Der Vorhof

In diesem Gebäude residierte der Herrscher der Stadt, ein König, dessen Namen bereits in Vergessenheit geriet. Nur seine Festung mit dem Thronsaal darin kündet noch von seiner Regierungszeit.
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Der Vorhof

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 9. April 2008, 19:54

<i>Ionandar und Merdarion kommen von Das Stadttor -> "Vor finsteren Toren"</i>

Auf dem Vorhof der Festung stoppte die Gruppe. Die Orks grunzten mürrisch und hielten ihre zu beobachtenden Objekte – namentlich Merdarion und Ionandar – dicht beisammen.
Lediglich Andokai konnte sich mit Aaron an seiner Seite noch halbwegs frei bewegen, doch stand auch er unter dem scharfen Blick der Orks. Dunkelelfen patrouillierten oder trainiertem auf hier im Vorhof. Einige marschierten mehrere Runden im Gleichschritt, andere übten sich im Schwertkampf. Wieder andere trieben einen Goblin in die Enge, der schnell von den Spitzen ihrer Partisanen aufgespießt wurde. Warum? Es diente dem Vergnügen oder der bedauernswerte, kleine Kerl hatte einfach nur seine Aufgabe nicht zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt.

"Hier entlang", knurrte der dunkelelfische Torwächter und führte Andokai mitsamt Geleit zu einem schattigen Plätzchen am Rande des Hofes. Dort saß ein Dunkelelf in voller Rüstung an einem Holztisch, ließ sich Bericht erstatten und machte sich selbst Notizen. An seiner Seite stand eine aufregend aussehende Dunkelelfin, ganz in die schwarzen Roben einer Faldorpriesterin gekleidet. Zumindest Ionandar musste dies wohl sofort auffallen. Sie trug ein blutrotes Diadem und das faldorische Gottessymbol – die schwarze Sonne – an einer Kette um den Hals. An einem Gürtel aus schwarzem Leder hingen eine neunschwänzige Peitsche und ein Ritualdolch.
Sie unterhielt sich gerade mit dem Dunkelelfen in Rüstung, als die Gruppe heran trat. Schlagartig unterbrach die Priesterin ihr Gespräch.

"Herr Kommandant, vor den Toren stellte sich dieser Dunkelelf vor und bat um Einlass. Seine Tätowierung auf dem Unterarm verrät, dass es sich um Andokai, den Schattenmagier, handelt. Dieser Wolfsmann und der Eiself hier kamen in seiner Begleitung."
Der Kommandant, sein Name war Hâgen Véllin, erhob sich und musterte die Anwesenden einen Moment. Dann sprach er mit tiefer und ernster Stimme: "Andokai. Euer Name ist mir wohl bekannt. Ihr dient dem dunklen Herrscher nicht nur mit Eurer Magie, sondern auch als Kundschafter und Spion. Solltet Ihr nicht im Reich der Nachtelfen sein?"
Andokai verneigte sich steif. "Ich sehe, mein Ruf eilt mir voraus. Ich habe derzeit Wichtigeres zu tun als mich mit den Nachtelfen abzugeben, Herr. Ihr seht, ich bringe Verbündete mit."

Kommandant Véllin trat an Ionandar heran. Er blickte ihm tief in die Augen. Die seinigen waren tote Spiegel in einen Körper ohne Seele. Graue Schatten tanzten darauf und gaben ihm einen grotesken wie auch unheimlichen Blick zugleich. "Eiself ...", brummte er und schaute dann zu Merdarion hinüber. Besonders interessierte ihn, dass dieser <i>Verbündete</i> in Ketten lag.
"Was wollt ihr beiden wirklich hier?", sprach er Merdarion und Ionandar direkt an. Andokai erhob die Stimme, doch Hâgen deutete mit einer einzigen Handbewegung an, dass er zu schweigen habe. Der Kommandant wollte es von diesen Männern erfahren.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Merdarion » Donnerstag 10. April 2008, 15:49

Endlich waren Merdarion und Ionandar in Kosral, der geheimnisvollen Stadt der Dunkelelfen angekommen.
Flankiert von zwei Orks und mit gefesselten Händen wandelte der Wolfshybrid durch die Straßen, beobachtete jeden Feind, roch nach allen Richtungen und knurrte unentwegt. Es war so vieles neu für seine empfindliche Nase und überall warnte sie ihn, denn es stank nach Gefahr, die an jeder Straßenecke lauerte.
Immer fixierten ihn die stechenden Äuglein der Orks, er ließ sich zwar nicht auf einen Streit ein, doch ein finsteres Fauchen konnte er sich nicht verkneifen.

Schließlich passierten sie den Eingang zum Vorhof, Merdarion entdeckte einen Goblin, der scheinbar nur aus Langeweile von den Orks abgeschlachtet wurde.
Noch ehe er sich laut über diese Methoden wundern konnte, kam er vor einem Tisch zum Stehen, an dem ein wichtig aussehender Dunkelelf saß und die Neuankömmlinge betrachtete.
Er wechselte ein paar Worte mit Andokai, bedachte Ionandar, der sich still verhielt, mit einem kalten Blick und sein stechender Blick blieb bei Merdarions Fesseln hängen.

<i>"Was wollt ihr beiden wirklich hier?"</i>

Merdarion hob langsam den Blick, das Licht der Sonne fiel ihm halbwegs ins Gesicht und seine Narben glühten dunkel, doch der Schmerz blieb glücklicherweise aus.
Die wölfischen Augen schienen sich wie Dolche in die des Dunkelelfen zu bohren, Angst würde man bei Merdarion nie finden, da konnte er von tausenden Orks und Dunkelelfen umgeben sein.
Grinsend entblößte der Hybrid seine Reißzähne, lächelte sein Gegenüber kalt und berechnend an.
"Was ich hier will? Nun, wo ich doch ein Verbündeter bin, da sollte es euch klar sein, Herr. Ionandar und ich wollen dem Volk der Dunkelheit dienen, ergebene Gefolgsleute sein und jene vernichten, die sich der Macht eures Königs widersetzen..."
Er untermalte seine Worte mit einer kleinen, aber demütigen Senkung des Hauptes, während sein Herz vor Zorn zu bersten schien...

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. April 2008, 11:15

Kommandant Hâgen Véllin war geduldiger als viele seiner Männer. In Dunkelelfen entwickelte sich zumal gern ein gewisser Jähzorn, der nur von dem orkischer Soldaten übertroffen werden konnte. Das ließ sie oft besonders brutal und schnell handeln. Doch dieser Dunkelelf besaß innerliche Ruhe – einer vieler Gründe, weshalb gerade er zum Kommandanten ernannt worden war. Ein weiterer Grund waren seine Fähigkeiten, dem Feind unbeeindruckt entgegen zu blicken, ohne ihn jedoch zu unterschätzen. Hâgen Véllin sah die Mordlust in Merdarions Augen aufblitzen. Kleine Dolche, die sich direkt in sein schwarzes Herz bohrten. Aber der Kommandant schaute ihm ebenso finster entgegen, ließ sich auch nicht von den Reißzähnen des Wolfsmannes einschüchtern. Ork besaßen weitaus größere Hauer und sie dienten <i>ihm</i> voller Ehrfurcht – zumindest, soweit man dies von einem Ork erwarten durfte.

Während Merdarion den Grund ihres Daseins verkündete, wanderte der Blick Véllins über Andokai zu Ionandar. Dieser wirkte nun nicht länger gedungen und folgsam, sondern wuchs sprichwörtlich ebenso über sich hinaus. Gerade stand er da. Stolz. Der Kommandant runzelte leicht die Stirn. Er kannte Eiselfen nicht gut genug, wusste nur von ihrer blassblauen Hautfarbe, doch nicht, ob sie über ähnlichen Stolz wie das Volk der Dunkelelfen verfügten. Waren sie gar ebenso niederträchtig und bösartig?
Bislang hatte Morgeria im Allgemeinen wenig bis gar keinen Kontakt zu Eiselfen gehalten. <b>Ließe sich da ein weiteres Bündnis bilden?</b> Ein flüchtiger Gedanke nur, aber ganz verworfen wurde er nicht.

Merdarion hatte seinen kleinen Vortrag beendet. Kommandant Véllin erhob sich, wanderte um die beiden Bündnissteller herum. Ohne einen Blick auf Andokai zu werfen, fragte er diesen: <span style="color:1A365E;">"Spricht der Köter die Wahrheit?"</span>
Andokai deutete eine demütige Verbeugung an. <span style="color:1A365E;">"Ja, Herr. Ich wollte sie nach Morgeria bringen, um sie dem dunklen Herrscher zu präsentieren. Natürlich zwang ich sie unter meine Gewalt, indem ich ihnen Fesseln anlegte. Ich bin kein Naivling, Herr."</span>
Hâgen Véllin nickte. Schließlich blieb er vor Merdarion und Ionandar stehen. Aufrecht und dennoch kleiner als der Wolfsmensch, aber keineswegs furchtsam dadurch. Er wusste, dass Merdarion von Pfeilen gespickt sein würde wie ein Igel von seinen Stacheln, ehe dieser wahrlich durchgreifen können würde. Aus den Augenwinkeln heraus erspähte der Kommandant seine Scharfschützen.

Schließlich meldete sich der Eiself zu Wort und was er sagte, ließ den Kommandanten eine Augenbraue heben. <b>Ein halber Dunkelelf?</b> "Ein Mischlings-Bastard also. Aber wenn Ihr im Namen unseres Dunklen Herrschers kämpfen wollt, warum nicht." <b>Köder in den vordersten Reihen können wir immer gebrauchen.</b>
Er schritt wieder hinter seinen Tisch und setzte sich. Einen Moment ließ er die beiden noch zappeln. Andokai wirkte überraschenderweise nicht ungeduldig, trotz seines hitzigen Wesens. Er kannte die Taktiken seiner Vorgesetzten. Aber endlich meinte Hâgen Véllin: "Wer mit uns ein Bündnis eingehen will, muss sich beweisen. Wir sind nicht so gutgläubig, dass wir jedem dahergelaufenen Idioten einen Hauch unseres Vertrauens schenken. Beweist, dass ihr beiden für unsere Sache eintreten wollt. Dazu werde ich euch ... hm ... nennen wir es eine Loyalitätsprüfung ... unterziehen." Er zeigte auf die sinnliche Dunkelelfe an seiner Seite.

"Das ist die Faldorpriesterin Iridia Xánt. Ihr werdet sie begleiten, ihr folgsam sein und die Aufgabe annehmen, die sie euch stellen wird. Erfüllt sie und wir nehmen euch in unsere Reihen auf. Scheitert ... und wir werden euch bis ans Ende Celcias verfolgen, um euch ausbluten zu sehen."
"Dann mal los, meine Herren." Mit schwingenden Hüften tänzelte die Faldorpriesterin an Ionandar vorbei und winkte auch Andokai mit sich. Dieser folgte, ohne weiteres Zögern. Er wusste, welche Stellung er gegenüber einer Priesterin dieses Ranges einnahm – ihr Kette der schwarzen Sonne zeigte, dass sie aus den obersten Priesterinnen-Kreisen kommen musste. Im Gegensatz zu ihr war Andokai nichts weiter als ein Schoßhündchen der morgerianischen Gesellschaft.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Merdarion » Sonntag 13. April 2008, 12:05

<i>"Ein Mischlings-Bastard also. Aber wenn Ihr im Namen unseres Dunklen Herrschers kämpfen wollt, warum nicht."</i>

Merdarion musste sich gewaltig beherrschen, den vor Arroganz stinkenden Dunkelelfen nicht mit bloßem Maul zu zerfleischen, als dieser Ionandar so offen beleidigte, obwohl in seinem Freund das Blut seiner Art floss.
Kurz knirschten die Metallfesseln um seine Handgelenke drohend auf, quietschten und dehnten sich kurz, bis der Wolfshybrid sich eisern und leise fauchend zur Ruhe zwang.

<b>Wie kannst du es wagen, meinen Freund zu beleidigen, Abschaum! Warte nur, wenn ich hier frei...! </b>

Seine Nase zitterte alarmiert, als sie ihm den Gestank von vielen Dunkelelfen zutrug, die sich irgendwo hinter ihnen befanden.
Merdarion vermutete, dass es sich um Bogenschützen handeln musste, denn die Feinde strömten den Duft der Kampfbereitschaft aus, bereit, jede Sekunde Tod über die Neuankömmlinge zu bringen.
So schaffte er es, mit Gewalt zur Ruhe zu kommen, die Fesseln schienen erleichtert zu seufzen und ihr Gefangener begnügte sich vorerst damit, den Kommandanten mit Blicken zu ermorden.
Als er jedoch aus dem Munde des Dunkelelfen vernahm, Ionandar und er sollen eine Prüfung zum Beweis ihrer Loyalität bestehen, grunzte der Hybrid entnervt, schwieg aber sogleich, als ihm der "Prüfer" vorgestellt wurde.
Erst jetzt begutachtete er die körperlich sehr ansprechende Faldorpriesterin, die als Iridian vorgestellt wurde.
Wäre sie nicht mit dem Gott des Bösen im Bunde gewesen, Merdarions Begierde hätte einen deutlichen Schubs in die richtige Richtung erhalten, denn er fand die Reize der Dunkelelfe trotz ihrer Rasse mehr als begehrenswert.
Diese allzu typische, männliche Begierde legte sich dann aber schlagartig, als sie herrisch befahl, ihr zu folgen.
Verächtlich im Schutz seiner Kapuze lächelnd, betrachtete Merdarion in aller Ruhe die schwingenden Hüften und den wohlgeformten Hintern des Elfenweibes.
Aaron hatte sich unauffällig von Andokais Seite wieder zu der seines wahren Herren begeben und schien ebenso missgelaunt wie der Hybrid.
Leise unterhielten sie sich, als sie der Priesterin folgten, denn der Schein, Aaron gehöre Andokai, musste gewahrt werden.

<span style="color:FFFFFF;"> "Bleib ruhig, Merdarion. Mir gefällt diese Befehlerei auch nicht, aber da müssen wir durch! Wenn wir einen Aufstand machen, dann endet unsere Reise hier und jetzt... Bei aller Kraft, die du besitzt, auf Iaszars Beistand brauchst du nicht zu hoffen, wenn du so töricht bist, und den erstbesten Dunkelelfen abschlachtest. Du würdest sofort erschossen.." </span>
Merdarion schnaubte aufgebracht und konzentrierte sich wieder auf die schönen Kurven seiner Führerin; leise erhob er die Stimme, der getigerte Wolf spitzte die Ohren.
<span style="color:FFFFFF;"> "Mein Herz schreit nach Blut und Tod für die, die meine Ehre wie ein Stück Orkdreck behandeln. Wenn sie so weitermachen, ich weiß nicht mehr, wie lange ich diese Tortur der Beschmutzung meiner Prinzipien widerstehen kann! Blut, das ist, was es den Bastarden bringen wird!" </span>
<span style="color:FFFFFF;"> "Auch wenn es eine törichte Dummheit wäre, den Kampf mit mehreren Dutzend feindlichen Bogenschützen im Rücken zu beginnen, ich bin bei dir, bis zum Ende...!" </span>

Nach diesen Worten trottete Aaron wieder an die Seite Andokais, während Merdarion so stolz wie noch nie war, den Wolf als besten Freund zu wissen.
Nein, er würde sich benehmen müssen, denn diese Freundschaft sollte nicht mit einem Pfeil oder einer Klinge inmitten von Feindesland beendet werden...

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Merdarion » Dienstag 15. April 2008, 18:44

Während Merdarion der Priesterin Faldors folgte, machte er sich schnell ein Bild von der Gesamtsituation, in der sich er und seine Gefährten befanden.
Sie waren in einer feindlichen, mit Dunkelelfen und Orks gefüllten Stadt, noch dazu völlig wehrlos und in der Gewalt eines vielleicht hübschen, aber bestimmt umso boshafteren Weibes, das sich weiß Iaszar was als Prüfung der in Frage gestellten Loyalität ausgedacht hatte.
In dieser Sekunde zeigten mindestens fünf Pfeilspitzen auf das Genick des Wolfshybriden, der sich der Anzahl der verborgenen Fernkämpfer nicht völlig sicher war, denn jede Stelle Kosrals stank nach Dunkelelf und Grünhaut.
Sein Blick wanderte von dem Hintern der Frau zu seinem Zweihänder, den Andokai mit sich herumschleppte.
Ein fast hämisches Grinsen breitete sich in seinen tierischen Zügen aus, denn die Waffe schien dem Schattenmagier nicht gerade hilfreich beim Bewegen zu sein.
Er musste wirklich der körperlich überlegene der Gefährten sein, so wurde es ihm gerade bewusst, doch er verwischte den angeberischen Gedanken sogleich, denn dies war gegenüber den Freunden unhöflich.
Ionandar war ein Magier, dieser hatte sich auf die Stärke des Geistes, anstatt die Stärke des Körpers konzentriert und dies vermochte wesentlich gefährlicher zu sein als jedes scharfe Schwert.
Einzig bei Andokai blieb das schlechte Gewissen nicht hängen, denn der Elf war ein Soldat und diese sollten Merdarions Meinung nach auch in der Lage sein, ordentlich eine Waffe zu halten.
Die blanke Klinge schimmerte im Sonnenlicht, tauchte sein Gesicht in ihren kalten Schein und brachte seine Reißzähne in starken Kontrast mit dem vernarbten Antlitz.
Dieses Schwert würde ihm noch lange Jahre dienen, ehe er für immer zu Boden ginge, das hatte sich der Kopfgeldjäger einmal mit Aaron geschworen, der wieder neben Andokai hertrottete.

Der Wolf spitzte unablässig die Ohren, schaute sich leise hechelnd um und knurrte immer wieder vorbeikommende Feinde, egal ob Elf oder Ork, warnend und doch leise an, denn die unbezähmbare Natur seiner Art konnte sich nicht mehr richtig zurückhalten.
Merdarion musste immer wieder seinen tierischen Freund bewundern, allein schon wegen seiner Klugheit und dem besonderen Aussehen.
Die pechschwarzen Streifen traten wegen dem Licht und dem schneeweißen Fell nur noch deutlicher hervor, die darunter bei jeder Bewegung zuckenden Muskeln und die gelegentlichen Kratzer auf dem Boden, die Aaron hinterließ, taten ihr Übriges.
Dessen Haare stellten sich immer öfters entlang des Nackens auf, der buschige Schweif peitschte gereitzt hin und her, ebenso wie bei Merdarion, der jedoch wieder sein neues Gliedmaß zwang, sich um seine Hüfte zu schlängeln.

<b>Wo bringst du uns hin, Elfenweib? Willst du uns nur die Stadt zeigen oder kann ich endlich versuchen, dir und deinen Artgenossen ein wenig Respekt einzubläuen und euch vorzuführen, wie man im Arus unter Wölfen zu kämpfen lernt?</b>

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 16. April 2008, 17:11

Weiterhin hüftschwingend und sich durchaus bewusst, dass sie die Blicke auf ihren kurvenreichen Körper zog, stolzierte die dunkelelfische Priesterin voraus. Andokai, Ionandar, Merdarion und Aaron folgten ihr. Die beiden Letzteren unterhielten sich gedämpft, doch klang es für die übrigen ohnehin nur nach einem Austausch von leisen Knurr- und Winsellauten. Die Frage war nur, ob die Priesterin Iridia Xánt nicht vielleicht der Wolfssprache mächtig war. So könnte sie jedes einzelne Wort verstehen, welches Merdarion und Aaron miteinander wechselten. Ob dies jedoch der Fall war, blieb ungeklärt. Die Priesterin schwieg sich aus.

Stattdessen marschierte sie zügigen Schrittes über den kompletten Kasernenhof und durch ein Bogentor der Festung. Es ging in den Innenhof. Hier war es ruhiger, niemand trainierte, dennoch gab es überall Ritzen und Schlupfwinkel, in denen sich mögliche dunkelelfische Schützen verbergen und ein Auge auf die mutmaßlichen Verbündeten haben konnten.
Der Innenhof war deutlich größer als sein militärischer Vorgänger. Hier verbargen sich hinter gigantischen Toren wohl Kutschen oder Ställe. Die Tore waren verschlossen und gaben es nicht preis, aber man konnte ja immer noch Vermutungen anstellen. Der Zugang zu mehreren Wachtürmen war ebenso von hier zu erreichen wie der Festungskomplex, welcher den Eingang für Ritterschaft und damals wohl den Herrscher Kosrals auf einer breiten Terrasse im ersten Stock besaß. Eine steinerne Treppe, auf der mindestens drei Mann nebeneinander gehen konnten, führte zu dieser Terrasse. Es existierte allerdings auch noch ein unscheinbar aussehender, kleiner Eingang durch eine mit holzbohlen verstärkte Tür. Sie diente in früheren Zeiten vermutlich dem Gesinde. Ein Beweis mehr, weshalb die Dunkelelfen die Stadt nicht wieder errichtet haben konnten. Ihr Volk hielt sich doch nicht mit Eingängen für die Dienerschaft auf. Sklaven der Dunkelelfen pflegten üblicherweise weit weg vom Adel zu leben und wehe, sie kamen morgens zu spät zu ihren Pflichten!

"Eure Aufgabe ist simpel", meinte Iridia plötzlich. Sie schritt die steinerne Treppe hinauf und blieb vor der eisenverstärkten Tür in die Räumlichkeiten der Festung stehen. "Ich möchte euch zeigen, was ihr zu tun habt. Am besten, indem ihr euch selbst daran versucht." Sie klopfte dreimal gegen das Holz. Ein dunkelelfischer Wächter, bewaffnet mit Langschwert und Schild, öffnete von innen und ließ die Gruppe ein. Ihr Weg führte durch breite Korridore. Portraits menschlicher Herrschersfamilien hingen teilweise noch an den Wänden. Goblinische Sklaven waren dabei, sie herunter zu nehmen und gegen gleichermaßen prunkvolle Bildnisse des dunklen Herrschers zu ersetzen. Doch dies bekamen Merdarion und Ionandar nur am Rande mit. Ihr Weg führte ziemlich geradlinig bis vor eine gewaltige Tür.

Sie war doppelflügelig, bestand aus Metall, in das Gold und Edelsteine, sowie Eisenstangen eingearbeitet worden waren. Das übrige Material bestand wohl aus einer hochwertigen Legierung, stabiler noch als schlichtes Eisen. Türklopfer in Form wilder Pferdeköpfe glänzten im Kerzenlicht der an der Decke befindlichen Kronleuchter.
Iridia hielt auf die Tür zu, öffnete sie jedoch nicht. Sie legte lediglich eine ihrer schmalen Hände auf das Metall, strich über einen der eingefassten Edelsteine. "Dies hier ist die Tür zum Thronsaal, dem Ort, an dem einst der ehemalige dunkle Herrscher Sark seine Heerscharen regiert hat, bis er von dem zwergischen Veteranen Kiraglam niedergestreckt worden ist. Als Kosral nur aus Ruinen bestand, behauptete man, die Geister der Verstorbenen lauerten hier und bewachten die ruhmreichen Schätze der Stadt. Und nun ... tretet ein und seht, was eure Aufgabe sein wird."
Iridia lächelte verschwörerisch und öffnete dann die gewaltige Flügeltür.


<i>ihr dürft hier nochmal posten, dann weiter in Der Thronsaal</i>

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Merdarion » Mittwoch 16. April 2008, 17:37

Endlich schienen sie den Ort, wo sie geprüft werden sollten, erreicht zu haben.
Merdarion und Aaron knurrten und niesten öfters, den Tunnel, den sie gerade entlanggingen, schien nicht oft entstaubt zu werden, auch wenn er gut benutzt wurde.
Der Wolfshybrid wandte seinen Blick von den Kurven der Faldorpriesterin ab und betrachtete verwundert die doppelflügelige Tür, zugleich wunderte sich der Mann, wie verschwenderisch man mit Gold und anderem Wertvollen umgehen konnte.
Die Edelsteine und das glänzende Gelb wirkten mehr protzig als eindruckschindend auf ihn, kurz hob er den Blick, um die Verschwendung an Geld zu betrachten.
Seine vernarbten Züge wurden von dem warmen Gelb des Goldes beleuchtet, leise und unscheinbar glommen seine Narben wie ein erlöschendes Feuer, wieder blieben Schmerz und Qualen aus.
Seit sie von dem Kommandanten mit dem sinnlichen Elfenweib weggeschickt worden waren, versuchte Merdarion sich auszumalen, was für eine Loyalitätsprüfung wohl auf Ionandar und ihn wartete.
Es musste ganz klar etwas sein, das mit Kämpfen zu tun hatte, wie sonst würden der Hybrid und der Magier für die Dunkelelfen von Nutzen sein?

Aaron tat so, als ginge ihn das alles nichts an; gähnend und seine Reißzähne fletschend hockte er neben seinem wahren Herrn, denn dem Wolf war es nun herzlich egal, wen man für sein Herrchen hielt.
Es schien auch niemanden zu interessieren, so saß Aaron gelangweilt auf seinem Hintern und schüttelte sich gemächlich.
<span style="color:FFFFFF;"> "Was meinst du, Merdarion? Werden wir kämpfen müssen?" </span>
Es war weniger eine Frage aus Angst oder Neugier, lediglich ein Ausfüller der drückenden Stille, die eben von der Priesterin unterbrochen wurde.
Sie öffnete mit einem leichten Druck ihrer zierlichen Hand das sicher tonnenschwere Tor und ehe Merdarion von dem flutenden Licht geblendet werden konnte, erwiederte er leise auf die Frage seines Begleiters hin: <span style="color:FFFFFF;"> "Wir werden kämpfen, Aaron! Und dann haben unsere elfischen Gefährten nichts mehr zu lachen, wenn sie unsere Fähigkeiten serviert bekommen!" </span>
Er bedachte Ionandar mit einem aufmunternden Blick und rempelte ihn leicht, freundschaftlich gemeint an, ein selbstsicheres Grinsen folgte.
Aaron ging geduckt neben Merdarion her, knurrte vorsichtshalber und sträubte drohend sein Rückenfell, jederzeit bereit zum Sprung und entweder Merdarion oder Ionandar zu beschützen.
Andokai war dem Getigerten redlich egal...

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 20. April 2008, 10:29

weiter geht es in <a href="http://69169.rapidforum.com/topic=142869132347" target="_blank">Der Thronsaal -> "Im Thronsaal"</a>
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Re: Der Vorhof

Beitrag von Gwen » Freitag 27. Februar 2009, 09:16

[weiter aus Östlicher Aussenturm]


Gwen musste gegen ein Kichern ankämpfen, als es einen winzigen Moment dauerte, bevor sich einer der anscheinend heute noch miesepetrigeren Fraktion aus seiner Erstarrung löste und zur Tür ging, um jene zu öffnen. Als sie dann aber die an Unhöflichkeit kaum zu überbietenden Stimme des Orks hörte (der sie in seiner grummeligen Art einfach zu sehr an die Zwerge ihrer Heimat erinnerte), kicherte sie doch kurz amüsiert, bevor sie geschwind an den Dunkelelfen vorbei und neben den kleinen Ork huschte. ”Nein, die beiden waren wirklich vorbildlich pünktlich.” Vergnügt zwinkerte sie dem Ork zu. ”Ihr solltet doch wissen, dass stets wir Frauen diejenigen sind, die Wartezeit verursachen.” Schmunzelnd lief sie leichtfüssig neben ihm her. Störte sich nicht wirklich daran, dass neben den schlüpfrigen, schmalen Stufen ein schwarzes Loch prangte. Nun was aber wohl auch daran liegen könnte, dass eine sanfte Brise jeden noch so kleinen Strauchler ausglich.

Flash grollte leise, als Gwen an ihr vorbei huschte und unbekümmert neben dem Ork herlief. Kurz gab sie ein wirklich entnervtes Seufzen von sich, sah mitleidheischend zu den Dunkelelfen auf und folgte den beiden dann dicht auf, wenn auch entgegen Gwen nicht am inneren Treppenende sondern dicht gedrückt an der Turmmauer entlang.

Kaum, dass sie den Turm verlassen hatten, holte Gwen begeistert und richtiggehend begierig Luft. Pure Freude zeichnete sich auf ihren Zügen ab, liess einen kleinen Luftwirbel um sie herum entstehen, der dann sanft in den Nebel verschwand. Wie zu Hause. Herrlich! Begeistert sah sie zu Flash und grinste, als sie deren mürrische Miene sah, die sich allerdings minimal aufhellte, als jene an der frischen Luft ankam. Kichernd holte Gwen noch einmal tief Luft und stiess jene dann schwungvoll aus, was ihren Atem als weisse Wolken erscheinen liess, den sie mit einem finster verzogenen Gesicht, aber übermütig funkelnden Augen begleitete. Was wohl für Flash das Zeichen zur Kapitulation war. Denn die Wölfin gab ein nun eher amüsiertes Grollen von sich und schloss mit nun ebenso frölichen Sätzen zu Gwen auf, um dann an deren Bein geschmiegt neben ihr herzutrotten.

Leise lachend folgte Gwen den erneut wirklich zu liebreizenden Worten des Orks, liess dabei aber ihren Blick neugierig und fasziniert von einer Seite zur anderen wandern. Als sie jedoch das Klappern von Rüstungen und Waffen hörte, schnellte ihr Blick nach vorne. Allerdings nicht ängstlich, sondern noch immer zutiefst neugierig. Kaum, dass sie die Krieger erblickte, glitt ihr Blick fachmännisch über deren Ausrüstung. Ein paar Mal blitzten ihre Augen begeistert auf, zuckten ihre Finger, als würde sie das eine oder andere Stück gerne berühren. Die meiste Zeit jedoch war ihr Blick kritisch und abwertend, als fände sie die Qualität dessen, was sie sah, bemitleidenswert. Flash war bei dem ersten Klirren wieder wachsam geworden und sass nun mit aufmerksamen Blick dicht neben Gwen. Bedachte jeden, der sich ihnen näherte mit einem warnenden Grollen und tödlichem Blick.

Gwen störte sich kein bisschen daran, dass sie warten mussten. Entspannt öffnete sie ihren Beutel und nahm sich ein paar kleine, bräunliche Kügelchen heraus, wovon sie abwechselnd eine selber ass und eine ihrer Wölfin zuschmiss. Dabei glitt ihr Blick zu Flash herunter. Stumm sahen die beiden sich an. Beinahe als würden sie ein stummes Zwiegespräch führen.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Stadtwache Dunkelelfen » Mittwoch 4. März 2009, 14:18

[Mit Gwen von -> Der östliche Außenturm]

Wenn der Ork Gwens Kommentar bezüglich Frauen und ihrem Schicksal der ‚Zeitverzögerungen‘, so sah man es ihm nicht an. Es war aber eher davon auszugehen, dass er ihn nicht verstanden hatte, sein verwirrter Ausdruck sprach dafür.

Da standen sie nun, warteten im grauen Licht des anbrechenden Tages und beobachteten die gerüsteten Männer (Orks und Dunkelelfen, vereinzelte einige Menschen und Goblins), wie sie auf einmal eine Formation eingingen, als Sinthoras aus der Festung kam. Schlagartig war es still geworden, ab und an hörte man noch ein Schnauben und Scharren einer Pferdehufe, aber allgemein ähnelte das plötzliche Verstummen eher einem Zauber, der sich auf die Zungen legte.
Sinthoras blieb auf der letzten Treppenstufe stehen, ließ den Blick über den Trupp gleiten, aber sagte nichts. Die letzten Griffe an Rüstungen und Vorrat wurden noch getätigt, dann wartete man den Befehl zum Aufbruch ab.
Ein Nicken von Seiten Sinthoras genügte und die Offiziere brüllten: „Abmarsch!“
Jetzt wurde es wieder lauter, denn es kam Bewegung ins Spiel.
Es dauerte nicht lange und die kleine Armee hatte den Hof verlassen und hinterließ die Stallburschen, die aufräumten - und das merkwürdig anmutende Gespann aus zwei Dunkelelfen, einem Mischblut und einer weißen Wölfin. Sinthoras ging auf sie zu, hatte die Arme dabei hinter seinem Rücken verschränkt und den kleinen Ork hinter sich herlaufen, der die Gruppe zuvor verlassen hatte um dem Stadthalter etwas zu berichten.
„Ich hoffe Ihr konntet die Betten und Speisen genießen und Euch ausruhen.“
Tirîgon und Iphatón waren angespannt, und wieder übernahm Tirîgon das Wort. „Ja, wir danken Euch für Eure Großzügigkeit. In Morgeria wird man von der ausgezeichneten Organisation aus Kosral hören“. Man merkte, dass es dem Dunkelelfen schwer fiel die gebührende Höflichkeit aufzubringen – er sah eher so aus, als täte ihm jedes ausgesprochene Wort weh. Sinthoras, der sich zu einem kaltherzigen Heben der Mundwinkel hinreißen ließ, ließ sein Augenmerk über Gwen gleiten. Was währenddessen durch seinen Kopf ging, war schwer zu erraten, aber es waren sicherlich keine schönen Gedanken.
Schließlich nickte er (zur Bestätigung seiner eigenen Gedankengänge?) und sagte: „Meine Diener haben etwas Vorrat für Euch zusammengelegt, das Euch die Heimreise erleichtern wird. Bestellt Rhun Lares meinen Gruß.“
Kurz deutete Sinthoras eine Verbeugung an, die die beiden Dunkelelfen erwiderten und meinten, sie würden den Gruß weitergeben.
Dann wandten sie sich ab und gingen zum Festungstor.
Würde man sie einfach so gehen lassen? Ohne weitere Fragen oder dergleichen?

Als sie das Festungstor erreichten, verstellte ihnen ein schmächtiger Menschenjunge den Weg und reichte ihnen ein in Leinen eingewickeltes Packet. Mit kratziger Stimme sagte er: „Eure Wegzehrung“. Sobald man ihm das Bündel abgenommen hatte, war er auch schon verschwunden.
Als sie der großen imposanten Festung den Rücken zugekehrt hatten und schon ein gutes Stück in die Stadt gelaufen waren, fiel ein Teil der Anspannung von den Schultern der Dunkelelfen.
„Ich habe mich lange nicht mehr so gefreut eine Stadt verlassen zu können“.
Es wäre vielleicht ratsam gewesen noch in ein Gasthaus einzukehren und dort etwas zu essen, aber keiner von ihnen kam auf die Idee: Man wollte Kosral so schnell wie möglich nur noch verlassen.
Dann kamen ihnen etwa fünf Dunkelelfen entgegen, die nur schwer voran kamen, weil sie etwas bei sich hatten – und das schien sich gewaltig zu wehren.
„Nehmt eure dreckigen Finger von mir!“
Während die drei Reisenden dem Trupp aus dem Weg gingen, damit diese in Richtung Festung gehen konnten, konnten sie einen kurzen Blick zwischen den Soldaten werfen. Es war nicht besonders groß, von brauner Fellfarbe und besaß große, türkisfarbene Augen, die unter einem rotbraunen Haarbüschel herauslugten. Und sie funkelten wütend und erbost.
Es war der kleine Phaun Phan.
Und er hatte Handschellen und ein eisernes, breites Halsband um den Hals liegen. Tirîgon kam nicht umhin den Soldaten mit ihrem Gefangenen nachzusehen, während Iphatón schon weiterging und zischend sagte: „Weiter! Nicht dass man uns mit dem Zwerg in Verbindung bringt.“

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Gwen » Mittwoch 4. März 2009, 18:40

Gwen und Flash unterbrachen ihr stummes Gespräch, als die Soldaten sich auf einmal formierten und Schweigen sich auf dem Hof ausbreitete. Neugierig glitt Gwens Blick über die Reihen, wobei sich ihre Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln verzogen. Was gebe sie jetzt für eine Stecknadel. Flash neben ihr war nicht so entspannt. Wachsam und angespannt stand sie dich neben Gwen. Und starrte zielsicher finster Sinthoras an. Gwen hingegen musterte jenen eher interessiert und wie immer neugierig, als versuche sie ihn einzuordnen. Wieder zuckten ihre Mundwinkel, als ein knappes Nicken von Sinthoras ausreichte, damit Befehle gebrüllt wurden und der Hof sich leerte. Bis nur noch ihre kleine Gruppe, der Stadtverwalter und der grummelige kleine Ork verblieben waren.

Ruhig sah Gwen den beiden entgegen, nachdem sie einen kurzen belustigten Blick zu den beiden Dunkelelfen an ihrer Seite geworfen hatte. Da sie sich mit höfischen Umgangsformen nicht auskannte –und sie schätzte stark, dass diese hier erwünscht waren-, schwieg Gwen lieber auf die Worte des Stadtverwalters hin. Allerdings erstaunte sie Tirîgons Tonfall dann doch. Es klang beinahe, als würden die Worte ihm Schmerzen bereiten. Besorgt sah sie Tirîgon an. Doch da richteten sich ihre Nackenhaare leicht auf. Sofort drehte sie ihren Kopf wieder Sinthoras zu, welcher sie gerade nahezu unverschämt gründlich musterte. Normalerweise störte sie solches Verhalten nicht. Aber bei Sinthoras verspürte sie das Bedürfnis, sich waschen zu müssen. Und sie fühlte Zorn in sich aufwallen, was vielleicht noch weniger von Vorteil war, denn jener zeichnete sich bestimmt in ihrem Gesicht und ihrem Blick ab. Als ihnen dann Proviant angeboten wurde, unterdrückte Gwen nur knapp ein Verziehen des Gesichtes und ein Schaudern. Sie würde diesen bestimmt nicht anrühren.
Flash neben ihr hatte schon seit der Musterung durch den Stadtverwalter sehr unruhig neben ihr gestanden, als schien sie zu überlegen, ob sie sich nicht doch auf jenen stürzen sollte. Als sie jetzt aber das unterdrückte Schaudern von Gwen spürte, trat sie doch tief grollend und mit hochgezogenen Lefzen einen Schritt vor. Ließ sich jedoch umgehend von einer sanft auf ihrem Kopf ruhenden Hand der Halbelfe zurückhalten. Wenn auch deutlich widerwillig.

Gwen erwiderte die Verbeugung nicht. Zum einen kannte sie es nicht, sich zu verbeugen. Zum anderen sah sie es nicht ein, einem Wesen, dass sie so wenig leiden konnte, Ehrerbietung entgegen zu bringen. Schweigend folgte sie den beiden Dunkelelfen und schüttelte sich nun doch leicht, was ihr einen scharfen Blick der Wölfin einbrachte, welche regelrecht an ihr Bein gepresst neben ihr trottete. Danach wenigstens äußerlich wieder ruhig lief Gwen weiterhin schweigend hinter Tirîgon und Iphatón her. Hielt jedoch dabei den Blick gedankenverloren gesenkt. Auch als die Gruppe kurz stoppte, um den Proviant entgegen zu nehmen und dann das Tor passierte, schwieg sie mit weiterhin gesenktem Blick. Es schien beinahe, als würde sie einfach den Bewegungen der Wölfin folgen. Selbst der erleichterte, vielleicht auch selbstironische Satz des Dunkelelfen riss sie nicht aus ihren Gedanken, so dass es ihr auch nicht auffiel, dass sie keine Rast in einem Gasthaus einlegte, sondern schnellstmöglich die Stadtgrenze anstrebten.

Ihre Art Trance hielt an bis ihnen der Trupp Dunkelelfen entgegen kam. Um genau zu sein endete er sogar, bevor sie die Stimme des Fauns hörte. Mit einem scharfen Einatmen schnellte ihr Kopf nach oben, heftete sich ihr Blick auf den kleinen, sich windenden Faun. Und doch lief sie zögernd neben Tirîgon und Iphatón weiter. Jedenfalls bis eine frische Brise von Norden kam, sie energisch umspielte und dann in Richtung des Faun abdrehte. Mit einem Seufzen stoppte Gwen. Flash tat es ihr mit einem unwilligen Knurren nach. Schweigend sahen die beiden sich an, bevor Gwen entschuldigend zu den beiden Dunkelelfen glitt. „Ich darf den Nordwind nicht ignorieren und ich kann einen Freund nicht im Stich lassen.“

Sie straffte sich und drehte sich um, um der Gruppe entschlossen mit leisen, federnden Schritten hinterher zu eilen. Scharf glitt ihr Blick über die Bewaffnung der fünf Dunkelelfen. Vielleicht könnte sie ja eine davon benutzen. Bereits im laufen griff sie in die Innentasche ihres Beutels und holte eine Hand voll Steinen heraus und sammelte ihre Magie. Ihre Haut find ganz leicht an zu schimmern. Beinahe so, als wäre sie in Mondlicht getaucht. Da Gwen nicht vorhatte, die Wachen erst auf sich aufmerksam zu machen, hob sie stumm die Hände und ließ die Steine wie kleine Geschosse auf die Nacken der Wachen zufliegen. Eine beliebte Schwachstelle in vielen Rüstungen.
Flash hatte ebenso wie Gwen entschuldigend zu Tirîgon und Iphatón aufgesehen und war jener dann angriffslustig gefolgt. Wobei sie eher auf den Schutz von Gwen bedacht war, als auf die Befreiung des Fauns. So war das einzig Auffällige an ihren kraftvollen Schritten das ihr Fell ebenso wie Gwens Haut leicht anfing zu schimmern, als jene ihre Macht um sich sammelte.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Stadtwache Dunkelelfen » Mittwoch 18. März 2009, 10:40

„Ich darf den Nordwind nicht ignorieren und ich kann einen Freund nicht im Stich lassen.“
Diese Worte gingen beinahe in dem Gezeter des sich schon entfernenden Phauns unter, aber war für Tirîgon, der näher neben Gwen her lief, deutlich zu verstehen gewesen. Ungläubig zog er die Augenbrauen hoch, aber da war die Gefährtin schon umgekehrt und folgte dem Trupp mit dem Gefangenen.
Ein zischender Laut –vielleicht ein unterdrückter Fluch?- kam über seine Lippen und ließ den voran gehenden Iphatón innehalten. „Was-“, sagte er nur, als er Gwen auf die Soldaten zugehen sah.
Er wollte schon ansetzen und Gwen zurück rufen, aber dann hielt er inne, als er erkannte, dass sie etwas mit ihren Händen tat. Würde er jetzt nach ihr rufen, hätte er sie mehr oder weniger schon verraten, ehe sie etwas tun konnte. Aber wäre das nicht auch besser so? Wer wusste schon, was sie für Dummheiten tat.
„Sie will den kleinen Waldgeist befreien. Verflucht, wieso kommt er uns auch gerade jetzt entgegen?“ Tirîgon ließ den Blick über die Straße gleiten und sah dann wieder Richtung Stadttor, das schon zu sehen war. Die Strecke war zu bewältigen, auch in einem Sprint, aber der Abstand zwischen ihnen und den Soldaten würde niemals so weit reichen, dass sie alle aus deren Schussweite kämen.

Die fünf Dunkelelfen hatten nicht bemerkt, dass sich Gwen ihnen von hinter genähert hatte, mussten sogar noch einmal kurz stehen bleiben um den Phaun wieder in Gewahrsam nehmen zu können. Phan, der weder mit seiner Körpergröße noch Kraft protzen konnte, versuchte zum wiederholten Male seine Magie zu sammeln, aber jedes Mal, wenn er dies versuchte, durchzuckte ihn ein elektrischer Schlag von diesem Halsband, was ihn mehr und mehr schwächte. Seine sensiblen Ohren nahmen aber die Schritte wahr, die sich noch hinzugefügt hatten, dann ließ auf einmal einer der Soldaten seinen Arm los und sackte einfach zusammen. Ein weiterer folgte, zwei weitere ließen ihn los und sprangen fluchend zur Seite und griffen sich zeitgleich an den Nacken.
Nur noch einer, gerade der, der das Halsband angelegt hatte und wahrscheinlich auch für die schlimmen Schmerzen verantwortlich war, drehte sich einfach ungerührt um. Anscheinend war das für ihn ausgewählte Geschoss an der Rüstung abgeprallt. Irritiert drehte er sich um und runzelte die Stirn, als er Gwen sah. Anscheinend rechnete er nicht damit, dass sie eine ernsthafte Gefahr darstellen könnte und rief: „Hey, warst du das? Was machst du mit meinen Leuten?“
Da waren Tirîgon und Iphatón schon hinzu geeilt und hatten die Waffen gezogen. Erst jetzt wurde der dunkelelfischen Soldat alarmiert, griff nach seinem Schwertgurt und ließ dabei den Phaun los. Dieser strauchelte kurz, fing sich aber wieder. Endlich von keiner festen Hand mehr gepackt, wollte er schon zu Gwen zulaufen, aber da durchzuckte ihn wieder dieser Schlag, der ihn auf die Knie zwang und stöhnen ließ. Hinter ihn kam ein amüsierter Laut seitens des Soldaten.
„Schnüffler werden streng bestraft.“
Dann sah er auf und meinte an Gwen gewandt. „Verschwindet hier, oder ich sehe mich dazu veranlasst Euch auch gefangen zu nehmen.“
Um sie herum hatten sich nun schon eine nicht geringe Anzahl Schaulustiger gebildet, die in diesen frühen Morgenstunden schon auf der Straße waren.
Iphatón, der den gespannten Bogen wieder etwas lockerer ließ, sagte: „Dieser Phaun ist harmlos. Lasst ihn gehen, er wird Euch keinen Schaden zufügen.“
Die anderen Dunkelelfen hatten sich nun auch wieder aufgerafft, selbst die, die niedergestreckt wurden, waren aus ihrer kurzen Ohnmacht wieder erwacht und rieben sich den Nacken.
Die Waffen waren alle gezogen.
Ein unwilliges Schnauben war zu hören, dann wurde erwidert: „Ich handle auf Befehl des Verteididungsbefehlshabers und werde diesen Zwerg nun in den Kerker sperren.“ Dann griff er zur Unterstreichung seiner Worte Phan ans Halsband und zerrte ihn mit sich.
Die Chancen standen schlecht für sie. Sie waren mitten in der Stadt und zudem zahlenmäßig unterlegen. Tirîgon warf Gwen einen Blick zu, als wolle er sie damit wieder zur Vernunft bringen und ihr deutlich machen, wie wenig Sinn dieses Unterfangen hatte.
Würde sie darauf hören?

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Gwen » Samstag 21. März 2009, 16:28

Gwen bemerkte nicht, in welcher Verwirrung sie die beiden Dunkelelfen hinterlassen hatte. Noch, dass jene sie nicht verrieten oder sich nicht einmischten. Sie war einfach voll und ganz auf den Faun und seine Befreiung bedacht. Nur Flash wandte kurz den Kopf und sah Tirîgon und Iphatón dankbar an. Dann aber konzentrierte die Wölfin sich darauf, ihrer Freundin beizustehen.
Ein kurzes Lächeln huschte über Gwens Gesicht, als sie wirklich einige der Wachen kurz zu Boden schickte. Sie beschrieb mit ihrer Hand einen kleinen Bogen und die Steine wendeten in der Luft und zischten nun erneut auf die Nacken zu. Gleichzeitig erhoben sich weitere Kiesel vom Boden und schossen in Richtung der Gesichter der dunkelelfischen Wachen. Genau auf deren Augen zu. Zeitgleich blieb sie ein gutes Dutzend Schritte von der Truppe entfernt stehen, den Blick auf den Dunkelelf gerichtet, der nicht zu Boden gegangen war und sie nun ansprach. Harmlos legte sie den Kopf leicht auf die Seite, die Hände relativ locker neben sich. Nur ab und an zuckte ein Finger minimal und lenkte einen Stein in seiner Flugbahn, denn die Kiesel umkreisten die anderen Wachen nun in stetigen Angriffen. „Was macht ihr mit meinem Freund?“ Ihre Stimme klang sogar ruhig, harmlos und neugierig. Nur wer sie kannte würde eine verräterische Ruhe in ihr erkennen.

Flash duckte sich, als sich die eine Wache an Gwen wendete und doch bewegte sie sich gleichzeitig langsam und wachsam auf den Faun zu. Als sie bei jenem angekommen war, stupste sie ihn sanft an die Schulter und versuchte ihm mit einem angedeuteten unter ihn Ducken anzudeuten, dass er auf sie klettern sollte. In dem Moment verließ sie sich vollkommen auf Gwens Schutz, denn ihr Blick ruhte nun aufmerksam auf dem Faun.

Nur am Rande kriegte Gwen mit, dass Tirîgon und Iphatón neben sie geeilt waren, denn ihr Blick huschte zu dem kleinen Faun, der gerade unter Schmerzen zusammensank. Kurz wechselte sie einen Blick mit der Wölfin. Bevor ihr Blick zu dem Soldaten schnellte, welcher doch wirklich einen Laut von sich gab, der nach einem Lachen klang. Flash grollte laut auf, wich aber nicht von der Seite des Fauns.
„Lasst ihn los und ich sehe mich nicht gezwungen, euch zu blamieren.“ Gwens Stimme wies nun auch für weniger geübte Ohren einen durchaus warnenden und vielleicht eine Spur zu beherrschten Ton auf. Eine deutliche Warnung, sie nicht zu unterschätzen. Außerdem hatte sie sehr wohl die Schaulustigen bemerkt. Und sie kannte Krieger und ihre vermeintliche Ehre. Ein kleines Lächeln glitt in ihre Mundwinkel. Berechnend und doch amüsiert, als sehe sie eine Komponente, die anderen verwehrt blieb. Selbst das Aufstehen der anderen Wachen, welche noch immer gezielt von den Steinchen attackiert wurden, änderte nichts an ihrer Haltung.

Als der Dunkelelfe nur schnaubte und erwiderte, er handle auf Befehl, zuckte Gwen nur angelegentlich mit den Schultern. „Wie ihr wollt.“ Im nächsten Moment umspielte sie eine tödliche Windhose, welche die hilfreichen auf ihrer Flucht bei weitem übertraf. Diese hier bildete eine scharfe Grenze um die Soldaten und Gwen und ihre Gefährten. Zerrte heftig an deren Rüstungen und Waffen, bewegte jedoch weder Faun, noch Wölfin oder die beiden Dunkelelfen neben Gwen. Deren Haut fing nun leicht an zu glühen, als sie den Blick fest auf den anscheinenden Anführer der Gruppe Wachen heftete. „Ich würde euch raten, nichts Unüberlegtes zu tun. Das letzte Mal als jemand mir den Wind entreißen wollte, habe ich ein ganzes Gebiet in Schutt und Asche gelegt. Glaubt nicht, ich würde zögern, es noch einmal zu tun.“ Tatsächlich nahm der Wind noch zu, riss nun langsam Gegenstände von der Strasse mit in seinen Sog, die schellend auf dem Boden zerbrachen und nun als scharfkantige Geschosse in dem Wirbel herumfegten.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Stadtwache Dunkelelfen » Dienstag 24. März 2009, 10:18

Jene Soldaten, die immer wieder von den lästigen, aber scharfen kleinen Steinen umkreist und attackiert wurden, waren vorsichtiger geworden und hatten schon einen großen Teil ihrer Sicherheit, die ihr Anführer aber dennoch beibehielt, eingebüßt. Sie versuchten die Geschosse mithilfe ihrer Rüstung, wie zum Beispiel den Armschienen, abzuwehren oder ihnen ausweichen.
Der dunkelelfische Offizier ignorierte die Angriffe auf seine Kollegen, verengte nun aber wachsam die Augen.
Rau lachte er auf, als Gwen ihm drohte.
„Blamieren? IHR wollt MICH blamieren?“
Er machte eine Handbewegung in Richtung seiner Männer, die hinter ihm standen, und sagte: „Nehmt sie fest, alle.“
Immer noch von den Steinen attackierte, zögerten die Dunkelelfen kurz um dem Befehl Folge zu leisten, taten es aber schließlich doch. Tirîgon zückte sein Schwert, ging in Abwehrhaltung, während Iphatón einen Pfeil auf die Bogensehnte legte. Gwens Lächeln war nun der eindeutige Hinweis darauf, dass man sie vielleicht doch nicht so leichtfertig behandeln sollte, wie zuerst angenommen.
Gerade, als die Soldaten vorstürmen wollten, entwickelte sich wie aus dem Nichts die Windböe, die alle umfasste, die Freunde aber unbeschadet ließ. Die Soldaten gaben erschrockene Laute von sich und begannen zu taumeln, hielten die Arme nun schützend vor der Gesicht um nicht von umherfliegendem Straßenstaub erwischt zu werden.
Bald stellte sich aber heraus, dass weit mehr Gegenstände durch die Luft flogen als Dreck. Der Wind nahm so sehr zu, dass er kleinere Gegenstände mit sich riss, zum Teil jene, die die Schaulustigen bei sich trugen. Schreiend stoben sie auseinander um sich in Sicherheit zu bringen.

Der Faun hatte sich dicht neben die weiße Wölfin gedrängt und sie am Fell gepackt. Im allgemeinen Durcheinander versuchte er noch einmal zu zaubern – und es funktionierte. Er lachte vor Freude, ging in die Knie und legte die Hände auf den gepflasterten Weg. Sofort begannen sie unter den Füßen der Soldaten zu vibrieren, sodass die Dunkelelfen nun gänzlich das Gleichgewicht verloren, und schließlich lösten sie sich aus dem Boden, wurden von Wind mitgerissen und verwandelten sich auch in gefährliche Geschosse.
Als das getan war, kam er der Aufforderung der Wölfin nach, klammerte sich an ihr dichtes Fell und stieg auf ihren Rücken. Normalerweise hätte er etwas dergleichen niemals getan, aber es galt schnell zu flüchten und ohne schützendes Blattwerk war er auf seine kleinen Hufe angewiesen, die ihn nicht schnell genug würden tragen können.

Der Offizier der Dunkelelfen bemerkte trotz des Durcheinanders, dass ihm sein Gefangener durch die Lappen ging, war aber außerstande das Halsband zu befehligen.
„Wir sollten verschwinden, sofort!“, rief Tirîgon, als auch er sah, dass der Faun bei ihnen war.
„Wir haben Zeit gewonnen, aber das Durcheinander wird sicherlich schon gemeldet sein“, stimmte ihm Iphatón zu und fragte an Gwen gewandt: „Kannst du den Zauber weiter wirken ohne Blickkontakt? Versuche, solange wie möglich die Soldaten aufzuhalten.“
Sie mussten verschwinden, denn die Panik hatte sich schon wie ein Lauffeuer verbreitet und würde bald an die Ohren des Stadthalters treffen – und der würde schon wissen, wie er die Unruhestifter aufhalten konnte.

[ich mache den Ortswechsel nach deinem Posting ^^]

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Gwen » Samstag 28. März 2009, 19:00

Gwen reagierte weder auf die Furcht der Soldaten, das Schreien und Flüchten der Schaulustigen, noch auf den Zauber des Fauns und das Abheben der Soldaten. Ihr Blick ruhte in dem des Anführers. Ganz leicht verzog sich ein Mundwinkel zu einem beinahe zynischen, winzigen Lächeln. In diesem Moment waren sie und ihr Element eins. Nichts ließ mehr auf ihre sanfte, zurückhaltende Art schließen. Jetzt war sie tödlich und unkontrolliert wie der tosende Sturm um sie herum. Zumindestens konnte sie einem so scheinen.

Flash knurrte gereizt, als der Faun sich erneut von ihr löste. Aufmerksam das Geschehen verfolgend duckte sie sich etwas mehr. Als jedoch der Boden unter den Soldaten bebte und jene in den Windtrichter gezogen wurden, grinste sie auf die ihr eigene Art. Kaum das der Faun auf ihr saß und sich in ihrem Fell festgekrallt hatte, raste sie in großen Sätzen los, stoppte kurz neben den beiden Dunkelelfen und stieß ein langgezogenes Heulen aus, welches noch über den Wind in die Stadt hinaus hallte. Dann hetzte sie weiter. Durch die Windhose hindurch, wobei kein Lüftchen ihr Fell oder den Faun berührte und weiter auf das Stadttor zu.

Erst bei dem Aufheulen der Wölfin blinzelte Gwen, was jedoch dem Wind keinen Abbruch tat. Ein letztes Mal sah sie den Anführer an. Und ihre Gedanken zeichneten sich deutlich auf ihrem Gesicht ab. Er hätte auf sie hören sollen. Ohne den Blick abzuwenden, nickte sie auf Iphatóns Frage. Sie konnte noch viel mehr tun. Mit einem übermütigen Schmunzeln drehte sie sich einmal um die eigene Achse, was den Wind noch eine Spur zunehmen ließ. Gwen stoppte leicht geduckt, beide Hände zur Seite ausgestreckt. Die Windhose mit den Soldaten raste in Richtung Festung, ließ dem Anführer nur die Möglichkeit ebenfalls vom Wind aufgesogen zu werden oder verdammt schnell zu rennen. Sie stoppte erst im Vorhof, wo sie sich verbreiterte und so ihr tödliches Spiel mit allen auf jenem oder jenen, die ihn betreten wollten, weiter trieb. Aus der anderen Hand schoss jedoch eine heftige Windböe, die wieder über die Dunkelelfen und die Wölfin nebst ihrem Reiter ohne Folgen hinweg fegte. Das Stadttor jedoch traf sie mit voller Wucht. Mit inzwischen beinahe weiß glühender Haut richtete sich Gwen auf und rannte leichtfüßig und wie von einem ihrer Winde getragen auf das Tor zu.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Erzähler » Sonntag 5. April 2009, 12:19

Erstaunt und auch mit einem kleinen Funken Furcht beobachteten die Dunkelelfen, wie der Tornado Richtung Festung entlang wanderte und alles mit sich riss, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit brachte. Es war verblüffend und unheimlich zugleich, dass Gwen, die ansonsten immer so einen friedfertigen, ja fast schon harmlosen Eindruck machte, zu solchen Taten in der Lage war.
Iphatóns Miene verfinsterte sich etwas, als er Gwen in ihrem Übermut kurz besah. Ob die Magie irgendwelche Nachwirkungen haben würde? Nicht selten geschah es, dass sich Magier zu sehr verausgabten und letzten Endes dabei starben.
Aber nein, für solche Gedanken war jetzt keine Zeit, solange Gwen noch selbstständig gehen und handeln konnte. So liefen sie los, begleitet von einer weiteren Böe, die ihnen wieder einmal nichts zufügte, dafür aber das Stadttor vor ihnen mit voller Wucht aufriss, dass Scharniere aus ihrer Verankerung rissen und Holz barst. Der Faun auf Flashs Rücken quiekte erschrocken, hielt sich aber weiter fest. Die Stadtwachen um das Tor waren entweder zur Seite geworfen worden oder hatten sich in Sicherheit gebracht, auf jeden Fall war niemand da, der ihnen den Weg versperren konnte.
Und so rannte das Gespannt hinaus in den Wald Neldoreth, nicht innehaltend oder sich umsehend, sondern nur darauf bedacht von den schützenden Blattwerk empfangen zu werden.

[Weiter mit Gwen in -> Der Wald Neldoreth -> Weiter gen Norden]

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Asmodeus
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Re: Der Vorhof

Beitrag von Asmodeus » Freitag 12. Juni 2009, 00:33

[komme von +Reise nach Pelgar+ aus dem Neldoreth]

Asmodis Interesse war ganz offensichtlich geweckt. Er kauerte da, hatte seinen Kopf schiefgelegt und musterte den Todeskandidaten gehässig. Als dessen Kopf rollte grinste das Viech wie es nur ein Dämon zu tun vermochte. Diese Art der Macht war Balsam für seine schwarze Seele. Zwei dieser Bastarde hatten bereits wegen ihm ihr Leben lassen müssen – welch wundervolles Gefühl. Seine erste Forderung wurde also bereits erfüllt, eine sehr gute Voraussetzung wie er fand. Das einzige was ihn störte war Mallahall die immer wacher zu werden schien. „Schweig Sklavin.“ Knurrte er düster obwohl er genau wusste dass er ihr nichts zu sagen hatte. Er hoffte darauf dass dieses Gör schlau genug war um die Lunte zu riechen und mitzuziehen. Schliesslich verfolgte Asmodi mit seinem Verhalten ein gemeinsames Ziel. Den Lich.
"Das kann ich Euch nicht verprechen. Redet mit meinem Kommandanten", Dies gefiel Asmodi weniger. „Rhrhrhrh!“ Knurrte er ungehalten und blickte den Dunkelelf unzufrieden an. „Ich WILL ihn haben.“ Brummte er gehässig. Wenn ein Dämon etwas WOLLTE dann hatte man es ihm gefälligst zu GEBEN ohne erst irgend einen dummen Elf um Erlaubnis zu fragen. Das Viech fühlte sich offenbar sehr schnell und ziemlich intensiv in seine neue Rolle als Mächtiger ein. Ob dies lange gut gehen konnte? Zumal er noch diese lichtlastige Fracht auf der Schulter trug welche die Neigung hatte pädagogisch angeblich wertvolle Anweisungen zu geben?

"Aber vermutlich werdet Ihr ihn erhalten, Dämon. Was will Morgeria schon mit einem Lich, der seinen Verstand verloren hat und selbst zu dumm zum sabbern geworden ist." Asmodi nickte nur und sah den Elfen scharf an. „Das will ich doch schwer hoffen.“ Fauchte er ungehalten. „Er gehört mir! Ich will ihn haben… er ist… mein persönliches Spielzeug wie ihr räudigen Hunde es ja sicher an seinem Zustand bemerkt habt. „ Diese Lüge war vielleicht sogar taktisch sehr geschickt, ASmodi machte nämlich so seine angeblichen Kräfte etwas beängstigender als sie wirklich waren. Denn welches Wesen wollte schon so enden wie… Etelin?

Dem MEdicus taten diese Worte seines Schmarotzers in der Seele weh und auch für Mallahall würden sie wohl nicht angenehm gewesen sein, doch der Dämon selbst zeigte keine offensichtliche Rührung. Er sprach so gleichgültig von Etelin, nun nicht gänzlich gleichgültig er wollte ihn einfach haben. Mehr nicht. Entweder der Dämon war ein ausgezeichneter und überzeugender Schauspieler, oder aber er empfand wahrlich nichts für den Lich was jeglichem Eindruck welchen man von Asmodi in der letzten Monaten hatte gewinnen können widersprach.

Mallahalls Worte ignorierte der Dämon kommentarlos. Er trippelte stattdessen der kleinen Eskorte nach und aus dem Neldoreth hinaus bis zu den ehemaligen Ruinen Kosrals. Asmodi staunte nicht schlecht. Selbst er wusste dass Kosral eigentlich langezeit eine Ruine gewesen war, auch wenn er sie selbst nie besucht hatte. Weder Dämon noch Medicus hatten in 150 Jahren ihres daseins je einen Grund gehabt hier hin zu reisen. Also hatten sie es auch nicht getan. Doch das was sich ihnen offenbarte entsprach so gar nicht dem Bild welches sie sich durch Erzählungen und Zeichnungen geschaffen hatten.
Auf den Fundamenten der Stadt standen wieder deren bauten. Eine Meisterleistung architektonischer Baukunst. Kosral wirkte wie eine vergessen gegangene Festung. Obwohl selbst Asmodi tief beeindruckt war setzte er ein gelangweiltes und wie immer gleichgültiges Gesicht auf. Er trippelte auf die Stadtmauer zu und „markierte“ als erste Handlung als Gast der Stadt einmal die Mauer auf herkömmlich animalische Art. Nicht weil dies prinzipiell zu Asmodis Verhalten gehörte (er war ja kein Hund) sondern weil er nur nochmals zeigen wollte wie sehr er sich nicht an die Erwartungen und ungeschriebenen Gesetzte hielt. Er war eben anders, ein Dämon.

Schliesslich kehrte er zur Gruppe zurück. „NA WO IST DER KOMMANDANT?“ Maulte er und kratzte sich ungeduldig hinter dem Ohr wobei er Mallahall – die er selbst beim Pinkeln noch getragen hatte – beinahe fallen liess. „Anschliessend will ich ein eigenes Haus als Quartier! Ich will nicht ständig von euch umgeben sein! Ihr seid meiner nicht würdig!“ Nörgelte er weiter. Asmodi war wirklich nicht gerade ein angenehmer Gesellschaftspartner. Er setzte die Maga ab. Blickte sie kurz an. Legte seinen Kopf schief und zeigte dann schliesslich mit seiner klauenbewehrten Hand auf einen Brunnen. „Da… geh trinken!“ Befahl er ihr weil er sah wie schlecht sie aussah. Mallahall hatte nur wenig gegessen und schon lange nichts mehr getrunken… Asmodi sorgte… also für sie. Irgendwie.
Asmodi musterte die Umgebung und merkte ziemlich schnell von wem die Stadt momentan bewohnt wurde. Dies war sozusagen ein befestigter Aussenposten, ja schon fast eine Kolonie der Dunklen Seite. Es schien so dass gar ein Teil der Armee mit Frau und Balg angerrückt war um sich wahrlich bereits niederzulassen. Offenbar meinte es die Dunkle Seite mit der Eroberung Celcias ziemlich ernst.
Asmodi sollte es recht sein. Was interessierte es ihn schon?

Die Anwesenhet des Dämons und seiner "Fracht" blieb natürlich nicht unbemerkt. Wie auch, sogar das Stadttor war ja bereits mit Wachen gesichert. Doch der kleine Trupp war bereits bis zum Vorhof der Festung vorgerückt. Auf dem Weg dorthin hatte Asmodi und Mall einiges an misstrauischen Blicke geerntet doch irgendwo schienen sie doch nciht interessant genug zu sein um höheres Aufsehen zu erregen. Vielleicht würde sich dies noch ändern...

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Die dunkle Seite
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Re: Der Vorhof

Beitrag von Die dunkle Seite » Samstag 13. Juni 2009, 06:59

Mallahall runzelte die Stirn, rührte sich aber nicht. "Sklavin?", wisperte sie, mehr zu sich selbst als zu Asmodi, dann drehte sie leicht den Kopf und sah das Desaster. Dunkelelfen und Orks! Einer der erstgenannten Rasse war tot. Sein Kopf lag nahe Asmodis Füßen, sein Rumpf ... etwas weiter entfernt. Mallahall schluckte. Was hatte das zu bedeuten und was war mit Etelin geschehen? Sie war aber aufmerksam genug, um zu erkennen, was Asmodi im Schilde führte. Auch er wollte wohl mehr herausfinden und seine Sklavenbenennung war nur ein Schutz. Rührend senkte Mallahall den Blick. Ihr Dämon schützte sie ... ein seliges Lächeln umspielte ihren Mund, aber die drückte diesen gegen den Rücken des Dämons, damit die übrigen Anwesenden es nicht sahen. Deutlich und wenigstens von Shargul hörbar aber sprach sie ein klares: "Ja, Herr, ich schweige." Dann folgte sie dem ihr zugeteilten Befehl und hoffte, dass alles gutgehen würde.

Unterdessen diskutierte Asmodi mit jenem Dunkelelfen noch immer über Etelin. "Ich will ihn haben ... er ist ... mein persönliches Spielzeug wie ihr räudigen Hunde es ja sicher an seinem Zustand bemerkt habt." Die List wurde ein voller Erfolg. Amosdi konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie der Ork sichtlich zusammenzuckte. Sein Kumpane, der mit dem Seelenfeuer belegt worden war, lag wimmernd im Lager. Er hatte den Angriff noch nicht verarbeitet und er war doch ein Ork: eine celcianische Kampfmaschine!
Aberglaube baute sich auf und schürte das Feuer namens Respekt, das den Dämon mit einem Male umgab wie eine zweite Haut.
"Ich kann nur wiederholen, dass Ihr in diesem Fall mit meinem Kommandanten sprechen müsst. Ich kann höchstens ein gutes Wort für Euch einlegen." Asmodi mochte hier also so lange diskutieren, bis er schwarz wurde. Am dunkelelfischen Kommandanten führte kein Hindernis vorbei. Mallahall hätte ihm jetzt am liebsten geraten, es auf sich ruhen zu lassen und mit diesem Mann zu reden, aber sie wollte sich durch Worte nun nicht verdächtig machen. Im übrigen hing ihr ein ziemlicher Kloß im Hals. Asmodi hatte so leichthin über Etelin gesprochen. Bisher hatte Mallahall schnell bemerkt gehabt, wenn der Dämon in gewissen Dingen flunkerte, aber nun? Sie konnte es nicht sagen, sie zweifelte ... und das sorgte sie. War etwa nicht nur Etelin ein persönliches Spielzeug? Zählten sie und möglicherweise sogar Zanraia und Castus dazu? Spielte der Dämon ein derart pervertiertes Spiel, dass ein Mensch dieses Ausmaß nicht mehr überblicken konnte? Fehlte dem Menschen die Vorstellungskraft für solch haraxische Pläne? Mallahall blieb stumm, denn sie hatte nun etwas gefunden, worüber sie eine Weile brüten konnte.

Die Gruppe machte sich inzwischen auf den Weg nach Kosral. Dort angekommen erleichterte sich Asmodi erst einmal an der wieder aufgebauten Stadtmauer. Die Dunkelelfen guckten misbilligend, aber niemand sagte etwas. Nur ein Ork, der oben auf der Mauer stand, grunzte und lachte. Sowas hatte hier bislang noch keiner gemacht und dieses flegelhafte Verhalten gefiel dem Grünling ungemein.
"NA WO IST DER KOMMANDANT?" Sie marschierten in den Vorhof Kosrals. Dort verneigte sich Shargul vor Asmodi, während die übrigen Gruppenmitglieder sich in alle Winde verstreuten. "Ich werde ihn sofort holen. Bitte, Herr Dämon, wartet hier." Seine Worte zeigten nicht nur Höflichkeit, sie waren auch laut genug ausgesprochen worden, dass Kosrals finstre Bewohner in unmittelbarer Nähe sie hören konnten. Aha, ein Dämon war dies also und welchen Ballast hatte er sich da aufgeladen? Immer wieder richtete jemand Blicke auf Asmodi und Mallahall, die nun allein im Vorhof zurückgelassen worden waren. Shargul holte den Kommandanten.

Das Dämonenviech setzte Mallahall mit dem Befehl ab, am Brunnen etwas trinken zu gehen. Die Lichtmagierin schaute ihn an, beugte sich dann unterwürfig vor ihm auf ein Knie, sagte aber leise: "Ich hoffe, du hast daran gedacht, wie wir und Etelin hier auch wieder herauskommen." Dann erhob sie sich und ging langsam zum Brunnen. Dort trank Mallahall nicht nur etwas, sie wusch sich auch Gesicht und Arme, tupfte ihre Beule mit Wasser ab und ruhte sich einen Moment lang aus.

Da tauchte ein hochgewachsener Dunkelelf in voller Rüstung auf. Er glänzte geradezu golden, weil seine gesamte metallische Montur es nicht anders zuließ. Unter den übrigen Dunkelelfen, die alle schwarze Rüstungen trugen, fiel dieser auf wie ein Drachenbaby zwischen einem Haufen Katzen. Narben in dem leicht faltigen Gesicht zeugten davon, dass dieser Elf wusste, wie man kämpfte - immerhin hatte er all die Schnitte und Hiebe überlebt. Das weiße Haar hatte er zurückgekämmt und die sonnengelben Augen musterten Asmodi, als er direkt auf ihn zukam.
Bild
Der Dunkelelf verneigte sich nicht, im Gegenteil. Stolz aufgerichtet stand er dem Dämon gegenüber. Mit besonnener Stimme stellte er sich vor: "Ich bin Hâgen Véllin, Kommandant des Regiments hier in Kosral. Mein Offizier teilte mir mit, dass Ihr mit mir sprechen wollt. Ihr kommt aus dem Harax und nennt Euch ... Asmodi? Nun, was wünscht Ihr, Dämon?"

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Asmodeus
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Re: Der Vorhof

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 14. Juni 2009, 23:53

Ungeduldig wartete Asmodi auf den Anführer dieser räudigen Hunde. Ihm entgingen ihre Blicke keineswegs und er hatte auch kein Problem damit sie düster zu erwidern. „WAS?!“ Knurrte er unheimlich grollend und fletschte seine Zähne. Er hatte sicherlich nicht die Eindrucksvollsten Zähnchen hier im Lager, schliesslich waren mehre dutzend Orks hier anwesend, doch seine flammenden Augen waren einzigartig und liessen ungutes erahnen. Es schien so als quoll die dämonische Energie geradezu aus den Augenhöhlen und hielt sich wie durch einen unsichtbaren Mechanismus darin gefangen. „Rhrhrrhrhrhrh.“ Unzufrieden wirkend musterte Asmodi seine „Sklavin.“ Der Dämon hasste es wenn er warten musste. Ausgiebig kratzte er sich hinter dem Ohr als wäre er verlaust. Er machte das einfach gern, es war eine Macke von ihm. Doch es wäre nicht ratsam Asmodi mit einem einfachen Köter zu verwechseln. Ganz und gar nicht.

Endlich tat sich etwas. Wie sich das Eigelb vom weissen Resten abhob wirkte auch der Auftritt des Dunkelelfen. Eine schleimig anmutende Masse bewegte sich auf Asmodi zu. Der Elf musste alt sein. SEHR alt denn Elfen sahen unheimlich lange jung aus und der hier hatte bereits tiefe Falten. „Rhrhr.“ Asmodi legte seinen Kopf schief und musterte die goldene Rüstung des Anführers. „Sonderlich selbstbewusst ist er ja nicht wenn er sich hinter dieser Schale verbirgt.“ Murmelte er mehr zu sich selbst und diagnostizierte bei dem Elfen bereits den Verdacht einer erhöhten Eitelkeit – die er bereits jetzt als mögliche Schwäche identifizierte. Asmodi war ein Meister der Spekulation und versuchte jeden sofort einzuschätzen. Manchmal traf er mit seinen Vermutungen voll ins schwarze, manchmal aber nicht – Mallahall war das beste Beispiel dafür, niemals hätte Asmodi geglaubt dass diese Frau nicht zu brechen war. Spätestens beim Mord an Adelmund hätte er ihren Niedergang vermutet gehabt und nun? Was damals völlig undenkbar gewesen war – ist sie seine Herrin geworden. Ihm schauderte es kurz. „RHrhrh.“ Der Gedanke gefiel ihm im Grunde nicht. Doch es war sooo viel in der Zwischenzeit geschehen. So viel.

Asmodi reckte seinen Kopf hoch und schnaubte. Er musste hochgucken weil er noch immer kauerte. Eigentlich seltsam, von machtbesessenen Menschen kannte man es ja dass die eigentlich immer den Haupt immer über allen anderen haben wollten. Asmodi hingegen schien keine Probleme damit zu haben niederer als andere zu sein.

"Ich bin Hâgen Véllin, Kommandant des Regiments hier in Kosral. Mein Offizier teilte mir mit, dass Ihr mit mir sprechen wollt. Ihr kommt aus dem Harax und nennt Euch ... Asmodi? Nun, was wünscht Ihr, Dämon?" „Rrhrhrh…“ Knurrte Asmodi zur Antwort und legte seinen Kopf schief. „Ich will den Lich. Er ist mein Eigentum. Mein Spielzeug. Ich will ihn zurück haben!“ Forderte er nüchtern. „Und dann… will ich die Zunft der Dämonenbeschwörer vernichten. Und schliesslich Zyranus stürzen. Dieser Hort von weltlicher Dekadenz!“ Knurrte er düster. Von Pelgar war nicht mehr die Rede. Schliesslich hatte Asmodi keinen Grund mehr dort hin zu reisen.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Die dunkle Seite » Dienstag 16. Juni 2009, 10:39

"Sonderlich selbstbewusst ist er ja nicht, wenn er sich hinter dieser Schale verbirgt." Dieser murmelnd abgegebene Kommentar erntete von Véllins Seite aus nur einen verächtlichen Blick. Er ließ sich zu keiner Erwiderung oder Rechtfertigung auf Asmodis Niveau herab, wie er es selbst ausgedrückt hätte. Stattdessen stand er stolz und aufrecht vor dem sich zusammengekauerten Dämon und erwiderte lieber das gegenseitige Mustern und Betrachten. Véllin runzelte die Stirn. Dieser kleine, wie ein Mensch aussehende Kerl sollte ein derart mächtiger Dämon sein, dass einer seiner Offiziere auf dessen Wunsch hin einen Kämpfer in den eigenen Reihen enthauptete? Der Kommandant wollte es kaum glauben, aber auch hatte Shargul berichtet, wie ehrfurchtsvoll selbst die Orks gewesen waren. Einer der beiden wirkte gar verschreckt. Es war jener, den das Seelenfeuer innerlich zerfressen hatte.
Was konnte eine derartige Kkreatur dazu veranlassen, sich in die Reihen möglicher Feinde zu begeben?

"Ich will den Lich. Er ist mein Eigentum. Mein Spielzeug. Ich will ihn zurück haben!" "Er ist unser Gefangener. Was gebt Ihr uns, Dämon, dass wir ihn Euch überlassen?" Tatsächlich war es so, dass die Dunkelelfen eher zufällig auf den Trott zyranischer Reisender getroffen waren. Die Magier hatten sogar Geld angeboten, um den Neldoreth sicher passieren zu dürfen, doch Véllin hatte sie nach Kosral kommen und dort hinrichten lassen. Allein dass sie die hier stationierten Dunkelelfen entdeckt hatten, durfte nicht als Information in Umlauf gehen. Kosral galt gewissermaßen als geheimer Stützpunkt, bis die Masse sie entdecken würde. Aber es wäre besser, wenn vorher Pelgar und auch Andunie gefallen sein würden. Dann besaß Morgeria die waltende Macht im Osten und konnte sich das übrige Celcia mit blankem Stahl vornehmen. So war es vorgesehen. Kleiner, widerliche Magier durften ihnen dabei nicht vorschnell in die Quere kommen. Dass sie Etelin zu einem Gefangenen gemacht und nicht gleich getötet hatten, lag einzig und allein daran, dass er offensichtlich nicht begriff, war um ihn herum vor sich ging. Er sabbelte nur und starrte leer in die Welt hinein. Von ihm ging keine Gefahr aus. Aber umbringen wollte man ihn nicht. Pelgar musste schon seine Gründe haben, einen solchen Lich in der Stadt haben zu wollen. Vielleicht ließ sich Etelin noch als gutes Druckmittel gegen die Hauptstadt einsetzen. Dies allein hatte ihn bislang am Leben gehalten. Die Dunkelelfen hielten ihn für wichtig. Und Hâgen Véllin glaubte langsam zu wissen, warum.
Er betrachtete Asmodi. Sicher weiß Pelgar um den Umstand, dass ein Dämon durch Celcia streift. Möglicherweise lässt er sich mithilfe Etelins, den er sein persönliches Spielzeug schimpft, lenken. Ja, so musste es sein. Doch was wollte der Dämon von Pelgar, dass sie ihn mit dem Lich unter Kontrolle halten mussten? Asmodi gab ihm die Antwort.

"Und dann ... will ich die Zunft der Dämonenbeschwörer vernichten. Und schließlich Zyranus stürzen. Dieser Hort weltlicher Dekadenz!" Véllin verzog keine Miene. Er trat einen Schritt näher an Asmodi heran. Furcht besaß er offenbar keine. "Zyranus ist Euer wahres Ziel? Nun, vielleicht wollt Ihr es im Namen des dunklen Herrschers vernichten, wie gefiele Euch das? Ihr dürft Bewohner und Stadt für Euch beanspruchen, sobald Ihr sie dazu gezwungen habt, aufzugeben. Oder sobald sie allesamt tot sind. Ich biete Euch für diese Tat nicht nur den Lich an, sondern einen Teil der hier stationierten Armee!" Véllin breitete die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst, um Asmodi die Bedeutung seiner Worte zu zeigen. "Werdet mein erster General und führt meine Truppen gegen die Magierstadt. Ihr sollt reich belohnt werden und erhalten, was Ihr begehrt. Ist das ein Angebot, auf das selbst ein Dämon eingehen würde?" Er lächelte verwegen und wartete nur darauf, dass Asmodi bejahte.

Mallahall, die vom Brunnen aus alles mitangehört hatte, war entsetzt. Zum ersten Mal bekam sie von den eigentlichen Plänen Asmodis etwas mit. Es erschreckte sie. Er wollte ihre Heimat vernichtet sehen? Mallahall hing nie sonderlich gern an Zyranus, sie war mit dem Ort eher weniger verbunden, was überraschend für eine Magierin war. Aber letzten Endes war es die Stadt, in der sie aufgewachsen und zu dem gemacht worden war, der sie nun darstelte: eine lichtmagische Heilerin. Sie konnte Zyranus doch nicht einem Dämon überlassen und ihm ausliefern, ohne etwas zu unternehmen!
Nicht einmal, wenn dieser Dämon Asmodi hieß. Er würde die Stadt und all ihre Bewohner vernichten und Mallahall glaubte irgendwie nicht daran, dass seine Worte Schauspielerei sein sollten. Die Augen Asmodis funkelten so. Und sie wusste, dass er dazu fähig war. Er hatte auch Adelmund auf dem Gewissen.
Mallahall trat mit demütiger Haltung - sie hielt noch immer das Sklavenspiel aufrecht - an seine Seite. Betreten stand sie da, konnte nicht glauben, dass Asmodi nach all der Arbeit, all dem Lernen tatsächlich noch immer solche Rachegelüste in sich trug. Dämonen waren wohl wirklich nicht vollkommen zum guten zu ändern und man würde ihnen niemals vertrauen können. Sie bickte schmerzlich zu Boden. Für einen Moment fragte sich Mallahall, ob er in dem gläsernen Käfig in Zyranus nicht hätte bleiben sollen. Dann verwarf sie den Gedanken. Was sollte sie mit Asmodi nun noch anstellen? "Etelin ... hilf mir", hauchte sie in ihrer aufsteigenden Verzweiflung und ließ den Kopf hängen.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Asmodeus » Freitag 26. Juni 2009, 22:47

"Er ist unser Gefangener. Was gebt Ihr uns, Dämon, dass wir ihn Euch überlassen?" In Asmodis Augenhöhlen flammte es bläulich auf. „DANN GEBT IN ZUKUNFT ACHT WEN IHR GEFANGEN NEHMT BASTARD!“ Keifte er den dunkelelfischen Würdeträger wütend an. Der Dämon gab sich ungemein sicher. Er knurrte erzürnt. „Wir kämpfen auf der gleichen Seite Goldknabe. Wir metzeln beide gerne Menschen dahin, wenn du mich fragst am liebsten Zyraner und Pelgarer Hehrhrhgghgh… ich habe bereits eine Schneise des Todes in der Nähe von Zyranus hinterlassen. Man nennt mich auch den schwarzen Tod.“ Tatsächlich sprach Asmodi dabei die seltsame Krankheit an zu dessen Bekämpfung der Medicus seinerzeit in einem kleinen Dorf gewesen war. Schwarze Würmer die aus allen Körperöffnungen krochen waren ein Symptom dieser Krankheit unter der auch er selbst kurze Zeit litt und welche so viele Menschen dahingerafft hatte. In diesem Dorf hatte er dann auch Zanraia kennen gelernt und die Krankheit mithilfe von Löwenzahn bekämpft. Oder so. Genau wusste es der Dämon nicht mehr und es war ihm auch egal. Niemand ausser ihm wusste was da wirklich grassiert hatte, seine Nachfolger dürften nur noch die verwesten Leichen angetroffen haben zu deren Bestattung sein törichter und tugendvoller Mediziner-Wirt nicht gekommen war. Mit diesen totbringenden Würmern hatte Asmodi ja Zyranus Wasserversorgung verpesten wollen, doch Mallahall und auch noch Adelmund hatten ihm da dazwischen gefunkt. Dies hatte dem Lichtmagier schlussendlich das Leben gekostet.

"Zyranus ist Euer wahres Ziel?“ Asmodi legte seinen Kopf schief und zischte: „Ihr solltet euch doch auch bewusst sein dass Zyranus die wahre Hochburg der Menschen sein wird, nicht Pelgar. Pelgars Mauern mögen dick und deren Soldaten stark sein. Doch ihre Mauer wird irgendwann bröckeln und die stärke durch Hunger und Armut dahinraffen. Bei den Magier ist das anders, die schöpfen aus einer ungeheuren Energiequelle, die zu besiegen wird weit schwieriger werden als Pelgar zu stürzen.“ Asmodi grinste. Offenbar stellten seine eigenen Aussagen bezüglich der Magierstadt für den Dämon keinen Grund dar sie nicht anzugreifen – notfalls auch Allein mit einer Sklavin und einem sabbernden Lich.

Nun, vielleicht wollt Ihr es im Namen des dunklen Herrschers vernichten, wie gefiele Euch das? Ihr dürft Bewohner und Stadt für Euch beanspruchen, sobald Ihr sie dazu gezwungen habt, aufzugeben. Oder sobald sie allesamt tot sind. Ich biete Euch für diese Tat nicht nur den Lich an, sondern einen Teil der hier stationierten Armee!"[/I]

“Nun, vielleicht wollt Ihr es im Namen des dunklen Herrschers vernichten, wie gefiele Euch das?“ „Ich verrichte meine Taten nur in meinem eigenen Namen! Euer Herrscher interessiert mich nicht auch er ist nur ein kleiner jünger Faldors. Götter puhawk… die sind nichts von Bedeutung für uns Wesen des Harax! ICH diene einzig dem Chaos und herrsche auch selbst darüber! Ich BIN Chaos! HahahahaahaharhrhrrrrrrrrrIhr“

“Ihr dürft Bewohner und Stadt für Euch beanspruchen, sobald Ihr sie dazu gezwungen habt, aufzugeben.“ „Mrhrrmmm…“ Dies schien dem Dämon zu gefallen. „Ich will den Magierrat höchstpersönlich für ihre Taten bluten lassen. Ich will Rache! Ich will die Macht über ihre Söhne, Töchter, Weiber und ihr Getier, ihre Diener, Freunde und Getreuen haben! Sie alle sollen meine persönlichen Sklaven werden und in Schimpf und Schande als Lustloch für eure Orks dienen HAHEHERHRHRHRHRH!“ Schon lange nicht mehr hatte Mallahall solch einen erschreckenden Einblick in Asmodis sadistisches Denken erhalten. Welches noch immer so furchtbar war, dass es nur von einem Dämon stammen konnte.

Oder sobald sie allesamt tot sind. Ich biete Euch für diese Tat nicht nur den Lich an, sondern einen Teil der hier stationierten Armee!" „Narr! Ich soll alleine die Stadt stürzen und dann willst du mir eine Armee schicken? Zu was? Meinem Schutz? Ahahah. Ich will den Lich… jetzt und wagt es nicht meine Geduld weiterhin herauszufordern!“

Um seine Drohung zu verstärken liess er kurz seine klauenbewehrte Hand bläulich aufflammen, er grinste zu den Orks hinüber. Die Nachricht über ihren traumatisierten Kollegen hatte sie bestimmt bereits erreicht. Solche Dinge verbreiteten sich in Militärlager oftmals wie üble Seuchen und drückten die Moral der ganzen Belegschaft. Dies war ein Wissen über welches der Medicus verfügt hatte und das machte sich Asmodi nun zu nutze.

"Werdet mein erster General und führt meine Truppen gegen die Magierstadt. Ihr sollt reich belohnt werden und erhalten, was Ihr begehrt. Ist das ein Angebot, auf das selbst ein Dämon eingehen würde?" „Hol mir einen Rüstungsmacher her! Ich will nicht weiter in diesen Fetzen herumwandeln!“ Entwickelte Asmodi da gerade sowas wie Eitelkeit? Offenbar imponierte ihm die prunkvolle Rüstung seines Gegenübers doch mehr als er vielleicht zugeben wollte. „Und dann will ich den Lich, einen Ungestörten Nistplatz und MEINE RUHE! Niemand… absolut niemand wird sich an meinem Gefolge vergreifen oder ich werde EUCH persönlich dafür zur Rechenschaft ziehen.r.hrr.hr..“
Somit ging Asmodi auf den Handel ein.

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Re: Der Vorhof

Beitrag von Die dunkle Seite » Montag 29. Juni 2009, 11:57

Mallahall erhielt neue Erkenntnisse in das Wesen, das sie Freund nannte und dem sie vertraute - bis jetzt. War es eine List? Sie konnte es sich nicht wirklich vorstellen. Denn warum wohl würde Asmodi sonst plötzlich nach Zyranus gehen wollen? Seine Augen waren blaue Feuer. Er handelte hier und zwar nicht aus Gründen der Tarnung. Nein, er hatte es wirklich auf die Magierstadt abgesehen.
Dass sie nun nicht mehr nach Pelgar ziehen mussten, weil Etelin hier in Kosral war, verstand die Lichtmagierin und sah sich dessen erleichtert. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es leichter würde, Etelin hier herauszubekommen als aus der Hauptstadt, in der sie Asmodi erst einmal hätte unter Kontrolle halten müssen und das für eine ganze Weile. Dennoch, warum kam dem Dämon nicht in den Sinn, ein anderes Ziel für eine mutmaßliche Zerstörung zu erwählen? Grandessa, zum Beispiel, denn dort mussten Zanraia und Castus stecken. Mallahall hoffte dies und klammerte sich fest an den Strohhalm, beide würden noch leben. Sie wünschte es sich, doch konnte sich die Maga nicht lange auf jene Wunschträume konzentrieren. Asmodi und Hâgen Véllin unterhielten sich, verhandelten weiter und das Ergebnis war erschreckend!

Asmodi gab durchaus schlüssige Argumente ab, warum sich Zyranus als Hochburg der Menschen entwickelt habe, obgleich dort auch Zwerge, Gnome und andere Rassen lebten, studierten, forschten und lehrten. Er säuselte dem Dunkelelfen-Veteran mehr und mehr Worte zu, die erahnen ließen, dass Zyranus wirklich ebenfalls ein harter Brocken werden könnte.
Kommandant Véllin verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Stirn lag in Falten, die Augen waren nachdenklich zusammengekniffen, der Kopf ein wenig gesenkt. Er ließ sich die Worte des Dämons durch den Kopf gehen. Mallahall starrte Asmodi ungläubig an. Was sagst du denn da?! Warum lenkst du die Dunkelelfen auf meine Heimat?! Das sprach ihr Blick, aber vermutlich ignorierte Asmodi es sogar dann noch, wenn sie es direkt ausgesprochen hätte.
Sie musste erkennen, dass alle Kontrolle, selbst jene durch ihre Befehle, weil Asmodi sie als Dämonenherrin erwählt hatte, Lug und Trug waren. Mallahall besaß nichts, weder Kontrolle noch Macht über dieses Viech. Er würde sich niemals ändern, er war nur ein begnadeter Schauspieler. Während Asmodi sich fast vollkommen dem Größenwahn hingab, weinte seine zur sklavin degradierte Herrin stumme Tränen. Die Dunkelelfen beobachteten sie aufmerksam, aber niemand zog die richtigen Schlüsse. Mallahall weinte um all die Mühe und die falsche Hoffnung, die sie sich gesetzt hatte. Alles nur Schein, Asmodi war noch immer er selbst. Sie weinte um einen Freund, wo das dunkle Volk glaubte, sie heule ihrer Heimat nach. Nein, das nicht. Mallahall fürchtete sich nur davor, dass Asmodi eine ganze Armee an Dunkelelfen und Orks gegen Zyranus führen könnte. Sie fürchtete die vielen Toten und all das Elend, das Leid tausender Unschuldiger und eine Niederlage für alle Beteiligten.
Unbewusst wischte sie mit dem Unterarm über ihre Augen.

"Ich will den Magierrat höchstpersönlich für ihre Taten bluten lassen. Ich will Rache! Ich will die Macht über ihre Söhne, Töchter, Weiber und ihr Getier, ihre Diener, Freunde und Getreuen haben! Sie alle sollen meine persönlichen Sklaven werden und in Schimpf und Schande als Lustloch für eure Orks dienen HAHEHERHRHRHRHRH!"
Das war zu viel. Nun sollte Asmodis Plan einen unschönen Riss bekommen, einen Riss aus Licht. Mallahall dachte weder an Konsequenzen für sich und den Dämon oder Etelin, noch daran, in ihrer Rolle zu bleiben. Seine Worte waren einfach zu glaubwürdig und es zerriss ihr das Herz, Asmodi nach all der Zeit noch so reden zu hören. Niemand konnte ein derartiges Schauspiel darstellen - niemand, von dem sie glaubte, ihm ein wenig Moral und Mitgefühl beigebracht zu haben.

Asmodi stellte weitere Forderungen, unterstrich sie mit blauen Flammenhänden und einem Blick, der den abergläubischen Orks gewidmet war. Deren Mienen waren erstarrt. Aber dann geschah etwas, das wohl keiner für möglich gehalten hätte.

Mallahall trat vor, zwischen Asmodi und Véllin, aber Letzterem kehrte sie den schlanken Rücken zu, als sie sich umdrehte. Nie zuvor hatten diese saphiblauen Augen, die sonst so voller Güte waren, derart gestochen scharf in die Welt geblickt. Mallahall starrte Asmodi an, Wut, Zorn, aber vor allem Enttäuschung spiegelten sich in ihrem Blick wieder. "Nein, das wirst du nicht wollen, beim Segen Lysanthors! Was habe ich mich bemüht, dir eine Chance in dieser Welt zu geben! Du hast Besseres zu tun als deinen Rachegelüsten nachzugehen, Asmodeus!" Sie wandte den Mischnamen an, den er sich selbst geschaffen hatte. Sie band ihn an seinen Wirt, erinnerte ihn, dass es nicht sein Körper war, den er hier für böse Zwecke missbrauchte und lenkte. Sie erinnerte ihn an einen älteren Befehl. Er sollte sich um seinen Wirt kümmern und auf ihn hören. Sie erinnerte einen Dämon, dass dieser mit seiner verdorbenen, unreinen Seele an ein Menschenleben gebunden war und es achten musste. Und dann erinnerte sie ihn, dass es nicht das einzige Band war, das er geknüpft und sich darin verflochten hatte. "Wir müssen deine Familie finden! Du hast einen Sohn zu versorgen, begreifst du das nicht?! Die Zeiten wie du sie kanntest, wie du sie im Harax gewohnt warst, sind vorbei! Der Harax ist ein Ort, an dem nur Dämonen leben können. Du kannst Celcia nicht auch zu einer solchen Welt verkommen lassen. Und du ...", Mallahall holte tief Luft. Ihr Befehl schnitt sich durch selbige wie ein heißes Messer durch Stränge von Haut und Gewebe. "Du wirst keinen Rachefelzug gegen Zyranus oder irgendeine andere celcianische Stadt führen. UND JETZT SETZ DICH HIN UND HALT STILL!"

Mallahall griff sich an die Stirn. Sie keuchte. Das war sehr anstrengend, ihr Kopf schmerzte. Sie fühlte sich müde, aber sie durfte jetzt nicht einfach alles an sich vorbeiziehen lassen. Dunkelelfen wie Orks starrten sie an. Mallahall wandte sich langsam um, ganz langsam. So wie Asmodis Augen und Hände in Flammen aufgingen, so erstrahlte diese Frau nun in einer Aura aus Licht. Einige Dunkelelfen drehten angewidert die Gesichter fort.
Mallahall und Hâgen Véllin schauten einander an. Beide besaßen einen Blick, der hätte töten können, so scharf war er. "Wir wollen Etelin", sagte die Magierin, "dann werden wir gehen." Es war keine Forderung, sie legte hier nur offen dar, was gleich passieren würde und ließ keine weiteren Optionen. Doch Véllin erwählte sich seine eigene. Das Schwert wurde mit Schnelligkeit und einem Sirren aus der Scheide gezogen. Kurz blitzte die pechschwarze Klinge wie ein dunkles Omen auf, dann durchschnitt der Schatten aus Stahl die Luft und fraß sich in Mallahalls Leib. Sie starrte, ächzte und blieb einen Moment wie erstarrt stehen. Endlich gaben ihre Beine nach. Mit dem Schwert im Unterleib glitt sie wie eine kraftlose Puppe zu Boden und auf die Knie. Ihre Finger umfassten den Griff, den Véllin losgelassen hatte. Der Dunkelelf stand da und beobachtete, wie Blut Mallahalls Kleidung benetzte und sich immer weiter auf dem Stoff ausbreitete.
"Haltet Eure Sklavin besser im Zaum", sagte der Kommandant ungerührt. "Es bleibt beim abgeschlossenen Handel? Immerhin habe ich sie nicht angerührt ... sie ist durch ihre eigenen Worte in mein Schwert gestürzt." Er grinste. "Aber es ist ja nur ein Mensch, ich gebe Euch eine neue Sklavin. Eine Elfe vielleicht?"

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