Das Haus des Turmrick

Handwerker, einfache Bürger und der Adel wohnen in kleinen Bezirken und doch teilweise Tür an Tür. Von der windschiefen Hütte bis hin zum schön verzierten Fachwerkhaus oder kleinem Anwesen mit Wasserspeiern aus Marmor ist hier alles zu finden.
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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremde Frau » Freitag 22. Dezember 2006, 19:55

Eine dürre Frau mit knochigem Gesicht und spinnenartigen Fingern zog die Tür einen Spalt breit auf. Ihre Nase war lang und gebogen, was ihr viel Ähnlichkeit mit einem Geier verlieh.

"Wer ist da? Hat man denn nie Ruhe zum Arbeiten? Wir kaufen nichts und wir verschenken auch nichts an armselige Bettler!", schnarrte sie Nihal unfreundlich an. Offenbar war sie ein Hausmädchen oder eine Anstandsdame, auch wenn sie selbst wenig Anstand zeigte.

Aber Nihals Erscheinung ließ zunächst wirklich stark an einen armen Bettler erinnern. Die Abenteuer mit Cerunnos, Waidur und seinem Wolf im Dorf der Ziegenhybriden als auch sein kultuereller Ausflug zu den Orks und die vielen Kletterpartien im Drachengebirge hatten seine Aufmachung stark beansprucht. Seine Kleidung war an vielen Stellen zerrissen oder zumindest ausgefranst. Außerdem konnte man teilweise noch Blutflecke erkennen, die der junge Mann trotz Wasser nicht hatte herauswaschen können. Hinzu kam Snarch auf seinem Arm, der im Augenblick ziemlich Federn ließ, weil er viel lieber fliegen würde.

"Antwortet endlich oder geht", zischte die Dame mit dem zu einem Knoten zusammengebundenem rabenschwarzen Haar. "Ich hab keine Zeit für Taugenichtse!"

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. Dezember 2006, 00:45

"Die Wachen Pelgars haben Euch diesen Rat erteilt? Nun, warum klopft Ihr dann an die Tür des Herzogs?" Noch immer reagierte die Haushälterin sehr schnippig auf Nihal. Allerdings nur, weil er sie in ihrer Putzarbeit gestört hatte. Sie zeigte auf ein kleines Holztor an der Seite. "Wenn Ihr mit dem Falknermeister sprechen wollt, so benutzt den Eingang in den Hof wie jeder andere auch, der nicht zum Herzog will. Frechheit, dass Ihr mich von meiner Arbeit ablenkt anstatt Euch anständig zu erkundigen!"

Und dann flog die Tür mit einem lauten Knall zu. Die Dame ging im Haus wohl wieder ihrer Arbeit nach, jedenfalls hörte Nihal lautes Poltern von drinnen.
Durch das Seitentor sollte er also in den Hof gehen. Dass ihm das auch niemand hätte sagen können. Marius konnte er nicht beschuldigen, der Junge wohnte hier und konnte sicherlich auch das Haus betreten, ohne Anklopfen zu müssen. Vermutlich hatte er nicht daran gedacht, dass es für Nihal nicht so einfach sein würde.

Die steinernen Kindergesichter schauten lächelnd auf Nihal und Snarch herab. Eigentlich hatte der alte Herzog sie meißeln lassen, damit jeder gute Laune bekam, der sich sein Anwesen betrachtete. Nihal aber hatte im Augenblick eher den Eindruck, dass die Kindergesichter ihn verspotteten.

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. Dezember 2006, 11:23

Ein Fenster zum Hof hin öffnete sich und die Dame, die vor Nihal die Tür hatte zufliegen lassen, schaute verbissen heraus. Sie sah aus, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen und ihre Augen waren zwei zusammengekniffene Schlitze. Sie schnaubte, um ihrer Emoörung Ausdruck zu verleihen. Dann flog das Fenster auch schon wieder zu, dass das kostbare Glas darin klirrte.

Aber die Haushälterin war nicht die einzige, die Snarchs Schrei gehört hatte. Aus einem Stall auf der einen Seite des Hofes kam ein bulliger, älterer Mann. Er wischte sich die Hände an einem Lappen ab und stopfte diesen dann in seine Lederschürze. Eigentlich sah er damit aus wie ein Schmied. Vielleicht behandelte er gerade die Hufe der Pferde. Hatte Marius nicht erzählt, seine Mutter Martha sei Stallmeisterin?

Nihal näherte sich dem stall, als der Adler in seinen Armen zu zappeln begann.
"He, Ihr da! Streichelt den Adler mal, damit er sich beruhigt", rief ihm der bullige Mann zu. "Ihr solltet auf meinen Rat hören, Junge. Ich bin Falknermeister."

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremder Mann » Samstag 23. Dezember 2006, 11:59

"Gebt das gute Tier mal her. Ich sehe mir die Verletzung an." Der Falkner ließ sich den Adler reichen und forderte Nihal mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen. Die beiden gingen in den Stall hinein. Hier standen viele Pferde in ihren Boxen, wieherten und schnauften. Aber eine Stallmeisterin sah Nihal nicht.
Dann ging es eine schmale Treppe hinauf in den "Taubenschlag". Auch wenn hier keine Tauben anzutreffen waren, so hatte man diese Räumlichkeiten perfekt für Vögel angepasst. In einigen Nischen nisteten Falken und kleine Habichte. Auf einer Stange hockte eine Eule und hatte den Kopf tief im Gefieder verborgen. Auf dem Boden war überall feiner Sand verteilt und in mehreren Ecken standen kleine Stangen. An den schrägen Dachbalken waren dicke Äste angebracht, auf denen sich die Vögel niedergelassen hatten. Es gab aber auch kleine vergitterte Boxen. In einer krächzte ein zerrupfter Turmfalke vor sich hin.

"Den haben wir gefunden, er ist auch verletzt", meinte der Falknermeister, als Nihal zu der Box hinüber sah. Dann betrachtete sich der bullige Mann den Flügel des Adlers. Er war ganz konzentriert, aber Snarch war nun ruhig und rührte sich kaum. "Er ist ganz still, als sei er die Behandlungen gewöhnt. Aber ... bei Lysanthors heiligem Schein, was ist das denn!?"

Der Falkner ließ vom Flügel ab und schloss seine Hand um den rechten Klauenfuß des Adlers. Snarch krächzte, schlug mit dem gesunden Flügel, aber wurde schnell wieder zahm wie ein Kätzchen. Nihal trat an die Seite des Falkners. Auch er wollte sehen, was dieser soeben entdeckt hatte. Am Fuß des Adlers war ein kleiner Ring festgemacht. Nihal hatte ihn die ganze Zeit über gar nicht bemerkt.

"Dieser Adler gehört zum Besitz des Herzogs Turmrick, laut den Einkerbungen im Ring. Aber das kann nicht sein! Ist das Snarch? Marius ... dann ist er also ..." Der Falknermeister ließ von Snarchs Fuß ab und war mit großen Schritten in einer Ecke des Verschlags. Den Kopf hatte er gesenkt und beide Hände zu Fäusten geballt.

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremder Mann » Samstag 23. Dezember 2006, 13:27

Der Falkner drehte sich halb zu Nihal um, als dieser ihn ansprach. Seine Fäuste ballten sich nur noch mehr und in seinem Gesicht stand tiefe Trauer. "Zu Martha wollt Ihr, Fremder? Wisst Ihr denn noch nicht ... aber wie auch? Ihr seht aus, als hättet Ihr eine lange Reise hinter Euch."

Für einen Moment schwieg der Falkner, schluckte.
Als Nihal jedoch die Hand auf seine breite Schulter legte, besann er sich wieder. Er war diesem Fremden eine Erklärung schuldig. "Martha ist ... sie starb vor zwei Tagen krank im Bett. Ein Heiler meinte, sie hätte giftige Pilze zu sich genommen." Wieder schluckte der Falknermeister. Seine Schultern bebten. "Erst Martha und jetzt auch noch Marius. Er war ein so guter Junge. Warum nur hat der neue Herzog ihn ganz allein hinaus geschickt? Ich hätte ihn begleiten sollen." Tränen standen dem Mann in den Augenwinkeln. Er starrte geradeaus auf das Dachgebälk.

Ringsum kreischten und krächzten die Raubvögel. Die Eule kuschelte sich enger ins Gefieder und Snarch hatte sich wieder normal aufgesetzt. Den geschienten Flügel hielt er ruhig, aber mit dem anderen flatterte er wild.

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremder Mann » Samstag 23. Dezember 2006, 14:04

Der Falkner zog hörbar die Nase hoch wie ein kleines Kind. Seine Augen weiteten sich und Hoffnung flammte in ihnen wie ein aufloderndes Feuer. "Ihr meint, er ... Marius ist noch immer ..." Er sprach den Satz nicht zu Ende. Stattdessen legte er Nihal einen Arm um die Schultern und zog ihn ein Stück tiefer in eine Ecke. Dort flüsterte er verschwörerisch: "Hier im Hause geht etwas vor. Ich weiß nicht, was los ist, aber ich spüre, dass es nach faulem Fisch riecht. Der neue Herzog benimmt sich seltsam. Und dass Martha an giftigen Plizen verging, will ich auch nicht recht glauben. Sie war zwar Stallmeisterin, aber hoch begabt, was Pflanzenkunde anging. Sie hätte niemals in einen gitftigen Pilz gebissen. Wenn ihr Sohn noch lebt, so erfüllt es mein Herz mit Freude, aber ich habe Sorge um ihn, wenn er zurück kehrt. Der Herzog spricht bereits von ihm, als sei er längst Fressen für die Geier."

Eines stand fest: Jemand musste herausfinden, was vor sich ging. Nihal konnte es dem Falknermeister vom Gesicht ablesen. Dieser sprach weiter. "Wenn Ihr Marius' Adler zurückgebracht habt, wird das nicht lange ein Geheimnis bleiben. Ihr solltet Euch beim Herzog melden. Vielleicht habt Ihr die Möglichkeit, im Hause ein wenig ... herumzuschnüffeln. Ich als Falkner habe keinen Grund, sein Haus zu betreten, aber wenn Ihr vorgebt, Marius' Leiche gesehen zu haben. Der Herzog wäre sicher an einer solchen Geschichte interessiert."

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremder Mann » Samstag 23. Dezember 2006, 23:02

Der Falknermeister schaute Nihal ein wenig verwirrt an. "Dame Celeste? Was wollt Ihr denn von der Gelehrten?" Doch noch verwirrter schaute er, als Nihal meinte, der Mann solle das Gesagte vergessen.

<b>Wer ist dieser Fremde? Und warum will er verbergen, dass der gute Marius noch lebt? Was hat das alles zu bedeuten? Hier stimmt eindeutig etwas nicht! Ich hoffe, er wird die Sache aufklären.</b>

Der Falkner schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. Dann schaute er kurz zu Snarch. Der Adler würde noch einen Augenblick warten können, dass er seinen gebrochenen Flügel behandelte.
"Ich gebe Euch einen Schlüssel zur Hintertür. Dann könnt Ihr das Anwesen betreten. Niemand wird Euch hinauswerfen, wenn Ihr sofort erklärt, dass Ihr wichtige Nachrichten bezüglich Marius für den Herzog habt. Aber versucht, der garstigen Grete aus dem Weg zu gehen. Sie ist die Haushälterin, eine schreckliche Person. Starrt einen die ganze Zeit an, als hätte sie einen Sack Zitronen gegessen."

Der Falkner stieg mit Nihal wieder die Stufen in den Stall hinab. Unten angekommen führte er ihn zurück über den Hof, bis zu einer kleinen Holztür. "Sie führt in die Gesindekammern. Von dort müsst Ihr die Treppe hinauf und dann seid Ihr auch Euch allein gestellt. Jemand wird Euch sicherlich zum Herzog führen, aber wie gesagt: Meidet Grete."
Der bullige Mann kramte einen kleinen Schlüssel aus seiner Lederschürze und schloss die Holztür für Nihal auf.

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremde Frau » Sonntag 24. Dezember 2006, 01:18

Nihals Blick klebte an den aufgehängten Landkarten. Sie zeigten Orte, die er nie zuvor gesehen hatte, aber erkannte er auch den Landstrich der Toten Ebene wieder. Das Orkdorf darauf fehlte, was Nihal nicht verwunderte. Sicherlich wussten nur die wenigstens davon – und er gehörte dazu. Das machte ihn irgendwie stolz.
Noch während er weiter schritt, konnte er seine Augen nicht von den Zeichnungen von Wäldern, Bergen und Flüssen nehmen. So geschah, was geschehen musste. Nihal traf auf Widerstand, prallte ein Stück zurück und wurde so in die Realität zurückgeholt.

"Hoppla!", erklang eine weiche, weibliche Stimme. "Tut mir leid, ist Euch etwas passiert?" Nihal schaute in das Gesicht einer Frau mittleren Alters. Sie trug eine Brille mit runden Gläsern und hatte ihr nussbraunes Haar hochgesteckt. Ihre Kleidung war einfach gehalten, drückte aber in gewisser Weise Eleganz aus. War sie auch eine Haushälterin? Jedenfalls hatte sie einen ganzen Stapel Bücher getragen, der sich mit einem Poltern auf dem Boden verteilt hatte und nun dort verstreut lag. Rasch begann die Frau, die Bücher aufzusammeln. Während sie das tat, sprach sie zu Nihal.

"Ich sehe Euch zum ersten Mal hier im Haus. Seid Ihr der neue Falknerlehrling oder ein Gast des Herzogs?" Sie rückte ihre Brille zurecht. Eine schöne Frau war sie nicht, jedoch strahlte sie ein gewisses Maß an Charisma und Liebreiz aus.

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. Dezember 2006, 15:55

"Es geht schon, Danke", antwortete die Frau. Sie nahm aber gern Nihals helfende Hand entgegen und erhob sich wieder. Die Bücher begann sie nacheinander zu stapeln. "Wenn Ihr ein Bote seid, wollt Ihr sicherlich zu Herzog Turmrick. Lassen wir die Bücher für einen Moment außer Acht. Ich führe Euch, folgt mir."

Die freundliche Dame ging eilig voraus, aber nicht so schnell, dass Nihal ihr nicht hätte folgen können. Sie spazierten einen langen mit Teppich ausgelegten Korridor entlang. An den Wänden hingen ausgestopfte Tiere und Geweihe, Trophäen erfolgreicher Jagden. Auf Kommoden und kleinen Tischen standen kostbar und teuer aussehende Vasen und SKulpturen. Ob der alte oder der neue Herzog sie hatte aufstellen lassen, konnte Nihal nicht sagen. Aber die Turmricks genossen wohl ein äußerst hohes Maß an Kunstgeschmack.

Die Frau brachte Nihal schließlich bis vor eine schwere Tür aus dunklen Kirschholz. "Das ist der Kaminraum unseres Herzogs. Um diese Zeit pflegt er dort immer einen Branntwein einzunehmen." Sie klopfte an die Tür. Eine sehr tiefe Bass-Stimme bat sie herein und die Haushälterin schob die Tür auf.

Nihal und sie betraten einen hohen mit Holz vertäfelten Raum. Dicke Samtvorhänge hingen vor den Fenstern und es roch nach Tabak. An einer Wand stand ein breiter Schreibtisch, an einer anderen war ein großer ausgestopfter Bär zu sehen. Er stand aufrecht, die Pranken zum Angriff erhoben. Über ihm hing ein gusseisener Kronleuchter, aber der Kamin an der gegenüberliegenden Wand spendete mehr Licht. Davor standen zwei große Ohrensessel. Ein Jagdhund lag vor dem Feuer. Er hob neugierig den Kopf.

"Mein Herr, ein Bote wünscht um Audienz", begann die Frau an Nihals Seite zu sprechen. Von einem der Ohrensessel antwortete die tiefe Stimme. "Ich gewähre ihm die Audienz." Dann erhob sich eine Gestalt, stellte ein Glas auf den Kaminsims und drehte sich um. Herzog Turmrick schaute Nihal aus dunkeln Augen an.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... rmrick.jpg">

Er hatte rein äußerlich wenig Ähnlichkeit mit Marius. Was den Charakter betraf, würde sich Nihal jetzt noch kein Bild machen können. Aber vielleicht nach dem Gespräch.

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 27. Dezember 2006, 01:58

Die Dame, die Nihal hergeführt hatte, verneigte sich und schloss die Tür. Das Zimmer verließ sie jedoch nicht. Allerdings machte sie auch keinerlei Anstalten, hier aufzuräumen oder sonst für Ordnung zu sorgen. War sie am Ende gar keine Haushälterin, wie Nihal zunächst vermutet hatte? Doch der Wüstensohn lenkte seine Aufmerksamkeit auf ein neues Ziel. Der Fokus war Herzog Turmrick, genauer: seine Augen. So dunkel und leer sie auch waren, der Blick blieb streng.

Als Nihal seinen Bericht vortrug und schließlich die Greifenfeder zeigte, erkannte er ein kurzes Blitzen in diesen harten Augen. Der Herzog ließ sich jedoch sonst nichts anmerken. Mit ruhiger Stimme sagte er: "Mir liegt viel an allen meinen Vögeln. Ihre Ausbildung kostet mich ein Vermögen, ebenso wie ihre Ausbilder. Ihr nanntet mir Eure Geschichte, doch Euren Namen habe ich noch nicht erfahren dürfen. Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin Herzog Ramon Turmrick. Und Ihr seid ein namenloser Heiler. Ich danke Euch, dass Ihr mir meinen Adler zurück brachtet. Ihr sollt dafür entlohnt werden. Doch zeigt einmal diese Feder. Von welchem Tier könnte sie stammen?"

Der Herzog fragte nicht einmal nach dem Verbleib von Marius, erwähnte ihn mit keiner Silbe. Das kam Nihal doch schon sehr merkwürdig vor, da er betont hatte, wie teuer auch die Falkner waren.

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 27. Dezember 2006, 11:52

Der Herzog nahm die Greifenfeder entgegen, drehte sie in der Hand und ließ nicht mehr die Augen von ihr.
"So ist das also", murmelte er vor sich hin und "Damit wäre die Sache erledigt."

Er kehrte zum Kamin zurück, wo noch immer sein Glas Branntwein stand. Er beugte sich zu einem Schränkchen hinab und holte ein weiteres Glas hervor. In beide schenkte er ein und mit beiden kehrte er auch zu Nihal zurück. Dem Wüstensohn reichte er das zweite Branntweinglas, doch beließ es nicht dabei. Er ging zu der Frau und übergab ihr die Greifenfeder.

"Meine Dame Celeste, würdet Ihr diese Feder genauer untersuchen? Ich möchte wissen, von welchem gefiederten Geschöpf sie stammt. Ihr kennt Euch darin sicher aus. Also, hurtig in die Bibliothek mit Euch."

Die Gelehrte verneigte sich, nahm die Feder entgegen und eilte raschen Schrittes aus dem Raum. Es war also wirklich keine Haushälterin, so wie die kratzige Empfangsdame Grete, auf die Nihal schon getroffen war. Es war die Gelehrte des Hauses. In die Bibliothek hatte der Herzog sie geschickt. Doch bevor Nihal ihr hinterher konnte, riss ihn ein leises PLING aus den Gedanken. Herzog Turmrick hatte mit ihm angestoßen.

"Trinken wir auf Euren Mut und Euren selbstlosen Einsatz, meinen Adler sicher heimzubringen. Vielleicht wollt Ihr eine Weile Gast in meinem Hause sein, Herr Heiler. Ich will Euch wenigstens die Möglichkeit geben, Euch zu waschen, auszuruhen und neu einzukleiden. Eure Tracht wirkt zerschlissen und erscheint mir nicht gerade nach der aktuellen Mode. Ich lade Euch zum Abendessen ein, schlagt einem Mann das nicht aus, der seine Jagdvögel über alle Maße schätzt."

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Re: Das Haus des Turmrick

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 28. Dezember 2006, 12:52

Der Herzog nickte. Er war auch nichts Anderes gewöhnt. Niemand schlug eine Einladung von ihm aus. Er trank seinen Branntwein in einem Zug aus und kehrte zum Kamin zurück. Dort stellte er Glas und Weinflasche auf den Kaminsims.

"Ich lasse Euch ein Zimmer zuteilen, in dem Ihr Euch bis zum Mahl ausruhen könnt. Natürlich ist es Euch gestattet, meine Räumlichkeiten zu erkunden. Ich habe viele kostbare Stücke, die sich meine Besucher immer wieder gerne ansehen. Seid mein Gast, werter Mann."

Das traf sich gut, da Nihal eben fragte, ob er die Bibliothek in Augenschein nehmen durfte. "Nur zu", antwortete Herzog Turmrick. "Wenn Ihr den Korridor verlasst, haltet Euch links. Die dritte Tür ist es. Aber verhaltet Euch leise in diesem Raum. Ich lasse pelgarische Gelehrte in meiner Sammlung gelegentlich stöbern und möchte nicht, dass sie sich gestört fühlen."

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