„Shhtt… ich bin… hör auf mich… hab keine Angst… geh tiefer.. shhhtt“
Immer und immer wieder diese beruhigende zärtliche Stimme, die ihm versprach, dass ihn nichts Schaden könnte, solange sie nur bei ihm war. Dies war sie. Bis sie fertig sein würde.
Erstaunlicherweise begann sich der kleine Bastard zu sträuben als sie ihn tiefer ins Dunkel drängen wollte. Überrascht hob sie die Augenbraue an. Da musste noch etwas Gewaltiges lauern. Kazel hatte ganze Arbeit geleistet dieses Geheimnis in den tiefsten Winkel seines Unterbewusstseins zu verbannen. Etwas altes moderte hier rum und ging nie vergessen, trug er stets im Herzen wie ein schwarzer hässlicher Fleck. Egal was dieses Geheimnis war, Landria wusste, dass dies ihre grösste Waffe werden würde. Mit jenem Wissen, würde sie Kazel komplett kontrollieren.
Sie wiegte ihn immer noch fürsorglich in ihren Armen und liess sich nichts von ihren düsteren und Feindesligen Gedanken die sie in sich trug anmerken. Landria war Meisterin darin. Sie konnte ihr Scheinbild äusserst Überzeugend aufrecht erhalten. So sehr, dass sie gar eine warme Aura verströmte. Eiskalt war sie nur in ihrem Herzen. Deshalb wurde auch sie beauftragt. Es gab einige Menschen und Elfen wie sie welche die Lehren des Unterbewusstseins und der Hypnose studiert hatte. So das gar eine kleine Gruppe entstand, doch sie selbst, war die Begründerin dieser Lehre. Was die anderen lehrten, lehrten sie durch Landria Sinal.
Die Hypnose erreichte endlich ein Stadium wo Kazel soweit war umstrukturiert zu werden, dies erkannte sie indem sie vernahm wie der junge Elf ihren Namen sabbelte und sein anfängliches Sträuben aufgab.
Nun trat er also ein in sein düsterstes. Landria wartete neugierig auf das Geheimnis was er ihr hier zu Tage fördern würde. Was es wohl sein mochte? Die Elfe lächelte. Kontrolle. Bald würde sie ihr gehören. Sie stand kurz davor die Tore zu seinem Wesen gänzlich zu öffnen und da geschah es:
<i>"Vater… Rache…Ich habe Rache genommen ... für ihn ... er hat mir verziehen ... vorher schon… Als ich dich umgebracht habe ...Tot…"</i>
Landrias Blick verdüsterte sich. Ein Mörder war er also. Mörder seines eigenen Vaters? Sie beobachtete ihn wie er sich an den Ohrring fuhr. Er stand also im Zwist mit beiden Elternteilen? Mutter und Vater?
Nun war es soweit. Die Arbeit möge beginnen. Landria beugte sich vor, gab Kazel einen sanften Kuss auf die Stirn und umarmte ihn erneut mit ihrem drogengetränkten Arm.
„Kazel… schhht… hör mir zu… ich bin es… das Licht… Landria… du kennst mich du willst mir folgen… du bist umgeben von Finsternis… schlafe… lass mich dich nun führen. Ich werde die Finsternis in neues Licht wandeln für dich… werde deine Seele erleuchten und reinigen.“
Sie veränderte ihre Position, mühsam legte sie den erschlafften Körper des hypnotisierten Mischlings auf den Boden. Seine Arme breitete sie auf der Seite aus, sie selbst hockte sich auf seinen Schoss.
Hier in dieser düsteren Zelle entstand durch diese Frau, die in Reinheit gehüllt war und nun auf ihrem Opfer sass, eine seltsame spannungsvolle Aura, die Glück aussandte, welches zu Unheil werden sollte. Etwas Böses geschah hier.
Landria beugte sich zu Kazel hinab, hielt seinen Kopf an den Schläfen und sah ihm tief in die ausdruckslosen Augen. Sie bewegte ihr Becken, sorgte dafür, dass dem Manne wohlige Schauer durchfuhr währenddessen sie sein Wesen manipulieren würde.
„Folge mir… komm… siehst dus… hier das Licht? Ich sehe… Luziver… schau sie dir an…“ Luziver sah vor Kazels Geistigem Auge völlig identisch aus wie die wirkliche junge Frau. Doch Landria, veränderte die Erfahrungen und Erinnerungen sowie Kazels Gefühle, die ihn mit ihr verband.
„Du kennst Luziver… sie ist ein kleines Mädchen… du selbst hast sie geschlagen Kazel… ja… das hättest du niemals tun dürfen…. Ausgepeitscht hast du sie… ihre Narben jedoch…. Sind über die Jahre verschwunden… selbst ihr Geist hat deine Gräueltat vergessen…. Du wolltest ihr die Haut abschälen, damit sie so wie deine würde… sie hatte furchtbare Angst vor dir gehabt… ja Kazel… das warst du… du warst sogar so einschüchternd zu ihr… dass sie nie wieder ein Wort darüber verloren hat… nun lächelt sie dich an… scheint dich zu mögen… doch im tiefsten Inneren schreit ihr Herz nach Rache… Kazel… .ich bin dein Licht… ich keine deine Schatten… und ich verurteile dich nicht deswegen, doch wenn du ihr Begegnest… denke immer daran… dass sie sich jederzeit Rächen könnte… traue ihr nicht…“
Landria verstummte kurz. Liess die Worte wirken. Es brauchte Zeit jene falschen Erinnerungen in sein Gedächtnis zu prägen. Lächelnd sprach sie schliesslich weiter.
„Kazel… du weisst… dass sie dich hasst… lass dich niemals wieder von ihr Umarmen… sie will dich täuschen! Du weisst es doch! Sieh… selbst ich… das Licht… sehe dies… wenn sie dies tut… dann schlägst du sie… zeige ihr, dass du von ihrer Rache weisst. Wenn du sie geschlagen hast… und sie dich wieder Umarmt… dann verletze sie… und zum Schluss… wenn sie immer noch nach Rache dürstet und sie dich ein drittes Mal umarmt… tötest du sie…. Und wenn du sie getötet hast Kazel… wirst du erkennen, welch Tat du begangen hast… wirst du wissen… wer sie wirklich war… das junge kleine Mädchen… und du wirst an dieser Schuld zergehen nicht wahr?“
Landria intensivierte ihre Bewegungen. Sie hasste dies. Es ekelte sie gar, doch sie wusste, dass nur so die Hypnose einen absolut effizienten Grad erreichen würde. Die Grundpfeiler der Wesensveränderung waren gelegt. Doch nun… kam die schwierigere Aufgabe. Einen Freund zu einem Feind zu machen… war relativ leicht… doch eine Geliebte… dies war weit schwieriger… doch für Landria keineswegs unmöglich.
„Kazel… hör auf mich… hör auf die Stimme des Lichts… du weisst Licht bedeutet Reinheit… Licht bedeutet Wahrheit… wende deinen Blick von Luziver ab…. Wer ist da noch? Ah… ich sehe sie… Shantih… deine Geliebte… du liebst sie von ganzem Herzen Kazel… doch ich will dir sagen, was ich in ihrem Herzen seh… du musst die Wahrheit wissen… sie liebt dich nicht… sie heuchelt dir nur ihre Liebe vor… so echt… so intensiv sie dich jenes Gefühl auch spüren lässt… es ist eine Lüge. Oh und welch schreckliche Lüge… denn sie begehrt einen anderen…“
Landria stockte. Kazel hatte keinen Mann erwähnt. Sie sah sich um. Starrte auf das Blut. Überlegte ob sie den Gehörnten auf Shantihs vermeintliche Liebe prägen sollte. Doch dieser war vermutlich bereits tot. Nein. Sie entschloss sich für jemand anderes. Sie grinste hämisch. Oh ja sie war gut!
„Du kennst ihn… du hasst ihn… und du wusstest nie… warum er dich auch verachtet… du hast stets geglaubt wegen deiner Rasse… doch dies ist nicht war… der Kommandant… er hasst dich weil du glaubst… Shantih lieben zu müssen. Doch noch mehr als ihn… verachtest du sie. Sie quält dich. Lässt dich stets glauben geliebt zu werden. Oh mein armer lieber Kazel… welch böses Spiel man doch mit dir treibt… du weisst was du tun musst um diese Lüge zu beenden. Höre mich… und folge meiner Anweisung… du weisst, dass Licht irrt nie… Gefühle können täuschen… wenn du zögerst, weisst du… dass ihre Täuschung stark ist…. Also musst du es schnell tun… wenn sie dir sagt, dass sie dich liebt, Kazel Tenebrée… dann machst du deinem Stamm der Dunkelelfen alle Ehre… und erstichst sie… töte sie… langsam… geniesse es… geniesse es wie das Blut welches der Kommandant so begehrt langsam über deine Hände rinnt… geniesse es… das Blut welches auch du begehrt hast… jedoch nie bekommen wirst… geniesse es… wie du ihr in den letzten Minuten ihres elendigen Lebens… und wenn sie dann tot ist Kazel… wenn sie beide tot sind… dann wirst du dich Erinnern… an das was vor dem Licht war…“
Landria küsste ihn. Zärtlich. Lieblich. Unendlich rein. Strich ihm über die Wangen. Fasste an sein Ohr… nahm ihn den Ohrring ab und steckte diesen ein. Löschte die Erinnerung, dass er bereits Mörder war. Nahm ihm diese Last. Damit er sich im Moment des Tötens, nicht an die Konsequenz seines Handelns erinnern würde. Ein letztes Mal beugte sie sich zu ihm nieder.
„Kazel… du wirst nun schlafen… tief und fest… und wenn du erwachst… wirst du das Licht in dir spüren… es jedoch niemanden sagen… wenn du meinen Namen hörst… wenn du Landria hörst… wirst du wissen, wer das Licht ist… ich bin es. Ich allein. Wenn du meinen Namen hörst… wirst du gehorchen. Nun aber schlaf… schlaf tief und fest… du wirst dich nicht erinnern, dass ich hier war… du wirst dich nicht erinnern was ich zu dir gesagt habe… denn dies sind deine Gefühle… deine Empfindungen… dein Wissen… also weit mehr als bloss Erinnerungen… Wenn du aufwachst… wirst du auf der Folterbank liegen… ja du wurdest in den Kerker gebracht zur Folterung… mehr ist noch nicht geschehen.“
Sie küsste ihn noch einmal. Stieg dann von ihm runter. Lächelte ihn an. Aus Kazel wurde eine tickende Zeitbombe gemacht, die stets ausbrechen konnte, ohne, dass er es selbst wissen würde.
Landria zupfte ihre Gewandung zurecht und legte sich ihren schwarzen Umhang um. Sie trat zur Kerkertür und klopfte daran an. Die Tür öffnete sich ächzend. Zwei Wächter traten ein. Sowie… der Auftraggeber. Ein älterer grosser Mann in schwarzer Priesterrobe. Seine knochigen Hände waren unter den langen Ärmel seiner Gewandung verborgen. Er war gross, jedoch dürr. Sah irgendwie kränklich und blass aus. Sein Gesicht, eingefallen mit stark hervorstehenden Knochen. Doch seine kühlen blauen Augen, zeugten davon, wie wach dieser Geist war. Sofort fixierte er Kazel. Sah wie er auf dem Boden lag. Musterte ihn skeptisch.
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„Nun Elfe? Was hast du mir zu berichten.“ Knurrte er und strich sich dabei über seinen weissen Ziegenbart. Landria lächelte ihn freundlich an – obwohl sie diesen Mann insgeheim verabscheute. „Er ist geprägt.“ Sagte sie knapp und der Priester nickte. „Ausgezeichnet. Ich hoffe… dieses Experiment zeigt die gewünschten Erfolge. Wenn ja… dann kann Pelgar sich bald sicher sein… dass wir alle Dunkelelfen und deren Verbündeten vernichten können.“ Er lachte. Gab den Wächtern ein Zeichen. Sie eilten zu Kazel packten ihn und spannten ihn auf die Folterbank.
„Ihr sagt es Grossinquisitor.“ Pflichtete Landria bei. Der Mann grinste. „Der Kommandant tat gut daran, uns dieses Experiment zu gewähren.“ Landria nickte. „Allerdings und er hat uns einen ausgezeichneten Kandidaten geliefert.“
Der Inquisitor hob mahnend den Finger. „Das wird die Zeit zeigen Landria. Du weisst, dass ich kein Versagen dulde!“
„Aber natürlich.“ Erwiderte sie zerknirscht, verneigte sich kurz und verschwand. Nur noch der leichte Duft von Slefa lag im Raum. Der Mann trat an den Gefesselten heran. Ein böses grinsen im Gesicht tragend, dass sein ohnehin schon faltiges Gesicht noch mehr verrunzelte. Seine Augen fixierten den Körper des Mischlingselfen. „Soetwas wie du… ist das schlimmste was gezeugt werden kann. Mischling. Bastard!“ Knurrte er. Am liebsten hätte er ihn gleich getötet. Doch laut Landria, würde er dies schon bald selbst tun. Er wandte sich von dem Menschen ab, den er selbst noch nie gesehen hatte jedoch aufgrund seiner Rasse bereits verurteilt. Er verliess den Kerker. Liess Kazel mit den Wächtern allein. Diese schauten sich fragend an. Es war kein Foltermeister mehr zuhanden.
„Landria hat gesagt wir sollten ihn schlagen.“ Meinte der jüngere. „Na dann mach!“ „Warum ich?“ Erwiderte dieser unschlüssig. „Weil ich dein Vorgesetzter bin!“ Knurrte der ältere und gab seinen Kameraden eine Peitsche in die Hand. Der junge Wächter wurde blass. Dennoch schlug er zu. Ein Knall ertönte und Kazel spürte wie es ihm die Haut auf dem Brustkorb spaltete. Der ältere Wächter trat an ihn heran. „So Bastard! Wir sind fertig mit dir!“ Er spuckte ihm ins Gesicht. „Schade ist aus dir nichts rauszukriegen!“ Murrte er. Sie lösten die Fesseln und schleiften ihn aus der Folterkammer zurück in die Zelle. Bei diesem Transport gesellten sich noch einige weitere Söldner zum zusätzlichen Schutz hinzu. Sie drängten ihn in seine Zelle zurück und ketteten ihn an die Wand. So dass er sich überhaupt nicht rühren konnte. Sie lachten und stellten ihm einen Teller mit einem fein duftenden Stück Braten so vor ihn, dass er ihn unmöglich erreichen konnte.
Diese Massnahme geschah auf ausdrücklichen Wunsch von Landria, der Duft sollte jenen von Slefa… überdecken.
“Man hab ich einen Hunger. Komm wir gehen auch was fressen.“ Meinte einer der Wächter und grinste Kazel an. „Dir auch einen guten Hunger du verdammter Bastard!“
Die Zellentür schloss sich und die Schritte verhallten im Gang, bis sie nicht mehr zu hören waren.
Er war wieder allein. Trug nur ein seltsames Licht im Geiste. Das lauerte und wartete. Bis er seine Liebsten wieder sehen würde.