Ein letzes Mal Kälteglück

Einst war dieser Landstrich grün und schön wie alle anderen. Doch als sich der Drache zum bislang ewigen Schlaf bettete, liegt dieses Gebiet unter einer glitzernden Schneedecke. Es ist kalt und frostig. Hier leben die Eiselfen, aber auch die tapferen Mantroner.
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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Montag 20. Oktober 2008, 08:21

Nachdem Selyn zu Ende gesprochen hatte, schien sich eine tiefe Enttäuschung und Traurigkeit in ihr auszubreiten. Ranarion war schon ein paar Schritte aus ihrem Unterschlupf heraus gegangen und blieb dann stehen. Er wandte sich zu ihr um und lies einen leises Seufzer aus seiner Kehle entweichen.
Dann marschierte er zu ihr zurück und kniete sich zu ihr hinab, denn die junge Eiselfe hatte sich auf dem Boden nieder gelassen.

Er hob seine rechte Hand und strich ihr eine Strähne, die ihr vor die Augen gefallen war, aus dem Gesicht, wobei er ziemlich zärtlich war.
<span style="color:D2F8FD;">"Woher willst du wissen, dass es kein Drache ist, kleine Selyn?"</span>, fragte er sie mit sanfter Stimmlage. <span style="color:D2F8FD;">"Es gibt so viele unterschiedliche Dinge auf dieser Welt, die du noch gar nicht kennst, ja die selbst ich noch niemals gesehen habe. Die Welt steckt voller Geheimnisse und wundervoller aber auch schrecklicher Überraschungen."</span>

Als er verstummte herrschte eine bedrückende Stille zwischen den Beiden. Der erwachsene Eiself begann sich zu fragen, warum er plötzlich solches Interesse daran hatte diesem Ding hinterher zu laufen und warum er völlig gegen seine eigentliche Natur handelte und versuchte dieses junge Mädchen aufzumuntern.
Er war so lange allein gewesen, dass er es eigentlich gewohnt war seine eigenen Bedürfnissen zu frönen und sich nicht um andere zu kümmern. Ja, er hatte eigentlich sogar angenommen diese Gefühle vollständig verloren zu haben, aber Selyn schien etwas in ihm zu wecken, dass er schon seit einiger Zeit nicht mehr gespürt hatte.

<b>Warum nur? Aber egal, dass kann ich mir später noch überlegen, jetzt zählen Taten!</b>

Schneeflocke unterdessen war bereits beim einpacken erwacht, hatte sich das Stück Trockenfleisch geschnappt und es schnell verputzt. Nun, da er sah, dass seine Freundin so traurig auf dem Boden saß, kam er ebenfalls zu ihr herüber gewuselt und kletterte auf ihre Schulter. Mit seiner feuchten Schnauze stupste er sie an die Backe und quiekte dabei aufmunternd, gerade so als wolle er Ranarion recht geben.

<span style="color:D2F8FD;">"Weißt du, ich habe einmal gehört, dass Drachen nicht unbedingt fliegen müssen. Die meisten werden zwar Flügel besitzen, aber ich könnte mir gut vorstellen, das der… ähm… Trampeldrache nicht umsonst seinen Namen hat, oder? Vermutlich wird er gar nicht fliegen können!"</span>, meinte der Eiself erneut und legte ihr seine Hand auf den Kopf. <span style="color:D2F8FD;">"Komm Selyn, es wird Zeit, dass wir aufbrechen, sonst ist er vielleicht noch wirklich weg und dann war wahrhaftig alles umsonst."</span>

Mit diesen Worten stand Ranarion Ancoron auf und wandte sich wieder zum gehen.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Mittwoch 22. Oktober 2008, 21:48

<span style="color:D4F8FD;">„Und du meinst wirklich, das es doch ein Drache sein kann?“</span>, fragte Selyn Ranarion mit großen Augen, der sich bereits zum weitergehen umgedreht hatte.
<span style="color:D4F8FD;"> „Hm! Vielleicht hast du Recht! Wir sollten dieses Wesen untersuchen und wer weiß, vielleicht ist es ja wirklich ein Drache. Vielleicht sogar ein noch niemals zuvor gesehener. Und ich werde die Entdeckerin sein. Oh, ich sollte mir schon mal ein Name ausdenken … aber Hey, das Alles ist keine Entschuldigung dafür, dass du mich schon wieder Kleine genannt hast, verstanden?“ </span>, die letzten Worte hatte Selyn erneut mit Nachdruck betont und der Eiself reagierte mit einem leichten lächeln, ohne dabei seinen Weg, weiter dem Schatten hinterher, zu unterbrechen.

<span style="color:D4F8FD;"> „Danke das du für mich da warst, mein guter, süßer Flocke“ </span>, sagte sie zu ihrem Freund, hob ihn hoch und kuschelte ihr Gesicht kurz an seines. Dann setzte sie ihn wieder auf ihre Schulter und stand schwungvoll auf. Sie hatte wieder neuen Mut gefasst und stapfte nun durch den dichten Schnee, bis sie Ranarion eingeholt hatte.

Eine ganze Weile lang kämpften sich die beiden durch den Schnee. Wegen des Sturms, hatte sich eine meterdicke Schicht gebildet. Sowohl Selyn als auch ihr Begleiter mussten sich immer wieder aus dem Schnee befreien, nachdem sie eingesackt waren. Es glich eher einem Kampf als einer Wanderung und der Schweiß stand Selyn sichtlich auf der Stirn.

<span style="color:D4F8FD;"> „Ach am liebsten würde ich den Schnee bei Seite zaubern, aber das ist wohl etwas zu viel Schnee für mich“ </span>, schimpfte Selyn eher beiläufig vor sich hin. Sie war sauer darüber, dass ihr in letzter Zeit die Zauber nicht recht gelangen und das, obwohl sie sie gerade jetzt gut gebraucht hätte. Dann aber schaute sie wieder nach vorne und sah den Schatten. Er wurde immer größer und deutlicher. Er schien entweder nur langsam voranzukommen, oder erneut ganz stehen geblieben zu sein. Sonst hätten die Beiden trotz des Schnees nie so viel Vorsprung aufholen können. Der Anblick des riesigen Geschöpfes ließ Selyn immer wieder neue Kraft entwickeln. Sie wollte unbedingt wissen, was dieses Wesen war. Es schien, als würde sie magisch angezogen werden. Ihr Herz machte jedes Mal einen kleinen Sprung und eine freudige Wärme breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Ja, Selyn wusste es innerlich. Sie war dafür geboren worden, Drachen zu suchen und sie zu erforschen. Wenn es ein Traumberuf für Selyn gab, dann der eines Drachenforschers, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob es auch nur einen Drachenforscher auf ganz Celcia bisher gegeben hatte. Aber sie war noch jung und noch war dieser Gedanke eher eine Jugendphantasie, aber eine unheimlich starke.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 26. Oktober 2008, 00:12

Mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht, welches Selyn allerdings nicht sehen konnte, nahm er ihre Aussage bezüglich seiner Worte, dass er sie wieder einmal klein genannt hatte, hin und schritt ein paar Schritte weiter bevor er stehen blieb und auf sie wartete.
Als die junge Eiselfe ihn eingeholt hatte, legte er wieder eine ernste Miene auf und so begannen sie von neuem ihre Verfolgung des noch für sie unbekannten Wesens.

Sie kämpften sich durch den frisch gefallen Schnee, taten immer einen Schritt nach dem anderen und kamen dabei nur sehr langsam voran.
Allerdings wurde das Wetter immer ein wenig besser, je weiter sie kamen. Zunächst lies das Schneetreiben nach, bis es endgültig aufhörte. Die Wolken wurden allmählich lichter, zuerst zeigten sich nur ganz vereinzelt kleinere Lücken, wo einsame Sonnenstrahlen hindurch schienen, aber mit der Zeit – und sie liefen eine lange Weile – wurden diese immer häufiger.
Auch die Temperaturen schienen ganz langsam anzusteigen. Für <i>normale</i> Bewohner dieser Region kaum zu bemerken, aber Selyn würde es sicherlich sofort spüren, da sie einen besonderen Bezug zu der Kälte hatte.

<i><span style="color:D3F8FD;">“Ach am liebsten würde ich den Schnee bei Seite zaubern, aber das ist wohl etwas zu viel Schnee für mich“</span></i>, meinte sie plötzlich vor sich hin schimpfend.

Augenblicklich wandte sich die Kapuze Ranarions zu ihr um. Dieser Satz musste etwas in ihm geregt haben, doch zeigte er es nicht. Schnell wurde er sich seiner Bewegung bewusst und wandte seinen Blick wieder nach vorn und versuchte sicht auf den Schatten zu konzentrieren.
<b>Also doch! Habe ich es doch geahnt. Aber das passt nicht zusammen… so etwas habe ich wahrlich noch nicht erlebt in meinem doch schon recht langem Leben.</b>
Ja, Ranarion war in Gedanken versunken und reagierte zunächst nicht auf Selyns Worte. Er war ganz in sich zurück gezogen und man könnte meinen dass er kaum etwas um sich herum bemerken würde.
Dann jedoch erhob er unvermittelt seine Stimme.

<span style="color:D2F8FD;">“Du bist also in der Lage Energien des astralen Flusses, der das Land durchströmt, zu manipulieren und zu deinen gewünschten Zwecken zu nutzen? Das ist ja äußerst interessant!“</span>, meinte der Elf plötzlich und überraschend, schwieg danach aber wieder und stampfte weiter durch den Schnee.

Nun, da das Licht wieder mehr wurde konnte man auch die Spuren des Verfolgten im Schnee erkennen. Es handelte sich dabei um eben jene großen Vertiefungen, welche Selyn bereits vor ihrer Höhle an jenem Morgen gefunden hatte. In regelmäßigen Abständen waren in zu sehen und die Spur zeigte genau in die Richtung, in der das Wesen sich befand.
Dann endlich wurde der Schatten größer und deutlicher. Er bewegte sich kaum noch und sie mussten ein ganzes Stück aufgeholt haben, trotz dass sie vermutlich nur so langsam voran gekommen waren.
Dies schien der jungen Eismagierin neue Energie zu geben und sie kämpfte sich weiter voran.
Auch ihr Begleiter nahm sich an ihr ein Beispiel und strengte sich weiter an, damit sie es endlich erreichen würden.

Und in der Tat, es dauerte zwar noch etwas, aber schließlich, wurden die Konturen deutlicher und man konnte die Umrisse erkennen. Flügel waren keine zu sehen und je näher sie kamen desto mehr verfestigte sich der Eindruck, dass es Fell besaß.
Ranarion blieb unvermittelt stehen und schlug sich die Hand vor den Mund.
<span style="color:D2F8FD;">“Nein… das kann doch nicht…“</span>, faselte er vor sich hin, aber doch so laut, dass Selyn es hören konnte. <span style="color:D2F8FD;">“Die lägendere… Durma!“</span>

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Montag 27. Oktober 2008, 17:18

Immer weiter verfolgte Selyn mit Ranarion das fremdartige Wesen. Sie reisten lange und weit hinter ihm her und Selyn staunte nicht schlecht, als sie bemerkte, wie riesig die Welt sein musste. Ihr Begleiter war nicht immer der gesprächigste und deshalb ertappte sie sich immer öfter dabei, in ihrer Gedankenwelt zu verschwinden.
So machte sie sich Gedanken darüber, ob es vielleicht andere Eiselfenstädte gab, von denen sie noch nichts gehört hatte und vor allem, <i>warum</i> sie von diesen noch nichts gehört hatte. Ob sie vielleicht die einzigen Überlebenden der Welt waren, die aus Selyns Sicht, durch den Drachen in Estria, ganz unter Schnee begraben wurde. Sie machte sich Gedanken, wie die Welt wohl vor diesem Ereignis ausgesehen haben könnte und wie groß die Welt sein könnte. Sie machte sich sogar Gedanken darüber, ob die Welt irgendwann einfach aufhörte oder unendlich lang weiter ging.

In Dieser Zeit klarte das Wetter auf. Die Sonne setzte sich gegen die starken und schweren Wolken nach und nach durch und Selyn merkte, wie ihr immer wärmer wurde. Es war ein unglaubliches Gefühl. Sie erinnerte sich ganz genau daran, wie sehr sie dieses Gefühl früher gehasst hatte.
Sie hatte sich immer im Lehrhaus verkrochen oder war ganz zu Hause geblieben. Es machte sie schwach und verwundbar. Jetzt aber, genoss sie jede Sekunde. Die Wärme durchströmte ihren Körper und schien sich besonders in ihrem Herzen anzusammeln. Es war, als würde Ventha selbst die wärmende Luft zu ihr fächern und dafür sorgen, das der Schnee, der ihre Wanderung durchaus erschwerte, nach und nach weniger wurde.
Nach einer ganzen Weile begann der tauende Schnee durch das Licht der Sonne zu glänzen und zu strahlen. Es war ein majestätischer Anblick. Als würde um sie herum eine Aura der Erleuchtung schweben, zugleich war diese Erleuchtung doch etwas viel für die Augen von Selyn. Sie hatte Schwierigkeiten nach vorne zu schauen und hob stets eine Hand vor ihr Gesicht. Leider besaß sie keine Kapuze, wie sie Ranarion hatte, dem dieses Licht nichts anzuhaben schien.

Flocke spürte die aufkommende Wärme. Zumindest wurde er nach und nach immer lebendiger. Am Anfang hatte er sich stets in der Kleidung Selyns versteckt, aber schon seit einiger zeit saß er wieder auf seinem Lieblingsplatz, auf ihrer Schulter und quiekte vergnügt, wenn Selyn wie immer mit ihm zu schimpfen begann, dass er faul wäre und ruhig auch mal durch den Schnee stapfen könne.

Ranarion selbst war seit der letzten Unterhaltung schweigsam geworden. Er schien über etwas nachzudenken. Selyn beobachtete ihn von Zeit zu Zeit und begann sich zu fragen, worüber er nachdachte, ob sie ihn vielleicht irgendwie verletzt haben könnte? Aber am Ende kam sie zu dem Schluss, dass er wohl auch in seiner Gedankenwelt verschwunden war, genauso wie sie.

Gemeinsam kamen sie dem Schatten immer näher. Obwohl Beide nicht mit einander redeten, war das bloße Sein von Ranarion eine Erleichterung des schweren Weges. Selyn fühlte sich nicht allein und das weckte in ihr ungeahnte Kräfte. <b> Schon komisch, wenn man bedenkt, wie lange ich freiwillig allein war und ich die Einsamkeit genossen habe. </b> dachte sie sich und versuchte anschließend wieder einen Blick auf ihr Ziel zu werfen.
Der Schatten, begann nach und nach zu verschwinden. Man konnte immer mehr von dem Wesen erkennen, zumindest konnte Selyn jetzt schon sagen, dass das Wesen keine Flügel besaß. Die Füße hatten riesige Ausmaße, genauso wie die tiefen Spuren im Schnee, die sie hinterließen.

Wie aus dem Nichts, begann Ranarion plötzlich seine Stimme zu erheben <span style="color:D4F8FD;"><i> “Du bist also in der Lage Energien des astralen Flusses, der das Land durchströmt, zu manipulieren und zu deinen gewünschten Zwecken zu nutzen? Das ist ja äußerst interessant!“</i></span>

Selyn schaute verdutzt zu dem Eiselfen herüber. <b>Hat er etwa die ganze Zeit nur über unser letztes Gespräch nachgedacht?</b> fragte sie sich verwirrt, schob diese Frage aber erst einmal beiseite um zu antworten.

Ihr verwirrter Gesichtsausdruck wich schnell und ihr kindlich neckender kam zum Vorschein.
<span style="color:D4F8FD;"> „Hm, also Flüsse lasse ich meist in Ruhe. Die sind fast immer unter zu dickem Eis vergraben. Aber den Schnee, der auf der ganzen Welt ist und überall irgendwie Bestandteil zu sein scheint, den kann ich spüren, mit ihm gedanklich verschmelzen und nach meinem Willen verändern. Aber warum ist das für dich verwunderlich? Das kann doch jeder Eiself!“ </span>

Ranarion hatte seinen Kopf wieder von Selyn abgewandt und schien über eine Antwort nachzudenken, als er abrupt stehen blieb und nach vorne starrte. Selyn blieb ebenfalls stehen.
<span style="color:D4F8FD;"> „Was ist?“ </span>, fragte sie ihn und schaute dann auch nach vorne um genauso zu erstarren. Das Wesen, das sie verfolgt hatten, schien schon einige Zeit stehen geblieben zu sein und dank des zusätzlichen Lichtes konnte man es jetzt gut und deutlich erkennen und es sah gar nicht aus wie ein Drache. <b>Was ist das?</b> fragte sich Selyn und noch bevor sie ihren Mund öffnen konnte um diese Frage Ranarion laut zu stellen, antwortete er ihr.

<span style="color:D4F8FD;"> <i>„Nein… das kann doch nicht… Die lägendere… Durma!“</i> </span>, stotterte er.

Selyn starrte das Wesen an und konnte sich nicht rühren, obwohl sie keine Ahnung hatte, was die legendäre Durma war. <span style="color:D4F8FD;"> „Und? Ist es ein Drache?“ </span>, fragte sie, ohne ihren Blick von dem riesigen Wesen abzuwenden.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Durma » Dienstag 28. Oktober 2008, 20:12

Anhand der Antwort, welche Selyn auf die von Ranarion gestellte Frage gab, kam er nicht umhin zu schmunzeln. Es zeigte ihm, dass die Eiselfe noch ziemlich jung war und noch nicht sehr viel Erfahrung besaß, denn gewiss hatte er nicht von einfachen Flüssen gesprochen. Es war eine Naive Antwort, mit welcher der Mann in dieser Form überhaupt nicht gerechnet hatte.
Jedoch blieb er nicht stehen um sie nach dem Wahrheitsgehalt ihrer Aussage zu fragen. Im Gegenteil, er hatte sich von ihr abgewandt und schien darüber nachzudenken.

<b>Hat sie das jetzt wirklich ernst gemeint? Kann ich mir kaum vorstellen. Sie kann Magie beherrschen und weiß nicht was der magische Fluss Celcias ist? Nein… jeder Magier und sei er noch so jung wird darüber in den ersten Lehrstunden aufgeklärt! Sie muss es wissen. Vielleicht will sie mich einfach auf die Schippe nehmen</b>

<span style="color:D2F8FD;">“Nicht jeder Eiself ist mit deiner beschriebenen Gabe gesegnet, weißt du.“</span>, meinte er plötzlich mitten im Laufen. <span style="color:D2F8FD;">“Nur einige wenige, welche in der Kunst der Beherrschung der Magie ausgebildet wurden, sind im Stande sich gedanklich mit dem Schnee und Eis zu verschmelzen und ihn auf diese Art und Weise zu manipulieren. Entweder bist du ein Naturtalent oder aber du wurdest in besagter Gabe unterreichtet.“</span>

Mit diesen Worte verstumme er und schritt weiter voran, bis er schließlich abrupt stehen blieb.
Eigentlich war er gerade wieder in Gedanken versunken gewesen und hatte darüber nachgegrübelt, was auf die junge Adeptin zutraf, aber je wurden seinen Überlegungen unterbrochen.
Sie hatten es endlich geschafft den großen Schatten einzuholen, denn jener hatte erneut aufgehört sich zu bewegen, war stehen geblieben. So war es für die Verfolger ein leichtes gewesen ihn, durch den nun nicht mehr so dichten Schnee und der nicht mehr so drückenden Kälte, zu erreichen.

Beeindruckt und voller Ehrfurcht hatte Ranarion wenige Wort ausgesprochen und sogar einen Namen genannt. Er stand einfach nur da und betrachtete das riesige Wesen vor sich.
Beinnahe hätte er die beiden Fragen von Selyn überhört, so sehr war seine Aufmerksamkeit auf die Riesin gerichtet.
<i><span style="color:D2F8FD;">“Und? Ist es ein Drache?“</span></i>
Ohne ein Wort auszusprechen schüttelte er langsam seinen Kopf. Die Kapuze war im von eben jenem gerutscht und so konnte Selyn es direkt erkennen.
Ein Seufzer entrann sich seiner Kehle.

Lange, weiße Haare bedeckten den gut über drei Meter großen Körper des Wesens, welches sie über eineinhalb Tage verfolgt hatten, und wehte sachte im aufkommenden Wind hin und her. Es hatte ihnen den Rücken zugewandt und doch schien es ihre Anwesenheit zu spüren.
Es erschauderte und schüttelte sich, wobei unzählige kleine Schneeflocken, die sich im wilden Treiben dort verfangen hatten, erneut in die Lüfte aufstieg, nur um kurze Zeit später wieder auf dem gefrorenen Boden zu landen.
Ein tiefes Brummen drang in die Richtung, in welcher sich Selyn, Flocke und Ranarion befanden und schließlich hob es einen der beiden riesigen Füße an und drehte sich zu ihnen herum.

<span style="color:D2F8FD;">“Nein, es ist kein Drache…“</span>, hauchte der erwachsene Eiself der jungen Adeptin zu. <span style="color:D2F8FD;">“Es ist Durma… die Riesin des Eisreiches…“</span>

Danach verstummte er erneut und schaffte es nicht seinen Blick von Durma abzuwenden.
„Oho, zwei kleine Bewohner der Landschaft.“, dröhnte schließlich die Stimme der Riesin zu ihnen herüber. „Was machen so kleine und unbedeutende Wesen wie ihr hier so weit draußen, so dicht am Reich der Dunsthügel?“

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Mittwoch 29. Oktober 2008, 14:03

Selyn hätte mit Sicherheit einiges auf Ranarios Antwort erwidert, wenn da nicht dieses Wesen vor ihnen gewesen wäre. Alle Antworten waren in einem Augenblick aus dem Kopf gelöscht und Erstaunen und Bewunderung machten sich stattdessen breit. Selyn hatte ihre eigene Frage, ob es sich um einen Drachen handelte, selbst nicht ernst genommen. Sie wusste ganz genau, dass dieses Wesen kein Drache sein konnte. Sie hatte diese Worte eher als einen kleinen Scherz gedacht. Zu mehr war ihr Gehirn außer Verwirrung nicht mehr fähig. Selbst für die Einsicht, dass Scherze in dieser Situation vielleicht nicht das schlauste waren, war sie nicht mehr im Stande.

<span style="color:D4F8FD;"> <i> “Nein, es ist kein Drache… Es ist Durma… die Riesin des Eisreiches…“</i></span>

Antwortete Ranario ihr trocken. Auch er war wohl geistlich nicht mehr im Stande, den Scherz als eben solchen zu begreifen. Beide starrten auf den weißen Riesen und konnten einfach nichts anderes mehr tun. Selbst Flocke war auf Selyns Schulter festgefroren. Er hatte ein lang gezogenes Quieken von sich gegeben, das einem elfischen <i>“ohhhhhhh“</i> glich und sein Kopf neigte sich langsam nach oben, als würde er die Kreatur vor ihnen von Fuß bis Kopf genau mustern, und es dauerte einige Zeit, bis er mit seinem Blick am Kopf des Riesen angekommen war.

Dann begann Durma sich zu schütteln und der Schnee fiel von ihr ab, als wäre sie eine Schneewolke. Sie schien die Beiden bemerkt zu haben. Ein Tiefes markerschütterndes Brummen ertönte.
<b>Sie hat uns bemerkt, wir sollten langsam gehen … ganz langsam, bevor wir noch ihr Mittagsessen werden, aber ich kann nicht! Meine Beine gehorchen mir nicht mehr.</b> dachte sich Selyn verzweifelt. In ihr stieg langsam eine Art Panik empor. Sie hatte tatsächlich so etwas wie Todesangst, ein Gefühl, das sie vorher noch nie gehabt hatte. Würde sie schon auf ihrer ersten Reise gefressen werden? Ihre Gedanken kreisten in ihrem Kopf und malten sich immer weitere wilde Phantasien aus, was gleich mit ihr und ihrem Begleiter passieren würde, dann drehte sich Durma in der Wirklichkeit zu den Beiden um und schaute sie an.
Selyn, wollte instinktiv in Deckung springen, wobei sie Ranarion wohl als Deckung genommen hätte, aber auch dieses Mal reagierte ihr Körper nicht auf ihre Gedanken.
Für einen kurzen Augenblick musterte Durma die beiden kleinen Wesen vor ihr. Selyn sah jetzt nur noch den großen grauen Mund, der sie locker mit einem Biss in zwei Stücke teilen könnte. Sie Wusste nicht viel über die Riesen Celcias und stellte sie sich deshalb als riesige Wesen vor, mit der Intelligenz eines Tieres, das nur den Trieb des Essens und Fortpflanzens kannte. Niemals hätte sie gedacht, dass dieses Wesen elfische Intelligenz besitzen könnte, daher kam auch ihre Angst. Sie wusste nicht, was in dem Kopf dieses Wesens vor sich ging. Umso verblüffter war Selyn, als Durma ihren gewaltigen Mund öffnete und plötzlich in feinster Altsprache zu reden begann.

<i> „Oho, zwei kleine Bewohner der Landschaft. Was machen so kleine und unbedeutende Wesen wie ihr hier so weit draußen, so dicht am Reich der Dunsthügel?“</i>

Selyn war nur noch verwirrt, vielleicht auch deswegen vergaß sie alles um sich herum und schaffte es, ihre Füße wieder zu bewegen, aber sie wich nicht zurück, sondern ging im Gegenteil auf das Wesen zu. „Du … kannst Sprechen?“, fragte sie zögerlich und mit einem eiselfischen Dialekt, der unüberhörbar war. Die Bemerkung Durmas über ihren momentanen Aufenthaltsort, war nie bis in Selyns Gehirn vorgedrungen. Zu viel wirkte momentan auf sie ein, als das es für sie von Bedeutung wäre, wo sie sich zum Zeitpunkt ihres Ablebens aufhielt.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Durma » Montag 3. November 2008, 20:48

Es war einfach unglaublich. Die drei Reisenden hatte einer Legende nachgejagt, mit dem eigentlich Ziel einen Drachen vorzufinden. Aber nun standen sie einem der noch wenigen lebenden Riesen von Celcia gegenüber. Keiner wusste genau wie viele es noch auf der Welt gab, aber Gerüchte und Geschichten zu Folge waren es bei weitem Weniger als es Finger an einer Hand waren; jedoch eine genau Zahl gab es keine.
Auch Selyn hatte bereits die eine oder andere Geschichte während ihrer Ausbildung in der Akademie gehört, doch ob sie diese für wichtig genug empfand, um sie sich zu behalten, konnte wohl nur die junge Eismagier-Schüler allein sagen.
Jetzt jedenfalls befanden sie sich vor einem oder vielmehr einer davon, denn es handelte sich bei der Anwesenden um ein <i>Weibchen</i>. Durma war ihr Name, wie es Ranarion bereits voller Ehrfurcht von sich gegeben hatte.

Jener stand völlig reglos an Ort und Stelle, während sein Verstand wie wild am Arbeiten war. Zwar hatte er auch nicht wirklich mit einem Drachen gerechnet, hinter dem sie her gejagt waren, denn welcher Drache würde in solch einer Umgebung leben beziehungsweise überleben können? Mal von dem schlafenden Eisdrachen in Estria abgesehen, dieser hieß entsprechend und da er nicht tot, sondern nur in tiefem Schlaf war, würde er sicherlich zurecht kommen.
Niemals hätte der Eiself jedoch mit einem der legendären Riesen gerecht. Kaum ein Lebewesen bekam sie zu Gesicht und nun konnten sie sich zu den – sollte man es Glücklichen nennen – zählen.

Selyn war die erste, welche sich regte.
Sie schaffte es doch tatsächlich etwas auf Durma zuzugehen und auf ihre Worte etwas zu erwidern, auch wenn es wahrlich keine Antwort auf die Frage der Riesin war.
<i>“Du … kannst Sprechen?“</i>, meinte sie zurückhaltend und deutlich war ihr Dialekt in der bentzten Altsprache heraus zu hören.
Nun sollte etwas geschehen, dass wohl genauso erstaunlich wie eigentümlich sein mochte. Die Riesin hielt sich ihren Bauch, während sie den Worte der Adeptin lauschte und begann anschließend lauthals und mit diesem Grummeln zu Lachen.

„HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!!“

Endlich schien auch Ranarion aus seiner Starre zu erwachen. Mit einer schnell, sehr flinken und fast beängstigenden Bewegung griff er nach der Schulter seiner jungen Begleitung. Dabei tippte er sowohl den kleinen Schneeflocke an, wie er auch den Mantel Selyns erwischte. Er packte sie und zog sie wieder einen Schritt zurück, sprach jedoch noch immer kein einziges Wort. Nur eine leuchteten Augen schienen sie zur Vorsicht zu ermahnen.

„Ja, warum sollte ich denn nicht sprechen können, kleine Bewohnerin?“, meinte Durma mit donnernder aber freundlicher Stimme, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Du scheinst mit deinem Freund da, auf einer Reise zu sein. Wo solls denn hingehen?“

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Freitag 7. November 2008, 12:04

Als Durma sich den Bauch hielt und anfing grummelnt zu lachen, schaute Selyn erstaunt und immer noch leicht verwirrt auf den Riesen vor ihr. Selyn hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einem <i>freundlichen</i> Riesen, der scheinbar auch einiges an Humor zu haben schien. Selyn war so fasziniert von dieser Tatsache, dass sie sich gegen das Zurückziehen des jetzt endlich aus der Starre erwachten Ranarions nicht wehrte. Trotzdem hörte sie nicht auf, auf Durma zu starren, als würde sie gerne jeden Atemzug des Wesens miterleben. Aus dem Blickwinkel sah Selyn Ranarions Augen, die sie leuchtend, ernst und ängstlich zugleich zur Vorsicht ermahnen wollten, doch vergebens. Selyns Neugier war geweckt und dank der Reaktionen des Riesen bestand für Selyn keinen Grund mehr für Vorsicht.

<span style="color:D4F8FD;">„Das ist ja großartig!“</span>, brachten ihre Lippen heraus, scheinbar ohne, dass sie einen Befehl dafür an ihren Körper gerichtet hatte. Dann begann sich Durma leicht nach vorne zu beugen und die beiden mit hallender dunkler Stimme etwas zu fragen:

<i> „Ja, warum sollte ich denn nicht sprechen können, kleine Bewohnerin? Du scheinst mit deinem Freund da, auf einer Reise zu sein. Wo solls denn hingehen?“</i>

„Ich weiß nicht … es tut mir leid“, stammelte sie immer noch leicht, doch sie wurde von Sekunde zu Sekunde immer beherrschter. „Wisst ihr… ich habe … noch nie … einen Riesen gesehen.“ Selyn stammelte immer noch, aber jetzt nicht mehr wegen Furcht und Angst. Ihr fielen die richtigen Worte der Altsprache nicht ein. Sie tat sich jetzt sichtlich schwer damit, auf dieser Sprache zu kommunizieren. Dann drehte sie sich zu Renarion um, der sie jetzt mit großen Augen anstarrte.

<span style="color:D4F8FD;"> „Was heißt den <i>nett sein</i> in der Altsprache?“ </span>, fragte sie ihn, doch bevor er antworten konnte, fiel es ihr selbst ein. <span style="color:D4F8FD;"> „ah, ich habs“ </span>, entfuhr es ihr, während sie sich wieder zu Durma drehte.
„Du scheinst Netz zu sein! Wir sind auf einer Wanderung um die Wunderrr der Eiswelt zu errrrleben. Um zu schauen, ob noch anderes Altelfen bis heute in der Kälte überlebt haben. Kann du unsss weiterhelfen?“

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Durma » Montag 10. November 2008, 19:58

Selyn schien nicht mehr die geringste Angst zu zeigen, obwohl sie einem der legendären Riesen gegenüberstand. Scheinbar siegte ihre Neugier über die Furcht, welche Durma eigentlich bei <i>gewöhnlichen</i> Bewohnern Celcia auslöste, sollten diese auf die mächtige Gestallt treffen. Dies jedoch geschah nur äußerst selten.

Der Boden erbebte, als sich die Riesin mit einem gewaltigen Satz einfach hinplumpsen lies. Sie wollte nicht mehr stehen und so weit hinab zu den beiden Fremden schauen und so entschied sie sich einfach dafür, sich zu setzen. Jedoch nicht auf die sanfte, sondern eher auf die wilde Weise.
Jetzt jedenfalls hockte sie vor Ranarion und der jungen Eiselfe, musste jedoch noch immer weiter runter schauen, um sie zu erblicken.

<i>“Ich weiß nicht … es tut mir leid. Wisst ihr … ich habe … noch nie … einen Riesen gesehen.“</i>, waren die ersten Worte, welche Selyn heraus brachte.

Hierbei bemerkte man auch, dass ihre Kenntnisse in der sogenannten Altsprache nicht sonderlich gut waren. Sie sprach gebrochen und stotternd, versuchte jedoch sich verständlich auszudrücken. Leicht mochte dies nicht für die Adeptin sein, doch versuchte sie es und dies zeugte von wahrhaftem Mut – welcher nicht unbedingt in mutigen Taten bestehen musste.

Ranarion unterdessen, stand einfach nur fassungslos da und konnte nicht glauben, dass sie Durma getroffen hatten. Natürlich hatte er bereits von der Riesin gehört, doch hatte er sich niemals träumen lassen, dieser auch wirklich zu begegnen. Es war doch ein größerer Schock für ihn gewesen, als er immer vermutet hatte und so viel es ihm sichtlich schwer, sich wieder zu fassen.
Seine Hand weilte noch immer auf der Schulter von Selyn, direkt neben dem kleinen Frettchen, welches auch bewegungslos da lag. Einzig konnte man an seinen glitzernden Augen erkennen, dass er überhaupt noch am Leben war.

Als sich die Eiselfin schließlich zu ihrem Begleiter herum drehte und ihn fragte, was denn <i>nett sein</i> in der Altsprache bedeutete, wurde er wieder zurück ins hier und jetzt geholt. Zunächst schaute er sie noch aus starrenden Augen heraus an, aber nachdem er einmal geblinzelt hatte, regte sich sein Verstand.
<i>Wie? Was? Nett sein in der Altsprache? Naja eben nett sein.</i>, huschten die Gedanken durch seinen Kopf, aber bevor er der jungen Dame auf ihre Frage antworten konnte, verkündete sie in der Eiselfensprache , dass sie es wüsste und plapperte direkt weiter zu der Riesin.

Sowohl auf das Gesicht des Mann, als auch auf jenes von Durma legte sich ein Grinsen, als sie die Worte des <i>Wunderkinds</i> vernahmen.
<i>“Du scheinst Netz zu sein! Wir sind auf einer Wanderung um die Underrr der Eiswelt zu errrleben.“</i>, meinte sie und wusste offenbar nicht was sie gerade wirklich gesagt hatte.

„HAHAHAHAHAHAHA!“, erklang erneut das Lachen des gewaltigen Geschöpfs.

„Naja ein Netz bin ich nicht wirklich.“, fuhr sie immer wieder lachend fort. „Aber ich vermute du meinst, dass ich nett bin. Ich danke dir für die freundlichen Worte, kleines Eiselfenkind. Du willst also die Wunder der Eiswelt erkunden und erleben? Na, dann hast du ja dein erstes bereits vor dir, nämlich mich!“

Erneut lachte sie gellend durch die verschneite Ebene.
Auch Ranarion konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen. Er blickte Selyn an und schlug ihr folgendes vor:
<span style="color:D4F8FD;">“Deine Sprachkenntnisse sind ja wirklich erquicklich. Versuch doch einfach mal auf Esera mit ihr zu sprechen, vielleicht versteht sie die ja besser, als wir denken. Vielleicht kann ich dir auch helfen, denn ich spreche fließend die Altsprache.“</span>

Geduldig wartete Druma, dass die beiden zu Ende mit einander gesprochen hatten und wollte anschließend auf die gestellten Fragen beantworten. Sie war äußerst hilfsbereit, denn Gesellschaft hatte sie nicht oft und so genoss sie es richtig ein paar andere Lebewesen um sich zu haben.
„Mhhhh…“, brummte sie als sie über die sogenannten Altelfen nachdachte. „Nein, tut mir leid. Ich kenne nur die Stadt Estria und dort wage ich mich nicht hin. Ein Drache schläft dort und Drachen sind böse Wesen, weißt du. Sie haben uns Riesen fast ausgerottet.“

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Freitag 14. November 2008, 02:23

Durma hatte sich direkt nach ihren Worten mit einem gewaltigen Krachen hingesetzt und starrte gespannt auf Selyn.
Zuerst war sie und ganz besonders Flocke auf ihrer Schulter vor Schreck zusammengezuckt, aber dann wurde Selyn klar, dass es sich ihre übergroße Sprechpartnerin nur gemütlich gemacht hatte. Zusätzlich war somit der letzte Rest von Zweifel aus Selyns Kopf verschwunden. Um sie und Ranarion angreifen zu können, hätte sich dieses Wesen kaum eine schlechtere Haltung aussuchen können. Selyn war sich sicher. Diese Riesin war nicht auf einen Angriff aus. Ganz im Gegenteil, sie war höchst erfreut über etwas Abwechslung und einen gemütlichen Plausch.
Auch Flocke hatte sich von seinem vermeintlich schützenden Platz, direkt in Selyns Nacken, wieder auf deren Schulter getraut, aber nur um das Wesen weiter neugierig zu bestaunen.

Nachdem Selyn ihre Worte gesprochen hatte, fühlte sie sich noch besser als vorher. Sie wusste genau, wie sehr sie diese Sprache früher gehasst hatte und wie wenig sie darauf gegeben hatte, sie zu lernen. Umso mehr erfüllte es sie jetzt mit Stolz, dass sie sich mit Altsprache sprechenden Kreaturen tatsächlich verständigen konnte und aus ihrer Sicht sogar ohne große Probleme.
Doch die ersten Zweifel kamen, als das riesige Wesen erneut in dröhnendes Gelächter ausbrach.
<b>Hm, eine wirklich heitere Gesellin!</b> dachte sie sich zunächst und drehte sich zu ihrem Begleiter um, doch der stand genauso grinsend neben ihr und schon kurz darauf dämmerte ihr, dass ihre Worte wohl doch nicht die besten gewesen sein mussten.
In Selyn stieg ein Gefühl von Scham und Wut auf sich selbst auf. Sie hatte eine legendäre Riesin getroffen, schon kurz nachdem sie ihre Heimatstadt verlassen hatte und wurde jetzt wegen Dummheit von ihm ausgelacht? Und ihr Begleiter, der zu feige gewesen war den Riesen anzusprechen lachte sie genauso aus? Ihr aufkommendes Schamgefühl wandelte sich schnell in Wut um.

<span style="color:D4F8FD;">„Warum lachst du so, feiger Hund! Du hättest ja auch mal was sagen können!“</span>, schnauzte sie den Eiselfen neben ihr an und drehte sich von beiden weg, damit sie nicht sahen, wie ihre Wangen vor Scham rot erblühten.

<i> „Naja ein Netz bin ich nicht wirklich. Aber ich vermute du meinst, dass ich nett bin. Ich danke dir für die freundlichen Worte, kleines Eiselfenkind. Du willst also die Wunder der Eiswelt erkunden und erleben? Na, dann hast du ja dein erstes bereits vor dir, nämlich mich!“</i>, fuhr Durma lachend und mit einem gewissen Triumph in der Stimme fort. Danach gab sie sich wieder ihrer scheinbaren Lieblingsbeschäftigung hin: dem Lachen.

Selyn selbst, hatten die Worte doch etwas trösten können. Natürlich ärgerte es sie ganz besonders, dass wohl besonders das Wort, von dem sie behauptet hatte, es zu wissen, das amüsanteste falsche Wort gewesen war, doch steckte die Fröhlichkeit Durmas auch Selyn erneut an.

Ranarion hatte sich trotz des kurzen forschen Auftretens von Selyn ein erneutes Kichern nicht zurückhakten können. Er wusste wohl schon langsam, wie man sie nehmen musste und das sich ihre Laune recht schnell ändern konnte. Er blickte Selyn an und schlug ihr folgendes vor:

<span style="color:D4F8FD;"> <i>“Deine Sprachkenntnisse sind ja wirklich erquicklich. Versuch doch einfach mal auf Esera mit ihr zu sprechen, vielleicht versteht sie die ja besser, als wir denken. Vielleicht kann ich dir auch helfen, denn ich spreche fließend die Altsprache.“</i> </span>

<b>Ach, er wird wohl Recht haben.</b> dachte sich Selyn und drehte sich mit niedergeschlagener Miene wieder zu Durma um.

<i>„Mhhhh…“,</i> brummte diese nachdenklich vor sich hin. <i> „Nein, tut mir leid. Ich kenne nur die Stadt Estria und dort wage ich mich nicht hin. Ein Drache schläft dort und Drachen sind böse Wesen, weißt du. Sie haben uns Riesen fast ausgerottet.“</i>

Für einen kurzen Moment war Selyn auf Grund des Verneinens enttäuscht, doch als Durma von dem Drachen in Estria sprach, würde sie hellhörig.
<span style="color:D4F8FD;"> „Wie meint ihr das?“ </span>, fragte sie ohne weiter nachzudenken auf Esera. Selbst wenn Renarion den Vorschlag nicht gemacht hätte, hätte sie wohl diese Sprache gewählt. Ihr Herz begann nämlich schon wieder schneller zu Schlagen.
Ihre geliebten Drachen sollten böse Kreaturen sein? Für sie unvorstellbar. Natürlich hatte sie durch ihren Lehrmeister einiges über die Drachen erfahren. Sie wusste auch von dem Kampf der Drachen gegen die Riesen, aber dies war für sie wie ein Kampf zwischen zwei rivalisierenden Eiselfenvölkern. Es gab keinen Böse und kein Gut. Jede Seite war schuldig und hatte seine Gründe den Krieg fortzusetzen und auf jeder Seite gab es Ausnahmen, die den Krieg gar nicht wollten. Und wer sollte ein besseres Beispiel für solch eine Ausnahme sein als ein Drache, der friedlich schlief, obwohl es noch feindliche Riesen in der Gegend gab?

<span style="color:D4F8FD;"> „Wollt ihr damit etwa sagen, dass jeder Drache von Grund auf böse ist? Das kann ich nicht glauben! Schaut euch doch den Herren der Drachen in Estria an! Er schläft so friedlich und hat der ganzen Welt das Geschenk des Schnees und der Kälte gebracht. Ich habe sein Herz gespürt! Und es schlug friedlich und ruhig wie jedes freundliche Herz!“ </span>
Selyns Worte waren mehr und mehr mit Nachdruck gesprochen worden, als hätte jemand ein kleines Kind beschimpft, vor das sie sich jetzt schützend stellte. Selyn schaute Durma selbstsicher in die Augen und verschränkte ihre Arme trotzig.
Zuletzt geändert von Selyn am Freitag 14. November 2008, 04:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Durma » Montag 17. November 2008, 20:02

Deutlich verärgert darüber, dass selbst ihr Begleiter sie wegen ihrer Sprachkenntnisse in der Altsprache zu verspotten schien, schnauzte sie ihn mit vorwurfsvollen Worten an, er hätte ja auch etwas sagen können. Sie wandte sich danach von Ranarion ab und versuchte ihre vor Scham rot gewordenen Wangen zu verbergen. Keiner sollte offenbar sehen, dass sie sich nicht wohl dabei fühlte, etwas falsches gesagt zu haben.
Der Elf jedoch hörte nicht auf sie, kannte er sich doch nun schon ein wenig und hatte bereits ein paar mal ihre Stimmungswechsel miterleben dürfen. Seine Kenntnisse über die junge Adeptin bezogen sich zwar erst auf maximal zwei Tage, aber doch glaubte er zumindest damit umgehen zu können und es einfach hinzunehmen.

So wanderte sein Blick nun wieder von seiner jungen Rassengefährtin zu der großen Riesin hinüber.
Dieser saß noch immer an Ort und Stelle, beobachtete das ganze Schauspiel vor sich und grinste erfreut über die Gesellschaft in sich hinein.
In der Tat war sie mehr heiterer Natur. Kämpfen würde sie nur, sollte es nicht anders gehen, sollte sie angegriffen werden oder musste sie sich etwas zu essen besorgen. Dies hatte schon ein paar Mal zur Folge gehabt, dass sie sich Verletzungen – und zwar nicht nur körperlicher Natur, sondern auch seelischer – zugezogen hatte. Nun jedoch wirkte sie fröhlich und genoss sichtlich die Geselligkeit mit den beiden Eiselfen.

Schließlich jedoch wandte sich das Gespräch, nachdem sich die Wut von Selyn auf sich selbst wieder gelegt hatte, dem Thema <i>Drachen</i> zu. Durma hatte erwähnt, dass diese bösartig seien und sofort hatte die Adeptin darauf reagiert. Zunächst sog sie die Wort in sich auf, konnte scheinbar kaum glauben was sie dort hörte und fragte dann wie die Riesin das meinte. Sichtlich war dies für sie unvorstellbar, denn wie konnten ihre geliebten Drachen böse sein?
<span style="color:D4F8FD;"><i>“Wollt ihr damit etwa sagen, dass jeder Drache von Grund auf böse ist?“</i></span>, fragte sie und ohne auf eine Antwort darauf zu warten fuhr sie fort: <i><span style="color:D4F8FD;">“Das kann ich nicht glauben! Schaut euch doch den Herren der Drachen in Estria an! Er schläft so friedlich und hat der ganzen Welt das Geschenk des Schnees und der Kälte gebracht. Ich habe sein Herz gespürt! Und es schlug friedlich und ruhig wie jedes freundliche Herz!“</i></span>

Schlagartig wurde Druma ernst. Ihre Heiterkeit verflog und jenes freundliche Lächeln auf ihrem pelzigem Gesicht wich einer harten Miene. Der Mund war eine gerade und recht schmale Linie und ihre Augenbrauen verengten sich soweit, dass sie fast als ein einziger Strich aussahen. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Du kannst es mir ruhig glauben, kleine Eiselfe.“, begann die Riesin zu sprechen, wobei ihre Stimme unnachgiebig hart wirkte. „Gerade der Drache in der Eisstadt ist ein ganz besonders schlimmes Exemplar. Was bin ich froh, dass er schläft und mich in Ruhe lässt. Wüsstest du, was wir Riesen durch gemacht haben, dann würdest du nicht so leichtsinnig und bewundernd über diese Geschöpfe der Hölle sprechen und das kannst du mir auch glauben! Sein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig? Zu schade! Würde es doch nur stehen bleiben, dann wäre die Gefahr gebannt, zumindest was dieses Vieh angeht. Du hast ihn nicht erlebt, als er bei Bewusstsein war und vertrau mir, dass willst du auch nicht wissen! Geschenk der Kälte? Pah! Ohne ihn wär hier ein völlig andere Landschaft und es wären nicht so viele Leben vernichtet worden, als es abzukühlen und zu schneien begonnen hatte. Selbst die Gerüchte, dass an der Grenze des Kapayu zum Wald Neldoreth ein Drache sein Unwesen treiben soll, lässt mich schaudern."

<b>Sie vergöttert ja förmlich die Kälte und der verfluchten Schnee. Das hat doch sicher eine Bedeutung... nur welche?</b>, dachte sich die mächtige Gestallt.

Mit diesen Worten verstummte Durma und blickte finster drein.
Jene Worte von Selyn hatten eine deutliche Reaktion der riesigen Gestallt hervor gerufen und ob es so klug war, konnte man nicht eindeutig sagen, wohl aber eher nicht. Aber wer wusste das schon.
Ranarion war weiterhin still und mischte sich nicht ein. Er wusste sehrwohl, was die Drachen und die Riesen zu damaligen Zeiten getan hatten, aber er wusste auch, dass es nicht allein die Schuld der geflügelten Alten war, sondern die Riesen trugen selbst einen Teil der Schuld jener Ereignisse auf ihren Schultern.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Freitag 21. November 2008, 12:59

Selyn bekam erneut schlotternde Knie, als sie die Reaktion des Riesen auf ihre Worte mit ansah. Die Mine verfinsterte sich und schlagartig sah ihr so süßer und knuddelliger neuer Freund gar nicht mehr so süß aus.
Trotzdem stand Selyn hinter ihren eigenen Worten und bis jetzt hatte sie auch keinen Grund, an ihrer Überzeugung, dass ihr Gegenüber durchaus friedlicher Natur sei, zu zweifeln. Also ließ sie sich von ihrer innerlich aufsteigenden Angst nichts anmerken und stand auch weiterhin mit verschränkten Armen vor der Riesin und starrte in ihre erbosten Augen.

<i> „Du kannst es mir ruhig glauben, kleine Eiselfe. „Gerade der Drache in der Eisstadt ist ein ganz besonders schlimmes Exemplar. Was bin ich froh, dass er schläft und mich in Ruhe lässt. Wüsstest du, was wir Riesen durch gemacht haben, dann würdest du nicht so leichtsinnig und bewundernd über diese Geschöpfe der Hölle sprechen und das kannst du mir auch glauben! Sein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig? Zu schade! Würde es doch nur stehen bleiben, dann wäre die Gefahr gebannt, zumindest was dieses Vieh angeht. Du hast ihn nicht erlebt, als er bei Bewusstsein war und vertrau mir, dass willst du auch nicht wissen! Geschenk der Kälte? Pah! Ohne ihn wär hier ein völlig andere Landschaft und es wären nicht so viele Leben vernichtet worden, als es abzukühlen und zu schneien begonnen hatte. Selbst die Gerüchte, dass an der Grenze des Kapayu zum Wald Neldoreth ein Drache sein Unwesen treiben soll, lässt mich schaudern."</i>, sprach Durma mit unnachgiebig harter Stimme

Flocke hatte sich schon bei den ersten Worten tief in Selyns Kleidung versteckt und zitterte am ganzen Leib. Ihm war dieses Riesenwesen vor ihm wohl nach wie vor nicht geheuer und vielleicht hatte er damit ja sogar Recht.

<span style="color:D4F8FD;">„Was?“</span>, entführ es Selyn. <span style="color:D4F8FD;"> „Ihr wisst wo es noch weitere Drachen gibt?“ </span> Selyns Herz begann erneut schneller zu schlagen und ihr unbändiges Verlangen, diese Wesen näher kennen zu lernen, überlagerte sämtliche Angstgefühle. Noch ein paar Sekunden lang starrte Selyn die Riesen mit großer Freude an, dann befreite sie sich selbst aus der Passivität.

<span style="color:D4F8FD;"> „Verzeit mir Durma ... das ist nur eine so unglaubliche Nachricht für mich … aber um auf eure Worte zurück zu kommen. Ich kann verstehen, warum ihr so denkt. Ihr habt einen Krieg erlebt und die Drachen waren eure Feinde. Natürlich sind sie für euch die Ausgeburt der Hölle, aber, vielleicht seid ihr es ja auch für die Drachen.
Ich weiß … Ich habe es nicht miterlebet, aber soweit ich es weiß, war es ein ganz normaler Krieg … nur das die Kriegsparteien eben … etwas größer waren und deswegen beim Kampf auch das eine oder andere Stück Land vernichtet wurde.
Und die Sache mit der Kälte, naja, in gewisser Weise sind wir Elfen wohl mit daran schuld. Immerhin waren wir es, die ihn eingeschläfert haben. Die Kälte hat den Tot Vieler gekostet aber die Starken, die überleben konnten, hatt es nur noch stärker gemacht und uns die Gabe der Eismagie geschenkt. Versteht doch. Ich bin zu Jung um wirklich zu wissen, wie die Drachen sind, aber ich habe das Herz des Drachen gespürt. Es hat mich seit meiner Geburt magisch angezogen. Ich kann nicht glauben das mich das pure Böse angezogen hat. Es war ein unglaublich befreiendes Gefühl. In diesem Drachen muss mehr als nur Bosheit stecken!</span>

Selyn lächelte verlegen. Ihr war durchaus bewusst, dass sie einem Wesen, die den Krieg und das Abschlachten ihrer Familie miterlebt hatte, erklärte, was sie erlebt hatte und das sie streng genommen keinerlei Recht dazu hatte, aber der Wunsch Durmas, den Drachen heimtückisch im Schlaf zu ermorden, war für Selyn der perfekte Beweis dafür, das sie Recht hatte. Nur traute sie sich nicht, dies dem Riesen ins Gesicht zu sagen.

<span style="color:D4F8FD;"> „Aber, vielleicht könntet ihr mir zeigen wie die Drachen sind. </span>“, fuhr Selyn stockend fort. <span style="color:D4F8FD;"> „Ich möche die Drachen gerne erforschen, ihr Wesen kennenlernen und wenn ihr wisst, wo es einen der ihren gibt, kann ich mit eigenen Augen sehen, ob sie wirklich nur Zerstörung bringen. Dazu müsstet ihr mir aber sagen wo dieses Kapayu oder der Wald Neldoreth zu finden ist. Obwohl ich seit einiger Zeit hier lebe, sieht auch für mich der Schnee überall gleich aus. </span>“, Selyn lächelte verlegen. Ihre letzte Bemerkung sollte ein Witz gewesen zu sein, aber ihr war sofort klar, das Durma dies wahrscheinlich nicht einmal bemerken würde.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Durma » Sonntag 23. November 2008, 22:14

Mit finsterem Blick suchte die mächtige Riesin den Kontakt weiterhin zu Selyn. Es war deutlich sichtbar, dass dieses Thema finstere Gedanken in Durma geweckt hatte und es wäre sicherlich möglich, dass dies schwerwiegende Folgen für die junge Eiselfe, sowie ihrem Begleiter Ranarion, ihrem treuen Freund Flocke und selbst für die große Gestallt haben könnte.
Schließlich jedoch erhob die Adeptin ihre Stimme wieder, auch wenn sie jene Worte vielleicht nicht sagen wollte. Aufgeregt und neugierig fragte sie die Riesin ob sie wisse wo es Drachen gäbe und daraufhin schnaubte die Angesprochene lauthals.

<span style="color:D4F8FD;">“Selyn, nicht!“</span>, meinte der erwachsene Eiself und legte eine Hand auf ihre Schulter.

Endlich schien er ebenfalls wieder die Initiative zu ergreifen, er hatte wohl auch lange genug dafür gebraucht. Er stellte sich neben seine Bekanntschaft und blickte mit banger Miene zu dem zotteligen Riesen hinauf. Was er dort sah, sollte wohl seine Aussage bekräftigen. Der Ausdruck auf Durmas Gesicht hatte sich noch weiter verfinstert und ein tiefer Schatten lag darin, als sie ihn senkte.
Nun konnte sie wirklich unheimlich wirken, eine mächtige Gestallt, welches weißes Fell besaß, das durch den leichten Wind immer in Wallung befand, und ganz sicher nicht schwach war. Das verdunkelte Gesicht konnte Bände sprechen, aber die junge Eiselfe schien sich nicht davon abschrecken zu lassen.

<i><span style="color:D4F8FD;">“Verzeiht mir Durma … das ist nur eine so unglaublich Nachricht für mich …“</span></i>, begann sie von neuem zu sprechen und schien Ranarion nicht gehört zu haben.

Dessen Hand schloss sich fester um ihre Schulter, aber nur für einen kurzen Augenblick, dann lies er sie los und senkte seinen Arm zurück an die Seite seines Körpers.
Währenddessen fuhr Selyn mit ihrer Sprachflut fort. Ob sie nur versuchte zu verstehen, warum Durma so schlecht auf Drachen zu sprechen war oder ob sie einfach versuchte die Meinung der Riesin zu ändern entzog sich dem Eiselfen, dennoch hörte auch er ihr zu. Sie war sichtlich fest davon überzeugt, dass jener gemeinter Eisdrache in Estria keine Bestie zu sein schien, sie glaube wohl fest daran, dass er mehr sein musste, vielleicht sogar dass er Gut war.

<i><span style="color:D4F8FD;">“… Es war ein unglaublich befreiendes Gefühl. In diesem Drachen muss mehr als nur Bosheit stecken!“</span></i>, schloss Selyn ihren Monolog zunächst und lächelte verlegen.

Ranarion packte sie erneut an der Schulter, leicht diesmal, als ob seine Hand nur darauf liegen würde. Er neigte seinen Kopf erneut zu ihrem Ohr hinab und wollte gerade etwas flüstern, als die Adeptin von neuem ihre Stimme erhob und der Riesin mitteilte, dass sie das Wesen der Drachen studieren wolle, damit sie diese verstehen würde und somit vielleicht sogar die Gefühle von Durma.
Das letzte sagte sie nicht, aber es war eine der vielen Interpretationsmöglichkeiten dieser Worte.
Sie schloss das ganze mit einem Scherz auf ihre Kenntnisse der Landschaft bezogen und lächelte erneut.
Nun da der Eiself das Ende des Gesprochenen mit angehört hatte beugte er sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Er brauchte seine mahnende Bemerkung nicht mehr aussprechen und anstatt dessen grinste er vergnügt über den Witz seiner weiblichen Begleiterin.

Durma schien es nicht ganz so lustig zu sehen. Zunächst sagte sie zwar noch nichts, aber lies ihr finsterer Blick nicht nach. Man könnte sogar meinen, dass sie nicht glaube konnte was sie dort hörte. Schließlich jedoch antwortete sie auf Selyns Worte.

„Ganz Recht, zu den damaligen Zeiten warst du noch lange nicht geboren worden. Nicht einmal deine Eltern oder deren Eltern. Es ist eine sehr lang Zeit her, viele Lebenszyklen eines Elfen.“, meinte sie und eine gewisse Bitterkeit klang daran mit. „Ich glaube kaum, dass du verstehen kannst, warum ich so denke. Da du nicht dabei warst, kannst du nicht ahnen welche Schrecken wir wegen den Drachen erlebt haben. Ja, es war ein Krieg, eine furchtbare und entsetzliche Auseinandersetzung! Eigentlich wollte ich nie wieder daran denken, aber nun… lässt es sich wohl nicht mehr vermeiden.“


Kurz brach die Riesin ihren Redeschwall ab und schluckte schwer, holte ein paar mal tief Luft und fuhr anschließend fort.

„Ich bin den Eiselfen sehr dankbar, dass sie dieses Monster eingeschläfert haben und aus diesem Grund werde ich euch nichts antun, denn noch immer sorgt ihr dafür, dass er ohne Bewusstsein bleibt.
Zu deiner Information, die Kälte, der Schnee und alles was diese Gegend ausmacht, wurde aufgrund der Anwesenheit des Drachen geschaffen und selbst von deiner Rasse mussten damals, als es begann, sehr viele sterben. Also hat die Bestie auch eure Artgenossen getötet.
Mit ist es unverständlich, wie du überhaupt nur versuchen kannst diese Geschöpfe zu erforschen, wie du diesen Tatendrang und diese Neugier dafür aufbringen kannst. Naja vielleicht bist du einfach noch zu naiv um das alles verstehen zu können.“

Die letzten Worte hatte Durma eher resignierend zu sich selbst gesprochen, als direkt zu Selyn. Schließlich erhob sich die mächtige Gestallt und wandte sich von den beiden ab.

„Du willst dem Ungetüm beim Neldoreth wirklich begegnen. Na, dann hoffen wir mal, dass du das überlebst und herausfinden kannst was du suchst. Vielleicht kannst du mich dann ja eher verstehen.“, antwortete die Riesin und blickte Selyn und ihren Begleiter Ranarion noch einmal an. „Geht einfach immer nach Norden, dann kommt ihr im Reich der Dunsthügel an und schließlich in den Kapayu, welcher noch weiter im Norden an den Neldoreth grenzt. Erwarte nur ja nicht, dass ich euch begleite.“

Mit dieser Aussage drehte sich Durma wieder von ihnen fort und begann mit großen Schritten davon zu stapfen.
Ein Seufzer der Erleichterung entfleuchte der Kehle von Ranarion, als er der Riesin hinterher blickte.

<span style="color:D4F8FD;">“Da haben wir aber noch mal Glück gehabt, würde ich meinen.“</span>, sagte er und nahm seine Hand von der Schulter der jungen Adeptin.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Mittwoch 26. November 2008, 19:11

Selyn hatte während ihrer Ansprache die Hand auf ihrer Schulter sehr wohl bemerkt. Sie hatte gespürt, wie sie sich fest schloss und damit auch, dass ihr Begleiter eindeutig besorgt zu sein schien. Immerhin war er, das musste auch sie zugeben, erfahrener und kurz dachte sie darüber nach, ob sie vielleicht wirklich zu weit ging. Doch aus ihrer Sicht war sie absolut im Recht. Sie konnte den Riesen verstehen. Sie wusste wie kalt und herzlos die Welt sein konnte und auch, wenn sie selbst etwas vergleichbares noch nie erlebt hatte, konnte sie sich doch mittlerweile gut vorstellen, wie ihre früheren Opfer unter ihrer herzlosen Seele gelitten hatten. Wie sich ein Opfer eines Krieges fühlen musste, wagte sie sich noch nicht einmal vorzustellen. Trotz all dieser Gedanken, fuhr sie unbeirrt mit ihrer Ansprache fort. Wenn sie wirklich Recht hatte, hatte der Drache in Estria nämlich genauso wenig verdient, dies zu erleben.

Wie Selyn es erwartet hatte, war Durma nicht weiter auf ihren kleinen Scherz eingegangen. Ihr Gesicht zeigte immer noch den gleichen finsteren Blick, den sie schon seit dem Beginn des Themas hatte. Doch anstelle eines einfachen Prankenhiebes, den man von einem vermeintlich wilden Tier wohl erwartet hätte, antwortete Durma mit vergleichbar ruhigem Ton, auch wenn so ein großes Wesen, durch die ständig dröhnende und ohrenbetäubend laute Stimme, nie wirklich ruhig wirkte. Trotzdem war auch diese Reaktion ein weiterer Beweis für Selyn, dass sie mit der freundlichen Seele Durmas absolut recht gehabt hatte.

<i>„Ganz Recht, zu den damaligen Zeiten warst du noch lange nicht geboren worden. Nicht einmal deine Eltern oder deren Eltern. Es ist eine sehr lang Zeit her, viele Lebenszyklen eines Elfen. Ich glaube kaum, dass du verstehen kannst, warum ich so denke. Da du nicht dabei warst, kannst du nicht ahnen welche Schrecken wir wegen den Drachen erlebt haben. Ja, es war ein Krieg, eine furchtbare und entsetzliche Auseinandersetzung! Eigentlich wollte ich nie wieder daran denken, aber nun… lässt es sich wohl nicht mehr vermeiden.“</i>

Gerade die letzten Worte Durmas ließen Selyn verstummen. Ihr war bis zu diesem Moment nicht klar gewesen, das sie in der Seele der Riesin so sehr gewütet hatte. Sie verstand wie rücksichtslos sie gewesen war und ein starkes Gefühl von Reue stieg in ihr empor. Umso mehr verblüfften sie Durmas nächste Worte:

<i> „Ich bin den Eiselfen sehr dankbar, dass sie dieses Monster eingeschläfert haben und aus diesem Grund werde ich euch nichts antun, denn noch immer sorgt ihr dafür, dass er ohne Bewusstsein bleibt.
Zu deiner Information, die Kälte, der Schnee und alles was diese Gegend ausmacht, wurde aufgrund der Anwesenheit des Drachen geschaffen und selbst von deiner Rasse mussten damals, als es begann, sehr viele sterben. Also hat die Bestie auch eure Artgenossen getötet.
Mir ist es unverständlich, wie du überhaupt nur versuchen kannst, diese Geschöpfe zu erforschen, wie du diesen Tatendrang und diese Neugier dafür aufbringen kannst. Naja vielleicht bist du einfach noch zu naiv um das alles verstehen zu können.“</i>

Mit diesen Worten wandte sich die Riesin von den beiden Eiselfen ab. Selyn starrte ihr nur noch hilflos hinterher. Das sie naiv gewesen sein sollte, hatte sie direkt ins Herz getroffen aber sie beschlossen, das später zu bedenken. Ihre Reue und ihr Mitleid für Durma war das einzige, was sie in diesem Moment wirklich beschäftigte.
Durma drehte sich erneut zu den beiden Eiselfen um und beantwortete dann tatsächlich noch Selyns letzte Frage, bevor sie sich weiter auf den Weg in das ewige Eis machte.

<i>Du willst dem Ungetüm beim Neldoreth wirklich begegnen. Na, dann hoffen wir mal, dass du das überlebst und herausfinden kannst was du suchst. Vielleicht kannst du mich dann ja eher verstehen. Geht einfach immer nach Norden, dann kommt ihr im Reich der Dunsthügel an und schließlich in den Kapayu, welcher noch weiter im Norden an den Neldoreth grenzt. Erwarte nur ja nicht, dass ich euch begleite.“</i>

<span style="color:D4F8FD;">„Es tut mir wirklich leid“</span>, brachte Selyn leise über ihre Lippen während sie Durma hinterher starrte.

Selyn stand noch einen kurzen Augenblick da und starrte der Riesin hinterher. Sie kam sich verloren vor und irgendwie hatten sich viele Fragen in ihrem Kopf gebildet.
<b>Wie konnte ich nur so dumm sein und diesem armen Geschöpf sagen, was richtig ist und was nicht? Ich habe sie dazu gezwungen sich an diese grausamen Erlebnisse zu erinnern und habe ihr damit sehr weh getan. Das war doch nie meine Absicht! Es tut mir so leid Durma. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. du hattest Recht. Ich war damals noch nicht geboren und ich weiß nichts über diese Zeit. Die Kälte ist wohl wirklich nicht das Beste auf dieser Welt und so langsam schäme ich mich dafür, dass ich ausgerechnet eine Eismagierin geworden bin. Eine Bändigerin der wohl herzlosesten Macht dieser Welt. Vielleicht ist ja wirklich nichts Gutes in den Herzen der Drachen, aber selbst wenn es so ist und es mir das Herz brechen würde, ich müsste es herausfinden. Nur wenn ich so viel wie möglich über Drachen und deren Magie weiß, kann ich sie im Notfall auch bekämpfen. Doch ich hoffe soweit wird es nie kommen! Ich glaube ganz fest daran, das Drachen auch nur Wesen sind, die Freude und Liebe kennen und mit denen man in Frieden leben kann.</b>

<span style="color:D4F8FD;"> <i>“Da haben wir aber noch mal Glück gehabt, würde ich meinen.“ </span> </i>, entfuhr es Ranarion, der jetzt sichtlich erleichtert neben Selyn stand. Selyn konnte spüren, wie er langsam seine Hand von ihrer Schulter nahm, aber im gleichen Moment spürte sie auch, wie sehr sie diese Hand unbewusst gebraucht hatte. Innerhalb von kürzester Zeit brachen Tränen aus ihren Augen und kullerten über ihre glänzende Haut, ohne das sie dabei ein schluchzendes Geräusch von sich gab. Aus ihrem Mund kam kein Geräusch. Nichts hätte darauf hingewiesen, dass sie sich schlecht fühlte, wenn sie nicht zur gleichen Zeit die Tränen laufen gelassen hätte. Kurz darauf drehte sie sich in einer blitzschnellen und eleganten Bewegung zu Ranarion um und fiel dem verblüfften Elfen in die Arme.

<span style="color:D4F8FD;"> „Meinst du, das Durma Recht hatte?“ </span>, flüsterte sie Ranarion traurig zu. <span style="color:D4F8FD;"> „Sind sie wirklich alle böse? Bin ich vielleicht in Wirklichkeit auch böse, weil ich mich von ihnen angezogen fühle und gespürt habe, wie unsere Herzen gleichmäßig schlugen?“ </span>
Zuletzt geändert von Selyn am Mittwoch 26. November 2008, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Montag 1. Dezember 2008, 20:32

<i><span style="color:D4F8Fd;">“Meinst, das Durma Recht hatte?“</span></i>, begann Selyn ihren Begleiter sehr leise zu fragen.

Ranarion hatte seine Hand von der Schulter der jungen Eiselfe genommen, nachdem die große Riesin verschwunden war und wollte sie eigentlich mit beruhigenden Worten darauf hinweisen, dass sie weiter ihren Weg gehen sollten, dass sie am besten vergessen sollten was hier soeben geschehen war und dass es keinen Sinn hätte sich jetzt große Gedanken darüber zu machen. Doch soweit kam er nicht, denn die Adeptin hatte sich zu ihm ungedreht und so konnte der Elf erkennen, dass eine Träne nach der anderen über die Wange seiner Reisegefährtin kullerte. Sie schluchzte und warf sich ihm in die Arme, drückte ihn feste an sich und so konnte der Erwachsene nicht anders als einen Moment wie angewurzelt und völlig überrascht da zu stehen.

Schließlich jedoch taute er, schneller als er selbst erwartete hätte, wieder aus seiner Starre auf und schloss seine Arme um das Mädchen. Solche Gefühle hatte er schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr verspürt, seit er damals die Stadt mehr oder minder freiwillig verlassen hatte.
Er erwiderte die Umarmung von Selyn und konnte spüren, wie dies ihr Trost spendete, wie sie scheinbar langsam wieder ruhiger wurde und sich erneut zu fassen schien. Doch noch lies er die junge Eiselfe nicht los. Er wollte, dass sie spürte, dass er für die da war, auch wenn sie sich noch nicht sonderlich lange kannten. In dieser kurzen Zeit, maximal zwei bis drei Tage, hatte er doch schon einiges an dem Mädchen entdeckt, dass ihn faszinierte und, ob er es sich nun eingestand oder nicht, er hatte bereits begonnen sie lieb zu gewinnen und Gefühle für sie zu hegen. Diese waren nicht abstoßender Natur, nicht jener die die Gesellschaft verabscheuen würden. Nein, sie waren eher wie diese, welche ein Bruder für seine Schwester oder aber ein Vater für sein Tochter hegte.

Nach einer ganzen Weile, es kam Ranarion nicht wirklich sehr lange vor, öffnete er wieder seine Arme und schaute die junge Eiselfe an, welche sich wieder von ihm zu lösen schien. Er hob seine Hand und legte sie ihr sachte auf den Kopf, fuhr ein paar mal mit seinen behandschuhten Fingern durch ihre Haare und strich ihr so ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
<span style="color:D4F8FD;">“Ist doch schon gut… ist gut…“</span>, begann er mit weicher Stimme zu ihr zu sprechen und hörte wieder mit dem Haarestreicheln auf. Dann legte er seine beiden Hände erneut auf jeweils eine ihrer Schulter und hielt sie sich in Armeslänge von sich fort, blickte ihr direkt in die Augen. <span style="color:D4F8FD;">“Ich kann dir leider auch nicht sagen, ob das stimmt was Durma dir über die Drachen erzählt hat, aber eins weiß ich ganz sicher!“</span>

Er hielt kurz inne, um seinen Worte mehr Kraft zu verleihen. Ranarion sog ein paar die kalte Luft in sich ein, füllte somit seine Lungen und lies wieder aus seinem Mund entweichen. Dann, schließlich, fuhr er mit leiser und hoffentlich beruhigender Stimme fort:
<span style="color:D4F8FD;">“Wir werden nur die Wahrheit herausfinden, wenn wir uns auf den Weg machen und einen Drachen suchen. Dann werden wir ja sehen ob sie alle böse und unbarmherzig sind und Durma somit Recht behält. Denk immer daran, dies ist nur die eine Seite der Geschichte und die Betroffenen neigen oftmals dazu, dass sie solche Ereignisse und die damit verbundenen Gegebenheiten zu ihren Gunsten ändern. Viele Rassen und Lebewesen stellen sich gerne als unschuldig hin, auch wenn sie zumindest eine gewisse Teilschuld auf ihren Schultern tragen.“</span>

Mit diesen Worten verstummte Ranarion und schaute noch einmal tief in die traurigen Augen von Selyn. Kurz musste er feststellen, das dieses junge Mädchen eine Seite an ihm geweckt hatte, die er schon vor lange Zeit aufgegeben und nicht mehr daran geglaubt hatte, diese jemals wieder zu sehen.
<b>Ist sind so viele Jahre vergangen seit damals und erst jetzt spüre ich wieder diese Wärme in meinem Inneren. Eine Wärme, die ich schon verloren geglaubt habe…</b>

Danach lies er von der jungen Adeptin ab und versuchte sich ein Lächeln auf die Lippen zu legen.
Nun war es wieder an der Zeit ihren Weg fort zu setzen und zu sehen was die Zukunft brachte, was auf sie während ihrer Reise wartete und ob sich manche Dinge als wahr oder falsch erweisen würden.

<span style="color:D4F8FD;">“Ich denke wir sollten langsam wieder aufbrechen und…“</span>, meinte Ranarion und lächelte die Eiselfe an, <span style="color:D4F8FD;">“…sei unbesorgt, ich jedenfalls halte dich nicht für böse, Selyn!“</span>

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Mittwoch 3. Dezember 2008, 23:40

Selyn spürte die Wärme, die Ranarion von sich gab und fühlte sich geborgen. Auch wenn um sie herum die eisige Kälte tobte, die nach dem Tode allen Lebens lechzte, hatte sie in diesem Moment einen Hafen der Sicherheit gefunden.
Ihr Tränen kullerten von ihren Wangen und tropften auf die Schulter ihres Begleiters, wo sie von seiner Kleidung, scheinbar genauso wie ihr Kummer, aufgesaugt wurden. Flocke spürte die Trauer seiner Herrin und hatte sich, auf ihrer Schulter sitzend, mit seiner kalten Schnauze an ihre Wange geschmiegt und streichelte sie sachte mit dem Kopf.
Nach einem kurzen Moment der Überraschung, begann jetzt auch Ranarion die Eiselfin zu umarmen und zu trösten. Es tat Selyn gut, solch eine Wärme zu spüren und das wichtigste für sie war, sie hatte diese Wärme nicht verlangt. Ihre Freunde hatten sich freiwillig dazu bereit erklärt. In diesem Moment fühlte sie mehr als die Wärme der Körper, die sich an sie pressten. Sie fühlte die Wärme der Herzen und ganz besonders die Wärme ihres Herzens.
Obwohl Ranarion noch keinen Ton gesagt hatte, wusste sie schon in diesem Moment die Antwort auf ihre Frage. Nein, sie war nicht böse, ganz im Gegenteil. Sie hatte es geschafft Lebensfreude und Zuversicht in sich selbst und ganz besonders in andern zu wecken und dies allein war schon Beweis genug. Als Ranarion sachte seine Umarmung löste und sie mit seinen strahlenden Augen anblickte um kurz darauf die ersten Worte zu ihr zu sprechen, konnte sie es dennoch nicht abwarte von ihm persönlich zu hören, was sie selbst schon empfunden hatte. Also lauschte sie ihrem Begleiter gespannt und mit leuchtenden aber immer noch verheulten Augen.

Nachdem Ranarion seine weisen Worte gesprochen hatte, starrte Selyn ihn immer noch erwartungsvoll an. Er hatte ihr zugestimmt und ihr Mut eingeredet, ihren Weg weiterzuführen, aber er hatte ihr noch nicht die Worte gesagt, auf die Selyn wartete. Noch einmal schaute Ranarion sie an und versuchte ein Lächeln auf seine Lippen zu legen. Selyn merkte, dass es ihm nicht wirklich leicht fiel. Auch er musste so einiges Schlechtes in seinem Leben erfahren haben, aber er ließ sich, genauso wie sie, nicht davon unterkriegen.

<span style="color:D4F8FD;"> <i>“Ich denke wir sollten langsam wieder aufbrechen“</i> </span>, sagte er und schien sich innerlich schon führ den kommenden Weg vorzubereiten. Selyn stand immer noch regungslos an Ort und Stelle und starrte ihren Begleiter an. Ihre Vorfreude war immer noch groß, aber sie änderte sich nach und nach in eine traurige Furcht. Sie wollte unbedingt wissen, ob auch er sie für nicht böse hielt. Ob auch er sie wirklich leib hatte.
Für einen Kurzen Moment schien sich Ranarion schon Gedanken über ihren weitern Weg zu machen, doch dann ging er wieder auf Selyn zu, schaute ihr in die Augen und sprach die sehnlich erwarteten Worte:

<span style="color:D4F8FD;"> <i>“…und, sei unbesorgt, ich jedenfalls halte dich nicht für böse, Selyn!“</i></span>

Selyn blieb nach wie vor regungslos stehen und starrte Ranarion an. Zuerst langsam und dann immer schneller wich ihr trauriger Gesichtsausdruck einem wundervollen Lächeln, das selbst den grellen Schnee verblassen ließ.
Als sich Ranarion erneut umschaute, um den richtigen Weg zu erspähen, löste sich Selyn blitzschnell aus ihrer Starre, ging zu ihm und gab ihm mit ihrer Handfläche einen leichten Hieb auf den Hinterkopf.

<span style="color:D4F8FD;"> „Na komm schon! Steh da nicht so faul herum! Hier geht es lang!“ </span>, sagte sie mit neckend strengem Tonfall und stampfte fröhlich grinsend voran, immer weiter in Richtung Norden.

<span style="color:D4F8FD;"> „Passt auf ihr Drachen, wir kommen!“ </span>, rief sie in die kalte Schneeebene und hüpfte dabei vergnügt auf und ab.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Montag 8. Dezember 2008, 22:08

Einmal mehr erstaunt, über den plötzlichen Stimmungswechsel der jungen Eiselfe, schüttelte Ranarion kurz seinen Kopf und blickte seiner Begleitung nach. Er hatte es doch tatsächlich geschafft mit seinen Worten etwas in Selyn auszulösen, dass sie wieder frohen Mutes zu stimmen schien. Ihre trübsinnige Laune hatte sich, wie wenn man einen Schalter umlegte, verzogen und mit neckend strengem Tonfall meinte sie zu ihm: <i><span style="color:D4F8FD;">“Na komm schon! Steh da nicht so faul herum! Hier geht es lang!“</span></i> Auch gab sie ihm einen leichten Klaps auf denn Hinterkopf und zog an ihm, mit warnenden Worten zu den Drachen, vorbei.

<b>Sie ist wirklich erstaunlich! Aber Recht hat sie, machen wir uns auf den Weg!</b>

Mit diesen Gedanken setzte auch der erwachsene Eiself sich wieder in Bewegung schloss schnell zu ihr auf. Auch sein Gemüt hatte sich bei weitem wieder gebessert und die Erinnerung an die Begegnung mit der Riesin Durma war bereits in einen dunklen Winkel seines Gedächtnisses verschwunden. Zwar würde er sich immer daran erinnern, doch zur gegebenen Stunde schlummerte sie gut versteckt in seinen Kopf.
Ein paar Minuten vergingen, dann erhob er seine Stimme.

<span style="color:F4D8FD;">“Du bist ganz schön Vorlaut.“</span>, sprach Ranarion und hatte einen leichten Ansatz eines Lächelns auf dem Gesicht. <span style="color:F4D8FD;">“Nicht viele trauen sich mit einen Hieb zu versetzen, aber du hast es gewagt. Respekt Kleines!“</span>

So marschierten sie einen Großteil des Tages, hin und wieder kam ein kleines Gespräch auf, dann schwiegen sie wieder eine Weile. Es war recht ausgewogen und der Erwachsene schien sich nicht weiter über Selyn zu sorgen, denn schließlich schien sie ihm dazu keinen Anlass zu geben. Er beobachtete seinen Schützling mehr oder minder unbemerkt und versuchte sich ein Bild ihres Könnens zu machen.
Sie hatte zu der Riesin gemeint, dass sie den Schnee kontrollieren könne und irgendetwas bezüglich der Kälte und eigentlich schon als sie diese Worte ausgesprochen hatte, regte sich ein Versacht in dem Mann. Diese Vermutung schien sich immer weiter zu verhärten und nun brauchte er nur noch einen Beweis für ihre Richtigkeit. Anmerken lies er sich diese Gedankengänge nicht, denn seine Miene blieb entweder neutral oder aber zeigte seine fröhliche Stimmung, in der ein Grinsen auf sein Gesicht legte.

Das Wetter schien sich immer mehr zu bessern, die Wolken verschwanden nach und nach und der blaue Himmel kam langsam zum Vorschein. Auch die Temperatur stieg stetig an, was der jungen Adeptin allerdings nicht entgehen dürfte. Allmählich wurde auch der Schnee etwas rarer und bereits am späten Nachmittag zeigten sich die ersten grünen Grashalme unter der weißen Schicht gefrorenen Wassers. Sie mussten in der Nähe eines neuen Gebiets sein, das Ende des Eisreiches erreicht haben.
Ranarion hielt an einem der noch wenigen Büsche Grases stehen und winkte Selyn zu sich.

<span style="color:F4D8FD;">“Komm mal bitte her.“</span>, meinte er und diesmal schwang in seiner Stimme eine gewisse Ernsthaftigkeit mit. <span style="color:F4D8FD;">“Ich habe da mal eine Frage und eine kleine Aufgabe an dich. Siehst du das grüne Gras hier? Heute morgen hast du erwähnt, dass du der Kunst der Schneekontrolle bemächtigt bist. Wärst du vielleicht so gut und würdest es mir einmal vorführen? Bedecke mit deiner Gabe doch einfach das Gras, so dass ich zusehen kann.“</span>

Mit diesen Worten verstummte der Erwachsene und wartete auf eine Reaktion seines Schützlings. Er wusste nicht, ob er vielleicht nicht zu weit gegangen war mit seiner Frage, aber nun musste er endlich Gewissheit über seine Vermutungen erlangen. Er wollte wissen ob die junge Eiselfe in der Lage war, die schwierige und teils auch gefährliche Eismagie zu beherrschen, denn wenn dies tatsächlich der Fall, so würde es für den Mann einige Erklärungen geben.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Mittwoch 10. Dezember 2008, 16:47

<span style="color:D4F8FD;"><i>“Du bist ganz schön Vorlaut. Nicht viele trauen sich mir einen Hieb zu versetzen, aber du hast es gewagt. Respekt Kleines!“</i></span>, eröffnete Ranarion das Wandergespräch.

Selyn hielt kurz inne und schaute ihren Begleiter fröhlich an.

<span style="color:D4F8FD;"> „Komisch, so gefährlich siehst du überhaupt nicht aus!“ </span>, konterte sie. Vielleicht war es ihr momentaner Sinn nach Schabernack. Vielleicht wollte sie sich aber auch nur dafür rechen, dass er sie erneut "Kleines" genannt hatte, Selyn wusste es selbst nicht genau, dennoch schaute sie ihn weiterhin fröhlich aber mit immer weiter wachsendem schadensfrohem Gesichtsausdruck an.
<span style="color:D4F8FD;"> „Wer hat sich den bei Durma vor Angst nicht vom Fleck bewegen können?“ </span>, warf sie dem Eiselfen noch zusätzlich entgegen und fing an, fröhlich zu singen, während sie sich umdrehte und weiter durch den Schnee sprang.

Einige Zeit wanderten die Beiden über die Einöde des Eisreiches. Mal fröhlich verspielt, dann wieder wortlos und angestrengt bewältigte Selyn ihren Weg durch Schnee und Eis. Dazu kam, dass sie die Temperatur immer mehr belastete. Es kam ihr doch tatsächlich vor, als wäre dieser Teil der Eiswelt viel wärmer, als der Teil, in dem sie aufgewachsen war.
Selyn wischte sich immer öfter den Schweiß von der Stirn und begann merklich zu keuchen. Auch ihren langen Wintermantel hatte sie mittlerweile ausgezogen und in ihrem Rucksack verstaut.
Ihr Bewegungstempo verringerte sich zusehens und war sie vorher fast immer ein ganzes Stück vor Ranarion gewesen, hing sie jetzt hinter ihm zurück, sodass dieser sich immer öfter nach ihr umschauen musste.

Selyn hatte einmal mehr einen Punkt der Schwäche erreicht, als sie beschloss, einfach stehen zu bleiben und in den Himmel zu starren. Die Wolken hatten sich fast vollständig verzogen und die strahlende Sonne starrte Selyn direkt entgegen. Es kam ihr vor, als würde sie jeden Moment vom Himmel fallen, nur um Selyn zu erschlagen. Nachdem sie einige Zeit in den Himmel gestarrt hatte, wandte sie den Blick wieder von der Sonne ab und schaute sich nach Ranarion um, doch zuerst erkannte sie ihren Begleiter nicht. Irgendwie schien die ganze Welt um sie herum zu verschwimmen und sie bildete sich sogar ein, den Schnee bereits dampfen zu sehen. Erschrocken blickte sie noch einmal in Richtung Sonne. War sie wirklich dabei herunterzufallen? Nein, Die Sonne schien immer noch am gleichen Punkt des Himmels zu schweben. Erleichtert, aber auch erschöpft, ließ sich Selyn auf ihren Hintern fallen. Durch den dumpfen Aufprall war auch Flocke erneut aus seinem Schlaf erwacht und hüpfte, nachdem er etwas tat, was man wohl als Gähnen bezeichnen konnte, aus ihren Kleidern in den frischen Schnee.
Kurz darauf ließ sich auch Selyn zur Seite kippen. Es war nicht so, dass sie nicht mehr aufstehen konnte oder Hilfe gebraucht hätte. Sie war nur für diesen Moment willenlos und ihr Kopf begann zu dröhnen. Als ihr Körper den kühlenden Schnee berührte, fühlte sie sich sofort besser. Sie formte ihre Hand zu einer Pranke und stach damit in den Schneeboden ein. Sie spürte sofort die Kälte um ihre Finger herum. Kurz blieb sie in dieser Haltung, bevor sie ihre Hand schloss um den Schnee auszugraben. Sie drehte sich auf ihren Rücken, schloss die Augen und ließ den feinen, erfrischenden Schnee aus ihrer Hand, auf sie rieseln.
Sie genoss den Augenblick, bis sie plötzlich etwas Glitschiges traf, was so gar nicht Schnee sein konnte. Blitzschnell schüttelte sie das Etwas ab und rollte sich zur Seite. Nachdem sie sich ebenso schnell wie elegant aufgerichtet hatte, starrte sie sprungbereit auf das, was sie da angegriffen hatte. Es war grün und länglich und hatte einen braunen Boden. Sie starrte noch eine kurze Zeit auf das Ding, dann wurde sie von Ranarion aus den Gedanken gerissen.
Er hatte sich mal wieder nach ihr umgedreht und sie auf dem Boden liegend gesehen und war sofort zu ihr zurück gelaufen. Jetzt, wo er sah, dass es ihr wohl gut ging, legte er ihr erleichtert die Hand auf die Schulter und lächelte.

<span style="color:D4F8FD;"> „Hast du dich vor irgendetwas erschreckt fürchtlose Kriegerin?“</span>, sagte er neckend zu ihr auch um ihr ihren vorherigen Spruch heimzuzahlen. <span style="color:D4F8FD;"> „Komm wir gehen weiter.“</span>

Selyn ließ sich von Ranarion mitziehen, ohne das komische Ding aus den Augen zu lassen. Selbst Flocke war neugierig geworden und hoppelte zu dem Ding, um daran zu schnuppern. Kurz darauf kam er freudig und unversehrt zu Selyn zurück.
<b>Kannst du mir sagen was es ist?</b> dachte sich Selyn ein Gespräch mit Flocke. Sie wusste, dass dieser ihr wohl nicht auf die Art antworten konnte, wie sie sich das gewünscht hätte, aber da er vergnügt an ihr empor kletterte und sich wieder auf ihre Schulter legte, merkte auch sie, dass wohl keine Gefahr drohte.

Für Selyn war die Umgebung noch immer leicht verschwommen. Bei weitem nicht mehr so, wie am Anfang, aber immer noch merklich. Dazu brummte ihr Kopf immer noch heftig und wenn sie sich jetzt umschaute, sah sie ab und an diese grünen Dinger versteckt unter der Schneeoberfläche. <b>Bilde ich mir das alles nur ein?</b> fragte sie sich kurz bevor sie sich selbst zustimmte und alle anderen Erlebnisse dieser Art einfach ignorierte.

Nach einiger Zeit des Marschierens, winkte Ranarion Selyn zu sich. Diese folgte seiner Bitte Neugierig und blieb vor dem Büschel Gras verblüfft stehen.

<span style="color:D4F8FD;"> <i>“Ich habe da mal eine Frage und eine kleine Aufgabe an dich. Siehst du das grüne Gras hier? Heute morgen hast du erwähnt, dass du der Kunst der Schneekontrolle bemächtigt bist. Wärst du vielleicht so gut und würdest es mir einmal vorführen? Bedecke mit deiner Gabe doch einfach das Gras, so dass ich zusehen kann.“</i> </span>

Selyn starrte lange verdutzt auf das Gras, dann drehte sie langsam ihren Kopf und schaute dem erwartungsvollen Eiselfen ins Gesicht.

<span style="color:D4F8FD;"> „Du kannst es auch sehen?“ </span>, frage sie ihn mit verwunderter Stimme. <span style="color:D4F8FD;"> „Dann bilde ich mir das alles gar nicht ein? Es ist wirklich echtes grünes Gras? Hier in der Wildnis des Eisreiches? Wo sonst alle Pflanzen erfroren sind und längst ihre Farbe verloren haben?“ </span>. Dann erst fiel ihr auf, was der Eiself gerade von ihr verlangt hatte.
<span style="color:D4F8FD;"> „Und wieso wollt ihr, dass ich es mit Eis bedecke? Dieses Wunder? Wie könnt ihr nur so grausam sein? Ich will nicht, dass es sich durch die Kälte gekämpft hat, nur damit ich es wieder neu damit bedecke! Pflanzen sind auch Lebewesen mit Gefühlen!“ </span>

Verärgert wandte sie sich von ihrem Begleiter ab und blieb starr vor Verwunderung stehen. Vor ihr erschloss sich eine Landschaft, die immer grüner zu werden schien und weit weit in der Ferne konnte man bereits die ersten hohen Bäume erkennen. Echte Bäume mit echten Grünen Blättern. Selyn konnte nicht glauben, was sie da sah und was sie vorher wohl irgendwie geschafft hatte, vollkommen zu ignorieren.
Zuletzt geändert von Selyn am Sonntag 14. Dezember 2008, 22:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 14. Dezember 2008, 22:43

Schon eine ganze Zeit lang beschlich Ranarion das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Zunächst konnte er es nicht wirklich einordnen, aber je weiter er lief und desto näher sie der Grenze zum Reich der Dunsthügel kamen, verstärkte es sich. Er schaute sich fortwährend nach vorn und zu beiden Seiten um, konnte jedoch nichts verdächtiges entdecken. Etwas verwirrt über sich selbst, da ihm so etwas noch niemals untergekommen war.
Bisher hatte er sich stets auf seine Gefühle und Instinkte verlassen können, was auch einen wesentlichen Teil dazu beigetragen hatte, dass er in der gefährlichen und kalten Wildnis des Eisreichen hatte überleben können. Nun jedoch, schien etwas seine Sinne zu verwirren, ja man konnte sogar davon sprechen dass sie regelrecht verzerrt wurden.

<b>Eigenartig. Was ist hier nur los?</b>, dachte er sich und achtete nicht sonderlich auf seine Begleitung.

Aber genau jene war es, welche ihn so durcheinander brachte. Seit er mit Selyn zusammen unterwegs war, waren ihm die eigentümlichsten Dinge passiert und das stetige und abrupte wechseln ihrer Stimmungen trugen ihren wesentlichen Teil dazu bei.
Schließlich jedoch versuchte er sich schlichtweg zusammen zu reisen und zu versuchen die Warnungen, welche seine Gefühle ihm zuflüsterten, einfach zu ignorieren. Warum sollte so ein zartes Geschöpf Gefahr für ihn bedeuten, wenn man einmal davon absah, dass sie von einer Schwierigkeit in die nächste rutschten. Aber diese Situationen waren bei weitem nicht so unüberwindlich wie man zunächst den Anschein haben mochte. So schob er seine Gedanken bei Seite und wurde der immer grüner werdenden Umgebung bewusst.
Er hielt an einem Büschel Gras inne und rief Selyn zu sich, bat sie ihm ihre magischen Kräfte vorzuführen, indem sie etwas Schnee mit bloßer Willenskraft über den Grashalm bewegte. Doch kaum hatte er seine Bitte an die junge Adeptin gerichtet, konnte er ihre verwunderte Stimme hören und in ihrem Gesicht wahrliche Verblüffung erkennen.

<i><span style="color:D4F8FD;">“ Du kannst es auch sehen? Dann bilde ich mir das alles gar nicht ein? Es ist wirklich echtes grünes Gras? Hier in der Wildnis des Eisreiches? Wo sonst alle Pflanzen erfroren sind und längst ihre Farbe verloren haben?“</span></i>

Bei diesen vielen Fragen und der, in der Stimme mitklingenden Ungläubnis, zog sich wieder einmal ein leichtes Grinsen auf das Gesicht des Mannes. Er schmunzelte ihr entgegen und überlegte sich schon einmal die Antworten auf die Fragen des jungen Mädchens. Diese jedoch lies ihn gar nicht erst zu Wort kommen, denn schon bombardierte sie Ranarion weiter mit Fragen, diese allerdings waren eher anklagender Natur.

<span style="color:D4F8FD;">“Ganz ruhig Selyn.“</span>, begann er endlich zu sprechen, als die Eiselfe ihren Wortschwall beendet hatte.

Ob sie diese Worte noch hören konnte, wusste er nicht, denn als sie sich von ihm verärgert abwandte, blieb sie ruckartig stehen. Es würde den erfahrenen Mann nicht wundern, wenn er um sie herum gehen und einen offenen stehenden Mund in ihrem Gesicht erblicken würde, denn in genau jene Richtung, in die Selyn schaute, erschloss sich vor ihr eine unglaubliche Welt. In einiger Entfernung konnte sie deutlich sehen, wie das Eis und der Schnee immer weiter zurück wichen und schwanden und sich an deren Stelle immer größer werdende Grünflächen, bedeckte mit Gras und Moos, zeigten. Hier und dort standen einige Bäume, welche mit einem ebenso grünen Blätterdach ihre ganze Pracht offenbarten.

<span style="color:D4F8FD;">“Ja, das ist ein unglaublicher Anblick, meinst du nicht auch?“</span>, erhob Ranarion erneut seine Stimme und legte mal wieder seine Hand auf ihre Schulter. <span style="color:D4F8FD;">“Was deine Fragen von eben betrifft kann ich dir folgendes sagen: Nein, du bildest es dir nicht ein. Diese Pflanzen existieren wirklich und sind Teil der großen Schöpfung. Ja, es handelt sich wirklich um echtes grünes Gras und nicht nur das. Noch viele andere Arten sind darunter zu finden und ja, sie kämpfen sich hier an der Grenze des Eisreiches durch den Schnee, um Zeugnis dafür zu sein, dass es selbst für die Kälte eine Grenze gibt. Hier, wo es wärmer und nicht ganz so frostig ist, wie in deiner und meiner Heimat, schafft es die eine oder andere Pflanze sich der Witterung zu widersetzen und zu erblühen.“</span>

Mit diesen Worten verstummte der Mann und genoss ebenfalls einen Augenblick diesen wahrhaftig großartigen Ausblick zu dem Reich der Dunsthügel.


<i>[Wenn du willst, kannst du im Reich der Dunsthügel ein neues Topic erstellen. Sag mir nur, wo es weiter geht <img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... winker.gif" border="0"> ]</i>

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Re: Ein letzes Mal Kälteglück

Beitrag von Selyn » Donnerstag 25. Dezember 2008, 11:54

Zuletzt geändert von Selyn am Donnerstag 25. Dezember 2008, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.

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