Chasin Halona de Mondragil

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Chasin Halona de Mondragil
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Aufenthaltsort: Jorsa (südliches Celcia)
Steckbrief: Zum Steckbrief
Rasse: Tha'Roon
Sprachen: Celcianisch
Garmisch
Nogret
Lerium (im Lernen)
Beruf: Diplomatin
Fähigkeiten: Gedankenlesen
Geistermagie (durchnittlich)
Lebensenergie:
Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: rote Gewandung,
Schleier
diverser Schmuck,
Pfeife und Tabakbeutel
Tierische Begleiter: keiner

Chasin Halona de Mondragil

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Donnerstag 3. Juli 2014, 19:36

Chasins Steckbrief
Name
Chasin Halona de Mondragil
(Zweitcharakter von Maruka)
Bild

Bild


Rasse
Tha'Roon

Alter
169 Jahre

Geschlecht
weiblich

Beruf
Diplomatin

Heimat
Nebulis

Gesinnung
Neutral gut

Magie
Geistermagie = durchschnittlich
Telepathie = Rassenfähigkeit

Sprache
Celcianisch
Garmisch - fließend (Nachbarn)
Nogret - fließend (Nachbarn)
Lerium - noch in den Anfängen (Nachbar-Verbündete / Feinde)

Religion/Glaube
„Wer nichts weiß, der muss alles glauben.
Mir hat sich noch kein Gott persönlich vorgestellt.“

Aussehen
Chasin Halona de Mondragil hat von vielen anderen Rassen schon mehr oder weniger nette Beinamen bekommen. Ein Zwerg betitelte sie einst als rote Wanderheuschrecke, ein Dunkelelf als blutiges Schilf in Faldors Meeren und ein Mensch als purpurne Spinne. Alles mag aus ihrer Sicht zutreffen, aber betrachtet man sie objektiv, ist sie einfach nur eine Tha'Roon und aus den Augen ihrer eigenen Rasse betrachtet, nicht einmal eine besonders Schöne. Die oft auch als Hügelgeister betitelten Tha'Roon sind eben sehr hoch und dürr geraten und besonders die Frauen, die ihre Männer noch um einiges überragen, wirken oft, als stünden sie über den Dingen, was genau genommen ja auch in den meisten Fällen zutrifft. Chasin misst über zwei Meter - genau genommen 2,11 m wenn sie sich voll aufrichtet - doch meistens hält sie den Kopf gesenkt und das Becken so weit nach vorne geschoben, in ihrer seltsamen gekrümmten Haltung, so dass sie gut 10 Zentimeter kleiner wirkt. Was immer noch enorm ist. Ihr Gewicht ist, wie bei allen Tha'Roon, im Vergleich zu ihrer Größe deutlich zu gering, denn sie ist mit ihren 48 Kilogramm nicht nur mager, schlaksig und dürr, sondern ihre Physiologie ist auch durch den besonderen Stoffwechsel ihrer Art auf extreme Leichtbauweise angepasst und somit auch sehr leicht verletzbar. Die dünne, empfindliche Haut schimmert fliederfarben bis hell gräulich, da Chasin eine leichte Pigmentstörung hat und deshalb nicht die volle dunklere, violette Tönung ihrer Rasse besitzt. Deshalb meidet sie auch direkte Sonneneinstrahlung, da sie sonst schnell verbrennt und sich unschöne schuppige Flecken bilden. Sie pflegt sich ausgiebig, da sie gelernt hat, dass ihr Auftreten und Aussehen, tonangebend in Verhandlungen und Beratungen sein kann.
Passend zu ihren hell- und dunkelrot gesträhnten Haaren, die meistens glatt über ihre Schultern bis zu den Hüften fallen, trägt sie vorrangig rote lange Kleidung und diverse Schals und Schleier in der selben Farbe, die ihre schlaksige Gestalt weit umspielen. Zu gegebenen Anlässen trägt sie gerne auch langen Schmuck, der meist asymmetrisch nur ein Ohr schmückt, oder schräg über ihrer schmalen Hüfte hängt. Ihr Gesicht verhüllt sie meist ganz oder zumindest einseitig, da ihr linkes Augenlid vernarbt ist. Hebt sich der Schleier, so kann man einen langen Schnitt über ihre Stirn, durch die Augenbraue, durch den Augapfel, bis hinunter zur Wange erkennen, der zwar gut verheilt scheint und schmal ist, jedoch das Lid geschlossen hält. Dass dies nicht unbedingt notwendig ist, wissen nur die wenigsten. Denn öffnet Chasin dieses Auge, gibt sie damit ein Geheimnis preis, das an Kostbarkeit seinesgleichen noch finden muss. Ihr rechtes, voll funktionsfähiges Auge hat die gleiche Färbung wie auch ihre Haare. Feinste helle und dunkelrote Linien bilden einen schönen Kontrast zu der hellen fliedergrauen Haut. Und auch wenn sie nur ein Auge hat, so scheint sie oft mit diesem den Wesen in ihrer Nähe bis tief in die Seele blicken zu können.

Zusammenfassung:
2,11 m, 48 kg, von magerer Gestalt, flieder-graue Haut, dunkel bis hell gesträhntes langes rotes Haar, glutrotes rechtes Auge, das Linke ist unter einem vernarbten Lied verborgen und birgt ein Geheimnis (wird in der Lebensgeschichte erklärt), trägt häufig rote Kleidung.

Persönlichkeit
Chasin beobachtet, sammelt, speichert, analysiert und katalogisiert Verhaltensweisen, Informationen, Emotionen, Gedankengänge und verborgene Wahrheiten. Sie würde sich selbst wohl als Sammlerin von Gefühlen bezeichnen. Dabei geht sie immer äußerst akribisch vor und versucht stets jeden noch so subjektiven Sachverhalt von allen Seiten mit den ihr gegebenen Mitteln objektiv zu betrachten. In beratender Funktion misst sie dabei Guten wie auch bösen Gedankengängen den gleichen Wert bei und versucht selbst so neutral wie möglich zu bleiben.
Ihre eigene Gefühlswelt hält sie schüchtern wie einen Edelstein verborgen. Das dies für ihre Umwelt nicht gerecht erscheinen mag, ist ihr bewusst. Doch die Emotionen einer Tha'Roon zu erfahren oder sie womöglich, mit ihr zu teilen, könnte manchen Geist schlichtweg überfordern, irreparablen Schaden zufügen, wenn nicht sogar zerstören. Chasin ist wie alle ihres Volkes der Meinung und in dem Wissen aufgezogen worden, dass die Verbindung mit mehr als einem Gehirn einem normalen Geist erheblichen Schaden zufügen könnte. Deshalb geht sie nur nach sorgfältigster Prüfung so etwas wie Freundschaften ein, wenngleich sie stets hilfsbereit ist und als langjährige Diplomatin sich größtem Respekt erfreut.
Das elitäre Kollektiv ihrer Rasse ist darauf bestrebt Zwistigkeiten zu verhindern bevor sie entstehen und so hat Chasin sich es zu Aufgabe gemacht, diese Berufung auch außerhalb ihres Volkes anzustreben. Sie lebt nach der Devise, dass viele Streitigkeiten im Vornherein verhindert werden könnten, wenn die sich gegenüberstehenden Parteien nur nicht immer die Hälfte verschweigen, lügen oder betrügen würden. Selbst kleinste Missverständnisse entstehen oft nicht nur aus den gesprochenen Worten, sondern aus den unausgesprochenen Gedanken zwischen den Zeilen. All die unausgesprochenen Informationen zu sichten und zu verarbeiten, zu bewehrten und neu zusammen zu fügen ist ihr ein Bedürfnis, da sie es überaus interessant findet, jedes neue Wesen, das ihr begegnet, genauestens zu verstehen. Doch wie man solch ein Sammelwerk an Informationen am Ende nutzt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Chasin versucht natürlich ihr gesammeltes Wissen zum Wohl der Wesen, die sie umgeben, zu gebrauchen, doch auch sie ist nicht frei von Emotionen. Für den Frieden würde sie einiges tun.
Sie selbst würde niemals einem intelligenten Wesen das Leben nehmen!

Stärken
Chasin meidet jede Konfrontation und so kommt ihr ihre Primärfähigkeit auch hier zu Gute. Die Fähigkeit die Gedankengänge seines Gegenübers zu kennen hat ihr schon einige Male die dünne Haut gerettet. Es ist von enormem Vorteil zu wissen, wann der Gegner eine Finte wagen will, und wann und wohin er voll zuschlagen will. So hat sich Chasin voll und ganz auf das Ausweichen spezialisiert, aber würde es immer vorziehen einer gewalttätigen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Es ist immer hilfreich einen Hinterhalt zu entlarven, bevor er sich ereignet, besonders da die wenigsten Wesen ihre Gedanken kontrollieren können und oft fast laut herausschreien. Des Weiteren sind ihre angeborenen Fähigkeiten des Gedankenlesens und die Erworbenen des Emotionenlesens durchaus als Stärken zu bezeichnen. Manchmal hilft ihr auch vielleicht ein dienstbarer Geist, auch wenn sie diese Form der Magie gerade durchschnittlich beherrscht.

Schwächen
Die größte Schwäche ist den Tha'Roon angeboren. Sie heilen Wunden nur sehr schwer und neigen dazu, schnell zu verbluten, da ihren Körpern einfach die nötige Substanz fehlt. Sie sind derart vergeistigte Wesen, sodass sie in einem Nahkampf sogar einem Menschenkind unterlegen sein würden. Eine weitere Schwäche, die Chasin auch schon oft in Schwierigkeiten gebracht hat, ist ihr Hang zu schönen Dingen. Erblickt sie eine interessante Wolkenformation, kann es sein, dass sie minutenlang einfach stehen bleibt, um diese zu bewundern. Diese „Sucht“ beschränkt sich zu ihrem Leidwesen nicht nur auf triviale Dinge, sondern auch auf weniger logische Ansichtsweisen und Neigungen, was ihr schon einige Male eine mentale „Umerziehung“ eingehandelt hat. Es ist nicht produktiv für eine weibliche Tha'Roon wenig Interesse an Männern zu zeigen, sondern eher den weiblichen, eleganteren Formen zugeneigt zu sein.
Und als letztes ist da noch ihr fehlendes Auge, was ihre Tiefenwahrnehmung trübt. Ihr Gehirn vermag diese Schwäche zwar mit Intelligenz und mathematischer Berechnung von Größen und Abständen zu kompensieren, doch wird sie unter Druck zu einer übereilten Handlung gezwungen, könnten sich natürlich Fehler einschleichen.
Neben der starken Verletzbarkeit, der Sucht nach Schönheit und der leichten Störung ihrer Tiefenwahrnehmung, hat Chasin noch ein, nennen wir es, Laster. Die Tha'Roon ähneln in ihrer Physiologie sehr den Pflanzen und so brauchen sie ein gewisses Maß an Kohlendioxid in ihrer Luft. Chasin nimmt diese gern in ihrer köstlichen Reinform zu sich, indem sie immer eine kleine, schlanke Pfeife bei sich trägt und sehr viel raucht.

Lebensgeschichte
Die Entstehung
Chasin Halona de Mondragil wurde als Ergebnis der Zusammenführung derjenigen Tha'Roon geboren, welche die beste Nachkommenschaft versprachen. Man kann also mit Recht sagen, dass sich das Volk selbst stark züchtet. Ihr kleiner Familienverband bestand aus 6 Mitgliedern, aus ihrem Vater, der Mutter, den Großeltern mütterlicherseits und einem älteren Bruder. Für die Artensicherung war - wie bei allen Tha'Roon - die „Zusammenkunft der Weisen“ zuständig. Sie sorgten dafür, dass im eigenen Volk jene Mitglieder sich fortpflanzen, die das größte genetische Potenzial aufwiesen. Trotzdem kam es bei Chasin zu eben jener kleinen Aberration, die ihre blasse Hautfarbe hervorbrachte.
Wie bei jedem neugeborenen Tha'Roon fand in den ersten sechs Lebensmonaten die geistige Verschmelzung mit der „Zusammenkunft der Weisen“ statt. Dabei wurde dem Säugling durch den „Operator“, ein Volksgenosse mit besonderen kultischen Fähigkeiten, ein kleiner Schnitt in die noch unverschlossene linke Seitenfontanelle gesetzt und somit ein direkter Zugang zum Gehirn des Säuglings hergestellt. Der Operator führte dabei ein kleines Stäbchen ein, welches als Empfänger des „kollektiven Bewusstseins“ fungierte. Dieses Stäbchen bestand aus künstlich veränderten Bestandteilen von bereits verstorbenen Tha'Roon und passte sich so perfekt dem Körper an. Das Implantat brauchte gewöhnlich mehrere Jahre bis es fest mit dem Gehirn des Betreffenden verwachsen war. Erst mit etwa acht Jahren war der - oder die - junge Tha'Roon in der Lage mit der „Zusammenkunft der Weisen“ zu kommunizieren. Die Implantierung war nicht ungefährlich, aber Pflicht, so dass das Volk eine sehr hohe Sterblichkeitsrate bei Säuglingen aufweist. Etwa jedes 15. Kind starb bei der Implantation. Das Jahr in dem Chasin geboren wurde, war ein sehr schlechtes für die Kinder der Tha'Roon. Von 35 Neugeborenen, überlebten nur 18 die Implantation und weitere elf starben in den ersten drei Jahren. Die übrigen Sechs entwickelten sich vergleichsweise normal. Die hohe Sterblichkeitsrate in Chasins Geburtsjahr wurde von vielen auf die veränderten Parameter geschoben, die seit dem großen Beben herrschten. Nebulis war nicht mehr so perfekt geschützt wie in den voran gegangenen Jahrhunderten und so ergaben sich tatsächlich neue Sorgen und Ängste für die aufziehenden Eltern. Nicht zu berechnende Vorfälle bedrohten jederzeit die Existenz der friedliebenden Stadt und ihrer Bewohner.
Bisher hatte der größte Teil der Tha'Roon in der mächtigen jedoch bisher vollkommen unentdeckten Nebelstadt Nebulis gelebt, welche sich irgendwo in den Nebeln der Dunsthügel verbarg. Eben dieser Schutz der Unwissenheit war ihre größte Verteidigung, doch nach dem Beben veränderte sich einiges in dem sonst ruhigen Leben des mental so hoch entwickelten Volkes.
Über die genauen Lebensweisen der Tha'Roon war nur wenig bekannt. Man wusste, dass sie weder Jäger zum Erlegen von wilden Tieren hatten noch Landwirtschaft betrieben. Eben jene Geheimnisse drohten nun an die Außenwelt dringen zu können und allein die Möglichkeit dessen beunruhigte viele der werdenden Mütter so sehr, dass sich dies negativ auf die Geburtenrate auswirkte und ebenso auf die Widerstandsfähigkeit ihrer Kinder.
Auch wenn die Tha'Roon sich buchstäblich von Luft und Wasser ernähren konnten - denn sie verfügen über einen einzigartigen Stoffwechsel - so war diese Generation sehr angreifbar. Sechs von 35 Kindern, die im Jahr des großen Bebens geboren worden waren, erreichten überhaupt das achte Lebensjahr und somit ihre Aufnahme in das Kollektiv, darunter auch die kleine Chasin.
Das einzigartige „kollektive Bewusstsein“ der Tha'Roon ist wohl kaum zu erklären. Es ist tatsächlich so, dass jedes Mitglied auf eine geistige Ebene mit dem Bewusstsein der „Zusammenkunft der Weisen“ verbunden wird und kommunizieren kann ohne sprechen zu müssen. Im Fall der achtjährigen Chasin ergab sich eine kleine Anomalie, die ein Jahr später jedoch behoben werden konnte. Beim ersten Versuch sie in das Kollektiv zu integrieren, sperrte sich ihr Geist. Für Chasins Eltern war dies die erste einer Reihe von unangenehmen Erfahrungen, die sie mit ihrer Tochter erleben würden. Der zweite Versuch war dann fruchtbarer und Chasin holte schnell die verlorene Zeit durch Fleiß und Neugierde in allen Bereichen des Lebens auf.
Die Fähigkeit der mentalen Verbindung funktionierte über gewaltige Entfernungen, denn nichts reiste schneller durch den Raum als ein Gedanke. Meist wurde diese Fähigkeit von der „Zusammenkunft der Weisen“ genutzt um Befehle, sowie Anweisungen weiterzugeben. Durch diese Art der Verbundenheit bestand und besteht noch heute aber auch ein sehr rigoroses Kontrollsystem. Denn die „Zusammenkunft der Weisen“ hat auch Zugriff auf die Gedanken und Erinnerungen der einzelnen Tha'Roon. Entsprechen diese nicht den ethischen und moralischen Vorstellungen des Volkes, können diese sehr schnell aufgedeckt und „korrigiert“ werden. Wird ein Mitglied des Volkes des „falschen oder unmoralischen Denkens“ entlarvt, versammeln sich die Bewohner zum sogenannten „Reinigungsritual“. Das aus der Reihe tanzende Mitglied wird festgenommen und so lange unter Arrest gestellt, bis es sein andersartiges und verbotenes Denken aufgibt. Um diesen Prozess zu beschleunigen, wird der Betreffende durch die eigenen Volksmitglieder einer Art Hypnose unterzogen. Durch die Einwirkung von tiefer Trance und der Suggestionen, welche die anderen Tha'Roon ihm geben, wird der störrische Wille gelockert und schließlich die korrekten Gedanken wieder injiziert. Man kann diesen Brauch und dieses Vorgehen als unmenschlich und diktatorisch bezeichnen, doch dient dies lediglich einem besonderen, gemeinschaftlichen Zweck. Das elitäre Einheitsdenken der Tha'Roon schweißt das Volk immens zusammen und verhindert Zwistigkeiten untereinander. Diese mentale Umstrukturierungsmaßnahme sollte die zweite negative Erfahrung für Chasin und ihren Familienverband werden.

Überlebt und doch nicht willkommen
Im zarten Alter von 32 Jahren begann Chasin sich für die schönen Dinge im Leben zu interessieren und ihre Lehrer und Betreuer jener Zeit bemerkten einen Defekt in den mentalen Mechanismen der jungen Frau. Die Konzentrationsfähigkeit, das logische Denken wurde in einem Maß durch äußere Reize beeinflusst, dass es bei Chasin zu körperlichen Reaktionen führte. So wurde sie beim Studium der elfischen Künste beobachtet und mental gelesen, wie sie reglos vor der Erinnerung eines Gemäldes verweilte. Sie gab sich emotional den Farben und Formen des Künstlers hin, anstatt die Farbwahl und ihre emotionale Wirkung zu katalogisieren und nach Wirkung einzuordnen. Der Aspekt des Genusses differierte mit der elitären Ansicht des Kollektivs und Chasin erhielt ihrer erste mentale Umstrukturierungsmaßnahme.

Die Neigung zum Schönen und die Ruhe der Geister
Mit 69 Jahren verliebte sich Chasin in eine Mitstudentin, die im Zeichenunterricht Modell stand. Die weiblichen lang gezogenen Formen der wenig älteren Tha'Roon faszinierten sie. Bisher hatte sie niemand so berührt, weder auf intellektueller, noch auf emotionaler Ebene, wie der Anblick dieser schönen Frau. Sie hatte schon äußerst anregende Gespräche mit dem ein oder anderen männlichen Exemplar ihrer Art gehabt, doch dieses unbekannte Prickeln nie empfunden. Die Frau, deren Name später aus ihrem Gedächtnis gelöscht wurde, fand die Ewigkeit in vielen ihrer Zeichnungen. Sie war kleiner als die meisten Frauen ihrer Rasse und nicht ganz so dünn. Sie ähnelte in vielen Dingen der Menschenrasse, die so faszinierend war. Chasin verband den Überschuss an Emotionen dieser Rasse mit den kurvigen Formen an dem Modell. Gleich einer Hügellandschaft, verschleiert von Nebeln, malte sie, selbst nach der Löschung, immer wieder ihre Formen, als hätten sie einen Abdruck auf ihrer Seele hinterlassen. Doch sah sie die schöne Frau nie wieder. Nach einem Jahr wurde Chasin einer weiteren, ihrer dritten, Umerziehung unterzogen und lange schien es so, als wäre diese Phase ihrer Entwicklung nun vorüber. Wie viele der Tha'Roon, widmete sich nun Chasin der Magie der Geister. Ihre Faszination für diese Reinform von Intelligenz ohne Materie hielt jedoch nur bis zur zweiten Stufe ihrer Ausbildung. Bis dahin hatte sie gerade mal die Disziplin der Unterwerfung und die Disziplin der Beschwörung verinnerlicht. Der Umgang mit den Geistern der Verstorben, mit ihnen zu reden, ihre Geschichten zu erfahren, ja sogar der Versuch ihnen zu helfen, hatte ihren Geist abgelenkt und ihr Herz ein wenig zu Ruhe kommen lassen. Es fiel ihr jedoch immer schwer, deren Motive nachzuvollziehen. Ein so wenig emotionales und durch und durch logisches Volk wie die der Tha'Roon fiel es schwer das Leid, die Liebe oder den Hass nachzufühlen, die manche Geister in sich trugen und Chasin tat sich anfangs besonders schwer. Zehn Jahre lang befasste sie sich mit diesem Studium und hielt so ihre Seele frei von jedweder moralischer Verfehlung. Vielleicht hätte sie es sogar weit in diesem Bereich bringen können, doch tief in ihrem Herzen loderte noch immer eine Flamme, die genährt werden wollte. Auch wenn die Geistermagie und ihre Wesen, ihre Welt, ihren Reiz hatte, so war sie für Chasin nicht zu vergleichen mit der Schönheit und Vollkommenheit der greifbaren Materie. Auch wenn sie sich Mühe gab, so waren es doch immer wieder die weltlichen, grundlegenden Belange, die sie ablenkten. Chasin brauchte einige Zeit um sich bewusst zu werden, dass der Weg der Geistermagie für sie zwar offen stand, doch ihre Leidenschaft sollte sie in eine andere Richtung führen. Ihre Interesse suchte andere Wege um die Emotionalität der Wesen zu erforschen und dabei war es nicht wichtig ob das jeweilige Wesen schon tot, oder noch am Leben war. Geister waren meistens verwirrt und in ihrem Handeln eingeschränkt. Die Lebenden konnten viel leichter studiert werden und ihre Reaktionen bewirkten wahrhaftige Veränderungen, ihre Entscheidungen veränderten ganze Leben und nahmen Einfluss auf ihr Schicksal.

Neue Wege für falsches Empfinden
Mit 79 begann ihre Ausbildung als Steinzüchterin, denn in den glitzernden Facetten der edlen Kristalle, die Nebulis erschaffen hatten und erhielten, fand sie gleichermaßen Faszination in der Schönheit und Struktur in ihrer Härte. Die „Zusammenkunft der Weisen“ befand schon nach wenigen Jahren, dass Chasin de Mondragil in dieser Position am ehesten mit ihren immer wieder aufkeimenden Neigungen zu Recht kommen würde. Die Schönheit ihrer Arbeit förderte zum ersten Mal ihre Effektivität und Motivation bis ins innerste ihrer Seele. Von dem einfachen Ziehen von Kristallen aus chemischen Lösungen, bis hin zu den geheimen Abläufen, die unter größtem Druck den härtesten aller Steine hervorbrachten, lernte sie voller Eifer alle Verfahren, die dem Erhalt der geheimen Stadt in den Nebeln galten. Im Gegensatz zu den Erzen, die andere Völker mühsam aus der Erde gruben, hatten die Tha'Roon ihre ganz eigenen Herstellungsverfahren vor Jahrhunderten entwickelt und auch Chasin trug mit ihren Forschungen dazu im Kleinen bei. Sie lernte das Schleifen und richtete ihre Forschungen auf die mentale Konzentrationsfähigkeit in Koalition mit der Spaltung des Lichts mit Hilfe von Facetten. Durch intensive Zentrierung der eigenen Gedanken beim Betrachten von unterschiedlichen Farbspektren, fand sie einen Weg Emotionen zu lesen. Der Rubin sollte dabei eine große Rolle spielen und gut zehn Jahre ihres Lebens spendete sie dieser Forschung. Ihr Ziel war es, weit über das mentale Lesen von Gedanken hinaus eine Möglichkeit zu entwickeln, Emotionen in Farben sichtbar zu machen. Das Rot ihrer eigens dafür geschliffenen Rubine öffnete den ersten Kanal. Die Spaltung von Auren entwickelte sie weiter und eine komplizierte Schleiftechnik entstand, die es ermöglichte, diese spezielle Art von Linsen herzustellen. Anfangs war ihre Forschung umstritten, aber schnell sah man ein, dass Emotionen nicht immer denselben Inhalt hatten, wie Gedanken. Man sah den Nutzen hinter ihrer Leidenschaft und ließ sie gewähren. Was mit Rubinen begann, entwickelte sich schnell weiter und endete nach weiteren 20 Jahren in ihrem Meisterstück.

Das Meisterstück
Kurz vor ihrem 100sten Lebensjahr geschah der Unfall.
Eigenes Verschulden, so lautete die mentale Wortwahl des untersuchenden Operators. Wie jede ihres Volkes hatte auch Chasin sich bereitwillig der telepathischen Analyse unterzogen, die auf den Unfall folgte. Einzig der körperliche Schmerz verschleierte die klare Sicht auf die Geschehnisse und vielleicht noch etwas anderes …
Chasin hatte vor einigen Monaten mit dem Schleifen eines besonderen Brillanten begonnen, den sie für ihre Forschungen vorbereitet hatte. Seit dem erlaubte sie sich keine Pause, keine Zeit zum Grübeln und nicht einen Moment, in dem sie ihre Gedankengänge hätten verraten können. Sie konzentrierte jeden ihrer Gedanken, jedes Bild in ihrem Kopf auf die Perfektion die sie in der Geometrie der einzelnen Flächen gefunden hatte. Im Gegensatz zu ihren vorherigen Versuchen gab es eine entscheidende Veränderung in dem Projekt. Alle Linsen, die sie bisher hergestellt hatte, waren konkave Linsen die die Zerstreuung des Lichts zum Ziel hatten. Sie spalteten die Auren ihre Bestandteile auf und zeigten dem Betrachter die jeweilige Farbe seines emotionalen Zustandes.
Doch seit einigen Monaten experimentierte Chasin auch mit konvexen Linsen, die eine Bündelung zur Folge hatten und zentrierend wirkte. Ein Einsatzgebiet war noch nicht gefunden, zumindestens nicht offiziell. Die Bündelung von Emotionen, ihre Verstärkung, wurde als unlogisch empfunden und eben nur als Nebenprodukt ihrer Forschung akzeptiert.
Auch der rein praktische Umgang mit Chasins Linsen machte ihre Hauptforschungslinie für die Gemeinschaft interessant. Eine konkave Linse ließ sich leichter an ein Auge anpassen, doch was die Forscherin nun vorhatte, ließ sie einzig für sich tief in ihrem Unterbewusstsein für sich arbeiten. Den Diamanten von höchster Reinheit zu erschaffen war nicht das Problem. Es war die Form, die nicht kompatibel mit ihrem Körper war. Wie sollte man eine geometrisch perfekte Kugel mit hundert winziger Fassetten, außen an ein Auge anpassen? Wie sah es aber mit dem Sehnerv aus?
Erst als ihr Meisterstück vollendet war, ließ sie die ungestellte Frage in sich reifen und den einen verdrängten Gedanken zu einer Lösung wachsen.
Voller Verzückung ließ sie alle Spektren des Lichts in sich wirken, die klar begrenzte Gefühlswelt um sich herum zu einem Fluss aus reinstem Genuss werden, so dass sie kaum noch die Alarmsignale wahrnahm, die ihr das Kollektiv automatisch übermittelte. Da war nur noch Emotion, nur Licht und der feurige Schmerz, als das scharfe Werkzeug ihren Augapfel zerschnitt.
Als sie nach einigen Wochen des Kampfes mit Fieber und Wundheilungsstörungen auf der Krankenstation erwachte, war es schon zu spät. Sie hatte ihr Auge verloren und nun war Platz für einen anderen Gegenstand geschaffen. Hätte ihr Volk vorher erkannt, welche selbstzerstörerischen Tendenzen Chasin in sich getragen hatte, wie leichtfertig sie ihr Leben für ihre Neugierde aufs Spiel setze, so wären sie ihr sicher mit einer erneuten Umerziehung zuvorgekommen. Doch nun war diese unlogisch geworden und teilweise war man sehr gespannt auf die neue Sichtweise. Die Untersuchungen ergaben, dass sie zwar sehr unorthodox gehandelt hatte, aber doch zielgerichtet und effektiv. Chasin legte ihre gesamte Forschung offen und erlaubte sich nun auch Vermutungen und experimentelle Gedankengänge zu haben, die den Zweck ihrer Selbstverstümmelung darlegten. Ein bündelnder Emotionskristall verhieß vielerlei Anwendungsmöglichkeiten, die es zu erforschen galt. Also wurde der kugelförmige Brillant in die Wundhöhle eingesetzt und mit den Nervenenden gründlich vernäht. Nachdem Chasins Körper genesen war und den Fremdkörper akzeptiert hatte, begann ein langer Weg des täglichen Trainings.
Zu Beginn stand das Erkennen und Katalogisieren von Emotionen.
Darauf folgte das Speichern im Kristall.
Dann die Auswertung,
die Bündelung
und letztendlich das Senden.
In Chasins Fall hoffte Sie eine Art „Dominations-Zauber/Emotions/Empfindungs-Verstärker“ entwickelt zu haben, mit dem sie nicht nur in sich selbst leichter ihre Emotionen bündeln, sondern auch nach außen auf andere Wesen projizieren konnte. Simple aber starke „Ein bis zwei-Wort- Befehle“ sollten in den Geist eines anderen Wesens übertragen und je nach Intensität und Wunsch verstärkt werden. Erste Experimente erzielten durchschlagende Wirkung. Einem Mitpatienten, ein etwas jünger Tha'Roon der bei einem Ausflug in die Nebelfelder fast ums Leben gekommen war und nun schwer verletzt jeden Tag mit heftigsten Qualen verbrachte, nahm sie für einige Stunden sein Leid, indem sie ihn in den Kristall blicken ließ und ihm mehrfach ins Ohr flüsterte:
„Keine Schmerzen … Keine Schmerzen … !“
Die akustische Unterstützung im gesprochenen Wort, in Verbindung mit intensiven Augenkontakt und mentaler Projektion, das Aufbringen eigener Energien und abgespeicherter Emotionen, verstärkt durch den Bündelungsstein, kanalisierte in das Bewusstsein des Patienten und setzte eine starke innere Ruhe frei, die ihm die Schmerzen nahm. Als es funktionierte, war Chasin überglücklich und schwelgte in einer Welle des Erfolges. In diesem Zustand konnten die Ärzte dem jungen Mann einige seiner Knochen richten, die sonst schief zusammen gewachsen wären. Chasin verließ bald darauf die Station und begab sich in ihre Laboratorien. Allein und zufrieden mit sich, durchforstete sie ihre Empfindungen und stolperte förmlich über den nächstliegenden Gedanken.
Wo keine Schmerzen waren, konnten da auch welche entstehen?
„Schmerz!“
Die Welle brach so unvermittelt über sie herein, dass sie sich nicht mehr abschotten konnte. Reinster, brennender, reißender, alles verzehrender Schmerz riss ihre Gelenke auseinander, setzte ihr Fleisch in Flammen und löschte jeden aktiven Gedanken aus. Ein lautloser Schrei riss ihre Kiefer auseinander und hallte hinaus in die Weite des Kollektivs. Schrei um Schrei setzte sich fort und ließ ein ganzes Volk für einen Atemzug erzittern.

Die Verbannung
Chasin Halona de Mondragil. Wir haben uns beratschlagt und sind zu einem einstimmigen Entschluss gekommen. Du wirst Nebulis verlassen und den Völkern Celcias dienen, wie du es für richtig halten magst. Bringe ihnen Weisheit und Frieden. Wir werden dein Wirken aus der Ferne beobachten, doch du wirst aus dem Allgemeinkollektiv entkoppelt. Nur wir Weisen und ein paar ausgesuchte Operatoren werden gelegentlich Kontakt zu dir halten und deine Fähigkeiten im Auge behalten. Wir erwarten Effektivität und hoffen, dass du einen Weg finden wirst deine Andersartigkeit logisch einzusetzen.
Ihr … Ihr verbannt mich?

Chasin war klar, dass ihr unbedachtes Handeln Folgen haben würde. Der mentale Befehl war deutlich gewesen, doch sie fürchtete nichts mehr, als die Einsamkeit ihrer eigenen Gedanken. Angst, Furcht und Wut drohten über sie hereinzubrechen, doch dann war es plötzlich still!

Die Stille
Noch nie in ihrem Leben hatte sich Chasin so einsam gefühlt. Die letzten Ereignisse ihrer Forschung, die letzten Jahre ihres Lebens, hatten ihr viel gegeben, doch auch so unendlich viel genommen! Allein unter hoch mentalen Wesen, die sie alle anschwiegen, einsam unter ihresgleichen, sollte sie nun ihr Dasein fristen?
Der Entschluss, sie zu verbannen, sie in die Welt hinaus zu schicken, erschien ihr selbst sehr bald als willkommene Lösung, denn in die schweigenden Gesichter ihrer Familie, ihrer einstigen Freunde und Gefährten zu schauen und sich fern ihrer Gedanken zu fühlen, war jeden Tag aufs Neue eine Folter.
In diese Stille mischte sich ein für Chasin vollkommen neues Gefühl. Es war Angst. Die Angst vor der tatsächlichen, grausamen und gewalttätigen Welt dort draußen vor den Toren von Nebulis. Sie hatte in den vielen Jahren ihrer Ausbildung, ihres Studiums der Lehren der Welt, viel gelernt. Doch wie sah die Praxis aus? Es war nun Zeit, eben diese Frage sich selbst beantworten zu lassen. Drei ganze Jahre lang bereitete sich Chasin Halona de Mondragil auf ihre Abreise vor. Intensiv widmete sie sich den Sprachen ihrer Nachbarn, denn Kommunikation ging immer vor Eskalation. Sie lernte die Sprache der Menschen von Jorsa und Grandessa, Garmisch, genauso wie die Sprache der Zwerge, Nogret. Ihr Ziel war es, eines Tages mit jedem intelligenten Wesen reden zu können. So intelligent die Tha'Roon auch waren, in drei Jahren schaffte sie nicht alle Sprachen Celcias zu lernen. Ohne das Kollektiv konnte sie auch nicht auf das gemeinsame Wissen zurückgreifen, also hatte Chasin sich für die direkten Nachbarn entschieden, die sie besuchen wollte. Man gewährte ihr beschränkten Zugriff auf das Wissen, was sie brauchte, doch wann immer sie sich mental mit jemandem verband, war ein Operator zugegen. Es war nur eine Sicherheitsmaßnahme, doch es machte Chasin nervös und sie trieb ihre Vorbereitungen schneller voran. Auch ihr Familienverband bereitete sich auf den Abschied vor und sammelte alles an Dingen und Werten, materieller und geistiger Natur, um Chasin auf ihrem Weg zu unterstützen. Auch wenn sie eine Verstoßene war, so war der Zusammenhalt den Tha'Roon angeboren. Jeder half so gut er konnte und mit seinen Mitteln, um Chasin auf ihren Weg bestmöglich vorzubereiten. Der Rat der Weisen gab die ersten Schritte vor und bestimmte, dass Chasin einige Monate zu Aurin, dem Stadtverwalter von Rugta, in ein Praktikum gehen sollte. Dort sollte sie den Umgang mit den Zwergen lernen. Einem Volk voller Wut, Stolz und unkontrollierten Emotionen. Dort sollte sie ihre ersten Erfahrungen mit der Außenwelt bekommen. So kam es dann auch, dass die junge Tha'Roon eines Tages hinaus in die Welt reiste um ihren eigenen, stillen und sehr einsamen Weg zu finden.

Rugta
Sieh zu und lerne.
Aurins Gedanken zu lauschen war immernoch schwierig. Gemeinsam hatten sie eine konzentrative Technik gefunden sich rein über den Geist zu unterhalten, auch wenn es enorme Konzentration bedeutete und leicht von außen unterbrochen werden konnte. Es war ein Zwiegespräch, doch es hatte seine Tücken wenn zwei Tha'Roon ohne Verbindung miteinander interagiren wollten. Es war anders als einen Zwerg zu lesen, oder jemanden von der Menschenrasse. Da war das Lesen immer nur ein einseitiges Zuhören. Hier lauschten sie sich gegenseitig und schon das Knistern eines Feuers konnte Lücken in den Botschaften entstehen lassen. Der Stadtverwalter hatte sie höflich in seinem Heim aufgenommen und zeigte sogar ein wenig Verständnis für ihre Andersartigkeit. Sein Leben unter den Zwergen hatte ihn vielleicht auch empfindsamer für die Emotionen der Welt um ihn herum gemacht. Chasin sah zu ihm auf, wie zu einem Lehrer und bewunderte seine innere Ruhe mit der er sich jeden Tag aus Neue der Lautstärke dieser winzigen, breiten und starken Wesen stellte. Polternd und schreiend bahnten sie sich ihren Weg durchs Leben und waren doch in ihren Handlungen durchaus berechenbar. Chasin lernte schnell und sog jede noch so kleine Information in sich auf. Die Emotionen dieses Volkes, ihre Reaktionen, waren so rein wie klare Bergquellen und sprudelten unverfälscht jedem entgegen, der sie, gleich einem mächtigen Erdrutsch, ertragen konnte. Chasin begann echte Zuneigung für die Zwerge von Rugta zu empfinden, da sie gradlinig und herrlich einfach dachten und handelten. Nur sehr selten logen sie und kaum einer hatte auch nur einen Hintergedanken. Einen Zwerg zu besänftigen war einfach: man gab ihm ein Bier in die Hand, dann konnte er nicht mehr zuschlagen und etwas zu verschütten kam nicht in Frage.
Hier war das Lesen leicht, lagen ihre Gefühle und Gedankengänge doch wie offene Bücher vor ihr. Hier konnte sie nicht nur die Gedanken studieren, sondern auch die Gefühlswelten anderer Wesen besser kennenlernen.
Durch Chasins deutlich emotionalere Seite, die sie auch vor Aurin nicht ganz verbergen konnte, wurden ihr die kleinen Wesen echte Freunde. Ihre starken Hände beschützten sie und sie liebte es, des Abends mit ihnen am Feuer zu sitzen und von fernen Orten zu erzählen, die sie selbst nur aus den Geschichten des Kollektivs kannte. Ihre gemeinsamen Träume führten sie in die Ferne und so wuchs auch bald wieder ihr Verlangen weiterzuziehen um noch mehr von der wirklichen Welt kennenzulernen. Doch Aurin warnte sie und gab ihr den wohl gemeinten Rat mit auf den Weg, dass nicht alle Wesen so sein würden, wie die Zwerge. Lüge und Trug, Hass und Hinterlist würden sie hinter den Nebeln erwarten und sie sollte sich wappnen, ihnen mit Intelligenz und Ruhe zu begegnen. Es gab Unterschiede. Er brachte ihr bei, dass Verrat sich theoretisch anders anfühlte, als in der Praxis. Chasin nahm sich seine Worte sehr zu Herzen und nach dem einen Jahr, dass sie nun in Rugta verbracht hatte, zog sie abermals hinaus in die Welt.

Die Reise
Einsamkeit war ihr ständiger Begleiter und die Stille ihrer Gedanken ihr bester Freund, doch das sollte sich bald ändern. Einige Zwerge aus Rugta hatten sie aus der Stadt begleitet, doch dann trennten sich bald ihre Wege. Chasin hatte von der Stadt Jorsa gehört, in der aufrichtige Menschen leben sollten. Sie hatte Gerüchte von Estria gehört, den eisigen Landen, wo Elfen sich die Kälte in ihr Herz einluden um Magie daraus zu schöpfen. Auch Rumdett, die Piratenstadt mit ihren geballten Emotionen und die ehrlichen Mantroner. Die Unabhängigkeit der Amazonen in Xytras, das ehrfurchtsvolle leise Flüstern über eine ferne Stadt in der Magie studiert wurde, gewaltige Handelsstädte die von Seeleuten und Händlern bereist worden waren, all diese mystischen Geschichten, über ferne Orte und Legenden wollte sie am eigenen Leib erfahren, von denen sie doch so wenig wusste. All diese Länder, mit ihren faszinierenden Mythen, Menschen, Wesen aller Art, Gedanken und Emotionen wollte sie so gerne kennenlernen. Sie wollte sie studieren, ihr Wissen mehren und katalogisieren, auf das es folgenden Generationen vielleicht gelingen würde, aus ihren Fehlern zu lernen.
Das was einst der Rat der Weisen ihr mit auf den Weg gegeben hatte, dass sie Weisheit und Frieden verbreiten sollte, das war nun ihr innerster Antrieb geworden. Doch wo sollte sie beginnen?
Egal in welche Richtung sie gehen würde, es warteten die schönsten Abenteuer auf sie. Wie sollte sie sich also entscheiden. Einer durch und durch emotionalen Eingebung folgend, überließ sie es dem Schicksal seine Wahl zu tun. Chasin drehte sich im Kreis, bis sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Lachend öffnete sie die Augen und sah in eine Richtung, in die sie nun gehen wollte. Der Morgen ihrer Reise war gerade erst angebrochen und am Tage verblassten die Nebelschwaden und das Reich der Dunsthügel erstrahlte im Sonnenlicht, taufrisch und friedlich.
Was sie damals nicht ahnen konnte, das ihr Weg sie gerade noch rechtzeitig fort von jenen Gräultaten gebracht hatte, die sie zu studieren suchte. Rugta erlag in diesen lange vergangenen Tagen einem heimtückischen Angriff der Dunkelelfen. Verskavung, Folter, Pein waren die Erfahrungen vor denen Chasin vorerst in Sicherheit war.
Chasin war nicht arm und hatte weit in die Zukunft geplant, sodass sie nicht zu Fuß reisen musste. Die Steine, die sie in Rugta gegen etwas bares Geld und einen kleinen Einspänner und Pferd eingetauscht hatte, erfreuten nun einen überglücklichen Zwerg, der ihr noch Wegzehrung und sogar Geleitschutz durch einen Bekannten angeboten hatte. Doch Chasin lehnte dankend ab, da der handelnde Zwerg mit Namen Rumpel jede helfende Hand für seine eigenen Bedürfnisse brauchte und nur aus Freundlichkeit gefragt hatte, da sie ihn fürstlich bezahlt hatte. Auch er hatte Rugta bald verlassen wollen.
Langsam und gemütlich führte der gewählte Weg sie nun in Schlangenlinienen in Richtung Rumdett, doch der Weg war lang und Chasin ließ sich nur zu gerne ablenken. Sie brauchte eine kleine Ewigkeit. Fast ein Jahr sollte vergehen, biss sie die Nebel verlassen sollte. Sie besuchte kleine Bauernhöfe in der näheren Umgebung und verweilte gerne dort eine Weile, wenn die Menschen sich an sie gewöhnt hatten, um sie zu studieren. Sie waren ängstlich, manchmal abergläubisch, sogar abweisend aber es gab auch jene die die Neugierde trieb, die höflich waren oder einfach nur freundlich und als sie nach scheinbar unendlich langer Zeit die Nebel hinter sich ließ, zeigte sich weit vor ihr das weite Meer in all seiner glitzernden Pracht. Es war eine Sache über die Schönheit dieses Anblicks in Büchern zu lesen oder auf Bildern der weniger kunstbegabten Zwerge zu bewundern, aber es war eine ganz andere Sache, sie mit eigenen Sinnen zu erleben. Voll ehrfürchtigem Staunen zügelte sie ihr Pferd um den Anblick zu genießen. Von hinten näherten sich drei Reiter. Erst als sie schon fast auf der Höhe ihres Einspänners waren, bemerkte Chasin die störenden Geräusche ihrer Pferde. Sofort hörte sie auch ihre Gedanken:
Was für ein glücklicher Tag! So früh am Morgen schon ein Opfer. Meine Klinge dürstet nach Blut und mein Beutel nach Gold und diese Kutsche sieht nach beidem aus. Na, was verbirgt sich wohl hinter … Oh!
Der Anführer der drei Banditen war nun auf Höhe der Kutsche und hatte angehalten um seine Beute zu betrachten, doch der Anblick der Tha'Roon ließ ihn zögern. Kaum war er in ihr Sichtfeld geraten, hatte ihr Auge ihn erfasst und nicht mehr los gelassen. Auch die beiden anderen Reiter hörte sie deutlich, während sie langsam heran ritten.
Man bin ich müde! Und Hunger hab ich auch! Hoffentlich ist das ein Händler und hat was zu Futt … Oh! Was???
Der dritte beklagte sich ebenfalls in Celianisch in einem Fort über das Jucken in seinem Schritt, das sich seit seinem letzten Besuch in Rumdett nicht gebessert hatte. Als dieser sie sah, formte sich nur ein einzelnes Gefühl in seinem Kopf, das abstoßender war als alles was Chasin bisher empfangen hatte. Angewidert von der starken Aura, die dieser Mann verströmte wie die Ausdünstungen einer Kloake, schluckte sie einmal schwer, aber ließ den Anführer nicht frei.
Chasin war klar, dass sie hier stark und unbeugsam, vielleicht sogar mit einem Hauch von Mystik und Dunkelheit auftreten musste um ihre körperlichen Defizite wett zu machen. Jedes noch so kleine Zeichen von Schwäche würde sich nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch gewiss ihr Leben kosten. Präventivmaßnahmen galt es zu ergreifen, doch möglichst ohne Schaden zu erhalten, genauso wenig wie ihn zu verursachen. Es kam nun darauf an, ob die beiden ihrem Begleiter gehorchen würden oder nicht.
Konzentration!
Wie zufällig wischte sie sich mit ihren langen fliedergrauen Fingern eine Haarsträhne aus dem Gesicht und öffnete ihr vernarbtes Auge einen kleinen Spalt. Der Anführer starrte wie verzaubert auf das Spiel der Lichter, die sofort in sein Gehirn drangen.
„Reitet doch weiter!“
Das war das einzige, was über Chasins Lippen kam. Den Keim der Furcht, den sie selbst aus ihrem Herzen zog, um ein vielfaches vermehrte und dann durch den kristallinen Blickkontakt zu ihm sendete, ließ den Reiter die Zügel fester umfassen und sich sofort ängstlich nach seinen Begleitern umsehen.
„Kommt! … Ich … ich will heute noch den „Teufelsrochen“ erreichen!“
Die beiden Anderen sahen ihn verwirrt an, doch folgten sie ihm mürrisch.
Es waren nicht die Worte die ihn handeln ließen, es war das Gefühl, dass sie impliziert hatte, so wie wenn man einem Fremden begegnet und vollkommen sicher weiß, dass er gefährlich ist, doch es nicht begründen kann.
Der hungrige Bandit musterte Chasins spärlich anmutendes Gepäck und war sofort einverstanden. Einzig ein einzelner Gedanke ließ sie aufhorchen.
Na wenigstens haben wir die Kohle von dem Trottel, von der letzten Weggabelung. Wer schweigt auch noch, wenn er schon die Klinge an der Kehle hat? Ach, soll er in seinem Blut ersaufen! Ich hab Hunger!
Der andere hielt mit seinen Gedanken jedoch auch nicht hinterm Berg.
Was für lange Beine! Riesig! Aber Frau ist Frau. Wie sie wohl …?
Zum Glück entfernten sie sich schnell und Chasin atmete erleichtert auf. Die Freude darüber, einer gefährlichen Begegnung knapp entkommen zu sein, wurde augenblicklich getrübt, von dem Gedanken, dass unweit von hier irgendwo jemand im Sterben lag.

Der fremde Freund
Einige quälend lange Minuten lang sah sie nur den drei Reitern still hinterher. Dann wendete sie ihren Einspänner und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen war. An jeder Weggabelung hielt sie an und suchte wahllos nach einem Lebenszeichen oder Zeichen von Blut. Sie rief hier:
„Braucht hier jemand Hilfe?“
in den Wald, über Hügel, doch es antwortete niemand. Fast wollte sie aufgeben und sich ihren eigenen Zielen wieder widmen, da fiel ihr Blick auf ein rot gefärbtes Blatt am Wegesrand. Weit und breit war keine Weggabelung zu sehen. Die letzte hatte diesen Pfad nach Jorsa ausgewiesen, also hatte derjenige, dem dieses Blut gehörte, sich noch auf den Weg dorthin gemacht. Chasin stieg aus der Kutsche, legte dem Pferd die Fußfessel an und wiederholte ihr Rufen, doch keine Stimme, nur ein fast erloschener Gedanke erreichte ihre Sinne.
Bitte lass es noch nicht zu Ende sein ...
Zaghaft berührten ihre langen Finger den klebrigen Fund. Nein, das war keine Falle. Hier starb jemand. Chasin folgte der Spur aus Lebenssaft in das Unterholz. Sie folgte der Aura der Verzweiflung, den nebeligen Fasern, die sie zurückgelassen hatte, mehr noch als der Spur des Blutes. Dann fand sie einen Fetzen Stoff und ab dort wurde es leicht, denn die Kraft die Wunde geschlossen zu halten, hatte das Opfer verlassen. Wahrscheinlich hatte der Blutverlust ihn orientierungslos werden lassen, sodass er sich tiefer und tiefer im dichten Gestrüpp verirrt hatte. Äste zerrten an Chasins langem Mantel und sie war glücklich über seinen Schutz, denn sonst hätte sie sich ernstlich verletzen können.
Bitte ...
Dann wurde es still. Kurz darauf fand sie den mit einer metallenen Maske vermummten Mann in seinem Blut liegend. Ein ungewöhnliches Gewand aus vielen Stoffbahnen umspannte seinen Körper und glänzte feucht kurz über seinem Schlüsselbein. Das Blut hatte den Stoff schon so durchtränkt, dass Chasin kaum noch eine Chance für ihn sah. Die Klinge, sie war am Knochen abgeglitten, hatte ihm zwar nicht die Kehle aufgeschlitzt, aber doch eine tiefe Wunde beschert. Seine Ohnmacht verwehrte ihr den Zutritt zu seinen Gedanken, sodass eine unbestimmte Wut sie übermannte, vielleicht schon zu spät gekommen zu sein. Sie hob mit einer Fingerspitze, durch das Loch der Maske, sein Augenlid und starrte den Befehl in seine Seele:
„LEBE!“
Ob es ihr Wille war, ihre Stimme die ihn weckte oder doch noch genug Leben in ihm steckte, wissen nur die Götter. Jedoch war es dieser kleine Moment, in dem der Mann zusammenzuckte und sich mit einem heftigen Atemzug vom Jenseits ins Diesseits zurückriss. Chasin spürte sofort seinen starken Willen und auf dem ganzen Weg zurück zur Kutsche wiederholte sie ihre emotionale Übertragung, immer wieder, wenn er zu schwanken drohte. Mit aller körperlichen Kraft, die sie aufbringen konnte, schleifte sie ihn aus dem Wald heraus, hob ihn zwischen die Taschen und trieb ihr Pferd an, bis es vor Anstrengung schäumte. Tief in sich fühlte sie, dass ihr Bemühen sie jedes mal Unmengen an Kraft kostete, die sie schwächer und schwächer werden ließen.
Als Pferd und Kutsche die Ausläufer des jorsanischen Reiches erreichten, war er fast tot und sie der Ohnmacht nahe. Sie fielen einer Patrouille in die Hände bei der Chasin für ihren Begleiter Hilfe erflehte.
Der rote Adler, das Wappen Jorsas, nahm sie unter seine Fittiche.
Als Chasin am nächsten Abend spät erwachte, sah sie in das Gesicht einer Bäuerin. Freundliche Falten umrahmten ihre Augen wie Sterne und betrachteten sie voller Neugierde.
„Du bist ein Geist, oder? Ein Geist der den armen Kerl zurück ins Leben geleitet hat?“
Das die allgemeine Bevölkerung ihre Art für Geister hielt, war Chasin bekannt gewesen. Die wenigen Menschen, denen sie bisher begegnet war, hatten meist mit Argwohn oder sogar Furcht auf ihr Aussehen reagiert, umso verblüffter stellte Chasin nun fest, dass diese Frau keinerlei Scheu vor ihr empfand. Sie zupfte an ihren Haaren und hob ihren müden Arm an um die langen Gliedmaßen ausführlich zu betrachten. Die freundliche Art gefiel ihr.
„Ich bin eine Tha'Roon und ihr nennt uns häufig Nebelgeister, aber ich bin genauso real wie ihr es seid.“
Chasin hatte langsam gesprochen und ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen gelegt, was seine Wirkung nicht verfehlte. Die ganze nächste Stunde wich die nette Bäuerin nicht von ihrer Seite. Sie umsorgte das große dürre, anscheinend unterernährte Wesen, bekochte sie und löcherte sie mit Fragen, die Chasin ihr auch, so weit es im Rahmen der Situation passend war, beantwortete.
Allein das Mahl an sich stellte Chasin vor eine fast unlösbare Aufgabe. Auch wenn ihre letzten Versuche etwas zu essen schon etliche Zeit zurück lag, erinnerte sie sich mit Schaudern an die Folgen. In Nebulis hatte sie sich allein von Wasser und Luft ernährt, aber als sie nach Rugta gekommen war, wurde ihr die Andersartigkeit ihrer eigenen Rasse fast stündlich vor Augen geführt. Die Zwerge waren geradezu ständig am essen und tranken noch viel mehr. Problematisch waren vor allem die vielen wohl gemeinten Einladungen, mal hier mal da etwas zu kosten. Aurin hatte sie zwar gewant, aber irgendwann hatte sie es aus reiner Neugierde doch selbst versucht. Das Ergebnis war verherend. Am schlimmsten stellte sich der Genuss von Alkohol heraus, der Chasin fast umbrachte. Wochenlang glich sie einer ausgetrockneten Pflanze, der der Alkohol jede Feuchtigkeit entzogen hatte und erholte sich nur mühselig. Fleisch war fast genauso schlimm, denn es beschehrte ihr hässliche faulige Hautstellen die zu eitrigen Beulen anwuchsen und das fremdartige Material abstießen. Das einzige was sie recht gut vertrug war eine klare Gemüsebrühe, auch wenn es ihr immernoch keine Freude bereitete diese zu essen. Zumindest nahm ihr Körper sie auf und behielt sie solange drin bissie sie auf natürlichem Wege wieder verließ. Der ganze Prozess nährte sie nicht im geringsten, beanspruchte sogar eher ihre körperliche Ausdauer, da sie zusätzliche Masse mit sich herum tragen musste. Kurzum, es war höchst unangenehm.
Trotzdem gab es noch immer das Problem, dass diese nette Frau sich ernsthafte Sorgen um sie machte und sie partu füttern wollte. Allein aus Höflichkeit bat Chasin sie also um etwas ganz leichtes, eben nur einen Tee oder maximal eine leichte Gemühsebrühe, da sie vorgab sich nen Magen auf der Reise verdorben zu haben und nichts anderes hinunter bekommen würde. Die Bäuerin verfiel sofort in tiefstes Mitleid und zauberte eben jene Speise und löcherte sie munter weiter. Auch Chasin forschte eifrig nach.
Ihre Fragen nach dem Mann den sie im Wald gefunden hatte wurden sprudelnd beantwortet und kurz darauf führte man sie auch schon zu ihm. Auch die Soldaten der Patrouillie waren anwesend und alle beobachteten das große, rote Wesen neugierig. Chasin musste sich zusammennehmen, um nicht über den ein oder anderen Gedanken zu schmunzeln. Bösartigkeiten waren nicht dabei, nur Neugierde und ein gewisses Maß an Vorsicht. Wo einer der Männer nur immer wieder über ihre Größe staunte, dachte ein anderer über die Geschichten nach, die er über die Tha'Roon gehört hatte. Der Hauptmann jedoch kümmerte sich vor allem um den Verletzten, da dieser sich mit Händen und Füßen weigerte seine Maske abzulegen. Er stand auf, als Chasin den Raum betrat und die Resignation war ihm ins Gesicht geschrieben, dafür brauchte sie noch nicht mal in ihm lesen.
„Ihr habt ihn gefunden! Vielleicht dringen ihr ja zu ihm durch! Mir antwortet er nicht!“
Der Hauptmann war verärgert und sah zu Chasin auf, als sie fragte was geschehen sei.
„Wir haben euch hier hergebracht und mein Wundpfleger hier ...“,
Er wies mit einer Hand auf einen der Soldaten.
„ … Er hat ihn wieder notdürftig zusammengeflickt. Doch der Kerl redet nicht! Er sagt uns nicht, wer ihm das angetan hat und sein Gesicht will er wohl auch nicht zeigen!“
Langsam wird er mir suspekt! Was hat der Mistkerl zu verbergen?! Vielleicht ist er ja irgendwo entflohen und gefährlich?
Misstrauisch betrachtete er die beiden langen Schwerter und die Wurfklingen, die sie ihm abgenommen und außerhalb seiner Reichweite auf den Küchentisch gelegt hatten.
„Vielleicht habt ihr mehr Glück.“
Chasin nickte dem Hauptmann zu und setzte sich umständlich auf einen für sie zu kleinen Stuhl, der neben dem Bett stand. Ein paar Minuten lang war der Raum in Schweigen gehüllt.
Sie lauschte. Nach ein paar Minuten begann sie leise Fragen nach seinem Namen zu stellen, woher er kam, was seine Absichten sein und was geschehen war. Das merkwürdige war nur, dass er nicht antwortete und sie nur still lauschte. Chasin nickte nur zweimal gen Ende sehr langsam, dann wandte sie sich an den Hauptmann.
„Dieser Mann hat ein Schweigegelübde abgelegt, er wird euch also seinen Namen nicht sagen und es liegt nicht in meiner Pflicht dies für ihn zu tun, doch ich kann euch versichern, dass er keinerlei Gefahr für seine Umgebung bedeutet. Ich darf euch mitteilen, dass er ein Wanderer ist und weit aus dem Westen kommt. Er ist ein Ordensbruder der „Nichtgenannten“ und auf einer Reise des Lernens.“
Chasin schloss kurz die Augen und fuhr dann nach einem langen Atemzug fort:
„Ich verbürge mich für ihn und werde für jegliche Unkosten aufkommen, die euch oder dieser lieben Frau hier entstanden sind.“
Sie wusste, dass ihre wohl gewählten Worte Eindruck hinterlassen würden und schon hörte sie einige Vermutungen zu ihrer Person in den Gedanken der Soldaten. Ein ehrenhaftes Verhalten, feine Kleidung und die Aussicht auf Geld, ließ die Umgebung häufig glauben, dass man es mit Personen von Rang und Namen zu tun hatte. Diese Vermutungen bediente Chasin indem sie sich nun förmlich vorstellte:
„Ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels. Ich bin Gesandte des Friedens und der Weisheit, eine Diplomatin der Tha'Roon.“
Die Bäuerin machte sofort einen ehrfürchtigen Knicks und fing insgeheim schon an zu rechnen, wie viel sie wohl für ihre Umstände bezahlt bekommen würde und wie viel Arbeit sie sich so vor dem nächsten harten Winter ersparen könnte. Die Soldaten nahmen eine etwas steifere Haltung an und der Hauptmann nickte zufrieden:
„Wenn dem so ist, hätte ich nur noch eine Frage.“
Chasin antwortete, bevor er sie aussprechen konnte:
„Ja, ich kann Gedanken lesen.“

Die Beraterin des Königs
Wenig verwunderlich mag es nun erscheinen, dass Chasins Geständnis an jenem Tag vor vielen Jahren dazu führte, dass der Hauptmann sie und ihren stummen Gefährten nach Jorsa geleitete und sie dort dem Herrscherhaus vorgestellt wurde. Schnell erkannte König Richard der Dritte, dass Chasins Fähigkeiten an seinem Hof von großem Wert sein könnten. Als stille Beraterin, als warnendes Sprachrohr für all die unausgesprochenen Gedanken, Intrigen und Sehnsüchte der Menschen um ihn herum, hatte er in ihr ein nützliches Werkzeug gefunden um seinen eigenen Schutz zu mehren und um sein Reich gerecht und sozial zu führen. Seine Sorge um sein Volk, sein offenes Ohr für die Probleme und Vorschläge der Menschen um ihn herum, ließen die „rote Dame“, oder in ihrem Beisein eben „Lady de Mondragil“, wie sie nun am Hof genannt wurde, in seine Dienste treten. Ihre Anwesenheit wurde auf großen Festen, auf privaten Empfängen, bis hin zu geheimen Besprechungen, am Anfang noch mit einigem Argwohn betrachtet, doch bald machte sich die „vergeistigte“ Lady, mit ihrer stillen und ruhigen Art einen guten Namen. In ihrer Gegenwart kam es immer seltener zu hitzigen Diskussionen, denn häufig bat sich der König ein wenig Bedenkzeit aus, beriet sich mit ihr und entschied dann besonnener. Chasin wurde niemals von ihm in der Öffentlichkeit zu ihrer Meinung befragt, denn sie hatte sich erbeten, immer erst im Hintergrund alle Fakten zu sammeln und zu sichten, bevor sie diejenigen Details preis gab, die eine größtmögliche Chance auf eine gerechte Lösung nach sich ziehen konnten. Dafür wog sie jeden aufgefangen Gedanken, jede katalogisierte Emotion gegeneinander ab und berechnete die unterschiedlichen möglichen Reaktionen auf diverse Aktionsvariable, bevor sie ihre Erkenntnisse dem König vorstellte. Er bediente sich ihrer Intelligenz und schnellen Auffassungsgabe und weihte sie bald in einige höchst brisante politische Details ein. Die neuste Bedrohung kam aus dem Norden und hatte sich unter die Armee Grandessas gemischt. Dunkelelfen bevölkerten plötzlich das Land und ihre Übergriffe näherten sich gefährlich den Grenzen Jorsas. Der neuste Bericht dunkelelfischer Machenschaften, kam aus dem Umland von Jersa, der einen Fall von "Morgerias Hauch" zu beklagen hatte. Also war Eile geboten und der König legte Lady de Mondragil nahe, sich die Worte des dunklen Volkes anzueignen. Den Feind zu verstehen, hieße ihn auch bekämpfen zu können. Er stellte ihr einige geheime Schriftproben und andere nützliche Dinge zur Verfügung, alles womit sie lernen konnte und so begann Chasin Lerium zu studieren, damit sie ihm zukünftig übersetzten könnte.
Ihr stummer Freund, der sie seit jenem Tag im Wald begleitete, war ihr nicht mehr von der Seite gewichen und beschützte sie treu vor jeder körperlicher Gefahr. Mancher meinte, er sei ihr Diener, doch beide wussten, dass sie weit mehr verbandt. Das Band ihrer Freundschaft war stark und wo er ihre fehlende körperliche Kraft ausglich, war es ihre Zunge die für ihn gelegentlich sprach. Da sie ihm das Leben gerettet hatte, ob nun emotional impliziert oder eben nur da sie ihn zur nächsten Siedlung gebracht hatte, stand er in ihrer Lebensschuld. Bis diese getilgt wäre, würde er bei ihr bleiben.

Inventar
rote Gewandung
Schleier
Schmuck
Pfeife + Tabakbeutel

Tierische Begleiter
keiner

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(Charaktermusik)
Zuletzt geändert von Chasin Halona de Mondragil am Donnerstag 19. Februar 2015, 20:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Zeitmanipulation
Flinkheit
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Ausrüstung: gehäkelter Wollbeutel (blau)
Sademos' Amethyst-Ring (keine Fähigkeiten mehr)
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Re: Chasin Halona de Mondragil

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 27. Januar 2018, 19:16

Charakter wurde auf Wunsch zum NPC gemacht.
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