen Bereich, der zur Linken wohl Speisekammer und zur Rechten Klosett war. Ansonsten gab es hier nur den Ausgang durch den Behandlungsraum. Rechter Hand, neben dem Durchgang, gab es allerdings noch zwei Sessel und einen kleinen, runden Tisch. Auch hier hatte Caz ein wenig in die Deko-Kiste gegriffen, denn es fanden sich einige Muscheln um eine heruntergebrannte Kerze drapiert und auch an den Wänden fand man Verewigungen. Zeichnungen sollten die eher schlammige Wandfarbe aufheitern und Ysara konnte passable Zeichnungen von Muscheln, Möwen, Wellen und dergleichen erkennen. Aber auch ein geflügeltes Pferd ließ sich erkennen, das scheinbar über das Meer flog. Cazario hatte zwar kein herausragendes Talent zum Malen, aber es sah auch nicht grottenschlecht aus. Alles in allem besaß dieses kleine Heim viel Herz und auf dem Bett lagen zwei Kissen, die ganz offensichtlich hergerichtet waren, um ansprechend zu wirken. „Darf ich etwas zum Essen anbieten? Viel ist es nicht, aber ich habe noch nicht zu Abend gegessen und… ich würde mich sonst in die Küche stellen, falls jemand Bedarf hat?“, fragte er und deutete auf die beiden Stühle aus auch das Bett. „Nehmt Platz. Ist nicht viel, aber zum Ausruhen reicht es!“, lächelte er wieder charmant und durchaus ernstgemeint. Sadia schürzte die Lippen und bedachte Ysi mit einem Blick. Sie war ganz klar ein Fan von Caz. Elian gefiel das eher weniger, aber auch eher konnte nicht leugnen, dass der Heiler ein Glücksgriff war. Gegenüber vom Bett und vom Eingang nicht gut erkennbar, stand noch ein hüfthohes Bücherregal, randvoll mit allerlei Einbänden. Die Reihen waren gut sortiert und Ysi konnte darin einiges finden, was auch sie bei sich in der Bibliothek hatte. Vorwiegen Abenteuergeschichten, aber auch einige Fachbücher zur Medizin. Und er besaß einige Bände magischer Bücher mit Anleitungen. Allerdings gab es eine große Lücke darin, die nicht recht in das Bild des Regals passen wollte. "Es ist ein Glücksfall, dass wir euch über den Weg gelaufen sind. Wir stehen in eurer Schuld. Das war nicht selbstverständlich, was ihr getan habt - und wirklich außergewöhnlich" Cazario winkte ab.
Er stand bereits in der Küchennische und hatte sich tatsächlich eine Schürze umgebunden, damit seine Kleidung nicht verdreckte. Auch fiel auf, dass dieser Wohnbereich äußerst reinlich war. Es roch nicht muffig, es lag kein Staub herum. Caz musste die Ordnung lieben. „Es ist meine Pflicht als Heiler, wehrte Ella. Und die Magie… nun, ein paar Taschenspielertrick!“, warf er ihr einen zwinkernden, alles andere als harmlosen Blick zu. Der Mann war pure Sünde, wenn man es recht bedachte. Dabei… legte er es nicht mal darauf an. Er war einfach so! Elian und Sadia nahmen dort Platz, wo Ysi ihnen freigelassen hatte. "Sollten wir ihn nicht noch umbetten?" „Das wird schon gehen so. Er muss jetzt ohnehin erstmal Kräfte sammeln. Die Decke hält ihn warm und das Kissen bietet wenigstens etwas Komfort.“[/i], antwortete Caz und begann damit einiges Gemüse abzuspülen, eine Karotte zu schneiden und alles als Salat in eine Schüssel zu schieben. „Nun, wenn ich so unverfroren sein darf: Was machen Grandessaner auf einem Schiff von rumdetter Piraten?“, fragte er über die Schulter, während er weiterschnitt. Sadia sah Ysi mit hochgezogenen Augenbrauen an. Und auch Elian räusperte sich. Sollten sie die Wahrheit sagen? Oder… kreativ werden, wie bei ihren Namen?
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Sonntag 27. Oktober 2024, 18:04

Auf so einer Reise konnten die Eindrücke schon mal zu viel werden und die Gedanken und Gefühle durcheinander bringen. Die Männer, denen Ysi hierbei begegnete und die ihr zeigten, dass ein gutes und gepflegtes Äußeres nicht nur Eigenschaften des grandessanischen Innenrings waren, waren da wohl die Spitze des Eisbergs. Der Fremde mit dem bewundernswerten Talent der Heilung sah so aus, als wäre er geradewegs dem Himmel entstiegen. Es war schwer vorstellbar, dass seine Ausstrahlung an irgendjemanden einfach so abprallte. Auch Ysara fielen seine Vorzüge durchaus ins Auge. Aber sie wäre wohl eine der Letzten, die es nur deshalb auf einen Mann absehen würde. Genau genommen hatte ihr doch bisher der Sinn für diese Art der Zwischenmenschlichkeit gefehlt. Zumindestens bis Cassians nahender Abschied Gefühle in ihr geweckt hatte - die unbeantwortet bleiben würden. Ysara legte ihre Hand auf den freien Unterarm des Fremden, als er ihr den Arm anbot. Sie berührte die Haut, bemerkte seine Wärme und Weichheit, ohne sie aber weiter zu ertasten. Sie war darauf bedacht, Distanz zu wahren, während ihre Augen aber den Verlauf der Tätowierungen folgten und schlussendlich auf sein Gesicht trafen. Aus der Nähe sah der Heiler verdammt gut aus. Ysi versuchte, darüber hinweg zu täuschen, aber es machte sie nervös, obwohl das Ganze doch alles in allem unverfänglich war. Die Hormone spielten wohl ein wenig verrückt. Der Heiler hatte Areus geholfen und die Krähe war ihm sehr dankbar dafür und erwähnte seine Freundlichkeit, die nicht selbstverständlich war, wie sie wusste. „Traurig, dass einem das schon auffällt in einer Welt wie… dieser, nicht wahr?“ Sie sah an seiner Seite zu ihm auf und musterte ihn für einen Moment. Auch er war offenbar dem Einfluss der Dunklen ausgesetzt. Das Leben hatte sich mit dem Auftauchen dieser auch für ihn geändert. "Es gibt nicht mehr viele selbstlose Menschen", bekräftigte sie und schaute dann zu dem Vorhang, hinter dem offenbar seine privaten Gemächer lagen. Ohne den direkten Blickkontakt zu ihm bemerkte sie, dass seine Anwesenheit sie beruhigte und sie wohl grundlos geglaubt hatte, dass ihre Beine nachgeben könnten. Sie fühlte sich zumindest schon wieder besser. Sie dankte ihm und wollte nun mehr über den Mann wissen, der ihnen geholfen hatte. „Mein Name ist Morgenwind. Cazario Morgenwind. Den meisten ist das aber zu lang, daher reicht auch Caz.“ In Ysaras Ohren klang sein Name edel und ungewöhnlich, aber auf eine schöne Weise. Die Blonde merkte auf und fing seinen charmanten Blick ein, während sie mit einem Grinsen erneut nach dem Arm griff, den er ihr anbot, als sie durch den Durchgang traten. "Freut mich, Caz", erwiderte sie. Sie fühlte sich sicher genug auf den Beinen, aber sie wollte ihn auch nicht harsch von sich weisen. Immerhin war es eine nette Geste, mit der er vermutlich nur helfen wollte.

Dann nahm sie den Blick von ihm und ließ ihn durch sein privates Reich schweifen, in das er sie empfing. Der Bereich hinter dem Vorhang war kleiner als erwartet, aber es war sehr gemütlich und geschmackvoll eingerichtet. Überall konnte man Caz' persönliche Note erkennen und wahrnehmen. Als Erstes fielen ihr die größeren Details wie die Zeichnungen an den Wänden auf. "Habt ihr das gemalt?", fragte sie mit echtem Erstaunen und vergaß darüber hinaus irgendwelche Manieren. Die Blonde löste sich von Caz, um näher an die Wand zu treten, von der ihr das geflügelte Pferd entgegen sah. Sie musterte es eingehend und nahm all seine kleinen Details wahr. Die Zeichnung mochte nicht perfekt sein, aber es war sehr viel besser als alles, was sie zustande bringen würde. Und es war etwas persönliches und das machte es umso schöner in ihren Augen. "Ist das ein Pegasi aus eurer Heimat?", wollte sie wissen und schaute kurz zu ihm hinüber, bevor ihr Blick über die anderen Motive auf der Wand schweifte. Es war offensichtlich, dass er ein Hymlianer war und sie verriet damit, dass sie nicht weltfremd war, sondern von seinem Volk wusste.
„Darf ich etwas zum Essen anbieten? Viel ist es nicht, aber ich habe noch nicht zu Abend gegessen und… ich würde mich sonst in die Küche stellen, falls jemand Bedarf hat?“ Da schaute Ysi zu ihren Freunden hinüber. In ihren Ohren klang dieses Angebot jedoch sehr verlockend. Nach der mehrtägigen Schiffsreise und dem entsprechenden Proviant konnten sie wohl alle mal wieder etwas richtiges vertragen. "Sehr gerne. Aber nur, wenn es keine Umstände macht", antwortete sie. „Nehmt Platz. Ist nicht viel, aber zum Ausruhen reicht es!“ "Es ist wunderbar", erwiderte Ysi sogleich auf sein bescheidenes Heim, ohne dass es aufgesetzt klang. Man sah, dass er sein Heim mit Herz eingerichtet hatte und auch wenn es klein war, war es sehr viel persönlicher als viele Villen, die sie in ihrem Leben gesehen hatte. Sie schaute zu Sadia, die sich am Gesicht ablesen ließ, was sie von Caz hielt, und brachte Ysi damit zum Grinsen. Sie musste zugeben, dass er sehr freundlich und zuvorkommend war. Außerdem hatte er Areus das Leben gerettet. Für sie stand fest, dass es ein wahrer Glücksfall gewesen war, ihn mit seinen Talenten getroffen zu haben. „Es ist meine Pflicht als Heiler, wehrte Ella. Und die Magie… nun, ein paar Taschenspielertrick!“ Sein Zwinkern ließ es in ihrem Magen kribbeln, aber Ysara war ganz gut darin, dem nicht zu viel Bedeutung beizumessen, und sich mehr an Worte als Blicke zu halten. "Taschenspielertrick?", wiederholte sie deutlich skeptisch mit gehobener Augenbraue. "Also ich habe schon einige Taschenspielertricks gesehen, aber noch nie einen, mit dem jemand einem anderen das Leben rettete." Ysara war offen und ehrlich und war offenbar belustigt von seiner Untertreibung. Sie hielt sich nicht mit Komplimenten und Bewunderung zurück, wenn sie diese für jemanden empfand. Dabei klang sie jedoch nicht, wie eine dahin schmachtende Verehrerin, sondern einfach ehrlich.

Obwohl Caz ihr einen Platz angeboten hatte, war der Durst, den sie verspürte, inzwischen stärker als die Schwäche in ihren Beinen, die sich so gut wie ganz verflüchtigt hatte. Während der Hymlianer schon begann, sich um das Essen zu kümmern, kam Ysara zu ihm hinüber, während sie anmerkte, ob sie Areus nicht noch umbetten sollten. Er hatte zwar ein Kissen und eine Decke bekommen, trotzdem fühlte es sich komisch für sie an, ihn allein im Nebenraum auf dem Tisch liegen zu lassen, auch wenn ihr im Grunde klar war, dass dieser Ort so gut wie jeder andere war. Deshalb nickte sie, als Caz beteuerte, dass es so gehen würde. Inzwischen war sie in der kleinen Nische, die ihm als Küche diente. "Darf ich?" Sie deutete auf den Wasserhahn und sah sich dann nach einem Glas um. Falls Caz es ihr erlaubte, wovon sie ausging, würde sie auch die Schränke nach einem durchsuchen, als wäre sie nicht gerade zum ersten Mal hier und Gast. Ysi kannte es aus dem Armenviertel nicht anders und sie ließ sich auch hier nicht einfach bedienen. Vielleicht überschritt sie mit ihrer Art aber auch eine Grenze, die sich nicht ziemte. Früher oder später füllte sie jedenfalls ein Glas mit Wasser und trank daraus, als ihr Gastgeber eine berechtigte Frage stellte. „Nun, wenn ich so unverfroren sein darf: Was machen Grandessaner auf einem Schiff von rumdetter Piraten?“ Die Frage dürfte sie nicht überraschen, tat sie aber trotzdem. Es war keine Zeit dafür gewesen, sich vorausschauend Gedanken über solch eine Nachfrage zu machen. Über den Rand des Glases schaute sie kurz zu Elian und Sadia, die ebenfalls mit keiner direkten Antwort glänzten. Als ihre Augen wieder den Blickkontakt zu Caz suchten, fiel ihr Blick zum ersten Mal auf das Bücherregal in der anderen Ecke des Raumes. Es weckte sofort ihr Interesse, aber erst wollte sie Caz antworten. Sie würde sich die Bücher aber mit Sicherheit später genauer anschauen. "Durft ihr", antwortete sie zunächst mit einem Schmunzeln, als sie das Glas abstellte, und überspielte jede Unsicherheit. Er hatte Areus das Leben gerettet und sie in sein privates Reich eingeladen. Da war Ysara ihm mindestens eine Antwort schuldig. Sie musste ja nicht der Wahrheit entsprechen. "Das ist gar nicht so spannend. Wir wollten schon immer mal etwas anderes als Grandea sehen. Nachdem die Dunklen immer mehr ihre Fühler dort ausstrecken, hielt uns nicht mehr viel dort. Also dachten wir uns, wieso nicht jetzt die Welt entdecken." Sie zuckte kurz lapidar mit den Schultern und deutete dann auf das Essen, das er vorbereitete. "Was kann ich tun?", fragte sie. Sie wollte ihn aber nicht sofort abwimmeln, sondern fuhr fort mit der Geschichte, als wäre diese wirklich passiert. "Und was verspricht mehr Spannung als Rumdett, hm? Also reisten wir dorthin. Wir haben eine gute Zeit verbracht, Freundschaften geschlossen.. und uns ein paar Feinde gemacht." Ysara log ohne mit der Wimper zu zucken und man konnte ihr die Worte durchaus abkaufen, wenn man ihre Mimik und Gestik betrachtete. Wie oft hatte sie etlichen Menschen und nicht zuletzt ihrer misstrauischen Mutter Geschichten aufgetischt und sie damit überzeugen können. Sie hatte jahrelange Übung und in Anbetracht der Umstände, hatte sie auch kein schlechtes Gewissen, einem Fremden eine Lüge zu erzählen. Am Ende ging es darum, das Leben ihrer Freunde zu beschützen und keine Hinweise auf die Krähen für Kanegh Vashnar in Andunie zu lassen. "Eigentlich wollten wir erst später weiter nach Andunie reisen. Aber dann musste es schnell gehen und glücklicherweise wollte Käpt'n Salik sowieso gerade nach Andunie überfahren." Falls Caz ihr etwas zu tun gegeben hätte, hielt sie nun damit inne und sah zu dem Heiler hinauf. Im Grunde hatte sie alles und nichts erzählt und ihre Geschichte ließ Raum für Interpretationen. "Und was führt einen Hymlianer in das besetzte Andunie?", gab sie seine Frage zurück und lenkte den Fokus bewusst auf ihn. "Ich vermute, Zuhause habt ihr nicht mit derweil Problemen zu kämpfen?", fragte sie mit ehrlichem Interesse, aber allen voran den Plan, die Aufmerksamkeit von ihren Beweggründen wegzulenken.

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