Isolationszimmer A

Der Zugang in die festungsartige Verwahrungsanstalt sind nur Priestern und anderen Geistlichen gestattet, denn hier sind geistig Verwirrte untergebracht. Besucher verboten!
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Kazel Tenebrée
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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 12. Dezember 2007, 01:00

Es war interessant. Selbst die Nachtwächter erhielten Aufschluss über die Zustände ihrer Patienten. Nur Kazel selbst scheinbar nicht. Er wusste nicht, warum man ihn eingeliefert hatte – in eine Irrenanstalt. Er hatte nicht das Gefühl, geisteskrank zu sein. Ja, es stimmte, er war etwas verwirrt. Schließlich hatte man ihn mit einigen anderen zunächst in den Kerker gesperrt, dann gefoltert – woran er sich nicht erinnern konnte – zum Tode verurteilt und nun war er hier. Wenn er sich immer noch in Pelgar befand und wenn sie doch seinen Namen kannten, warum hockte er dann nicht wieder in einem der Käfige? Warum lebte er noch?
Kazel wagte es nicht, diese Fragen zu stellen. Das Beruhigungsmittel in seinem Blut musste noch vorhanden sein, doch langsam schien die Wirkung wieder nachzulassen, denn er spürte, dass er immer klarer denken konnte, je länger er hier noch auf der Pritsche lag. Nur sein Rücken schmerzte. Er keuchte kurz.
Zugleich knurrte sein Magen. Hatte Robertus ihm nicht eine Mahlzeit versprochen?

"Mache ich auf Euch einen geistesgestörten Eindruck? Bitte, sagt mir die Wahrheit. Es beunruhigt mich, wenn ich mir darum Sorgen machen müsste." Wieder lagen seine meeresblauen Augen ruhig auf dem Wächter. Kazel versuchte, einen friedlichen Eindruck zu machen. Im Geiste dachte er langsam darüber nach, wie er wieder hier heraus kommen konnte. Denn er musste heraus. Er wollte der Stadt den Rücken kehren ... und noch etwas Anderes. <b>Morden</b>, schoss es ihm durch den Kopf. Wen genau, das fiel ihm nicht ein, solange er sich nicht fest auf diesen Gedanken konzentrierte. Er wollte später darüber nachdenken – sobald er hier draußen und einer Waffe habhaft war. Vorher nützte es ihm ohnehin nicht.

Oh ja, Kazel Tenebrées Verstand kehrte zurück. Der Verstand eines Mischlings, der die ausgeklügelten, eiskalten und brutalen Hinterlistigkeiten der Dunkelelfen kannte und zugleich aber in der Lage war, neutral und friedlich zu wirken, wie man es von Waldelfen wohl gewohnt war. Auch wenn Kazel nicht zu jenen Individuen gehörte, die freundlich lächelten. Aber dies könnte ihm an einem Ort wie diesem sogar zum Vorteil werden. Fröhlichkeit wäre verdächtig aufgefallen.

Robertus schaute sich seine Füße an, erklärte, dass der Verband würde erneuert werden müssen. "Könnt Ihr mich nicht losbinden?", fragte Kazel, denn sein Rücken ziepte nun schon wirklich schmerzhaft. "Ich laufe bestimmt nicht weg mit diesen Füßen. Ich möchte nur ... sitzen oder auf dem Bauch liegen. Nicht auf dem Rücken."

"Bitte", fügte er nach einer Weile noch an. Es war schwer für diesen sonst so stolzen und unnahbaren Elfen, diesen Eigenbrötler, ein Bitte zu äußern. Aber selbst er sah ein, dass er ganz ohne definitiv nicht weiterkam. So überwand er seine Scheu.
Wenigstens wollte dieser Wächter ihm ein Gespräch mit Dr. Legler ermöglichen. Vielleicht würde sich mit diesem Legler – oder dieser, im Falle einer Frau – reden lassen. Vielleicht konnte sie ihm besser helfen als Landria – die kein Licht war, vor allem nicht seines. Sie war Doktorin, Ärztin, Medicus. Was auch immer. Jedenfalls nicht mehr die Vertrauensperson für Kazel, für die er sie gehalten hatte. Insgeheim betrübte ihn das. Wem konnte er vertrauen?

<i>"Eine Priesterin… die euch beistand also... und weshalb genau würde sie denn Landria… eurem Licht… schaden?"</i>

Vana ... Morticia ... konnte er <i>ihr</i> trauen?
"Ich weiß nicht", gestand er. Wer hatte ihm eingeredet, dass sie Landria schaden könnte? Sein Kopf schmerzte, wenn er versuchte, eine Antwort zu finden. "Lasst das. Sie ist nicht mein Licht ... nicht mehr. Sie ist nur ..." – wieder schaute er Robertus an – "Ärztin?"
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Heiler
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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Heiler » Sonntag 16. Dezember 2007, 15:26

<i> "Mache ich auf Euch einen geistesgestörten Eindruck? Bitte, sagt mir die Wahrheit. Es beunruhigt mich, wenn ich mir darum Sorgen machen müsste."</i> Robertus runzelte die Stirn. Legte den Kopf schief. Musterte Kazel eingehend. Studierte ihn. Nun viele Verrückten hatten ab und an ihre klare Momente, wo sie sich ihrer Situation durchaus bewusst waren. Doch er als Nachtwächter, kann die Patienten ohnehin unter speziellen Bedingungen. Nächte waren immer anders, als die Tage. Er wusste ja nicht wie sich der Mann sonst noch verhielt. Aber laut dem mündlichen Rapport den er erhalten hatte, müsste er sich bei diesem Manne vorsehen. Er wäre oft unruhig gewesen, musste gar zwangsgespritzt werden. Doch die Rückenschmerzen des Mannes besorgten Robertus. Ein Wundliegen wäre fatal. Er schüttelte den Kopf. „Nein, im Moment wirkt ihr nicht geistesgestört auf mich.“ Meinte er leise. „Wir sollten diesen Moment gut ausnutzen, findet ihr nicht?“ Meinte er diplomatisch.

<i> "Könnt Ihr mich nicht losbinden? Ich laufe bestimmt nicht weg mit diesen Füßen. Ich möchte nur ... sitzen oder auf dem Bauch liegen. Nicht auf dem Rücken."</i>

Robertus wusste, dass er die Verantwortung übernehmen müssen würde, falls dieser Kerl doch noch durchdreht. Er dachte lange nach. Sah ihm tief in die Augen. Sie erwiderten seinen prüfenden Blick ruhig. Schliesslich nickte er. „Gut. Ich hoffe… ihr werdet euch im Zaum halten.“ Meinte er.

<i> "Lasst das. Sie ist nicht mein Licht ... nicht mehr. Sie ist nur ..."
"Ärztin?"</i> Der Pfleger lächelte. Schüttelte den Kopf. „Nein… sie ist die beste. Vielleicht ist sie wirklich ein Licht… Heilerinnen scheinen ihre eigene Magie zu haben. Ihr eigenes Wesen. Solange euch das Licht gut tut, welches sie euch gibt und ihr euch danach sehnt… kann es so schlecht nicht sein… oder?“ Meinte er und lächelte freundlich. Dann kam er auf ihn zu und begann die Fesseln zu lösen. Half ihm dabei, sich aufzusetzen, der Rücken klebte leicht auf dem Bett. Die Haut war stark gereizt. Der Pfleger blickte darauf. Betrachtete seine Narben. „Bei den Göttern.“ Meinte er mitfühlend. „Was hat man euch denn angetan?“ Fragte er leise.

Es klopfte an der Tür. Sein Kollege machte auf. Reichte das Essen rein. Robertus informierte seinen Kollegen darüber, dass Kazel gerne mit Fr. Dr. Legler sprechen würde. „Oh… dies wird wohl schwierig werden.“ Der Kamerad – welcher Kazel gar nicht sehen konnte weil er hinter der Tür stand senkte seine Stimme. Flüsterte Robertus etwas zu. „Frau…verge tigt….von…“ Mehr konnte Kazel nicht hören.

„Oh.“ Meinte Roberuts, seine Stimmung senkte sich merklich. „Bastard.“ Knurrte er. Schliesslich schloss er die Tür wieder und brachte das Esstablett rein. Etwas Braten vom Mittag, einige Kartoffeln und Blumenkohl war angerichtet, heiss und duftete herrlich.Dazu einen Krug Wasser. Ausserdem reichte der Wächter noch einen kleinen Tisch hinein. Robertus stellte alles vor Kazel hin. Schenkte ihm Wasser ein.

„Dr. Legler… wird wohl eher nicht kommen. Tut mir leid. Es gab… Zwischenfälle.“ Meinte er entschuldigend. „Dies kommt oft vor in der Nacht.“ Versuchte er gleich beruhigend zu wirken. „Aber ihr könnte es euch ahnen, die Ärzte müssen halt überall sein heut zu tage.“ Er lächelte freundlich.
„Aber sie wird auch zu euch kommen. Das verspreche ich euch.“

Nicht alle in dieser Klinik, schienen böse absichten zu haben. Einige schienen wahrlich an seinem Zustand interessiert. Ein kleiner Wehrmutstropfen vielleicht? Der Wärter besorgte sich einen kleinen Hocker und setzte sich darauf. Leistete Kazel Gesellschaft. „Danach kriegt ihr ein Fussbad… und dann werde ich euren Rücken einsalben. Er ist stark gerötet… diese… Narben… man kann sie behandeln.“ Meinte er vorsichtig.

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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 16. Dezember 2007, 22:37

Kazel lag viel an der Meinung des Nachtwächters. Auch wenn er kein wirklicher Medicus war, vielleicht würde er mit den richtigen über ihn reden. Mit Dr. Legler möglicherweise. Dann könnte er ihr sagen, dass Kazel nicht den Eindruck eines Wahnsinnigen vermittelte. So atmete er sichtlich entspannt auf, als Robertus als Antwort gab, dass er keineswegs geistesgestört wirkte – im Moment.
"Ich benehme mich auch sonst nicht ... auffällig", fügte Kazel an, um sein derzeitiges Zustandsbild zu unterstreichen. Er hoffte Zinständig, dass Robertus nichts von seinem kleinen Wutausbruch in diesem Gemeinschaftsraum mitbekommen hatte.

Jedenfalls schien er den Mischling nicht wirklich für eine Gefahr zu halten. Er willigte ein, ihn los zu binden. Erneut atmete Kazel auf. Sein Rücken schmerzte, die Narben juckten. Er freute sich innerlich darauf, die Position zu wechseln. Jede andere war ihm im Moment mehr als recht.
<i>"Ich hoffe ... Ihr werdet Euch im Zaum halten."</i> Kazel nickte. Er würde sich zusammenreißen. Die Chance, endlich einmal wieder zu sitzen, würde er sich nicht durch unsinnige Gefühlsausbrüche vereiteln lassen.

"Ja, ich glaube, sie tut mir gut." Kazel schaute auf. Diesem Wächter Dinge anzuvertrauen war leicht. Aber würde er seine Worte gegen ihn verwenden? Kazel glaubte, es besser zu wissen. Er hatte genug schlechte Erfahrungen gemacht. Negatives saß oft tiefer in den Knochen. Glück hockte nur wie ein kleiner Schmetterling darauf, der beim ersten Anzeichen von Gefahr fortflog. Glück war so vergänglich, wo Schmerz ewig halten konnte.
So sagte er nichts. Er hatte sich seine Meinung gebildet. Landria hatte nur versucht, ihm zu helfen. Vermutlich war er für sie nur ein Patient, auch wenn ... <b>sie blutige Tränen geweint hat.</b>

Robertus löste seine Fesseln. Ah, wie tat es gut, an den aufgescheuerten Gelenken den leichten Lufthauch im Raum zu spüren. Der Wächter half ihm, sich aufzusetzen. Dabei biss sich Kazel auf die Unterlippe und sog zischend die Luft ein. Sein Rücken brannte, die Narben ziepten. Kurz wurde ihm schwindelig.
<i>"Bei den Göttern, was hat man Euch denn angetan?"</i>

Kazel schnaubte. Nein, <i>das</i> würde er sicherlich nicht erzählen! Niemandem. Wer wusste außer ihm überhaupt davon? Niemand. Kazel ahnte nicht, dass Landria in seinem Kopf und in seinem Sein herum gespukt hatte. Er glaubte, dass nur er die Geschichte der Narben kannte.
Gerade wollte Kazel doch etwas antworten, als es an der Tür klopfte. Robertus erhob sich und öffnete. Jemand brachte das Essen und unterhielt sich kurz mit dem Nachtwächter. Der holte dann noch ein kleines Tischchen und einen Hocker herein.

Kazel hockte inzwischen auf dem Rand der Pritsche, den vernarbten Rücken der Mauer zugewandt. Den Blick auf den Boden gerichtet. Die Augen hoben sich jedoch, als die Nase den köstlichen Duft einer deftigen Mahlzeit registrierte. Oh, das Essen sah fantastisch aus! Kazel erinnerte sich nicht, wann er das letzte Mal so eine gute Mahlzeit gesehen hatte.
<b>Oh doch, du weißt es. Im Neldoreth bei dem Elfenmagier ... du hast mit Shantih gegessen und dann ... in der Nacht ... wie viele Male hat sie dich wohl zuvor und im Anschluss mit dem Kommandanten betrogen? Sie ist damals nicht einmal rot geworden, als sie dir ihre Liebe gestanden hat! Als sie ... mit dir eins wurde ...</b>
Verbittert krallten sich Kazels Finger in das Holz der Pritsche. Heiß spürte er Tränen in seinen Augenwinkeln brennen, ein Zeichen, dass er die Frau, welche Ziel seiner Rache werden sollte, immer noch liebte. Doch gerade deshalb steigerte sich sein Rachedurst. Sie hatte ihm großen, seelischen Schmerz zugefügt. <b>Und deshalb wird sie dafür bezahlen.</b>

<i>"Dr. Legler ... wird wohl eher nicht kommen. Tut mir leid. Es gab ... Zwischenfälle."</i> Robertus' Worte rissen Kazel aus seinen Gedanken. Er entspannte sich ein wenig, hatte aber immer noch eine recht verkrampfte Haltung – wie bei ihm üblich.
<i>"Aber sie wird auch zu Euch kommen. Das verspreche ich Euch."</i> Er nickte wieder, zeigte, dass er die Worte registriert und es für sich akzeptiert hatte. "Ja", fügte er leise an, wollte nicht darüber nachdenken. Es hätte ihn nur in seiner Laune verstimmt. Wann würde er aus dieser Anstalt hinaus kommen? Nein, Kazel wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Er sah nur das Essen. Speichel lief ihm im Mund zusammen, doch er wartete noch.

Robertus setzte sich. Kazel begann zu essen. Sein Appettit steigerte sich mit jedem Bissen und so aß er schneller, bis er sich beinahe an einem heißen Stück Blumenkohl verschluckte. Hustend schlug er sich gegen die Brust, bis es wieder ging. Dann aß er weiter. Und er lauschte. Ein Fußbad würde er bekommen. Ja, das wäre sicher gut. Seine Füße schmerzten nicht mehr so stark wie noch vor ... ja, wie lange war es her? Sein Zeitgefühl war aus dem Konzept gebracht und dies würde sich vor Verlassen der Anstalt sicher nicht ändern.
Auch den Rücken wollte man ihm einsalben.

<i>"Er ist stark gerötet ... diese ... Narben ... man kann sie behandeln."</i>
Jetzt verschluckte sich der Mischling wirklich, starrte jedoch mit aufgerissenen Augen auf Robertus. Er ließ das Besteck fallen, würgte, bekam im ersten Moment keine Luft. Röchelnd hielt er sich den Hals, krümmte sich vor. Dann wurde die Luftröhre frei, als er einen Schmerzensschrei ausstieß. Die Krümmung seines Körpers ließ die Haut an seinem Rücken spannen. Die Narben ... er fühlte jede einzelne. Er erinnerte sich an jeden einzelnen Peitschenhieb und kurz dachte er an diese kleinen bunten Rüsselwesen.

Seine Gedanken überschlugen sich. <i>PEITSCH PEITSCH PEITSCH DAS VIECH! BIS ES BLUTEND AM BODEN KRIECHT!</i>
Er riss die Augen auf, streckte die Hand aus, um sich irgendwo festzuhalten. Unbewusst bekam er den Stoff des Nachtwächters zu packen. "Nein!", keuchte er, sah diese schrecklichen Wesen noch immer vor sich, ein Trugbild seiner Erinnerungen. Er wiederholte deren Worte leise: "Haut in Schande, bietet ein Leben nur am Rande." Er ächzte. Vorbei war es mit seiner Glaubwürdigkeit, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Das war doch verrückt! Langsam ließ er den Stoff los, setzte sich wieder auf. Sein Rücken spie Feuer, so sehr brannte er.

Der Blick hob sich. Ganz so ruhig waren die Augen nicht mehr. <b>Mir bleibt keine Wahl. Ich muss es ihm erzählen, sonst hält er mich wirklich für verrückt.</b> "Ich bin nicht geistig gestört ... ich ..." Er streckte seine Arme vor, betrachtete die mandelfarbene Haut. Seine Hände zitterten. Sollte er es erzählen? <b>Und wenn ich wieder enttäuscht werde? Nein, ich muss! Ich muss hier raus kommen.</b>
"Seht Euch diese Arme an. Seht Euch die Haut an. Schändliche Haut für ... einen Dunkelelfen. Ich bin ein halber, doch meine Mutter hat es nie akzeptiert. Mein Aussehen. Mandelhaut, Bastardkind ... das war ich in ihren Augen." Nun hob er wieder den Kopf. Blickkontakt zu einem Gesprächspartner war ihm wichtig, denn er wollte aus den Augen des anderen lesen. Er hatte innerlich Angst davor, kein Verständnis für seine Worte zu erhalten. Stattdessen vielleicht neue Peitschenhiebe, dunklere Kerker. "Ich bin nicht verrückt", krächzte er. "Ich gehör nur nicht dazu, versteht Ihr. Pelgar ... hasst Dunkelelfen. Morgeria ... hasste mich. Nur sie nicht, jedenfalls eine Zeit lang nicht."

Er schaute kläglich, kummervoll und sehnsüchtig. Wie war es gut bei ihr, als er noch geglaubt hatte, sie liebte nur ihn. Er vermisste das Gefühl der Geborgenheit und dass man ihn einmal – nur ein einziges Mal – aufrichtig akzeptiert hatte.
"Ich will zu ihr", hauchte er matt. Sein Hunger war verschwunden. Seufzend legte er sich wieder auf die Pritsche, jedoch nicht auf den Rücken. Er drehte sich zur Seite, schaute die Wand an. "Shantih ...", säuselte er ihren Namen. "Sie ... ist meine Frau", erklärte er Robertus. "Sie ist sicher in der Schenke. Bei Luziver. Deshalb will ich da hin." <b>Sie noch einmal in den Arm nehmen. Ein letztes Mal dieses Gefühl spüren ... ehe ich ihr Leben auslösche.</b>
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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 19. Dezember 2007, 21:19

<i> "Ich benehme mich auch sonst nicht ... auffällig",</i> Ja, dies sagten sie alle. Da waren sie sich oft einig – die Verrückten. Ausser die Hypochonder – die Krankheitssüchtigen, die nicht jene klagten nur zu gerne über ihre Auffälligkeiten und Leiden. Die mochten es irgendwie, Krank zu sein. Aber dies war Kazel nicht. Er litt tatsächlich an einer Geistesgestörtheit – laut der Akte… dabei ging Robertus auch noch unwissend von einer falschen aus. In der echten jedoch, standen noch viel gravierendere Diagnosen drin, welche noch einen schlechteren Verlauf prophezeiten, als jene des Fremden Mannes – der nackt und aggressiv durch Pelgar gelaufen war. Irgendwie nicht sehr beruhigend.

Er registrierte die erleichterte und aufatmende Reaktion des Patienten als er sich endlich aufsetzen durfte. Der Rücken sah grässlich aus, ein Wunder, dass der Mann durch die vielen Vernarbungen ohnehin nicht etwas eingeschränkt in seiner Bewegungsfähigkeit war. Bücken und strecken musste doch weh tun! An den Narben ziehen! Robertus hatte lange in der Reichsklinik als chirurgischer Pfleger gearbeitete, so hatte er ein fundiertes Wissen gesammelt – auch über die Arten und Behandlungsformen von Narben. Er musterte sie eingehender. Sie waren traumatisch bedingt – dies sah gar der Laie. So wie die Haut aufgeplatzt gewesen sein musste, lag es nahe eine Peitsche dahinter zu vermuten. Eine Peitsche, geführt von einer unbarmherzigen Hand. Immer und immer wieder. Ob er ein Verbrecher war? Den man geschlagen hatte für ein Vergehen? Davon stand nichts in der Akte. Der Wärter wusste aus Erfahrung, dass solche einschneidende Erlebnisse ihre Spuren hinterliessen. Die Doktoren und Geisteswissenschaftler nannten dies Traumata. Es war wie eine Schreckenserinnerung – ein Schreckenstagtraum der sich immer wieder unangemeldet in den Vordergrund drängen konnte und meist so lebhaft nachempfunden, dass die Patienten teilweise gar die Schmerzen ein erneutes Mal genau so intensiv durchlitten, wie als es wirklich geschehen war.

Einige Priester der Stadt glaubten, dies wären Gottesstrafen. Wenn Lysanthor selbst die Strafe als zu milde empfand. Doch dies war für Robertus Humbug .Krankheiten stammten von dieser Welt, genau so wie Bäume und Wasser und Leben aus der Natur entsprang – solch freidenkerische Ansätze waren durchaus gefährlich in einer Stadt wie Pelgar, wo der strikte Glaube herrschte. Die Wissenschaft musste sich vorsehen, so erstaunte es gerade Robertus immer wieder, wie Dr. Landria Sinal ihre Studien durchführen konnte – ungehindert wo sie doch so eng mit dem obersten Lysanthor Priester selbst zusammenarbeitete. Er mochte diesen Kerl nicht, er wirkte unheimlich und seid er Landria begegnet war – lächelte diese auch viel weniger.
Ja er war nur Nachtwächter, doch gerade in der Nacht kam der Priester oft zu Besuch, wenn die Chefärztin Dienst hatte. Eben… unheimlich.

Es klopfte. Er ging an die Tür und holte das Mahl herein. Lächelte und nickte Kazel freundlich zu als dieser den feinen Duft einzog. Ja gekocht wurde hier in diesem Hause köstlich.

Robertus zog eine Augenbraue hoch als er sah wie sich der Patient angespannt am Bett verkrallte. Was war plötzlich mit ihm? Woran dachte er? Er sah wie die Augen feuchter wurden, beinahe hätte er etwas gesagt – doch hielt er es im Moment für geschickter einfach einmal zu Beobachten ausserdem wollte er ihn nicht vom Essen abhalten – solange es noch warm war. So hockte er sich hin, wünschte einen guten Appetit und schwieg. Beobachtete unauffällig. Der Mann schien hungrig – an Appetitmangel litt er offensichtlich nicht. Ein gutes Zeichen. Es gab viele Patienten die nichts essen mochten, da mussten unangenehme Dinge getan werden schliesslich konnten sie niemanden einfach verhungern lassen.

Wieder fiel sein Blick auf die Narben. Er äusserte seine Meinung dazu. Man konnte sie wirklich behandeln – sie würden nicht gänzlich verschwinden, aber sich drastisch verbessern.

Da verschluckte sich sein Patient. Schlimmer als zuvor. Sofort riss sich Robrtus auf die Beine. Wuchtig schlug er mit der flachen Hand gezielt zwischen Kazels Schulterblätter als dieser sich Instinktiv nach vorne Beugte. Zum Glück löste sich das Stück. Er wollte sich gerade zurückziehen – er verkannte die Situation, meinte er hatte sich nur verschluckt, doch als er plötzlich festgehalten war wurde ihm klar – dass dies wohl ein psychogener Anfall sein musste! Eine gestörte Aneinanderreihung von Verhaltensweisen! Klare pathologische Symptome!

Der Patient riss seine Augen auf. Robertus sah ihn an. <i> "Nein!"</i> „Ruhig Kazel! Ist ja gut, euch wird nichts geschehen!“ Versuchte er ihn zu beruhigen. Seine Augen schienen etwas unsichtbares zu Fixieren. Er Halluzinierte. War nicht mehr Klar ansprechbar. <i>"Haut in Schande, bietet ein Leben nur am Rande."</i>
Zitierte fremdartige Sätze. Ob dies eine dieser Auffälligkeiten waren, die er angeblich nicht öfters hatte?

<b> Oh ich alter Narr, habe mich tatsächlich dazu verleiten lassen mich von einem klaren Moment verunsichern zu lassen und zu glauben, ihm fehle wirklich nichts. Armer Kerl</b> Dachte Robertus betrübt und ärgerte sich ab seiner eigenen Naivität. Langsam beruhigte sich Kazel wieder – und auch Robertus denn auch er blieb nicht vor einem raschen Anstieg des Pulses verschont. Solche plötzlich ändernden Situationen waren ziemlich Stressbeladen für einen Wärter. Weil es schwer – sehr schwer einzuschätzen war, wie sich die Situation entwickelte.

<i> "Seht Euch diese Arme an. Seht Euch die Haut an. Schändliche Haut für ... einen Dunkelelfen. Ich bin ein halber, doch meine Mutter hat es nie akzeptiert. Mein Aussehen. Mandelhaut, Bastardkind ... das war ich in ihren Augen."</i> Er sah hin. Sah sich die Hautfarbe an. Nickte nur.

<i> "Ich bin nicht verrückt", krächzte er. "Ich gehör nur nicht dazu, versteht Ihr. Pelgar ... hasst Dunkelelfen. Morgeria ... hasste mich. Nur sie nicht, jedenfalls eine Zeit lang nicht."</i> „Ganz ruhig.“ Robertus drückte Kazel seitlich aufs Bett zurück. „Konzentriert euch auf euren Atem, kommt erst zu Ruhe… dann können wir weiter sprechen ja?“ Meinte er beschwichtigend. Kazel drehte sich mit dem Rücken zu ihm. Was er nicht sehen konnte war, dass Robertus an der Schnur zog. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür. Es reichten ein paar wenige Blicke und der Wärterkollege verstand.

Der Patient begann irgendwelche Namen zu brabbeln die in irgendwelcher Weise mit ihm in Verbindung zu stehen schienen. Es war auffällig, dass der Mann praktisch nur von Frauen sprach. Doch im Moment galt Robertus Aufmerksamkeit nur der Schaffung von Ruhe für den Patienten. Er befürchtete weitere Anfälle. Für solche Situationen sah die Krankenakte gewisse „Reserve-medikationen“ vor. Also Medikamentendosen, die bei den verschiedenen möglichen Umständen zusätzlich zur Hauptmedikation eingesetzt werden konnten. Sein Kamerad schaute glücklicherweise in der richtigen Akte nach. Er kam zurück. Ruhig, schweigend. Mit einem kleinen gelben Tablett in der Hand. Auf welcher eine aufgezogene Spritze lag. „Gleich wird es euch besser gehen Kazel, ich gebe euch etwas, was euch hilft von diesem Schmerz und diesen Gedanken wegzukommen… wenigstens für eine kurze Zeit.“

Er zog ihm etwas die Hosen runter, legte seinen Beckenkamm frei. Tastete und stach dann beherzt und zügig zu. Zu langsames Einstechen wäre sehr schmerzhaft gewesen. Ein leichtes Brennen durchzog ihn als er das Beruhigungsmittel injizierte. Alles war verdammt schnell gegangen. Ruhig, schnell, professionell und sicher – aber vermutlich gegen den Willen von Kazel…

Dieser fühlte sich gleichgültig… schläfrig… irgendwie benommen. „Versucht etwas zu schlafen.“ Meinte Robertus. „Ich hole Dr. Legler her… sie soll nach euch sehen, mir deucht euch geht es im Moment wirklich nicht so gut Kazel.“ Meinte er Ruhig. Ging dann mit seinem Kollegen aus dem Zimmer.

Ruhe kehrte ein.

Einige Zeit lang.

Dann ein leises Kichern.

Er begann rote Punkte an der Decke zu sehen. Dann verfärbte sich der gesamte Raum – bis auf die Punkte grün. Die Fläche der Wand war nicht mehr glatt - sondern wirkte wie die lederne Haut eines... Elefanten?! Ein riesiges schwarzes Auge, starrte ihm entgegen. Blinzelte.

Das Kichern wurde lauter.
Zuletzt geändert von Erzähler am Mittwoch 19. Dezember 2007, 21:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 21. Dezember 2007, 10:02

<i>"Ruhig, Kazel! Ist ja gut, Euch wird nichts geschehen!"</i>
Er hörte die Worte, sah gar Robertus' Lippen sich bewegen. Doch er registrierte es nur am Rande. Seine ganze Konzentration galt diesem Moment, in dem er die kleinen Rüsselwesen gesehen hatte. Die Peitschen.
Er hörte sie knallen, spürte den Schmerz, dass sich seine Glieder anspannten und leicht krampften. "Argh!"
Aber dann ließ es nach – endlich. Kazel regte sich wieder ab, zumindest halluzinierte er nicht mehr. Vielmehr legte sich eine Hilflosigkeit in seine Stimme, schiere Verzweiflung, als er seine Arme ausstreckte und Robertus einen Einblick in seine Seele, in sein Gefühlschaos gab.

<i>"Ganz ruhig. Konzentriert Euch auf Euren Atem, kommt erst zur Ruhe ... dann können wir weiter sprechen, ja?"</i> Kazel nickte, sah ein, dass er momentan zu aufgewühlt war. Er kannte sich so gar nicht und allein dies ließ ihn noch unruhiger werden. Robertus hatte Recht, er musste zur Ruhe kommen. So legte er sich hin, brabbelte vor sich her. Er sprach von Shantih, doch Robertus reagierte nicht. Merkte er denn nicht, dass Kazel dringend in die Taverne musste? Dass er Luziver nach Shantih fragen, sie dann töten und anschließend seine Aufgabe zu Ende bringen musste? Für Landria, die nicht länger nur allein sein Licht war?
<b>Er versteht mich nicht.</b> Kazel blieb einfach auf der Pritsche liegen und jetzt wirkte er schon wieder ruhig, fast schon apathisch. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Er hatte sich so vielen Menschen anvertraut, das war nicht er selbst. Er hatte auf Hilfe gehofft, wo ihm niemand helfen konnte.
<b>Du bist doch verrückt, sieh es einfach ein!</b> Kazel schauderte. Nein, das wollte er ganz und gar nicht einsehen. Merkten Verrückte es denn? Waren sie geistig wach genug, um zu wissen, dass sie unterbelichtet waren?

Der Mischling hörte die Tür nicht. Er hörte Robertus nicht, er ihm versicherte, es würde gleich besser gehen. Er wehrte sich auch nicht, als wieder an seiner Hose gezogen wurde. Lediglich ein leises Keuchen floh aus seiner Kehle, als Robertus das Mittel spritzte.
Dann kehrte tatsächlich Ruhe ein, gleichgültige Ruhe ... und Schläfrigkeit. Kazel kannte dieses Gefühl und er ahnte mit gewissem Desinteresse, was geschehen würde. Irgendwo, tief unter der künstlich gesetzten Ruhe empfand er Furcht. "Bitte ... bleibt", hauchte er es so sanft, dass er sich selbst kaum hören konnte. Er wollte nicht allein gelassen werden ... nicht mit ...

Ein leises Kichern, rote Punkte und grüne, runzlige Wände. Ein gigantisches Auge starrte Kazel an. Er konnte sich selbst darin spiegeln sehen. "Nein", keuchte er leise. "Nicht ... du." Er war zurück, dieser Rüssel. Das Wesen mit der Peitsche. Kazel bewegte sich leicht.

Das Kichern wurde lauter, Kazel unruhiger. Soviel zum Beruhigungsmittel. Es sorgte vielleicht dafür, dass der Körper stillgelegt wurde, doch im Geiste sammelte sich Unbehagen. "Ich willl dich ... nicht sehen. Geh weg, nimm die Peitsche mit ... nimm sie mit, lass mich .... lass mich in Ruhe!"
Das Grün, die Punkte und vor allem das blinzelnde Auge, Kazel ertrug es nicht. Er bewegte sich weiter, wollte davon weg kommen.

Ob es Absicht oder das Ergebnis von Vernachlässigung angesichts von Kazels kleinem Anfall gewesen war, wusste er nicht. Er dachte auch nicht darüber nach. Sein Geist war von diesem Rüsselwesen erfüllt, das ihn spottend belächelte. Das kicherte und blinzelte.
"Geh weg!", fauchte Kazel wie ein Raubtier und drehte sich. Dann Schmerz und kalter Stein. Kazel, den man nicht wieder festgebunden hatte, war von der Pritsche auf den Boden gefallen. Er rollte sich auf die Seite. Sein Rücken schmerzte und überall sah er die grüne Haut und die roten Punkte. Er schlug danach, konnte sie nicht bannen. Er wusste, dass er schnell etwas unternehmen musste, sonst würde aus dem einen Wesen wieder Hunderte. Hunderte kleiner grüner Monster, die mit Peitschen schlugen, bis sich alles rot färbte.

Kazel raffte sich auf. Zuerst auf die Knie, dann kam er auf die Füße. Kurz schrie er auf, denn auch diese schmerzten im ersten Augenblick. Doch er durfte sich jetzt nicht aufgeben, sonst würden die Rüsselwesen ihn vernichten. Noch einmal ihre Rufe, aber dieses Mal kein Licht. Was hatte Robertus gesagt? Landria konnte nicht kommen ... sie konnte ihm nicht helfen. So musste er andere bitten. Kazel schlurfte mit aller Kraft zur Wand, lehnte sich dagegen und griff hoch. Er packte die kleine Schnur, riss daran, läutete, bis die Schnur selbst zerriss. Dann sank er erschöpft und mit der Stirn gegen den kühlen Stein lehnend zu Boden.
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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Erzähler » Montag 24. Dezember 2007, 00:15

Wie schrecklich es doch sein konnte, wenn zwei Wörter nur… ungehört blieben. <i> Bitte ... bleibt", </i> Robertus hatte es nicht gehört, zu sehr konzentrierte er sich darauf, die Spritze zu verabreichen. So sehr war er es sich gewöhnt in diesem Moment angeschrieen zu werden, dass er diesen einfachen Wunsch – der so viel an Sicherheit bedeutet hätte – nicht vernahm. <i> Bitte ... bleibt"</i> Leise verhallte es im Raum – ebenso leise Verstummte es… und löste sich schliesslich in Nichts auf, als hätte sie niemals existiert… diese Bitte – und doch würde es für Kazel so viel bedeuten. Er bat um Hilfe. <i>Er <b>bat</b> um Hilfe</i> und sie wurde nicht erhört. Schlimmer noch, der Pfleger schickte ihn gerade zu erneut in eine Hölle hinein, aus der es diesmal vermutlich kein entfliehen – kein rettendes Licht als Anker gab – denn Dr. Sinal. Landria… oder wer immer sie nun auch war – sie war nicht da. Robertus verliess den Raum. „Schlaft jetzt… ruht euch aus.“ Riet er ihm leise, ehe er die Tür schloss. Er würde später nach ihm sehen. Er musste sich noch um die anderen Patienten – da war Mirellinda – die älteste unter ihnen, sie hatte immer Angst in der Nacht und war unruhig. Er würde ihr wohl etwas Gesellschaft leisten, ihr Tee geben und ihr die Geschichte vom weissen Einhorn erzählen – diese mochte sie so sehr, ihre blauen Augen die sonst so traurig wirkten, strahlten dann immer. Ja… heute hatte er bisher sehr wenig Zeit gehabt für sie. Doch er schätzte, es hatte sich gelohnt sich so intensiv um Kazel zu kümmern.

Zumal – dies konnte Robertus ja nicht ahnen – war Kazel ohnehin in Gesellschaft – von einem riesigen grünen Elefanten. Der kicherte und ihn anstarrte.

<i> "Ich willl dich ... nicht sehen. Geh weg, nimm die Peitsche mit ... nimm sie mit, lass mich .... lass mich in Ruhe!"</i>

„Er will nicht sehen… sehen will ers nicht…! Aber es ist geschehen! Es ist geschehen! Wir werden dir die Wahrheit zeigen! Tanz mit in unserem Reigen! Haheheheiiiihihihi. Ruhe… wirst du keine haben, wir werden uns an deiner krüppeligen Seele laben! Hihihihihi.“ Meinte der Elefant. „Sieh her… sie her! Zweifel hast du danach… nimmermehr… Zweifel an der Richtigkeit der Lüge… erteil dieser Hure eine Rüge! Schelte sie nimm die Peitsche und treib ihr das Leben aus dem Leib! Peitsch Peitsch Peitsch, bis das Blut sich an den Wänden verteilt! Peitsch Peitsch Peitsch bis sie ihren letzten Atemzug macht! Peitsch Peitsch Peitsch… wenn sie sich nicht mehr rührt… ist es vollbracht! Doch nun sieh her… und erkenne die Wahrheit… sieh her… ja… dies wird nicht leicht… sondern Zentner schwer!“

Das Auge des Elefanten hellte sich auf. Plötzlich wurde der Raum ganz weiss, ehe er sich verdunkelte. Die Wände schwanden, auch die roten und grünen Flächen. Die Liege unter ihm verwandelten sich in ein Bett. Er lag in einem Raum. Er kannte den Raum. Es war Still. Leise hörte er seinen Atem… nur seinen? Nein auch ein weiter. Eine zarte Hand berührte seine Wange, er drehte sich um. Sah Shantih. Sie lächelte ihn an. „Ich liebe dich.“ Hauchte sie. Streichelte ihn. Kazel fühlte sich wohl – fühlte sich glücklich. Doch da schlang sich eine Fremde hand um Shantihs Körper, fasste ihr unter das Kleid. Sie stöhnte wollüstig auf. Die Hand war kräftiger als seine und nicht so zögerlich wie er. Shantih grinste Kazel an. Ihre Hand kratzte über seine Brust, drückte sich gegen seine Haut – tiefer – schmerzhaft tief. Packte nach seinem Herzen – er konnte es spüren. Riss daran. Riss es ihm aus dem Körper. Hielt es in den Händen – es schlug noch. „Glaubst du deine kümmerliche Liebe reicht mir?!“ Sie kicherte unschuldig. „Du kleiner naivling…. Du bist doch nur ein Mischling! Ich kann besseres haben… ich kann alles haben!“ Sie drehte sich von ihm ab. Da lag der Kommandant der Pelgarischen Wache. Nackt. Grinsend. Shantih setzte sich auf ihn. Begann sich wild zu bewegen, sie genossen es beide. „Was hast du da?“ Wollte der Kommandant wissen. Shantih grinste – ihre Haut verfärbte sich kurz grün – kriegte rote Punkte. Sie starrte auf das Herz. Zuckte mit den Schultern. „Nichts… von Bedeutung für mich.“ Meinte sie… und warf es an die Wand. Es klatschte dagegen, glitt herunter – eine rote Spur nachziehend. Während seine Liebe sich mit dem Fremden vergnügte. Er lag da, mit offener Brust und ohne Herz. Da sah er wie immer mehr – Gesichtslose nackte Männer auftauchten… auch mit Löchern in der Brust und dennoch gierten sie nach seiner Shantih. Kamen immer näher. „Shantih… Shantih warum hast du uns dies angetan?!“ Jammerten sie während sie dennoch gierig nach dem Laken langten und aufs Bett zu krochen. „Sie blickten Kazel an. Er hatte plötzlich eine Peitsche – mit Nieten beschlagen. „Erlöse uns von ihr!“ Drängten die Männer.

Ein geflügelter grüner Elefant schwirrte um Kazel herum. Auch mit einer Peitsche in der Hand. „Peitsch Peitsch Peitsch! Peitsche sie Peitsch! Na los Peitsch peitsch peitsch! Peitsche sie Peitsch! Bis sie sich nicht mehr rührt! Gib ihr die Strafe die ihr gebührt! Dieser Hure, dieser Heuchlerin!“ Forderte das Tier.

"Jaa.... hilf uns... uns alle hat sie schon betrogen.... aber nur du kannst sie töten! Nur du lässt dich von ihr nicht täuschen!" Grollten die Männer im Akkord.

Shantih und der Kommandant lachten nur und rieben ihre heissen Leiber weiter aneinander. Ein grässliches Bild. Ihre beiden Gesichter waren zu lustvollen und hässlichen Fratzen verzogen. Ihre Augen glühten rot und sie trieben ihr Spiel immer weiter an.


Im Rapportzimmer war das läuten bereits vernommen worden. Sofort eilte einer der Wärter die Gänge entlang auf das Zimmer zu. Er begegnete gerade Dr. Legler, die soeben vom Eingang des Hospitals zurückgekommen war – da sie Vana gerade verlegen lassen hatte, eigentlich wollte sie sich nun endlich einmal ein paar Stunden zur Ruhe setzen. „Dr. Legler der Patient, Kazel Tenebrèe scheint sehr unruhig! Er hat panisch geklingelt!“ Dr. Legler seufzte. „Ich hoffe es ist wichtig!“ meinte sie müde und folgte dem Wärter.

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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 24. Dezember 2007, 01:11

Wie hatte er das nur tun können, wie nur? Erneut war sein Vertrauen missbraucht worden. Das hatte der Mischling nun davon, dass er sich einmal nicht ganz verschloss. Robertus wollte nie ein Zuhörer für ihn sein. Er hatte kaltblütig abgewartet, bis er Kazel hatte erneut ruhig stellen können. Die Erkenntnis hätte ihn sicher noch härter getroffen als gedacht, doch im Augenblick war er abgelenkt. Dieses gottverdammte Rüsselwesen ... warum schien es der einzige zu sein, der sich mit ihm abgab?!

Dieses Vieh konnte er ganz gewiss nicht gebrauchen, doch es ließ ihn nicht los. Im Gegenteil. Nein, das kleine grüne Monster mit den Punkten war sehr um Kazel besorgt. Immerhin verschloss er sich vor der Wahrheit.
"Lass mich!", keuchte der Elf erneut, wusste zugleich, dass es keinen Sinn hatte. Das Monster würde nicht verschwinden. Es starrte ihn nur an, kicherte spottend. Dann zählte es erneut alberne Reime auf, die Kazel doch so quälten. Aber hätte er geahnt, welche Bilder ihm dieses kleine Biest zeigen würde, er hätte sich mit ihm und seinen Reimen zufrieden gegeben. Nun aber trat eine Wandlung in seinem Denken ein ... eine Wandlung mit Folgen.

<i>"Sieh her ... sieh her! Zweifel hast du danach ... nimmermehr ..."</i> "Nimmermehr", wiederholte Kazel ... und sah. Er sah die Decke, lag er doch auf einem Bett. Aber das weiche Laken wollte er nicht richtig spüren. Dann ... jemand atmete, aber nicht er selbst. Er kannte seinen Atemrhythmus und er kannte den der Frau, die er noch nicht sah. Oh ja, er kannte diesen lieblichen Rhythmus, in dem auch sein Herz schlug. Es schlug nur für sie. "Shantih", hauchte Kazel ihren Namen, als sie seine Wange berührte und er sie erblickte. So wunderschön war sie. Ihre zarte Haut, der seinen nicht unähnlich. Ihre rehbraunen Augen, scheu und doch auf so geheimnisvolle Weise immer Ruhe ausstrahlend. Wie ein Wald, in dem Tiere lebten, die man nicht erschrecken wollte. Jedes kleinste Geräusch könnte Unruhe hervor bringen, daher wagte man nicht zu atmen, wenn man in diese wundervollen Augen schaute. Ein Stück darunter die feine Nase. Kazel liebte diese Nase und die sinnlichen Lippen, die er immer wieder hatte schmecken dürfen. So süß ... er wollte ihr nahe sein, sie küssen. Seine Shantih.

<i>"'Ich liebe dich"</i>, hauchte sie ihm zu und streckte erneut ihre Hand aus, streichelte ihn. Kazels Herz schlug schneller, eine Wärme breitete sich in ihm aus. In ihrer Nähe hatte er sich stets verstanden und geborgen gefühlt – zugehörig. Shantih gab ihm einen Platz in dieser Welt, an dem er das Gefühl hatte, hinzugehören. Ein sicherer Hort, nur für ihn und sie.

Nun streckte auch er seine Hand aus, wollte ihre ergreifen und ihren Liebesschwur erwidern, so sanft, so ehrlich. Aber jäh wurde sein Traum in tiefe Finsternis gerissen. Mit Augen, in denen ein ungläubiger Sturm tobte, starrte Kazel auf die fremde Hand, die Shantihs umschloss. "W...was?" Mehr brachte er nicht hervor, da sah er schon, wie die Hand tiefer wanderte, unter Shantihs Kleid. Wut loderte in ihm hoch wie ein Feuer – erlosch kaum einen Wimpernschlag später, als seine Geliebte wollüstig aufstöhnte und ihn angrinste. Kazel stand perplex da, starrte Shantih an. "A-aber..."

Ihre Hand kratzte über seine Brust, schob sich unter die Haut, an Muskeln und Knochen vorbei. Er spürte es kaum. Er fühlte nur noch eines: ihre zarten Finger, die sich um sein Herz legten und es mit voller Wucht aus seiner Brust rissen. Bumm Bumm ... Bumm Bumm ... es schlug weiter, noch immer für sie. Er starb nicht.

<i>"Glaubst du, deine kümmerliche Liebe reicht mir?!"</i>
Er spürte einen Stich. Sein Herz schlug unregelmäßig. "Warum ... sagst du so etwas?"

<i>"Du kleiner Naivling ... Du bist doch nur ein Mischling!"</i>
Ein weiterer Stich, hinzu krampfhafter Schmerz. Sein Herz setzte kurz aus. "Shantih ... das sind doch nicht deine Worte ... bitte ..."

<i>"Ich kann Besseres haben ... ich kann alles haben!"</i>
Was war schlimmer als Schmerz? Leere, pure Leere.
Kazels Herz verkümmerte, schlug zwar weiter, doch war es nur noch ein kleines schwarzes Ding. Ein getretenes Elend, mehr tot denn lebendig. Etwas, wofür man sich schämte – wie für die eigene Unzugehörigkeit.

Seine Brust war leer, sein Innerstes schlug nicht mehr, es röchelte kläglich in Shantihs Händen. Diese aber trat seine Liebe mit Füßen. Sie wandte sich ab. Noch war es nicht vorbei.
Die meerblauen Augen tireben in Tränen, als sich seine große Liebe einem Mann zuwandte. Nackt und bereitwillig lag er da, wartete nur auf sie. Und Shantih ließ sich ebenso bereitwillig auf ihm nieder. Das war keine Liebe, sondern reine Wollust. Dennoch genossen es beide.
Noch während sie sich ihren gierigen Trieben hingaben, betrachtete Shantih das kleine, bedauernswerte Etwas in ihrer Hand. Sehnsüchtig, flehend schlug es noch einmal für sie. Es rief nach ihr, rief <i>Ich liebe dich!</i>, aber sie zuckte nur mit den Schultern. <i>"Nichts ... von Bedeutung für mich."</i>

Kazel sah, wie das Herz flog, wie es gegen die nächste Wand klatschte und langsam nach unten rutschte. Mit den Augen verfolgte er die blutrote Bahn, die sich an der Wand entlang zog. Sein Blick verharrte auf dem zu einem winzigen Knöllchen geschrumpeltem, schwarzen Herzen. Es schlug nicht mehr, nicht für Shantih. Es war tot, finster und schwarz. Reglos.
Ganz im Gegensatz zu Kazels Augen. Ein Wind erhob zum Sturme sich, als sich darin die Tintenwolken türmten und er glaubte, in seinen Ohren das Grollen zu hören. Blitze zuckten in seinen Augen, wenngleich auch ebenso tintenblau wie der Rest.

Er wandte sich um. Kazel schnaubte. Diese finsteren Mischlingsaugen, in den Orkane wuchsen und Aufschluss gaben über den Hass, der sich in seiner herzlosen Brust schürte, hefteten sich auf Shantih und den Kommandanten, der sie gierig hielt und seine verschwitzten Pranken über ihren Körper fahren ließ. Er hechelte wie ein feistes Schwein, grunzte ... und Shantih genoss es. Sie stöhnte so inbrünstig, so wohl, dass Kazel glaubte, sich übergeben zu müssen.

Er entdeckte andere Gestalten. Auch in ihren Brüsten klaffte ein Loch. Auch ihnen waren die Herzen ausgerissen. Sie klagten, krochen auf das Bett zu. Kazel empfand Mitleid mit diesen armseligen Männern. Auch ihr Vertrauen war aufs übelste missbraucht worden.
Er ballte die Hände zu Fäusten und spürte plötzlich die Peitsche, starrte darauf herab. Sie war mit Nieten beschlagen.

<i>"Erlöse uns von ihr!"</i>, riefen die Männer. Das Rüsselwesen tauchte auf. <i>"Peitsch peitsch peitsch! ..."</i>
Kazel schaute noch immer auf die Waffe. Dann hob er den Kopf. Sein herzloser, kalter Blick richtete sich auf Shantih. "Peitsch, peitsch, peitsch", wiederholte er und lächelte – grinste. Schließlich schritt er auf Shantih und ihren Liebhaber zu. Die Peitsche entrollte sich, knallte, riss Haut auf. "Billige Hure! Miststück! Stirb!" Immer wieder schlug er zu, heftig, hart, dass es knallte. Ja, jetzt wusste er wie seine Mutter sich an den Schreien aus seiner eigenen Kehle ergötzt haben musste. Jetzt wusste er, wie gut es tat, Haut von den Knochen zu schälen! Er peitschte, immer wieder und lachte lauthals auf, als er Shantih schreien hören konnte. "Jaaaa, schrei nur! Tut es weh? Aber nicht halb so sehr wie du andere verletzt hast – wie du mich verletzt hast! STIRB, ELENDE!"

Dann riss die Peitsche und Kazel sackte vor Shantihs Leiche zusammen. Er hielt sich den Schädel, öffnete die Augen. Wo befand er sich? In der Hand hielt er den Rest der kleinen Schnur, mit der Robertus einen Kollegen angeklingelt hatte. Kazel schaute auf. "Nur ein Traum ..." Seine Augen blieben tintenblau, obwohl es kein Anzeichen auf einen Sturm darin gab. Er erhob sich. "Man soll sich doch Träume erfüllen ... dann lass ich ihn mal wahr werden."

Er erhob sich und kehrte zur Pritsche zurück, richtete seine Kleidung und wischte sich den Schweiß von der Sitrn. Dann setzte er sich brav hin. Es würde schon jemand kommen. Er hatte geläutet. Und er würde brav sein, Fragen beantworten und still halten. Er würde geduldig sein, warten. Bis man ihn frei ließ. Bis er die Frau suchen konnte, auf die sich all sein innerer Hass konzentrierte. Kazel wartete mit ruhigem Blick aus tintenblauen Augen. Oh ja, es herrschte eine gewaltige Ruhe in seinem Geist und seinem Körper. Die Ruhe vor dem Sturm.

Er wartete.

Sitzend. Ruhig. Grinsend.


<i>Kazels Gesinnung ändert sich von neutral zu "neutral mit einem Hang zum Bösen"</i>
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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. Dezember 2007, 01:01

Es war wie ein Blitz der seinen Blick durchzuckte – und plötzlich waren die Wände wieder jene kühlen, der Anstalt und Shantihs Haupt verkümmerte zu einer zerrissenen Schnur. Keine Roten Punkte. Keine Elefanten. Keine Shantih mehr, kein Kommandant. Nur ihre Schreie verhallten noch in seinen Gehörgängen und er sah noch immer dieses entsetzte dumme Gesicht des Kommandanten vor sich. Doch langsam verhallten und verblassten auch diese Eindrücke. Das Gift des Medikamentes, schien an Wirkung verloren zu haben.

Es herrschte Stille. Nur Kazels angeregter Atem war zu hören der sich langsam beruhigte und sein pochendes, hassendes Herz. Es schlug kräftig, denn es wollte seinen Besitzer zum Ort des Mordes tragen und ihm die Kraft geben den warmen Körper seiner „Liebsten“ mit einer Klinge zu durchbohren. Erst nachdem er sie zu Tode gepeitscht hatte. Oh ja… er würde ihr dieses Herz, welches IHN verstossen hatte aus dem Leib schneiden und es dem Kommandanten persönlich ins Gesicht drücken damit er an diesem verruchten Ding ersticken möge!

Ruhe kehrte in ihm ein. Die Sicherheit – sie zu töten, besänftigte seinen unruhigen Geist. Keine Zweifel mehr – oh nein. Der Wahn – die unwiderlegbare Überzeugung des Betrugs war gefestigt. Kazel würde nicht mehr danach streben nach einer anderen Wahrheit zu suchen – denn er kannte sie. Nun galt es nur noch, die entsprechende Rache zu üben.

Doch noch etwas war geschehen, er verstand jetzt, wie sich seine Mutter gefühlt haben musste, er verstand diese Macht, diese Genugtuung. War er ihr so näher als nie zuvor! Doch auch etwas anderes war ihm na… und hatte völlig Besitz von ihm ergriffen.

Da ertönte das Geräusch des Zellenschlosses. Die Tür öffnete sich ruckartig. „AUF DIE PRITSCHE KAZEL!“ Brüllte Robertus unverkennbare und ihm bereits bekannte Stimme entschlossen doch der Mischling konnte den Wärter selbst nicht sehen, denn er verbarg sich hinter einem massiven Holzschild, mit welchem er in die Zelle stürmte. Vermutlich um allfällige Angriffe sofort abblocken zu können. Dicht an ihn gepresst hinter ihm erschien einer seiner Kollegen mit gezücktem Schlagstock. Sie schienen mit dem Schlimmsten gerechnet zu haben… und trafen auf einen ruhig dasitzenden Kazel Tenebrée, der vor sich hergrinste. Während der unbekannte Wärter seinen Schlagstock langsam senkte, hielt Robertus die Verteidigung aufrecht.

Er spürte, dass mit seinem Patienten etwas nicht stimmte, er konnte nicht genau sagen was, doch etwas war anders geworden, seid seinem letzten Besuch…. Und der war nicht lange her. Natürlich war er anders – schliesslich hatte er auch ein Beruhigungsmittel verabreicht bekommen. Doch war es wirklich „nur“ dies?

Hinter den beiden Wärtern tauchte nun auch noch eine ziemlich niedergeschlagen und müde aussehende Dr. Legler in die Zelle. Sie hatte diese geheimnisvolle Krankenakte unter ihrem Arm klemmen und musterte Kazel mit einem ziemlich seltsamen Ausdruck im Gesicht… sie schien… verärgert.

Kein Wunder. Man hatte sie notfallmässig hierher zitiert weil der Patient angeblich Inbegriff war die Zelle zu demolieren und nun sass er friedlich da und grinste sie an. Toller Notfall. Eigentlich hätte sie ja froh sein können darum, doch sie war müde genug um sich daran zu ärgern. Schliesslich hatte sie alles stehen und liegen gelassen um hierher zueilen und dies obwohl sie sich nun schon in ihrer weiss der Geier wievielten Überstunde befand.

„Offenbar hat das Medikament gewirkt“ Meinte Robertus leise. Dr. Legler runzelte die Stirn. Schlug die Akte auf und las nach was er denn von Dr. Sinal als Beruhigungsmittel verordnet hatte. Es überraschte sie einwenig dass sie dort ein Beruhigungsmittel eingetragen fand welches eigentlich noch in der Testung war. Eine eigens im Hause entwickelte Arznei. Dr. Sinal hatte dafür von einem privaten Spender Fördergelder gekriegt und eine Arbeitsgruppe bestehend aus Alchemisten, Medicusen und anderen Fachkräften um sich geschart, ja gar ein Geistermagier und Schamane hiess es. Der Geldgeber schlich auch immer wieder mal in der Klinik herum. Doch Dr. Legler hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.

Sie selbst hatte das Mittel noch nie jemanden Verabreicht und kennte den Wirkungsmechanismus nicht wirklich, aber es schien zumindest seinen Dienst zu tun. Der Patient war ruhig.

Nun entspannte sich endlich auch Robertus und liess den Schild sinken. Er klackte auf dem Boden auf. Er war schwer. Der Wärter stützte sich darauf ab.

Nun da Dr. Legler ja schon mal da war konnte sie ja auch gleich ihrer Aufsichtspflicht nachgehen. Sie trat etwas näher. „Kazel Tenebée, kennt ihr mich noch? Wir haben uns bei eurer Aufnahme kurz gesehen… wie geht es euch? Wie ich sehe… habt ihr um Hilfe geläutet?“

Ihre Stimme klang zwar freundlich aber auch deutlich schwer und müde.

Für einen kurzen Moment, entdeckte Kazel bei dem unbekannten Wärter welcher direkt hinter Dr. Legler stand… ein seltsames Grinsen. Welches Kazel galt. Er formte etwas mit seinen Lippen… ohne einen Laut zu verlieren… <i>„Ich… habe es gehört“</i>… glaubte Kazel gelesen zu haben. Das Grinsen schwand und der Mann tat so als sei nichts gewesen. Guckte vor sich her und packte seinen Schlagstock weg. Robertus hingegen, sah Kazel besorgt an.

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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 26. Dezember 2007, 20:41

Kazel hockte auf der Pritsche – friedlich, still, grinsend. Er saß sogar sehr entspannt dort. Entspannung, etwas, das sein Körper sonst nicht zeigte. Aber hier ... konnte er sich doch sicher fühlen. In der Anstalt Burgstein. Man behütete ihn, sie kümmerten sich um ihn. Keine Kerkerzellen, keine Käfige, kein Todesurteil. Und wenn doch, dann waren die Pelgarer mehr als dumm, vorher soviel Zeit damit zu verschwenden, ihn aufzupäppeln.
Kazel hatte keine Angst. Er fühlte sich ... wohl.

Dann ein schabendes, knarriges Geräusch. Ein Schlüssel wurde in sein passendes Gegenstück geschoben und gedreht. Seine Zellentür öffnete sich.
<i>"AUF DIE PRITSCHE, KAZEL!"</i>
Der Mischling grinste. "Robertus!", rief er ihm mit einem freudigen Unterton in der Stimme zu. Kazel und Freude – gezeigte Freude? "Ich sitze bereits, kommt nur herein."

Etwas kam herein. Ein hoher Holzschild, der nicht nur massiv aussah, sondern Robertus komplett verbarg. Kazel nahm es hin, blieb sitzen. Er rührte sich nicht, schaute nur den Holzschild lächelnd an. Dann sah er den anderen Wärter mit dem Schlagstock.
"Ich bin keine Gefahr", erklärter er ruhig, blieb artig sitzen. Doch dann hob er schließlich seine Hand, zeigte zur Decke. "Die Schnur ist gerissen." Ruhig kehrte er in seine Ausgangsposition zurück. Oh, hätten seine Freunde ihn so gesehen, sie hätten es sicher mit der Angst zu tun bekommen. Kazel benahm sich ganz und gar nicht wie er selbst. Das war nicht er. Dieser Kazel war ... berechnender und aalglatt.

Schließlich tauchte hinter Robertus und seinem Kollegen eine weitere Gestalt auf. "Nur herein, hier ist nicht viel Platz, aber ich kann euch das Eindringen nicht verwehren." Das Grinsen war nicht aus seinen Zügen fort zu wischen.
Doch Staunen zeigte sich auf seinen Zügen, als er die eintretende Frau wiedererkannte. Er wusste ihren Namen nicht, nannte sie selbst jedoch ... "Blutkrähe ... oh, verzeiht."
Er musterte sie. War das vielleicht Dr. Legler? Robertus hatte doch versprochen, dass sie zu ihm kommen würde. Ein kleines Versprechen, das sich mal erfüllte ... Kazel grinste.

<i>"Offenbar hat das Medikament gewirkt."</i>
"Ein Medikament. Oh ja, die Spritze!" Der Mischling nickte. "Ja, es geht mir ... besser. Ich fühle mich wahrlich so, als könnte ich Bäume ausreißen." <b>Oder mutmaßliche Geliebte totpeitschen!</b>

KLACK! Robertus hatte den Schild abgesetzt. Kazels blick flog sofort zu ihm. Er lächelte ihn an, blieb ruhig. Dann trat die Frau auf ihn zu. Sie hatte endlich die Akte wieder beiseite gelegt, repsektive wieder unter den Arm geklemmt.

<i>"Kazel Tenebrée, kennt Ihr mich noch? Wir haben uns bei Eurer Aufnahme kurz gesehen ... wie geht es Euch? Wie ich sehe ... habt Ihr um Hilfe geläutet?"</i>
Er stand auf – vielleicht im ersten Moment etwas zu schnell, denn der Kollege von Robertus hob schon wieder den Schlagstock. Aber Kazel macht keine Anstalten zur Flucht. Er musterte die Frau vor sich. Tintenblaue Augen, in denen jedoch kein Sturm tobte, betrachteten sie. Er streckte ihr eine Hand entgegen – zum Gruße.

"Ich kenne Euren Namen nicht, aber ich nehme an, Ihr seid Dr. Legler. Ich erinnere mich an Euer Gesicht, ja und mir geht es überraschend gut. Ich fühle mich wunderbar." Sein Lächeln erstarb nicht, als er den Kopf drehte und zu der Stelle schaute, wo der Rest der Glockenschnur von der Decke hing.
"Hm. Es tut mir leid, ich hab sie zerstört. Ich wollte Robertus unbedingt noch einmal sprechen und für seine außerordentliche Hilfe danken. Es geht mir besser. Ich ... würde gern um etwas Ausgang bitten. Diese Zellenwände langweilen mich und ich weiß bereits, dass die Decke aus 42 großen Steinquadern und drei Rissen besteht. Darf ich noch einmal in diesen großen Gemeinschaftsraum? Ich bitte Euch ... Dr. Legler ..." Er lächelte sie an, die Hand noch immer ausgestreckt.

Er musterte sie weiterhin. "Ihr seht müde aus", bemerkte er nur. Da sie ihn wohl nicht grüßen wollte, setzte sich Kazel wieder. Der Mischling hockte brav auf der Pritsche.
Er schaute sich um, sah den anderen Wärter, der die Worte <i>Ich ... habe es gehört</i> mit den Lippen formte. Kazel nickte ihm zu. Sein Blick schweifte weiter. "Danke, Robertus ... dass Ihr die Fesseln gelöst habt. Ich kann Euch nichts als Gegenleistung geben. Stattdessen stelle ich Bitten. Verzeiht."
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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. Dezember 2007, 11:44

Dr. Legler runzelte die Stirn. <i>"Blutkrähe ... oh, verzeiht.“</i> Patienten hatten ihr ja schon viele Übernamen gegeben, aber Blutkrähe war ihr nun ganz neu und beiweiten nicht so abwertend wie anderes. Sie musste heute wirklich schrecklich aussehen, dachte sie dennoch müde und leicht betrübt. Die Arbeit hier mit den Verrückten schien nicht wirklich gesund für sie zu sein. Zumindest nicht in dieser Woche. So viele Überstunden hatte sie noch nie gemacht, aber… man wollte ja für die Menschen da sein, wenn sie die Gesellschaft schon wegsperrte, wer sonst würde sich um sie kümmern? Höchstens die Blutkrähen welche um die Hinrichtsungstätten der Stadt kreisten und sich an dem Fleisch der Verurteilten labten. Das wäre doch die triste Zukunft all dieser Menschen hier drin gewesen, wenn es so was wie Burgstein nicht geben würde. <b>Nun denn…</b> Raffte sie sich schliesslich auf und wollte hören was der Patient zu sagen hatte.

<i> "Ja, es geht mir ... besser. Ich fühle mich wahrlich so, als könnte ich Bäume ausreißen."</i> Dr. Legler lächelte. Wenigstens etwas was heute annähernd zu wirken scheint. „Nun ich schätze es wäre uns lieber wenn ihr die Parkbäume bei unserem Aussenteil nun ja… ihres Lebens belasst aber es freut mich zu hören, dass ihr euch gestärkt fühlt. Ich schätze die Therapie macht fortschritte.“ Meinte sie freundlich. <b>Nur müssen diese Fortschritte ausgerechnet mitten in der Nacht geschehen?</b> Nein… eigentlich war sie doch froh darum, wenigstens ein winziges Erfolgserlebnis an diesem eher tristen Tag.
<i> "Ich kenne Euren Namen nicht, aber ich nehme an, Ihr seid Dr. Legler. Ich erinnere mich an Euer Gesicht, ja und mir geht es überraschend gut. Ich fühle mich wunderbar."</i>

Er verhielt sich beinahe übertrieben angepasst, aber gut, dies nahm sie nun mal als Teil seines wahren Charakters hin. Sie nickte zufrieden. Das Medikament schien ein weiterer Kunstgriff ihrer Mentorin gewesen zu sein, wie hatte sie nur an ihren Fähigkeiten zweifeln können? Sei seufzte. Musste wohl an der Müdigkeit liegen. Obwohl die Sache mit der anderen Patientin… schon seltsam gewesen war.

<i> "Hm. Es tut mir leid, ich hab sie zerstört. Ich wollte Robertus unbedingt noch einmal sprechen und für seine außerordentliche Hilfe danken.</i> Robertus legte verwirrt den Kopf schief. Kazel benahm sich so… anders. Ihm behagte dies gar nicht. Verdammt er war nicht schon seid Jahren Nachtwächter hier um kein Gespür für seltsames entwickelt zu haben… es war immer etwas ganz anderes, wenn sich schon seltsame… seltsam benahmen. Es ist als wollte man einen Irren fragen, ob er denn irgend etwas komisches erlebt hatte. Doch es gab die „normale“ Verrücktheit des Irren… und die aussergewöhnliche Verrücktheit. Ein Verhaltensmuster, welches nicht zum Patienten passte – da wusste man stets, dass etwas faul war. Er würde Dr. Legler wohl darauf hinweisen. Sobald sie wieder unter vier Augen miteinander sprechen konnte. Ja… Augen… jene von Kazel schienen auf einmal wieder so ruhig. Unheimlich. Ihm schauderte.

<i>Es geht mir besser. Ich ... würde gern um etwas Ausgang bitten.</i> Dr. Legler hob eine Augenbraue. Wusste dieser Mann eigentlich welche Uhrzeit gerade war? Wusste sie selbst es überhaupt noch? Sie hatte nicht auf die Fenster des Aufenthaltsraumes geachtet, für sie war noch immer tiefste Nacht… doch in der Dunklen Zeit konnte es gut sein, dass der Morgen bereits unbemerkt angebrochen war.

<i>Diese Zellenwände langweilen mich und ich weiß bereits, dass die Decke aus 42 großen Steinquadern und drei Rissen besteht.</i> Dr. Legler und Robertus sahen beinahe gleichzeitig an die Decke hoch. Robertus entdeckte die drei Risse sofort, denn er kannte die Zelle. Dr. Legler musste sich mit zwei aufgedeckten zufrieden geben.

<i>Darf ich noch einmal in diesen großen Gemeinschaftsraum? Ich bitte Euch ... Dr. Legler ..."</i>

Die junge Ärztin legte ihren Kopf schief. „Laut den Eintragungen von gestern Nachmittag ist euch der letzte Aufenthalt im Gemeinschaftsraum nicht sonderlich gut bekommen.“ Meinte sie offen. Sie seufzte. „Ihr werdet mir keinen Patienten anfallen ja?“ Meinte sie schliesslich. „Es liegt nicht in meinem Sinne die Patienten ewig in diesem Raum hier wegzusperren.“ Meinte sie schliesslich und nickte. „Gut… ihr könnt euch in den Aufenthaltsraum begeben.“

Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht – die gleiche langweilige die sie schon die ganze Nacht hindurch störte. Am liebsten hätte sie dieses Ding abgeschnitten, weil sie immer ungünstig ins Gesicht fiel.

<i> "Ihr seht müde aus"</i> Sie lächelte matt. „Ja… allerdings.“ Meinte sie schliesslich, sagte nichts weiteres dazu.

Der Wärter hinter Dr. Legler runzelte irritiert die Stirn als Kazel ihm zunickte. Was war dass den jetzt? Der Nachtwächter wurde leicht blass… hat dieser Patient ihn gerade… angemacht? Er wich seinem Blick aus. Konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe: Rumstehen – Tür bewachen – Schlagstock bereithalten.

<i> "Danke, Robertus ... dass Ihr die Fesseln gelöst habt. Ich kann Euch nichts als Gegenleistung geben. Stattdessen stelle ich Bitten. Verzeiht."</i> Der Pfleger schaute Kazel schweigend an. Lange. So lange dass Dr. Legler ihm einen prüfenden Blick zuwarf. „Hauptsache es geht euch besser Kazel, dies ist Gegenleistung genug.“ Meinte er schliesslich. Dr. Legler nickte. Wenigstens ein Pfleger der noch dem diente wofür er die Ausbildung gemacht hatte und nicht wie sein Kollege versuchte an wehrlosen seine Triebe zu befriedigen… sie seufzte, ja darum musste sie sich wohl auch noch kümmern. „Nun denn… Robertus begleitet ihn in den Gemeinschaftsraum.“ Nun reichte sie Kazel doch die Hand. „Ich wünsche euch weiterhin eine gute Genesung Kazel.“ Damit verabschiedete sie sich und lief zu ihrem Büro zurück. Es gab viel Schreibarbeit.

Robertus nickte. „Jawohl.“ Der andere Wärter verdrückte sich. Nahm den Schild mit. War wohl froh aus der Reichweite von Kazel zu gelangen. Robertus führte seinen Patienten durch den Gang hindurch in den Gemeinschaftsraum. Bis auf eine Person war er leer und doch zog diese eine Gestalt die ganze Aufmerksamkeit und Atmosphäre auf sich.

Eine schwarze Gewandung trug sie. Dünne nackte Füsse erdeten den gebrechlichen Körper auf dem Boden. Knochige Hände ruhten ruhig an ihrem Körperstamm. Sie blickte. Sie guckte. Blickte Robertus an. Diese blauen Augen. So verloren irgendwie, so hilflos, so unschuldig. Sie guckten nur. Mehr tat die Frau nicht. Stand da… und guckte.

Robertus seufzte schwer. Mutter Rurviera, er hatte sie ganz vergessen! Das tat ihm unendlich leid. Langsam schritt er auf sie zu. „So früh schon wach Mutter Rurviera?“ Sprach er ruhig auf sie ein. „Es tut mir leid… ich… es tut mir leid dass ich nicht gekommen bin.“ Hauchte er leise. Mutter Rurviera antwortete nicht. Schaute Robertus nur an. Dieser nahm vorsichtig ihre Hand und führte sie zu ihrer Liege auf welcher sie immer lag. Als ihre Hände das Holz der Liege berührten neigte sich ihren Körper und legte sich hin. Robertus zog einen Hocker heran und setzte sich neben sieh. Hielt ihre Hände. „Spürt ihr die Mutter Ruviera? Eure Hand? Spürt ihr die Wärme die davon ausgeht? Das Leben?“ Ihre Lippen bewegten sich nicht und doch hörte Kazel sie etwas sagen… ihre Stimme klang so unglaublich jung… ähnlich jener von… Shantih… „Ich… habe es gehört…“ Hauchte sie. Robertus schien es zu ignorieren – oder gar nicht wahrzunehmen. Er machte einfach weiter. Strich ihr über den sehnigen Handrücken. „Ihr werdet gehalten Mutter Rurviera, ihr seid nicht allein.“

Die Alte… reagierte nicht… guckte nur.

[weiter im Gemeinschaftsraum]

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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Erzähler » Samstag 28. Juni 2008, 15:48

[Kazel kommt vom Gemeinschaftsraum]

Der eine Pfleger setzte sich auf einen Hocker welcher er sich herangezogen hatte und musterte Kazel aufmerksam. Noch nie hatte er einen solchen Tobsuchtanfall erlebt und gerade bei diesem Mischling hier konnte er sich nicht vorstellen warum es überhaupt soweit gekommen war. Er hatte sich bis anhin ja überwiegend ruhig verhalten. Doch wer wusste schon was alles in den Körpern und Gehirnen dieser Verrückten alles fehlgeschaltet war? Er seufzte. Die letzten Tage waren wahrlich die Hölle gewesen, die ganze Station schien in Aufruhr zu sein. Gerade eben mussten seine Kollegen den Duschsaal räumen weil sich dort eine förmliche Ansammlung von Verrückten gebildet hatte. Ausgerechnet in den Duschräumen! Sonst wollten die ja so gut wie nie dort hin! Ohnehin war vieles anders als noch vor wenigen Tagen, die Verrückten verhielten sich seltsamer als sonst. Sofern dies überhaupt noch möglich war. Selbst Mutter Rurviera schien von diesen Einflüssen nicht verschont geblieben zu sein… sie… zeigte Reaktionen – was ja eigentlich erfreulich war.

Vorsichtig berührte der Pfleger Kazel und fühlte dessen Puls der von der Aufregung und der Anstrengung der Krämpfe noch immer raste. Hoffentlich machte dessen Herz nicht schlapp, dachte der Pfleger besorgt.

<i> "Meine Schuld",</i> Der Pfleger runzelte die Stirn. „Shhhh“ Er lehnte sich vor und legte dem Mann seine Hand auf die Stirn. „Ganz ruhig… gleich kommt der Arzt um nach euch zu sehen.“ Ob dies wirklich ein Grund war sich zu beruhigen war nicht wirklich sicher, schliesslich war der Herr Doktor niemand geringerer als Memeratio – und als hätte er des Pflegers Ankündigung gerade vernommen rumorte es gerade kurz nachdem der Pfleger seinen Satz beendet hatte an der Tür. Ein massiver Riegel wurde weg geschoben. Der Pfleger blickte auf und nickte. „Ah Herr Doktor! Gut dass ihr kommt, der Patient hat sich wieder beruhigt… aber ihr solltet ihn euch denno..-„ Der Arzt winkte ab und kam auf Kazel zu. Er war nicht allein sondern hatte zwei bewaffnete Wächter mitgebracht, offenbar war es dem Arzt nicht mehr wohl in Kazels nähe. Rudeltiere… sich dem Alphatier zu nähern war schliesslich gefährlich – dachte sich der verschrobene Mann.

„Nun was haben wir den DAAA?“ Machte der Arzt und beugte sich tief über Kazel. Blickte ihm aufmerksam in die Augen. Das Haar seiner Warze wippte noch mehrere male hin und her biss es langsam zur Ruhe kam. Dr. Memeratio fasste an Kazels Augenlid und zog es hoch. „Licht.“ Brummte er und kriegte eine Kerze gereicht womit er Kazel kurz blendete. „Mhm.. etwas verzögerte Pupillenreaktion, er hat also seine Medikamente gekriegt?“ Der Pfleger nickte nur. „Sososo.“ Machte der Doktor nachdenklich. Nahm einen Reflexhammer zur Hand und prüfte diese an Ellenbogen und Füssen. Dabei zog er Kazel den Stiefel und einen Socken aus und strich mit der Rückseite des Reflexhammers, welche nicht dicker war als eine Feder über dessen Fusssohle. Er schien mit dem Ergebnis zufrieden – was auch immer er da zu sehen und prüfen erhofft hatte – es war in Ordnung. „Hatte er schon mal solche Krämpfe?“ „Soviel ich weiss nein Herr Doktor.“ Meinte der Pfleger ruhig. Er kannte Kazel ja kaum. Hier liefen so viele Ärzte und Pfleger herum dass die Wahrscheinlichkeit gross war, dass man in jeder Schicht einen neuen kriegte. Dies war auch mit Absicht so gedacht, damit sich die Arbeiter nicht zu sehr auf die Verrückten einliessen. Ständiges wechseln der Patienten sollten für einen Gesunden abstand zu ihnen sorgen.

Dr. Memeratio sprach so über Kazel als wäre dieser gar nicht wirklich anwesend. Er runzelte die Stirn und strich sich über sein Kinn. „Mmhmm gefällt mir nicht.“ Meinte er knapp. Er wollte nicht zeigen dass er keine Ahnung hatte was mit dem Patienten los war… so suchte er nach einer fadenscheinigen Ausrede. „Ähm… anbetrachts des grossen Pflege und Überwachungsaufwandes welche die übrigen Patienten schon erfordern und der Tatsache dass Dr. Sinal noch immer Krankgeschrieben ist…“ Begann er nachdenklich. „Halte ich es für am Sinnvollsten wenn wir diesen Irren hier zur Überwachung in die Reichsklinik verlegen… so kommen wir der Arbeit von Dr. Legler sicherlich entgegen, wir möchten sie ja nicht überfordern nicht wahr?“ Meinte er schliesslich und war stolz auf seine Fähigkeit sein eigenes Unwissen zu vertuschen. So wirkte er eher gewissenhaft und um den Patienten besorgt. Der Pfleger schaute erst den Arzt und dann dessen Patient an und nickte schliesslich. Ich werde alles nötige vorbereiten. „Nein nein… schickt ihn als Notfall hin.“ Meinte Dr. Memeratio. Er wollte nicht dass Kazel hier starb. Das wäre unangenehm. Sollte er doch in der Reichsklinik verrecken wenn er an einer seltsamen Krankheit litt die Krämpfe auslöste.

„Wir sind hier ja schliesslich ein Irrenhaus und kein Hospital.“ Meinte der Arzt schliesslich um sich und seine Überlegungen nochmals bestätigt zu wissen.

„Bereitet alles für eine Ruhigstellung des Patienten vor, ich möchte nicht dass er Vandale macht auf dem Weg zur Klinik.“ „Jawohl Herr Doktor.“ Meinte der Pfleger und blickte Kazel aufmuntern zu. „Ist nicht schlimm.“ Seit langem war er der erste der Kazel wieder direkt ansprach.

„Wunderbar. Herr Tenebreeee“ Dr. Memeratio hatte eine erstaunliche Fähigkeit Namen zu verhunzen. „Ich wünsche euch eine gute Besserung, so dass sie sich bald wieder hier in die Therapie gesellen können.“ Meinte er und lächelte breit. Kurz darauf verliess der Doktor die Zelle. Der Pfleger folgte ihn – doch wieder stand eine neue Person in seiner Zelle. Der Wächter in Vollmontur, welcher Kazel misstrauisch musterte als würde er sich fragen ob diese Verrückten wohl beissen.

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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 29. Juni 2008, 19:36

Wie hatte das nur geschehen können? Wie nur? Landria lag wegen ihm in der Reichsklinik ... sie hatte Burgstein wegen ihm verlassen müssen und schwebte möglicherweise in Gefahr? Deshalb war sie doch noch nicht auf die Station zurückgekehrt!
Kazels Magen verkrampfte sich und er keuchte leise. Denn er erinnerte sich an die Szene, in der Landria in seine Zelle gekommen war und mit ihm gesprochen hatte. Damals hatte sie ihn vor Vana gewarnt ... und dann war sie plötzlich verschwunden. Kazel hatte an jenem Tag Blut gerochen, dieses süßliche Kupferaroma. Und Tränen waren auf sein Gesicht getropft, aber er hatte seinem Licht zuliebe die Augen geschlossen gehalten. <b>Waren es Tränen? Du hast Blut gerochen!</b>
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er krallte die Finger ins Holz der Pritsche, auf der er lag. Beinahe drohte ihm ein neuer Krampfanfall, doch da spürte er eine vage Berührung an seinem Handgelenk und kurz darauf ein beruhigendes "Shhh".

Eine Hand legte sich auf seine Stirn. <i>"Ganz ruhig ... gleich kommt der Arzt, um nach Euch zu sehen."</i> Dies beruhigte Kazel nicht wirklich, aber nicht weil es sich bei jenem Arzt um Dr. Memeratio – den Herren der Einläufe – handelte, sondern weil der Mischling etwas ganz Anderes fürchtete.
"Der Arzt ist aber nicht ...", er schluckte trocken, "Landria?" Er fürchtete, sie könnte gerade in jenem Moment wieder kerngesund und zurückgekehrt sein. Bei seinem bisherigen Glück wäre es nicht sehr verwunderlich. Und wenn Landria nun erneut zu ihm kam? Er würde sie nur verletzten!
Kazel sog scharf die Luft ein. Etwas drückte auf seinen Brustkorb und irgendwie schnürte es ihm die Kehle zu. Warum glaubte er auch einer Stimme, die einer Mörderin gehörte, welche er nicht einmal gesehen hatte?
<b>Weil du es geschafft hast, verrückt zu werden.</b> "Ich bin nicht verrückt", krächzte er und glaubte doch schon nicht mehr daran. Er musste wohl mehr als das sein, vollkommen wahnsinnig. Es gab doch so viele Anzeichen dafür, oberstes, weil er sich in einer Anstalt befand. Erinnerungen von fragwürdigen Reaktionen und Bilder von einem seltsamen gepunkteten Rüsseltier, welches ihn ausgepeitscht hatte, traten in den Vordergrund. Wieder keuchte Kazel, dieses Mal vor Entsetzen. "Ich <i>bin</i> verrückt." Sorgen und Ängste klammerten sich an ihn.

Dann tauchte Dr. Memeratio auf. Kazel hörte den Pfleger mit ihm sprechen und dann vernahm er die Stimme des Einlauf-Liebhabers. Sein Herz schlug weniger heftig. Es war nicht Landria. Kazel entspannte sich, aber er mied den Blick des Arztes. Er mied überhaupt jeden Blick, dachte nur an sein Licht, das in der Reichsklinik lag.

<i>"Licht."</i> Er starrte mit seinen von Medikamenten getrübten Augen ins Leere ... und dann in das Kerzenlicht. Aber dieses definierte er nicht so. Licht war für ihn die Elfe. Licht war Landria ... und Licht durfte ihn jetzt nicht erreichen. Er würde ihr wehtun. "Nicht ... lasst sie nicht zu mir!", krächzte er und bewegte sich müde in seinen Fesseln. "Nein, nicht ... kein Licht. Landria!" Er wimmerte, bekam so überhaupt nicht mit, worüber sich Memeratio mit dem Pfleger unterhielt. Er war erfüllt von Sorge. Wie konnte er ihr das antun? Sie hatte ihm helfen wollen, als einzige war sie für ihn da gewesen. Und er verletzte sie! Kazel presste die Augenlider zusammen, kaum dass Dr. Memeratio nicht mehr hinein schaute.
Seine Finger zitterten leicht.

Er ließ die Untersuchung über sich ergehen und winselte die ganze Zeit über Landrias Namen leise vor sich hin. Er fürchtete, sie wiederzusehen. Schließlich aber fand seine Konzentration wieder zu den Worten des Doktors, vor allem, weil dieser in einem seiner Sätze Landrias Namen erwähnte.
Kazel wurde hellhöriger, lauschte ... und erstarrte aufs Neue.
<i>" ... wenn wir diesen Irren hier zur Überwachung in die Reichsklinik verlegen ..."</i>

Kazel konnte kaum atmen. Die Reichsklinik! Wo Landria lag! Er rührte sich nicht, musste diese Schreckensbotschaft erst einmal genau verarbeiten. Inzwischen hatte sich der Doktor verabschiedet.
<i>"Ist nicht schlimm"</i>, sprach ein Pfleger zu ihm und meinte die Ruhigstellung. Aber in Kazels Geist schwirrten tausend Vögel umher und brachten alles durcheinander. "Doch, ist schlimm ... ihr dürft das nicht tun. Nicht ... Landria", brachte er in abgehackten Wortfetzen hervor und atmete beschwerlich. Angst schnürte ihm die Kehle zu wie einem Häftling der Strick am Galgen.

Sie verließen ihn. Kazel starrte zur Tür, dann zu dem in Vollmontur dort stehenden Wächter oder Pfleger oder was immer er war. Für den Mischling stellte er die letzte Rettung dar – sein Licht zu retten.
"Nicht in die Reichsklinik", flehte er ihn an. "Ich werde ihr wehtun. Sie wird ... was geschieht, wenn ich sie töte?!" Kazel wurde blass, sein Blick flog zurück zur Pritsche, verschwamm, weil Tränen seine Sicht behinderten. "Lasst es nicht zu ... ich bin doch schon schuld. Nicht die Reichsklinik." Wie schnell ein paar Worte doch Seelen zerstören konnten ...
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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 3. Juli 2008, 16:13

Der Wächter tat seine offensichtliche Unlust mit Kazel zu kommunizieren damit kund dass er einfach kurz auf die Lederfesseln zeigte. „Die werden dich schon daran hindern Mischling.“ Sagte und dann wieder in frostiges Schweigen verfiel und intensiv das Wandmuster studierte als wäre es eine Straftat ihn dabei zu stören.

Das verschieben der schweren Eisenplatten ergab ein eigentümliches Geräusch als der Wächter sein Gewicht vom einen Fuss auf den anderen verlagerte. Die Schicht schien anstrengend zu sein. Er festigte seinen Griff um die Hellebarde. Strich sich sichtbar mit der Zunge über die Zähne und starrte weiter vor sich her. Der Wächter mochte kaltherzig erscheinen. Gegenüber den Irren war er dies auch. Dies war nicht immer so gewesen. Doch im Verlauf der Jahre hatte er schmerzlich erfahren müssen dass es nur selbst Krank machte wenn man sich ständig auf das Leid anderer einliess. Er konnte ohnehin nichts daran ändern. Dafür waren die Ärzte da. So hatte er es irgendwann aufgegeben jenen wirren Gedanken und Wünschen zuzuhören und sich ausschliesslich auf seine Arbeit konzentriert.

Kazels einziger Hoffnungsträger der vielleicht hätte verhindern können dass er in die Reichsklinik verlegt würde – erwies sich als vollkommene Enttäuschung. Ein weiterer Rückschlag – dabei waren es doch in letzter Zeit so viele für ihn gewesen.

Doch er blieb nicht lange allein mit diesem kaltherzigen Kerl. Der Pfleger kehrte zurück. Mit einem kleinen hölzernen Tablett in der Hand. Darauf ruhte die aufgezogene Spritze. Ein Tupfer und ein kleines Fläschchen welches den leichten Duft von Alkohol verströmte – Babs hätte es wohl gefallen.

Der Pfleger musterte Kazel. „Shh… gleich wirst du dich entspannen.“ Meinte er ruhig und war sich der Wirkung des Medikamentes wahrlich sicher. Er kam näher. Beugte sich leicht über Kazels Arm. Klopfte mit der flachen Hand auf dessen Ellenbeuge bis eine der Venen dick hervortrat. Er tunkte den Tupfer kurz im Alkohol. Desinfizierte die Stelle am Arm nahm die Spritze zur Hand… und stach zu. Ein leichtes brennen durchzog Kazels Hand. „Schlaft nun… und träumt was Gutes.“ War das letzte was Kazels Sinne noch wahrnahmen ehe sie schwanden. Schwärze umhüllte ihn abermals. Zuerst geschah nichts. Es schien so als wäre er in einem nicht enden wollenden Schlaf gefangen, doch sein Bewusstsein war irgendwie da… ein seltsames Gefühl. Ihm ging es eigentlich gut. Seine Ängste verflogen. Gleichgültigkeit machte sich breit. Doch es war keine echte. Nur ein Trugbild der von der Droge gedämpften Emotionen.

Plötzlich vernahm er etwas. Weit entfernt. „Gurken Gurken fein fein fein. Gurken Gurken MEIN MEIN MEIN. Gurken Gurken DEIN DEIN DEIN. Törööööö!“ Er kannte diese Stimme. Er kannte diese Laute und er fürchtete sie. Tatsächlich hockte dieses grüne mit roten Punkte versehene Rüsseltier auf seiner Brust. Es war winzig klein. Nicht grösser als ein Käfer. „Mischlingsblut Mischlingsblut! Schlechte Brut! Schlechte Brut!“ Quietschte das Tierchen und lachte schallend. Es wackelte mit den Ohren und erhob sich in die Luft. Flog vor Kazels Augen durch… und dann hinein. Es verschwand einfach in seinem Auge! Dafür erschien etwas… sein… jemand anderes. Ein weisser Punkt am Horizont der Schwärze. Ein einzelnes Licht. Das Licht formte sich zu einer weiblichen Gestalt. Es war Landria. Sie lächelte. Trat auf Kazel zu. „Fürchte dich nicht Kazel. Es ist alles gut.“ Meinte sie leise. Kam näher. Doch was tat er da?! In seiner Hand befand sich plötzlich ein Dolch. Er wollte nicht. Er wollte es nicht! Doch er stach zu. Immer wieder in Landrias Oberkörper. Sie starrte ihn an. Blutige Tränen rannen über ihre Wangen. Ebenso quoll der röte Saft aus ihrem Mund. Doch sie lächelte noch immer. Obwohl ihre Augen weit aufgerissen waren vor Angst und Schmerz. „Ich weine nur Kazel… das ist kein Blut.“ Sie strich ihm über die Wange. „Es…ist…gut… Kazel…“ Da schoss der Elefant aus seinem Auge und bohrte sich in Landrias Stirn. Sie verdrehte ihre Augen… dann fielen sie ihr aus. Die Augäpfel fielen zu Boden und kullerten vor Kazels Füsse. Sein Licht brach zusammen. Blieb reglos auf dem Grund der Zelle liegen. Aus den Augeäpfeln wurden zwei neue Elefanten geboren. Diese waren aber rot – mit grünen Punkten. Sie heulten. Klagten. Weinten. „Böses Wesen Böses Wesen Böses Wesen! Muss man Peitschen! Muss man schlagen! Muss man Quälen! Muss man Plagen!“ Forderten die Elefäntchen. Aus dem Leichnam von Landria… formte sich plötzlich eine wunderschöne weisse Eule. Die sich aufrichtete, ihre Flügel ausbreitete und dann über Kazels Kopf hinweg ins Dunkel flog.

Kazel blickte der Eule nach – von den Elefanten weg. Er erschrak sich als er plötzlich in das Gesicht des Eh-Eh Manns starrte. Dieser starrte zurück. „Ich bin von deiner Tante geschickt dich zu töten. Ich werde Babs töten, ich werde Heinrich töten und Mutter Rurviera und zum Schluss mich. EHEHHEEHHE.“ Lachte er. Seine Stimme hörte sich aber nicht an wie jene des Eh Eh Manns. Er bewegte seine Lippen auch nicht. Er blickte eher starr. Erst jetzt erkannte der Mischling dass aus der Brust des Verrückten ein Schwert ragte. Er fiel vorne Weg. Dahinter stand der Kommandant mit Shantih in seinem Arm. Er zog sein Schwert zurück. „Es hat sich aus geeht für ihn.“ Lachte er. Während Shantih lüstern mit ihrer zarten Hand über dessen Brust strich und ihn schliesslich küsste. Der Kommandant erwiderte Shantihs Kuss. Wandte sich aber kurz ab. „Ergreift ihn!“ Die Elefanten wurden plötzlich überdimensional gross und umschlangen Kazels Körper mit ihren Rüsseln so dass er sich nicht mehr rühren konnte. Er musste mit ansehen wie der Kommandant seine einstige grosse Liebe verführte und sie wild und brachial liebte –und er musste sehen wie sehr sie sich unter dem Mann räkelte und es genoss. „Aber für euch gibt es auch etwas.“ Meinte eine Stimme hinter ihm. Dr. Memeratio stand da. Sein Warzenhaar glich einer Schwanenfeder – nur war sie viel hässlicher. Sie war riesig. Genau so wie die Warze. Die Augen hatte und braunes Zeug sabberte. Der Arzt hielt ein Darmrohr in der Hand und grinste breit. Die Elefanten drückten Kazel auf alle viere. Seine Kleider wurden ihm entrissen. Der Arzt stellte sich hinter ihn… und stiess zu…

Just in diesem Moment erwachte er aus dem schrecklichem Albtraum. Er bewegte sich – nein der Raum in welchem er lag bewegte sich. Man hörte Pferde wiehern. Es war kühl. Er war an eine Trage gefesselt. Neben ihm sassen zwei Pfleger. „Wir bringen Kazel Tenebree von der Klinik Burgstein.“ Hörte er den Kutscher sprechen.

„Die Medizinische Abteilung ist überbelegt aufgrund einer grassierenden Grippe. Wir können ihn aber in der Chirurgie einquartieren. Zimmer C10“ „Gut… Danke.“ Der Wagen hielt an. Die Tür hinten wurde geöffnet. Die Sonne blendete ihn einen Moment. Die Pfleger machten sich an die Arbeit. Hoben die Trage an und trugen ihn aus dem Wagen. Sie befanden sich direkt vor dem Eingang der Reichsklinik. „Er wacht auf.“ Meinte der eine. „Ja… „ Erwiderte der andere knapp. „Sputen wir uns.“ „Ja.“ Sie liefen los.

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Re: Isolationszimmer A

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 4. Juli 2008, 11:50

Kazel lag wimmernd auf dem Holz. Der Wächter, der für ihn im Moment nichts als ein metallisch glänzender, verschwommener Fleck war – denn Kazels Augen füllten sich nach und nach mit Tränen – reagierte nicht wirklich beeindruckt. Warum wollte niemand ihn hier verstehen, warum glaubte ihm niemand?!
<b>Du bist verrückt ... nichts wert.</b> Er keuchte. Damit könnte er notgedrungen leben. Hier, in Burgstein, ging es ihm schließlich gut, sehr gut. Er durfte in seiner Zelle bleiben und musste niemandem zu nahe kommen. Vor allem nicht seiner Landria. Kazel seufzte. Wie sehr er sich nach ihr sehnte, sie hatte ihm ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit geben können. Jetzt wohnte in seinem Inneren nur Chaos – und Sorge um sie.
<i>"Die werden dich schon daran hindern, Mischling."</i> Dumpf nur drangen die Worte zu ihm durch, aber sie schafften es, Kazel zu beruhigen. Sein Blick flog zu den Lederfesseln, die ihn an seine harte Bettstatt banden. "Ja", murmelte er vor sich hin. Das hier war doch gutes Leder ... schwer zu zerreißen. Es würde allem standhalten. Beruhigt schloss Kazel die Augen. Solange er hier gefesselt war, konnte er Landria nicht schaden.

Das Geräusch von Schritten ließ ihn die Lider wieder heben. Der Pfleger war zurück und trug ein Tablett mit Spritze, Tupfer und einer kleinen Flasche darauf zu ihm herüber. <i>"Shh ... gleich wirst du dich entspannen."</i> Seine Worte hatten die gegenteilige Wirkung auf den Mischling. Denn Entspannung bedeutete, dass sie ihn doch noch in die Reichsklinik bringen würden. Das machte Kazel nach und nach unruhiger. Er bewegte sich leicht. "Macht das nicht", nuschelte er unglücklich. Er wollte nicht mehr dorthin, nicht mehr raus aus der Anstalt. Selbst wenn er dafür all seine Rachepläne würde auf den Haufen werfen müssen ... um Landria zu schützen, war es ihm das wert. Um sie vor sich selbst zu schützen.

Aber der Pfleger ließ sich nicht beirren. Er ging gewissenhaft seiner Arbeit nach und schließlich stach die spitze Nadel der Spritze unter die mandelfarbene Haut des Elfenmischlings. <i>"Schlaft nun ... und träumt was Gutes."</i>
Kazel öffnete den Mund, um zu protestieren. Wenn er schlief, würden sie ihn sicherlich zur Klinik schaffen. Er durfte das nicht zulassen, er durfte ... das ... Ruhe kehrte ein. Künstlich erzeugter Frieden, bei dem man sich nicht erholen konnte. Aber Kazel war es gleich, wie alles auf einmal. Seine Muskeln entspannten sich, sein Blick wurde trüber, die Pupillen veränderten sich – wie bei jedem, der unter Drogeneinfluss stand.
Kazel sah noch, was um ihn herum geschah. Er nahm es war, aber sein Verstand registrierte es nicht als wichtig. Nichts mehr war wichtig. Nur sein, existieren ... funktionieren. Und Gurken ...

Gurken? Eine bekannte Stimme drang zu dem Elfenmischling durch. Wenig später gesellte sich ein Bild hinzu. Soviel zur Entspannung. Auch wenn Kazels Körper derzeit ganz ruhig und schweigsam auf der Pritsche lag, so tobte in seinem Unterbewusstsein Faldor persönlich.
"Nein, nicht du schon wieder!", rief er dem buntgefleckten Rüsseltier zu, was sich für alle Außenstehenden der Realität nur als wirres Brabbeln und sabbern zeigte. Kazel sprach mit einer Traumfigur – die in seiner Traumwelt absolute Realität bedeutete.
"Geh weg ... lass mich allein." Gehorchte das kleine Monster? Es flog auf ihn zu und in ihn hinein. Dann war es fort. Kazel atmete erleichtert aus, es war weg. Nur noch dieses Licht konnte er sehen. Seine Muskeln spannten sich an – sowohl in Traumwelt als auch der Realität. Soviel zum Wundermittel in der Spritze.
<i>"Fürchte dich nicht, Kazel. Es ist alles gut."</i> <b>Landria ...</b> Für einen Moment war wirklich alles gut, doch dann. "NEIN, GEH WEG, KOMM NICHT NÄHER .... NEIN!" Was immer die Pfleger gerade mit ihm anstellten, sie hatten wohl alle Hände voll zu tun. Das Mittel sorgte nicht dafür, dass Kazel bewegungsunfähig wurde und so begann er angespannt zu zappeln und auszuholen. Er wollte Landria von sich drängen, denn er hielt doch diesen Dolch in Händen.
"Nein ... ich töte sie!" Und schon war es geschehen. Blutige Tränen rannen Landrias schöne elfische Wangen herab. <i>"Ich weine nur, Kazel ... das ist kein Blut."</i>

Er begann zu bibbern, sein Körper sträubte sich mit jeder Faser, ihren Worten zu glauben. Er <i>sah</i> es doch! Sie weinte Blutstränen. Sie war verletzt! <i>ER</i> hatte sie verletzt!
Das Rüsseltier schoss aus Kazel heraus und er konnte nur erstickt und starr da stehen, musste mit ansehen wie sich das Tier direkt in Landrias Stirn bohrte und ihr den Rest gab. Ihre Augen ... ihre wunderschönen Augen fielen ihr einfach aus dem Schädel. Kazel verkrampfte sich. "NEIN! LAAAAAANDRIA!"

Nichts, sie lag reglos da. Er hatte es getan, er hatte sie getötet und niemand war da gewesen, um ihn aufzuhalten. Angst überschwemmte seinen Geist wie eine Flutwelle. Es holte auch die richtige Realität ein. Kazel atmete mit Aussetzern, seine Finger krümmten sich zu Klauen und er bewegte sich unruhig in seinen Fesseln.
Inzwischen tanzten klagende Rüsselwesen einen Reigen um ihn, wo er sich immer weiter von Landrias Leichnam zurückzog. Er wollte sie nicht sehen, hatte Angst, sie selbst im Tod noch zu peinigen. Doch Landrias Körper verwandelte sich. Eine weiße Eule richtete sich auf, breitete die Flügel aus und flatterte von dannen, direkt über Kazel hinweg. <b>Manthala?</b> Er schaute dem Nachttier nach. Manthala hatte Landria geholt, sie gerettet. Die Göttin hatte sich ihrer erbarmt.

Kazel lächelte. Landria hatte Erlösung gefunden. <i>"Ich bin von deiner Tante geschickt dich zu töten. Ich werde Babs töten, ich werde Heinrich töten und Mutter Rurviera und zum Schluss mich. EHEHHEEHHE."</i>
Der Mischling erstarrte. Er blickte direkt den Eh Eh Mann an – der sprechen konnte und es doch nicht tat. Kazel wollte zurückweichen. Irgendwie wusste er, dass er auch für die anderen Verrückten eine Gefahr darstellen konnte. Außerdem ... dem Eh Eh Mann hatte er ebenfalls bereits wehgetan. <b>Tu mir bitte nie wieder so weh</b>. Die Worte drangen durch ihn hindurch, mehr noch als es ein Schwert hätte tun können. Sie verbrannten ihn. Er hatte wehgetan ... wieder. Es schmerzte. Diese Leute verließen sich auf ihn. Der Eh Eh Mann, Babs, Heinrich, Jack – Kapitän Jack! – und Mutter Rurviera. An Erdilin dachte Kazel kein bisschen. Ihm hatte er nicht das geringste Vertrauen geschenkt. Nun, den anderen im Grunde auch nicht. Aber in der kurzen Zeit unter ihnen, in der er gelernt hatte, dass sie sich nicht nach Hautfarbe oder Herkunft richteten, eben weil auch sie niemandem zugehörig waren, war gewisse Zuneigung zu all jenen Irren entstanden, die sich Kazel selbst bislang nicht hatte eingestehen wollen. Nun spürte er sie ... und es schmerzte.

Der Eh Eh Mann fiel nach vorn, ein Schwert ragte aus seiner Brust. Dahinter tauchte das selbstgefällige Gesicht von Kommandant Wehrm auf. <i>"Es hat sich aus geeht für ihn."</i> Und Shantih hing noch immer in des Kommandanten Armen, küsste ihn lüstern und gab sich ihm beinahe schon an seiner Seite hängend willig hin.
Dies versetzte Kazel den Rest. Tränen rannen über seine Wangen, die Stirn stand unter Schweiß, ebenso wie der übrige Körper. Er badete geradezu darin – und er krampfte.
Diese Bilder, er ertrug sie nicht länger. Es schnürte ihm die Kehle zu, er röchelte erstickt. Für die Pfleger musste es ein seltsames Bild sein, immerhin hatten sie ihm ein Beruhigungsmittel gespritzt und nun das. Er drohte, erneut in einen Krampfanfall zu geraten, der schon epileptische Ausmaße annahm. Japsend rang Kazel nach Luft, rüttelte an den Fesseln und wand sich hin und her.

Vor seinem inneren Auge musste er erneut mitansehen wie Shantih sich der Lust des Kommandanten hingab und gefügig ihre Schenkel öffnete. Und als wäre das nicht genug, holten ihn auch noch die Erinnerungen an Dr. Memeratio und dessen liebstes Hobby ein. Kazel vermeinte gar, zu spüren, wie ein erneuter Einlauf ihn demütigte.
Was die Pfleger untereinander besprachen, bekam er nicht mit. Seine Traumwelt schwand nach und nach und er kehrte in die Realität zurück, brachte jedoch all seine Gefühle und Ängste mit. Sein Körper erstarrte für einen Moment. Dann riss Kazel die Augen auf, schrie wie am Spieß und verkrampfte sich vollends. Erstickt schrie er, jedoch nicht um Hilfe. Er kreischte zwei Namen. "SH............NTIIHHHHHHH ..... LNNNN.......D.......R....AAAAA!" Eine <i>wollte</i> er töten, die andere <i>würde</i> er zwangsläufig verletzen – wenn sie ihn in das Innere der Klinik brachten. Und allein diese Gedanken hielten seinen Krampfanfall aufrecht.
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