Ein letzes Mal Kälteglück

Einst war dieser Landstrich grün und schön wie alle anderen. Doch als sich der Drache zum bislang ewigen Schlaf bettete, liegt dieses Gebiet unter einer glitzernden Schneedecke. Es ist kalt und frostig. Hier leben die Eiselfen, aber auch die tapferen Mantroner.
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Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Samstag 13. September 2008, 01:32

Erster Post


Selyn schien über das verschneite Land regelrecht zu fliegen. Sie rannte von einem kahlen Baum zum anderen, kletterte auf den nächsten Stein, nur um dann mit großer Freude wieder in den dichten Schnee zu springen. Sie hüpfte über die kleinen zugefrorenen Flüsse und rutschte über die großen Eisseen des Landes. Immer weiter in Richtung Norden, der Sonne entgegen.

Nach einiger Zeit drehte sie sich noch einmal zu ihrer Heimatstadt Estria um. Von so weiter Ferne hatte sie sie noch nie betrachtet, schließlich war sie bisher noch nie so weit von zuhause weg gewesen. Es war ein wunderschöner Anblick. Die Türme und Torbogen der Stadt glitzerten im Sonnenlicht und die wunderschön verschlungene Bauweise der Gebäude war atemberaubend. Eigentlich Schade. Wäre mir doch nur früher aufgefallen, wie wunderschön meine Heimat ist, dachte sich Selyn, die schon jetzt einen kleinen Anflug von Heimweh zu bekommen schien. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen und versuchte ihre Eltern zu erspähen, aber leider war sie schon zu weit entfernt, um noch etwas erkennen zu können. Plötzlich krabbelte Flocke aus dem Rucksack und setze sich auf ihre Schulter. Er war durch den Stopp wohl neugierig geworden, was passiert war. Es schien, als würde er zunächst genauso angestrengt in die Ferne starren, wie es seine Herrin tat, doch gab er schon kurz darauf auf und begann damit, Selyns Wange abzulecken. "Hey! Du kleiner Frechdachs!", quietschte sie vergnügt und begann das Frettchen mit ihren Fingern zu pieksen, um es genauso zu ärgern.

"Tja, mein Kleiner. Wir verlassen einen wunderbaren Ort, aber nur, um einen genauso wundervollen und noch nicht erforschten, neuen Ort zu entdecken", begann sie Flocke zu erklären, als sie sich wieder auf den Weg machten. "Ich bin schon richtig aufgeregt, was uns als nächstes erwartet!"
Zuletzt geändert von Selyn am Montag 9. März 2009, 17:40, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. September 2008, 11:19

Selyn und Schneeflocke standen einen Moment still und verabschiedeten sich still von ihrer Heimat. Es war wie bei fast jeder Reise die man antrat, erst später erkannte man was man an der Heimat hatte. Und auch Selyn empfand Wehmut als sie zurückblickte. Aber es gab soviel neues zu erkunden, außerdem konnte man jederzeit wieder Heimkehren.

Also drehte sie sich um und schritt weiter ihres Weges. Doch anstatt direkt einem Abenteuer in die Arme zu laufen gab es nur einen langen Fußmarsch. Selyn und Schneeflocke vertrieben sich die Zeit mit Unterhaltungen, kleineren Spielen oder einfachem schweigen. Die Welt um sie herum war weiß. Hin und wieder waren kleinere Hügel zu sehen, aber von einer aufregenden Landschaft konnte man eigentlich nicht sprechen. Sicherlich hätten sich die beiden verlaufen wenn Selyn nicht eine Eiselfe wäre. Sie kannte den Schnee und konnte sich auch orientieren obwohl rings herum alles weiß war.

Langsam wurde es dunkel, trotz einiger Pausen hatten die beiden ein beachtliches Stück des Weges zurückgelegt. Doch nun wurde es Zeit ein Lager aufzubauen und vielleicht auch ein Feuer zu machen, man konnte nie wissen wie kalt die Nacht wurde und welche Überraschungen auf die lauerten.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Sonntag 21. September 2008, 17:31

<span style="color:D4F8FD;"> „Komm zu mir!“</span>, rief Selyn ihrem Flocke zu, nachdem sie sich unter einem Felsvorsprung niedergelassen hatte. Das kleine Frettchen war aus dem Rucksack gesprungen und hatte begonnen, sich neugierig umzusehen. Zu groß war die Freude, alles zu bestaunen, obwohl das Eisreich mit seinem ständig weißen Bild eigentlich kaum für Abwechslung sorgte. Nach kurzem zögern, rannte das Frettchen mit schnellen, kleinen Schritten auf seine Herrin zu und sprang ihr vergnügt in die Arme. Dann begannen die Beiden, wie so oft auf ihrem bisherigen Weg, sich gegenseitig zu necken, mit einander zu spielen und am Ende noch lange miteinander zu kuscheln, bevor Selyn ihren Liebling wieder auf den Boden setzte und ihm bedeutete, dort zu bleiben. Sie selbst ging hinaus in den Schnee. <b>War da vorne nicht ein Baum?</b>, fragte sie sich, während sie durch die Dunkelheit schritt, die im Eisreich nachts schnell und herzlos zuschlug. Noch vor kurzem hatte sie den Baum von einiger Entfernung aus gerade so erkennen können, aber jetzt sah sie noch nicht einmal den Boden unter ihren Füßen. Langsam tastete sie sich vorwärts. Schritt für Schritt, bis ihre Hände plötzlich den kalten, trockenen Stamm eines der toten Holzgestelle ertasteten, die die Eiselfen als Bäume bezeichnen. Schnell brach sie einige Äste ab und ging wieder zurück in die Dunkelheit.
Nachdem sie sich erneut einige Zeit durch die Nacht getastet hatte, trafen ihre Finger auf etwas kaltes und hartes. <span style="color:D4F8FD;">„Flocke, ich bin wieder da! Ich mach uns gleich ein Feuer!“</span>, rief sie erfreut und legte ihren Rucksack und die Äste auf den Boden. Dann begann sie das Holz aufzuschichten, hielt aber mittendrin inne und horchte in die Dunkelheit. Nichts bewegte sich und kein Frettchen kam freudig auf sie zu gerannt. <span style="color:D4F8FD;"> „Flocke?“</span>, reif sie fragend in die Nacht, doch es kam keine Antwort. Langsam begann Selyn sich Sorgen zu machen. <b>Flocke! Was ist los, wo bist du hin?</b>, ging ihr durch den Kopf. Sie stand auf und versuchte erneut irgendetwas in der Dunkelheit zu entdecken, aber sie hatte keine Chance. <span style="color:D4F8FD;"> „Flocke! Komm her!“</span>, rief sie noch einmal ohne Erfolg durch die Nacht. Dann hielt sie es nicht mehr aus. Sie schloss die Augen und versuchte den Schnee zu spüren und mit ihm gedanklich zu verschmelzen, um wie der Schnee selbst fühlen zu können. Noch vor kurzem hatte sie so etwas andauernd gemacht. Es war damals einer ihrer leichtesten Übungen gewesen und sie tat dies sogar eher nebenbei, doch jetzt schaffte sie es nicht. Irgendetwas blockierte sie. Sie versuchte es immer angestrengter, bis sie unter Tränen zusammenbrach. Sie ließ sich nach hinten, in Richtung der Felswand des kleinen Vorsprungs, fallen, um so in sitzender Position, von der Felswand gestützt, aufzukommen, doch da war keine Wand. Unsanft schlug sie auf den kalten Boden auf.
Mit leichten Schmerzen im Rücken lag sie nun auf dem Boden und rieb sich ihren Hinterkopf. <b>Was ist den jetzt los?</b>, fragte sie sich verblüfft.
Nachdem die Schmerzen langsam gewichen waren, stand sie auf und begann sich an der Steinwand entlang zu tasten. Sie merkte schnell, dass sie sich eindeutig nicht bei ihrem Felsvorsprung befand. Sie war viel eher in einer kleinen Höhle gelandet. Eigentlich ein Glücksfall, denn in einer Höhle konnte man die Wärme eines Feuers viel besser nutzen, doch ohne ihren Flocke war für sie diese Tatsache ohne Bedeutung. Sie tastete sich zurück zum Eingang und rief noch einmal in die Nacht: <span style="color:D4F8FD;"> „Flocke! Komm bitte zu mir, mein Kleiner!“</span> Dann wartete sie einige Zeit auf eine Antwort.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Erzähler » Dienstag 30. September 2008, 08:30

Selyn hatte es tatsächlich geschafft, noch bevor es dunkel wurde, einen einigermaßen geeigneten Platz für die Nacht zu finden. Ein kleiner Felsvorsprung bot Schutz vor dem eisigen Wind und sollte es zu schneien beginnen, so wäre sie dort auch recht gut geschützt. Nun benötigte sie allerdings noch etwas Holz, um für ein wärmendes Feuer zu sorgen. So machte sie sich auf, auch wenn die Nacht bereits besitz vom Land ergriffen hatte, und tastete sich zu einem abgestorbenen Baum vor. Ihrem Freund Schneeflocke wies sie an, beim Unterschlupf zu bleiben. Schnell brach sie ein paar Äste ab, packte sie so gut es ging und machte sich auf den Rückweg. Dieser jedoch sollte bei weitem nicht so einfach sein.

Sie tastete sich erneut vor, fand eine Felswand und an dieser ging entlang. Es war wirklich nicht sonderlich ermutigend, wenn man seine eigene Hand nicht vor Augen sah. Eigentlich sollte es doch im Eisreich, dort wo alles mit weißem Schnee bedeckt war, selbst Nachts etwas heller sein, als sonst irgendwo auf der Welt. Das Licht der Sterne sollte den Schnee anstrahlen und dieser wieder reflektieren, sodass man wenigstens eine kleine Strecke sehen konnte.
Aber nichts war. Der Himmel war mit dicken Wolken verhangen und dies machte das Vorankommen erheblich beschwerlicher. Auch die Temperaturen sanken weiter, zwar langsam aber stetig. Sollte Selyn nicht bald das Feuer entfachen können, so würde ihr, trotz ihrer erstaunlichen Kälteresistenz, ein bitterlicher Tod durch Erfrieren bevor stehen.

Zu ihrem Glück schaffte sie es zurück zu ihrem Felsvorsprung, so zumindest glaubte sie. Entsetzten mochte sie packen, als sie nach Schneeflocke rief und dieser nicht antwortete. Was war geschehen? Wo war ihr Freund? Ein eigentümliches Gefühl machte sich in der Eiselfe breit und schließlich konnte sie feststellen, dass sie nicht dort war, wo sie dachte zu sein. Es musste sich um eine Höhle handeln, welche sie durch die Dunkelheit gefunden hatte. Eigentlich ein idealer Ort, um die eisige Nacht zu verbringen, aber ohne das kleine Frettchen…

Immer wieder rief sie nach ihm und zuletzt klang ihre Stimme schon leicht verzweifelt.
<i><span style="color:D4F8FD;">“Flocke! Komm bitte zu mir, mein Kleiner!“</span></i>
Sie wartete einige Zeit auf eine Antwort des kleinen Tieres, aber nichts tat sich. Es dauerte noch eine ganze Weile länger, bis ein leises Fiepen zu hören war. Sie kannte es und musste augenblicklich wissen, dass es sich um Flocke handelte. Er sprang im hohen Schnee hin und her, arbeitete sich immer weiter vor, bis er schlussendlich bei seiner Freundin angekommen war. Er hechelte und kletterte augenblicklich an ihrer Kleidung zu ihrer Schulter empor. Dort drückte er die Seite seines Kopfes an die Wange der jungen Eiselfe und sie konnte spüren, dass sein Fell eiskalt und feucht war. Sein Körper zitterte etwas, denn selbst ein Frettchen, dass kalte Temperaturen aushalten konnte, war doch nicht imstande solche eisigen Grade zu überstehen.

In der Tat würde es nun an der Zeit werden das Feuer zu entfachen, damit sich auch Selyn wärmen konnte, denn es wurde stetig immer etwas kälter. Gefühlt mochten es bereits 28 ° im negativen Bereich sein und dies war bei weitem zu dieser Jahreszeit noch nicht alles.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Dienstag 30. September 2008, 23:56

<span style="color:D4F8FD;">„Flocke, mein Schatz! Da bist du ja“</span>, rief Selyn, als sie ihren Flocke in dem tiefen Schnee erblickte. Freudig sprang er in die Arme seiner Herrin und presste seinen Körper an sie. Selyn merkte sofort, wie nass und kalt er war. Schnell umarmte sie den Kleinen und begann, ihn so gut es ging trocken zu reiben und ihn durch ihre eigene Temperatur zu wärmen. Flocke dankte es ihr, indem er sich mit seinem Kopf an ihre Wange schmiegte und kurz darauf begann, sie abzulecken, wie er es immer tat, wenn er sich unbändig freute, seine Herrin zu erblicken. Nach einiger Zeit wachte Selyn aus ihrer Freude auf und merkte jetzt die immer kälter werdenden Winde, die mittlerweile auch sie zum Zittern brachte. Sie trug ihr Frettchen in die Höhle und setzte ihn in ihre Wolldecke, die zur Standartausrüstung einer Eiselfin gehörte. Dann ging sie sichtlich beruhigter wieder zu dem Holzstapel und verlagerte ihn in das Innere der Höhle. Kurz darauf flackerten die ersten Flammen auf und erhellte die Höhle mit schwachem, flackerndem Licht. Um sie herum konnte Selyn nur Gestein erkennen. Es handelte sich wohl um einen natürlich entstandenen Riss, der jedoch tief in den Felsen reichte. Der Platz, indem sie sich befand, war nicht rund, so wie die meisten Höhlen es waren, er hatte eher eine dreieckige Form. Selyn hielt sich jedoch nicht lange mit der Betrachtung ihrer Umgebung auf. Schnell breitete sie ihren Mantel aus und kuschelte sich zu ihrem Flocke. Kurze Zeit später waren die beiden auch schon dicht beieinander eingeschlafen.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Erzähler » Sonntag 5. Oktober 2008, 15:31

Es war noch früh am Morgen, als Selyn zu erwachen schien. Wie schön war es doch gewesen, seinen besten Freund bei sich zu haben und zusammen mit ihm in das Reich der Träume einzutauchen. Aber wie so oft war alles irgendwann einmal zu Ende und so glitt die junge Eiselfe wieder aus der Welt des Schlafes zurück in die Wirklichkeit.
Das Feuer war herab gebrannt und nur noch ein paar kleine Glutstelle kokelten vor sich hin. Die Wärme der Flammen war verschwunden und hatten erneut der kalten Luft des Eisreiches platz gemacht.

Jedoch war Selyn nicht erwacht, weil sie sich genügend Ruhe hatte zu kommen lassen. Nein, plötzliche laute Geräusche rissen sie aus ihrem Schlaf. Donnernd rumpelte es von draußen in die Höhle herein. Der Erdboden erzitterte in kurzen Abständen und beruhigte sich dann anschließend wieder. Es war als würde eine Horde übergroßer, wild gewordener Eisbären daran vorbei stapfen, nur das Brummen fehlte.
Schließlich wurden die Laute leiser und verklangen dann ganz im wilden Schneetreiben, dass über die Landschaft wehte.

Ein leises und quengliges Fiepen drang an ihre Ohren. Schneeflocke war auch bereits wach und schnupperte wild und hektisch in der Höhle herum. Er kam an der Feuerstelle vorüber und wagte sich sogar noch etwas weiter in den dreieckigen Spalt, wo sie nun die Nacht verbracht hatten, hinein. Er kam wieder nach vorn und wirkte ganz aufgeregt. Seine kleinen Augen funkelten und seine Nase machte die süße kleine Bewegung, welche sie immer tat wenn er etwas entdeckt hatte.
Flocke kam zu Selyn und begann sich im Kreis zu drehen, zuckte immer wieder ein bisschen in die Richtung, aus der eben gekommen war und fiepte mit seiner zarten Stimme.

Was wollte ihr das Frettchen nur sagen? Scheinbar hatte es etwas entdeckt, aber sollte sie so tollkühn sein und selbst auch nachschauen gehen? Was mochte sich wohl weiter hinten verbergen. Das Licht dort war nicht gerade optimal um etwas zu erkennen, aber vielleicht würde sich der Mut ja lohnen. Sollte es sich um etwas gefährliches handeln, so wäre ihre kleiner Freund sicherlich nicht so aufgeregt. Er würde sie doch nie in gefährliche Situationen bringen, so jedenfalls könnte die Eiselfe denken.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Sonntag 5. Oktober 2008, 19:47

Selyn sprang aus ihrer Decke und ließ diese einfach an Ort und Stelle liegen. Die Neugier hatte sie gepackt. Und nicht nur sie, auch Flocke schien genauso neugierig wie ängstlich zu sein.
<b>Was war das den? Das hat sich ja ganz schön riesig angehört!</b>
langsam und vorsichtig schlichen sie zu dem Ausgang ihrer Höhle. Ihr Frettchen blieb dabei immer dicht bei ihr. Die Sonne war schon aufgegangen und die Kombination des Sonnenlichts, das sich durch den Schnee noch verstärkte und der Tatsache, dass sie sich die ganze Zeit über in einer eher dunklen Felsspalte aufgehalten hatte, bewirkte, dass sie zuerst einmal gar nichts sah. Sie kniff die Augen zu und hielt sich die Hand vor ihr Gesicht.
Nach ein paar Augenblicken, nahm sie langsam die Hand wieder herunter und sah sich um. Flocke war bereits ein Stück vorgelaufen und erwartete sie aufgeregt im Schnee, direkt vor dem Eingang der Höhle. Langsam und vorsichtig wagte sich jetzt auch Selyn Vorwärts. Sie konnte nicht anders, sie musste wissen was hier los war.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Erzähler » Sonntag 5. Oktober 2008, 21:20

Durch ihr Frettchen Schneeflocke nach draußen gelockt, musste Selyn zunächst einmal ihre Augen bedecken. Das bisschen Licht, welches trotz des wolkenbedeckten Himmels vorhanden war, wurde durch den fast weißen Schnee noch verstärkt und so brannte es in ihren durchdringenden blauen Augen, hatte sie doch die letzte Zeit in einer dunklen Höhle verbracht. Als sie sie endlich wieder öffnete und sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, konnte die junge Elfe zunächst nichts weiter erblicken.

Flocke dagegen war noch aufgeregter als zuvor. Er rannte immer wieder im Kreis vor ihr her und um sie herum. Auch erhob er immer wieder sein Stimme zu einem hektischen fiepen, gerade so als wolle er seiner Herrin etwas wichtiges von Bedeutung mitteilen.
Er senkte seine Schnauze zum Schnee und begann daran zu schnüffeln. Offenbar hatte er eine Spur aufgenommen, denn nun bewegte er sich im Zickzack von ihr fort, hinaus in die weiten Ebenen des Eisreiches.

Scheinbar schien auch Selyn nun von der Neugier gepackt worden zu sein. Sie trat einen Schritt aus der Höhle und nun schien es sich ihr zu offenbaren. Gar nicht weit vom Eingang zu der Felsspalte, war etwas riesiges im Schnee. Es handelte sich nicht um eine Gestallt oder einen Felsen oder der Gleichen, nein es war etwas anderes.
Sollte die Eiselfe näher treten, so würde sie ein riesiges Loch, welches in die obersten Schichten des gefrorenen Wassers gedrückt war, entdecken. Es handelte sich dabei um Ausmaße, welche unmöglich von etwas lebendigem stammen konnte.

Was war hier nur geschehen? Stand dieses Loch, welches sogar zusätzlich eine seltsame fußähnliche Form besaß, mit dem in Verbindung was vor wenigen Augenblicken noch diese eigentümlichen Geräusche verursacht hatte. Um sie herum konnte die Eiselfe allerdings niemanden sehen. Weiter vorn, ungefähr ein paar Meilen entfernt, schien es gar noch zu schneien, was ihr die Sicht weiter einschränkte.
Flocke lies unterdessen einen verängstigten Schrei von sich hören. Er war zu dicht an den Rand getreten und die schwache Schneewand hatte selbst sein leichtes Gewicht nicht getragen. Er war in dieses merkwürdige Loch gerutscht und befand sich nun auf dessen Boden.
Zuletzt geändert von Erzähler am Montag 6. Oktober 2008, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Montag 6. Oktober 2008, 13:21

<span style="color:D4F8FD;">„Flocke!“</span> schrie Selyn erschreckt auf, als sie ihren kleinen Freund plötzlich nicht mehr sah und nur noch ein ängstliches Fiesen vernahm. Schnell lief sie auch an den Rand des… ja, wo war sie eigentlich? Selyn blieb an dem Rand des Loches wie versteinert stehen, als ihre Augen dessen ganze Größe erblickten. Ihr Blick wanderte mehrere Male über den Rand und ihr Verstand versuchte sich krampfhaft eine logische Erklärung zu bilden.
<b>Es war ein Eisbeben! So viel steht fest! Oder war es doch ein Tier? Es ist so gleichmäßig und glatt, wie ausgestampft! Das schafft kein Eisbeben, aber, wenn es ein Tier war, was war es dann?</b> Selyn hatte der Unterricht über Tiere nie wirklich interessiert. Schließlich konnte man so, außer die Erkenntnis über mögliche Versuchsobjekte, kaum etwas Gutes über die Eismagie lernen. Jetzt aber wünschte sie sich, wie so oft in letzter Zeit, etwas mehr auch auf solche Sachen geachtet zu haben.
<b>Nein, das kann es nicht sein. Kein Tier hat so einen großen Fuß, außer… </b> Selyn hielt schlagartig den Atem an. Ihre Augen wurden groß und größer und ihr Mund ließ sich nicht mehr ganz schließen. Sie starrte nur noch auf den Abdruck und schien zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. <b>außer es war einer der Göttlichen</b>.
Der bloße Gedanke an den Eisdrachen in ihrer Heimatstadt Estria, war schon oft sehr erfüllend, aber, das in dieser Nacht ein weiterer die Welt mit seinem Erscheinen gesegnet haben könnte, war für Selyn unglaublich erregend.

Sellyn stand immer noch am Rande des Abdruckes und direkt unter ihr, saß ihr kleiner Freund. Er war in der Zwischenzeit dutzende Male an der, für ihn unüberwindlich hohen, Abruckswand auf und abgesprungen, hatte Halt gesucht und um Hilfe gefiepst, doch Selyn regte sich nicht wirklich. Jetzt saß er trotzig da und würdigte ihr keines Blickes mehr.
Langsam aber sicher entkam Selyn ihren Gedankengängen. Sie strahlte vor Glück und senkte ihren Blick auf ihren im Schnee sitzenden Freund. Sofort erkannte sie dessen Trotzigkeit, wie er sie immer zeigte, wenn Selyn sich nicht jede Sekunde um ihn kümmerte.
<span style="color:D4F8FD;"> „Ach, Flocke! So schlimm war es doch auch wieder nicht“ </span>, sagte sie mit vergnügtem Gesichtsausdruck. <span style="color:D4F8FD;"> „schließlich hattest du die große Ehre auf dem Schnee zu sein, der von einem Drachen berührt wurde!“. </span>
Als hätte der Kleine Selyn verstanden, drehte dieser sich jetzt um und betrachtete sein vermeintliches Gefängnis mit großen Augen. Selbst als Selyn ihn hoch hob und ihn in ihre Arme schloss, schaute er über ihre Schulter weiter in Richtung des großen Loches.
<span style="color:D4F8FD;"> „ich bin gespannt zu erfahren, was für ein Drache es ist. Weißt du Flocke, es gibt viele unterschiedliche Drachen und keiner gleicht dem Anderen. Vielleicht hat dieser Drache riesengroße Füße, vielleicht sogar ein Trampeldrache, oder… Ja, ein Baumdrache, mit riesigen Baumstämmen anstelle von Füßen, das ist es!“ </span>, philosophierte Selyn auf dem kurzen Weg zurück zu ihrem Unterschlupf, so dass sogar Flocke bei der einen oder anderen Bemerkung die Augen verdrehte.
Schnell schnappte sich Selyn all ihre Sachen, packte auch noch ein paar der nicht benutzten Äste ein und machte sich wieder auf den Weg zu der Straße der Drachen, wie sie sie mittlerweile nannte, auch wenn es sich bisher nur um einen einzigen unidentifizierten Abdruck handelte. Sie war fest entschlossen das ganze zu verfolgen und diesen Drachen zu erblicken. Also zogen die Beiden los. Zu dem Abdruck und dann weiter in die Richtung, in der das Wesen, das diesen hinterlassen hatte, wohl gegangen war.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 8. Oktober 2008, 23:42

Gerade als Selyn ihre Sachen gepackt und sich auf den Weg gemacht hatte, den Ursprung des seltsamen Abdrucks im Schnee zu erkunden, geschah etwas womit wohl kaum einer gerecht hätte. Bevor Schneeflocke die junge Eiselfe zu dem Loch im Schnee geführt hatte, hatte er sich noch ein wenig in der Höhle umgesehen, wollte seine Herrin sogar noch auf etwas aufmerksam machen, doch dann waren die Ereignisse außerhalb des Nachtlagers wesentlich interessanter geworden.
Aber jetzt, da sie die Höhle wieder verlassen hatte, bepackt und bereit eine Reise anzutreten, schnüffelte das Frettchen noch kurz in die Luft und lies einen lauten Fieper von sich hören.

<span style="color:D4F8FD;">HE! DU DA!“</span>, rief eine Stimme urplötzlich hinter Selyn in perfektem Esera. <span style="color:D4F8FD;">“An deiner Stelle würde ich nicht da lang gehen. Das könnte äußert gefährlich für dich und das kleine Vieh werden!“</span>

Sofort verstummte die Stimme wieder aber sollte sich die junge Eiselfe umdrehen und schauen, wer ihr dies in so unhöflichem Ton sagte, so würde sie einen Mann entdecken. Er hatte, genau wie sie, helle fast bläuliche Haut und lange, glatte weiße Haare. Sein schmaler Körper war in dicke Fellkleidung gehüllt und Pelzstiefel zierten seine Füße. Einen Bart trug er nicht, im Gegenteil seine Haut im Gesicht war zart wie ein Babypopo.
Er stand am Eingang zu Höhle und lehnte sich entspannt mit seiner Schulter gegen die Wand. Ein Lächeln lang auf seinen Lippen, aber es wirkte irgendwie höhnisch.

<span style="color:D4F8FD;">“Du weißt nicht was hier gerade entlang gekommen ist und eigentlich willst du es auch gar nicht wissen. Glaub mir! Es würde ein so zartes Wesen wie dich zu sehr erschrecken.“</span>, schloss er seine Rede, einzig fügte er noch an: <span style="color:D4F8FD;">“Und sei froh, dass du es bei diesem Wetter nicht sehen kannst.</span>

In der Tat. Das Wetter schien umzuschlagen und den Schneefall, welchen Selyn noch vor einigen Minuten in der Ferne entdeckt hatte, schien auf sie zu zuhalten oder war dies alles nur eine optische Täuschung? Jedenfalls bewegte sich fast kaum sichtbar hinter den Schneeflocken ein Schatten, nur ganz wenig und langsam, aber doch stetig.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Donnerstag 9. Oktober 2008, 19:24

Selyn blieb stehen und drehte sich zu dem Mann um. Ihre Augen wahren vor Überraschung weit aufgerissen, aber nicht, weil sie sich über die plötzliche Stimme erschrocken hätte.

<span style="color:D4F8FD;">„Ihr kennt den Drachen? Das ist ja super!!! Kommt, ich muss ihn mir ansehen! Ist er das? Dieser Schatten hinter dem Schnee? Oh, ist der riesig! Ich hatte Recht! Es ist ein Trampeldrache, das kann nur ein Trampeldrache sein… !“</span>

Selyn lief während des Redens zu dem Mann und packte ihn am Arm um mit ihm in Richtung Schatten zu laufen.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 9. Oktober 2008, 21:45

Die Augen des Mannes weiteten sich ein ganzes Stück, als Selyn plötzlich direkt auf ihn zukam und ihn freudestrahlend bezüglich des Drachens ansprach, den sie hinter dem Verursacher der Kuhle und des Schattens vernutete. Er schwang sich von seiner an der Wand abstützenden Haltung hoch und stand nun mit festem Stand direkt vor der jungen Eiselfe.

<span style="color:D4F8FD;">“Drache? Drache?“</span>, meinte er und spöttisches Gelächter klang bei seinen Worten mit. <span style="color:D4F8FD;">“Wie kommst du drauf dass es sich um einen Drachen handelt? Aber gut, in gewisser Weise hat das ganze schon mit einem Drachen zu tun.</span>

Selyn packte den Arm des Mannes und wollte ihn schon mit sich in Richtung des schwachen Schattens zerren, als dieser ihrer, doch für ihre Statur recht starken Kraft, widerstand. Er befreite seine Hand aus der ihren und blieb stehen.

<span style="color:D4F8FD;">“Du willst also unbedingt hinter dem Untier her?“</span>, fragte er und wirkte etwas ungläubig. <span style="color:D4F8FD;">“Gut, dann warte noch einen Augenblick. Ich bin gleich wieder da, denn allein lass ich dich nicht hinter dem Vieh her marschieren.</span>

Mit diesem Satz verschwand der Fremde in der Höhle und kam kurz drauf wieder hervor, bepackt mit einem Rucksack. Er war nun abreise bereit und machte ein paar Schritte nach vorn, blieb wieder stehen und wandte sich Selyn erneut zu.
<span style="color:D4F8FD;">“Ach ja übrigens, ich bin Ranarion Ancoron. Na komm schon kleine Fremde, sonst verlierst du noch deinen Drachen. Und vergiss dein kleines Vieh nicht.“</span>

Ein Lächeln hatte sich auf sein ernstes Gesicht gelegt und da er einzig seine Mundwinkel etwas angehoben hatte, mochte er irgendwie komisch wirken, wie er so da stand und auf Selyn und Schneeflocke wartete.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Freitag 10. Oktober 2008, 14:49

<span style="color:D4F8FD;">„Pah!“</span> Selyn war stehen geblieben, hatte die Hände in ihre Hüfte gepresst und schaute Ranarion finster an. Es war schon erschreckend, wie leicht sich Selyns Stimmung ändern konnte.

<span style="color:D4F8FD;"> „Das ist kein Viech!“ </span> betonte sie erbost. <span style="color:D4F8FD;"> „Das ist mein bester Freund! Er bedeutet mir mehr als alles Andere, und überhaupt interessieren mich Namen von gemeinen Elfen nicht! Dann gehe ich lieber alleine den großen Drachen anschauen, ich brauch keinen Aufpasser und schon gar nicht einen wie euch!“ </span>

Sie stampfte trotzig an dem Eiselfen vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Das ganze wirkte eher wie eine der hochnäsigen, bösen Prinzessinnen aus den Kindergeschichten der Eiselfen. Für Ranarion war es schwer zu erkennen, ob Selyn das wirklich ernst gemeint hatte. Ihre Worte sagten es eindeutig, aber ihr restliches Verhalten ließ eher auf ein pubertäres Kinderverhalten schließen.

<span style="color:D4F8FD;"> „Komm Flocke!“ </span>, rief sie ihrem Frettchen zu, welches sofort in Richtung Selyn rannte, noch einmal bei dem Elfen stehen blieb und so etwas wie ein Knurren verlauten ließ, um dann seinen Weg bis auf Selyns Schultern zu beenden.

<span style="color:D4F8FD;"> „Und Außerdem! Ich bin nicht Klein!“ </span>, rief sie dem verdutzten Elfen hinter ihr zu, ohne dabei ihren Starren Blick nach vorne zu verändern. So ging sie weiter in den Schnee, immer der Wand aus wirbelnden Eiskristallen entgegen.

Ranarion löste sich langsam aus seiner Verblüffung und hunderte Fragen gingen ihm durch den Kopf, aber eine blieb ihm am meisten im Kopf hängen: Konnte er diese junge Eiselfin wirklich alleine in solch eine Gefahr laufen lassen?
Zuletzt geändert von Selyn am Freitag 10. Oktober 2008, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 12. Oktober 2008, 14:38

Es war doch recht erstaunlich, wie aufbrausend die junge Eiselfe Selyn sein konnte. Sie reagierte äußerst erbost auf die Äußerungen Ranarions und stampfte nun an ihm vorbei, direkt auf die wirbelnde Wand aus Schneeflocken zu.
Der erwachsene Eiself stand etwas verdattert an Ort und Stelle und obwohl er eigentlich nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war und im Prinzip mit solch oder einer ähnlichen Reaktion der Adeptin des Lehrhauses der Eismagie gerechnet hatte, so verwunderte ihn ihre nachhaltige Sturheit.

<b>Erstaunlich und interessant zugleich. Dieses Kind wird noch arge Schwierigkeiten bekommen, wenn nicht jemand auf sie aufpasst und sie vor großen Gefahren beschützt.</b>, schossen ihm die Gedanken durch den Kopf, während sie sich immer weiter von ihm entfernte. <b>Ich kann sie nicht allein hinter diesem Wesen herjagen lassen. Sie weiß ja gar nicht, was sie dort erwartet…</b>

Also war der Entschluss gefasst und sofort machte er sich auf den Weg die junge Eiselfe einzuholen. Seine Schritte waren ausfallend und weit und dauerte es, trotz der hohen Schneedecke, nicht lange bis er sie wieder eingeholte hatte. Er positionierte sich neben ihr und lief dort eine weile Stumm mit ihr mit.

<span style="color:D4F8FD;">“Naja, im Vergleich zu mir bist du schon nicht gerade besonders groß.“</span>, scherzte der Mann plötzlich und hatte erneut diese eigentümliche Lächeln auf seinem Gesicht. <span style="color:D2F8FD;">“Sag mal, wie heißt du eigentlich? Ich kann dich ja nicht die ganze Zeit mit <i>Kleine</i> anreden, vor allem da dir dieser Name sowieso nicht zu gefallen scheint.“</span>

Flocke verhielt sich, seit Ranarion Ancoron auf die beiden Freunde aufgeschlossen hatte, erstaunlich ruhig. Er würdigte den Mann zwar nicht eines Blickes, während das Frettchen auf der Schulter von Selyn saß, aber knurrte er ihn auch nicht mehr an. Vielleicht wusste Schneeflocke ja, dass sie Unterstützung gebrauchen konnten, sollten sie sich wirklich dem vermeintlichen Drachen nähern. Instinktiv mochte das kleine Tier Gefahr wittern, vielleicht irrte es sich aber auch nur. In der Natur waren solche Geschöpfe, wie Flocke eines war, lieber etwas vorsichtiger, lebten dafür aber länger, als es andere Tiere taten.

<span style="color:D2F8FD;">“Warum bist du eigentlich hier draußen?“</span>, fragte Ranarion weiter. <span style="color:D2F8FD;">“In dieser Jahreszeit findet man nicht gerade viele Eiselfen in der Schneewüste des Eisreiches. Und das ist sogar verständlich, denn es nähert sich der Zeit der dunklen Tage und während dieser Zeit möchte eigentlich keiner freiwillig hier in der Kälte sein, zudem es hier ziemlich gefährlich werden kann.</span>

Damit schloss er erst einmal mit seinem Redeschwall ab und entschloss sich dazu, Selyn einige Zeit zum Überlegen zu geben. Er wusste nicht ob sie ihm antworten oder gar wirklich mit ihm reden würde, aber doch schien es ihm vernünftiger zu sein, jetzt erst einmal seinen Mund zu halten. So schritten sie neben einander her und die einzelnen Sandkörner des Stundenglases der Zeit rieselten unaufhörlich durch den engen Trakt und deuteten das vergehen der Zeit an.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Sonntag 12. Oktober 2008, 17:56

Selyn merkte natürlich, dass der Elf ihr folgte und schnell näher kam. Umsomehr versuchte sie, ihm keinerlei Regung zu zeigen und ihn total zu ignorieren. Als er sie erreicht hatte, starrte sie stur vor sich hin.
<b>Was will der nur von mir? Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?</b>

Nach einiger Zeit brach der Eiself die eisige Stille:
<i>“Naja, im Vergleich zu mir bist du schon nicht gerade besonders groß.“</i>

Selyn drehte ihren Kopf zu dem Eiselfen und starrte ihn mit finsterem Gesichtsausdruck an. Erst jetzt bemerkte sie dessen Grinsen und verdrehte die Augen leicht, bevor sie begann, wieder vor sich zu schauen.
<b>Was denkt der sich bloß? Meint wohler, er sei oberlustig!</b>
Sie streichelte ihren Flocke kurz, der sich auf ihrer Schulter, an sie geschmiegt, eingerollt hatte.

<i>“Sag mal, wie heißt du eigentlich? Ich kann dich ja nicht die ganze Zeit mit Kleine anreden, vor allem da dir dieser Name sowieso nicht zu gefallen scheint.“</i>

Zuerst zeigte Selyn keine Reaktion auf diese Frage, aber auch sie merkte, dass etwas Wahres an seinen Worten dran war. Sie hatte keine Lust <i>Klein</i> genannt zu werden. Sie war es schließlich aller höchstens von ihrem Körper her und der wiederum war es nur wegen ihrem Alter, wofür sie nichts konnte. Ganz abgesehen davon, dass es sowieso eine neue Situation für sie war. Noch vor kurzem hätte es Niemand gewagt ihr so etwas überhaupt zu sagen.
<span style="color:D4F8FD;">„Selyn“</span>, antwortete sie knapp und warf mit bösem Blick dem Eiselfen noch <span style="color:D4F8FD;"> „Wenn ihr es unbedingt wissen müsst“ </span> entgegen.

Der Eiself schien mit dieser Antwort zufrieden, jedenfalls nickte er kurz und schien nichts weiter zu diesem Thema zu sagen.
<b>Hm, wo er wohl herkommt? Und, warum war er in der Höhle, direkt hinter mir … </b> fragte sie sich insgeheim, ohne in irgendeiner Weise zu zeigen, dass sie sich für den Mann zu interessieren begann. Doch dann kam ihr ein Gedanke, der sie kurz erschrecken ließ. <b> War er etwa die ganze Nacht hinter mir?</b> Sie schaute den Elfen kurz unbewusst an, ehe sie sich besann und wieder in Richtung der Schneewand schaute, die immer näher zu kommen schien.
Der Eiself hatte diese Reaktion wohl bemerkt, zumindest begann er munter eine weitere Frage zu stellen.
<i>“Warum bist du eigentlich hier draußen?“ … “In dieser Jahreszeit findet man nicht gerade viele Eiselfen in der Schneewüste des Eisreiches. Und das ist sogar verständlich, denn es nähert sich der Zeit der dunklen Tage und während dieser Zeit möchte eigentlich keiner freiwillig hier in der Kälte sein, zudem es hier ziemlich gefährlich werden kann.“</i>

<span style="color:D4F8FD;"> „Wir kommen auch in der Kälte gut zurecht. Macht euch keine Sorgen!“ </span>
<b>Zumindest früher war das kein Problem</b> dachte sich Selyn, die sich im inneren gar nicht mehr so sicher war, ob sie wirklich dieser Kälte ohne Probleme begegnen konnte. Schließlich wurde es wirklich von Tag zu Tag kälter und die Spitze war noch lange nicht erreicht, das wusste Selyn. Dazu kam noch, dass auch sie gemerkt hatte, dass etwas mit ihren Eiskräften in letzter Zeit nicht stimmte. Sie konnte sie immer seltener kontrollieren, zumindest die mächtigen Zauber, die sie bisher immer durchgeführt hatte. Aber von all dem ließ sie sich nichts anmerken und so schob sie diese Gedanken schnell wieder weit von sich weg.
<span style="color:D4F8FD;"> „Wir … passen schon auf uns auf, nicht wahr, Flocke?“ </span> fügte sie noch schnell hinzu, doch klang diese Aussage weit weniger sicher als die erste.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 12. Oktober 2008, 20:43

Erleichtert darüber, dass sie wenigstens ein paar Worte ihm wechselte, schritten sie nun neben einander her. Sie wirkte aber noch immer sauer, weil Ranarion sie <i>Kleine</i> und ihren Freund Flocke <i>Vieh</i> genannt hatte.
Nun da musste sie jetzt durch, ob sie wollte oder nicht. Der Eiself war sich auch keiner Schuld bewusst und hatte kein schlechtes Gewissen. Er kannten ihren Namen noch nicht und auch nicht den des Frettchens und obwohl er sehrwohl erkannt hatte, um welche Tierrasse es sich bei ihm handelte war es nun einmal seine Ausdrucksweise.
Aber woher sollte Selyn das schon wissen.

<span style="color:D2F8FD;">“Ja, ich muss es wissen.“</span>, antwortete er mit einem Nicken auf ihren trotzigen Tonfall hin. <span style="color:D2F8FD;">“Selyn also? Schöner Name.“</span>

Sehrwohl bemerkte Ranarion, dass die junge Adeptin ihn betrachtete, auch wenn es nur einen Augenblick war.
<b>Was wird wohl in ihrem Kopf vor sich gehen?</b>, fragte er sich und blickte weiter auf die näher kommenden, herhabfallenden Schneeflocken.
Sie hatte auch auf seine weiteren Fragen eine Antwort gegeben, auch wenn diese ebenfalls eher notdürftig mit den wenigsten Worten formuliert waren. Zusätzlich klang die letzte auch nicht mehr so sicher, wie diejenigen zuvor.

Der Eiself erwiderte nichts und so gingen sie eine weitere Weile stumm neben einander her. Es wurde kälter und der Wind trug eisige Böen mit sich. Es gab keinen Zweifel mehr daran, dass ein Wechsel der Jahreszeiten bevor stand.
Ranarion zog seinen Kragen enger an seinem Hals zusammen und schaute nun besorgt zu seiner mehr oder weniger unfreiwilligen Begleitung. Sie schien die Kälte recht gut wegstecken zu können. Sie schien nicht zu zittern, sondern schritt entschlossenen Schrittes immer weiter. Irgendetwas stimmte nicht an ihr, dessen war sich der Elf bewusst, aber er vermochte noch nicht zu sagen um was es sich handelte.

Endlich hatten sie es geschafft. Einzelnen Flocken senkten sich bereits über sie hinweg und sie wurden immer dichter. Sie musste die Wand aus fallendem Schnee erreicht haben.
Der Schatten jedoch war nun undeutlicher zu sehen, denn das Licht, welches ihnen noch vor kurzem geholfen hatte, wurde von den dicken Wolken fern gehalten.
<span style="color:D2F8FD;">“Dort!“</span>, rief Ranarion aus und deutete in eine Richtung.
Tatsächlich bewegte sich dort etwas, nur schwer zu erkennen und bereits ein ganzes Stück weiter vor ihnen. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sie es erreichen würde, wenn überhaupt. Aber doch schien es, dass sie wenigstens ein kleines Stück aufgeholt hatten.

<span style="color:D2F8FD;">“Kannst du noch Selyn?“</span>, fragte der Eiself rufend durch das wilde Schneetreiben zu der jungen Elfin.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Dienstag 14. Oktober 2008, 13:53

<i>“Selyn also? Schöner Name.“</i>

Selyn fühlte sich durchaus geschmeichelt. Sie hatte in ihrem Leben noch nicht viele Komplimente erhalten und welche über ihren Namen schon gar nicht. <b>Hm, irgendwie hat er Recht. Der Name ist wirklich schön!</b> Sagte sie mit einem Lächeln zu sich selbst. Der Mann hatte ihren Liebling beleidigt und er dachte, sie wäre ein schwaches, kleines Mädchen, aber verglichen mit der Arroganz anderer Eiselfen, war er wirklich nett und freundlich.

Selyn merkte selbst, dass ihre letzten Worte unsicher geklungen haben mussten, doch der Eiself zeigte darauf keine Reaktion, was sie innerlich durchatmen ließ.
<b>Gut, er hat nichts bemerkt. Es wäre mir auch peinlich gewesen, wenn er meine momentane Schwäche entdeckt hätte. Aber zum Glück scheint er nicht der Hellste zu sein!</b> Erneut lächelte Selyn und dieses mal hielt es länger an. Selyn schien zu ihrer Fröhlichkeit zurückzufinden.
Dies war auch höchste Zeit, denn kaum ein Augenblick später, durchschritten sie die Wand aus fallendem Schnee. Die Sicht wurde erheblich eingeschränkt und die Kälte stieg durch die Nässe der Flocken erheblich an. Dazu kam, dass der Schatten jetzt immer schwerer zu sehen war. Selyn stapfte so schnell sie konnte durch den Schnee um den Schatten nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Ihr kam es vor, als würden sie sich immer weiter von ihm entfernen, obwohl sie in Wirklichkeit ein gutes Stück aufgeholt hatten. Die dunklen Wolken verdeckten Das Licht teilweise, was eine düstere Atmosphäre schuf. Für andere Rassen wäre es einem Armageddon aus Eis gleich. Selyn fühlte die Kälte auf ihrer haut. Ein vertrautes Gefühl erwachte in ihr. Sie ließ das Gefühl durch sie hindurchfließen und hörte auf sich gegen die Kälte zu wehren. Sie Begann eine Koexistenz mit ihr zu beginnen. Sie fühlte sich stark und mit der Kälte verbündet. Mehr noch, sie war die Kälte. Selyn merkte schnell das diesmal einer ihrer Zauber gewirkt haben musste, was ihre Freude noch steigerte.
Ranarion rief ihr etwas zu, doch sie bemerkte seine Worte nicht. Sie war zu sehr auf den Schnee und die Kälte konzentriert doch kurz darauf rief er etwas, was sie nicht ignorieren konnte: <i>“Kannst du noch Selyn?“</i>
Selyn blickte in seine Richtung. Ihr Gesicht hatte sich erneut finster verändert, doch dieses Mal durch die Konzentration auf ihren Zauber.
<span style="color:D4F8FD;"> „Bei mir ist alles in Ordnung“</span>, rief sie durch das dichte Schneetreiben. Sie spürte wie sich ihr Flocke fest an sie krallte. Er hatte im Gegensatz zu ihr keinen Zauber, der ihm das Leben in soclh einer Situation ermöglichte. Sie musste so schnell es ging aus dem Schnee heraus.
<span style="color:D4F8FD;"> „aber wir sollten uns beeilen oder uns doch einen Unterschlüpf suchen!“</span>
Zuletzt geändert von Selyn am Dienstag 14. Oktober 2008, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 15. Oktober 2008, 21:59

Auch wenn man es Selyn nicht ansehen mochte, so war sie doch um einiges zäher als man meinen könnte. Dies mochte in dieser Situation aber auch daher rühren, dass sie eines der äußerst seltenen Wunderkinder war. Kälte machte ihr recht wenig aus, selbst in dem "Zustand" in welchem sie sich derzeit und dank Schneeflocke befand. Ihre Magie schützte sie vor den erbitterten Temperaturen, aber nur sie. Flocke und ihr neuer Begleiter Ranarion waren den Launen der Natur ausgesetzt.

Umso mehr war es erstaunlich, dass es Eiself war, der sie als erster fragte ob bei ihr alles in Ordnung sei. Sie bejahte die Frage und fügte nach kurzer Zeit noch an, dass sie sich besser einen Unterschlupf suchen sollten. Ranarion wirkte angestrengt, denn allein das Hören und Verstehen gesprochener Worte war bei diesem Wetter beschwerlich. Schließlich jedoch nickte er.

<span style="color:D2F8FD;">"Das ist eine gute Idee!"</span>, rief er ihr zurück und machte es durch sein Nicken noch deutlicher, während er seine Kapuze aufsetzte und tief ins Gesicht zog. <span style="color:D2F8FD;">"Ich glaube, dort hinten könnte es einen Unterschlupf gegen."</span>

In der Tat war es ratsam sich vorübergehend einen geschützteren Ort zu suchen. Schneeflocke zitterte erschreckend stark, wie er so auf ihrer Schulter hockte und seine Krallen immer fester in ihre Kleidung bohrte.
Ranarion winkte Selyn zu und begann voraus zu laufen. Er bahnte sich einen Weg durch den frisch gefallenen Schnee und zog eine breite Kuhle hinter sich her. Weiße Atemwolken stoben aus dem Loch seiner Kapuze hervor und kündeten von körperlicher Anstrengung. In gar nicht so weiter Entfernung konnte man bereits schemenhaft einen Felsen erkennen, welcher einen breiten Überhang hatte.

Dann endlich erreichten sie ihn. Der Wind trieb den Schnee genau in jene Richtung, sodass man auf der einen Seite sowohl vor dem fallenden gefrorenen Wasser, als auch einigermaßen gut vor dem kalten Wind geschützt war.
Der Eiself legte seinen Rucksack ab und lies sich nieder. Mit dem Rücken lehnte er an der Wand des Felsens und aus der Kapuze lugten seine Augen hervor.

<span style="color:D2F8FD;">"Ich glaube, hier können wir bleiben. Vorerst."</span>, meinte er und erneut stoben ihm die weißen Atemwolken darauf hervor.

Den schemenhaften Schatten, welchen sie verfolgt hatten, war noch immer zu sehen, aber scheinbar bewegte er sich nicht mehr. Die ganze Zeit konnte man ein leichtes Wanken erkennen, doch jetzt war er völlig still. Vielleicht ruhte sich der vermeintliche Drache ebenfalls aus.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Donnerstag 16. Oktober 2008, 05:52

Selyn kümmerte sich schlagartig nicht mehr um den Drachen. Sie hob ihren zitternden Freund sachte von ihrer Schulter und ließ ihn in ihre Kleidung kriechen. Trotz ihres Zaubers merkte sie dessen Kälte, als er sich an sie schmiegte. In Selyn waren große Sorgen aufgekommen. Wie hatte sie so etwas ihrem Kleinen antun können. Hatte sie wirklich vergessen, dass es nicht für jedes Lebewesen selbstverständlich war, die Eismagie zu beherrschen? Selyn machte sich große Vorwürfe deswegen. Ihre Gedanken überschlugen sich und gerieten durcheinander. Kaum war sie in der Lage klar zu denken. Äußerlich jedoch blieb sie sehr ruhig, sogar erschreckend ruhig. Durch ihre Verwirrung wusste sie nicht, was sie machen sollte, also schien ihr Körper wie ein Roboter den nächsten klaren Befehl abzuwarten, bevor er sich erneut in Gang setzte. So stand sie einige Zeit einfach da und bewegte keinen Muskel ihres Körpers. Zu allem Überfluss begann sie auch noch Hunger zu bekommen, was die Situation nicht gerade vereinfachte.

<b>Ok, ganz ruhig Selyn. Was brauchen wir als erstes? … Wärme!</b>
Langsam kam ihre innere Ordnung zurück und sie schaute sich nach etwas um, was ihr und ihrem Flocke Wärme spenden konnte, doch außer Ranarion war nichts zu entdecken. Langsam näherte sie sich dem erschöpften Begleiter. Er schien zu kaum einer Handlung fähig. Erst jetzt wurde Selyn bewusst, dass sie nicht nur Flocke, sondern auch ihn rücksichtslos der Kälte ausgesetzt hatte.
<b>Wie konnte ich nur so dumm sein?</b> fragte sie sich und ließ sich neben dem Eiselfen nieder. Schon wenig später legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und kuschelte sich an ihn.
<span style="color:D4F8FD;">„Es tut mir Leid“</span>, flüßterte sie dem Eiselfen zu und eine Träne begann auf ihrer Wange herunterzulaufen.
<b>Irgendwie werden wir das schon schaffen, Wir brauchen nur eine Gute Idee und etwas Ruhe. Die hab ich jetzt wirklich nötig.</b> Dachte sie sich, wichte sich die träne aus dem gesicht, schloss die Augen und war eingeschlafen.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 16. Oktober 2008, 20:47

<i><span style="color:D2F8FD;">"Es tut mir leid."</span></i>

Selyn hatte sich an die Schulter ihres Begleiters gelehnt und sprach diese Worte mit solch großer Reue aus, dass der Eiself nicht anders konnte, als seinen Arm um sie zu legen und sich fester an sich zu drücken.
Keinesfalls sollte diese Geste anzüglicher Natur sein, nein ganz im Gegenteil. Er wollte sie damit trösten und wärmen zugleich. Sie war noch jung und voller Tatendrang und da konnte man schon mal einen Fehler machen, wie er sehrwohl wusste. Es war zwar nicht die optimalste Situation, in der sie sich befanden, aber seine Erfahrung sagte ihm, dass es noch weitaus schlimmer sein könne.

<b>Interessantes Mädchen.</b>, dachte er sich und war schon kurz davor seine Augen zu schließen, als er sich besann. <b>Nein! Nicht schlafen! Nicht jetzt und nicht hier!</b>

Ranarion bekam gerade noch mit, wie sich Selyn ihre Träne aus dem Auge wischte und dann auch schon ihre Augen schloss. Ihr Atem ging gleichmäßig und ruhig und genau dass riss ihn wieder zurück in die Wachheit.
Er sprang auf und kniete vor sie, packte die Adeptin mit beiden Händen an den Schultern und begann sie feste zu rütteln.

<span style="color:D2F8FD;">"Selyn!!"</span>, rief er ihr mit lauter Stimme zu. <span style="color:D2F8FD;">"NICHT EINSCHLAFEN! Hast du mich gehört? Du darfst jetzt so nicht einschlafen! Komm wach wieder auf! WACH AUF!"</span>

Schneeflocke, ebenfalls durch die unsanfte und erzwungene Bewegung seiner Freundin, aus dem Schlaf erwacht, kroch soweit unter ihrer Kleidung nach oben, dass sein Kopf aus ihrem Halsausschnitt mit müden Augen heraus lugte. Er wimmerte ein wenig, schnüffelte in die kalte Luft und schien nicht ganz zu begreifen, was hier draußen denn los war.

<b>Ein Feuer!</b>, schoss es Ranarion durch den Kopf. <b>Ja, wir brauchen ein Feuer. Damit können wir uns wärmen und werden nicht gleich erfrieren, wenn wir einschlafen. Ich hatte doch… wo bei allen Göttern hab ich es denn nur hin? Vielleicht… ja, hier ist es!</b>

Der Eiself hatte begonnen in seinem Rucksack zu wühlen und zu kramen. Eine Sache nach der Anderen legte er neben dran auf den Schnee, bis er schließlich gefunden hatte wonach er gesucht hatte.
Er legte ein paar kleinere Holzscheite auf einander und begann zwei aneinander zu reiben. Immer schneller wurde er dabei und als bereits leichter Qualm aufstieg, beugte er sich vor und blies ein paar geflüsterte Worte.
Fast augenblicklich entsprang ein Funke, der rasch zu einer großen Flamme heranwuchs und sich auf die übrigen Scheite ausbreitete.

<span style="color:D2F8FD;">"Selyn, bist du wach?"</span>, fragte er mit besorgtem Tonfall in seiner Stimme die junge Eiselfe.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Donnerstag 16. Oktober 2008, 23:22

Selyn wurde unsanft aus ihrem Traum gerissen. Sie öffnete die Augen, gähnte lange, reckte sich und wischte sich den letzten Schlaf aus den Augen.
<span style="color:D4F8FD;"> „Was?“</span>, fragte sie langsam und schaute sich um. Sie sah den Eiselfen, der direkt vor ihr kniete, und sie freudig anstarrte. <span style="color:D4F8FD;"> „Ist die Nacht etwa schon wieder vorbei? Es kommt mir vor, als ob ich eben erst eingeschlafen wäre! … Warum starrst du mich eigentlich so an? Ist etwas passiert?“ </span>, fragte sie Ranarion. Dann fiel ihr Blick auf das kleine Feuer.
<span style="color:D4F8FD;"> „Oh, das ist aber ein kleines Feuer.“ </span>, sagte sie grinsend. Ohne auf eine Antwort des Eiselfen zu warten stand sie langsam auf und setzte dabei ihren Flocke auf den Boden. Dabei bewegte sie sich so elegant und wendig, als wäre sie nicht erst vor kurzem fast in dem Schneechaos umgekommen. Sie schien wieder vor Energie zu strotzen. Flocke hingegen schien sich nicht wirklich zu freuen, dass ihn sein Frauchen aus der Wärme gerissen hatte, fand sich aber schnell mit der neuen Situation ab, rollte sich erneut zusammen und schlief wieder ein. Selyn fing an in ihrem Rucksack zu kramen und holte die Baumäste heraus, die sie vor der letzten Nacht eingesammelt hatte. Sie fühlten sich Nass an.
<span style="color:D4F8FD;"> „Hm, mal sehen“ </span>, sagte sie zu sich selbst und legte das Holz auf den Boden. Sie konzentrierte sich auf die Kälte und Nässe in den Ästen und zog diese einfach aus dem Holz heraus. Als sie fertig war, hatte das Holz seine Kälte verloren und war bereit für das Feuer.
<span style="color:D4F8FD;">“ich habe Hunger! Was gibt’s zu essen?“</span>, fragte sie den Eiselfen und drehte sich fröhlich zu ihm um.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Freitag 17. Oktober 2008, 08:23

Verschlafen öffnete Selyn endlich die Augen und Erleichterung machte sich in Ranarion breit. Er atmete tief ein, sog die kalte Eisluft in seine Lungen und lies einen kleinen Seufzer hören.
<i><span style="color:D2F8FD;">"…Warum starrst du mich eigentlich so ? Ist etwas passiert?"</span></i>, hörte er ihre Stimme sagen und ein freudiges Lächeln legte sich auf seine Lippen.

<b>Unglaublich. Da schläft sie in dieser tödlichen Umgebung einfach ein und dann so was. Sie ist wirklich einzigartig.</b>

Der Eiself erhob sich und schritt zu dem kleinen Feuer, welches er entzündet hatte. Es war nicht besonders groß, aber doch erfüllte es seinen Zweck. Die Wärme, welche sich davon verbreitete, lies den umliegenden Schnee schnell schmelzen, aber zum Glück der Beiden sickerte das neu entstandene Wasser weiter von der Feuerstelle fort.
Er hatte noch nicht auf ihre Frage geantwortet, aber dies war für ihn nicht ungewöhnlich. Wenn man ihn besser kannte, wusste man, dass er manchmal etwas länger brauchte um auf eine Aussage zu reagieren. Ob er zuvor noch über seine eventuelle Aussage nachdachte, konnte man allerdings nicht sagen.

<span style="color:D2F8FD;">"Nein geschehen ist nichts, Selyn."</span>, begann er endlich darauf zu antworten.

Als hätte die junge Adeptin es nicht vernommen richtete sie sich ebenfalls auf, holte ihren kleinen Flock hervor und betrachtete sich das kleine Feuer. Anschließend holte sie auch etwas Holz aus ihrem Rucksack, sprach fast unmerklich einen Zauber darüber, sodass es von der Kälte und Nässe befreit war, und legte es zu den bereits brennenden Scheiten.
Fast augenblicklich griffen die Flammen darauf über. Es schien als würden sie gierig nach allem greifen, was sie verzehren konnten.

Ein erneutes Grinsen blieb bei den nächsten Worten Selyns allerdings auf seinem Gesicht fern. Sie meinte gut gelaunt, dass sie Hunger habe und was es denn zu Essen geben würde. Er schaute sie etwas verwundert an, fasste sich aber schnell wieder und begann erneut in seinem Rucksack zu kramen.
<span style="color:D2F8FD;">"Mhhh… Ich habe nur etwas Brot und getrocknetes Fleisch dabei. Ich denke jedoch für ein <i>Frühstück</i> wird es reichen."</span>, gab er zurück und holte das genannte hervor.

Er reichte ihr jeweils ein Stück und lies sich ihr gegenüber am Feuer nieder.
Das Wetter hatte sich in der kurzen Zeit, in der Selyn geschlafen hatte, etwas verbessert. Die vielen wirbelnden Schneeflocken hatten sich von der Anzahl und der Heftigkeit reduziert, nur die Temperaturen waren noch genauso eisig wie zuvor. Allerdings hatte auch der blasende Wind nachgelassen und in einiger Entfernung konnte man bereits wieder den Himmel über den Wolken zum Vorschein kommen sehen.

<span style="color:D2F8FD;">"Sag mal, hat man dich nicht gelehrt, dass man in solcher Kälte nicht einschlafen darf? Es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass man dabei nie wieder aufwacht."</span>, meinte er plötzlich, als sie beide noch am essen waren.

Mit neugierigem Blick beobachtete er sie und nur hin und wieder und dies auch nur sehr selten, lies er seine Augen zu dem kleinen Frettchen huschen, dass noch in sich zusammen gerollt ebenfalls in der Nähe des Feuers lag.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Freitag 17. Oktober 2008, 15:27

Freudig und mit erwartungsvollen Augen schaute sie zu, wie Ranarion zuerst in seinem Rucksack nachschaute und dann etwas Brot und Trockenfleisch herausholte um es ihr zu geben. Selyn schnappte sich das Essen und stopfte es sich sofort in den Mund.
<span style="color:D4F8FD;">„Danke! … mmmmmmh, schmeckt wirklich gut“</span>, brachte sie hervor, was ein Kunststück war, wenn man bedachte, wie voll sie ihren Mund schon mit Brot und Fleisch gepackt hatte. Dann legte sie ein Stück des Trockenfleisches auf den Boden vor ihren Flocke, damit dieser, wenn er erwachen sollte, auch Frühstücken konnte.

Das Feuer brannte dank ihrer Äste noch viel großer und erhellte den kleinen Unterschlupf mit Licht und Wärme. Selyn, begann sich richtig wohl zu fühlen und in ihr erwachte ein Tatendrang, den sie in dieser Stärke nur selten fühlte.

Ranarion hatte sich mittlerweile bei ihr am Feuer niedergelassen und aß auch etwas von seinem Frühstück. Er sah allerdings nicht so glücklich aus, wie es Selyn war. Etwas schien ihn zu betrüben.
Selyn lehnte ihren Kopf leicht zur Seite und fing an, den Eiselfen zu betrachten, während sie weiter mampfte. Irgendetwas kam ihr an ihm komisch vor. Er war nicht wie die anderen Eiselfen in Estria. Er wirkte geheimnisvoll, freundlich aber auch bedrohlich auf Selyn. Wie der gute Freund, den man erst vor kurzem kennen gelernt hatte, weil er einem das Leben rettete und der freundlich und nett ist, über den man aber nichts weiß, außer das er dies trotz seiner Freundlichkeit vielleicht nur getan hat, um die Belohnung zu kassieren oder so an deine Eltern heran zu kommen, die er umbringen will.
Doch bevor Selyn ihre Gedanken zu einem Haufen Fragen formen konnte, begann der Eiself seinerseits mit einer Frage:

<i> "Sag mal, hat man dich nicht gelehrt, dass man in solcher Kälte nicht einschlafen darf? Es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass man dabei nie wieder aufwacht."</i>

So abrupt aus den Gedanken gerissen brauchte Selyn erst einmal einen kurzen Augenblick um sich neu zu orientieren.
<span style="color:D4F8FD;"> „Doch das hat man wohl, aber ich habe es damals als nicht wichtig empfunden. Ein Fehler, wie so einiges in meiner Vergangenheit“ </span>, antwortete sie schließlich und legte ihren Kopf dabei verlegen zur Seite. <span style="color:D4F8FD;"> „Aber, ich wollte mich doch nur etwas ausruhen um neue Kraft zu bekommen und seht“ </span>, Selyn stand auf und drehte sich erneut mit aufkommender Freude um sich selbst, <span style="color:D4F8FD;"> „Es hat geklappt!“ </span>. Dann setzte sie sich wieder und schaute dem Eiselfen erneut musternd an. <span style="color:D4F8FD;"> „Aber jetzt zu euch, … Ranaron … woher kommt ihr?“ </span>
Zuletzt geändert von Selyn am Freitag 17. Oktober 2008, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 19. Oktober 2008, 15:07

Etwas überrascht schaute Ranarion die junge Eiselfe an, welche ihm soeben offenbart hatte, dass man sie sehrwohl gelehrt hatte in solchen Situationen nicht zu schlafen, ja dass es sogar sehr gefährlich werden konnte. Um so mehr war es für unverständlich, dass Selyn es einfach trotzdem getan hatte.

<b>Fehler in ihrer Vergangenheit also.</b>, dachte er sich, während er noch immer schweigend da saß und ihr aufmerksam zu hörte. <b>Sie scheint wohl schon einiges erlebt zu haben… und falsch gemacht zu haben in ihrem jungen Leben.</b>

Seine Augen lies er nicht von ihr ab, als sie aufstand und sie sich um sich selbst drehte um ihren vorherigen Worten mehr Gewicht zu verleihen.
Gerade wollte er erneut seine Stimme erheben und sie auf etwas ansprechen, was er an ihr beobachtet hatte. Aber soweit kam er nicht, denn sie setzte sich wieder hin, begann ihn mustern und stellte ihm fast augenblicklich eine Frage:

<i><span style="color:D2F8FD;">"Aber jetzt zu euch, … Ranaron … woher kommt ihr?"</span></i>

Das Lächeln, was sich während ihrer Pirouette auf seine Lippen gelegt hatte, verschwand fast augenblicklich und sein Blick schweifte von ihrem ab. Er senkte etwas seinen Kopf und betrachtete nun das kleine Frettchen.
Schneeflocke lag noch immer zusammengerollt an Ort und Stelle und schien tief und fest zu schlafen. Selbst das Stück Trockenfleisch, welches Selyn ihm vor die Schnauze gelegt hatte, rührte er nicht an. Sein Brustkorb hob und senkte sich ruhig und regelmäßig und nur das leichte Blinzeln seiner kleiner Knopfaugen verriet ihn. Er schlief nicht wirklich, aber genoss er doch die Wärme des Feuers, welches durch die Hilfe der Adeptin höher und heller brannte.

Ranarion wirkte nachdenklich. Wusste er etwa nicht was er ihr sagen sollte? Er musste doch eine Heimat haben, aber doch dauerte es sehr lange bis er seinen Kopf wieder hob und sie aus seinen erwachsenen, männlichen tiefdunklen Augen heraus anschaute.
<span style="color:D2F8FD;">"Zunächst, ich heiße Ranar<b>i</b>on. Das <i>i</i> nach dem <i>r</i> nicht vergessen."</span>, meinte er mit freundlichem Ton, grinste dabei. <span style="color:D2F8FD;">"Du möchtest also wissen wo ich her komme? Nun geboren wurde ich in der großen Stadt Estria. Ich denke damit ist deine Frage beantwortet."</span>

Er erhob sich von neuem und holte seinen Rucksack, den er zuvor zur Seite gelegt hatte. Er kam zurück und packte die restlichen Nahrungsmittel wieder ein. Danach holte er etwas von dem frischen Schnee und warf es auf das Feuer.
Zischend und qualmend erloschen die Flammen und selbst die rot schimmernde Glut schaffte es gerade noch so für einen kurzen Moment zu überleben, bevor auch sie im Nichts verschwanden.
Die noch zu gebrauchenden Holzscheite verstaute der Eiself ebenfalls in seinem Rucksack.

<span style="color:D2F8FD;">"Ich denke es wird Zeit das wir wieder aufbrechen, sonst verlieren wir womöglich noch deinen Drachen. Dort schau."</span>, sagte Ranarion und ging nicht weiter auf das eben noch geführte Gespräch ein.

Aber tatsächlich, der große noch immer unscheinbare Schatten bewegte sich von neuen. Leicht schwankte er von einer auf die andere Seite.
Diesmal konnten sie ihn etwas besser erkennen, denn das Wetter hatte das wilde Schneetreiben eingestellt und nur noch einzelnen Flocken traten aus der dunklen Wolkendecke hervor. Nun sollte es ihnen leichter fallen, das gewünschte Ziel zu verfolgen.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Sonntag 19. Oktober 2008, 17:22

<span style="color:D4F8FD;">„Oh, wirklich? Dann kommen wir ja aus der selben Stadt? Das ist ja wunderbar! Vielleicht sind wir ja Nachbarn. Ich wohne im Eisigen Kanal und du? Ach und, das mit deinem Namen tut mir leid Ranariiiiiiiion.“</span>
Selyn lächelte und schaute den Eiselfen freudig an, während sie ihm auf Schritt und Tritt folgte, ohne bis dahin wirklich zu verstehen, was er da Tat. Erst als er sein Vorhaben mit Worten unterstützte, bemerkte sie, was er vorhatte:

<i> "Ich denke es wird Zeit das wir wieder aufbrechen, sonst verlieren wir womöglich noch deinen Drachen. Dort schau." </i>

Selyn, schaute den Eiselfen enttäuscht an. <span style="color:D4F8FD;"> „Wieso? Wir haben uns doch eben erst so gut unterhalten und es ist so schön Warm gewesen … das schöne Feuer!“ </span>, fragte sie mit trauriger Stimme und begann ihrerseits ein paar Äste zu retten, bevor Ranarion sie einsteckte. Dann schaute sie auch in die Richtung, in die der Eiself deutete. Sie sah den dunklen Schatten erneut wankend kleiner werden und verstand den Eiselfen sofort.
<span style="color:D4F8FD;"> „Ihr habt Recht, mein Trampeldrache läuft davon … es ist gar kein Drache nicht wahr?“ </span>, Selyn setzte sich enttäuscht an Ort und Stelle in den Schnee und schaute traurig dem Schatten hinterher.
<span style="color:D4F8FD;"> „Als ich noch dachte, wir würden einen Drachen jagen, war alles so aufregend und interessant. Es war der einzige Wunsch, den ich kannte, diesen Drachen zu sehen, ihn zu beobachten, was er macht, was er isst. Aber ich habe mich geirrt. Ein Drache würde fliegen nicht wahr? … Ich war so dumm und blind.“ </span>

Selyn wirkte niedergeschlagen und traurig. Erneut hatte sich ihr gesamtes Wesen innerhalb von Sekunden total verändert. Ranarion war schon einige Schritte weitergegangen und blieb jetzt stehen. Er musterte die Eiselfin, schüttelte dann den Kopf und kehrte zu ihr zurück.

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