Der seltsame Fremde

Klein und mit liebevollen Holzschnitzereien verziert lädt die Schenke zur Hoffnung jeden ein, der seiner Kehle einen guten Schluck und seinem Magen eine noch bessere Mahlzeit gönnen will. Und das alles zu gerechten Preisen!
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Der seltsame Fremde

Beitrag von Omniel » Mittwoch 25. Juli 2012, 13:21

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Ausgelassenes Gelächter und angeregte Gespräche dröhnten aus dem Eingang der Schenke, die den so vielversprechenden Namen " Zur Hoffnung " trug. Ein vorbeigehender Passant, ein Bauer aus dem Umland, der seine Waren auf dem Markt feilgeboten hatte, blieb stehen und schnupperte. Der Geruch von frischem Zwiebelbraten verfing sich in seiner Nase, zauberte ihm ein verträumtes Lächeln ins Gesicht und ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Er legte die Hand an den Geldbeutel, wog ihn mit abschätzender Miene. Schließlich kam er mit einem befriedigtem Gesichtsausdruck zum Schluss, dass er genug eingenommen hatte, um sich selbst eine kleine Belohnung zu gönnen.
Als er die Schenke betrat, sah er sich kurz um. Der Schankraum war mit hellem Holz getäfelt, das selbe aus dem auch die Tische und Stühle bestanden. Der Raum war von Licht durchflutet, welches durch die mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Fenster drang. Der einzige Platz im Schatten, war ein kleiner Tisch, direkt neben der Treppe zu den Gästezimmern. An ihm saß eine einzelne Gestalt, die so gar nicht zu den anderen Gästen zu passen schien.
Der Bauer erreichte die Theke, an dem der Wirt, ein kräftiger Mann mittleren Alters, damit beschäftigt war Besteck zu polieren. Er bestellte was er wollte, setzte sich auf einen hölzernen Hocker, direkt gegenüber des Tresens und sah wieder zu dem sonderbaren Gast in der Ecke hinüber. Von hier aus konnte er einen Blick auf das Gesicht des Mannes erhaschen. Er war zweifelsohne ein Jorsaner, doch war sein Haar dünkler, seine Augen braun und sein Gesicht zu markant, um als Musterbeispiel für den jorsanischen Bürger zu gelten. Er war nicht besonders alt, seine besten Jahre lagen jedenfalls noch vor ihm und sein Erfolg bei den Frauen musste beträchtlich sein. Besonders um sein Aussehen bemüht war der Fremde jedoch bestimmt nicht, denn seine Haare waren zerzaust und sein Kinn voller Bartstoppeln. Das merkwürdige an ihm war jedoch nicht sein Aussehen, sondern sein Verhalten. Obwol ein scheinbar voller Krug vor ihm stand trank er nicht daraus, er wandte nicht den Kopf als die hübsche Kellnerin, die offensichtlich Gefallen an ihm gefunden hatte, übertrieben langsam an ihm vorbeiwackelte und auch sonst zeigte er keinerlei Anzeichen, dass auch nur irgendetwas in diesem Raum zu ihm vordringen könnte.
Als der Wirt mit dem Essen wiederkam, stieß ihn der Bauer an und deutete auf den Mann. " Wer ist das? " Der Wirt folgte dem Blick des Bauern. " Ah, der. Keine Ahnung wer das ist. Ist vor drei Tagen hier angekommen und hat sich nen Platz im Schlafsaal genommen. Wenn ich morgens aufsperre, sitzt er nur wenige Augenblicke später da. Und abends, ist er der letzte der geht." Sein Gegenüber musterte den Fremden mit unverholener Neugier. " Macht er Ärger? " Der Wirt winkte ab. " Nein, garnicht. Die meiste Zeit starrt er die Wand vor sich an. Keine Ahnung was der hier will. " Der Wirt sah den Fremden mit einem Gesichtsausdruck an, der entweder Mißbilligung ode Mitleid bedeuten konnte. "Der ist entweder ein Söldner, oder ein Soldat ohne Posten. Will garnicht wissen was dem armen Kerl widerfahren ist um ihn so zuzurichten... " Der Bauer nickte gedankenverloren und wollte sich schon seinem Braten zuwenden, als sich plötzlich sein Blick und der des Mannes trafen.

Omniel zählte die Sekunden. Er kam auf auf zwei, dann hatte der Kahlkopf vor ihm, eingeschüchtert durch den direkten Augenkontakt, seinen Blick schon wieder gesenkt und hastig damit angefangen seinen Braten in mundgerechte Stücke zu zerteilen. Er war nicht der erste gewesen, der sich beim Wirt nach ihm erkundigt hatte. Omniel spürte die Blicke der anderen Gäste, doch kümmerte es ihn nicht was sie wohl über ihn dachten und ließ sich nichts anmerken. Die Menschen um ihn, waren ihm egal, ihr Gerede einerlei.
Sie wussten nichts über ihn. Sie wussten nicht wer er war, oder wer er noch vor einigen Tagen gewesen war. Sie wussten nicht, warum er seit drei Tagen, jede Stunde damit verbrachte ins Leere zu starren, ohne ein Wort zu sprechen oder ein anderes Lebenszeichen von sich zu geben. Die anderen Gäste spürten instinktiv, dass etwas mit ihm nicht stimmte, doch den Grund seiner Erstarrung konnten sie nicht nachvollziehen. Sie sahen den Schmerz in seinen Augen, aber sein Ursprung blieb ihnen verborgen. Sie wunderten sich über den Ausdruck von Leere in seinem Gesicht, die leicht zitternden Hände übersahen sie jedoch. Sie wussten nichts über ihn und Omniel war das nur recht.
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Montag 30. Juli 2012, 23:40

Die aufgeheiterte Stimmung in der Schenke nahm mit fortschreitenden Stunde immer mehr zu. Biere und allerlei Hochprozentiges wurden verteilt, Lieder angestimmt in die meistens mehr schlecht als recht eingestimmt wurde und der Wirt hatte einiges zu tun mit der Schar von Arbeitern, die nach ihrer Schicht bei ihm einkehrten. Viele Namen kannte er, an Stammkunden mangelte es ihn garantiert nicht und sie bezahlten ihrerseits gut.
Der Schaum auf Omniels Bier war schon seit längerem Verschwunden. Die Ecke, in der er seit Stunden saß, entwickelte sich zum Gegenpol zur Allgemeinheit. Auch wenn die Tische um ihn herum voll besetzt waren, starrte er wenn dann nur auf eine Rückenwand, die sich unerschütterlich vor ihm aufbäumte. Keiner drehte sich zu ihm um. Man wollte seine Düsternis einlassen, er war ihnen unheimlich und nach drei Gläsern egal.
Allen bis auf einen.
Immer öfter sah er zu ihm herüber, meistens mit dem Bier am Mund. Seine große Faust wischte dann über den Mund und damit den Blick von dannen. Aber er kehrte immer wieder. Die mittellangen, blonden Haare waren hinten zu einem Topf gebunden, ein getrimmter Vollbart rundete sein grobschlächtiges Gesicht mehr oder weniger ab. Er lachte und sang mit den Anderen, den Timbre seiner Bassstimme konnte man sogar durch die Menge erahnen. Er fügte sich perfekt in die Szene ein.
Nur seine blauen Augen nicht - und der Ausdruck darin war keineswegs freundlich.
Kurz drauf erhob er sich, grinste seine Arbeitskollegen an und hob abwehrend die Hände. Er hatte nicht vor zu gehen, wie sie dachten. Das Lächeln verschwand abrupt, als er sich vom Tisch abwandte und leicht schwankend auf ihn zubewegte. Seine massigen, beharrten Arme halfen ihm sichtlich dabei, sich einen Weg durch die eng an eng stehenden Tisch e zu bahnen und seine Rücksichtslosigkeit wurde ihres Gleichen mit Beschwerden und lauten Rufen beantwortet.
Seine einfache Leinenkleidung und die Holzfälleraxt an seinem Gürtel ließen keine Zweifel, womit er sein Geld verdiente. Seine Statur war zusätzlicher Beweis genug und sein Freundeskreis unterschied sich nicht sonderlich von ihm. Bis darauf, dass er sie alle um mindestens ein Stück überragte.
Dann stand er vor ihm. Groß, breitschultrig, mit vom Alkohol getrübten Augen.
Ein Lied wurde angestimmt, übertönte das Folgende.
"Verschwünd, du verdürbst miar de Lune.", lallte er, wodurch es einem Knurren nicht unähnlich wurde.
Der Hüne verzog die Mundwinkel, zog hoch und spukte ihm direkt ins Bier. Kleine Tropfen verteilten sich auf dem Tisch, verfärbten das Holz dunkel.
Wütend, dass sich Omniel nicht einfach vor ihm in Luft aufgelöst hatte, drosch er die Faust auf den Tisch. Die Vibrationen konnte der Sitzende selbst noch über die Planken des Bodens spüren.
"Hörste de schwer.", brüllte er weiter, artikulierte übertrieben deutlich, was ihn nur selbst dümmlich wirken ließ. Er hatte seinem Gegenüber nicht einmal Zeit zum Antworten gelassen. Die ersten drehten sich zu ihnen um, jene, die am nächsten saßen. Viel brauchte man nicht um zu merken, worauf dieser Rüppel aus war.
"I zähl bis drei!", er hob die Faust. Die Bewegung allein schien ihn beinahe aus dem Gleichgewicht zu bringen und er brauchte einen Moment, wobei er arg das Gesicht verzog, bis er wieder ruhig stand.
"Oins!"
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Omniel » Dienstag 31. Juli 2012, 16:53

Die Atmosphäre in der Kneipe änderte sich auf einen Schlag. Das nervtötende Grölen der Menge, das Scharren von Stühlen und das Klirren von Gläsern blieb zwar bestehen, doch Omniel wusste, dass nun alle Blicke im Raum auf ihn gerichtet waren.
Der Hüne vor ihm stank erbärmlich nach Alkohol und kaltem Schweiß und sein schnaufender Atem erinnerte Omniel an einen hechelnden Hund. Die Axt an seinem Gürtel und der stämmige Körperbau gaben Auskunft über seinen Beruf. Omniel brauchte sich nicht umzudrehen, um sich zu vergewissern, dass der Mann nicht alleine hier war und ihm seine Kollegen im Ernstfall zu Hilfe eilen würden. Alles in allem, stand es nicht gerade gut für ihn.
Betont langsam hob Omniel den Ärmel seines Wamses zum Gesicht, und strich sich die vereinzelten Biertropfen aus dem Gesicht. Er ignorierte die Gebärden des Holzfällers, sah ihm nicht einmal ins Gesicht. Die Tatsache, dass ihm gerade ein Fremder ins Bier gespuckt, ihn beleidigt und nun auch bedrohte, ließ ihn vollkommen kalt. Äußerlich zumindest...

In seinem Inneren jedoch, wuchs ein Gefühl heran, dass ihn jeden Moment zu überwältigen drohte. Bilder schossen an seinem inneren Auge vorbei. Blut, überall um ihn herum. Um ihn und an ihm. Aufgeschlitzte Brustkörbe und abgetrennte Gliedmaßen. Gesichter, in deren leblosen Augen das Entsetzen steht. Ein einzelner Körper im Gras, vor ihm die Leichen dreier Krieger in den Farben Grandessas. Blonde Haare im Schlamm. Ein Mensch der ihm alles bedeutet hat.
Er blinzelte und die Bilder verschwanden wieder im Nichts. Übrig blieb nur das fleckige Hemd des Holzfällers vor ihm. Omniel spürte wie das Blut durch seinen Körper rauschte, lauschte dem regelmäßige Pochen seines Herzschlags. Nach drei Tagen des ohnmächtigen Abwartens, erwachte er erstmals aus seiner Erstarrung. Er fühlte wie sein Geist wieder ein wenig klarer wurde, sich seine Gedanken neu zu ordnen schienen und sein Bewusstsein sich veränderte. Vielleicht war es die Gefahr, in der er schwebte, oder die Wut dem versoffenem Schläger gegenüber, die ihn zurück ins Hier und Jetzt rief. Auf jeden Fall wusste Omniel, dass es für ihn Zeit war zu handeln.

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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. August 2012, 18:18

Der Hüne vor ihm würde keineswegs auf eine Reaktion warten. Wie es aussah, hatte er sich in den Kopf gesetzt diese dunkle Ecke aus der Kneipe zu vertreiben und sein betrunkener Verstand malte sich dafür nicht gerade die gebräuchlichsten Methoden aus. Er hätte auch einfach um eine Kerze für den Tisch von Omniel bitten können - aber es war wohl eher die Aura, die dieser versprühte als die pure Anwesenheit von Schatten in seiner Sitzecke.
"Drei!", nach kurzem Zögern hatte er schlicht die Zwei übersprungen. Ein weiterer Herzschlag. Nichts geschah. Die Miene des Holzfällers verfinsterte sich. Er kniff die Augen zusammen - was er wahrscheinlich tun musste, um Omniel überhaupt richtig erkennen zu können, so viel musste er getrunken haben - und legte eine Hand auf den Griff seiner Axt.
Raunen ging durch die Menge, Frauen zogen erschrocken die Luft ein. Drei Kumpanen des Hünen drängelte sich durch an den Tischen vorbei an seine Seite und beäugten eher verwirrt die Szene. Wahrlich, an ihren Gesichtern konnte man ablesen, dass es nicht normal war, dass ihr Kollege so ein Benehmen an den Tag legte. Dieser starrte weiterhin Omniel an.
"Mark, lass gut sein. Bestimmt hatte der Kerl nur nen schlechten Tach.", versuchte ihn ein Kamerad zu beruhigen, der einen Kopf kleiner war und legte ihm vorsichtig die Hand auf den rechten Arm, um ihn von der Axt wegzuziehen. Ein Ruck ging durch den Fleischberg, der anscheinend Mark hieß. Sein Ellenbogen traf den Anderen hart vor die Brust und mit einer nicht zu erwartenden Wucht flog der Getroffene zwei Schritte rückwärts in den benachbarten Tisch. Die sitzenden Gäste stießen ihre Stühle zur Seite, um noch auszuweichen. Um den Tisch kümmerte sich dagegen keiner. Der nicht weniger stämmige Mann krachte gegen das Holz, das unter seinem Körpergewicht zerbrach.
Die Menge starrte perplex auf Mark, und dieser auf Omniel.
"Was beim Horax geht hier vor sich!", schrie der Wirt und eilte zu der Szene - und blieb sofort wieder stehen. Der Hüne hatte die Axt aus der Halterung an seinem Gürtel gezogen. Seine Kollegen traten gleich zwei Schritte zurück, andere Jorsaner sprangen auf und sahen sich nach dem Ausgang um.
"Was tust du da, Ma-", da hatte der Holzfäller sein Werkzeug schon über den Kopf geschwunden, ging ein wenig nach rechts in die Schieflange, bevor er zuschlug. Es musste ein Wunder dahinter stecken, dass ihm die Waffe nicht aus der Hand geflogen war. Stattdessen verfehlte sie ihr Ziel um mehr als eine Elle und riss ein Stück aus Omniels Tisch.
Der Wirt schrie, man solle seine Möbel verschonen, wagte sich aber keinen Schritt näher, stattdessen schrie er nach den Wachen, dass einer sie holen sollte. Natürlich prügelten sich auch unter den so gastfreundlichen Jorsanern einmal ein oder zwei Besoffene in seiner Kneipe, aber damit wurde er meist selbst fertig oder fand ein paar kräftige Hände, die jene Raufbolde vor die Tür schmissen, wo sie bis zum Morgen ihren Rausch im Dreck ausschlafen konnte.
Wenn aber eine Axt im Spiel war, versteckte er sich lieber hinterm Tresen und überließ es den Wachen damit fertig zu werden.
Dagegen war Mark wieder am ausholen. Das Merkwürdige aber war, dass ihm die Schieflage fehlte. Seine Augen waren klar, sein Griff fest und seine Haltung verwandelte sich urplötzlich in die eines Mannes, der seine Waffe nicht nur für Bäume benutzte. Ein fettes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, Vorfreude durchströmte ihn.
"Verteidige dich, Omniel!"
Dann schwang sein Beil von links oben auf sein offensichtlich gut gewähltes Ziel hinab!
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Omniel » Samstag 11. August 2012, 20:34

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Als die Hand des Mannes zu seinem Gürtel glitt und er die Axt berührte, hob Omniel erstmals den Blick und musterte das Gesicht seines Gegenübers. Noch immer antwortete er nicht auf das wilde Gebrüll des Holzfällers, was diesen nur noch wütender zu machen schien. Er sah ihn nur ausdruckslos an, dann ging sein Blick zu der Axt. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Der Unruhestifter übersah diese Geste und die in ihr versteckte Warnung, oder er schien sich nicht darum zu kümmern. Omniel spürte wie sich die Situation immer mehr und mehr zuspitzte. Der Mann vor ihm war betrunken, bewaffnet und so wie die Dinge standen, unberechenbar. Was ihn jedoch verstörte, war die immense Wut, die dem Riese ins Gesicht geschrieben stand. In den letzten Tagen hatten ihn die Menschen schief angesehen, hinter seinem Rücken über ihn getuschelt oder ihn auf andere Art und Weise zu verstehen gegeben, dass er an diesen Ort nicht erwünscht war. Doch der blinde Zorn, den der Hüne ihm entgegenbrachte, war etwas vollkommen anderes.
Die drei Begleiter des Mannes kamen zu ihnen, nervöse Blicke untereinander austauschend. Auch sie schienen das plötzliche aggressive Verhalten ihres Saufkumpanen nicht erklären zu können. Einer von ihnen berührte den Riesen am Arm, versuchte ihn vorsichtig vom Tisch wegzuziehen, doch der Hüne stieß ihn so mühelos beiseite, als handle es sich um ein kleines Kind, nicht um einen ausgewachsenen Mann. Der Unglückliche flog regelrecht nach hinten und landete krachend auf einen der Tische. Der Holzfäller, dessen Namen Omniel nun kannte, schwankte einen Moment um das Gleichgewicht wieder zu erlangen, dann zog er die Axt und holte weit aus.
Einige Gäste schrien laut auf, Stühle fielen zu Boden und mehrere Jorsaner verließen fluchtartig die Schenke. Die Axt schlug nur wenige Zentimeter vor Omniels Hand in das Holz ein und zersplitterte die Tischplatte. Die Erschütterung warf den Krug um und Bier schwappte über den holzgetäfelten Boden. Mit einem Ruck zog Mark die Waffe aus dem Tisch. Omniels Augen funkelten. Der erste Schlag war nicht mehr als eine Kostprobe gewesen, eine Demonstration der Kraft, die in dem Mann steckte. Der Holzfäller hob die Axt erneut und Omniel sah, dass dieser Hieb diesmal sein Ziel treffen würde. Omniels Hand schoss zu der Schwertscheide an seiner Seite, doch bevor er sie auch nur berührt hatte, erstarrte er, als er seinen Namen aus den Mund des Betrunkenen hörte.
Um ein Haar wäre das sein Ende gewesen. In letzter Sekunde konnte er seinen Stuhl noch nach hinten kippen lassen, indem er sich mit beiden Beinen vom Tisch abstieß. Der Sessel krachte zu Boden und er schlug unsanft mit dem Kopf auf, bevor er sich abrollte und wieder auf die Füße kam. Auf einmal war es wieder still in der Herberge. Alle Augen waren starr auf ihn gerichtet, auf den Fremden, der nun nach einer gefühlten Ewigkeit endlich begann sich zu wehren. Omniel betastete vorsichtig seinen Hinterkopf. Er verzog schmerzvoll sein Gesicht, dann sah er an sich herab und bemerkte die Bierflecken an seiner Kleidung. " Aww...Scheiße... " Er hob den Blick und sah zu Mark, der noch immer wild grinste, die Axt im Anschlag.
Mit grimmiger Miene zog Omniel das Schwert, in einer betont weit ausholenden Geste um sich Platz zu schaffen. Das hier würde unschön werden. Er wusste es, Mark, mit seinem irren Grinsen wusste es und der Wirt, der vermutlich gerade den Tag verfluchte, an dem er einen gewissen Fremden Unterkunft gewährt hatte, wusste es. Aber egal wie unschön es auch für ihn werden würde, auf keinen Fall wollte er die anderen Gäste da mit hinein ziehen. Das Schwert in der Hand, sprach er zu der Menge. " Ich habe gehört in der Schenke Zur schwarzen Katze ist das Essen frischer und das Bier billiger. " Die Gäste schienen zu verstehen. Omniel wartete einen Augenblick, während die Menschen aus der Schenke drängten, während der Wirt kleinlaut Protest äußerte. Dann hob er die Klinge und richtete sie auf Mark. " Sag mir noch eins, bevor ich mit dir den Boden aufwische. Woher kennst du diesen Namen? "

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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. August 2012, 15:18

Mit Leichtigkeit zog der Hüne seine Waffe aus den Dielen, in welche die Axt ein gutes Stück eingedrungen war. Scharf war sie, darin bestand wenig Zweifel. Ein Treffer würde böse Verletzungen nach sich ziehen. Gelassen sah sich Mark um. Der Schankraum hatte sich schnell geleert, die Meute war geradezu überstürzt aufgebrochen. Verständlich.
Ein verrücktes Grinsen und lodernde Augen wandten sich an den Wirt.
"Du verschwindst bessa au, jemand wird dich für die Schäden bezahl'n. Vielleicht."
Er sprach vollkommen nüchtern, wenn auch mit merkwürdiger Mundart. Gerade so, als hätte er den ganzen Abend nicht ein Bier angerührt. Hatte er über seine Raserei den Rausch verloren? Aber jener Rausch war doch erst Grund für die Raserei gewesen!
Oder?
Seelenruhig stellte Mark die Spitze der Waffe auf den Boden und stützte sich auf dem Griff ab. Das pure Gewicht seiner Arme und seines Oberkörpers drückte die Klinge gleich fünf fingerbreit in das Holz. Er spuckte aus und lachte Omniel an, der so todernst vor ihm stand. Er hatte ja keine Ahnung.
"Woher ich dich kenn wirst noch früh genuch erfahr'n. Die Bohnenstange erklärt viel lieber als ich, und se is en Spassverderber, also lass uns etwas Spass haben, bevor er ihn uns versaut, Omniel."
Die massige Faust legte sich um den Griff der Holzfälleraxt und zog sie einhändig in die Höhe.
Omniel würde an den fließenden Bewegungen, die so gar nicht zu dem Verhalten von vor wenigen Sekunden passten, erkennen, dass er keinen Stümper vor sich hatte. Dieser Mark wusste mit seiner Waffe gut umzugehen und obwohl er sich nun unter Kontrolle zu haben schien, war seine Raserei nicht abgeflaut. Das wilde Glitzern und das fette Grinsen verschwanden einfach nicht.
Und wer oder was war die Bohnenstange? Ein Spitzname für eine weitere Person, die von kommen würde? Hätte er bald zwei Gegner zu bekämpfen!? Mark schien nicht gerade gesprächig zu sein und würde ihm wohl kaum weiter antworten. Was er wollte, war viel zu offensichtlich.
Ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle, das an ein Lachen hätte erinnern können.
Da machte er den ersten Schritt. Sein Fuß schnellte vor, und prallte gegen eines der hölzernen Trümmerteile des Tischs. Mit erschreckender Genauigkeit flog es direkt auf Omniels Gesicht zu. Ebenso überraschend war die Gewandtheit, mit der sich der Fleischklops plötzlich zu bewegen wusste. Seine Hand packte nach einem zweiten Holzstück, das besonders splittrige Abbruchstellen hatte und warf es hinterher, diesmal zielte er auf die Schulter.
Den Schwung des Wurfs nutzte er, um sich um die eigene Achse zu drehen und einen seitwärtigen, horizontalen Schlag mit der Axt auszuführen. Kein Zweifel, das würde keiner der Trainingskämpfe werden, die Omniel aus dem Soldatenstützpunkt kannte, wo es einen flachen Trainingsplatz und ausgewählte Waffen und Regeln gab.
Um ihn herum standen Tische und Stühle, Bierkrüge und Teller, Gabeln und Messer, Öllampen an den Wänden, Leuchter über ihm und die Theke.
Das war das Schlachtfeld; und Mark würde auf jede Art kämpfen, die ihm dem Sieg näher brachte.
Zuletzt geändert von Erzähler am Dienstag 28. August 2012, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Omniel » Sonntag 26. August 2012, 19:34

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Omniel kniff die Augen zusammen während er sich innerlich auf den bevorstehenden Tanz vorbereitete. Er hatte gehofft, dass das Zücken seines Schwertes und seine kleine Drohung ihren gewünschten Zweck erfüllen und sein Gegenüber einschüchtern würde. Er hatte schon früher mit Betrunkenen zu tun gehabt, es kam immer wieder mal vor, dass einer der Bauern in Jersa mal einen über den Durst trank und es war nun mal eine von Omniels Pflichten als Soldat gewesen, dafür zu sorgen dass diese Störenfriede keinen Schaden anrichteten. Es kam nur sehr selten vor, dass es zu echten Handgemängen kam, denn meist reichte es aus präsent zu sein, hier und da ein paar gut gewählte Worte fallen zu lassen oder dezent auf die Schwertscheide am Gürtel zu tippen und der Unruhestifter gab kleinlaut bei. Doch Mark war kein Mann, der sich einschüchtern ließ, soviel war klar. Und auch wenn er vor wenigen Minuten noch denn Anschein erweckt hatte sturzbetrunken zu sein, war seine Körpersprache nun eine ganz andere. Der Hüne hatte mit ihn gespielt, tat es immer noch. Sein Blick war nach wie vor auf Omniel gerichtet, wie ein Wolf der auf seine Beute lauert, ließ er ihn nicht aus den Augen. Er ignorierte sogar den Wirt, der wild fluchend über die Trümmer seiner Möbel stieg und dann rasch das Weite suchte.
" Gut gemacht.. " Omniel nickte zur Tür, durch die der Mann verschwunden war. " Ich schätze wir haben noch ungefähr zehn Minuten bevor die halbe Stadtwache auf der Matte steht. " Marks Grinsen wurde nur noch breiter. Omniel verfluchte ihn innerlich. Wenn die Wachen eintreffen würden, würden sie keinen Unterschied zwischen dem Riesen und ihm machen, in ihren Augen würden sie beide als Unruhestifter gelten. Und wenn es etwas gab, was er im Moment nicht gebrauchen konnte, dann war das die Aufmerksamkeit des Militärs.
Einen Moment runzelte Omniel die Stirn, während er versuchte aus dem dumpfen Dialekt seines Gegenübers handfeste Informationen herauszufiltern. Mark schien auf jemanden zu warten, jemanden den er abschätzig als Bohnenstange bezeichnete. Omniel ließ sich von diesem Spitznamen nicht allzu sehr ablenken. In den Augen eines über zwei Meter großen, breitschultrigen Koloss konnte die Beschreibung des Aussehens einer Personen sich leicht von der Realität unterscheiden. Er selbst war auch nicht gerade von der kümmerlichen Statur, doch reichte er Mark nur bis zur Brust, weshalb es ihn nicht wundern würde von ihn als " Zwerg " bezeichnet zu werden. Ausserdem hatte es Omniel in Anbetracht der Tatsache, dass Mark unter dem Begriff " Spaß " verstand eine Schenke zu verwüsten, lieber mit einem Spaverderber zu tun, aus dem er vielleicht auch noch ein paar Antworten herauskitzeln konnte. Doch dafür musste erst einmal lange genug überleben...
Bevor Omniel zum Angriff übergehen konnte, flog schon das erste Stück Holz auf seinen Kopf zu. Er duckte sich gerade noch darunter weg und hörte das Geschoss hinter sich an der Wand aufschlagen. Doch Mark hatte schon das nächste Trümmerteil in der Hand und schleuderte es in sein Richtung. Er hob die Klinge und hielt sie sich schützend vor die Brust.
Holzspäne stoben auf als der Gegenstand am Stahl des Schwertes abprallte und Omniel musste einen Moment blinzeln. Als er wieder klare Sicht hatte, sah er Marks Axt auf sich zusausen. Es war zu spät für ihn um auszuweichen, also stemmte er sich ihm aller Kraft entgegen.
Der Aufprall riss ihm das Schwert aus den Händen und warf ihn mehrere Schritte zurück. Mit Mühe fand er sein Gleichgewicht wieder, die Arme noch taub von der Erschütterung.
Er wich ein paar Schritte zurück, während er seine Gedanken sammelte. Dieser Gegner unterschied sich von allen anderen, gegen die er bisher gekämpft hatte. Mark war ein Rohling, ein Kämpfer der immense Kraft in seine Schläge legte, doch zur selben Zeit war er schnell und agil, Attribute die er sich zweifellos erst hatte erarbeiten müssen.
" Du bist kein einfacher Holzfäller... " stellte Omniel mit angespanntem Gesicht das bereits Offensichtliche fest, während er einen weiteren Schritt zurückwich. Mit dem Rücken stieß er gegen die Theke und warf dort einige Krüge und Flaschen um, die dort fein aufgereiht standen. Sein Blick huschte zu seinem Schwert, dass nur wenige Schritte hinter Mark lag und dann zu dem Hünen selbst, der sich ihm noch immer breit grinsend näherte. Omniels linker Arm tastete hektisch hinter seinem Rücken nach irgendetwas was ihm als Waffe würde dienen können. Seine Finger berührten etwas warmes, klebriges. Er wusste was es war.
Mark baute sich feixend vor ihm auf, geschickt hob er die Axt an. Mit grimmigen Gesichtsausdruck hob Omniel wieder den Kopf. Weißt du, eigentlich ist die Schenke ja jetzt geschlossen. Aber ich glaube für dich ist noch etwas da... " Einen kurzen Moment lang meinte er Verwirrung in dem Gesicht des Hünen zu erkennen. Der Mann hielt inne. Mehr Zeit brauchte Omniel nicht.
Zwiebelringe und Bratenstücke flogen in alle Richtungen als er mit beiden Händen das Holztablett hinter sich ergriff und es mit aller Wucht gegen die Stirn des Riesen donnerte.
Ohne Marks Reaktion abzuwarten, drängte er sich an ihm vorbei und schnappte sich das Schwert vom Bier und Bratensaft besprenkelten Boden. Er wusste, dass er Mark nun nur noch wütender gemacht hatte und seine Raserei nun noch schlimmer werden würde, es kümmerte ihn jedoch nicht. Für diesen Moment, auch wenn er nur von kurzer Dauer sein würde, hatte er die Oberhand.

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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. August 2012, 16:39

Das selbstgefällige Grinsen sagte alles. Mark sprühte gerade so vor Selbstsicherheit. Der Kommentar über das baldige Eintreffen der Stadtwache ließ ihn völlig kalt. Diese Soldaten hatten ebenso wenig Ahnung, womit sie es zu tun hatten, aber auf einen Kampf mit ihnen durfte er sich leider nicht freuen, dafür würde die Bohnenstange schon sorgen. Seine einzige Freude für diesen Abend war das kleine Geplänkel mit Omniel, das der Hüne nicht als mehr ansah. Zeitvertreib.
Zufrieden sah er, wie sein erster Angriff Wirkung zeigte, ließ sich sogar zu einen kurzen, verrückten Aufschrei hinreißen, als seinem Gegner das Schwert aus der Hand flog. "Na na, hat man dir in Jersa nech beigebracht, diss ma niemals sene Waffe loslässt?" Wieder lachte er, es schien ihm wirklich unheimlichen Spaß zu machen. Während er gelassen auf Omniel zuging, der vor ihm bis an die Theke zurückwich, schlug er achtlos nach links und rechts, zertrümmerte Stühle und Tische aus purer Langeweile. Hätte ihn jemand danach gefragt, hätte er es wohl als reine Lappalie abgetan.
"Ich hoff du hast noch ne Zweite oda das hier wird kürzer als erhofft.", feixte er frech.
Omniels Worte überraschten ihn tatsächlich. Spitzfindigkeit und dazu noch kecke Bemerkungen war er nicht von seinen Gegner gewohnt. Das Tablett versperrte ihm die Sicht und das Wissen, dass er es nicht einfach mit der Axt zerschmettern konnte, da er nicht wusste ob er Omniel dahinter treffen würde, machte ihn wütend. Es war ihm verboten worden, Omniel zu verletzen. Zumindest nicht lebensgefährlich.
Die Wut darüber ließ er darin aus, das fliegende Tablett mit der bloßen Faust zu zerschlagen. Mit einem tiefen Aufschrei ließ er sich Bratensoße und Fleischstücke ins Gesicht spritzen und spürte, wie Omniel sich an ihm vorbei zu seiner Waffe drängelte. Es wäre so einfach gewesen, ihm die Axt in den Rücken zu treiben. Fast schon zu einfach, aber er ließ den Moment mit Absicht verstreichen.
Lachend drehte er sich zu seinem Gegner um, der inzwischen sicher sein Schwert erhoben hatte. Mit der freien Hand fuhr er sich durch die Haare, verteilte die braune Soße, wodurch es so aussah, als hätte sein blondes Haar Strähnen bekommen. Mit einem Grinsen fischte er sich ein Fleischstückchen mit der Zunge von seiner Oberlippe und kaute übertrieben. Wenn er schon nicht richtig kämpfen konnte, wollte er wenigstens ein bisschen Eindruck schinden.
Wenn man aufgepasst hatte, würde einem guten Beobachter auffallen, dass die Hand, mit der er das hölzerne Tablett zertrümmert hatte, vollkommen Schrammenlos war.
"Wie schade, dass wer nur spiel'n. Bist der Erste seit langem, der sich wenigstens en bissl anstrengt."
Seine Augen loderten. Man konnte ihm ansehen, dass er nicht schlecht Lust hatte, auf Omniel loszustürmen, die Axt über dem Kopf schwingend um Tod und Zerstörung zu bringen. Selbst sein Gegner musste inzwischen bemerkt haben, dass der Hüne sich trotz allem zurückhielt. Er war kein Attentäter, der ihn töten sollte, um dann zu verschwinden. So ein Typ war Mark auch gar nicht. Viel zu brachial. Es schein gerade so, als würde er auf die Ankunft der Stadtwache warten, oder aber auf das Eintreffen der Bohnenstange. War Omniel etwa sicherer, als er vielleicht geglaubt hatte?
"Was'n los? Wolltest de net eben noch den Boden mit mir aufwisch'n? Dann komm, lass uns noch etwas Spass ham! Du bist dran!"
Nebenbei grabschte er nach einem der letzten Bierkrüge, der noch aufrecht stand, sah prüfend hinein und grinste erst, bevor er den Inhalt in einem Zug hinunter kippte und sich den Mund grob abwischte, wobei er die Bratensoße quer über das Gesicht verteilte, was ihn dagegen kaum zu stören schien. Noch einmal leckte er sich mit der Zunge über die Lippen. Die Axt richtete er gerade aus Omniel entgegen. Mit ausgestrecktem Arm hätten viele Männer bereits nach wenigen Sekunden Probleme gehabt, eine kiloschwere Waffe hoch zu halten, aber Mark hatte nur dieses kampflustige Lächeln in der Fresse, einen Bierkrug in der Hand und wollte von einem ausgebildete Soldaten angegriffen werden.
Wahrlich, Mark war kein einfacher Holzfäller. Ganz sicher nicht.
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Omniel » Sonntag 2. September 2012, 22:02

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Die Finger Omniels rechter Hand ballten sich enger um den Griff des Langschwerts. " Langsam gehst du mir echt auf die Nerven... " Mit der Linken strich er sich die kastanienbraunen Haare aus dem Gesicht. Seine Miene war erneut ausdruckslos, doch war auch wieder dieses seltsame Funkeln in seinen Augen zu erkennen. Mit gemäßigtem Schritt ging er auf Mark zu, den Blick fest auf dessen grinsende Grimasse gerichtet, die Klinge ließ er leicht über den Boden schleifen, sodass sie einen feinen Riss in den Bodenbrettern hinterließ. Er blieb nur wenige Zentimeter vor der gewaltigen Axt stehen, die in der Hand des Hünen noch immer nicht zu schwanken begann. Es hätte nicht viel gefehlt und seine Stirn hätte den massiven Axtkopf berührt.
Natürlich hatte er bereits erkannt, dass es sich hier um ein abgekartetes Spiel handelte. Mark wollte ihn nicht töten, er beschäftigte ihn nur, hielt ihn hin. Omniel zweifelte nicht daran, dass sie beide schon bald nicht mehr alleine sein würden. Und langsam kam ihm auch der Gedanke, dass die Wache vielleicht garnicht sein größtes Problem sein würden.
Natürlich konnte er jederzeit fliehen, das Feld räumen und dieses dämliche Grinsgesicht hinter sich lassen. Der Hüne war zwar ziemlich flink, in Anbetracht seines bulligen Körperbaus, doch würde ihn Omniel mit Leichtigkeit abhängen können, wäre er erst einmal aus der Schenke draussen. Vermutlich wäre das sogar die klügere Vorgehensweise...
Aber andererseits hatte er ja auch nichts zu verlieren. Außerdem brannten ihn noch einige Fragen auf der Seele, dessen Antworten ihm Mark wohl absichtlich vorenthielt. Woher wusste er so viel über ihn? Seinen Namen konnte er nicht einfach in der Schenke aufgeschnappt haben, selbst der Wirt hatte ihn nicht gewusst. Und dass er in Jersa ausgebildet worden war? Natürlich konnte er es auch einfach daraus geschlossen haben, dass er ein Standardtschwert der Armee bei sich trug. Doch etwas an seinem Gehabe ließ vermuten, dass er mehr über Omniel wusste als es der Anschein war und das gefiel ihm nicht. Es gefiel ihm ganz und garnicht.
" Ich weiß zwar nicht um was es hier geht, aber was auch immer es ist... " Mit einer beinahe spielerischen Leichtigkeit wanderte die Klinge nach oben und blieb kurz vor Marks Gesicht in der Schwebe stehen. ...ihr habt euch dafür den Falschen ausgesucht!
Einem Fremden musste diese Szenerie ziemlich bizarr vorkommen. Zwei Männer die sich gegenseitig ihre Waffen an den Schädel halten und sich mit Blicken fixieren, der eine breit grinsend, der andere eher angespannt wirkend. Es vergingen mehrere Sekunden in denen vollkommene Stille in dem Gasthaus herrschte, die nur von dem Geräuschen der Straße außerhalb getrübt wurde. Eine Stille, in der Omniel eine Entscheidung fällte. Wie hatte es Mark so treffend ausgedrückt? Er war dran.
Seine Schwerthand schoss nach vorne und beinahe hätte er dem Hünen buchstäblich das Grinsen vom Gesicht gewischt. Dieser jedoch war ausgewichen und holte nun seinerseits zum Schlag aus. Omniel, der nun wusste was auf ihn zukommen würde, zog den Kopf ein und schlug erneut zu, diesmal in Richtung Leistengegend. Natürlich ging auch dieser Hieb ins Leere, was seiner Stimmung keinen Gefallen tat. Während er Marks Konter auswich, wechselte er die Taktik und nahm seine zweite Hand zur Hilfe. Er deckte seinen Gegner mit mehreren gezielten, zweihändigen Schlägen ein, die für viele Kämpfer das aus bedeutet hätten. Mark parierte sie, wich ihnen aus, oder schüttelte sie einfach ab.
Einige Minuten später schlug Omniel immer noch auf ihn ein. Seine Angespanntheit hatte sich mittlerweile in Wut verwandelt. Mit Müh und Not entkam er einen Axtstreich der ihn wohl enthauptet hätte, wenn er sich nicht gerade noch zurückgeworfen hätte. Nicht nur die Tatsache, dass all seine zahlreichen Versuche Mark auch nur leicht zu verletzen fehlgeschlagen waren, erzürnten ihn, sondern auch der Umstand dass der Hüne genau zu wissen schien, was er Omniel zutrauen konnte. Der Gedanke dass einer seiner härtesten Kämpfe bis jetzt, gar kein richtiger Kampf war, ärgerte ihn nicht nur, es machte ihn innerlich rasend.
In Jersa war er einer der besten Rekruten gewesen. Es gab nur wenige, mit denen er sich wirklich messen konnte. Natürlich war Aleen eine davon gewesen. Omniels Herz verkrampfte sich, als er an sie dachte und für einen Augenblick vergaß er einem von Marks weit ausholenden Schlägen auszuweichen. Er hatte Glück, dass sein Schwert zwischen ihm und der Axt war, so wurde er nur quer durch den Raum geschleudert und landete polternd auf einem der Tische. Einen Augenblick lang wurde ihm ganz schwarz vor den Augen, dann rappelte er sich leise ächzend hoch. Mark stand nach wie vor da. Grinsend. Schon kam er wieder auf ihn zu.
Omniel reichte es. Ein kurzer, prüfender Blick zur Decke und er wusste, dass der Moment perfekt war. Ohne die Zeit mit Zögern zu verschwenden, stieß er sich von der Tischkante ab und warf die Arme in die Höhe. Er bekam den Leuchter gerade noch zu fassen. Der Deckenbalken protestierte knarzend unter dem zusätzlichen Gewicht, doch hielt es ihm stand. Heißes Kerzenwachs spritzte wild umher als Omniel mit beiden Füßen voraus, genau auf Mark zuschwang. Ihm war es egal ob er sich dabei alle Knochen brechen würde. Ein Blick reichte aus um ihn für alle möglichen bevorstehenden Schmerzen zu entschädigen. Denn das Grinsen auf Marks Gesicht war endgültig verschwunden.

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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. September 2012, 10:21

" Langsam gehst du mir echt auf die Nerven... "
...und das war noch untertrieben! Omniel spürte in sich eine Wut aufkommen, die er noch nie so erlebt hatte. Seine Gedanken kreisten um die unangenehme Tatsache, das dieser Hüne ihn hinhielt, mit ihm spielte, auf etwas wartete. Er grübelte darüber nach, ob vielleicht nicht ein Rückzug sogar taktisch klüger gewesen wäre, doch seine Wut hielt ihm im Kampf.
" Ich weiß zwar nicht um was es hier geht, aber was auch immer es ist... ...ihr habt euch dafür den Falschen ausgesucht!“
Omniel entfesselte all seine Schwertkünste gegen den „einfachen Holzfäller“ und mit jedem Schlag, den dieser parierte, selbst mit seinem massigen Körper spielerisch auswich und nicht einmal einen Kratzer davon trug, wuchs das Grollen in Omniel weiter. Minuten verstrichen vollkommen fruchtlos und Mark nutzte die Gelegenheit, als der junge Soldat seine Gedanken einmal in die Vergangenheit abschweifen ließ, und beförderte ihn mit einem Schlag quer durch den Raum. Omniel fand sich auf einer Tischplatte wieder. Jede Menge blaue Flecke dürfen inzwischen seinen Körper zieren, doch jetzt noch aufgeben und wohl möglich die Flucht ergreifen, war keine Option mehr. Zu wild wütete bereits sein Herz gegen diesen frechen Gegner. Noch halb klar erkannte er mit einem Blick nach oben seine Chance, den Hünen in seinem Ansturm zu stoppen. Mark kam mit seiner an der Seite kreisender Axt siegessicher auf ihn zu gestürmt, als Omniel sich abstieß und sich zum Kronleuchter hinauf schwang. Der beherzte Sprung gab noch zusätzlichen Schwung und das Gebälk jaulte qualvoll unter dem zusätzlichen Gewicht. Omniel hatte sein Schwert für dieses Manöver zurück gelassen und es war ihm egal, ob er sich bei einem folgendem Sturz alle Knochen brechen würde. Er wollte nur noch diesen Kampf beenden!
Ein winziger Moment der Freude funkelte in seinem Herzen auf, als er das Grinsen aus Marks Gesicht verschwinden sah und statt dessen Überraschung auf seine Züge trat. Der Holzfäller wollte gerade noch seine Axt hoch bringen, aber schaffte nur noch die Hälfte des Weges. Omniels Füße trafen hart und zielsicher die Breitseite der Axt vor Marks Brust und der andere Fuß landete wunderbar passend im seinem groben Gesicht. Noch im Zurückschwingen, sah Omniel den ungläubigen Gesichtsausdruck und die sich nach hinten drehenden Augen. Er schwang am Kronleuchter nach hinten und landete wieder auf dem Tisch. Mark stand wie vom sprichwörtlichen Donner gerührt da und schwankte. Seine Augen konnten keinen Punkt fixieren. Er legte fragend den Kopf schief, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte und ihn wie ein gefällten Baum nach hinten fallen ließ. Donnernd krachte sein Schädel ungebremst auf die harten Bodendielen. Mark blieb liegen und Omniel trat sicher näher an ihn heran. Bevor der große Mann sein Bewusstsein verlor, blinzelte er noch einmal und brummelte:
„...so war das nicht geplant...“
Dann schlossen sich seine Augen und der Kopf rollte zur Seite.
Omniel konnte seinen wütenden Herzschlag in der folgenden Stille hören, genauso wie das Rauschen seines Blutes in seinen Ohren. Es war als wiche jede Muskelspannung aus dem Körper des Hünen und ließ einen nassen Sack zurück, wohingegen Omniel noch mit seinem Adrenalin kämpfte. Von draußen erklang gedämpft die Stimme des Wirtes, erst unverständlich, da er sich wohl noch näherte, aber den letzten Satz konnte Omniel nun doch deutlich verstehen:
„Sie sind da drinnen und zertrümmern mir meinen Laden!“
Die Worte waren so sicher an eine Stadtwache gerichtet, wie am Abend die Sonne untergehen würde. Omniel musste schnell weg! Zum Glück war er schon eine Weile hier und kannte den Hinterausgang, der zum Abort und Holzlager auf dem Hinterhof führte. Kein schönes Fleckchen Erde, aber durfte er als flüchtiger Soldat wählerisch sein? Einer hochnotpeinlichen Befragung sich in seiner jetzigen Situation auszusetzen, war sicher nicht die beste Idee. Mark zuckte und hob flatternd seine Augenlider. Stöhnend versuchte er sich aufzusetzen, doch sackte er noch einmal in sich zusammen. Seine Stimme klang wieder so lallend und verwaschen wie noch wenige Momente zuvor, als er besoffen mit seinen Freunden am Tisch gesessen hatte.
„W...Wo bin ich? Wa... Wasch is passiert? Ey, du Lappen!! Hä, hä... Wo sind die alle hin?“
Meinte er damit die Gäste der Taverne? Warum nannte er Omniel wenig höflich „Lappen“, wo er doch eben noch seinen Namen gebraucht hatte? Mark sah sich mit schaukelnden Kopf um und von draußen hörte man nun den Stechschritt der Wächter vor der Tür ankommen. Omniel musste sich nun schnell entscheiden. Flüchtete er schnell und sicher vor der Entdeckung durch den Hinterausgang? Nahm er Mark mit sich und hoffte mit dem großen Kerl schnell genug zu sein, überließ er den Wachen den Hünen, oder gab es noch einen anderen Weg?
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Omniel » Donnerstag 27. September 2012, 16:46

Genugtuung durchströmte jede Faser von Omniels Körpers, als seine Füße ihr Ziel trafen und den Hünen ins Schwanken brachten. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Marks Gesicht noch gerne weiter bearbeitet, doch sein Schwung schien verbraucht zu sein und so segelte er wieder nach hinten, bis er wieder den Tisch unter sich hatte und ließ sich fallen.
Als seine Stiefel auf dem Holz aufkamen, ertönte ein lauter Aufschlag den jedoch nicht seine Füße verursachten, sondern Mark, der kerzengerade zu Boden fiel. Omniel verzog kurz das Gesicht, doch machte er den Fehler den Holzfäller zu unterschätzen bestimmt nicht ein zweites Mal. Schon hatte er wieder das Schwert in der Hand und sprang geschickt vom Tisch, den scheinbar bewusstlosen Mann vor sich nicht aus den Augen lassend. Langsam, Schritt für Schritt näherte er sich ihm, die Klinge auf ihn gerichtet und die Muskeln angespannt. " Hab dir doch gesagt, dass ihr den Falschen erwischt habt. " Meinte er während er mit dem Fuß die Axt aus Marks unmittelbarer Reichweite kickte.
" ...so war das nicht geplant..." Die Stimme des Hünen hörte sich schwer an, fast so als könnte er nicht mehr mit seiner Zunge umgehen und in seinen Augen lag tiefe Verwirrung. Und dann, bevor Omniel auch nur reagieren konnte, wurde Mark tatsächlich bewusstlos. Einen Moment lang stand Omniel nur verblüfft da, das Schwert auf einen Gegner gerichtet, der nun besiegt und ungefährlich zu sein schien. Er ließ die Waffe sinken, stieß den Hünen noch einmal prüfend mit dem Stiefel an. Er regte sich nicht. Ärger und Wut erwachten wieder in seinem Inneren, als er den Mann, der ihn vor wenigen Augenblicken noch quer durch die Schenke gescheucht hatte, so friedlich vor ihm liegen sah. Energisch stieß er das Langschwert zurück in seine Scheide und beugte sich zu Mark hinunter. Er packte ihn am Kragen und begann ihn wild zu schütteln während er ihn knurrend zum Reden zu bringen versuchte: " Welcher Plan? Rede verdammt! WER HAT DICH GESCHICKT?! " Als er keine Antwort bekam, stieß er den Holzfäller wütend zurück und versuchte wieder klaren Kopf zu bekommen.
Plötzlich hörte er sie. Mehrere Schritte. Keine gewöhnlichen Schritte, unregelmäßig und ungeordnet. Diese hier, waren anders. Er hatte sie schon oft gehört, er selbst war lange Zeit ein Teil dieses festen Schrittmusters gewesen. Es waren Soldaten. Und sie kamen genau auf die Schenke zu. Er musste handeln.
„W...Wo bin ich? Wa... Wasch is passiert? Ey, du Lappen!! Hä, hä... Wo sind die alle hin?“ Omniels Kopf schnellte zu Mark, der sich blinzelnd aufzurappeln versuchte. Er antwortete ihm nicht, sein Blick huschte von der Tür, von der die Geräusche der näherkommenden Soldaten immer deutlicher zu hören waren, zu Mark, der ihn mit einem Gesichtsausdruck musterte, als würde er ihn zum ersten Mal sehen und schließlich zu dem Raum hinter der Bar, von dem er wusste, dass dort eine weitere Tür nach draussen führen würde. Er hatte keine Zeit um zu zögern, deshalb tat er einfach das, was ihm sein Gefühl sagte.
Ohne die halblauten Proteste des Holzfällers überhaupt zu beachten, packte er diesen an den Armen und schleifte ihn durch den Schankraum. Dabei machte er sich nicht die Mühe Holzsplittern, Glasscherben oder Essensresten auszuweichen, sondern sah diese als willkommene Form der Wiedergutmachung an. Der Riese war plump wie ein Sack Kartoffeln und schwer wie die Baumstämme für die seine Axt gefertigt wurde, doch wenigstens wehrte er sich nicht sondern ließ es über sich ergehen, was Omniel auf die Gehirnerschütterung schob, die er zweifelsohne erlitten haben musste. Als er die Hintertür erreiche hatte, stieß er sie mit der Schulter auf und bugsierte den schlaffen Mark durch den Türraum, hinaus auf den schmutzigen Innenhof. Zum Glück war er zurzeit verlassen.
Bevor er die Tür hinter sich zuzog, spähte Omniel noch einmal durch den Spalt und sah wie die ersten Soldaten die Schenke stürmten. Dann wandte er sich wieder Mark zu. Schnell fanden seine Hände wieder an dessen Kragen. Hör mir jetzt genau zu. Du sagst mir jetzt woher du meinen Namen kennst, wer dich geschickt hat und wohin du mich bringen solltest. Alles, was dir als wichtig erscheint, will ich wissen. " Er stieß sein Gegenüber an die Tavernenwand und beugte sich zu ihm vor, sodass Mark gezwungen war ihm in die Augen zu sehen. " Halte dich kurz, aber wehe, du verarscht mich. Ich bin die dummen Spielchen jetzt nämlich endgültig leid... "

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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. September 2012, 20:00

Mark stöhnte zweimal leise, als Omniel mit ganzer Kraft hinüber in den angrenzenden Raum zerrte. Fast gleichzeitig ging vorne die Tür auf und die ersten Männer der jorsanischen Stadtwache kamen herein. Omniel zog gerade noch einen Fuß des Hünen aus dem Spalt und die Tür schloss sich mit einem leisen Knirschen. Früher oder später würde selbst der unerfahrenste Wächter die Schleifspuren entdecken, oder sie würden einfach systematisch die Taverne durchsuchen. Unruhestifter wurden meistens für eine Nacht zum Abkühlen der Gemüter in Schutzhaft genommen, am nächsten Tag verhört und dann zur Rechenschaft gezogen. Er würde mindestens für den entstandenen Schaden aufkommen müssen und würden die Wächter Jorsans Omniels Soldatenschwert bei ihm entdecken, warf das deutlich zu viele Fragen auf, auf die er im Moment keine Antwort hatte. So oder so hatte er wenig Zeit, also zerrte er Mark so leise wie möglich die nächste Tür hinaus auf den Hinterhof. Die zwei Stufen, die der Kopf des Hünen dabei herunter polterte, würden ihn vermutlich nicht gleich umbringen.
Kalte Luft schlug Omniel entgegen und der Duft des Aborts, der sich klebrig in den Rachen legte. Man merkte immer mehr, dass die Zeit der kurzen Tage angebrochen war. Ein Blick in den Himmel genügte um jedem Reisenden zu warnen, nicht die Nacht im Freien zu verbringen, dabei war es in den Städten noch ein paar Grad wärmer. Der Holzstapel im Hinterhof war hoch aufgeschichtet für die nahe eisige Zeit. Es roch nach Regen und diesen Abend würde kein Stern die Nacht erhellen. Omniel nahm den kleinen Durchgang zu einer Seitengasse nur am Rande wahr. Er packte Mark am Kragen und presste ihn gegen die Tavernenwand. Sie waren endlich so weit in Sicherheit, dass Omniel ihn in aller Kürze befragen konnte.
„Hör mir jetzt genau zu. Du sagst mir jetzt woher du meinen Namen kennst, wer dich geschickt hat und wohin du mich bringen solltest. Alles, was dir als wichtig erscheint, will ich wissen. Halte dich kurz, aber wehe, du verarscht mich. Ich bin die dummen Spielchen jetzt nämlich endgültig leid... "
Marks Augen blinzelten zwei mal sehr langsam, bevor er antwortete:
„Ey, reg dich ab! Ich *hiks* … keine Ahnung wer du bist.“
Ein äußerst widerwärtiges nach Alkohol und halb verdauten Speiseresten riechendes Rülpsen erklang und Mark fuhr fort.
„Mir dröhnt der Schädel … *gulp* und ich hab nur vor mich jetzt zu übergeben.“
Was er dann sogleich auch tat. Wenigstens warf er sich dabei noch zur Seite, so dass Omniel nichts abbekam. Omniel begann zu ahnen, dass aus dem Kerl nicht raus zu kriegen war, außer Essensreste. Die Wut darüber machte seine Stimmung nicht besser! Verarschte der Hüne ihn, oder hatte er wirklich so sehr was abbekommen, dass er sich nicht mehr erinnerte. Omniels Fäuste begannen unwillkürlich beim Nachdenken zu zucken. Was war nur geschehen? Seine Gedanken versuchten den Tag zu rekapitulieren, das Wichtige zusammen zu tragen, doch die Wut kochte immer noch in ihm. Da lag Mark! Der Holzfäller der ihn volltrunken und ohne jeden ersichtlichen Grund angepöbelt hatte. Dann hatte er sich als wahrhaft könnender Axtschwinger herausgestellt und irgendwas von einer „Bohnenstange“ gefaselt. Woher kannte er seinen Namen und das er aus aus Jersa war? Die Fragen wüteten in Omniels Gedanken. Dann war da noch der Moment gewesen in dem Mark das Bewusstsein verloren hatte. Omniel versuchte den Augenblick sich genau ins Gedächtnis zu rufen. Der Kopf war zur Seite gerollt und so hatte der letzte Blick nicht ihm sondern der Eingangstür gegolten. Seine Worte hallten durch seine Gedanken: ...so war das nicht geplant...
Sie waren unterbrochen worden. Irgendetwas war verwirrend an der ganzen Situation gewesen und machte keinen Sinn und Omniel wurde das Gefühl nicht los nur das erste Puzzlestück eines Ganzen vor sich liegen zu haben. Mark rappelte sich nun frisch entleert langsam wieder auf. Er sah Omniel an und es wirkte, als würde jeder Gedankengang erneute Übelkeit in ihm hervor rufen. Er wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Langsam schien er wieder etwas klarer zu werden.
„Puh, ist mir schlecht! Als hätte ich... Teer oder so was gegessen, wäch! He du! Wenn wir Mist gebaut haben, solltest dich vom Acker machen! Ich kenn die Wachen und sie mich. Mir passiert schon nichts. Los hau ab!“
Aus dem Innern der Taverne waren wie zur Bestätigung schwere Schritte zu hören, die sich dem Hinterausgang näherten. Trotzdem war das Verhalten von Mark nun um so merkwürdiger. Warum half er Omniel? Vor nicht einmal zehn Minuten wollte er ihn doch noch zu Hackfleisch verarbeiten. Leider hatte Mark aber durchaus Recht und Omniel sollte sich in Bewegung setzen. Die ganze Situation war so verwirrend gewesen...
Eine Erinnerung huschte durch den Geist des Kriegers. „Beweglichkeit vor Standhaftigkeit“
Manchmal gab es Situationen, wo ein geregelter Rückzug in eine beobachtende Position taktisch klüger war, so hätte sein Vater es ihm wohl geraten.

Würde Omniel durch das Gesagte noch einmal einen Blick auf das Erbrochene werfen, so könnte er tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Teer erkennen. Die tief schwarze Konsistenz, war äußerst abstoßend. Die ganze Stadt stand ihm offen und er kannte sie noch gut aus seiner Kindheit. Zugegeben die Umgebung der Kaserne sollte er meiden, aber es gab genug Winkel und Ecken und auch nicht nur eine Schenke in einer Stadt wie Jorsa. Im Gewusel des nahen Marktplatz würde er zu mindestens schnell untertauchen können.
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Omniel » Samstag 29. September 2012, 17:01

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Wenn Mark dachte, sich mit vorgetäuschter Unwissenheit aus der Affäre ziehen zu können, hatte er sich geschnitten. Anfangs hatte er den Betrunkenen gespielt, der nicht mal ohne Schwanken still stehen konnte. Dann hatte er seine Maske fallen lassen, Omniel ohne Grund angegriffen und Informationen über ihn erwähnt, die er unmöglich wissen konnte - zumindest nicht von ihm selbst. Zugegeben, der Tritt des jungen Mannes hatte ihn mit voller Wucht an der Schläfen getroffen und die unsanfte Landung auf den harten Holzboden hatte wohl ebenso seinen Teil dazu beigetragen. Doch konnte dies nicht die erneute Sinneswandlung des Hünen erklären. Omniel war sich sicher: Mark spielte mit ihm. Schon wieder.
" Es ist mir scheißegal wie es dir geht! " Zischte er wutentbrannt und ballte die in Marks Kragen gekrallten Hände zu Fäusten. " Wenn du nicht... " Er ließ ihn im letzten Moment los und wich ein wenig zurück, als er merkte, dass der Hüne kurz davor war seinen gesamten Mageninhalt auf einmal zu entleeren. Er tat gut daran. Mit leichtem Ekel betrachtete er Mark, wie er röchelnd und keuchend auf den ohnehin schon so verdreckten Boden erbrach. Um ihn nicht weiter zusehen zu müssen, wandte er den Blick zu der Tavernentür und lauschte angestrengt auf die Geräusche, die aus dem Inneren kamen. Schritte die auf und ab liefen, Holz das aus dem Weg geschoben und Türen, die aufgestoßen wurden. Eine Stimme übertönte den Lärm. Sie war herrisch und resolut - eindeutig die des Befehlshabers. " Seht auch im Hinterhof nach! "
Marks Worte rissen ihn aus seiner Erstarrung. " Puh, ist mir schlecht! Als hätte ich... Teer oder so was gegessen, wäch! He du! Wenn wir Mist gebaut haben, solltest dich vom Acker machen! Ich kenn die Wachen und sie mich. Mir passiert schon nichts. Los hau ab! " Er hatte aufgehört sich zu übergeben, doch hatte sich zu seiner Rechten schon ein beträchtliche Pfütze gebildet. Hätte er im Augenblick keine anderen Probleme gehabt, hätte sich Omniel wegen der tiefschwarzen Farbe des dickflüssigen Breis gewundert, doch so bekam er dies nur am Rande mit. Er hörte, wie die Schritte aus der Taverne immer näher kamen. Noch immer wollte er Mark nicht glauben. Er hatte so viele Fragen und der einzige Anhaltspunkt saß hier vor ihm und riet ihm die Flucht.
Unschlüssig hockte Omniel da während die Sekunden vergingen und die Soldaten auf die Tür zugingen. Plötzlich verstummten sie und der Türknauf bewegte sich langsam. Omniel fasste einen Entschluss. " Wir sind noch nicht miteinander fertig... " Er ließ Marks Kragen los, sodass dieser wieder an der rauen Holzwand zusammensackte. Omniels Blick huschte zu der Seitengasse nicht weit von ihm. Zu gefährlich. Vermutlich hatten die Soldaten die Schenke schon umstellt und warteten dort schon auf ihn - er würde ihnen direkt in die Arme laufen. Also rannte er in die andere Richtung, auf den großen Holzhaufen zu. Die Scheite wackelten unter seinen Füßen und ließen ihn beinahe straucheln, doch lief er unbeirrt weiter die Steigung hinauf. Hinter ihm konnte er hören wie die Tür aufschwang und mehrere Männer nach draußen stürmten. Er hoffte, dass sie lange genug von Mark abgelenkt wurden um nicht bei seinem kleinen Kletterakt bemerkt zu werden. Doch leider hatte er nicht so viel Glück. Ein verblüffter Aufruf und weitere Schreie in seine Richtung deuteten darauf hin, dass sie ihn gesehen haben mussten. Bevor jedoch einer der Soldaten etwas unternehmen konnte, hatte Omniel die Spitze des kleinen Hügels erreicht und war über die Mauer gesprungen.
Als er auf der anderen Seite aufkam, rollte er sich zwar ab, doch trieb ihm der Aufprall dennoch die Luft aus seinen Lungen. Als er wieder hoch kam, brauchte er einen Moment um zu realisieren wo er sich genau befand. Das Wohnviertel lag auf der einen Seite der Schenke, also musste auf der anderen der Markt sein. Er sah sich, noch einmal schnell um, ob seine Landung womöglich beobachtet worden war, doch er konnte keine Menschenseele sehen. Die Wachen jedoch, waren immer noch hinter ihm her. Der geistigen Karte seiner einstigen Heimat folgend, die nach all den Jahren immer noch in seinem Kopf verankert war, lief er die Straße entlang - in Richtung Marktplatz. Wenn es einen Ort gab wo er seine Verfolger abhängen konnte, dann war das der jorsanische Markt.

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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Sonntag 30. September 2012, 11:49

" Wir sind noch nicht miteinander fertig... "
Marks nicht al zu intelligenter Gesichtsausdruck wurde durch das fragende Hochziehen der Augenbrauen nicht besser. Doch für Omniel wurde die Zeit knapp. Die Stimmen aus der Taverne hatten ihn alarmiert und er riss sich von dem groben Holzfäller los. Der Hinterhof war klein und an einer Seite nur von einer Mauer begrenzt vor der der Holzstapel aufgeschichtet war. Der Gang zur Seitengasse wurde sicher bewacht, so kombinierte zumindest der ehemalige Soldat in ihm. Er hätte sicher, wenn er noch im Dienst sein würde, mindestens eine Wache dort positioniert, einfach für genau diesen Fall, dass jemand versuchen würde durch den Hinterausgang zu fliehen. Also entschied er sich für den schweren Weg über den wackeligen Holzstapel und erreichte ihn gerade als hinter ihm die Tür aufschwang. Die losen, wackligen Holzscheite boten kaum Halt. Sie rollten unter seinen Füßen, aber irgendwie schaffte er es auf die höchste Stelle des Stapels und hechtete die Mauer empor. Er ignorierte die Stimme hinter ihm, die schreiend von ihm verlangte stehenzubleiben. Omniel zog sich über die Mauer und ließ sich dort abrollen. Er atmete tief und sah sich um. Die Seitenstraße führte in einer Richtung tiefer in die Wohnviertel hinein und zur anderen Seite zum Marktplatz wo zu dieser Zeit viele Menschen unterwegs waren. Da war die Entscheidung einfach. Der jorsanische Markt war von den frühen Morgenstunden, bist spät in die Nacht geöffnet und immer gut besucht. Trotz der politisch angespannten Lage trieb das Königreich Handel, auch wenn es in diesen Zeiten schwerer geworden war. Die Piraten beschnitten den Seeweg und die grandessarischen Truppen den Landweg. Es war ruhiger geworden, aber das bedeutete nicht, dass man sich im Getümmel nicht verstecken konnte. Früher war der Markt so voll gewesen, dass man sich in den Hochzeiten nur schiebend durch die Menge bewegen konnte. Heute erreichte Omniel den Rand des großen Platzes und munteres Geplapper schallte ihm entgegen.

(weiter bei:
Der Marktplatz Jorsas – Menschen, Waren und täglich neue Eindrücke für Jedermann)
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Re: Der seltsame Fremde

Beitrag von Erzähler » Samstag 13. Oktober 2012, 19:27

Der Soldat kehrte aus den hinteren Zimmern zurück und salutierte vor dem Hauptmann:
"Sir, ich mache Meldung, dass uns der zweite Unruhestifter entkommen ist. Wachmann Julius hat ihn genau gesehen und kann seine Beschreibung weiter geben. Der Wirt hat ausgesagt, dass der Kampf ohne einen erkennbaren Grund begonnen hatte. Den Holzfäller haben wir in Gewahrsam genommen. Es ist Mark."
Als der den Namen des Holzfällers hörte hoben sich seine Augenbrauen.
„Nicht schon wieder! Bringt ihn in seine Zelle, damit er seinen Rausch ausschlafen kann. Moment, ist er ansprechbar?“
„Ja, Sir.“
„Gut dann werde ich ihn erst vernehmen. Bringt ihn rein.“

Der Hauptmann hörte ruhig den Bericht und ließ seinen Blick durch den Schankraum schweifen. Der Schaden hielt sich in Grenzen. Ein Tisch war zu Bruch gegangen, ein weiterer war umgeworfen worden. Scherben von Tellern und Essensreste lagen wild herum, als hätte jemand damit geworfen. Sein aufmerksamer Blick wanderte analysierend durch den Raum. Stück für Stück sammelte er Indizien und versuchte das Puzzle zusammen zu setzen. Breitbeinig schritt er zwischen umgeworfenen Stühlen umher und fand die tiefe Kerbe im Boden, wo Marks Axt gesteckt hatte. Auch die Waffe war noch hier. Er schüttelte leicht den Kopf und wandte sich an den deutlich unauffälligeren Mann an seiner Seite.
„Es sieht so aus, als wäre eine normale Schlägerei zu sehr entartet. Sobald einer eine Klinge zieht ist der Spaß vorbei.“
Der Mann neben ihm antwortete nicht. Er hob noch nicht mal seinen Kopf, der in Schatten unter seiner Kapuze verborgen lag. Der weite Mantel verhüllte seine Gestalt und das schlichte Grau bot keinen besonderen Blickfang.
„Warum interessiert sich die ...“
Der Hauptmann wurde in seiner Frage unterbrochen und Mark wurde von zwei bewaffneten Soldaten herein geführt.
„Setzen!“
Mark wurde auf einen Stuhl gedrückt und je eine Hand eines Wächters behielt ihren Platz auf seinen breiten Schultern.
„Beste Grüße, Herr Hauptmann. Wie geht es der wehrten Frau Gemahlin?“
Mark versuchte die Situation mit seiner gewissen frechen Art aufzulockern, doch der Hauptmann schien heute nicht zum Scherzen bereit zu sein.
„Was ist dieses Mal falsch gelaufen? Zu viel Bier? Zu wenig Disziplin? Beides?“
Mark druckste herum. Seltsam war die vertrauliche Art, mit der der das Gespräch geführt wurde.
„Also, wer war der zweite Mann mit dem du dich geprügelt hast?“
„Hab ich? Echt? Ähm, sicher? Oh, hier sieht's aber aus. Moment! Soll ich das gewesen sein? Ich hab noch nicht mal den alten Schaden abbezahlt!“
„Ruhe!“

Die befehlsgewohnte Stimme ließ Mark verstummen.
„Wer war der Mann bei dir?“
„Ich weis es nicht.“
„Was heist, du weist es nicht?
„Ich kann mich an nichts erinnern.“
„Aber ...“
„Ich bin erst hinten im Hof wieder zu mir gekommen, als ich mich … Na ja, was raus muss, muss raus.“

Der Hauptmann wandte sich ab.
„Bringt ihn weg.“
Die beiden Wachmänner beförderten Mark auf die Beine.
„Bis später, Vater.“
Der Hauptmann zog missmutig die Augen zu schalen Schlitzen, aber würdigte seinen Sohn mit keinem Blick. Weder seine Berufswahl noch sein Verhalten waren für ihn akzeptabel und er kämpfte mit der Fassung. Seine Disziplin gewann und er beobachtete, wie der in Grau gekleidete Mann langsam umher ging und seine eigenen Nachforschungen anstellte. Während er ihm in einem kleinen angemessen Abstand folgte, fasste er zusammen:
„Der Wirt hat berichtet, dass der Streit sehr plötzlich und ohne Herausforderung begonnen hatte, was an sich schon für meinen missratenen Sohn ungewöhnlich ist. Außerdem hat er ausgesagt, dass Mark zu erst die Waffe gezogen hätte und der Kampf schnell sehr ernst geworden wäre und Mark sich als gefährlicher Gegner präsentiert hat. Er kann wohl mit der Axt umgehen, aber mehr um Holz zu spalten, als Schädel, das kann ich Euch versichern!“
Sie waren langsam in den Nebenraum gegangen, durch den Omniel den Holzfäller geschleift hatte. Sie gingen auf den Hof hinaus und hier beobachtete ein erstaunter Hauptmann, wie sein Begleiter eine Probe von einer teerigen Masse in der Nähe der Hauswand nahm.
„Falls ich noch etwas erfahre, gebe ich Bescheid.“
Wieder ersparte sich der Mann in Grau eine Antwort, was den Hauptmann langsam zu ärgeren begann. Einzig ein leichtes Nicken verriet seine Zustimmung. Genauso schweigend wie er gekommen war, genauso schweigend verließ er auch wieder die Taverne.

Nachdem der Trupp der Stadtwache abgezogen war, betrat der Wirt seinen Laden und seufzte einmal schwer, dann begann er mit den Aufräumarbeiten. Gemeinsam mit seinem Helfer schoben sie das Mobiliar wieder in Ordnung, brachten die beschädigten Teile auf den Hinterhof und begannen die Scherben auszufegen. Am Abend sollte die Schenke wieder bereit sein ihre Tür für ihre Gäste zu öffnen.
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