Der gläserne Käfig

Unbestrittener Ort für Wissenschaft und Forschung. Hier herrscht die Heilung mittels Magie vor, doch findet man auch den ein oder anderen einfachen Medicus im Gebäudekomplex.
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Der gläserne Käfig

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Januar 2009, 01:54

<i>Asmodeus kommt von <a target="_blank" href="http://69169.rapidforum.com/topic=11386 ... ekt</a></i>

Sie hatten eine Weile gewartet, bis es absolut sicher war. Immerhin handelte es sich um einen Dämon, den sie da durch die halbe Stadt hatten tragen müssen. Nun, nicht die halbe Stadt, aber immerhin von den Forschungsräumen der Universität zu Zyranus in die Unterkünfte des abgesperrten Traktes des Universitätshospitals.
Dort waren vor wenigen Stunden Jolanta Synapse und die übrigen Magier unter ihrem Befehl damit fertig geworden, die gläserne Kammer zu errichten. Sie besaß Luftlöcher wie jene Trennwand in der Zelle und eine kleine Schleuse, sowie eine Tür. Letztere währte allerdings nicht lange. Man verfrachtete den durch Slefa betäubten Dämon Asmodeus in den gläsernen Käfig. Dort hatte er es deutlich komfortabler. Er besaß ein Bett – das Gestell ebenfalls aus magischem Glas; Laken, Kopfkissen und Decke aus weichem Leinen – und es gab sogar einen durch einen Vorhang abgetrennten Bereich, in dem sich ein gläserner Abort befand. Er würde täglich geleert werden müssen, deshalb bewahrte man in einem Schrank außerhalb der Glaskammer jede Menge Slefa auf. Es würde in Zukunft das meistgenutzte Mittel für diesen speziellen Patienten sein.
Im Glaskäfig existierten zudem noch eine Sitzgelegenheit und etwas, das an einen Tisch erinnerte – beides selbstverständlich ebenfalls aus magischem Glas und wie das Bett mit dem gläsernen Boden verbunden. Asmodeus würde keine Gelegenheit bekommen, etwas umzuwerfen. Lediglich die Bettsachen konnte er beschädigen, aber notgedrungen würden die Mitarbeiter des Hospitals auch hier für Nachschub sorgen.

Man eilte sich, den Dämon in sein neuen und vermutlich letztes Heim zu stecken. Hier würde er zusammen mit seinem menschlichen Teil – den man bei seinem letzten Gespräch deutlich vermisst hatte – seinen Lebensabend verbringen. Der Dekan war in den Turm der Magie zurückgekehrt und traf zusammen mit dem restlichen Magierrat den Beschluss, im Falle eines Alebens des menschlichen Wirtes Asmodi standesgemäß zu vernichten. Nur des Medicus zuliebe unternahm man überhaupt einen derartigen Aufwand.

Zeit verging. Zeit, in der Asmodeus wohl mehrmals erwachte. Ob als Mensch oder Dämon spielte hierbei keine Rolle. Es waren kurze Phasen, in denen er sich des Wachseins bewusst sein konnte. Man hatte ihn in dieser Zeit an sein Bett fixiert und er hörte stetiges Tropfen aus einem Beutel, der über einen Schlauch mit seiner Blutbahn verbunden war.
Manchmal sah er auch gar nichts, weil so viel Licht ihn blendete oder er spürte, dass er sich kein bisschen mehr rühen konnte. Dann fühlte er sich zumeist auch anschließend benommen, wenn er aufs Neue erwachte. Ganz so, als hätte man ihm Kräuter eingeflößt. Was stellten die Magier nur mit ihm an?!

Als die Realität ihn in jünsgter Zeit einholte, fand er sich wenigstens nicht mehr gefesselt vor. Auch der Tropf war verschwunden. Überhaupt würde er sich rein körperlich wohl viel kräftiger fühlen.
Auf dem gläsernen Tisch stand ein hölzernes Tablett mit Schale, Becher und Teller. Auf letzterem lag eine gute Mahlzeit serviert: heiße Kartoffeln, dazu kleingeschnittene Karotten, Bohnen und Paprika. Daneben dampfte eine noch immer heiße Rinderkeule. In der Schale fand sich aufgewärmte Hühnersuppe und aus dem Becher roch es nach Bier. Wahrlich, sein Zustand sowie die Versorgung hatte sich seit der Zelle eindeutig gebessert.

Außerhalb seiner Glaskammer befanden sich zwei Anwesende. Beides waren Männer, einer jedoch musste ein Elf sein. Er hatte spitze Ohren und weißblondes Haar, außerdem war er von zierlicher Gestalt. Die andere Person war ein dunkelhaariger Mensch mit Ziegenbärtchen wie ihn Asmodeus einen besaß. Er packte gerade mehrere mit Pflanten gefüllte Gläser in einen Schrank. Asmodeus erkannte das Slefa wohl wieder, zum Glück waren alles Gläser verschlossen.
Als der Elf bemerkte, dass Asmodeus wach war, sprach er seinen Kameraden im Flüsterton an und verließ dann den Raum, in dem sich der gläserne Käfig befand. Wenig später kehrte er zusammen mit Gracia Estrella zurück. Wenigstens ein bekanntes Gesicht.

Die leitende Chefmaga der Forschungsabteilung kam ganz nah an das Glas heran. "Asmodeus", grüßte sie ihn und klang irgendwie erleichtert. "Schön, dass erwacht bist. Wir warten bereits seit Stunden. Wie fühlst du dich? Mangelt es dir an etwas?" Sie sprach langsam und mit ruhiger Stimme, damit sie ihren Patienten nicht überforderte. Trotzdem klang sie deutlich und klar.

<i>Asmodeus hat wieder volle Lebensenergie!</i>
Zuletzt geändert von Erzähler am Sonntag 4. Januar 2009, 01:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 4. Januar 2009, 13:49

Erst kam die Ruhe und für den Menschen auch die Zeit der Erholung. Doch für den Dämon begann nun die grösste Folter seines bisherigen Daseins. Hilflos und ausgeliefert wurde er ins Universitäthospital zu Zyranus verfrachtet. Hatten ihn die Bewohner der Stadt gesehen? Wussten sie wie das Wesen welches gelobt hatte sie alle zu vernichten aussah? Wie erbärmlich schwächlich es wirkte? Nur ein Mensch, mehr nicht. Keine Hörner, keine grossen Pranken, keine Stimme die so tief und grollend war wie das Rauschen der Meere. Nur ein Mensch. Kein Wunder fürchteten sie sich nicht vor ihm. Kein Wunder liessen sie sich Zeit mit seiner Vernichtung. Niemals wäre es vorstellbar gewesen dass dieses Viech in der Lage sein würde den Käfig zu verlassen und dies war er ja faktisch auch nicht.

Sie brachten ihn in sein neues „Zuhause“ schnallten ihn an das gläserne Bett. Missbrauchten seine Venen um das ganze Kreislaufsystem auszunutzen und flössten ihm dort die beruhigenden und heilenden Kräutern ein. Heilend für den Medicus, nicht aber für Asmodi. Der Dämon verspürte ein quälendes Brennen und Stecken. All die Tage lang. Die Kräuter dämmten sein Bewusstsein ein. Er verlor den Kontakt zur Aussenwelt. Empfand nur noch Schmerz und Pein. Folter. Er wollte sich winden, wollte schreien, wollte fluchen doch kein Laut gelangte über seine Lippen. Asmodi verspürte das schier unaushaltbare Gefühl der absoluten Machtlosigkeit. Sein Winseln blieb ungehört… nun nicht ganz. Jemand hörte es. Zum ersten mal seit langer Zeit wieder. „Asmodi…“ Hauchte der Medicus träge. Das war auch das einzige was er sagte wenn er kurz erwachte. „Asmodi.“ Besorgt klang seine Stimme und schwach auch wenn er gerade erstarkte. Der Dämon selbst hatte während seinem Kontrollverlust genügend Zeit sich um Zanraia zu sorgen. Er winselte. Heulte. Schrie und brüllte. <b>ZANRAIAAAA!!!!!! CASTUUUUUUUUUUUUUUUUUUUSSSS!!!</b> Er hatte furchtbare Angst und wollte von ihnen getröstet werden. Ja Trost. So etwas wohltuendes in schweren Stunden. Asmodi lernte und niemand bemerkte es.

<b>KEINE KRÄUTER MEHR! KEINE KRÄUTER MEEEEEHHHHHHHHHHHHHHHR¨!!!“</b> Winselte er beinahe irr werdend. „Keine…Kräu..t…..r..m.mhm..“ Nuschelte Aurelius für ihn. Die Kommunikation untereinander schien wieder zu funktionieren. Vielleicht weil der Medicus wieder stärker war? Vielleicht war das ja das Problem gewesen, so genau würde dieser Mechanismus wohl nicht ergründbar sein.

Aurelius rührte sich. Stille. Absolute Stille war das erste was er vernahm. Seine Sinne waren geschärft. Er roch das warme, dampfende Fleisch. Den leicht süsslichen und ganz eigenen Geschmack des Bieres. Heisse glänzend in Butter gebratene Kartoffeln. Er roch alles so intensiv. Doch die Stille war drückend. Er öffnete seine Augen. Ächzte auf. Blinzelte. Er starrte an die Decke. Weiss. Er seufzte. Noch immer war er hier an diesem Ort den es für andere wohl gar nicht gab. <b>Keine Kräuter!</b> Winselte es ängstlich in ihm. Aurelius runzelte die Stirn. Legte seine Hand auf seine Brust. Sein Herz schlug ruhig wenn auch in verändertem Takt. Langsam richtete sich der Medicus auf. Seine Augen schmerzten vom Licht. Er rieb sie sich. Sah noch etwas verschwommen und fühlte sich auch benommen aber ansonsten recht gut. Er sah sich um. Das war nicht die Zelle in die er gesteckt worden war. Es war was grösseres. Er runzelte die Stirn. Zuckte zusammen als Grazia ihn ansprach. Er blickte auf. „Was… ist geschehen?“ Fragte er träge. Er spürte Asmodis Angst und Unruhe und versuchte ihn zu beruhigen indem er sich immer wieder über die Brust fuhr.

<i> "Schön, dass erwacht bist. Wir warten bereits seit Stunden. Wie fühlst du dich? Mangelt es dir an etwas?"</i> „Mir… geht es ganz gut… danke…“ Hauchte er müde und strich sich die Haare zurück. „Aber Asmodi geht es schlecht.“ Hauchte er leise. Hungrig wie er war bewegte er sich auf das Essen zu. Setzte sich auf den gläsernen Stuhl und begann gierig zu futtern. Er hatte schon so lange nichts mehr richtiges zwischen den Zähnen gehabt. Asmodi beruhigte sich nur schwer. „Wo bin ich hier?“ Fragte er leise.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Heiler » Dienstag 6. Januar 2009, 10:12

<i>"Was ... ist geschehen?"</i> Grazia Estrella antwortete Asmodeus nicht sofort. Er war noch nicht einmal richtig wach, rieb sich die Augen, welche sich erst einmal an das vorherrschende Licht gewöhnen mussten. Es gab nur ein kleines, vergittertes Fenster für diesen Raum. Immerhin handelte es sich hierbei eigentlich um einen Schutzraum, in den üblicherweise nur sehr gefährliche Patienten eingeliefert wurden. Jene, die sich selbst höchstens versehentlich, andere aber wissentlich verletzten. Bei Asmodeus konnte man sich nicht ganz sicher sein, ob er nicht auch bei sich selbst handgreiflich wurde, aber wie sollte man es sonst noch verhindern? Er war lange genug auf dem Bett fixiert gewesen, auf Dauer bestand darin auch nicht die Lösung. Nein, sie sollten es ihm zudem so komfortabel wie möglich machen. In diesem Körper steckte auch immer noch ein Mensch ... und der war gerade aufgewacht.

Grazia beobachtete die wiederkehrende Bewegung, die sie selbst in seinem Zustand des Halbwachseins oft entdeckt hatte. Asmodeus rieb sich über die Brust. Man hatte ihn untersucht. Weder ein Ausschlag, noch sonstige Verletzungen, die juckten, waren erkannt worden. Er tat es einfach. So wie ein kranker Geist, der in seinen Albträumen gefangen war, oftmals mit dem Oberkörper vor und zurück wippte. Derartige Gesten und Bewegungen besaßen geradezu hypnotische Reize.
Gerne hätte sie herausgefunden, warum Asmodeus sich immer wieder über die Brust fuhr, aber sie wollte ihn nicht mit derartigen Fragen überfordern. Es würde ihn schon viel Konzentration kosten, ihr zu sagen, wie er sich fühlte.

<i>"Mir ... geht es ganz gut ... danke ... Aber Asmodi geht es schlecht."</i> Sie nickte. Natürlich musste es einem Dämon schlecht gehen, der auf Kräuter allergisch reagierte. Dies zum einen und die Lichtmagie zum anderen, die man mehrmals auf den Wirt angewandt hatte. Andernfalls wäre selbst die Bisswunde noch nicht ganz verheilt, auch wenn etwas Zeit vergangen war.
<i>"Wo bin ich hier?"</i> Grazia umrundete einen Teil des gläsernen Käfigs. Asmodeus hatte sich zum Essen niedergelassen und so schritt sie ein Stück weit, um ihm gegenüber zu stehen, während er an seinem gläsernen Tisch hockte. Etwas Sonnenlich fiel durch das Gitterfenster in den Raum.

"Du bist in der Universitätsklinik. Genauer gesagt, in der Abteilung für extrem gefährdete Patienten. Hier wird man ein Auge auf dich haben und dir alle Wünsche ermöglichen, die sich erfüllen lassen. Hier kannst du den Rest deines Lebens in Frieden verbringen." Sie sagte es ernst, eine leichte Bitterkeit klang mit, aber Grazia gelang es, diese fast komplett aus ihrer Stimme zu entfernen. Offensichtlich stand sie dem Urteil des Magierrates nicht gerade zustimmend gegenüber.
Einen Menschen einzusperren bis er starb ... aber wie sollten sie es schon anders machen? Asmodeus hatte ihr selbst gesagt, Mensch und Dämon seien zu eng miteinander verbunden, als dass man dieses Band einfach trennen könnte. Sie waren Heiler, hatten diesen Beruf gewählt, um Leben zu erhalten. Es grenzte an Verrat, wenn sie beschlossen, den Dämon ob seiner Gefährlichkeit zu vernichten und damit ein Menschenleben auszulöschen.

"Wir kümmern uns hier um dich", bestätigte sie und fixierte die dampfenden Kartoffeln mit ihrem Blick. Ja, er konnte sich soweit nicht beschweren. Er besaß etwas zu Essen und zu Trinken, konnte bequem schlafen, lag nicht in Fesseln und wurde auf eine Weise ärztlich betreut wie es sich manch armer Bürger einer anderen Stadt niemals erhoffen konnte.
Grundsätzlich ging es Asmodeus gut. Seine Organe funktionierten einwandfrei, wenngleich das Herz einen anderen Rhythmus angenommen hatte. Er war nicht krank, nur etwas schwach, was zweifellos mit der Kräutertherapie und dem Zustand des Dämons zu tun hatte. Vielleicht überdeckten Sorgen und andere Ängste sein Denken. Wenn die Erinnerungen ihn erst einholten ... Mallahall war immer noch fort, über Zanraia und seinen Sohn Castus war nichts bekannt und Etelin ... Grazia dachte nicht darüber nach.

"Es ist einige Zeit vergangen", erklärte sie. "Die Zeit des Erwachens ist angebrochen, du hast lange und viel geschlafen."

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 6. Januar 2009, 12:27

Asmodeus musterte die leitende Lichtmaga der Klink. Nun war sie also wieder in ihrem Reich. Das Universitätshospital. Asmodeus hatte in seiner Funktion als Medicus viel über die Fortschritte und Errungenschaften eben dieser Institution gehört und gelesen. Es wäre eine Ehre für jeden auswärtigen Arzt einmal an einem Symbosium der hiesigen Ärzte teilnehmen zu können. Ein Privileg oder Traum der er sich nun wohl nie würde erfüllen können, dachte er überhaupt noch daran? Gewiss nicht, Aurelius hatte andere Probleme. Er seufzte als Grazia ihm relativ nüchtern die Situation klar machte. Ausserdem gefiel ihm ihr nicken nicht. Er glaubte sie unterschätzte wie schlecht es dem Dämon effektiv ging. So desolat hatte er Asmodi noch nie wahrgenommen. Auch jetzt gerade eben in jenem Moment spürte er nur eine angstintensive Energie von seiner Existenz. Mehr nicht. Angst und Kummer. Etwas was dem Dämon so lange Fremd gewesen ist und nun wurde er mit einem solchen Überschwall davon konfrontiert dass Aurelius befürchtete er möge daran zerspringen.

Allein schon um den Alltag willen und um einwenig „normalität“ und Vertrautheit zu erfahren nahm er seine Mahlzeit ein. Er liess es sich nicht unbedingt schmecken aber die deutlich bessere Qualität des Essens war in seinem Gaumen doch deutlich spürbar.

„Extrem Gefährdet.“ Murmelte er. „Wollt ihr mir nicht auch noch den Verstand rauben wie Etelin?“ Irgendwie drang sein eigener Zynismus immer wieder durch ihn durch. Die Situation erlaubte es ihm auch nicht anders. Er war verloren und allein. Wie Etelin. Wie Castus. Wie Mallahall und Zanraia. Eine Familie bis in die kleinsten Fragmente auseinandergesprengt und jeder Teil so zu tiefst verstört. Er seufzte schwer und blickte traurig zu Grazia hin.

„Ich hätte Mallahall und Zanraia sowie Etelin niemals begegnen sollen. Sie wollten mir helfen und nun habe ich sie alle ins Verderben gestürzt.“ Hauchte er leise und beschämt wirkend. „Wie soll ich mit dieser Schuld nur Leben?“ Fragte er sich laut. „Ich habe meinen Eid geschworen Leben zu wahren, zu fördern und zu erhalten und was bringe ich? Tod und Verzweiflung über meine engsten Freunde und Vertrauten. Er liess seinen Kopf hängen. Es ist nicht Asmodis Schuld sondern meine. Ich hätte mich von einer Klippe stürzen sollen an jenem Tage wo ich meine Bessessenheit bemerkt habe!“ Jetzt da Aurelius gestärkt war verspürte er ein starkes Bedürfnis nach einem Gespräch. Er wollte gehört werden. Er wollte seine Ängste die ihn beinahe erdrückten loswerden.

„Ich habe versagt. Vermutlich aus reiner Angst vor der eigenen Endlichkeit und nun vegetiere ich hier vor mich hin. Vermutlich noch Jahrzehnte wenn nicht gar Jahrhunderte und werde erleben und hören wie das vergleichsweise kurze Leben meiner Freunde zerstört wird.

<i> "Wir kümmern uns hier um dich"</i> Er seufzte. „Asmodi wird hier drinnen nur wütender werden.“ Murmelte er. Auch er sah bereits ein dass eine Verwahrung auch keine Lösung sein konnte. Warum konnten sie nicht einfach wieder draussen sein. Frei und zusammen. Weil er Menschen getötet hatte. Er seufzte. Ja das hatte er.

„Wissen die Eltern des kleinen Jungen... den... ich getötet habe dass ich hier bin?“ Es war die Zeit der intensiven Reue und des Bedauerns gekommen. Denn eins war sich Asmodeus bewusst, er würde hier im gläsernen Käfig zu Zyranus verdammt viel Zeit zum nachdenken haben.

„Was soll mit mir hier drinn geschehen?“ Er konnte doch nich 24 Stunden einfach rumsitzen... und Asmodi würde dies schon gar nicht ertragen.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Heiler » Mittwoch 7. Januar 2009, 01:23

Grazia registrierte Asmodeus' Seufzen, sagte aber nichts dazu. Dennoch war sie leicht irritiert. Warum seufzte er denn? Sie hatten sich auf das Risiko eingelassen und nahmen hin, dass der Dämon unter der Therapie litt, aber hier galt es in erster Linie nicht, ihn zu retten, sondern den Menschen. Außerdem konnte die leitende Chefmagierin der Forschungsabteilung der Klinik ja nicht einmal im Ansatz ahnen, wie sehr Asmodi vor allem unter der Behandlung hatte leiden müssen. Es waren weniger die Slefakräuter, mit denen die Heiler und Medici den Dämon immer ruhig stellten, um anschließend den Körper untersuchen und behandeln zu können. Vielmehr war es die Einsamkeit und Sorge um seine Familie, die Asmodi in Angst und Kummer versetzte. Einem <i>Dämon</i> Sorgen bereitete! Es war unglaublich, wie viel er unter Mallahall und Etelin hatte lernen können. Wie viel dieses Wesen dank Zanraias vorbehaltsloser, reiner Liebe hatte lernen können. Wie wichtig ihm die Bedeutung des Begriffes "Familie" geworden war!
Und niemand in dieser Klinik ahnte es, mal abgesehen von Aurelius, der jetzt aber erst einmal wieder gesund werden musste.

<i>"Extrem gefährdet. Wollt ihr mir nicht auch noch den Verstand rauben wie Etelin?"</i> Nun war es an Grazia Erstrella, zu Seufzen. Sie legte eine Hand an den gläsernen Käfig und schaute Asmodeus direkt an, der noch immer mit seiner Mahlzeit beschäftigt war. Sie war froh, dass er aß und das nun aus eigener Kraft. Wie sehr hatte sie um sein Überleben gekämpft, das wusste der Medicus wohl nicht einmal. "Du bist nicht fair zu mir", hielt sie ihm vor, ohne dabei tadelnd zu klingen. Vielmehr hörte es sich nach einer Feststellung an. "Ich habe mich für dich eingesetzt und Vorteile für dich aus der Situation herausgeholt, so gut es ging. Und glaub mir, wenn ich sage, dass ich dies auch gern für Etelin getan hätte." Dabei hatte sie sich auch für den Lich eingesetzt. Ihre guten Beziehungen zum Dekan hatten dafür gesorgt, dass sein Urteil noch einmal überdacht worden war – aber in die Tat umgesetzt hatte der Magierrat es bereits, wenn auch erst vor kurzem. Bald würde man Etelin abholen, um ihn nach Burgstein in Pelgar zu bringen. Dort wäre er besser aufgehoben – obgleich es gerade ihm wohl egal sein konnte.
Grazia seufzte. Sie hatte wirklich eine Menge riskiert, damit die Umstände nun so waren wie sie waren. Niemand dankte es ihr, das war das Schicksal eines jeden Menschen, der sich entschloss, anderen zu helfen.

Inzwischen hatte Asmodeus damit begonnen, sich all den Schmerz, das Leid und noch mehr von der Seele zu reden. Grazia richtete ihre Aufmerksamkeit auf seine Worte. Sie unterbrach ihn nicht, stellte weder Fragen noch bestätigte oder dementierte sie seine Aussagen. Sie ließ ihn sprechen, damit sich seine wahrlich gequälte Seele endlich etwas Luft machen konnte. Sie war für ihn da und hörte sich seinen Kummer an.

<i>"Ich habe versagt."</i> "Du hast getan, was du tun konntest. Das wichtigste ist doch, dass du bereit warst anderen zu helfen und auch dir selbst helfen zu lassen."
<i>"... und nun vegetiere ich hier vor mich hin."</i> Dazu konnte Grazia nichts erwidern, denn er hatte vollkommen Recht. Zyranus gewährte dem Menschen ein Leben, solange er eben noch lebte. Mehr aber auch nicht. Er musste dafür seine Freiheit in Kauf nehmen, weil keine Möglichkeit mehr bestand, seine Seele von der des Dämons zu trennen, ohne ihn zu verlieren. Und dabei dachte niemand im Rat wirklich an Asmodi ... dem man zwar eine Seele zugestand, ihn aber immer noch als Monstrum behandelte. Vielleicht war es so aber das Beste. Er würde niemanden mehr gefährden können und selbst auf den Medicus achtete man. Mit Slefa ließ sich sein Leben soweit schützen, dass ein äußerliches Eingreifen möglich war.
Ein schreckliches Leben, fand die Chefmaga. Doch hier in Zyranus gewährte man keine aktive Sterbehilfe. Wenn Asmodeus den Tod wünschte, würde man höchstens einen Nekromanten oder Ritualmagier hierher beordern, der den Dämon vernichtete – ungeachtet der menschlichen Seele, die er damit wohl auch zerstören würde. Anschließend wartete man nur noch, bis es endlich vorbei wäre. Welches dieser beiden Schicksale war das Bessere?
Grazia wusste es nicht, vermutlich ebensowenig wie es sonst ein Wesen auf Celcia wusste. Man konnte sich nur entscheiden. Allein und für sich abwägen und niemand würde letztendlich diese Entscheidung jemals verstehen.

<i>"Asmodi wird hier drinnen nur wütender werden."</i> Und wieder Seufzen. "Es ist sein Schicksal." Mehr konnte man hierzu nicht mehr sagen. Das Glas würde alle vorm Zorn des Dämons schützen, inklusive ihn selbst.
"Es wird ihn wohl freuen, dass Aglamar Azurán abgereist ist. Dieser dürfte inzwischen wieder in Grandea sein oder auf neuen Streifzügen als Dämonenjäger. Ein Brief teilte uns übrigens mit, dass weder Venen Ranáum noch seine zwergische Gefährtin Jamilla in Grandea je angekommen seien. Man habe sie nicht einmal die grandessanische Grenze übertreten sehen. Ich frage mich, was aus ihnen geworden ist. Die Dämonenjägertruppe aus Grandea hat sich so gesehen aufgelöst."

<i>"Wissen die Eltern des kleinen Jungen ... den ... ich getötet habe, dass ich hier bin?"</i> "Die wenigsten Zyraner wissen, dass du hier bist. Hauptsächlich eigentlich nur hochrangige Magier in hohen Ämtern der Stadt. Professoren, Forscher, Heiler und so weiter. Der einfache Bürger muss nicht beunruhigt werden. Wenn die meisten Zauberer von Zyranus wüssten, was alles in unseren Hallen lebt und vorgeht, würden wir wohl zu einer Geisterstadt werden. Manchmal glaube ich, wir beherbergen mehr Gefahren als außerhalb der Stadtmauern."

<i>"Was soll mit mir hier drin geschehen?"</i> "Nun", räusperte sich Grazia und tat ein paar Schritte. "Du lebst. Wir kennen keiner deiner Freizeitbeschäftigungen. Liest du gerne und möchtest Fachliteratur haben? Oder lieber etwas zum Basteln? Du musst es mir sagen und ich kann es arrangieren. Nur ... herauslassen wird dich niemand mehr, niemals mehr." Sie klang bedauernd, hatte sowohl Mitleid mit dem Medicus als auch mit dem Dämon. Aufrichtiges Mitleid.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 7. Januar 2009, 10:32

Die Zyraner hatten offenkundig ganz eigene Ansichten bezüglich Fürsorge. Asmodeus sah sich um. Der Käfig aus Glas wirkte so trostlos genau so wie das kleine Gitterfenster und das tragische war dass es zu hoch gelegen war um überhaupt nach draussen sehen zu können. Die Welt war für Asmodeus auf ein paar Meter geschrumpft. Hier würde er also seinen Lebensabend verbringen. Dies war sein neues Zuhause. Allein. Vergessen. Asmodeus wusste dass diese Art der Menschehaltung mehr als nur schädlich war. Menschen die zu lange in einer Anstalt oder einem Hospital bleiben mussten verkümmerten mangels Reize innert kurzer Zeit körperlich wie aber auch geistig. Grazia würde nicht jeden Tag Zeit haben um nach ihn zu schauen und wenn sie es hatte dann wohl nur einige Minuten. Kaum Stunden. Ein paar Wochen würde sie regelmässig kommen doch dann würde die Anzahl ihrer Besuche stetig nachlassen. Denn ihr Leben draussen würde weitergehen und neues von ihr fordern. Irgendwann würde Asmodeus wohl in Vergessenheit geraten und auch einer dieser Namenlosen Patienten werden die zwar Fest in Erinnerungen eines Behandlers blieben aber doch eben fern waren.

Kein Wunder fühlte sich Asmodeus nicht gerade in Stimmung um Komplimente und Wortes des Dankes zu sprechen. Auch wenn er wusste dass er Grazia unrecht tat. Ja sie hatte sich vermutlich für ihn und auch für Etelin eingesetzt aber offensichtlich nicht mit durchschlagendem Erfolg. Vielleicht wäre gar die Fortsetzung der Forschung die bessere Alternative für ihn gewesen. Weil dann hätte die Möglichkeit bestanden dass vielleicht ein Mittel hätte gefunden werden können mit welchem Asmodi bedenkenlos in Freiheit hätte weiter existieren können.

„Ja... ihr habt recht. Ich meine nicht euch sondern der Magierrat.“ Erklärte er sich und beendete mit diesen Worten sein Mahl. Jetzt hatte er keinen Hunger mehr. Er brachte den Teller zur Durchreiche und entfernte sich wieder davon. Es war tragisch wie schnell man sich an solche entwürdigenden Handlungen gewöhnen konnte.

<i> "Ich habe mich für dich eingesetzt und Vorteile für dich aus der Situation herausgeholt, so gut es ging. Und glaub mir, wenn ich sage, dass ich dies auch gern für Etelin getan hätte."</i> Aurelius schaute auf. „Was ist aus ihm gworden?! Was haben sie mit gemacht häh?! Was für perverse Strafen lässt sich der Magierrat nur einfallen! Selbst Sträflingen aus Pelgar ergeht es ja noch besser! Wie könnt ihr es wagen eine Persönlichkeit zu vernichten! Das ist Grausam! Nicht nur für ihn sondern auch für seine Freunde!“ Brach Aurelius aus. Er brüllte Grazia an. Seine Nerven lagen blank. Er fühlte sich so unendlich schuldig an Etelins Schicksal. „ER wollte auch nur Helfen und was hat es ihm gebracht?! SAGT ES MIR WAS ES IHM GEBRACHT HAT!!“ So viel zu ihren tröstenden Worte. Aurelius war aufgebracht und es war auch kein Wunder. Die Enge löste in ihm eine Panik aus. Er wurde sich der Endgültigkeit seines Daseins so schmerzlich bewusst dass es ihn beinahe wahnsinnig machte.

<i> "Es ist sein Schicksal."</i> Meinte Grazia bezüglich dem Dämon. Aurelius nickte. „Und meins.“ Sagte er bitter. „Hängt mich doch wie einen gewöhnlichen Mörder an den Galgen.“ Klagte er. „Hier bin ich nur ein lebender Toter. Soviel zur Gnade des Rates.“

Doch dann kamen Informationen die Aurelius leichte Hoffnungen gaben als Grazia von Venen und Jamilla berichtete. „Nie in Grandea angekommen?!“ <b>SIE LEBEN!</b> Seine Augen funkelten kurz auf. Da war er, der Dämon. Gepackt von einer neuen Fantasie. Sie lebten! Sie waren noch da! <b>ZANRAIAAA! CASTUUUSS!!</b> Die Stimme, der Schrei, der Ruf des Dämons war so intensiv dass Aurelius befürchtete sein Kopf würde zerbersten. Oh ja auch der Dämon erfreute sich besserer körperlichen Kräfte. Aurelius hielt sich den pochenden Kopf verzog schmerzlich sein Gesicht und stüzte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab. „argh.“ Keuchte er nur. Sie kamen auf seine zukünftige Lebensbeschäftigung zu sprechen... wie erquikend...

<i> „Du lebst. Wir kennen keiner deiner Freizeitbeschäftigungen. Liest du gerne und möchtest Fachliteratur haben?“</i> „Fachliteratur?! Für was sollte ICH denn noch Fachliteratur studieren?! Für welche Patienten?!“ Schnaubte er verbittert und hielt inne. „Zum Basteln oh ja einen Galgenstrick vielleicht.“ Meinte er sarkastisch. Aurelius war im ;Moment wohl schwer auszuhalten aber sein Verhalten war irgendwo ja auch verständlich. Es war auswegslos. Doch dann.... „Habt ihr Bücher über die Strafe welche der Magierrat über Etelin ausgesprochen hat? Bücher über die Anwenung und Heilung?“ Dies hörte sich sehr rebellisch an aber es war wohl das einzige was ihn als Heiler noch irgendwie das Gefühl gab dass er doch noch etwas für Etelin tun konnte.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Heiler » Donnerstag 8. Januar 2009, 00:06

Beinahe wäre Grazia enttäuscht von ihm gewesen. Sie hatte so viel für Asmodeus getan und er dankte es ihr mit zynischem Sarkasmus. Doch dann entschuldigte er sich, indem er ihr doch noch Recht gab. Der Magierrat war es, auf den sich seine entrüstete, hilflose Wut richtete. Und dies war erst der Zorn des Medicus. Wie würde der Dämon reagieren?
Egal wie, der Magierrat und ganz Zyranus währte sich in Sicherheit. Aus seinem gläsernen Gefängnis würde Asmodeus nicht entkommen. Nicht ohne fremde Hilfe und die konnte er in jener Weise vermutlich nicht einmal mehr von Grazia Estrella erwarten. Sie sagte, sie würde sich um ihn kümmern, aber niemals hatte sie erwähnt, für ihn die Gesetze ihrer Heimat zu brechen. Einem Dämon würde sie nicht helfen, wieder auf freien Fuß zu kommen.
Er saß hier fest, auf ewig. Ganz im Gegensatz zu Etelin. Was würde wohl mit ihm geschehen? Asmodeus erkundigte sich nach seinem Lehrmeister und Freund. Dabei ging er nicht gerade zimperlich und höflich vor. Er steigerte sich im Gegenteil immer mehr hinein, bis er schließlich brüllte. Grazia starrte ihn an. Was ein wenig Ruhe und Zeit zur Genesund ausmachen konnte. Hätte sie nicht gewusst, dass sie derzeitig mit dem Medicus sprach, sie hätte auch den Dämon hinter diesem Ausbruch vermuten können.

Sie war so überrascht von diesem Zornesausbruch, dass die Magierin anfangs gar nicht in der Lage war, zu antworten. Nein, sie schaffte es überhaup nicht zu antworten. Sie starrte nur unentwegt in den Glaskäfig. Auch die anderen Heiler und Medici, die sich immer wieder im Raum aufhielten, um Vorräte aufzustocken oder einfach nach dem Rechten zu sehen, schauten nun zu Asmodeus.
Grazia gab ihnen mit einer einfachen Geste zu bedeuten, dass sie mit ihrer Arbeit fortsetzen sollten. Sie hingegen musterte den Patienten auf Lebenszeit. Sie hatte nicht geantwortet.

<i>"Hängt mich doch wie einen gewöhnlichen Mörder an den Galgen. Hier bin ich nur ein lebender Toter. Soviel zur Gnade des Rates."</i> "In Zyranus würde niemals jemand gehängt. Das ist nicht die Art des Rates und keiner darf ein Urteil anfechten. Ich ... kann nichts mehr für dich tun, als hier zu sein." Das stimmte. Wenn Asmodeus sich als Zeiten seiner Medicus-Karriere ein wenig mit der Stadt der Magier beschäftigt hatte, so wusste er dies wohl selbst. Der Rat ließ sich von niemandem in seinen Entscheidungen umstimmen. Sie wurden getroffen und sie hatten angenommen zu werden. Da gab es kein Wenn und Aber.
"Ich kann dir dein Leben nur etwas komfortabler gestalten oder dich über die Neuigkeiten in Celcia informieren, soweit sie bis nach Zyranus durchdringen."

Eine Information schien sowohl Aurelius als auch Asmodi sehr zu interessieren. Die Dämonenjäger hatten Grandea nie erreicht. Konnte er neue Hoffnung daraus schöpfen? Mehr jedenfalls als bisher.
<i>"Nie in Grandea angekommen?!"</i> "So ist es", bestätigte Grazia. "Die letzten Spuren konnten bis in den Urwald Kapayu zurückverfolgt werden. Dort verlieren sie sich. Es kommt nicht selten vor, dass jemand sein Leben dort lassen muss. Der Dschungel ist ein überaus gefährliches Gebiet, selbst für einen Magier. Deswegen empfiehlt Zyranus, eine Expedition dorthin immer unter Geleitschutz einiger Söldner zu wagen und ... stimmt etwas nicht?"
Grazia sah, wie sich Asmodeus den Kopf hielt und sich zugleich am Tisch abstützte. Er keuchte und machte den Eindruck eines Mannes, der soeben einen leichten Schwächeanfall erlitt.
"Holt Slefa!", rief Grazia sofort und einer der Medici eilte zum Schrank. Sie würden den Dämon im Körper des Wirtes wieder mittels Kräutern außer Gefecht setzen müssen, nur um nach dem Menschen sehen zu können. Es war die einzig sichere Möglichkeit.

Ehe der Medicus mit dem Slefa zurückkehren konnte, schien sich Asmodeus aber wieder beruhigt zu haben. Grazia schaute ihn sorgenvoll an. Doch er antwortete ihr wieder auf sarkastische Weise, eine Seite, die die Magierin eben erst an ihm kennengelernt hatte.
Fachliteratur wollte er wohl nicht haben. Sie seufzte. Sie hatte ihm nur einen Vorschlag machen wollen. Es musste schließlich erschreckend langweilig sein, den Rest seines Lebens in einem solchen Glaszimmer verbringen zu müssen. Sie wollte es ihm wirklich nur angenehmer gestalten.

Endlich aber sprang Asmodeus auf eines der Angebote an, was Grazia jedoch nur im ersten Moment erfreute. "Bücher über ... Etelins Strafe? Oh ... diese lässt sich wohl nicht mehr heilen. Ich vermute nicht. Sie haben ihm zwar nicht den Verstand aufgelöst wie anfangs geplant, aber lange genug mit Magie beschossen, dass er jetzt in einem seltsam apathischen Zustand verfallen ist. Er vegetiert noch mehr vor sich hin als du. Als sei seine Seele nicht mehr und der Körper noch da. Alle Körperfunktionen sind normal, er hat sich rein physisch wieder vollkommen erholt. Jedoch ... dringt niemand mehr zu ihm durch. Etelin kommt einem Stück Holz gleich." Sie klang darüber selbst entsetzt, aber wie Grazia bereits erwähnt hatte, durfte kein Zyraner die Entscheidungen des Magierrates anzweifeln. Sie regierten und dies bislang gut genug, um Zyranus als Stadt schon für sehr lange Zeit existieren zu lassen. Auch dagegen würde niemals jemand die Stimme erheben.

"Ich kann dir natürlich dennoch Literatur dazu geben. Allerdings wird darin nur die Art der Vollstreckung und die anschließende Verhaltensforschung am Opfer dokumentiert. Wenn dir das reicht ...", sagte die Chefmaga in einem Anfall von Hilfsbedürftigkeit. Sie wollte Asmodeus nicht so verzweifelt sehen.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 8. Januar 2009, 01:06

Aurelius keuchte auf in jenem Moment als Asmodi so verzweifelt nach seiner Familie schrie. Auch Grazia erhob ihre Stimme um Slefa zu beordern. <b>NEIN! KEINE KRÄUTER KEINE KRÄUTTTEEEERRRRRRRRRRRRRRRHHH NEIN NEIN NEIN. ICH BIN STILL… ich bin still!“</b> Heulte das Biest in ihm und bibberte… er bibberte für Aurelius ganz deutlich spürbar auch wenn von aussen natürlich nichts zu erkennen war. Was hatte diese Therapie nur bei dem Dämon angerichtet? Er wirkte so ängstlich, verstört… ja fast schon gebrochen.

„Keine.. Kräuter… es geht schon.“ Hauchte der Medicus und richtete seinen Kopf wieder auf. „Alles in Ordnung… es…“ Eigentlich war ja nichts in Ordnung. Er beendete seinen Satz nicht sondern liess ihn offen stehen. Sie kamen auf die Fachliteratur zu sprechen. Wieder reagierte Aurelius etwas über das merkte er selbst aber seine Verzweiflung war so drängend. Er seufzte und hörte mit stillem entsetzen zu was Grazia über den Zustand seines Mentors berichtete. Er konnte in eetwa nachempfinden wie es Etelin gehen musste, er war in einem ähnlichen Zustand gewesen als Zombie. Aber dessen war er sich erst bewusst gewesen als er wieder zum menschen geworden war. Für Etelin aber würde es kein Erwachen geben. Er keuchte. „Kann… ich ihn sehen?“ Ein Wunsch der vermutlich nicht zu erfüllen war, dennoch äusserte er ihn und sah Grazia flehend an. Etelin war der einzige der irgendwie erreichbar schien obwohl er es wohl war der am weitesten von allen entfernt war. Der Lich wusste vermutlich nicht einmal dass er nur noch dahin vegetierte noch dass er wieder eine Familie für sich gefunden hatte. Es war so furchtbar! Aurelius krümmte sich zusammen. Er seufzte schwer. „Ja bitte… bringt mir die Bücher und etwas zu schreiben wenn es möglich ist.“ Sagte er müde. <b>Brauchst du auch etwas Asmodi?</b> Der Medicus machte sich sorgen. Sein Dämon war so furchtbar still geworden. <b>Zanraia! Castus! Herrin!</b> Winselte dieser nur. Mit dieser Antwort hatte der Medicus bereits gerechnet.

„Was geschieht mit Asmodi hier drinn? Es wird nicht mehr geforscht? Wird mit ihm gesprochen? Oder schläfert man ihn gleich ein wenn er die Kontrolle hat?“ Diesmal waren die Fragen die er stellte nicht bissig sondern besorgt. Der Dämon würde hier drinnen doch nur verrückt werden. Konnte dies ein Haraxviech überhaupt? Den Verstand verlieren?

Aurelus erhob sich und legte sich wieder auf sein Gläsernes Bett. Er konnte sich in etwa vorstellen wie sein zukünftiges Leben aussehen wird. Frühstück. Schlafen bis zum Mittagessen. Schlafen bis zum Abendessen. Schlafen bis zum Frühstück. Der verwahrte blickte Grazia hoffnungslos an. Gedanken an Selbstmord drängten sich ihm auf. Aber dies konnte er nicht tun. Nicht solange er weder etwas von Mallahall noch seiner Familie wusste.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Heiler » Donnerstag 8. Januar 2009, 23:50

<i>"Keine ... Kräuter ... es geht schon. Alles in Ordnung ... es ..."</i>
"Bist du sicher, Asmodeus? Du wirkst schwach ..." Beinahe hätte sie 'verstört' gesagt, doch hielt sich im letzten Moment zurück. Diese Feststellung wäre mehr als unnötig gewesen. Wer wäre denn ob dieses Käfigs und der Erkenntnis, den Rest seines Lebens darin verbringen zu müssen, nicht verstört? Die klare Antwort lautete "ja", auf jeden Fall schlug die Gefangenschaft Asmodeus aufs Gemüt. Er zeigte erstmals seine unangenehme Seite und Grazia hatte ihre liebe Mühe, es ihm so recht wie möglich zu machen. Sie wollte ihm so wenig wie möglich verwehren. Laut Willen des Magierrates sollte er – der Mensch – es gut haben. Auch die Mitglieder des Rates zählten grundlegend nicht zu bösartigen Menschen. Sie waren eben Zyraner und hassten es, wenn jemand ihre magische Ordnung störte. Sie hassten Chaos – wie Dämonen es schufen.

<i>"Kann ... ich ihn sehen?"</i>, fragte Asmodeus plötzlich. Es ging um Etelin, den Lich. So sehr Grazia dem Eingesperrten auch entgegen kommen wollte, alle Wünsche konnte sie ihm nicht erfüllen. So schüttelte die Magierin nur bedauernd den Kopf. "Dir ist nicht gestattet, irgendwen zu sehen. Du darfst lediglich nach mir rufen lassen, wenn ich nicht da bin und es dir schlecht geht. Aber Besuche sind dir untersagt."
Das klang wohl wie ein zusätzliches Todesurteil. Asmodeus würde hier drin definitiv sterben – allein.

Asmodeus sah es wohl ein. Er fragte nicht weiter nach Etelin. Es wäre zwecklos gewesen, Grazia konnte ihm nur mit einem Nein antworten. Aber die Literatur sollte er bekommen. Grazia notierte es sich auf einen kleinen Zettel, den sie zu ihren Akten legte. Sie würde es nicht vergessen.

<i>"Was geschieht mit Asmodi hier drin? Es wird nicht mehr geforscht? Wird mit ihm gesprochen? Oder schläfert man ihn gleich ein, wenn er die Kontrolle hat?"</i> "Er wird wie du hier in diesem Glaszimmer bleiben. Er bekommt zu Essen, zu Trinken und einen Schlafplatz. Wenn Asmodi Wünsche äußert, die ich erfüllen kann, werde ich es tun. Und nein, die Forschungen sind offiziell beendet." Sie sagte gerade den letzten Satz mit äußerster Betonung, vor allem auf dem Wörtchen 'offiziell'. Mehr verriet Grazia jedoch nicht. Sie hatte gewisse eigene Pläne. Wenn ein Dämon schon weiterhin in Zyranus so zugänglich war, so wollte sie ihre Forschungen an seinem Verhalten nicht aufgeben, nur weil man den Forschungsleiter in die Heimat zurückgebracht hatte. Sie hatte niemanden eingeweiht. Dies war allein ihr fortwährendes Experiment. Sie konnte Asmodeus nicht weiter helfen, aber sie konnte weiter forschen und das, ohne ihm zusätzlich wehtun zu müssen. Der Dämon hatte mit ihr gesprochen und würde es vielleicht wieder tun. Sie wollte so gern Informationen sammeln, er faszinierte sie auf eine unbeschreibbare Art und Weise.

Während Asmodeus sich ins Bett legte, besorgte Grazia die nötige Literatur. Sie legte zwei Bücher in die Durchreiche, als sie zurückkehrte. "Wenn dein Dämon auch eine Bitte hat, lass es mich wissen", sagte sie freundlich. "Die Bücher könnten dich interessieren." Anschließend reichte sie noch Pergamentbögen, sowie Tinte und Feder nach.
Die beiden Bücher unterschieden sich vom Einband her so gut wie garnicht. Das erstere war lediglich etwas dicker und sag ein wenig abgegriffener aus. In goldenen Lettern stand auf dem ledernen Einband überraschenderweise in Celcianisch geschrieben: <i>Großes Archiv zyranischer Urteilssprüche</i>.
Das andere, schmalere Buch wäre wohl noch interessanter für Asmodeus gewesen. Unglücklicherweise war es in Melongiar verfasst. Grazia hatte ja nicht ahnen können, dass Asmodeus diese Sprache nicht beherrschte. Daher sagte ihm der Buchtitel <span style="color:B24079;">Bekannte Zauber des Magierrates und deren Folgen</span> so gut wie überhaupt nichts.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Samstag 10. Januar 2009, 00:35

Aurelius nickte nur stumm. Er wusste genau dass Asmodi hier drin wohl durchdrehen würde oder schlimmeres. Ungesunde Zeiten kamen da wohl auf ihn zu. Er wusste schliesslich wie kein anderer wie selbstzerstörerisch Asmodi bei Überforderung werden konnte. Er strich sich bedrückt über die Brust. Wieder dieser auffallende Stereotyp. Es war keiner aber wirkte so. Von aussen her hatte Aurelius definitiv keinen Grund sich stetig über die Brust zu streichen. Wer mochte wohl ahnen dass dort der Splitter hing und Asmodi dort irgendwo darunter sein Unwesen trieb. Diesen wollte er beruhigen. Mit mässigem Erfolg.

<b>Castus und Zanraia sowie auch Mallahall Leben.</b> Sagte der Medicus beruhigend zu dem Dämon. Es war so ein typisches Verhalten für einen Heiler. Man kannte dieses auch gut von Mallahall die in komplett aussichtlosen Situationen noch immer Mut zu spenden vermochte. Diese Gabe der Heiler war unglaublich stark in schweren Zeiten. Doch sie kostete auch viel, vor allem Selbstaufopferung. Für die Bedürfnisse des Heilers selbst blieb nämlich oft nur wenig Aufmerksamkeit übrig. Sie litten nicht selten Stumm während sie anderen ihren Beistand leisteten. Dies war der Weg eines Heilers wie man ihn aus den Geschichten Celcias kannte. Adelmund war diesen Weg sehr strikt gegangen – bis in den Tod. War Mallahall das gleiche Schicksal widerfahren? <b>Nein!</b> Der Medicus weigerte sich diese mögliche Tatsache auch nur in Erwägung zu ziehen. <b>Sie leben!.... Woher willst du dies wissen Mensch?! Du spürst sie nicht wie ich sie habe spüren können!“</b> kLagte Asmodi leise. <b>Ich habe den Stich in Castus Herzen auch vernommen!</b> Konterte der Medicus. Der Dämon knurrte nur und winselte zugleich. <b>Es gibt keine Stiche mehr…</b> Hauchte er bitter und wütend zugleich. <b>Dafür werden sie schreien, brennen und schmoren bis in alle Ewigkeiten!</b> Drohte er und schwor bitterste Rache.
Aber wie sollte er sie schon vollstrecken? Es gab kein Entrinnen aus dem Zyranischen Hospital. Aber hatte man dies nicht auch von dem Unsichtbaren Verliess behauptet wo man ihn entwürdigend in seiner Nacktheit angekettet hatte wie einen tollwütigen Hund?! Asmodi wollte ausbrechen. Dieser Wille manifestierte sich stur in seinem Wesen und verhinderte wohl dass er komplett die Beherrschung verlor. Aurelius merkte dies und bestärkte den Dämon in seinem Glauben. <b>Ja… wir brechen aus.</b> Besser der Dämon beschäftigte sich mit Ausbruchsideen als dass er auf den Gedanken käme sich selbst zu fressen.

Die Konversation die endlich wieder zwischen Wirt und Dämon möglich war erforderte ungewohnt viel Energie. Aurelius war sich diese Art der Kommunikation schon fast nicht mehr gewohnt. Er schlief bereits als Grazia die Bücher vorbeibrachte. Die Erschöpfung hatte ihn übermann, doch ruhe kehrte keine ein. Wüste und angstauslösende Träume befielen ihn im Schlaf. Träume von wütenden Magiern die einem die Gedanken aus dem Kopf saugten und alles verbrannten und vereisten was jemals einem selbst geprägt hatte. Er sah wie Energiemagier Erinnerungen mit heftigen Blitzen zerstückelten und zerschmetterten. Er schlief unruhig und öffnete Asmodi die Pforte zur Kontrolle.

Dieser zögerte nicht. Seine Unruhe drängte ihn dazu sich zu Bewegen und diese holte er sich indem er den Körper für sich beanspruchte. Er sah sich um und merkte dass er alleine war. Hier konnte man sich wirklich vergessen vorkommen. Irgendwo in dieser Klinik schien er zu sein wo sein Käfig an ein Lager angrenzte. Asmodi legte seinen Kopf schief und lauschte. Nichts. Kein Laut, absolute, quälende Stille. Nicht einmal eine Ratte die Atmete war zu hören. Der Dämnon hechelte. Ungewohnt gehetzt und ängstlich schnupperte er . Keine Kräuter. Er wagte sich langsam vor und erkundete seine Zelle. Erst brüllte er auf und versuchte den Tisch umzuwerfen, bis er bemerkte dass dies ein Ding der Unmöglichkeit war. Er schnaubte verächtlich. Nicht einmal diesen Spass liessen sie ihm noch! Er war es der das Pergament, die Tinte und die Bücher entdeckte. Er legte seinen Kopf schief und trippelte darauf zu. Er schnaubt. Hetzte in der Zelle herum und erreichte wieder die Dinge. Er packte nach dem Pergament, dass sicherlich nicht billig zu beschaffen war – und frass es. Asmodi neigte dazu ab und an seltsame Dinge zu fressen. Warum auch immer. Ein paar Seiten des sicherlich kostbaren Werkes wurden ebenfalls Teil seiner Ersatznahrung ehe er das Interesse am Papieressen verlor. Er musterte die Tinte. Er öffnete das Fläschchen und tunkte seinen Finger hinein. Dann trippelte er zu der nackten, kahlen Wand der Klinikmauer. Er musterte sie und schliesslich hob er seine Hand an und begann zu Malen. Asmodi würde keine Farben benennen können. Er wusste nicht dass er eine dunkelblaue Tinte benutzte. Er orientierte sich schliesslich nur anhand von Schatten. Kein wunder Malte er auch entsprechend. Er schattierte.

Konnte ein Dämon so etwas wie Kunst schaffen? Eindeutig! Asmodi zeichnete ein Bildnis an die Mauer welches einfach nur Atemberaubend – wenn aber gleichsam auch traurig war. Es war tatsächlich der Dämon der gerade einen wutschnaubenden schwarzen Hengst portraitierte der gerade auf die Hinterhufen stieg. Der Reiter war ein klar zu erkennender Vénen der ängstlich die Zügel festklammerte. Es schien als hätte die Tinte wahrlich das Gefühl der Angst in sich. Vénens gezeichneter Blick wirkte beinahe unheimlich lebendig. In seinem Arm hielt er den schreienden Castus der kindliches Unglück ausstrahlte. Ein grässliches Gefühl und ein Trauerspiel dass es überhaupt existieren musste. Asmodi hatte eine grosse Wand zur Verfügung und nutzte diese Auch. Er hockte einfach im Dunkeln der simulierten Nacht und malte. Vor dem Pferd – der eigentliche Grund warum es wohl gescheucht hatte war ein Schatten. Eine düstere Gestalt ohne richtige Form die sich aber über eine wunderschöne Zanraia beugte, doch auch diese sah Traurig und Verzweifelt auf. Ihre Haarfarbe zudem stimmte nicht – sie waren nicht blau. Der Dämon beendete sein Gemälde dass so unglaublich aussah. Aber es war ein sehr erdrückendes und enüchterndes Bild. Asmodi legte mit seiner Zeichnung wohl auch ein Stück seines Innenlebens frei, welches er mit Worten nicht auszudrücken vermochte. Er konnte die Gefühle nicht beschreiben die ihn verwirrten, aber offenbar konnte er sie Zeichnen. Er hatte Angst, Furcht, Trauer und Unglück gezeichnet.

Als er damit fertig war… verschwand er auf dem Klo. Er versteckte sich darauf, so gut dass nicht einmal die Füsse mehr unter dem Vorhang zu sehen waren. Für den ersten Augenblick konnte man wirklich meinen das Viech sei ausgebüchst. Tatsächlich hockte es einfach still auf dem Klo herum und versuchte irgendwie die eben beschriebenen Gefühle zu verkraften.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Heiler » Sonntag 11. Januar 2009, 16:03

Kurz bevor Grazia die Bücher holen ging, fiel ihr erneut die Bewegung auf, die Asmodeus schon seit geraumer Weile – selbst unter Einfluss von Slefa – immer wieder vollführte. Er rieb sich mit den Fingern über die Brust, schabte leicht. Sie runzelte die Stirn. Man hatte ihn diesbezüglich nicht genauer untersucht, aber gern hätte sie ihre Lichtmagie eingesetzt, um mittels hochkomplizierter magischer Matrizen einen Einblick in sein Inneres zu erhaschen. Ja, dies war möglich, doch kannten diesen Zauber nur Lichtmagier, die fest in einer Heilanstalt eingesetzt wurden. Man formte aus Licht eine Platte, welche in der Lage war, so hell zu scheinen, dass sie durch Haut, Muskeln und Sehnen hindurch strahlte. So konnte sich ein guter Lichtmagus und Heiler den Knochenbau seines Patienten betrachten, ohne dass man diesen aufschneiden musste.
Gern hätte Grazia gewusst, was sich an Asmodeus' Brust befand, denn sie hatte schon geraume Zeit das Gefühl, dass seine Geste etwas bedeutete. Doch man hatte ihn auf derartige Weise nicht näher untersuchen können. Die Lichtmagie konzentrierte sich all die Wochen, die er sich nun schon hier befand, immer nur auf seine persönliche Genesung. Noch mehr und es würde den Dämon vernichten, was zwangsläufig auch zum Tod des Menschen geführt hätte. So verzichtete man auf jegliche weitere Anwendung von Kräutern und Magie. Die Heiler der Klinik hatten sich auf das Nötigste beschränkt und selbst dann Asmodi häufig stark geschwächt.

Grazia Estrella verließ den Raum, in dem sich Asmodeus im gläsernen Käfig befand. Auch die Assistenzheiler und -medici gingen nun. Man ließ den Patienten in Ruhe zurück. Aber Ruhe war es keineswegs, die einkehrte. Aurelius musste seinem Dämon die Kontrolle überlassen. Allein die Kommunikation mit ihm hatte den Medicus schläfrig gemacht und zerrte an seinen erst vor kurzem zurückerlangten Kräften. So schlief er ein, ließ Asmodi die Vorherrschaft über seinen Körper.

Asmodi fand sich allein vor und hatte somit nicht nur die Möglichkeit, den gläsernen Käfig zu erkunden, sondern auch das zu tun, was man von Dämonen im Allgemeinen kannte: Chaos verbreiten. Zum Bedauern des Haraxwesens gab es hier nicht viel, womit sich die Ordnung durcheinander bringen ließ, aber er gab sein Bestes – respektive sein Schlechtestes, denn welcher Dämon wollte von sich schon behaupten, Gutes zu tun?

Andererseits ... was er schuf, war wahrlich beeindruckend. Er hatte sich die Tinte stibitzt und ein Meisterwerk an eine der vier Glaswände seiner unfreiwilligen Behausung gezeichnet.
Als Grazia nach mehreren Stunden – vielleicht waren es auch Tage, hier fehlte jegliches Zeitgefühl – wiederholt die Räumlichkeiten betrat, staunte sie nicht schlecht. Zunächst erkannte sie natürlich nichts, im Raum war es viel zu dunkel. Demnach musste es Nacht sein? Vielleicht herrschte auch nur schlechtes Wetter vor und graue Wolken verdunkelten den Himmel, es ließ sich für Asmodeus wirklich nicht beantworten.
Grazia entzündete mehrere Kerzen. Auf magisches Licht verzichtete man, nachdem in Aglamars Forschungsberichten und laut Jolantas Worten herausgefunden worden war, dass der Dämon so schlecht sehen konnte. Er war nun einmal kein Wesen, welches im Licht existierte. Die Kerzen spendeten im Gegensatz zu den magischen Leuchtkugeln auch Schatten.

Die leitende Magierin der Forschungsabteilung besah sich das tintenfarbene Wunderwerk. Sie trat näher an die Wand heran, hatte nur Augen für das Bildnis. Der Hengst, Venen Ranaum, der eindeutig zu erkennen war, Castus und Zanraia und am Ende auch dieser unförmige Schatten ... mit offenem Mund betrachtete sie sich das Bild.
Sie wagte nicht einmal, die Glaswand zu berühren, wollte das Meisterwerk nicht versehentlich zerstören – dabei konnte sie von ihrer Seite der Scheibe aus eigentlich nichts anrichten. "Es ist wundervoll", hauchte sie im Anflug tiefen Respekts und Bewunderung. Erst dann erkannte sie immer mehr, welche Motive hinter dem Bild steckten. Sie erkannte Furcht und Trauer, tiefe dunkle Ängste und eine Unwissenheit über den Verbleib seiner Familie, den sie vor allem durch den unheimlichen Schatten zu erkennen glaubte, welcher sich über Zanraia beugte.
"Asmodeus ...", hauchte sie und trat zur nächsten Glaswand, um ihn direkt ansehen zu können. Aber er war nirgends. "Asmodeus?" Sie starrte in den Raum, schaute auch zum Vorhang, der die Toilette verbarg. Doch sie konnte seine Füße nicht sehen. "Wie ist das möglich?" Rasch eilte Grazia zu einem Schalter an der Tür. Sie drückte darauf und schon begann ein fast ohrenbetäubender Lärm Alarm zu schlagen. Es klingelte wie die Glocke einer Volksschule, die die Kinder darauf aufmerksam machte, dass der Unterricht fortgesetzt wurde. Schon eilten mehrere Heiler in den Raum.

"Was ist passiert?", riefen sie wie aus einem Munde.
"Asmodeus ist fort", keuchte die Lichtmaga. "Der Käfig ist unbeschädigt, ich weiß nicht, wie er entkommen konnte."
"Schwärmt aus!", nahm ein Heiler das Ruder in die Hand. "Und nehmt euch Slefa mit, jeder ein Glas. Wir müssen ihn finden, ehe er die anderen Patienten in Aufruhr versetzt. Eine Panik können wir nicht gebrauchen, vermeidet jegliche Unruhe." Die Assistenzärzte gingen zum Schrank mit den Kräutern. Einer verteilte das Slefa nach und nach an alle.
Grazia kehrte zum Glaskäfig zurück, lehnte ihren Kopf gegen die Zeichnung aus Tinte, ohne diese zu verwischen. "Du hast Angst um deine Familie. Ja, das hätte ich auch", seufzte sie.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 11. Januar 2009, 18:44

Asmodi hockte auf der Kloschüssel und hörte genau wie sich Grazia dem Käfig näherte. Er verharrte und bibberte. In seiner Zelle selbst hatte der Dämon eindrücklich seine gesamte Gefühlswelt offen dargelegt. Was erstaunlicherweise komplett fehlte war jegliche Form der Aggression und des Hasses, zu stark war wohl die Verzweiflung der Haraxbestie. Er verharrte noch immer auch als Grazia Alarm schlug. Plötzlich kam ein seltsamer Gedanke in ihm auf, vielleicht würde sie selbst närrisch genug sein den Glaskäfig zu öffnen… ohne zu ahnen dass er sich ja noch darin befand… Seine Augen begannen zu leuchten. Von der Geräuschkulisse des Alarmes getarnt richtete sich der Dämon etwas auf und begann zu kauern um sich sprungbereit zu machen. Er lauschte und starrte schliesslich auf seine tintenbefleckten Krallen. Er seufzte hörbar als die Magierin über seine Ängste sprach und kam doch hinter dem Vorhang vorgekrabbelt. Er hatte zu grosse Angst dass ein möglicher Fluchtversuch ihm weitere Folter bringen würde.

Der Dämon kam auf allen Vieren aus seinem Versteck gekrochen, er hob weder stolz und trotzig sein Haupt um Grazia hämisch entgegenzublicken noch zeigte er sonst irgendeine aufschlussreiche Regung. Dem Dämon ging es nicht gut, dies war dem Viech deutlich anzusehen. „ANGST?!“ Knurrte er Grazia an ohne zu ihr hochzublicken. Er schien Blickkontakt kategorisch zu vermeiden. „ICH KANN NICHTS TUN! NICHTS NICHTS NICHTS! Während meine Frau vergewaltigt wird und verbrannt und geschändet und gedemütigt von einem verdammten alten lustmolchigen menschlichen MAGIER! Irgendwo in einem noch verfluchteren URWALD!“ Brüllte er Grazia verzweifelt entgegen und wischte wütend mit seiner Pranke über sein Kunstwerk. Binnen Sekunden war zerstört was er ihn vielen Stunden Arbeit – die ganze Nacht hindurch – geschaffen hatte. Genau so wie seine Familie in Sekundenbruchteilen zerstört worden war. Erstaunlicherweise vollendete diese Handlung das Gemälde erst recht. Denn jetzt war die Wut und die Aggression welche vorhin so gefehlt hatte überdeutlich vorhanden.

Der Dämon hechelte gehetzt und begann unruhig in der Zelle herumzustreunen bis ihm schliesslich der Toilettenvorhang zum Opfer viel den er wütend packte und in seine Einzelteile zerlegte. Das nächste was an die Scheibe – auf Kopfhöhe zu Grazia – flog war das in der Magiersprache geschriebene Buch. Der alte Band krachte dumpf gegen das Glas und der Bund welcher die Seiten zusammenhielt erlitt einen riss so dass es einige Seiten löste und herausriss. Auf das Buch folgte die Tinte welche diesmal kein wahrhaftiges Kunstwerk auf der Scheibe hinterliess sondern einfach nur einen blauschwarzen Klecks.

Asmodi tobte und brüllte und schien gar nicht daran zu denken sich irgendwie zu beruhigen. Er begann wütend die härte und dicke der für ihn neuen Glaswand auszutesten indem er sich dagegen warf. Es war offensichtlich dass das Viech raus wollte.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Erzähler » Montag 12. Januar 2009, 17:53

Der Alarm läutete immer noch. Grazia schaltete ihn wieder ab, inzwischen hatten sich genug Assistenzärzte eingefunden, die helfen wollten und überhaupt von Asmodeus wussten. Nicht alle Zyraner der Klinik waren unterrichtet worden, sondern nur eine kleine, aber mehr als vertrauensvolle Gruppe. Diese kümmerte sich seit Wochen um den speziellen Patienten und bisher hatte keiner ein Wort nach außen hin verlauten lassen. Zyranus existierte weiter, ohne dass man die einfachen Bürger mit der Tatsache plagte, dass sich ein Halbdämon in ihrer Klinik befand – wohl für immer.

Während sich die Assitenten nun also mit Slefa ausstatten ließen und die Klinik unauffällig, aber zugleich eilig unsicher machten, um nach dem Ausreißer zu suchen, trat Grazia näher an das Tintengemälde heran. Sie konnte so viel Angst darin spüren, so viel Verzweiflung, sie musste das Bild nur betrachten. Zugleich aber war es friedlich, es fanden sich weder Hass noch Wut darin. Hatte Asmodeus es gemalt oder war der Dämon dafür verantwortlich. Wo steckte er nur?
Da drang ein leises Trippeln an ihr Ohr. Asmodeus kam unter dem Vorhang hervor gekrabbelt. "SUCHE SOFORT EINSTELLEN!", rief Grazia und atmete dann erleichtert durch. Die noch im Raum befindlichen Assitenten schwärmten aus, um ihre bereits losgeeilten Kollegen zu unterrichten und zurück zu beordern.
Unterdessen erkannte die Lichtmagierin, dass es sich um Asmodi handelte, der sich ihr da näherte. Nicht nur, dass er auf allen Vieren trippelte, sondern auch noch grollte, was ihn eindeutig kennzeichnete. Er öffnete sich ihr, legte ihr alle seine Ängste dar, selbst wenn er diese nicht so bezeichnete. Es war einfach nur eine verzweifelte Hilflosigkeit, ausgelöst durch Sorge um jene, die er liebte. Für Grazia ein Durchbruch ihrer Forschungen! Im Gegensatz zu Aglamar stufte sie diese Tatsache jedoch nicht als höchste Priorität ein.
"Beruhige dich, das weißt du doch gar nicht", versuchte sie es, doch ihre Mühen gingen unter. Asmodi wollte vermutlich nicht einmal auf sie hören. Er vernichtete sein Meisterwerk, respektive: gab ihm eine weitere, wütende Note hinzu. Wieder begann er, den Körper anzutreiben und zu hetzen. Wie gut, hatte sich Asmodeus in den letzten Wochen überragend erholt, sonst wäre er jetzt wohl physisch einfach zerbrochen.

Grazia wich zurück, als Asmodi das Buch nach ihr warf, dessen einzelne Teile er schon in Fetzen gerissen hatte. Sie starrte auf den halb zerrissenen Einband. Besaßen sie noch eine Abschrift? Und wenn schon, jedes Buch war kostbar, denn es dauerte lange, eine Kopie herzustellen und billig war es auch nicht. Wie hatte sie Asmodeus diesen Wunsch nur erfüllen können?! Das würde Ärger mit dem Klinikumsleiter geben. Grazia seufzte. Sie war ja nur Leiterin der Forschungsabteilung, das machte sie nicht zur Chefin des Hospitals.
Während sich Asmodi immer und immer wieder gegen die Scheibe seines Gefängnisses warf, ohne dass diese auch nur einen Sprung bekam, steuerte Grazia zielstrebig den Schrank mit den Kräutern an. Sie musste das andere Buch retten und Asmodi ruhig stellen. Irgendwie tat er ihr leid. Er war so verzweifelt. Aber dies nützte nichts, er hatte mehrfach gezeigt, dass er für Zyranus wahrlich eine Gefahr darstellte. Ohne den Medicus und dessen Bindung zu seinem Dämon hätte man ihn längst vernichtet, ob er gelernt hatte oder nicht. Trotzdem würde Grazia ihre Entdeckungen zumindest dem Dekan nahelegen. Vielleicht ... doch nein, er würde niemals wieder aus diesem Käfig herauskommen. Sie seufzte, als sie das Glas mit dem Slefa öffnete und in die Schleuse legte. Der Duft breitete sich schnell aus. Asmodi wurde schwindelig und erneut fiel er in den künstlich hervorgerufenen Schlaf.

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An dieser Stelle springen wir zu einem anderen Ort.

Wind weht. Es ist kühl. Das Gras des gleichnamigen Landstrichs wiegt sich hin und her. Schneeflocken tanzen, wirbeln aus den grauen Wolken, die den Himmel größtenteils bedecken.
Von Südwesten her nähert sich etwas. Reiter. Donnernd hallt der Hufschlag ihrer Pferde über die ebenen Weiten. Schnaubend, mit geschmeidigen und zugleich kraftvollen Bewegungen galoppieren die Tiere über die Gräser, deren Halme unter ihren stampfenden Tritten einknicken oder sich in ihren Windschatten legen. Sie preschen vor, schnell und ungestüm. Wild reiten sie, frei wie der Adler, der über ihren Köpfen hinweg fliegt und einen Morgengruß entsendet. Die Mähnen der Pferde flattern im Wind, fahnengleich wie die Banner von Königen, die nach siegreicher Schlacht in die Heimat zurückkehren. Der Hufschlag sind die Trommeln, die von der Niederlage des Feindes künden ... oder bedrohlich aufzeigen, dass es jener gefürchtete Streiter mit seiner Heerschar ist, der ins Land Einzug hält.

Doch viel kleiner ist die Gruppe, die sich der sagenumwobenen magischen Stadt Zyranus nähert. Viel weniger als ein Heer, nicht mal ein Spähtrupp sind sie und dennoch galoppieren sie in unnachgiebiger Entschlossenheit voran. Diese dreizehn Vorboten von Großem, das sich Zyranus nähert. Sie haben ein Ziel, dort in der Stadt, und sie nähern sich diesem mit stetiger Geschwindigkeit.
Keiner von ihnen wird langsamer, keiner spricht. Nicht einmal den Pferden werden Befehle zugerufen. Einheitlich wie ein Ganzes, getrieben nur von leichtem Druck gegen ihre muskelbepackten Körper zerteilen die Tiere in v-förmiger Formation das Gras und durchbrechen den Wind, der sich ihnen wild wirbelnd entgegenwirft. Schnee fegt unter die Kapuzen der Reiter, reißt eine gar vom Haupt des zweiten Mannes von links und entblößt ein hartnäckig blickendes Gesicht. Sie alle schauen so. Wagemutig und kühn, voller Ehrgeiz, das Ziel heute noch zu erreichen.
Geführt werden sie von einem kräftigen Kerl in grünbrauner Lederkleidung mit einem tannenfarbenen Umhang. Sie alle tragen solche Umhänge und an den meisten Hüften ruhen Schwerter. Quer über Brüste spannen sich Ledergurte, an denen Köcher und Bögen befestigt sind.
Mit diesen Männern und Frauen weht ein Hauch des Waldes über das Land. Der Sarius liegt hinter ihnen, Zyranus vor ihnen. Sie grinsen und lachen, als sie die Spitzen der Türme, vor allem jenes einen Turmes erblicken, noch ehe sich die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Wolken hervorgetan haben. Dort liegt sie, die Stadt, in der sie erwarten <i>ihn</i> zu finden. Sie haben Großes mit <i>ihm</i> vor.

Sie wurden gesandt.
Sie wurden beauftragt.
Und sie wurden losgeschickt in dem Wissen, dass sie ihre Aufgabe erfüllen werden.

Unter dem wie Beifall klingendem Schnauben und Wiehern ihrer Pferde, unter ihrem stampfenden Hufgetrappel und dem Rascheln ihrer Umhänge im Wind erreichen die dreizehn Reiter die Stadt.
Dreizehn ... eine bedeutende Zahl. Für viele ein Zeichen von Unheil. Was werden jene Reiter für <i>ihn</i> bedeuten?
Das magische Tor der Stadt öffnet sich, verschwindet und lässt die Wegbereiter von Großem ein in eine kleine, eigene Welt der Magie, die noch nicht ahnt, welche schicksalhafte Forderung ihr binnen nicht einmal einer Stunde gestellt werden und welchen Aufruhr diese Forderung verursachen wird ....
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"Hier ist er", sagte Grazia und zeigte auf den gläsernen Käfig. "Er wird bestimmt gleich aufwachen, das Slefa dürfte seine Wirkung nun verloren haben." Dies mochten die ersten Worte sein, die Asmodeus wieder vernahm, seit Grazia ihm das gemeine Kraut in die Schleuse gelegt hatte. Jenes Slefa war nun verschwunden und auch das noch heile Buch hatte man aus der Schleuse entfernt. Jemand musste in seiner Glaskammer gewesen sein. Das zerstörte Meisterwerk an der Scheibe sowie der beigefügte Tintenfleck waren fortgewischt worden. Man hatte den Vorhang des Aborts durch einen neuen ersetzt. Scherben des Tintenfässchens sowie herausgerissenen Blätter aus dem halb zerstörten Buch waren fortgeschafft worden.
Dies und noch mehr konnte Amsodeus sehen, denn Kerzenlicht erhellte von neuem die Räumlichkeiten. Schatten nahmen Formen für den Dämon an, Konturen für den Medicus. Um seine Glaskammer standen zehn Gestalten. Drei weitere befanden sich im Hintergrund, unterhielten sich mit Grazia Estrella, die unter all den grünen Umhängen wie ein gelbweißer Lichtfleck aussah.

"Das ist er also", sagte einer der waldfarbenen Personen und trat noch einen Schritt näher auf den Käfig zu. Es war ein Mann, breitschultrig und kräftig gebaut. Er schob seine Kapuze zurück, dass sie in den Nacken fiel. Ein kantiges Gesicht entblößte sich. Blonde Strähnen, schulterlang, fielen auf eben jene und ein bis auf wenige Zentimeter gestutzter Bart schenkte dem Gesicht des Mannes zusätzlich Reife. Seine Haut war sonnengebräunt und wettergegerbt. Diese Gestalt musste oft unterwegs sein. Er war der einzige, der sein Antlitz dem Patienten im gläsernen Käfig gegenüber offenlegte. Seine Stimme klang tief und brummig, weckte Bilder eines gewaltigen Bären im Kopf, der sich soeben auf die Hinterbeine aufrichtete, um größer, kraftvoller und gefährlicher zu wirken. "Asmodeus ... der halbdämonische Medicus, hinter dem Zyranus so lange her war."

Von irgendwoher drang ein bekannter Duft in Asmodeus' Gefängnis. Es roch vertraut, war aber zu schwach, um es auch nur ansatzweise einordnen zu können. War es gut oder schlecht? Es war ...
Wenn Geruch eine Farbe besaß, so war diese im Augenblick ein seidenfeiner Hauch von Weiß.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Montag 12. Januar 2009, 21:48

Asmodeus tobte in seiner Zelle und fauchte Grazia wütend sowie verzweifelt an. Seine Augen glühten und rauchten Blau. Immer wieder preschte er gegen die Scheibe dass es einem selbst beim zugucken weh tat. Die Lichtmagierin vernahm jedes mal einen dumpfen Aufprall. Sie konnte wohl ahnen wie wuchtig er sich also gegen die Scheibe warf, denn das magische Glas der Zyraner war ähnlich dick wie ein Mauerziegel. Es brauchte also einiges bis ein Schlag auf der anderen Seite zu hören war. Er erkannte dass Grazia nach dem Slefaglas griff. „OH NEIN DAS WIRST DU NICHT TUN DU VERFLUCHTE HURE!“ Brüllte er ihr panisch entgegen. „NEIN! NEIENIENIENIENIENIENIENEINEIN!“ Er winselte und krächzte auf. Warf sich auf den Rücken blieb einen Moment wie ein unterworfener Hund still aber hechelnd liegen ehe er sich wieder aufraffte, im Glauben dass diese Geste auch nichts half. „Keine Kräuter! KEINE KRÄUTER!“ Heulte er angespannt. Doch da war es auch schon zu spät. Denn das Slefa wurde soeben in seine Zelle geschleust. „NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIRNNNNNNNNNNNNNN!!!!“ Der Dämon wich panisch zurück. „WUHAAaKKRHKRH!“ Er würgte und schnaubte, spuckte immer wieder aus und rieb sich die Nase wie ein sich ekelndes Tier. Schliesslich weigerte er sich zu Atmen. Doch irgendwann musste er es tun – sein Wirt verlangte danach. Die schlafanstossenden und für ihn als quälend brennend empfundenen Dämpfe drangen in seinen Körper ein und benebelten seine Sinne. „Nrnrgnnhh…RHrh..rh.rhrhrhrh.h.h..“ Noch einmal warf er sich gegen die Scheibe ehe sein Körper schwer zu Boden sackte.

Der Dämon schlummerte, mit ihm der Wirt. Doch im Gegensatz zu den vergangenen Tagen wo Asmodi durch die intensive Behandlung mit weiteren Kräutern und Lichtmagie beinahe schon eingedämmt worden war, erwies er sich diesmal als deutlich stärker. Sein Wirt unterlag der narkotischen Wirkung länger als er. Einige Stunden waren vergangen als sich das Viech wieder rührte. Er hatte einen dröhnenden Schädel und einen beissenden Geruch in der Nase. Diese rümpfte er auch gleich und gab ein wütendes „Wuhaakkkr…“ Von sich ehe er sich aufrappelte.

<i> "Er wird bestimmt gleich aufwachen, das Slefa dürfte seine Wirkung nun verloren haben."</i> „RHRHRHRHRHRHRHRH!“ Knurrte er unzufrieden und versuchte sich in dem Käfig zu orientieren. Es herrschte wieder Ordnung. Wie grässlich! Er schnaubte verächtlich und stierte an die Wand wo man Zanraia verbannt hatte. „WIE KANNST DU ES WAGEN!!!“ Fauchte er wütend und stierte Grazia entgegen. Seine Augen loderten dämonisch. Erst jetzt bemerkte er dass er Besuch bekommen hatte. Er wich zurück. Waren sie doch gekommen um ihn zu vernichten? Unsicher und deutlich unruhig grollen legte er seinen Kopf schief und musterte misstrauisch die Fremden. Er betrachtete sich ihre Rüstung. Das waren keine Zyraner. Diese trugen Kutten, keine Lederrüstungen. Ausserdem waren deren Gesichtszüge meist kantiger, blasser nicht so wettergegerbt wie jener dieser vielen Männern. Misstrauisch knurrte er diese Kerle an. Solange sie auf der anderen Seite der Glasscheibe waren zählten sie für ihn als Feinde.

<i> "Asmodeus ... der halbdämonische Medicus, hinter dem Zyranus so lange her war." </i> „RHRHRHR! Wie kannst du es wagen! Halbdämonischer Medicus!“ Keifte er. „Das hört sich an als wäre ich ein Badezusatz du elendiger Bastard!“ Ereiferte sich der Dämon und richtete sich auf alle Viere auf. Er legte lauernd seinen Kopf schief. Entfachte sein Seelenfeuer so dass seine klauenbewehrten Hände zu glühen begannen. „ICH BIN ASMODI! MÄCHTIGSTER DÄMON DES HARAX DU ELENDIGER WURM!“ Brüllte er ihm entgegen und zeigte dabei seine Beisserchen. „MICH HIER FESTZUHALTEN IST EINER BELEIDIGUNG MEINER ART! UND DAFÜR WERDET IHR NOCH BÜSSEN! BITTER BÜSSEN!“ Asmodi gab sich keine mühe sympathisch zu wirken. „Ihr könnt mich nicht vernichten! Ich werde überdauern und wiederkehren und euch noch mehr für eure Dekadenz bestrafen!“ Er grollte. „Habt ihr schiss dass ihr zu 13nt kommen müsst?! Hääähhähä?! ZU RECHT! Ahehehehrehre!“ Asmodi sprang erneut die Scheibe an. „STECKT EUCH DOCH EUREN SLEFA IN DEN ARSCH!“ Brüllte das Viech. Offenbar hatte die beruhigende Wirkung mehr als nur nachgelassen. Ungehalten und sichtlich nervös streunte der Dämon unruhig in der Zelle herum und zerfetzte erneut den Toilettenvorhang – als kläglichen Versuch eines Machtbeweises.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. Januar 2009, 17:34

Asmodi gab ein ähnliches Geräusch der Abscheu von sich wie kurz vor seinem unfreiwilligen Schlaf. Grazia vernahm es nicht, sie unterhielt sich mit dreien der Grüngewandeten und war abgelenkt. Erst als der Dämon böse knurrte und ihr wütend entgegenfauchte, drehte die Lichtmagierin den Kopf in Richtung des gläsernen Käfigs. Doch kaum trafen sich ihre Blicke, da wich Asmodi ein ganzes Stück zurück. Grazia kam auf den Käfig zu. Jedoch ließ sie zunächst kein Wort verlauten.

Stattdessen war es einer der Waldfarbenen, welcher zuerst die Stimme erhob. Seine Augen ruhten auf Asmodi, welcher sich sofort beschwerte. Halbdämonischer Medicus, diese Bezeichnung gefiel ihm offenbar ganz und gar nicht.
"Beschimpf ihn nicht", versuchte Grazia erfolglos, das dämonische Gemüt zu veruhigen, aber der fremde Bärtige neben ihr hob nur eine seiner behandschuhten Hände und gab zu verstehen, dass er dies mit dem Patienten klären würde.

<i>"ICH BIN ASMODI! MÄCHTIGSTER DÄMON DES HARAX, DU ELENDIGER WURM!"</i> Der elendige Wurm neigte respektvoll sein Haupt. "Soso, der mächtigste Dämon also." Er schmunzelte, sprach seine Provokation aber nicht aus. Doch seiner Miene waren die Worte deutlich zu entnehmen: der mächstigste Dämon des Harax ist also schwach und dumm genug, sich in einen Käfig aus Glas sperren zu lassen.
Die Augen des Mannes funkelten triumphal. Nein, er musste sich nicht einmal auf das Niveau Asmodis herabgeben und brüllen, um geeignet kontern zu können. Er schaute ihn nur an wie eine Eule ihre Beute anstierte, kurz bevor sich die Krallen dieser lautlosen Jägerin darin versenkten.
Jägerin ... das war das passende Schlagwort. Handelte es sich bei den dreizehn Gestalten, von denen zwölfe immer noch vermummt waren, etwa um Jäger? Dämonenjäger schon wieder? Der Bärtige klärte es schnell auf. "Nun, dann ist es wohl an der Zeit, uns auch vorzustellen." Er deutete eine grußvolle Verbeugung an. "Nenn mich Argus, ich bin Führer unserer Truppe sarischer Waldläufer. Meine Gefährten sind Janar, Febru, Merez, die schöne Aprilla, Maileen, die Brüder Jhun und Jhul, Augustin, Septem, Oktobert, Novin und Dezer."
Wahrscheinlich war es sinnlos, sich dieser Bestie vorzustellen, Argus tat es dennoch. Asmodi sollte wissen, wer jene Personen waren, die sein Schicksal aufs Neue verändern ... und besiegeln ... sollten.

<i>"MICH HIER FESTZUHALTEN IST EINE BELEIDIGUNG MEINER ART! UND DAFÜR WERDET IHR NOCH BÜSSEN! BITTER BÜSSEN!"</i> "Wir sind hier, um eben dies zu beenden." Argus wandte sich von Asmodi ab, legte eine Hand auf Grazias Schulter und führte sie wieder ein Stück weit von der Scheibe weg. Der Dämon konnte nun sehen, dass sich Grazia die ganze Zeit zumindest mit den beiden Frauen der Gruppe – Aprilla und Maileen – unterhalten hatte. Wer der dritte Mann war, der bislang noch bei ihnen gestanden hatte, konnte er nicht wissen. Es hätte von Janar bis Dezer jeder sein können.
Die übrigen Waldläufer bildeten nun eine Mauer um den gläsernen Käfig. Unter Kapuzen schaute die Schwärze auf Asmodi herab, wie der Henker auf den Holzblock, auf welchen der Verurteilte nun seinen Kopf zu legen hatte. Doch das Gespräch zwischen Argus und Grazia konnte Asmodi gut hören.

"Ich habe bereits mit dem Hohen Rat der Magie sprechen dürfen. Wir erhalten die Erlaubnis, den Halbdämon zurück in den Sarius zu bringen, um ihn dort zu vernichten. Vor den Augen jener Anverwandter unseres Druiden, den er auf dem Gewissen hat."
"Ich bin immer noch dagegen, er könnte euch entkommen und dann aufs Neue ... Ärger krie ... Probleme verursachen", meinte Grazia und seufzte. "Aber gut. Ich bin nicht der Magierrat. Wahrscheinlich ist dieser froh, ihn aus der Stadt zu haben."
Argus nickte. "Zudem werden wir ja mit genug Slefa ausgestattet, dass wir ihn ruhig halten können."

Asmodi würde also tatsächlich den gläsernen Käfig verlassen dürfen – allerdings, um vernichtet zu werden. So war die Regierung von Zyranus: ihr Wort war Gesetz und wenn sie sich plötzlich umentschieden, dann war es eben so. Nur warum wollten sie den Wirt auf einmal einfach so in seinen Tod stürzen? Sollte er hier nicht einen ruhigen Lebensabend verbringen dürfen?
Das Gespräch verlief weiter. Argus' Stimme erfüllte von neuem den Raum: "Natürlich müssen Einzelheit noch besprochen werden. Außerdem möchten wir gern die Familien aus Zyranus einladen, die ebenfalls Verluste durch den Dämon erlitten haben, der Hinrichtung beizuwohnen. Es ist schrecklich, dass der Medicus nicht rettbar ist, doch wir alle sind froh darum, dass der Magierrat nun einsieht, dass durch das Haraxwesen bereits genug Tode geschehen sind ... und dieser eine endlich gerechtfertigt wird."

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 14. Januar 2009, 18:31

Asmodi war gerade damit beschäftigt den Toilettenvorhang zu zerstückeln als er etwas von wegen Vernichtung aufschnappte. Er blickte auf. Starrte den Anführer der Waldläufer an und knurrte verängstigt. „Ihr könnt mich nicht vernichten!“ Heulte er trotzig jedoch sichtlich von der Angst geplagt. Er stellte jeden einzelnen seiner Begleiter mit Namen vor. „GLAUBT NICHT DASS ICH EUCH EURES NAMENS WÜRDIGE! MENSCHEN DIE IHR GLAUBT MICH „ES“ NENNEN ZU DÜRFEN!“ Fauchte er wütend. Das hatte ihn wohl irgendwie tiefer getroffen als er es sich eingestehen wollte. Nervös trippelte der Dämon in seiner Zelle herum und schien sich an keinem Ort mehr wohl zu fühlen. Grazia hatte also vermutlich der letzte Beweis für eine künstlerische Ader die Asmodi hatte erbringen können vernichtet. Irgendwie tragisch.

<i> "Wir sind hier, um eben dies zu beenden."</i> Der Dämon hielt inne und legte irritiert seinen Kopf schief. Er sollte hier raus? Wieder begann er damit unruhig herumzustreunen währen sich der Anführer ausser Hörweite begab. Düster funkelte er seinen Gefährten entgegen. Es war Unfair, sie waren Dreizehn er nur allein.

<i> "Ich habe bereits mit dem Hohen Rat der Magie sprechen dürfen. Wir erhalten die Erlaubnis, den Halbdämon zurück in den Sarius zu bringen, um ihn dort zu vernichten. Vor den Augen jener Anverwandter unseres Druiden, den er auf dem Gewissen hat."</i> Der Dämon riss seine Augen auf. „WASS??!?!!?!“ Brüllte er und warf sich gegen die Scheibe. „DAS KÖNNT IHR NICHT MACHEN!“ Fauchte er erzürnt und fuhr Grazia an. „IHR ZYRANISCHEN BASTARDE! IHR VERRÄTER! BESONDERS DU, DU ELENDIGE HURE! ANGEHÖRIGEN DEINES EIGENEN FACHS VERRÄTST DU! SCHÄNDERIN VON ADELMUNDS ERBEN! ICH HABE DIR VERTRAUT DU AUSGEBURT WEIBLICHEN ABSCHAUMS!“ Brüllte er in seiner blinden Wut auf sie los. „Das Blut des Medicus wird auf DEINER Seele lasten!“ Drohte er. Asmodi war enttäuscht von dieser Lichtmagierin. Die ihm vorgegaukelt hatte dass er hier zumindest in Sicherheit war. „Verräterin!“ Brüllte er deshalb immer wieder. Es interessierte ihn nicht mehr was der Magierrat getan oder gesagt hatte. „ARHRHRHRHRHR!“ Asmodi hielt die Spannung kaum mehr aus, raste in seiner Zelle herum und winselte immer wieder. Er wollte nicht vernichtet werden.

<i> "Zudem werden wir ja mit genug Slefa ausgestattet, dass wir ihn ruhig halten können."
</i> „NEIIIRNNNN!“ Heulte Asmodi auf und wirbelte herum. Hechelnd kam er ganz nah an die Scheibe gekrochen. Er sah verzweifelt aus, so unheimlich verzweifelt wenn man bedachte was er war. „Keine Kräuter! Keine Kräuter!!!“ Flehte er und winselte. Er begann zu bibbern. Auch wenn es für die Magier vermutlich nicht so ausgesehen hatte aber sie hatten ihn offenbar schwer mit ihrer „Heilmethoden“ gefoltert. Zumindest hatte diese Aktion tiefe Spuren in Asmodis Verhalten hinterlassen. Spuren deren Auswirkungen er nicht verbergen konnte. Er zitterte wie Espenlaub. „Kein Sleeeeeeefaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarhrhrhrh!“ Heulte er und legte sich auf den Rücken. „Kettet mich an! Tut sonst was! Ich komm mit! Aber keine Kräuteeeeeeeeeeerherhhhhhhhhhhhhhhhhhhrhrhrh!“ Der Dämon sah verstört aus und gequält, allein schon an den Gedanken daran. „Neeiirnrnrirneinirneirneirnirnrnrn!“ Tobte er immer wieder und wand sich auf dem Boden. „Keine Kräuteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeerrrrr!“ Heulte er. Für ihn schien nur noch das ein Thema zu sein.

<i> "Natürlich müssen Einzelheit noch besprochen werden. Außerdem möchten wir gern die Familien aus Zyranus einladen, die ebenfalls Verluste durch den Dämon erlitten haben, der Hinrichtung beizuwohnen.“</i> „Neiiiiiiiirhrhrhnnn!“ Klagte er lautstark. Ihm gefiel die Entwicklung die das Gespräch nahm offenbar ganz und gar nicht. Er hechelte panisch. <i>“Es ist schrecklich, dass der Medicus nicht rettbar ist, doch wir alle sind froh darum, dass der Magierrat nun einsieht, dass durch das Haraxwesen bereits genug Tode geschehen sind ... und dieser eine endlich gerechtfertigt wird."</i> „Mördeeeeeeeeeerrrrrr!!!!“ Fluchte er verzweifelt und kam nahe an die Scheibe heran. Drückte sich daran dort wo Grazia war und starrte zu ihr hin. Er begann panisch an der Glasscheibe zu kratzen und winselte. „NEIRNRNRNRN.“ Es war unglaublich wie sehr der Dämon an seine selbst für ihn verwirrenden Existenz hing.

„Ich will nicht weg! Ich lerne!“ Versprach er verzweifelt und presste sich immer wieder gegen die Scheibe. „Was soll Zanraia denn ohne mich machen?!?!! Wer schaut zu Castus!!! Wer sucht Mallahall und wer heilt Etelin wenn nicht wiiiiiiiiiiiiirrr..“ Er sprach von sich und Aurelius. Hätte er weinen können er hätte es wohl getan. „IHR SEID BASTARDEEEHRHRHR!“

Doch was auffiel. Der Dämon bereute nicht. Er sah überhaupt nicht ein für welche schlimmen Verbrechen er zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Dieser Umstand blendete er komplett aus. Er fühlte nur sich allein als Opfer aller Dinge.

Hilflos starrte er Grazia an. „Adelmund wäre sehr SEHR enttäuscht von diiirrr!“ Wieder einmal zog der Dämon alle Register. ASmodi hatte inzwischen gemerkt wo immer der Slefa in seine Zelle gelassen wurde und begab sich zur Durchreiche. Hielt aufmerksam davor Wache. „LASST MICH IN RUHE! GEHT WEG! GEHT WEG!“ Fauchte er immer wieder und verklemmte den Kippmechanismus mit seinem Bein. Er wollte keine Kräuter.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 15. Januar 2009, 20:25

<i>"Ihr könnt mich nicht vernichten!"</i>

Wahrlich, so einfach würde es tatsächlich nicht werden. Aber Argus reagierte gar nicht erst auf den trotzigen Aufruf Asmodis. Er unterhielt sich zusammen mit Aprilla, Maileen und einem seiner Waldläufermänner mit Grazia. Keiner der ihren achtete auf den Dämon. Die übrigen sarischen Waldläufer beobachteten den Patienten stumm aus ihren Kapuzen hervor. Niemand rührte sich. Sie ähnelten großen, waldfarbenen Statuen, die dennoch so urteilend auf ihn herab schauten. Ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, riefen Haltung, Reglosigkeit und überhaupt ihre ganzen Körper immer wieder: <i>Vernichtung, Vernichtung, Vernichtung!</i>

Donnernd, um auf sich aufmerksam zu machen, warf sich Asmodi gegen die Scheibe. Sie hielt seinem Angriff stand, wie schon so oft. Sie bebte sogar kaum, fing die ganze Wucht des Körpers auf. Magisches Glas hielt so erschreckend viel aus, man hätte eine Stadtmauer dauras fertigen können. Aber natürlich machte dies keiner, denn Glas war durchsichtig.

Asmodi beschimpfte nun Grazia und vor allem sie. In seinen Augen war sie eine blanke Verräterin. Die Lichtmagierin hielt seinen wüsten Beleidigungen stand. Ja, sie blickte gar zum Käfig, antwortete aber nicht, denn noch immer sprach Argus der Waldläufer mit ihr. Doch Grazia schüttelte den Kopf, blickte traurig in Asmodis Richtung. Er wusste sicherlich, dass sie an diesem Schicksal ebenso wenig die Schuld trug wie er ... nun vermutlich noch weniger. Immerhin waren die Waldläufer hier, um ihn für eine Tat mitzunehmen und hinzurichten, die er in ihren Wäldern begangen hatte. Er hatte einen Mann getötet, einen einzigen.
Die Zyraner zählten den Mord an dem kleinen Jungen vor den Stadttoren lediglich als eine von vielen Untaten auf seinem Steckbrief auf. Sie sperrten ihn ein, um ein Menschenleben zu schützen. Aber diese dreizehn Personen waren im Namen ihres Dorfes hier. Sie waren hier, um das eine Leben, das er zerstört hatte zu vergelten. Ihnen war ein Leben offenbar deutlich wichtiger und dennoch schien ihnen zugleich das des Medicus vollkommen egal zu sein.
Ihm war es schließlich vergönnt gewesen, ein langes Leben zu führen ... eines, das bald enden sollte.

<i>"Das Blut des Medicus wird auf DEINER Seele lasten!"</i> Grazia wandte den Blick ab. Sie drehte sich gar von Asmodi weg, um diese Beschimpfungen nicht mehr hören zu müssen. Argus legte ihr eine Hand auf die Schulter, redete auf sie ein. Unterdessen schaute jemand Anderes den Dämon an. War es Aprilla oder Maileen? Eine der Frauen zumindest, die andere hatte den von der Kapuze verborgenen Kopf ebenfalls auf Grazia Estrella gerichtet.

Asmodi wirbelte wütend in seinem Käfig herum, er wurde immer ungehaltener. Schießlich wandelte sich schiere Wut in ängstliche Verzweiflung. Außerdem begann der Dämon zu bibbern. Schnell merkte wohl jeder hier im Raum, wie groß die Angst dieses Haraxviechs geworden war. Seine Schreie beleidigten nicht mehr, er flehte um seine Zukunft. Er flehte darum, keine Kräuter und vor allem kein Slefa einzusetzen. Vierzehn Augenpaare richteten sich auf ihn. Grazia sah ihn mitleidig an, Argus ausdruckslos wie die anderen Waldläuferaugen, die Asmodi nicht einmal erfassen konnte.

<i>"Ich will nicht weg! Ich lerne! Was soll Zanraia denn ohne mich machen?!?! Wer schaut zu Castus!!! Wer sucht Mallahall und wer heilt Etelin, wenn nicht wiiiiiiiiiirrr..."</i>
Niemand heilt Etelin mehr, formten Grazias Lippen ohne dass ein Laut aus ihrer Kehle drang. Sie sah unglücklich aus. Sie hatte ihn gekannt und wünschte niemandem ein Schicksal wie das seine. Doch es war zu spät ... Etelin war nicht mehr zu retten.

Unterdessen hatte sich eine der Waldläuferfrauen von der kleinen Gruppe im Hintergrund gelöst. Sie trat zu ihren Kollegen, die um den gläsernen Käfig noch immer eine menschliche Mauer bildeten, schob einen halb beiseite und trat an seine Stelle.
<i>"Adelmund wäre sehr SEHR enttäuscht von diiirrr!"</i> "Auch von dir", antwortete die Waldläuferin an Grazias Stelle. Sie schaute in den Käfig. Zwei saphirblaue Augen lugten unter der Kapuze hervor. Es roch nach ... Weiß, sehr intensiv und dieser Geruch war zumindest für Asmodi vertraut.

"Reg dich nicht so auf und beleidige uns nicht!", sprach die Frau. Es handelte sich übrigens um Maileen, denn soeben rief Aprilla ihren Namen. "Maileen, komm zurück. Wir müssen noch einmal mit dem Magierrat sprechen." Maileen nickte und ging, ihr folgten die übrigen Waldläufer. Sie alle verließen den Raum, nur Grazia blieb zurück, die an den Schrank mit dem Slefa ging und geistesabwesend die Gläser ordnete.
Und was ging nun wohl in Asmodi vor? Die Worte Maileens hatten etwas in ihm bewirkt. Sie waren eher sanft zu ihm durchgedrungen und dennoch ... da war etwas ... ein Drang ... diesen Worten ... Folge leisten zu wollen.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Samstag 17. Januar 2009, 11:17

Asmodi kauerte verzweifelt da und starrte in die Menge die auf ihn niederblickten als wäre er ein Zootier. Er winselte leise, fühlte sich in seiner Haut mehr als unwohl und konnte nichts gegen diesen quälenden Zustand tun. Er wollte nicht vernichtet werden, nicht solange er nicht wusste ob seine kleine Familie in Sicherheit war. Er duckte seinen Kopf und machte sich klein. So kannte man den Dämon eigentlich kaum. So verzweifelt war er noch nie in seiner Existenz gewesen. Er stützte sich nur auf dem rechten Arm ab. Offenbar hatte er sich bei dem erneuten Wurf gegen das Glas weh getan. Doch wen würde dass jetzt noch interessieren? Er winselte leise, kaum hörbar wie er es in letzter Zeit so oft tat. Seine Wut schien definitiv verflogen zu sein. Er wicht zurück als eine der Waldläuferinnen sich ihm näherten. Er starrte in die Saphirblauen Augen und ertrug den durchdringenden Blick kaum. Er glaubte dass diese klaren Augen ihm bis in seine Seele blickten. Er senkte sein Haupt und mied ihren Blick. Wich nur weiter zurück.

<i> "Auch von dir",</i> Diese Stimme. So zart so weich. Asmodi riss seine Augen auf und starrte hoch. Er legte verwirrt seinen Kopf schief und schnupperte. War das… konnte dies denn sein? <b>Herrin?</b> Vorsichtig krabbelte er näher. Blickte sie weiterhin an, winselte leise. Er traute sich nicht nach ihr zu fragen. Nicht wenn noch andere Leute da waren. Sie wurde in Zyranus schliesslich noch immer gesucht.

<i> "Reg dich nicht so auf und beleidige uns nicht!",</i> „Jarhhhh…“ Knurrte er und fügte ein ganz leises „Herrin.“ Hinzu. Sie lebte! War gerettet worden¨! Aber warum reiste sie mit jenen Leuten mit die ihn vernichten wollten? Was war bloss geschehen?

Dann verliessen die Fremden seine Zelle wieder und er blieb allein mit Grazia zurück. Nervös sah sich Asmodi um. Er konnte sich nicht mal mehr auf dem Klo verstecken weil er den Vorhang erneut zerfetzt hat. Er musterte Grazia. Blieb aber still. Für einen Moment hörte man gar nichts mehr ausser das aneinanderdocken der Gläser die Grazia gerade sortierte. Doch dann hörte man wie sich das Viech bewegte. Ein leises Trippeln welches sich auf die Lichtmaga zu bewegte. Asmodi kam an die Scheibe heran. Er fürchtete sich, hatte Angst vor diesen Menschen auch wenn seine Herrin dort dabei war. Er hechelte leise. Guckte Grazia an und kauerte direkt vor der Scheibe. „Sie töten den Medicus!“ Beschwerte er sich besorgt.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Erzähler » Samstag 17. Januar 2009, 23:28

Sie wusste, er würde den Befehl als solchen hören. Und sie wusste, er nahm ihn an, noch ehe aus den Tiefen seiner Kehle ein gegrolltes "Jarhhhh" nach außen drang. Aber handelte es sich bei dieser Waldläuferin tatsächlich um Mallahall? Die Augenfarbe stimmte. Saphirblau, das konnte nur Mallahall sein. Zanraias Augen beschrieben sich besser als Azurblau, aber die Saphire waren für die Lichtmaga bestimmt. Doch weshalb umgab sie sich mit diesen Waldleuten? Warum befreite sie ihn nicht? Warum rettete sie ihre Freunde nicht?
Irgendetwas musste im Sarius geschehen sein, nachdem sich Mallahall aus den Fängen von Graille Baun und Aglamar Azurán hatte befreien können. Es machte ganz den Anschein, als habe sie nun auch die Seiten gewechselt. Die gute Mallahall ... gegen den Medicus? Gegen den Dämon? Hatte ihr Licht also doch obsiegt, obwohl gerade nach ihrer kurzen Zeit als Wirt die Seele befleckt worden war?

Fragen, Gedanken, auf die Asmodi keine Antworten erhalten sollte. Jedenfalls nicht im Moment. Die Waldläufer zogen sich zurück. Sie hatten also noch ein Gespräch mit dem Magierrat. Oh, wie viel schlimmer konnte es denn noch für Asmodi kommen! Sie würden ihn vernichten. Sie würden ihn mit Slefa betäuben, fortbringen und vernichten.

Grazia war als einzige zurückgeblieben. Gedankenverloren sortierte sie die Kräutergläser. In den meisten befand sich das vom Dämon verhasste Slefa, das ihm scheinbar mehr zugesetzt hatte als es ein reines Betäubungsmittel konnte. Er hatte sich in den letzten Wochen so deutlich verändert, dass es selbst Aglamar hätte auffallen müssen! Grazia war es zumindest aufgefallen und sie hatte sich Notizen in ihren persönlichen Unterlagen gemacht. Allerdings ... Sie schauderte. Wandte sich nicht um, als sie Asmodis seichtes Trippeln auf dem Untergrund hörte. Irgendwie wuchsen die Fingernägel immer ein bisschen, bildeten spitze kleine Krallen, wenn der Dämon die Kontrolle übernommen hatte.

<i>"Sie töten den Medicus!"</i> Seine Stimme war leise, aber Sorge schwang darin mit. Und Grazia wusste, dass der menschliche Teil in ihm sich selbst nicht als Medicus bezeichnet und in der dritten Person von sich gesprochen hätte. Der Dämon war besorgt.
"Sie töten ihn nicht. Sie werden dich vernichten und anschließend wird Asmodeus sterben." Grazia kannte seinen richtigen Namen nicht. Sie wandte sich vom Kräuterschrank ab und dem gläsernen Käfig zu. Ihre Miene zeugte von der Sorge, die in Asmodis Stimme lag. Sie streckte die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit von sich. "Ich kann nichts tun."
Nicht einmal ihre Forschungsergebnisse würden etwas daran ändern. Sie könnte damit vielleicht die Entscheidung des Rates ein wenig beeinflussen, doch letztendlich richteten sie über sein Schicksal. Nicht einmal der Dekan, dem sie ihre Entdeckungen regelmäßig mitteilte, hatte sich noch interessiert gezeigt. <i>Soso, entwickelt also doch noch Menschlichkeit. Etwas spät, bedauerlich</i>, hatte er gesagt und Grazia Estrella damit beinahe die letzte Hoffnung und den Glauben an die Zyraner genommen. Wie konnte man so unmenschlich sein?!
Nein, nicht unmenschlich. Sie kannte den Dekan, er war ein netter Zeitgenosse. Man konnte mit ihm einiges erleben und den ein oder anderen netten Abend bei einem Glas Wein und einer durchaus reizvollen Debatte über das Wesen der Lichtmagie verbringen. Nur leider war bei ihm das Haraxvolk ebenso verhasst wie bei den meisten Zyranern. Ordnung regierte ihre Welt, eine magische Ordnung, die nicht schlimmer durcheinander gebracht werden könnte als von haraxischem Chaos. Vermutlich zählten aus diesem Grunde auch einige zyraner Magier die Ritualmagie zu einer dunklen Magie-Art.

"Ich kann nichts mehr für dich tun", meinte sie. Auch sie gab in diesem Moment einfach auf. Vielleicht war es für sie das Beste – sich nicht länger mit dem Dämon befassen. Gebt ihn in andere Hände! Nur zur! Raus aus Zyranus mit ihm und schon war er nicht mehr Problem der Städter. Die Waldläufer würden sich seiner annehmen. Sie würden ihn vernichten. Billige Waldläufer, die vermutlich nicht einmal Magie besaßen. Keiner von ihnen, außer Mallahall.

"Ich muss dich nun allein lassen. Die Waldläufer werden noch einmal zu dir zurückkehren. Einige wollen Wache halten und sichergehen, dass du über Nacht nicht plötzlich ... verschwindest." Sie zuckte mit den Achseln. Man konnte es auch übertreiben und wer sollte Asmodeus schon befreien?
Die Lichtmagierin wandte sich der Tür zu. Sie fragte nicht mehr, ob ihm etwas fehlte. Sie fragte nicht, ob er etwas brauchte. Sie klappte das kleine Buch zu, in dem sie ihre persönlichen Erkenntnisse über Asmodi notiert hatte. Draußen ... legte sie es auf den Papierstapel, welcher zum Anfachen der Kaminfeuer gedacht war.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 18. Januar 2009, 02:27

Asmodi hockte da und musterte Grazia. Er beobachtete die Art und Weise wie ihre Hände mit dem Glas der Slefabehälter umgingen. So würdevoll, so um Ordnung und Schadenfreiheit bedacht. Sie wäre bestimmt eine dieser Studiengenossinnen die in der Lage waren ihre Bücher so bei ihrem Mentor abzugeben wie sie es auch von ihm bekommen hatte, ohne dass der Verdacht überhaupt aufkeimen würde sie hätte es nie gelesen, denn man wusste einfach dass sie es tat. Die Gewissenhaftigkeit die aus ihren Bewegungen sprach war überdeutlich. Auch jetzt fiel es dem Dämon, der so unglaublich sensibel auf menschliche Verhaltensweisen war schnell auf in welcher Situation sich die Maga wohl befinden musste. Sie haderte. Ihr Verstand widersprach sich ebenso wie ihr Herz. Sie wusste dass weder die eine noch die andere Seite im Unrecht noch im Recht war. Sie wusste dass es falsch war ihn jetzt zu diesem Zeitpunkt auszuliefern. Dennoch wusste sie auch dass eine Strafe sich aufzwang. Sie mochte ihn – den Dämon – wie sie ihn auch verabscheute. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen wie auch zu tiefst weggestossen. Sie wurde durch ihn und seine Worte schwer getroffen und vermutlich auch im innersten erschüttert, aber auch hoffnungsvoll gestimmt, denn wen ein verkommenes Wesen wie diese Bestie dazu in der Lage war Liebe und Fürsorge sowie Verzweiflung zu empfinden, dann musste dies doch auch bei den Menschen funktionieren. Vielleicht wünschte sich Grazia im innersten Teil ihres Herzens der vielleicht trotz all der Jahre des Studiums noch immer naiv geblieben ist, eine Welt, die ein bisschen besser und friedvoller war als diese hier. Eine Welt, die ein bisschen freier und unkomplizierter als diese war. Asmodi kommentierte seine Gedankengänge nicht. Hätte es einer mal wirklich geschafft zu ergründen wie dieses Wesen tatsächlich dachte, es wäre wohl eine Sensation in der Dämonenforschung gewesen. Genau so wie seine künstlerische Gestaltungsfähigkeit eine gewesen wäre. Doch nun würden diese Erkenntnisse und Entdeckungen im alles zerfressende Feuer des Vergessens verglühn.

<i> "Sie töten ihn nicht. Sie werden dich vernichten und anschließend wird Asmodeus sterben."</i> Asmodi legte irritiert den Kopf schief. „Mhrrmm… interessant.“ Hauchte er leise und versuchte den Gedankengang nachzuvollziehen. „Wenn ich also eine Stillende Mutter töte und das Kind daraufhin verhungert weil es ohne sie nicht leben kann… Dann habe ich nur die Mutter getötet?“ Er schwieg einen Moment. „Es wird keinen Asmodeus geben wenn ich fort bin.“ Sprach er ruhig, beinahe schon beängstigend nüchtern. „Ohne mich hat nie einer existiert. 150 Jahre sind eine lange Zeit, zu lange um sich an den richtigen Namen erinnern zu können den man einmal besessen hatte zumal man plötzlich feststellen musste dass man nie wieder der gleiche sein würde. „Aurelius Templar…“ Sprach er es aus. „Kein namhafter Arzt. Eher ein stiller aber beständiger Arbeiter und Diener der Medizin. Vielleicht hätte er Berühmtheit erlangen können mit der genauen Beschreibung und Erfassung der schwarzen Wurmpest die in den Vororten Zyranus grassiert…“ Er machte eine kleine Pause. „Aber da ihr ihn ja lieber vernichtet… werden diese Menschen sterben bis sich ein anderer findet.“ Er senkte seine Stimme. „Ihr tötet keinen Dämon und keinen Menschen… sondern einen Arzt. Seine Hände haben weit mehr Leben erhalten als sie genommen haben!“ Er schnaubte. „Daran kannst du sehen… Grazia… Leiterin der Forschungsabteilung zu Zyranus… wie furchtbar dünn ihr euer eigenes Netzchen strickt! Was bedeutet dein Ruf? Was bedeuten deine fürsorglichen Taten wenn du auch nur einmal einen Fehltritt begehst? Hah! Ihr Menschen seid so schrecklich erbärmlich! Ihr seid es selbst die all den Hass in die Welt säht den ihr an mir so verachtet! Er hat existiert noch lange Zeit bevor der erste Dämon auf Celcia wandelt und nun säht ihr ihn wieder, denn wenn ich vernichtet und Aurelius ermordet wird, weiss ich dass zumindest eine Seele nach Vergeltung schreien wird! Ihr könnt mich nicht vernichten! Es wird immer so was geben wie ich es bin!“ Asmodi hatte Angst und war deshalb vermutlich so nachdenklich .Er versuchte sich seine eigene Unsterblichkeit zu erweitern um keine Furcht vor der drohenden Inexistenz aufbringen zu müssen.

<i> "Ich kann nichts tun."</i> Der Dämon nickte. „Nicht in diesem Netz dass du dir gesponnen hast.“ Antwortete er. „Nicht innerhalb dieses Netzes in dem du glaubst dich bewegen zu müssen! Närrin! NICHT IN DEINER BESCHISSENEN; VON ORDNUNG DOMINIERTEN WELT!“ Brüllte er ihr in einem emotional Ausbruch entgegen ehe er wieder verstummte. „Tu einem Dämon einen Gefallen und werde dich deiner eigenen erbärmlichen, für Menschen so unglaublich typischen Begrenztheit bewusst die ihr immer wieder zu verleugnen versucht!“

Mehr sagte er nicht mehr. Mehr wurde auch kaum mehr gesagt. Die Verabschiedung glich einer Flucht. Wie ein angefangenes Buch welches einfach nicht weitergeführt wurde. Wie eine Skizze, die doch nur zerknüllt im Papierkorb gelandet war. Ein gescheitertes Forschungsunterfangen. Mehr als ein kleiner vermerk in einem Pergament dass dem Verschollensein geweiht war würde es wohl über die Zusammenkunft von Grazia und Asmodeus nicht geben.

Allein wie er war hockte er einfach in der Zelle und verharrte still. Selbst Asmodi wusste dass jetzt in diesem Augenblick. Weder zu toben, noch zu brüllen noch zu fluchen irgendwas bewegen würde.

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Re: Der gläserne Käfig

Beitrag von Erzähler » Sonntag 18. Januar 2009, 18:05

Asmodis Vergleich mit der Mutter und ihrem verhungernden Säugling könnte es wohl kaum besser treffen. Genau so sahen es die Zyraner. Weniger genau sahen es die Waldläufer aus dem Sarius. Sie wussten, dass sie das Leben des Medicus auf dem Gewissen hatten, doch waren sie bereit, diesen Mord in Kauf zu nehmen. Jener Mann hatte lange genug gelebt, so viele überdauert und durch seinen Dämon vermutlich ebenso viele auf dem Gewissen. Es wurde Zeit zu vergelten.
Lediglich Grazia haderte mit sich selbst. Sie stand im Konflikt und am schlimmsten war, dass sie rein garnichts dagegen tun konnte. Nur reden. "So sieht es der Magierrat. Niemand hat die Entscheidung des Rates von Zyranus anzufechten. So verlangt es unsere Ordnung."

<i>"Es wird keinen Asmodeus geben, wenn ich fort bin. Ohne mich hat nie einer existiert."</i> "Dann ist es garnicht der Name des Medicus?", wunderte sich Grazia.
<i>"Aurelius Templar ..."</i> Sie nickte. Sie würde diesen Namen nicht vergessen, ebenso wenig wie sie Asmodi vergessen würde. Das nahm sie sich fest vor – selbst wenn keine Forschungsakte über ihn existieren würde. Ihre Hände glitten schweißig über den Einband ihres Notizbüchleins.

<i>"Ihr tötet keinen Dämon und keinen Menschen ... sondern einen Arzt."</i> Grazia sog hörbar die Luft ein. Niemandem im Zyranus ging die Sache wohl so nahe wie ihr. Sie kam noch einmal an die Scheibe heran, legte eine Hand dagegen und betrachtete Asmodi zum Abschied. Ihr Lippen bewegten sich, aber kein Laut drang aus ihrer Kehle. So war das stumm gehauchte "Es tut mir leid" nur ein schweigender, stiller Beobachter im Raum, bis die Lichtmagierin das Gespräch abbrach und Asmodi allein ließ.

Allein. Es war so endgültig. Was redeten die Waldläufer noch lange mit dem Magierrat? Man würde ihn vernichten. Aus und vorbei. Und er verbrachte die letzten Stunden bis dahin ... allein.

Und tatsächlich war es so. Zumindest bis zum Aufmarsch. Plötzlich, als der erste flaue Lichtstrahl durch das kleine Gitterfenster in den Raum mit dem gläsernen Käfig fiel, tauchten sie auf. Als eine Einheit marschierten sie heran: Waldläufer und Medici, Assistenzärzte, Heiler und Lichtmagier. Nur Grazia Estrella war nicht zugegen. Sie wurde von einem anderen Lichtmagier vertreten. Sie wollte diesen Abtransport nicht mitbekommen, es hing ihr schon zu schwer am Herzen, nach all der Zeit den Dämon und den Medicus – Aurelius Templar – so einfach verschwinden zu sehen. Wissentlich, dass beide Wesen in diesem einen Körper dem Tode geweiht waren.

"Also gut, haltet das Slefa bereit und dann schafft ihn hier heraus!", rief der fremde Magier, als sich die ersten Anwesenden bereits ein schützendes Tuch vor Mund und Nase hielten. Dann wurde der gesamte Raum mit Slefa ausgeräuchert. Einen Waldläufer und zwei Assistenzärzte haute es ebenfalls um, als die Dämpfe in das Innere des Glaskäfigs strömten und Asmodi die Sinne raubten.


<i>weiter in Das Grasland -> <a target="_blank" href="http://69169.rapidforum.com/topic=110966770167">Herrin der Waldläufer</a></i>
Zuletzt geändert von Erzähler am Sonntag 18. Januar 2009, 18:06, insgesamt 1-mal geändert.

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