Trink mit den Toten

Wie die Todesinsel aussieht, weiß man nicht. Wie man lebend zu ihr gelangt, ist ebenfalls unbekannt. Nur die Toten kennen sie, denn nur sie finden sich dort wieder. Aber was ist mit diesen blinden Wesen, die hier hausen?
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Trink mit den Toten

Beitrag von Erzähler » Montag 4. September 2017, 17:14

Darak Luthrokar kommt von Dämonenwelt Harax -> Q'lalars Domäne

Daraks Lebensenergie liegt bei:

- bitte im Profil aktualisieren!

Darak hat folgende Erinnerungen verloren:
- jegliches zu Elena, angefangen beim Namen, über's Aussehen bis hin zu jedem noch so kleinen Gefühl ihr gegenüber
- Den Namen "Samantha"
- Sein Einbruch ins andunische Haus, den Mord an Samanthas Eltern und ihr selbst, sowie die Flucht von dort

Was war geschehen? Daraks Schädel schmerzte. Einem dumpfen Stechen gleich waren seine Erinnerungen. Er wusste noch, dass er mit Rhiven, dem Dunkelelfen, ins Haraxreich gelangt war - Dank einem Paar roter Stiefel. Sie beide hatten den magischen Spiegel der Unterweltvereinigung Sarmas genutzt. Er sollte sie nach Morgeria bringen, doch dafür mussten sie den Weg durch den Harax nehmen. Er war einem Dämon begegnent. Q'lalar. So hatte er sich genannt und sie beide hatten einen Vertrag abgeschlossen. Offenbar war er ihn eingegangen und hatte dem Dämon eine geistige Mahlzeit aus düsteren Erinnerungen, Schmerz und Leid beschert. Er hatte es geschafft. Rhiven und er zusammen ... sie waren in Morgeria ... oder nicht?
"Eher nicht." Eine weiche Stimme rief nicht nur seine Sinne wach, sondern auch Schmerzen in seinem Körper. Nein, keine Schmerzen, nur die Erinnerung daran. Seine Rippen drückten ein wenig auf seine Seite, als hätte er sich geprellt. Jene Seite mit dem fast tauben Ohr. Auf seiner Brust knirschte getrocknetes Blut und eine Schutzkruste daraus bröckelte los, um fünf Streifen freizulegen. Der längste von ihnen maß etwa zwanzig Zentimeter. Seine Haut war aufgerissen. Peitschenhiebe? Wenn ja, waren sie geradezu stümperhaft ausgeführt worden. Es würde Zeit brauchen, bis die Haut sich dort regeniert hatte. Seltsamerweise schmerzten auch diese Striemen nicht. Darak spürte etwas Dumpfes davon ausgehen, ein bizarres Pulsieren, aber Schmerz rief es nicht in ihm hervor.
Und wo befand er sich nun? War das Morgeria?

Sein Körper lag an einem Strand. Dunkle Wellen wogten gegen einen Strand aus schwarzem Sand. Der Himmel war grau und eine Schwarze Sonne brannte auf ihn herunter. Es fühlte sich seltsam kalt an.
"Dann geh doch ans Feuer bei den Elfen." Wieder war da diese weiche Stimme. Wer sprach zu ihm? Eine Frau, ein Kind? Ein Mädchen? Jemand richtete ihn auf und drehte seinen Kopf. Nein, Darak selbst tat es und so lenkte sich seine Aufmerksamkeit auf ein Strandfeuer. Nur dort war noch Leben zu erkennen, nur dort herrschten Farben im sonst eher tristen Schwarz der Umgebung. Aber an einem gemütlich erscheinenden Feuer saßen zwölf Gestalten auf zwölf Steinen und hielten jeder jeweils einen Becher in der Hand. Die Flammen zeigten mehr als ihre Konturen. Elfen saßen dort, zwölf minus eins an der Zahl. Der einzige Nichtelf war eine selbst im sitzen hoch gewachsene Kuttenfigur. Ihre nackten Knochenfüße lugten wie bleiche Wurzeln unter dem pechschwarzen Gewand hervor. Eine Sense war neben dieser Gestalt in den schwarzen Sand des Strandes gebohrt. Sie ragte über die Versammlung hinweg, doch keiner der Elfen ließ sich davon beirren. Offenbar wurde gefeiert. Die Stimmung bestach durch sorglose Heiterkeit. Becher wurden gehoben, zwölf an der Zahl. Eine bauchige Flasche, auf deren äußerer Seite drei Mal X, sowie ein giftgrüner Totenschädel mit Elfenohren zu sehen war, wurde herum gereicht. Außerdem roch es angenehm nach Brathähnchen. Tatsächlich! Da brutzelten mehrere, kleine, braune Körper über dem Feuer. Das Fett troff von ihrer braun gebrannten Haut. Es duftete wunderbar.
"Schau, sie laden dich ein", tönte erneut die weiche Stimme in Daraks Kopf. Im gleichen Moment suchte das Dutzend Blickkontakt mit ihm. Mindestens sechs der Elfen lächelten. Zwei von ihnen winkten den Dreizehnten in die Runde. Darak war der Dreizehnte. "Unglückszahl", sprach die Stimme. "Ertränk das Unglück im Alkohol." Die Kapuzengestalt winkte mit einem frischen Becher für den neuen Gast.
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Re: Trink mit den Toten

Beitrag von Darak Luthrokar » Dienstag 2. Januar 2018, 14:04

Darak keuchte. Hinter seinen Augäpfeln pochte es schmerzlich. Was in Faldors Namen war nur passiert? Er konnte sich an den Pakt erinnern, den er mit dem Dämon geschlossen hatte, aber nicht mehr wirklich an den Inhalt. Nur noch an das gewünschte Resultat! Er sollte in Morgeria sein verflucht nochmal! «Rhiven…» Murmelte er benommen. «Sind…wir…da?» "Eher nicht." Säuselte eine weiche Stimme, die Darak nicht einordnen konnte. Gleiches galt auch für seine Empfindungen. Er bemerkte einen Schmerz an seinem Oberkörper. Nein...keinen richtigen Schmerz, eher ein Phantomschmerz, eine Erinnerung an ein Ereignis, dass längst vorüber war und sich dennoch nachhaltig in seinen Geist eingebrannt hatte. Ausserdem beschlich ihn das hartnäckige Gefühl, etwas verloren zu haben. Aber was? Hatte er eins auf die Rübe gekriegt? Er hiess Darak Luthrokar – Identität check. Er war einst ein Mönch, dann Sklaventreiber nun ehrenamtlicher Widerstandskämpfer im Dienste Sarmas – Biographie – check. Er liebte Hühnchen, am liebssten hatte er aber seine Cattie, die durch einen Segen von Florencia grün war. Er liebte auch dominante Frauen. Wie Vesta oder Constanze… aber auch Lilith… die war zwar nicht dominant, aber sie war Lilith. Beziehungen – check. Seine Feinde waren Zahlreich, aber einige davon hatte er zum Glück ins Jenseits befördert. Sein schlimmster Gegner bisher war Valrock Moslag gewesen… ach ja und da war da noch dieser weisse Elfenkommandantenarsch – der ihm in Sarma das Leben schwer machte. Feinde – check. Nein, mit seiner Erinnerung war alles in Ordnung. Was also fehlte? Die schwarze Sonne kitzelte ihn in der Nase. Er musste niesen. Erst jetzt merkte er, dass seine Finger in etwas Weichem vergraben waren. Darak schossen ein paar explizite Assoziationen in den Kopf – sexuelle Triebe – check. Das war es auch nicht, was fehlte.
Darak tastete und spürte wie feiner Sand zwischen seinen Fingergliedern hindurchrieselte. Er hörte das Rauschen eines sonderbaren Meeres. Erst jetzt bemerkte er, dass er an einem seltsamen Strand lag. Vorsichtig rappelte er sich in eine sitzende Position auf. Er sah an sich herab. Sah die Verunstaltung seines Körpers. «Was…» Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie er zu diesen massiven Verletzungen gekommen war. Nur eine Erkenntnis setze sich allmählich in seinem Geist fest. Irgendwas war mal wieder verdammt schief gelaufen. Auch sass er definitiv nicht in Morgeria…aber wo war er? Er betrachtete den Sand, der zu seinem Erstaunen pechschwarz war. Auch die Sonne war schwarz. WOLLT IHR MICH VERARSCHEN?! War das noch so eine seltsame Zwischenebene des Harax?!

Er fröstelte. "Dann geh doch ans Feuer bei den Elfen.". Die Stimme machte ihn nervös. Er konnte den Urheber nicht ausmachen und doch schien die Stimme all seine Gedanken und Geheimnisse sofort erraten zu können. Darak rieb sich den Schädel, als wollte er die Stimme daraus vertreiben. Ja, er vermutete sie in seinem Kopf. Aber warum eigentlich? Er wusste selbst nicht mehr genau, warum er gerade davon ausging.
Die Stimme lenkte aber seine Aufmerksamkeit auf eine seltsame Trinkgesellschaft. Warum hockten hier ausschliesslich Elfen?! Wo war er? Die Elfen lächelten ihm entgegen, doch es war die andere Figur, die ihn in seinen Bann zog. Darak bemerkte die blanken knöcheren Füsse, die Sense, die schwarze Kutte… bei den Göttern dieser Auftritt war geradezu dermassen ideal-ikonographisch, dass jeder Dummkopf dahinter den Gevatter vermuten würde. Der Tod hockte also allerernstes hier an diesem pechschwarzen Strand und genehmigte sich ein Gelage mit elf Elfen?! Nur schon dieser seltsame Sprachwitz bereitete Darak zusätzliche Kopfschmerzen.

"Schau, sie laden dich ein", Darak musterte die Meute skeptisch. Doch ein Blick ins Umland verriet ihm, dass er sonst keine wirkliche Alternative hatte. Er konnte ins schwarze Meer eintauchen und sonst wohin paddeln. Oder er konnte dem schwarzen Strand entlang laufen, der aber endlos erschien. Ansonsten gab es auf dieser Insel nichts. Wer also immer der Meister dieser Ebene oder dieses Ortes oder im Moment auch von Daraks Schicksal war, er liess ihm keine andere Wahl.

Vorsichtig strich er sich über seinen Oberkörper. Sein Hemd war völlig zerfetzt, die verkrustete Haut war somit deutlich zu sehen. Was war ihm nur zugestossen? Er sah aus, als hätte er mit einem Bären gekämpft, doch an solch eine Begegnung konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Er wusste nur, dass er eigentlich auf einer Mission war und im Grunde keine Zeit hatte tot zu sein. Oder was immer er war.
"Unglückszahl" Darak winkte ab. «Bin ich mir gewohnt.» Brummte er überraschend gleichgültig. Aber hatte er nicht Recht? Darak hatte zwar einerseits unwahrscheinlich viel Glück gehabt in seinem Leben, aber dieses hatte nur immer so weit ausgereicht, bis er in noch grössere Gefahren geraten war.
"Ertränk das Unglück im Alkohol." Darak musterte die verdächtige Flasche, die eindeutig auf seinen hochprozentigen Inhalt verwies – obwohls ein Elfengebräu zu sein schien. Warum Elfen?! Die verstanden doch nix vom Schnapsbrennen!

Er gesellte sich zu der Runde. Nickte den Elfen zu und musterte den Tod. Langsam hockte er sich hin. Darak fühlte sich seltsam entspannt, als würden Gefühle an diesem Ort keine grosse Rolle spielen. Sein Körper war völlig ruhig. Kein übertriebener Herzschlag. Keine flache Atmung. Kein Schweiss. (Was eigentlich nicht verwundern dürfte, bei einem toten Körper, aber so weit ging Daraks Wahrnehmung noch nicht).
«Was…gibt’s denn zu feiern?» Fragte er.

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Re: Trink mit den Toten

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Januar 2018, 14:28

Elf und einer saßen um das Lagerfeuer herum, der einzigen Konstante in diesem Bild, der man nicht die Eigenschaft bizarr zuordnen konnte. Denn das Lagerfeuer wirkte den Göttern zum Dank ganz normal. Es prasselte mit rötlichen Flammen und es verbreitete diesen ureigenen Geruch von Kohle und Holz. Ja, so musste ein ordentliches Feuer sein. Ein wenig qualmte es, aber der Rauch stieg als gerade Säule in den farblosen Himmel empor, ohne einem der Umsitzenden ins Gesicht zu wehen. Demnach ging an diesem Strand auch kein Wind.
Ja, der Strand. Sein schwarzer Sand unter schwarzer Sonne, dazu die schwarzgekuttete Gestalt mit Sense und Knochenhänden. Man konnte es nur als bizarr bezeichnen. Und dass die übrigen Elf - die Elfen! - keine Verwandten von Rhiven sein konnten, ließ sich ebenso schnell schlussfolgern. Daraks Begleiter in den Harax zählte nämlich zu den Dunkelelfen. Er besaß eine fast schwarze Hautfarbe und silbrig weißes Haar. Diese Elfen hier aber waren hellhäutig, blond oder braunhaarig und keiner von ihnen besaß diesen düsteren, sarkastischen Blick, der Rhiven zu eigen war. Ihre Augen strahlten hell, außerdem ein wenig verklärt. Die Wangen der Elfen waren gerötet.
Mehr als zwei Drittel lächelten Darak freundlich zu, als er sich in den Kreis des Feuerscheins setzte. Interesanterweise war noch genau ein Platz in der Runde übrig, zwischen einem der Elfen und dem Gevatter, der aus schwarzer Kutte auf Darak herab blickte. Den Flammen gelang es nicht, die tiefe Schwärze unterhalb der Kapuze zu durchdringen, aber wenn man sich Mühe gab und genau hinsah, konnte man die grinsenden Konturen eines bleichen Schädels erahnen. Der Tod war wohl angesichts dieser hautloses Mimik dazu verdammt, immer wie ein Komödiant auszuschauen, so tragisch sein Erscheinen in den üblichen Fällen wohl auch war. Doch was bedeutete dies für Darak? War er tot?
Dann kannst du auch trinken, flüsterte die seidendünne Stimme. Sie kam wirklich aus seinem Kopf und schmiegte sich an sein Denken wie eine Katze an die Beine des alten Mütterchens, das sie fütterte. Der Gevatter beobachtete Darak in jenem Moment nur noch starrer, aber es war der Elf zu seiner Rechten, der Aufmerksamkeit verlangte. Er reichte dem helmlosen Gehörnten nämlich gerade die Flasche Hochprozentiges.
"Wir feiern elf Jahre", verkündete der Flaschengeber uns grinste keck.
"Deshalb müssen wir auch elf sein", sprach es einen Sitz weiter.
"Und Elfen", vollendete der Zeitlose mit der Sense die Antwort. So wirklich half Darak das nicht. Elf Jahre. Wovon elf Jahre? Was hatte das zu bedeuten? Du bist noch keine elf Jahre hier, das wüsste ich. Offenbar wusste hier jeder deutlich besser Bescheid als Darak. Er erfuhr wieder einmal als Letzter von seinem eigenen Schicksal. Der Tod schien ihm genau diesen Gemütszustand anzudichten, jedenfalls streckte er seine freie Hand aus und legte sie auf Daraks Schulter. Schwer waren die knöchernen Glieder und von ihnen ging eines Grabeskälte aus, die sich langsam in seinem Körper breit machte, trotz des Feuers. Er konnte unmöglich tot sein! Tote fühlten nichts.
"Wir können aber auch feiern, dass du das Treffen mit dem Q'lalar überleben wirst", sagte der Tod. "Mach dir keine Sorgen, man kümmert sich um dich. Du wirst nicht lange bei uns bleiben. Aber lange genug, um etwas ausgelassen zu sein. Nimm ruhig einen Schluck oder auch zwei oder drei. Hör mich an!" Man hörte kein Lachen, aber der Herr allen Endes schien wahrlich amüsiert. "Ich bin furchtbar beschwipst."
Die Elfen ringsum glucksten. Einige deuteten auf die Flasche in Daraks Händen. Andere wiesen ihn darauf hin, sich einfach dem Moment hinzugeben und einmal nicht über alles nachzudenken, was ihn noch früh genug erwarten würde. Der Elf zu seiner Rechten lehnte sich dicht an Daraks Ohr und säuselte hinein: "Wer weiß, was wir noch so anstellen, wenn wir betrunken genug sind. Ich habe gehört, du wirst gut empfangen ... von einer feurigen Schönheit ... und sie wird nackt sein."
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Re: Trink mit den Toten

Beitrag von Darak Luthrokar » Montag 28. Mai 2018, 23:25

Darak musterte die Lücke zwischen den elf Elfen und dem Gevatter. Als hätten sie mich erwartet, verdammt. Obwohl, wenn er ehrlich mit sich selbst war, dürfte der Schnitter wohl schon lange die Tafel für ihn gedeckt haben. Im Grunde war er ja schon seit einigen Jahrzehnten überfällig, wenn man bedachte, was er alles überlebt hatte. Vielleicht hockte diese seltsame Gruppe schon seit Ewigkeiten auf dieser Insel und warteten auf ihn. Aber weshalb Elfen? Bisher hatten die Spitzohren nicht gerade zu seinem üblichen Freundeskreis gezählt. Höchstens als er noch als Sklaventreiber unterwegs gewesen war – dort hatte er die eine oder andere Elfin entführt. Sie waren nämlich aufgrund ihrer Langlebigkeit und Zartheit auf dem Markt ziemlich gefragt gewesen. Darak seufzte und rieb sich kurz den Nacken. Sein ganzes Leben war völlig abnormal und abstrus verlaufen, weshalb sollte es also im Jenseits anders zu und her gehe? Was hatte er schon erwartet? Nun... um ehrlich zu sein, überstieg das vorliegende Szenario, nämlich mit elf Elfen, reichlich Alkohol und Brathühnchen sowiedem Schnitter für immer und ewig auf» festzusitzen weit seine Erwartungen bei weitem. Von daher hatte er es nicht schlecht getroffen.
Er zuckte nervös mit seinem Auge, als er die Stimme wieder vernahm, die ihn säuselnd zum übermässigen Konsum von Alkohol animierte. Er konnte diese Stimme nach wie vor nicht wirklich einordnen, doch sie wusste definitiv mehr über die Situation als er selbst.
"Wir feiern elf Jahre", Darak musterte den Trinkenden missmutig. Er hatte irgendwie den Eindruck, dass diese seltsame Feier nichts mit ihm zu tun hatte und er hier eher ein Zeuge, als ein Hauptdarsteller war. Er gab ein frustriertes Knurren von sich. Wenigstens im Tod wollte er die Hauptfigur seines Schicksals sein, verdammt! Im Leben war er schliesslich nur von einer Katastrophe in die Nächste gestolpert und wenn er genauer darüber nachdachte, hatte er diesen ganzen Stress zeitlebens mit viel zu wenig Sex kompensiert! So! Nun war es raus... wer war zu jungfräulich für seinen Geschmack gestorben. ER – Darak Luthrokar. Die wenigen Saubandenjahre, die ihm vergönnt gewesen waren, hatten die lange Zeit in den Minen und die ganzen anderen Verpflichtungen, mit denen er sich seit seiner Läuterung rumgeschlagen hatte nicht kompensieren können. Himmel in seinen letzten Monaten war er so sehr damit beschäftigt gewesen, seinen eigenen Arsch und die Welt auf welcher er ihn pflanzte zu retten, dass er kaum mehr Zeit für Lilith gehabt hatte...und die Liebe...
Darak trat näher heran und zermarterte sich weiterhin den Kopf darüber, was die Zahl Elf in seinem Leben bedeuten sollte. Er verkrampfte sich, als er die knöchernen Fingerglieder des Gevatters auf seiner Schulter spürte – ja er spürte etwas! Er hob eine Augenbraue in die Höhe und der Schnitter grinste ihm wissend entgegen... naja ob er wissend war, konnte Darak im Grunde gar nicht einschätzen, denn der Gevatter grinste anatomiebedingt eigentlich immer.
"Wir können aber auch feiern, dass du das Treffen mit dem Q'lalar überleben wirst" Was...`? Oh ja... da war doch was gewesen! Der Harax, sein kleiner treuer Elf, unangenehme Gefühle... und sein Auftrag, der Auftrag die Feuerhexe aus der Höhle des Löwen zu holen. Was für ein dämliches Unterfangen für einen Gehbehinderten! Himmel!
"Mach dir keine Sorgen, man kümmert sich um dich. Du wirst nicht lange bei uns bleiben. Aber lange genug, um etwas ausgelassen zu sein. Nimm ruhig einen Schluck oder auch zwei oder drei. Hör mich an!" Darak legte zweifelnd den Kopf schief. Am unteren Ende der Kutte dürfte sich allmählich eine Pfütze bilden, denn der Gevatter war ja im Grunde hohl. Da war nichts, wo dieses ganze Gesöff hinfliessen konnte. Darak kannte das Konzept des Placeboeffekts nicht, aber möglicherweise dachte sich der Gevatter in diesem Moment gerade betrunken und fühlte sich damit auch entsprechend. Wobei man da schon voraussetzen musste, dass ein Gerippe überhaupt fühlen konnte, was ebenfalls schon abstrakt war. Die ganze Szenerie war mehr als nur Abstrakt! «Moment. Ich schwebe zwischen Leben und Tod.. und ihr wollt mit mir saufen?!» Murrte er ungläubig. Ausserdem wollte er gar nicht wissen, wer verdammt noch mal sich im Moment um ihn kümmerte! Rhiven? Oder irgend ein verdammter dunkelelfischer Sklaventreiber?! Ehe er es sich versah, hockte er sich aber doch zur Gesellschaft. Was blieb ihm schliesslich anderes übrig und Alkohol..ja Alkohol war in solch einer Situation immer eine gute Option.
«Ah scheiss drauf... wenn dies mein Schicksal ist, so soll es so sein.» Brummte er und schnappte sich seine Flasche.
"Wer weiß, was wir noch so anstellen, wenn wir betrunken genug sind. Ich habe gehört, du wirst gut empfangen ... von einer feurigen Schönheit ... und sie wird nackt sein.» Darak kippte die brennende Flüssigkeit mit etwas zu grosser Eile hinunter. «Eine feurige Schönheit?» Früher hätte er hier sicherlich an Elena gedacht, aber Elena war nicht mehr. Es existierte nicht einmal eine schmerzlich spürbare Lücke in seinem Gehirn, die ihn so an seinen Verlust erinnert hätte. Es war, als hätte Elena gar nie existiert. «Hah! Cassandra?! Na verdammt, jetzt muss ich der auch noch einen Fummel besorgen, bevor wir sie evakuieren.» Grummelte er. Probleme! Nichts als Probleme! Es brauchte nochmals drei bis vier grosse Schlücke, bis seine Sorgen allmählich zurückgingen und weit archaischer Denkmuster wichen. «Mhmmr... Nackt.» Bemerkte er nach einer langen Phase des Schweigens. «Du hast gesagt, sie wird nackt sein? Cassandra? Die Feuerhexe? Nackt....verdammt...» Er lachte. «Das war einer meiner feuchten Träume, als ich noch als....» Er sah sich kurz um. Das letzte Mal, als er eine Nahtoderfahrung hatte, hatte er sich vor Lysanthor verantworten müssen, daher fühlte er sich kurz beobachtet, aber das Gefühl verschwand sogleich. «... als ich noch ein Sklaventreiber war. Cassandra...Nackt und in Ketten zu meinen Füssen, mit diesem vernichtenden Blick in den Augen...rhrrrr... ich fürchte die hätte mich gegrillt. Es gibt nämlich das Gerücht, dass sie ihren eigenen Körper so erhitzen kann...dass ein Mann in ihr... naja... also sein Bestes Stück...» Er sah die Elfen dramatisch an und machte mit seinen Händen eine Geste, die wohl die Explosion von Eiern imitieren sollten. «Oh man...» Er seufzte. «Sie hasst mich. Sie hasst mich sicher noch immer...» Cassandra hatte auch allen Grund dazu, da Darak ihr die eine oder andere Novizin wegstipitzt hatte. Oh über diese Frau rankten sich so viele Mythen und wenn auch nur die hälfte davon wahr war... dann kam da ordentlich was auf Darak zu.
Er trank weiter. «Ich frage misch nur...wie sie es geschafft haben, die einzufangen. Ich mein das ist Cassandra...die ist scheisse mächtig.... die grillt ganze Sklaventreiberbanden zum Frühstück...wisst ihr?» Er lachte plötzlich. «Ach...ich vergass..zumiindest DU müsstest es ja wissen, oder?» Er wandte sich dem Gevatter zu. «Hat sie wirklich schon Leute gegrillt?» Der Alkohol schoss Darak rasend schnell in den Kopf. Die ganze Erschöpfung machte ihn sehr empfänglich für den Rausch.
«Ist dein Beruf nischt verdammt deprimierend...? Was machst du eigentlisch, wenn Leute nicht an einem Stück sterben. Also gehst du dann zum Kopf oder zum Rumpf, oder musst du dann deren Seelenkörper wieder zusammensetzen? Und... wie ist es... zu sein...aber kein...du weischt schon...» Er liess seinen Blick nach unten Schweifen. «Keinen Speer zu haben...» Langsam begann sich Darak richtig wohl zu fühlen in seiner Runde mit den elf Elfen. «Hah...meine Brüder! Ich find das wirklisch schen, dass ihr mir hier Gesellschaft leistet...an diesem... Lysanthorverlassenen Ort! Aber seid ehrlich zu mir...isch halluziniere euch doch nicht oder? Also ihr seid nicht ein Produkt meines Gehirns, oder? Sonst müsst isch mir ja noch Sorgen machen, dass isch mich möglicherweise irgendwie von Rhiven angezogen fühlen könnte...ich mein ihr seid alles Kerle...und Elfen... und ich bin Darak... solltet ihr nicht 11 Jungfrauen sein oder so? Obwohl...näh...Jungfrauen sind mir zu anstrengend, lieber elf willige Amazonen...hehehe...willige Amazonen, das wärs doch! Als würde es sowas geben!»

Er hielt plötzlich inne und dann packte er von einer unvermittelten Sorge ergriffe den Gevatter am Gewand. "Sie lebt doch nosch, oder...Constanze meine ich.... ich meine die ist an der Front, während ich hier...ich hier... rum...elfere..."

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Re: Trink mit den Toten

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. Juni 2018, 14:08

Entweder hatte Lysanthor ihm seine Strafe ob der verruchten Seele wirklich erlassen oder ihn vergessen. Was sollte schon schrecklich daran sein, mit dem Zeitlosen für ebenso lang wie es dessen Namen gebührte und einem beinahe vollen Dutzend Elfen auf einer ruhigen insel zu sitzen, gewärmt von den Flammen eines niemals kleiner werdenden Lagerfeuers und mit Alkohol aus einer hoffentlich niemals versiegenden Flasche? Wären die Elfen alle vollbusige Jungfern gewesen, so hätte Darak es sicherlich schon mit einem paradiesischen Jenseits verglichen. Wobei man nach wie vor spekulieren konnte, wie angenehm es war, sich unter den leeren Augenhöhlen eines Skeletts mit Kutte und Sense mit einer Schar blendend schöner Frauen zu amüsieren. Das stand auf einem anderen Blatt geschrieben, aber jenes würde Darak niemals zu Gesicht bekommen. Ebenso wenig wie er Antwort auf die ungestellte Frage erhalten sollte, wie viel diese Szenerie mit göttlichem Wirken zu tun hatte. Befand er sich denn im Jenseits? Nun, der Tod war hier. Demnach musste er - Darak Luthrokar - doch gestorben sein. Anzunehmen wäre es. Vielleicht zählte das hier aber auch als Nahtoderscheinung und die Stimme in seinem Kopf ... was war damit? Sie wusste weitaus mehr als er, jedenfalls machte es den Anschein. War sie Schicksal, Gewissen ... Lysanthor mit einer geradezu kindlich zarten Mädchenstimme?
Für Darak war es das Beste, sich nicht den Kopf darüber zu zermartern. Er erhielt keine Antworten, sondern nur Alkohol und davon sogar reichlich. Das Zeug brannte herrlich auf der Zunge und im Rachen. Es wärmte von Innen, während ein betäubend rauschhaftes Gefühl sich um den Rest kümmerte. Genau das, was man von einer Flasche gut Gebranntem erwarten konnte!

Es dauerte nicht lange, dann bestätigten sich die Vermutungen. Es musste sich einfach um eine Scheintoderfahrung handeln. Selbst der Gevatter versicherte Darak, er hätte den Q'lalar überlebt. Man kümmerte sich um ihn. Er würde nicht zu lang auf der Insel bleiben müssen. Aber wie viel Zeit hatte er hier schon verbracht?
Immer wieder ging die Flasche herum. Immer wieder nahmen die Elfen einen Schluck und feuerten den Befreier Sarmas an, es ihnen gleich zu tun. Der Gevatter trank mit, hielt sich aber mit feierlichen Lobpreisungen und Trinksprrüchen zurück. Er setzte nur immer wieder die Flasche an seinem bleichen Gebiss an. Darak konnte sehen, wie die Flüssigkeit zwischen den Knochen herab und in die finsteren Untiefen der Kutte rann. Es entstand keine Pfütze unter dem höheren Wesen. Der Tod konnte trinken! Und irgendwann plauderte sogar er aus dem Nähkästchen. Darak erfuhr Einzelheiten über seine Zukunft. Sie klangen wunderbar. Wer wollte nicht bei einer feurigen Schönheit erwachen? Einer nackten, feurigen Schönheit! Das konnte doch nur Cassandra sein!
Erneut erhielt der plötzlich euphorische Darak Bestätigung vom Gevatter. "Cassandra, ja. Die Feuerhexe. Ja. Und sie wird nackt sein, mhm." Seine Stimme klang noch tiefer, wenn er in Zustimmung brummte. Es erinnerte an einen grollenden Klagelaut, der sich seinen Weg durch meilenweite Katakomben, Staub und Spinnweben an die Oberfläche suchte, nur um dort festzustellen, dass seine Quelle bereits verstorben war, als sich dieser Brummton auf den Weg machte. "Und sie hasst dich", fügte der Tdo ungemein schlicht an. Ihn kümmerte Hass ebenso wenig wie Lust. Daher reizte ihn der Gedanke einer wilden Nackten sicherlich auch nicht.
Plötzlich erhob sich der Gevatter. Seine Kutte wallte um Darak herum, wirbelte Dunkelheit auf. Diese verschluckte nicht nur das Lagerfeuer, sondern auch die fröhlichen Gesichter der Elfen, ihr Gelächter und ... den Alkohol. Schwärze blieb zurück. Schwärze und Darak Luthrokar, der in ihrer Mitte saß und von zwei winzigen, blau funkelnden Punkten betrachtet wurde. "Genug getrunken. Einige Fragen bekommst du vielleicht beantwortet, aber nicht mehr von mir. Es ist Zeit."
Es war seltsam, diese Phrase aus den Kieferknochen des Gevatters zu hören. Er hatte doch alle Zeit der Welt und nun klang es danach, als liefe sie ihm davon. Nein, nicht ihm. Darak war es, der unter der Hektik des Lebens stand. Er war noch kein Teil von Tods Domäne. Zeit hatte noch Bedeutung für ihn. Vor allem, als er zurück ins Leben geschleudert wurde. Tatsächlich verpasste ihm der Tod einen simplen Stoß ins Kreuz, dem sich der Sarmaer nicht erwehren konnte. Er spürte noch die knochigen Finger an seinem Rücken und dann einen Zug, als hätte ihm jemand eine Rettungsleine um den Leib gespannt und zöge ihn nun von weit unten aus dem Meer. Entsprechend ähnlich, aber reflexartig schnappte sein Körper dann auch nach Luft, als sich Darak Luthrokar in der Realität wiederfand.
Armer Darak ... hätte er gewusst, was ihn da wirklich erwartet, er wäre wohl lieber bei den elf Elfen am Feuer geblieben.

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