Ein unangenehmes Erwachen

Unbestrittener Ort für Wissenschaft und Forschung. Hier herrscht die Heilung mittels Magie vor, doch findet man auch den ein oder anderen einfachen Medicus im Gebäudekomplex.
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Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. April 2011, 15:38

[Dormian kommt von hier: Das Grasland - Die magische Stadt Zyranus – Die universität der Magie - Verbotene Pfade]

Zwei Tage später

Dormian befand sich in einem der Türme des Hospitals. Er lag in einem weichen Bett mit hellen Laken. Auch der Rest des großen, runden Zimmers war in Weiß und Beigetönen gehalten. Die beiden offenen Schränke und die Anrichte waren voll gestellt mit kleinen Töpfchen, Schachteln und Flaschen. Das Zimmer war Licht durchflutet, anscheinend war es zur Mittagszeit. Vor dem Fenster sangen ein paar Vögel.
Auch wenn alles hier einen angenehmen, ruhigen und entspannten Eindruck machte, so täuschte das doch ganz gewaltig. Neben dem – anscheinend schlafenden – Dormian im Bett, saß sein Vater Mesophes auf einem schlichten Holzstuhl. Sein Gesicht wirkte Aschfahl, Stoppeln prägten seine Wangen und unter den Augen malten sich dunkle Ringe ab. Seit man seinen Sohn vor zweieinhalb Tagen gefunden hatte, war er nicht mehr von dessen Bett gewichen. Er wartete geduldig darauf, dass sein Sohn wieder erwachte, denn noch hatte er kaum Lebenszeichen von sich gegeben. Seine Frau war vor einigen Stunden erschöpft nach Hause gegangen, die Großeltern und Lukretia waren in regelmäßigen Abständen gekommen um nach dem rechten zu sehen. Ebenso wie einige andere Besucher.
Auf dem niedrigen Nachttisch neben dem Bett lagen sauber gefaltet Dormians Kleider. Das Buch von Faust lag in dem Fach darunter, sein Stab lehnte an der Wand. Was man durch die Decke natürlich nicht sehen konnte, war das der junge Arboris nichts als ein weißes Nachthemd trug. Und den Ring mit dem Familienwappen, der weiterhin auf seinem Finger ruhte ...
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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Mittwoch 6. April 2011, 20:18

Es war nicht das Ende, wie Dormian es sich vorgestellt hatte. Da dachte man, von einem tobenden Mantikor zerrissen zu werden, doch dann folgte der Anblick eines Krankenzimmers? Der junge Erdmagier blinzelte und sah sich im Raum um. Nichts deutete daraufhin, dass er von einer Wahnvorstellung heimgesucht worden war oder einen herben Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Erschrocken blickte der Bursche an sich hinab, doch alles war noch da, wo es sein sollte. Dormian war am Leben. Nur dank der Erschöpfung durch die vielen Zauber musste der Lehrling das Bett hüten. Doch das war nicht schlimm, wie er mit einem schwachen Grinsen befand. Alles hatte zu einem guten Schluss dieses schrecklichen und doch gesegneten Abenteuers gefunden. Er war am Leben, Faust schien nicht aufgetaucht zu sein und obendrein fühlte er sich heller und klarer im Geist, als je zuvor. Unbewusst drückte der Zauberer die Hand mit dem Siegelring fester. Kurz glaubte er, am Fenster seines Zimmers eine schlanke, hochgewachsene Gestalt zu erkennen. Sie trug eine erdfarbene Robe mit Sternen darauf und blickte lächelnd hinaus auf Zyranus, wie die Spiegelung ihm zeigte. War er das? Dormian wischte sich die Augen aus und sah noch einmal hin. Niemand war da und der nächste Blick galt daher dem Ring. Auch eine Erinnerung? War sein Ahne einst auch in diesem Zimmer gewesen? Hatte er ebenfalls darauf gewartet, dass jemand aufwachte und ihm die Gewissheit gab, wieder gesund zu sein? Vielleicht, doch das würde Dormian so schnell wohl nicht herausfinden.
"Jetzt weiß ich endgültig, wie sich Steine fühlen, bevor man ihnen mit Magie Leben einhaucht", brummte der Adept und fuhr sich durch die zerstrubbelten Haare. Mesophes hatte also die ganze Zeit über ihn gewacht. Ein Vater, wie man ihn sich nur wünschen konnte, und er war hier.
"Vater? Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst aus, als hätte Mutter dich in die Mangel genommen. Bin ich daran schuld?", fragte er und grinste. In diesem Moment fühlte sich Dormian so lebendig wie noch nie zuvor. Ja, es hatte sich wirklich etwas geändert und das hatte nicht nur mit dem Ring an seinem Finger zu tun. Die Erfahrung, die er gemacht hatte... das hatte ihn stärker gemacht. Einige Zauber wirkten in diesem Augenblick geradezu simpel und primitiv. War er soeben einen weiteren Schritt auf sein Ziel zugeschritten? War seine Macht gewachsen? Der Bursche konnte nur hoffen, dass es so war.

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 7. April 2011, 14:38

Mesophes Arboris hob der müde Haupt, dass er bis dahin nach unten gerichtet auf seine Arme gestützt hatte, als sein Sohn endlich wieder zur Besinnung zu kommen schien. Ein schwaches Lächeln entstand auf seinen Lippen, als sein zweites Kind tatsächlich wieder die Augen aufschlug. Mehr als das war ihm in seinem erschöpften Zustand nicht mehr möglich, auch wenn er innerlich jubelte. Wie einem kleinen Kind wuschelte der Vater seinem Sohn durch die Haare, bevor er sich durch das eigene Gesicht strich. ”Nein, nein, es ist nicht deine Schuld. Zumindest nicht wissendlich. Du hast uns allen ganz schöne Sorgen gemacht. Was hast du dir nur dabei gedacht? Bei alle dem?”
Mit sorgenvollem Gesicht erhob sich Mesophes von seinem Stuhl und ging zum Fenster, um die halb zugezogenen Vorhänge gänzlich zu öffnen. Der dünne Lichtstrahl verbreitete sich und eine frische Briese brandete in das Turmzimmer. Mit einem Mal schien er von einer seltsamen Unruhe gefesselt worden zu sein, denn anstatt sich wieder hinzusetzten, begann er langsam vor dem bett auf und ab zu laufen. ”Wir können von Glück reden, das Aio dich rechtzeitig gefunden hat und auch noch für dich eintrat. Ansonsten wärst du jetzt wohl tot ... oder man hätte dich als abtrünnigen Gebrandmarkt und verbannt.”
Ein wenig wirkte sein Vater im Augenblick wie ein Raubtier im Käfig. Er fühlte sich unwohl gereizt und konnte mit der Situation nichts anfangen. Immer wieder huschte sein Blick zu seinem Sohn, so als hoffte er, Dormian würde aufspringen und die ganze Sache erklären, so dass am Ende alle über ein dummes Missverständnis lachen konnten. Aber anscheinend wusste er bereits sehr viel von dem, was seinem Sohn passiert ist, denn er fragte nicht einmal nach, was genau geschehen war.
Irgendwann blieb Mesophes dann doch stehen, ging zurück an die Seite seines Sohnes und kniete sich auf dem Boden, so dass beide Männer sich in die Augen sehen konnten. ”Bitte, hilf mir zu verstehen wieso du dir zutritt zu einem Ort gemacht hast, den nur eine hand voll Leute betreten dürfen! Dir musste doch klar sein, dass ein Solcher Ort wie die Grabkammern nicht ohne Grund so gut geschützt ist. Wie hast du überhaupt davon erfahren?” In Seiner Stimme lag tatsächlich etwas flehendes. Was Dormian nicht wissen konnte, war dass er noch immer in Gefahr schwebte. Seid er Ohnmächtig geworden ist, war viel passiert und das meiste brachte man mit ihm in Zusammenhang. Man hatte seine Verbannung nur verschoben, um dem Studenten die möglichkeit zu geben sich zu erklären. Ob das etwas helfen würde, war eine andere Sache, zumindest bei diesem Richter.
Mit einem kurzen Blick aus dem Fenster, stellte das Familienhaupt der Arboris fest, dass es bereits fast Mittag war. Jeden Augenblick würde ein Mann vorbei kommen, vielleicht sogar mehrere. Mit bangen Gefühlen hoffte Mesophes das es mehrere waren. Denn dann wäre zumindest einer auch auf der Seite seines Sohnes, dessen ganze Existenz momentan auf Messers Schneide lag.
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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Samstag 16. April 2011, 13:43

Dormian seufzte und erschauderte bei dem Gedanken, was Faust während seiner Ohnmacht alles in der Stadt angerichtet haben konnte. Logisch, dass er dabei irgendwie Dormian die Schuld zuschieben lassen konnte. Doch Beweise für seine Unschuld hatte er nicht, wenn man von dem rätselhaften Buch des Totenschänders absah. In der Bibliothek würde man wohl kaum einen Sprachübersetzer für alle lebenden und toten Sprachen ganz Celcias finden.
"Vater... ich kann leider nicht beweisen, dass ich unschuldig bin... da ich es in gewisser Weise nicht bin. Ich traf auf einen jungen Mann, der in Wirklichkeit jemand anderes war... jemand gefährliches... Er freundete sich mit mir an und erzählte mir von einem Ort, der unter Zyranus verborgen lag..."
Und Dormian begann, den Rest der Geschichte zu erzählen. Er ließ keine Kleinigkeit aus, beschrieb jeden Ort und alles, was er unter den Füßen der Magiergesellschaft erlebt hatte. Bei den Grabwächtern stockte er kurz und rief sich in Erinnerung, wie er sein Blut in die Vertiefung des Altars hatte tropfen lassen.
"Er brauchte mein Blut... das Blut unserer Familie. Nur so konnte er diesen Schutz umgehen... er hat meine verfluchte Neugier ausgenutzt und mich dorthin geholt, um an die Heiligtümer der Erdmagier und Baumeister zu gelangen. Er zeigte mir sein wahres Gesicht und stellte sich als Rufus Faust vor... Der Kerl offenbarte mir alles, was er mir vorgespielt hatte. Die angebliche Nachricht des Erdgeistes, die zufällig gefundenen Baupläne und das Freilassen des Manticors... Er sperrte mich ein, raubte den Toten eine Kugel, in der angeblich ihre Kraft aufbewahrt wurde... und ließ mich mit einem beschworenen Golem zurück, auf dass er mich tötete... Nun ja..."
Ein freudloses Lächeln huschte über die Züge des Magiers.
"Dank unseres Vorfahren Lucrecious Arboris habe ich ihn erledigt. Ich fand... diesen Ring, der mir seine Erinnerungen und sein Wissen zeigte. Mit ihm wusste ich, wie ich den Golem aufhalten konnte... und das habe ich getan", raunte der junge Mann ergriffen und zeigte zum Beweis den Siegelring.
"Ich gebe zu, dass meine Neugier auf die Schriftrolle der Erdmagie es erst möglich gemacht haben, dass Faust mich hinter´s Licht führen konnte. In gewisser Weise haben alle Recht, die behaupten, ich wäre schuld an den jüngsten Ereignissen... Es tut mir Leid, Vater. Ich hatte nie die Absicht, jemandem Schaden zuzufügen, geschweige denn einem Mörder und Verbrecher zu helfen! Das musst du mir glauben..."

Dormian senkte den Kopf. Die Beweislage sah nicht so aus, als würde ihm jemand außer seiner Familie glauben. Der Siegelring bewies lediglich, dass Dormian dort unten auf die Heiligtümer gestoßen war. Und, dass er sich in dieser Gifthalle herumgetrieben hatte. Unumstößlich, dass er bestehende Regeln verletzt hatte.
"Was... was geschieht nun mit mir?", fragte der Erdadept in den Raum hinein, wobei er sich bereits jetzt vor der Antwort fürchtete.

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. April 2011, 18:34

Mesophes lauschte ganz aufmerksam den Erzählungen seines Sohnes. Er unterbrach ihn nicht, stellte auch keine Fragen und behielt seine Meinung für sich, denn er hatte das Gefühl, dass es seinem Kind schwer fiel, das Geschehene noch einmal Revue passieren zu lassen, weshalb er den Redeschwall nicht aufhalten wollte, bis alles gesagt war. Als Dormian geendet hatte, saß der Erdmagier noch eine Weile schweigend auf seinem Stuhl und betrachtete das Gesicht seines Sohnes. Nachdem er anscheinend nichts gefunden hatte, was den Studenten einer Lüge überführte, beugte er sich nach vorne und schloss seinen Sohn in die Arme. Zumindest seinen Vater hatte Dormian wohl überzeugt. Ob das mit den anderen Richtern auch so leicht werden würde, war eher fraglich.
Aus Richtung der Tür erklang leiser Applaus. Keiner der beiden Arboris hatte gemerkt, dass die Tür geöffnet worden und zwei Männer herein getreten waren. Der ungläubige, langsame Applaus kam von einem der beiden Magier, einem arrogant wirkenden Kerl mit dunklem Dreitagebart. Man konnte Thantalur Isádriar ansehen, dass er keinesfalls amüsiert war. Das Ratsmitglied und Oberhaupt der Abgesahnten war jedem kleinen Kind in der Stadt bekannt und jedes dieser Kinder wusste, dass man dem selbstverliebten Mann besser aus dem Weg ging. Manche nannten ihn den „Zyranischen Richter“ denn letztlich war es dass, was seine Stellung am besten beschrieb, doch wer ihm vorgeführt wurde, konnte sich sicher sein, als Schuldig gekennzeichnet zu werden. Seine dunkelblaue Robe wirkte zerknittert und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab, so als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. ”Eine wirklich kluge Geschichte, die dein Sohn da zum besten gibt Mesophes. Nur mit dem Schönheitsfehler, dass Rufus Faust TOT IST! Und das seid bestimmt schon vielen hundert Jahren! Wer hat schon von einem Zyraner gehört, der seinen 400. Geburtstag erlebt hat?” Er lachte unamüsiert auf und an seiner Stirn begann eine Ader zu pochen. Im Augenblick sah der Magier einfach abscheulich aus.
”Nun aber einmal Halblang Thantalur, alter Freund. Es gibt keinen Grund, die Worte des Jungen nicht zu glauben. Wie sonst erklärst du dir, dass solch ein junger Bursche alleine bis in eine der Grabkammern vorgedrungen war? Und die Tunnel in die anderen Kammern? Kein Student wäre dazu in der Lage. Und heißt es nicht, im Zweifel für den Angeklagten?”
Der andere Magier, ein viel älter wirkender Mann mit langen Haaren und Bart, war es gewesen, der für Dormian eingestanden war und sich jetzt an das Krankenbett drückte. Der überrumpelte Mesophes sprang augenblicklich auf, als er die beiden Männer erkannte, verbeugte sich zuerst in Richtung des zyranischen Richters und drückte im Anschluss die Hand des „Gartenmeisters“ Ambrosius Goldblum, ebenfalls ein Mitglied des Rats der Magier. Er flüsterte Dormians Vater kurz etwas ins Ohr, woraufhin Mesophis nickte. Dann wandten sich die Gesichter wieder Meister Isádriar zu, der so wirkte, als stand er kurz davor zu explodieren.
“Wir sollen es also einfach so hinnehmen, dass dieser Bengel das größte Chaos veranstaltet hat, dass ich seit meiner Ernennung in der Stadt erlebt habe? Ein Einbruch in die Grabkammern der altvorderen Erzmagier ... der Diebstahl von vier mehr als wertvollen Energiekristallen, die Entweihung von fünf Erzmagiern, darunter sogar sein eigener Vorfahr? Wenn es nach mir gegangen wäre, ich hätte ihn sofort baumeln lassen! Die fünf Entführungen, die in diesem Zusammenhang dazugehören krönen das ganze natürlich!“ Wütend stapfte der Magier auf Dormian zu und stieß dabei sowohl seinen Kollegen als auch Mesophes zur Seite. Ohne Vorwarnung ergriff er den Adepten an der Kehle und begann ihn zu würgen und immer wieder gegen das Kopfende des Bettes zu stoßen. ”Du sagst mir jetzt, wo deine Komplizen sind! Ich will wissen wo die entführten Studenten und die Energiekristalle sind!” Der Ratsmagier spuckte fast Gift und Galle, so dass die anderen beiden Männer ihn von dem jugendlichen Magier runter ziehen musste. Sein Kopf war hoch rot geworden. ”Sag mir wo meine Urenkel sind! Wo sind Krytas und Leliana sind!” Noch immer tobte der Richter und Anführer der Abgesandten in den Armen der anderen beiden Magier. Die Zurückhaltung hatte er inzwischen wohl ganz verloren, nachdem er sich selbst in Rage geredet hatte.
”Ich denke es reicht nun, Thantalur ...” Aus Richtung der Tür erklang die ruhige, kraftvolle Stimme eines älteren Mannes. Alleine die Stimme reichte, um jemanden einen Schauer über den Rücken zu jagen. Er klang unglaublich mächtig und weise, einem König nicht unähnlich. Der große Avatar stand im Rahmen und betrachtete gelassen die Szenerie, die sich ihm bot. Dabei verzog er nicht eine Miene. ”Es bringt nun nichts, dem jungen Dormian vorwürfe zu machen. Die Würfel sind gefallen. Ich habe dir bereits gesagt, Thantalur, dass ich in diesem speziellen Fall selber recht sprechen werde. Doch bevor ich dies tue, würde ich gerne etwas von dir wissen, Dormian. Was gedenkst du als nächstes zu tun, nun da du weißt, was man dir vorwirft?” Niemand wagte es zu sprechen, stattdessen starten alle wie gebannt Dormian an.
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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Sonntag 17. April 2011, 19:08

Die Ereignisse drohten, Dormian unter sich zu erdrücken. Nicht nur, dass dieser widerwärtige Tantalur seinem Ruf alle Ehre machte und ihn zudem auch noch begann zu würgen. Er offenbarte dem Angeklagten, dass Krytas und Leliana entführt worden waren. Ersterer nahm ihn nicht sonderlich mit; zum Einen hatte Dormian geahnt, dass Rufus Faust seinen eifrigen Stiefellecker unter dem Vorwand einer Entführung mit sich genommen hatte und zum Anderen hatte er den Burschen bekanntlich noch nie leiden können. Man nannte niemanden zum Spaß Erzfeind. Doch als Lelianas Name fiel, verdrehte sich der Magen des jungen Erdmagiers. Auch sie hatte dieser Bastard von einem Totenschänder also mit sich genommen. Er musste nicht wissen, wer die anderen drei Entführten waren, dieser eine Fall reichte aus, um ihn zittern zu lassen und die Bettdecke zwischen seinen Fingern zu zerquetschen. Als auch noch der Avatar höchstselbst auf den Plan trat, vergaß der Junge sogar, auf die Schmerzen an seinem Hals einzugehen. Ihm blieb wahrlich die Spucke weg. Ohne auf seinen Zustand zu achten, rutschte Dormian aus dem Bett und verneigte sich, so tief es ihm möglich war. Dass sich sogar die höchste Persönlichkeit des Hohen Rates für den Fall einschaltete, das konnte entweder nur Gutes oder nur Schlechtes bedeuten.
"V-vielen Dank, dass ihr mich anhört, großer Avatar. Mit ihrer Erlaubnis werde ich mich nun verteidigen...", raunte der Erdadept ergriffen und richtete sich nun vor Tantalur auf, wobei sein Stab wie von selbst in seine Hand gelangt war.
"Verzeiht mir, wenn ich euch trotz Titel und Würde zurechtweisen muss, Tantalur Isádriar. WAS bilden sie sich eigentlich ein?! Zuerst die Anschuldigung der Totenschändung und dem Diebstahl der Energiekristalle. Es ist allgemein bekannt, dass neben meiner Ausbildung als Magier meine Familie und Ahnen unserer Generationen das GRÖßTE sind, was ich verehre und schätze! Es wäre mir nie im Leben eingefallen, auch nur einen Finger an die Grabstätten weder meines Vorfahren noch eines anderen ehrwürdigen Magiers zu legen! Der Urgeist und Feylin persönlich seien meine Zeugen! Desweiteren hat Meister Goldblum mehr als nur in´s Schwarze getroffen, verzeiht mir diese deutliche und ungebildete Aussprache. Nicht nur, dass ich persönlich NIEMALS in der Lage wäre, trotz meiner Neugier und meinem Ehrgeiz Zugang zu den Hallen unter unseren Füßen zu verschaffen. Es ist mir auch unmöglich, zu jemandem Kontakt aufzubauen, der dies bewerkstelligen könnte! Wen soll ich denn ihrer Meinung nach beauftragt haben? Ein Mitglied des Hohen Rates? MEINEN VATER?! Fehlt zu ihren Anschuldigungen wirklich noch, dass sie meine Familie mit in diese Angelegenheit ziehen wollen. Dann zu der Angelegenheit mit Rufus Faust!", sprach Dormian immer lauter werdend, wenn auch krampfhaft um Ruhe bemüht. Mit jedem Wort wurde der junge Mann sicherer, fühlte sich nicht nur im Recht, sondern auch dem Richter weit überlegen. Und dies kam nicht von ungefähr.
"Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn sie mir an meiner statt erklären könnten, wie es dazu gekommen ist. Dass Rufus Faust schon seit Dekaden tot ist, das dürfte mir nach aufmerksamer Verfolgung des Unterrichts bekannt sein, vielen Dank auch, sie kennen meine Zensuren in magischer Geschichte wahrscheinlich. Ich wage es nicht, vor ihnen oder sonst irgendjemandem in diesem Raum zu lügen, denn ich weiß, was ich gesehen habe. Rufus Faust zeigte sich mir als junger Erdmagier, der sich mein Vertrauen in der Bibliothek erschlich und mein Blut ausnutzte, um sich Zugang zu ebenjenen Hallen zu verschaffen. Der einzige, damit meine ich wirklich EINZIGE Vorwurf, den sie mir machen können, ist dieser: ich habe mich von meiner Wissbegier zur Unvorsichtigkeit und Naivität treiben lassen. Ich trage die volle Verantwortung für das, was geschehen ist, denn ohne mich wäre Faust niemals in der Lage gewesen, die Grabstätte MEINES Urahnen zu entweihen! Ich werde jeden Tag, Sonnenauf- und Sonnenuntergang beten, dass er und alle anderen Vorfahren meiner Familie meinen Fehler verzeihen! Er nahm sich die von ihnen benannten Kristalle, sperrte mich mit einem Schlammgolem ein und ließ mich zum Sterben zurück. Allein dank der Hilfe des Vermächtnisses meines Ahnen Lucrecious Arboris war es mir möglich, diese Bestie zu besiegen, bevor man mich dort unten fand. Und zu guter Letzt, Meister Isádriar, ihre Urenkel. Ich weiß nicht, ob es ihnen bekannt ist, aber ihre Urenkelin und ich waren... nein SIND unzertrennliche Freunde, sowohl als Studienkameraden, als auch im Privaten. Krytas, das gestehe ich gerne ein und ich entschuldige mich nochmals für meine direkte Aussprache, ist ein selbstgerechtes und arrogantes Arschloch, dem weder menschliche noch geistige Werte geläufig sind. Ich bin mit ihm verfeindet, schon seit dem ersten Tag, an dem er und seine Kumpanen mich schikanierten. Doch bei aller Feindschaft, die ich in mir gegen ihn verspüre, würde mir niemals auch nur der Gedanke kommen, ihn schwer zu verletzen, GESCHWEIGE DENN zu entführen, oder - noch schlimmer - ihn zu töten! Und wenn sie auch nur einen Hauch vom Ruf meiner Familie mitbekommen haben, dann müssten sie wissen, wie wir zu unserer Überzeugung für Aufrichtigkeit und Freundschaft stehen! Verzeihen sie meine respektlose Ansprache, doch ich verstehe nicht, wie sie als solcher Würdenträger einen Studenten wie mich solcher Verbrechen bezichtigen können. Wie gesagt, ich übernehme die volle Verantwortung für die Taten, die Faust dank mir verbrochen hat... auch, wenn ich ihnen oder anderen ausgebildeten Magiern weit unterlegen bin. Sollte mir die Möglichkeit offenliegen, nach den Entführten zu suchen und einen Beweis zu finden, dass Faust der wahre Verbrecher hier ist, dann werde ich das ohne jede Bedingung tun!"

Dormian holte tief Luft und schloss kurz die Augen. Er wusste, dass er gerade in einer ungeheuerlichen, aber direkten und verständlichen Art und Weise mit Tantalur gesprochen hatte. Ob man dies Mut oder Dummheit nennen konnte, das sollte im Auge des Betrachters liegen.
"Und was Faust im Allgemeinen angeht... er war ein Nekromant und Schwarzmagier. Nicht einmal Sie wissen um das, was die von uns beaufsichtigten Meister dieser Künste im Geheimen lehren. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er Lehrlinge besaß, denen er Rituale oder andere Zauber beibrachte, mit denen man ihn erwecken kann. Vielleicht verlängerte er auch heimlich sein Leben und führte uns mit dem in die Irre, was heute in den Geschichtsbüchern steht. Und sollten sie immer noch nicht glauben, dass er lebt und für all das hier verantwortlich ist, dann sehen sie mir jetzt noch einmal in die Augen und sagen sie mir in´s Gesicht, dass ich ein Lügner bin. Meine Aussage steht: Ich bin kein Verbrecher und werde alles tun, um die Folgen meiner Neugier zu beseitigen."

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Montag 18. April 2011, 22:21

Der große Avatar war während der Rede des jungen Arboris näher an das Krankenbett getreten und hatte sich zu seinen beiden Ratskollegen und Dormians Vater. Der Kommandant der Abgesandten hatte inzwischen einen dunkelroten Kopf und seine Halsadern traten ekelig vor. Jeder Anwesende konnte sehen, dass die Worte des Erdadepten ihn nur noch weiter provozierten. Ob wohl jemals zuvor ein Schüler es gewagt hatte, so mit einem Ratsmitglied zu sprechen? Einzug und allein die beruhigende Berührung des großen Avatar, verhinderte das Thantalur seiner miesen Laune freien lauf lies und Dormians Schädel in einen rotweißen Brei verwandelte. Meister Goldblums Gesichtsausdruck wurde auch langsam verschlossen und Mesophes war inzwischen weiß wie Kreide geworden. Schweißtropfen perlten von der Stirn des Familienoberhauptes der Arboris und er schien den Tränen nahe. Man konnte förmlich sehen, wie er sich wünschte, seinem Sohn zu sagen, dass er aufhören sollte so zu reden. Lediglich der große Avatar selbst behielt seine beherrschte, kühle Art bei. Man mochte fast denken, das der Energiemagier gar nicht mehr über Emotionen verfügte.
Als Dormian endlich geendet hatte, schlug der Ratsführer der magischen Stadt die Ärmel zurück und faltete die Arme vor der Brust. Doch bevor er etwas zu dem jungen sagte, blickte er über die Schulter zu den anderen drei Magiern zurück. ”Arborius, Mesophes, bringt Thantalur bitte aus dem Zimmer. Ich fürchte, sonst könnte er noch die Beherrschung verlieren. Mesophes, wenn du wünschst kannst du wieder kommen, sobald ihr unseren geehrten Richter zu einem heiler gebracht habt. Ich denke, etwas zur Beruhigung tät ihm gut.“ Dormians Vater und der Meister der Gartenmagier nickten dem Oberhaupt von Zyranus ehrfurchtsvoll und zogen dann den wild tobenden und fluchenden Meister Isádriar hinaus auf den Gang. Hinter ihnen viel die massive Eichentür ins Schloss.
Nachdenklich strich sich der Energiemagier über das blanke Kinn und deutete dann auf das Bett, als stumme Erlaubnis, dass der noch immer geschwächte Erdadept sich hinsetzen durfte. Er selbst blieb stehen und wirkte im Moment so erhaben, wie ein König. ”Ich fürchte, du hast den ernst der Lage deutlich verkannte, junger Scholar. Nicht einmal ich hätte das Recht, in solchem Ton mit einem anderen Ratsmitglied zu sprechen! Ich weiß nicht, was du erlebt hast und auf wen du getroffen bist, ebenso wenig wie irgendjemand sonst in der Stadt. Bedenke zudem auch, dass Meister Isádriar lange Jahre ein Abgesandter war. Er mag oft als ungerecht angesehen werden, doch er ging seiner Amtszeit nur Fakten und Tatsachen nach, wenn es um Gesetze und Bestrafungen ging. Es mag nicht rechtens gewesen sein, dass er dich physisch attackiert hat, aber versetz dich doch einmal in seine Lage. Wie würdest du reagieren, wenn man deine Familie entführt hätte und der einzige, der mit der Sache in Verbindung gebracht werden kann, sich wenig kooperativ zeigt?”
Der große Avatar verstummte für einen Augenblick und drehte sich von Dormian Weg. Die Arme verschränkte er hinter dem Rücken und er schüttelte deutlich sichtbar den Kopf. Vielleicht konnte der alte Magier den Studenten ja verstehen, auf jeden Fall schien er dessen Benehmen nicht zu tolerieren. Vor dem Fenster flogen ein paar jaulende Krähen vorbei, die den Raum mit einer sehr melancholischen Stimmung erfüllte.
”Ich selber kenne dich nicht. Ich weiß nichts über deinen Charakter, deine Noten oder deine Verbindung zu deiner Familie. Die Ratsmitglieder können sich einfach nicht für einzelne Magier interessieren. Stell dir doch mal vor, der Rat der Magier würde jeden einzelnen Studenten im Auge behalten. Das wäre mehr als genug arbeit, dass wir nie wieder etwas anderes tun würden. Wir alle haben uns nur an die Fakten gehalten. Und die Fakten sind Klar. Rufus Faust ist tot. Er starb vor über zwei Jahrhunderten. Vertrauenswürdige Personen bargen seinen toten Körper und er wurde standesgemäß verbrannt. Es gibt daher keinen Grund, deinen Worten zu glauben ... jedoch auch keinen, ihnen zu misstrauen. Zwei Personen, denen ich großen Respekt entgegen bringe, haben für dich ihr Wort gegeben. Vielleicht kennst du Aio ja, soweit ich weiß hatte sie früher schon mit deiner Familie zu tun. Doch Fakt ist, dass du mehr als ein Gesetz unserer Stadt gebrochen hast. Ah, wie passend.”
In eben diesem Moment ging die Tür wieder auf und der zitternde Mesophes trat hinein. Seine Kleidung wirkte irgendwie mitgenommen und seine Haare waren zerzaust. Anscheinend war es nicht ganz problemlos vonstatten gegangen, als er mit Meister Goldblum den rasenden Richter aus der Gefahrenzone gebracht hatte. Mit einer Geste wies der große Avatar Dormians Vater an, sich wieder auf den Stuhl nieder zu lassen.
”Ich wollte grade erläutern, was nun mit deinem Sohn geschehen wird,” sagte das Ratsoberhaupt zu Mesophes, ehe er sich wieder Dormian zuwandte. ”Unsere Gesetze sind klar. Selbst wenn wir Beweise hätten, dass man dich hintergangen hat, so blieben andere Anklagepunkte. Leider bleibt mir keine andere Wahl ... du wirst aus Zyranus verbannt, Dormian Arboris! Du wirst aus dem Magierorden exkommuniziert und verlierst das recht, dich Magier zu nennen. Allerdings werden wir davon absehen, dich als Abtrünnigen zu Brandmarken. Damit steht es dir frei, zu gehen wohin du auch willst, ohne dass dir Verfolgung droht. Nur die Stadt der Magie wird dir fortan verwehrt bleiben.”
Der Avatar legte eine dramatische Pause ein, in der nichts zu hören war als das schluchzen von Dormians Vater. ”Solltest du allerdings in der Lage sein, die gestohlenen Heiligtümer und die entführten Studenten zurück zubringen ... dann würde der Rat dir gegenüber Amnesie gewähren. Solltest du eines Morgens wieder vor dem Tor stehen, in Begleitung der Vermissten und bereit, JEDEN Gegenstand zurück zu geben, der aus den Grabkammern geraubt wurde, so stellen wir deine Ehre und die deiner Familie wieder her.” Einen Augenblick lang huschte der Blick des weisen Mannes zu dem Ring an Dormians Finger und fixierte dann das Gesicht des Studenten mit einem festen, undefinierbaren Blick. ”Wir wollen aber keine Ratenzahlung. Entweder Alles oder Nichts. Wie dem auch sei. Angesichts deines Alters gewähren wir dir noch einen letzten Tag in der Stadt. Verabschiede dich von deinen liebsten und rüste dich gut aus. Morgen früh solltest du dich dann bei Sonnenaufgang an den Ställen vor dem Tor einfinden. Und komm nicht zu spät, wer weiß, vielleicht verpasst du ja eine Gelegenheit. Ich verabschiede mich nun. Andere, dringende aufgaben rufen nach mir.”
Der Ratsmagier verneigte sich knapp vor dem Haupt der Arborisfamilie und verlies den Raum, ohne Dormian noch einmal anzusehen. Zurück blieben nur Vater und Sohn, wobei der ältere nur zitterte und anscheinend nicht in der Lage war, irgendetwas zu sagen.
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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Dienstag 19. April 2011, 23:17

In diesem Moment brach Dormians Welt, wie er sie kannte und liebte, einfach zusammen. Schon immer wollte der junge Erdmagier die Welt außerhalb von Zyranus kennenlernen und die vielen Dinge, welche in den Büchern der Bibliothek standen, mit eigenen Augen sehen. Aber niemals hatte er sich gewünscht, diese Gelegenheit auf eine derartige Weise zu bekommen. Er verstand, dass er zu weit gegangen war. Er verstand, dass sein Mundwerk in Gegenwart des großen Avatars und des Richters niemals so außer Kontrolle hätte geraten dürfen. Und nicht nur, dass sein Leben hier verwirkt war. Nein, auch noch seine Familie sollte das Gesetz zu spüren bekommen. Wegen des Jungen, der nicht hätte stolzer sein können, ihre Linie fortzusetzen.
"V-vater.... es.....", versuchte Dormian, das Wort an seinen Erzeuger zu richten, doch er bekam kein anständiges Wort heraus. Der junge Mann schämte sich in Grund und Boden, Tränen glitzerten in seinen Augen. Seine Existenz lag zerschmettert in den Augen von Mesophes, der ihn ansah, als habe man ihn soeben erdolcht. Feige und rücksichtslos. Doch so seltsam es klingen mochte, es gab einen kleinen Lichtblick in diesem aufwallenden Dunkel. Die Ehre der Arboris konnte wieder hergestellt werden und er hatte die Chance, nach Hause zurückzukehren. Faust.

Dormian schluckte die Trauer, die Scham und die seelischen Schmerzen hinunter und stand auf. Das Nachthemd zog er ohne Rücksicht aus, griff nach seinen Kleidern, begann, sich anzuziehen. Eine Minute später stand er in voller Montur vor seinem Vater; die von ihm vermachte Robe, der Stab seines Urgroßvaters und den Siegelring seines Vorfahren an seiner rechten Hand.
"Vater.... es tut mir Leid... egal, was ich dir jetzt sagen könnte, es würde nichts rückgängig machen... a-außer das, was ich dir und Mutter... und Oma und Lukretia versprechen werde... Ich komme zurück. Die gestohlenen Artefakte und den Kopf von Rufus Faust bei mir. Das schwöre ich dir, bei der Wahrheit, dass ich dein Sohn bin...", raunte Dormian und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er würde nicht zulassen, dass Faust ihm durch seine Taten das nahm, was ihm am meisten bedeutete. Nicht seine Familie.
"Ich lasse es nicht zu, hörst du? Ich lasse nicht zu, dass man mich als Lügner und Verbrecher hinstellt, der nicht voller Stolz sagen darf, er wäre ein Magier aus der magischen Stadt. Ich werde weiter lernen, Vater... und du wirst stolz auf mich sein, wenn ich wieder da bin! Das verspreche ich dir auch!", hob der Junge noch einmal an, doch seine Stimme wurde zittrig und unsicher. Seine Ruhe schwand im Angesicht der Zeit, die vor ihm lag. Doch er würde sich nicht beugen. Er war ein Arboris...

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Donnerstag 21. April 2011, 14:52

Dormian sah seinen Vater an, der zunächst nichts weiter tat, als den Blick seines Sohnes schweigend zu erwidern. Doch man konnte Verständnis und trotz der Vorfälle einen Hauch von Stolz erkennen, die Mesophes erneut nahe an einen Tränenausbruch brachte. Er hob die Hand, streckte sie nach vorne und legte sie schließlich sanft auf die Schulter des Verstoßenen.
"Ganz gleich, was der Rat, selbst der große Avatar sagen mag... ich weiß, es nützt dir nicht sonderlich viel, aber... du bist mein Sohn und wirst auch immer mein Sohn bleiben. Tu mir nur den Gefallen, auch wenn es vielleicht nicht sehr ehrenhaft ist...", krächzte der Erdmagier erstickt und lächelte schließlich wieder verschmitzt und frech, wie er es seinem Nachkommen vererbt hatte.
"Scheiß auf die Worte, die sagen, du dürftest dich nicht mehr Magier oder Arboris nennen. Du bist dazu bestimmt, unsere Familie mächtiger und berühmter zu machen, als ich es je hätte vollbringen können. Geh dort hinaus und wachse... Und beweise dem Rest von Zyranus, dass du kein Lügner bist. Mich hast du überzeugt. Und der Rest unseres Clans ist mit dir, das weißt du... aber da wir ja jetzt nicht mehr viel Zeit haben, sollten wir nach Hause gehen. In Ordnung?"
Dormian wollte darauf etwas erwidern, wollte sich für das Vertrauen seines Vaters bedanken und zeigen, wie viel ihm das Gesagte bedeutete. Doch es reichte nur für eine lange Umarmung, in der Mesophes seinem Jungen über den Hinterkopf strich und sich dann etwas freudlos, aber bemüht typisch lachend von ihm löste.
"Jetzt reiß dich zusammen und komm mit. Deine Mutter hat Bohneneintopf gemacht und so wie es roch, hat sich Großmutter auch daran zu schaffen gemacht. Also nutze die Gelegenheit und ess noch einmal was Anständiges, bevor du dich davonmachst!", grinste Mesophes und bugsierte Dormian kurzerhand mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer. Dormian war dankbar dafür, dass er keine Stimmung ertragen musste, die einem Begräbnis gleichkam. Ein letzter Abend, in dem er sich noch ganz normal fühlen durfte. Wenn man denn eine Ausbildung als Magier schon als normal bezeichnen durfte. Sein Vater hatte mit jedem Wort Recht gehabt. Trauer brachte nichts und er würde auch auf ewig ein Teil seiner Familie sein. Man stand geschlossen hinter ihm und dafür war Dormian dankbar. Mehr als nur dankbar...

Etwas später im Haus der Arboris-Familie...

Die Nachricht darüber, dass Dormian ein Ausgestoßener sein würde und seiner Familie ihre Titel und Würden aberkannt werden würden, kam relativ sanft an. Dormians Mutter starrte nur wenige Sekunden lang ihren Sohn an, als wüsste sie nicht so recht, wie sie ihn ansprechen sollte. Doch auf einen Blick von ihrem Gatten hin schüttelte sie den Kopf und umarmte den Erdadepten wie immer. Seine Großmutter, die sich wie immer in ihrem knorrigen Schaukelstuhl nahe am Kamin aufhielt, zog über den großen Avatar und den gesamten Hohen Rat her.
"Alles Dummköpfe ohnegleichen! Gesetz hin oder her, meinen Enkel der Lüge zu bezichtigen! Oooooh, wenn ich nur ein paar Dekaden jünger wäre!"
"Oma, dein Rheuma! Schrei nicht so rum, sonst geht es wieder von vorne los!", zischte Lukretia in die Richtung ihrer Großmutter und sah dann zu ihrem Bruder.
"Du machst Sachen, Brüderchen..."
"Wirklich?", erwiderte dieser sarkastisch.
"Ich habe es mir nicht ausgesucht, ja? Nun... ja, irgendwie schon, aber das konnte ich nicht ahnen! Man hat mich ausgenutzt und dafür muss ich jetzt den Kopf hinhalten..."
Lukretia seufzte und begann, ihrer Mutter beim Austeilen des Abendessens zu helfen. Agnes wirkte einen simplen Naturzauber, in dem Ranken um ihren Stuhl erschienen, die diesen in die Luft hoben und am Kopf des Esstisches absetzten. Kurz darauf beklagte sie sich schon wieder über ihren verdammten Rücken und schaffte es, weiterhin über den Rat herzuziehen. Man konnte meinen, dass es ein ganz gewöhnliches Beisammensein war, wie immer, wenn die Kinder von der Universität über die Ferien und anderen freien Tage nach Hause kamen, um hier ihre freie Zeit zu verbringen. Abgesehen von der Tatsache, dass eine Person weniger am Tisch sitzen würde, wenn sie das nächste Mal gemeinsam speisen würden.
"Wohin willst du zuerst?", fragte Mutter und ein leicht besorgter Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Logisch, immerhin würde ihr jüngstes Kind die sicheren Mauer von Zyranus hinter sich lassen. Auch noch zum ersten Mal, ohne Begleitung und auch noch in solchen Zeiten.
"Nach Pelgar solltest du vorerst nicht", mischte sich Mesophes schmatzend ein.
"Die Stadt ist gefallen, nach dem, was die Boten berichteten. Dahin solltest du erst, wenn dir eine Horde marodierender Orks nur ein leichtes Grinsen über die Lippen jagt, wenn du verstehst, was ich meine, ha!"
"Wieder die alten Geschichten?", frotzelte seine Frau, worauf er ihr einen züchtigenden Blick zuwarf.
"Nein, ich denke die kennt jeder. Aber, Junge, eines hast du mir noch nicht erzählt. Welche Zauber oder was für ein Wissen hast du durch den Ring unseres Ahnen erhalten? Erdbeben? Erschaffen von Festungsmauern und ganzen Festungen?"
Dormian überlegte kurz und lauschte in sich hinein. Der Ring steckte wie seit seinem ersten Anziehen noch an seinem angestammten Platz. Er glaubte fast zu spüren, wie die Macht und das Wissen von Lucrecious ihn durchströmten.
"Es ist jedenfalls nichts, was ich noch nicht in Büchern gelesen habe. Sie sind nur irgendwie.... anders", versuchte er zu erklären und zuckte mit den Schultern.
"Ich verstehe mich nun lediglich darauf, meine Zauber ohne unnötige Verschwendung meines Magievorrats zu benutzen. Es sind hauptsächlich Zauber, die Gebilde und andere Formen schaffen. Er war nicht umsonst ein Baumeister, kein Kriegsmagier. Es gibt ein paar Bannzauber, so würde ich es jedenfalls nennen. Verunreinigungen von Gestein und Sand trennen, so etwas eben. Ich glaube, es wird ein wenig dauern, bis ich die wirklich mächtigen Zauber sehe. Nach ein paar Stunden wird das kaum funktionieren."
Allgemeine Zustimmung in Form von Kopfnicken machte sich breit. Lediglich Großmutter gab keinen Ton von sich. Ein leises Schnarchen aber verkündete die Botschaft, dass sie noch nicht zum Urgeist gezogen war. Ab und zu konnte man Worte wie "Humbug" und "Idioten" heraushören.
"Jetzt aber zurück zu meiner Frage", machte sich Dormians Mutter wieder Luft.
"Wohin soll dich dein Weg führen? Es herrscht Krieg auf Celcia, man ist nirgendwo mehr sicher! Und wenn du tatsächlich diesen Rufus Faust suchst, wo soll er bitte abgeblieben sein?"
Auch dies war eine Frage, die Dormian seit seinem Erwachen quälte.
"Mal sehen....", murmelte Mesophes und lehnte sich in seinem Eichenstuhl zurück. Er biss sich auf die Unterlippe und zog seine Stirn kraus, brummelte etwas in seinen jungen Vollbart und öffnete dann ein Auge.
"Wenn ich ein größenwahnsinniger Irrer wäre, der von den Toten auferstanden ist und die Reliquien erhabener Zauberer gemoppst hätte, wohin würde ich gehen?"
"Dahin, wo noch mehr größenwahnsinnige Irre sind?", schlug Dormian vor und ahmte unbewusst die Haltung seines Erzeugers nach. Lukretia und seine Mutter lächelten bei diesem Anblick leicht, sagten jedoch nichts.
"Hmm, ja.... oder, wo ich weitere Reliquien finden kann. Es versteht sich von selbst, dass du ihn nicht direkt aufsuchen solltest, nicht wahr? Du kannst dich nicht einfach vor ihn stellen und ihm vorhalten, dass du ihn überlebt hättest. Diesen Fehler würde er nur zu gern korrigieren. Demnach solltest du dorthin gehen, wo du deine Fähigkeiten verbessern kannst. Da, wo Erdmagie praktiziert wird. Ich weiß zwar nicht, ob sie ihre politischen Ansichten geändert haben, aber vielleicht haben die Zwerge ihre Tore nach Nogret noch geöffnet? Einige ihrer Ältesten sollen ja passable Runen- und Erdmagier sein. Zumindest glauben wir an den selben Gott. Und jeder Freund des Urgeistes ist doch wohl der Unsere, nicht wahr?"
Dormian stimmte dem mit einem Nicken zu. Doch etwas anderes hatte sich bereits in seinen Verstand gefressen. Es war ihm das erste Mal in den Sinn gekommen, als er die zwar gefälschte Nachricht des Urgeistes gelesen hatte. Als er mit dem vermeintlichen Weißenstein gerätselt hatte, waren sie ihm zuerst in den Sinn gekommen.
"Die Trolle", murmelte er und auf einen Schlag änderte sich die Atmosphäre im Raum. Agnes hustete und schreckte aus ihrem Schlaf hoch, Lukretia biss sich auf die Zunge und der Kopf von Mutter wurde rot wie die Paprika in ihrem Eintopf.
"WAS?!", prusteten alle in den Raum hinein, doch Dormian zuckte weder zusammen oder zeigte, dass es ihm nicht ernst war. Denn es war ihm todernst.
"Wieso nicht? Rufus Faust ist ein Magier, der die Erfahrung mehrerer Jahrhunderte besitzt. Jeder Zauber, den ich kenne oder wirken kann, kennt er umso besser und weiß diesen abzuwehren. Was also, wenn ich eine selbst ihm unbekannte Form der Erdmagie erlerne? Ich glaube kaum, dass er zu seinen Gefolgsleuten Trollmagier zählen kann. Und wenn ich ihn damit überrasche, liegt ein großer Vorteil auf meiner Seite, nicht wahr?"
Es wurde still und Mesophes beugte sich nach vorne, einen nachdenklichen und nun auch leicht besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt.
"Sie haben mächtige Schamanen, das ist wahr...", stimmte er schließlich leicht zu und handelte sich einen scharfen Blick seiner Frau ein. Diese hatte wohl gehofft, dass er ihrem Sohn diese Idee austrieb.
"Aber durch die Jahrhunderte sind Zyraner und Trolle alles andere als befreundet... du wirst viel Glück brauchen, um einen zu treffen, der dir wohlgesinnt ist und dich in seinen Stamm holt.... aber... es ist einen Versuch wert... ich habe mich auch oft in Gefahr begeben und trotzdem sitze ich hier. Wieso solltest du nicht auch diese Erfahrungen machen dürfen?"
Dormian seufzte erleichtert und stand schließlich auf.
"Danke.... danke an euch alle... ich werde auf mich aufpassen, versprochen... Aber... jetzt sollte ich mich hinlegen. Morgen ist ein wichtiger und... naja, großer Tag."
Daraufhin sagte niemand etwas und der junge Erdmagier ließ seine Familie am Tisch sitzen, die in ersticktes Schweigen versank.

Am nächsten Morgen...

Dormian hatte nicht gerade gut geschlafen. Die ganze Nacht über suchten ihn Alpträume heim, in denen er von Bestien gejagt und getötet wurde. Jede einzelne Kreatur besaß das Gesicht von Faust, dessen grausames Lachen jede einzelne Faser des jungen Mannes durchdrang und ein peinigendes Brennen zurückließ. Schweißgebadet erwachte er schließlich und sein erster Blick galt dem halb geöffneten Fenster. Ein kühler Morgenwind säuselte durch das Zimmer, während draußen noch ein bis zwei Stunden vergehen würden, bis die Sonne aufging. Dormian atmete tief durch und barg sein Gesicht in Händen. In diesem Moment wünschte er sich die Unbeschwertheit zurück, die er noch gestern Abend beim Essen verspürt hatte. Aus dem lockenden Abenteuer wurde die Angst vor dem Unbekannten, statt es mit offenen Armen zu empfangen. Was würde ihn erwarten? Würde er es schaffen, seine Aufgabe zu erfüllen und Faust zu stellen? Oder würde er dort draußen den Tod finden, ehrlos und brutal ermordet in einem Straßengraben, gefangengenommen von den Dunkelelfen oder versklavt von den Orks? Nein, das durfte nicht passieren. Mit zitternden Beinen erhob sich der Arboris aus dem Bett, schlurfte zu der Waschschüssel und tauchte zuerst seinen Kopf komplett in das kühle Nass. Seine Gedanken klärten sich durch den leichten Kälteschock glücklicherweise und prustend tauchte er wieder auf, dabei sein Gesicht in dem kleinen Wandspiegel vor sich betrachtend. Er würde nicht scheitern. Genau das wollte Faust doch, ihn allein mit seiner Erscheinung in den Wahnsinn treiben und die Familie der Arboris auf Ewig in Schimpf und Schande versinken lassen! Wie bei einer Zeremonie kleidete sich Dormian schließlich an. Seine Mutter hatte ihm über Nacht alles Nötige zusammengepackt und säuberlich an das Fußende seines Bettes gestellt. Ein Rucksack, prall gefüllt mit Schlafsack, Decke und Wechselkleidung, als auch ein paar haltbare Mahlzeiten wie Brot und Trockenfleisch. Es blieb Dormian wohl nichts anderes übrig, als irgendwann jagen zu müssen. Doch das würde schon irgendwie funktionieren. Er griff nach seiner Robe und stutze, als er sie in Augenschein nahm. Die Rune, welche ihn als Student der zyranischen Universität auszeichnete, war entfernt worden. Stattdessen prankte dort eine schlichte, eingestickte Rune auf Melongiar, welche für das Wort "Ewigkeit" stand. Seine Großmutter war eine ausgezeichnete Näherin, denn wenn man das Symbol aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtete, ergaben sie das Wort "Stolz" und "Arboris". Wer nicht genau hinsah, der würde ein schmuckloses Zeichen mit sinnlosen Strichen und Kreisen erkennen. Der Baum, das Wahrzeichen der Familie, war weiterhin auf dem Rücken der Robe. Nur ein mattes, silbriges Leuchten ging nun davon aus. Oma hatte die Robe komplett überarbeitet, fehlerhafte oder dünn gewordene Stellen ohne sichtbare Einstiche ausgebessert, alte Fäden durch neue ersetzt und dem Kleidungsstück so einen kompletten Neuschliff verpasst. Wie frisch gewoben. Mit Tränen in den Augen legte Dormian die Robe an, ergriff seinen Stab und warf sich den Rucksack über. Er war nicht sehr leicht, doch daran würde sich der Bursche gewöhnen. Er ergriff die Klinke der Zimmertür und stutzte kurz. Der junge Mann sah sich um und prägte sich genau den Anblick seines Zimmers ein. Das ungemachte Bett, der halb geöffnete Schrank, das angelehnte Fenster. Diesen Anblick sollte er nie vergessen, denn es war ein Symbol für seine Jugend, der Ort, an dem er sich wohlgefühlt hatte, wie sonst nirgends. Mit einem Klos im Hals öffnete Dormian rasch die Tür und schloss sie hinter sich, folgte dem Gang und der Treppe in die Eingangshalle. Man erwartete ihn dort. Seine Eltern, seine Großmutter und seine Schwester mitsamt den zwei Hausmädchen standen vor der Haustür und sahen zu ihm hinauf. Wortlos nahm er jeden Einzelnen in den Arm, verweilte kurz und schritt dann schluckend zur Tür.
"Ich komme wieder..... versprochen...", krächzte er und sah noch einmal zurück. Seine Mutter hatte sich an ihren Mann gelehnt, an der anderen Seite stand Lukretia und ließ sich von ihrem Vater umarmen. Großmutter stützte sich wie eh und je auf ihren Stock und lächelte ihren Enkel an, während Mesophes ein stolzes Grinsen aufsetzte.
"Mach mich stolz, Junge. Mach unserem Namen stolz und hab viel Spaß da draußen. Wir kommen schon klar, verlass dich drauf", lächelte er und doch konnte man sehen, wie seine Augen feucht glänzten. Dormian senkte kurz den Kopf, riss sich zusammen und sah grinsend auf.
"Und wie ich Spaß haben werde. Verlass dich drauf, ich werde über Faust lachen, wenn ich eines Tages gegen ihn kämpfe. Dann wird er der Schwächling sein und ich der, der mit ihm spielt. Fertigmachen werde ich ihn, und das nur für euch! Für uns! Lebt... Lebt wohl!", rief er schließlich, drehte sich auf dem Absatz um und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, fort von der Schwelle seines Heims, die Straße entlang und immerzu dem Treffpunkt entgegen, wo es mit seinem Leben weitergehen sollte. Die Sonne würde in wenigen Minuten aufgehen, doch er würde pünktlich sein. Ein neues Kapitel begann und er würde mit erhobenem Haupt diesen Sonnenschein begrüßen!

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. April 2011, 22:45

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Samstag 26. November 2011, 18:26

Die letzten Stunden vor einem überfälligen, ruhigen und erholsamen Schlaf waren wie ein Traum vor der erlösenden Schwärze an ihm vorüber geglitten. Die Abgesandten des Rates hatten die kleine, verstörte und erschöpfte Gruppe aufgenommen, hinter die Mauern eskortiert und kurz darauf war der junge Erdmagier bereits in den ersehnten Schlummer gefallen. Einzig, dass man ihn aufhob und die Straßen und Gassen seiner Heimat entlangtrug, das war alles gewesen, was er gespürt hatte. Und nun gelang es Dormian nur langsam und widerstrebend, die Augen zu öffnen; zweifellos aus Furcht, was er sehen würde. Diese verging allerdings, als sein Verstand erfasste, dass es sich um das gleiche Krankenzimmer handelte, wo ihn einst der Avatar und sein Vater besucht hatten. Wieder umschloss diese wohlige Wärme das Herz des Arboris. Er war daheim... vielleicht nicht für lange, aber er war daheim und diese Erkenntniss ließ die erlebten Schrecken der vergangenen Nächte langsam in seinen Hinterkopf entschwinden. Vergessen würde der Magier das Erlebte allerdings niemals und das war gut so. Erfahrungen ließen den Geist reifen und wachsen. So musste und sollte es sein.

Als sich Dormian aufrichtete, stellte er erleichtert und mit Freuden fest, dass seine Wunden versorgt worden waren. Seine Nase war wieder zusammengesetzt worden, die Knochen ineinander verwachsen und ein Blick in den Spiegel auf dem Nachtkästchen bestätigte einmal mehr die Macht der Heilmagier von Zyranus. Nichts deutete auf die brutale Behandlung hin, die dem Zauberlehrling zuteil geworden war. Nichts, nur seine Augen, die seit seiner letzten Begutachtung erschreckend alt wirkten. Oder weise? Der Bursche konnte sich keine wirkliche Antwort darauf geben, deshalb beschloss er, das Übliche zu tun: sich Fragen zu stellen. Langsam stand Dormian auf; er wartete, bis seine Füße sich an das Gewicht ihres Besitzers gewöhnt hatten, dann folgten die leicht zittrigen Handgriffe zu seiner Kleidung, die von Blut und Dreck befreit worden war. Irgendjemand hatte auch die Brandflecken und Risse seiner Robe und seines Umhangs repariert, sodass nur bei genauester Betrachtung die Stellen bemerkbar wurden. Die Arbeit eines meisterlichen Schneiders... oder einer fürsorglichen Großmutter? Leicht lächelnd streifte sich der Erdadept die vertraute Kleidung wieder, den Stab ließ er am beigestellten Stuhl lehnen. Ihn benötigte er nicht, um zum Fenster zu gehen, die Schritte waren etwas anstrengend und eine gewöhnungsbedürftige Belastung, aber sie gelangen. Es mussten mindestens zwei Tage vergangen sein, jedenfalls fühlte sich sein geheilter, aber unbelasteter Körper so an.

Am Fenster angekommen, das ihm einen guten Überblick über die Stadt der Magie gewährte, lehnte Dormian seine Stirn gegen die kalte Scheibe aus feinem Glas. Jedes Dach, jeder noch so kleine Giebel und jede winzige Gasse. Nicht lange her, doch ihm kam es vor, als wären Monate vergangen, wenn nicht gar Jahre. Vermutlich lag das an der Abwechslung... hier herrschten Frieden, Ruhe und Sicherheit... anders als die Stunden in Fausts Anwesen und die Momente des Kampfes, wo das Leben der Geiseln, Leliana, Aios und das seine in Gefahr geschwebt hatten. Doch das war nun vorbei. Zumindest fürs Erste.
"Zeit... wenn ich dich nur drehen könnte...", raunte der junge Magier mit Reue in der Stimme, dabei zuckte das Bild von Van Zan durch seinen Geist. Dessen Schlapphut hing am Kopfende seines Bettes auf einem Pfosten. Abgegriffen und abgetragen, aber sauber. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, dann käme Besuch. Seine Eltern? Ein Teil des Rates? Vielleicht sogar der Große Avatar selbst? Betrachtete man die sachliche Lage, so war Dormians Stellung nicht völlig hoffnungslos. Er hatte die gestohlenen Kristalle zurückgebracht, die Geiseln gerettet... an sich kein Grund, sich vor den Worten des Obersten zu fürchten oder zu glauben, die Ehre der Arboris habe mit seiner Rückkehr weiter gelitten...
"Feylin... Urgeist... ich danke euch...", sandte Dormian ein kurzes Stoßgebet an seine Götter, dass er seine Heimat lebend wieder betreten hatte dürfen.

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Montag 28. November 2011, 19:37

Jemand klopfte sachte gegen die Tür des Krankenzimmers, wartete jedoch nicht darauf, herein gerufen zu werden. Stattdessen öffnete sich die Pforte und eine große Gestallt in einer aufwendigen Robe trat herein. Für die meisten Bewohner von Zyranus wäre dies eine seltene Ehre gewesen, doch für Dormian war diese fast schon so etwas wie ein Déjà-vu. Der weißhaarige, hochgewachsene Mann der dort im Türrahmen stand, einer der mächtigsten Magier die diese Stadt jemals hervor gebrachte hatte, war niemand anders als der große Avatar. Wie immer wirkte er sehr ehrvoll und auf seine Art mächtig und weise, obgleich er für einen so wichtigen Mann und angesehenes Ratsmitglied noch sehr bodenständig geblieben war. Seine Miene war ernst und emotionslos, bildete damit also keinen unterschied zu dem ersten zusammentreffen zwischen den beiden unterschiedlichen Magiern. Aber das sollte nichts bedeuten. Schließlich sagte man dem Obersten des Rates schon seit langem nach, dass er alle seine Entscheidungen auf Fakten und logisches Denken begründete und Gefühle vollkommen außen vor lies.
Nach einer kurzen und recht knappen Verbeugung ergriff der weise Mann auch gleich das Wort. "Ah, du bist endlich wieder bei Kräften, junger Arboris. Ich hoffe ich störe dich nicht, doch es gibt wichtige Dinge zu bereden und es ist besser, wenn wir dies sofort klären. Ich denke meine Anwesenheit alleine sollte bereits zeigen, wie ernst die Angelegenheit ist." Tatsächlich sagte der Ausdruck in den Augen des großen Avatars mehr als alle Worte es könnten. Bereits bei ihrem ersten treffen hatte Dormian bemerken können, dass der andere nicht blinzelte, aber jetzt lag zusätzlich noch eine Art Schmerz oder Trauer im müden Blick. Während einer kurzen Pause schritt der zyranische Erzmagier durch den Raum und setzte sich auf einen der Stühle, die man für Besucher bereit gestellt hatte. Die Macht, die der große Avatar ausstrahlte, lies selbst diesen einfachen Holzsitz wie einen kleinen Thron wirken. "Zuallererst einmal das wichtigste. Du hast deinen Teil des Kontraktes eingehalten und sowohl die Energiekristalle, als auch die entführten Zyraner zurück in unsere schöne Stadt gebracht. Erstere wurden im übrigen wieder in der Grabkammer der Erzmagier versiegelt und die Schutzmaßnahmen verstärkt, damit kein Student jemals wieder den Eingang dorthin findet. Indes muss ich eingestehen, dass ich nicht damit rechnete, dass du es schaffst diese Aufgabe zu erfüllen und erst recht nicht so schnell. Tatsächlich wirst du sehr wahrscheinlich als die zweitkürzeste Verbannung aller Zeiten in die zyranischen Geschichte eingehen. Grade einmal zwei Tage, dass war nun wirklich nicht viel." Für einen kurzen Augenblick huschte so etwas wie ein Lächeln über das Gesicht des alten Mannes, das aber fast sofort wieder steinhart wurde.
"Deine Verbannung ist damit offiziell außer Kraft gesetzt worden. Dass verdankst du auch zu großen teilen der weisen Herrin Amaterasu-Shurlehen. Eine außergewöhnliche Frau und auch wenn sie eine Elfe der Neldoreth ist, genießt sie doch hohes Ansehen für ihre Taten. Ich möchte nicht verschweigen, dass mein Amtskollege, Meister Isádriar trotzdem für deinen Tod plädiert hatte. Diese Sache mit Seinem Enkel ... hat ihn schwer getroffen. Und solange er der Meister der Erdmagier ist, solltest du dir keine Hoffnung auf einen Magistertitel machen. Thantalur ist ein sehr emotioneller und nachtragender Mann ... leider...
Doch nun müssen wir zu den ernsten Dingen. Dafür möchte dich zunächst darum bitten, mir zu erzählen, was sich außerhalb der Stadtmauern zugetragen hat. Jede Kleinigkeit die dir wichtig erscheint, alles nützliche, muss ich wissen. Und vergiss dabei nicht, diese Gegenstände in deine Erklärung einzubauen."
Mit einer ausladenden Bewegung wies der große Avatar zuerst auf den Schlapphut von Van Zan und dann auf den Nachttisch, auf dem der schwere Siegelring von Lucrecious und die große Goldmünze Auroras lagen, sowie der kleine Beutel, den Van Zan ihm kurz vor seinem Tod in die Arme gedrückt hatte. "Du wirst verstehen, es ist sehr selten, einen achtzehnjährigen Knaben zu treffen, der einen Hexenjäger-Gildenhut, einen 2000 Jahre alten Siegelring, eine genau so alte, Goldmünze einer verbotenen Kultur und einen Beutel voller Finsterpulver-Silberkugeln bei sich hat."
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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Dienstag 29. November 2011, 08:06

Dormian verneigte sich ehrfürchtig und respektvoll, als der große Avatar höchstselbst eintrat. Diese Haltung behielt der junge Magier bei, bis sein Gegenüber ihn aufforderte, zu erzählen, was geschehen war. Der Erdadept hob den Blick und nahm den Stich in seinen Hinterkopf hin, den ihm die Erwähnung der Familie von Krytas bescherte. Ja, den Magistertitel konnte er wahrlich vergessen, doch wenn er ehrlich war, so interessierte ihn das nicht besonders viel. Vielleicht war der übergelaufene Feuermagier verloren, doch in den nächsten Jahren würde viel geschehen. Viel, was Dormians Macht, Weisheit und sogar Ansehen in Zyranus zum schlechten oder gar guten verändern konnte. Die Entscheidung eines alten Mannes würde im Hinblick auf mehrere Fürsprecher des Rates wenig Gewicht haben. Doch dieses arrogante Denken schlug sich der Arboris rasch aus dem Kopf. Die Zeit würde entscheiden, was mit seiner Zukunft als Magier in Zyranus geschehen würde. Also hob Dormian an, zu erzählen.

"Ich danke euch für das Einhalten der Abmachung, Herr. Ihr könnt wohl ahnen, wie leicht mein Herz ist, dass ich wieder zu meiner Familie zurückkehren darf... Diese Gegenstände nun... wie ihr wünscht",
raunte Dormian mit erstickter Stimme und griff nun zunächst nach dem Siegelring seines Ur-Ur-Großvaters.
"Ich habe es euch nicht mit Absicht verschwiegen. Die Verbannung hat mich ein wenig abgelenkt, daher verzeiht mir bitte, dass ich es euch erst jetzt berichte. Das ist der Ring von Lucrecious Dinivan Arboris... meines Ur-Ur-Großvaters, der der Erbauer und Architekt der Katakomben ist, wie ihr sicher wisst. Als ich gegen den Schlammgolem von Faust kämpfte, öffnete ich in der Hoffnung, meine Ahnen würden mir beistehen, den Sarg. Darin fand ich den Ring, durch den ich einen Teil des Wissens meines Großvaters aufnehmen und den Golem besiegen konnte. Ich hatte allerdings von Anbeginn des Besitzes vor, ihn wieder zurückzulegen, wenn ich wieder nach Zyranus zurückkehren würde. Wenn ihr es also wünscht, werde ich ihn euch selbstverständlich überreichen. Er hat mir gute Dienste geleistet, daher glaube ich, dass mein Großvater mir verzeiht..."
Er legte den Ring schweren Herzens zurück, in der Befürchtung, dieses wertvolle Geschenk zurückgeben zu müssen. Dass er in seinem Unterbewusstsein mit Lucrecious geredet hatte, das verschwieg der Zauberlehrling lieber. Der große Avatar hatte schon genug mit ihm zu kämpfen, da brauchte er ihn nicht auch noch für verrückt halten.

Als Nächstes nahm Dormian den Hut von Van Zan in die Hände. Seine Finger zitterten leicht, die Erinnerung an dessen Tod erschien wieder vor seinen Augen.
"Das hier und der Beutel sind die letzten Beweise von Elias Van Zans Existenz. Als ich mit meinen Begleitern in den Arus ritt, fanden wir ein altes Anwesen, in dem buchstäblich der lebendig gewordene Tod hauste. Es war laut Aio das alte Gut Faust, in dem er sich mit seinen engsten Dienern und den Geiseln verschanzt hatte. Es steht mir nicht zu, meine Taten als mutig oder selbstlos zu bezeichnen, doch wir kämpften uns getrennt durch die Gänge dieses... Schreckenshauses. Ich tötete eine weitere Kreatur, die von den Dienern Fausts geschaffen worden war, wenn auch nur knapp. Anschließend..."
Dormian stockte. Er kam nun zu der Stelle, an der Krytas in die Geschichte mit eingebunden wurde.
"Ich beobachtete ein verbotenes Ritual. Krytas wurde dort zu einem Anhänger von Faust gemacht, mit unheiliger Magie durchdrungen. Dabei entdeckte ich die mächtigste Dienerin von Faust, zumindest hielt sie sich dafür und glaubt mir, Eminenz... sie war es... Aurora, die einst die Tochter von Van Zan gewesen war, wurde zu einer Untoten... zumindest war sie nicht mehr auf natürliche Weise am Leben... Jedenfalls wurde ich entdeckt und gefangengenommen. Ich erwachte in einer unterirdischen Gruft, oder anders gesagt etwas, was Rufus´ Allerheiligstes gewesen sein musste. Er schlief in einer Art Kristall, umgeben von den Energiekristallen, die ich beschaffen sollte. Die Geiseln und Leliana waren ebenfalls dort. Faust erklärte mir nach seinem Erwachen, er hätte so etwas wie ein Aufladungsritual vollzogen, mit dem er die Macht der toten Erzmagier in sich aufgenommen habe. Ich verstehe den genauen Ablauf nicht, ihr werdet vielleicht mehr darüber wissen als ich. Jedenfalls störten Van Zan und Aio die Zeremonie, in der die Geiseln ihres Willens und ihrer Kraft beraubt werden sollten. Wir flohen durch die Gänge bis vor das Anwesen, wo wir von Untoten gestellt wurden."

Wieder musste Dormian eine kleine Pause einlegen. Der Kampf, der Moment, in dem Van Zan ihm zuwinkte. Tränen begannen, in Dormians Augenwinkel zu glitzern.
"Van Zan drückte mir diesen Hut und diesen Beutel in die Hand, ich solle darauf Acht geben und die Geiseln und Aio beschützen, sicher hierher bringen. Er deckte unseren Rückzug und wurde, als wir die Mauern überwunden hatten, getötet. Von seiner eigenen Tochter... Herr, ich werde nie vergessen, wie dieser Mann gekämpft hat, um uns die Flucht zu ermöglichen. Ich bitte darum, wenn es nicht zu viel ist, dem Rat sein Opfer vorzutragen. Die Zunft der Hexenjäger sollte ebenfalls von seiner Heldentat erfahren, das hat er - so glaube ich - mehr als verdient, denn ihm verdanken die Geiseln und ich unser Leben. Aio war während dieser Flucht von einem Untoten am Bein verletzt worden, daher fiel mir der Schutz der Gruppe zu, da die Mädchen wie auch Leliana zu erschöpft und benommen waren, um sich zu verteidigen. Wir flohen zurück in die Tiefen des Arus... Glaubt mir, nie habe ich öfters hintereinander erfahren, dass es es kein Maximum für seelischen und körperlichen Terror gibt. Krytas verfolgte uns und holte uns auf einer Lichtung ein. Er war schon längst nicht mehr bei Sinnen, als er mich zum Kampf herausforderte. Seine Feuermagie war mit unheiliger Kraft versehen worden, so etwas habe ich noch nicht erlebt."
Detailliert erklärte Dormian die Formeln und Vorgänge, mit denen Krytas seine Macht demonstriert hatte. Auch sein verändertes Aussehen und seine geistige Ausstrahlung verschwieg der Adept nicht.
"Ich stellte mich ihm, Van Zans Opfer durfte einfach nicht umsonst gewesen sein. Es gelang mir zumindest, ihn mit meinem Stab und einem weiteren Zauber zu verwunden, was allerdings auch keinen Unterschied machte, da er sich heilen konnte. Sein Fleisch verwuchs vor meinen Augen, Herr! Der Kampf wurde jedoch unterbrochen, da Aurora wieder erschien. Was Leliana kurz vor Krytas´ Ankunft am Himmel gesehen hatte, zeigte sich uns nun in Form eines... nun, es ist das, was ich Drache nennen würde, selbst habe ich ja noch nie welche gesehen, außer in den Büchern. Ein Schlangendrache, mit mehreren Klauen und Schwingen, größer als die Bäume, die zu einem Großteil um uns herum verbrannt worden waren. Krytas war auf irgendeine magische Art und Weise von Aurora verwundet worden, die mit dem Drachen auftauchte. Dazu muss ich sagen, dass er offensichtlich nicht gänzlich übergelaufen ist. Kurz vor dem Erscheinen der Bestie hatte sich Leliana zwischen ihn und mich gestellt und ihn angeschrien. Er erzählte etwas davon, er habe sich stets in ihrem Schatten gesehen und von seiner Familie missverstanden gefühlt, was ihn zu diesem Verrat gezwungen hatte. Doch dann schien sich sein Geist kurz zu klären und ich konnte an seinen augen sehen, dass noch etwas von dem alten Krytas übrig war. Dieser innere Kampf schien ihn sehr zu quälen und als Aurora auftauchte, ging er von innen in Flammen auf, sozusagen, ehe der Drache ihn einfror. Auch Leliana wurde in dieser Art verwundet, nachdem sie von Krytas kurz vor seinem... ich nenne es jetzt einmal Rückfall verwundet worden war. Aurora erschien nun und verlangte, dass ich sie um Gnade anflehen sollte..."

Dormian verzog kurz vor Ekel und Wut das Gesicht.
"Ich tat, was sie verlangte, aus Angst um die Leben der Anderen. Jedoch ohne Aufrichtigkeit, das müsst ihr mir einfach glauben... Sei es aus Arroganz oder anderen Hintergedanken, jedenfalls bot sie mir daraufhin an, die Geiseln am Leben zu lassen. Sie "wettete" sogar, dass ich Faust eines Tages schlagen könnte, und diesen Wetteinsatz seht ihr in Form dieser Dublone, oder was auch immer das genau sein soll. Aus ihrem Vergnügen heraus fror sie Leliana ein und trieb mich zur Eile an, dass sie sterben würde, wenn ich mich nicht beeilte, die hiesigen Heiler aufzusuchen... und nun stehe ich wieder vor euch, großer Avatar... mein ganzes Leben lang werde ich die Schrecken nicht mehr vergessen, die mir das Gut Faust gezeigt hat. Doch es ist mir auch eine Warnung und eine Lehre. Der Tod ist auch eine Sache der Lebenden, die ernst genommen werden muss. Ohne ihn zu akzeptieren können wir keinen Frieden finden. Und für diesen Frieden werde ich lernen und kämpfen, Herr. Ich habe es Van Zan versprochen..."
Damit endete Dormians Ansprache und er blickte unsicher zu dem Mächtigsten von Zyranus auf. Was würde das Urteil des Avatars sein? Glaubte er ihm oder folgte nun eine weitere Verbannung? Die kürzeste Abfolge von Verbannungen, schoss es Dormian sarkastisch durch den Kopf...

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 6. Dezember 2011, 16:56

Nicht ein einziges Mal unterbrach der alte Magier den jungen Adepten, während dieser seinen Bericht ablegte. Er sagte nichts und verzog den gesamten Vortrag lang nicht ein einziges Mal die Miene. Er saß nur stumm da, hatte die Hände zusammengefaltet und tippte sich nachdenklich mit den ausgestreckten Zeigefingern gegen seine Lippe. Seine Augen waren halb geschlossen, bewegten sich nicht und starten bis zum Ende ins Leere. Aber was man nicht sehen konnte, war die Anstrengung mit welcher der große Avatar über das gesagte nachdachte. Schließlich, als Dormian zum Schluss gekommen war, nickte er leicht und fasste den Jungen ins Auge. "Ja … ja ich verstehe. Das war sehr informativ und vor allem stimmt es mit dem überein, dass Aiohlmana mir berichtet hat. Wenngleich du einige Punkte nicht richtig verstanden hast wie es mir scheint, doch es war wirklich viel für eine so kurze Zeit und außerdem befandest du dich in akuter Lebensgefahr. Daher ist das nur mehr als verständlich. Was mich jedoch am meisten beunruhigt, ist der Schrecken des Nachhalls deiner Nachricht, ein Schrecken, der dir vielleicht nicht einmal selber bewusst ist."
In einer langsamen, fließenden Bewegung erhob sich der große Avatar und schritt bedächtig an Dormian vorbei, bis er am Fenster angekommen war. Er hatte dem Adepten den Rücken zugewandt, was allerdings kein Zeichen der Unhöflichkeit war. Er benötigte schlichtweg ein wenig Sonnenlicht auf dem alten Gesicht, um wenigstens für einen Augenblick den Schatten auf seinem Gemüt zu vertreiben. "Ich gestehe, ich wollte es nicht glauben, als die Hexenjägerin mir davon berichtet hatte. Rufus Faust, die Geißel von Zyranus, am Leben. Aurora Agentium, das Monster des Verbannten, am Leben. Asajj Fortress, die Fleischschmiedin, am Leben. Ist dir klar, junger Adept, dass dies drei der schlimmsten, todgeglaubten Hexer der jüngeren Geschichte sind? Und nun tauchen sie auf einmal alle wieder auf und arbeiten auch noch zusammen. Eine wahre Hiobsbotschaft und das ausgerechnet so kurz, nachdem sich Vanitas aka Manah wieder in der Öffentlichkeit gezeigt hat. Es ist beinahe so, als würden sich alle Schatten der Vergangenheit sich erheben. Und ich weiß gar nicht, wer von ihnen am schlimmsten ist.
Rufus Faust … er wurde vor gut dreihundert Jahren ins Exil geschickt. Er war brillant, ein Visionär. Viele Jahre lang galt er als der Anwärter schlechthin für das Amt des Ratsführers. Dann jedoch wurden seine Methoden zu bizarr, zu unethisch, einfach ... verabscheuungswürdig. Der Wunsch nach Unsterblichkeit hatte von seinem Geist vollends Besitz ergriffen, er verschrieb sich der Nekromantie und wurde schließlich verbannt. Man nahm an, er sei Gestorben, als man seinen toten Körper auffand und zurück nach Zyranus brachte, wo man ihn verbrannte und die Asche auf ewig versiegelte. Durch Aiohlmana weiß ich nun, dass er einen weg gefunden hat, sein Leben zu verlängern, indem er seinen Geist in einen anderen Körper transferiert. Selbst für einen Nekromanten ist dies ein abscheulicher Weg, doch anscheinend beherrschen sowohl er als auch seine Anhänger diese Kunst.
Dann hätten wir Asajj Fortress. Sie ist keine gebürtige Zyranerin, sondern stammt aus Jorsan. Sie machte sich einen Namen als Kabalisten-Chirurgin. Mit anderen worten, sie sorgte dafür, das tote Soldaten weiter kämpften. Gleichzeitig war sie sehr in Metall und Elektrizität interessiert. Als sie schließlich angefangen hat, metallische Ungetüme zu kreieren, die mit menschlichen Kriegern nichts mehr gemein hatten, verstieß ihr Orden sie. Angeblich starb sie bei einem ihrer skrupellosen Experimenten. Auf jeden Fall schaffte sie es, ein kleines Dorf gänzlich in die Luft zu jagen, obgleich man ihre Leiche nie fand, galt sie dennoch als Vaporisiert.
Und zuletzt Aurora Agentium. Sie ist die einzige, der drei, die ich persönlich kenne. Allerdings ist sie nicht Elias Van Zans Tochter, obgleich sie, wie mir Aiohlmana erklärte, sich für eine Zeit in deren Fleisch kleidete. Vor 73 Jahren war sie Schülerin an dieser Akademie, dir nicht sehr unähnlich. Aber sie, genau wie ihr gesamter Jahrgang, wurden durch ihren Lehrmeister verdorben und zwar bis ins innerste. Das lag an ihrem Lehrer. Du hast vielleicht von ihm gehört, sein Name war Ventus Astovidatu, auch wenn er sich heute Meister Vanitas nennt. Erst kürzlich machte er damit auf sich aufmerksam, dass er alleine Pelgar der dunklen Armee offenbarte, ein offenes Geheimnis, denn niemand sollte wissen das der Untergang von Celcias Hauptstadt einem Zyraner zu verschreiben ist. Nun, jedenfalls vor 73 Jahren wurde Vanitas verbannt. Aus ähnlichen Gründen wie Rufus Faust übrigens. Seine letzte Tat, bevor er die Stadt verließ, war jedem seiner Schüler eine Nachricht zukommen zu lassen. Er würde denjenigen, dem es gelingt alle Schülersterne der anderen zu ihm zu bringen, zu seinem einzigen, wahren Adepten machen. Aurora triumphierte gegen 52 Wassermagier, die sie auf brutalste Weise hinrichtete. Da Vanitas dafür bekannt ist, seine Schüler auszumerzen, wenn sie versagen, nahmen wir auch bei ihr ein ableben an."


Mit einem leichten Kopfschütteln wandte sich der große Avatar wieder um und sah Dormian lange und schweigend an. "Doch das alles soll dich nicht bekümmern. Dein Teil in dieser Geschichte ist nun zuende. Die Abgesandten und die Hexenjäger werden sich um diesen Nekromantenkult kümmern. Klären wir erst einmal, was mit diesen Gegenständen geschieht. Wenn Elias Van Zan dir sowohl den Gildenhut, als auch den Beutel mit den Schattenpulverkugeln gegeben hat, so sehe ich keinen Grund, sie dir abzunehmen. Beachte jedoch dass diese Kugeln gefährliche Artefakte sind. Behandle sie also mit bedacht. Vielleicht möchte auch Van Zans zweite Tochter Mellieh den Hut als Andenken haben, aber das besprichst du besser mit deiner Elfenfreundin. Die Golddublone ist wie gesagt ein verbotenes Artefakt. Aber da sie keinerlei auffällige Fähigkeit besitzt, sehe ich keinen Grund, dass du sie nicht auch behältst. Ich selber werde einmal bei einer guten Flasche Wein über sie nachdenken, doch vielleicht ist sie nicht mehr als ein Rätsel, dass niemand außer dir versteht, Junge. Was nun aber den Siegelring angeht ... " Und mit einem mal wurde der Ton des Obersten des Rates ein wenig schärfer, auch wenn sich seine Miene nicht regte, "so ist dir sicher klar, dass es sich bei ihm um das wertvolle Artefakt eines Erzmagiers handelt, nahezu unbezahlbar und am besten sicher verwahrt. Daher würde ich ihn dir gerne wieder abnehmen. Andererseits ... ist es natürlich ein Erbstück deiner Familie. Daher werde ich ihn nicht zurück in die Gruft deines Ahnen bringen. Ob er jedoch in deinem Besitz bleibt, liegt nicht bei mir, sondern bei deinem Vater. Als Oberhaupt deiner Familie obliegt ihm das recht, diese Entscheidung zu treffen."
Für einen kurzen Augenblick legte der große Avatar Dormian eine Hand auf die Schulter, blieb aber weiterhin so unnahbar ernst. Er schien sich zum gehen abzuwenden, denn anscheinend war alles wichtige besprochen und er war ein beschäftigter Mann. Vor der Tür blieb er jedoch noch einmal stehen und drehte sich erneut dem Adepten zu. "Ehe ich es vergesse, du darfst selbstverständlich das Hospitz verlassen, wenn du dich dementsprechend fühlst. Deine Freundin Leliana ist leider nicht ansprechbar, befindet sich aber auf dem Weg zur Heilung. Und deine Elfenfreundin wird Morgen früh bei Sonnenaufgang die Stadt verlassen. Wenn du dich von ihr verabschieden willst ..." Den Satz lies er unvollendet, zuckte nur leicht mit den Schultern und verlies das Krankenzimmer ohne ein weiteres Wort.
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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Dormian Arboris » Montag 2. Januar 2012, 12:34

Dormian betrachtete noch lange die verschlossene Tür, durch die der Avatar verschwunden war. Er hatte sachlich und neutral, aber bestimmt und unnachgiebig mit ihm geredet, was sicherlich kein schlechtes Zeichen sein konnte. Laut den Worten des Obersten war der Arboris nun frei und wieder ein Bürger dieser Stadt. Damit war sein Teil der Geschichte erlebt und beendet. Der junge Magier wandte sich von der Tür ab und setzte sich auf das Bett zurück, die Augen auf den Artefakten ruhend. Es war keine Frage, wie er mit diesen Gegenständen verfahren würde. Der Hut sollte an Aio gehen, er besaß nicht das Recht, Erbstücke den Familienmitgliedern vorzuenthalten. Die Artefakte würde er Aio anbieten, doch sollte sie diese ablehnen, würden sie in seinem Besitz bleiben. Die Golddublone wollte er für sich behalten. Ein Mahnmal für ihn, dass Macht in den falschen Händen nur selbstzerstörerisch war und das Leben nicht respektierte, sondern verachtete. Diesen Fehler sollte Dormian nie begehen, das schwor er sich. Der Ring, auch hier lag die Lösung klar auf der Hand. Bei dem Wiedersehen mit seiner Familie würde der Jüngling seinem Vater den Ring überreichen und ihm gleichzeitig seine weiteren Absichten erläutern. Denn auch wenn der Avatar ihm deutlich gesagt hatte, seine Einmischung in diese Geschichte sei beendet, so sollte ihn das nicht davon abhalten, die Trolle aufzusuchen. Faust war kein kleines Problem, das man einfach so Älteren und Mächtigeren überlassen konnte. Es war auch kein persönliches Rachegelüst, Faust selbst zur Strecke bringen zu wollen. Es war eine familiäre und geschworene Angelegenheit, die Dormian nicht beiseite schieben würde. Es durfte eben niemand vom Rat erfahren...

Der Erdadept sammelte die Gegenstände ein, den Schlapphut setzte er bewusst nicht auf, sondern nahm ihn behutsam unter den Arm, um ihn nicht nachhaltig zu beschädigen. Sein erster Weg würde ihn in sein Elternhaus führen. Wie er sich freute, endlich wieder den Duft nach allen möglichen Baumarten in seiner Nase wahrzunehmen. Das schwere Duftwasser seines Vaters, das helle Lachen seiner Schwester, der aus der Küche wabernde Geruch nach meisterlich gekochtem Essen seiner Mutter. Und die alte, aber freundliche Miene seiner Großmutter, die immer einen Rat für ihren Enkel übrig gehabt hatte.
"Nach Hause....", murmelte Dormian leise und fuhr zärtlich über den Siegelring. Das Buch von Faust verstaute er in seinem Rucksack. Er würde sich heute Nacht lange damit beschäftigen, nachdem er Aio getroffen hatte. Leliana würde er erst besuchen, wenn Aio die Stadt verlassen hatte. In ihrem gegenwärtigen Zustand würde es wenig bringen, sie zu besuchen. Der Bursche hatte andere Dinge zu erledigen, bevor er sich um alles weitere kümmern konnte, so schlecht er sich auch dabei fühlte. Mit diesen Gedanken öffnete Dormian die Tür, schloss sie sanft hinter sich und inmitten der Stille des Hospitals waren nun rythmische Klopfgeräusche zu vernehmen, die von seinem Stab auf dem Marmor herrührten. Der Magier war endlich wieder in seiner geliebten Stadt...

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Re: Ein unangenehmes Erwachen

Beitrag von Erzähler » Montag 9. Januar 2012, 10:26

Faust war kein kleines Problem, das man einfach so Älteren und Mächtigeren überlassen konnte. Aber stimmte dass denn wirklich? Sicher, Faust war kein kleines Problem, jetzt wo der Rat davon wusste, dass dieses Monster noch lebte, würde es sicher auch bald die ganze Stadt wissen. Aber war Rufus Faust nicht gerade die Art von Problem, die man den älteren und mächtigeren überlassen sollte? Zwei mal waren der Totenmagier und der Erdadept nun aufeinander getroffen und beide male kam Dormian nur um Haaresbreite mit dem Leben davon. Wenn er so weiter machte, würde man bald dieses Turmzimmer im Hospital für ihn allein reservieren. Es war gewiss keine falsche Entscheidung, die Trolle aufzusuchen, um bei ihrem Tel-Jilad die Künste der Erdmagie zu erlernen. Aber vielleicht wäre es klüger, sich danach auf andere Dinge zu konzentrieren. Faust und seine Anhänger waren eine Angelegenheit für den Hexenjägerorden oder die Abgesandten von Zyranus. Vielleicht sogar für den Rat selbst, aber gewiss nicht für einen Knaben, der noch nicht einmal seine Ausbildung beendet hatte. Doch all das waren Dinge, die noch in ferner Zukunft lagen, Fragen mit denen man sich jetzt nicht beschäftigen musste.
Mit seinem Gepäck beladen verlies Dormian das Turmzimmer. Vor der Tür stand ein Abgesandter, den markanten, langen Stab locker gegen die Schulter gelehnt. Der ältere Mann nickte Dormian freundlich zu und lies ihn ungehindert passieren. Als der junge Magier das Treppenhaus hinab ging, folgte der Wächter in angemessenem Abstand, nicht um ihn zu überwachen, sondern weil es jetzt nichts mehr gab, dass ihn auf diesem Posten hielt. Auf dem Weg nach draußen kam Dormian an einer anderen Tür vorbei, die auf ähnliche Weise bewacht wurde, wie sein eigenes Krankengemach. Nur standen vor dieser Tür gleich zwei der Abgesandten, die nicht im mindesten so locker wirkten, wie der erste. Im Gegenteil sie betrachteten den Passierenden mit argwöhnischem Blick und schienen bereit, sofort zuzuschlagen, wenn Dormian den falschen Finger bewegen würde. Es bestand wohl kein Zweifel daran, dass in eben diesem Zimmer, die noch immer in Lebensgefahr schwebende Leliana ruhte. Die Tür öffnete sich einen Spalt und eine recht besorgt wirkende Heilerin huschte hinaus und den Gang entlang, wo sie um die nächste Ecke verschwand.
Danach begegnete dem Arborissprössling niemand mehr auf seinem Weg nach draußen. Die Straßen zum Haus seiner Familie waren genau so belebt wie sie es sonst auch waren. Trotzdem schien etwas anders zusein. Es war, als lege ein Schleier der Trauer über Zyranus. Das war natürlich albern, denn die meisten Menschen hatten keinerlei Grund zu trauern. Aber gleichwohl, es mochte nur Einbildung sein, wirkten die Menschen verschlossener, schweigsamer als sonst zu sein und schienen mehr in sich gekehrt zu sein. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an Dormian selbst und dem Schrecken, dessen Zeuge er in den letzten Tagen geworden war.
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