Gestorben ...

Wie die Todesinsel aussieht, weiß man nicht. Wie man lebend zu ihr gelangt, ist ebenfalls unbekannt. Nur die Toten kennen sie, denn nur sie finden sich dort wieder. Aber was ist mit diesen blinden Wesen, die hier hausen?
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Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Samstag 22. März 2008, 00:15

<i>Asmodeus (Seele des Medicus) kommt von Der Wald Sarius -> Die Ankunft im Dorf der Einheimischen</i>


Rauch.
Und der penetrante Geruch nach faulen Eiern. Schwefel.
Und Pilze, viele Pilze. Warum wuchsen Pilze an einem Ort wie diesem? Was sollte das, wo war er? Was ... war los? Er sah Feuer, die aus Dutzenden von Geysiren geschleudert wurden, zum rauchverhangenen Himmel stoben und als kleine Meteore auf den trostlosen, trockenen, brüchigen und ... lavagesteinsähnlichen, schwarzen Boden landeten. Oder sie fielen in die kleinen Bäche und Rinnsale aus Lava, die den Boden gefährlich überströmten. Bergmassive erhoben sich, aber er erkannte sie nicht. Sie sahen nicht aus wie das Drachen- oder Schattengebirge. Es waren furchteinflößende Zacken, wie Tausende scharfer Zähne. Und sie schienen zu leben. Sie besaßen ... Organe! Ein halb vernähtes Auge zwinkerte ihm zu. Gliedmaßen wie blutige Arme oder krüppelige Zehen ragten einfach aus dem Fels heraus. Klagende Todesschreie erfüllten die Luft, zusammen mit dem stetigen Zischen der Geysire. Überhaupt war die Luft dick, kratzte im Hals, dass er kaum atmen konnte. Der Himmel selbst war an den Stellen, vor denen nicht diese seltsam rauchigen Wolken hingen, ganz gelblich. Es erinnerte an eine eitrige Wunde, vor allem zusammen mit der großen blutroten Sonne, die hier die Welt beschien. Das konnte doch nicht mehr Celcia sein. Da war er sich sicher. Der Medicus ... Aurelius.

Das war vielleicht die Heimat von ... war das der Harax? Asmodi? Antwortete nicht, war nicht spürbar. War ... fort. Wie alle. Keiner seiner Freunde umgab ihn. Niemand war hier, nur diese groteske Welt, die ihn im Bann hielt wie eine Schlange ihre Beute, indem sie ihren hypnotischen Blick einsetzte.

Und dann drang dieses Pochen an sein Ohr. Dieses Stampfen. Ein stetiges Donnern, wie die Trommeln einer herannahenden Armee. Es ließ die Erde erbeben und kleine Steinchen auf dem Grund erzittern und tanzen.
Dann tauchte er auf. Gewaltig, groß, aber Aurelius nicht unbekannt. Er stand da, wie er ihn schon einmal gesehen hatte. Nur wirkte er noch größer und bedrohlicher. Die Rüstung schimmerte, spiegelte Aurelius wider. Er sah aus wie eh und jeh – damals, lange Zeit bevor Asmodi in seinen Körper gefahren war. Gesund und jung, dennoch unheimlich verzerrt vom Metall der Rüstung, die dieses Monstrum trug: Aeshma-Daeva.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... -daddy.jpg">

Rings um ihn herum krabbelten kleinere Wesenheiten heran. Sie geiferten und spuckten, kicherten und nahmen dann eine kreisförmige Aufstellung um Aurelius herum an – obwohl sie weiterhin auf allen Vieren blieben. Unheimlich schauten sie ihn an, aus leeren Augen und dennoch so vertraut. Leise sangen sie: "Oh, Papa, Papa. Bin ich nicht schön? Hast du uns auch lieb, Papa?"
Chor aus Ängsten, Alpträumen und Erinnerungen ... an sein Leben ... er lebte nicht mehr. War ... tot.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... rror01.png">

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Samstag 22. März 2008, 11:33

Das Schicksal des Dämons konnte von der Aussenwelt bis zu den letzten Atemzügen seines Wirtes noch mitverfolgt werden, doch wie war es dem Menschen in ihm ergangen seid der Beschwörung auf der Insel? Die blauen Funken, die so schwach gewesen waren. Niemand schien sie wahrlich gesehen zu haben… und nun waren sie erloschen.

Bruchstücke seiner letzten Stunden hielten sich hartnäckig in Aurelius Gedächtnis. Da war der Dämonenvater der sich auf Mallahall gestürzt hatte. Er hatte sie gesehen, am Boden liegend. Doch es war ihm nicht gelungen die Macht über seinen Körper an sich zu nehmen… und dann… wusste er nur noch wie ihn das Seelenfeuer des Dämons durchzog. Grässliche Pein, unendliches Leid hatte er verspürt und Schuld. Dann verspürte er nur noch wie er zu Boden geschmettert wurde.
War er nicht dort gestorben? Nein… nicht ganz, doch dort hatte zumindest das Sterben für ihn bereits begonnen und seinen unumgänglichen Lauf genommen. Der Dämon hatte seinen Wirt am Leben gehalten. Ihn dazu gezwungen noch hier auf Celcia zu bleiben.

Vage hatte er mitbekommen wie der Dämon seinen Sohn beschützte. Er hatte gehört wie er ihn Castus taufte. Unschuld. Ein schöner Name. Doch Aurelius hatte auch das Chaos in dem Kind vernommen. Der Hass des Dämons auf Zanraia gespürt – und er hatte ihn nicht aufklären können. Nicht sagen können, wer sie war. Denn er hatte sie erkannt – immer.

Tod hatte ihn angesehen. Seelchen hatte sich gefürchtet. Nicht wegen sich, sondern weil es wusste, dass sein Dämon nicht mitkommen konnte. Die Nachwelt war für diese nicht erreichbar. Es machte sich sorgen um das Viech.

Aurelius sah an sich herunter – und sah sich. Noch immer blau schimmernd. Er legte seine Hand auf seine Brust. Nichts schlug darunter. Er war tot. Doch dann betrachtete er seine Hand. Keine klauenartigen Nägel. Die Hand wirkte auch nicht so verspannt wie kurz vor seinem Tode. Seine Haare… kein Kamm. Sondern schön geordnet wie es sich für einen Medicus gehörte. Es war als wäre jedes Jahr welches er mit dem Dämon zusammen verbracht hatte, hier nicht geltend. Verschwunden. Er… war… er. Aurelius blickte auf. Sah sich um. Wich zurück als er die Geysire sah die wie wutschnaubende Tiere ihre Dämpfe und ihr Feuer ausstiessen. Er sah die Flüsse aus glühend heissem Lava welche sich langsam durch diese schreckliche Welt schlängelten.

Aurelius hatte angst.

Er sah die Berge welche wie düstere Wächter der Finsternis aus diesem grässlichen schwarzen Boden emporragten. Er starrte das Auge an welches ihm zuzwinkerte… als wollte es ihn Willkommen heissen – hier in der Hölle. Die Gliedmassen der Berge erinnerten ihn an jene seiner hoffnungslosesten Patienten. Von Gicht zerstörte Finger, zerfressene Beine. Dann die Schreie. Die Seelenklagen welche grell durch diese endlose grässliche Weite hallten.

<b>Sag mir Asmodi wo bin ich hier.</b> Doch der Dämon war nicht da. Seine Präsenz – erloschen. Verzweiflung keimte in ihm auf. Eine düstere Gewissheit. Hatte er wirklich erwartet ein schönes und friedliches Nachleben zu erhalten? Nach all dem was er getan und zugelassen hatte? Asmodis Taten klebten auch an seiner Seele und machten sie unrein… verdorben.

„Etelin?“ Hauchte er ängstlich. „Mallahall?“ Er sah sich um. Drehte sich um seine eigene Achse. „Zanraia?“ Er hatte schreckliche Angst, die sich verstärkte, als er merkte dass er wahrlich alleine war.

Dann drang ein grässliches ihm bekanntes Pochen an sein Ohr. Seine Füsse registrierten die Vibration des Bodens. Er drehte sich um. Schrie auf als er den Dämonenvater entdeckte und stolperte zurück. Hatte er ihn geholt um sich dafür zu Rächen dass sein Sohn in dem Körper des Medicus schwach geworden war?!

Seine Augen – ja er hatte wieder welche, normale menschliche Augen. Weiteten sich als er die kleinen Körper auf sich zu krabbeln sah. „Nein! NEIN!“ Keuchte er entsetzt. Zitterte am ganzen Leib.

Er stürzte nach hinten weg… und versuchte seinen eigenem durchlebten Schicksal zu entrinnen.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. März 2008, 15:21

Niemand war hier, an diesem schrecklichen Ort. Niemand für ihn. Aurelius war vollkommen allein und seinem Aussehen nach auch immer allein gewesen. Er ähnelte sich aus der Zeit vor Asmodi. Er war rein. Aurelius pur, sozusagen. Aber war dies angenehmer, an einem Ort wie diesem? Wo befand er sich überhaupt? Die Landschaft mochte den krankhaften Fantasien eines Wahnsinnigen, eines perversen Fanatikers finsterster Boshaftigkeit entsprungen sein. Vielleicht war dies Asmodis Heimat ...

<i>"Etelin? Mallahall? Zanraia?"</i> Sie antworteten nicht. Niemand sprach zu ihm, mal abgesehen von den Geysiren, die zischend ihren schwefelartigen Rauch oder die kleinen Feuerkugeln in den Himmel jagten.
Dieser Ort war lebendig und doch so tot. Wie Aurelius selbst. Tot und ... allein.
Nun, auch dies stimmte nicht ganz. So allein war er nicht. Schwer hallten die Schritte Aeshma-Daevas, der wie aus dem Nichts auf Aurelius zukam und von ringsum her krabbelten kleinere Wesen auf ihn zu. Dämonen aus seinen Träumen. Trugbilder seines damals noch ungeborenen Sohnes, die in ihm Ängste geweckt hatten, welche nun erneut hervorbrachen. In seinem Traum war es nur eines dieser Dämonenkinder gewesen. Hier umkreisten ihn gut und gerne ein Dutzend.

Aurelius starrte den Dämon mit weit aufgerissenen Augen an. Dann die Dämonenkinder. <i>"Nein! NEIN!"</i> Er erzitterte, bebte am ganzen Leib. Seine Angst verbarg er kein Stück. Die Dämonenkinder rückten näher, kreisten ihn immer enger ein. Aurelius stürzte zurück, doch auch hinter ihm befanden sich diese kleinen, hässlichen Bestien.

"Sind wir schön, liebst du uns?", fragten sie und besaßen so unschuldige Kinderstimmen. Ihre Wörter hallten in seinem Kopf nach. Sie entsprangen auch selbigen, wirklich sprechen tat keines der Dämonenkinder. Aus leeren Augenhöhlen starrten sie ihn an, drängten sich immer mehr auf. Sie streckten ihre kleinen Hände aus. Sie griffen nach ihm, versuchten, ihn zu packen.

Und dann geschah etwas Unglaubliches. Es war vermutlich so unfassbar, dass Aurelius es nicht einmal begreifen wollte, nachdem es bereits geschehen war. Aeshma-Daeva hob eine der gewaltigen Pranken – warum besaß er noch beide, hatte er nicht eines der Gliedmaßen auf der Insel verloren?
<i>"Genug! Hinfort mit euch! Er besitzt nichts von eurem Interesse. Er ist nur eine Seele, die ich mitbrachte. Geht jetzt!"</i> Die Dämonenkinder zogen sich tatsächlich zurück. Sie verschwanden in undurchdinglichem Neben und Rauch. Dahinter endete die Welt, wie Aurelius sie sah. Dahinter tat sich der eigentliche Ort auf, wie Tod ihn kannte. Denn dies hier war sein Reich, seine Insel ... und die Dämonenkinder nahmen wieder ihre ursprüngliche Form an. Die Ank kehrten in ihren von Tod zugeteilten Bereich zurück.

<i>"Lass uns in meine Unterkunft gehen, Aurelius Templar"</i>, sagte Aeshma-Daeva und wandte sich um.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 26. März 2008, 22:29

Aurelius schrie panisch auf stürzte zurück, sah sich um. Überall diese kleinen Monster! „Nein! Bitte! Nein!“ Keuchte er verzweifelt. War starr vor Angst, obwohl er kein Herz mehr besass welches ihm bis zum Hals schlagen konnte. Keinen Schweiss mehr hatte der ihm kalt über die Stirn laufen konnte, Aurelius war tot und dennoch spürte er die Angst beinahe leibhaftig.

Sie streckten die Arme nach ihm aus. Er wich weiter zurück machte sich klein. Er war doch nur ein Mensch… ein einfacher Mensch… warum musste er in den Harax verbannt werden? Denn keine andere Sphäre – so schien es Aurelius – konnte so grässlich sein. Warum er? Seine Seele schien für immer verdammt zu sein mit Dämonen einherzugehen. Doch Asmodi war ihm da weit Lieber als diese Viecher und sein Vater!

Zudem hatte er hier niemand. Keine Freunde. Die ganze Welt war so bedrohlich und er fühlte sich so unendlich klein und hilflos. Da war nicht mal ein Dämon der die Angst mit seiner Wut hätte überspielen können. Nichts war da… nur er. Der Medicus. Nicht mehr.

Aurelius kniete sich hin blickte starr vor angst zum Dämonenvater hoch. „Bitte… quält mich nicht.“ Flehte er das Monster an und kauerte sich, den Kopf unter seinen Armen verbergend zu einem bibbernden Häufchen Aurelius zusammen.

<i> "Genug! Hinfort mit euch! Er besitzt nichts von eurem Interesse. Er ist nur eine Seele, die ich mitbrachte. Geht jetzt!"</i> „Nur eine Seele?!“ Keuchte Aurelius. Aeshma Daeva hatte seine Seele geknechtet

Wollte er sich an ihm rächen und ihn nun in alle Ewigkeit foltern?

<i> "Lass uns in meine Unterkunft gehen, Aurelius Templar"</i> „I…ihr… kennt meinen Namen?!“ Keuchte Aurelius. Kroch ängstlich auf den Dämon zu. Er traute sich nicht aufzustehen aus Angst gepackt zu werden.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. März 2008, 09:27

Aeshma-Daeve schaute auf den Mann herab, den er mitgebracht hatte. Er? Hatte ihn mitgebracht? Warum? Wollte dieser Schöpfer Asmodis sich am Medicus rächen?
<i>"Nein! Bitte! Nein!"</i>
Wenigstens vertrieb er die kleinen Dämonenkinder. Vermutlich jedoch nur, weil er Aurelius ganz für sich allein haben wollte. Bestimmt war er immer noch wütend darüber, dass seine schändliche Schöpfung es gerade einmal fertiggebracht hatte, sich im Körper eines Menschen einzunisten. Doch dessen Seele hatte er nicht zerstört, lediglich unterjocht – hin und wieder. Den übrigen Teil würde nun wohl der "Vater" übernehmen.

Aurelius kniete vor Aeshma-Daeva, schaute zu ihm auf und sein Körper – diese blau schimmernde Gestalt, die er war – blieb reglos. Dies jedoch nur, weil er starr vor Angst war. <i>"Bitte ... quält mich nicht."</i> Dann beugte er sich vor, drückte den Kopf auf den rissigen, dunklen Boden und die Hände legten sich als Schutz darüber. Der Boden war warm, beheizt von Dutzender Lavaströme, die unter ihm ihren Bahnen zu folgen schienen. Zugleich aber roch man Schwefel, gepaart mit allgegenwärtiger Trostlosigkeit. Es war ein Gemisch aus faulen Eiern und ewig währender Trauer. Der Harax ... war kein schöner Ort. Hatte Asmodi deshalb versucht, auf Celcia zu bleiben? Zog er deshalb das Leben in einem menschlichen Körper – und dies sogar nur als Untermieter – einem Leben hier vor? Wenn ja, so konnte Asmodi wahrlich kein typischer Dämon sein. Aeshma-Daeva schien die Umgebung nicht zu stören.

Einen Moment lang stand er schweigsam da, der Blick seiner rauchenden Augen folgte den sich verziehenden Dämonenkindern. Diese hatten erkannt, was der große Dämon gesagt hatte: Aurelius war wirklich nur eine Seele, besaß keinen Körper, den man ausbeuten konnte. Sie waren doch nur auf organische Teile aus, die sie mit ihren Metallen verbinden konnten. Die Ank ... Kaum dass sie aus Aurelius Sichtweite waren, verwandelten sie sich wieder in das, was sie waren. Der Überzug der im Kopf des Medicus entstandenen Trugbilder fiel von ihnen ab. Doch für Aurelius blieben sie als Erinnerung an Dutzender kleiner Albträume zurück. Kinder, die wie die Schreckensbilder aussahen, von denen der Medicus geglaubt hatte, dass Castus so enden würde. Aber sein Sohn hatte nicht so ausgesehen. Er war niedlich gewesen und ... menschlich – mal abgesehen von dem blauen Kamm, doch es hatte ihm eine ganz besondere Note verpasst gehabt. Aurelius würde seinen Sohn niemals halten können. Niemals seinen Namen in dessen Anwesenheit sagen oder ihm die Stirn küssen können. Niemals ... ihn oder jemand anderen seiner Freunde wiedersehen.

Vermutlich dämmerte ihm bereits, dass er tot war. Dies jedenfalls würde erklären, warum er allein, blau schimmernd und von keglichen Spuren Asmodis befreit war. <i>"Nur eine Seele?!"</i> Ja, eine Seele. Nichts weiter. Dies war vom großen Medicus übrig geblieben. Seinen Körper entdeckte er nirgends herum liegen. Nur die Seele war da, in eine Verdammnis geschickt, in der er ewig gequält werden konnte. Die Götter meinten es wohl überhaupt nicht gut mit ihm. Vielleicht hatten sie ihn gar verstoßen, weil zu Lebzeiten ein Dämon seinen Körper hatte teilen dürfen.
Erschreckende Gedanken. Nun würde der Schöpfer jenes Dämonen ihn bis in die Unendlichkeit quälen, da konnte er wohl flehen so viel er wollte. Vergebens.

Der Dämonenvater forderte auf, ihm zu folgen. <i>"I... Ihr ... kennt meinen Namen?!"</i> <i>Ich kenne jeden Namen jedes Lebewesens auf Celcia</i>, entgegnete das Viech. Aber woher kannte er ...? Besaß der Dämon noch mehr Macht als Etelin selbst es vielleicht vermutet hatte? Wenn ja, so war Aeshma-Daeva noch wesentlich gefährlicher als es Asmodi je sein würde.

Er beugte sich zum Medicus herunter. Er kam so bedrohlich nahe. Aus seinen Augenhöhlen tief in diesem Helm rauchte das Dämonenfeuer blau und schwarz zugleich. Wenn es Aurelius berührte ... würde dann auch seine Seele noch einmal die Schrecken erleben müssen, die er auf der Insel in Gemeinsamkeit mit Asmodi bereits hatte erdulden müssen? Aeshma-Daeva betrachtete ihn. Dann holte er mit seiner gewaltigen Pranke aus. Packte den Medicus und hob ihn hoch. Gleich würde das Feuer ihn zerreißen. Seine Seele lag doch so nackt vor der Bestie. So angreifbar.
Aeshma-Daeva ... stellte Aurelius auf die Beine und ... ließ ihn los. <i>Komm schon</i>, drang es grollend aus dem Helm. Der Dämon marschierte los, durch den schwefeligen Nebel der Geysire. Seiner Unterkunft entgegen.

In der Ferne, auf einem zerklüfteten Gebirgshang, erhob sich eine Festung, dem Wahnsinn schier entsprungen. Zinnen und Türme ragten wie ein Drachengebiss in den Himmel. Fetzen hingen als wehende Fahnen von den Spitzen. Sie zappelten wie tote Leiber im Wind, der irgendwie nicht vorhanden war. Feuer bewegten sich auf einem Wehrgang entlang, getragen von Gestalten, die in der Ferne nichts weiter waren als schwarze Schatten. In der Mauer der Festung zeigten sich Fratzen und klagende Gesichter. Sie schrien. Von ihnen drang der unheimliche Totengesang, der stets leise über die Weiten des Harax hinwegfegte. Das gewaltige Tor war selbst von weitem zu erkennen. Ein steinerner Dämon hockte als Torwächter davor, er war so riesig wie die Pforte selbst, die von seinen gewaltigen Schwingen verschlossen wude. Ein lebendes Tor?
Aeshma-Daeva ging zielstrebig auf die Festung zu – sein Reich. Dorthin wollte er Aurelius bringen. Die Seele, die er mitgebracht hatte. Was wollte er nur von ihm?
<i>Setz dich in Bewegung, Aurelius Templar.</i> Es war unheimlich, den eigenen vollständigen Namen nach so langer Zeit zu hören, noch dazu aus dem Munde einer Bestie.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 27. März 2008, 14:40

Bibbernd verharrte Aurelius auf dem warmen Boden der fürchterlich stank, so dass er immer die Nase gerümpft hielt und röchelnd durch den Mund Atmete… doch dann hielt er inne, verzichtete aufs Schnaufen und merkte… dass es funktionierte. Wo kein Herz mehr schlug brauchte es wohl auch keine Lungen die sich in regelmässigen Abständen blähten. Dies war wohl der Grund warum es keine Erzählungen über erkältete Geister gab.

<i>Ich kenne jeden Namen jedes Lebewesens auf Celcia</i> Aurelius keuchte. Warum hatten die Wesen des Harax ein so grosses Interesse an den Lebenswesen Celcias? Obwohl, kannte Aurelius nicht selbst die Antwort? Gerade bei Aeshma-Daeva, der die Macht hatte Seelen zu quälen war es doch offensichtlich dass es für ihn nichts Schöneres gab als Beseeltes zu foltern. Aber warum musste er dafür die Namen seiner Opfer kennen? Machte es dann mehr spass? Dinge, die Aurelius den Dämon ganz bestimmt nicht fragen wollte.

Aurelius verkrampfte sich als er spürte wie der blaue Qualm des Dämons näher zu ihm kam. Seine Seele lag völlig frei! Er würde sie zerfetzen bei der ersten Berührung! „N-nnein bitte…“ Winselte er. Wich zurück. Er erstarrte als er am Nacken gepackt und hochgehoben wurde. Aershma-Daeva hatte verdammt viel Kraft… oder war er so leicht geworden?
Was für ein Gewicht sollte eine Seele schon haben?

Aurelius kniff fest seine Augen zusammen. Zitterte vor Angst. „b-bitte… nein.“ Hauchte er. Es war kein Dämon mehr da, welcher dieses Verhalten von dem Medicus als peinlich abtun würde, nein Aurelius zeigte seine Angst und stand auch dazu. Der Dämon würde sie ohnehin spüren, genau er war ja Spezialist darin.

<i> Komm schon</i> Der Medicus blickte unsicher auf. Welche Wahl blieb ihm schon? Was sollte er tun? Weglaufen? Wohin denn? Wohin konnte ein Toter schon fliehen, ausserdem wollte er das Viech nicht erzürnen. So gehorchte er, folgte. Setzte vorsichtig einen Fuss vor den Anderen um nicht in einen Geysir zu treten. Obwohl.. .was würde wohl geschehen? Konnte sich seine Seele körperlich verletzen? Wohl kaum… oder?

Aurelius befürchtete ohnehin, dass er beinahe herauskriegen würde welch Qual ein Toter erleben konnte. Sein Blick glitt nach oben zu einem Felsvorsprung auf welchem ein grässlicher Palast errichtet worden war. Die Augen des Toten weiteten sich. Ja… dies war wahrlich ein passender Herrschersitz für einen Dämonenfürsten wie Aeshma-Daeva und Aurelius war sich sicher, dass sich in einem dieser Türme bestimmt ein Verliess befand. Er schluckte leer. Folgte widerwillig. Er blickte den Fackeln entgegen die durch die Wehrgänge sausten… was bewachten sie nur? Wer wollte schon eine solche Feste attackieren? Neben den Dämonen gab es keine positive Existenz, welche sie vielleicht hätte bedrohen können, höchstens sie selbst. Selbst die Götter schienen sich von diesen Wesen abgewandt zu haben.

Er starrte auf die Fratzen an der Mauern die klagten. Würde er auch so enden? Bis in alle Ewigkeit neue Seelen auf gleiche Weise begrüssen? Würde er das Klagelied über sein Leben singen, welches so jäh enden musste?

Er starrte auf das gewaltige Tor und fragte sich wie der steinerne Dämonenwächter wohl hiess.. und wer der Künstler gewesen war, der ein solch schreckliches – jedoch gut verarbeitetes Ebenbild hatte erschaffen können.

<i> Setz dich in Bewegung, Aurelius Templar.</i> Aurelius traute sich nicht zu fragen was mit ihm geschehen würde. Er folgte nur… zögernd. Ängstlich. Er vermisste Asmodi, der hätte gewusst was zu tun gewesen wäre… oder aber er hätte die Situation für ihn ausgestanden.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. März 2008, 18:03

Aurelius konnte riechen ... wenn er wollte. Ebenso konnte er atmen ... wenn er wollte. Aber es schien nicht zwingend notwendig. Er war tot, körperlos. Seine Seele klammerte sich offenbar nur noch an diese Gewohnheiten des Lebendigen. Hieß das aber auch, dass er ... nochmal sterben konnte ... wenn er wollte? Würde er dann erneut im Harax landen?
Vielleicht konnte er auch nicht mehr nochmals sterben, vielleicht war er nun so gesehen unverwundbar. Allerdings war es fraglich, ob er diese Theorie ausprobieren würde. Wenn sie nämlich auf einer falschen Annahme basierte, würde Aeshma-Daeva womöglich schlimmeres mit ihm anstellen als er derzeit vorhatte. Gab es noch etwas Schlimmeres?

Der Medicus fürchtete ja schon das Seelenfeuer, welches in blauschwarzen Schwaden aus dem Helm der Bestie drang und drohte, ihn zu berühren. Was war damals im Kopf von Aurelius vorgegangen? Welche Ängste und Zweifel hatte er erlebt. Schrecklich mussten sie gewesen sein, da bestand jedenfalls kein Zweifel. Andernfalls würde er nicht so erschreckt bibbernd reagieren, als sich Aeshma-Daeva näherte.

<i>"N-nnein bitte ..."</i>, stammelte er, wich zurück und machte sich klein. Aeshma-Daeva ließ sich dadurch nicht abbringen. Er stellte Aurelius auf die Beine und schritt dann voran zu seiner Festung.
Aurelius folgte zögernd, bis sie das große Portal erreichten, welches aus den Schwingen des gigantischen Dämonenviechs bestand. Es war aus Stein gehauen und starrte auf die Ankommenden herab. Über sechs Meter musste diese grauenhafte, dennoch beeindruckende Skulptur messen. Aeshma-Daeva schaute zu ihr herauf. <i>Lass uns ein!</i>, befahl er. Da leuchteten die Augenhöhlen des Steinwesens auf und es streckte sich unter knorrigem Brüllen. Es klang, als würde man eine Salve Kieselsteine durch eine leere unterirdische Zwergenhalle werfen. Immer und immer wieder. Hier und da fielen sogar kleine Steinsplitter zu Boden, als dieses Wesen sich langsam bewegte. Es gehorchte seinem Herren, zog die Schwingen ein und öffnete somit die Pforte. Krachend schob sich der Flügel wie ein Vorhang zusammen.
Dahinter tat sich ein gewaltiger Vorhof auf. Steine, nichts als Steine. Und jede Menge seltsamer Becken, in denen violette Feuer brannten. Ob sie eine ähnliche Wirkung wie das Seelenfeuer des Dämons bewirkten? Aurelius wollte es vermutlich lieber nicht herausfinden.

Von Aeshma-Daevas prankenartiger Hand wurde er vorangeschoben. <i>"Geh schon"</i>, meinte das Vieh und schlenderte schließlich an ihm vorbei. Das Steinwesen streckte bereits wieder die Schwinge aus, um die Pforte zu schließen, so dass sich Aurelius eilen musste, um nicht zwischen Mauer und Steinflügel zerquetscht zu werden. Weiteres Zögern hatte demnach wenig Sinn.

Im Vorhof war es ruhig. Aurelius erwartete vielleicht jede Menge Dämonen, die Aeshma-Daeva untertan waren, doch niemand erschien. Der Hof war unheimlich leer und daher ... unheimlich.
Auf den Wehrgängen huschten weiterhin Feuerträger vorbei. Auch sie waren keine Dämonen. Nur Schatten, wie Geister. <i>"Seelen, die ihre Chance vertan haben"</i>, gab der Dämon erklärend ab und ging dann weiter. Er trat durch einen gigantischen Torbogen in den Innehof und von dort betraten er und Aurelius das erste Gebäude der Festung. Im Innern war alles grau und trostlos. Eine Totenwelt. Lediglich weiter hinten im Gang hatte man Kanäle und kleine Gruben angelegt, durch die heiße Lava geleitet wurde, welche die Wände rot zum Glühen brachte. Es kam einer Hölle gleich und heiß war es hier auch.

Aeshma-Daeva führte den Medicus bis zu einem Saal, dessen Decke so hoch war, dass sie sich in rötlichem Nebel verlor. Mitten im Saal stand ein großes Podest und darauf ein Thron. Links und rechts davon reihten sich Bänke an den Wänden auf. Vor dem Podest stand ein einzelner Stuhl aus schwarzen Knochen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Aurelius sich wieder in der Halle des Magierrates, zu Zeiten der Anhörung und als man ihn verurteilte ins unsichtbare Verlies gesteckt zu werden. Ins Nichts.
Dann kehrte seine derzeitige Realität zurück und er fand sich wieder im Saal des Dämons. Aeshma-Daeva hatte sich inzwischen auf den Thron gesetzt. Und auf den Bänken drängten sich nun die Schatten zusammen, welche vorhin noch Fackeln über den Wehrgang geschleppt hatten. Sie sahen alle gleich aus: nebelartig und dennoch geformt. Neutrale Staturen, so dass Mann von Frau nicht unterschieden werden konnten. Sie hatten ihren Indiviualismus verloren, waren nur noch Schatten – ihrer Selbst. Diener des Dämons. In Ewigkeit.

<i>"Setz dich, Aurelius Templar"</i>, befahl der Dämon und wies auf den Knochenstuhl mitten in der Halle. Einsam stand er da, erinnerte an schreckliche Zeiten. Und dieses Mal würde Aurelius seine eigene Anhörung erhalten und nicht für die Taten Asmodis gerade stehen.
Denn sein Dämon ... war nicht hier. Aurelius war allein.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Montag 31. März 2008, 15:04

"Setz dich, Aurelius Templar", befahl der Dämon und wies auf den Knochenstuhl mitten in der Halle. Einsam stand er da, erinnerte an schreckliche Zeiten. Und dieses Mal würde Aurelius seine eigene Anhörung erhalten und nicht für die Taten Asmodis gerade stehen.
Denn sein Dämon ... war nicht hier. Aurelius war allein.

Aurelius wich erschrocken zurück als der steinerne Torwächter plötzlich zum Leben erwachte. Oh auch dies ein gefundenes Fressen für jeden Philosophen, was konnte im Reich der Toten schon zum Leben erwachen? War dies nicht ein Widerspruch in sich? Durchaus nicht, wenn man bedachte, dass der Tod… nicht nur aus Erstarrung bestand. Sondern durchaus bewegtes zuliess.
Er starrte zu dem kolossalen Dämonenflügel hoch welcher sich nun knarrend verschob. Er erzitterte vor angst als dieses Viech knurrte. Das glühen dessen Augen war jenem Asmodis ähnlich… und doch wirkte dieses Ding, nicht wirklich beseelt. Als hätte es wahrlich nur hier in dieser Welt eine Existenz gehabt.

Der Medicus wagte einen Blick in den Vorhof dieser Festung, die selbst jene Pelgars um längen übertraf. Er starrte in diese Becken mit dem violett lodernden Feuer darin und beschloss sogleich sich denen nicht unnötigerweise zu nähern. Wie konnte sein rational und wissenschaftlich geprägtes Denken nur Ordnen was er hier sah? Für Asmodi, welcher dem Gedankengut des Chaos frönte wäre dies hier alles ein leichteres gewesen zu verstehen.

<b>In welch Sphäre bin ich hier nur gelandet? Wie kann sich der Harax… über solche Weiten erstrecken? Wo liegt der Harax und wie war es dem Dämon möglich meine Seele zu stehlen? Warum hat er sich nicht Asmodis geholt… wie konnte er uns überhaupt trennen? Ich bin doch… tot… warum bin ich hier?</b>

Dies war der Knackpunkt an welchem Aurelius so angestrengt festhakte. Er war tot. Warum also dackelte er nun einem Dämon hinterher?

Dies hier konnte nicht Faldors Reich der Verdammten Seelen sein… er war nicht in der Hölle, sondern im Harax… aber wieso?

Wie viele Menschen wusste auch Aurelius nichts von der Existenz der Totenwelt. Der Gevatter selbst, hatte für ihn wie der klassisch knochige Mann mit Sense ausgesehen, nicht wie Aehsmo Daeva, der vermutlich Auslöser für sein eigenes Ableben gewesen war. Vermutlich war Aurelius tatsächlich schon längstens Tot gewesen, auch wenn Asmodi das Trugbild eines noch existenten Medicus aufrecht erhalten hatte.

Zeigte sich Tod also in der Gestalt der Ursache seines eigenen Ablebens? War der Dàmon Aurelius Mörder?

Der Medicus wurde aus seinen Gedanken gerissen als der Dämon ihn vorschob. Er folgte eilig als er merkte, dass sich das Tor wieder schloss. Schliesslich wollte er nicht bis in alle Ewigkeiten in einer Türritze eingeklemmt sein. Er blickte sich weiter um. Niemand war da um ihrem Dämonenherrn zu huldigen. Nur nackte Plätze, wo die Feuerbecken leise knisterten. Unsicher trat Aurelius vor. Blickte hoch zu den Wehrgängen, wo immer wieder vereinzelte Schatten mit Fackeln herumhuschten. Unheimliche Gestalten.

<i> "Seelen, die ihre Chance vertan haben"</i> „Ihre Chancen?“ Fragte er mit dünner Stimme. Was für eine „Chance“ sollte ein Dämonenfürst schon einer Seele geben wollen? Wollte dies Aurelius wirklich wissen? Wohl kaum.. .doch er befürchtete, dass er es so oder so bald erfahren würde.

Er sehnte sich so nach seinen Freunden. Fühlte sich so unendlich allein.
Sie betraten das erste Gebäude der Festung. Aurelius musterte die Wände, wo sich das Lava wie durch künstlich angelegten Venen schlängelte und den Raum erhitzte.

Er führte ihn weiter. Aurelius erstarrte plötzlich riss seine Augen auf. <b>Der Magierrat</b> Er keuchte. Sah sich um. Dieses Podest. Dieser Thron. DER Thron, dachte er erst. Die Bänke, wo sich das wütende Volk auftürmte. Sein Herz raste, weil es wohl wollte. Er schüttelte sich… und sah… die jetzige Realität, die auch nicht viel besser zu sein schien. Dieser Raum kam einem Gerichtssaal gleich. Der Medicus ahnte, wessen Anhörung heute wohl bevorstand.

Er blickte auf die Schatten die sich auf die Bänke drängten. Stumme, wesenlose Zeugen. Die ihm dennoch das Gefühl gaben genaustens Beobachtet zu werden. Auf dem Thron der Fürst selbst. Der ihn anwies sich zu setzen. Aurelius starrte auf den schwarzen, knöchernen Stuhl. Trat zu ihm hin und setzte sich. Fühlte sich Nackt. Entsetzlich allein… und irgendwie erbärmlich.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 1. April 2008, 22:56

Aurelius betrat den Hof. Die Angst beflügelte ihn noch immer. Wem rutschte bei dem Anblick dieser unheimlichen Festung schließlich nicht das – wenn auch geisterhaft seelische – Herz in die Hose?
Aber zugleich kamen ihm Zweifel. Er machte sich wahrlich gewisse Gedanken über seinen Zustand. Wenn er tot war, was konnte ihm ein Dämon – selbst ein Aeshma-Daeva – schon noch antun?

Für den Bruchteil einer Sekunde, den Moment, in dem sich Aurelius auf diese eine Frage konzentrierte, veränderte sich die Umgebung. Die Festung flackerte. Aus roten Lavaflüssen wurden normale Bäche. Die Umgebung schwand kurz im Grau und der Dämon ... trug er eine Sense?
Dann war der ganze Spuk vorbei und Aurelius sah die ihm vertraute, dennoch unheimliche Umgebung wieder. Lava floss durch steinerne Kanäle und der Himmel über seinem Kopf war blutrot und wolkenverhangen. Aeshma-Daeva trug auch keine Sense, war so furchteinflößend wie eh und je.

Ohne sich weiterhin aufhalten zu lassen, marschierte der Dämon ins Innere seiner Festung. Aurelius blieb nichts Anderes übrig als ihm zu folgen. Unterwegs sprachen sie kurz über die Schatten auf den Wehrgängen.
<i>"Ihre Chancen?"</i>, fragte Aurelius, als geklärt war, dass es sich bei den Schatten um Seelen wie ihn handelte. Nur er erstrahlte im Gegensatz zu ihnen von innen heraus. Die anderen Seelen, die laut Aeshma-Daeva ihre Chancen hatten, waren matt und grau. Wirklich nur noch Schatten ihrer selbst.
<i>Ja. Sie haben es versucht und versagt. Nicht jeder schafft es, von hier zu entkommen. Die, die es nicht schaffen, bleiben in meiner persönlichen Obhut. Für immer und darüber hinaus.</i>

Also hatten einige Seelen bereits eine Flucht versucht? Eine Flucht aus dem Harax, die der Dämon ihnen anscheinend sogar gewährte? Was musste man woh dafür tun?

Dann betraten sie diesen schrecklichen Saal, der Aurelius doch so vertraut vorkam. Der Dämon ließ sich auf seinem Thron nieder und wies Aurelius an, sich auf den seinen zu setzen. Der Stuhl aus geschwärzten Knochen. Ein Schicksalsplatz.

Der Dämon schaute ihn aus seinem Helm heraus an. Schwarzblauer Rauch, finsteres Dämonenfeuer, waberte aus den Augenhöhlen und umströmte ihn wie ein Nebel. Es hüllte langsam den ganzen Raum ein und drohte, Aurelius zu berühren.
<i>Nun</i>, sprach der Dämon, <i>du bist tot, Aurelius Templar. Nicht jeder landet bei mir. Manche bevorzugen es, auf ewig zu sterben. Sie gehen zu den Göttern und werden Teil dieser von den Lebewesen geschaffenen ... Phänomene. Aber hier bist du in meinem Reich. Also entscheide ich über dein Schicksal. Wir haben uns schon einmal gesehen, Aurelius. Damals hatte ich gehofft, eine Vereinigung mit Asmodi wäre ein richtiger Schritt. Damals warst du noch bekannt ... als das Seelchen. Du hattest bereits eine Chance ... ihr, Asmodi und du. Er hätte sowieso niemals hierher kommen können. Dämonen ... sterben nicht.</i>

Die Schatten bewegten sich. Einige lösten sich unter dem Rauch Aeshma-Daevas auf. Sie wurden Teil davon und verschwanden. Andere zogen sich immer weiter vor diesem schwarzblauen Nebel zurück. Obwohl nicht einmal mehr tot hatten sie doch Angst vor dieser dämonischen ... Existenz.

<i>Aurelius Templar, dieses Mal bist du allein hier. Keine dämonische Hilfe, keine Schachspiele, keine Fenster und ... keine weißen Damen.</i>

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 3. April 2008, 02:30

Aurelius blinzelte und schüttelte seinen Kopf kurz als der ganze Harax für einen Moment zu flackern schien. Irgendwas stimmte hier nicht. Er konnte atmen wenn er wollte, konnte riechen wenn er wollte… konnte er demnach unbewusst auch sehen was er befürchtete? <b>Natürlich Medicus, du bist in der Lage eine ganze Welt zu Halluzinieren! Dann hättest du doch das Praktikum in Burgstein annehmen sollen!</b> Dachte sein rationaler Verstand, der so lange nicht mehr genutzt worden war, da er durch das Chaos des Dämons stetig gestört wurde. Er blickte zu dem Dämon auf der ihn noch immer mit diesen charakteristischen rauchenden Augen anschaute, doch dann schüttelte der Medicus seinen Kopf. „Du bist nicht Asmodis Vater.“ Meinte er nüchtern. Was hatte er schon zu verlieren, falls er sich irren sollte? Was hätte er dann überhaupt noch zu verlieren?

„Du bist höchstens ein Produkt meiner… Ängste“ Doch dann hakte er wieder in seinen Überlegungen, er war tot… hatten tote Ängste? Vielleicht war es DOCH der Leibhaftige Dämon?

<i> Ja. Sie haben es versucht und versagt. Nicht jeder schafft es, von hier zu entkommen. Die, die es nicht schaffen, bleiben in meiner persönlichen Obhut. Für immer und darüber hinaus.</i> Seine eigenen Zweifel machten den Medicus etwas mutiger. Er ging mit Verstand an die Sache, mit wissenschaftlichem Forschungssinn, ja dies war eben das Wesen des Aurelius Templar.

„Was ist dieser Ort Herr?“ Fragte er den Dämon. Doch dann betraten sie diesen Saal und für einen Augenblick schienen alle seine bisher gemachten Gedanken wie weggeblasen zu sein. Er starrte hoch zum Thron und zu den Sitzbänken wo sich diese Schatten tummelten. Der Dämon erhob seine Grollende Stimme.

<i> Nicht jeder landet bei mir. Manche bevorzugen es, auf ewig zu sterben.</i> Er runzelte die Stirn. Wie konnte man ewig Sterben… muss man nicht irgendwann, einfach tot sein? Fragte sich der Arzt. <i>“ Sie gehen zu den Göttern und werden Teil dieser von den Lebewesen geschaffenen ... Phänomene.</i> Er runzelte die Stirn. Musste ein Mensch das Weltengefüge von Leben und Tod verstehen? Konnte er dies überhaupt?

<i>“ Aber hier bist du in meinem Reich. Also entscheide ich über dein Schicksal.</i> „Ist… dieses denn nicht schon besiegelt Herr? Ich bin doch tot…“ Warf er leise ein. Seine Stimme zitterte, reine Gewohnheit der Angst.

<i>“ Wir haben uns schon einmal gesehen, Aurelius.</i> Allerdings, dort auf der Insel wo er zu Boden geschmettert worden war! Doch der Dàmon meinte eine andere Begegnung, eine welche er nie mit Aeshma-Daeva gehabt hatte, sondern nur mit…

<i>“ Damals hatte ich gehofft, eine Vereinigung mit Asmodi wäre ein richtiger Schritt. Damals warst du noch bekannt ... als das Seelchen.“</i> „Gevatter Tod!“ Nun erkannte er ihn. Er hatte ihn also geholt… schon wieder. Aurelius seufzte, nun war es bestimmt vorbei. Welches Lebewesen konnte dem Tode schon dreimal entrinnen? <i>“Du hattest bereits eine Chance ... ihr, Asmodi und du.“</i> „Also… muss ich hier bleiben?“ Hauchte er beinahe tonlos. Schielte unruhig zu den Bänken hoch. Er hatte Angst, wollte nicht zu einem Schatten seiner selbst werden zu einem… wandelnden Etwas, nicht Wert nichts zu sein, sondern zu ewiger unruhiger Existenz verdammt.

<i>“Er hätte sowieso niemals hierher kommen können. Dämonen ... sterben nicht.</i>

Aurelius blickte auf. „Er lebt?“

Nun wenn Dämonen nicht sterben konnten, so lebten sie vermutlich auch nicht im eigentlichen Sinne. Sie existierten eben. Dies war ihr Kreislauf, sie wurden geschaffen, existierten und wenn sie Pech hatten wurden sie vernichtet. Nicht so wie die Menschen, welche geboren werden, Leben und Sterben.

Aber dies gehörte doch zum grossartigen Ganzen. Wäre Leben und Tod nicht zu mächtig, wenn es nur Leben und Tod geben würde? Darum vermutlich auch die unsterblichen Götter, auch sie unterlagen einem anderen Existentenkreislauf. Sie „starben“ wenn sie vergessen wurden. Blumen sterben auch nicht, sie welken. Sterben Steine?

Es gab viele Kreisläufe von Werden, Sein… und Vergehen.

[]Nicht jeder landet bei mir. Manche bevorzugen es, auf ewig zu sterben. Sie gehen zu den Göttern und werden Teil dieser von den Lebewesen geschaffenen ... Phänomene. Aber hier bist du in meinem Reich. Also entscheide ich über dein Schicksal. Wir haben uns schon einmal gesehen, Aurelius. Damals hatte ich gehofft, eine Vereinigung mit Asmodi wäre ein richtiger Schritt. Damals warst du noch bekannt ... als das Seelchen. Du hattest bereits eine Chance ... ihr, Asmodi und du. Er hätte sowieso niemals hierher kommen können. Dämonen ... sterben nicht.

<i> Aurelius Templar, dieses Mal bist du allein hier. Keine dämonische Hilfe, keine Schachspiele, keine Fenster und ... keine weißen Damen.</i> Der Medicus blickte betrübt. „Wer bin ich schon noch… wenn ich allein bin.“ Hauchte er. Über hundert Jahre hatte er nun mit Asmodi existiert, ging da sein eigenes Ich, nicht ein Stück weit… vergessen?

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Montag 7. April 2008, 00:56

<i>"Du bist nicht Asmodis Vater."</i>

Aeshma-Daeva nickte. <i>"Asmodi hat keinen Vater, nur einen Schöpfer."</i> Das stimmte wohl, aber so hatte Aurelius es sicher nicht gemeint. Er glaubte nicht länger daran, dass dieser riesige Dämon hier derselbe war, den er auf der kleinen Insel angetroffen hatte. Dieser Dämon wirkte auch viel ... freundlicher. Jedenfalls versuchte er nicht, auf chaotischste Weise sein Seelenfeuer gegen den Medicus einzusetzen.
<i>"Du bist höchstens ein Produkt meiner ... Ängste."</i> Der Dämon beugte sich vor, sein Rauch war nur Millimeter von Aurelius' Gesicht entfernt. <i>"Glaubst du das?"</i> fragte er, doch in seiner Stimme schwang weder Tücke noch amüsierte Boshaftigkeit mit. Vielmehr erinnerte sie wohl an Etelin. Guter, alter Etelin. Was der Lich jetzt wohl machte? Und wie erging es Mallahall, Zanraia, Castus und ... Asmodi?

Wieder begann die Festung zu flackern, verlor Farbe. Kurz wirkte alles um ihn herum grau und tot. Dann kehrte das Bild des Harax zurück. <i>"Was ist dieser Ort, Herr?"</i>
Aeshma-Daeva antwortete nicht. Sie betraten seine Halle, die so beängstigend an den Saal des Magierrates erinnerte.

Der Dämon nahm seinen Platz ein, Aurelius ebenfalls. Dann sprach ersterer und zweiterer ... erkannte endlich. <i>"Gevatter Tod!"</i>

Schlagartig änderte sich die ganze Szenerie. Die Schatten der Seelen huschten davon. Für sie gab es nichts mehr von Interesse. Sie beobachteten nur jene Seelen gern, die sich in ihrer Angst nach dem Tode eine Scheinwelt aufbauten. Jetzt, da das Geheimnis gelüftet war, konnten sie zu ihrem ewigen Schattendasein zurückkehren.
Die Mauern der Festung lösten sich auf. Sie wurden durchscheinend und schwanden schließlich. Keine Lava floss, es stank nicht nach Schwefel und der wabernde Nebel verzog sich. Dafür nahm alles eine graue Färbung an. Aurelius saß auf keinem Holzthron, sondern auf einem einfachen Stuhl. Ihm gegenüber hockte kein gefürchteter Dämon mehr, sondern jener, der sich hinter der Einbildung des Medicus verborgen hatte. Gevatter Tod.

Er saß seinerseits auf einem Thron aus Gebeinen. Kleine Schädel grinsten von den Armlehnen aus in alle Richtungen. Tods Sense lehnte gegen den Stuhl, er selbst saß gerade und irgendwie steif. Unter seinem wallenden Kapuzenumhang lugte der blanke Schädel heraus.

<i>"Hast du es nun doch begriffen. Ich kann zwar Seelen mit in mein Reich nehmen, aber es ist mir nicht möglich, ihnen diese Furchtbilder zu nehmen, die sie bei der Ankunft erhalten. Auch weiß ich meist nicht, was sie sehen. Für mich ist mein Reich nach meinen Wünschen geschaffen. Vielleicht erkennst du, dass ich Schädel mag."</i> Ja, das stimmte wohl. Überall waren sie als Verzierungen zu sehen, denn aus der dämonnischen Festung war ein – bis auf die Schädel und Knochen eben – recht gemütlich eingerichtetes Wohnstübchen geworden. Tod genoss es offenbar, sich nach menschlichen Verhältnissen einzurichten.

<i>"Also ... muss ich hier bleiben?"</i> Tods Kopf drehte sich und des Schädels leerer Blick verweilte einen Moment auf der Geisterseele des Medicus. <i>"Du hattest deine Gelegenheiten bereits, nicht wahr?"</i> Mehr sagte er dazu nicht. Aber wenigstens gab der Gevatter zu verstehen, dass Asmodi noch lebte. Wie er dies auch immer bewerkstelligen mochte.

<i>"Wer bin ich schon noch ... wenn ich allein bin."</i> Tod erhob sich, ging zu einem Regal und holte eine Schriftrolle heraus. Er entrollte sie und las, wobei er einen seiner knochigen Finger über die einzelnen Textzeilen fahren ließ. Dann nickte er, ließ die Schriftrolle ins Regal zurück gleiten und kehrte zu seinem Thron zurück. Gerade, als er Aurelius wieder ansprechen wollte, strahlte es so wunderbar hell, dass für einen Moment die ganze Wohnstube geblendet war.

Eine Gestalt erschien. Sie war schön und in ein Licht, in eine Aura des Lebendigen gehüllt. Allein ihr Erscheinen pulsierte nur so von Leben. Genau das, was sie war: Leben.
<i>"Schwester"</i>, grüßte der Gevatter und sofort erschien ein Stuhl für die Frau, die doch eigentlich wie der Tod auch im Grunde nur ein Zustand war. Leben schritt darauf zu, hinterließ mit jedem Fußabdruck ein kleines Licht, aus dem wahrlich Leben spross, doch dann wieder rasch verging. Dies war Tods Reich und bot für langes Leben nicht wirklich Platz. Seine Schwester war eine Ausnahme.

"Ich muss mir dir sprechen, werter Bruder. Das Leben, welches Aurelius Templar einst hatte schützen wollen, ist bedroht. Dies ist nicht in meinem Sinne. Die weiße Dame ... ist eins mit dem Haraxischen."
<i>"Asmodi</i>, hauchte Tods Stimme durch sein Reich. Leise und schwach wie ein Windhauch, aber bedeutend wie Kriegstrommeln vor einer Schlacht.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Montag 7. April 2008, 15:29

Er nannte ihn beim Namen. Den Tod. Den Schnitter. Den Gevatter. Den Sensemann. Die schwarze Pest. Wie immer man ihn auch nannte, er hat so viele Namen und dennoch hatte es bei Aurelius einige Zeit gedauert, bis er einen davon genannt hatte. Doch sobald er aus seiner nur noch existenten Kehle weil er es so wollte – entfleucht war änderte sich die Welt um ihn herum. Die ungestüme und furcht einflössende Dämonenfestung verblasste. Die Schatten zogen sich zurück und es wunderte Aurelius dass sie nicht auch noch ein frustriertes Fauchen von sich gaben denn so glücklich schienen sie mit dem Verlauf der Dinge nicht zu sein. Die unheimlichen violetten Feuer erloschen und verblassten. Alles veränderte sich, wurde Grau… und der Raum zog sich zusammen.

Der Holzthron des Magierrats schwand und verwandelte sich zu einem harmlosen Stuhl .Auf welchem es sich sicherlich bequemer sitzen liess – wenn man dieses Gefühl überhaupt noch spüren wollte. Er blickte Tod entgegen, der sich ihm in seiner wohl bekanntesten Form zeigte. Schwarzer Umhang. Kahler Schädel. Sense. Er musterte Tods Rückenhaltung. <b>Nackenverspannungen wird er wohl kaum haben</b> Dachte sich Aurelius. Denn Muskeln die dies verursachen konnten – besass der Gevatter nicht. Vielleicht litt Tod unter einem Knochenleiden? Was noch die wahrscheinlichste Berufskrankheit des Schnitters sein könnte. Solche Gedanken konnte sich wohl auch nur ein Medicus machen.

<i> "Hast du es nun doch begriffen.“</i> Aurelius nickte vorsichtig. „Ich habe mich im Harax wieder gefunden… glaube ich. Ich wusste nicht wie er aussieht – aber Asmodi wusste es wohl.“ Meinte er leise und wirkte bedrückt. Seine Erinnerungen hatte er mitgenommen, nicht aber seinen Freund. Auch wenn es nur ein Dämon war. Irgendwie fühlte er sich dennoch wieder unvollständig – obwohl er doch eigentlich befreit war. Es war wahrlich ein Fluch. Zusammen war es schwer, doch alleine gings irgendwie eben auch nicht. Ausserdem vermisste der Medicus Mallahall, Etelin und Castus… den er gerne kennen gelernt hätte. Sie hätten ihm einen Rat gewusst, hätten ihm beigestanden. Wenn sich Aurelius etwas wohl nicht mehr gewohnt war, dann wohl wirklich alleine zu sein. Er hatte sich zwar oft einsam gefühlt war aber immer durch den Dämon begleitet worden. Nun herrschte in seinen Gedanken nur noch unheilsame Stille.

<i>“ Ich kann zwar Seelen mit in mein Reich nehmen, aber es ist mir nicht möglich, ihnen diese Furchtbilder zu nehmen, die sie bei der Ankunft erhalten. Auch weiß ich meist nicht, was sie sehen.</i> Aurelius seufzte. Nickte dann. Es waren schreckliche Bilder für ihn gewesen. Noch immer zitterten seine Hände. Welcher Mensch hatte schon die Dämonenwelt vor Augen bei seinem Tode?

<i>“ Für mich ist mein Reich nach meinen Wünschen geschaffen. Vielleicht erkennst du, dass ich Schädel mag."</i> Aurelius blickte sich um. Offensichtlich hatte es Tod gern gemütlich. Er lächelte matt über den Einrichtungsstil welcher nur durch die blanken Schädel etwas eigentümlich wirkte. Dennoch wirkte Aurelius ziemlich unglücklich sowie betrübt und dies hatte noch nicht mal primär mit seinem plötzlichen Ableben zu tun sondern eher damit, dass er seine Freunde vermisste und sich so schrecklich alleine fühlte. Der Schädel schaute Aurelius direkt an. <i> "Du hattest deine Gelegenheiten bereits, nicht wahr?"</i> Einen Moment lang rührte sich der Medicus nicht. Dann nickte er. Ein dünnes „Ja.“ Huschte über seine Lippen. Er senkte betreten sein Haupt und schwieg.

Doch dann wurde er von einem grellen jedoch angenehmen Licht geblendet und eine wunderschöne Gestalt eingekleidet in lichtem weiss erschien im düsteren Raum. Er betrachtete sich die Fussspuren dieses Wesens und überlegte sich ob er eine davon vielleicht berühren sollte… um Leben zu erhaschen? Er blickte ehrfürchtig auf.

<i> "Ich muss mir dir sprechen, werter Bruder. Das Leben, welches Aurelius Templar einst hatte schützen wollen, ist bedroht. Dies ist nicht in meinem Sinne. Die weiße Dame ... ist eins mit dem Haraxischen."</i> „WAS?!“ Dachte er überrascht. <b>Was macht DER denn in Mall?!</b>

<i> "Asmodi,</i> Oh wie unheilvoll dieser Name doch klang. Tod schien nicht begeistert zu sein über diesen kleinen Parasiten der sich durch seine knochigen Finger winden konnte und Leben einigen Kummer bereitete. Doch für Aurelius… war es auch ein Freund. Wenn auch ein schwieriger.

„Er wird alles versuchen um Mall zu brechen.“ Hauchte er.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. April 2008, 16:45

Tods leere Augenhöhlen lagen auf dem Gesicht des Medicus. <i>"Die Welt, die du um dich herum geschaffen hast, stammt aus deinem Denkempfinden. So hast du den Harax wohl gesehen, niemand sonst. Asmodi kann dein Denken hier nicht beeinflussen. Nur hier, in meiner Welt, bist du frei von ihm."</i>
In diesem Punkt irrte der Gevatter, wie sich bald herausstellen sollte. Denn gäbe es für Aurelius eine Möglichkeit, zurück zu kehren, so wäre er Asmodi – zumindest rein körperlich – ebenfalls los. Leben brachte die Nachricht mit, die ihr ganz offensichtlich nicht gefiel. Und dem Medicus wohl ebensowenig. Mallahall, die Lichtmagierin, war neue Wirtin für das Haraxviech?

Wie hatte das geschehen können?! Diese Frage stellte jetzt auch der Gevatter, wenn auch hinter seinen Worten wenig des Impulsiven stand. <i>"Wie hatte das geschehen können?"</i> Er erhob sich und stützte sich auf die Sense. Seine Knochen mussten schon sehr alt sein. Tod war jünger als Leben, aber doch älter als die Götter.
Leben gab eine Erklärung ab. "Mallahall hat immense Kräfte des Lichtes und sie schätzt Leben jeglicher Art. Sie ist mir ein besonderes Wesen Celcias. Ich beobachte sie gern, wie sie Leben erhält. Doch jetzt wurde es ihr zum Verhängnis." Die strahlende Gestalt der Frau ließ sich auf einem eigens geschaffenem Schemel aus Licht und Lebendigkeit nieder. Kinderlachen hallte hauchdünn durch Tods Stube. In welchem irdischen Klang steckte auch sonst mehr Leben als in jenem eines unschuldigen Kicherns?
"Sie konnte nicht mitansehen, wie dieses Dämonenwesen in dem von Etelin magisch konserviertem Körper gefangen saß. Allein. Es hat mehr Angst, als es sich selbst eingestehen will, doch diese Furcht versiegte, als es in Mallahalls Wesen eintauchen konnte. Dort ist es sicher. Beängstigend sicher. Etelin würde Mallahall niemals seinen Stab über den Schädel ziehen. Celcia ... jegliches Leben ... ist in Gefahr."

<i>"Er wird alles versuchen, um Mall zu brechen."</i> Leben drehte den Kopf. Sie schien so in das Problem um das Leben, welches sie behütete, besorgt, dass sie halb vergessen hatte, dass Tod noch eine Seele zu Gast hatte.
Jetzt bemerkte sie die geisterhafte Gestalt des Medicus und erhob sich von ihrem Schemel, der daraufhin gleich verging. Leben währte im Reich des Todes nicht ewig.

Leben musterte Aurelius. "Du könntest ihm Einhalt gewähren. Du kennst Asmodi", sagte sie und berührte die Wange des Medicus. Für einen Moment rann das blaue Licht aus dieser handgroßen Stelle und rosig schimmerte die Erinnerung an Haut, an Poren und Muskeln. An Leben. Als die gleichnamige Frau wieder losließ, verblasste das Bild.
Leben wandte sich an ihren Bruder, der ihr diente wie einer Königin. Ebenso wie Asmodeus der weißen Dame einst gedient hatte – wenn auch störrisch. "Bruder, du musst diese Seele zurückschicken. Gewähre ihr mehr Zeit. Gewähre diesem Mann Leben. Er muss zurück, um weitere zu schützen. Ich sorge mich. Dämonen sollten im Harax hausen und nicht auf Celcia wandeln. Selbst wenn sie – wenn einer – am Leben selbst beteiligt war." Damit war eindeutig Castus gemeint, verwirrendes Endergebnis aus einer Liebe zwischen menschlichem und dämonischem Dasein.

Der Gevatter wandelte durch den Raum seiner Wohnstube. Geistesabwesend strich er über die Schädelverzierungen, die eine Borte entlang der Wand bildeten. Er tätschelte besonders die kleineren Schädel wie ein Sammler, der es nicht lassen kann, immer wieder seine Lieblingsstücke zu begutachten.
<i>"Schwester, dieser Seele habe ich schon mehrmals gewährt, zurück zu kehren. Es käme einer Unsterblichkeit gleich. Ich muss ihn hier behalten."</i>

Und plötzlich zeigte sich, wie lebendig Leben an sich eigentlich sein konnte. Es pulsierte wild und dann explodierte es. Die Frau neben Aurelius erstrahlte in geballter Farbenpracht. Leben bedeutete auch Vielfältigkeit in Farbe und sein. Das Licht, welches sie nun allein durch ihre Anwesenheit in Tods Wohnstube zauberte, blendete den Gevatter. Er wand sich ab und zog die Kapuze tiefer in sein knochiges Schädelgesicht. "Es muss doch eine Möglichkeit geben! Du bist der Tod, du KANNST ihm eine Möglichkeit gewähren! BRÜDERCHEN..."

<i>"Es gäbe da eine Möglichkeit ... aber es ist gefährlich, selbst hier"</i>, antwortete Tod und schaute dann – kaum dass Leben ihr farbiges Lichterspiel beendet hatte – zu Aurelius. <i>"Du erinnerst dich an die Ank? Die Wesen, welche dich und mich in meinem Reich empfangen haben? Ich müsste dich zu ihnen schicken, um eine Aufgabe zu erfüllen. Nur würdige Seelen dürfen zurück. Seelen, die sich auch über den Tod hinaus keiner Gefahr scheuen. Seelen können nicht mehr sterben, aber ... sie können vernichtet werden."</i>

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Donnerstag 10. April 2008, 12:14

Der Medicus schwieg und lauschte den Worten Tods. <i>“ Die Welt, die du um dich herum geschaffen hast, stammt aus deinem Denkempfinden.“</i> Dies überraschte ihn. Er hob seine Augenbrauen. „Ich… hab mir den Harax vorgestellt? Aber… warum?“ Sehnte sich seine Seele vielleicht so nach diesem düsteren, dass irgendwie bereits dazugehörte? Doch offenbar war diese Sehnsucht grösser, als dass er sich Mallahall, Etelin, Zanraia oder gar Castus vorstellte und in seine Welt geholt hatte.

<i>“ So hast du den Harax wohl gesehen, niemand sonst. Asmodi kann dein Denken hier nicht beeinflussen. Nur hier, in meiner Welt, bist du frei von ihm." </i> „Frei… von ihm.“ Murmelte der Medicus nachdenklich nach und wirkte dabei nicht sonderlich glücklich. Er senkte sein Haupt. „Ja er war vielleicht ein Parasit… aber er… war auch…“ Aurelius schwieg. <b>Ein Freund.</b>

Aurelius fühlte sich so klein und unwichtig angesichts dieser beiden monumentaler Wesenheiten welche nicht den Göttern dienten, sondern selbst über ihnen standen als wären sie älter als Celcia selbst. Was war da schon 150 verlängerte Jahre dagegen die ihm der Dämon mit seiner Macht ermöglicht hatte? Tatsächlich schien er für einen Moment vergessen, es war beängstigend welchen Einfluss in das fundamentale zwischen Leben und Tod Asmodi hatte. Ein einzelner kleiner Dämon. Wäre dieser sich dem bewusst, er hätte wohl verzückt gelacht.

<i> "Wie hatte das geschehen können?"</i> Dies fragte sich der Medicus auch und blickte Leben aufmerksam an. Er spürte wie es seine Seele zu ihr zog welche so abrupt aus seinem Leben gerissen wurde.

<i> "Mallahall hat immense Kräfte des Lichtes und sie schätzt Leben jeglicher Art.“</i> Aurelius lächelte. Erinnerte sich daran wie er sie kennen gelernt hatte. Damals bei der Zigeunertruppe, Mallahall war eben nie die angepasste brave Zyranerin gewesen wie sie es vorgegeben hatte. Dafür war sie viel zu lebendig. Sie war die erste Frau gewesen die seinem Dämon kurzerhand mit ihrer Lichtmagie Einhalt geboten hatte und sie hatte ihn geheilt als seine damalige Begleiterin und Freundin ihm einen Stuhl über den Schädel gezogen hatte. Er lächelte bei diesen Erinnerungen. Doch da waren auch traurige. Der Anblick Mallahalls als er ihren toten Mentor in den Armen gehalten hatte. Diese unendliche Schwere in ihrem Herzen. Er seufzte. Ja Mallahall war wahrlich ein besonderer Mensch, der durch Asmodi viel Leid erleben musste.

<i>“Sie ist mir ein besonderes Wesen Celcias. Ich beobachte sie gern, wie sie Leben erhält. Doch jetzt wurde es ihr zum Verhängnis."</i>

Asmodi lauschte dem Kinderlachen welches in diesem Raum des Todes ertönte und ihn mit leben erfüllte. <i> "Sie konnte nicht mitansehen, wie dieses Dämonenwesen in dem von Etelin magisch konserviertem Körper gefangen saß.“</i>
Ja dies war Mallahall. Sie sah in allem und jedem etwas gutes und Asmodi hatte sich zugegebenerweise ab und an als überraschend lernfähiger Schüler erwiesen. Doch es lag wohl an Aurelius Tod dass dies alles… unwichtig für den Dämon wurde und er sich mehr als sonst an seiner ursprünglichen dämonischen Natur orientierte, weil er glaubte darin die Unverwundbarkeit gegenüber solchen Tragödien zu finden.

<i>“Allein.“</i> Aurelius seufzte. Er fühlte sich auch allein. <i>“Es hat mehr Angst, als es sich selbst eingestehen will, doch diese Furcht versiegte, als es in Mallahalls Wesen eintauchen konnte.“</i> Dies war wahr. Asmodi hatte gewaltige Ängste und war inzwischen soweit an Menschen angepasst worden, dass er ohne sie wohl nicht mehr wirklich existieren konnte.

<i>“Dort ist es sicher. Beängstigend sicher. Etelin würde Mallahall niemals seinen Stab über den Schädel ziehen. Celcia ... jegliches Leben ... ist in Gefahr." </i>

„Glaubt ihr Asmodi hat so viel Macht?“ Hauchte Aurelius ängstlich. Er kannte den Zorn des Dämons, im richtigen Wirtskörper eingenistet konnte dies wahrlich zur Katastrophe führen. Da wurde die Seele von Leben entdeckt. Sie trat auf ihn zu. Aurelius blickte auf. Schloss seine Augen als die Hand Lebens seine Wange berührte. Er begann zu weinen. Für ihn war das Gefühl von Leben noch so präsent und er vermisste es so, dass die Erinnerung danach schmerzte. Am liebsten hätte er Leben umarmt und nicht mehr losgelassen.

Er senkte sein Haupt traurig als Leben losliess und strich mit seiner Hand über die Wange… und doch spürte er sie nicht wirklich.

<i> "Bruder, du musst diese Seele zurückschicken. Gewähre ihr mehr Zeit. Gewähre diesem Mann Leben. Er muss zurück, um weitere zu schützen. Ich sorge mich. Dämonen sollten im Harax hausen und nicht auf Celcia wandeln. Selbst wenn sie – wenn einer – am Leben selbst beteiligt war."</i> Aurelius blickte auf. Oh wie oft wurde Tod schon um diese Seele betrogen.

Doch der Medicus blickte besorgt auf. „Ihr… wollt Asmodi von der Welt bannen?“ Hauchte er. Der Dämon hatte es schwer, wenn selbst Leben der Meinung war dass er nicht nach Celcia gehörte wo er ja ursprünglich auch gar nie hingewollt hatte. Irgendwie tat ihm Asmodi… leid. Leicht hatte es das Viech bestimmt nicht und es war äussert talentiert darin es sich noch schwerer zu machen.
„Castus.“ Hauchte Aurelius bedrückt. Sein und Asmodis, sowie Zanraias Sohn. Welchen er nie gesehen hatte.

<i> "Schwester, dieser Seele habe ich schon mehrmals gewährt, zurück zu kehren. Es käme einer Unsterblichkeit gleich. Ich muss ihn hier behalten."</i>

Es klang wie ein ernüchterndes – jedoch stimmiges Urteil. Aurelius liess die Schultern hängen. Seufzte.

Doch plötzlich strahlte Leben geradezu auf und erfüllte den Raum. Warum konnte er sie nicht einfach an der Hand nehmen und mit ihr gehen? Fragte sich die Seele. Es war gewaltig zu sehen welch Macht in diesem Wesen inne war. Tod schien solche Ausbrüche zu kennen er versteckte sich unter seiner Kapuze.

<i> "Es muss doch eine Möglichkeit geben! Du bist der Tod, du KANNST ihm eine Möglichkeit gewähren! BRÜDERCHEN..."</i> Punkt. Die grosse Schwester hatte gesprochen, wer würde es wagen sich dagegen noch aufzulehnen?

Tod auf scheinbar nicht.

<i> "Es gäbe da eine Möglichkeit ... aber es ist gefährlich, selbst hier"</i> Was konnte im Reich der toten noch gefährlich sein? Aurelius wurde es mulmig. <i>"Du erinnerst dich an die Ank? Die Wesen, welche dich und mich in meinem Reich empfangen haben?“</i> Aurelius wurde blass. Er hatte Angst vor diesen Schatten, die ihm vorgegaukelt hatten sein Albtraumkind zu sein. „Ank?“ Hauchte er.
<i>“ Ich müsste dich zu ihnen schicken, um eine Aufgabe zu erfüllen. Nur würdige Seelen dürfen zurück. Seelen, die sich auch über den Tod hinaus keiner Gefahr scheuen. Seelen können nicht mehr sterben, aber ... sie können vernichtet werden."</i>

„Vernichtet werden?“ Aurelius fürchtete sich. Hier stand nicht sein Leben auf dem Spiel… sondern seine Existenz in jeglichen Sphären. Er schluckte leer. Blickte zu Leben hin. Er musste es tun, war er es doch Mallahall schuldig. Er nickte schliesslich.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. April 2008, 23:45

<i>"Ich ... hab mir den Harax vorgestellt? Aber ... warum?"</i> Der Gevatter strich über die Schädel seines Thrones. Ehe seine Schwester erschien, hatte er Aurelius noch eine Erklärung auf seine Frage abgeben wollen. Doch die Antwort verschob sich mit dem Auftauchen von Leben und stellte sich vorerst in den Hintergrund. Doch sie blieb nicht vergessen.

Nach einer überaus lebendigen und ziemlich vorhersehbaren Diskussion über deren Endresultate – wer konnte Leben schon Einhalt gebieten? – ließen sich Bruder und Schwester zu Aurelius nieder. Tod nahm dabei seinen alten Platz auf dem Schädelthron ein und Leben, deren Berührung noch immer heiß auf der Wange des Medicus brannte, wenn er dies denn wollte, ließ wieder ihren ganz eigenen Stuhl erscheinen.

Und noch immer konnte Tod nicht erklären. Die drei schauten einander an. Es musste gehandelt werden, denn wie Leben bereits erwähnte: Celcia war in Gefahr.

<i>"Glaubt Ihr, Asmodi hat so viel Macht?"</i> Leben schüttelte den Kopf, dass kleine Sternenfunken auf ihren Haaren fielen und durch Tods Reich tanzten, bis sie sich im Nichts auflösten. "Asmodi besitzt nicht annähernd so viel Macht. Aber Mallahall ist stark. Wenn er ihren Körper kontrolliert und sich mit ihrer Magie vertraut machen kann ... wenn er es trotz seines haraxischen Ursprungs schaffen sollte – nicht einmal ich weiß, ob dies möglich ist, er hat sich verändert – er könnte viel anrichten. Sehr viel."

Es stand ganz klar fest: Aurelius musste zurück und seinen Dämon, mit dem er so lange in einem Körper gelebt hatte, aufhalten.
Tod seufzte. Bei einem Schädel klang dies sehr seltsam. Knöchern und bar jeglichem Lufthauches. Trotzdem war der Gevatter dazu irgendwie in der Lage. Er schaute Aurelius an.

<i>"Vernichtet werden?"</i> Jetzt war der Moment für Erklärungen gekommen.

<i>Hör mir genau zu. Du bist eine der wenigen Seelen, denen ich von meinem Reich – der Todesinsel Kata Mayan – erzähle, und die dennoch ihre Chance auf eine Rückkehr nicht verspielt hat. Diese Insel ist meine Welt, fern jeglicher Götter, die ihr Sterblichen euch schafft. Sie lebt und ernährt sich von den Ängsten frisch angereister Seelen, daher schafft sie ihnen auch ein Trugbild dieser Ängste. Ich habe keinen Einfluss darauf, solange die Seelen mich nicht als den erkennen, der ich bin.
Kata Mayan wird nur von mir und den Ank bewohnt. Und von meinem guten Diener Styxar. Du wirst ihn vielleicht bald kennen lernen dürfen. Denn wegen ihm schicke ich dich zu den Ank. Sie haben meinem Diener etwas Wichtiges gestohlen, eine kleine Laterne. Welchen Wert sie für Styxar hat, brauchst du nicht zu wissen. Du musst sie nur holen ... zusammen mit deinem physischen Körper, Aurelius Templar.</i>

"Wenn du nicht als Geist nach Celcia zurückkehren möchtest", ergänzte Leben noch.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Mittwoch 16. April 2008, 12:14

Aurelius schwieg und lauschte dem schwierigen Gespräch der beiden Urwesen. Er musterte Lebens Haare als diese den Kopf schüttelte und verlor sich für einen Moment in angenehme Erinnerungen an das Gefühl von der Sonne, wenn sie auf die Haut trifft und sie wärmt. Er seufzt vor Sehnsucht und da er dies fühlen wollte spürte er die Wärme auch. Er lächelte vor sich hin. Doch dann wurde sein Blick wieder ernst als sie über Asmodis Macht sprachen. <b>Er könnte also der Traum seiner Weltherrschaft erreichen.. .weil er nicht mehr an meinen… schwächlichen… Wirtskörper gebunden ist?</b> Dachte er betrübt. Ausgerechnet Mallahall wollte er für seine düsteren Pläne missbrauchen? Aurelius dachte nach. Was würde Asmodi wohl als erstes Tun wenn er die Macht hätte Welten zu zerstören. „Vielleicht wäre er sein eigener Niedergang.“ Hauchte er leise. „Er würde Zyranus zerstören wollen. Den Magierrat. Ich glaube in seiner stetigen Hatz unter welcher er existiert wird er aber den Angriff ziemlich überstürzt starten. Ich denke er könnte aufgehalten werden… von… Lebenden. Aber die Zyraner würden ihn wohl… samt Mallahalls Seele vernichten.“ Meinte er bitter.

Er kannte Asmodi, er wusste dass das Viech nichts mehr hasste als der Magierrat der ihm all dies Leid zugefügt hatte. Er hasste diese dekadenten alten Mannen die ihn als Es bezeichnet hatten. Die ihm jegliche Würde genommen hatten, ihn entblösst und verdammt um über ihn zu richten. IHM… wo er doch selbst der Weltenrichter war.

Doch es gab da auch noch die Alternative. Er sollte Asmodi aufhalten um seine Existenz und jene von Mallahall zu bewahren. Tod wandte sich zu ihm. Die Zeit der Erklärungen schien gekommen.

<i>
Hör mir genau zu. Du bist eine der wenigen Seelen, denen ich von meinem Reich – der Todesinsel Kata Mayan – erzähle, und die dennoch ihre Chance auf eine Rückkehr nicht verspielt hat.“</i> Aurelius nickte nur. Er hatte ohnehin eine besondere Beziehung zum Tod… erst hatte er als Medicus gegen ihn gearbeitet, versucht Menschen von ihm noch etwas fernzuhalten… dann, seid Asmodi in ihm ist, hatte er ihm Seelen geliefert. Schliesslich war er selbst als solchige bei ihm gelandet und mit seinem nekromantischen Schwur den er abgegeben hatte, würde er immer irgendwie mit Tod in Beziehung stehen.

<i>“Diese Insel ist meine Welt, fern jeglicher Götter, die ihr Sterblichen euch schafft. Sie lebt und ernährt sich von den Ängsten frisch angereister Seelen, daher schafft sie ihnen auch ein Trugbild dieser Ängste.“</i> Aurelius runzelte die Stirn. Die Totenwelt wurde von Ängsten gespiesen? Dies hätte Asmodi wohl gefallen.

<i>“ Ich habe keinen Einfluss darauf, solange die Seelen mich nicht als den erkennen, der ich bin.</i> „Ja… als Gevatter Tod.“ Meinte Aurelius knapp. Es war wahr. Seid jenem Moment als er ihn beim Namen genannt hatte, war seine Albtraumwelt einfach insich zusammengefallen.

<i>“Kata Mayan wird nur von mir und den Ank bewohnt. Und von meinem guten Diener Styxar. Du wirst ihn vielleicht bald kennen lernen dürfen.“</i> Er hatte weder von den einen noch von dem anderen jemals etwas gehört. „Die Ank? Du meinst diese Schatten?“ Er schwieg als Tod weitersprach und hörte aufmerksam zu.

<i>“ Denn wegen ihm schicke ich dich zu den Ank. Sie haben meinem Diener etwas Wichtiges gestohlen, eine kleine Laterne. Welchen Wert sie für Styxar hat, brauchst du nicht zu wissen. Du musst sie nur holen ... zusammen mit deinem physischen Körper, Aurelius Templar.</i>

„Die Ank gehorchen dir also nicht?“ Das war überraschend. Wesenheiten die im Reich des Todes lebten und sich dennoch erdreisteten seinen Diener zu beklauen? Wahrlich interessant. Eine Laterne holen? Das war alles?

„Meinem… Körper? Aber.. ich bin doch hier, wie soll ich diesen denn holen? Warum haben Anks die Fähigkeiten Seelen… zu vernichten?“

Er verstand noch nicht alle Zusammenhänge was wohl auch kaum möglich war. Das Weltengefüge war zu kompliziert dafür.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 17. April 2008, 10:03

<i>"Vielleicht wäre es sein eigener Niedergang."</i> Leben schaute zu Aurelius hinüber. "Seiner und der Mallahalls. So wie es bei dir geschehen ist, doch da hat das Haraxwesen überlebt. Er kann nicht sterben, nur vernichtet werden. Doch eine Menschenseele würde in beiden fällen zerstört werden."
<i>"Ich denke, er könnte aufgehalten werden ... von Lebenden. Aber die Zyraner würden ihn wohl ... samt Mallahalls Seele vernichten."</i>
"Deshalb möchte ich, dass mein Bruder dich zurückschickt. Du kennst den Dämon am besten, kleines, geplagtes Leben. Du kannst ihn aufhalten, ohne Mallahalls Leben oder das eines anderen zu gefährden. Natürlich nur, wenn mein Bruder mitspielt." Leben neigte den Kopf und stierte den Gevatter an. Der ließ sich breitschlagen, konnte er seiner Schwester schließlich keine Bitte verweigern. Er diente ihr, sie war seine weiße Dame – auch wenn Tods bevorzugte Farbe Schwarz bleiben würde.

So erklärte Tod Aurelius das Prinzip dieser Insel und erzählte ihm, welche Aufgabe er erfüllen musste, um die Möglichkeit zu erhalten, von hier fort zu kommen. Doch der Medicus hatte noch immer Fragen.
<i>"Die Ank? Du meinst diese Schatten?" Die Ank sind keineswegs Schatten, aber ich weiß nicht, als was du sie bei deiner Ankunft gesehen haben magst. Im Grunde sind sie verlorene Kinder, welchen ein Schicksal zuteil wurde, das ihren Lebensraum bestimmt. Niemals könnten sie zurück in eure Welt, sie würden sie vernichten – womöglich ohne es zu wollen. Aber sie sind zufrieden hier, solange sie die "Körper" meiner Seelen haben könnnen.</i> Tod zeigte auf Aurelius durchsichtig blaue Hülle, die ihn wie einen Geist aussehen ließ. <i>"Diese Gestalt ist nicht die übliche für einen Toten. Du hast ein Geist-Stadium angenommen, weil die Ank sich deines Körpers bemächtigt haben. Nicht der physische Leichnam, der auf Celcia liegt. Aber der jenseitige Körper. Die meisten Seelen brauchen ihn nicht mehr, sie werden zu Schatten und führen ein körperloses Dasein auf meiner Insel. Die wenigen, welche sich beweisen, denen hole ich ihren Körper von den Ank zurück. Doch in deinem Fall ... ist es deine Aufgabe, mit der du dich beweisen sollst. Ebenso wie mit der Lampe. Styxar könnte sie sich selbst zurückholen, aber er geht ungern zu den Ank. Mit deiner zu erfüllenden Aufgabe kann ich ihm dies ersparen – wenn du sie bewältigen kannst.</i>

<i>"Warum haben Anks die Fähigkeiten, Seelen ... zu vernichten?"</i>

Die Antwort darauf gab nun Leben, als sie sich zu Aurelius niederbeugte und erneut seine Wangen berührte. So warm ... so lebendig ... man merkte meist erst dann, wie wertvoll etwas war, wenn man es nicht länger besaß. Und zu leben stellte ein sehr wertvolles Gut dar.
"Die Ank sondern äußerst giftige Dämpfe ab, welche die Fähigkeit haben, Seelen zu ... naja, vergiften. Es zerfrisst dich, wenn du ihnen zu nahe kommst. Sei vorsichtig." Sie küsste ihn auf die Wange, welche sie gerade noch eben berührt hatte. Eine wahre Explosion von Gefühlen und Erinnerungen an die Schönheit des Lebens pulsierte dort, ob Aurelius es nun spüren wollte oder nicht. Es war so stark, dass es jedem Lebenden die Tränen in die Augen getrieben hätte.

<i>"Geh nun"</i>, meinte Tod. <i>"Du findest das Volk der Ank außerhalb meiner Behausung und westlich meines Sonnenblumenfeldes. Sie leben in Höhlen und kleinen Schlupflöchern. So wie sie es gern haben. Suche sie, sie lassen mit sich reden, wenn man es richtig anstellt. Mehr Hinweise kann und darf ich dir nicht geben. Diese Aufgabe musst du allein bestehen, nur du allein."</i>

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Montag 21. April 2008, 18:45

Aurelius wirkte geknickt. Er seufzte. „Ja… es ist wohl die Quintessenz des dämonischen Daseins, dass er immer zerstört selbst angesichts seiner eigenen Vernichtung strebt er es an noch eine weitere Seele mit sich zu reissen. Er schwieg einen Augenblick. Blickte dann wieder zu den beiden Wesenheiten auf die doch selbst viel mehr über Vernichtung und Heilung wissen mussten als er selbst auch wenn er Medicus und Dämon gewesen war. Der Medicus liess die Schultern hängen – weil er es wollte. Er senkte seinen Blick und starrte auf den Boden.

<i> "Deshalb möchte ich, dass mein Bruder dich zurückschickt.“</i> Er lächelte. „Zurück ins Leben… ich habe schon so lange gelebt… länger als je ein Mensch zuvor….“ Hauchte er. Währe er als Elf geboren hätte sein Alter von 150 Jahren wohl kaum einer beeindruckt. Aber als Mensch… und dann noch in dieser Form zu bleiben war dann doch erstaunlich. Doch war eine Menschenseele überhaupt dazu geschaffen 150 Jahre des Schicksals zu tragen zumal er es noch mit einem haraxischen Viech teilen musste? Einem Wesen welches zugegebenermassen lernte, wenn auch schwer und leider auch schneller darin war, grosse Zerstörung anzurichten welche sich nicht nur gegen aussen, sondern im extremfall auch gegen sich selbst richten konnte.

<i>“Du kennst den Dämon am besten, kleines, geplagtes Leben.“</i> Aurelius kamen die Tränen. „Kleines… geplagtes… Leben.“ Hauchte er die Worte dieses Überwesens nach. Er legte seine Hand auf die Brust… wollte sie spüren und tat dies auch. Doch nicht das Herz welches für gewöhnlich darunter geschlagen hatte. Es stand noch immer still. Wenn selbst Leben, dass seinige als geplagt bezeichnete… dies berührte… und wühlte auf.

<i>“Du kannst ihn aufhalten, ohne Mallahalls Leben oder das eines anderen zu gefährden. Natürlich nur, wenn mein Bruder mitspielt."
</i>

Er nickte. „Sie hat so viel für mich getan… ich möchte ihr auch helfen.“ Meinte er entschlossen. „Bin ich ihr schuldig.“ Ja… auch wenn er dafür seine… mhm… Existenz aufs Spiel setzte. Ausserdem gehörte Asmodi zu ihm. Niemand sollte ihn bewirten müssen.

Sie kamen auf die Anks zu sprechen. Ein seltsames Volk… ja Volk denn es waren viele.

<i> Ank sind keineswegs Schatten, aber ich weiß nicht, als was du sie bei deiner Ankunft gesehen haben magst.“</i> Als kleine Castusmonster aus meinen tiefsten Albträumen – nicht gerade eine gute Vorraussetzung um mit ihnen zu verhandeln. Wäre wohl die Antwort gewesen doch Aurelius schwieg.

<i>“Im Grunde sind sie verlorene Kinder, welchen ein Schicksal zuteil wurde, das ihren Lebensraum bestimmt. Niemals könnten sie zurück in eure Welt, sie würden sie vernichten – womöglich ohne es zu wollen. Aber sie sind zufrieden hier, solange sie die "Körper" meiner Seelen haben könnnen.</i> Also waren sie ruchlose Dämonen des Todes? Existierten sie nicht nur im Harax… sondern auch hier, in einer anderen Form? Oder definierten sie gar ihre eigene tote… wie auch doch untote Rasse.

Niemals könnten sie zurück… die Anks schienen Asmodi ähnlich zu sein. Auch er zerstörte… nun er wollte es auch. Das war wohl der entscheidende Unterschied. Zwischen Ank und Dämon. „Sie haben sich meines Körpers bemächtigt?“ Irgendwie… keine schöne Vorstellung, der eigene Körper selbst im Tode… erneut von düsteren Existenzen geknechtet.

Er nickte entschlossen. „Ich werde deinen Auftrag erfüllen.“ Meinte er knapp.

Da beugte sich Leben zu ihm. Berührte seine Wangen. Wieder lag diese unglaubliche Sehnsucht in seinem Blick. Sehnsucht nach Leben. Einem schlagenden Herzen.

<i> Die Ank sondern äußerst giftige Dämpfe ab, welche die Fähigkeit haben, Seelen zu ... naja, vergiften. Es zerfrisst dich, wenn du ihnen zu nahe kommst. Sei vorsichtig."</i> Er kriegte die Worte von Leben – die doch so wichtig waren nur weit entfernt mit. Denn noch immer beherrschte die Sehnsucht sein Denken und genau diese wurde bis ins unermessliche gesteigert, als sie ihn küsste. Aurelius weinte. Brach zusammen. Keine Seele konnte einer solchen Sehnsucht standhalten. Einer solchen geballten Ladung von Gefühlen.

Zusammengesunken verharrte er auf dem Boden. Nickte nur. Er stützte seinen Kopf auf und verharrte. Brauchte einige Zeit um sich zu Sammeln… Zeit in einer Welt, welche genau diese keine Rolle spielte.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 22. April 2008, 11:26

Leben musterte ihn. Oh, sie besaß einen so gütigen, milden und zugleich so lebendigen Blick. In ihren Augen wohnte das Lachen aller Kinder Celcias. Sie funkelten wie Sterne.
<i>"Zurück ins Leben ... ich hab schon so lange gelebt ... länger als je ein Mensch zuvor ..."</i> Leben nickte, denn sie wusste es wohl am besten. "Es war dennoch nur ein halbes Leben. Du hast es mit deinem Dämon geteilt und dich nach ihm gerichtet. Ich will nicht sagen, du hättest es vergeudet, aber ..." Sie ging in die Knie, ihre Sternenaugen auf sein Selbst gerichtet. "Wenn mein Bruder dir das Leben zurückgibt, dann lebe es. Genieße es. Stell dich nicht in den Schatten eines anderen." Sie zwinkerte und sprach es aus, was sie in Aurelius bislang hatte sehen müssen. Dass er nur ein kleines, geplagtes Leben gewesen war. So bemitleidenswert. Leben hatte ihn stets im Auge behalten und sich gewünscht, er würde sich seinem Dämon mit mehr Zuversicht stellen. Jedes Leben war stärker als eines dieser ebenfalls bemitleidenswerten Haraxwesen. Bemitleidenswert deshalb in den Augen dieser Existenz, weil gerade jene Wesen nicht verstanden zu leben. Sie lebten für die Vernichtung und nicht für sich selbst.

<i>"Kleines ... geplagtes ... Leben."</i> Wehmütig legte sich Aurelius die Hand auf die Brust, doch kein Herz schlug darunter. Er hätte es wohl schlagen lassen können, wenn er denn wirklich wollte. Aber es wäre nicht dasselbe gewesen, nur eine Illusion, wie alles auf Kata Mayan eine Illusion zu sein schien. Schließlich war die Dämonenfestung und die albtraumhaften Castuswesen nichts Anderes gewesen.

<i>"Sie haben sich meines Körpers bemächtigt?"</i> Tod legte den Schädel schief. Irgendwie sah es ulkig aus, wenn ein Wesen wie er dies tat. <i>Sie bewohnen ihn nicht, falls du das meinst. Aber sie bewahren ihn auf – sie werden versuchen, deinen Körper für Experimente zu nutzen. Sie wollen wieder nach Celcia, auch wenn sie wissen, dass es nicht möglich ist. Sie geben die Hoffnung nicht auf. Du solltest dich beeilen, sonst passiert mit deinem körper, was mit allen bisher geschah.</i> Was dies genau war, wollte und würde Tod nicht sagen. Besser, Aurelius wusste es nicht. Wenn er zu spät kam, würde er es noch früh genug erfahren und womöglich daran zergehen.

<i>"Ich werde deinen Auftrag erfüllen."</i> Tod nickte. Er streckte seine knochige Hand aus, dass einer der Finger nach Osten zeigte. Wo eben noch die östliche Wand seiner Wohnstube gewesen war, erhob sich nun ein offener Torbogen in die Welt, die da draußen auf Aurelius wartete. <i>Gehe nach Osten, in die kleine Gebirgs- und Felsenlandschaft. Dort warten sie, dort leben sie, in Höhlen.</i>

Leben küsste ihn zum Abschied und das brachte den Medicus vollkommen aus dem Konzept. Sicher, das hatte Leben auch bebasichtigt – insgeheim. Ihr Kuss sollte zweierlei Dinge bedeuten. Er sollte zum einen Aurelius' Sehnsucht nach seinem Leben stärken, damit er mit umso mehr Ehrgeiz die Aufgabe ihres Bruders bewältigen würde. Zweitens sollte der Kuss ihm Glück bringen. Eine Seele, von Leben geküsst und im Totenreich wandelnd, war beschützt. Die Ank würden den feinen Lippenabdruck des Lebens an ihm erkennen wie ein Brandmal. Sie würden erkennen, wie nah diese Seele noch im Leben stand. Hoffenltich überließen sie ihm dann auch seinen Körper.

Aurelius war indessen zu einem kleinen Haufen zusammengesunken. Der Kopf drückte sich auf den Boden. Leben berührte ihn wieder. Sie war fürsorglich und für jedes noch so kleine Leben da. Immer. Doch konnte sie ihm keine weiteren Worte des Trostes schenken. Diesen Weg musste Aurelius nun allein gehen.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 4. Mai 2008, 15:21

Aurelius war indessen zu einem kleinen Haufen zusammengesunken. Der Kopf drückte sich auf den Boden. Leben berührte ihn wieder. Sie war fürsorglich und für jedes noch so kleine Leben da. Immer. Doch konnte sie ihm keine weiteren Worte des Trostes schenken. Diesen Weg musste Aurelius nun allein gehen.

Wie ein Häufchen totes Elend existierte diese kürzlich verstorbene Seele hier vor sich hin und wirkte so unendlich traurig und unglücklich. Vermutlich lag dies daran, dass Aurelius genau so wirken wollte im Moment. Denn er war unglücklich. Er vermisste seine geliebte Zanraia… Mutter seiner Kinder und geliebte Frau. Ihr zärtliches und doch so verschrobenes Wesen. Seinen Sohn… den er nicht kennen lernen gedurft hatte als er noch lebte. Nur kurz gesehen… bevor er gestorben war doch er wusste, dass sein Sohn wundervoll war. Hoffentlich passte sein… haraxischer Vater auf ihn auf. Darin war Asmodi gut, als Beschützer. Er hatte auch Zanraia immer beschützt. Eine Fäghikeit die man ihm nicht absprechen konnte. Sie zusammen. Castus, Zanraia, Aurelius… und... <i>er</i> bildeten doch eine kleine Familie… diese vermisste er nun schrecklich, doch nicht nur sie sondern auch seine Freunde. Mallahalls Lächeln. Ihre Stimme. Das gold ihrer Haare. Ihre Wesensart und die albernen Streitereien über die Vorteile von Medizinerwissen und Lichtmagie. Er schmunzelte und seufzte zugleich. Etelin. Der Lich. Er vermisste den kleinen Mann der ihn Sohn nannte und so feinfühlig war, entgegen allen Behauptungen. Er vermisste sogar seinen Stab. Jener tadelnder Weg zurück in die Selbstkontrolle wen Asmodi mal wieder übertrieben hatte. Wieder seufzte Aurelius schwer und fand etwas sehnsüchtiger Trost in Lebens Augen als diese sich gerade zu ihm kniete. Wieder weinte er. Den Anblick dieses Wesens im Reich der Toten zu ertragen war, so wundervoll er auch war… nicht leicht. Denn er selbst war ein vergangener… eine Seele mit verwelkten Lebensgeistern auch wenn ihnen die beiden Wesenheiten mut und hoffnung gaben.

<i> "Es war dennoch nur ein halbes Leben. Du hast es mit deinem Dämon geteilt und dich nach ihm gerichtet.“</i> Er senkte seinen Blick. „Ich möchte Asmodi nicht für alles Verantwortlich machen was an meinem Leben schlecht und unschön war… es würde ihm nicht gerecht werden.“ Hauchte er bitter. „Er hat schreckliche Dinge getan… und doch ist er inzwischen…“ Er unterbrach seinen Satz und setzte woanders an. „Er ist auch Vater meines Sohnes.“ <i>“Ich will nicht sagen, du hättest es vergeudet, aber ..."</i> Er biss sich bei diesen Worten auf die Unterlippe. Wie sahen seine Freunde wohl sein Ableben? Was hatte er auf der Welt hinterlassen… ausser Kummer. Castus war die Antwort.

<i>"Wenn mein Bruder dir das Leben zurückgibt, dann lebe es. Genieße es. Stell dich nicht in den Schatten eines anderen."</i> Er seufzte und nickte zaghaft. „Das ist nicht leicht. Er braucht viel Platz zum existieren. Dies wird auch Mallahall merken. Er kann nicht anders.“ Nahm er den Dämon für sein Wesen wieder in Schutz.

Dann kamen sie über den verbleib seines überirdischen Körpers zu sprechen. <b>Ihn benutzen? Für experimente?</b> Er keuchte auf. Senkte seinen Blick. „Nun in dem Körper hat ein Wesen gelebt… dass auch eine beinahe unmögliche Schranke überwunden hatte. Schliesslich hatte es durch ihn den Weg nach Celcia gefunden… ich hoffe… es funktioniert nicht auch bei diesen Ank.“ Denn die Rasse erschien ihm mehr als nur unheimlich. „Der Dämon hat deutliche Spuren in meinem Körper hinterlassen… wie ich in seiner Existenz.“ Er blickte Tod und Leben besorgt an schliesslich wollte er nicht auch noch dafür verantwortlich sein wenn die Welt unterging aufgrund seines Körpers.

Er blickte in die Richtung in welche Tod wies und nickte. Leben küsste ihn und liess ihn so alles um sich herum für einen Moment vergessen… ausser seine Sehnsucht ins Leben zurück zu finden. Sein Leben… und Mallahall das ihrige – unbesessene zurückzugeben. Er stand auf und verbeugte sich vor den beiden Existenzen… ehe er sich auf den Weg ins Ungewisse machte.

Er durfte nicht versagen. Diesmal nicht.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 6. Mai 2008, 15:49

<i>"Ich möchte Asmodi nicht für alles verantwortlich machen, was an meinem Leben schlecht und unschön war ... es würde ihm nicht gerecht werden. Er hat schreckliche Dinge getan ... und doch ist er inzwischen ... er ist auch der Vater meines Sohnes."</i>
Leben nickte auf seine Worte hin, dass ihre Haare wie ein Funkenstreif hinter einem Kometen erstrahlten. Sie selbst schien Licht auszustrahlen, wie eine Aura. Ähnliches konnte man wohl bei Lichtmagiern spüren, doch auch Naturmagier besaßen diese Gabe, immer lebendiger als andere zu wirken. Und wer konnte lebendiger sein als Leben selbst?
"Ihr habt euch gegenseitig geprägt und beeinflusst, was unumgänglich war. Und er hat einen Teil dazu beigetragen, Leben zu schaffen. Er ist kein Wesen des Harax mehr, Dank dir. Aber lass dich nicht mehr zu stark von ihm beeinflussen, dieser Weg hat zwei Richtungen. Doch jetzt genug des Geredes. Mache dich auf den Weg, damit es für deinen Körper nicht zu spät ist."
Leben hatte Recht. Seine körperliche Präsenz oder wie immer man es hier auf der Todesinsel nennen konnte – sein richtiger Körper befand sich ja auf Celcia – lag irgendwo herum und wurde von den Ank bearbeitet. Experimentieren, hatte der Gevatter gesagt, und das klang ganz und garnicht gut. Er musste los.

Doch zuvor musste er wissen, ob es den Ank möglich wäre, in seinem Todesinselkörper nach Celcia zurück zu kehren. Schließlich hatte es auch ein Asmodi geschafft, sich in ihm einzunisten.
Aber der Gevatter bewegte beruhigend den Kopf hin und her. Er verneinte, dass seine Knochen klackten. "Die Ank sind an Kata Mayan gebunden. Sie können nirgends hin, wenn die Insel es nicht zulässt und diesbezüglich unterliegt sie meinen Wünschen. Es ist ein Vertrag. Aber die Ank werden sich vor allem für die Augen deines Seelenkörpers interessieren. Du solltest dich auf den Weg machen." Erneut zeigte Tod in die entsprechende Richtung.
Rötlicher Schein lag über der Insel, als wäre ein blutroter Mond aufgegangen und tauchte nun alles in sein verderbendes Licht. In der Ferne erhob sich eine Steilklippe. Das mussten die Felsen sein, in denen die Ank in ihren Höhlen hausten. Dieser Ort war Aurelius' Ziel und er war entschlossen, seine Aufgabe zu meistern.

"Lieber Bruder", wandte sich Leben wieder an den Zeitlosen. "Ich muss nun auch wieder meiner Wege ziehen. Rufe mich, wenn Aurelius zurückkehrt. Du weißt, wie sehr ich an jedem einzelnen Leben hänge."
Tod nickte und unter strahlendem Schein, der umliegende graue Pflanzen kurz erblühen ließ, schwand Leben von der Insel. Zurück blieben abgestorbene, graue Halme, tote Erde und eine Seele, die nun zwei Dinge zu holen hatte: die Laterne für ein Wesen namens Styxar und seinen Seelenkörper.

So machte sich Aurelius auf den Weg – welcher weit war, aber er verspürte weder Hunger noch Durst. Erschöpfung kam ebenfalls nicht auf, schließlich war er tot. Einzig und allein der Kuss von Tods Schwester schien wie ein Brandmal auf seiner Haut zu glühen und ihn mit Sehnsucht daran zu erinnern, dass er diese Aufgabe bewältigen musste.
Irgendwann stand er dann vor den Ausläufern der Steilklippe. Überall ragten Felsen und Vorsprünge in die Höhe, gräulich und vom rötlichen Schimmer des vorherrschenden Lichts angestrahlt. Aurelius konnte Gestalten über in den Stein gehauene Pfade wandern sehen. Jetzt, da sie nicht mehr länger von seinem Angstbild überdeckt wurden, erkannte er sie genauer. Humanoide Staturen, um die sich ein wabernder giftgrüner Nebel stetig zu winden schien. Teile des Kopfes wurden von metallischer Ausrüstung verdeckt, wie Helme. Aber im Gesamtbild boten sie keinen schönen Anblick wie alles hier auf der Insel.

Zwei von ihnen kletterten soeben einen Felsen herab und trugen zwischen sich einen reglosen Körper – es war nicht der von Aurelius, sondern einer der ihren. Eine Frau, wenn der Medicus es richtig beurteilte. Sie schleppten ihn in einen Kreis aus Felsen, wo jemand ein Feuer entzündet hatte. Brauchten die Ank Wärme? Waren sie tot oder noch immer lebendig? Der Gevatter hatte sie zu sich geholt, aber sie schienen keine Toten zu sein, nur verlorene Seelen.
Sogleich musste Aurelius mit ansehen, dass sie den reglosen Frauenkörper von ihrem Metallstück befreiten, welches ihr halbes Gesicht bedeckt hatte. Verküppelte und eiternde Augäpfel kamen zum Vorschein, die wohl niemals in der Lage gewesen waren, zu sehen. Weitere Ank näherten sich dem Körper. Dieser war eindeutig tot.
Sie nahmen alles Wertvolle an Rüstung und Kleidung, entwendeten sogar die Zähne, welche knirschend aus dem Kiefer gebrochen wurden. Und dann schnitten die lebenden Ank zielstrebig mit scharfen Steinen, Scherben und anderen improvisierten Werkzeugen einzelne Organteile aus dem Körper. Diese landeten in einem kesselartigen Metallstück, das sich über dem Feuer befand.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 11. Mai 2008, 19:51

Aurelius lauschte den Worten von Leben. Ohnehin hörte er gerne ihre Stimme. Sprach sie überhaupt oder hörte er sie nur… weil er es so wollte? Passte sie sich seinen bescheidenen Sinnen an damit er sie wahrnehmen konnte? Eine Wesenheit die doch selbst mächtiger und älter als die Götter selbst war. Wenn sie sprach spürte er einen so grossen frieden in seinem unruhigen Geist. Doch er wusste ja selbst dass er nicht die Zeit hatte noch länger darin zu schwelgen. Schon seltsam. Erst dann wenn man Tot war merkte man wirklich wie schön Leben doch wirklich ist. Er seufzte wieder. Ja, er musste seinen Körper retten. Vor den Ank oder dem, was sie mit ihm anstellten, was immer das war! Ihm schauderte. Egal was es war wenn selbst der Gevatter und Leben dies nur mit bedacht ansprachen, musste es etwas grässliches sein.

Doch noch war seine angstbehaftete Frage nicht beantwortet. Würden sie seinen vom Dämon befleckten Körper nutzen könnten um auf Celcia zu gelangen? Gevatter Tod schüttelte energisch den Kopf. Es sah seltsam aus. Diese Bewegung, so ganz ohne Muskeln. Als Medicus hätte er sich vermutlich dafür interessiert wie die Bewegung von Tod funktionierte, doch dafür blieb keine Zeit. <i> "Die Ank sind an Kata Mayan gebunden. Sie können nirgends hin, wenn die Insel es nicht zulässt und diesbezüglich unterliegt sie meinen Wünschen. Es ist ein Vertrag. Aber die Ank werden sich vor allem für die Augen deines Seelenkörpers interessieren. Du solltest dich auf den Weg machen."</i>

„Warum die Augen?“ Fragte er leise und wurde überhört. Was war an seinen Augen so interessant? Er hatte ja nicht mal mehr welche gehabt als er gestorben war. Nur noch leere Hüllen. Direkter Zugang zu seiner Seele und Asmodis Existenz. Konnte man beim Dämon überhaupt von Seele sprechen? Hatten Dämonen Seelen? Zumindest hatten sie dies was von Asmodi einst übrig gewesen war durchaus als Dämonenseele benannt, doch war es dies wirklich?

Er wusste es nicht. Vermutlich wusste dies nicht einmal Asmodi selbst. Aurelius wollte ihn dies fragen… alte Gewohnheit eben. Doch er merkte schnell, dass sein ehemaliger Parasit nicht da war. Er allein war. Nein es blieb ihm nicht die Zeit nun wieder in Melancholie zu verfallen. Tod wies ihm den Weg. Er schaute auf. Blickte in diesen düsteren Horizont und nickte. Machte sich eiligen Schrittes voran. Er lief durch die trostlose Gegend. Sie war nicht schön aber noch lange nicht so grässlich wie sie gewesen war als er noch seinen eigenen Illusionen erlegen gewesen war. Er betrachtete sich die gefährlich hochragenden Klippen die düster das Rot des Himmels teilten. Zielstrebig jedoch lief er darauf zu. Er eilte. Lief. Rannte.

Er war schnell denn seine Lungen brannten nicht vor Anstrengung und seine Muskeln ermüdeten nicht. Immer näher kam er den Klippen bis er sie schliesslich erreichte. Er brauchte nicht einmal eine Verschnaufpause.

Seltsam. Doch jegliche Form von Leben fehlte eben in ihm, nur das Mal entstanden durch den Kuss erinnerte ihn an seine Aufgabe. Da entdeckte er düstere Gestalten die auf den Klippen herumhuschten. Er legte seinen Kopf schief. Angst stieg in ihm auf. Diese Wesen hatten ihm schliesslich die fürchterlichsten Illusionen gegeben. Er versteckte sich nicht. Wurde aber auch nicht beobachtet. Es schien so als wäre er gerade in eine Art seltsamer Zeremonie geraten. Denn zwei der Anks trugen gerade einen leblosen Körper ans Feuer. Aurelius zuckte zusammen als sie begannen den Leichnam auszuweiden. Doch keine Übelkeit kam in ihm auf, was sollte er auch gross erbrechen?

Wie angewurzelt blieb er stehen und befürchtete dass sein Körper genau so enden würde – wenn es nicht schon passiert war. Auch dachte er daran dass sie sich vielleicht gleich auf ihn stürzen und ihn zerfetzen würden wenn er sich rührte. Die Anks erschienen ihm bedrohlich und unnahbar.

Er blieb einfach wie angewurzelt stehen und beobachtete das Treiben.
Wie sollte er nur mit diesen Wesen in Kontakt treten und sie davon überzeugen ihm Laterne und Körper zu überlassen?!

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. Mai 2008, 23:33

"Warum die Augen?", hatte Aurelius von Tod wissen wollen, doch seine Frage war so leise gestellt worden, dass weder Leben noch der Gevatter darauf geantwortet hatten. Oder waren sie – als selbst über den Göttern stehende Wesen – in der Lage, ihn zu hören, hatten nur nicht antworten <i>wollen</i>?! Wenn dies der Fall war, so musste es sehr unangenehm sein, die Antwort zu kennen.

Nun aber hätte Aurelius es vielleicht doch gern gewusst. Wünschte sich womöglich, er hätte seine Frage laut gestellt. Die Ank machten einen ziemlich brachialen Eindruck, wenn sie auch äußerst präzise mit der Leiche ihrer Artgenossin umgingen. Diese Rasse konnte also auf der Todesinsel ... sterben? Es musste eine Art Tod sein, aber wo gelangten ihre Seelen dann hin? Besaßen sie jene überhaupt, wurden sie zu den dunklen Schatten aus Tods Festung oder lösten sie sich einfach auf? Einen Körper ließen sie in jedem Fall zurück, dies konnte Aurelius sofort sehen. Und wie er sah! Die Ank arbeiteten ähnlich eines Medicus, der einen Leichnam zu Forschungszwecken langsam auseinander nahm. Trotzdem blieb es barbarisch, immerhin fledderten sie eine der ihren – und das ganz bestimmt nicht um der Forschung Willen.

Die Ank tasteten den gesamten Körper ab, entnahmen ihm Organe und warfen sie in den Topf über dem Feuer. Ein anderer unter ihnen riss der Toten die Fingernägel heraus und sammelte sie sorgsam in seinen Händen. Er hütete sie wie ein Schatz und Aurelius konnte erkennen, dass dieser Ank bereits eine ganze Menge Finger- und Fußnägel besaß – als Schutzplatten auf seinen Schultern. Wie er diese zusammenhielt, war nicht zu erkennen, aber sie glichen dem Schuppenkleid eines Fisches und in gewissem Maße sah es gar schön aus.

Aurelius stand wie zur Salzsäule erstarrt da und beobachtete die werkelnden Ank. Er konnte nur hoffen, dass sie seinen Seelenkörper noch nicht so auseinander genommen hatten wie diese Artgenossin. Es dauerte wirklich nur wenige Minuten, dann waren von ihr nur noch Teile der Gliedmaßen, Haut und Knochen übrig. Jene wurden von den zwei Ank fortgetragen, die sie schon hergebracht hatten – und in eben diesem Augenblick bemerkte man den Medicus.

Ein Ank trat vor. Er sah seltsam aus. Um seinen Körper waberte dieser giftig grünlich-gelbe Nebel. Besser, man käme ihm nicht zu nahe. Er trug eine Art Metallhelm, aber es gab keine Schlitze oder Löcher für die Augen.
Seine Haut war bleich, die Finger dünn und feingliedrig. Die Mundwinkel zogen sich nach unten. "Wir kennen dich. ER hat dich hierher gebracht, wir wissen, warum du den Weg zu uns gefunden hast."
"Er bekommt ihn nicht! Wir geben den Körper nicht mehr her!", rief eine Ankfrau aus der Umgebung und sprang hinter einem Felsen hervor. Sie war mit einem primitiven Speer bewaffnet und besaß neben diesen augenlosen Helmen auch noch andere Metallteile als Rüstung.

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 18. Mai 2008, 21:41

Zum Glück musste Aurelius keine Übelkeit verspüren wenn er dies denn nicht wollte… und Hand aufs Herz wer würde das schon wollen? Übelkeit war vermutlich etwas, was man im Totenreich niemals finden würde. Ein seltsamer… irgendwie lustiger Gedanke der jetzt aber, in diesem Moment mehr als unpassend kam.

Vorsichtig trat er einen Schritt zurück. Er wusste nicht wie er sich diesen seltsamen und unheimlichen Wesen gegenüber verhalten sollte um zu verhindern, dass man ihn auch zu einem einzelnen Knochenhaufen verarbeitete… oder eben seinen Totenkörper. Er schluckte leer als eine der Anks dem Körper die Nägel entriss. Ihm schauderte und obwohl diese Ausschlachtung – anders konnte man es nicht nennen so grässlich und brutal anmuten mochte, erschien die ganze Zeremonier, das ganze Vorgehen so ruhig und routiniert, dass es ihm gleich nochmals einen Schauer über den Rücken jagte.

Er zuckte zusammen als die düsteren Augen des Anks seinen Blick kreuzten. Er erstarrte. Die Maske wirkte abschreckend auf Aurelius weil er keinerlei Mimik dadurch erkennen konnte. Es war schwer die Absicht des Fremden so einzuschätzen. Mit wachsender Nervosität stand Aurelius etwas verloren da.

Er musterte die feingliedrigen Finger des Wesens welche unruhig zuckten. Auch der Ank schien angespannt zu sein – nicht gut. Aber es war auch kein Wunder, schliesslich musste Aurelius wie ein Eindringling auf sie wirken.

<i> "Wir kennen dich. ER hat dich hierher gebracht, wir wissen, warum du den Weg zu uns gefunden hast."</i> Aurelius starrte das Wesen an. „Ja… er hat mich geschickt… meinen Körper und Styarx Lampe zu holen. Beide dieser Dinge… sind nicht euer Besitztum.“ Ziemlich mutig was Aurelius da von sich gab. Doch er merkte, dass sie IHN nicht nur mit einem gewissen Spott sondern auch Furcht aussprachen.

<i>"Er bekommt ihn nicht! Wir geben den Körper nicht mehr her!",</i>

Aurelius schreckte zurück. Stolperte leicht… es war ein Wunder, dass er überhaupt stolpern konnte, vermutlich war Aurelius noch nicht lange genug tot um dieses Bewusstsein für Körper, Schwerkraft und physikalische Gesetze bereits verloren zu haben. Eine Ank sprang aus der Deckung hinaus und schaute ihn bedrohlich an. <i> "Er bekommt ihn nicht! Wir geben den Körper nicht mehr her!",</i>

Aurelius hob abwehrend seine Hände. „Ich bitte euch. Ich bin dem Leben nahe… doch ich brauche meinen Körper um wieder nach Celcia zurückkehren zu können. Bitte…“ Er senkte seinen Blick und seufzte. „An meinem Körper gibt es wohl ohnehin nichts… was ihr wahrlich begehren könntet.“

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Re: Gestorben ...

Beitrag von Erzähler » Montag 19. Mai 2008, 12:29

Obwohl es auf Kata Mayan, der Todesinsel, scheinbar weder nötig war zu Essen oder zu Atmen, geschweige denn Gefühle wie Angst oder Freude zu zeigen, so lief Aurelius beim Anblick des Ausschlachtens der toten Ankfrau doch ein eisiger Schauer über den Rücken. Ja, die Ank plünderten den Körper wahrlich aus und gingen dabei zielstrebig und ruhig vor. Sie tasteten sich voran und entnahmen, was sie gebrauchen konnten.

Schließlich aber wurde Aurelius bemerkt und sofort von einer Gruppe Ank gemustert, die nach und nach halbkreisförmig Aufstellung bezogen. Was er zu Anfang als düstere Augen dieser Wesen wahrgenommen hatte, entpuppte sich letztendlich nur als dunkler Schimmer oder Schatten auf ihren Metallplatten, die ihre Gesichter mindestens bis zur Nase verdeckten. Augenlöcher oder Schlitze befanden sich nicht darin. Wie konnten diese Wesen ihn sehen? Oder ... waren sie allesamt blind?

Schließlich aber fasste er seinen ganzen Mut zusammen und es war für den sonst eher zurückhaltenden Medicus wirklich ungewöhnlich, so mutig – oder dreist – zu reagieren. Lag es möglicherweise an dem Glauben, im Tod könne ihm nichts mehr passieren? War er denn sicher, wenn seine Seele schon gestorben war?
Komplett sollte er sich wohl nicht an diesem Strohhalm festklammern, denn sonst hätte Tod ihn nicht auf die Suche nach seinem Seelenkörper geschickt. Außerdem hatte Aurelius die vielen Schatten gesehen. Was waren sie? Wie hatte der Gevatter sie genannt? Verlorene Seelen, die keinen Frieden fanden ... aber warum? Weil sie keinen Körper mehr hatten vielleicht? Waren die Ank dafür verantwortlich?
So viele unbeantwortete Fragen und trotzdem schüchterten sie Aurelius nicht ein. Er nannte den Grund seiner Anwesenheit. Es erzeugte leises Knurren und erregte offensichtlich Ärgernis bei den Ank.

"Du wagst dich weit vor", sprach der männliche Ank, welcher an Aurelius heran geschritten war. Der seltsame Nebel umwaberte ihn und war nur wenige Zentimeter vom bläulich schimmernden Geist des Medicus entfernt. Dennoch spürte jener ein gewisses ... Brennen. Wie bei menschlichem Fleisch, das sich unter einer ätzenden Substanz zersetzte. Spielte ihm seine Nase einen Streich oder meinte er gar, giftige Dämpfe zu riechen?

Er schreckte zurück und stolperte leicht. Die Ank legten allesamt die Köpfe schief. Sie lauschten. Jetzt war wohl bestätigt, dass sie blind sein mussten.
<i>"Ich bitte euch. Ich bin dem Leben nahe ... doch ich brauche meinen Körper, um wieder nach Celcia zurückkehren zu können. Bitte ... An meinem Körper gibt es wohl ohnehin nichts ... was ihr wahrlich begehren könntet."</i>

"Du irrst!", rief eine Ankfrau und lächelte. "Ich hab bereits darüber gestrichen. Du hast ... Augen!" Gemurmel wurde laut und wiederholt konnte Aurelius das Wort "Augen" hören. Dieses Sinnesorgan war den Ank wohl wichtig. Wie sagte ein celcianisches Sprichwort? Unter Blinden ist der Einäugige König. Ging es hier um Machtverhältnisse?

"Wir werden dir den Körper nicht überlassen. Er ist wichtig für uns. Noch ist nicht geklärt, wer die Augen bekommen soll, aber du kannst an dieser ... Auktion ... gern teilnehmen", fuhr der Ank fort, der direkt vor dem Medicus stand. "Vielleicht hast du Glück und unser Rak gibt dir wenigstens deine Augen wieder. Der Rest des Körpers wird ausgeschlachtet, damit wir essen können. ER zwingt uns dazu und noch hat Yrrn uns nicht die Erlösung gebracht."

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