Die Sache mit dem Erinnern

Unbestrittener Ort für Wissenschaft und Forschung. Hier herrscht die Heilung mittels Magie vor, doch findet man auch den ein oder anderen einfachen Medicus im Gebäudekomplex.
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Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Erzähler » Montag 11. Dezember 2023, 10:17

Kyano kommt von: Der Schankraum

Draußen herrschte bedeutend mehr Trubel als noch in der Taverne. Zu dieser Zeit, es musste ungefähr Mittag sein, befanden sich die meisten Zyraner bei ihren Studien oder der Arbeit. Beides war für Kyano im Moment nebensächlich, denn Student durfte er nicht mehr sein und Arbeit hatte er keine. Somit blieb dem Magier alle Zeit der Welt, um sich mit bedeutend interessanteren Dingen abzulenken, als mit Problemen zu befassen. Rubina hatte Kyano an der Hand hinausgezogen und blieb dann neben dem Eingang kurz stehen. Immer wieder gingen Magier und Familien an ihnen vorbei, bevölkerten die breiten Straßen der Stadt und machten jene lebendig. Es wurde geschwatzt, gelacht und diskutiert. Zyraner waren immer an einer gepflegten Konversation interessiert und diskutierten neuste Wissenschaften und magische Belange. Irgendwo krähte ein Kind, weil es gerne einen der magischen Lutscher haben wollte, die im Schaufenster Kunden anlocken sollten, indem sie winkten. Doch das alles war nicht das, was Kyano interessierte. Er suchte einen ganz bestimmten Kopf und zwischen den teilweise spitzen Hüten und lustigen Frisuren, fand er ihn gerade noch an der obersten Spitze der Straße zur Schenke. Jetzt bog sie um die Ecke und verschwand aus seinem Sichtfeld. Kyano musste sich beeilen, denn die Fremde hatte ganz offensichtlich aufgehört zu glauben, er und Rubina würden ihr noch weiter behilflich sein als ohnehin schon. Zudem glaubte sie, dass die beiden eine Romanze hatten, was Kyano’s Pläne, für ein dankbares Stelldichein in weite Ferne rücken ließen. Allerdings würde er die Unbekannte wohl kaum vom Gegenteil überzeugen können, wenn Rubina weiterhin dabei wäre. Doch die Feuerhexe hatte sich, aufgrund seiner Bitte, bereiterklärt, ihm zu helfen und darauf konnte er sich auch verlassen. So löste Rubina ihre Hand von seiner und schien die Weißhaarige auch gesehen zu haben. „Komm, sie läuft in die falsche Richtung.“, bemerkte sie und eilte an den vielen Passanten vorbei, um die andere einzuholen. Als auch Kyano und Rubi die Straßenecke erreichten, war die Weißhaarige erneut nicht zu sehen. „Verflucht. Wo rennt sie denn hin?“, murrte Rubi und sah sich noch mal gründlich um. Doch von der Fremden fehlte jede Spur. Rubina war schon drauf und dran genervt aufzugeben und die Schultern zu zucken, da tauchte der weiße Schopf tatsächlich wieder auf. Offenbar war sie in eines der Geschäfte für alte Bücher gegangen, um nach dem Weg zu fragen. Denn sie kam nun auf sie zu, ohne mit ihnen zu rechnen. „Hey!“, rief Rubin, um auf sich aufmerksam zu machen und winkte kurz. Die Fremde stutzte und runzelte dann leicht die Stirn, bevor sie sich den Weg zu dem Pärchen suchte. „Nanu?“, fragte sie und musterte Kyano und Rubina mit einem fragenden Lächeln. „Wir haben uns entschieden, dich doch zum Heiler zu bringen. Zyranus ist… naja groß und so und du verläufst dich nur.“, erklärte Rubina und wirkte nicht gänzlich zufrieden damit. Die Fremde warf jedem noch mal einen Blick zu und schien sich zu fragen, ob das einen anderen Grund haben könnte, da Rubina klargemacht hatte, was sie von ihr hielt, doch dann zuckte sie die Schultern und lächelte ehrlich. „Danke. Ich hatte nach dem Weg gefragt, aber… ich bin froh, wenn ihr mir helft.“, sagte sie erleichtert und folgte dann den beiden, in die andere Richtung.

Der Weg gestaltete sich recht schweigsam, jedenfalls zu Beginn. Irgendwie war die Stimmung eigenartig und keiner wusste so recht, miteinander umzugehen. Zumindest den Frauen schien das so zu gehen. Rubina tat hier Kyano einen Gefallen – so als gute Freundin – doch etwas an der Fremden, ließ sie noch ruppiger werden, als sie sowieso schon sein konnte. Auch ging Rubina stets zwischen Kyano und der Weißhaarigen – ob nun aus Absicht oder unbewusst, blieb vorerst ungeklärt. Der Weg aber war den Göttern sei Dank nicht zu weit, sodass sie nach einigen wenigen Biegungen tatsächlich vor dem mehr als imposanten Gebäude des Hospitals standen. Es sah der Universität gar nicht sehr unähnlich aus, hatte es doch die selbe Grundsubstanz an Baumaterial. Dennoch bestand das Hospital aus mehreren Gebäuden und einer Allee aus Bäumen, die den einzigen Weg zum Haupteingang säumten. Neben dem Hauptgebäude gab es noch vier kleinere Gebäude, die allesamt verschiedene Fachrichtungen beherbergten. Sie jedoch steuerten den Weg zum Haupteingang an, denn dort würde man ihnen gewiss weiterhelfen können. Immerhin wussten sie nicht so recht, was sie eigentlich genau suchten. Die Fremde aber sah sich tatsächlich staunend um und drehte sich während des Weges immer mal wieder um sich selbst. Es war ganz offensichtlich beeindruckend für sie, diese Architektur zu sehen und ganz intuitiv schien sie so etwas nicht recht zu kennen. Als die Drei durch den großen Torbogen traten, sahen sie geschäftige Magier umherlaufen, sich beratschlagen und in der kühlen Sonne sitzen, um einige Unterlagen zu studieren oder zu schreiben. Sie sahen Patienten, die Ausgang hatten, sofern sie konnten. Einige an Gehhilfen, andere mit Bandagen und Verbänden, wieder andere in rollbaren Stühlen. Niemand nahm wirklich Notiz von ihnen in dieser gartenähnlichen Anlage und so konnten sie ihren Weg fortsetzen und traten schließlich durch die hohe Tür in das Innere des Spitals ein. Hier veränderte sich die Geräuschkulisse und hallte von den steinernen Wänden wider. Auch hier sahen sie Heiler in klassischer, weißer oder auch grauer Gewandung, mit Hörrohren um die Hälse und jeder Menge Zettelkram in den ausladenden Taschen.
Eine ältere Dame befand sich zu ihrer Rechten, die hinter einem hohen Pult stand und gerade einige Unterlagen studierte. Als die drei auf sie zutraten, sah sie auf und musterte sie erst streng, dann lächelte sie. „Willkommen im Hospital zu Zyranus. Wie kann ich helfen? Notfall? Besuch? Termin?“, fragte sie zackig auf Celcianisch und machte deutlich, dass sie das den lieben langen Tag tat. Die braunen Augen sahen über die Halbmondbrille hinweg und ihr kupferrotes Haar war zu einer buschigen Dauerwelle gemacht. Sie trug eine viel zu auffällige Brosche einer Gans über dem linken Busen und hatte auch ansonsten eher einen Mottenkugel-Geruch anhaften. Ihr Gesicht war rundlich und ein wenig überschminkt, doch war sie scheinbar hilfsbereit und erwartete nun eine Erklärung, wie sie den drei jungen Leuten weiterhelfen konnte. Rubina trat etwas vor: "Öhm... Notfall vermutlich. Sie kann sich nicht erinnern.", bemerkte sie schnörkellos und deutete auf die Weißhaarige. Die Augen der Alten flogen zu ihr und ihr Lächeln wurde eine Spur herzlicher. "Liebes, das ist ja unschön. Gut, dann füllt bitte diese Unterlagen aus und gebt sie mir wieder.", überreichte sie ihnen ein Klemmbrett mit einem Pergament. Bevor sie sich in einen Wartebereich setzen konnten, ertönte abermals die Stimme der Alten: "Und du bist ihr Freund? Mann? Bruder?", fragte sie Kyano und sah von ihm zu ihr. "Nur Angehörige dürfen mit rein und du...", sie sah zu Rubina, "bist wohl eher nicht verwandt?"
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Kyano » Mittwoch 13. Dezember 2023, 12:55

Er hatte schon seit langem eine Schwäche für schöne Frauen und gab das auch offen zu. Warum auch nicht? Er selbst sah gut aus, war ein toller Liebhaber und niemand, der viele Ansprüche an das Drumherum hatte. Es sollte ihnen beiden Spaß machen, von beiden freiwillig sein und schon konnte es losgehen. Liebe und den ganzen gefühlsduseligen Schnickschnack suchte er nicht und wollte ihn auch nicht haben. Nicht, solange es nicht von der einen bestimmten Konstante in seinem Leben kam. Und diese zierte sich eben, sodass er sich solange anderweitig austobte.
Dass dabei auch Fremde ins Spiel kamen, war nicht von der Hand zu weisen. Gerade das Unbekannte konnte schließlich seinen Reiz haben! Im Moment lief es ihm aber eher davon und das wurmte ihn, reizte ihn zugleich und weckte seine Neugier. Noch dazu wollte er seinen Plan, als Dank eine heiße Nummer zu bekommen, nicht so leichtfertig aufgeben. In der Hinsicht konnte er durchaus hartnäckig und ausdauernd sein!
Und vielleicht hatte er auch einen kleinen Funken guten Herzens dabei, als er erneut laut überlegte, ob man der Weißhaarigen nicht helfen sollte. Natürlich würde er das auch alleine tun, hatte er ja schließlich schon! Aber wohler wäre ihm durchaus, wenn Rubina mit von der Partie wäre. Auf sie konnte er sich verlassen, sie war seine Stütze und er wollte sie einfach an seiner Seite haben.
An die Möglichkeit, was sich zu dritt alles Schweiniges ergeben könnte, dachte er dabei ausnahmsweise nicht. Nicht, weil er so etwas nicht erleben wollte, im Gegenteil! Er hatte es schon manches Mal genossen und konnte nur Positives darüber sagen, inklusive seiner eigenen Standfestigkeit, die ihn noch tagelang hatte grinsen und Scherze darüber machen lassen. Nein, tatsächlich hatte er diese Vermischung von seiner Feuerhexe mit einer anderen nicht vor Augen, weil... nun ja, weil das eine nun einmal nichts weiter als Spaß und viel, viel Schweiß war und das andere... undefinierbar und trotzdem viel mehr. Das wollte er nicht miteinander verbinden, weil es für ihn nicht passte.
Sollte jemals zwischen ihm und Rubina etwas laufen, dann wäre es exklusiv nur für sie und sonst keine. Ob und wie lange stünde auf einem anderen Blatt geschrieben, aber in dem Moment wäre sie sein Ein und Alles in jeglicher Hinsicht. Und bis dahin... Ja, er wollte der schönen Unbekannten nach, aber nicht, indem er seine Freundin stehen ließ, ganz gleich, was diese von ihm halten mochte.
Ohnehin war er nicht sonderlich mit Redegewandtheit geschlagen, bis die Fremde das Wirtshaus verlassen hatte und zumindest eine Art Ablenkung aus seinem unmittelbaren Blickfeld verschwand. Schon legte sich seine Hexe ins Zeug und wollte ihm nun ihrerseits die Sinne verwirren. Das gelang ihr gut und er wähnte sich schon am langersehnten Ziel, als das Bild der Weißhaarigen vor seinem inneren Auge aufblitzte.
Irgendwie... hatte er kein gutes Gefühl dabei, sie so einfach ziehen zu lassen. Ob es daran lag, dass sie ihn noch nicht rangelassen hatte? Das war ziemlich wahrscheinlich, aber es war nicht alles. Irgendwo tief in ihm drinnen schlummerte eben ein gutes Herz.
So kam es, dass er die Gelegenheit verstreichen ließ, da er spürte, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war. Vielleicht käme es nie wieder, aber im Moment... nein, das war einfach nicht richtig. Stattdessen begann er den Tanz auf dem Vulkan, indem er Rubina an seinen Gedanken teilhaben ließ. Er wollte sie nicht kränken damit, obwohl er befürchtete, dass er es durchaus tat, also redete er weiter, bis sich das Gewitter ein wenig aufhellte.
Bei ihrem Necken grinste er ebenfalls und kratzte sich verlegen den Hinterkopf. "Äh... wieso hab' ich grad das Gefühl, das wirst du mir jetzt noch oft unter die Nase reiben? So richtig schön, mit viel Genuss?", konterte er und war merklich erleichtert darüber, es nicht ganz versaut zu haben.
Schon griff sie nach seiner Hand und regelte wie immer alles mit Leichtigkeit, ehe sie ihn hinaus zog. Bei ihrer Behauptung jedoch verzog sich seine Miene, als hätte er in eine saure Frucht gebissen. "Langsam, langsam, ja? Sagen wir lieber, wir retten einen... schönen Arsch.", beschwichtigte er und stockte kurz dazwischen, um seine Wortwahl abzumildern.0 Denn eigentlich war ihm etwas vollkommen anderes auf der Zunge gelegen, doch in Anbetracht dessen, dass er keine neue Bekanntschaft mit heißen Flammen machen wollte, ließ er es lieber bleiben.
Hätte er indes ihre Gedanken gekannt... er hätte sie berichtigen können, müssen, wollen. Doch er war auf diesem Auge blind, wahrscheinlich mehr, als ihm gut tat.
Es kam allerdings zu keiner Aufklärung, nicht einmal durch Zufall, denn draußen umfing sie der gewohnte Trubel der Stadt und ihre selbst gewählte Aufgabe war Ablenkung genug. Sein Blick glitt durch und über die Menge, immer dorthin, wo sich gerade eine Öffnung auftat. Dass er dabei noch immer Rubinas Hand hielt, fiel ihm kaum auf. Und noch weniger, dass er dieses Gefühl ihrer zarten Finger in seiner Pranke ziemlich mochte.
Endlich entdeckte er die weißhaarige Pracht. "Da drüben!", machte er seine Freundin drauf aufmerksam und deutete in die Richtung, um sie im nächsten Atemzug direkt mit sich zu ziehen. Hatte er zumindest vorgehabt, hätte sie sich ihm bei dieser Gelegenheit nicht entzogen. Einen flüchtigen Moment sah er sie irritiert an und hatte das Gefühl, dass ihm etwas fehlte, aber dann erinnerte sie ihn an sein Vorhaben und seine Aufmerksamkeit wanderte weiter.
Gemeinsam mit ihr stürzte er sich in die Menge und versuchte, sich einen Weg gegen den Strom zu bahnen. "Vorsicht! Achtung! Heiße Ware! Aus dem Weg!", rief er, um sich auf diese Weise leichter durch das Gedränge durchwursteln zu können. Bei der heißen Ware konnte er nicht anders, als seine Feuerhexe frech anzugrinsen, auch wenn er fest damit rechnete, dass es ihm gleich ziemlich heiß werden würde, nur eben auf die unangenehme Weise. Doch das war es ihm wert!
Trotzdem war es nicht gerade einfach, sich so zu zweit durch drängen zu können und schnell voran zu kommen dabei, ohne sich obendrein noch zu verlieren. Endlich erreichte auch er, natürlich nach Rubina, die Ecke und spähte über ihre Schulter in die Gasse. Seine Augenbraue hob sich an und er kratzte sich am Hinterkopf. "Äh... hab ich was verpasst? Können Windmagier sich in Luft auflösen? Das hätten die mir früher sagen sollen, dann hätt' ich vielleicht mehr geübt!", spöttelte er, um seine Enttäuschung zu verbergen bei dem Anblick der leeren Gasse.
Da hatte er sich mit seiner Freundin angelegt, die Chance auf einen heißen Kuss sausen lassen und wofür? Bevor er allerdings weiteren Blödsinn von sich geben konnte, öffnete sich eine Ladentür und die Weißhaarige erschien wieder.
Er stieß hörbar die Luft aus und schüttelte verwirrt den Kopf, weil er, im Gegensatz zu den Frauen, nicht auf die Idee gekommen wäre, nach dem Weg zu fragen. Wozu auch? Sollte es ihm bestimmt sein, einen Ort zu finden, würde ihn der Wind schon hintreiben... irgendwann und irgendwie! Jedoch war er auch erleichtert darüber, sie gefunden zu haben. So in seinem eigenen, inneren Wirrwarr verstrickt, war es wieder an der Feuermagierin, die Initiative zu ergreifen und sie als Trio zusammen zu führen.
Auch übernahm sie die Erklärung, während Kyano noch selig lächelte ob der Tatsache, dass die Unbekannte wieder vor ihm stand. "So sieht man sich wieder.", bemerkte er wenig passend und zwinkerte ihr zu.
Schließlich grinste er verschmitzt und nickte, denn ihre letzten Worte begriff sogar er. Und es brachte ihn auch seinem eigentlichen Begehren wieder näher, glaubte er. "Natürlich helfen wir. Nicht alles in der Stadt ist so penibel sortiert wie die Akademie, da kann man sich schnell schon mal verlaufen.", meinte er beschwichtigend und legte Rubina frech einen Arm um die Schultern. "Eignet sich aber auch ideal dazu, wenn man Fersengeld geben muss. Jede Menge verwinkelte Gassen mit schmalem Durchschlupf.", plauderte er weiter fröhlich und dachte an einen Abend vor ein paar Jahren, an denen ihm das zugute gekommen war.
Er hatte sich auf das falsche Mädel eingelassen... besser gesagt, sie beide hatten ideal zusammen gepasst, jedoch hatte das deren Verlobter nicht so gesehen. Und bevor er sein schönes Gesicht zu intensive Bekanntschaft mit der fremden Faust hatte machen lassen müssen, war Rubina, wie so oft, seine Rettung gewesen. Zu ihr in den Schankraum hatte er sich geflüchtet und sie hatte ihm gesagt, wie er vom Hinterhof aus am schnellsten seinen Arsch in Sicherheit hatte bringen können. Wie gut, dass der Kerl damals nicht rausgefunden hatte, wer ihm da Hörner aufgesetzt hatte, sonst wäre er wohl nirgends in Zyranus noch sicher gewesen! So allerdings war ihm der Abgang geglückt und seine Visage war gerettet. Auch wenn er sich im Anschluss daran eine gehörige Standpauke von seiner Feuerhexe, inklusive bisschen Zündelei, hatte anhören müssen. Was hätte er denn tun sollen? Wenn die Mädels die Finger nicht von ihm lassen konnten, wer konnte es ihnen verdenken?
Aber das wollte er jetzt lieber nicht zu sehr aufwärmen, sondern sich den Frauen anschließen und eine davon zum Heiler bringen. Wobei er gar nicht bemerkt hatte, wann und wie Rubina sich seinem Arm entzogen hatte. Na ja, war vermutlich auch passender so im Moment, nachdem sie sich nun wieder ins Getümmel stürzten. Irgendwie... herrschte Schweigen zwischen ihnen und Kyano kam es merkwürdig vor. Obwohl, Rubina war nicht immer eine Quasselstrippe und von der Unbekannten wusste er es ja noch nicht. Doch ihn beschlich die leise Ahnung, dass da was nicht stimmte.
So nutzte er die Gelegenheit, dass seine Freundin sich zwischen ihn und die Weißhaarige geschoben hatte, und streifte kurz mit seiner Hand die ihre. "Danke!", raunte er ihr zu, in der Hoffnung, damit die Wogen glätten zu können.
Dann sah er über ihren Kopf hinweg die Fremde an. "Kannst du dich eigentlich an irgendwas erinnern? Oder ist alles komplett weg?", fiel er mit der Tür ins Haus, mit wenig Feingefühl, jedoch schlicht zweckmäßig. Und neugierig war er sowieso.
Wenige Abbiegungen später hatten sie ihr Ziel bereits erreicht. Da er dieses Gebäude kannte, hatte er keinen wirklichen Blick dafür übrig oder staunte über die Architektur oder ähnliches. Wie es der Unbekannten erging? Er hatte keine Ahnung, allerdings bewies ihm ihre Mimik, als er sie ansah, was sie wohl fühlen mochte.
Ein feines, selbstzufriedenes Grinsen umspielte seine Mundwinkel, als wäre dieses Gebäude seine Leistung. "Beeindruckend, nicht wahr? Wir in Zyranus geben uns nicht mit Kleinigkeiten zufrieden!" Er zwinkerte ihr zu und deutete zum Hauptgebäude, wohin sie sich bewegten. "Und die Ärzte hier sind die Besten in ganz Celcia! Die können dir sicher deine Erinnerungen zurück bringen." Davon war er wirklich überzeugt.
Daraufhin erreichten sie den Eingang und betraten das große Gebäude, in dem ein ebensolcher Trubel herrschte wie draußen. Nur mit dem Unterschied, dass es hier Mauern gab, an denen sich die Geräusche stießen und widerhallten. Noch während der junge Mann diesen Eindruck in sich aufnahm, meldete sich neben ihnen eine Stimme, die ihn ob ihrer plötzlichen Präsenz erschreckte.
Er zuckte leicht zusammen und sah einen Moment lang äußerst verwirrt drein, ehe er schief lächelte. Diese Frau war... eindeutig nicht sein Fall und er musste an sich halten, um nicht zu sehr die Nase zu rümpfen über den Mottenkugelgeruch, der von ihr ausging. Aber dann hatte er sich wieder im Griff, als Rubina auch schon vortrat und er innerlich aufatmete, weil sie das Reden übernahm. Zumindest solange, bis... bis es um ihr Verhältnis zueinander ging.
Während seine Freundin schon das Klemmbrett hatte und es für alle Beteiligten besser wäre, wenn nicht er seine Klaue auf dem Pergament festhalten würde, wurden sie noch einmal mit einigen Fragen zurück gehalten. So ein Mist aber auch, daran hatte er gar nicht gedacht! Na ja... dann musste er eben improvisieren.
Nach einem kurzen Moment des Zögerns lächelte er die Frau so strahlend an, wie er es sonst bei seiner Mutter tat. Bevorzugt dann, wenn er sie milde stimmen wollte, weil er was ausgefressen und sie davon erfahren hatte. "So kann man das nicht sagen.", begann er und legte ein weiteres Mal todesmutig den Arm um Rubinas Schultern. "Ich bin der... äh... Cousin und das ist meine... meine Verlobte. Wisst Ihr, wir wollten ja eigentlich längst heiraten, aber die letzten Wochen... Na ja, Ihr versteht sicher, warum wir da nicht feiern konnten. Das macht uns also beide zu Verwandten, richtig?" Er lächelte noch immer und zog seine Freundin enger an sich, damit sie nicht auf die Idee käme, seine Lüge gleich mal mit der Wahrheit auffliegen zu lassen.
Dass er sich damit gehörig in die Nesseln gesetzt hatte, war ihm klar. Doch hatte sie ja zugestimmt, ihm zu helfen und somit... wollte er sie jetzt auch nicht einfach stehen lassen. Genauso wenig, wie die Fremde allein hier warten und Pergamentzettel ausfüllen sollte. Nur... ob er damit durchkäme?
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Erzähler » Samstag 16. Dezember 2023, 13:43

Zum Glück hatten sie die Schöne wiedergefunden. Kyano wusste derzeit nicht so recht, was er eigentlich genau wollte, da war es natürlich besser, sich einfach alles offenzuhalten. Man wusste ja nie, wann man eine Gelegenheit packen konnte. Und je mehr Möglichkeiten, desto mehr… nun… ja Möglichkeiten. Der Weg zum Hospital war irgendwie seltsam. Die Frauen schienen nicht wirklich miteinander grün zu werden und Kyano stand zwischen den Stühlen. Dabei war die Fremde einfach nur ein Zufallsfund und regte allenfalls seine Fantasie. Was Rubina indes mit ihrer Nähe in der Taverne bezwecken wollte, wusste er nicht. Seine Freundin hatte bisher nie auch nur ansatzweise klargestellt, welche Gefühle sie für ihn hegte, sodass er sich stets anderweitig hatte umschauen müssen. Sicher, im Spaß hatten sie schon das eine oder andere Lippenbekenntnis getätigt, aber… meist, um unliebsame Frauen, die nun nicht mehr genug von Kyano bekamen davon abzuhalten, ihn heiraten zu wollen. Oder wenn Rubina einen Verehrer hatte, dann war es Kyano, er sie mit Freuden herausboxte. Ansonsten aber war da nie etwas gelaufen und während sich bei ihm Gefühle regen wollten, die er erfolgreich ignorierte, da schwieg sich Rubina gänzlich aus. Und jetzt? Jetzt hatte es fast soweit sein sollen, aber er zog die Fremde ihr vor. Hatte sie vielleicht mit Absicht in Aussicht gestellt, dass sie mit ihm reden wollte? Wäre es möglich, dass sie sich zwar nicht über ihre Gefühle sicher war aber ihn dennoch nicht gänzlich hergeben konnte? Nun jedenfalls besaß die Unbekannte wieder alle Aufmerksamkeit und alles, was Rubina und Kyano privat betraf, musste warten. "Kannst du dich eigentlich an irgendwas erinnern? Oder ist alles komplett weg?", versuchte er sich an lockerer Konversation und die Schöne richtete ihre grünen Augen auf ihn. Sie lächelte sogar, also hatte er es trotz fehlendem Feingefühl nicht vermasselt. „Im Moment…, da kann ich mich wirklich nicht recht erinnern. Ich weiß nicht… es wirkt alles so in greifbarer Nähe, aber ich komm dennoch nicht heran.“, ihr Blick wurde nachdenklich und sie wandte ihn wieder geradeaus. „Als wäre alles in den Wolken und… und würde sich vor mir verbergen. Ich will sie zur Seite schieben und sehen, was sich dahinter verbirgt aber… aber ich schaffe es einfach nicht.“, murmelte sie und runzelte die Stirn. Es musste ein beängstigendes Gefühl sein, seine Erinnerungen verloren zu haben. „Irgendjemand vermisst dich doch sicher.“, wandte Rubina ein und schoss hinterher: „Dein Mann zum Beispiel?“, fragte sie und brachte die Fremde damit ein wenig aus dem Konzept. „Wieso glaubst du das?“, fragte jene und Rubina zuckte grinsend die Schultern. „So, wie du aussiehst, überlebst du gewiss nicht lange auf dem freien Markt – oh, seht! Das Hospital!“, unterband sie alle weiteren Kommentare dazu. Es war ein wenig gemein, der Hübschen das zu unterstellen, doch Rubina war eben ein feuriges Gemüt und manchmal auch nachtragend.

Nachdem sie das Foyer betreten hatten und sich die ältere Frau ihrer annahm, musste noch geklärt werden, wer die Unbekannte zu den Untersuchungen begleiten würde. Allerdings wählte Kyano einen Weg, der ihm ein wenig den Schweiß auf die Stirn trieb. Er stellte Rubina als seine Verlobte vor und die Unbekannte als seine Cousine. Die Alte betrachtete das breite Lächeln seitens Kyano’s und schob ihre Brille zurecht. Erst wirkte es als wolle sie ihn hinauswerfen, doch dann erweichte sein Charme doch noch das welke Herz. „Nun, mein Lieber. Dann will ich mal nicht so sein. Ihr könnt sie begleiten.“, räumte die Alte ein und Rubina schob hastig seinen Arm von ihren Schultern. Sie blieb auch stehen, als sich die Weißhaarige hinsetzte und das Klemmbrett von Rubina nahm. Dann schaute sie auf die Worte und den Federkiel in ihrer Hand. „Name… Wohnort, Geburtsort… Grund des Besuchs…“, murmelte sie plötzlich und sprach eine Sprache, die keiner der anderen beiden verstehen konnte oder auch nur ansatzweise mal gehört hatte. Offenbar war die Fremde vertieft in ihre Gedanken, dass sie gar nicht bemerkte, was sie da sprach. Die Sprache aber klang… nun… wundervoll. Sie passte zu ihrer Erscheinung und war ebenso wundervoll anzuhören, wie sie anzuschauen war. Dann hob sie den Kopf und nickte kurz. „Ich habe den Grund ausgefüllt, der erklärt, wieso ich den Rest nicht ausfüllen kann.“, zuckte sie die Schultern und blickte beide an. „Was ist?“, fragte sie und war sich nicht bewusst, dass sie eine andere Sprache gesprochen hatte. „Fertig?“, wurde sie von Seiten der älteren Dame unterbrochen und sie nickte, stand auf und brachte das Brett zu ihr zurück. Sie studierte es und murmelte dabei, bevor sie nickte. „Gut. Dann geht ihr dort hindurch und ich lasse den Doktor wissen, dass ihr kommt.“, meinte sie und die Unbekannte nickte. „Vielen Dank.“ Sie wandte sich zu Kyano und Rubina und lächelte offen, dass ihr Gesicht strahlte. „Na dann, Cousin. Übrigens herzlichen Glückwunsch zu eurer Verlobung! Hat die Verzögerung etwas mit der Belagerung zu tun, die du erwähnt hattest?“, fragte sie Kyano, während sie dem Gang folgten, der sie zum Arzt bringen sollte. Offenbar glaubte die Schöne nun, dass das keine Lüge war. Wieso sollte sie auch? Der Gang führte sie hinein in einen abgetrennten Trakt. Es wurde deutlich sauberer alles und links, sowie rechts vom Gang gingen diverse Behandlungszimmer ab. Hier und dort hörte man Stimmen, mal ein Weinen oder gar ein Schreien, doch alles in allem wirkte es ruhig hier.

Sie kamen an eine neue Anmeldung und die Frau dahinter sah geschäftig auf. „Ah. Gedächtnisverlust? Bitte Zimmer 5“, sagte sie und deutete mit einer Schreibfeder auf die richtige Richtung. Erneut dauerte es nicht lange, bis sie Zimmer fünf erreichten. „Die Begleitung muss bitte dort auf den Stühlen Platz nehmen!“, rief die andere Zyranerin mit flippigen, grünen Haaren noch, bevor Kyano und Rubina überhaupt mit ins Behandlungszimmer treten konnten. Die Schöne musterte die beiden und hob dann die Schultern, bevor sie das Zimmer betrat und eine männliche Stimme sie aufforderte die Tür hinter sich zu schließen. Nun hieß es wohl warten. Es dauerte… lange. Sie hörten die gedämpften Stimmen und konnten dennoch nicht verstehen, was gesagt wurde. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde die Tür aufgerissen und ein Doktor mit reichlich zerzaustem Haar trat heraus, blickte über die runden Gläser seiner Brille hinweg und deutete auf Kyano. „Du! Reinkommen!“, sagte er und hielt Rubina auf. „Du wartest hier.“, sagte er und schob Kyano eilig durch die Tür, während jene wieder zurück ins Schloss fiel.
Das Behandlungszimmer war… spärlich. Eine Liege, ein Schreibtisch, zwei Stühle, ein paar Bücher und eine Trennwand, hinter der eine kleine Waschecke stand. Eine weitere Tür führte offenbar zu einem anderen Zimmer, ansonsten gab es nur noch ein paar Kunstwerke, aber allesamt nicht so aufregen. Die Weißhaarige war da doch viel interessanter. Sie saß auf der Liege und das… halbnackt. Unvermittelt bekam Kyano die Sicht auf ihren wohlgeformten Körper, der nun nur noch in Höschen, BH und Hemdchen gekleidet dasaß. Die lange, weiße Mähne verteilte sich um ihre Schultern und sie hatte die Arme vor ihrem Oberkörper gelegt, um ihn zu verbergen. Es schien ihr unangenehm zu sein. „Du bist also verwandt mit ihr?“, fragte der Arzt ihn und erwartete eine Antwort. „Und du hast sie gefunden? Bewusstlos auf dem Boden vor der Stadt? Gut, und du weißt nicht, woher sie gekommen ist? Sie muss ja hier wohnen, nicht wahr? Wobei ich mich frage, wie das möglich ist? Sie sieht weder aus wie eine Zyranerin, noch hat sie überhaupt Anteile unserer Merkmale.“, schloss er und musterte sie abermals. Man konnte ihm ansehen, dass er sie SEHR gerne ansah. Dabei war er gar nicht schmierig oder gar übergriffig. Aber sie hatte diese Wirkung eben und auch die schlanken Beine, die sich nun unverhüllt präsentierten, regten so manche Fantasie an. „Weißt du was das ist?“, fragte er dann und wackelte mit dem Finger, dass sich die Schöne erhob und Kyano den Rücken zuwandte. Sie zog sich die Haare über die Schultern nach vorn und präsentierte ihm zwischen ihren Schulterblättern eine Art Tätowierung, die unvollständig wirkte. Sie zeigte einen Wirbel, vermutlich eine dargestellte Windböe und dann noch etwas, was wie ein Tier aussah. Es fehlten aber gewisse Striche und machten ein Erkennen umso schwerer. Zudem führte die Tätowierung unweigerlich dazu, dass man an der Wirbelsäule entlangschauen wollte, um einen Blick auf diesen ‚heißen Arsch‘, wie er ihn bezeichnete, zu erhaschen. Aber die Unbekannte wirkte nicht so, als machte ihr das sonderlich viel Freude. Angegafft zu werden, war eben nicht immer jedem willkommen. "Nun? Also Cousin wirst du doch wissen, wie sie heißt oder nicht? Es wäre gut, wenn du sie einfach nach Hause bringst, damit sie sich erinnert. Dann sollte sich das wieder von selbst lösen. Bei Gedächtnisverlust ist es eben ratsam, wenn man in vertrauter Umgebung ist. Und da bist du ja dann der Richtige. Wäre aber klasse, wenn du ihr ihren Namen verraten würdest - allein das könnte schon eine Besserung erzielen.", sagte er und brachte Kyano ordentlich in Erklärungsnot. Zudem warf die Schöne ihm nun einen Blick über ihre Schulter zu, während sie sich langsam wieder umdrehte. Was jetzt?
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Kyano » Samstag 16. Dezember 2023, 20:10

Wann wusste er tatsächlich einmal, was er wollte und wie er sich entscheiden sollte? Obwohl... in den jeweiligen Momenten selbst war ihm so etwas durchaus schon mal klar, nur änderte sich diese Wahl dann meistens ziemlich schnell wieder. Das war eher das Problem! Jetzt allerdings...
Er war noch nie einer derart schönen, faszinierenden Frau begegnet wie der Unbekannten und er wollte sich nur zu gern mit ihr Vergnügen, ihre wohlklingende Stimme hören, wenn sie seinen Namen und noch ganz andere Dinge seufzte, während er sie beglückte. Auf der anderen Seite jedoch war sein Herz nicht gänzlich frei und dieser Grund auf zwei Beinen war ebenfalls anwesend. Seine Feuerhexe, die ihn noch nie rangelassen hatte und trotzdem stets bei ihm war und ihm aus der Patsche half. Oder, was sehr selten vorgekommen war, er ihr, wobei er nur zu gerne ihr Retter in der Not gewesen war. Er hing an ihr in einer ungewohnten Beständigkeit und sie war diejenige, zu der er ging, wenn er Fragen hatte oder Lösungen für seine... Schwierigkeiten suchte.
Dass sie ihn hinreißend fand und sowieso eigentlich bis über beide Ohren verliebt in ihn war, hatte er ihr schon oft genug scherzend unter die Nase gerieben. Dass Rubina hingegen tatsächlich auch mal eifersüchtig reagieren könnte... das hatte er bislang nicht auf dem Schirm gehabt. Auch vorhin in der Schenke hatte er ihr Verhalten nicht als solches deuten können und war somit mehr oder weniger ahnungslos.
Deswegen begriff er nicht, wieso es so still zwischen den beiden Frauen war und suchte nach einem Gesprächsfaden, den er aufgreifen und weiter führen könnte, um eine ungezwungene Unterhaltung in Gang zu bringen. Was ihm unter anderen Umständen fast jedes Mal mit Leichtigkeit gelang, daran scheiterte er in dieser Situation. Woran das liegen mochte? Er hatte absolut keine Ahnung!
Dennoch giftete sie ihn nicht an, sondern schenkte ihm ein Lächeln, das sein Herz schneller schlagen ließ. Unwillkürlich fuhr er sich durchs Haar und brachte es, wie immer, damit erst recht durcheinander. Dann aber begann sie mit ihrer Antwort und je mehr sie ihren eigenen Zustand beschrieb, desto beklemmender fühlte es sich für ihn an seltsamerweise.
Eigentlich musste es ganz nett sein, mal alles vergessen zu können. Oh, wie oft hatte er sich das gewünscht, vor allem vor irgendwelchen Prüfungen, deren Termine unerbittlich näher gerückt waren! Doch zu spüren, dass da etwas war und es einfach nicht zu fassen zu kriegen... Nein, das war unangenehm. Es erinnerte ihn einmal an einen misslungenen Zauber, der ihm das äußerst bildlich vor Augen geführt hatte. Das war schon lange her und inzwischen konnte er Gegenstände mit seiner Magie dorthin bewegen, wo er sie hin haben wollte und das oftmals mit kaum einer Anstrengung. Am Anfang hingegen... da war es ihm nicht nur einmal passiert, dass er genau das Gegenteil erreicht hatte. Vor Jahren war es so schlimm gewesen, da hatte er einige Tage lang alles weggepustet, was er unbedingt hatte haben wollen. Eine Hose, eine Handvoll Münzen,... die leckeren Bonbons seiner Mutter. Und gerade letzteres war reine Folter gewesen!
yano konnte sich also daran erinnern und wusste, wie es war, etwas physisch erreichen zu wollen, das sich jedes Mal knapp vor dem Zugriff wieder entfernte. Da wollte er sich nicht ausmalen, wie es der Schönen ergehen musste.
Rubinas Stimme holte ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn blinzeln. Anfangs nickte er noch zustimmend, ehe sich seine Augenbraue skeptisch anhob. "Mann?", hakte er ungläubig nach und sah unwillkürlich zu den Händen der Weißhaarigen, ob er dort einen Ring würde entdecken können. Wobei dieser Umstand nicht unbedingt ein Hindernis für ihn darstellte, sofern die Frau bereit dafür wäre.
Indes fuhr seine Freundin fort und stichelte richtig, wie er es nicht kannte und wie es ihm irgendwie... sauer aufstieß. "Rubi!", mahnte er, als sie auch schon das Thema wechselte und auf ihr Ziel aufmerksam machte. Der junge Mann warf der Feuerhexe noch einen irritierten Blick zu, ehe er den Kopf schüttelte und beschloss, mit ihr später darüber zu reden, warum sie so komisch war.
Stattdessen sah er zu der Fremden und nickte ihr aufmunternd zu. "Das mit dem Wolkenverblasen kriegen wir schon irgendwie hin.", meinte er und grinste einen Moment lang frech. Dann war sie ohnehin zu sehr mit dem Staunen abgelenkt, sodass er nicht länger darauf beharrte.
Als sie das Foyer erreicht hatten, war es eine, in seinen Augen alte, Frau, die sie mehr oder weniger begrüßte. Dabei zeigte sich, wie wenig er über sein Vorhaben nachgedacht hatte, sodass er rasch improvisierte und auf sein gutes Aussehen baute, das ihm schon so häufig den Weg geebnet hatte. Und auch hier funktionierte es, sodass sich sein Lächeln noch etwas mehr verbreiterte und er ihr vertraulich zu zwinkerte. "Vielen Dank, ich wusste, dass Ihr die Beste seid!", schmeichelte er ihr, obwohl er es vorzog, dass seine beiden Begleiterin rasch in Richtung Wartebereich gingen und er ihnen folgte.
Während die Unbekannte sich hinsetzte, blieb seine Freundin demonstrativ stehen. Da die Fremde sich auf das Pergament konzentrierte, trat er zu Rubina und beugte sich zu ihr, um ihr so leise wie möglich ins Ohr raunen zu können. "Mann? Markt? Was sollte das denn? Was ist los mit dir?" Er verstand es wirklich nicht und bräuchte wohl die Holzhammermethode, um endlich etwas zu begreifen.
Wozu es wohl nicht mehr kam, denn die Weißhaarige begann, in einer derart fremden, himmlisch schön klingenden Sprache vor sich hin zu murmeln, dass er nur noch ihr zuhören konnte, auch wenn sie leider viel zu rasch wieder verstummte. Sein Mund öffnete sich leicht und in seine Augen trat ein verzückter Glanz.
Wie lange er so da stand, wusste er nicht, bis ihn irgendwann ihr Blick traf und sie offensichtlich bemerkte, dass er sie mal wieder anstarrte. "Äh...", machte er und grinste schief, während er sich den Hinterkopf kratzte. "Na ja, du... du hast grad... na ja...", stammelte er und wurde von der Alten unterbrochen, die den Fragebogen zurück haben wollte.
Kyano indes blinzelte und versuchte, diesen himmlischen Klang wieder aus seinen Ohren zu bekommen, obwohl er das gar nicht wirklich wollte. Aber konzentrieren können, das wollte er und deswegen musste es sein... leider.
Wobei die Schöne es sowieso schaffte, ihn davon abzulenken. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich mit seinen Begleiterinnen in Bewegung gesetzt hatte, und hatte auch jetzt keinen Blick für den Gang. Umso mehr jedoch musste er plötzlich husten, so direkt von ihr auf seine Lüge angesprochen. Erneut grinste er schief und sah zu Rubina hin, die ihn zumindest noch nicht abgefackelt hatte dafür. "Also... äh... du weißt schon, dass ich das gesagt hab, damit du nicht ganz allein hier bleiben musst?", fragte er mit gesenkter Stimme und trotzdem offen, dass sie diese kleine Schwindelei als solche erkennen konnte ebenso wie seinen Beweggrund.
"Und die Sache mit dem Cousin... na ja... wenn ich der wär', könnt' ich dir besser helfen.", murmelte er in sich hinein und machte eine leicht säuerliche Miene. Auf der einen Seite wäre es mehr als bedauerlich, wenn es da diese verwandtschaftliche Verknüpfung gäbe, dann wären seine Chancen auf eine vergnügliche Nacht wohl wirklich gleich null. Auf der anderen könnte er ihr dann jedoch wirklich einige Dinge sagen, die ihr beim Erinnern helfen könnten. Dann wüsste er zumindest ihren Namen und woher sie käme! Aber ja...
Lautlos seufzte er und fuhr sich mit fünf Fingern durchs Haar. Es kam einem regelrechten Wunder gleich, dass er es mit dieser häufigen Geste nicht unheilbar verknotete.
Wenig später erreichten sie eine weitere Anmeldung und wurden zu einem konkreten Zimmer geschickte. Schon wollte er automatisch nach der Türklinke greifen, als ihn der Ruf von vorne erreichte. Fragend sah er auf und hatte nicht damit gerechnet, blickte zu seiner Freundin und als auch diese nicht protestierte, trat er zur Seite.
Es blieb ihm anscheinend nichts anderes übrig. Andererseits... die Fremde war ein starkes Mädchen, sie würde das schon schaffen. Also grinste er ihr noch einmal zu, ehe er sich mit Rubina auf die Wartestühle setzte und sie ziehen ließ.
Seufzend lehnte er sich nach hinten, bis sein Hinterkopf die Wand berührte, und schloss die Augen. "Sie tut mir leid.", erklärte er erstaunlich ernst und fast schon... erwachsen.
Er hob seine Lider wieder an, richtete sich auf und sah zu seiner Begleitung. "Warum bist du so gemein zu ihr? Weil sie dich vorhin ausgeblasen hat? Wirklich?", hakte er leise nach und schielte immer wieder verstohlen zu der geschlossenen Tür zu Zimmer 5. Aber dort tat sich nichts, sie mussten warten. Somit wollte er es für diese Klärung nutzen.
Bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde, ein Mann raussah und nach ihnen verlangte. Zumindest glaubte er das anfangs, wurde jedoch rasch eines Besseren belehrt, als seine Freundin abgewiesen wurde und die Tür flugs hinter ihm wieder geschlossen war. Er sah sich kurz um und seine Mundwinkel zuckten. Die karge, nüchterne Einrichtung war nichts, in der er sich wohl fühlen würde.
Und dann... entdeckte er die Unbekannte, halbnackt und von einer noch unbeschreiblicheren Schönheit, als sich ohnehin schon abgezeichnet hatte. Ein weiteres Mal innerhalb kürzester Zeit öffnete sich sein Mund leicht voller Staunen und er konnte gar nicht anders, als bewundernd den Blick ihren Körper entlang gleiten zu lassen. Es war nicht so, als ob er sie mit Augen hätte ausziehen wollen, sondern eher ehrfürchtig, als wolle er jede Nuance an ihrem Leib in sich aufnehmen und dieses Schöne ehrlich bestaunen. So sehr, dass er nicht mal an ihren offensichtlichen, weiblichen Reizen länger verweilte als bei ihren Armen, Beinen, ihrem Hals oder andere Körperpartien. Er bewunderte gerade einfach alles an ihr!
Wie von weit her drang von der Seite die Stimme des Arztes an sein Ohr, der Sinn seiner Worte sickerte allerdings noch nicht hinein. "Äh...", brachte er nur hervor und verfolgte jede ihrer Regungen.
Sie erhob sich, präsentierte sich noch unglaublicher und drehte sich schließlich um. Sein Blick tastete sie weiter ab, wanderte hinunter, hinauf... und blieb schließlich an dem Symbol zwischen ihen Schultern hängen. Blinzelnd starrte er darauf und kehrte ein wenig aus seiner Faszination zurück.
Moment mal! Das... das kannte er! Oder...? Nein, bestimmt, das hatte er schon mal gesehen, in irgendeinem verstaubten Buch oder auf einer Schriftrolle oder... Ach, egal, er wusste, was das war! Na ja... nein... eigentlich sollte er das wissen, das immerhin wusste er, aber wie ihr ging es ihm gerade mit dieser Erkenntnis. Er spürte, dass es da war, irgendwo verborgen in seinen Gehirnwindungen und doch gut versteckt, vermutlich weil er im Unterricht so ungern konzentriert gearbeitet hatte, wenn es um die Theorie gegangen war oder so.
Aber es half, ihn in die Wirklichkeit zurück zu holen und noch etwas erkennen zu lassen. Ihre Schultern waren leicht hochgezogen, ihre Bewegungen wirkten hölzern und alles in allem machte sie einen äußerst... unzufriedenen Eindruck.
Seine Augenbraue wanderte in die Höhe und ein weiterer Gedanke ploppte hinter seiner Stirn auf. Warum war sie eigentlich halbnackt, wenn es um ihr Gedächtnis ging?
Erneut drang die Stimme des Arztes zu ihm und endlich konnte er seinen Blick von der Weißhaarigen abwenden, um den Mann anzusehen. Dessen Augen ebenfalls auf die Schöne gerichtet waren und ein Funkeln hatten, das er nur zu gut kannte. Das er vermutlich auch schon oft genug in ihrer Gegenwart gehabt hatte, seit er sie gefunden hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er in diesem Moment kein Verständnis dafür aufbringen konnte.
Plötzlich schoss wie ein kleiner Sturmwind die Wut in ihm hoch. Seine Hände schlossen sich zu Fäusten und irgendwo hinter ihm fielen ein paar Bücher wie von Geisterhand aus dem Regal. "Was soll das hier?!", knurrte er und deutete anklagend auf die Fremde, der er am liebsten seine Jacke umgelegt hätte, wenn er eine angehabt hätte. In Ermangelung dessen, stellte er sich zumindest vor sie, um sie mit seinem Körper vor weiteren Blicken des Arztes abschirmen zu können.
"Sie kann sich an nichts erinnern, ihr fehlt sonst nichts. Wieso muss sie sich dafür ausziehen? Damit ihr ungeniert glotzen könnt?!", fuhr er anklagend fort und die heruntergefallenen Bücher schlugen auf, Seiten raschelten und wurden von der Luft bewegt, die sein Element darstellte. Mit geballten Händen und zorniger Miene funkelte er den Arzt an und trat einen Schritt auf ihn zu, während nun auch seine Haare durch einen kleinen Windstoß durcheinander gewirbelt wurden.
"Ich verlange sofort jemand anderes, eine Ärztin, die sich um sie kümmert! Und glaubt mir, ich werde Beschwerde einreichen, darauf könnt Ihr Gift nehmen!" Er deutete auf die Tür, die von seiner Magie aufgestoßen wurde, so heftig, dass sie draußen gegen die Wand knallte und vor lauter Schwund beinahe wieder ins Schloss gefallen wäre. "Und jetzt raus hier!", schmiss er den Kerl kurzerhand aus dessen eigenem Behandlungszimmer.
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. Dezember 2023, 22:59

Das, was Kyano von der Schönen über ihre Amnesie erfuhr, brachte ihn tatsächlich zum Nachdenken. Er hatte sich bereits oft gewünscht, einfach alles hinter sich lassen und vergessen zu können, aber wenn es dann wirklich so wäre…? Die Weißhaarige wirkte am Anfang sehr schlagfertig und stark, doch als sie erkannte, dass sie keinen Zugriff mehr auf wichtige Informationen hatte, da brach diese Stärke ein. Sie wirkte verloren, wenn man sie betrachtete. Immer wieder rutschten ihre Augen ruhelos umher und ihre Mimik sprach dafür, dass sie sich versuchte zu erinnern, es aber schlicht nicht schaffte. Alles war nebulös und nicht greifbar für sie. Ein beklemmendes Gefühl, selbst für Kyano, wenn er darüber nachdachte. Vielleicht war das auch ein Grund, weshalb er die Freundin an seiner Seite mit einem fragenden Blick bedachte. Er kannte Rubina sonst nicht so und wunderte sich nun darüber, dass sie so scharf und bissig der anderen gegenüber war. Jene schoss kaum noch zurück, sondern stellte nur ihre Verwunderung zur Schau. "Das mit dem Wolkenverblasen kriegen wir schon irgendwie hin.", antwortete Kyano und erntete einen grünen Blick seitens der Neuen. Dann erhellte sich etwas ihr Gesicht und ein feines Funkeln trat in ihre Augen, während sich ihr Mundwinkel neckisch anhob. „Ich kann dir gern Unterricht geben!“, stieg sie kess darauf ein und spielte offenkundig auf seine Begabung an. Allerdings wirkte sie nun weniger forsch und sehr viel mehr daran interessiert, die Stimmung etwas zu heben. Nachdem sie also das Hospital betreten hatten und die Schöne sich mit dem Pergament befasste, ergriff Kyano die Chance, seiner Freundin auf den Zahn zu fühlen: "Mann? Markt? Was sollte das denn? Was ist los mit dir?" Rubina funkelte ihn leicht an. Sie war gereizt. „Man Kyano, es war nur ein Spruch. Mach dich mal locker!“, schnauzte sie leise und räusperte sich dann. „Ich bin halt genervt.“, murrte sie und deutete auf die Weißhaarige. „Sie verhindert, dass wir endlich klären können, wie wir dich an die Uni zurückbekommen! Außerdem habe ich einen Arsch voll Aufgaben für die Uni noch...“, verriet sie ihm wenigstens etwas, warum sie so schlecht gelaunt war.
Doch dann lenkte das Mädchen mit ihrer Sprache ab und verzauberte nicht nur Kyano’s Ohren. Auch andere, die sich auf den Stühlen niedergelassen hatten, schauten auf und betrachteten sie. Einige lächelten sogar selig. Die schöne Unbekannte schaffte es einfach so, dass sich die Menschen in ihrer Nähe ein wenig besser fühlten. Ein wenig leichter und unbeschwerter. Sie sah auf und traf auf Kyano’s Blick. Fragend musterte sie ihn, dann lächelte sie leicht und runzelte die Stirn. „Was ist?“, fragte sie "Na ja, du... du hast grad... na ja...", versuchte er es zu erklären, doch da mischte sich die Alte wieder ein und verwies sie in den rechten Gang. Allerdings musste Kyano noch dafür sorgen, dass die Unbekannte die richtigen Schlüsse zog, denn zurzeit ging sie davon aus, dass Rubina und er tatsächlich verlobt wären. Rubina schnaubte nur. "Also... äh... du weißt schon, dass ich das gesagt hab, damit du nicht ganz allein hierbleiben musst?" Das Mädchen stutzte und blieb kurz stehen. „Achso?“, fragte sie und musterte Rubina einen Moment. Ihr Blick flog zu Kyano zurück und auch ihn traf für einen Moment ein prüfender Blick. Dann brach das Gesicht wieder auf und ließ es strahlen: „Na, dafür spielt ihr eure Rollen aber hervorragend!“, sagte sie gut gelaunt, ehe sie weiter dem Weg folgte. „Was soll denn das wieder heißen?“, murrte Rubi im Hintergrund und folgte. Ins Behandlungszimmer durften sie indes nicht mit, sodass sich Kyano mit Rubina vor die Tür setzte, während die andere dahinter verschwand.

"Sie tut mir leid." Rubina hob eine Augenbraue und blickte Kyano fragend an. "Warum bist du so gemein zu ihr? Weil sie dich vorhin ausgeblasen hat? Wirklich?" Rubina machte ein unflätiges Geräusch und winkte ab. „Quatsch.“, gab sie erbost zurück und verschränkte ablehnend die Arme vor ihrem Bauch. „Ach es geht gar nicht um sie als Person!“, maulte sie und lehnte nun ihrerseits den Kopf gegen die Wand. „Es nervt mich nur, dass sie dich so ablenkt. Nun hocken wir hier und warten darauf, dass man sagt, sie heißt Mari-Luise und kommt direkt aus einem Schönheitssalon irgendwo in Pelgar oder Andunie.“, plapperte Rubina salopp und verriet durchaus, dass sie sich ein wenig von ihr bedroht fühlte. So als Frau, nicht wegen Kyano. „Und dass alles, anstatt deinen Hintern wieder in die Uni zu bekommen. Man, du bist vorhin einfach so verschwunden und ich stand da, ohne zu wissen, was los ist!“, erklärte sie sich und just in dem Moment wurde die Tür seitens des Arztes geöffnet und Kyano hineinzitiert. Rubina allerdings draußen gelassen, sodass er sich kurzerhand allein mit dem Arzt und der Unbekannten wiederfand. Dass ihn die Erscheinung der Fremden reizte, hatte er schon deutlich gespürt. Aber das taten andere Frauen bisweilen auch. Jetzt aber sie so dasitzen zu sehen und zu erkennen, dass sie einfach einem Kunstwerk glich, war schon etwas, das Kyano durchaus im Stande war zu erkennen. Die schlanken Beine, der wohlgeformte Po, der schmale Rücken und die langen Arme, die durchaus auch ein paar zartdefinierte Muskeln bewiesen. Dann das feine Absetzen ihrer Schlüsselbeine, ehe sich ein schlanker Hals weiterschlängelte und schließlich dieses aparte Gesicht stützte. Ihre Haut glich einem sanften Porzellan-Ton und schimmerte sogar leicht im richtigen Licht. Bewunderung machte sich bei Kyano breit und zeugte davon, dass er nicht nur ein Schürzenjäger war. Allerdings störte etwas dieses Bild der Schönheit, denn ihre Miene wirkte alles andere als locker. Dann sollte sie sich, auf Geheiß des Arztes, einmal umdrehen und Kyano das Zeichen präsentieren, das sich unvollständig auf ihrer Haut zwischen ihren Schulterblättern befand.
Irgendwoher kannte er das Symbol und konnte es trotzdem nicht recht fassen. Etwas kratzte an seinem Verstand, wollte sich zeigen und doch entglitt ihm diese Information immer wieder. Kurz nur zuckte ein Bild seines Professors Luthius Federleicht auf. Irgendwann hatte er mal irgendetwas erzählt… komisch, dass er ausgerechnet beim Anblick des Bildes darüber nachdachte. Dann aber keimte etwas anderes in ihm auf. Kyano wurde sich mit einem Mal bewusst, dass ihn etwas am Gesamtbild der Schönen störte. Sie wirkte peinlich berührt. Fühlte sich offenbar unwohl und der Grund dafür war auch sehr schnell für Kyano gefunden. So schoss seine Wut hoch und mit ihr auch einige Bücher, die daraufhin krachend zu Boden fielen. Nicht nur der Arzt zuckte zusammen, sondern auch die Weißhaarige. Sie wandte sich wirbelnd herum und blinzelte erschrocken, während der Arzt beschwichtigend die Hände hochhielt.

"Was soll das hier?! Sie kann sich an nichts erinnern, ihr fehlt sonst nichts. Wieso muss sie sich dafür ausziehen? Damit ihr ungeniert glotzen könnt?!" „Moment mal!“, warf der Arzt ein, während sich Kyano zwischen seinen Blick und der Haut der Fremden stellte. Jene aber hörte Kyano zu und betrachtete seinen bebenden Rücken genau. „Was fällt euch ein, junger Freund?!“, erboste sich der Arzt und erhob sich dann von seinem Schreibtischstuhl. "Ich verlange sofort jemand anderes, eine Ärztin, die sich um sie kümmert! Und glaubt mir, ich werde Beschwerde einreichen, darauf könnt Ihr Gift nehmen!" „Ich verbitte mir diesen Tonfall! Ich habe mir rein gar nichts zu Schulden kommen lassen und ich lasse nicht meine Integrität-“, weiter kam er nicht, denn Kyano drückte mit einem Windstoß die Tür auf, dass Rubina auf der anderen Seite zusammenzuckte und leise quietschte. "Und jetzt raus hier!" Der Arzt starrte Kyano an, der etwas wildgeworden aussah, ob seiner Wut. Dann eilte der Arzt an ihm vorbei und verließ sein Zimmer. Doch anstatt, dass er das Weite suchte, da rief er: „Hilfe! Zu Hilfe! Er ist vollkommen verrückt geworden!“, durch den Gang. Rubina tauchte in der Tür auf und starrte die Halbnackte an. „Kyano?“, fragte sie zögernd und konnte ihre Augen ebenfalls kaum von der jungen Frau lassen. Jene aber verbarg ihren Körper hinter ihren Armen und trat dann tatsächlich ein Stück hinter Kyano, um sich weiter vor Blicken zu schützen. „Er hat meine Kleider zum Untersuchen gegeben, damit sie herausfinden können, woher ich komme..“, murmelte sie im Rücken des ehemaligen Studenten. Plötzlich hörten sie draußen auf dem Gang einige Schritte. „Zimmer Nummer fünf! Sie müssen diesen Flegel entfernen!“, hörte er die Stimme des Arztes und schließlich tauchte eben jener mit einer Frau und einem weiteren Mann auf. Alle sahen die Schöne und waren erstmal wie gebannt, bevor die Frau zumindest blinzelte. „Was ist hier los? Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte sie streng. Ihr kurzes, dunkles Haar lag perfekt an und auch die Kleidung saß perfekt. Sie war schlank und groß, im besten Alter, trug einen weißen Kittel mit einem Namensschild auf dem zeitgleich so etwas stand wie ‚erste Heilerin Universitätshospital‘. Der zweite Mann war eher dunkel gekleidet und ein Sicherheitsbeamter, das sah man auf Anhieb. Sie standen in der Tür und versperrten ihnen die Flucht, wenn sie jene denn anstrebten. Mit einem Mal aber spürte Kyano die kühle Hand der Unbekannten an seiner. Sie drückte seine leicht und Kyano konnte mit einem Mal fühlen, wie der Sturm in seinem Innern, der ob der Wut tobte, sich auf einmal zu einem Wirbel formte. Er konnte spüren, wie sich das Tosen im Innern in etwas Starkes, mächtiges verwandelte aber durchaus sehr viel besser zu kontrollieren war. Wie eine Windhose, die er lenken konnte, ohne alles zu zerstören. Es war ein Gefühl von Ruhe, wie wenn er in den Baumkronen saß und seine Gedanken dem Wind anvertraute.
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Kyano » Mittwoch 20. Dezember 2023, 13:47

Jeder, der ihn kannte oder auch nur einmal erlebt hatte, mochte kaum vermuten, dass in Kyano mehr steckte, als ein oberflächlicher Luftikuss. Ja, er selbst war sich nicht darüber klar, ob und wie sehr er Tiefgang besaß, einfach, weil es ihn bislang weder interessiert hatte, noch es zutage hatte treten müssen. Und wenn dann doch mal solch ein Moment aufblitzte, spielte er ihn gern runter und lenkte danach rasch ab, um sein Image nicht zu gefährden.
Die Fremde hingegen rührte mit ihrer Beschreibung an einer eigenen Erinnerung, die dafür sorgte, dass er nur zu gut nachfühlen konnte, wie es ihr erging. Was alles andere als angenehm war. Trotzdem brachte er ihr dadurch etwas mehr Verständnis entgegen. Mehr als seiner Feuerhexe, die sich einfach nur seltsam, abweisend und angriffslustig benahm, viel stärker als für gewöhnlich. Er konnte nicht begreifen, was mit ihr los war und was hinter ihrer Stirn vorging. Wobei... letzteres war meistens ein Normalzustand, da war sie einfach ein Buch mit sieben Siegeln für ihn.
Zuerst jedoch wollte er der Unbekannten seine Unterstützung versichern und zeigte dabei eine erstaunlich ernsthafte Seite. Eine, die sonst eben nur Rubina kannte.
Dieser flüchtige Moment allerdings verrauchte ebenso schnell wieder bei ihrer Antwort. Seine Augenbraue hob sich an und seine Lippen kräuselten sich zu jenem umwerfend charmanten Grinsen, das schon viele Frauenherzen zum Schmelzen gebracht hatte. "Ach ja? Und wer sagt dir, dass ich nicht viel besser bin und eher dir was beibringen könnte?", konterte er und wackelte mit den Brauen, um seine beiden Begleiterinnen zum Lachen zu bringen, weil er wusste, wie lustig das wirken konnte.
Bedauerlicherweise konnten sie diese angenehmere Richtung ihres Gesprächs nicht weiter verfolgen, da sie das Hospital erreicht hatten. Und er ohnehin etwas klären musste. Also nutzte er die Gelegenheit, während die Schöne beschäftigt war, um seiner Freundin ein paar Worte zuraunen zu können.
Darauf erhielt er durchaus eine Antwort, jedoch um einiges ruppiger und ablehnender, als er es von ihr gewohnt war. Oder besser gesagt, so war sie nur, wenn er was verbockt hatte. Dabei hatte er gar nichts angestellt! Also, na ja... sah man von seinem unverschuldeten Rauswurf von der Universität ab, war es ja eigentlich eine gute Tat, diese Weißhaarige gerettet zu haben. Und weil er nicht weiter gewusst hatte, war er zu Rubina gekommen, um sie um Rat zu fragen. Wieso war sie also dermaßen zickig? Ob sie wohl ihre rote Woche hatte, in der Frauen für gewöhnlich... nun ja... anstrengender und seltsamer als sonst waren? Das war sowieso ein Thema, mit dem er sich gar nicht befassen wollte, Weiberdings eben.
Jetzt bekam er zu hören, was mit ihr nicht stimmte und was sie so miesepetrig sein ließ. Mit erhobener Augenbraue sah er sie an und wusste im ersten Moment nicht, was er darauf sagen sollte. Der Spruch war unglücklich, selbst für seinen Geschmack, aber ja, das konnte passieren. Dass sie viele Aufgaben hatte und diese ernst nahm, war er ebenfalls gewohnt. Nur die Sache mit der Rückkehr... das war etwas, worüber er eigentlich nicht nachdenken wollte. Noch immer hatte er nicht verkraftet, überhaupt rausgeworfen worden zu sein, wie sollte er da schon wissen, wie er wieder zurück gehen könnte?
Und... wollte er das? Bislang hatte er sich nie über seine Zukunft Gedanken gemacht, darüber, mit was er im Prinzip sein Leben verbringen wollte, außer Löcher in die Luft zu starren und den Wind in den Haaren fühlen zu können. Dass er seine Magie schulen und studieren würde, hatte von klein auf festgestanden, immerhin war er Zyraner und stolz drauf! Aber wenn er es genau betrachtete... wirklich glücklich war er damit nicht gewesen und er bezweifelte, dass sich das nach allem an diesem Tag wirklich bessern würde. Auf der anderen Seite... was sollte er sonst machen? Was konnte er, um sich in seiner Heimatstadt das Leben finanzieren zu können und tagein tagaus damit seine Zeit freiwillig zu verbringen? Oder sollte er das Denkunmögliche wagen und... verreisen? Nicht nur ins Umland von Zyranus, sondern weiter weg? Ob er dort in der Fremde sein Glück und seinen Sinn finden könnte...?
Unwillkürlich glitt sein Blick zu der Unbekannten und er seufzte tonlos. Nein, das war alles viel zu philosophisch und zu ernst, als dass er weiter darüber nachdenken wollte. Ohnehin war die Schöne dazu angetan mit ihrer fremden Sprache und deren herrlichem Klang seine Aufmerksamkeit zu erfordern.
Er starrte sie an und wusste ehrlich nicht, was er dazu sagen sollte. So recht Sinnvolles kam ihm bei seinem Gestammel auch nicht über die Lippen und schon war da wieder die Alte, die für eine weitere Wendung sorgte.
Nachdem das geklärt war, gingen sie tiefer hinein in das Gebäude und er fühlte sich bemüßigt, seine kleine Notlüge ins rechte Licht zu rücken. Die Feuerhexe schnaubte neben ihm und war ihm gerade keine große Hilfe. Die andere hielt an und sah sie beide nacheinander an, dass er sich fühlte, als müsse er sich für seine Entscheidung schämen. Schämen? Er? Niemals!
Schon strahlte sie ihn wieder an und ließ ihn ebenfalls schief grinsen, während er sich ein weiteres Mal durch sein Haar fuhr. Bei ihrem Kompliment grinste er noch breiter, während Rubina neben ihm vor sich hin murrte. Sein Kopf wandte sich ihr zu und er zwinkerte frech. "Dass man dir einfach ansieht, wie sehr du mich anhimmelst, weil ich so toll bin?", fragte er sie neckend und hätte nur zu gern den Arm um ihre Schultern gelegt. In Hinblick auf seine nicht vorhandene Feuerfestigkeit unterließ er das jedoch lieber.
Leider hielt diese Stimmung nicht lang und kurz darauf, saßen er und seine Freundin draußen, um zu warten. Die Leichtigkeit von gerade eben verflog und machte jener Ernsthaftigkeit Platz, die zuvor schon bei ihm aufgeblitzt war. Auch griff er nochmals den Faden auf, warum seine Freundin so viel kratzbürstiger als gewöhnlich war. Ungewöhnlich ernst und fragend sah er sie dabei an.
Als sie ablehnte, hob sich seine Augenbraue lediglich bezeichnend an. Schon fuhr sie fort und der helle Bogen wanderte noch höher. "Du meinst, es geht nicht darum, dass sie mich genauso umwerfend findet wie du?", versuchte er zu scherzen, weil es ihm trotzdem unangenehm war, wie angespannt die Stimmung geworden war.
Daraufhin sprach sie weiter, entlockte ihm sogar ein flüchtiges, schiefes Grinsen. "Wenn man dich so reden hört, könnte man meinen, du bist eifersüchtig.", stichelte er und ahnte nicht, dass er damit der Wahrheit durchaus auf den Grund gehen könnte damit. "Aber keine Sorge, ich mag deine Feurigkeit!", setzte er noch hinzu und zwinkerte.
Leider wendete sich danach das Blatt, weil sie das Thema wechselte. Sein Grinsen verblasste und wieder einmal fuhren seine Finger durch sein Haar. Er seufzte und lehnte sich vor, stützte seine Unterarme auf seine Oberschenkel und starrte auf die gegenüberliegende Wand. "Ach, Rauchfähnchen...", murmelte er und schüttelte den Kopf, ehe er sich wieder aufrichtete.
"Ich weiß doch selbst nicht, was da los ist. Werfen mich einfach raus, von heute auf morgen. Gibt es da nicht eigentlich Fristen oder so, damit ich wenigstens alles Offene noch erledigen kann? Und als ob das nicht genug wäre, heißt es auch noch, meine Eltern wollen nicht mehr für mich zahlen. Kannst du dir das vorstellen?" Erneut schüttelte er verständnislos den Kopf, während er noch nicht sofort bemerkt hatte, dass die Tür zu Zimmer 5 geöffnet worden war. "Als nächstes erzählen sie mir noch, sie setzen mich vor die Tür und ich solle mir eine eigene Wohnung suchen oder so...", murrte er.
Der nächste Alptraum, wenn es soweit käme. Wahrscheinlich mit ein Grund, warum er bislang nicht auf die Idee gekommen war, sich in seinem Elternhaus überhaupt blicken lassen zu wollen. Wie würden seine Eltern reagieren, wenn er bei ihnen auftauchte? Seine Geschwister? Er selbst? Nein, diese Begegnung stünde noch früh genug aus, als dass er sich jetzt schon den Kopf darüber zerbrechen wollte.
Da erreichte ihn der Ruf des Arztes, dass er rein kommen sollte. Warum das nicht für Rubina galt, verstand er zwar nicht, aber er protestierte auch nicht dagegen. Hätte er es besser getan...
Als er eingetreten war, konnte er seinen Augen kaum trauen bei der Schönheit, die sich seinem Blick präsentierte. Er konnte nicht anders, als sie zu bewundern und von oben bis unten zu mustern. Es war nicht einmal sonderlich lüstern und auch in seiner Hose regte sich erstmal nichts, weil sie einfach schön war, wie ein Gesamtkunstwerk. Und als sie ihm auch noch ihr Zeichen im Nacken präsentierte, arbeitete es in seinen Gehirnwindungen dermaßen, dass sich erst recht nichts aufrichten konnte. Es kam ihm bekannt vor und wie sie es zuvor bei ihren Erinnerungen beschrieben hatte, hatte er das Gefühl, es partout nicht zu fassen zu bekommen.
Dafür fiel ihm allerdings etwas anderes auf und das weckte plötzliche, heftige Beschützerinstinkte. Seine Magie verselbstständigte sich und warf einige Bücher aus dem Regal, schlug diese auf und ließ wütend die Seiten rascheln. Damit nicht genug, positionierte er sich so, dass er sie mit seinem Körper abschirmen und vor solch ungehörigen Blicken beschützen konnte.
Schon fuhr er den Arzt an, dessen Verhalten ihn so zornig werden ließ. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, jedoch würde er wohl nicht zuschlagen. Dazu war er nicht der Typ. Viel eher stand zu befürchten, dass weitere Gegenstände das Fliegen lernen würden. Natürlich protestierte sein Gegenüber und sorgte dafür, dass sich seine Augen verengten. "Was mir einfällt, häh? Was mir einfällt?! Was, bei Ventha, fällt Euch ein?! Ihr habt kein Recht dazu, sie so bloß zu stellen!", verteidigte er seine Reaktion.
Mehr noch, er stellte Forderungen und achtete nicht darauf, dass der Arzt sich irgendetwas verbat. Stattdessen stieß seine Magie die Tür geräuschvoll auf, dass sie auf der anderen Seite wuchtig gegen die Wand krachte und nur durch Zufall heil blieb. Kurzerhand warf er den Arzt aus seinem eigenen Behandlungszimmer und knurrte:"Elender Lustmolch!" Oh ja, er war richtig, richtig sauer. Dass der Kerl draußen nach Hilfe rief und er sich wahrscheinlich gerade gehörig Ärger eingehandelt hatte, war ihm in diesem Moment ziemlich gleichgültig.
Stattdessen schnaubte er abfällig und sah sich suchend um. "Wo sind deine Sachen überhaupt? Gibt es hier keine Decke?", fragte er und sah zu den Büchern, die noch immer raschelten, weil sich seine Magie ebenso wenig wie seine Wut beruhigen wollte.
An der Tür erklang sein Name und er schaute zu seiner Freundin, seufzte tief und deutete ein Kopfschütteln an. Da bemerkte er ihren Blick und seine Miene verfinsterte sich wieder. "Sieh nur, wie heutzutage ärztliche Behandlung aussieht! Hat sie hier halbnackt, um sie angaffen zu können, anstatt ihr zu helfen.", grollte er ungnädig.
Im nächsten Moment wurde ihm seine Frage von vorhin teilweise beantwortet. Sein Kopf drehte sich und er sah in diese wunderbaren, hellen Augen. "Und warum hat er dir nichts gegeben, um dich bedecken zu können? Allein schon, damit dir nicht kalt wird.", schimpfte er, als sich draußen die Stimme des Arztes wieder meldete.
Erneut schnaubte er verächtlich. "Von wegen, Flegel! Notgeiler Bock..., maulte er vor sich hin und richtete sich betont auf, um einen guten Sichtschutz bieten zu können und gleichzeitig zu zeigen, dass er sich nicht so leicht einschüchtern lassen würde.
Endlich erschien der Lustmolch mit Verstärkung, bei der es sich, Feylin sei Dank, auch um eine Frau handelte. Auf sie konzentrierte er sich und deren Strenge kümmerte ihn nicht, erinnerte ihre Miene ihn schließlich an seine eigene Mutter und der hatte er oft genug die Stirn geboten. Wobei es ein paar Sekunden dauerte, bis diese sich an ihren eigentlichen Erscheinungsgrund erinnerte.
"Nun, das frage ich mich aber auch!", giftete er und spürte, wie sich eine kühle Hand sanft in seine schob. Der wirbelnde Sturm in seinem Inneren legte sich etwas und wirkte, als wäre er nun besser kontrollierbar.
Erstaunt ruckte sein Kopf herum und er sah über die Schulter hinweg fragend zu der Fremden. Was auch immer sie da machte und wie ihr das gelang, es half ihm, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Kyano deutete ein Nicken an und blickte entschlossen zurück zu der Ärztin.
"Wir sind hier, weil meine Cousine ihr Gedächtnis verloren hat. Ich habe sie außerhalb der Stadt bewusstlos aufgefunden und mache mir Sorgen um sie. Aber anstatt, dass ihr hier geholfen wird...", sprach er und deutete anklagend auf den Arzt. "... muss sie sich halbnackt ausziehen, von ihm hier begaffen und rumkommandieren lassen und bekommt nicht mal eine Decke oder ähnliches, obwohl ihr kalt ist und sie sich berechtigterweise nicht einfach so vor Fremden zeigen will. Was soll das? Was hat ihre Kleidung mit ihrem Gedächtnisverlust zu tun? Wird hier immer mit Patienten so umgegangen?" Er schnaubte leise und verschränkte die Arme vor der Brust, ein Fels in der Brandung und Sichtschutz für die Schöne.
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Erzähler » Freitag 22. Dezember 2023, 14:24

Kyano hatte bisher ein recht einfaches, behütetes Leben geführt. Er brauchte sich kaum Sorgen darum zu machen, wohin er nach einer durchzechten Nacht gehen sollte, bei wem er Trost und Halt fand oder was sein Tag bringen mochte. Er war Student, lebte das Leben auch gerne aus und fand sich nicht selten in den schönen, warmen Armen einer noch schöneren Frau wieder. Er brauchte nicht darüber nachzudenken, wie er seinen Unterhalt eines Tages verdienen wollte, denn solange er in der Universität war, hatte er Kost und Logis. Niemand achtete sonderlich auf ihn, wenn er es nicht wollte und die Professoren und Professorinnen gaben ab und zu mal einen Klaps auf den Handrücken, wenn er sich wieder vor einer Aufgabe erfolgreich gedrückt hatte. Alles in allem aber war das Leben sorglos und er glitt behände hindurch, ohne irgendwo wirklich anzuecken oder genauer darüber nachdenken zu müssen. Dass sich nun so plötzlich alles gravierend veränderte, konnte da schon mal auch nachhaltig wirken. Und Kyano musste feststellen, ebenso, wie Rubina, dass er tatsächlich mehr Tiefgang besaß, als sein charmantes Lächeln beweisen wollte. Er dachte über den Zustand der Fremden nach. Und er wollte seiner Freundin auf den Zahn fühlen. Ob sie nun eifersüchtig wäre oder nicht, etwas störte ihn gehörig an ihrem Gebaren. Doch Rubina lieferte Kyano eine plausible Erklärung. Die Studentin war schon immer der fleißige Part gewesen. Sie wollte diese Universität besuchen, ihr wurde im Gegensatz zu Kyano nichts geschenkt. Sie war fleißig und wissbegierig, lernte alles, was man ihr beibringen wollte und übernahm sogar zahlreiche Extraaufgaben, die ihr dabei halfen, schneller voranzukommen und ihren Platz an der Uni sicherten. Es gab verschiedene Wege in Zyranus zu studieren. Rubina hatte keine Eltern, die sich das Schulgeld leisten konnten, doch die Feuerhexe schöpfte aus einem Topf, der es jedem ermöglichen sollte, zu lernen. Zyranus war verbohrt, aber wenn es um Magie ging, wurde alles möglich gemacht. So musste Rubina aber umso härter beweisen, dass sie mit Recht an der Uni war und im Gegensatz zu Kyano bedeutete das, dass sie neben Lernen und Studieren, tatsächlich auch arbeiten übernehmen musste. Für sie stand völlig außer Frage, dass Kyano wieder an die Uni musste, doch insgeheim stellte sich der Magier die Frage, ob das überhaupt sein Weg sein würde. Vielleicht hatte das Schicksal ihm auch etwas eröffnet, von dem er noch gar nicht gewusst hatte, dass es ebenso reizvoll werden könnte? Zumindest dachte er bereits in neuen Linien, denn auch wenn es immer festgestanden hatte, dass er Luftmagier würde, so recht Zugang hatte er dazu eben nicht gefunden. Doch bevor er hier und jetzt Entscheidungen treffen würde, waren andere Dinge da, um ihn abzulenken. Die Fremde wusste das seit ihrem Auftauchen und offenbarte immer mehr schöne Geheimnisse um ihre Person. So war es kein Wunder, dass seine Faszination in etwas gipfelte, das mehr einer Bewunderung gleichkam als den Hormonen, die ihn sonst so befielen. Allerdings weckte das auch etwas in ihm, das er äußerst selten an den Tag legte: Er entwickelte einen Beschützerinstinkt, der sich heftig entlud. Während ein kleiner, magischer Wind wehte und bedrohlich die Seiten zahlreicher Medizinlektüre durcheinanderbrachte, jagte er den entsetzten Arzt hinaus und verwies ihn seines Büros. Rubina trat wieder in Erscheinung.
"Sieh nur, wie heutzutage ärztliche Behandlung aussieht! Hat sie hier halbnackt, um sie angaffen zu können, anstatt ihr zu helfen." Die Feuerhexe betrachtete die Schöne und ihr klappte der Mund auf. Auch sie erkannte die Makellosigkeit an, doch dann wurden sie schon unterbrochen, als der Arzt mit Unterstützung zurückkehrte. So standen die Fronten sich gegenüber, wobei Rubina noch immer in der Tür stand und etwas verhalten wirkte. Die Schöne aber erreichte etwas, das Kyano für einen Moment aus dem Konzept brachte. Sie nahm seine Hand und schaffte es, wie auch immer, seine Magie mit der ihren zu verbinden. Er spürte, dass er auf mehr Macht zugreifen könnte und gleichzeitig die Ruhe in seinem Sturm dazu führte, dass er bessere Kontrolle auszuüben wusste. Doch er konzentrierte sich vorerst auf die Hereintretenden und allen voran die ältere Frau, die offenbar die Oberärztin war. "Wir sind hier, weil meine Cousine ihr Gedächtnis verloren hat. Ich habe sie außerhalb der Stadt bewusstlos aufgefunden und mache mir Sorgen um sie. Aber anstatt, dass ihr hier geholfen wird... muss sie sich halbnackt ausziehen, von ihm hier begaffen und rumkommandieren lassen und bekommt nicht mal eine Decke oder ähnliches, obwohl ihr kalt ist und sie sich berechtigterweise nicht einfach so vor Fremden zeigen will. Was soll das? Was hat ihre Kleidung mit ihrem Gedächtnisverlust zu tun? Wird hier immer mit Patienten so umgegangen?" Er verschränkte die Arme vor der Brust, um seine Anklage zu untermauern und der Sturm brauste wieder mehr auf.

Seine Macht schwand, die Kontrolle wurde diffuser. Die Unbekannte aber lugte hinter ihm hervor und nutzte seinen Körper sehr gern als Sichtschutz. Immerhin waren jetzt bedeutend mehr Unbekannte Menschen in diesem Zimmer und sie stand halbnackt da und das auch noch ohne Erinnerungen. „Nun mal langsam. Ich bin mir sehr sicher, dass Doktor Sinnend sich an alle Ethik und Norm gehalten hat.“, versuchte sie Kyano zu beschwichtigen. Gleichwohl aber suchte die Magierin mit den Augen nach der Kleidung des Mädchens. „Nun… Doktor Sinnend, wo… wo sind die Kleidungsstücke?“. Der Arzt trat leicht hervor und räusperte sich. „Nun ich hatte vor, sie zur Untersuchung in die Pathologie zu bringen, damit wir die Spuren analysieren können und herausfinden, woher diese… diese…“, seine Augen suchten nach dem Mädchen hinter Kyano und bekamen einen seltsamen Glanz, als er sie fand. „Oh, ist sie nicht schön?“; säuselte er und lächelte verklärt. „Ich … ich wollte doch nur… musste doch…“. Die Oberärztin schnaubte und machte einen empörten Laut. „Doktor Sinnend! Dieses Mädchen kam zu Ihnen, um Hilfe zu erbitten. Ich verlange, dass sie unverzüglich ihre Kündigung einreichen. Sie können doch nicht Schutzbefohlene derart… also… ich…“, sie schnappte nach Luft, so empört war sie. Dann nickte sie dem Wachmann zu, der sich augenblicklich um den Doktor kümmerte. Er führte ihn ab und die Oberärztin kehrte mit der Aufmerksamkeit wieder zu Kyano und seiner ‚Cousine‘ zurück. „Hier, bitte“, sagte sie und zog ihren Kittel aus, den sie dann Kyano reichte, damit die Unbekannte ihn anziehen konnte. „Ich werde gleich neue Kleidung kommen lassen. Es tut mir schrecklich leid, dass das passiert ist.“, sagte sie und blickte zu dem Mädchen. „Nun, du erinnerst dich nicht mehr, woher du gekommen bist oder wie du heißt?“, fragte sie versöhnlich und die Schöne schüttelte den Kopf. „Nun, wir haben eine Therapieform entwickelt, die es uns erlaubt, das letzte Ereignis zu rekapitulieren. Es ist mit einer sehr milden Form von Elektrotherapie gekoppelt, die von unseren Magiern ausgeführt wird. Energiemagier werden sich mit deinem Verstand verbinden und sehen, ob es Blockaden gibt. Es wird vielleicht etwas unangenehm, aber in aller Regel sind diese Verfahren sehr sicher.“, sie zögerte und lächelte leicht. Ihr Blick huschte zu Kyano. „Es gibt aber immer mal wieder… Menschen, die darauf nicht gut reagieren und schließlich in eine Art… nun, Dämmerzustand fallen. Es besteht ein Restrisiko, bei dieser Therapie. Die Frage ist, ob ihr das auf euch nehmen wollt?“, hakte sie nach und musterte Cousin und Cousine.
Letztere hatte inzwischen den Kittel an und hielt ihn vor sich zusammen. „Nein.“, sagte sie dann und schüttelte den Kopf. „Nein, das klingt alles andere als … richtig.“, murmelte sie und seufzte resigniert. Rubina mischte sich ein und trat etwas vor. „Aber… du willst dich doch erinnern, oder nicht? Und wenn das die einzige Möglichkeit ist? Willst du es nicht trotzdem versuchen?“, versuchte sie es vorsichtig. Ihr Blick huschte zu Kyano, dann wieder zur Unbekannten. Diese musterte Rubina und schüttelte erneut den Kopf. „Und wenn das mein Gehirn matsch werden lässt?“, hielt sie dagegen. Dann blickte die Weißhaarige Kyano an. Ihre Augen suchten seinen Blick und für einen Moment schien sie etwas darin zu suchen. Kyano erkannte aber, dass sich etwas in ihrer Haltung geändert hatte. Sein Einschreiten bei dem Arzt hatte etwas in ihr ausgelöst. Sie… vertraute ihm. „Du entscheidest.“, gestand sie ihm dann zu und musterte ihn abwartend. Ebenso, wie Rubina und die Oberärztin. Nun war es also an ihm, eine Wahl zu treffen… Ob das gut ging?
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Kyano » Freitag 22. Dezember 2023, 19:25

Es war schön und einfach gewesen, in den Tag hinein zu leben und sich im Grunde mehr Sorgen darüber zu machen, wann er sich davon stehlen und etwas zusätzliche Freizeit gewinnen könnte, als sich mit ernsthaften Themen befassen zu müssen. Ihm war so vieles geschenkt geworden, das er als selbstverständlich angenommen und ausgenutzt hatte. Oft hatte er dadurch den Bogen überspannt und sich dann bemüht, die Wogen wieder zu glätten, sich ein wenig am Riemen gerissen, solange, bis er erneut über die Stränge schlagen konnte.
Es hatte Spaß gemacht und am liebsten hätte er das ewig so weiter führen wollen, vielleicht sogar irgendwann mit Rubina als seiner Freundin an der Seite. So ganz nach dem Motto: Seht her, das ist meine Kleine und wenn ihr mir blöd kommt, fackelt sie euch ab. Die hat's drauf, das könnt' ihr mir glauben. In vielerlei Hinsicht, zwinker, zwinker! Doch nun sollte all das vorbei sein, seine nicht vorhandenen Ambitionen zerstört und die Einfachheit seines Daseins dahin.
Und Kyano? Der war noch nicht mal dazu gekommen, diese Wendung zu verarbeiten. Zuerst, weil er lieber ausgeritten war und sich jeglichen Gedanken hatte davon blasen lassen wollen. Und danach, weil ihm jedes vernünftige Wort aus dem Hirn getrieben worden war beim Anblick dieser schönen Unbekannten. Die er aufgelesen und zu seiner Feuerhexe gebracht hatte, in der Hoffnung, dass diese ihm helfen würde.
Hatte sie auch, allerdings mit Nuancen, die er weder nachvollziehen, noch recht verstehen konnte. Was war denn nur mit ihr los?
Jedoch stellte sich ebenfalls die Frage... was war mit ihm los?! Wieso setzte er nicht alle Hebel in Bewegung, um zurück zur Universität zu können, so, wie Rubina es wollte? Wie er es seinem Professor gegenüber versucht hatte mit einer neu erwachten Ernsthaftigkeit, die scheinbar irgendwo in ihm geschlummert hatte? Warum wollte er lieber der Fremden helfen und zog seine Freundin damit rein? War das richtig, wichtiger? War es gegenüber seinem Rauchfähnchen... fair? So viele neue Überlegungen wirbelten hinter seiner Stirn hin und her, manche davon fassbar, andere weniger, dass ihm regelrecht schwindelig davon werden könnte.
War das auch der Grund für sein untypisches Verhalten? Wobei... war es das denn? Ja und nein. Auf der einen Seite auf jeden Fall, denn er machte sich Gedanken über Dinge, die er sonst nur zu gerne mit einem Lächeln wegwinkte und von denen er gar nichts hören wollte. Er wurde tiefgründiger und ernster. Auf der anderen hingegen zeigte es etwas, das nur sein engstes Umfeld kannte. Der junge Mann hatte eine hilfsbereite Seite und war jemand, auf den man sich durchaus verlassen konnte, der keinen, der ihm tatsächlich etwas bedeutete, einfach so im Stich ließ.
War es das? Bedeutete ihm die Weißhaarige etwas? Oder war es nichts weiter als der Umstand, dass er sie noch immer ins Bett kriegen wollte, um danach, bis zu seiner nächsten Flamme, wieder Rubina um den Finger zu wickeln? Nein, es gab da so den ein oder anderen Punkt, von dem er das Gefühl hatte, dass er ihn mit der Unbekannten verband. Die Magie, die Sache mit dem Nicht-fassen-können und ja... er spürte schlicht eine sehr große Neugier und etwas, das man beinahe als Drang hinaus in die Welt und ins Abenteuer bezeichnen könnte.
Jedenfalls hatte es dazu geführt, dass er sie nicht einfach hatte ziehen lassen und sogar seine Freundin überredet hatte, sie zu begleiten. Obwohl das Ganze sich zu einer Beinahe-Katastrophe zu entwickeln drohte, als sich offenbarte, wie schamlos dieser Arzt sich gegenüber seiner Cousine verhielt. Ja, sie war bezaubernd schön, hatte auch ihn in Versuchung geführt, was er bislang nicht bereute bei der Erinnerung an dieses herrlich feste Fleisch, aber das bedeutete nicht, dass sie sich dermaßen entblößen musste. Mit einem Mal fühlte er sich schuldig und dazu auserkoren, sie zu schützen, nachdem er sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte.
Während sich seine Magie verselbstständigte, funkelte er den Arzt an und besaß den Schneid, diesen aus dem eigenen Behandlungszimmer zu werfen. An Konsequenzen hatte er noch nie gedacht, jetzt tat er es umso weniger. Stattdessen fasste er für Rubina zusammen, was geschehen war und ihn dermaßen durcheinander wirbelte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Mehr erreichte er allerdings nicht, schon erschienen noch mehr Personen und boten ihm eine Bühne. Er richtete sich auf, machte sich so groß und breit wie möglich als Sichtschutz, und hätte sicherlich noch so einiges herum geweht, wenn sich nicht eine schmale Hand zart in die seine geschoben hätte und diese beinahe wie eine klobige Pranke sich anfühlen ließ.
Mit einem Mal hatte er das Gefühl, die in ihm wohnende Luft fassen und zähmen, ja, regelrecht beherrschen zu können, viel mehr als in all den Jahren an der Universität. Das verschaffte ihm die Gelegenheit, erneut zusammen zu fassen, was ihn so aufregte. Solange, bis er die Verbindung unabsichtlich unterbrach, weil er die Arme verschränken wollte. Prompt raschelten etliche Seiten heruntergefallener Bücher, doch mehr passierte wenigstens nicht. Vorläufig...
Seine Anklage wurde ernst genommen und das, ohne der Hilfe seiner Freundin, die für gewöhnlich der vernünftige Part von ihnen war, und die Oberärztin wandte sich an ihren Angestellten. Mit finsterer Miene sah er dem Wortwechsel zu und schnaubte leise an der ein oder anderen Stelle. Solange, bis der Arzt sich selbst verriet und zu säuseln begann.
Nun beugte sich Kyano vor und ein ungewöhnlich kaltes Lächeln kräuselte seine Lippen. Er löste einen Arm und strich sich mehrfach bezeichnend die Falte beginnend beim Mundwinkel. "Ihr habt vergessen, Eure Sabberspuren wegzuwischen. Die fangen langsam an, einzutrocknen.", bemerkte er mit einer falschen Liebenswürdigkeit, die seine sonst so fröhliche, leichte Stimme fremd klingen ließ.
Danach richtete er sich wieder auf und beobachtete mit Genugtuung, wie der Fremden Gerechtigkeit widerfuhr. Kurz darauf war der Hahn im Korb, umgeben von drei Frauen, so, wie er es im Prinzip gerne hatte. Trotzdem fühlte er sich weiterhin bemüßigt, den Schützenden zu spielen und war noch immer wütend.
Entsprechend knapp fiel sein Nicken aus, als er den Kittel entgegen nahm, sich zu der Weißhaarigen umdrehte und ihn ihr behutsam umlegte. Dabei konnte er nicht widerstehen, einige ihrer seidig weichen Strähnen daraus zu befreien und sie durch seine Finger gleiten zu lassen, wobei diese Geste halbwegs von seinem Körper verborgen blieb. Seine Hände ruhten noch einen Moment lang auf ihren Schultern, ehe er sich bewusst wurde, dass es noch immer Zeugen gab, vor allem eine Person.
Leise räusperte er sich, straffte seine Haltung und wandte sich wieder um. Erneut nickte er. "Und ihre bisherige Kleidung? Was passiert damit?", fragte er noch immer mit einem unterschwelligen Groll in der Stmme. So leicht konnte sich der Sturm in seinem Inneren einfach nicht legen.
Daraufhin wandte die Ärztin sich der Unbekannten zu und er biss sich auf die Unterlippe, um dies ungestört zu zulassen. Trotzdem verdüsterte sich alsbald seine Miene. Elektrotherapie? Energiemagier? Verstand verbinden? Das klang nicht sonderlich angenehm, geschweige denn harmlos!
Seine Augenbraue hob sich an und er deutete mehrfach ein Kopfschütteln an, weil ihm allein der Gedanke daran schon nicht behagte. Erst recht nicht, als allmählich auch die ein oder andere Nebenwirkung, beschönigt natürlich, erwähnt wurde.
Sein Blick wanderte zu der Fremden, die ebenfalls nicht wirklich glücklich damit wirkte. Es wäre ihre Entscheidung, da hatte er nicht mitzureden. Und dennoch... Sein Gefühl sagte ihm, dass das nicht richtig wäre. Es müsste doch auch eine andere Möglichkeit geben! Etwas, das keinen Eingriff bedeutete, das... Moment mal, das Zeichen! Ja, natürlich!
In Kyanos Augen begann es wissend zu funkeln, während sich in seinen Gehirnwindungen der Sturm ein wenig legte und Platz für mehr oder minder vernünftige Gedanken machte, sie nicht sofort verblasen konnte. Da mischte sich Rubina ein und lenkte seine Aufmerksamkeit kurzfristig auf sie. Er musterte sie und wusste, dass sie einfach viel zu sehr an Magie und deren Möglichkeiten glaubte, als dass sie ernsthafte Zweifel am Erfolg haben konnte.
Ein kleines und dennoch irgendwie trauriges Lächeln schlich sich einen Atemzug lang auf seine Lippen. Dafür liebte er sie, auf seine Art, dass sie wahrlich vertrauen konnte. Es zeigte jedoch ihm auch auf, dass er nicht zu dieser Gattung gehörte. Vielleicht war das ein Zeichen, eines, das er nicht haben wollte... und trotzdem nicht völlig ignorieren konnte.
Das Gefühl, angestarrt zu werden, holte ihn aus seinen Überlegungen zurück, ehe er zu tief darin eintauchen konnte, und ließ ihn den Kopf drehen. Die Fremde sah ihn an und sprach schließlich aus, was ihm ein schiefes Grinsen entlockte. "Du weißt schon, dass du einen Sturm hervorrufen kannst damit, oder?", neckte er sie mit einem unterdrückten Lachen, das mehr spür-, denn hörbar war.
Dann griff er kurz nach ihrer Hand, drückte sie leicht und wandte sich schließlich erneut an die Ärztin, schlagartig wieder ernst. "Nein. Danke, aber nein.", erklärte er und warf seiner Freundin einen entschuldigenden Blick zu. Diesen Moment brauchte er, um durchzuatmen, ehe er den nächsten Schritt wagte.
"Mir ist noch eine Möglichkeit eingefallen, die... ohne einen Eingriff auskommt. Sollte das nicht helfen, dann... wenden wir uns wieder an Euch. Euch persönlich, versteht sich." Diesen kleinen Seitenhieb konnte er sich einfach nicht verkneifen.
Danach nickte er ihr grüßend zu und wartete darauf, dass die Ärztin sich verabschiedete. Erst, als das geschehen war, trat er zu seiner Feuerhexe, legte ihr ungefragt die Hände auf die Schultern und strich mit diesen sanft herab ihre Oberarme entlang. Dabei sah er ihr direkt in die Augen mit einer Ernsthaftigkeit, die auch eine unterschwellige Traurigkeit in sich barg, als ahne er, dass all die verpassten Chancen zwischen ihnen sich niemals mehr wiederholen würden. Dennoch spürte er, dass es sein musste, was er jetzt vorhatte.
"Es wird Zeit, dass du zurück zu deinen Studien gehst.", flüsterte er ihr zu und beugte sich zu ihr, um ihr einen liebevollen, nur irgendwie... brüderlich wirkenden Kuss auf die Stirn zu geben. Seufzend senkten sich seine Lider und er lehnte sich mit seiner eigenen Stirn an sie, so, wie zuvor schon in der Schenke.
"Ich will nicht schuld daran sein, dass du Ärger bekommst.", fuhr er fort und lachte leise. "Schon gar nicht, wenn das heißt, dass ich deinen Kram für dich erledigen müsste oder du mir deswegen Feuer unter meinem geilen Arsch machst.", versuchte er zu scherzen und zu überspielen, wie eng ihm seine Kehle mit jedem Wort zu werden drohte.
Schließlich löste er sich und trat einen Schritt zurück, wenngleich ohne sie loszulassen. Schief grinsend sah er auf sie herab. "Ich hab' jetzt so einige Dummheiten vor mir und wenn ich sie dir verraten würde, würdest du mich teeren und federn. Aber bis dahin, sei fleißig. Du bist eine tolle Magierin und jeder, der behauptet, dir das Wasser reichen zu können, dem verpass' ich einen Freiflug über Zyranus." Er zwinkerte ihr zu und wollte sie nun endlich loslassen, um ihr zu zeigen, dass sie sich nicht länger unnötig mit ihm aufhalten sollte.
Es fiel ihm jedoch unsagbar schwer, denn eigentlich wollte er sie nicht verlieren. Wollte nicht, dass ihre Wege sich trennen würden. Nur leider wollte ihm keine Lösung für dieses Problem einfallen, keine, mit der wiederum er leben könnte, weil er ihr dadurch mehr Nutzen als Schaden brächte...
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. Dezember 2023, 14:31

Wenn die Zeiten sich änderten, dann war es nur natürlich, dass man sich mit anderen Dingen auseinandersetzen musste. Solange immer alles gleich ablief, brauchte man sich nicht zu fragen, wie dieses oder jenes wäre. Man musste keine Entscheidungen treffen, keine Position beziehen. Kyano hatte ein wirklich sorgenfreies Leben geführt und es war vollkommen in Ordnung gewesen. Er hatte seine Zeit genossen und genießen dürfen. Wo andere sich sehr viel früher mit den harten Fakten eines Lebens in Zyranus und außerhalb beschäftigen mussten, da bekam der gutaussehende Schönling eine Schonfrist. Nun aber erwischte ihn das Leben mit der vollen Breitseite und er sah sich gezwungen, tiefer als bis direkt nach der Oberfläche zu graben, um sich zu finden. Um sich innerhalb dieser Situation zu finden. Und wo sich Kyano noch ganz in seinem kleinen Teich bewegte und der neuen Unbekannten hinterher sabberte, da spürte er plötzlich, dass sie sehr viel mehr darstellte als nur eine schöne Frau. Plötzlich waren da ganz andere Gedanken, die sich in ihm auftürmten und die er noch nicht bereit war, zu greifen. Sie stellte eine seltsame Form von Verlockung dar und weckte in ihm einen neuen, oder besser: verkümmerten Charakterzug. Er hatte seine Integrität und seinen Schneid schon häufiger mal bewiesen, nie aber in solch einer ernsten Angelegnheit, wie diese hier. Die Schöne halbnackt im Zimmer des Arztes zu sehen und zu erkennen, wie unangenehm das für sie sein musste, war eine Drehung seiner eigenen Vorlieben, die man so nicht erwartet hatte. Auch Kyano wurde von sich selbst überrascht, doch war das kein aufgeblasenes Gehabe oder Vorwand, um ein wenig Ritterlichkeit zu praktizieren. Es war ehrlich und echt. Das erkannte auch die Schöne, denn mit einem Mal war sie ihm näher als noch vor einigen Minuten. Während sie seine Hand berührte, führte das dazu, dass sein innerer Sturm und seine Magie an Macht hinzugewannen, sich aber durchaus besser kontrollieren ließen. Wie oder warum sie das machte und was das zu bedeuten hatte, konnten sie jetzt nicht klären, er spürte nur intensiv die Wirkung, weil er die Verbindung wieder löste.

Nachdem sie mit der Ärztin klären konnten, dass das Verhalten des Arztes absolut unangebracht wäre, erläuterte die Ärztin weitere Therapieformen, die sich jedoch eher anhörten, als wären sie in irgendeinem Keller irgendeines Scharlatans. Dass Rubina dem zustimmte, konnte Kyano noch verstehen, denn er kannte seine Feuerhexe in und auswendig. Doch es stimmte ihn auch traurig, denn es bewies, dass er selbst nicht der Magie so sehr vertraute. Und zeigte eine Kluft, die vielleicht nie zu überwinden wäre. Bevor er jedoch eine Entscheidung treffen würde, wandte er sich noch mal an die Schöne und legte ihr den Kittel über die nackten Schultern. Die Weißhaarige hob den Blick und musterte sein Gesicht. Er wirkte nachdenklich, gleichzeitig nutzte er die Chance, das weiße Haar ein wenig zu befühlen und musste feststellen, wie weich es war. Diese junge Frau bezauberte vom Scheitel bis zur Sohle und trotzdem war sie nicht einfach ein Objekt, dem man sich ungeniert aufzwängen durfte. Auch Kyano verstand das nun und änderte seinen Kurs. Er traf eine Entscheidung, die man von ihm offenbar auch erwartete. Selbst die Schöne schien ihn, ob seiner Taten mehr zu vertrauen und bat ihn darum, einzuschätzen, was nun das Beste wäre. Doch Kyano würde nicht zulassen, dass man das Gehirn dieser Unbekannten behandelte, als wäre sie ein Versuchsobjekt. Er ergriff ihre Hand und abermals konnte er fühlen, wie sie miteinander verbunden schienen. "Nein. Danke, aber nein. Mir ist noch eine Möglichkeit eingefallen, die... ohne einen Eingriff auskommt. Sollte das nicht helfen, dann... wenden wir uns wieder an Euch. Euch persönlich, versteht sich." Die Ärztin nickte schlicht. Für sie machte das keinen Unterschied. „Und bitte! Diese Angelegenheit tut mir schrecklich leid. Wir sind ein renommiertes Haus, das solche Taten nicht duldet!“, versuchte sie noch daran zu appellieren, dass Kyano nun nicht überall herumerzählt, wie es hier zuginge. Sie verschwand und endlich war er allein mit… Rubina und der Fremden. Er wandte sich nun an die Feuerhexe, die ihn fragend ansah. „Was..?“, wollte sie wissen, aber er übernahm bereits die Erklärungen. Er kam ihr näher und Rubina runzelte die Stirn, als er sie berührte und sich dann tatsächlich dazu hinreißen ließ, einen Kuss auf ihre Stirn zu drücken. „Kyano was ist…?“, versuchte sie es abermals. Die Fremde zog sich in den Hintergrund zurück und begann tatsächlich damit, die Bücher allesamt aufzuheben und auf den Schreibtisch zu legen. Dabei schlüpfte sie richtig in den Kittel und band ihn mit einem Stück Verband zusammen, sodass es aussah, wie ein.. Kleid. Irgendwie. "Es wird Zeit, dass du zurück zu deinen Studien gehst." „Wie bitte??“, schnappte Rubina und funkelte die ihn. "Ich will nicht schuld daran sein, dass du Ärger bekommst. Schon gar nicht, wenn das heißt, dass ich deinen Kram für dich erledigen müsste oder du mir deswegen Feuer unter meinem geilen Arsch machst." Sie schnaubte und musste dann jedoch lächeln. "Ich hab' jetzt so einige Dummheiten vor mir und wenn ich sie dir verraten würde, würdest du mich teeren und federn. Aber bis dahin, sei fleißig. Du bist eine tolle Magierin und jeder, der behauptet, dir das Wasser reichen zu können, dem verpass' ich einen Freiflug über Zyranus." Nun wurde ihr Blick besorgter und sie betrachtete ihren Freund. „Kyano…“, begann sie erneut. „Wieso tust du das alles?“, fragte sie leise und seufzte. Sie griff nach seiner Hand und streichelte darüber.

„Du weißt, dass du mir alles bedeutest?“, fragte sie und auch ihr wurde langsam klar, dass dies irgendwie nicht funktionierte. „Ich… Es tut mir leid, dass ich dir keine größere Hilfe sein kann. Aber… ich habe zu hart dafür gearbeitet, um jetzt durch… durch so etwas alles zu verlieren. Ich will dieses Studium abschließen, ich muss. Und ich wünschte, du würdest es genau so wollen, dass wir gemeinsam studieren könnten. Ich wünschte, du würdest nicht jedem…“, sie blickte zu dem Mädchen in seinem Rücken und atmete noch mal durch, „jeder dahergelaufenen Ablenkung folgen und sie nutzen, um dich nicht mit dem Ernst des Lebens zu beschäftigen. Ich wünschte… ich wünschte wirklich, du würdest erkennen, wie wichtig es ist, dass wir vernünftig lernen…“, nun war auch ihre Stimme erstickt. „Kyano ich liebe dich, du bist mein bester Freund. Ich will dir nicht in den Rücken fallen, aber diese Angelegenheit ist es einfach nicht wert, dass du dafür alles aufgibst!“, warnte sie ihn und schaute abermals zu dem Mädchen. Jene verstand nicht, was sie sagten, aber sie konnte sehr wohl die Stimmung deuten. Betreten und Fehl am Platz huschte sie an den beiden vorbei und trat hinaus in den Gang. Sie gab ihnen den Moment, den sie haben mussten. Dafür war Rubina ihr durchaus dankbar. „Mir tut sie leid. Aber es ist nicht unsere Aufgabe für diese Furore zu sorgen und uns damit alles zu verbauen. Was auch immer du vorhast…. Du bist dir hoffentlich im Klaren, dass das bedeutet, dass du nie mehr an die Uni zurückkehrst? Was willst du denn machen? Was willst du… sein?“, fragte sie und schüttelte den Kopf. Hier unterschieden sie sich eindeutig zu doll.
Kyano und Rubina waren Freunde, vielleicht ein wenig mehr, aber sie hatten einen Punkt an ihrem gemeinsamen Weg erreicht, wo Kyano links und Rubina rechts gehen wollte. Und keiner konnte vom anderen verlangen, sich für den anderen zu entscheiden, weil das bedeuten würde, dass sie klar benannten, was sie waren. Und das konnte weder er noch sie. Ihre Freundschaft würde bestehen. Aber darüber hinaus… vielleicht in einem anderen Leben. Rubina nahm Kyano in die Arme und küsste ihn dann tatsächlich auf den Mund. Mit einem Grinsen und Tränen in den Augen löste sie sie von ihm und funkelte ihn an. „SO geht ein richtiger Kuss!“, warf sie ihm neckend vor, boxte ihn verspielt am Arm und besiegelte damit, dass sie fortan diesen Weg nicht mehr gehen würden. Sie hatten ihre Chancen verpasst, aber sie blieben Freunde. Immer. „Lass dich bitte nicht erwischen… egal, was du vorhast. Pass auf dich auf und… Ich hoffe, du kommst irgendwann zur Vernunft.“, gab sie ihm mit auf den Weg und verschwand dann, nur mit einem Nicken an die Unbekannte, aus dem Hospital. Die Weißhaarige tauchte am Türrahmen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Tut mir leid…“, sagte sie durchaus ehrlich und versuchte zu erkennen, wie Kyano sich nun fühlte. Doch dann seufzte sie, lächelte leicht und nickte ihm zu. „Ich weiß das zu schätzen, Kyano. Wirklich… ich sehe deinen Einsatz und rechne dir das hoch an.“, ließ sie ihn wissen und schaute kurz über ihre Schulter. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte sie ihn und musterte ihn abwartend.
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Kyano » Mittwoch 27. Dezember 2023, 20:36

Wäre es nach ihm gegangen, hätte es noch lange so weiter gehen können wie bisher. In seiner Vorstellung, sofern er sich diese überhaupt bereit gewesen wäre, einzugestehen, hätte es so sein sollen, dass Rubina ihren Abschluss machte, sie beide heirateten, jede Menge gutaussehender Miniversionen Kyanos bekämen und er seinen Beruf als Langzeitstudent beibehielte. Das hätte ihm viele Freiheiten gelassen und irgendwie trotzdem auch Sinn ergeben. Nun jedoch würde es niemals soweit kommen.
Er war von der Universität geworfen worden und mit einem Mal stellte er sein bisheriges Dasein vollkommen infrage. Warum eigentlich? War es nur der Frust über seinen Rauswurf? Oder hatte gerade dieser dazu geführt, ihm die Augen zu öffnen, dass das hier nicht das seine war? Wie sollte er darauf eine Antwort finden? Mit wem sollte er darüber reden, wenn er mit seinen eigenen Gedanken nicht weiter kam? Mit seiner Feuerhexe? Nein... ausnahmsweise wäre sie einmal nicht die richtige Ansprechpartnerin dafür. Aber mit wem sonst? Da war es ihm nur willkommen, dass er die Unbekannte gefunden hatte und sich mit deren Problemen befassen konnte, anstatt tiefer in sich selbst gehen und Entscheidungen für sich treffen zu müssen.
Dass es hingegen in dem renommierten Hospital der Stadt zu solch einem liederlichen Vorfall kommen sollte, damit hätte er nicht gerechnet. Ja, auch er war nur ein Mann und auch er hatte seine Finger am Anfang nicht vollkommen bei sich behalten können, hatte etwas... mehr als notwendig getastet und stellte sich die ein oder andere heiße Nummer mit ihr vor. Allerdings käme er nicht auf die Idee, sie gegen ihren Willen zu entblößen und sabbernd zu begaffen, während sie sich offensichtlich unwohl fühlte. Nein, solch ein Verhalten weckte seinen Beschützerinstinkt und gerade bei dieser Schönen wirkte sich das gleich noch eine Spur stärker aus.
Was er sich davon erhoffte? Keine Ahnung, soweit dachte er gerade nicht im Gegensatz zu draußen vor der Stadt. Beinahe war es so, als wolle er sie völlig uneigennützig beschützen, weil sie diese Hilfe brauchte. Könnte das wirklich sein? War er eine solch gute Seele? Was auch immer sein Beweggrund sein mochte, er hatte Erfolg damit und konnte sie soweit abschirmen, dass sie nicht mehr völlig bloßgestellt und begafft wurde. Doch mit seiner Behauptung gegen den Arzt war es noch nicht getan.
Nun ging es weiter und während der junge Mann so zuhörte, musste er sich unwillkürlich vorstellen, wie man so etwas bei ihm fabrizierte. Es klang schon äußerst unangenehm und so, als würde er persönlich dem niemals freiwillig zustimmen. Hinzu kam, dass sein Vertrauen in Magie... nun ja, bei weitem nicht so unerschütterlich war, wie man es für einen Magiestudenten annehmen sollte. Rubina war da anders, sie glaubte fest daran, dass ausgelernte Magier alles schaffen konnten in ihrem jeweilige Gebiet. Kein Wunder also, dass sie dafür stimmte.
Und die Weißhaarige? Sie sah alles andere als glücklich bei dem Gedanken an diese Methode aus, obwohl er das Gefühl nicht los wurde, dass sie ihm in Sachen Windmagie um einiges voraus war. Trotzdem fragte sie ihn nach seiner Meinung. Tja, wie diese wohl lautete? Kyano war kein großer Denker, er zerkaute ein Thema nicht so, wie seine Freundin das gern tat. Er war vielmehr impulsiv, wankelmütig, aber auch intuitiv sowie kreativ. Obendrein konnte er beobachten und sich an Details erinnern, so, wie an das Zeichen im Nacken der Fremden.
Was dazu führte, dass er das Unangenehme hinauszögerte und lieber einer anderen, wenngleich nicht unbedingt leichteren Idee nachgehen wollte. Das gab er auch bekannt.
Was die übrigen Anwesenden davon hielten? Er versuchte nicht, es in ihren Gesichtern lesen zu wollen, das war ihm zu mühsam. Doch glaubte er zu ahnen, was das sein würde. Der Ärztin konnte es gleichgültig sein, sie hätte sicherlich ausreichend andere Patienten. Rubina... sie wäre vermutlich enttäuscht über seinen Mangel an Vertrauen in die Magie und die Tatsache, dass sie beide die Schöne nicht endgültig in andere Fachhände geben würden. Und die Patientin selbst? Ob sie erleichtert über seine Wahl wäre? Oder neugierig darauf, welche Idee ihm gekommen war? Vielleicht eine Mischung aus beidem.
Jedenfalls ließ er sich von seinem Weg ausnahmsweise nicht so leicht abbringen, vor allem, weil er erneut mit ihr Händchen hielt und die Kraft spüren konnte, die sie ihm übertrug. Diese Verbindung behielt er solange, bis sie wieder zu dritt waren und er den nächsten, wohl unschönsten Schritt gehen musste in seinem Plan. Aber es führte kein Weg daran vorbei, dessen war er sich klar.
Dabei wollte er seine Freundin nicht los werden, im Gegenteil, zu gerne hätte er sie weiterhin um sich gehabt. Jedoch wusste er auch davon, wie wichtig ihr das Studium war, wie viel Fleiß und Kraft sie hinein gesteckt hatte, wie begabt sie war und... dass sie ihm eine Menge bedeutete. So viel, dass er sie gehen lassen musste, zu ihrem eigenen Wohl. Er wollte nicht Schuld daran sein, dass sie auch nur den kleinsten Ärger bekäme. Rubina sollte es gut gehen, sie sollte Erfolg haben und glücklich werden. Allerdings war er kaum der Richtige dafür, um ihr diese Punkte erfüllen zu können, so gern er es auch gewesen wäre.
Also machte er diesen einen Schritt und nahm Abschied von der Frau, der nach derzeitiger Lage sein Herz gehörte. Einen langen, letzten Moment gehörte seine volle Aufmerksamkeit nur ihr, auch wenn die Unbekannte in seinem Rücken wartete. Um ein wenig Intimität trotzdem herstellen zu können, wechselte er in seine Muttersprache, von der er annahm, dass sie von der Weißhaarigen nicht verstanden wurde. Außerdem nahm er das Risiko von Verbrennungen auf sich, indem er seine Freundin ungefragt berührte, sanft und voller Gefühl.
Dann begann er. Natürlich kam sofort Protest, was ihn mit einem Hauch Wehmut lächeln ließ. Oh, wie würde er ihre Impulsivität und Feurigkeit vermissen! Und dennoch... er hatte keine Wahl. Also fuhr er fort und erklärte ihr ein paar Dinge, ohne ins Detail zu gehen, um sie nicht mit in seine Schwierigkeiten reinzuziehen, nicht dieses Mal.
Sie war zu klug, um den Sinn dahinter nicht zu verstehen. Nachdem sie sein Lächeln erwidert hatte, ergriff sie seine Hand und begann ihrerseits, die richtigen Fragen zu stellen. Er seufzte leise und zuckte mit den Schultern. "Wieso ich das mach'? Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil es blöd ist?", erwiderte er und grinste schief. In seinen Augen dagegen blitzte Traurigkeit und zugleich Entschlossenheit auf. Nein, er hatte wirklich kaum eine Vorstellung davon, aus welchem Grund er drauf und dran war, alles endgültig zu versemmeln und hinzuschmeißen. Er spürte nur, dass es das Richtige war. Oder zumindest das, was er dafür hielt.
Bei ihrer nächsten Frage lachte er leise. "Weiß ich das? Hast du mir das je gesagt? Oder halt, warte, jedes Mal, wenn du mir was abgefackelt hast, wolltest du mir nur zeigen, wie sehr du mir verfallen bist, richtig? Ha, ich hab's doch gewusst!", neckte er sie in dem Versuch, dieses beklemmende Gefühl zu übertünchen. Die Tränen würden ihm nicht kommen, soweit waren sie noch lange nicht, jedoch Herzschmerz verspürte er trotzdem. Also überspielte er das, grinste frech und schnippte leicht gegen ihr Kinn, wackelte mit den Augenbrauen. "Du warst immer nur zu schüchtern, daran lag's!", legte er noch nach.
Seufzte allerdings im nächsten Moment und zog sie an sich, um sie fest an sich zu drücken. "Du warst mir immer eine Hilfe und hast getan, was du konntest.", raunte er ihr wieder ernst und absolut ehrlich zu, hauchte ihr einen Kuss aufs Haar und lockerte dann seinen Griff. Je nachdem, was sie wollte, könnte sie sich weiter an ihn lehnen oder sich wieder lösen. Wobei er nicht wusste, was ihm lieber wäre.
Leise seufzte er bei ihren nächsten Worten und deutete ein Kopfschütteln an. "Ach, mein Rauchfähnchen...", murmelte er und bediente damit noch ein letztes Mal ihren Spitznamen, den sie nie so recht hatte haben wollen.
Er hob seine freie Hand und strich ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange. Dabei suchte er ihren Blick und wollte ihn einfangen, um sich noch lange daran erinnern zu können. "Und du bist mein Ein und Alles. Auch wenn du's mir nicht glaubst.", erwiderte er ihre Liebesbeteuerung, die er viel zu gern schon früher gehört hätte.
Ob es sein Verhalten geändert hätte? Ob es ihn zu einem treuen Liebhaber und fleißigen Studenten gemacht hätte? Nun würden sie es wohl nie mehr herausfinden.
"Vergiss nicht, sie haben mich schon rausgeworfen. Was also soll ich da noch aufgeben? Das Einzige, das mir von dort fehlen wird, bist du." Er lächelte zuerst traurig, daraufhin schief und am Ende verschmitzt, wobei er mit den Schultern zuckte. "Was ich sein will? Du meinst, abseits vom perfekten, absolut umwerfenden und unvergesslichen, dem besten Liebhaber aller Zeiten, nach dem du dich jede Minute verzehrst?" Frech zwinkerte er ihr zu, verkniff sich allerdings anzügliche, eindeutige Bewegungen.
"Und du glaubst wirklich, dass ich das weiß? Dass ich einen... Plan habe?!" Er lachte lautlos. "Du kennst mich doch! Mir fällt schon was ein, ich krieg mächtig Probleme und dann fällt mir wieder was ein."
Danach war sie es, die ihn umarmte und plötzlich konnte er ihre Lippen fühlen. Kyano seufzte lautlos und schloss die Augen. Viel zu schnell und viel zu harmlos war es, als sie sich schon wieder von ihm löste. Schon wollte er einen Spruch drücken, als er die Tränen in ihren Augen erkannte, trotz ihres Grinsens. Also verkniff er sich die Worte, im Gegensatz zu ihr.
Seine Braue hob sich an und er zwinkerte ihr zu. "Wart's nur ab, dafür werd' ich mich schon noch revanchieren.", drohte er ihr scherzhaft und nahm sich das wirklich vor. Nur... warum fühlte es sich dann so merkwürdig in seinem Bauch an, als ahne er, dass es niemals mehr dazu kommen würde? Er wusste es nicht so recht, noch nicht.
Rubina hingegen machte den Abschied nun endgültig und brachte ihn ein letztes Mal zum Lachen. "Vernunft und ich werden uns in diesem Leben wahrscheinlich niemals begegnen! Aber ich halte Ausschau, vielleicht winkt sie mir ja mal in Form eines Rauchfähnchens!", neckte er und drückte ihre Hand, die er noch immer nicht, trotz ihrer Umarmungen, losgelassen hatte. Dann aber ließ er sie ziehen und sah ihr mit einem Engegefühl in der Kehle nach, auch, als sie die Tür hinter sich längst wieder geschlossen hatte.
Erst die Bewegung vor ihm und die dazugehörige Stimme ließen ihn blinzelnd in die Wirklichkeit zurück kehren. War das gerade ernsthaft geschehen? Hatte Rubina ihn... verlassen?
Der junge Mann fuhr sich durchs Haar und dann einmal übers Gesicht, versuchte, durchzuatmen und sich wieder zu sammeln. Schließlich grinste er schief und freudlos, während er mit den Schultern zuckte. "Braucht' dir nicht leid tun. Sie wird darüber hinweg kommen.", bemühte er sich um einen lockeren Tonfall. Wobei... ja, seine Freundin würde vermutlich eher verkraften können, dass sie ab jetzt getrennte Wege gehen würden, als er. Doch damit wollte er sich nicht befassen, sondern sich lieber auf das konzentrieren, was er sich ausgedacht hatte.
Bei ihrem Dank winkte er ab. "Ach was, nicht der Rede wert. Ich hab' ja grad irgendwie nichts anderes zu tun.", wiegelte er ab und zerstörte ein weiteres Mal seine nicht vorhandene Frisur. Wenigstens schien auch die Schöne einen pragmatischen Zug zu haben, wie sie ihn hören ließ. "Hm? Jetzt? Ach das...", murmelte er und überlegte, ob er einen flapsigen Spruch anbringen sollte. Nur irgendwie war ihm gerade nicht danach. Also zuckte er mit den Schultern.
"Wir warten noch auf deine neuen Sachen, darauf bestehe ich. Dann zeige ich dir einen Ort, der absolut staubtrocken und todlangweilig ist. Kannst du lesen?" Oder war diese Frage unangebracht, weil sie sich nicht erinnern konnte? Andererseits... hier gab es auch Bücher, da könnten sie es während ihrer Wartezeit ja testen. Denn er wollte in die Universitätsbibliothek und dort nach dem Zeichen suchen.
Womöglich würde er dort ja seinen ehemaligen Professor finden? Dann könnte er ihn direkt fragen. Aber darauf wollte er es nicht anlegen, um nicht noch mehr Ärger zu provozieren. Immerhin war die Bibliothek an sich ein Ort des Lernens und für die Studierenden gedacht. Jedoch gab es auch Ausnahmen für öffentliche Besuche. Somit mochten sie ihn von der Uni geworfen haben, allerdings konnten sie ihm sein Bürgerrecht nicht so leicht absprechen. Blieb nur zu hoffen, dass sie dort nicht zu vielen Studenten begegnen würden, schon gar nicht solchen, die nach Problemen in Form von seinen Fäusten und Windstößen regelrecht bettelten. Nur musste sie das ja nicht wissen.
Dafür fiel ihm noch etwas anderes ein. "Sag mal...", begann er und rieb sich mit der flachen Hand im Nacken, weil es ihm ein wenig unangenehm war, auch wenn es sein musste. "Wenn du dich an nichts erinnerst, weißt du auch nicht, wie du heißt, oder? Wie soll ich dich denn nennen? Ich meine..." Der altbekannte Schalk stieg endlich wieder in ihm hoch und ließ ihn frech grinsen. Nur das Funkeln in seinen Augen hatte weiterhin einen traurigen Ausdruck.
"Ich könnte dich ja Süße oder Herzchen nennen... Oder wäre dir Schnäutzelchen lieber?" Er musste lachen bei der Vorstellung daran, wie sie beide in einer Schenke wären und er würde ihr diesen Namen zurufen. Nein, so gemein war er dann doch nicht! Oder zumindest nicht immer...
"Nein, im Ernst, wie soll ich dich anreden?", hakte er noch einmal konkret nach.
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Re: Die Sache mit dem Erinnern

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. Dezember 2023, 11:47

Es war vielleicht nicht der Abschied für immer, aber Kyano ahnte, dass er für eine sehr lange Zeit sein würde. Die Umstände mit dieser unbekannten Schönheit hatten dazu geführt, dass er sich mit Fragen konfrontiert sah, auf die er keine Antworten hatte. Noch nicht. Aber er war neugierig genug, sie herausfinden zu wollen. Das musste nicht sofort passieren. Brauchte seine Zeit und er war bereit, diese Zeit zu geben. Dabei musste er sich jedoch vorab entscheiden und dieses Mal fiel jene gegen seine Freundin aus. Er kannte Rubina und er schätzte sie auf eine Weise, die er bisher nicht hatte in Worte fassen können. Wahrhaftige Gefühle empfand er für die Feuerhexe und auch sie hatte ihm gestanden, dass er es war, dem ihr Herz gehörte. Doch keiner von ihnen war derweil in der Lage, den nötigen Preis zu bezahlen. Sie hätten einander ernsthafte Versprechungen machen müssen. Sie hätten jeder irgendetwas aufgeben müssen. Und keiner wollte vom jeweils anderen verlangen, das zu tun. Manchmal lebte man einen Gedanken, einen Traum und musste dann feststellen, dass jener niemals wahrwerden könnte. Nicht, ohne essentielle Dinge aufzugeben. Würde Rubina das Studium an den Nagel hängen? Nein… und auch Kyano würde das gar nicht wollen, weil er wusste, wie wichtig ihr das war. Und würde Kyano nur Rubina zuliebe weiterhin in verstaubten Hörsälen sitzen und kratzigem Schleifpapier zuhören? Nein… seine Erkenntnis war ebenso einfach, wie ernüchternd. Er konnte nicht das sein, was sie sich wünschte und sie konnte für ihn nicht aufgeben, was er nicht wollte. Es war ein schlechtes Timing und beide erkannten in eben jenem Moment, dass es das Beste war, sich nun voneinander zu verabschieden. Dabei verfielen sie in ihre alte Plänkelei und fanden darin Trost, dass sie das noch tun konnten. Dann war sie weg und Kyano mit der Fremden allein. Jene näherte sich nur zögernd dem Magier. Sie besaß genug Empathie, um sich ihm nicht aufzudrängen und Kyano fand nicht eine Spur Genugtuung in ihrem Verhalten, weil er Rubina losgeworden war. Sie sprach ihm ihr Mitleid aus und meinte es ehrlich. Er versuchte einen lockeren Spruch, der jedoch ob seiner Mimik missglückte. Die Unbekannte lächelte milde. Sie verstand es, was er versuchte, und stellte ihn nicht in seiner Traurigkeit bloß. Stattdessen lenkte sie das Thema auf die nächsten Schritte und schaffte es behutsam, auch Kyano von seinem Kloß im Hals abzubringen.

"Wir warten noch auf deine neuen Sachen, darauf bestehe ich. Dann zeige ich dir einen Ort, der absolut staubtrocken und todlangweilig ist. Kannst du lesen?" Sie lächelte leicht. „Sicher! Ich konnte ja auch die Fragen lesen auf dem Pergament an der Anmeldung.“, versicherte und erinnerte sie ihn. Dann runzelte sie die Stirn. „Du willst in eine Bibliothek?“, fragte sie geradeheraus, ohne, dass er es gesagt hätte. Sie lachte leise. „Was erhoffst du dir da zu finden?“, fragte sie und legte den Kopf leicht schief. Seit er für ihre Ehre eingetreten war, wirkte sie deutlich zugänglicher. Ja, er hatte es geschafft durch sein beherztes Auftreten, ihr ein Stückchen Vertrauen abzuringen. Bevor sie weitersprechen konnten, klopfte es an der geschlossenen Tür und kurz darauf kam ein Goblin herein. Er besaß eine Halbmondbrille und schütteres Haar. „Guten Tag die Herrschaften, hier sind neue Kleider, ich sollte sie hier ablegen?“, fragte er höflich und deutete einen Diener an. Dann trat die Weißhaarige vor und lächelte den Goblin an. Jener sah erst etwas gelangweilt auf, doch dann durchfuhr seine Augen ein Glanz und er lächelte warm zurück. „Gern geschehen, Fräulein!“, nickte er noch mal und eine feine Röte stieg ihm in die Wangen. „Vielen Dank!“, sagte sie und winkte ihm lächelnd zum Abschied. Sie drehte sich belustigt zu Kyano um und hob die schmalen Schultern. „Die sind hier alle so nett!“, bemerkte sie nebenbei und zog kurz die Nase kraus. „Bis auf den Doktor, natürlich.“, doch davon ließ sie sich jedoch nicht abhalten. Sie verschwand hinter einen Sichtschutz, den der Arzt nicht dazu verwendet hatte, ihr zu geben, damit sie sich wohler fühlte. Dort konnte Kyano hören, wie sie sich umzog. Erst fiel der Arztkittel über den Rand des Paravents und Kyano wusste, wie sie nun dastand. Halbnackt und wohlgeformt, zum Greifen nah. Sie waren allein und die Gelegenheit durchaus günstig. Andererseits machte er damit wohl alles kaputt, das er gerade erst begonnen hatte.
Nachdem sich das Mädchen umgezogen hatte, trat sie hinter dem Sichtschutz hervor und zeigte sich in einer weißen Bluse, die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Eine dunkelbraune Lederhose und ein Unterbrustkorsett komplettierten ihr Outfit. Die Haare in wallender Wildheit über ihre Schultern verteilt, wirkte sie wieder eine ganze Spur sicherer. "Sag mal... Wenn du dich an nichts erinnerst, weißt du auch nicht, wie du heißt, oder? Wie soll ich dich denn nennen? Ich meine... Ich könnte dich ja Süße oder Herzchen nennen... Oder wäre dir Schnäutzelchen lieber?" Das Mädchen hob eine Augenbraue, bei seinen Vorschlägen. Beim letzten aber öffneten sich die roten Lippen zu einem Grinsen und er erntete einen kleinen Boxer gegen seinen Oberarm. „Ganz sicher nicht!“, ließ sie ihn amüsiert wissen und überlegte kurz. „Ich … erinnere mich nicht. Aber… Kira. Wie wäre es mit Kira?“ zuckte sie die Schultern und wusste scheinbar selbst nicht, wie sie auf den Namen gekommen war. Dann aber sah sie sich noch mal um und funkelte abenteuerlustig in seine Augen. „Lass uns diese verstaubte Bibliothek aufmischen!“, und griff beherzt seine Hand, um ihn mit sich hinauszuziehen.

Kyano weiter bei: Die große Bibliothek
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