Hilfe in Sicht

Handwerker, einfache Bürger und der Adel wohnen in kleinen Bezirken und doch teilweise Tür an Tür. Von der windschiefen Hütte bis hin zum schön verzierten Fachwerkhaus oder kleinem Anwesen mit Wasserspeiern aus Marmor ist hier alles zu finden.
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Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Dienstag 21. September 2010, 00:47

[sithis kommt aus: Das östliche Drachengebirge ‹ Die Hauptstadt Pelgar ‹ Der Sitz des hohen Rates < Vor dem Ratsgebäude]

Einladung einer Kräuterfrau


Sithis hatte nicht damit gerechnet, dass Hilfe so nah war. Hilfe in dem Sinne, dass seinem besten Freund geholfen werden konnte und er nicht dazu gezwungen war, diesen von seinem Leiden zu erlösen. Er hatte so an sich keine Probleme mit dem Töten, aber bisher sahen die Situationen es auch nur vor, dass er feinde tötete oder beute erlegte, noch nie musste er einen aus seinem Volk oder Clan töten, geschweige denn einen aus seinem persönlichen Umfeld.
Vielleicht hätte er Kharim erlöst, vielleicht aber auch nicht, auf jeden Fall hätte er bis zum Äußersten gewartet, das schuldete er seinem Freund. Denn dieser hatte bisher auch niemanden so einfach aufgegeben, auch wenn es schlecht aussah.
Kharim war in Sithis Alter und obwohl er noch so jung war, besaß er erstaunliche Fähigkeiten und Kenntnisse in der Heilkunde. So gesehen war er einer der Gelehrten seines Clans und auch wenn Kharim das für sich behielt, so konnte Sithis sichern sein, dass sein Freund Unmengen an Bücher besaß. Aber sie beide wussten, was Bücher für einen Stellenwert in ihrem Volk hatten, so hatte Sithis bisher immer geschwiegen, so viel war er seinem Freund schuldig.
Die kleine, alte Frau stand nun fast vor ihm und blickte mitten auf seinen Bauch, die Augen hatte sie zusammen gekniffen, wahrscheinlich, damit sie mehr erkennen konnte.

„Ihr habt aber ein komisches Gesicht …“, die Stimme der Alten klang rasselnd, während sie zu Sithis Bauch sprach. „Nun ja, man soll niemanden nach seinem Äußeren beurteilen, … ja ja Emernelda,… nun denn, kommt … nehmt euren Freund mit und folgt mir, allzu weit ist es nicht.“ Anscheinend, hatte die Frau zu sich selber gesprochen.
Die Frau hatte bereits schlohweißes Haar, zumindest daran konnte Sithis festmachen, dass sie doch schon älter war … Des Weiteren trug sie einfache, aber praktische Kleidung, ein wollenes Unterkleid, darüber ein dunkelgrünes Überkleid, eine wollweiße Linnenschürze du Haube auf ihre Haar und am linken Arm einen Weidenkorb, aus dem, so wie Sithis vermutete, Kräuter heraus lugten.
Nun brauchte er nur noch mit Kharim untern Arm dieser kleinen Frau folgen. Emernelda, wie sie sich indirekt vorgestellt hatte, ging langsam und gebeugt, ihr schienen die Auswirkungen des Alters trotz allem nichts auszumachen, aber Sithis kam der Weg unendlich lange vor.
Die dem Wetter ausgesetzten Wände der teils doch schäbigen Häuser, flossen in Minuten an ihm vorbei, so unendlich schwer fielen ihm die langsamen Schritte, aber Kharim musste am Leben bleiben. Seinem Freund ging es zum Glück nicht schlechter, er hatte sich wohl in eine Art Trance begeben, um seine Körperfunktionen gering zu halten. Kharim hatte Sithis schon oft davon erzählt und er selber hatte es auch mal versucht, war aber bei weitem nicht so erfolgreich, wie sein bester Freund. Noch etwas, was er von Kharim lernen könnte.
Sithis kam es unendlich lange vor, aber im Endeffekt brauchte die kleine, ungewöhnliche Truppe nicht lange, bis sie bei ihrem Ziel ankamen. Um genau zu sein, bogen sie nur um ein paar Ecken, es war theoretisch nicht mehr weit bis zur Stadtmauer.
Das kleine, urige Haus der alten Frau stach zwischen den anderen Häusern hervor. Es war umgeben von einem Garten, der sich im Grunde selbst überlassen wurde, obwohl Sithis wohl etwas anderes unter Wildwuchs verstehen würde. Daus haus an sich wirkte gemütlich, wenn man denn darauf wert legte und eine dünne Rauchschwade stieg aus dem Dach empor.
Emernelda führte die beiden Echsen durch ein kleines, hölzernes Gatter, auf einen rot gepflasterten Weg. Dieser führte zu einer alten, gebeizten Holtür, die sich knarrend nach innen öffnen ließ.
Direkt hinter der Tür gab es einen großen, ersichtlichen Raum, der eine kleine Schlafstatt, eine Koch- und Feuerstelle und jede Menge Wandregale enthielt. Die Schlafstatt war gemacht und die Kohlen glühten noch in der Feuerstelle.

„Wartet hier einen kleinen Moment.“ Die Alte verschwand in der Dämmrigkeit ihres Hauses und eine kurze zeit später loderte erneut das Feuer in diesem Raum und gab eine wohlige Wärme ab, eine wahre Wohltat zum feuchtkalten Wetter draußen.
„Kommt herein, kommt herein, junger Mann.“
Auffordernd zog sie an Sithis rechten Arm, dann trat sie hinter ihn und schloss mit einem Ächzen die Tür.

„Führt euren Freund zur Schlafstatt, ich setze derweil Wasser zum Auswaschen der Wunden auf.“ Gesagt, getan, sie ließ Sithis und Kharim derweil unbeobachtet vor der Tür stehen und plagte sich damit ab, den gusseisernen Kessel übers Feuer zu bekommen.
Wenn Sithis sie beobachtete, konnte er mitbekommen, dass sie obgleich ihrer Blindheit, sich ziemlich sicher und behände bewegte. Ihre Handgriffe waren geübt und zeugten von großer Routine.
Mit ein paar kräftigen Rucken, zog sie einen Tritt durch den Raum, auf den sie immer mal wieder stieg und etwas mit einer Sichel abschnitt. Bei genauerem Betrachten waren dies kleine Bündel von Stängeln, Blüten, Blättern und Wurzeln. Diese legte sie auf einen kleinen Tisch, wovon sie kleinere Portio9nen abteilte, diese in einen Mörser gab und mit einem Stößel bearbeitete.
Im Grunde sah es hier nicht viel anders aus, wie bei Kharim oder den anderen Heilern und Schamanen, im Dorf, der einzige Unterschied, war hier wohl das Haus und dort meistens ein Zelt oder eine kärgliche Hütte.
Die Minuten verstrichen und wie das Wasser endlich kochte, schöpfte sie einiges davon ab und kam mit der Schüssel und Leinenstücken zu Sithis und seinem Freund.

„Nun, mein Junge, … musst du für mich platz machen … aber es schadet nicht, wenn du zusiehst …“, damit machte sie sich an die Arbeit. Zuerst untersuchte sie Kharim vorsichtig und eingehend, dabei murmelte sie Wörter vor sich hin, die in Sithis Ohren nicht unbedingt Sinn ergaben. Dann wusch sie sorgfältig seine Wunden aus, dass verursachte dann leider doch Schmerzen, die Kharim Laute des Schmerzes entlockten. Aber das kannte Sithis ja von ich selber.
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Dienstag 21. September 2010, 17:29

Niemals hätte der junge Echsenmann diesen Schritt unternommen: seinen besten Freund zu töten. Zwar hätten alle anderen es von ihm verlangt, aber es war ja keiner von ihnen anwesend.

Er folgte der Frau, Kharim wieder huckepack, doch irgendwie kam sie ihm seltsam vor. Schließlich hatte sie so komische Sätze von sich gegeben, die schon seltsam anmuteten. Ich werde diese Menschen nie verstehen… Er hatte schon immer damit ein Problem, auch weil er sich einfach nicht in einen solchen Menschen hineinversetzen konnte.

Zwar wurden er und andere seines Volkes auch mal frech „Echsenmenschen“ genannt, aber das „Mensch“ war auch schon alles, was die beiden Völker gemeinsam hatten. Sithis wusste selbst nicht genau warum, aber er verspürte auf die Menschen einen riesigen Hass,manchmal stärker, manchmal schwächer. Vielleicht lag das genetisch begründet, zumindest hatte er hin und wieder darüber nachgedacht. Aber vielleicht gab es vor seiner Zeit ein Ereignis, dass sich die Beziehungen der beiden Völker zueinander dermaßen verschlechterten, sodass es nun eine offene Feindschaft war.

Die Frau führte ihn in eine eher schäbige Gegend. Und schon bekomme ich richtig Heimweh… Er seufzte leise. Hier sah es wirklich beinahe so aus wie Zuhause. Fehlten nur noch Matsch, Morast und Schwefelgruben und schon würde man denken im Mashmoor zu stehen. Heimat, süße Heimat… doch für melancholische Gedanken war hier kein Platz. Erst einmal mussten sie wieder genesen und dann konnte wieder über dieses und jenes nachgedacht werden. Doch ein Gedanke ließ sich nicht gänzlich ausblenden: Ist daheim alles in Ordnung?

Er versuchte so ruhig wie möglich zu gehen, da jede Erschütterung Kharim nicht sehr gut tun würde. Dieser war nun in einen tranceartigen Schlaf gefallen. Um seinen Körper zu schonen. Er selbst hatte es auch mal probiert, doch das wollte ihm wegen seiner angeborenen Ungeduld nicht so recht gelingen. Er muss mir wirklich mal beibringen, wie man so was macht. Ist sehr nützlich.

Schließlich kamen sie an einem Haus an, das merklich aus der Umgebung heraus stach. Vor dem Haus war ein total verwilderter Garten erkennbar. Zwar war Sithis etwas anderes gewohnt, man denke an den Sumpf, wo alles kreuz und quer wucherte, doch dieses Stückchen Natur war zumindest etwas, das vertraut aussah.
Schließlich standen sie vor dem Haus, die alte Frau sagte, er solle hier einen kleinen Moment warten. Sithis gehorchte. Aber nur ausnahmsweise. Immer wieder sah er sich um. Jetzt in einen Kampf verwickelt zu werden…das war nicht sehr günstig.

„Kommt herein, kommt herein, junger Mann“, sagte die Frau freundlich und zog an Sithis’ muskulösen Arm. „Sachte, sachte, sonst fällt er mir noch von den Schultern“, sagte die Echse, zu seinem eigenen Erstaunen relativ ruhig.
„Führt euren Freund zur Schlafstatt, ich setze derweil Wasser zum Auswaschen der Wunden auf“, erklärte die Frau. Sithis antwortete nicht, tat aber wie ihm geheißen wurde und platzierte Kharim auf einem Bett, das in der Nähe stand. Das sah etwas komisch aus, denn das Bett war viel zu kurz für die Echse. Und der Bettrahmen knirschte auch schon verräterisch. Das Kharim kein Leichtgewicht war, wusste Sithis allzu gut mittlerweile. Allzu oft hatte er ihn schon auf dem Rücken aus der Gefahrenzone bringen müssen.

Hoffentlich schafft er es. Dachte er, als die Frau auch schon damit begann, die Wunden auszuwaschen. Dabei sagte sie Worte, die Sithis überhaupt nicht identifizieren konnte und für ihn keinerlei Sinn ergaben. Kharim gab schmerzhafte Laute von sich. Verkehrt war es nicht, denn diese Brandwunde an seinem Rücken musste bestialisch schmerzen. Sithis selbst sah sich die Prozedur nicht die ganze Zeit an. Immer wieder ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen.

Auch wenn er Schmerzen gewohnt war, war es immer ein komisches Gefühl für ihn. Wenn er Freunde und vertraute Personen Schmerzen empfinden sah, dann kam der ganze Schmerz, den er selbst erlitten hatte, wieder ans Tageslicht. Er wäre froh darüber, wenn es nur der körperliche Schmerz gewesen wäre, doch auch der seelische Schmerz bahnte sich dann seinen Weg nach oben. Und der seelische Schmerz war meist noch schlimmer als alles, was er körperlich erdulden musste: der Tod seiner Mutter, die Verstümmelung durch den Nebeljäger und noch einiger anderer Dinge.
Von diesen Ereignissen hatte er sich nie vollständig erholen können, war noch immer traumatisiert. Aber vielleicht könnte man ihn eines Tages davon heilen, damit er ein normales Leben führen konnte. So viel hatte selbst er verdient.

Ab und an spähte er nach draußen, nur um sicherzugehen, dass sich niemand näherte. Kharim war zwar kampfunfähig, doch in Sithis selbst steckte noch genügend Kraft, um noch jemandem den Bauch aufzuschlitzen oder das Genick zu brechen.

Kampflos würde und wollte er nicht kapitulieren. Keine Kapitulation, keine Unterwerfung! Niemals! So viel Ehrgefühl hatte er noch. Niemals würde er sich solchen stinkenden Menschen unterordnen.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Erzähler » Montag 4. Oktober 2010, 00:30

Sithis konnte seinem Freund ab jetzt nicht mehr helfen, außer, dass er seinem Freund gut zu sprach und um sein leben betete. Er hatte nie sonderlich viel vom Beten gehalten, aber vielleicht wäre das jetzt eine gute Alternative, es in Erfahrung zu bringen, ob das wirklich etwas half. Zumindest die heiler und Schamanen in seinem Stamm schworen darauf, dass es etwas brachte und wenn man die Geister der Natur nur gnädig stimmte, dass sie einem Wohl gesonnen waren.
Hier und jetzt allerdings musste sich auf eine alte Menschenfrau verlassen, die ihrem Handwerk aber mit großer Sorgfalt und geübten Handgriffen jahrelanger Erfahrung zeugten. Sithis hatte schon einige male seinem Freund beim Heilen zugesehen, war es auf natürlichem oder „unnatürlichem“ Wege, denn manches Mal war es für den herkömmlichen Weg zu spät.
Es sollte natürlich nicht für seinen Freund zu spät sein, daran wollte und konnte er einfach nicht denken. Denken, … was für ein folgenschweres Wort in der letzten zeit. Er war ein Krieger und kein Denker und doch hatte er in den letzten Wechseln von Sonne und Mond zu oft und zu lange gedacht. War das vielleicht unvermeidbar?
Noch mehr Frage tauchte auf und stürzten seine Gedanken in immer wirrer werdende Wirbel. Entweder er tat jetzt etwas Körperliches, mit dem er seinen Geist ausschalten konnte oder aber er lenkte seine Gedanken auf etwas, bei dem gezieltes Nachdenken gefragt war, wie zum Beispiel die weitere Vorgehensweise.
Auch wenn es Komplikationen gab, so war er seinem Ziel und damit seinem Auftrag ein ganzes Stück näher gekommen. Er hatte es in die Stadt geschafft, sogar bis vor das Ratsgebäude … wie sollte es nun weiter gehen? Klamm heimlich und leise oder mit lautem Gebrüll und Geschepper? Welchen Weg würde er wählen? Mit oder ohne seinen Freund?
… und wenn er im Gebäude wäre, was dann? Wie sollte er seinem Ziel nahe genug kommen?
Wieder einmal … Fragen über Fragen!
Zumindest für diesen Moment kam Sithis nicht weiter dazu, zu grübeln. Die alte Frau hatte ihn mit einem Stock angestoßen.

„He junger Mann, … dein Freund ist versorgt … nur keine Sorge, er wird es schaffen … uff…“, mit leicht Schmerz verzerrtem Gesicht plagte sich die Frau auf die Beine und hielt sich ihr Kreuz.
„Hach ja, man wird halt nicht mehr jünger … ja ja … früher war alles besser …“, ihr zeitgleiches Kichern strafte ihrem Gesagtem irgendwie Lügen.
„Das sagen alle, die nicht gelebt haben … hach ja Emernelde, du kannst dich nicht beklagen.“
Mit einem lächelnden Gesicht und doch einer eigenartigen Wehmut in ihren verschleierten Augen, begann die betagte Dame, die Sachen wieder wegzuräumen.
„Er hat einen starken Willen, ist noch jung und vo9ller Lebenskraft … ich denke, er wird nichts zurück behalten, bis auf den Knick in seinem Stolz … ja ja, dass ist der Fehler von euch Kriegern, ihr denkt zu wenig.“

Oh, wenn sie wüsste, wie viel Sithis schon in den letzten tagen gedachte hatte.
Die beiden Echsen hatten wirklich Glück gehabt, dass diese alte Frau zur rechten zeit am rechten Ort war … und, vor allem, dass sie nur wenig sah … oder nur so tat. Aber zumindest das war Sithis egal. Es war eine glückliche Fügung de Schicksals, die wieder an den Grundfesten seiner Werte und Normen, ja seines Ganzen Weltbildes rüttelte.
Echsen hatten nur ein Bild von Menschen … laut, kriegerisch, unbarmherzig, raffgierig und böse. Hier in dieser Stadt musste Sithis, sehr zu seinem Leidwesen erfahren, dass weder die Welt, noch die Menschen in schwarz und weiß zu unterteilen waren. Um wie vieles einfacher würde das sein Leben machen … nun musste er sich auch noch mit vielen Grauschattierungen auseinandersetzen, denen er nie Beachtung geschenkt hatte. Bisher war sein Leben nach diesen Bahnen verlaufen, aber nun war es vollkommen auf den Kopf gestellt.
… und wieder dachte er nach.
Er hatte nicht mal mitbekommen, wie schnell die Zeit verflogen war. Die alte Frau war fertig und widmete sich nun irgendwelchen Hausarbeiten, von denen Sithis so oder so keine Ahnung hatte. Kharim war wieder ruhig, wahrscheinlich schleif er, jedenfalls war sein Gesichtausdruck „friedlich“ und er lag dort, gut eingepackt in Felle.
Nun musste er sich entscheiden … wie sollte sein Weg werden? Würde er den auferlegten Weg gehen oder würde er sich über die Väter seiner Väter empor heben und Wege gehen, die keine Echse je beschritten hatte?
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Montag 4. Oktober 2010, 20:30

Beten…Was war das schon? Ein Krieger wie er brauchte so etwas nicht. Von so etwas hatte er soviel Ahnung wie ein Stein vom Schwimmen. Glaube…Götter…alles reine Verschwendung! So etwas existierte im Sumpf nicht. Dort gab es keine übernatürlichen Wesen, die anderen ihren Willen aufdrückten. Weil es so gut wie niemand brauchte. Schamanen, Seher und Heiler in seinem Heimatdorf, die glaubten zumindest noch an helfende Geister, aber der Rest?
Sithis flogen Millionen von verschiedenen Gedanken im Kopf herum. Diese ganze „Ich-schließ-mich-der-Armee-an-Geschichte“ fing an ihn zu verunsichern. Vielleicht war diese Allianz mit den Dunkelelfen ein Fehler. Und vielleicht sind daheim schon alle tot… Aber sicher konnte er sich dabei nicht sein.
Auf jeden Fall glaubte die Echse nicht im Ansatz daran, dass die Dunkelelfen sie nach getaner Arbeit wieder ziehen ließen. Entweder würden sie sie versklaven oder allesamt töten lassen. Wohl eher letzteres, denn sie würden sich niemals freiwillig unterwerfen lassen, schon gar nicht den Dunkelelfen. Deshalb musste er überleben, damit er seinen Stammesangehörigen alles erklären konnte, um auf einen etwagigen Verrat vorbereitet zu sein.

Immer wieder glitt sein Blick zu Kharim, der nun entspannt schlafend da lag. Armer Kerl. Und die Frau schien schon wieder Selbstgespräche zu führen. Die ist mir etwas unheimlich… Dachte er.
Und immer wieder fiel sein Gedanke auf seinen Auftrag. In der Stadt waren sie schon mal. Aber wie sollte es weitergehen? Sithis war noch nie ein Planer gewesen, deshalb geriet er etwas unter Druck. Denk nach Sithis, denk nach. Was würde Sakeepa jetzt tun? Den hatte er total vergessen. Sein Nebenbuhler!
Er würde ihm sofort einen Plan präsentieren. Im Planen war der wirklich gut. Er dachte weiter nach: Frontalangriff? Nein, zu riskant…könnte wie jetzt eben ausgehen. Rein schleichen? Müssen wir wohl oder übel. Da drin sind vielleicht noch mehr Wachen, aber die schaffen wir schon… Wir? Nun bis Kharim wieder auf den Beinen war, konnte es vielleicht noch ein Weilchen dauern. Aber Sithis hatte nicht einmal in Erwägung gezogen seinen Freund zurückzulassen. Entweder sie beide oder gar keiner!

„He junger Mann, … dein Freund ist versorgt … nur keine Sorge, er wird es schaffen … uff…“, sprach die blinde Frau. Zumindest war das ein kleiner Lichtblick. „Hm? Gut! Dann kannst du ja direkt bei meinen Verletzungen weitermachen“, schlug die Echse vor. Doch sie sprach weiter: „Er hat einen starken Willen, ist noch jung und voller Lebenskraft … ich denke, er wird nichts zurück behalten, bis auf den Knick in seinem Stolz … ja ja, dass ist der Fehler von euch Kriegern, ihr denkt zu wenig.“ Zu wenig denken? Wenn du wüsstest, alte Frau…hehe. Außerdem ist Kharim kein Krieger, sondern ein Schamane. Also etwas mehr Respekt bitte!
Er mochte es nicht, wenn man seinesgleichen immer gleich Krieger nannte. Ja, die meisten waren schon Krieger, doch eine reine Kriegernation konnte nicht lange überleben. Die allermeisten übten nebenher noch unterschiedliche Berufe aus. So wie er. Auch er ging ab und zu dem Beruf des Jägers nach.
Das Jagen bereitete ihm Freude, besonders wenn es sich dabei um Krokodile handelte, die er jagte. In ihnen sah er einen würdigen Gegner. Nur sehr wenige jagten diese großen Reptilien, da sie sehr schwer zu töten waren und gefährliche Wunden reißen konnten. Doch Sithis war einer dieser wenigen, die es beherrschten. Er wusste, wie man zuschlagen musste. Auch wenn er zu seinem Leidwesen seine „Frontal Hack und Schlitz-Taktik“ nicht verwenden konnte.

Auch kam er dieses eine Mal sogar zu der Ansicht, dass Menschen nicht unbedingt böse waren. Es gab auch unter ihnen freundliche und aufgeschlossene Personen. Aber vielleicht hatten die bösen Menschen einfach nur Angst vor den Echsen und bekämpften sie deshalb. Und vielleicht war es andersherum, also aus der Sicht der Echsen genau so. Sie denken voneinander vielleicht, jeder wolle dem anderen sein Gesetz und Glaube aufdrücken. So schlecht ist sie nicht. Sie hat kein böses Herz, denn ich spüre keinerlei dunkle Aura um sie herum. Manchmal waren solche Fähigkeiten ganz hilfreich.
Bei ihr spürte er keine Bosheit, ganz anders wie bei den Dunkelelfen…sie schienen daraus förmlich zu bestehen. Deshalb konnte er ihnen auch nicht vertrauen.

Zwar hatte er Zeit seines Lebens genau so wie alle anderen Echsen gedacht. Nämlich, dass alle Menschen Feinde waren, doch nun bekam er die Chance, sein Schicksal zu ändern. Beide Völker wären aber immer noch verfeindet, auch wenn nur die Aufstachelung der Dunkelelfen dazu beigetragen hatte, dass sie letztendlich in den Krieg zogen. Vorher hätte er so etwas nie in Erwägung gezogen.

„Hab Dank, dass du ihn gerettet hast. Die Geister haben noch nicht beschlossen, dass er in ihr Reich eingeht.“ Oh Mann! Wie das klingt! Als ob ich auch einer von ihnen wäre. …. Götter…vielleicht ist es an der Zeit, dass unser Volk eine grundlegende Wandlung durchlebt. Der letzte Gedanke wäre am schwierigsten zum Umsetzen, da viele vielleicht keinen Wert auf Änderung oder Wandel hatten. Aber er musste es versuchen. Aber es würden sich bestimmt alle wundern, warum ausgerechnet er auf so etwas kam.

„Könnt ihr Euch nun auch um meine Verletzungen kümmern? Diese Wunden brennen höllisch und stören meine Konzentration“, versuchte Sithis nun die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, da die Frau nun irgendwelche Hausarbeiten tätigte. Dafür schenke ich dir auch dein Leben. Mögen dich die Geister schützen und begleiten…
Er spürte einen unbändigen Seelenfrieden in sich aufsteigen, nachdem er das gedacht hatte. Die ganze Aggression verschwand langsam. Er konnte seine dunkle Seite nur noch schwach in der Ferne hören, wie sie ihn immer wieder dazu anstacheln wollte, die Frau zu töten, doch er ging nicht darauf ein. Nicht mehr.
Aber er würde nun trotzdem jeden töten, der sich ihm bewusst oder absichtlich in den Weg stellt. Er musste diese Mission zu Ende bringen.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Sonntag 24. Oktober 2010, 19:27

Sithis grübelte weiter nach, zwischen der Sorge um seinen besten Freund und seinen Gedanken darüber, wie es für ihn weiter gehen sollte. Zumindest für heute drehten sich seine Gedanken schon fast im Kreis. Wieder einmal teilte er sich selber in pro und contra, seine zweifelnde Seite befürchtete sogar, dass in seinem Heimatdorf niemand das Ganze überlebt hatte und sie ein verlorenes Völkchen wären. Bevor er jedoch mit dem Schlimmsten wirklich rechnete, schüttelte er diese Gedanken von sich ab und versuchte sich um das Hier und Jetzt Gedanken zu machen.
Im Endeffekt war er sich zumindest darüber im Klaren, dass er Kharim mitnehmen würde. Nach der lichtmagischen Heilung der Kräuterfrau, konnte es sogar sehr gut möglich sein, dass Kharim morgen wieder fit wäre. Dieser schlief zum Glück. Wenn er sich selber jetzt noch Ruhe gönnte, dann könnte er in der nächsten Nacht seinem Auftrag nachgehen. Für heute Nacht wäre es wahrscheinlich zu riskant, den Regierungssitz zu stürmen, bzw. dort seinem Auftrag nachgehen. Warum ging er eigentlich überhaupt noch diesem Auftrag nach? Sithis hatte doch eigentlich gar nicht mehr vor, für die Dunklen zu arbeiten, er hatte schon Rachepläne geschmiedet, Gedanken dazu gesammelt, wie er deren Arbeit manip0ulieren konnte und diese seltsame Menschenfrau samt ihren Begleitern hatte ihn auch mehr oder weniger dazu gebracht, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Warum bei allen Höllentoren, wollte er den Auftrag dennoch ausführen? …. Machte das Sinn? Wieder war Sithis verwirrt.
Zwischendurch wurde Sithis von dem seltsamen Gebrabbel der alten Frau aus seinen trüben Gedanken gerissen und trotzdem schien sie fast die ganze Zeit über klaren Geistes zu sein.
Nun war die Zeit für seine eigene Heilung gekommen, das würde ihn weiter ablenken so langsam meldetet sich auch sein Magen wieder. Es war doch etwas her, dass er gegessen hatte.

„Oh, du bist auch verletzte … ja, warum sagst du denn nichts, Junge“ Die alte Frau stand auf und machte sich daran, das Feuer zu schüren. Danach zog sie einen weiteren Hocker zum Tisch.
„Hier, komm zu mir und setz dich …“, sie deutete auf den zweiten Hocker, der Sithis gerade Mal bis knapp unters Knie ging … wie gemütlich, aber die Frau war nicht sonderlich groß.
Sithis tat wie ihm geheißen.
„Dann lass mich mal sehen.“ Vorsichtig, fast schon zärtlich nahm sie seinen Arm in ihre kleinen Hände – was für ungewohnte Berührungen - und führte diesen dicht an ihre Augen heran. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch etwas sah.

„Hm, hier spüre ich nur oberflächliche Schnitte, die schnell versorgt sind … wo tut es denn noch weh? … möchtest du ein Schmerzmittel? Du zitterst ja.“
In der Tat zitterte Sithis, am ganzen Körper, aber weniger aus Angst oder Kälte. Viel mehr aufgrund der abfallenden Anstrengung und Aufregung, die die ganze Zeit seinen Körper in Alarmbereitschaft versetzt hatten. Er kannte diesen Zustand bestens von früher, wenn er mit einigen anderen Jägern zur großen Jagd aufbrach und fast einem Zehntag der ständigen Aufmerksamkeit und Gefahr ausgesetzt gewesen war.
Die Kräuterfrau hatte die Schnittwunden am seinem Arm bereits gesäubert und desinfizierte diese nun, was ziemlich brannte. Jetzt erst merkte er, wie viele Schnittwunden und Kratzer er sich zu gezogen hatte. Danach pinselte sie die offenen Stellen mit einer gut riechenden Paste ein, die einen grün gelblichen Stich hatte. Sofort fühlte Sithis sich in die zelte der heiler und Schamanen versetzt - wie der eine Gemeinsamkeit.
Einen größeren Schnitt am Ar, verband sie zusätzlich.

„Lass die Salbe einwirken und den Verband nimmst du erst morgen ab … nun, wo tut es dir noch weh?“
Prüfend sah sie ihn an, wie viele sie doch noch sehen konnte, vermochte Sithis nicht zu sagen.

„Ich habe noch ein paar dicke Felle, … wenn du willst, kannst du dich in die Nähe deines Freundes legen, dort ist platz …oder aber hier an die Feuerstelle.“
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Sonntag 24. Oktober 2010, 20:37

Im Moment war er sich nicht mehr ganz sicher, ob er den Auftrag doch ausführen sollte. Eigentlich gab es keinen Grund mehr. Er hatte sich mehr oder weniger von der Dunklen Armee losgesagt. Natürlich wusste das keiner außer ihm. Aber allein würde er nicht allzu viel ausrichten können. Er hatte die Armee gesehen. Sie hatte eine unvorstellbare Größe.
In ihm kamen Zweifel. Stand er überhaupt noch auf der richtigen Seite? Aber sein Ehrgefühl drängte ihn dazu, diesen Auftrag zu ende zu bringen. Schließlich würde ihm sein Erfolg die Achtung der Dunkelelfen einbringen, sodass er vielleicht mehr über ihre wahren Pläne in Erfahrung bringen konnte. Außerdem waren sie jetzt schon so weit gekommen. Jetzt, so kurz vor dem Ziel die weiße Fahne zu hissen wäre einfach nicht angemessen.

Aber jetzt im Moment war es viel zu riskant, den Sitz des Hohen Rates zu stürmen. Zuerst musste er sich von seinen zahlreichen Schnittverletzungen kurieren. Etwas, dass er widerwillig tat. Sein Körper und sein Geist brannten auf einen Kampf, doch sein Unterbewusstsein warnte ihn vor den Konsequenzen. Also ließ er erst einmal davon ab. Irgendwann kriege ich euch! Und dann schlage ich euch eure aufgeblasenen Elfengesichter ein! Er knurrte leise. Allein, wenn er an die Dunkelelfen dachte, die ihn so verhöhnt hatten, kam ihm die Galle hoch. Doch jetzt war weder die Zeit, noch der Ort um seine Wut zu entfesseln. Nicht das jemand noch unbeabsichtigt zu Schaden kam.

„Oh, du bist auch verletzte … ja, warum sagst du denn nichts, Junge“, meinte die Frau. Hab ich doch! Aber mir hört ja keiner zu! Dachte Sithis verärgert. Immer war es das gleiche. Immer wurde er übergangen und genau das passte ihm überhaupt nicht. Auch Kharim tat das ab und zu. Schon als er ihm mitgeteilt hatte, dass die Dunkelelfen ein doppeltes Spiel spielen könnten. Da wollte er ihm auch nicht recht zuhören. Gran, der alte Jäger war der einzige gewesen, der ebenso dachte.

Die Frau hatte einen weiteren Hocker herangezogen. Er solle sich setzen. Misstrauisch beäugte er das Möbelstück. Das ist doch nicht ihr ernst? Dieses Ding trägt mich keine Minute. Bestimmt nicht. Sithis war wie die meisten anderen Sumpfechsen kein Leichtgewicht. Er selbst wog 120 Kilogramm und damit wohl etwas zu schwer für so ein kleines Gebilde. „Brauche ich nicht, aber danke“, sagte er so höflich er konnte. Es war schwer, zu einem Menschen ansatzweise höflich zu sein. Schließlich konnte er dieses Volk nicht ab. Allzu oft waren Menschen in den Sumpf eingedrungen und hatten sich verhalten, als ob alles ihnen gehörte. Und er war da, um ihnen immer wieder klar zu machen, dass sie nur noch an zweiter Stelle in der Nahrungskette standen. Einige zeigten sich einsichtig, andere nicht. Und die wurden mit tödlicher Gewalt entfernt.

Er kniete sich hin, da er die Frau mit seiner Gestalt weit überragte. Die Schnittwunden an beiden Armen waren schnell kuriert. Nur die Arznei brannte etwas unangenehm. Sithis war aber keiner, der sich von so bisschen Schmerzen fürchtete.

„Hm, hier spüre ich nur oberflächliche Schnitte, die schnell versorgt sind … wo tut es denn noch weh?“ Die Frau ging fast schon mütterlich mit ihm um. Sithis fühlte sich ganz merkwürdig. „An der linken Schulter und am linken Bein hab ich noch eine Wunde.“ Die Wunde am Rücken war erst mal Nebensache. Sie war nicht sonderlich tief, denn am Rücken waren die Schuppen härter, als am Rest des Körpers, wenn man den Kopf nicht mitzählte.

„… möchtest du ein Schmerzmittel? Du zitterst ja.“ Er zitterte? Die Schmerzen waren es nicht, war es Vorfreude? Nein! Die Anstrengung des Tages und der abklingende Kampfrausch. Zu lange konnte er sich keine Pause gönnen. Man hatte ihm bisher keine Ruhe gelassen. Ständig wurde er von solchen aufgeblasenen Spitzohren durch die Gegend kommandiert. So etwas hasste er. „Nein danke, ich brauche kein Schmerzmittel. Es geht schon.“

Dann erklärte sie, dass er die Medizin einwirken lassen solle. Mach ich. Habe keine Lust, den ganzen Zirkus noch mal zu machen. Sie wiederholte die Frage, wo ihm noch etwas schmerzte. Sithis rollte mit den Augen, sagte aber nochmals das gleiche, dass er vorher gesagt hatte. Manchmal glaubte er wirklich, dass ihm niemand zuhörte.

„Ich habe noch ein paar dicke Felle, … wenn du willst, kannst du dich in die Nähe deines Freundes legen, dort ist platz …oder aber hier an die Feuerstelle.“ Unglaublich wie freundlich die Alte zu ihm war! Und das, obwohl er Minuten vorher ihre Landsleute auf grausamste Art und Weise abgeschlachtet hatte. „Danke, ich denke bleibe hier am Feuer.“ Er brauchte Schlaf. Nur ausgeschlafen und mit wachem Verstand konnte er sich weitere Gedanken machen, ob er weiter Gehorsam vor der Dunklen Armee vorheucheln sollte, oder ob er sich auf die andere Seite schlug.
Ich glaube kaum, dass die Menschen so jemanden wie mich in ihrer Mitte haben wollen. Sie werden ein Sicherheitsrisiko in mir sehen. Dieser Gedanke war sehr berechtigt. Viel eher flogen Schweine durch die Luft, als dass ihn die Menschen überhaupt akzeptierten. Dieses Volk tolerierte niemanden, der nicht zu ihnen gehörte.
Eine wahrhaft schwere Prüfung für den jungen Echsenmann.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Montag 1. November 2010, 18:38

Die alte Frau hatte Sithis zu sich gebeten, damit sie dessen Wunden behandeln konnte. Vorsichtig nahm sie seinen Arm und legt ihn bei sich auf den Oberschenkel. Dann begann sie langsam damit, den Arm vom Handgelenk an nach oben zur Schulter, abzutasten. Da sie fast blind war, verließ sie sich mehr auf ihr Fingerspitzengefühl, welches sie bisher selten in die Irre geführt hatte. Sanft glitten ihre alten Finger über seine Haut und Schuppen, bis sie die Schnittwunden und Kratzer gefunden hatte. Wie zuvor bei Kharim, säuberte sie die Wunden und trug dann eine grünliche Salbe auf. Wenn die Schnitte etwas tiefer oder länger waren, legte sie zur Vorsicht einen leichten Verband an. Egal, welchen Protest Sithis von sich gab, in diesem falle war sie genauso stur und taub wie Kharim oder di anderen heiler es waren, wenn es um ihre Arbeit ging. Die ganze Zeit über, war sie wieder am Summen, ihre Stimme war nicht unangenehm und hatte etwas Beruhigendes an sich, bis sie zwischendurch stockte.

„Hm, … das ist mir schon bei deinem Freund aufgefallen … ihr beide habt eine wirklich seltsame Haut, so hart … aber zwischendurch auch weich …“, ein fragender Ausdruck legt sich auf ihre Züge.
„Ach Emernelda, …“, sie schallt sich selber und lachte dann laut auf. „Ich habe vergessen, dass ihr beide Krieger seid … ich habe schon viele Krieger behandelt und weiß, dass Narben die Haut verhärten.“ Verständnisvoll lächelte sie zu Sithis hoch. Sie war wirklich klein, selbst für einen Menschen und hatte so gar keine Angst vor Sithis und seinem Freund.
„Die Männer wollten mit doch tatsächlich weiß machen, dass viele Narben unempfindlicher für Schmerz machen würden … weißt du, dass mag zu einem kleinen teil auch stimmen, aber welchen Preis bezahlen sie dafür? … Auf die meisten wartet doch zuhause die Familie und was machen sie dann?“
In der Zwischenzeit war sie mit den Wunden an seinem Arm fertig und hatte sich auf die Suche nach weiteren gemacht. Momentan betastete sie sein Bein und wurde dort natürlich auch fündig.
„Oh, … du hast wirklich Glück, dass die Wund versorgt wurde, andernfalls hättest du jetzt kein Bein mehr … ich hole schnell neue Tücher.“ Die Gleichmütigkeit, mit der sie den Satz über sein eventuell verlorenes Bein betonte, ließ Sithis einen Schauer über den Rücken jagen. Vermutlich lag es an ihrer Berufung oder aber, sie wusste, dass man Kriegern anders kaum beikommen konnte. Sithis selber wollte die Wunde zuerst ja gar nicht untersuchen lassen, er hatte es sogar als Kleinigkeit dargestellt.
Ein paar Minuten später war sie wieder da und machte sich weiter an ihre Arbeit. Es verging noch eine weitere Stunde, in der Sithis ausharren musste, bis sie alle Wunden versorgt hatte.

„So, mein fertig mein Junge … wenn du noch hungrig bist, dann bedien dich, es ist noch etwas braten du Brot da, leider kalt und danach solltest du dich schlafen legen … ich werde noch aufräumen und mich dann ebenfalls zu Bett begeben.“
Damit ließ sie die Echse dort vor dem Kamin sitzen und trottete mit einigen Sachen nach hinten, in ein weiteres Zimmer.
Hatte zuvor noch die Sorge um Kharim angehalten, merkte er langsam, wie sich die Erschöpfung breit machte und in eine bleierne Müdigkeit überging.
Was für ein Glück, dass diese Frau des Weges kam, meinte es das Schicksal wohl doch gut mit ihnen. Nun konnte er seinen Magen füllen und sich danach Gedanken machen, wie er morgen vorgehen wollte.

[kannst die lebensenergie wieder auf leicht verletzt setzen … sag bescheid, wenn du den code brauchst.]
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Montag 1. November 2010, 21:48

Ab und zu sah Sithis die Frau an. Diese tastete gerade seinen Arm nach weiteren Verletzungen ab. Die Salbe, die sie auf die Wunden auftrug brannte ein wenig, doch das war ein notwendiger Schmerz. Bestimmt würde es ihm danach viel besser gehen. Sie überhörte jeglichen Protest seinerseits, was Kharim auch regelmäßig zu tun pflegte. Heiler…ich werde sie nie richtig verstehen… Aber irgendwie war er auch froh, dass sie hier gelandet waren. So konnten sie beide wieder neue Kraft schöpfen, auch wenn es die Erfüllung des Auftrages erheblich hinauszögerte. Der Auftrag! Gesundheit geht vor Pflichtbewusstsein. Eine einfache, aber dennoch wichtige Verhaltensweise. Halb tot würden sie den Auftrag wohl kaum ausführen können.

„Hm, … das ist mir schon bei deinem Freund aufgefallen … ihr beide habt eine wirklich seltsame Haut, so hart … aber zwischendurch auch weich …“, sagte die Frau plötzlich, was die Echse aus ihren Gedanken riss. Weiß sie etwa, dass wir keine Menschen sind? Sithis wurde etwas unruhig. Aber nicht so derartig, dass man ihm etwas ansehen konnte. Seine Mimik wirkte unverändert, irgendwie emotionslos. Diese Gabe beherrschten alle Echsen und deshalb waren sie auch so gefährlich. Man konnte ihre Gefühle nicht am Gesichtsausdruck ablesen. Auf Fremde wirkten sie daher wie ein Buch mit sieben Siegeln, undurchschaubar.

„Ich habe vergessen, dass ihr beide Krieger seid … ich habe schon viele Krieger behandelt und weiß, dass Narben die Haut verhärten.“ ICH bin ein Krieger...der andere ist ein Schamane! Sie hat es doch nicht gemerkt. Sithis grinste in sich hinein. Zumindest den Schein konnte er wahren und das, obwohl er niemals das Zeug zum Schauspieler hatte. Würde die Frau nicht so schlecht sehen, nun, dann würde sie jetzt wohl ohnmächtig auf dem Boden liegen…Möglicherweise… Sei froh, dass du so schlecht siehst. Was du dann zu sehen bekommen würdest, könnte dir nicht gefallen. Hehehe!
Sithis war nicht hässlich, die Frauen seines Volkes würden ihn sogar als besonders gut aussehend bezeichnen, schon allein wegen der hübschen Anzahl an Narben, die seinen ganzen Leib überzogen, aber auf Menschen machte seine Erscheinung doch einen erschreckenden Eindruck. Auf die meisten Vertreter dieses Volkes wirkte er wie ihr fleischgewordener Alptraum.
„Die Männer wollten mit doch tatsächlich weiß machen, dass viele Narben unempfindlicher für Schmerz machen würden … weißt du, dass mag zu einem kleinen teil auch stimmen, aber welchen Preis bezahlen sie dafür? … Auf die meisten wartet doch zuhause die Familie und was machen sie dann?“
Familie…bis auf seinen Vater hatte er keine Familie mehr. Alle anderen waren tot und begraben. Jedenfalls, wenn man sie denn überhaupt begrub. In seinem Volk herrschte wie bei den Orks ein gewisser Grad von Kannibalismus vor. Tote wurde wortwörtlich gefressen. Du kannst froh sein, dass dir so eine Lebensweise wie die meine erspart bleibt. Er war damit groß geworden. Gegen manche Dinge wird man eben nach und nach abgestumpft, zum Beispiel Gewalt.

Eine neue Anmerkung der Frau warf ihn erneut aus seiner Gedankenwelt, die mehr als verworren war. „Oh, … du hast wirklich Glück, dass die Wund versorgt wurde, andernfalls hättest du jetzt kein Bein mehr … ich hole schnell neue Tücher.“ Dann sollte ich wohl froh sein, dass ich sie noch habe. Den Schauer, der ihm über den Rücken lief, versuchte er zu unterdrücken, doch gänzlich schaffte er es nicht.
Dann verschwand sie, tauchte nach ein paar Minuten jedoch wieder auf und es verging eine ganze Stunde, bis alle sichtbaren Verletzungen verarztet waren.
„So, mein fertig mein Junge … wenn du noch hungrig bist, dann bedien dich, es ist noch etwas braten du Brot da, leider kalt und danach solltest du dich schlafen legen … ich werde noch aufräumen und mich dann ebenfalls zu Bett begeben.“
Er kam um vor Müdigkeit. Und jetzt erst merkte er, wie hungrig er doch war. Schließlich hatte er einen anstrengenden Tag hinter sich, wenn man den Kampfrausch noch dazurechnete. Dieser zehrte enorm an seinen Kräften. Was er jetzt brauchte war Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe.
Die Frau verschwand unterdessen in einen Nebenraum und ließ Sithis und Kharim zurück. Zu diesem blickte Sithis hinüber. Im Moment sah sein Freund sehr friedlich aus. Der Bettrahmen knirschte ab und zu gefährlich, wenn sich die Echse im Schlaf bewegte, aber das war auch schon alles.

Er spähte hinüber, dorthin wo der Braten lag. Etwas zum Essen schadete nie. Auch das Brot verschmähte er nicht. Nicht schlecht. Zum Glück hab ich einen sehr robusten und strapazierfähigen Magen. Ein müdes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Schließlich gab es im Sumpf nicht jeden Tag etwas so feines zum essen. Brot gab es dort nicht, außer dem, was erbeutet werden konnte. Teilweise wurde die Beute roh gegessen, einfach aus Zeitgründen und aus Furcht, dass sich durch Feuer die Schwefelgruben entzünden könnten und alles in Flammen aufging.

Noch einmal musste er an seinen Auftrag denken. Morgen ist es also so weit…dann können wir unseren Teil zu diesem Krieg beitragen. Er glaubte zwar nicht, dass der Verlust eines der Ratsmitglieder diesen Krieg für gewonnen erklären könnte, doch es war immerhin ein bescheidener Anfang. Der Tod eines ihrer ‚Stammesführer’ würde die Moral der Verteidiger derartig schwächen, sodass sie leichte Beute sein würden. Um das zu beenden muss man dem Feind einfach den Kopf abschlagen. Sein Lächeln formte sich zu einem bösartigen Grinsen. Erst schwächen, dann zermalmen. Ha! Also so, wie sie es immer getan hatten.
Einen richtigen Plan hatte er jedoch noch nicht. Dafür wäre dann seiner Meinung am nächsten Tag noch Zeit.

Er machte es sich so bequem wie möglich und döste dann schließlich ein.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Montag 15. November 2010, 15:50

Sithis hatte bisher keine allzu gute Meinung von Menschen gehabt. Für ihn waren sie alle gleich …alle schlecht und vom bösen Charakter. Das musste man ihm wirklich zu gute halten, dass er bisher nur die Sorte Menschen zu Gesicht bekommen hatte, die die Raubzüge im Sumpf anführten. Aber genau wie in seinem Volk waren es auch dort meistens nur Männer, wenn es unter den Echsen auch mehr Frauen gab, die durchaus an Streif- und Raubzügen teilnahmen. Sie hatten den Weg des Kriegers eingeschlagen und wollten natürlich auch ihr Stück von der Beute abbekommen. So war es keine Verwunderung, dass Sithis nur den Schlag Menschen kannte … wobei von kennen wohl nicht die Rede sein konnte.
Dass die Frau auf ihn und Kharim getroffen war, befand er aber für einen glücklichen Zufall. Denn ohne sie, würde es nun deutlich schlechter um die Beiden und ihre Mission stehen, die Sithis nun mehr und mehr in Frage stellte.
Über das Essen, welches die alte Frau ihm angeboten hatte, war er dankbar, auch wenn er seine Dankbarkeit nicht zeigen konnte. Alsbald danach suchte er die ihm zugewiesene Schlafstatt auf und legte sich zur Ruh´. Schnell merkte Sithis wieder, wie müde und erschöpft er eigentlich war. Sein Körper konnte endlich zur Ruhe kommen und eine bleierne Müdigkeit breitete sich über ihn aus und ließ ihn schon kurze Zeit später in einen tiefen Schlaf versinken.
Ob der Schlaf wirklich erholsam sein würde, würde sich wohl erst am nächsten Morgen zeigen. Seiner Träume hingegen waren verworren und regten ihn theoretisch nur noch mehr zum Nachdenken an. Wie gut, dass man sich am nächsten Tag kaum noch an seine Träume erinnern konnte, denn Sithis schwirrte jetzt schon der Kopf, vom vielem Nachdenken, das war er einfach nicht gewohnt. Denn normalerweise übernahmen diese Aufgabe immer andere aus seinem Dorf. Er wollte eigentlich immer nur der einfache Krieger sein, der die Befehle annahm und sie ausführte, knapp und präzise. Aber er musste sich ja auch melden, warum war ihm ausgerechnete in diesem Moment sein Ego im Weg?! Das hatte er nun davon!
Der nächste Morgen oder das, was Sithis für einen hielt, weckte ihn mit blassen Sonnenstrahlen, die durch das unverhangene Fenster hinein schienen. Endlich war es mal wieder ein schöner Tag, der doch sehr dazu beitragen würde, seine Laune zu bessern.
Wenn Sithis sich so umsah, merkte er jedenfalls, dass Kharim noch am Schlafen war, nicht mehr sehr tief und fest, aber der Schlummer hatte ihn noch in der Hand.
Die alte Frau wuselte schon wieder durch ihr Zimmer, aber immerhin war sie leise dabei und versuchte, ihre Gäste nicht zu wecken. Es dauerte auch nicht lange, wie sie Sithis bemerkte, wie dieser noch auf seinem Fell saß.

„Ich wünsche dir einen schönen Mittag, … wie ich sehe, hast du die Ruhe wirklich gebraucht.“ Um wirklich etwas sehen zu können, trippelte sie auf Sithis zu, hielt eine handbreit vor ihm, kniff die Augen zusammen und blinzelte ihm unverwandt ins Gesicht.
„Aber das wird schon, Junge … du bist ja groß und kräftig. … aber jetzt lass mich erstmal deine Wunden ansehen, ehe kommt ihr beide mir hier nicht aus dem Haus.“
In ihrer Stimme lag eine Entschlossenheit, mit der Sithis vermutlich nicht gerechnet hatte.
Sie holte wieder all ihre Heilerutensilien hervor und machte sich daran, die Verbände zu wechseln, seine Schnittwunden auszuwaschen, einzusalben und neue Verbände anzulegen. Dies alles tätigte sie mit einer stoischen Ruhe, ohne, sich von Sithis Murren aus der Ruhe bringen zu lassen.

„So, alles nur noch halb so schlimm…“ Sie verstaute ihre Sachen und plagte sich dann mit knarrenden Knochen und einigen Mühen wieder auf die Beine, ehe sie sich zu Kharim begab.
Dieser war langsam im Begriff, aufzuwachen.
„Du, …“, sie wandte sich noch einmal an Sithis, „… kannst jetzt speisen und dich frisch machen.“
Auf dem Tisch warn wieder Fleisch angerichtet, welches noch vom Vortag war, was Sithis aber ausgezeichnet gemundet hatte. Dazu gab es kräftiges Brot, ein wenig Gemüse und einen Krug mit Wasser.
Während er sich stärkte, konnte er nun endlich mit klarem Kopf darüber nachdenken, wie er vorgehen wollte. Wenn Sithis dabei zu seinem Freund sah, konnte er sehen, wie dieser wach war und leicht verunsichert und ungläubig auf die alte Frau starrte, die sich nicht dabei beirren ließ, ihn zu verarzten und mit festem Griff anzufassen. Fragend sah er zu Sithis hinüber.

(so, jetzt will ich im nächsten post konkrete pläne lesen :D)
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Montag 15. November 2010, 19:14

Der Schlaf war nicht gerade erholsam gewesen. Immer wieder waren verschiedene Traumabschnitte aufeinander geprallt und hatten seine Traumwelt in ein absolutes Wirrwarr gestürzt. So viele verdammte Gedanken! Hört das irgendwann mal wieder auf? Dachte er genervt. So war er immer drauf, wenn er schlecht geschlafen hatte. Eigentlich war er fast immer schlecht drauf, zumindest in letzter Zeit. Schließlich waren sie im Krieg. Da war jeder etwas ernster.

Menschen sind nicht unbedingt böse. Nur leider kenne ich keine anderen… Er musste sich eingestehen, dass er sie immer aus einem falschen Blickwinkel betrachtet hatte. Ich verdammter Tor! Und wieder war er sich nicht sicher, ob er jetzt überhaupt noch auf der richtigen Seite stand. Stand er überhaupt auf einer Seite? Oder war er schon im Begriff sich eine eigene Seite aufzubauen, die in dem Krieg mitmischen wollte? Argh! Hirngespinste! Sithis, du solltest mehr tun und weniger denken! Obwohl, denken ist ab und zu nicht verkehrt…

Sein Blick fiel auf Kharim, der immer noch seelenruhig schlief. Nicht mehr so tief, doch immerhin schlief er. So konnte er sich am Besten erholen. Zumindest schien er alles ganz gut überstanden zu haben. Klar. Er wurde ja auch als Morgukai ausgebildet. So leicht tötet man uns nicht. Er grinste grausam.
Das stimmte: sein Vater Zarroc war ebenfalls ein Morgukai, einer der Brutwächter bzw. ein Ausbilder dieser Kaste. Und nach diesen Lehren wuchsen Sithis und seine Freunde auf. Er selbst hatte nie wirklich ein Geheimnis daraus gemacht. Im Dorf wussten alle davon, dass er ein Morgukai-Schüler war und alle behandelten ihn auch dementsprechend.
Dieser Krieg hier würde seine Feuertaufe werden. Denn bevor er ein richtiger Brutwächter, so die umgangssprachliche Bezeichnung, werden konnte, musste er sich in der Schlacht bewähren. Zwar hatte er viele Scharmützel und Gefechte ausgetragen, doch das allein reichte nicht. Es musste schon etwas größeres sein, wie dieser Krieg, in den er zu seinem Leidwesen einfach so reingestolpert war. Er und seine ausgeprägte Ungeduld!

Die Frau indessen war schon längst auf den Beinen und wuselte durch die Wohnung. Leise, um ihre Gäste nicht zu wecken, doch das hätte sie sich in Sithis’ Fall sparen können: er war bereits wach. Und hungrig wie eine ganze Legion Orks. „Ich wünsche dir einen schönen Mittag, … wie ich sehe, hast du die Ruhe wirklich gebraucht.“ Die Frau hatte ihn nun bemerkt. Wie? Mittag? Hab ich wirklich so lange geschlafen?
Und wie er den Schlaf gebraucht hatte! Ihm kam es so vor, als hätte er jahrelang nicht mehr richtig geschlafen. So ein Krieg zehrte ganz schön an der Konsistenz.

Die Frau watschelte nun auf ihn zu, damit sie überhaupt etwas von Sithis’ Silhouette erkennen konnte. „Aber das wird schon, Junge … du bist ja groß und kräftig. … aber jetzt lass mich erstmal deine Wunden ansehen, ehe kommt ihr beide mir hier nicht aus dem Haus.“ In dieser Hinsicht war sie fast schon so hartnäckig wie Kharim, der auch nie wirklich lockerlassen konnte, bis auch das kleinste Fitzelchen geheilt war. Na schön. Aber beeil dich! Ich muss schließlich noch ein Ratsmitglied ausweiden! Dieses Mal jedoch unterband er jede Art von Knurren und Kommentieren, es hätte eh nichts genützt. Sie war entschlossen, das stand fest.

„So, alles nur noch halb so schlimm…“, sagte sie dann alsbald. Schön. Vielleicht hätte das auch von alleine heilen können. Schließlich waren Sumpfechsen mit einer höheren Regeneration als andere gesegnet. Für ein Kriegervolk wie das ihre unverzichtbar. Zwar bildeten sich dadurch eher Narben, doch da die in ihrem Volk als eine Art Abzeichen getragen wurden, war das nicht weiter schlimm. Auch die Frauen hatten solche „Schmucknarben“, die sie als erfahrene Kämpferinnen auszeichneten, sie aber andererseits auch unwiderstehlicher gegenüber ihren männlichen Pendants machte. Und in dem Moment drang das Gesicht des Echsenweibchens in sein Gedächtnis… Schweif nicht ab, Sithis schalt er sich selbst.

Er lauschte ihren weiteren Worten. Zumindest ‚Essen’ war sehr ansprechend, er hatte einen ordentlichen Hunger.
Von ‚waschen’ hielt er allerdings nicht sonderlich viel. Dann wasche ich mir ja das ganze schöne Blut ab. Nein danke, kein Bedarf! Davor sträubte er sich, auch wenn man das wegen seiner von Natur aus schwarzen Schuppenhaut gar nicht sah. Hier ging es hauptsächlich um den Stolz. Und davon hatte Sithis schon zuviel verloren. Jetzt war ihm jedes Stückchen wertvoll.

Dann sah er zu seinem Kumpel herüber, der mittlerweile aufgewacht war und einen ziemlich verwirrten Eindruck machte. Offenbar fragte er sich, wo er war. Sein fragender Blick traf Sithis. „Na? Gut geschlafen? Ich hab doch gesagt, dass ich dich rette…mal wieder“, meinte er ganz locker. „Aber danken kannst du mir später auch noch“, bemerkte er mit einem Grinsen. „Die Frau stellt übrigens keine Gefahr dar. Immerhin hat sie uns von unseren Wunden befreit“, erklärte er.
Stimmte ja, denn ohne Sithis’ schneller Reaktion wäre Kharim wohl schon längst oben im Himmel bei seinen Ahnen. Auch die Hilfe der Frau hatte sich als wertvoll erwiesen. Alleine hätte Sithis keine Chance gehabt, um seinem Freund das Leben zu retten.
Dann sprach er weiter: „Es wird Zeit, dass wir uns schon mal einen Plan zurechtlegen, wie wir am Besten in das Ratsgebäude kommen. Ich würde vorschlagen, wir lassen das Frontalangriff-Zeugs einfach mal außen vor und suchen uns einen unauffälligeren Eingang…eine Hintertüre oder so.“
Ziemlich ungewohnte Worte aus seinem Munde. Schließlich war er früher doch immer für Frontalangriffe gewesen und fand hinterrücks anschleichen mehr als beschämend. Doch er hatte dazugelernt. Der letzte Frontalangriff hätte beinahe mit ihr beider Tod geendet. Nun war Heimlichkeit gefragt, etwas, das zwar nicht gerade die größte Stärke der Sumpfechsen darstellte, aber somit konnten sie vielleicht länger ungesehen bleiben, als mit Pauken und Trompeten zum Angriff über zu gehen. Außerdem hatte keiner der beiden Lust, sich nochmals zusammenflicken zu lassen. Einmal konnte ja noch überwunden werden, doch mehrmals war es mehr als beschämend.

Immer wieder sah er ihn prüfend an. Dann: „Was sagst du dazu?“ Er selbst würde es so versuchen. Das war etwas Neues und konnte sich vielleicht überraschend auf ihre Feinde auswirken.

[Hier haste ne Planung: Hintertüre] :P

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Sonntag 28. November 2010, 21:53

Nach seinen seltsamen Träumen wachte Sithis mehr oder weniger verwirrt auf und musste sich erstmal orientieren, wo er war. Immer noch befanden Kharim und er sich bei der alten Kräuterfrau, die ihnen ohne Umwege oder Bedingungen geholfen hatte. Hier hatten sie es warm, ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen und es war mehr oder weniger gemütlich.
In seinen Träumen hatte sich schon wieder sein Gewissen gemeldet und seinen Verstand vor die Wahl gestellt, ob er hier das Richtige tat, in dem er weiterhin für die Dunkelelfen arbeitete und die Dinge für sie tat, wozu sie sich wahrscheinlich außer Stande fühlten. Oder warum sollte ausgerechnet er die Drecksarbeit machen?! Sie wussten genau, dass es äußerst gefährlich war und zu dem noch unglaublich dreckig. Aber wenn sie schon mal einen Dummen hatten, der ungefragt alles tat, nur damit er seinen Wert vor denen beweisen konnte, war es eine zu verlockende Möglichkeit, um diese verstreichen zu lassen. Wenn er und Kharim nicht wieder kommen sollten, so hatten sie es immerhin versuch und konnten dann noch ihre eigenen Leute mit der Mission betrauen. So beschlich Sithis langsam aber sicher die Bestätigung, dass er nur das Mittel zum Zweck war und nicht dazu dienen sollte, seinen Wert unter Beweis zu stellen und er, in seinem jugendlichen Überschwang, war auch noch prompt darauf herein gefallen. Aber noch war es nicht zu spät … er konnte es sich immer noch anders überlegen. Zum einen konnte er sich hier in der Stadt verstecken, wahrscheinlich sogar bei dieser Frau und es den Dunklen heimzahlen, in dem er des Nachts Überfälle auf die Randgebiete des Lagers tätigte. Wenn er so nicht wieder ins Lager kam, würden die anderen Echsen, die noch im Lage waren misstrauisch werden und sich so eventuell wieder auf den Rückzug machen. Es gab immerhin nicht viele Echsen und warum sollte man sein Leben in einem sinnlosen Krieg beenden, wenn dieser doch von Anderen angezettelt worden war?
Auf der anderen Seite könnte er auch irgendeinen Kopf eines Toten zu dem dunkelelfischen Kommandanten bringen, denn dieser hatte ihm nicht beschrieben, wie die Mitglieder des Rates aussahen. Er würde so insgeheim dem Massaker entgehen und könnte nur noch zum Schein für die Dunklen arbeiten, während er und die anderen Echsen ihr eigenes Ding drehten.
Sithis hatte aber noch eine Möglichkeit, die am Rand seines Verstandes herumschwirrte. Diese Menschenfrau, mit der er letzte Nacht noch unterwegs war, hatte etwas von einer anderen Möglichkeit erzählt … sie hatten nur eine Gelegenheit gebraucht, um in die Stadt herein zu kommen. Was ist, wenn die Beiden auch ein anderes Spiel spielten? … Sie waren immerhin auch Menschen oder so … vielleicht könnte er sich mit ihnen verbünden und beide würde er vermutlich noch beim Ratsgebäude treffen, dort wollten sie ja auch hin. Sithis musste sich nur entscheiden … wenn er vorhatte, Kharim nach seiner Meinugn zu frage, so konnte er sich seine Frage im Grunde schon vorher beantworten, Sithis war zwar kein Freund der Menschen, aber er hasste die Dunklen und an heimtückischen Morden wollte er sich auch nicht beteiligen.
Im Endeffekt war ja alles, was er wollte, die Möglichkeit dazu, dass er sich beweisen konnte … und wer sagte denn, dass dies immer nur über rohe Kraft laufen müsste? Er konnte also auf die nötige Achtung der anderen Echsen gewinnen, in dem er seinen Kopf nutzte und die Seite der Echsen als Unbekannte in diesen Krieg eingreifen ließ.
Sein Kopf rauchte wieder mal, während er noch auch seinem Schlaflager saß und alles überdachte. Er war nun ausgeschlafen, wenn auch hungrig und Sithis konnte sich einer fast zwei Zehntagen der Entbehrungen wieder mal wohl in seinem Schuppenpanzer fühlen. Die alte Frau verrichte ihre Arbeit zügig und bald waren seine Wunden wieder frisch verbunden. Danach machte sie sich an Kharims Verbänden zu schaffen. Sithis hatte erst einmal die Entscheidung zu treffen, ob er sich zuerst säubern oder zuerst seinen Magen füllen wollte … eine schwerwiegende Entscheidung, wenn gekränkter Stolz und ein leerer Magen um seine Aufmerksamkeit rangen.
Kharim war mittlerweile aufgewacht und Sithis versuchte dessen Verwirrtheit zu lösen, in dem er ihm die ganze Geschichte um die Frau, ihre Hilfe und Gastfreundschaft erzählte.
Kharim nahm das Geschehene einfach so hin und musterte die fast blinde und uralt erscheinende Frau, die wieder vor sich hinsummte und nur zwischendurch ihr Wort an Kharim richtete …meistens dann, wenn dieser sich verspannte. Spätestens aber, wenn die Frau ihre Kräuter und Salben herausholte, war dessen Argwohn wie fort gewischt … Kharim in seinem Element.
Dann kam Sithis mit seine Idee, dass sie sich eine Hintertür suchen sollten, überrascht sah Kharim seinen Freund an.

“Es freut mich, dass du nicht mehr mit deinem Schädel durch die Wand willst … deine Idee ist gar nicht mal schlecht … da wir n ur zu zweit sind, wird das wohl das Beste sein …”, er unterbrach seinen Satz, um die Alte4 anzusehen, offenbar schmerzte ihn die Wunde, dass konnte Sithis an seinem Gesicht sehen. Wenn Sithis seinen Blickpunkt veränderte, konnte er eine nicht gerade kleine Wunde sehen, unter der rohes Fleisch zu sehen war. Die Ränder waren verkohlt und die Schuppen Drumherum waren geschmolzen und zum Teil ebenso geschwärzt, Sithis konnte überrascht sein, dass sein Freund das so ertrug. Immerhin würde das eine ordentliche Narbe abgeben, wenn es auch lange dauern würde, bis die Schuppen wieder nachgewachsen waren.

“Ich werde die Wunde vom verkohlten Fleisch befreien, dann heilt sie schneller ….bleib noch liegen, erhol dich, während ich Tücher und Wasser hole.” Damit ging die alte Frau in ein anderes Zimmer und kam alsbald mit einem Stapel ungefärbter Linnentücher wieder. Dann ging sich aus einer zweiten Tür hinaus, durch diese waren sie in der Nacht nicht herein gekommen.

“Damit bin ich erstmal verhindert …”, setzte Kharim gerade an, mit einem vielsagenden Blick auf die Wunder.
“Sag nichts, … es ist besser so”, Kharim hob eine Wand und wehrte damit Sithis Einwände ab.
“Wenn ich sie das tote Fleisch nicht entfernen lasse, ziehe ich mir im günstigsten Fall eine Vergiftung zu und das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen … ich werde dich heute Nacht begleiten.”
Eindringlich sah Kharim seinen Freund an.
Eine vage Erinnerung bahnte sich ihren Weg nach oben in sein Bewusstsein … er hatte es damals nur am Rande mit bekommen, weil er dafür noch zu jung war. Irgendein Krieger aus seinem Dorf wurde verbrannt zurück gebracht … und überlebte die Nacht nicht … beängstigende Bilder, selbst für ein Echsenkind …
Kharim holte ihn wieder aus seinen Gedanken.

“Zumindest erst des Nachts sollten wir ins Ratsgebäude eindringen …”, Kharim überlegte.
“Du könntest es vorher allerdings beobachten und Stärken und Schwächen heraus finden … was denkst du? … und vielleicht kann uns auch die alte Frau hier Auskünfte geben.”
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Sonntag 28. November 2010, 23:10

Immer wieder huschte der Gedanke 'Warum' durch seinen Kopf. Wieso kooperierte er immer noch mit den Dunklen? Bisher durfte er immer die Arten von Drecksarbeit für sie erledigen, zu denen sie sich offenbar zu eitel waren. Und die anderen Echsen? Die würden bestimmt mit der Zeit misstrauisch werden und sich fragen, wo sie nur blieben. Zwar hatte Sithis keinem anderen von ihrer geheimen Mission erzählt, doch sie würden sich bestimmt einen Reim auf ihre lange Abwesenheit machen können. Sie waren ja schon ziemlich lange fort.

Dass er auf die verräterischen Zungen der Dunkelelfen hereingefallen war, ärgerte ihn noch immer. Übers Ohr gehauen worden wie ein Anfänger! Ich hab mich auch schon besser angestellt…Schande über mich! Dachte er düster.
Eigentlich lag ihm überhaupt nichts an all dem Gold, dass die Dunklen ihnen versprochen hatten. Geld zählte im Sumpf nicht wirklich etwas. Nahrungsmittel, Werkzeuge, Waffen, das waren die wahren Schätze, die sie brauchten. Gold konnte man nicht essen. Immer wieder grollte er leise und stieß fast tonlose Flüche in seiner Muttersprache aus.

Das ist nicht unser Krieg! Mit den Zielen dieser Spitzohren haben wir nichts zu schaffen! Bestimmt würden sich die anderen Echsen das ebenfalls fragen. Sie zogen in einen Krieg, der ihnen bestenfalls den Tod einbrachte. Königin Vyper ist durch den versprochenen Reichtum vollkommen verblendet worden. Sie hält das Bündnis mit den Spitzohren für gut, doch ich ahne genau, dass sie uns genau dann verraten werden, sobald sie haben was sie wollen. Mit diesen Gedanken zweifelte er nun endgültig an der Führerschaft seiner Königin. Mit dem Einverständnis ihrerseits war das Schicksal seines Volkes fast schon besiegelt. Sie hatte sie in einen Krieg geschickt, den sie womöglich nur mit schweren Verlusten gewinnen konnten.

Diese Mission sollte für ihn eigentlich eine Einbahnstraße werden. Die Dunklen denken bestimmt, dass ich bei diesem Auftrag umkomme. Na, die werden Augen machen, wenn ich zurückkomme, Hah! Er würde den Auftrag ausführen, doch auf seine Art und Weise. Außerdem hatte er keine Beschreibung erhalten, wie sein Ziel überhaupt aussah. Es konnte jede der Personen im Ratsgebäude sein.
War das nicht auch das Ziel von dieser Vana und diesem Vandarte gewesen? Vielleicht konnte er ja mit ihnen eine Allianz eingehen, auch wenn er von Bündnissen im Moment eher die Schnauze voll hatte.
Die Allianz mit den Dunkelelfen war ein Fehler, vorerst keine Bündnisse mehr! Wir machen das auf unsere Art und Weise! Wir finden einen eigenen Weg in diesem Krieg und zermalmen alle, die sich uns entgegenstellen!

Er hatte nun wirklich genug davon, sich Befehle von so mickrigen Wesen wie den Dunkelelfen anhören zu müssen. In seinen Augen musste ein Anführer sich erst einmal würdig erweisen, um überhaupt als Anführer zu gelten. Bestimmt würden die anderen Echsen genauso denken wie er jetzt.
Ra’Khim, der alte Kampfanführer war in seinen Augen würdig gewesen. Immerhin hatte er die meisten größeren Kämpfe höchst selbst angeführt. Der neue jedoch verbarg sich feige in ihrem Dorf. Ein richtiger Anführer sollte an vorderster Front kämpfen, um den Kampfgeist der anderen anzufachen und nicht im Dorf hocken und Däumchen drehen!

Immer wieder warf er einen Blick zu Kharim hinüber, der ihm sogar zunickte. Sein Vorschlag schien auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. “Es freut mich, dass du nicht mehr mit deinem Schädel durch die Wand willst … deine Idee ist gar nicht mal schlecht … da wir nur zu zweit sind, wird das wohl das Beste sein …” Er hatte recht, sie waren nur zwei. Da legte man sich besser nicht mit zu vielen Feinden an, auch wenn die beiden Echsen einem Menschen in Sachen Kampfkraft weit überlegen waren. Und wenn es brenzlig wurde, er wusste ja, wo der Eingang zur Kanalisation war. Damit wäre es ein Leichtes für ihn, weitere Echsen in die Stadt einzuschleusen.

Immer wieder starrte sein Freund zu der alten Frau hinüber. Die Wunde sah schrecklich aus. Verkohlte Haut, geschmolzene Schuppen. Was war das für ein schändlicher Zauber gewesen, der Kharim jetzt diese Pein bescherte? Zwar war er als Sumpfechse Schmerz bis zu einem gewissen Grad gewohnt, da er jedoch kein Krieger war, sondern Schamane und Heiler, zehrte das bei ihm stärker an seinen Kräften. Sithis selbst hätte die gleiche Wunde wohl besser weggesteckt als er hier.

Die Frau erklärte, dass sie die Wunde säubern würde und verschwand kurz, kam jedoch gleich darauf mit weiteren Verbandsutensilien wieder zurück. Wenn es Kharim in Weiblich geben würde, so wäre wohl sie das. Auch wenn sie kein Sumpfechsen-Weibchen war. Sithis schwieg. Zu diesem Thema konnte er nichts sagen. Auch Kharim ließ keine aufdringlichen Fragen zu und hob die Hand.
“Wenn ich sie das tote Fleisch nicht entfernen lasse, ziehe ich mir im günstigsten Fall eine Vergiftung zu und das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen … ich werde dich heute Nacht begleiten.” Sithis nickte. Er war froh, dass er dennoch mitkommen wollte. Die Frage war nun nur noch: wie konnte er die Zeit sinnvoll nutzen?
Zwischendurch kam die Erinnerung an ein schlimmes Ereignis vor langer Zeit wieder hoch: diese Sache mit dem verbrannten Echsen-Krieger. Zwar hatte er es nur am Rande mitbekommen, doch der psychologische Effekt blieb. Zu der Zeit war er vielleicht fünf oder sechs Jahre alt gewesen. Das war die Zeit nachdem seine Mutter gestorben war. Eine wirklich schlimme Zeit.

“Zumindest erst des Nachts sollten wir ins Ratsgebäude eindringen …Du könntest es vorher allerdings beobachten und Stärken und Schwächen herausfinden … was denkst du? … und vielleicht kann uns auch die alte Frau hier Auskünfte geben.” Ein guter Plan. Wenn er sich in der Nähe des Ratsgebäudes auf die Lauer legte, würde er bestimmt die eine oder andere Schwäche herausfinden. Bei seiner letzten Beobachtung hatte er ja schon gesehen, dass der halbe Eingangsbereich von riesigen Knochen praktisch zertrümmert wurde. Vielleicht konnte man das auch als eine Schwachstelle werten. Was die Frau anbelangte: „Ich weiß nicht. Wird sie dann nicht misstrauisch, wenn wir sie danach fragen?“ Zumindest diese Angst blieb. Aber was könnte sie denn schon groß tun, außer die Soldaten Pelgars zu rufen?

Ach was lamentier ich hier noch groß rum? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Sein Blick traf die Frau. „Darf ich Sie etwas fragen? Was wissen Sie alles über das Ratsgebäude?“ Er hielt seine Frage schlicht, damit sie keinen Verdacht schöpfen könnte.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 9. Dezember 2010, 04:48

Sithis wollte nun Nägel mit Köpfen machen und fragte die alte Frau ganz direkt heraus nach dem Ratsgebäude. Er hatte es nun endgültig satt und wollte zu aller erst etwas machen, mit dem er sofort Erfolg haben würde und wenn es nur das ergattern von Informationen war. Da er nun für den Lauf des Tages auf sich allein gestellt war, musste er seinen Kopf einsetzen und zusehen, dass er es klug anging.
Ihm und Kharim würde es wenig bringen, wenn er gleich nach den ersten paar Schritt daran scheiterte, dass er ein Detail nicht beachtet hatte.
Emernelda war wieder in ihre eigenen Gedanken vertieft gewesen und hatte die beiden Echsen miteinander reden lassen. Warum auch immer sie sich nicht vor beiden fürchtete oder zumindest misstrauisch wurde oder zumindest gewesen war. Sie hatte fachkundig Kharims offene Wunden erneut gesäubert und verbunden und brachte nun die Schüssel mit dem dreckigen Wasser nach hinten, vermutlich um sie zu säubern und dann frisches Wasser zu holen. Immerhin würde sie nun einige Stunden damit zubringen, die große Verbrennung zu behandeln.
Sithis hatte sie angesprochen, musste aber noch einmal seine Frage wiederholen, da sie diese das erste Mal gar nicht mitbekommen hatte. Nachdenklich setzte sie die Schüssel auf einem kleinen Schrank ab und atmete tief durch.
“Was genau willst du denn über das Gebäude wissen, mein Junge?” Blinzelnd sah sie zu ihm hoch und blickte ihn fragend an.
“Eine sehr ungenaue Frage …. Aber ich kann ja einfach mal anfangen …also, …” Emernelda war gerade dabei, sich an den Tisch zusetzen, wie sie sich wohl plötzlich an etwas erinnerte.
“Halt mein Junge, … da musst du etwas warten, ich will schnell die Verbrennung einweichen, dann können wir in Ruhe reden.” Sie drehte sich los wieder um, nahm die Schüssel und ging mit dieser nicht sofort zu Kharim, sondern zum Feuer, auf dem der Kessel mit dem benötigten heißen Wasser vor sich hin kochte. Dort füllte sie mit einer Kelle heißes Wasser in die Schüssel, welche sie dann zu Kharim ans Bett brachte.
“Ähm, Junge ?”, sie wandte sich wieder an Sithis. “Füll mir doch bitte den kleinen Kessel mit Wasser und setze ihn auf die kleine Feuerstelle und danach, achte bitte darauf, dass das Wasser im großen Kessel nicht verdampft, während ich mich hier um deinen Freund kümmere.” Das klang nicht wirklich wie eine Bitte, sondern wie ein Befehl, ohne Widerworte. Während sie bereits die ersten, heißen Tücher auf die schwarzen Stellen legte, setzte sie nach.
“Den kleinen Kessel findest du links neben der Feuerstelle im Regal und Wasser findest du im Brunnen, hinten im Garten.” Damit war alles gesagt, sie achtete nicht weiter auf Sithis und erwatete, dass er tat, worum sie ihn gebeten hatte.
Nachdem er alles getan hatte, was sie von ihm verlangt hatte, setzte sich an den Tisch, der in der Mitte stand, vor sich hatte sie eine Tasse mit heißem Tee stehen, der Duft von Blüten breitete sich im Raum aus. Emernelda war in Gedanken versunken, Kharim hatte entspannte die Augen geschlossen und das Prasseln des Feuers war zur Zeit das einzige laute Geräusch im Haus.
Schließlich brach sie die Stille.
“Hm, du wolltest etwas über das Ratsgebäude wissen, … es ist eines der ältesten Gebäude in dieser Stadt, wenn es sicherlich auch nicht immer so aussah, wie du es jetzt kennst.” Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem faltigen, aber friedlichen Gesicht.
“Menschen neigen dazu, sich unbedingt etwas bauen zu müssen, wo drinnen sie sich treffen können, … wie wenn ein Marktplatz nicht ausreichen würde, früher ging es doch auch anders … “ Ein sehn süchtiger Blick lag auf ihren Zügen, ehe sie fortfuhr.
“Nun, wie die Bezeichnung schon preis gibt, tagt dort der Rat, zumindest sollten sie das tun, aber mit der Zeit dauerten ihre Entscheidungen aus irgendeinem Grund immer länger, die Götter alleine wissen, warum.” Abermals setzte sie zu einer Pause an und trank von ihrem Tee.
“… wahrscheinlich, es immer mehr gibt, die daran beteiligt sind …. Ständig muss etwas unterschrieben und abgesegnet und beglaubigt und nachgeschlagen werden, so dass es, wenn man Pech hat, Monate dauern kann, bis eine Entscheidung gefällt wird.” Blinzelnd sah sie Sithis wieder an.
“Du stehst ja immer noch, mein Junge … setz dich.” Auffordernd winkte sie ihn näher zum Tisch und deutete auf einen Stuhl.
“… und weißt du was das Schlimme an allem ist? … je dümmer der Rat, desto dämlicher seine Einfälle … und das mit wiederkehrendem Muster. Nach einem fähigen Ratsmitglied muss fast unausbleiblich ein dummes Aasgetier folgen … ob das mit Absicht geschieht? … Vielleicht denken die sich da oben, wir hätten sonst nichts, worüber wir uns beschweren könnten …”
Mit einem Mal brach sie ab und blickte Sithis stutzend an.
“War irgendetwas dabei, was du hören wolltest?”
Jetzt musste Sithis erst einmal sortieren, was die Alte ihm da alles erzählt hatte … hatte er überhaupt etwas nachvollziehen können?
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Freitag 10. Dezember 2010, 17:08

Die Echse grübelte immer noch, wie es am Besten möglich war, in dieses Gebäude, in dem der Hohe Rat sich verborgen hatte, einzudringen. Und zwar so leise wie möglich. Auch wenn das nicht gerade Sithis’ Spezialgebiet war. Doch davon hing alles ab. Aber zuerst musste er alleine die Situation einschätzen, um sich ein Bild von alledem zu machen. Kharim würde wohl noch eine ganze Weile ausfallen, da seine Brandwunde wirklich sehr schlimm aussah. Armer Kerl…das war schon das x-te Mal, dass ich ihm den Arsch gerettet hab! Wo führt das alles bloß hin?
Damit meinte er auch indirekt das Bündnis, dass die Echsen mit der Dunklen Armee geschlossen hatten. In seinen Augen war das einer der größten Fehler die die Königin tun konnte. Wäre Ra’Khim noch unter den Lebenden, er hätte ihr diesen Unsinn bestimmt ausgeredet. Er war ein Ehrenmann und noch dazu Sithis’ Vorbild und sogar teilweise sein Mentor gewesen. Er war es, der dem jungen Echsenmann den einen oder anderen Kniff beigebracht hatte.
Doch jetzt war er tot…damit war ein Teil seiner Welt ausgelöscht. Und er würde jeden, der sich ihm in den Weg stellte, dafür büßen lassen. Dass der wahre Schuldige schon lange fort war, interessierte ihn überhaupt nicht.

Die Frau schien ihn nicht einmal gehört zu haben. Erst beim zweiten Mal reagierte sie endlich. Hat die Bohnen in den Lauschern? Mach mich nicht wütend! Dachte er schon leicht gereizt. Dann fing sie doch an zu reden, doch das Meiste war nicht gerade aufschlussreich. Dazwischen wollte sie sogar noch, dass er einen Kessel Wasser auf das Feuer setzte.
An seiner Miene konnte Kharim deutlich erkennen, dass Sithis kurz davor stand mal wieder auszurasten. Jetzt musste er auch noch Anweisungen von einem kleinen Menschen ausführen. Als ob die Dunkelelfen für ihn nicht schon schlimm genug waren! Das war mehr als demütigend! Keine Echse würde so etwas mit sich auf Dauer machen lassen. Innerlich übergab er sich. Wenn die Dunkle Armee hier fertig ist, wird die ganze Stadt umgekrempelt. Also heißt es retten was zu retten ist. Diese Gedanken drehten sich um die mögliche Beute, die man machen konnte. Bevor sich die Dunkelelfen sich noch alles unter den Nagel rissen.

Sithis knirschte mit den Zähnen, fügte sich aber. Wenn du sehen würdest, wer vor dir steht, dann würdest du dir so etwas schon zweimal überlegen, Grrr!! Ihm lag ein ziemlich brutaler Fluch auf der Zunge, doch er schluckte ihn einfach runter.
Doch man wusste ja, dass, wenn man Zorn aufstaut, er sich dann mit einem Schlag entladen könnte. Leider kam das in Sithis’ Fall sehr häufig vor. Und wenn sein Zorn austrat, dann richtig.
Und dann wäre diese Frau besser nicht mehr in der Nähe der Echse. Er würde im Zorn nicht mal davor zurückschrecken sie förmlich in der Luft zu zerfetzen. Doch vorerst tat er einfach wie ihm geheißen wurde. „Sei froh, dass du fast nichts siehst, denn sonst…“, grummelte er leise, zu leise, als das sie es hören konnte. Außerdem sprach er in seiner Muttersprache, sie hätte ihn eh nicht verstanden.
Kharim jedoch könnte sich schon ganz genau denken, was er geflucht hatte, denn seit Jahren musste er auf seinen heißblütigen Freund Acht geben. Auch wenn er selbst dann in die Mangel genommen wurde.

Wenn Sithis richtig wütend war, dann unterschied er nicht einmal mehr Freund von Feind. Dann konnte er ein richtiges Gemetzel auf beiden Seiten anrichten. Und genau das war das unberechenbare an Sithis. Er war fast undurchschaubar, besonders was seine Laune anging. Außerdem sollte man es sich nicht mit ihm verscherzen, denn seine Rachsucht war fast schon so weit ausgeprägt wie die der Dunkelelfen.

Die Frau hatte inzwischen wieder angefangen zu reden, sodass er sein Augenmerk wieder auf sie lenkte. “War irgendetwas dabei, was du hören wolltest?”, sagte sie dann schließlich. Eigentlich konnte er mit diesen Wortfetzen, die ihm da entgegen geflogen waren, überhaupt nichts anfangen.
Was interessierte ihn, wie alt das Gebäude war? Es interessierte ihn einen Scheißdreck! Doch er rang erfolgreich mit seiner Wut und unterdrückte das Verlangen, sich sofort auf die Frau zu stürzen und ihr den Schädel abzureißen. Noch nicht! Im Moment ist sie ein Mittel zum Zweck!
Stattdessen sagte er mit versuchter ruhiger Stimme, immer noch mit rotem Wutschimmer in den Augen: „Nein, nicht wirklich. Hat das Gebäude mehrere Eingänge? Außer dem Haupteingang?“ Er zwang sich eine weniger verkrampfte Haltung einzunehmen.

Wenn diese nächste Erklärung genauso wenig aufschlussreich wäre, was wahrscheinlich der Fall war, dann musste er das alles eben ganz allein herausfinden. Dann würde er etwas Aufklärungsarbeit leisten müssen, um an die fehlenden Details zu kommen. Von diesem Haus bis zum Ratsgebäude war nicht sehr weit.
Außerdem würde er die Duftspur der Frau leicht zurückverfolgen können. Das war das gute an Menschen, denn sie verströmten einen Duft, mit dem man leicht ihre Fährte aufnehmen konnte.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Samstag 18. Dezember 2010, 19:17

Ein Außenstehender Beobachter konnte deutlich sehen, dass Sithis das hier alles nicht passte. Aber dem Echsenmann blieb nicht viel übrig, als das zu tun, was ihm geheißen wurde. Er wollte schließlich Informationen haben und was brachte es ihm, wenn er die alte Frau ein schüchterte, rein gar nichts, dann würde sie ihm nicht mehr viel preis geben und wenn er Pech hatte, würde es kurz darauf hier nur so von Stadtwachen wimmeln. Die Stadt war immerhin im Ausnahmezustand und er müsste damit rechnen, dass die Soldaten unter diese Umständen kurzen Prozess mit ihm und Kharim machen würden. Hatte er außerdem vor, seinen Freund einer derartigen Gefahr auszusetzen?
Immerhin beantwortete die Frau ihm seine Frage, ohne Gegenfragen zu stellen, dass war im Grunde genommen mehr, wie er hätte erwarten können. Wie er es allerdings erwartet hatte, hatte Emernelda ihm nicht die Dinge preis gegeben, die er erhofft hatte zu hören. Jetzt musste Sithis sich aber auch selber eingestehen, dass er nicht gerade genau gefragt hatte.

“Oh, du willst wissen, was es für Eingänge gibt, … warum hast du mich das nicht gleich gefragt? Ich war schon etwas irritiert bei deiner Frage, es ist doch schon seltsam, dass sich Soldaten für Architektur und Historie interessieren, oder meinst du nicht?” Sie kicherte leise vor sich hin. “Ach, nimm es nicht so ernst, … du weißt doch, die gängigen Klischees.” Wieder lachte sie leise auf.
“Also, um auf deine Frage zurück zu kommen … es gibt ja die beiden Haupteingänge. Dann gibt es noch einen Seiteneingang, der von außen aber nicht benutzt werden kann, weil der innerhalb der Mauern liegt. Von dort aus kommt man in die Seitengebäude, wo die ganzen Schriftstücke aufbewahrt werden. Auf der Rückseite des Gebäudes gibt es glaube ich auch noch zwei Ausgänge, die in einem Park führen. Diese werden genauso wie die Eingangstüren gut bewacht. Gerade jetzt, wo das gemeine Volk mit dem Rat nicht zufrieden ist, wollen viele ihren Umnut kundtun, aber die Wachen passen schon auf, dass das auf normale Art und Weise geschieht.”
Emernelda rutschte ein wenig auf ihrem Stuhl herum und zupfte sich ihr Tuch, welches um die Schultern lag zurecht. Plötzlich legte sich ein verschlagener Ausdruck auf ihr Gesicht und sie blickte Sithis verschwörerisch an, sofern sie ihn wirklich anblickte, was bei den zusammen gekniffenen Augen gar nicht so leicht zu erkennen war.

“Du fragst doch nicht umsonst nach dem Ratsgebäude, mein junger Freund,…”, wisperte sie leise. “Ihr wollte es dem rat mal so richtig heimzahlen, oder?” Nun grinste sie Sithis an.
“Ich verstehe, eine Verschwörung gegen die Herrschenden … oh mein Junge, dass ich das noch erleben darf.” Begeistert von diesem Einfall, klatschte sie die Hände zusammen und freute sich wie ein junges Mädchen.
“Tu mir den Gefallen, ja und geb´ denen mal so richtig was auf die Rübe. Ich würde es ja selber machen, aber ich bin zu schwach dafür. Machst du das?”
Das hatte Sithis wohl auch noch nicht gehabt. Sie “verlangte” doch tatsächlich von ihm, dass er für sie eintrat … überhaupt, für das Volk eintrat und so dem Rat zeigte, was es von den Herrschenden hielt - nicht sonderlich viel. Das wäre natürlich auch eine Option, die Sithis mit seinem Gewissen vereinbaren könnte, was ihn zur Zeit plagte … und, er könnte seine Wut abreagieren. Das würde ihn auch im besseren Licht vor Kharim dastehen lassen, der nicht sonderlich viel davon hielt, dass Wehrlose getötet werden würden.
Emernelda jedenfalls hatte einen Heidenspaß and er ganzen Sache, die sich selbst zurecht gelegt hatte und trieb den Plan sogar noch voran.

“Weißt du was, ich empfehle dir, des Nachts dorthin zu gehen. Für gewöhnlich “tagt” der Rat dann auch noch. Hinter vorgehaltener Hand allerdings munkeln alle, dass sie es sich darinnen gut gehen lassen und an elferlei Köstlichkeiten laben, während das Volk hier draußen hungert. Solche Ungerechtigkeiten kann ich ja nicht leiden.” Nun starrte sie “finster” in den Kamin.
“Rechts am Ratsgebäude führt eine angrenzende mauer um die Seitengebäude herum, von der ich dir vorhin erzählt habe. An dieser Mauer stehen ein paar Karren, manchmal auch Stände. An denen könntet ihr hochklettern, euch dann leise auf der Mauer entlang zum Gebäude schleichen und übers Dach einsteigen. Na, mein Jung´ … was sagst du dazu?”
Sie holte aus und versuchte Sithis gegen den Oberarm zu boxen, was eher von der Kraft wie ein Tätscheln wirkte.
“Ich würde ja selber gerne mitkommen, aber ich glaube, da macht mir mein Rücken ein Strich durch die Rechnung. … Bist du nun schlauer?”
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Sonntag 19. Dezember 2010, 15:11

Es war irgendwie klar gewesen, dass die vorherige Antwort mehr Rätsel aufgab, als welche zu lösen. Vielleicht hätte er doch genauer fragen sollen. Wäre hilfreicher gewesen und hätte ihm dieses Verwirrspielchen erspart. Ich und meine verfluchte Bescheidenheit…ach sei’s drum! Über solche Sachen regte er sich nicht mehr sonderlich auf.

Die nächste Erklärung war schon mehr nach seinem Geschmack. Gewissenhaft hörte er zu wie sie erklärte, es gäbe außer dem Haupteingang noch einige Hintereingänge, die jedoch ebenfalls bewacht wurden. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Dann müssen eben noch ein paar kleine Menschen verrecken, mir doch egal! Solange ich es nicht selbst bin... Dachte die Echse, hörte aber immer noch genau zu. Diese Frau wusste viel. Vor allem über einen Raum, in dem scheinbar wertvolle Schriftrollen und anderes Geschreibsel aufbewahrt wurden. Vorerst unwichtig.
Er hatte es nie wirklich mit dem Lesen gehabt, obwohl er es dennoch beherrschte. Das war keine Arbeit für einen Krieger wie ihn, sondern für alte Männer, die sich mit so was auskannten.
Als sie ihn jedoch auf einmal verschwörerisch ansah, da wurde ihm doch etwas mulmig. Hatte sie Lunte gerochen? Doch sie sagte nur: “Du fragst doch nicht umsonst nach dem Ratsgebäude, mein junger Freund,…” Sie hatte ihre Stimme zu einem leisen Wispern gesenkt, sodass sich Sithis anstrengen musste, um alles mitzubekommen. “Ihr wollte es dem rat mal so richtig heimzahlen, oder?”, meinte sie noch und grinste ihn mit einer lückenhaften Grimasse an. Bevor Sithis darauf antworten konnte, legte die sogar noch nach: “Ich verstehe, eine Verschwörung gegen die Herrschenden … oh mein Junge, dass ich das noch erleben darf.” Sie klang schon fast euphorisch. Offenbar war die Welt der Menschen doch nicht so heile, wie er gedacht haben könnte. Dem Anschein nach herrschte hier ebenfalls Korruption und Selbstbereicherung. Wie Zuhause…

Daheim ging es den meisten eh nur um die Selbsterhaltung. Viele hielten nicht wirklich viel von Bündnissen. So kam es immer wieder vor, dass sich Vereinbarungen schneller als gedacht wieder auflösten oder sogar gar nicht erst zustande kamen. Vielleicht konnte er dieses Misstrauen nutzen und so sein Volk aus den Fingern der Dunklen Armee befreien. Er hatte den meisten Echsen schon angesehen, dass sie die dunkelelfische Vorherrschaft nur widerwillig akzeptiert hatten. Daher war es sehr wahrscheinlich, dass sie auf ihn hören würden. Was aber nicht hieß, dass sie es auch wirklich taten.

“Tu mir den Gefallen, ja und geb´ denen mal so richtig was auf die Rübe. Ich würde es ja selber machen, aber ich bin zu schwach dafür. Machst du das?” Diese Bitte klang fast schon wie ein Befehl. Was sollte Sithis dazu sagen? Kurz überlegte er, dann sagte er: „Wird mir ein Vergnügen sein. Mit denen hab ich eh noch eine Rechnung offen, aber persönlicher Natur“, meinte die Echse mit einem ebenfalls breiten Grinsen. Würde die Frau besser sehen können, würde sie jetzt in einen Wald aus spitzen Reißzähnen blicken.
Diese Aussage war auch wieder eine grobe Anspielung auf die Menschensiedlung, die sie erkundet hatten. Für die ungefragte Annektierung von Sumpfgebiet mussten die Machthaber in der Stadt zur Rechenschaft gezogen werden und er durfte endlich wieder seine schlechte Laune an jemandem auslassen.
Mit so etwas hatte er keine Gewissensbisse mehr, denn das Töten lag ihm im Blut. Gegen solche Gefühle war er förmlich abgestumpft, schließlich hatte er mit 10 Jahren, noch am Anfang seiner Ausbildung seinen ersten Gegner getötet. Darauf folgten 11 weitere Jahre, in denen das alles in Fleisch und Blut übergegangen war und er jetzt der war, der er heute war.

Für die Frau war es sicherlich ein Heidenspaß, denn sie ging noch weiter, als er es sich vorstellen konnte: „Weißt du was, ich empfehle dir, des Nachts dorthin zu gehen. Für gewöhnlich “tagt” der Rat dann auch noch. Hinter vorgehaltener Hand allerdings munkeln alle, dass sie es sich darinnen gut gehen lassen und an elferlei Köstlichkeiten laben, während das Volk hier draußen hungert. Solche Ungerechtigkeiten kann ich ja nicht leiden.” Dann wandte sie sich kurz ab und starte mit finsterer Miene in das Kaminfeuer. Sie schien wohl eine der benachteiligten Bürger zu sein. Das sah man auch an ihrer eher ausgezehrten Gestalt. Offenbar war der Hohe Rat nicht sonderlich daran interessiert, wie es den Armen wohl erging. Sie sorgten sich wohl nur um ihre eigene Speisekammer.
“Rechts am Ratsgebäude führt eine angrenzende mauer um die Seitengebäude herum, von der ich dir vorhin erzählt habe. An dieser Mauer stehen ein paar Karren, manchmal auch Stände. An denen könntet ihr hochklettern, euch dann leise auf der Mauer entlang zum Gebäude schleichen und übers Dach einsteigen. Na, mein Jung´ … was sagst du dazu?”, erklärte sie zum Schluss. Mit einer ausholenden Bewegung versuchte sie demonstrierend Sithis’ Arm zu boxen, doch die Echse spürte kaum mehr als ein leichtes Tätscheln. War also immer noch von Vorteil, eine widerstandsfähige Schuppenhaut zu haben.
Die besagte Mauer, von der sie gesprochen hatte, hatte er ja schon vor und während des Kampfes gesehen. Sie war durch die Knochentrümmer stark beschädigt worden und es gab viele Lücken, durch die man nun erheblich leichter durchbrechen konnte. Ein guter Kampf! Sie hatten sich durch die Verteidiger gepflügt wie durch reifen Roggen. Wäre da nicht dieser verfluchte Magier gewesen, der ihn beinahe umgenietet hätte. Nur dank Kharim war er noch am Leben.

Jetzt grübelte er über die erhaltenen Informationen nach. Über das Dach? Warum nicht? Damit hätten wir den Überraschungseffekt vollkommen auf unserer Seite! Nur, wie wir dann wieder raus kommen sollen…ach das überlegen wir uns, wenn wir erst mal drin sind. Zwar war das für ihn ein eher entehrender Weg, da es auf Tarnung beruhte, doch angesichts der Tatsachen, dass der Hohe Rat noch besser bewacht wurde, hatte er kaum weitere Optionen. Einen offenen Kampf würden sie sich nicht nochmals leisten können.

Er sah die Frau an. „Die Informationen sind gut. Die werden sich wundern. Wir verpassen denen eine Abreibung, die sie ihr Leben nicht vergessen werden.“ Auch wenn sie dann nicht mehr allzu lange leben werden, um mit dieser Schmach klarzukommen, hehehe! Kopf ab, dann ist gut!

„Wenn es nichts ausmacht, dann sehe ich mir die Situation am Ratsgebäude einmal an. Wurde ja viel Schaden dort angerichtet“, meinte die Echse und erhob sich. Er wollte sich nach der aktuellen Lage erkundigen und eventuell noch einige Leichen fleddern. Zuerst besorg ich mir von einem dieser Blödmänner eine Rüstung! Wird langsam lästig, andauernd auf Heilung angewiesen zu sein! Damit würde er auch seinem Kumpel Kharim einiges an Arbeit ersparen.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Dezember 2010, 15:38

Insgeheim freut Sithis sich wie ein kleines Kind, dass kurz davor war, beschenkt zu werden. Die nächsten Informationen, die die Frau preis gegeben hatte, erwiesen sich als äußerst nützlich. Er hatte auch schon ungefähr einen Plan an der Hand, aber auch nur ungefähr., so war er eben. Obwohl er in Taktik und Strategie durchaus ausgebildet wurde, vernachlässigte er diese Gedanken des Öfteren, halt sein chaotisches Gemüt. Für tagsüber nahm er sich vor, dass er erstmal das Ratsgebäude weiter auskundschaften wollte. Ein wirklich heikles Unterfangen, wenn man bedachte, dass Menschen äußerst tagaktiv sind und auch jetzt in die schweren Zeit ihren Geschäften nachgingen - draußen herrschte doch reger Trubel. Etwas vollkommen anderes, wie Sithis es aus seinem kleinen Dorf gewohnt war. Aber das hatte ihm sein Vater schon kopfschütteln mitgeteilt, dass Menschen wie andere kleine Säugetiere werfen würden. Eine durchaus lustige Anekdote in seinem doch noch jungen Leben. Sein Vater war einmal mit einem Jägertrupp bis an den Rand des Sumpfes im Südwesten gekommen, weil in dieser Zeit der Abendsonne die Tiere rar und das Essen knapp waren. Dort waren sie auf ein verdammt großes Rudel von kleinen, weich pelzigen und verdammt schnellen Tieren, mit großen hängenden Ohren gestoßen. Neben vielen ausgewachsenen Tieren gab es auch fast doppelt so viele kleine. Für die Jäger mit Speeren war es damals eine kleine Schmach gewesen, sie waren nicht schnell genug für die Tiere, nicht mal mit den Speeren. Hier hatten es die Jäger gut, die Schleuder und oder Pfeil und Bogen hatten. Zumindest sein Vater hatte es mit Humor genommen und erzählte diese Geschichte immer wieder gerne, vermutlich deswegen, weil er zu den Glücklichen zählte, die einen Bogen dabei hatten.
Nun musste Sithis sich aber überlegen, wie er in der Stadt unbehelligt umherlaufen wollte, denn er fiel ja nun doch ein wenig auf … und vor allem, wie wollte er an eine Rüstung heran kommen, ohne viel Aufsehen zu erregen? Vielleicht wäre es ja erst einmal was für ihn, wenn er sich mit Stoff verhüllen konnte, vielleicht hatte Emernelda einen Umhang da, die Kapuze zumindest würde ihn auch vor der Sonne schützen.
Wenn er hier aus dem Fenster blickte, konnte er auch hier etliche Menschen hin und her eilen sehen, obwohl das Haus eher in einer Seitengasse lag, in einem Viertel, wo es den Menschen eher nicht so gut ging. Soldaten sah er hier auch das eine oder andere Mal herum laufen und sie waren nie alleine. Wie wollte er nun vorgehen?
Ja, Sithis hatte es schon schwer.
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Dienstag 28. Dezember 2010, 00:02

Der Plan stand fest: sie würden durch das Dach in das Gebäude eindringen. Aber erst nachts. Zuerst war seine Aufgabe, den Gebäudekomplex im Auge zu behalten und die Truppenbewegungen zu analisieren. Aber wie kam er ungesehen da hin? Momentan ging es in der Stadt zu, als hätte man brutal in einem Ameisenhaufen herumgestochert. Überall Panik und die Soldaten waren bestimmt noch skrupelloser als normalerweise schon.

Ab und zu sah die Echse aus dem Fenster, vermied es jedoch, sich im Licht zu zeigen. Überall liefen Menschen durcheinander und auch den einen oder anderen Soldaten konnte er erkennen. Wo soll ich eigentlich eine Rüstung herbekommen, die mir passt? Ich glaube kaum, dass mir eine dieser Schmalhanse dort passt. Auch das musste bald geklärt werden, denn solange er innerhalb der Stadt operierte, wäre die Verletzungsgefahr sehr hoch, wenn man die derzeitige Situation bedachte.
Nicht das er Angst davor hatte, keinesfalls, aber nach einer Weile empfand er es als höchst lästig, immer auf Heilung angewiesen zu sein. Außerdem reichten Kharims Heilkräutervorräte nicht ewig. Er sah zu seinem Kumpel hinüber. Der schlief immer noch. Noch vor ein paar Stunden hatte er mit dem Tod gerungen und wollte sogar, dass Sithis ihn erlöste.

Immer wieder betrachtete er die Gestalten, die draußen hektisch hin und her liefen. Sie hatten auch allen Grund hektisch zu sein, denn vor den Toren der Stadt wartete eine riesige Armee, erpicht darauf sie alle entweder gefangen zu nehmen und zu versklaven, oder sie gnadenlos abzuschlachten. Ich würde lieber das Abschlachten nehmen… Sklaverei hasste er, auch wenn er selbst ab und zu Gefangene gemacht und sie in sein Dorf verschleppt hatte. Und wer wusste schon, was die armen Tölpel dort erwartet hatte. Ich tippe auf Kochtopf… Dachte er grinsend. Aber im Grunde war es ihm relativ egal, was Gefangene erwartete. Er war nur ein Krieger, ein Befehlsempfänger, der seine Arbeit verrichtete.
Bisher, denn er hatte, seiner Meinung nach, mehr Talent, als nur dumpfe Befehle auszuführen. Auch er war auf eine Führungsposition aus, dann durfte er endlich auch mal Anweisungen geben, anstatt sie nur anzunehmen und auszuführen. Doch im Moment hatten die Dunkelelfen alles in der Hand. Leider… Und die teilten offenbar nicht so gerne. Er seufzte einmal schwermütig.
Krieg hab ich mir irgendwie anders vorgestellt. In den Kampf ziehen, Leute abschlachten, plündern…aber bisher sind wir noch nicht wirklich weit gekommen…Die Mauer muss weg!
In seinen Augen ging die Belagerung nicht schnell genug vonstatten. Dass solche Angelegenheiten eine lange Planung und präzise Berechnung benötigten, das konnte er ja nicht wissen. Er war schließlich noch nie bei so etwas dabei gewesen. Bis jetzt zumindest. Jetzt befand er sich mitten in einer belagerten Stadt und er wäre besser nicht mehr hier, wenn die Armee durchbrach. Womöglich würden sie ihn aus versehen für einen Feind halten, obwohl, eigentlich würde man den Dunkelelfen sogar zutrauen, dass sie ihn dann absichtlich angreifen würden.

Auch hatte er etwas gegen übertriebene Ordnung und Disziplin, wie die meisten aus seinem Volk. Und die Abneigung fremde Autorität anzuerkennen. Echsen und Ordnung, das waren eigentlich schon Gegensätze an sich. Genau so verhielt es sich auch bei den Orks. Im Grunde waren sich ihre Völker recht ähnlich. Auch bei den Orks herrschten barsche Umgangsformen vor, außerdem liebten sie es zu kämpfen und zu fluchen.

Er überlegte weiter. Um überhaupt unerkannt bis zum Ratsgebäude zu kommen, brauchte er erst mal eine Verkleidung, denn auch wenn er es sich nicht wirklich eingestehen wollte, hier fiel er mehr als auf. Vielleicht könnte er sich einen weiten Umhang von der netten alten Frau „leihen“ und sich damit verhüllen. Für ihn war es schwer nicht von plündern zu denken. Leihen ist doch, wenn man es nachher wieder zurückbringt, oder? Hoffentlich vergess ichs nicht. Es war schwer für ihn, zwischen leihen und plündern einen Unterschied auszumachen. Entweder man nahm sich das, was man wollte, oder man ließ es bleiben.

Er wandte sich zu der Frau um. „Ähm…Entschuldigung? Haben Sie eventuell einen Umhang oder etwas derartiges hier? Ich möchte dort draußen nicht unnötig auffallen“, sagte die Echse vorsichtig. Der Umhang würde vielleicht etwas seine Identität verhüllen und diente, wenn er eine Kapuze besaß auch als Schutz für sein malträtiertes Auge. Er rechnete nicht damit, dass der Umhang passte, seine Körpergröße von 2,10 m würde das gar nicht zulassen. Es würde bestimmt nicht sehr lange dauern, bis er aufflog.
Und ich habe dieser Scheiße auch noch zugestimmt. Aber einem Kommandant widerspricht man nicht. Nie!
Warum hatte man ausgerechnet ihn für diese Aufgabe ausgewählt? Jeder Dunkelelf wäre effizienter gewesen, das waren ja eh alles Heimlichtuer. Aber eine Echse in einer Menschenstadt? Das passte überhaupt nicht. Doch Befehl war Befehl und wenn es ein Himmelfahrtskommando war.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Gestalt » Montag 3. Januar 2011, 21:44

Wieder war Sithis vollkommen mit seinen Gedanken beschäftigt, was hier an diesem Ort kein Problem war. Keiner vermutete Echsen in diesem Haus und so waren sie relativ sicher. Die Sonne schien und es war eigentlich eins schöner Tag, an dem mal zur Abwechslung nichts vom Krieg oder so gut wie fast nichts zu bemerken war. Der Beschuss hatte fürs Erste aufgehört und Angriffe der Infanterie waren von den Mauern auch nicht zu hören. Nicht mal die lauten Befehle aus der Kaserne waren zu hören. Also ein relativ friedlicher tage, an dem die Bürger Pelgars aufatmen konnten.
Sein Plan der nun stand, sah vor, dass er sich einen Umhang von Emernelda lieh und damit sein Glück außerhalb des Hauses auf den Straßen auf die Probe stellen wollte.
Die alte Frau reagierte sofort und wandte sich ihm zu.

“Einen Umhang brauchst du, mein Junge?”, nachdenklich blickte sie sich um. “… Irgendwo müsste ich noch einen haben, … von meinem Sohn Balder, … warte hier.” Schon war sie von ihrem Stuhl herunter gerutscht und in einem der hinteren Zimmer verschwunden. Von dort konnte Sithis es rascheln und leise poltern hören. Offenbar durchsuchte sie das ganze Zimmer nach dem Umhang und während dessen sprach sie mehr oder weniger halblaut zu sich selber.
Einige Zeit verging, in der Sithis sich selbst beschäftigen musste. Vermutlich nutzte er die Zeit und sah weiter zum Fenster hinaus, um das bunte Treiben auf den Straßen zu beobachten. Eines musste er den Menschen lassen, sie waren zäher, wie sie aussahen und steckten so einiges weg. Vor allem ihre Anpassungsfähigkeit musste die jungen Echsen faszinieren, welches anderes Volk könnte sich so leicht und so gut auf eine solche Situation einstellen? In welcher anderen Stadt, würden die Menschen noch ihren alltäglichen Geschäften nachgehen?
Zwischendurch lenkte Kharim die Aufmerksamkeit unfreiwillig auf sich. Er war wieder in erholsamen Schlaf gesunken und stöhnte leise auf, wenn er sich zu heftig bewegte. So an sich ging es ihm gut, er glühte nicht und hatte ansonsten eine gesunde Schuppenfarbe, … wie gut, dass das alte Weib ihnen zur Hilfe gekommen war.
Dann kam auch schon Emernelda zurück, über ihren dünnen Armen hatte sie so einiges an Stoffen liegen, das sah eindeutig nach mehr denn nur einem Umhang aus. Sie kam auch schon sofort zur Sache.

“Hier ist der Umhang, … nicht mehr das beste Stück, aber heile und sauber…”. Mit diesen Worten reichte sie Sithis den gräulichen Umhang. Es war kein Schmuckstück, würde aber der Aufgabe sehr gut dienlich sein. Von der Breite her, passte er gut hinein, so würde er seinen Oberkörper und Kopf verbergen können. Nur and er Länge haperte es. Wie es Sithis schon aufgefallen war, gab es hier selten Menschen, die nahe an die sieben Fuß heranragten. Seinen Unterbau würde er also irgendwie anders tarnen müssen.
Umso besser, dass Emernelda mitgedacht hatte.

“Ich habe hier auch noch eine ausgediente Hose und zwei Lederstücke für dich.” Auch diese reichte sie ihm und sah ihn dann verschmitzt an.
“Ich habe wohl bemerkt, dass du ihr beide nur im Lendenschurz herumlauft … da hat eure werte Mutter euch wohl keine Manieren beigebracht, wie?” Nun grinste sie Sithis frech an.
“So erschreckst du nur die jungen Frauen da draußen und bekommst keine ab ….also, marsch, marsch, zieh dich an.” Sie wandte sich von ihm ab, ging zur Feuerstelle und füllte erneut Wasser in den großen Kessel ein.
“Vergiss nicht die Lederstücke … Schuhe habe ich keine gefunden, aber du kannst ja nicht barfuss in die Stadt gehen, da tust du dir nur noch mehr weh.” Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch. Die Fürsorge, die Sithis und Kharim erfuhren, war schon rührend. Etwas vollkommen anderes, wie es beide gewohnt waren.
“Ich setzet derweil Essen auf … wenn du dann wiederkommst, stärkt ihr beide euch noch mal ordentlich und dann zeigt ihr es denen.” Wieder lachte sie vergnügt auf … eine lebensfrohe, alte Dame.
Echsen irrten sich wahrlich in Menschen.
Nun konnte Sithis sich unters Volk mischen und um seine Beobachtungen kümmern.
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Dienstag 4. Januar 2011, 18:40

Auf den ersten Blick konnte man annehmen, dass gar kein Krieg herrschte. So friedlich wie alles da lag. Auch die Echse war überrascht, dass die Menschen das alles so gelassen auffassten. Er hatte sie kolossal unterschätzt. Dem Anschein nach, hatten sie noch Mumm in den Knochen. Daher war es unwahrscheinlich, dass sie überhaupt Kapitulieren würden, wenn überhaupt.
Im Grunde waren sie Sithis sehr ähnlich: er selbst würde auch eher im Kampf sterben wollen, als jemals aufzugeben. Und sie kämpften für ihre Heimat, wie es die Echsen taten, wenn auch unter anderen Motiven. Dazu kam noch die Aufstachelung der Dunkelelfen, die Menschen wollten ihnen ihr Land wegnehmen. Das hatte bei den meisten Echsen eine schlafende Wut geweckt.
Bei ihm selbst wäre das egal gewesen, denn seine Wut schlief niemals! Sie war allgegenwärtig, selbst wenn er ruhte pulsierte sie unablässig in seinem Innern. Es war seine Energie, seine Antriebskraft. Sie war unberechenbar und höchst instabil und einmal provoziert hochgradig tödlich.

Die Frau war kurz nach seiner Frage in einem Nebenraum verschwunden. Leise konnte die Echse Rascheln und Klappern hören, bis sie mit mehreren Sachen zurückkam. Das ist aber mehr, als nur ein Umhang. Mit gerunzelter Stirn blickte die Echse die Frau an. Der Umhang sah zwar nicht hübsch aus, aber würde seinen Zweck erfüllen, nämlich, ihn tarnen.

Kharim gab ächzende Laute von sich, als er sich in eine andere Position begab. Die Pein, die er gerade durchlitt, kannte Sithis zur Genüge. Für ihn wäre es kein Problem, die Schmerzen wegzustecken, doch Kharim hielt sich meist aus der Gefahrenzone heraus und griff nur in Notfällen ins Geschehen mit ein. Deshalb hatte er auch kaum Narben auf seiner Schuppenhaut. Aber das war jetzt wohl vorbei. Jetzt hat er auch einige „Schönheitsmerkmale.“ Dachte Sithis grinsend. Aber eigentlich war das gemein, was er gerade gedacht hatte. War nicht ernst gemeint. Korrigierte er nochmals in seinen Gedanken.

Er probierte den Umhang einmal an. Von der Breite her passte es, aber die Länge? Nun ja, das war etwas problematischer: der reichte ihm kaum über die Knie. Schließlich war der für Menschen hergestellt worden und nicht für jemanden wie Sithis. Glücklicherweise war unter den gebrachten Sachen auch eine längere Lederhose. Das könnte passen. Doch kaum war dieses eine Problem erledigt, tauchte sofort ein neues auf: wie verbarg er seinen Echsenschwanz? Das würde sehr schwierig werden. Irgendwie wird das schon gehen. Hoffe ich doch mal.

“Ich habe wohl bemerkt, dass du ihr beide nur im Lendenschurz herumlauft … da hat eure werte Mutter euch wohl keine Manieren beigebracht, wie?”, meinte sie und grinste ihn an. „Ähm, nun ja…. Das kann sein“, gab Sithis zurück. Wo sie herkamen, war es besser nur leicht bekleidet herumzulaufen. Mit zuviel Panzerung versank man rettungslos im Matsch, wie es wohl so einigen Dunkelelfen ergangen war. Die, die Glück hatten und doch noch rausgefischt worden waren, sahen danach wirklich komisch aus. Schlammbäder sollen doch gut für die Haut sein. Hehehe!

“So erschreckst du nur die jungen Frauen da draußen und bekommst keine ab ….also, marsch, marsch, zieh dich an.” Das hätte er auch ohne ihre Aufforderung getan. So wie er jetzt aussah, konnte er nicht unter die Leute gehen.
“Vergiss nicht die Lederstücke … Schuhe habe ich keine gefunden, aber du kannst ja nicht barfuss in die Stadt gehen, da tust du dir nur noch mehr weh.” Ihr Wortlaut ließ keinen Widerspruch zu. Schnell verzog sich Sithis ins Nebenzimmer und kleidete sich um. Vor allem die Hose bereitete ihm Schwierigkeiten. Hrrrgnh! Mann, ist die eng! Letztendlich schaffte er es doch, sich in die Hose zu zwängen, auch wenn sich seine hintere Extremität fast so anfühlte, als würde sie demnächst abfallen. Hoffentlich gibt das keine bleibenden Schäden, ansonsten würde ich sehr böse werden! Er ging einen Schritt. Es spannte unangenehm! Nein, so würde das nicht gehen. Er zog die Hose hinten etwas herunter, sodass sein Anhängsel nicht mehr schmerzte. Wohin jetzt damit? Kurzum entschied er, ihn einfach unter dem Mantel zu verbergen, damit er im Notfall auf ihn zurückgreifen konnte. Viele Echsen kämpften unter anderem mit ihrem muskulösen Echsenschwanz, er selbst war da keine Ausnahme.
Er zog den Umhang an und zog sich die Kapuze sofort tief ins Gesicht. Sofort konnte man nicht mal mehr ansatzweise erkennen, dass er kein Mensch war. Die Verkleidung war perfekt. Hätte nicht gedacht, dass man mit so ein bisschen Kleidung eine Echse verstecken kann. Wirklich bemerkenswert.

Dann wickelte er sich noch die Lederstücke um die Füße, sodass improvisierte Schuhe daraus entstanden. Er hatte noch nie so etwas getragen, es fühlte sich komisch und fremd an. Doch es würde merkwürdig aussehen, wenn er sie nicht trug, die langen Krallen würde sogar ein alter Mann mit Krückstock erkennen und er würde auffliegen.

„Danke. Jetzt bin ich bereit um mit diesen Kerlen abzurechnen“, sagte Sithis und trat vorsichtig zur Türe. „Wir sollten ein Zeichen vereinbaren. Wenn es dreimal klopft, dann bin ich es, in Ordnung?“, sagte er. Ob sie es sich merken konnte, das wusste er nicht. Hoffentlich merkt sie es sich. Sonst stehe ich dumm da…
Jetzt musste er nur noch einen geeigneten Moment abpassen, damit niemand merkte, dass er aus diesem Haus gekommen war und sich dann in den Schatten verdrücken.

Er öffnete die Türe einen Spalt. Im Moment war niemand zu sehen. Dann trat er nach draußen. Er sah sich prüfend um und verließ das Grundstück. Dann bewegte er sich zielsicher in Richtung Ratsgebäude. Ab und zu sahen ihm Leute verwirrt hinterher. Sie waren es sicherlich nicht gewohnt, dass eine so große Person hier in der Stadt wandelte. Sonst immer regten ihn Blicke immer auf. Doch jetzt unterdrückte er seine Aggression, sogar mehr denn je, denn sie würde ihm hier nichts bringen, außer Ärger, Ärger und noch mehr Ärger. Und darauf war er jetzt zumindest noch nicht aus.

Bisher lief alles glatt, kein Aufschreien oder unangenehme Fragen. Hoffentlich bleibt das auch so. Will nicht die ganze Wachmannschaft auf den Fersen haben. Vorerst war seine Mission: beobachten, nicht bekämpfen. Zum Kämpfen wäre später noch Zeit.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. Januar 2011, 18:26

Sithis hatte sich verinnerlicht, dass er sich jetzt zusammenreißen musste. Dort draußen auf den Straßen musste er unauffällig sein. Eigentlich beherrschet er diesen Aspekt der Tarnung, wenn auch vorwiegend im Sumpf, hier in der Stadt, einem fremdem Terrain, sollte er sich um so vorsichtiger bewegen. Er hatte sich getarnt, mehr schlecht als Recht, aber in dieser seltsamen Zeit mochten die Menschen vielleicht auf die andere Dinge achten und nicht unbedingt auf eine seltsam hohe Gestalt.
Sithis jedenfalls machte sich immer noch Gedanken darum, wie er am Besten seinen Schwanz halten müsste, damit dieser nicht hinten unter dem Umhang hervorschauen würde. Nach einigem Hin und Her, wäre es wohl das Beste, würde er ihn leicht schräg halten, so könnten die Menschen immer noch denken, dass er ein Schwert trug. Denn diese standen ja auch in einem gewissen Winkel schräg nach hinten ab. Zum Glück war die Kapuze groß genug, sonst hätte er sich darüber auch noch Gedanken machen müssen. Wobei ihm die Länge seiner Schnauze gar nicht in den Sinn kam, dass diese auch hätte hervor gucken können.
Er nutzte also einen geeigneten Moment und huschte dann aus dem Haus heraus, in das Stück grün hinein, welches der altem Emernelda als Quell ihrer Tätigkeit diente. Natürlich hatte Sithis kein Auge dafür, zumal er viele Pflanzen auch nicht kannte, da sie im Sumpf nicht wuchsen. Aber einige kamen ihm vom Geruch her bekannte vor. Kharim hatte sie in Hülle und Fülle, zumindest im Dorf. Sithis konnte sich aber sicher sein, dass die gute Frau seinem Freund einiges mitgeben würde, wenn sie nur höfflich danach fragten.
Er trat durch das hölzerne Tor, welches das Grundstück von der Straße trennte. Hier in der kleinen Nebengasse waren genug Menschen unterwegs, aber keiner sah ihn an oder bemerkte ihn.
Die Straße an sich war vielleicht gerade einmal drei Schritt breit und relativ unregelmäßig gepflastert. An sich müsste sie dringend ausgebessert werden, aber verständlicher Weise hatten die Menschen zur Zeit anderes im Sinn. Eigentlich hatte Sithis vorgehabt, sich im Schatten zu verstecken, was in dieser Gasse aber gar nicht so leicht war. Links von ihm waren die Gärten und auf der rechten Seite schon die nächsten Hauseingänge und genau auf der Seite war auch der Schatten. Wenn es ihm also nichts ausmachte, konnte er auch genau an den Fenstern vorbeilaufen. Die Häuser an sich waren nicht sehr groß, gerade einmal einstöckig und ziemlich schmal. So standen sie hier, aneinander gereiht, wie Perlen auf einer Schnur. Das obere Stockwerk hing bedrohlich weit heraus, warum die Menschen so bauten, war Sithis nicht Ansatz Weise klar.
Die Gasse führte noch ein ganzes Stück gerade aus, bis sie ungefähr 50 Schritt von Haus der alten Frau durch eine weitere Gasse gekreuzt wurde. Die Gasse, in der er jetzt stand, führte auch weiter geradeaus und verlief dann in einem Bogen nach rechts, so dass er nicht mehr sehen konnte, wohin diese Gasse ihn führen würde.
Je näher er der Kreuzung kam, desto mehr Menschen waren dort anzutreffen. Sie waren allesamt beschäftigt, einige grüßten sich, wiederum andere verhandelten miteinander und wiederum andere hatten es eilig, mit ihren Handkarren durch die Gassen zu kommen.
Hier und a saßen einige arg dünne Gestalten, zusammen gekauert am Rand und hatten ein Schälchen vor sich aufgestellt, in dem einige Kupfermünzen lagen.
An der Kreuzung angekommen, hatte Sithis die Qual der Wahl, in welche Richtung er nun gehen sollte. Unschlüssig stand er dort und sah in die jeweilige Straße. Welche sollte er nun wählen? Wie er Kharim letzte Nacht weggeschafft hatte, hatte er nicht sonderlich darauf geachtet, in welche Richtung er eigentlich gelaufen war. … und wie es der unglückliche Zufall wollte, konnte er von hier aus auch nicht das Ratsgebäude sehen, dafür war er dann doch zu klein. So hörte er ein wenig den Menschen zu, bis er zumindest heraus fand, dass die linke Gasse zum Markt führte, wohin er nicht wollte, blieben also noch zwei Gassen, zwischen denen er sich entscheiden musste. Zwischendurch wurde Sithis auch so einige Male angerempelt, meist von Menschen, die schwere Säcke auf ihren Rücken trugen und so Sithis nicht sahen, … ja, das kam auch vor, dass der gute Sithis mal übersehen wurde. Ganz neue Erfahrungen für die Echse. Es kam sogar vor, dass er von zwei Zwergen angerempelt wurde und dem entsprechend musste er sich auch Gefluche und Gemurre anhören, dass er im Weg stand.
Letztendlich entschied er sich dafür, nach links zu gehen. Es verging jedenfalls einiges an Zeit, in der Sithis sich durch die Gassen quälte. In einige Ecken roch es, wie zuhause, wobei er hier sicherlich nicht wissen wollte, warum es hier so roch. An sich waren die Gassen nicht gerade sauber, überall lag Unrat an den Häuserwänden und es kreuchten und fleuchten Ratten und anderes Getier.
Am Stand der Sonne konnte Sithis ausmachen, dass er doch einiges an Zeit gebraucht hatte, bis er endlich wieder zu jenem Ausgang aus der Gasse kam, an dem er das Ratsgebäude sehen konnte. Es waren noch nicht alle Spuren vom letzte Kampf beseitigt, zumindest waren alle Leichen beiseite geschafft und auch das riesige Skelett aus der vorherigen Nacht war nur noch ein relativ kleiner Haufen.
Auf dem Platz vor dem Gebäude standen einige Soldaten, die dort für Ruhe sorgten und die Aufräumarbeiten beaufsichtigten.
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Sonntag 16. Januar 2011, 21:07

Während er so durch die Straßen wanderte, sah er sich gut um. Doch außer Mauern, Häusern und jede Menge an Gärten gab es nicht wirklich was Interessantes. Ihm grauste es vor allem bei der Vorstellung, wie Menschen nur in so einer engen und erdrückenden Umgebung leben konnten. Selbst die Gassen waren hier ziemlich schmal und mehr als einmal hatte er Angst, er würde irgendwo stecken bleiben.
Daheim, im Sumpf gab es so etwas nicht. Zwar gab es dort auch „Wege“ aber im Grunde konnte man sich dort frei bewegen, ohne das man in die Gefahr lief irgendwo hängen zu bleiben.

Seine Verkleidung tat ihr Werk. Zwar war sie nur provisorisch zusammengeflickt, doch immerhin wurde seine Erscheinung verschleiert, sodass ihn niemand als Echse enttarnen konnte. Hoffen wir mal, dass das auch so bleibt. Ich möchte nicht unüberlegt einen Kampf anfangen. Solche Gedanken hatte er früher nie gehabt. Schließlich war er seit jeher sehr reizbar gewesen und hatte sogar mit Begeisterung in jedem Handgemenge lauthals mitgemischt. Doch hier wollte er so lange es ging unentdeckt bleiben.

Ab und zu wurde er von irgendjemand angerempelt, der ihn anscheinend übersehen hatte. Ihm selbst war das unverständlich, da er normalerweise hier auf jeden Fall gesehen wurde. Schließlich überragte er die meisten der Bewohner um gut einen halben Meter.

Als es jedoch gehäuft passierte, seiner Meinung nach, entfuhr ihm ein gereiztes Knurren, welches jedoch in all dem Trubel unterging. Fast hätte er sich verraten! Ich muss mich auf meine Aufgabe konzentrieren. Ich darf nicht auffallen…Noch nicht. Eine mehr als schwere Aufgabe. Er kannte sein Temperament nur zu gut. Und das machte ihm auch gerne mal einen dicken Strich durch die Rechnung. Auch daheim munkelte man oft, dass er statt Blut flüssiges Feuer in seinen Adern hatte. Anders konnten sie sich diese wiederkehrenden Wutausbrüche nicht erklären. Doch in diesem Punkt würde er seine Mitechsen beruhigen können.

Als er an eine Kreuzung kam, hatte er wirklich Probleme, denn er wusste nicht mehr, in welcher Richtung das Ratsgebäude lag. Also hörte er den Leuten zu, schnappte ihre Gesprächsfetzen auf, von denen ihn das meiste nicht interessierte und wählte dann einfach aus dem Bauch raus den linken Weg. Ihm kam hier alles so fremd vor. Hrm. Hier ist alles so groß, ich frage mich ernsthaft, wie die Menschen hier noch durchblicken. Wie ein Irrgarten ist das alles hier. Er betrachtete beiläufig die Verzierungen an den Hauswänden und ihm drehte sich jetzt schon der Magen um. Was die Bewohner der Stadt nur mit so etwas geschmacklosem leben konnten. Dreck! Vor allem die Häuser der reicheren Bewohner zierten solche Sachen.
Kitschige Wasserspeier, Schnörkel und noch anderer undefinierbarer Scheiß ließen die Häuser pompös und zugleich überheblich wirken. Wer so einen schrecklichen Geschmack hat, dem drehe ich eigenhändig den Hals um! Das ist ja eine Beleidigung fürs Auge!

Nach einer halben Ewigkeit, die Sonne stand schon ziemlich tief, erspähte er endlich das Ratsgebäude. Seit ihrem Angriff hatte sich hier einiges verändert, denn die Leichen waren fortgeschafft und der Knochenhaufen fast beseitigt worden. Und hier und dort gingen Soldaten auf und ab, wahrscheinlich um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Um sicher zu gehen, dass er im Falle eines unvermeidbaren Kampfes, provoziert oder nicht provoziert bestehen konnte, zählte er lieber mal die Wächter ab: Hm…mal sehen. Eins, zwei, drei, vier, fünf und sechs. So wenig nur? Er zuckte mit den Schultern. Mit Sechs kleinen Soldaten würde er alleine fertig werden. Aber bestimmt wären überall noch andere Wachen, die er von seiner jetzigen Position nicht sehen konnte.

Nun begab er sich in den Schatten eines der vielen Gebäude und beobachtete, hinter einem Stapel Kisten, das Geschehen auf dem Platz. Er fürchtete nämlich, wenn er näher heranschlich, würde er entdeckt werden. Ich will hier so schnell wie möglich raus! Hier halt ich’s nicht aus. Hier fühlte er sich wirklich nicht wohl. Er bevorzugte lieber die Weiten des Sumpfes, seiner Heimat. Fühlte er da bereits einen kleinen Anflug von Klaustrophobie? Doch schnell wischte er den Gedanken mit einem Kopfschütteln beiseite.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 3. Februar 2011, 01:18

Sithis hatte eigentlich vor, sich ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren, was aber leichter gesagt, wie getan war. Er war dann doch neugieriger, wie er es sich eingestehen mochte. Hergekommen war er, einzig mit dem Gedanken, dass er Rache an den Menschen nehmen wollte und nun dachte er mehr über sie nach, wie es ihm lieb war. Aktuelle fragte er sich, wie es die Menschen in solch einer Enge aushalten konnten. Mit Grausen stellte er sich vor, wie es ihm ergehen würde. Aber das lag einfach an dem Umstand, dass Echsen generell mehr Platz brauchten, vom Umfang, wie von der Größe, außerdem war er etwas vollkommen anderes gewohnt. Er kam immerhin aus einem kleinen Dorf, welches mitten im Sumpf lag, die Behausungen weit gestreut und ohne die Enge einer dicken Mauer.
Bevor er jedoch seiner Raumangst unterlag, konzentrierter er sich auf seine Verkleidung, sie tat ihre wertvollen Dienste, was auch unbedingt von Nöten war. Gerade, weil er doch hier auf dem Weg zum Ratsgebäude war, wer wusste schon, was die Menschen darüber dachten, wenn er auffliegen würde.
Nach einer gewissen Zeit hatte er dann auch das Ratsgebäude gefunden und die Anzahl der vorhandenen Soldaten, ließ ihn optimistisch auf die Nacht schauen. Der gefasste Plan für die Nacht hatte zwar wahnsinnige Züge, aber genau das versprach ja auch immer eine gute Erfolgsquote.
Das Gebäude war genau so aufgebaut, wie es Emernelda ihm beschrieben hatte, die alte Frau hatte ein wirklich gutes Gedächtnis. Die Soldaten vor den Türen und auf der Treppe hatten eine hervorragende Sicht auf das Treiben, welches sich über den Platz erstreckte. Auch hier waren die Menschen geschäftig. Allgegenwärtig, waren die Menschen nicht unter zu bekommen, selbst hier waren Kinder mit ihren Eltern unterwegs und sie schien wirklich nichts zu kümmern. Kind müsste man sein…
Die Pelgarer waren wohl aus dem Grund so sorglos, dass sie an sich, ihre Stadt und deren Grundfeste glaubten und notfalls würden sie ihre Stadt vermutlich auch selbst verteidigen. So einfach, wie die Dunklen sich das mit der Einnahme gedacht hatte, würde es wohl nicht werden.
Hinter den Kisten, die er sich zum Beobachten gesucht hatte, hielt er es nicht lange aus. So erhob er sich wieder und erinnerte sich an ihre Worte, dass die Seitengebäude rechts vom Haupthaus gemeinhin sichtbar waren. Das war doch noch etwas, was er in Augenschein nehmen sollte.
Auf der Mauer an sich schoben keine Soldaten ihren Dienst, vermutlich, weil sie dafür nicht ausgelegt war. Emernelda meinte ja, dass man darauf zumindest entlang laufen können müsste. Ob sie Sithis große Füße bedacht hatte? Die waren ihr wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen. In diesem Fall hatte er das große Glück, einen Schwanz zur Unterstützung seines Gleichgewichtssinnes.
Die Mauer war wirklich lang und umfasste ein verdammt großes Gebiet. Was auch der Fall sein musste, da Sithis in einiger Entfernung Dächer über der Mauer emporragen sah.
Wie beschrieben, machte die Mauer nach gut 100 Schritt eine Biegung nach links, in eine schmalere Straße. Diese war gut befestigt und schien oft genutzt. Auf der einen Seite wurde die Straße logischerweise von der Mauer gesäumt, auf der anderen, linken, standen wieder einmal Häuser, dicht an dicht, wie auf einer Perlenkette aufgefädelt. Sithis brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass hier durchaus das Eine oder Andere an der Mauer abgestellt wurde. Zur Zeit konnte er zwar keinen Wagen ausmachen, aber dafür allerlei billigstes Tuch, womit wahrscheinlich Waren abgedeckt wurden, irdene Gefäße, Körbe, Holzkisten, etc., die nach an der mauer standen. Vielleicht würde in den frühen Abendstunden noch einer der Wagen hier abgestellt werden.
Sithis ging noch ein Stück entlang der Mauer und sinnierte darüber nach, wie sie es am Schlausten angehen könnten. Hinter aufgestapelten Kisten, fand er einen ziemlich großen “Stapel” aus Holz, eher Holzbretter, in verschiedensten Formen und Farben … wenn also kein Wagen käme, müssten sie ihre Fantasie einsetzten und daraus etwas gestalten.
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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Sithis » Samstag 5. Februar 2011, 22:58

Die Beobachtung wurde schnell langweilig für den stets impulsiven Sithis. Doch vorerst blieb er im Schatten stehen und spähte weiter herum. Hier und da liefen Männer, Frauen und sogar Kinder herum. Die tun glatt so, als wäre kein Krieg. Ich versteh die Menschen immer noch nicht wirklich… Dachte er.
Oder das war absichtlich so gedacht? Ihn hatten Kinder nicht zu interessieren. Viel mehr sollte er lieber ein wachsames Auge auf die Erwachsenen werfen, da diese ihre Stadt wohl über längeren Zeitraum verteidigen könnten, auch ohne Soldaten. Die würden sich an jeden Strohhalm klammern, um ihre verachtenswerte Dekadenz und Überheblichkeit zu schützen. Aber genau diese Taktik würde die Belagerung nur noch weiter verzögern, schon allein der Gedanke daran ließ seinen Geduldsfaden reißen. Wenn er hier wieder raus wäre, hätte er den anderen bestimmt viel zu erzählen.

Vielleicht sollte man die Stadt besser aushungern oder die Pest und andere Krankheiten verbreiten, anstatt direkt offensiv vorzugehen. Schon wieder diese für ihn untypischen Gedanken. Normalerweise hatte er IMMER den direkten Weg gewählt, jedoch musste er einsehen, dass eine offene Schlacht und eine Belagerung zwei verschiedene Paar Stiefel waren. Aber dieses Vorgehen würde die Eingeschlossenen nur noch weiter schwächen und ihnen hoffentlich einen Sieg mit minimalen Verlusten bescheren.

Doch zuerst mussten die Oberhäupter dieser Stadt fallen, was für die Verteidiger auch ein herber Schlag werden würde. Erst schlagen wir ihnen die Köpfe der Führenden ab, danach brechen wir ihnen sämtliche Knochen in ihren schäbigen Leibern und braten sie dann über unseren Feuern! Das waren einfach die Gedanken einer Sumpfechse: kämpfen und essen, dafür lebten sie. Doch er wusste auch, dass zuviel Essen und zu wenig Kämpfe fett und überheblich machte.
Wie gut für Sithis, das er sich nicht so gehen ließ, wie manch andere. Wenn er nicht gerade in einer Mission für die Königin unterwegs gewesen war, trugen er und seine Kumpels Übungskämpfe aus, damit sie in Form blieben. Und Kharim heilte dann unermüdlich hinterher.

Doch nach einer Weile kam die Langeweile wieder.
Also verließ er sein Versteck und beobachtete lieber unauffällig das vor ihm liegende Gelände. Schon allein deshalb, weil seine Körpergröße für Menschen mehr als merkwürdig war. Er ließ seinen prüfenden Blick über die Mauer schweifen, die zu seinem Erstaunen, vollkommen unbemannt war. Offenbar war sie zu schmal, um darauf Wache schieben zu können, wie sollten dann er und Kharim darauf balancieren? Ich bin kein Akrobat und schon gar keine Katze! Dachte er grimmig. Trotzdem sah er sich vorsichtig weiter um. Hier und da stand jede Menge Krimskrams herum, offenbar Waren und dergleichen. Uninteressant. Für den Moment. Keines der Dinge sah stabil genug aus, um eine ausgewachsene Sumpfechse tragen zu können. Können diese Menschen nicht mal etwas aufbauen, das für mehrere Völker von Nutzen ist?!

Ein weiterer Blick und er erkannte Dächer, die ziemlich dicht an die Mauer heranreichten. Zur Not könnten sie ja auch über die Dächer hechten und auf die Mauer springen, doch er hatte von seinem derzeitigen Stand- bzw. Laufpunkt keine Ahnung, wie breit die Mauer jetzt wirklich war. Wenn man noch bedachte, dass er und sein Heilerfreund ziemlich breit gebaut waren, könnte das schon ziemlich problematisch werden. Wenn man zudem noch zuviel Schwung nahm, konnte man prompt auf der anderen Seite der Mauer landen. Und da würden sie nicht unbedingt hinwollen.

Schon der Plan an sich war fast schon verrückt, ja sogar wahnsinnig! Aber anders würden sie sich keinen Zutritt verschaffen können. Wenn aber doch etwas schief gehen sollte, dann hauen und prügeln wir uns eben wieder raus, ab durch die Kanalisation und das war’s. Eine ziemlich einfach gebaute Idee. Doch es war eine Idee ala Sithis: Rohe Gewalt, Blutvergießen und morden. Jedoch wäre ihnen diese Strategie bei ihrem vorherigen Kampf um das Ratsgebäude fast zum Verhängnis geworden. Aber vorerst fiel ihm kein anderer Fluchtplan ein, als sich direkt durch das Gebäude zu kämpfen und schnell wieder aus der Stadt zu verschwinden. Er hatte bisher nur bedacht, wie sie in das Gebäude hineinkommen konnten, raus, das war wieder eine ganz andere Sache. Bestimmt wollten auch die anderen Echsen etwas über die Stadt Pelgar erfahren, zumindest schaden könnte es nichts, wenn er ihnen darüber berichtete, was sie alsbald erstürmen würden. Wenn sie ihn nicht schon längst für tot erklärt hatten. Sakeepa bringt es bestimmt fertig und würde einfach mal so behaupten, ich hätte das Zeitliche gesegnet. Der wird sich noch wundern. Meinte er grinsend. Allzu oft hatte er es ja schon miterlebt und allzu oft konnte er das Gegenteil beweisen. Aber im Grunde war Sakeepa ein guter Mitstreiter, dem man im Gefecht hundertprozentig vertrauen konnte.

Nochmals betrachtete er aufmerksam seine Umgebung. Bisher war es pures Glück oder glatter Zufall gewesen, dass die Wachen ihn nicht entdeckt hatten, so, wie er hier herumgeschnüffelt hatte. Bestimmt fühlten sie sich sicher und in diesem Glauben wollte die Echse sie auch halten. Aber bestimmt er wollte ihnen auch keinen Grund geben, ihn irgendwie zu verdächtigen.

Prüfend sah er nach oben in den Himmel, dem Stand der Sonne nach zu urteilen, würde es wohl bald Abend werden. Dann wäre es fast so weit. Besser ich gehe zurück. Bis ich da angekommen bin, wird es bestimmt stockdunkel sein. Außerdem wurde ihm diese unglaubliche Gelassenheit der Menschen langsam etwas unheimlich. Doch nachts war es leichter, sich an ihnen vorbei zu schleichen. Immer diese Schleicherei! Wenn das so weitergeht, kann ich gleich auf Schleicher umsatteln! Seiner Meinung nach wurde hier zuviel geschlichen.

Bevor er sich jedoch auf den Weg machte, sah er sich noch mal gründlich um, schließlich wollte er das Risiko eines Versagens möglichst gering halten und das wäre inakzeptabel für ihn und die Dunkle Armee.
Dann danach drehte er so unauffällig wie möglich um und stapfte den ganzen langen Weg wieder zurück. Er fing langsam an, diese Stadt zu hassen, denn einmal nahm er einen falschen Weg, bemerkte es jedoch rechtzeitig und drehte wieder um. Hier braucht man wirklich einen Stadtplan…Grmpf! Wieder und wieder hatte er mit klaustrophobischen Gefühlen zu kämpfen, denn jemand, der aus einem Dorf stammte, fühlte sich nicht unbedingt in so einer großen Stadt wohl.

Mehr schlecht als recht kam er wieder in der verwilderten Gegend an und sah sich nochmals prüfend um, damit er nicht doch an dem Haus vorbeilief, denn immerhin war es so gut hinter diesem Wildwuchs an Pflanzen verborgen, sodass man es knapp verfehlen konnte. Und genau das machte es als Kommandozentrale so passend für die Echsen.

Sein Geruchssinn hatte ihn nicht getäuscht, er stand wirklich vor eben jenem Haus, welches er vor ein paar gefühlten Stunden verlassen hatte und klopfte genau drei Mal und wartete ab. Hoffentlich hat die sich das vereinbarte Zeichen gemerkt, ansonsten werde ich die Türe auf meine Art und Weise öffnen. „Öffnen“ war noch untertrieben. Er würde die Türe samt Angel herausreißen, so war er eben.

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Re: Hilfe in Sicht

Beitrag von Erzähler » Dienstag 15. Februar 2011, 12:55

Sithis hasste es, das ständige Warten und das sowieso nicht alles schnell genug voranging. Im Grunde musste er sich über sich selbst ärgern, wieso hatte er auch nicht nachgedacht und sich mal darüber erkundigt, worauf er sich da eigentlich eingelassen hatte. Jetzt saß er hier und inspizierte, statt dem nach zu gehen, für das er eigentlich geschaffen war, zum Kämpfen. Aber, in diese Situation hatte er sich selbst hinein laviert, nun war es an ihm da selbst wieder heraus zu kommen, ohne den Kopf zu verlieren, im wahrsten Sinne des Wortes.
Seine Beobachtungen wurden von Wunschgedanken unterbrochen und er malte sich aus, was er am Liebsten mit den Menschen anstellen würde. Aber selbst das wurde ihm mit der Zeit zu langweilig, er war aber auch ein ungeduldiger Geselle.
So ging er näher ans Ratsgebäude heran und besah sich genau die Konstruktion, die sie des Nachts erklimmen müssten. Wieder mal, war er nicht zufrieden, laut seiner Meinung hätten die Menschen alles auch an andere Völker anpassen müssen. Er dachte den Gedankengang aber nicht zu Ende, denn diese Stadt würde höchst seltsam aussehen, würden die Gebäude nach Zwergen- und Echsenbedürfnissen konstruiert worden sein.
Alles war genau so, wie Emernelda ihm das geschildert hatte, so konnte er sich ein Bild davon machen, wie er und Kharim am Besten in das Gebäude kamen. Schwachstellen des Mauerwerks waren schnell ausgemacht und einige Alternativen standen zur Auswahl. Alles in allem sehr abenteuerlich, aber genau das mochte Sithis ja, diesen Nervenkitzel als Anreiz, um optimal arbeiten zu können.
Der Tag war bereits voran geschritten, die Sonne hatte schon längst den Zenit erreicht und neigte sich nun auf ihrer Bahn gen Horizont. Einige Stunden hätte Sithis noch Zeit, Dinge zu erledigen oder seine Neugierde zu befriedigen. Allerdings musste er auch für den Rückweg wieder Zeit einplanen, da er sich wieder einmal den Weg nicht gemerkt hatte.
Alsbald entschied er sich dafür, den Rückweg zum Haus der alten Kräuterfrau anzutreten.
Er nahm die erstbeste Gasse, die von der lange Mauer wegführte und ging diese hinab, ungefähr in die Richtung, die er vermutete. Auf wenn er das Herumschleichen hasste, so musste er doch äußerst vorsichtig sein, damit er letztendlich nicht doch noch auffiel.
Sithis hatte nun bereits die dritte Gasse durchschritten und wieder suchten ihn Tagträumereien heim, wie er irgendwelchen Menschen den Schädel spaltete. Wobei diese charakterlosen Menschen schnell ein Abbild des hiesigern Rates bekamen. Diesen kannte er zwar nicht, aber es war besser wie nichts. Nach gut einer Stunde musste er sich eingestehen, dass er kaum eine Ahnung hatte, wo er sich befand, so verbrachte er die weiteren Stunden damit, den Rückweg zu finden.
Es war schon fast Abend, wie er das Viertel und die lange Gasse wieder erkannte, in der Emernelda wohnte.
Mit einem Mal wurde er aus seinen Gedanken gerissen und zum Stehenbleiben gezwungen. Da war etwas vor ihm, was ihm den Weg versperrte. Es war klein und schmächtig. Es mochte ein Kind sein, ob Junge oder Mädchen, das konnte Sithis nicht sagen. Die Jungen der Menschen hatte er bisher nur von Weitem gesehen und sie waren seine Aufmerksamkeit nicht wert. Nun aber, forderte eines diese ein. Es stand ganz dicht vor ihm, berührte ihn fast und reichte gerade mal bis zur Hüfte. Sein Haar war von bräunlicher Farbe, ziemlich wild und umrahmte ein rundes Gesicht, aus dem blaue Augen frech blitzten.

„Wer bist du? …. Was machst du hier? Ich hab’ dich hier noch nie gesehen.“ Sprachs und verschränkte seine Arme vor dem zierlichen Körper. Die Stimme war von der Klangfarbe hell und voller Herausforderung. Was für Absichten der kleine Mensch hatte, hatte er nicht kundgetan.
„Du bist ja echt groß, …hast du immer viel gegessen? …. Das sagt zumindest mein Papa, wenn ich viel esse, werde ich groß und stark. Warum hast du da hinter dir so eine Beule?“
Fragen über Fragen stürmten auf Sithis ein und schienen kein Ende zu nehmen, dabei war das haus von Emernelda so nah…
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