Gibt es Geister wirklich...?

Auf Grandeas Friedhof werden das einfach Volk und der Adel zu gleichen Teilen beigesetzt. Nun gut, der Adel erhält wundervoll gestaltete Grufthäuser, der Rest wird einfach in Erdlöcher geworfen oder erhält vielleicht noch einen kleinen Grabstein.
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Janay
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Janay » Samstag 24. August 2024, 16:39

Jeder wurde von seiner Herkunft und seinen Erlebnissen geprägt, ob es einem gefiel oder nicht. Es mochte nicht ständig auffallen und manchem gelang auch eine starke Loslösung davon, indem man sich bewusst anders verhielt, als einem vorgegeben worden war. Aber in heiklen Situationen, in denen das rationale Denken aussetzte, da traten all diese vergangenen Erfahrungen wieder zutage. So auch jetzt, als Janay mit Misstrauen und Flucht auf dieses seltsame, fremde Gespann reagierte, anstatt zu bleiben und die Verwirrungen zu entwirren. Nein, alles in ihr schrie regelrecht danach, dass sie nicht geheuer sein konnte und sie weg musste, solange sie es noch konnte.
Deswegen nahm sie die Beine in die Hand und rannte in Richtung Stadtmauer, so schnell es ihr möglich war. Dort angekommen, war sie jedoch einem Tor näher als gedacht und wurde ob dieser späten Stunde auch viel zu rasch entdeckt. Noch schwante ihr nichts Böses, sodass sie sich um Lockerheit bemühte, um nicht noch stärker aufzufallen und nun von anderer Seite aus Misstrauen zu wecken.
Womit sie nicht rechnete, war ihr Verfolger, der prompt aus dem Dickicht zwischen Weg und Friedhof auftauchte und damit sowohl die Wächter überraschte, als auch sie erschreckte. Doch sie hatte keine Gelegenheit, diesem Gefühl nachzugehen, denn trotz allem mochte sie Killin ja und wollte nicht, dass er derart ruppig behandelt wurde. Sie wollte daran glauben, dass er keine bösen Absichten gehabt hatte, als er ihren Korb genommen hatte und ihr gefolgt war. Viel zu oft wurden mit den unteren Schichten unfair umgegangen, das hatte sie selbst erleben müssen.
Dadurch meldete sich ihr Beschützerinstinkt und sie wollte ihn vor Schlimmerem bewahren, auch wenn sie ihm später gewiss noch die Ohren langziehen würde, sobald sie allein und in Sicherheit wären, ohne zusätzliche Ohren. Also versuchte sie, die Lage zu retten und griff dabei zur Lüge, was ihr glatt über die Lippen kam, schließlich hatte sie darin so einiges an Übung und vertraute darauf, dass sie es in den letzten Jahren nicht verlernt hatte.
Der Anfang war gemacht und schien auch gut zu laufen, denn ihr Mut mit der Berührung wurde belohnt. Nicht sofort und unwillkürlich hielt sie den Atem jenen Moment lang an, in dem sie lediglich von oben angesehen wurde, aber am Ende ließ der Grandessaner ab und schluckte ihre Beschreibung.
Langsam ließ sie die Luft wieder entweichen und fühlte sich einfach zu sicher, sodass sie es verabsäumte, innezuhalten und sich an eine wichtige Regel zu halten: Weniger ist oft mehr! Stattdessen plapperte sie weiter jene Geschichte, die sie sich binnen Sekunden zurecht gelegt hatte. Vielleicht passierte es auch, weil nun allmählich das Adrenalin nachließ und sie sich nicht mehr in unmittelbarer Gefahr wähnte. Solch eine Aufregung hatte sie schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr durchstehen müssen! Wer konnte es ihr da verdenken, dass sie nicht abgeklärt reagierte, sondern Nerven zeigte? Wenn es sie nur nicht in noch weitere Schwierigkeiten gebracht hätte...
Also sprach sie viel zu rasch weiter und kompensierte mit ihren vielen Worten das Wenige des Wächters. Dabei gab sie sich so, wie es gemeinhin Männer von Frauen erwarteten, zumindest diejenigen, die sie bislang kennengelernt hatte, sei es durch Erzählungen oder durch eigene Erfahrungen. Das Problem daran schien jedoch zu sein, dass sie entweder die Entwicklung in den letzten Jahren aufgrund ihrer eigenen Situation verpasst hatte... oder das Pech hatte, ausgerechnet an die Ausnahme der Regel geraten zu sein.
Jedenfalls wurde der Mensch auf einmal nachdenklich, was sie blinzeln ließ. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr hoch und es fing an in ihrem Nacken zu kribbeln. Am liebsten hätte sie sich jetzt sofort verabschiedet und wäre einfach hindurch geschlüpft. Tagsüber wäre das kein Problem gewesen, da hätte es schon das ein oder andere Grüppchen unterwegs gegeben, um darin einzutauchen und zu verschwinden. Jetzt hingegen...
Als er nachzuhaken begann, fiel ihr anfangs nur ein wenig geistreiches "Äh..." ein, während es hinter ihrer Stirn Alarm schrillte. Sie sollte hier weg und zwar wirklich schleunigst! Erst recht, als der andere Wächter, ein Dunkelelf, vernehmlich schnaubte und die Arme verschränkte. Oh je, das war nicht gut, absolut gar nicht gut! Wie hatte ihr das nur passieren können? Warum war sie so eifrig mit ihren Worten gewesen, anstatt sich zurück zu halten? Wie könnte sie jetzt noch durchs Tor durch, das ja eigentlich schon geschlossen war zu dieser späten Stunde?!
Und dann, plötzlich löste sich mit dem Lachen des Wächters die fühlbare Spannung. Unbemerkt atmete Janay auf und ihr verblassendes Lächeln gewann an Leben zurück. "Ah, ich verstehe, da hat Eure Mala einen weisen Ehemann gefunden!", neckte sie freundlich und hoffte, damit sämtliche Wogen geglättet zu haben. Und um keine neuen entstehen zu lassen, wollte sie nun eilig das Tor endlich passieren, mit Killin im Schlepptau. Wenn er sie schon verfolgte, dann müsste er eben eine Nacht im Innenring überstehen.
Dabei bediente sie erneut der kleinen Lüge, um keine Probleme oder weitere Fragen wegen dem Toröffnen zu erhalten. Nun ja, es war keine vollkommene Schwindelei, schließlich gab sie ja tatsächlich hin und wieder einen kleinen Obolus, um auch zu späterer Stunde zurückkehren zu können, obwohl sie diese beiden Wächter noch nie gesehen hatte. Nur die Sache mit dem Verlobten... Dabei dachte sie an Zissus, der diese Rolle bislang in der Not durchaus schon eingenommen hatte, und daran, sich unwissend zu stellen, sollte irgendeine Empörung bezüglich Bestechung kommen.
Woran sie nicht glaubte, schließlich mussten auch die Wächter zusehen, wie sie ihr Leben bestritten. Solange es nicht überhand nahm oder eine zu große Ungleichheit zwischen den einzelnen Männern erzeugte, wäre es sicherlich harmlos genug. Womit sie hingegen nicht rechnete, war ausgerechnet das, was kam.
Als plötzlich ein Name fiel, zuckte sie leicht zurück und blinzelte, während sie blass wurde, was aufgrund des Fackellichts hoffentlich nicht zu deutlich erkennbar wäre. "Ta... Ta... Tavros...?", wisperte sie kaum hörbar und stieß gedanklich einen Fluch aus. Sie hatte diesen Namen noch nie gehört und ahnte schon bei dessen Erwähnung, dass sie nun in ordentlichen Schwierigkeiten steckte, wenn ihr nicht rasch eine Lösung einfallen würde. Es begann hinter ihrer Stirn fieberhaft zu arbeiten, aber ihr war, als wäre ihr Kopf leer. Lediglich das Gefühl eines Knotens in ihrem Magen wurde stärker, erst recht, als die beiden Wächter untereinander zu reden anfingen.
"Ähm...", entkam es ihr nur und ihr Blick glitt unruhig zwischen den Männern hin und her. Wieso wollte ihr nichts einfallen, um die Sache zu retten? War sie wirklich dermaßen eingerostet in den letzten Jahren?! Wenigstens schien ihr Schnitzer die Situation zu erkennen und mischte sich soweit ein, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie gehen wollten, was sie stumm nicken ließ.
Ohne auf eine großartige Reaktion zu warten, bewegte sich das Gespann in Richtung Tor und sie würde es eigenhändig öffnen, um hindurch zu schlüpfen, wenn es sein musste. Denn sie hoffte, dass es noch nicht völlig versperrt war für diesen Tag! Doch gerade, als sie die Finger danach ausstreckte und zugreifen wollte, erklang in ihrem Rücken die Stimme des Dunkelelfen.
Janay zuckte leicht zusammen und schloss die Augen. Es wäre auch zu schön gewesen!
Sie hatte sich zum Glück rasch wieder gefangen und drehte sich mit einem Lächeln auf den Lippen um. "Ja?", fragte sie betont harmlos und freundlich, als hätte sie sich nicht davon stehlen wollen. Obwohl es nicht so einfach war, als dieser hochgewachsene Dunkle in Rüstung auf sie zumarschiert kam, schließlich war allein seine Ausstrahlung schon bedrohlich. Seine Worte allerdings waren es nicht, anfangs zumindest. Schon nickte sie rein automatisch und öffnete den Mund, um zu versichern, dass sie das tun würde, obwohl sie das niemals vorhätte.
Nur leider... kam ihm ein anderer Gedanke, der sie schwer schlucken ließ. "Oh, nein, nein, bitte, ich will Euch keine Mühe machen! Außerdem ist es ja schon spät, da möchte ich meinen Verlobten nicht mehr stören.", versuchte sie abzuwiegeln und hatte irgendwie keine Chance. Das erkannte sie daran, dass ihr der Arm angeboten wurde und ihr absolut keine Möglichkeit einfallen wollte, wie sie das höflich ablehnen könnte.
So seufzte sie schließlich ergeben und nickte, setzte wieder ihr Lächeln auf und hakte sich nach einem letzten, kurzen Zögern unter. "Ihr seid sehr... freundlich.", murmelte sie und spürte, wie ihr die Knie weich zu werden drohten. Was sollte sie nur tun?
Nachdem sie das Tor durchschritten hatten, kam ihr wenigstens ein Notfallplan in den Sinn. Eigentlich könnte sie auch darauf bestehen, dass sie persönlich nach Hause gebracht wurde, immerhin gab es erst eine Verlobung, da war es gang und gäbe, dass sie noch nicht bei ihrem Zukünftigen lebte. Aber das wäre wiederum gefährlich, sobald die Wächter mit ihrem Vorgesetzten darüber reden würden und dieser dann bei ihr daheim auftauchen würde. Also wäre eine andere Möglichkeit besser... hoffte sie!
"Killin, sei so gut und bring' meine Sachen nach Hause und gib' meiner Schwester Bescheid, wo ich bin, damit sie sich nicht unnötig Sorgen macht! Und denk' daran, die dritte Gasse rechts und dann nach links, nicht wieder umgekehrt! Das vierte Haus auf der linken Seite, nicht, dass du mir wieder gegenüber bei den Nachbarn klopfst!", wies sie ihn an und gab ihm zur Sicherheit diese Wegbeschreibung mit, weil sie nicht wusste, ob er auch das schon heraus gefunden hatte. Zugleich hoffte sie darauf, dass der Wächter nicht zu genau darauf achtete, um diesen Weg wieder zu finden.
Wobei... wenn sie sich von ihm zu diesem Tavros G'ata bringen ließ, würde sie selbst diese Beschreibung allzu bald wahrscheinlich nicht mehr benötigen. Es sei denn, Killin wäre schnell und Zissus auch... Die junge Frau schluckte und musste unbedingt eine Verzögerungstaktik anwenden!
Ein letzter, eindringlicher Blick an den Jungen, der hoffentlich den Ernst der Lage verstehen würde, immerhin war er ein wiffes Kerlchen, dann lächelte sie den Wächter wieder an. "Seid Ihr... schon lange hier im Dienst? Wenn mir diese Frage erlaubt ist, natürlich.", sprach sie lieblich und versuchte, in der Rolle der harmlosen, jungen Frau zu bleiben, der man nicht viel zutrauen musste.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. August 2024, 12:08

Janay war es aus ihrer Vergangenheit gewohnt, sich ständig aus prekären Lagen herauszureden. Es war ihr inzwischen so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie scheinbar verlernt hatte, einfach… zu sein. Nicht immer bedurfte es einer List, einer Lüge und einem Plan. Nicht immer mussten die Wege verworren und mit Steinen behaftet sein. Vermutlich hätte sie an diesem sehr frühen Morgen keine Schwierigkeiten bekommen, wenn sie ein wenig Wahrheit gezeigt hätte. Nun aber befand sie sich in einem Strudel aus Informationen und Geheimnissen, die sie kaum überblicken konnte. Sie verhedderte sich in ihren eigenen Fallen und musste hilflos mitansehen, wie sie sich selbst fing. Tavros G’ata war also bekannt und offenbar gingen die Männer am Tor davon aus, dass sie ihn meinte mit ihrer kleinen Lüge. Dass Janay ihn nicht kannte bemerkte dunkelelfische Wache jedenfalls nicht, sodass er sie noch für diejenige hielt, die sie ihm verkaufte. Janay aber arbeitete schnell an dem nächsten Plan. Sie brauchte Hilfe und im Moment konnte sie nur auf Killin bauen. Auch ihm gegenüber zeigte sie sich misstrauischer, als er womöglich verdient hatte. War sie denn in all den Jahren so verbittert geworden? Dass sie selbst einem Kind nicht mehr wahrhaftig vertrauen konnte? Killin war ihr hinterher geeilt, hatte ihren Korb dabei und sie ging davon aus, bestohlen worden zu sein. Aber… war es nicht naheliegender, dass der Junge ihr ihre Sachen bringen wollte? Sie würde es jetzt nicht herausfinden können und doch musste sie sich nun auf den Schnitzer verlassen müssen. Ob sie ihm vertraute oder nicht! Sie beschrieb ihm den Weg zu ihrem Zuhause und hoffte inständig, dass er eine Botschaft etablieren konnte, die Zissus und Arina alarmierten. Sie mussten ihr schließlich helfen doch… Wie sollten sie das? Auch Zissus und Arina kannten Tavros G’ata nicht, denn sie hatten nichts mit dem hiesigen Militär zuschaffen. Die einzige Berührung, die Janay hatte, war vor 7 Jahren gewesen, als sie das Hochzeitsgeschirr für Ta’nurie Vashnar fertigte. Was aus diesem oder der Hochzeit geworden ist, hatte sie nicht mehr verfolgt und brauchte es auch nicht zu wissen. Ihre Mühen hatten Früchte getragen und sie schließlich zu ihrem florierenden Geschäft gebracht. Darüber hinaus aber war sie doch eher für kleinere Aufträge und ‚unwichtigere‘ Kunden tätig gewesen. Das Militär brauchte keine feine Tonware.

Nun aber brauchte sie jeden Halm, nach dem sie greifen konnte, als der Dunkelelf sie zu seinem Freund Tavros bringen wollte. Dabei wirkte er weder verschlagen noch besonders bedrohlich, von seiner Erscheinung einmal abgesehen. Er war freundlich gestimmt, bot ihr sogar galant den Arm und würde sie wahrlich nur begleiten wollen. Janay aber übersah auch hier die feinen Schwingungen. Nichts war bedrohlich, außer wohl die Situation ihrer Lüge selbst. So mimte sie die unbescholtene Bürgerin, die kein Wässerchen trüben könnte. "Seid Ihr... schon lange hier im Dienst? Wenn mir diese Frage erlaubt ist, natürlich." Der Elf sah gerade Killin nach, der sich bereits auf den Weg machte, um die Anweisung seiner scheinbaren Herrin auszuführen. Janay sah den Jungen gerade um die nächste Ecke biegen und musste nun einfach hoffen, dass es klappen würde. Ihre Aufmerksamkeit wurde dann wieder zum Elfen gelenkt. „Ach, ich bin hierhergekommen, als der ganze Trubel schon vorbei war.“, antwortete er vollkommen befreit von Vorsicht. Er hatte offenbar die Übernahme der Stadt durch die dunkle Armee und die königstreuen Grandessaner nicht miterlebt. „Meine Familie wohnt hier im Innenring und wir versuchen uns anzupassen“, sprach er weiter und führte Janay nun durch die Straßen des Innenrings. Sein Kollege wartete, wie besprochen, am Tor. Er schlug keinen Alarm und sah ihnen auch nicht argwöhnisch hinterher. Hier hatte niemand Grund zu glauben, dass sich das ganze als Finte herausstellte oder Janay etwas anderes im Sinn haben könnte. Wäre es nicht viel einfacher gewesen, die Wahrheit zu sagen? Dass sie Angst gehabt hatte und nun nach Hause wollte? Manchmal war der direkte Weg doch der einfachste. Nun war gar nichts mehr einfach. „Und ihr? Ihr stammt aus Morgeria? Seid ihr mit Tavros hergekommen?“, fragte er und stutzte dann. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, sehr unhöflich. Ich bin Gazor Gayam“, nickte er ihr zu und lächelte schief, ehe er wieder die Straße beobachtete. „Freut mich, dass Tavros endlich jemanden gefunden hat, dem er wichtig ist!“, erklärte er und auch jetzt wirkte es so… normal. Sollten sich die Zeiten in 7 Jahren tatsächlich so geändert haben? Möglich war es, denn auch sie war zu einer Normalität zurückgekehrt, die sie früher wohl nicht für möglich gehalten hatte. Vor allem nicht nach all den Erlebnissen in Morgeria. „Er hatte lange kämpfen müssen für sein Glück, wie ihr sicher wisst. Elzaria war eine schlimme Frau und … er hatte nicht verdient, dass sie ihn auf diese Weise zerstörte.“, plapperte er weiter. Ja, er ging wirklich davon aus, dass Janay die war, die sie vorgab zu sein. Und er zeichnete ein Bild, das die Dunklen auf eine Weise beleuchtete, die wohl kaum jemand jemals in Betracht zog: Sie waren auch nur Individuen, die lieben und geliebt werden wollten. Nicht alle waren abgrundtief böse und schlecht.
Trotzdem bestand das Risiko, dass sich Gayam für Janay’s Lüge rächen wollen würde. Vor allem, wenn er weiter so viele Details ausplauderte, die gewiss nur Vertraute erfahren sollten. „Als sie dann ihren Sohn verloren, war Elzaria … nicht mehr aufzuhalten. Ihre Grausamkeiten stiegen exponentiell an und Tavros floh sich in seinen Dienst. Hier in Grandea fand er endlich wieder Frieden und..“, Gayam tätschelte Janay’s Hand und lächelte ihr zu „Ich bin mir sicher, ihr macht das Glück perfekt!“, nickte er zuversichtlich. Sie durfte feststellen, dass Gayam sie deutlich von ihrem Haus wegführte. Tavros wohnte offenbar mehr am Rand, als sie es tat. Als Garnisonsführer wohnte er gewiss dichter bei den Kasernen und den Unterkünften der Militärangehörigen. Sie würde den Weg vielleicht zurückfinden, war aber selten in diesem Teil der Stadt. Aber, wie kam sie aus dieser Nummer wieder heraus, ohne jetzt jedem vor den Kopf zu stoßen? Während sie darüber nachdenken musste, denn ansonsten würde sie bald ‚ihrem Verlobten‘ präsentiert werden, konnte sie in einigen Schritten entfernt eine Gestalt auf einer halbhohen Mauer sitzen sehen. Sie hatte die Beine überschlagen und wippte mit dem freihängenden Fuß auf uns ab. Ihre ganze Körperhaltung war entspannt und neben ihr saß ein kleiner Schemen. Janay könnte dämmern, wer dort saß, aber erst, als der Schein eines kurz geöffneten Fensters die roten Haare beleuchtete, wusste sie, dass die Gespenster vom Friedhof, sie verfolgt hatten. Oder… waren sie zum Helfen? Konnten sie das denn? Janay musste überlegen, ob sie wieder flüchtete oder Gayam auf die beiden aufmerksam machte. Oder aber sie ignorierte sie und ließ sich vom Soldaten weiterführen. So oder so… handeln musste sie.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Janay » Sonntag 1. September 2024, 12:32

Sie hatte gelernt, misstrauisch und mit der Wahrheit vorsichtig zu sein. Gerade gegenüber ihresgleichen und Obrigkeiten war es oftmals besser, ihnen nur zu sagen, was diese hören wollten oder wollen könnten. Doch im Gegensatz zu früher hatte sie scheinbar ihr Gespür dafür verloren, was notwendig war oder wann sie besser schweigen sollte, um höchstens mit Andeutungen dorthin zu kommen, wo sie hinwollte. Oder es lag an ihrer Situation, daran, dass sie längst ein behütetes, langweiliges Leben führte, in dem sie gewöhnliche, bürgerliche Alltagssorgen lediglich zu bewältigen hatte. Vielleicht war auch ihre zuvor erst verspürte Angst dafür verantwortlich, dass sie nicht auf ihren Instinkt hatte hören und still sein können, als es angebracht gewesen wäre.
Der Grund allerdings war letztlich irrelevant, denn den Schlamassel hatte sie so oder so auszubaden. Also musste sie nach einem Ausweg, einer Lösung suchen und gerade dafür wollte ihr kein rettender Einfall kommen. Deswegen blieb ihr nur eine einzige Möglichkeit: Hilfe holen! Denn sie glaubte daran, dass es klüger wäre, Zissus zu rufen und auf seine Kreativität zu vertrauen, als sich nach Hause bringen zu lassen, damit der Soldat und bald darauf dieser Tavros wüssten, wo sie zu finden wäre.
Bis ihr Freund jedoch bei ihr wäre, würde einige Zeit vergehen, was bedeutete, dass sie bis dahin es allein überstehen und das Unvermeidliche hinauszögern musste. Nur... wie?
Sie versuchte es erst einmal damit, ein Gespräch zu beginnen und dabei unbemerkt ihren Schritt soweit wie möglich zu verlangsamen, als wäre hellichter Tag und sie würden gemütlich und zeitvergessen herumschlendern können. Was sie sich vermutlich nicht getraut hätte, wenn er dem typischen Klischee eines Dunkelelfen entsprochen hätte. Stattdessen wirkte er richtiggehend... freundlich und beinahe schon sympathisch, sodass sie ein schlechtes Gewissen zu bekommen drohte, ihn so an der Nase herum zu führen.
Ob es daran lag, dass er sich hier bereits länger aufhielt? Oder hatte er generell nicht so dem Typus der Dunklen entsprochen und war deswegen aus Morgeria weggegangen? War es überhaupt klug, über so etwas Gedanken zu machen? Half es ihr denn wirklich weiter in ihrer Misere?
Nun ja, zumindest zeigte sie Interesse und hatte es als Ausgangspunkt für ihr Trödeln nutzen können. Nun kam er ins Plaudern und sie bemühte sich, ihm aufmerksam zu zuhören und nicht ständig an ihr eigenes, großes Problem zu denken, um keinen möglichen Anhaltspunkt zu verpassen. Dabei erfuhr sie tatsächlich etwas Ungewöhnliches, nämlich sein Bemühen, sich anzupassen. Und das, obwohl für gewöhnlich sich die Dunkelelfen für die Herren von ganz Celcia hielten und alles andere unter sich versklaven wollten! Tja, auch unter ihresgleichen gab es offensichtlich solche und solche. Schließlich war auch ihre kleine Kernfamilie alles andere als typisch für ihre Rasse! Dennoch war sie irgendwie... überrascht. Warum, konnte sie dagegen nicht sagen.
Bei seinen Worten rang sie sich ein Lächeln ab und nickte verstehend. "Und wie gefällt es Euch hier? Und Eurer Familie?", hakte sie weiter nach und versuchte auf diese Weise, ihn am Plaudern zu halten. Dass es hingegen auch zu Rückfragen kommen konnte... hätte sie erwarten müssen. Trotzdem zuckte sie innerlich zusammen und schluckte unmerklich, während sie darum kämpfte, ihre freundlich-höfliche Maske zu bewahren. Wie gut, dass er schon fortfuhr und sich vorstellte, sodass er ihr eine kleine Atempause gewährte. Nicht genug, um einen Plan zu schmieden, aber ausreichend, um sich fangen zu können.
Sie nickte lächelnd. "Freut mich sehr, Gazor!", erwiderte sie mit ruhiger, leiser Stimme. "Ich bin auch mit meiner Familie hierher gezogen. Es ist eine... nette Stadt.", gab sie ihm schließlich eine Antwort auf jene undeutliche Weise, wie sie es schon am Tor hätte machen sollen. Nicht sehr konkret, aber auch nicht gelogen. Sie durfte nur nicht vergessen, dass sie ihre Eltern auf dem Friedhof besucht hatte, schärfte sie sich ein.
Ihren Namen hingegen ließ sie erst einmal unerwähnt, denn sie wollte nicht noch mehr lügen. Das würde sie in weitere Schwierigkeiten stürzen, erst recht, sollte Zissus rechtzeitig eintreffen. Dann müsste sie womöglich ihm auch noch einen neuen Namen verpassen, damit sie wirklich nicht zu finden wären. Nein, so etwas würde viel zu schnell viel zu kompliziert werden, noch mehr, als es ohnehin schon geworden war.
Doch vorerst bekam sie ohnehin etwas anderes als eine Nachfrage dazu zu hören und die weckte erneut ihr Gewissen. Auch wenn hier ein Freund über den anderen sprach und diesen womöglich in einem besseren Licht sah, als es der Wahrheit entsprechen könnte, war die Geschichte trotz allem dazu angetan, dass sie ihre Lüge von vorhin umso mehr bereute. Sie war nun einmal niemand, der absichtlich andere aus- und benutzte, das entsprach nicht ihrem Naturell.
Zwar würde sie sich darüber freuen, wenn sie einem Mann wie diesem geschilderten Tavros helfen könnte, wieder mehr Vergnügen am Leben zu finden, allerdings war sie selbst ihrer Liebe verlustig gegangen und hatte kein Interesse daran, eine neue zu finden. Zu groß war ihre eigene Angst davor, dass es wieder schief gehen und in ihrem Leid enden würde. Vielleicht würde sich das in einigen Jahrzehnten ändern, im Moment jedoch war es für sie trotz einer gewissen Sehnsucht danach kein Thema.
Bei einem Aspekt weckte Gayam indes mit seinen Worten ihr ehrlich empfundenes Mitgefühl, sodass sie ihren Kopf senkte und vor sich hin murmelte:"So ein Verlust ist nie leicht." Dass sie dabei Lerium verwendete, geschah absolut unbewusst. Ja, sie hatte Glück mit ihren Zwillingen gehabt und war mehr als erleichtert darüber gewesen, dass sie hatten leben dürfen. Sie liebte ihre Beiden und sie hatten ihr schon viel Kraft zum Bewältigen ihrer eigenen Vergangenheit gegeben. Dennoch war diese eine Narbe aus ihrer Zeit in Pelgar, als sie ihr erstes Kind verloren hatte, lediglich verblasst. Verschwinden würde sie niemals. Umso mehr konnte sie also solch einen weltenbewegenden Moment der negativen Art nachvollziehen.
Plötzlich wurde ihre Hand getätschelt, was sie abrupt den Kopf wieder heben ließ. Flüchtig hatte sie sich diese Schwäche zugestehen müssen, nun stellte sie mit leisem Schrecken fest, dass die Realität noch immer dieselbe unangenehme war wie zuvor. Seine zuversichtlichen Worte machten es dabei nicht besser und ihr Gewissen drohte sie zu übermannen. Mehrmals musste sie schlucken und leckte sich die Lippe, weil sie ihr wie ausgedörrt vorkam.
"I... ich weiß nicht, ob... ob ich... Also, ich...", stammelte sie und seufzte tief, hielt inne und fasste einen Entschluss. "Gayam, wartet. Ich... ich muss Euch etwas sa...", begann sie und war drauf und dran, die Lüge aufzuklären, ungeachtet der Konsequenzen. Denn der Gedanke, jemanden nach diesem Leid noch mehr zu zufügen, war für sie um einiges schlimmer.
Ehe sie es jedoch aussprechen konnte, verfing sich ihr Blick bei der Mauerkrone und brachte sie zum Verstummen. Ihr wurde richtig mulmig zumute. Hatte diese Gestalt sie etwa verfolgt? Warum? Was wollte sie von ihr?! Und woher wusste sie, dass Janay diesen Weg nehmen würde? War sie also nicht einmal innerhalb der Mauer des Innenrings sicher? Mehr noch, wenn sie ständig aufgespürt werden könnte, was war dann mit ihrer Familie? Waren sie in Gefahr? Oh Manthala, schon der Gedanke, sie könnte ihre Zwillinge niemals wieder allein vor die Tür lassen, war eine gefühlte Katastrophe für sie!
Nur... was sollte sie jetzt machen? Gayam schien noch nichts bemerkt zu haben. Sollte sie ihn darauf aufmerksam machen? Was sollte sie sagen? Was würde danach passieren? Wäre es besser zu schweigen und abzulenken? Oder sollte sie es selbst in die Hand nehmen...? Die junge Frau fühlte sich einfach nur unwohl und hin- und hergerissen.
Hinzu kam die späte Stunde. Sie kam meistens mit wenig Schlaf aus und nahm es auch mal in Kauf für ihren Friedhofsbesuch, noch weniger als sonst die Augen zumachen zu können, schlichtweg, um so wenig wie möglich zu träumen oder sonstwie dazu zu kommen nachzudenken. Das führte einfach zu nichts außer zu Tränen! Jetzt allerdings war so vieles passiert, so viel aufregendes. Außerdem hatte sie in den letzten Tagen etwas mehr gearbeitet, weil ein Auftrag hatte fertig werden müssen.
Aufgrund von Übermüdung und Stress schlug ihr Körper Alarm. Wie, als wollte er sie unterstützen und vor dieser gravierenden Entscheidung bewahren, wurde ihr schwindelig und die Knie wurden ihr weich. "Wartet, bitte. I... ich... ich fühle mich nicht so... gut und... Oh je!", murmelte sie und musste sich stärker an ihm festhalten, um stehen bleiben zu können. Hoffentlich würde sich die Straße bald aufhören zu drehen!
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. September 2024, 20:18

Misstrauisch zu sein war in mancher Hinsicht nicht verkehrt. Allerdings konnte dieses Misstrauen, wenn man es zu sehr zuließ auch Wege verbauen, die schließlich unergründet blieben. Janay hatte lernen müssen, dass nicht alle etwas Gutes im Sinn hatten. Aber hatte sie derweil verlernt, den Individuen um sie herum eine Chance zu geben? So oder so, würde Janay wohl nun nie erfahren, wieso sich dieses seltsame Mädchen und ihr ‚unsichtbarer‘ Freund an sie gewandt hatten. Denn getrieben durch ihre Angst, stolperte sie über ihre eigenen Fallstricke. Sie strauchelte, sodass sie sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als Killin einzuspannen, um Arina und Zissus zu ihrer Rettung zu holen. Würde der Junge das richtige Haus finden? Und würden Arina und Zissus noch wach sein? Würden sie ihm zuhören? Fragen, mit denen Janay sich im Moment nicht beschäftigen durfte. Sie musste wachsam bleiben, denn während sie auf Hilfe hoffte, schritt sie am Arm des Dunkelelfen Gazor durch Grandea’s Innenring und sollte bald ihrem ‚Verlobten‘ gegenüberstehen. Tavros G’ata, der sie gar nicht kannte. Während sie gingen, musste Janay feststellen, dass der Dunkle keineswegs blutrünstig, hinterhältig oder anders böse erschien. Er fragte sie höflich aus, erzählte aber ebenso beiläufig etwas aus seinem Leben. Tatsächlich ging gar keine Gefahr derzeit von ihm oder anderen aus. Janay musste nun nicht nur aufmerksam lauschen, innerlich einen Plan schmieden, sondern sich auch ein wenig mit dem piksenden Gewissen auseinandersetzen. Offenbar waren Gazor Gayam und Tavros G’ata zwei Vertreter des dunklen Volkes, die nichts anderes als sie selbst im Sinn hatten: Eine Familie und Frieden. Es war ehrlich empfundenes Bedauern und Mitgefühl, das Janay verspürte, als Gazor von dem Verlust seines Freundes sprach.
Er nickte auf ihre in Lerium gemurmelten Worte und für einen Moment herrschte Schweigen. Bis Janay es aufgeben wollte, sich zu verstellen. "Gayam, wartet. Ich... ich muss Euch etwas sa..." Er hielt inne und sah sie aufmerksam an, doch Janay wurde von dem Rotschopf abgelenkt. Sofort kamen unschöne Gefühle hervor, brachten sie dazu über alle möglichen Konsequenzen nachzudenken, dass sie verfolgt würde, dass man sie drangsalieren könnte und…ihre Kinder erst! Was, wenn man ihnen etwas antun würde? Janay’s Ohren rauschten und für einen Moment verschwamm die Welt um sie herum. „Geht es euch gut?“, fragte Gazor irgendwo weit entfernt klingend, aber nicht minder besorgt. Er hielt sie nach wie vor fest, stützte sie gar. "Wartet, bitte. I... ich... ich fühle mich nicht so... gut und... Oh je!" „Habt ihr denn heute nicht genug getrunken?“, fragte er weiterhin in Sorge, doch als sie sich fester an ihn klammerte, da reichte es ihm. Er hob sie hoch, als würde sie nichts wiegen und hielt sie in seinem Arm. Dann drehte sich die Straße für Janay einen Moment gar nicht, bis es ihr schwarz vor Augen wurde und die Welt aufhörte zu existieren.

Janay weiter bei: Der Spinne Lügennetz ist klebrig
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