Das beste Haus am Platz

Auch wenn es Spannungen zwischen den drei Piratengemeinschaften gibt, treffen sich alle im Teufelsrochen, denn hier kann man noch saufen, raufen und wildes Seemannsgarn spinnen. Außerdem erfährt man hier die neusten Gerüchte der Piraten.
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Re: Das beste Haus am Platz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 31. März 2013, 10:57

„Was mich an diesen Ort verschlagen hat?“, antwortete Ferim, „Meine Kunst. Der ist es zu verdanken, dass ich gefesselt und geknebelt in dieser Stadt landete. Freiwillig hätte keinen Fuß in dieses Loch gesetzt.“
Er führte Pallas durch ein paar Seitengassen. „Bald sind wir da.“

„Du meinst, dass ich gut bin? Danke. Vielleicht die einzige gute Sache an Rumdett ist, dass ich besser geworden bin. Hast du schon einmal von Mimikry gehört? Hat was mit Tieren zu tun. Harmlose Fliegen, die so gestreift sind wie Wespen, weil alle anderen Tieren sich nicht mit Wespen anlegen. So was in der Art. Sagen wir mal so: Mimikry hat mir hier den Hintern gerettet, sehr oft sogar. Wie ich heute Mittag auf dem Markt aufgetreten bin, das war die erste Rolle, die ich in Rumdett gespielt habe. Der düstere, brutale Jungspund. Einen Fehler habe ich gemacht, als ich nämlich vergessen habe, ob Caspar jetzt mein Onkel oder mein Vater sei.“ Er lachte und wurde etwas langsamer beim Laufen. Das ganze Reden hatte seine Puste aufgebraucht. Aber es drohte offensichtlich keine Gefahr mehr. „Apropos: Ferim ist sogar mein richtiger Name.“

In einer Straßenecke des Viertels der Stadt, das man ehesten als Wohnviertel bezeichnen konnte hielt er an. Zu ihren Füßen war eine schräge Luke an einem Haus. Der Zugang zu einem ehemaligen Kartoffelkeller. Ferim kramte aus irgendeinem Versteck in seiner Robe einen Schlüssel hervor, mit dem er die Luke aufschloss und dann herunterkletterte.

[Weiter in Rumdett - Bei Ferim]
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Re: Das beste Haus am Platz

Beitrag von Erzähler » Montag 25. März 2024, 04:44

Eleyna und Skýler kommen von Der Hafen Rumdetts -> Gefährliche Gassen

Der Rochen nannte sich eigentlich "Teufelsrochen" und galt als eine der wenigen Tavernen innerhalb von Rumdett, in der man Piraten jeglicher Fraktionen antreffen konnte, ohne dass sie sich gleich offen die Köpfe einschlagen wollten. Denn obgleich die drei Piratengemeinschaften der Blutsäufer, Schwarzen Augenklappen und Säbelschwinger Rumdett ihre Heimat nannten und sich als Gemeinschaft bezeichneten, stritt man doch häufig untereinander. Nicht selten ging es nur blutig aus. Im Hafenbecken landeten viele und seit die dunklen Völker ebenfalls Gast an der Küste waren, verschwanden auch einige von ihnen regelmäßig, um mit den Haien zu schwimmen.
Im Teufelsrochen aber herrschte eine Art stadtweiter Waffenstillstand. Mehr noch, hier herrschte wahrlich das Gefühl von Gemeinschaft.

Die Taverne befand sich unhweit vom Hafen. Trotzdem musste man ein ganzes Stück durch die verschlungenen Straßen und Hintergassen laufen, die den Weg die Küste hinauf säumten. Wer sich nicht auskannte, verirrte sich hier schnell. Skýler konnte auch seine Besuche Rumdett aus der Vergangenheit zurückgreifen. Er kannte die Taverne sogar, deren Schankraum aus einem umgestülpten und mastlosen Schiff bestand. Zwar hatte die Kneipe Anbauten erhalten, damit man an Piraten auch Zimmer für die Nacht vermieten konnte, doch das Herzstück blieb eben jener gewölbte Schiffsbauch. Über eine mit Planken ausgelegte Terrasse spannte sich ein gigantisches, schwarzes Segel in nahezu freieckiger Form. Es gab der Taverne ihren Namen, denn es schwebte über den draußen trinkenden Gästen wie ein Teufelsrochen im Ozean über seiner Beute. In lauten Nächten der Zeit der Abendsonne war es darunter richtig gemütlich. Auf zahlreichen Fasstischen standen Lampen und zogen allerlei Mottengetier an. Der Zaun, welcher in seiner hölzernen Bauweise an eine Schiffsreling erinnerte, war mit dicken Wachskerzen geschmückt. Aktuell flackerten nur wenige ihrer Flämmchen, denn der Wind pfiff um diese Zeit etwas stärker durch die Gassen. Trotzdem hatten sich sogar draußen viele Piraten und Seefahrer eingefunden. Einige spielten Karten, andere sangen zu den fröhlichen Tönen, die einer von ihnen seiner Zieharmonika entlockte. Eine dralle Piratin mit Augenklappe schwang sogar ihr Holzbein dazu. Sie wirbelte an Bolte, Eleyna, Skýler und Minx vorbei, war vor allem dem Mischlingselfen einen Blick zu, der ihn einlud, mit ihr zu tanzen. Bolte hingegen ignorierte sie ebenso wie die Frauen ... und auch die Leiche Arvids, die der Große noch immer wie einen reglosen Sack über der Schulter trug. Tatsächlich nahm kaum jemand Notiz davon und wenn, interessierte es wenig. Arvid schien nicht der einzige Tote im Umkreis zu ein. Direkt neben der breiten, halbrunden Doppeltür in den Rumpfbau der Taverne stapelten sich drei Piraten übereinander, von denen mindestens einer anhand seiner Blässe als Schnapsleiche bezeichnet werden konnte. Der würde von allein nie wieder aufstehen, solange sich kein Nekromant seiner annahm.
Bolte stampfte an dem Haufen vorbei und hinein in den Schankraum. Er zog mit deinem Körpergewicht direkt eine Schneise durch die dicke, von Alkohol und Tabak geschwängerte Luft. Stickig war sie, aber warm und irgendwie auch ... klebrig. Doch die Stimmung im Rochen war heiter. Von den klassischen runden Rudern, wie man sie auf Schiffen kannte und die hier zu Kandelabern umgebaut worden warum, um verteilt unter der Decke zu hängen, tropften die darauf drapierten Kerzen Wachs auf Boden und Tische. Es gab Viererbänke, erneut Fasstische mit hohen Stühlen oder kleineren Fässern zum daran sitzen. Es gab gepolsterte Stühle an rustikalen Tischen, die von Holzgeländern zu kleinen Separées abgetrennt wurden, aber weiter hinten im Schrankaum existierten auch gemütlichere, dunkle Nischen. Sie befanden sich direkt unter der halbrunden Decke des Schiffsrumpfes und wurden ebenfalls voneinander abgetrennt, dieses Mal aber durch eingebaute Holzwände. Auf einen dieser Tische steuerte Bolte sofort zu. Der Wirt winkte ihm, ehe er eine seiner Schankhilfen anschnauzte, sich sofort um die neuen Gäste zu kümmern. Bolte winkte zurück. Dann ließ er Arvids blutleeren Körper auf einen der Stühle in einer Trinknische sinken und legte seine Arme so über die Lehne, dass er nicht zu Boden rutschen würde. Bolte war eindeutig zu breit für die gepolsterte Sitzbank, aber auch zu schwer für die Stühle, so dass er sich neben Arvids Platz einfach auf dem schmutzigen Boden niederließ.
"Da, setzt euch, Freunde!" Er winkte Eleyna und Skýler, sich auf die Polsterbank zu begeben. Minx zog sich einen Stuhl heran und stellte ihn so auf, dass sie sowohl Bolte, Arvid als auch die Bank im Blick hatte. Sie ließ sich lässig auf dem Platz nieder, zog die Beine hoch und knallte ihre von Schlick und anderem Unrat verschmutzten Stiefel auf den Tisch. Die Beine schlug sie über Kreuz, so dass sie mit ihrem Stuhl gemütlich kippeln konnte. Schon erschien ein dürrer Bengel mit Schürze und einem Notizblock ausgestattet bei ihnen. Sein schmales Gesicht besaß einige blaue Flecke, ebenso wie seine Arme, doch er gab sich Mühe, nicht allzu misshandelt auszusehen.
"Willkommen im Rochen. Was darf ich euch bringen?", fragte er sofort. Minx streckte eine Hand aus, um ihm durch den schmutzblonden Schopf zu fahren. "Jannis, du kleiner Köder! Lebst du immer noch? Bring mir 'ne Flasche Rum - den teuren. Ich hab jemanden, der mich heute bezahlt." Sie warf Skýler sofort einen Blick zu. Ohja, das würde ins Geld gehen.
"Und ich bekomme Milch."
"Wie immer, Bolte?"
Der Große nickte. "Ja. Einen Eimer für mich. Für BOLTE!" Er lachte, kratzte sich die Wampe. Dann wandte er sich Eleyna und Skýler zu. "Die Milch ist gut, aber der Rum auch. Manchmal trinke ich beides zusammen."
"Heute nicht", entgegnete Minx scharf.
"Heute nicht", nickte Bolte, der verstanden hatte. "Haben heute ja noch zu tun. Müssen heute noch zur Spinne, sonst gibt's Ärger."
"Du kriegst von mir gleich Ärger. Mann, Bolte! Am besten zeigst du jedem hier gleich noch den We- nein! Das war ein Scherz, bleib sitzen! Ahhh, ich hab dich wirklich nicht verdient." Minx ließ sich in ihrem Stuhl hängen und seufzte. Dann schubste sie blind in Jannis' Richtung. Der Junge aber konnte ausweichen. "Bring mir meinen Rum! Ich brauch jetzt richtig viel davon", verkünderte Minx. Sie hatte es heute wirklich nicht leicht und noch war der Leichnam nicht ans Ziel geschafft - wo immer das war.
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Re: Das beste Haus am Platz

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 25. März 2024, 12:35

Eleyna meinte es ernst. Sie stand neben ihrem Halbbruder und würde ihre Drohung wahrmachen. Was auch immer diese beiden Gestalten mit seiner Leiche wollten, sie glaubte nicht daran, dass es einen ehrbaren Zweck dahinter gab. Überhaupt entpuppte sich diese ganze Szenerie als … aufschlussreich. Denn nicht nur Bolte und Minx hegten ihre Geheimnisse, auch Skýler schien das weiterhin zu tun. Auf das Pseudonym ‚die Spinne‘, reagierte er kaum. Lediglich seinen Blick erwiderte Eleyna und beide tauschten ein geheucheltes Nichtverstehen aus. Allerdings beobachtete sie ihn sehr genau. Seine Ratlosigkeit schien ehrlich gemeint und im Grunde hatte sie ihn bisher nicht mit dem Netzwerk in Verbindung gebracht. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass er weitaus souveräner mit dieser ganzen Situation umging, als sie es vielleicht erwartet hätte. Sie hatte nicht gelogen, als sie ihm mitteilte, dass sie ihn nicht mit in ihre Angelegenheiten hineinzeihen wollte. Sie hatte ihm erzählt, dass es gewisse Geister ihrer Vergangenheit gab, die ihr nach dem Leben trachteten. Und sie scheuten nicht davor, jeden in ihrer Nähe einfach so zu töten. Ob Arvid nun seinem vorlauten Mundwerk oder aber ihren Geistern zum Opfer gefallen war, blieb dabei unerheblich. Auch er starb, während sie danebenstand. Und nach all den Wochen ohne Lebenszeichen, konnte sie davon ausgehen, dass Laogh ebenfalls der Verletzung erlegen war. Oder zurückkehrte nach Morgeria.. vielleicht war dies das Spiel, das ihn dann doch nicht langweilte. Er war stets auf der Suche nach etwas neuem gewesen und hatte ihr gegenüber eingestanden, dass es manchmal langweilig an der Spitze war. Wenn man in allem der Beste wurde, dann hatte man niemanden, mit dem man sich mehr messen konnte. Sie war umgeben von Schein, Zwielicht und Lug und Trug. Die Mischlingselfe musste alles aufbringen, um hier die Scharade beizubehalten, aber ihr fiel auf, dass auch Skýler das in einem höchsten Maße kunstfertig tat. Und dann stellte er sich Minx und Bolte vor – mit einem Decknamen. Die hellen Augen der Elfe ruhten auf dem Profil des Mischlings, der sich mit Minx beschäftigte. Azael also. Interessant. Eleyna wurde klar, dass Skýler… Oder Fjórge oder Azael alles und nichts sein könnte. Und sie wurde sich bewusst, dass sie viel zu viel preisgegeben hatte. Die Zweisamkeit, das Gefühl von Nähe war nur etwas, das aus ihrem Geist entsprungen war. Sie erkannte, dass sie sich von ihren Gefühlen hatte leiten lassen, weil sie nicht allein kämpfen wollte. Arvid war ihr kein Halt gewesen, so sehr sie anfangs darauf gehofft hatte. Sie war ob ihrer Erlebnisse unvorsichtig geworden. Ský war jedenfalls niemand, dem diese Art der Zusammentreffen fremd war. Dafür wirkte er zu souverän. Er war nicht mal erschrocken über den Tod eines Bekannten. Oder spielte er im selben Maße, wie sie es gewohnt war? Eleyna’s Gedanken trudelten um diese Möglichkeiten herum, bis sie ihren Fokus ebenfalls zurück auf Minx und Bolte lenkte. "Wir kennen einander nicht, ich bin euch keine Antwort schuldig.“ Eleyna’s Blick blitzte auf. „Ganz genau! Wir kennen einander nicht.“, pflichtete sie der anderen warnend bei.
"Ihr wollt ihn eindeutig nicht begraben - zumal es in Rumdett ohnehin eher Seebestattungen gibt. Und ich brauche ihn." „Das habe ich durchaus verstanden, die Frage bleibt wofür? Wie du richtig sagtest, kennen wir einander nicht und ich bin nicht bereit, einen verstorbenen Mitreisenden irgendwelchen Gestalten zu überlassen!“, entgegnete sie stur. "Her mit ihm! Jetzt." „Nein!“, zischte Eleyna warnend und schob Arvid noch ein Stück Richtung Kanal. Wenn er ihnen so wichtig war, dann mussten sie dafür zahlen!

Eleyna brauchte mehr Antworten. Allerdings hatte sie in dieser Verhandlung, Skýler nicht berechnet. Er löste sich aus dem Umkreis der beiden anderen, die Eleyna fixiert hatte, jederzeit bereit, selbst zu zeigen, wie geschickt sie mit einem Wurfmesser treffen könnte. Tatsächlich war das, neben dem waffenlosen Kampf, ihre Paradedisziplin. Aber das brauchte keiner der Anwesenden bereits zu wissen. „Nun kommt! Entspannen wir uns doch alle etwas! Ihr sagt uns, was ihr mit der Leiche wollt und – Bolte, du kennst doch sicher eine Taverne, in der wir uns das gute Zeug die Kehle hinunterschütten können! Ich geb‘ einen aus: Zum Dank, dass das unscheinbare Straßenkätzchen uns von den Straßenkötern befreit hat!“ Eleyna’s Blicke zuckte zu Ský. Auch sie argwöhnte ihm und seinen Absichten, auch wenn Minx vermutlich deutlich mehr Grund dazu hatte. Die Katze blieb vorsichtig, während Bolte das ganze im ausgestoßenen Nebel seiner Freude verdampfte: "Ohja, ja. Ich sauf gern! Wäre fast Blutsäufer geworden, aber nun bin ich..." Die Mischlingselfe hatte kein gesteigertes Interesse daran, länger mit diesen Gestalten zutun zu haben, aber sie musste in Erfahrung bringen, worum es hier wirklich ging. Wenn sie wirklich ihre Mutter meinten oder gar einen Ableger davon, dann würde es vielleicht wichtig werden, zu erkennen, inwieweit hier der Einfluss gärte. Vielleicht umfasste das Netzwerk auch längst mehrere Spinnen, die allesamt der ‚Königin‘ zuarbeiteten. Schließlich konnte ihre Mutter nicht ALLES von Morgeria aus regeln. Dass die Dunkelelfe allerdings hier in Rumdett wäre, nun daran zweifelte Eleyna erheblich. Allerdings kannte sie ihre Mutter auch nicht. Nur als kalte Egoistin, die ihr Kind zum Werkzeug gemacht und schließlich alleingelassen hatte. Immer wenn sie in die heimatlichen Hallen zurückgekehrt war, nach einem Einsatz, war es mehr Folter als alles andere. Eleyna war nie warmgeworden mit dem Haus in Morgeria. Dem Anwesen des Grauens. "Also gut, ich gebe mich geschlagen - vorerst." Eleyna kehrte aus ihren Gedanken zurück und warf Minx einen Blick zu. Für eine Sekunde musste sie noch überlegen, doch dann entspannte sich auch ihre Körperhaltung und sie trat einen Schritt von Arvid weg, um zu signalisieren, dass sie nichts Unüberlegtes tun würde. Bolte nahm sich dem Leichnam von Arvid an. Tatsächlich schien der Mischling für den Dicken nichts zu wiegen aber beim Hochheben, lief dem Jungen noch der letzte Rest Blut hinaus. Dicke Koagel geronnen Blutes flatschten auf den Boden und blieben dunkelrot, fast braun, dort liegen. Eleyna starrte darauf und wurde etwas blass, doch dann hob sie das Kinn und musterte Bolte ausdruckslos. "Soll ich dich auch tragen?" „Verzichte.“, lehnte sie nüchtern ab und ging dann um den Wanzt herum. Sie wartete schließlich darauf, dass sie sich in Bewegung setzten und überließ Minx auch das hintere Feld. Im Grunde hatte sie, was sie wollte und würde dank Ský auch mehr bekommen. Sie hatte keinen Grund, ihnen jetzt in den Rücken zu fallen.

Dennoch blieb Eleyna aufmerksam genug, um zumindest noch ausweichen zu können. Als Ský neben sie trat, warf sie ihm einen … undeutbaren Blick zu. „Azael“, nickte sie ihm gespielt freundlich zu. Sie ließ ihn wissen, dass ihr das alles etwas merkwürdig vorkam, aber dann wandte sie sich wieder um. Noch immer wusste keiner der Anwesenden ihren Namen. Und Eleyna kam noch ein Gedanke: Wenn sie Arvid erkannt haben sollten, als treues Mitglied der Spinne, weil er bekannt war – schließlich wusste Eleyna nicht, inwieweit der Halbbruder involviert, gewesen ist – dann hatten sie zumindest keine Ahnung, wer sie selbst war. Bisher lag der Fokus eindeutig auf Arvid. Und Eleyna hatte nicht vor, das zu ändern. Sie mimte die Reisegefährtin, die nicht einfach kleinbeigab. Emotionen würde man nicht erkennen können, wenn man nicht wusste, wie Eleyna ebenfalls sein konnte. Sie gingen sie durch die paar wenigen Gassen Rumdetts, die zum Rochen führten und Eleyna stellte fest, dass dieser Ort Morgeria kaum etwas nachstand. Einzig die leicht wahnsinnig anmutende Fröhlichkeit war anders. Minx und Bolte waren zwar Kopf und… Fußpilz, wenn man die Hierarchie betrachtete, aber sie dominierte ihn nicht mit Strenge und Angst. Die Gestalten hatten trotz ihrer Andersartigkeit einen Platz hier und Eleyna schätzte das grundsätzlich. Jetzt musste sich nur zeigen, ob sie hier tatsächlich ins Netzwerk geraten waren oder ob sich alles ganz anders aufklärte. Die Taverne zeigte sich in einem gewissen Flair, das die Piraterie, Seefahrt und Ruchlosigkeit vereinte. Es hatte tatsächlich einen ganz eigenen Charme und Eleyna ertappte sich dabei, dass sie einmal die Augen wandern ließ. Nicht nur, um sich einen Überblick zu verschaffen, sondern auch, weil sie überrascht davon war, dass diese Taverne das Thema auf gewisse, liebevolle Art und Weise umsetzte. Dem Besitzer war sein Laden nicht egal, wie sie feststellte. Allein das wirkte sympathisch. Nun aber folgte sie Bolte samt Leichnam hinein und betrachtete den Tresen. Dort herrschte ein rauer Ton und nachdem sie Platz genommen hatten, kam auch schon ein gebeutelter Junge an ihren Tisch. Die Mischlingselfe setzte sich schräg gegenüber von Minx, Bolte und Arvid. Entweder konnte Sky sich zwischen Minx und sie setzen, oder zwischen Bolte und sie. Letztendlich ließ Eleyna zu jedem von ihnen einen Platz frei. Sie hatte somit den Tresen und die beiden Gestalten im Blick. Den Eingang fand sie zu ihrer Linken. Ihre Augen rutschten von Jannis, der die Bestellung aufnehmen sollte, auf Arvid. Er sah furchtbar aus, wie er da im Stuhl hing und jegliche Farbe verloren hatte. Hier im flackernden Kerzenlicht huschten unheimliche Schatten über seine klaffende Wunde am Hals. Seine Sachen waren vom Blut nicht gänzlich bedeckt, da er bereits auf dem Boden gelegen hatte, aber etwas davon war dennoch sichtbar. Eleyna fröstelte. Ihr war schlecht und sie musste sich eingestehen, dass es ihr überhaupt nicht egal war. Er war ein nerviger, blöder Maulheld gewesen. Aber er war ein Kind… Ein Kind in den Schrecken dieser Welt und hatte überhaupt nicht gewusst, wohin er sollte. Eleyna presste die Lippen aufeinander. "Die Milch ist gut, aber der Rum auch. Manchmal trinke ich beides zusammen."
"Heute nicht" „Heute nicht! "Haben heute ja noch zu tun. Müssen heute noch zur Spinne, sonst gibt's Ärger."
"Du kriegst von mir gleich Ärger. Mann, Bolte! Am besten zeigst du jedem hier gleich noch den We- nein! Das war ein Scherz, bleib sitzen! Ahhh, ich hab dich wirklich nicht verdient."

Die hellen Augen der Elfe wanderten zwischen Bolte und Minx hin und her. Dann wandte sie sich seufzend zu Jannis. „Ich nehme das gleiche, wie sie. Ein Glas reicht aber“, bestellte sie und nickte ihm mit einem tatsächlich ehrlich gemeinten Lächeln zu. Dann fiel ihr Blick wieder auf Arvid. „Ist es üblich, die Toten mit an den Tisch zu setzen?“, fragte sie erstaunlich scharf. Allerdings führte sie direkt weiter aus: „Wer oder was ist diese „Spinne“ eigentlich? Verfüttert ihr die weniger verlausten an sie?“, witzelte sie nicht ohne Grund. Sie musste ihr eigenes Gefühl der Trauer niederringen, das in ihr aufsteigen wollte. „Ihr arbeitet also für die Spinne? Oder ist das der Name eurer Häkelgruppe?“, fragte sie, neigte den Kopf etwas und sah sowohl Minx als auch Bolte an. Dann machte sie ein offenes Gesicht, als hätte sie den Zusammenhang verstanden. „Oh, wartet – ihr nehmt Leichen als Modelle?“, Eleyna konnte sehr sarkastisch sein. Sie würde in dieser Runde aber auch nicht zeigen, wie es ihr wirklich ging. Nicht mal ‚Azael‘. Eleyna warf ihm einen Blick zu und stellte daraufhin wieder an die anderen beiden gerichtet eine neue Frage: „Nun aber mal im Ernst: Bevor ich ihn da euch überlasse – wirklich überlasse -, möchte ich wissen, worum es euch geht. Ich lasse nicht zu, dass ihr schändlicher mit ihm umgeht, als es hier zu verrecken bereits ist.“, machte sie noch mal deutlich. Noch war nicht der Moment für sie, einen anderen Deal vorzuschlagen. Bisher hatte Minx nichts weiter zur Spinne gesagt. Aber Eleyna war sich bewusst, dass dieser Name so oft gefallen war, dass es kein Aufsehen erregen würde, wenn sie nun explizit danach fragte. Jeder hätte das wohl, ob er nun etwas darüber wusste oder nicht.

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Re: Das beste Haus am Platz

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 26. März 2024, 21:31

Manchmal hatte man kaum Zeit darüber nachzudenken, wie man in einer Situation reagieren wollte. Die Bedrohung und die durchaus ungewohnte Situation nicht mehr nur für seine eigene Sicherheit, sondern nun auch für die von Eleyna zuständig zu sein, hatte ihn einfach handeln lassen. Von daher blieben die unterschiedlichsten Masken in seinem Inneren unangerührt und er zeigte sich weit mehr als sich selbst, als es Eleyna vielleicht vermutete. Doch weder bereute er es, noch glaubte er, dass man daraus auf seine Tätigkeiten – seine Berufung schließen konnte! Selbst, wenn er verdächtigt werden würde – er hätte genug Alternativvorschläge vorzubringen.
Nicht nur Spione handelten in solchen Situationen souverän. In Rumdett war es gefühlt gang und gäbe keine Unsicherheit, oder gar Schwäche zu zeigen. Hier wartete eine Herde an Kanalratten – oder in ihrem Fall Katzen und Bären – nur darauf einen Hinweis zu erhalten, wie sie ihr gewähltes Opfer ausbeuten konnten. Vielleicht war Bolte eine Art … Ausnahme, aber auch Minx gab sich selbstbewusst und ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, abgesehen von ihrem mitteilungsfreudigen Begleiter.
Dass er Minx und Bolte nicht seinen Namen verriet, sondern ihnen einfach einen Alternativnamen nannte tat er ganz automatisch und wie selbstverständlich – ähnlich, wie damals bei Eleyna selbst. Darüber machte er sich auch keine Gedanken. Sie wusste, dass er Geheimnisse hatte, die er für sich behalten wollte – dahingehend war er durchaus offen und ehrlich mit ihr gewesen.
Daher war Skýler auch nicht unbedingt beunruhigt, als er kurzweilig die blauen Augen auf sich spürte. Hätte er den Feigling oder Chaoten gespielt, hätte sie vermutlich auch an ihm gezweifelt.
„Azael, hm? Nun, wie heißt deine ... Schwester denn? Hm, nein, ihr sehr zu verschieden aus. Freundin? Ihr seid beide Elfen, oder? Aber nicht so dunkel wie die jüngsten Bewohner Rumdetts. Wie Soldaten seht ihr auch nicht aus. Söldner?“ Die goldene Minx versuchte weitere Antworten über den Zugänglicheren von ihnen zu erhalten und warf ein paar Fragen, wie Köder aus. Köder, die Skýler jedoch zu umschiffen wusste.
„Wir könnten auch Durchreisende oder Händler sein, die hier Waren oder… Dienste erwerben wollen!“, bot er bereitwillig, weitere Lösungsvorschläge an und hielt absichtlich für einen Moment inne, um der Piratin das Abwiegen der richtigen Antwort noch ein wenig zu erschweren. Eleynas Namen oder eine Alternative, nannte er von sich heraus nicht. Er überließ es ihr, wie sie dahingehend weiter vorgehen wollte. Doch gerade, bahnte sich eher ein Streit um Arvid und das Festigen verhärteter Fronten an.
„Also wirklich Söldlinge, hm? Ist euer Auftrag nun fehlgeschlagen, dass ihr den kleinen Schützling nun im Kanal beseitigen wollt? Tatsächlich lösen viele Rumdetter so ihre Probleme, aber nicht, wenn man jemanden noch braucht. Ja, ich habe Verwendung für euren ... Gefährten.“
„Wir brauchen ihn! Für die Spinne!" Doch Eleyna machte deutlich, dass sie nicht bereit war ihnen den Körper ihres Halbbruders ohne Antworten oder eine Begründung zu überlassen. Sie schob ihn gefährlich nahe an die Kante zum muffigen Kanal!
„Ich brauche ihn, also wirf ihn nicht gleich weg“, rief die Messerwerferin, woraufhin das Vögelchen noch einmal die Frage wiederholte: „Wofür braucht ihr ihn noch gleich?“
Skýs Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. Er fand es durchaus interessant Eleyna mal in Aktion zu sehen, doch war ihre Vorgehensweise durchaus riskant.
Was in diesem Moment vordringlich und wichtig war, war in seinen Augen die Situation zu entschärfen und die Gemüter zu beruhigen. Eleyna ließ es sich zwar nicht anmerken, doch Skýler vermutete, dass sie innerlich, durch Arvids Mord und diese makabre Aufforderung den beiden Fremden seinen Leichnam zu überlassen, aufgewühlt war. Und vielleicht – soweit sein Verdacht zutraf, dass sie das Vögelchen war, würde die Erwähnung der Spinne eine weitere Welle in ihr schlagen. Kein Wunder, dass sie eine Konfrontation mit Minx ins Auge fassten – was er selbst persönlich vermeiden wollte:
Erst einmal, weil es Arbeit bedeutete und er es vermied sein Können am helllichten Tag, sichtbar für alle und ohne gewichtigen Grund preiszugeben. Er mochte es lieber unterschätzt zu werden, auch wenn er dieses Mal die Rolle des Tunichtguts nicht anwandte. Noch nicht…!
Weiter hielt er es für den einfachsten Weg an mehr Informationen zu kommen, wenn sie mit dem ungleichen Piratenduo einen trinken gingen. Bolte hatte schon ohne alkoholischen Einfluss Schwierigkeiten seinen Mund zu halten – und wer wusste, wie es mit der Grünfeder aussehen würde?! Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass sie einiges vertragen würde! Immerhin waren sie hier in Rumdett, wo gerüchteweise jeder Säugling mit der Rumflasche, anstatt der Milchbar aufgezogen wurde.
Skýler machte die Erwähnung der Spinne natürlich auch argwöhnisch. Allerdings bezweifelte er noch, dass es sich hierbei wirklich um dieselbe Organisation handelte. In seinem Fall bezeichnete der Begriff Spinne sowohl die Organisation, als auch die Person, die den Kopf darstellte und die Fäden zog. Mit Sicherheit konnte er es nicht sagen, doch er vermutete, dass es um die 8 Seitenarme geben könnte. Denen wiederum unterstanden weitere Untergebene, wie er einer war und sie alle zusammen bildeten das Netz. Die äußeren Fäden waren die unwichtigsten – austauschbarsten Spielfiguren, die von allem am wenigsten, oder gar nichts zu wissen schienen. Wo er selbst stand wusste Skýler nicht, doch er war Krazhians fähigster Mann, von daher glaubte er, nicht mehr ganz außen eingeordnet werden zu können. Dennoch bekam auch er wenig bis gar keinen Kontext zu Aufträgen.
Kraz’hian selbst war einer der Seitenarme. Soviel wusste er. Doch die einzelnen Armgruppierungen schienen stets getrennt voneinander zu agieren. Zumindest hatte der Mischling, in all der Zeit, kaum bis gar keinen Kontakt zu anderen mitbekommen.
Ihm fehlten weitere Hinweise, doch die würde er sich schon noch beschaffen, sollte Eleyna sich seinem Vorhaben nicht in den Weg stellen. Er konnte ihr Können noch nicht einschätzen, aber er hielt sie nicht unbedingt für leichtsinnig oder unvernünftig, so dass es wohl für Selbstbewusstsein und eine gewisse Erfahrung sprechen musste, wenn sie sich Minx, die ihre Fähigkeiten bereits zur Schau gestellt hatte, entgegenstellte.
„Wir kennen einander nicht, ich bin euch keine Antwort schuldig.“
„Ganz genau! Wir kennen einander nicht.“
„Ihr wollt ihn eindeutig nicht begraben - zumal es in Rumdett ohnehin eher Seebestattungen gibt. Und ich brauche ihn.“
„Das habe ich durchaus verstanden, die Frage bleibt wofür? Wie du richtig sagtest, kennen wir einander nicht und ich bin nicht bereit, einen verstorbenen Mitreisenden irgendwelchen Gestalten zu überlassen!“
Der Mischling seufzte innerlich, als er dem Gezänk lauschte. Die Stimmfarben der beiden Frauen veränderten sich gefährlich und aufmerksame Ohren konnten Warnung, wie aufbrodelnde Wut und Sturheit unterschwellig heraushören. Scheinbar war keine der Beiden willig auch nur einen Schritt nachzugeben.
„Her mit ihm! Jetzt.“
„Nein!“[/i] Skýler entschied sich für diesen Zeitpunkt um zu intervenieren. Sich von der Wand abstoßend rief er zur allgemeinen Beruhigung auf und bot einen Lösungsansatz, der ihnen allen eine neue und vielleicht etwas bessere Basis bieten würde, um an das zu kommen, was sie wollten.
Der Mischling sprach bewusst auch Bolte an, der auf seine einfältige Art und Weise direkt auf Skýlers vorgeplanten Weg schritt.
„Ohja, ja. Ich sauf gern! Wäre fast Blutsäufer geworden, aber nun bin ich... Bolte. Ich bin BOLTE!“ Ja, der Koloss war definitiv eine lohnenswerte Gesellschaft für diese Angelegenheit! Minx hingegen bedachte ihn mit einem kritischen Blick, dem Skýler mit einem harmlosen und auffordernden Lächeln begegnete. Bis offenbar das Eis des Moments brach und sie seufzend, wenn sicher auch zähneknirschend einwilligte:
„Also gut, ich gebe mich geschlagen - vorerst. Bolte, heb den da auf. Nur weil wir jetzt einen heben gehen auf Azaels Kosten heißt es nicht, dass ich ihn hier liegen lasse. Mach schon!“ Skýler schob seine Hände locker in die Taschen seines Umhangs und sah nun zu Eleyna. Sein grauer Blick wanderte musternd über ihr Gesicht, während er versuchte herauszufinden, wie es hinter der Maske aussah, die sie sich für ihn ganz offenkundig aufgesetzt hatte.
Da sie einen Schritt zurücktrat und keinen Einspruch einlegte, dass Bolte Arvid nun hochhob, hieß das wohl, dass sie mit seiner Einmischung umgehen konnte. Doch glaubte er den Funken des Erstarrens in ihrem Blick zu erkennen, als die Koageln geronnenen Blutes von Arvid auf den Boden klatschten, als Bolte ihn hochhob. Und auch, wenn sein Mitgefühl oder allgemein Empfindungen für solche Todesfälle in ihm abgestumpft waren, konnte er doch verstehen, wie sich die junge Halbelfe gerade fühlen musste. Wäre die Leiche dort seine Mutter gewesen… - durch diesen Vergleich konnte er sich das Mitgefühl zu ihr bewahren.
„Geh voran, Bolte! Zum Rochen!“ wies Minx ihren Partner an, der daraufhin auf erstaunlich leisen Sohlen die Gasse durchquerte. Minx ließ sich schnell zurückfallen, was Skýler durchaus wahrnahm. Er blieb wachsam, gab sich allerdings bewusst unbekümmert und vertrauensvoller, als er wirklich war.
Er erreichte Eleynas Seite, die ihm einen undeutbaren Blick zuwarf, ehe sie ihm gespielt freundlich zunickte und seinen neu – oder alt-neu gewählten Namen aussprach.
„Azael“ Das Sturmgrau musterte kurz ihr Gesicht, denn er konnte zwischen der stummen Zeile die unausgesprochene Frage lesen: Noch ein neuer Name?
Er verzog seine Lippe zu einem unbekümmerten, schiefen Grinsen und zuckte leicht mit den Schultern, als wollte er fragen: Was denn? Ich verrate Fremden nie meinen richtigen Namen!
Dennoch bemerkte er insgeheim, dass sich auch zwischen ihnen plötzlich die Stimmung angespannt anfühlte. War sie vielleicht wütend? Weil er Arvid gerettet hatte? Tatsächlich wäre er nicht schnell genug gewesen – dafür hatte er zu weit hinten und bei Eleyna gestanden.
Vielleicht war es seine Einmischung und sein Vorschlag – vielleicht hatte sich ihr Misstrauen wieder gezeigt, als er einen falschen Namen genannt hatte!
Was auch immer - der Mischling würde nicht grübeln und im Trüben fischen. Das Vögelchen machte gerade eine ganze Menge durch und man konnte ihre Lage noch immer nicht als sicher beschreiben.
Sein gespieltes Grinsen schwächte sich ab und er berührte für die Dauer eines Wimpernschlags mit der Hand ihre Schulter. Würde sie ihn noch einmal ansehen, würde Skýler ihr einen schmalen, aber doch der Situation des Verlusts angemessenen Blick der Anteilname schenken. Er war noch auf dem Stand, dass sie einander als Reisegefährten akzeptierten und sich gegenseitig stützten – wie es sich eben bei den Minotauren entwickelt hatte.

Der Weg zur Taverne glich für den Spion glücklicherweise keinem Labyrinth. Er kannte die Taverne und hatte dort selbst schon einigen Abenden dem Alkohol gefrönt. Umso besser, dass er den Namen Azael verwendete, auch wenn er nicht damit rechnete, dass ihm jemand bekanntes über den Weg lief. Bekannt war er so oder so mit niemandem!
Die Nähe zur Schänke kündigte sich bereits einige Gassen zuvor an. Stimmengewirr, Gelächter, Musik – derzeit kein Geschrei oder Knallgeräusche, die Aufschluss über eine Prügelei oder andersartige Auseinandersetzung bot, doch was nicht war, konnte im Rochen allemal noch werden!
Für Eleyna gab es mit Sicherheit allerhand Neues zu entdecken, wenn sie denn ein Auge dafür haben würde. Beim Eintreten ließ sich der Spion zurückfallen. Der tanzenden Piratin gab er mit einer Geste einen Korb, doch betrachtete er scheinbar einen Moment ihre Bewegungen, ehe er etwas trödelnd weiterzog und ebenfalls den Schankraum betrat. Nach außen hin nicht erkennbar grinste er doch in sich hinein, denn die Zeche hatte er sich dank dieser kleinen Trödeleinlage aus den Taschen des ein oder anderen Gaffers beschafft. Als würde er auch aus eigener Tasche zahlen – das hatte er in Rumdett noch nie getan! Glücklicherweise war er darin geübt und konnte im Schatten des schwarzen Segels mit Hilfe seiner Magie seine Beutelschneiderfähigkeiten quasi unsichtbar vollführen. Dafür brauchte er kaum ein paar Sekunden.
Als er wieder zu Eleyna, Minx und Bolte aufschloss wirkte es so, als hätte er sich lediglich ein paar Blicke auf die Menge gegönnt.
Da, setzt euch, Freunde!“, rief Bolte ihnen zu, nachdem er sich und Arvid einen Platz gesichert hatte. Die Mischlingselfe setzte sich schräg gegenüber von Minx, Bolte und Arvid. Skýler wählte den Platz schräg neben Eleyna, so dass er den Raum, wie auch die Grünfeder möglichst gut im Blick hatte. Er schätzte es eben einen Überblick behalten zu können.
Während Minx es sich sichtlich gemütlich machte, Eleyna mit Arvids Anblick beschäftigt war und Boltes Aufmerksamkeit auf das ganze Drumherum gerichtet war, kam ein dürrer Junge in Schürze an ihren Tisch, um die Bestellung aufzunehmen.
„Willkommen im Rochen. Was darf ich euch bringen?"
„Jannis, du kleiner Köder! Lebst du immer noch? Bring mir 'ne Flasche Rum - den teuren. Ich hab jemanden, der mich heute bezahlt."
Der Blick der Piratin wanderte zum Mischling, der ihn nur beipflichtend zunickte. Er kannte die Tricks hier – und er wusste sie mitzuspielen. Sein Grau betrachtete kurz den hageren Jungen, der nicht wirklich in diese raue Umgebung zu passen schien – wenn man ihn nicht als Spielball der Gäste betrachten wollte. Minx Vergleich ihn als Köder zu betiteln war wohl gewählt und passend.
„Und ich bekomme Milch."
„Wie immer, Bolte?"
„Ja. Einen Eimer für mich. Für BOLTE!"
„Ich nehme das gleiche, wie sie. Ein Glas reicht aber.“
Am Schluss setzte Eleyna ihre Bestellung. Skýler stützte seinen Ellbogen am Tisch ab und bettete sein Kinn auf die Handfläche. Er betrachtete sie kurz von der Seite, ehe er zu Jannis sah:
„Den Schwarzen – eine Flasche!“, bestellte er einen ganz bestimmten Rum, den man nur in Rumdett erhalten konnte. Es machte das absichtlich, denn er wollte seine Gesellschaft wissen lassen, dass er bereits in Rumdett gewesen war und sich auskannte.
„Ist es üblich, die Toten mit an den Tisch zu setzen?“, fragte Eleyna erstaunlich scharf, als sie ihre Aufmerksamkeit den anderen zuwandte, so dass alle zu ihr sahen.
Die Halbelfe verlor keine Zeit oder bemühte sich die Stimmung zu lockern, um Antworten zu erschleichen. Aus ihrem Mund löste sich eine Flut an fordernden Fragen und Äußerungen, die weiterhin provokant waren:
„Wer oder was ist diese „Spinne“ eigentlich? Verfüttert ihr die weniger verlausten an sie?“, „Ihr arbeitet also für die Spinne? Oder ist das der Name eurer Häkelgruppe? Oh, wartet – ihr nehmt Leichen als Modelle?“
Er lauschte ihren Worten. Sie sprach direkt auf die Spinne an, doch troff ihre Stimme vor Sarkasmus. Es wirkte beinahe so, als wüsste sie wirklich nichts, doch für ihn war und blieb Eleyna bis aufs Weitere sein Vögelchen.
Während sie sprach drückte er kurz sein Knie an das von der Halbelfe. Es war eine stumme Geste, die wie ein Zufall wirken könnte, doch er sah sie auch wieder kurz an, lächelte schmal und blinzelte eine Spur langsamer, um einen stummen Kommunikationsversuch zu starten. Sie könnte vermutlich erraten, dass er wissen wollte, was sie vorhatte.
Es war nicht schwer vermutend eins und eins zusammenzuzählen. Die Leiche Arvids hier, mit am Tisch sitzend, betrachten zu müssen, wäre hart für jeden Angehörigen, der auch nur einen Funken Anstand in sich hatte. Doch so makaber die Situation war – wenn sie Antworten haben wollten, mussten sie da gerade durch. Skýler würde Eleyna gerne etwas besser unterstützen, doch gerade waren ihm die Hände gebunden.
„Nun aber mal im Ernst: Bevor ich ihn da euch überlasse – wirklich überlasse -, möchte ich wissen, worum es euch geht. Ich lasse nicht zu, dass ihr schändlicher mit ihm umgeht, als es hier zu verrecken bereits ist.“ Der Mischling sprang ihr verbal zur Seite und ergänzte in entspannter Tonlage:
„Ich finde diese Antworten in Kombination mit einem Gratisumtrunk angemessen, oder was meint ihr? Mich würde auch interessieren was eine Spinne mit dem Beschaffen von Leichnamen zu tun hat. Die Vorstellung, dass ihr eine Riesenspinne der toten Ebene als Haustier haltet und diese damit füttern wollt, erscheint mir irgendwie nicht wirklich … wahrscheinlich!“ Sein Blick wanderte zu Bolte und er grinste dem Kerl zu.
„Oder ist es das? Groß und kräftig genug wärst’e wahrscheinlich sie im Zaum zu halten! Obwohl ich mir nettere Haustiere vorstellen könnte. Sind diese Beißscheren nicht ziemlich… gefährlich und schleimig?“

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