Die Bedeutung des Zeichens "V"

Einst war dieser Landstrich grün und schön wie alle anderen. Doch als sich der Drache zum bislang ewigen Schlaf bettete, liegt dieses Gebiet unter einer glitzernden Schneedecke. Es ist kalt und frostig. Hier leben die Eiselfen, aber auch die tapferen Mantroner.
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Die Bedeutung des Zeichens "V"

Beitrag von Erzähler » Samstag 13. April 2013, 11:15

(Kjartan kommt von:Kjartan's Elternhaus)

Gemeinsam begannen sie ihren Marsch durch die schneeweiße Landschaft. Sie hatten beide das nötigste an Ausrüstung dabei um im Eis zu überleben. Kjartan war zwar durch und durch ein Seemann und lange Märsche über festen Boden waren zermürbend wenn man die Gewalt des Meeres nicht unter seinen Füßen spüren konnte, doch diesmal trieb das unbestimmte Gefühl der Eile ihn an. Auch Imke dabei zu beobachten, wie sie ab und an in die Hocke ging um eine Delle im Schnee zu untersuchen, die Kjartan vollkommen uninteressant finden musste, war recht amüsant und brachte Kurzweil in den Marsch. Ab und zu gab sie leise ,geflüsterte Kommentare ab, die wohl mehr ihr selbst galten, als an ihn gerichtet waren. Es waren kurze Sätze wie:
„Drei Wölfe und ein kleiner leichter Schlitten, der mittlere hinkt.“
oder
„Eine Eisbärin mit zwei Jungen, vor drei Stunden … Wir sollten eine andere Rute wählen, sie ist angriffslustig.“
Da Kjartan ihrem Urteil vertrauen konnte, folgte er fast automatisch ihrem schlingernden Kurs durch das Eis. Er hätte vielleicht noch einen der beiden festsitzenden Kapitäne fragen können, warum sie die Gegend um das „V“ mieden, doch ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, dass er es selbst herausfinden würde.
Er hatte Imke erzählt wohin er wollte und nun da sie über das zu gefrorene, zerklüftete Meer liefen, sich ihren beschwerlichen Weg bahnten, aufgeworfene Schollen erklommen und der bewölkte Himmel alles in sein silbergraues Licht tauchte, da kamen auch seine Gedanken zu Ruhe. Nach dem Erlebten der letzten Tage war der stille Marsch an Imkes Seite fast eine Erholung. Stunde um Stunde verging und auch wenn er ausgeruht aufgebrochen war, so wäre noch eine Nacht in einem warmen Bett sicher angenehmer gewesen. So brach der Abend über ihnen herein, als sie schon mitten auf dem gefrorenem Meer weilten. Hier war Kjartans Wissen um Eisschollen und ihre Bruchfestigkeit wieder von großem Nutzen und er suchte ihnen einen geeigneten Lagerplatz, wo sie sich wie die Wölfe Mulden in den frisch fallenden Schnee scharrten, damit der Wind sie nicht zu sehr peitschte. Ein Feuer konnten sie hier auf dem Eis nicht machen, also war es wenig verwunderlich, dass Imke sich an Kjartan kuschelte und sie sich gegenseitig wärmten, während die Schleier der Aurora über den Himmel wanderten. Vielleicht war es schon ein wenig befremdlich, da er Imke noch nicht so lange kannte wie die Männer und Frauen die ihm bisher auf See begleitet hatten, aber die Selbstverständlichkeit mit der sie ihren Körper an seinen drückte, nahm der Situation schnell jede Spannung. Es ging hier draußen ums nackte Überleben und nicht um Zärtlichkeiten, also wurde es auch bald angenehm warm unter den dicken, doppelt genähten Bärenfellen, die nur noch ein kleines Loch für Atemluft offen ließen. Der nächtlich einsetzende Schneefall ebnete schnell die Ränder ihres Verstecks und als Kjartan von Imkes Bewegungen am Morgen geweckt wurde, kämpfte diese sich gerade durch die gut 10 Zentimeter dicke neue Schicht um sie zu befreien. Eilig wurde alles zusammen gepackt und Kjartan fühlte sich trotz der etwas ungewohnten Schlafposition wieder etwas besser.

Kjartan:
Bild

Zügiger als am Vortag kamen sie nun voran und was er in der schnell hereinbrechenden Dunkelheit des Vortages nicht bemerkt hatte, hatte sich das Eis unter ihren Füßen verändert hatte. Tatsächlich war es Kjartan, dem es zu erst auffiel, dass man das Gefühl bekam, man liefe abwärts, oder der Horizont würde sich heben. Auch der Untergrund bekam seltsame Wellen und nach einiger Zeit des Gehens bekam die ebene Schneedecke, in der man Höhenunterschiede manchmal schwer erkennen konnte. Doch ein deutlich merkbares Gefälle. Wie konnte das Meer sich hier senken???
Kjartan und Imke liefen umher, trennten sich auch mal ein Stück voneinander und bemerkten so, dass sie sich in einem Gigantischen verhältnismäßig flachen Trichter befanden, dessen Zentrum noch weit vor ihnen lag. Kjartan kannte nur ein Meeresphänomen, das einen Trichter formen konnte, aber dies würde tosende See und heftigsten Sturm bedeuten! Ein Strudel würde doch niemals mitten in der Bewegung stehen bleiben! Er bemerkte, wie Imke immer unruhiger wurde. Er hatte sich gerade hin gehockt um das Eis von seiner dünnen Schneeschicht an einer Stelle zu befreien, da trat sie zu ihm:
„Kjartan, ich fühle mich nicht wohl bei der Sache … Ich hab das Gefühl, hier nicht erwünscht zu sein, so albern es klingt.“
Kjartans Hand fand unter dem Schnee eine deutliche Rille in der harten Struktur, die er weiterführend frei legte. Schnell fand er mehrere solcher Rillen, die wie abgerundete Treppenstufen wirkten und Ebene für Ebene parallel zum Zentrum des Trichters verliefen. Er fand sie an allen Stellen die er wahllos in einem groben Umkreis von 100 Metern frei legte und so näherten sie sich immer weiter dem unterm Schnee verborgenen Zentrum. Plötzlich hielt Imke ihn an der Schulter fest und schlag unvermittelt ihre Arme um seine Taille. Sie band ein Seil im seine Hüften und das andere Ende um ihre eigene.
„ … nur zur Sicherheit.“
Dann ließ sie ihn weiter suchen. Nach einer gefühlten weiteren halben Stunde fand Kjartan endlich eine gut 20 Meter im Durchschnitt messende Eisplatte, umgeben von diesen Ringförmigen Rillen. Er begann eine Stelle frei zu legen und fand sie durchzogen von diesen zart schimmernden Fäden, die sie auch am Schiff seines Bruders gefunden hatten. Nach einigem vorsichtigen Untersuchen stellte er fest, wie ein gigantischer Korken saß die Platte inmitten des Trichters und die dicken Schneeverwehungen der Nacht hatten ihn unter sich begraben. Er hatte das „V“ auf der Karte gefunden, doch was nun?
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