Bergung der Leichen

Der Wald wächst wie ein natürlicher Schutzwall um die Stadt Mantron. Die Bäume sind sehr widerstandsfähig und bieten neben Holz auch Zuflucht für einige Tiere dieser Gegend, die von den Mantronern gejagt werden.
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Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. April 2013, 16:10

(Baltos kommt von: Mantron, Heimat der Tapferen)


Schnell hatte ihn das ewige Eis seiner Heimat vollkommen gefangen genommen und festen Schrittes stapfte Baltos seinem Ziel entgegen. Die weiße Landschaft bot jeden Tag neue Bilder und faszinierende Formen und der Frostwald war eine besonders schöne Gegend, wenn man die glitzernden Eiszapfen, die weichen Schneeverwehungen im Kontrast der alten dunklen Bäume schätzte. Das hier überhaupt etwas wuchs wäre für Fremde ein rechtes Wunder, doch die Stärke der Eiseichen, ihre Widerstandsfähigkeit und Härte waren schon fast sagenumwoben. Nicht umsonst waren die Schiffe der Tapferen gefürchtete Gegner im Kampf auf See. Ließ man sie nah genug an sich heran, so bedeutete es fast immer den sicheren Untergang für die „Weichhölzer“. Doch Baltos der ein Kind dieser Wälder war, sah mehr die Spuren im Schnee als die Schönheit die ihn überall umgab. In der Nähe der Stadt war eine Spurensuche hoffnungslos gewesen, da die ausgezogenen Schlitten, auf der Suche nach den Verschollenen und der nächtlich gefallene Schnee, alles verwischt hatten. Also hatte er bald seinen Weg in Richtung ihres gemeinsamen Weges gelenkt, wo er hoffte den schwarzen Wolf wieder zu finden, bzw. sich finden zu lassen, wie Norna es ausgedrückt hatte.
Einige Zeit waren vergangen, als er sich auf den umstürzten Baum setzte, von dem er seine Lanzen für den Kampf gegen die Eisbestie genommen hatte. Der Eingang zum Friedhof war nicht mehr weit und einen Moment der Ruhe konnte er sich gönnen. Auf dem Trockenfleisch herum kauen lausche er den Geräuschen des Waldes als sich ein kurzes Heulen ankündigte. Noch unsicher ob es wirklich der erwartete Besuch war, drehte sich Baltos in die Richtung des Schalls und zähe lange Minuten danach trat Geri gemütlich hinter einem Baum hervor und hob witternd seine Nase. Er näherte sich nicht weiter, schnüffelte, blieb wo er war und setzte sich plump in den Schnee. Er war kein „Kuscheltier“ das Nähe suchte. Er war ein Jäger der ihn aus gut 10 Metern beobachtete.
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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Baltos » Dienstag 23. April 2013, 12:35

Den Weg durch den Frostwald würden die meisten wohl als malerisch bezeichnen. Wie der Schnee in seiner makellosen Reinheit den Boden sowie die Bäume bedeckte. Doch Baltos interessierte das alles weniger, er zog störrisch wie ein Esel den Schlitten hinter sich her und lief den Weg zurück zu seinen Rastplatz. Wo er vor einigen Tagen die Wurfwaffen für den bevorstehenden Kampf mit der Eisbestie vorbereitet hatte.
Ohne große Probleme erreichte der Jäger sein erstes Etappenziel.
Eher gelangweilt kaute er dort auf einen Stück Trockenfleisch herum und blickte zu den Einmannschlitten, indem sich das Kuscheltier von Maruka befand.
Gerade als er sich fragte wann er wohl Geri wieder begegnen sollte, machte sich ein Wolf mit lautem Geheule bemerkbar. Es dauerte dann noch eine kleine Ewigkeit bis der alte Kampfgefährte des Eisjägers zum Vorschein kam.

Baltos war erfreut das Geri ihn so schnell gefunden hatte und die beiden Jäger blickten sich in die Augen. Beide saßen ein Stück voneinander entfernt, Geri auf den verschneiten Boden, Baltos auf einem umgefallenen Baum. Es war ein Moment der Stille und ihre Unterhaltung basierte rein auf Mentaler Ebene. Sie waren sich ähnlich, daran lag kein Zweifel! Es war wie eine art Seelenverwandtschaft die sie beide verband.
Die zwei Einäugigen saßen sich so eine Weile gegenüber und unterhielten sich allein mit den Augen.

Zeitgleich lösten sie den Blick voneinander, denn keiner stand in der Hierarchie über den anderen. Sie waren Gleichgestellt, zwei einsame Jäger die wieder einmal für einen gewisse Zeit zusammenarbeiteten.
Baltos schlug mit den Händen auf seine mächtigen Oberschenkel und erhob sich. Ohne noch einen Blick in Geris Richtung zu werfen ging er zum Schlitten und holte eine Scheibe Trockenfleisch hervor. Die er daraufhin den schwarzen Wolf zuwarf. Der Tierische Jäger schnüffelte kurz an dem Fleisch und schluckte es dann ohne großartig zu Kauen hinunter. Währendessen hatte sich Baltos schon wieder auf den Weg in Richtung Friedhof gemacht.
Als er den Platz der Toten erreichte bemerkte der junge Mann sofort dass sich die Ausstrahlung des Friedhofes geändert hatte. Er wirkte nicht mehr düster und gefährlich, sondern versprach jetzt, wie jeder Totenacker, ewige Ruhe und Stille.

Vorsichtig zog der Jäger den Schlitten an den Gräbern vorbei. Er wollte sie nicht beschädigen und die Ruhe der Toten stören, denn diese wurde schon viel zu lange von der Eisbestie gestört. Aber dem hatte Baltos ein Ende gesetzt und mit diesen Gedanken überkam ihn ein Gefühl des Stolzes, das er sich zu recht, in seinen Augen, verdient hatte.
Nach einigen Umwegen, um die Grabstätten nicht weiter zu beschädigen, erreichte Baltos die zerstörte Kapelle. Den Schlitten zog er ins innere des ehemaligen Gotteshauses, damit dieser vor einen eventuell auftretenden Schneesturm geschützt war. Geri der ihn den ganzen Weg mit einem gewissen Abstand gefolgt war, ging noch vor Baltos durch den Tunnel, der die Zwei zu der Fresskammer der besiegten Eisbestie führte.
Der Mantroner brauchte den Wolf nicht mehr um den Weg zum ehemaligen Kampfplatz zu finden, als Jäger brauchte man eine gute Orientierung und genau diese besaß auch Baltos. Zielstrebig legte er seinen Weg durchs dunkle zurück und erreichte die unterirdische Höhle.
Auf den Weg zur erschlagenen Eisbestie und deren Opfer konnte der Einäugige keine neuen Spuren von Wild ausmachen, außer die von Geri. Anscheinend stieß noch der Geruch des Kadavers der Bestie die Jäger und Assfresser des Eisreiches ab, Baltos machte sich innerlich eine Randnotiz dies später aus zu nutzen. Doch erst einmal hieß es die Leichen zu sichten und sie ordentlich aufzureihen.
Das Kuscheltier von Maruka, das der junge Mann aus den Schlitten mitgenommen hatte, fand auf einer erhöhten Position eines zerbrochenen Stalagmiten seinen Platz. Er würde es später mit der eventuellen Hilfe von Geri dazu benutzen um die teilweise stark verwesten und unkenntlichen Leichen nach der jungen Frau ab zu suchen.

Der Plan stand fest und jetzt hieß es anpacken! Baltos begab sich zum Leichenberg und begann die Arbeit des Totengräbers. Leiche für Leiche, Körperteil für Körperteil reihte er die sterblichen Überreste vor den unterirdischen See der Höhle auf.
Dabei musste er mehr als einmal mit seinen Würgereiz kämpfen, wenn der Geruch von einem aufgedunsenen Kadaver aufstieg. Das Maden und Exkremente während seiner arbeit an ihn klebten, störte ihn nicht. Als Jäger hatte man damit sehr oft zu tun. Aber dieser Geruch von Eiter, Schimmel und verwesten Fleisch war kaum auszuhalten.

Nach Stunden des Zähne zusammen beißen hatte Baltos sein Werk vollbracht und die toten Körper aufgereiht. Er war selbst mehrer male an den noch zu erkennen Leichen vorbei gegangen, um sich zu vergewissern das Maruka nicht unter ihnen war. Nach erfolgloser Suche war jetzt Geri an der Reihe.
Der Mantroner ging zu dem Stofftier des kleinen Mädchens aus seiner Vergangenheit. Er gab den Wolf zu verstehen ihn zu den Toten zu folgen und hockte sich dann mit dem Kuscheltier in der Hand hin und hielt es in Geris Richtung. Vielleicht klappte es ja ohne große Erklärungen?!

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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. April 2013, 21:06

Baltos hatte seine selbst gewählte Aufgabe begonnen und machte sich als Leichengräber um die Ehren der Ahnen verdient. Beobachtet von Geri und von jenen Seelen die viel zu lange keinen Frieden gefunden hatten schichtete er Stunde um Stunde Knochen, Gebeine und Habseligkeiten, die den angehörigen Hinweise auch die Herkunft der Toten geben könnten. Es war eine düstere Arbeit und ekelhaft noch dazu, doch der Mantroner war tapfer und wusste das selbst die Würmer unter seinen Stiefeln ihren Platz im Gefüge der Welt hatten. Immer wieder, stieß er auch auf Frauenleichen und spürte dann deutlich eine Beklemmung in seiner Brust zunehmen, ob es vielleicht die Frau aus seinen Träumen sein könnte, denn die Möglichkeit wollte er ja hier schließlich ausschließen, so hoffte er zumindest. Immer wieder fand er Skelette mit Röcken und Strümpfen, mal mehr mal weniger zerfallen, doch alle trugen entweder noch ihre Hemdchen und Mieder, oder aber es war gar nicht mehr zu erkennen und unter jenen die nur noch Knochen waren, brauchte er nicht zu suchen. Ihr Tod wäre schon zu lange her, oder aber die Bestien hatten den Leichnam bis zur Unendlichkeit zerrissen. So oder so war es ein schwieriges Unterfangen, aber einer musste es tun. Schon für Jene die endlich das Tal der Ungewissheit verlassen und nun trauern durften. Wenn die Mantroner aus dem Eis zurück kommen würden, konnte er ihnen einen Friedhof präsentieren und keine Futterhöhle. Zu Beginn hatte er den kleinen Eisbär auf einen Stalagmiten platziert, so wie eben jenen den er kurz nach dem Kampf gesehen hatte. Wo jener geblieben war, blieb im Verborgenen. Er war verschwunden. Vielleicht war er auch nur ein Teil seiner Einbildung gewesen, wie die komische, winzige alte Frau, doch das Jucken seines Armes, dort wo die erste Rune sich tief ins Fleisch gebrannt hatte, sagte ihm, dass es vielleicht doch keine Einbildung gewesen war.
Nach Stunden der trostlosen Arbeit hatte der Leichenberg an Form verloren und überall in der ganzen Höhle lagen sauber aufgereihte Tote. Baltos Nase hatte nach zwei Stunden aufgehört etwas wahrzunehmen und ihm den Dienst versagt, was ihm sogar die Arbeit etwas erleichterte. Geri der um eine um ein vielfaches feinere Nase hatte, konnte die millionen feinster Gerüche in ihre Bestandteile zerlegen und analysieren. Da war eine Frau schwanger gewesen als sie der Bestie begegnet war, dann war da ein Mann der zuvor mit Waltran gearbeitet haben musste und ein Kind das am Abend zuvor Honig gegessen hatte. All diese Informationen fluteten durch sein Riechorgan, aber blieben dem Mantroner verborgen, bis dieser sich vor ihm hin kniete und ihm den kleinen Eisbären entgegen streckte. Geri sah Baltos an, Baltos sah Geri an und beide legten den Kopf schief. Geri kam etwas geduckt mit angelegten Ohren näher und robbte den letzten Meter auf dem Bauch zögernd näher. Er hatte schnell begriffen, das der Jäger etwas von ihm wollte, aber sein Instinkt hielt ihn immer etwas auf Abstand. Nicht weil er Baltos nicht vertraute, sondern schlicht, weil er ein Mensch war. Es war ein natürliches Verhalten, als Geri dann vorschnelle, das Kuscheltier schnappte und sofort ein paar Meter zurück wich. Ein zwei mal kaute der Wolf auf dem kleinen Eisbärenfell herum, bis Baltos instinktiv, erschrockenes ausgesprochenes:
„Nein!“
ihn inne halten ließ. Geri sah Baltos an und die Hand die gen Boden wies. Er zuckte mit dem Kopf nach unten und ließ dann den Bären zögernd fallen. Sein Partner war zwar intelligent, jedoch mangelte es an der Kommunikationsfähigkeit. Offensichtlich war das Ding kein Leckerbissen und auch nicht zum spielerischen Kauen gedacht. Geri legte wieder den Kopf schief und sah zu dem Jäger, der überlegte, wie er dem Wolf sein Anliegen begreiflich machen sollte. Norna machte ihren Welpen immer alles vor, also versuchte es Baltos so auch einmal und schnüffelte. Es brauchte ein paar Anläufe, aber dann schnupperte Geri am Eisbärenstofftier und Baltos belohnte das Verhalten sofort mit echter Freude und einem Stück Trockenfleisch. Sie wiederholten die Übung und Geri begriff was Baltos von ihm erwartete. Zu seinem Entsetzen stellte sich dann der Wolf mit einer Pfote seitlich auf das Kuscheltier, kratzte mit der anderen den groben Überzug auf und steckte seine Nase tief in das Innenleben des armen Bären. Nadel und Faden könnten den Schaden wohl möglich beheben, aber das war im Moment nicht wichtig. Der Wolf nieste ein paar Mal als die Füllung in seiner Nase kitzelten und schüttelte sich dabei, als wäre er nass geworden. Geri ließ endlich von ihm ab und hob seine Nase nach oben. Sein Rückenfell zuckte nervös und er lief los. Baltos musste sich beeilen den verunglückten Eisbären einzusammeln, schnell unter seine Jacke zu stopfen und dem Wolf zu folgen.
Teils verwundert, teils erleichtert, stellte der Jäger schnell fest, dass der Wolf erfolglos die Höhle absuchte und sie dann zielstrebig verließ. Im direkten Umkreis des Friedhofs kreiste Geri ein paar mal, bis Baltos seine Sachen eilig auf dem Schlitten verstaut hatte und dann dem Wolf folgte.
Durch das Gefährt war der Jäger deutlich langsamer, aber Geri passte die ganze Zeit auf, dass der Mensch ihm auch folgte.

Als der Abend dämmerte hatte Geri anscheinend immernoch keine Fährte gefunden, obwohl er dauerhaft suchte und sie hatten schon einige Stunden den Wald durchkämmt, als sie sich den Bärenfelsen näherten, die Marukas Mutter beschrieben hatte. Im Rot der sinkenden Sonne sah Baltos die drei schrägen Felsen, die einander an den Spitzen berührten. Wie die Blutrinnen auf den Schwertern der Tapferen floss das Rot durch die Spalten der Steine und malte seine Schatten auf die eisige Landschaft. Im Frühjahr waren hier häufig Bärenweibchen mit ihren Jungen anzutreffen und die Jäger vermieden es dann in dieser Gegend zu jagen um die Population zu schützen, doch jetzt schliefen die Meisten noch. Irgendwo in dieser Gegend, so besagten die alten Geschichten der Jäger, sollte es eine unterirdische Höhle geben in der die ältesten der Bären sich zum schlafen trafen. Dort gingen sie auch hin um zu sterben und wie bei den Menschen bewachten dort ihre Geister ihre Ruhe. Niemand hatte sie je gefunden und viele lachten über diese Märchen, aber dieser Ort gehörte den Bären und selbst die Tapferen spürten das. Baltos wollte gerade nach Geri Ausschau halten um ihm begreiflich zu machen, dass sie nun rasten müssten, da war dieser verschwunden. Der Jäger stellte den Schlitten ab und ging zu der Stelle wo er ihn zuletzt gesehen hatte. Eine deutliche Spur führte den steilen Hang hinauf zu den Felsen. Wollte er ihm folgen so hieß es also klettern und damit hatte Baltos ja so seine Erfahrungen gemacht. Sein fehlendes Auge meldete sich prompt juckend zu Wort. Die schwere Arbeit mit den Leichen, der Gewaltmarsch und die heraufziehende Nacht machte das Vorhaben wenig einladend, doch sein Begleiter scherte sich keinen Deut darum. Für ihn war diese Zeit optimal. Wölfe waren dämmerungsaktiver und die Nacht ihr Verbündeter. Besonders Geri war ein Geschöpf der Nacht mit seinem schwarzen Fell. Auch Baltos mit seiner neuen Rüstung verschmolz nun mit den dicht stehenden Stämmen der Umgebung, wenn er sich nicht regte. Der bedeckte Himmel machte die Nacht um so finsterer und selbst in der sonst so hellen Landschaft malten nun tiefschwarze Schatten ihre Bilder in den nur milde funkelnden Schnee. Doch wollte Baltos die Spur seines Freundes sicher nicht verlieren, also überprüfte er den Sitz seiner Waffen und folgte ihm in die Dunkelheit. Er konnte nicht weit sehen und seine Sinne waren gespannt. Jedes Geräusch der Umgebung musste bewertet werden, ob Gefahr drohte oder nur der Wind mit den Zweigen knirschte. Einzig die deutlich Fährte vor seinen Füßen zeigten Baltos den Weg. Mühsam erklomm der Jäger die glatten Felsen zwischen den Wurzeln und Stämmen die trügerischen Halt boten. Dank der Spur wählte er einen sichern Weg und kam so unbeschadet und recht leise auf einem kleinen Hochplateau an. Die Bäume standen hier etwas weiter auseinander und Felsen und Sträucher wechselten sich buckelig ab. Dann sah Baltos das aufblitzen einer grauen Iris die das restlich der Nacht einfing und wusste, dass es Geri war, der geduckt hinter einem Felsen kauerte. Baltos spürte seine Anspannung und auch in ihm wuchs die Aufregung. Was hatte Geri gefunden? Warum benahm er sich so seltsam und ging nicht weiter? Angst konnte es sicher nicht sein, denn selbst vor der Eisbestie hatte er keine gezeigt. Der Wolf kauerte einfach in seinem Versteck und wartete auf Baltos. Der Jäger bewegte sich so leise wie er eben konnte und schlich näher. Als er Geri neben sich hatte, sah der Wolf ihm direkt in sein Auge. Die Stille und die Dunkelheit ließen einzig diesen grauen Kreis erkennen, der angefüllt war mit dem Licht der Nacht. Etwas endgültiges lag in diesem Blickkontakt. Auch wenn Baltos noch nicht wusste, was der Wolf gefunden hatte, so war hier sein Weg zu Ende. Seine Aufgabe die Baltos ihm gestellt hatte, war der Austausch für die Rettung seines Lebens. Sie waren quitt. So unverhofft wie der Wolf in sein Leben getreten war, so schnell und unspektakulär verschwand er wieder. Ein letztes leises Schnaufen in die Richtung eines Felsens der vor ihnen lag und Geri schlich davon. Schon nach wenigen Metern war er in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen und Baltos war allein. Seine Gedanken kreisten kurz um die gemeinsame Zeit, dann fokussierte der Jäger sich wieder auf das Ziel vor ihm. Irgendetwas musste dort vorne sein, dass Geri ihm hatte zeigen wollen, also erhob er sich langsam aus seiner Deckung und schlich näher. Noch nie hatte der Mantroner sich vor einer Aufgabe gescheut und auch dieses Mal würde er nicht weichen, erst recht nicht, wenn das einzigste was ihn scheuen könnte die Dunkelheit war.
Baltos setzte jeden Schritt mit Bedacht. Der Schnee war dünn hier oben, da der Wind ihn fortwährend in Bewegung hielt. Sogar ein paar Pflanzenreste schauten aus der dünnen Decke hervor, wie kleine Daunen die ein Federbett durchstießen. Irgendwo meldete sich eine Schneeeule zu Wort und ihr Ruf hallte verzerrt durch das stete Rauschen des Windes. Trotz der Kälte schwitze der Jäger und kleinste Perlen gefroren auf seiner Haut. Der Wind stand günstig und beließ ihm frontal ins Gesicht, so dass seine Witterung ihn nicht verraten würde, egal was dort auf ihn wartete. Langsam kam er dem buckeligen Felsen näher auf dem feinste Moose anscheinend sich gehalten hatten und den Böen flatternd trotzten. Baltos hätte an einem anderen Tag seinen Fehler vielleicht früher gemerkt, doch durch den klebrigen Geruch der Leichen in seiner Nase, bemerkte er viel zu spät, dass seine Sinne ihn getäuscht hatten. Er war nur noch einen Schritt vom Felsen entfernt als ein kleiner Stein unter seinem Stiefel knirschte. Ein Ruck ging durch den Felsen, als würde er zur Seite klappen und Baltos erstarrte vor Schreck. Ein gewaltiger Kopf hob sich hinter dem Körper und ruckte in seine Richtung. Das scharfe Geräusch von einziehender Luft in seine Nüstern wurde von einem unwilligen Knurren begleitet. Sofort begriff Baltos, dass er sich in direkter Schlagreichweite eines ausgewachsenen Eisbärenmännchens, dem zweit größten Landraubtier das er kannte, befand. Und dieses verfluchten Mistviecher konnten so verdammt schnell sein! Der Felsen, der keiner war, rollte einfach über ihn hinweg. Mit einer Pranke, die so breit war wie fast sein ganzer Brustkorb, damit sie nicht im Schnee versanken, drückte der Eisbär den Mantroner in den Schnee. Baltos spürte schon Fluchbrechers Griff in seiner Hand, als die Luft aus seinen Lungen gedrückt wurde und das Brüllen mit aufgerissenen Maul direkt im die Speichelfäden ins Gesicht spie. Er hatte die Waffe schon gezogen und zum Schlag ausgeholt, da veränderte sich plötzlich das Verhalten des Eisbären. Sollte er noch zuschlagen? Eben hatte er ihn noch so geräuschvoll an geatmet und klappte sein Maul zu und seine gewaltige feuchte Nase schnupperte intensivst an seiner Rüstung. Die Sekunde die dieses merkwürdige Verhalten Baltos zögern ließ, nutzte der Bär um an ihm ausgiebig herum zu lecken und seltsam gurrende Geräusche von sich zu geben. Eben hatte er ihn noch fressen wollen und nun schlabberte er den Jäger ab, als sei er ein … Artgenosse? Moment! Was suchte er? Wie sollte Baltos reagieren? Er kannte sich mit Bären aus, aber so etwas hatte er noch nie erlebt!
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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Baltos » Mittwoch 24. April 2013, 11:09

Eigentlich hätte er damit rechnen müssen, dass der Wolf sich so verhielt und das Kuscheltier als Kauspielzeug verwendete, aber Baltos hatte gehofft das es einfacher vonstatten ging. Ein kurzes kräftiges „Nein!“ und das Tier lies den Gegenstand aus den Maul fallen. Der Mantroner war froh das gerade niemand anderes in der nähe war als er Geri auf tierische Art beibrachte was er von ihn wollte. So krabbelte Baltos auf allen Vieren auf den Boden, schnüffelte an den Kuscheltier und ging dann zu den Leichen. Es verging noch einige Zeit des Übens, aber mit der Hilfe des Trockenfleisches hatte der junge Mann den Wolf Geri beigebracht was er von ihm wollte.

Als dann das Stofftier von Maruka durch die scharfen Krallen des Wolfes leiden musste, war Baltos kurz entsetzt und wollte den Tier schon verbieten diese Handlung weiter auszuüben, aber er erkannte schnell was der tiefere Sinn dieser Handlung war.
Nachdem Geri die Fährte aufgenommen hatte verstaute der Eisjäger eilig das Stofftier unter seiner Kleidung, er würde es später von seiner Mutter zusammen nähen lassen. Vielleicht brauchte er es noch einmal.

Die Beiden blieben nicht lange in der Höhle und Baltos musste sich beeilen nicht den Anschluss zu verlieren.
Als sie die Kammer der Bestie verließen war der Einäugige erleichtert das Maruka nicht unter den verstorbenen war. Er hatte sich also doch nicht geirrt!
Der Wolf drehte ein paar Runden auf dem Friedhof im Kreis und Baltos war klar, das ihre Suche sie weiter weg führen würde. Also ging er schnell zum Schlitten, wuchtete diesen aus der Kapelle und zog ihn dann hinter sich her.

Er folgte Geri so zügig wie möglich, aber mehr als einmal musste der Wolf auf ihn warten. Wenn Baltos den Schlitten durch schwieriges Gelände ziehen musste.
Es vergingen etliche Stunden der vergebenen Suche, bis die Nase von Geri die Beiden zu Maruka Lieblingsplatz führte, den Bärenfelsen.

Es war ein faszinierender Anblick, wie das Abendrot zwischen den drei Felsen hindurch schien. Der Mantroner kannte diesen Ort von der Jagd, denn nirgendwo sonst traf man so oft auf Eisbären wie hier. Er musste vorsichtig sein, denn er wollte nur ungern auf eines dieser Raubtiere treffen. Denn Baltos war nicht hier um zu jagen, sondern um einer Spur zu folgen. Er hatte keine Angst vor dieser Tierart, sondern nur eine ordentliche Portion Respekt. Denn trotz ihrer Masse waren die Eisbären mehr als nur flink und manch junger Mantroner hatte ihre Schnelligkeit unterschätzt.
Während er sich umblickte um eventuelle Gefahren auszumachen bemerkte er das Geri verschwunden war. Er ließ umgehend den Schlitten stehen und ging zu dem Ort wo er den Wolf zu letzt gesehen hatte. Es war nicht schwer den Spuren seines Begleiters zu folgen, aber als er sah wohin dieser gegangen war zuckte ein kurzer Reiz durch Baltos lehre Augenhöhle.
Es sollte also nach oben zu den Felsen gehen und den Weg den der Wolf genommen hatte versprach eine leichte Kletterpartie. Der Einäugige musste an seinen Unfall damals denken und betrachte noch einmal genauer den Pfad. Dieser war zwar uneben, aber wenn Baltos vorsichtig war, sollte er unverletzt oben ankommen.

Er wischte sich noch schnell den Schweiß von der Stirn und machte sich dann auf den Weg. Der Mantroner kam durch die Spur des Wolfes gut voran und erreichte sicher das Plateau. Die Nacht war mittlerweile eingetroffen und da hier der Schnee weniger vorhanden war, war es auch deutlich düstere als sonst. Jetzt war seine schwarze Rüstung mehr als Praktisch und der Jäger verschmolz mit der Dunkelheit. An einen Felsen konnte er die graue Iris von Geri ausmachen und näherte sich mit vorsichtigen Schritten der Position des Wolfes. Die Beiden Blickte sich tief in die Augen und der Mantroner wusste dass die Zeit des Abschiedes gekommen war. Geri gab ihn mit einen Schnaufen in Richtung eines Felsen zu verstehen das dort die Spur endete und verschwand dann in der Dunkelheit. Baltos blickte noch eine Weile in die Nacht und verabschiedete sich vom Wolf. Dann begab er sich so leise wie möglich in Richtung des Felsen. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und als er den Fels fast erreicht hatte, löste sich ein Kiesel unter den Stiefel des Jägers.
Augenblicklich erwachte der vermeintliche Fels zum Leben und Baltos stellte mit schrecken fest, das er vor einen ausgewachsenen Eisbären stand. Wäre seine Nase nicht durch den starken Geruch der Leichen völlig abgestumpft gewesen, hätte er früher bemerkt wem er sich dort genähert hatte. Doch jetzt war es zu Spät!

Er befand sich direkt in Prankennähe und bevor die Reflexe des Jägers handeln konnten wurde Baltos vom Eisbär erwischt. Dieser drückte ihn wie ein Spielzeug in den Schnee und Baltos wurde sämtliche Luft aus der Lunge gedrückt. Seine Hand hatte sich schon um den Griff von Fluchbrecher geklammert als der Bär ihn lautstark anbrüllte. Die Reißzähne des Raubtieres waren dabei nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt und der Speichel des Bären klatschte ihn förmlich ins Gesicht.
Der Mantroner wollte schon die Handaxt in den Kopf des Eisbären versenken als dieser sein Verhalten gegenüber Baltos total änderte. Er begann an ihn zu schnuppern und leckte der verwunderten Mantroner ab. Der Einäugige hatte ja schon viel über Eisbären gehört und auch gesehen, schließlich kannte er auch einige Domestizierte Bären, aber so ein verhalten von einen Wilden Exemplar war ihn noch nie untergekommen.
Er überleckte angestrengt warum dieses Verhalten des Eisbären zu Tage kam, lag es vielleicht am Geruch der Eisbestie, hatte dieses Monstrum vielleicht verkehr mit den Eisbären? Baltos schüttelte den Kopf. Nein das konnte nicht sein. Schließlich hatte er in der Fresskammer der Eisbestie abgenagte Knochen von Eisbären gefunden. Der Geruch der Leichen konnte es aber auch nicht sein. Das sollte das Raubtier eher animieren ihn zu fressen, anstatt ihm abzulecken wie ein Wal-Fett-Eis.
Konnte vielleicht der Stoffbär von Maruka dieses Verhalten beim Eisbären ausgelöst haben? Hatte sie hier vielleicht Freundschaft mit den Eisbären geschlossen?
Er steckte hier in einer ziemlich brenzligen Situation, was sollte er nun tun?
Baltos klammerte sich an die Hoffnung dass vielleicht das Stofftier die Lösung war. Mit seiner freien Hand versuchte er vorsichtig den kleinen Begleiter, der verschwunden Frau, zum Vorschein zu holen. Er versuchte keine all zu hektischen Bewegung dabei zu machen und irgendwie gelang es ihn auch das Kuscheltier hervor zuholen. Um es den Bären dann vor die Schnauze zu halten. Fluchbrecher hielt er aber immer noch in der anderen Hand und war bereit ihn wenn nötig in den Kopf des Bären zu rammen, sollte er Anstalten machen nach ihn zu schnappen.

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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 25. April 2013, 22:31

Baltos staunte nicht schlecht! Der Bär, dessen Kopf er ja direkt vor seinem Gesicht hatte, war ein Prachtstück seiner Rasse! Ein paar Kämpfe musste er schon überlebt haben, denn sein linkes Ohr war eingerissen, aber gut verheilt. Auch ein paar andere breitere Narben mussten vorhanden sein, dort wo das dichte Fell kleine Lücken und Verwirbelungen aufwies. So aus nächster Nähe drang nur auch langsam der typischen Geruch zu Baltos durch, der eine Mischung aus Fischaromen und dem typischen Raubtiergeruch beinhaltete. Die breite schwarze Nase schnaufte laut auf ihrer Suche nach dem Ursprung des Geruchs, den der menschliche Jäger unter ihm verströmte. Dann hatte Baltos die Idee, das das seltsame Verhalten vielleicht mit dem Kuscheltier zusammen hängen könnte und holte es langsam hervor, was nicht ganz einfach war mit einer Bärentatze auf der Brust und einer großen, neugierigen Schnauze vor dem Gesicht. Endlich hatte er es geschafft und hatte so den Magneten gefunden, den der Bär gesucht hatte. Schnüffelnd hing die Nase fest an dem gerupften Ledertier, egal wo Baltos seine Hand auch hin bewegte. Die Augen des Bären wurden kleiner und seine Lieder standen auf Halbmast. Langsam dirigierte er so den Bären von sich runter und sah mit Erstaunen, wie das Raubtier folgte. Baltos brauchte ein paar Momente für sich, also legte er das Kuscheltier auf den Boden und der Bär folgte gehorsam. Es war ein so merkwürdiges Bild! Ein Monster von einem Bären lag flach ausgebreitet, alle Viere von sich gestreckt, Nase an Nase mit einem winzigen Kuscheltier im Schnee. Der warme Atem dampfte in der Luft und blies die dünneren losen Enden flatternd durch die Gegend. Baltos Gedanken kreisten. Hatte vielleicht Maruka mit diesem Bären Freundschaft geschlossen? Der Gedanke mutete zu abstrus an, aber unmöglich war es nicht. Der Jäger beobachtete den Bären, wie dieser leise brummend da lag und den Geruch des Spielzeugs in sich auf sog. Was wohl in seinem Kopf vor ging? Nach einer Weile ließ der Bär seine Zungenspitze heraus hängen und leckte vorsichtig an dem löchrigen Fell herum. Da viel es Baltos wieder ein. Marukas Mutter hatte ihm doch die Geschichte von dem Kuscheltier erzählt. Wie ihr Vater zu dem Fell gekommen war und dass es einst zwei kleine Bärenjunge gegeben hatte. War dies vielleicht der verloren gegangene Bruder? Hatte Geri vielleicht nicht nach Marukas Duft in dem Kuscheltier gesucht, sondern nach dem Leder das ihn umhüllte? Hatte Geri ihn deshalb hier her geführt? Bären und Wölfe waren sich nur in sehr seltenen Fällen „grün“ und Baltos hatte in der Höhle deutlich gemacht, das Geri dem Stofftier nichts tun sollte. Hatte er also deshalb nicht angeschlagen, als er das geruchliche Gegenstück gefunden hatte? So oder so, lag nun ein Bär vor Baltos Füßen, so groß wie die Felsen um sie herum. Größer als ein Pferd und um ein vielfaches massiger!
Etliche Minuten vergingen, bis der Bär jede Zelle seines Gehirns vollends mit dem lang vermissen Duft getränkt hatte. Dann hob er langsam seinen Schädel und sah mit etwas verklärtem Blick zu Baltos hinüber. Die schwarzen Augen musterten den Jäger, der aus irgend einem Grund diese Duftkomposition zu ihm zurück gebracht hatte. Es war nicht mehr der reine Geruch seiner Familie, aber er war da. Es hatten sich andere Spuren über die Instinkt behafteten Spuren seiner Vergangenheit gelegt, doch immernoch war dieses kleine Stück Fell ein Teil von ihm. Die anderen fremden Bestandteile kannte der Bär ebenfalls nur zu gut. Er hatte sie häufig genug in dieser Gegend gerochen. Dieser Mensch kam immer wieder zum Bärenfelsen und die Haare die das Leder füllten rochen stark nach ihr. Sie hatte sich nie aufgedrängt, nie ihre Grenzen überschritten, aber sie war da gewesen, bis vor einigen Monaten einer dieser Wald-Wale (Schiffe) sie mitgenommen hatte. Er war auf der Jagd nach Robben gewesen und sie hatte ihn mal wieder beobachtet. Da war es gekommen und die Menschen, die auf diesen Dingern reisten, hatten sie aus dem Wasser gefischt. Er hatte sich mit seiner Beute davon gemacht, bevor sie ihm sie streitig machten. Warum hatte also dieser Mensch nun diesen Geruch zu ihm zurück gebracht?
Der Bär erhob sich langsam und fixierte dabei Baltos. Erst stemmten sich die gewaltigen Vorderpranken unter den Körper und drückten ihn mühelos in die Höhe, dann zog der Bär die Hinterbeine etwas weiter an, so dass er nun auf seinem Hintern saß, genauso wie das Stofftier in seiner ursprünglichen Form, welches er mit einer Tatze fest hielt. Seine Nase bebte erneut und sog Baltos Geruch nun einzeln ein. Dieser Mensch hatte ihm eine Erinnerung zurück gebracht, an Tage voller lebhafter Freude und Sicherheit im Kreis seiner kleinen Familie, doch trotzdem kannte er die Menschen und ihre Vorlieben. Ein seltsam stiller Moment zwischen den beiden Jägern entstand in dem sie sich einfach nur abschätzend ansahen. Der Wind heulte leise zwischen den Eiszapfen und das leise Knirschen der Äste untermalte die Szenerie mit einer gewissen Spannung. Irgendwie hatte die Situation sich ein wenig verfahren und erinnerte Baltos vielleicht an Momente in denen er, wie sein Gegenüber nicht wussten, was sie sagen sollten, nur das in diesem Fall die Kommunikation sich ohnehin schwierig gestalten dürfte. Die Wolkendecke riss für ein paar Minuten auf und das Licht der Sterne legte sich wie ein seidenes Tuch über alles. Als hätte die Gestalt die ganze Zeit schon auf dem nahen Felsen gesessen, formte sich aus dem Silberlicht ein Umriss. Viel kleiner als der Bär und auch viel kleiner noch als Baltos hob sich ein kleiner Hügel aus schimmernden, halb durchsichtigen Fellen, Stoffen, Gespinsten aus dem Stein. Bär und Jäger sahen sich nun im Dreieck sitzend mit einem … Geist? Baltos kamen die Umrisse der kleinen Frau jedoch sofort bekannt vor. Weniger weil er sie erkannte, sondern mehr, weil sein Arm zu jucken begann und seine Initiationsrune sich mal wieder meldete. Der Geist schob die weite Kapuze ihres Mantels zurück und blasses Mondlicht fiel in tiefe Falten, gab dem Körper langsam Form und Farbe. Das Licht fiel in Baumrinden gleiche Furchen und spiegelte sich in einer kleinen Bernsteinbrille. Unter der Nase, über den Lippen schaukelte ein Juwelen besetzter Ring und ließ helle sphärische Laute erklingen. Große silberne Ohrringe zogen die alten Ohrläppchen in die Länge, die unter einer grob gehäkelten Mütze hervor lugten, genauso wie ein langer silberweißer Zopf der sich gleich einem Schal um ihren Hals wand. Ein seltsam geformter Stock lag auf ihrem Schoß. Im sitzen maß ihr kleiner Körper noch nicht mal einen Meter und Baltos wusste nur zu gut, dass es nicht wesentlich besser wurde, selbst wenn sie aufstehen würde. Unter den vielen raschelnden Röcken, die ihr Geräusch im Wind so gut verbargen, schauten winzige wackelnde Füße in dunklen Stiefelchen hervor. Fast hätte man meinen können, da säße tatsächlich eine kleine alte Frau in Lumpen auf dem höchsten Felsen des Plateau, doch sah man sie genau an, sah man auch immer ein zartes Abbild des Hintergrundes vor dem sie sich befand. Sie hatte noch nicht mal aufgesehen, als der Bär ein überraschten Laut von sich gab und sie zusammen zuckte, als wäre sie gerade erst … ja was eigentlich? Vor Schreck hatte sie den Stock ergriffen und hielt in wie einen Spieß nun in die Richtung des Bären, der wiederum den Kopf schief legte und aufgesprungen war.
„Sitz!!!“
Baltos verstand nicht was sie sagte, aber der Bär schien sie zu verstehen und setzte sich auch prompt wieder hin. Dann sah sich die Alte um und entdecke Baltos. Ähnlich erschrocken wie beim Bären zuckte sie zusammen, als hätte sie ihn nicht erwartet. Ihre Augen wurden groß und größer und nun sah sie vom Bären zum Jäger und vom Jäger zum Bären. Der mystische Moment, die Spannung nutzend reckte sie ihren Körper zu voller Größe, die kaum 1,50 maß und lächelte wissend. Dabei wanderte die Spitze ihres Stocks, der anscheinend mit einem löchrigen Leder umwickelt war zwischen beiden hin und her. Zu Baltos gewandt hörte er ihre knarrende Stimme nun in seiner Sprache:
„Und du bleibst auch still sitzen!!!“
Warum eigentlich nicht …? Es gab Momente die man nicht durch Fragen zerstören sollte und dieser fühlte sich gerade so an. Zumindest schien der Geist der Priesterin vor ihm einen Plan zu haben und sicher wollte er sie bei der Umsetzung nicht stören. Da beide taten, was sie sagte, ließ sich die Alte mühevoll und unter einigem Stöhnen von dem Felsen gleiten und trippelte auf den Bären zu, der fast ihren ganzen mageren Körper mit einem Happen hätte verschlingen können. Dümmlicher hätte der Bär nicht gucken können, als das kleine geruchlose Wesen, was keinerlei Spuren hinterließ, vor ihm zum Stehen kam und einen Handschuh auszog. Neugierig, fast ein wenig ängstlich, senkte er den riesigen Schädel. Mit der Zunge leckte die Frau sich über den erhobenen Daumen und malte dann ein schräges Kreuz auf seine Stirn. Dann nahm sie eine Hand voll Schnee, spuckte hinein und knete diesen fleißig auf dem Weg zu Baltos. Nur knapp einen Meter vor ihm blieb sie stehen, lächelte freundlich und holte aus. Klatschend traf der Schnee Baltos Stirn. Er befürchte schon, dass sie wieder verschwunden sein würde, sobald er den Schnee sich aus den Augen gerieben hätte, aber ihr amüsiertes breites Grinsen, was ihre Wangen in die Breite zog, als würde von hinten jemand daran ziehen, traf fast noch härter als der Schneeball. Ihre Lippen verschwanden dabei vollkommen unter dem klimpernden Schmuckstück und selbst ihr Kinn schien sich in den darüber liegenden Kiefer zu schieben, was vermutlich an fehlenden Zähnen liegen könnte.
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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Baltos » Freitag 26. April 2013, 11:04

Oh was hatte Ventha noch alles vor mit ihm?! Baltos rutschte von einer Merkwürdigkeit in die nächste. Sein Leben war eigentlich nie Langweilig gewesen und er hatte schon mehr als einmal am Rand des sicheren Abgrundes getanzt, aber in letzter Zeit wohnte er schon förmlich an der Grenze zu leben und tot. Aber wenn der Jäger eins gut konnte dann war es improvisieren und kombinieren.
Er hatte mal wieder den richtigen Riecher gehabt. Als er mit den Stoffbären in der Hand den echten Bären wie eine Marionette steuern konnte. Dadurch wurde ihn klar das dieses Kuscheltier der Grund war warum er bis jetzt noch lebte.
Er schwenkte den gefütterten Begleiter mal nach links und dann wieder nach rechts und der Eisbär folgte der Bewegung. Wie ein Alkoholabhängiger einer Flasche Schnaps, wenn er seit Wochen nichts mehr zu trinken bekommen hatte.
Mit dieser Erkenntnis dirigierte er die über 500 Kilo Lebendmasse von seinen Körper und platzierte Marukas Kuschelbegleiter auf den vereisten Boden. Der Mantroner entfernte sich schnell ein paar Schritte von den Eisbären und nutze den Moment um wieder richtig Luft zu bekommen. Der Anblick den ihm dieses Tier bot war mehr als surreal. Wie dieser Koloss sich flach auf den Boden drückte und das Plüschtier förmlich mit der Nase verschlang.

Baltos rätselte beim Betrachten des Eisbären immer noch darüber warum dieses Tier sich so seltsam verhielt. Als ihn die Lösung wie ein Blitzschlag traf.
Das Kuscheltier war doch aus den Fell eines Eisbärenjunges gemacht und es war die rede von einen Geschwistertier was nicht auffindbar war. Konnte es wirklich sein das hier der Bruder des toten Eisbärenjunges lag und seinen verstorbenen Verwandten beschnüffelte? Das musste es wohl, anders konnte er sich das nicht erklären!

Irgendwann ließ das Raubtier von seiner Riechorgie ab und widmete sich wieder den jungen Jäger. Indem es sich auf seine vier Buchstaben setzte, seinen verstorbene Bruder mit der Pranke fixierte und dabei Baltos musterte. Zu gerne hätte der Einäugige dabei die Gedanken des Bären gelesen, aber das lag nun mal außerhalb seiner Fähigkeiten.
So standen oder saßen sich im Falle des Eisbären die beiden Parteien gegenüber und betrachteten den jeweils anderen. Unweigerlich musste Baltos dabei an Geri denken, mit dem er ebenfalls solch eine Situation erlebt hatte.
Was war der Sinn hinter allen dem?
Doch bevor der Jäger darüber weiter nachdenken konnte spielte sich nicht unweit seiner Position ein noch weiteres Ereignis ab, das die Begegnung mit den Eisbären in den Schatten stellte.

Auf einen der Felsen entstand urplötzlich eine Gestalt und die beiden Jäger des Eisreiches blickten verwundert in die Richtung des Schauspieles.
Aus den Nichts Formte sich eine kleine Person und als Baltos’ Brandmal, das er auf Mysteriöse weise bekommen hatte, anfing zu Jucken, beschlich ihn ein verdacht, wer es sein könnte.
Diese wirre Vereinigung aus Stein, Fellen und Gebeinen vereinte sich zu einer Gestalt und als diese ihre Kapuze nach hinten zog kam eine uralte Frau, in den Augen des Mantroners, zum Vorschein.
In was war er hier nur hineingeraten?
Dieser Frau schien die Beiden aber zuerst kaum zu bemerken, sie wirkte irgendwie verwirrt oder desorientiert. Doch der Eisbär übernahm die Aufgabe sie wieder zurück in die Gegenwart zu holen, indem er einen verwunderten Laut von sich gab. Erst jetzt wurde die Dame auf ihre gegenwärtige Situation aufmerksam gemacht und sie zuckte leicht zusammen. Doch fing sie sich auch genauso schnell wieder und sorgte mit einem Laut, den Baltos noch nie gehört hatte, dafür, dass sich der Eisbär wieder hinsetzte. Da er bei ihren erscheinen aufgestanden war.

Nachdem sich der Bär hingesetzt hatte bemerkte die Frau auch Baltos und zuckte genauso zusammen. Sie deutete ein paar Mal mit ihren Gehstock oder was auch immer das für ein Gegenstand war, auf den Bären und den Mantroner. Kurz darauf lies sie den Einäugigen wissen das er auch dort bleiben sollte wo er war.
Hätte die Dame in seinen Kopf geblickt wäre ihr klar gewesen das Baltos nichts gegen sie unternommen hätte, er war von dieser neuen Wendung der Geschehnisse eh noch zu verwundert. Das einzige was er tat war eine Augenbraue zu verziehen und der Frau fragend hinterher zu schauen.
Die kleine runzlige Gestalt watschelte währenddessen entspannt zum Eisbären und stöhnte ab und an auf. Der Bär war genauso verdutzt über die Situation wie der Jäger und als die Frau die gewaltige Tötungsmasse erreichte, senkte der Bär schon fast ängstlich den Kopf.
Jetzt wurde es noch seltsamer, wenn so etwas überhaupt ging. Die Frau malte den Koloss ein Zeichen auf die Stirn und ging dann mit einen Schneeball in der Hand auf Baltos zu. Als sie nur noch einen Meter von ihm entfernt war, blieb sie stehen und warf Baltos den Ball voll gegen seine Stirn.

Was bei Venthas gewaltigen Busen ging hier vor? Der Mantroner wusste nicht wie oft er sich diese Frage schon heute gestellt hatte, aber das war nun wirklich lächerlich. Wurde er gerade wirklich von einer Frau, die wahrscheinlich hundert Jahre wenn nicht sogar noch älter war, mit einem Schneeball abgeworfen? Während ein Eisbär, keine fünf Meter von ihnen entfernt, wie ein Schosshund auf den Hintern saß?

Er wischte die kalte Masse weg und blickte in ein Gesicht das so dümmlich Grinste wie Baltos es noch nie gesehen hatte. Der Jäger brauchte ein Moment um die passenden Worte zu finden, wenn das überhaupt möglich war!?!
„Ähhhhm! Ich weiß jetzt ehrlich nicht was ihr Erstens hier wollt? Zweitens wie ihr hier überhaupt hergekommen seit? Drittens was das gerade eben sollte? Viertens was mit diesen Bären nicht stimmt und Fünftens was ihr den Eisbären auf die Stirn gemalt habt?
Das einzige was ich weiß ist das ich von einen Wesen, das von der Statur her euch gleicht, diese Rune auf den Arm gebrannt bekommen habe.“
Dabei zeigt er ihr das Symbol auf seinen Unterarm und setzte dann seinen Monolog fort. „Gehört euch die Schriftrolle die ich in der Kammer dieser Gestalt gefunden habe? Wenn ja werde ich sie euch zurück geben!“
Baltos meinte seine letzen Worte ernst, denn er würde nie etwas an sich nehmen was ihn nicht gehörte.

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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. April 2013, 20:49

Das runzlige Gesicht was gefühlte tausend Falten beherbergte, zog sich, soweit das überhaupt noch möglich war, noch etwas weiter in die Breite. Die obere Wangenpartie bekam dabei tatsächlich dabei so viel Spannung, dass sie glatt wurde. Die Falten um die Augen verrieten, das dieses Gesicht überaus gerne lachte und dieser Übung wohl schon weit über ein Jahrhundert gerne nach ging. Das kleine runde Kinn hob sich noch ein Stück weiter nach oben, so dass der Schädel nun definitiv breiter als hoch wirkte und mümmelte auf den nicht vorhandenen Zähnen herum. Die kleine Frau rollte lustig mit den Augen und antwortete:
„Erstens: helfen. Zweitens: hm … Drittens: *Schulterzucken*. Viertens: ...“
Sie drehte sich zu dem Bären und fragte:
„Stimmt was nicht mit dir?“
„Gut geht! Hunger!“

, antwortete der Eisbär brummend. Sie wandte sich wieder Baltos zu.
„Mit dem ist alles in Ordnung. Fünftens: Gebo, die Rune der Partnerschaft.“
Da Baltos seinen Arm so weit entblößt hatte, dass seine Initiationsrune sichtbar geworden war, musterte die alte Frau diese eingehend. Dabei tippte sie sich wiederholt mit dem Zeigefinger ans Kinn.
„Ja, das sieht nach meiner Handschrift aus.“
Sie stand nun sehr nah bei ihm und Baltos konnte die Tatzen des Bären im Hintergrund durch ihren Kopf sehen.
„Du hast meine Rolle gefunden? Wunderbar!“
Sie strahlte, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck zu einem angestrengten Grübeln. Plötzlich blinzelte sie wie wild mit den Augen und fuhr fort:
„Das mit dem Zurückgeben könnte sich jedoch etwas schwierig gestalten, mein Süßer!“
Neckisch grinsend näherte sie sich und als sie sich an ihn schmiegen wollte, laszive ihre knorrige Hand auf seinen blanken Unterarm legen wollte, verschwand diese in Baltos Körper. Statt einer Berührung fühlte Baltos einzig einen kühlen Hauch und das Jucken der Rune wurde stärker. An anderer Stelle trat die kleine Frau wieder aus ihm heraus und grinste wieder mit den Wimpern wedelnd.
„Es gibt da ein kleines Problem, wie du siehst.“
Sie trippelte wieder zu ihrem Felsen, kletterte schnaufend hinauf und fuhr fort:
„Puh! Das war anstrengend. Wo war ich? Ach, ja. Wie erkläre ich das nur? Hm, kurz gesagt, ich hab wohl grad meinen Körper verlegt … UND NUN NENN MICH BLOS NICHT SENIL, DU JUNGSPUNT! Komm du mal in mein Alter!“
Sie wedelte wild mit dem Zeigefinger und schien sich in Rage zu reden, aber auch gleich wieder zu beruhigen, auch ganz ohne Baltos Zutun.
„Bei dem vielen herum gereise, kann so was schon mal vorkommen. Gestern hier, morgen da und heute ist auch schon fast weg. Sag mal, wo sind wir hier eigentlich? Kommt mir irgendwie bekannt vor.“
Sie sah sich kurz um. Ihr Blick fiel dabei erneut auf den Eisbären der sie immernoch dümmlich anstarrte.
„Was?“
„Der da jetzt Freund.“
„Ja. Willst du nicht?“
„Doch.“
„Aber?“
„Stinkt wie Eisbestie.“
„Stimmt.“

Beide sahen zu Baltos und zogen die Nasen kraus. Dann schien der alten plötzlich etwas einzufallen und sie rutschte wieder vom Felsen.
„Oh, jetzt hätt ich's fast vergessen ich Dummerle!“
Sie kam auf Baltos zu und leckte wieder an ihrem Daumen und lockte mit der anderen Hand seinen Kopf zu sich herunter. Nach kurzem Zögern folgte der Jäger mit seinem Körper und bekam die kreuzförmige Rune auf die Stirn gemalt. Dann nahm die Alte wieder einen Schneeklumpen und spuckte hinein und warf diesen dieses Mal dem Bären an den Kopf. Ihre Methoden waren mehr als ungewöhnlich, doch plötzlich hörte Baltos etwas was eben noch unmöglich war. Er verstand die Sprache des Eisbären.
„Ich Freund von Stinker. Stinker jetzt Freund von Nanuq?“
Die Alte antworte:
„Ja. Kannst du für mich auf ihn aufpassen? Das wär' ganz lieb von dir!“
Der Bär nickte tatsächlich und die Alte grinste. Der Jäger hatte nicht den Daumen, aber doch die Wirkung der Magie gefühlt. Tatsächlich war es nicht nur ein verwirrendes Verständnis der Sprache des Bären, die die leicht nach brennende Rune auf Baltos Stirn ausgelöst hatte, sondern auch ein emotionales zartes Band. Es war noch leicht zu zerreißen und doch spürte der eine vom anderen die innersten Bedürfnisse … Im Fall des Bären war es Hunger!
Baltos fühlte tief in seiner Seele diesen zarten Keim einer möglichen Freundschaft gesetzt, doch er wusste ebenfalls, dass sein Wille sich mühelos dagegen wehren könnte. Die Alte hatte ihnen eine Möglichkeit gegeben, keinen Zwang, auch wenn die Rune an sich vor Macht nur so prickelte und sicher sehr lange halten würde. Auch wenn es nur eine passive Beeinflussung war, so konnte man sich fragen, was wenn man die Linien anders zeichnen würde? Was wenn man nicht Dauer sondern Intensität in die Linien legen würde?
„Stinker, du hast doch … äh, wie war doch gleich dein Name? Du hast doch sicher noch mehr Fragen. Das mit den Runen soll ich dir sicher auch erklären. Ach, ich fang einfach mal an. Ganz einfach ist es nicht und man weiß nie so ganz was bei raus kommt. Kann jedes Mal anders wirken, weist du?! Einmal wirkt man Thurisaz, den Torweg, auf eine Gefängniswand und sie zerbröckelt um dich einzulassen und ein anderes Mal geht zwei Meter weiter eine Tür auf und du wirst verhaftet. Die Runen wählen den Weg nicht der der sie wirkt, also sei immer vorsichtig! Und übernimm dich nicht! Versuch nicht alle auf einmal zu lernen, damit würdest du dir nur deinen süßes Köpfchen grillen. Bleib bei einer oder zwei für den Anfang und lerne sie einzeln zu wirken. Studiere ihre Reaktionen und du wirst schnell merken, was sie dir abverlangen. Jede Energie die wir wirken, verlangt ihren Preis. Runen sind im Gegensatz zu anderen Magiearten genügsam, aber auch mit ihnen musst du verantwortungsvoll umgehen. Versuche noch keine Kombinationen, das könnte am Anfang noch gehörig in die Hose gehen. Mit der Zeit und viel Übung kannst du stärker und sicherer werden. Über nicht nur das Zeichen selbst, versuche dich auch auf verschiedenen Untergründen. Blut ist immer ein starker Katalysator, aber nicht von großer Haltbarkeit. Vielleicht lernst du auch wie man Dinge zeichnet. Du wirst keine Feuerbälle erschaffen können, aber ein Schwert oder eine Rüstung zu zeichnen ist auch nicht schlecht. Ich hab neulich einem alten kleinen Freund ein Tuch gewebt für eine Mutter und ihr Kind, damit es Schutz erfahren wird, wenn sie es am nötigsten hat. Die Runenmagie formt nicht ihren Träger sondern der Träger formt die Rune. Walte also weise mit diesen Kräften und sie können dir hilfreich zur Seite stehen.“
Der Monolog der Alten hatte sich in Baltos Geist gefressen wie eine Made in einen Apfel. Ihre karrende Stimme hatte etwas derart eindringliches, dass man sich fühlte wie ein kleines Kind, dass aufmerksam dem Lehrer zuhörte, was ja auch fast stimmte. Nanuq, wie der Bär sich selbst genannt hatte, saß mit knurrendem Magen bei ihnen und schnüffelte immer wieder mal zwischendurch an seinem Stofftier. Wenn Baltos sich auf ihn konzentrieren würde um das Wort an ihn zu richten, würde sein Geist automatisch dir richtigen Worte finden, was wohl kaum bei einem anderen Eisbären funktionieren würde. Was nicht für Nanuq bestimmt war, würde in seiner Heimatsprache bleiben. Baltos begann vielleicht zu ahnen, dass diese Magie nicht von Dauer sein würde, so wie jede Rune nach ihrer Zeit ihre Wirkung verlor. Irgendwann musste entweder die Alte sie erneuern, oder Baltos selbst gut genug geworden sein um sie wirken zu können, doch jetzt war von einem Zerfall noch lange nichts zu spüren. Auf jeden Fall war Geisterspucke ein mächtiger Katalysator!
Hatte sich die Alte eigentlich schon vorgestellt?
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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Baltos » Dienstag 21. Mai 2013, 15:28

Heiliges Kanonenroh wäre vielleicht der richtige Ausdruck für das was Baltos gerade alles erfahren und erlebt hatte. Vor noch einigen Wochen hätte diese Situation, die sich gerade auftat, den Mantroner mehr mitgenommen und verwundert. Aber Baltos hatte mittlerweile soviel seltsames erlebt das er seinen Geisteszustand nicht mehr in Frage stellte.

Zuerst einmal wollte er seine neu gewonnen Sprachkenntnisse bei Nanuq anwenden, bevor er der Alten Rede und Antwort stand. Er konzentrierte sich voll und ganz auf seinen neuen tierischen Begleiter und richtete das Wort an ihn.
„Nanuq! Du kannst mich Baltos nennen und wenn du artig wartest hab ich nachher etwas zu fressen für dich!“
Die Laute die dabei seinen Mund verließen wirkten fremd und ungewohnt, aber er war sich Sicher das ihn der Eisbär verstanden hatte. Jetzt richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf die ältere Dame.
„Man nennt mich Baltos Sohn von Drago Flinklanze und Lena Fröhlich. Ihr befindet euch auf der Eisinsel Ersa nicht unweit der Stadt Mantron, aus der ich stamme!“
Er blickte nochmal zu Nanuq nur um sich zu vergewissern das dieser immer noch auf ihn wartete. Als dieser immer noch auf seinen Platz saß nahm Baltos die Unterhaltung mit der mysteriösen Gestalt wieder auf.
„Da ihr nun meinen Namen kennt, würde ich gerne den eurigen erfahren?“
Nachdem ihn die Alte ihren Namen verraten hatte nickte er ihr kurz zu.
„Habt dank für eure Ratschläge, ich werde sie beherzigen. Da diese Schriftrolle aber nicht mein Eigentum ist, möchte ich sie euch zurückgeben. Könnt ihr mir einen Ort nennen an dem ich euch oder einen Vertrauten diese Rolle übergeben kann?
Ich befinde mich zurzeit selbst auf der Suche, zwar nicht wie ihr nach meinen Körper, sondern nach einer jungen Frau, aber ich denke wir könnten uns gegenseitig helfen.
Falls ihr überhaupt Hilfe nötigt habt?“

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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 21. Mai 2013, 18:05

„Nanuq! Du kannst mich Baltos nennen und wenn du artig wartest hab ich nachher etwas zu fressen für dich!“
Die weißen runden Ohren zuckten bei jedem Laut den Baltos von sich gab und die neugierige Nase „durchleuchtete“ Baltos Geruchsaura ob er vielleicht schon irgendetwas essbares dabei hatte. Der Bär blieb sitzen und beobachtete den Zweibeiner aufmerksam.
„Baltos! Warten! Fressen!“
Kleinere Verständigungsprobleme würde es wohl weniger wegen der Sprache geben, aber schon eher durch die unterschiedliche Denkweise. Ganze Sätze zu bilden, lag dem Bären anscheinend nicht so, wie dem Menschen. Wenigstens hatte der Bär den Inhalt gut heraus gefiltert. Man konnte mit ihm normal sprechen. Nachdem Baltos sich jetzt sicher war, dass Nanuq auf ihn wartete, wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Alten zu.
„Man nennt mich Baltos Sohn von Drago Flinklanze und Lena Fröhlich. Ihr befindet euch auf der Eisinsel Ersa nicht unweit der Stadt Mantron, aus der ich stamme!“
Die Augen der alten weiteten sich.
„Ah, DESHALB der ganze Schnee!“
Sie klang tatsächlich überrascht!
„Da ihr nun meinen Namen kennt, würde ich gerne den eurigen erfahren?“
„OH, natürlich! Ja, das gehört dazu wenn man sich vorstellt. Gut erzogen der Sohn von Flinklanze und Fröhliche! Gut erzogen! Ich freue mich immer sehr, wenn ich Leute treffe die sich noch zu benehmen wissen, weist du?“
Irgendwie begann sie sich schon wieder zu verzetteln.
„Ist nicht immer so und manchmal fällt selbst das normale Reden schwer! Stell dir vor, du müsstest einem Leoniden beibringen, dass er still halten soll, wenn er einen Dorn in der Pfote hat! Fast unmöglich, kann ich dir sagen! Aber so war ich?“
Sie sah sich kurz um und ihm wieder ins Gesicht.
„Ach ja, ich wollte mich vorstellen. Hm … Hier in der Gegend … Mantron sagtest du? Esra? Ist Tritorius Wellenfürst immernoch Ratgeber oder hat der olle Fischkopf sich endlich zurück gezogen? Ach ich würde gerne mal wieder die Steine besuchen. Nirgends gibt es so schöne Winde, zum Lauschen der alten Geschichten! Zum Vollmond ist es am schönsten dort und wenn die Gezeiten wechseln! Ach wie ich die alten Zeiten vermisse, wo noch ...“
Sie sah wieder Baltos an und grübelte über sein leicht verwirrtes Gesicht.
„Ich plapper oder?“
Baltos musste nicht reagieren aber ein heftiges Nicken wäre schon vollkommen in Ordnung gewesen!
„Man nannte mich Rukulla in dieser Gegend … glaub, ich. ODER „Die Alte von Wald“. Vielleicht auch beides. Ganz sicher bin mich mir grade nicht. Könnte auch Jorsa gewesen sein oder die nördlichen Wälder?“
Nachdem ihn die Alte ihren Namen verraten hatte nickte er ihr kurz zu. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern und Baltos kam mal wieder dazu etwas zu sagen:
„Habt dank für eure Ratschläge, ich werde sie beherzigen. Da diese Schriftrolle aber nicht mein Eigentum ist, möchte ich sie euch zurückgeben. Könnt ihr mir einen Ort nennen an dem ich euch oder einen Vertrauten diese Rolle übergeben kann?
Ich befinde mich zurzeit selbst auf der Suche, zwar nicht wie ihr nach meinen Körper, sondern nach einer jungen Frau, aber ich denke wir könnten uns gegenseitig helfen.
Falls ihr überhaupt Hilfe nötigt habt?“

Beide Hände wedelten abwehrend in der Luft und das runzlige Gesicht lachte herzlich.
„Hihi, nein, nein! Ich denke, sie ist bei dir erst einmal ganz gut aufgehoben. So etwas wie einen Vertrauten hab ich nicht, wenn man von Opa absieht, aber der ist immer viel zu beschäftigt!“
Sie ließ die Hände wieder sinken.
„Ich denke, DU wärst ein guter Vertrauter, wenn du endlich aufhören würdest mich so förmlich anzureden.“
Wieder einmal zwinkerte sie dem Mantroner schelmisch zu und klimperte mit den Wimpern.
„Bitte sag doch „du“ zu mir, ja?! Ich komm mir sonst so alt vor.“
Sah man sie an, konnte man meinen eine Mumie säße vor einem die allein noch vom reinen Willen zusammengehalten wurde und diese Alte redete tatsächlich davon, dass sie sich nicht „alt“ fühlen wollte? Die Wahrheit, dass sie ein Geist war, schien ihr vielleicht nicht ganz bewusst zu sein, oder doch? Wer weis was diese alte Frau schon alles vergessen hatte, was andere ihr Leben lang nicht lernen würden!
„Du behältst die Rolle einfach, bis ich jemanden gefunden habe, der sie nötiger braucht als du, aber bis dahin solltest du so viel wie dir möglich ist daraus lernen … wenn du das willst. Und deinen Vorschlag, dass wir uns gegenseitig helfen, finde ich ganz reizend!“
Da war es wieder, dieses neckische Klimpern mit den Liedern.
„Du passt auf meine Rolle auf und vielleicht kann ich dir dafür ein bisschen bei deiner Suche nach deinem Mädchen helfen.“
Allein wie sie das Wörtchen „deinem“ so nebenbei im Satz fallen ließ, konnte einem schüchternen Mann die Röte ins Gesicht fahren lassen.
„Ich bin ganz gut im Orakeln, also wenn ich für dich mal grob im Wirrwarr der Schicksalsfäden nach ihr suchen soll, sag es nur. Kommt meist nur Kauderwelsch bei raus, aber manchmal kann es auch helfen den richtigen Weg zu finden. Alle Entscheidungen im Leben führen irgendwohin. Dein Mut und deine Entscheidungen haben dich hier her geführt.“
Sie grinste breit und hockte im Schneidersitz auf ihrem Stein. Ihr Körper hatte inzwischen fast vollkommen an Durchsichtigkeit verloren und wenn man sie nun so ansah, hätte man meinen können, sie sei eine ganz normal irre Alte. Sie streckte ihre kleinen Hände dem Jäger entgegen.
„Die Zukunft liegt immer und einzig in deiner Hand! Aber ich kann in ihr lesen.“
Ein leichtes Funkeln huschte über ihre Augen, als würden sich die Sterne in ihnen spiegeln, doch der Himmel war tief schwarz und verhangen. Baltos hatte in den letzten Tagen so einiges merkwürdiges erlebt! Viele hätten sicher gezögert sich der seltsamen Alten zu nähern, die sich Rukulla nannte. Viele hätten schon bei ihrem ersten Anblick an ihrem Verstand gezweifelt. Viele, doch nicht Baltos! Tief in sich wusste er, dass diese Frau ihm nichts Übles wollte und selbst wenn er es durch sie erfahren würde, so wäre es sein Schicksal und nicht ihr Wille. Er hatte seinen Weg schon gewählt und nun gab es keinen Grund zu zögern. Er sah auf ihre Hände und zog instinktiv seinen Handschuh aus. Es erschien das einzig richtige in der Situation. Der junge Jäger sah aufrecht in die glitzernden Augen der Alten, die sich konzentriert zu schmalen Schlitzen zusammen zogen und dann flüsterte sie:
„Denke an das was du erreichen willst! Stell dir das was du willst im Geiste vor und verscheuche alle anderen Gedanken. Dann nimm meine Hände und schließe die Augen.“
Baltos tat wie ihm geheißen und legte seine Hand auf die beiden Kleinen. Tatsächlich fühlte er nun deutlich Widerstand und sogar eine erstaunlich starke Körperwärme. Er hatte sich konzentriert und jede Erinnerung an Maruka in sich lebendig gerufen die er bewusst und unbewusst und zu fassen bekommen hatte. DANN …
geschah nichts!
Einige lange Minuten, saß er Händchen haltend mit Rukulla auf dem Hochplateau der Eisbären. Der Wind strich eisig über seine Haut, aber er fror nicht wirklich. Er hatte schon schlimmeres erlebt. Sehr viel schlimmeres! Nach einer ganzen Weile, vielleicht auch nach einer gefühlten halben Stunde, ließ zwangsläufig seine Konzentration nach, so sehr er es auch versuchte. Irgendwann öffnete er seine Augen und schmulte zu der Alten hinüber. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihr Oberkörper hob und senkte sich gleichmäßig und ein leises nasales Schnorcheln war zu hören.
Sie schlief tief und fest!
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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Baltos » Montag 27. Mai 2013, 10:19

„Bitte sag doch „du“ zu mir, ja?! Ich komm mir sonst so alt vor.“
Sie kommt sich sonst so alt vor? Sie ist doch bestimmt schon gute 100 Jahre alt wenn nicht sogar noch älter! Rukulla war für Baltos mit abstand die älteste Frau die er jemals gesehen hatte. Was in dieser Region von Celcia auch nicht sonderlich verwunderlich war. Hier gehörte man schon mit 40 zum sogenannten alten Eisen.

Als die Alte meinte, sie könnte den Mantroner bei seiner Suche helfen, wurde er hellhörig. Denn die Spur von Maruka schien an diesen Berg aufzuhören. Baltos glaubte zwar nicht das sie im Magen von Nanuq gelandet war, aber irgendwas musste hier vor lange Zeit passiert sein. Vielleicht konnte ja diese sogenannte Rukulla ihn helfen eine neue Fährte zu finden. Er gab ihr zu verstehen dass er mit ihren Vorschlag einverstanden war und legte seine deutlich größeren Hände in die Ihrigen. Es war schon merkwürdig, dass er einen Wiederstand spüren konnte und auch ihre Körperwärme fühlte, aber er verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr daran.

Der Jäger begann seinen Geist zu lehren und sich nur auf ein Bild zu konzentrieren namens Maruka. Die Frau nahm in seiner mentalen Welt Gestallt an. Erst war sie ein kleines Mädchen das in einen dicken Mantel mit Kapuze eingehüllt war und ihr Stofftier ganz fest an sich gedrückt hatte. Dann, mit der Zeit, wurde aus ihr eine erwachsene Frau.
Er versuchte sich an jedes kleinste Detail ihrer Gestallt zu erinnern. Was gar nicht so leicht war, da Baltos sich nie besonders für Frauen interessiert hatte (bis jetzt).
Doch schaffte er ein perfektes Abbild, in seinen Geist, von ihr zu formen. Baltos versuchte Rukulla soviel Hilfestellung wie möglich zu geben. Er lies die Gedanken-Maruka den Weg nehmen wo man sie zu Letzt gesehen hatte und heftete dann ein Mentales Fragezeichen an sie, wo sich ihre Spur verlor. Lange Zeit konnte er dieses Bild aufrecht erhalten und verdrängte alle anderen Umwelteinflüsse, doch auch die Konzentration eines erfahrenen Jägers ermüdete irgendwann und als er nicht mehr in der Lage war die Bilder aufrecht zu erhalten öffnete er sein Auge.

Was er da vor sich sah konnte und wollte Baltos nicht glauben. Diese Rukulla war allen ernstes eingeschlafen. So lächerlich kam er sich schon lange nicht mehr vor.
Saß er gerade wirklich mit dieser schrumpeligen Alten eine gefühlte Stunde auf dem Eis und hielt Händchen mit ihr, während sie schlief???
Dieses Verhalten von Rukulla hat seinen Stolz gerade erheblich verletzt. Er hatte viel Respekt für die Alten übrig, schließlich wurden sie nicht umsonst so alt, aber es gab auch Grenzen. Mit einen Kopfschütteln stand er auf und ging ein paar Schritte von der schlafenden Alten weg. Der Jäger griff in den Schnee und formte einen Schneeball.
Er holte weit mit seinen mächtigen Armen aus und schickte das Geschoss auf die Reise. Kurz bevor der Ball ihre Stirn erreichte rief er laut „HEY!!!!“ Sein Warnruf hallte mehrere male in der kalten Ebene auf und selbst Nanuq zuckte kurz über die Lautstärke zusammen. Wenn die Alte immer noch schlafen sollte, nachdem sie der Schneeball getroffen hatte, würde er sie wohlmöglich Kopfüber ins Eis tunken müssen. Schließlich wollte er die ihn versprochenen Antworten bekommen!

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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Mai 2013, 10:28

PATSCH!
Vielleicht hatte Baltos noch irgendwo in seinem Hinterkopf gehofft, dass die vergeistigte Alte noch nicht ganz so viel Materie angenommen hatte, wie er kurz zuvor gefühlt hatte, aber leider war dem nicht so und der deutlich größere Schneeball, aus seinen Händen, klatschte ihr an den Kopf, dass es die kleine, schlafende Frau vom Stein fegte. Der seltsame Stock, den sie neben sich gelegt hatte, wurde dabei von ihr anstoßen, fiel ebenfalls und öffnete sich dabei ein kleines Stück, so dass man ihn als Schirm identifizieren konnte. Jedoch war dieser noch deutlich durchsichtiger, als die Alte selbst und landete ungewöhnlich schwerelos auf einer nahen Schneewehe. Irgendetwas stimmte an diesem Bild nicht, aber Baltos kam nicht dazu sich zu wundern, sondern fühlte sich von einer Sekunde auf die andere beobachtet. Rukulla war hinter ihrem Felsen verschwunden und Baltos hörte hinter sich ein leises Knirschen im Schnee, was auch nicht von Nanuq stammen konnte, denn der saß in Sichtlinie nur wenige Meter von ihm entfernt. Der Wind schickte ihm eine heftige Böe und Schneeflocken peitschten seinen Nacken. Baltos wirbelte herum. Sein Blick suchte nach der Ursache dieses unheimlichen Gefühls, aber da war nichts zu sehen. Bäume in inniger Umarmung des Eises, Steine, von Schnee bedeckt und der Raum dazwischen, der erfüllt war mit der Dunkelheit der Nacht.
„Ist schon gut, Opa! Mir geht’s prächtig!“
Hörte er hinter sich und wirbelte zurück. Rukulla erhob sich hinter dem Felsen, konnte kaum drüber hinweg sehen und wedelte lächelnd mit den Armen, als wollte sie jemanden verscheuchen.
„Ich glaub, DAS hab ich gebraucht! Jetzt bin ich wach! Danke.“
Die Alte tickte wirklich nicht richtig! Sie bedankte sich für eine Schneeballattacke eines Mantroners, die sie fast anderthalb Meter durch die Luft segeln lassen hatte. Wenigstens war ihr nichts passiert. Während sie sich bückte um ihre Mütze aufzuheben, die es ihr vom Kopf geweht hatte, fiel im fahlen Licht der Sterne ein wenig Licht auf ihren Kopf und er wirkte nun überhaupt nicht mehr durchsichtig. Ein paar Schneeklumpen fielen ihr aus den Strähnen. Sie rollte ihren langen weißen Zopf zusammen, stopfte ihn teils unter die Kopfbedeckung und rollte den Rest um ihren Hals. Sie zog den Mantel enger, da sie sogar zu frösteln begann, dann lächelte sie wieder Baltos an und plötzlich schien ihr wieder etwas einzufallen.
„Ja natürlich! Ich Dummerchen! Ich hab nicht meinen Körper, sondern meinen Schirm verlegt … ja, so war das. Ganz bestimmt … glaub ich... , aber es wird wohl reichen müssen.“
Was reichen musste, erklärte sie nicht, sondern fuhr gleich weiter fort.
„Ist auch einerlei! … Mein Großer, interessantes Mädchen was du da suchst! Ihr Schicksal hat noch eine ganze Menge mit ihr vor. Ob zum Guten oder Schlechten kann ich leider nicht sehen, denn wohin ich auch blicke sehe ich brennende Ketten, flüssigen Stein und Feuer um mich herum.“
Ihre Stimme war vollkommen wertfrei, während sie von diesem schrecklichen Ort sprach. Rukullas Blick wirkte in die Ferne gerichtet.
„Ich sehe einen Rahmen, einen Spiegel der nicht mein Bild zeigt. Ich sehe dahinter einen Raum mit einem Loch im Boden und Wasser... Es dampft und Flaschen mit Ölen und Duft … , aber er ist leer. Sie ist nicht dort, aber ich spüre ihre Aura an diesem Ort. Ihr Schicksal will sie … HATSCHIE!“
Rukulla zuckte bei ihrem heftigen Niesen heftig zusammen.
„Entschuldigung, ich hab … ich muss bei manchen Tieren niesen.“
Sie sah Nanuq an und dieser saß regelrecht beschämt aus.
„Nein nein, du bist unschuldig, mein Guter. Wo war ich? Ach ja. Ich glaube, ich habe dir schon geholfen. Es gibt einen Zeugen, der dir sagen kann was mit ihr geschehen ist, wenn du es wagst danach zu fragen.“
Dieses mal war ihre Stimme überhaupt nicht wertfrei. Sie war besorgt.
„Ich habe Nanuq auf ihrem Weg gesehen. Er weiß, was mit ihr geschehen ist. Er hat es gesehen.“
Sie machte eine kleine Pause und sah nach Norden. Die folgenden Worte waren in Celcianisch:

„Ein samtener Mantel aus Traurigkeit,
verbirgt die reine, hoffende Seele.
Ein goldener Blick durchschneidet das Rund
und sehnt sich nach dem Blau der Meere.
Den Händen wie Dornen entspringt ein purpurner Fluss.
Der todbringende Mund erbittet den liebenden Kuss.“

Rukulla endete und lehnte sich gegen den Felsen. Sie wirkte müde.
„Mehr kann ich dir nicht sagen, mein Freund. Ich wünschte es wäre mehr und ich hab alles versucht! ...Irgendetwas stört meine Sinne... etwas … mächtiges. Ich weis nur, dein Weg wird dich nach Norden führen und du wirst Seelen auf deinem Weg begegnen, die deiner Hilfe benötigen. Schlage keinen Hilferuf aus, denn was du gibst, wird zu dir zurück kommen.“
Die Alte entdeckte nun ihren Schirm auf der Schneewehe und lächelte müde.
„Ah da ist er ja! Hatte gedacht, ihn irgendwo verlegt zu haben. Irgendwo wo es warm ist … wo ein toter König mit seinem Wächter unter dem Sand begraben liegt … Ach, diese verfluchte Vergesslichkeit! Ich war mir so sicher, dass ...“
Sie betrachtete einen Moment versonnen das alte Leder. Als sie ihn berühren wollte, verschwand er spurlos.
„Oh … hm … na dann halt ohne.“
Rukulla richtete sich zu ihrer vollen Kleinheit auf und sah Baltos auffordernd von unten an.
„Und jetzt hab ich Hunger! Ich könnte ein ganzes Dorf verspeisen.“
Auch Nanuq hob den Kopf, als ahnte er, dass es jetzt ums Futtern ging. Rukulla zwinkerte wiederholt Baltos zu und grinste:
„Zu dir oder zu mir? … Ach ich mach nur Scherze. Ich konnte mich so lange nicht mehr mit jemanden unterhalten!“
Unterhalten? Sie führte Monologe! Wahrscheinlich bekam sie nur nicht häufig die Möglichkeit, dass ihr auch jemand wirklich zuhörte.
„Hattest du nicht gesagt, du würdest was zu Essen haben? Gehen wir dafür nach Mantron? Ich war schon lange nicht mehr da. Und ich glaub, du hast auch noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor du dein Mädchen suchen gehen kannst. Eine Reise will immer gut vorbereitet sein. Besonders wenn es gegen das Schicksal geht! Ja ja …“
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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Baltos » Dienstag 28. Mai 2013, 15:41

Endlich hielt sie ihre Klappe. Die Alte war wirklich ein Quell des Redens. Wenn sie nicht ein Geist wäre, der sich wie auch immer Materialisieren konnte, hätte sich Baltos gefragt ob sie zwischen den Sätzen nicht einmal atmen musste? Aber bei Geistern gab es wohl andere Regeln!
Seine beiden Begleiter blickten ihn Hungrig an und warum auch immer musste der Mantroner über diese gerade irrwitzige Wendung seines Schicksal lachen. Er hätte sich auch das Händchen halten mit Rukulla sparen können und gleich Nanuq fragen können ob er etwas gesehen hatte. Schließlich war der Eisbär ja in dieser Gegend zu Hause.
Baltos beschloss für sich den Bären, nachdem er ihn etwas von seinen trocken Fleisch abgegeben hatte, zu fragen ob er sich an Maruka erinnern konnte. Natürlich musste er die Frage so formulieren das Nanuq ihn auch verstand. Doch darüber konnte er sich noch beim Rückweg zum Schlitten seine Gedanken machen.
„Ja wir gehen zurück nach Mantron, auch wenn ich mich frage was du essen willst?“
„Nanuq mitkommen! Gleich gibt es etwas zu essen!“
Der Jäger wartete nicht darauf das Rukulla ihn eine Antwort auf seine Frage gab, sondern ging einfach los als er sah wie sich der Bär in Bewegung setzte. Wahrscheinlich würde ihn das Mütterchen sowieso die ganze Zeit mit Erzählungen überhäufen ohne auch nur irgendwie auf seine Frag zu Antworten.
Noch während er den Weg hinunter zum Schlitten ging kam ihn die Idee wie er die Frage für Nanuq formulieren sollte.

Ab und an blickte er nach hinten um sich zu vergewissern das die verrückte Alte noch hinter ihn war, um den Bären machte er sich dabei weniger Sorgen. Rukulla redete in der Zeit des Abstieges die ganze Zeit ununterbrochen, Baltos hatte aufgegeben ihr zuzuhören da sie einen Großteil der Zeit mit diesem Opa sprach. Jedenfalls vermutete er das.
Als sie dann endlich den Schlitten erreichten, hatte die Alte gefühlte eine Millionen Wörter gesprochen und Baltos war froh das er sie ignoriert hatte. So gut es jedenfalls ging. Doch trotzdem spürte er leichte Kopfschmerzen in seiner Stirn aufkeimen. Wie wenn er zu lange in der nähe seiner Mutter gewesen war. Unweigerlich musste er grinsen, als ihn die Vorstellung kam wie seine Mutter und Rukulla aufeinander trafen. Wahrscheinlich würden sie drei Tage ohne Pause reden und nicht einmal mitbekommen wie viel Zeit vergangen war. Eigentlich keine dumme Idee, vielleicht hatte er dann mal ruhe vor ihr. Denn Baltos hatte das Gefühl das ihn diese Geisterfrau für sehr lange Zeit folgen würde. Am besten er packte sich für seine Reise irgendetwas ein womit er seine Ohren zustopfen konnte.
Noch während er dies dachte, mit einen Schmunzeln auf den Lippen, ging er zum Schlitten und holte den gut gefüllten Beutel mit Trockenfleisch hervor.

Nanuq der nur noch wenige Meter hinter ihn stand begann schon aufgeregt mit der Nase zu schnuppern. „ Hier für dich!“ Der Mantroner warf seinen neuen Begleiter gleich 10 Scheiben auf einmal entgegen. Dann drehte er sich zu der Alten die gerade irgendetwas über die Sterne erzählte und gab ihr ein Stück der harten Mahlzeit.
Rukulla machte sich auch gleich daran das Fleischstück zu bearbeiten und hielt endlich die Klappe. Baltos war ehrlich gesagt fasziniert das die Alte überhaupt so etwas wie Hunger verspürte, da sie ja schließlich ein Geist war. Vielleicht würde er sie später darauf ansprechen, wenn er das verlangen verspürte ihre Stimme wieder zu hören. Doch jetzt genoss er vorerst die Ruhe, die nur ab und an von den schmatz Geräuschen der Geisteroma unterbrochen wurde.

Nanuq war natürlich schon fertig mit seiner Mahlzeit und gab den Jäger zu verstehen, dass er noch Hunger hätte. Das wunderte Baltos auch nicht im mindesten, denn ein Bär dieser Ausmaße konnte schon eine erhebliche Menge verschlingen.
„Später bekommst du mehr!“ Lies er seinen neuen haarigen Freund wissen.
„Nanuq hast du eine Frau gesehen, vor langer Zeit, die so roch wie das da!“
Dabei deutete er auf das Kuscheltier was Nanuq wie ein Neugeborenes den ganzen weg hinab im Maul getragen hatte und nur fürs Fressen abgelegt hatte.
„Hast du gesehen was mit ihr passiert ist?“
Gespannt blickte er den Eisbären an und hoffte auf eine Antwort die er verstand. Notfalls musste Rukulla einspringen. Auch wenn er bezweifelte das ihre Antwort besser sein würde. Schließlich waren ihre Andeutung zu Marukas Aufenthalt nicht wirklich hilfreich gewesen.

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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. Mai 2013, 10:21

„Ja wir gehen zurück nach Mantron, auch wenn ich mich frage was du essen willst?“
„Nanuq mitkommen! Gleich gibt es etwas zu essen!“
Eisbär wie Geisteroma erhoben sich sofort und leckten sich synchron die Lippen.
„Da mach dir mal keine Sorgen, ich bin nicht wählerisch.“
Rukulla lächelte selig, als wollte sie mit ihren Runzeln sagen, dass sie es ganz furchtbar süß fand, das der junge Jäger sich Gedanken darüber machte, was ihr munden könnte. Das eben jener sich Gedanken machte, dass sie als Geist überhaupt etwas zu sich nehmen wollte, kam ihr wohl nicht in den Sinn. Baltos kletterte den Abhang hinunter und blickte ab und an hinter sich, ob die Oma auch folgte. Eine Weile stand sie nur oben an der Kante und plapperte wie erwartet vor sich hin. Das Jägergehirn hatte zunehmend Schwierigkeiten zwischen relevanten Informationen und verwirrtem Geschwafel zu unterscheiden und so schaltete Baltos einfach irgendwann auf Durchzug. Nur noch Bruchstücke drangen zu ihm hindurch, als die Alte sich anscheinend von diesem „Opa“ verabschiedete und dann ein ganzes Stück in eine andere Richtung lief, so dass ihre Stimme leiser wurde.
„ … dir keine Sorge. Es geht auch ohne Schirm. Der nette Jäger bringt mich sicher wieder zurück. … Was? … Fein, das wird Spass machen! Ah, hier ist es ja, danke. Bis bald! Und los geht’s! Huuuuiiiiiiihhh ... “
Für einen Moment hatte Baltos die Alte vollkommen aus den Augen verloren, aber kurz bevor er unten angekommen war, hörte er ihren Freudenruf und sah an anderer Stelle den kleinen Körper in einer Schneewolke den Abhang hinunter sausen. Als der Schnee sich legte, stand sie aufrecht da und klopfte sich die Reste aus ihrem Mantel. Dann entdeckte sie den Schlitten und schlug vor lauter Begeisterung die Hände aneinander.
„Nein, was für ein schmuckes Ding!“
Und schon ging das Geplapper weiter. Selbstverständlich nahm die kleine Frau auf dem Gefährt platz und ließ sich chauffieren.
„Schnell, leise und wenig! Nicht für große Lasten ausgelegt, also weniger für Beute, mehr für die Verfolgung von Spuren ausgelegt. Du wirst das Gewicht verteilen müssen, sonst wird er brechen, wenn ihr den steilen Pass erklommen habt.“
Wovon die Alte da schon wieder redete?
„Nanuq könnte ihn ziehen und die schweren Dinge in Taschen tragen, oder vielleicht lässt er dich auf ihm reiten, dann könntet ihr die Lasten auf den Schlitten laden, dann kommt ihr schnell voran.“
Nanuq hob nur einmal den Kopf, als er seinen Namen in der Sprache der Eismenschen hörte und fraß dann gierig das dargebotene Fleisch. Das Trockenfleisch wurde auch von der Alten mit schmatzendem Kauen verschlungen und irgendwas sagte Baltos bei dem Anblick, dass ihr Hunger vielleicht noch weniger schnell zu stillen war, als der des Bären.
„Später bekommst du mehr!“
, lies er seinen neuen haarigen Freund wissen.
„Nanuq hast du eine Frau gesehen, vor langer Zeit, die so roch wie das da!“
Dabei deutete er auf das Kuscheltier was Nanuq wie ein Neugeborenes den ganzen Weg hinab im Maul getragen hatte und nur fürs Fressen abgelegt hatte.
„Hast du gesehen was mit ihr passiert ist?“
Der Bär, der das Kuscheltier gerade wieder ins Maul hatte nehmen wollen, stockte und schnupperte noch einmal an dem kleinen Fellklumpen.
„Ja.“
Der Bär nickte noch bestätigend und wollte sich dann auch schon daran machen weiter zu laufen, als die Alte sich dazu schaltete:
„Nanuq, sei nicht so einsilbig. Baltos will wissen was genau du gesehen hast!“
Man konnte deutlich merken, dass Nanuq nicht mal in seiner Sprache gesprächig war, aber er gab sich alle Mühe, so genau wie eben ihm möglich zu berichten:
„Eismenschenweibchen, riecht wie kleiner Bruderbär. Viele Monde weg. Hat zugesehen, wie Nanuq Robbe jagt unterm Eis. Oft da. Nie gestört. Dann Waldwal kommt. Menschen kommt. Keine Eismenschen! Klein. Haut wie Nanuq ohne Fell, Haar wie Nanuq mit Fell. Haben Eismenschenweibchen in Waldwal gebracht. Waldwal roch nach viel Beute. Viel unterschiedlich Beute. Viel Futter, deshalb Nanuq hinterher gelaufen. Waldwal langsam.“
Langsam kam der Eisbär in Fahrt und wippte mit dem Kopf während er erzählte, was damals geschehen war.
„Landende entlang. Waldwal dem Rauflicht hinterher. Anderen Waldwal getroffen und viel laut. Dann anderer Waldwal getaucht. Nanuq mag nicht laut. Futter und Menschen an Land geschwommen wo Nanuq warten. Viel Futter an diesem Tag.“
Konnten Bären grinsen? Zumindest grummelte es in dem Bären seltsam und er schaukelte ulkig mit dem Kopf.
„Waldwal weiter geschwommen. Menschen von anderem Waldwal wie Eismenschen, nur klein. Nanuq gefressen, dann nach Hause.“
Der Bär sah Baltos an.
„Zeigen können, wo Waldwal am Meergrund schlafen liegt. Nah Landende. Nanuq Baltos gehelft? Baltos Fragen?“
Schon war Nanuq in Begriff aufzustehen, da er immernoch Hunger hatte. Der Weg nach Mantron war noch weit und Rukulla sah noch hungrig aus. Man konnte sich auch unterwegs gut unterhalten.
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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Baltos » Mittwoch 29. Mai 2013, 13:55

Die Informationen die er von Nanuq erhalten hatte gefielen dem Jäger überhaupt nicht.
Denn das müsste bedeuten das Maruka von Dunkelelfen entführt wurde. Die wahrscheinlich auf ihren Rückweg ein anderes Schiff versenkt hatten. Also musste es sich um Piraten handeln und wenn Piraten im Spiel waren dann nahm meist die Geschichte kein gutes Ende. Allein schon der Gedanke daran das Maruka von Dunkelelfen Piraten verschleppt wurde brachte den Mantroner zum kochen. Er hasste dieses schlag von Menschen oder besser gesagt Elfen! Auch wenn er nie einen von ihnen zu Gesicht bekommen hatte. So reichten ihn die Bilder die er von ihren Taten gesehen hatte.
Der Jäger schluckte den Kloß der Wut herunter, der sich in seiner Kehle gebildete hatte und wendete sich mit freundlicher Mine an den Eisbären.
„Das hast du gut gemacht Nanuq, später kannst du mir zeigen wo der Waldwal schläft!“
Er ging zu der Oma im Schlitten und nahm das Zuggespann in die Hand.
„Nanuq kannst du herkommen und für mich den Schlitten ziehen?“
Baltos neuer Pelziger Freund nickte eifrig mit dem Kopf, als Zeichen das er einverstanden war und ging zum Schlitten. Baltos brauchte ein wenig um das Geschirr bei den Eisbären anzulegen, da es eigentlich für Wölfe konstruiert war, aber am Ende passte es irgendwie.

Nachdem alles auf seinen Platz lag, auch das Kuscheltier von Maruka, was von dem Speichel des Eisbären komplett durchtränkt war, ging die Reise los. Baltos überlegte kurz ob er nicht auf den Rücken von Nanuq platz nehmen sollte, doch er verwarf diesen Gedanken. Ohne eine passende Sitzgelegenheit, auf den Rücken des Bären, wollte er lieber nicht auf ihn Reiten. Man könnte sich bei so einem Ritt wahrscheinliche fiese Prellungen an einer Stelle am Körper zu ziehen die lieber unversehrt blieb.
„Nanuq lauf mir einfach hinter, dann gibt es am Schluss viel Futter!“

Baltos verfiel in einen zügigen Trab und führte das seltsame Reisegespann an. Er musste sich nicht umdrehen um nach den Beiden zusehen. Denn die Lautstärke mit der sich der Eisbär bewegte und Rukulla plapperte war deutlich zu hören. Wahrscheinlich hatte man sie sogar schon in Mantron bemerkt.

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Re: Bergung der Leichen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. Mai 2013, 18:48

Die Nachrichten über den Verbleib von Maruka hätten kaum schlechter sein können! Mit seinen gut gemeinten Worten hatte der Bär sofort die übelsten Bilder im Kopf des Jägers wach gerufen, die schlimmsten Befürchtungen und die grausamsten Geschichten die das Land kannte. Als Halbstarker hatte er einmal, einer im Flüsterton erzählten Geschichte über „den Seelenbrecher“ gelauscht, die die Älteren sich zum Gruseln am Lagerfeuer erzählt hatten. Sicher war viel erfunden, aber vielleicht auch einiges wahr. Schon damals war der düstere Ruf eines Piraten bis in die Stille des Eisreichs gedrungen und hatte ihre Herzen mit Angst vergiftet.
Ein eigenbrötlerischer Pirat, der dem dunklen Heer entsagt hatte und seit hundert Jahren über die Meere segelte um alle Seelen zu verdammen, die seinem Weg kreuzten. Niemand kannte seinen Namen, denn wer ihm begegnete erlag dem Wahnsinn. Niemand wusste, wie sein Schiff aussah, denn alle die es trafen, lagen auf dem Grund des Meeres. Selbst die seinen, das dunkle Volk mieden ihn, denn er handelte mit Tod, Seuche und dem Vergessen selbst.
Baltos konnte und wollte sich seinen aufkeimenden Phantasien nicht hin geben und konzentrierte sich auf das Jetzt und Hier! Irgendwo gab es ein Mädchen in den Händen eines unbekannten Schicksal, dem er nicht helfen konnte, aber so einfach es war, hier gab es einen Bären und eine Alte, die zum Essen nach Mantron wollten. Willkommene Gedanken.
Nanuq war schnell einverstanden den für ihn verhältnismäßig kleinen Schlitten zu ziehen. Das Geschirr der Wölfe, das sonst Hals und Brust der Wölfe mit breiten Riemen miteinander verband, lag wie ein knappes Halsband um den kräftigen Nacken des Bären. Nanuq schien sich mit wahrer Begeisterung auf alles zu stürzen was neu war und mit ihm zu tun hatte. Gelehrig beobachtete er jeden Handgriff des Jägers. Baltos neuer Freund schnupperte immer wieder interessiert an dem Leder und kräuselte seine Nase. Baltos wusste das Wölfe und Bären nicht die besten Freunde waren. Sie waren Futterkonkurrenten, gehörten eigentlich sogar zur gleichen Gattung und doch war er vielleicht sogar ein wenig froh, dass Mantron zu dieser Zeit nicht nur arm an Menschen, sondern auch an Wölfen war. So würde ein Eisbär vielleicht nicht sofort angefallen werden.
Die Nachricht über die sterblichen Überreste musste noch im Haupthaus hinterlegt werden, damit die Hinterbliebenen sie finden konnten, wenn sie vom Eis zurück kehrten. Es gab noch so viel zu tun und zu überlegen und seine Hirnwindungen waren in diesem Moment vielleicht sogar dankbar über das freudige Jauchzen hinter ihm, als die kleine Gesellschaft sich in Bewegung setzte. Die Alte hatte sich tief in die Mulde des Schlittens gedrückt und quiekte jedes Mal vor Begeisterung wenn sie eine Bodenwelle passierten. Nanuq dagegen war richtig leise mit seinen großen breiten Pfoten, sogar leiser als Baltos. Er war für den Schnee geboren! Gemütlich trabte er dem Jäger hinterher, der ein flottes Tempo angeschlagen hatte. Bären konnten schnell sein, wenn sie wollten! Nach einer Weile stupste er den Jäger an und nickte mit dem Kopf auf seinen Rücken. Sattel hin oder her, es war sein erstes Angebot und sollte nicht abgeschlagen werden. Wenigstens ganz kurz! Kaum hatte Baltos sich hinauf geschwungen, ging Nanuq in einen weichen Galopp über, der deutlich schonender für Baltos Sitzfleisch war, als das Buckeln des Trabs. Schnell fand der Jäger heraus, dass er sich weit nach vorne lehnen musste und am besten die Oberschenkel fest an Nanuqs Seiten presste, dann hielt er sich ganz gut, fast Stoß-frei und der Bär steigerte noch seine Geschwindigkeit, so das der Schlitten hinter ihm nur so durch die Gegend hüpfte. Mit Jauchzen und Gejohle rasten sie über die eisige Landschaft und für ein paar Minuten konnten alle ihre Sorgen im Rausch der Geschwindigkeit vergessen. Rukulla hatte auf jeden Fall ihren Spaß und als sie die letzte Schneewehe vor der Stadt erreichten, reckte sie ihren Kopf taumelnd in die Höhe und man sah ihre rotierenden Augen über einem seligen Grinsen. Das geflüsterte:
„Nochmal!“
war aus ihrem Mund wirklich zu sonderbar.
„Ach das war fein!“
, schwärmte sie und langsam begann ihr Blick sich wieder zu fokussieren.
„Sind wir schon da?“

Baltos weiter bei: Thure Sturmrufers Haus
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