Der Nebel der Dunsthügel

Dieser Landstrich ist so hügelig, dass man vergeblich nach einem flachen Stück Erde suchen wird. Tagsüber eine saftige Landschaft mit Wiesen, Wäldchen und Grasebenen. Doch nachts kommen die Nebel über das Reich und mit ihnen unheimliche Schrecken.
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 17. Februar 2024, 12:35

Dass sich auch Skyler über Arvid ärgerte, konnte man dem Mischling wohl nicht verübeln. Es war im Grunde nicht der Situation zuträglich, ein solch nerviges Anhängesel zu haben, obwohl man im Grunde bereits am Ziel eines Auftrages war. Sky hätte gewiss bereits nötige Informationen einholen können, wenn sich die Reise nicht derart verzögert hätte. Wenn Eleyna davon gewusst hätte, wäre sie bestimmt nicht in seiner Nähe geblieben und hätte sich bereitwillig von Sky helfen lassen. Demnach hätte er Arvid auch nicht so lange in seiner Nähe gehabt. Und die Geschwister hätten sich vermutlich früher oder später von allein getrennt, da sie einander nicht ausstehen konnten. Oder Arvid ihr das weismachen wollte. Nun aber schaffte Eleyna es, dass Arvid sich endlich aus dem Zelt bewegte. Zwar bot er ihr erhebliche Ablenkung, aber die Elfe besaß auch recht feine Antennen für Stimmungen. Und hier zwischen Sky und Arvid, würde sich wohl keine Freundschaft entwickeln. So war das Streiten weitaus plagender, als die Stille, jedenfalls glaubte Eleyna das da noch und sie verhalf Mina zu einer Kostprobe von Arvids Können. Als der Zelteingang hinter Arvid und Mina zurückschwang, blieb ihr Blick darauf hängen. Sie spürte plötzlich eine bleierne Stille, die sich ausbreitete und das veranlasste sie, nur langsam den Blick zu heben.
Sky hatte sich inzwischen neben sie gesetzt, sodass sie ihn von ihrer liegenden Position aus ansehen konnte. Eleyna ließ ihren Blick zum fremden Mischling wandern und stumm betrachteten sie einander. Sky wappnete sich vielleicht gegen eine wahre Tirade, seitens Eleyna doch sie bewies erneut, dass sie nicht ganz so einfach zu durchschauen war, wie er vielleicht glaubte. Anstatt nun emotional zusammenzubrechen, stellte sie eine reichlich neutrale Frage. Und das war für jene, die sie besser kannten, bereits Indiz genug zu wissen, wie es um sie bestellt war. Eleyna machte all ihre Probleme mit sich selbst aus. Jedenfalls solange, bis jemand an kam und in das Wespennest stach. Die Elfe aber verlangte das nicht. Sie jammerte nicht, klagte nicht. Sie wollte einfach wissen, wann sie wieder aufstehen durfte. Stoisch erwiderte sie seinen Blick, der ihr nichts über seine Gedanken verriet. Ähnlich wie bei ihr, als er versuchte hinter die Maske zu schauen, die sie nun trug. „Das weiß ich nicht genau, tut mir leid. Hab‘ versäumt danach zu fragen“, räumte er ihr ein und Eleyna nickte leicht. Ihr Blickkontakt brach ab und sie schaute kurz auf die Rune, die auf ihr drauf lag. Dann ließ sie auch diese wieder aus ihrem Blickfeld ziehen. „Vögelchen…!“, versuchte Skyler es, Herr der Lage zu werden. Eleyna aber warf ihm einen Blick zu und konnte erkennen, wie sehr er mit sich rang. Das machte es nicht einfacher und sie runzelte unwillig die Stirn. Sie musterte für einen Moment das zerzauste Haar, bis er weitersprach:

„Der Zwerg und die Tha'Roon werden sicher noch einmal nach dir sehen. Wenn mich nicht alles täuscht handelt es sich bei den Beiden um unsere Gastgeber, die uns die Minotauren zum Geleit schickten.“ „Dann sollten wir auf sie warten.“, schnitt sie ihm so vollkommen lapidar in seine Versuche, ihr irgendwie eine Hand zu reichen. Aber Eleyna ließ ihn nicht an sich heran. Letztendlich war er ihr so fremd, wie Arvid und nicht wirklich befugt, mehr über sie zu erfahren. Dass sie hier lediglich versuchte, sich selbst vor dem, was da auf sie zukam, zu schützen bedurfte großer, empathischer Kenntnisse. Stille legte sich zwischen sie und Eleyna wandte den Blick erneut ab. Er sah sie mit diesem Blick an… mit diesem Bedauern. Ob echt oder nicht, sie konnte nicht hinsehen. Plötzlich aber erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit: Sky griff nach ihrer Hand und ihr Blick flackerte. Sie schluckte und er konnte einen instinktiven Zug an ihrer Hand fühlen, der sie ihm wieder entreißen sollte. Doch Eleyna atmete die Anspannung wieder aus und hielt still. Auch das war nicht wirklich entspannt zu nennen, doch sie versuchte wie eine Löwin darum zu kämpfen, nicht die Kontrolle zu verlieren. „Wer und wo… ist er?“ Das letzte Wort betonte er auf eine Weise, dass sie leicht schmunzeln musste. Es war nur nicht so, dass sie damit Freude ausdrückte. Sie ahnte, was er vor hatte und wäre jetzt am liebsten weggelaufen. Tatsächlich zuckte ihre Hand erneut. Eleyna war es gewohnt, sich vor allem zu verschließen, das nicht angebracht war.
Und vor allem davonzulaufen, das ihr die Beine wegziehen konnte. Sie hatte Jahre nicht näher über ihren Vater nachgedacht… sie war gut darin. Irgendwie. Eleyna’s Blick glitt zur Seite, ohne wirklich zu sehen. Ihre Lippen waren noch immer blass und zu einem schmalen Strich gepresst. „Vögelchen… hörst du mir zu?“ , hakte er berechtigter Weise nach, denn Eleyna reagierte nicht. Erst nach der Erinnerung, dass er da war: „Ich…“, hörte ihre Stimme sich kratzig an, sodass sie schluckte, „weiß es nicht.“ Beantwortete sie die Frage, präzisierte aber im ersten Moment nicht genauer, was jeden Schluss zulassen könnte. „Wir wurden getrennt. Arvid’s kleiner Familienausflug hat uns getrennt. Ich weiß nicht mal, ob er es überlebt hat.“, antwortete sie furchtbar sachlich. Emotionen brauchte Skyler gerade keine zu erwarten. Die Mischlingselfe verbot sie sich. Oder sie hatte bereits zu viel gefühlt. Wollte nichts mehr fühlen. Er begann ihre Hand zu streicheln und Eleyna runzelte die Stirn. Es wurde ihr zu viel. Erst dann entzog sie ihm ihren Handrücken und wandte gleichzeitig den Blick auf ihn. „Was spielt das für eine Rolle, hm?“, wollte sie nun von ihm wissen. „Es ist vorbei. Wozu drüber reden.“ Mahlte sie erneut die Kiefer aufeinander. Dann versuchte sie sich aufzusetzen.
„Mir geht’s gut. Verkürzen wir das hier.“, blockte sie ab und wollte bereits nach der Rune greifen, um sich hinzusetzen. Eleyna konnte nicht stillliegen. Sie brauchte Bewegung. Skyler konnte vielleicht erkennen, dass es ihr kaum schnell genug gehen konnte, zu fliehen. Sie wurde ungeduldig, hektisch fast und wollte sich aus der Decke befreien. „Verfluchte…“, projizierte sie ihre Gemütslage auf die Decke, weil sie sich mit den Beinen darin verfing. Eleyna hielt für einen Moment inne, atmete tief durch und versuchte es schließlich erneut.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 17. Februar 2024, 14:13

Für einen Taktiker, wie Skýler war die Situation nicht einfach. Gefühle waren nicht unbedingt seine Stärke. Wie auch, wenn man sein Leben dahingehend noch einmal betrachtete? Vermutlich war es nur seiner Mutter zu verdanken, dass er sich ein gewisses Feingefühl für Empfindungen hatte bewahren können. Danach hatte er nur gelernt Gefühle zu lesen, um diese auszunutzen.
Doch dieser Fall war anders, denn obwohl es seiner Mission natürlich helfen würde, wenn sie schnell wieder auf die Beine kam, war es sein ganz persönliches Empfinden ihr in diesem Moment zu helfen.
Seines Erachtens nach rührte Eleynas Ungeduld davon her, dass sie hartnäckig versuchte, ihre Gefühle zu unterdrücken und die Situation zu überspielen. Allerdings wirkte es auch auf ihn so, als würden diese kurz vorm Überlaufen stehen. Und weil sie es merkte, wollte sie dem entkommen und sich in die Verdrängung flüchten.
Skýler fühlte sich etwas hilflos – wie auf einem See, der von einer dünnen Eisschicht bedeckt war, die bei jedem falschen Schritt mehr Risse bekam und zerbrechen konnte. Und Eleyna half ihm nicht besonders dabei eine Richtung zu finden, in der er nicht sofort einzubrechen drohte.
Als er ihre Hand ergriff registrierte er das sachte Zucken und für einen Moment war der Mischling versucht seine Hände selbst zurückzuziehen. Das Vögelchen war ihm zwar sympathisch, doch tatsächlich waren sie nichts als Fremde. Sein Verhalten entsprach dem eines Bekannten – jemanden, der sie schon länger als ein bis zwei Tage kannte. Und es war vollkommen untypisch für ihn.
Tatsächlich war es wohl die Situation, die ihn so handeln ließ. Er verfiel nicht schnell in Stress – er hatte schon so viel gesehen und erlebt, selbst ertragen, dass er normalerweise souverän handeln konnte. Doch dieser Fall ging ihm irgendwie näher, als er wollte oder es selbst registriert hatte.
„Ich…weiß es nicht.“, begann sie mit kratziger Stimme zu antworten, nachdem er sie auf ihren Partner – ob nun fest, oder nur für eine Nacht, angesprochen hatte.
„Wir wurden getrennt. Arvid’s kleiner Familienausflug hat uns getrennt. Ich weiß nicht mal, ob er es überlebt hat.“ Still ruhte das Grau auf ihrem Gesicht, als er versuchte sich einen eigenen Schluss aus diesen Worten zu bilden. Es hörte sich so an, als wäre sie mit dem vermeintlichen Vater freiwillig unterwegs gewesen und so konnte er vermuten, dass die gemeinsame Nacht – oder die Nächte ebenfalls im gemeinsamen Einverständnis geschehen waren.
Skýler lehnte sich etwas zurück, indem er seinen Rücken gerader richtete. Er konnte Eleyna nicht ansehen, was sie für den anderen Mann empfand, von daher wartete er vorerst ab, ob sie sich nicht weiter öffnete, jetzt, wo ein Anstoß erfolgt war.
Tatsächlich geschah dies nicht. Die Halbelfe verschloss sich und schien das Thema nicht weiter besprechen zu wollen. Sie entzog ihm die Hand und Skýlers undurchsichtige Miene veränderte sich kurz, als er überrascht feststellte, dass er ihr über den Handrücken gestrichten hatte. So wirklich bewusst schien er das dann auch nicht getan zu haben.
Er zog seine Hände zurück und sah sie wieder an. So wenig sie sich ansehen lassen wollte, wie es in ihr aussah, gelang es ihr in der Hinsicht nicht, dass sie mit seinem Verhalten darauf deutete, dass ihr ihre Gefühle bereits bis zum Hals gestiegen waren und sie langsam drohten sie zu ersticken. Und irgendwie kam ihm diese Art bekannt vor.
„Was spielt das für eine Rolle, hm? Es ist vorbei. Wozu drüber reden.“ Der Mischling schwieg auf ihre Worte und sah sie einfach nur schweigend an, was sie vermutlich nervöser machte, als er selbst beabsichtigte. Es war selten, aber in Situationen, wie diesen, wo er nicht sofort wusste, was er als nächstes tun, oder sagen sollte, war er manchmal wie ein Kater, der einfach nur das Objekt seiner Aufmerksamkeit ansah.
„Mir geht’s gut. Verkürzen wir das hier.“, blockte sie weiter ab und schien immer übellauniger, oder ungeduldiger zu werden. So als würde sie wirklich langsam keine Luft mehr bekommen.
„Vögelchen…! Lass mich-!“
Als er erkannte, dass sie aufstehen wollte, erkannte er fast zähneknirschend, dass sie in diesem Punkt wie ihr Bruder war. Dabei hatte er geglaubt, dass sie das Gespräch selbst führen wollte, so unterstützend, wie sie dabei gewesen war, den Nervenzwerg aus dem Zelt zu locken. Darin hatte er sich offenbar geirrt.
Wie ein, mit Netz gefangenes Tier wurden ihre Bewegungen hektisch, als sie sich in der Decke verhedderte.
„Verfluchte…“, rutschte ihr ein emotionaler Fluch heraus, ehe sie kurz innehielt, um sich wieder in den Griff zu bekommen und es dann noch einmal erneut versuchte. In diesem Moment griff Ský nach der Rune und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie am Aufstehen zu hindern.
„Du willst es nicht hören, weil du der Meinung bist es bereits zu wissen, aber das ist falsch!“, sagte er mit Nachdruck und blickte ihr fest in die Augen. Er verfiel ganz automatisch ins Lerium, weil er sich in dieser Sprache am sichersten fühlte.
„Wenn du die Wahrheit nicht erfahren willst, sage ich nichts. Aber wenn du jetzt aufstehst, schadest du dir vielleicht mehr, als du absehen kannst und wirst es später bereuen!“ Sein Blick wurde noch eine Spur ernster. In ihrem Blick erkannte er sich selbst und tatsächlich erschrak ihn das, weil er sich an eine Phase in seinem eigenen Leben erinnert fühlte, die er selbst verdrängt hatte.
„Die letzten Stunden haben die Kühe unermüdlich versucht dein Leben zu retten und auch der Zwerg und die Tha’Roon haben sich um dich gekümmert! Willst du es ihnen wirklich dadurch danken, indem du all ihre Warnungen ignorierst und aufstehst, um ihre Mühen mit deiner Flucht zu zerstören?“ Sein Griff wurde kurz etwas fester, doch dann ließ er sie los und stand auf. Ský erwähnte nicht, dass auch er sein Bestes gegeben hatte, um sie zu retten, auch wenn man ihm bei Kenntnisstand vorwerfen könnte, dass er es nur zum Wohl seines Auftrags getan hatte. Er wusste es ja selbst und doch würde er ganz anders reagieren, hätte sich nicht auch in seinem Inneren Sorge ausgebreitet.
„Vielleicht bin ich nicht der Richtige, mit dir zu sprechen. Ich kann die Kuh holen, wenn dir das lieber wäre.“, schlug er vor und richtete den Blick auf den Ausgang. Seine Hände hatten sich kurz geballt, doch Skýer war jemand, der sich schnell wieder in den Griff bekam und so lockerte sich sein Griff wieder. Dennoch war es vielleicht ein Anzeichen darauf, dass ihn das Gespräch nicht ganz kalt ließ.
„Ich kann dir nur sagen, von jemanden, der selbst oft genug versucht hat vor Wahrheiten wegzulaufen: Sie holen dich erbarmungslos ein und dann tut es meistens noch mehr weh!“ Hätte er anders reagieren sollen? Tatsächlich wusste er es nicht - dafür kannte er Eleyna zu wenig. Andere hätten sie vielleicht in den Arm genommen, doch irgendwie war er davon überzeugt, dass es all das noch schlimmer gemacht hätte. Sie vertraute ihm nicht und Skýler wusste besser, als jeder andere selbst, dass sie dies zu recht nicht tat und besser nie tun sollte. Doch hatte er ihr in diesem Moment ohne Hintergedanken wirklich helfen wollen. Allerdings konnte er niemandem vorschreiben, seine Versuche zu akzeptieren.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 17. Februar 2024, 16:47

Man hatte Eleyna immer schon vorgeworfen, zu viel Gefühl zu zeigen. Als Dunkelelfe war das hinlänglich verpönt, als Spionin hinderlich. Man hatte dem Mädchen die Trauer nicht zugestanden, als es seinen Vater verlor und mit ihm jeglichen Halt. Man hatte Eleyna suggeriert, dass das, was sie fühlte, nicht normal wäre, und schließlich entwickelte sie aus dem Dilemma zwischen Fühlen und nicht Zeigen eine Verhaltensstörung. Nur mit Mühe und Not konnte sie dieser Herr werden. Allerdings prägte man sie für ihr Leben und Eleyna schaffte es mitunter nicht mehr, auf eine gesunde Art und Weise mit ihrem Innenleben umzugehen. Sie versuchte stets das, was sie schwer belastete, zu verbergen. Das lag zum einen an ihrem Aufwachsen, zum anderen aber auch klar daran, dass sie kaum Vertrauen zu irgendjemanden aufbauen konnte, der vernünftig mit ihrem Seelenheil umgehen wollte. Sie machte die Dinge mit sich selbst aus. Ob das nun der beste Weg war, blieb zu bezweifeln, aber so lebte sie seit einem halben Jahrhundert. Daran änderte sich nun auch nichts, als der Mischling und sie endlich allein waren. Im Grunde wollte Eleyna den jüngeren Bruder nur loswerden, weil seine ständigen Anfeindungen und sein Benehmen stärker an ihren Nerven zerrte als es ihre Situation wohl je könnte. Jetzt, da plötzlich Ruhe einkehrte, konnte sie durchatmen und ihre innere Stimme auch hören. Sie konnte sich mit ihr auseinandersetzen, nicht aber mit Arvid’s Problemchen. Dafür fehlte bei den Göttern eine gehörige Portion Geschwisterliebe. Eleyna hatte keine Kapazitäten für einen quengelnden Jungspund. Skýler bildete da eine Abweichung ihrer Bedürfnisse. Er war ein äußerst ruhiger Vertreter ihrer Gattung und das färbte irgendwie auf sie ab. Bei ihm hatte sie tatsächlich das Gefühl, dass sie für einen Moment innehalten und durchatmen konnte. Leider führte das nun dazu, dass sie sich erstrecht mit ihrer Situation auseinandersetzen musste und das wiederum trieb sie wie ein gefangenes Tier zum Aktionismus. Dass sie an Sky`s Nerven zerrte, missachtete sie dabei geflissentlich. Immerhin war er nicht gezwungen an ihrer Seite zu bleiben. Es stand ihm jederzeit frei zu gehen.
Eleyna versuchte zumindest für einen gewissen Teil, ihm auf seine Frage zu antworten. Allerdings war das alles so verworren und undurchsichtig, dass sie selbst kaum eine richtige Antwort darauf hatte. Wer war Laogh für sie? Jedenfalls war er nicht hier. Und im Grunde musste er das nun auch nicht mehr, da sie ihm nichts mehr zu geben hatte. Ihre Gefühle dabei waren nicht klar definiert. Denn mit dem Abstand zu ihm hatte sie auch Wochen Zeit gehabt, über alles nachzudenken, seit sie sich begegnet waren. Und wie defekt ihre Beziehung zu ihm war. Wie sehr er sie bevormundet und über sie hinweggerollt war. Eleyna verbannte Gedanken an Laogh schnell wieder und verschloss sich vor Skýler, bevor er noch etwas bemerkte. Ob er dazu überhaupt in der Lage war oder nicht, wusste sie nicht aber sie ahnte, dass der Mischling weitaus cleverer war, als sie anfangs vielleicht vermutet hatte. Zudem wirkte er ehrlich darum bemüht, dass sie wieder auf die Beine kam. Etwas, das Eleyna zu denken gab und gleichzeitig nur den Druck erhöhte. Denn wann immer sie sich mehr auf etwas einließ, nahm das Schicksal ihr etwas weg. Sie stutzte kurz und verbannte auch jenen Gedanken in ihre hinterste Ecke aus unerledigten Dingen. Denn etwas wurde ihr weggenommen… Die Mischlingselfe blockte ab. Sie wirkte eher wie ein angeschossenes Tier, das sich nun nicht damit abfinden wollte, dass es erlegt worden war. Sie versuchte Skýler von sich zu stoßen und die Decke abzustrampeln, damit sie aufstehen konnte. Weglaufen. Es war einfacher.

Sie überhörte seinen Versuch, ihr Einhalt zu gebieten und sah erst auf, als er seine Hand auf ihre Schulter legte. Helles Blau funkelte auf und traf das Sturmgrau ohne Umschweife. „Finger weg“, fauchte sie noch im Brast des Decken-Kampfes. „Du willst es nicht hören, weil du der Meinung bist es bereits zu wissen, aber das ist falsch!“ Sie stutzte. „Was?“, fragte sie und runzelte die Stirn. Seine Worte mussten erstmal durch den Schleier der Wut, bevor sie sie verstand. „Wenn du die Wahrheit nicht erfahren willst, sage ich nichts. Aber wenn du jetzt aufstehst, schadest du dir vielleicht mehr, als du absehen kannst und wirst es später bereuen!“ „Was redest du denn da?“, blaffte sie ihn immer noch in celcianisch an und trotzdem erreichte er damit, dass sie nicht länger versuchte aufzustehen.
Eleyna stützte sich etwas auf die Unterarme, achtete jedoch darauf, dass die Runen blieben, wo sie waren. Als ihr Kopf hochkam, spürte sie einen stechenden Kopfschmerz, bevor sie wieder auf den Rücken landete. Ihr war kurz schlecht geworden. Noch immer besaß sie nicht die Kraft, die sie haben wollte, aber das hinderte sie nicht daran, sich erneut etwas aufzurichten. Sie musste sich nur mehr Zeit geben und hier wie ein toter Fisch auf dem Trockenen, wollte sie auch nicht liegen. Nicht jetzt, da er sie anging. Ihre Augen verengten sich. „Ich kenne die Wahrheit doch schon!“, sagte sie ihm auf den Kopf zu und in ihrem Blick lag tatsächlich so etwas, wie Unverständnis. „Wozu über etwas reden, das sich erledigt hat?“, wollte sie wissen und ihre Stimme klang aufgebrachter als sie sein wollte. Der Kloß in ihrem Hals erstickte ihre Stimme beinahe. Eleyna wollte doch nicht liegenbleiben. Sie schaffte das nicht. Sich hier wehrlos auf dem Rücken zu befinden, ohne Aussicht, der Situation zu entkommen. Erneut wollte sie sich über die Warnsignale ihres Körpers und die Worte der Helfenden hinwegsetzen. Sturheit würde ihr Geleit ins Grab sein, so viel stand fest! Sein Griff wurde fester an ihrer Schulter. „Die letzten Stunden haben die Kühe unermüdlich versucht dein Leben zu retten und auch der Zwerg und die Tha’Roon haben sich um dich gekümmert! Willst du es ihnen wirklich dadurch danken, indem du all ihre Warnungen ignorierst und aufstehst, um ihre Mühen mit deiner Flucht zu zerstören?“ Sie presste die Lippen aufeinander und funkelte ihn zornig an. Was erlaubte er sich?! Maßregelte er sie wirklich gerade? Eleyna’s Blässe nahm zu, denn sie spürte, wie ihr alles zu viel wurde. Er wandte sich halb ab und schien ebenfalls aufgebracht zu sein, doch in ihrem Tunnel erkannte Eleyna das nicht. Sie griff die beiden Runen auf ihrem Körper und hielt sie an Ort und Stelle, während sie tatsächlich die Beine aus dem Bett schwang und sich hinsetzte. Für einen Moment schwankte das Zelt vor ihren Augen, dann wurde es kurz schwarz, bis sich alles wieder halbwegs normalisierte. Ihr Körper rebellierte gegen ihren Dickkopf, aber sie einigten sich darauf, dass sie vorerst sitzen durfte. Dabei hielt sie die Runen weiterhin fest und hatte ihre Hände gebunden. „Ich bin nicht undankbar!“, teilte sie zischend aus. „Ich kriege hier nur keine Luft mit…. Mit… allem!“, wies sie ihn harsch zurecht und ihr Blick funkelte ihn an. „Vielleicht bin ich nicht der Richtige, mit dir zu sprechen. Ich kann die Kuh holen, wenn dir das lieber wäre.“ Sie merkte auf und ihr Blick bohrte sich in sein Profil. „Vermutlich nicht!“, schoss sie zurück und schnappte nach ihm. „Ich komme allein klar, keine Umstände!“, fügte sie noch an, bevor sie doch die Füße auf den Boden stellte.

Sie erhob sich, auf die Runen achtend, und stand dann tatsächlich vor dem Bett. Sie wirkte um einiges schmaler als noch von zuvor. Man hatte sie ganz offensichtlich entkleidet und lediglich nur eine notdürftige Behelfskleidung für sie gehabt. Die Sachen der Kühe waren ihr viel zu groß, aber sie bedeckten jedenfalls alles, was fremde Augen besser nicht sehen durften. Doch bevor Eleyna auch noch mit erhobenem Haupt an Sky vorbeistolzieren konnte, um ihren Worten auch Taten folgen zu lassen, wankte der Boden abermals vor ihren Augen. Sie biss die Zähne zusammen. Sie konnte sich nicht rühren, konnte nicht einfach weg. Und Skýler traf mit seinen Worten einen Nerv, den sie lieber verborgen hätte. Er erhöhte den Druck, ohne direkter Auslöser zu sein. „Ich kann dir nur sagen, von jemanden, der selbst oft genug versucht hat vor Wahrheiten wegzulaufen: Sie holen dich erbarmungslos ein und dann tut es meistens noch mehr weh!“ Ihre Lippen bebten und ihr Blick starrte auf den Boden. Er verschwamm bereits und das war kein Signal ihres Körpers, dass sie zu schnell war. Eleyna wollte einen Schritt machen, doch dann sackten ihr die Beine weg und sie sank vor dem Bett zu Boden. Dort wo Sky vorher gesessen hatte, kam Eleyna auf dem Boden der Tatsachen an und presste ihren Handrücken vor ihre Lippen, während sie verzweifelt versuchte, ihre Emotionen drinnen zu behalten. Ihr wurde schlecht und sie verlor die Runen dabei, als sie sich mit beiden Händen auf dem Boden abstützte und zu zittern begann. Allerdings war das nicht ihrer körperlichen Verfassung zuzuschreiben als vielmehr der Seelischen. Nach einigen Sekunden, ballte Eleyna ihre Hände zu Fäusten und man sah ihr die immense Anspannung durchaus an. Sie konnte sie nicht einfach herauslassen und zugeben, dass sie zertrümmert am Boden lag. Wer würde sie denn auffangen? Ihr Bruder? Der Fremde im Zelt? Dass sie nicht lachte! Ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen und der Schmerz erdete sie ein wenig. „Wie soll ich damit umgehen?“, kam es plötzlich flüsternd von ihr. Ihre Stimme war so erstickt, dass man sie kaum als ihre erkennen konnte. „Wie soll ich damit umgehen, das Kind verloren zu haben? Nichts auf dieser Welt bleibt einem, wenn man… nirgendwo hingehört.. Heimatlos… Ziellos…“, öffnete sie sich doch mit einem Mal dem Einzigen, der genug Geduld aufbrachte, sie jetzt nicht allein zu lassen. „Nicht… ziellos…“, erinnerte sie sich selbst. „Aber einem Ziel entgegensieht, das…“, sie brach ab. Dass sie die Begegnung mit ihrer Mutter wollte, hatte sich nicht geändert. Aber die Erkenntnis brachte auch eine für ihre Situation. Eleyna kam langsam auf ihren Knien zum Sitzen und lehnte sich erschöpft gegen das Bett. „Glaubst du an Götter?“, fragte sie mit einem Mal und klarer Stimme. Ihre Situation hatte sich nicht auf einmal von selbst bereinigt. Aber sie griff einen Gedanken auf, der sie zynisch werden ließ: „Glaubst du, dass sie einen bestrafen, wenn man sich für etwas entscheidet, dass das Leben nicht willkommen heißt?“, murmelte sie und schloss kurz darauf die Augen. „Ich wäre dem Kind keine Mutter geworden.“, wusste sie und strich sich über das Gesicht. „Es war ein Traum… mehr nicht.“, flüsterte sie erkennend und plötzlich rollten stumme Tränen über ihr Gesicht. „Erstaunlich, wie grausam das Leben doch immer wieder sein kann…“, sie presste sich die Hände vor den Mund und wiegte sich vor und zurück. Nun hielten die Barrieren nicht mehr. Die Worte hatten zu viele Risse in ihren Wall aus Stein geschlagen und ließen die Emotionen hinausfließen, dass sie sie nicht mehr halten konnte.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 17. Februar 2024, 22:17

Ihr Protest kam nicht unerwartet und doch wurde sein Blick noch eine Spur strenger, als sie ihn anfauchte und von ihm verlange die Finger wegzunehmen. Sie war wirklich stur! Und unvernünftig!
„Sicher nicht…“, knurrte er leise und schien ungeahnt mit seinen nächsten Worten einen Kern zu treffen, der ihren Protestversuchen Einhalt gebot:
„Du willst es nicht hören, weil du der Meinung bist es bereits zu wissen, aber das ist falsch!“ Er konnte sehen, wie sie zögerte und versuchte den Sinn seiner Worte zu begreifen. Was ihr offenbar nicht gelang.
„Was?“, fragte sie und runzelte die Stirn, doch noch war er nicht fertig! Wenn Ský eine Chance witterte, dann nutzte er sie und so sprach er einfach weiter:
„Wenn du die Wahrheit nicht erfahren willst, sage ich nichts. Aber wenn du jetzt aufstehst, schadest du dir vielleicht mehr, als du absehen kannst und wirst es später bereuen!“
„Was redest du denn da?“ Sie blaffte ihn wieder an und konnte sich offenbar keinen Reim auf seine Worte machen. Was sollte es da misszuverstehen geben? Dennoch unterließ sie es vorerst erneut aufstehen zu wollen, was dem Mischling zumindest für den Moment ein Durchatmen gewährte. Er nahm die Hände von der Rune und der Schulter und lehnte sich wieder zurück, so dass wieder etwas Abstand zwischen sie trat.
Sein grauer Blick lag dennoch weiter angespannt auf Eleyna, die von ihrem Körper eine kleine Quittung für ihre Unvernunft erhielt. Das konnte er zwar nicht wissen, doch ihr Gesicht wurde für einen Moment wieder so blass, so dass er erkennen konnte, dass ihr Kreislauf ihr Spiel nicht mitspielen wollte.
Für einen Moment rätselte Ský darüber, was in ihren Kopf vor sich ging. Wieso wehrte sie sich plötzlich so sehr und fing sogar einen Streit mit ihm an, obwohl man trotz seiner Unerfahrenheit doch merken sollte, dass er es gut meinte!?
Ein paar Sekunden kehrte Stille ein, in der sie offenbar verschnaufte, doch dann verengte sich der Blick der blauen Augen wieder und er machte sich darauf gefasst der nächsten Welle von Wut und überspielter Trauer zu begegnen.
„Ich kenne die Wahrheit doch schon! Wozu über etwas reden, das sich erledigt hat?“, wollte sie mit aufgebrachter Stimme wissen. Ský hob leicht den Kopf, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Offenbar konnte sie wirklich nicht verstehen, was er angedeutet hatte und das nahm er ihr nicht einmal krumm. Keine Frau, die glaubte Schwanger gewesen zu sein, würde von etwas anderem ausgehen. Ihre Gedanken schienen zu rasen und leider bewegte sie das erneut dazu aufstehen zu wollen. Wieder stellte er sich der Konfrontation und legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Bei den… hör endlich auf herumzuzappeln!“, schnauzte er sie nun an. Aus ihm sprach die Sorge, doch gerade begann sie ihn wirklich mit ihrer Unvernunft und Sturheit wütend zu machen.
„Die letzten Stunden haben die Kühe unermüdlich versucht dein Leben zu retten und auch der Zwerg und die Tha’Roon haben sich um dich gekümmert! Willst du es ihnen wirklich dadurch danken, indem du all ihre Warnungen ignorierst und aufstehst, um ihre Mühen mit deiner Flucht zu zerstören?“ Wieso wollte sie einfach nicht verstehen? Was wenn sie sich wieder verletzte und dadurch wirklich unfruchtbar wurde? Nicht, dass das sein Problem oder seine Sorge wäre, doch gerade versuchte er wirklich sein Bestes, um sie vor sich selbst zu schützen!
Leider erreichten seine Worte nicht ihre Vernunft. Die blassen Lippen wurden noch heller, als sie die Lippen aufeinanderpresste und ein stechender Blick bohrte sich in sein Sturmgrau. Aus ihrem gesicht wich immer mehr Farbe, was sie selbst in ihrer Wut nicht zu bemerken schien.
Er ließ sie sich aufsetzen, denn wenigstens hielt sie dabei die Runen an Ort und Stelle und ließ sie nicht los, um gegen seine Griffe zu kämpfen.
„Ich bin nicht undankbar!“, meinte sie zischend, woraufhin er nur ungläubig schnaufte.
„Ich kriege hier nur keine Luft mit…. Mit… allem!“, wies sie ihn harsch zurecht, doch waren es eben diese Worte, die seinen Blick wieder entspannter werden ließ. Er lehnte sich zurück und zog langsam die Hände von ihren Schultern. Dann seufzte er resignierend und stand auf. Vermutlich war er für die Situation doch nicht förderlich…
„Vielleicht bin ich nicht der Richtige, mit dir zu sprechen. Ich kann die Kuh holen, wenn dir das lieber wäre.“, sagte er, den Blick auf den Zelteingang gerichtet und sich über den verspannten Nacken reibend.
„Vermutlich nicht!“, schoss sie zurück und überrascht musste Ský zur Kenntnis nehmen, dass die Worte doch ein wenig stachen.
„Ich komme allein klar, keine Umstände!“ fuhr Eleyna ihn weiter an, woraufhin sich sein Blick noch einmal auf sie richtete. In diesem Moment konnte man wieder nicht ablesen, was er dachte oder fühlte, doch sein Blick wirkte erschöpft.
Schweigend sah er zu, wie sie sich erhob und unternahm dann keinen weiteren Versuch sie aufzuhalten. Offenbar hatte er versagt und sie Situation nur verschlimmert. Das Beste war wohl wirklich zu gehen und sie vielleicht dazu zu bringen sich wieder hinzulegen.

„Ich kann dir nur sagen, von jemanden, der selbst oft genug versucht hat vor Wahrheiten wegzulaufen: Sie holen dich erbarmungslos ein und dann tut es meistens noch mehr weh!“ Mit diesen Worten wandte er sich zum Eingang, blieb allerdings noch einmal davor stehen und schloss für einen Moment die Augen. Innerlich spürte er noch immer den Widerwillen zu gehen, doch seine Vernunft sagte ihm, dass es wohl für den Augenblick das Beste war. Er würde die Kuh finden und sie würde ihr Glück versuchen können. Vielleicht war das hier einfach ein Gespräch, das besser Frauen untereinander führen sollten.
Ein Laut hinter sich ließ ihn noch einmal zurückblicken. Er entdeckte Eleyna, die zu Boden gesackt war und nun dort saß, wo er über sie Wache gehalten hatte. Sein Blick weitete sich leicht, als er ihre tränengetränkten Augen und das Zittern ihrer Lippen entdeckte. Er hatte nicht mitbekommen, dass seine letzten Worte offenbar das Blatt gewendet hatten.
Als die Halbelfe ihren Handrücken gegen ihren Mund presste, wandte sich Skýler ihr wieder zu und kam vorsichtig ein paar Schritte näher. Wie sollte er auch gehen, wenn er sie in diesem Zustand sah?
Ihre Gefühle quollen langsam aus ihr hervor und ließen ihren Körper erzittern. In diesem Moment atmete der Mischling stumm tief ein und aus. Das hier war… gut! Es war gut, wenn sie nicht länger ihren Schmerz in sich hineinfraß und ihrer Seele endlich gestattete zu trauern! Ihre Gefühle hinauszulassen, auch wenn sie diese niemandem zeigen wollte.
„Wie soll ich damit umgehen?“, hörte er sie leise flüstern und er war sich in diesem Moment sicher, dass sie diese Frage an sich selbst stellte. Langsam näherte er sich ihr, doch er blieb weiter vorsichtig. Er wollte tunlichst vermeiden wieder ihre Wut zu entfachen.
„Wie soll ich damit umgehen, das Kind verloren zu haben? Nichts auf dieser Welt bleibt einem, wenn man… nirgendwo hingehört.. Heimatlos… Ziellos…“ Ský ging langsam vor ihr in die Knie und hörte ihr mit ruhigem und geduldigen Blick zu.
„Nicht… ziellos…“, erinnerte sie sich selbst. „Aber einem Ziel entgegensieht, das…“, sie brach ab.
Bis hierhin hatte der Mischling geschwiegen und sie einfach reden lassen. Ihre Worte weckten in ihm mehr Gefühle, als ihm lieb war, doch um die Folgen machte er sich gerade keine Gedanken. Der Moment, wo er sich seinen Kopf wieder über den Auftrag zerbrach, würde noch früh genug kommen. „Glaubst du an Götter?“, fragte sie mit einer klaren Stimme und dies war der Zeitpunkt, in dem er sich wieder angesprochen fühlte. Dennoch zögerte er und dachte kurz über die Antwort nach. Sein roter Schopf senkte sich leicht und der graue Blick betrachtete das Fell auf dem Eleyna saß.
„Nein…!“, antwortete er leise ehrlich und ließ daraufhin den Blick wieder zu ihrem Gesicht wandern. Sie sah in diesem Moment so schmal und zerbrechlich aus, dass er sie am liebsten stützen wollte, doch nach dem kleinen Streit, war er sich nicht sicher, ob er ihr wirklich näherkommen sollte.
„Glaubst du, dass sie einen bestrafen, wenn man sich für etwas entscheidet, dass das Leben nicht willkommen heißt? Ich wäre dem Kind keine Mutter geworden.“ Ihre Worte wurden immer schwerer und lasteten nun auch auf seinem Herzen. Ihm war durchaus bewusst, dass sie sich ihm gerade anvertraute und das, obwohl sie nur Fremde füreinander waren.
„Es war ein Traum… mehr nicht.“ Als ihr stumm Tränen über das Gesicht liefen wollte er sich vorbeugen – er wollte ihr die Zeichen ihrer Trauer von den Wangen streichen und ihr Trost spenden, doch die bittere Wahrheit war: Ský wusste nicht, was er für sie tun konnte. Er konnte ihr den Schmerz nicht nehmen. Diese Erkenntnis traf ihn bitter und er ballte eine Hand zur Faust.
„Erstaunlich, wie grausam das Leben doch immer wieder sein kann…“ Die letzte Mauer zerfiel mit diesen Worten und Eleyna ließ endlich ihre Trauer zu. Sie weinte bitterlich und versuchte sich hinter ihren Händen zu verstecken.
Skýlers Blick verzog sich verletzt – mitfühlend. Doch dann schloss er kurz die Augen, ehe er aufstand. Er hatte einen Entschluss gefasst und ging um das Lager herum. Er setzte sich schräg hinter sie und drehte sie so, dass sie Rücken an Rücken saßen. Sollte sie es zulassen lehnte er sich etwas an sie, bot ihr seinen Rücken als Stütze, während er selbst mit sich Rang und nur zur Zeltdecke hinaufsah.
„Sollte es die Götter geben… so haben sie dich nicht bestraft!“, begann er leise und sein Hinterkopf berührte ihren dunklen Schopf.
„Ich kann nicht wissen, wie du dich gerade fühlst. Aber ich hoffe, dass dir die nächsten meiner Worte irgendwann zumindest ein kleiner Trost werden können: Du… warst nicht schwanger, Eleyna!“ Er schloss bei diesen Worten kurz die Augen und versuchte selbst die Ruhe zu behalten. Dennoch wollte er nicht zu lange warten, bis er weitersprach. „Du hast kein Kind unterm Herzen getragen. Das, was in die gewachsen ist ließ dich so schwer bluten und hätte dich beinahe das Leben gekostet…!“, erklärte er weiter und wandte dabei ganz leicht den Kopf, um eine Reaktion ihrerseits zu erhaschen.
„Du kannst noch immer eines Tages Mutter werden!“ Dass sie für den Moment nicht schwanger werden konnte behielt er dann doch für sich, denn es machte keinen Unterschied, ob sie es gerade wusste oder nicht. Sie musste nun erst einmal lernen mit dem Gedanken zurechtzukommen, kein Kind getragen zu haben.
„Ich weiß, dass das vermutlich gerade wenig Trost und mehr ein zusätzlicher Schock ist. Aber, wenn du vielleicht darüber nachdenkst… hast du kein Leben… kein Kind verloren!“ Er schloss die Worte mit einem kleinen Seufzen.
„Weine Vögelchen…! Ich bleibe hier und wenn du es nicht willst höre, sehe und sage ich nichts mehr! Aber wenn du mich brauchst bin ich da. Berühr mich dann einfach an der Schulter…!“ Und damit schloss er die Augen und legte seine Hände über seine Ohren.
Der Mischling blieb und bot ihr eine Stütze, doch sollte sie ihre Trauer noch immer nicht mit ihm teilen wollen, wollte er es auf diese Weise akzeptieren – ohne sie alleine zu lassen.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 18. Februar 2024, 07:41

Skýler’s Methode hatte, widererwarten Erfolg. Wenn man in jener Situation überhaupt davon sprechen konnte. Eleyna’s Wut zu entfachen, war ein Schlüssel, um an ihre wahren Emotionen zu gelangen. Dass er jedoch tatsächlich latent hilflos dem gegenüber stand, was sie ihm präsentierte, ahnte die Mischlingselfe nicht. Er war der Fremde, der sich als einziger in der Nähe befand und vor dem sie eigentlich nichts preisgeben wollte. Aber Eleyna war auch allein mit sich und all dem Mist. Und sie schaffte es langsam nicht mehr das alles zu schultern. Auch das war eine bittere Erkenntnis, die Eleyna belastete. Schon immer suchte sie nach jemanden, der die Lücke ausfüllte, die ihr Vater damals hinterlassen hatte. Dabei ging es nicht so sehr um die Bezeichnung dieser Person, als viel mehr den Stellenwert. Sie hatte ihm alles anvertrauen können und er hatte dieses Vertrauen niemals verraten. Seit seinem Tod suchte sie nun Ersatz und… wurde immer wieder enttäuscht. Mit wem sollte sie sich austauschen? Mit wem über die Belange ihrer Erlebnisse sprechen? Wo sollte sie ihren emotionalen Ballast hinbringen? Eleyna tat Ský Unrecht als sie ihn anpflaumte und wegbiss. Aber sie konnte nicht anders. Er kam ihr zu nahe. Viel zu nahe und wollte mit ihr etwas besprechen, dass sie selbst noch überhaupt nicht verstehen konnte.
Sie hatte die letzten Wochen geglaubt, dass dieses Kind eine Wende sein könnte. Eine Wende in ihrem Leben. Nun aber zerplatzte dieser Wunschtraum und mit ihm alle Hoffnung. Eleyna schnappte verletzt nach dem einzigen, der sich traute, ihr entgegen zu treten. Alle anderen waren mehr oder weniger geflohen, wie sie glaubte. Einzig Arvid war noch weniger in ihren Augen geeignet, hier eine gewichtige Rolle zu spielen. Verwandtschaft hin oder her. Dass sie Ský mit ihren Worten auch tatsächlich traf, bedachte Eleyna nicht. Sie fühlte sich im Recht, weil sie es war, die hier lag. Aber sie war nur benebelt von all dem Schmerz. Nachdem sie sich echauffiert und sich ordentlich gegen seine Worte gewehrt hatte, machte ihr Körper klar, dass sie zu weit gegangen war. Er nahm ihr die Kraft zum Kämpfen und schickte sie ins K.O. Auf dem Boden niedergestreckt, brach die Last auf ihr zusammen. Eleyna bebte. Bebte vor Anstrengung, das alles in sich zu lassen und nichts davon nach außen zu tragen. Aber es war zu spät.

Dass sich Ský wieder näherte, bekam sie im ersten Moment nicht mit. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt sich im Zaum zu halten. Erst als sich der Mischling zu ihr hinhockte, nahm sie ihn auch wieder wahr. Ihre Augen versanken hinter dem Schleier des Schmerzes. Für einen Augenblick saßen sie sich einfach nur gegenüber und starrten. Eleyna Löcher in die Luft vor sich und Ský auf das tränenverschmierte Gesicht Eleyna’s. Dann wollte sie wissen, ob er an Götter glaubte, was er sachlich und klar verneinte. Sie schnaubte freudlos, nickte aber. Auch sie tat das nicht, aber wenn es sie doch gab, dann bestraften sie sie gewiss für etwas. Und Eleyna glaubte auch schon zu ahnen, was das war. Zu erkennen, dass das Leben sie doch noch auf perfide Art und Weise überraschen konnte, ließ die letzten Dämme brechen. Eleyna wurde von der Heftigkeit ihres Lebens geschüttelt und presste sich die Hände vor ihr Gesicht, um niemanden daran teilhaben zu lassen. Der Mischling stand ein wenig auf verlorenem Posten, da er zwar grundsätzlich nichts mit ihr zu schaffen hatte, aber auch nicht einfach gehen wollte. Also tat er, was er für richtig hielt und blieb- mit nötigem Abstand, der sie nicht einengte.
Eleyna ließ sich dirigieren und lehnte nur kurz darauf mit dem Rücken gegen den Mischling. Er konnte das Beben ihres Körpers fühlen, die Anspannung, die sie davon abhielt wie eine Furie durch das Zelt zu toben. Das, was ihre Seele vergiftete, musste raus. Aber es war längst zu spät, ihr das Gift aussaugen zu wollen. „Sollte es die Götter geben… so haben sie dich nicht bestraft!“, drang seine Stimme durch ihren Kummer und ließ sie ein wenig innehalten. Sie hörte ihm zu. Eleyna spürte den Druck seines Körpers gegen ihren und tatsächlich hatte das eine Wirkung, die sie nicht leugnen könnte. "Ich kann nicht wissen, wie du dich gerade fühlst. Aber ich hoffe, dass dir die nächsten meiner Worte irgendwann zumindest ein kleiner Trost werden können: Du… warst nicht schwanger, Eleyna!“ Er konnte das Zusammenzucken ihres Körpers spüren, als hätte er eine Peitsche auf sie niederregnen lassen. Fast hätte sie sich zu ihm umgedreht und wütend angefunkelt. Aber er sprach weiter. „Du hast kein Kind unterm Herzen getragen. Das, was in dir gewachsen ist ließ dich so schwer bluten und hätte dich beinahe das Leben gekostet…!“, Sie schnaubte im Unglauben, aber es besaß schon längst nicht mehr den feurigen Widerstand. Eleyna runzelte die Stirn und blinzelte verwundert.

Ihre Tränen hatten ihr Gesicht benetzt und noch immer quollen hier und dort einige hervor, aber sie wurde auf einmal ganz ruhig. Für einige Momente passierte gar nichts. Skýler konnte spüren, dass ihr Atem flach ging. Eleyna aber starrte auf den Boden vor sich. Sagte er die Wahrheit?! Oder wollte er sie mit diesen Worten lediglich dazu bringen, nicht mehr zu trauern? Eleyna wirkte verwirrt, angesichts dieser vielen Informationen und brauchte einen Moment länger, Sinn hinter allem zu sehen. „Ich… war nicht schwanger?“, flüsterte sie und erinnerte sich an den Streit mit Laogh, bei dem sie bereits glaubte, das Kind verloren zu haben als sie blutete. Dann an Juna, die sich um sie kümmerte. An das Häuschen, das sie sich hatten anschauen wollen, an Laogh, der das Kind beschützen wollte… und sie als dessen Mutter. „Du kannst noch immer eines Tages Mutter werden!“ „Ich war… niemals schwanger ?“, wiederholte sie leise und geistesabwesend. „Ich weiß, dass das vermutlich gerade wenig Trost und mehr ein zusätzlicher Schock ist. Aber, wenn du vielleicht darüber nachdenkst… hast du kein Leben… kein Kind verloren!“ Sie nickte mechanisch, das konnte er an seinem Hinterkopf fühlen. Eleyna sank noch etwas gegen ihn und lehnte sich tatsächlich an. „Weine Vögelchen…! Ich bleibe hier und wenn du es nicht willst höre, sehe und sage ich nichts mehr! Aber wenn du mich brauchst bin ich da. Berühr mich dann einfach an der Schulter…!“, gab er ihr alle Hilfestellung, die er einzusetzen wusste. Eleyna ließ seine Worte im Zelt verklingen und saß einfach nur an ihn gelehnt da. Wie lange, das wusste sie nicht. Sie hatte aufgehört zu weinen, war regelrecht erstarrt und nun saß sie da und … machte gar nichts mehr. Ihre leicht verquollenen Augen führten längst keine Tränen mehr. Eleyna starrte nur vor sich hin und versuchte die immense Flut an Erinnerungen, Entscheidungen, Worten, die gesagt wurden irgendwie zu filtern.

Alles hatte sich mit dem Gedanken, sie wäre schwanger, geändert. Alles. Selbst die Beziehung zu Laogh auf eine Art. Jetzt war nichts davon wahr. Nichts. Alles was gewesen war, münzte auf jenem einschneidenden Ereignisses, dass sie glaubte schwanger zu sein… Eleyna’s Körper begann zu zucken. Erst nur ein wenig, doch dann prägnanter. Und plötzlich wurde sie geschüttelt und von einem bitteren, freudlosen Lachen begleitet. Eleyna lachte die Anspannung heraus, während ihr gleichzeitig wieder die Tränen liefen. Sie legte den Kopf in den Nacken und berührte Ský dabei. Das schien sie daran zu erinnern, dass sie nicht allein war. Erst zögerlich, doch dann ganz bewusst, lehnte sich Eleyna näher an Skyler und den Hinterkopf an seinen. Es … beruhigte sie langsam wieder. Das freudlose Lachen, das ihrer Erkenntnis eines mehr als verkorksten Lebens entsprang, ebbte langsam wieder ab. Dann schwammen die Augen wieder. Sie nestelte an ihren Fingern, bevor sie schließlich ausatmete. Ihr Körper wurde wieder weicher, begann zu zittern, jetzt, da die Anspannung sich verflüchtigte. Es dauerte. Es dauerte, bis Eleyna wirklich soweit war, noch ein Wort aus ihrem Mund zu lassen. Sie machte das – wie immer – mit sich aus. Aber dieses Mal war sie nicht allein. Auch Laogh hatte eine gewisse , stoische Seite an den Tag gelegt, um mit ihr und ihrem Sturkopf zurechtzukommen. Jetzt aber war es der Mischling, der sich als Anker zeigte. „Was fange ich mit dem Wissen jetzt an?“, murmelte sie auf einmal und wischte sich über das Gesicht. „So viele Entscheidungen sind aufgrund der Annahme getroffen worden, dass ich…“, sie ballte die Hände zu Fäusten. „Ich hatte einen Traum, weißt du? Darin… konnte ich es sehen… es war wie eine Vision, so lebendig und echt. Vater, Mutter… und zwei Kinder…“, sie runzelte die Stirn. Es schmerzte. „Aber ich erinnere mich jetzt nicht mal mehr an ihr Lachen… es… es war eine Illusion.. all das. Und aufgrund dessen habe ich Entscheidungen getroffen. Wurden Entscheidungen getroffen.“, murmelte sie und schloss die Augen, als sie sich wieder gegen seinen Hinterkopf lehnte. „Alles war eine Lüge.“, seufzte sie. Erneut breitete sich Stille aus. „Hast du Träume, Skýler?“, wollte sie mit einem Mal wissen. „Etwas, das nur dir gehört und an dem du arbeitest, dass es wahr wird?“ Eleyna verließ seinen Rücken, der ihr mehr Halt als alles andere gegeben hatte. Ohne aufdringlich zu sein. Ohne zu viel zu verlangen. Und es hatte gewirkt. Sie rutschte etwas zur Seite und setzte sich so, dass sie ihn ansehen und er ihr ins Gesicht schauen konnte. Sie sah schlecht aus. Aber das war ja ein Dauerzustand im Moment. „Mein Traum…“, sie schluckte, „war der, irgendwann anzukommen. Eine Familie zu haben.. eine… echte Familie“, betonte sie, denn sie war sich sicher, dass Ský als Mischling ebenso seine Erfahrungen hatte. „Ich bin in Andunie geboren“, erzählte sie plötzlich und ein warmes Lächeln huschte durch ihr Gesicht, das von düsteren Schatten gejagt wurde. „Mein… Vater starb bei einem Brand als ich ein Kind war. Meine Mutter zog mit mir nach Morgeria.“ Jene Erinnerungen zauberten keinen warmen Ausdruck auf das Gesicht der Elfe. „Ich weiß nicht, ob du je in Morgeria gewesen bist… aber eine intakte Familie gibt es dort nicht“, räumte sie ein und offenbarte viel in seiner Gegenwart. Sie sah zur Seite und stützte ihren Kopf mit ihrer Handfläche ab, während ihr Ellbogen auf dem Lager stützte. „Ich bin eine Närrin…“, schloss sie die Augen. Es quälte sie. Alles. Aber sie war noch da. Sie war nicht weggelaufen, sondern geblieben. Und das war wohl sein Werk.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 18. Februar 2024, 13:38

Der Knoten war gerissen und endlich schaffte es Skýler zu ihr durchzudringen. Trotzdem war es nicht einfach die richtigen Worte zu finden, weil er nicht absehen konnte, wie sie auf diese reagierte. Doch irgendwie schien er den richtigen Ton zu treffen. Zumindest nachdem ihre erste Empörung und Wut versiegt war.
„Ich… war nicht schwanger?“, fragte sie hinter ihm mit erstickter Stimme, als würden die Worte einfach keinen Sinn ergeben. Und das konnte er ihr nicht verübeln. Natürlich konnte er nicht wissen wie sich eine Frau- eine Mutter fühlte, doch er erinnerte sich an seine Mutter, wie sehr sie für ihn gekämpft hatte. Vermutlich hatte auch Eleyna begonnen dem Leben gegenüber, das sie glaubte in sich zu tragen, Liebe zu empfinden.
Er rieb sich leicht durch die Haare, schüttelte aber dann leicht mit dem Kopf.
„Nein…!“, antwortete er ihr wieder wahrheitsgemäß. In seinem Rücken spürte er ihr Gewicht, als sie sich mehr gegen ihn lehnte. Seine Augen wanderten zur Seite, doch wandte er den Kopf nicht, so dass er sie nicht sehen konnte. Er versuchte ihr eine Sichtweise zu zeigen, die sie vielleicht irgendwann aufmuntern könnte: dass sie noch schwanger werden könne und im Grunde kein Kind verloren hatte. Doch wusste er natürlich, dass dies nur ein schwacher Trost war. Vermutlich fühlte sie sich vom Leben verraten. Dass sie schon oft so empfunden hatte, konnte Ský dagegen nicht wissen, auch wenn er es vermutete, wenn er ihre Worte noch einmal bedachte.
Für eine Weile versiegten ihre Tränen. Vermutlich hatte Eleyna das alles geschockt, so dass ihre Gefühle gar nicht mehr hinterherkamen. Noch dazu zog ihr Körper gerade eine strenge Linie, mit der er der Halbelfe klarmachte, dass nun Schluss war mit ankämpfen.
Stille kehrte ein und Skýler hielt sich an das stumme Versprechen bei ihr zu sein, aber weder etwas zu sagen, zu sehen, noch zu hören, wenn sie dies nicht wollte. In seinem Rücken spürte er sie plötzlich zucken und er öffnete sie Augen schmal, weil er auch kein Zeichen ihrerseits übersehen wollte. Doch dann lach gedämpft ihr Lachen durch seine abgedeckten Ohren. Das elfische Gehör war zu fein, als dass er selbst mit zugehaltenen Ohren es nicht hören würde.
Sorgenvoll behielt er seine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. War es vielleicht doch zu viel? Vielleicht hätte er ihr die Wahrheit erst sagen sollen, wenn es ihr körperlich besser gegangen wäre. Sollte er sich umdrehen? Seine Idee ihr den Rücken zu kehren plagte nun ihn, denn er konnte sie so nicht sehen und ihren Zustand einschätzen.
Doch während er mit sich haderte spürte er, wie sie ihren Kopf nach hinten und gegen ihn lehnte. Das Lachen versiegte und für einen Moment kehrte wieder Ruhe ein. Auch er legte den Kopf in den Nacken und spürte bald darauf, wie ihrer gegen seinen lehnte. Vielleicht… half er ihr ja doch ein wenig!
Ihr Körper begann langsam zu zittern und sein Blick wanderte kurz zu den Decken. Ihr Körper war in keinem guten Zustand – physisch, wie auch psychisch und es würde ihn nicht wundern, wenn ihr kalt war.
„Was fange ich mit dem Wissen jetzt an?“, fragte sie leise und er nahm langsam seine Hände von den Ohren. War die Frage an ihn gerichtet? Ein wirkliches Zeichen hatte sie ihm noch nicht gegeben.
„So viele Entscheidungen sind aufgrund der Annahme getroffen worden, dass ich…“ Still hörte er ihr zu und nahm sich vor die Worte zu überhören, wenn sie doch nicht für ihn bestimmt waren. Doch dann stellte sie erneut eine Frage, in der Skýler die Gewissheit erhielt, dass sie sehr wohl mit ihm sprach.
„Ich hatte einen Traum, weißt du? Darin… konnte ich es sehen… es war wie eine Vision, so lebendig und echt. Vater, Mutter… und zwei Kinder… Aber ich erinnere mich jetzt nicht mal mehr an ihr Lachen… es… es war eine Illusion… all das. Und aufgrund dessen habe ich Entscheidungen getroffen. Wurden Entscheidungen getroffen.“ Ihre Stimme klang so verletzt, dass es ihn selbst schmerzte ihr zuzuhören. Dennoch … breitete sich auch ein anderes Gefühl in ihm aus. Es war warm und irgendwie fremd und doch angenehm. Lag es daran, dass sie sich ihm anvertraute? Da er sich darauf konzentrierte ihr zuzuhören und auf die Regungen in seinem Rücken zu achten, hatte er keine Zeit sich darüber ausführlichere Gedanken zu machen.
„Alles war eine Lüge.“, seufzte sie und wieder brach Stille aus. Ihre Worte ließen ihn glauben, dass sie sich nach einer Familie sehnte – einem ruhigen Leben und…
Hat sie deshalb Verrat begangen? Wenn er genauer darüber nachdachte bekam er vielleicht gerade die Chance über die Beweggründe des Vögelchens Informationen zu sammeln. Doch wuchs das Interesse dafür aus ihm selbst und nicht aus dem Spion in ihm.
„Hast du Träume, Skýler?“ Bei dieser Frage versteifte er sich fühlbar. Der Mischling wollte mehr über sie herausfinden, doch der Teil, wo er etwas über sich selbst preisgeben sollte, kam unwillkommen.
„Etwas, das nur dir gehört und an dem du arbeitest, dass es wahr wird?“ Beide Fragen trafen seinerseits einen Nerv. Sie konnte hören, wie er tiefer Luft holte und vielleicht bewog sie das dazu ihre Position aufzugeben und sich seitlich hinzusetzen, so dass sie einander nun wieder ins Gesicht schauen konnten. Die grauen Augen begutachteten angestrengt das Webmuster einer der Decken und seine Kieferknochen wirkten angespannt, weil er die Zähne aufeinanderbiss.
Nur sehr zögerlich wandte er langsam den Kopf um ihrem Blick zu begegnen. Und für ein paar Sekunden schien er die Inspektion des Musters nun mit der Inspektion ihrer blauen Seelenspiegel auszutauschen. Diese Frage hatte ihm bisher noch nie jemand stellt! Nicht seit dem Tod seiner Mutter. Der Mischling hatte gelernt, dass er der einzige war, der sich um sich selbst kümmerte. Für Kranzhian und die anderen, war er nur ein Werkzeug – ein Schatten, der Befehle befolgte. Eigene Wünsche waren ihm in jüngeren Jahren unter strengen Konsequenzen und Schmerzen ausgetrieben worden. Und doch hatten sich gerade im letzten Jahrzehnt wieder Wünsche gebildet, die bisher allerdings nur in seiner Vorstellung gediehen.
„…Freiheit!“ Es war ein einzelnes Wort und Ský bereute es sofort es ausgesprochen zu haben. Doch wie sollte er schweigen, wo Eleyna ihm gerade so viel von sich selbst anvertraute? Dieses Vertrauen war falsch… ungewohnt und doch löste es etwas in dem Spion, der sich normalerweise in eine professionelle Integrität hüllte, aus. Dennoch überwog gerade sein Empfinden, sich unwohl in dieser Situation zu fühlen. Er wich ihrem Blick wieder etwas aus und zog dann die Decke zu sich, die er ausbreitete und ihr über die Schultern legte.
„Mein Traum…war der, irgendwann anzukommen. Eine Familie zu haben… eine… echte Familie“ Die Halbelfe betonte einzelne Wörter, um die Bedeutung dieses Wunsches darzustellen. Und nun war es Skýler, der unruhig seine Sitzposition zu ändern begann. War das reiner Zufall? Oder stach sie bewusst in die mehrfach vernarbten Stellen seiner vergrabenen Wünsche aus Kindheitstagen? Sein Herz begann nervös zu schlagen und sein Mund fühlte sich mit einem Mal trocken an. Er konzentrierte sich auf eine unleserliche Miene, die nichts von seinen Gefühlen verriet, doch ballten sich seine Hände langsam wieder zu Fäusten, so dass sich seine Fingernägel in die Handflächen bohrten. Der sachte Schmerz half ihm ihren Worten weiter zu lauschen.
„Ich bin in Andunie geboren. Mein… Vater starb bei einem Brand als ich ein Kind war. Meine Mutter zog mit mir nach Morgeria.“ Anders als er, zeigte Eleyna gerade jede Gefühlsregung, die ihm wiederum ohne Worte noch mehr verrieten.
„Ich weiß nicht, ob du je in Morgeria gewesen bist… aber eine intakte Familie gibt es dort nicht“ Wieder sprach Eleyna ihn, ohne es vermutlich zu wissen, auf sein Leben an, das er nicht erörtern wollte. Die Halbelfe drängte nun ihn unbewusst in eine Ecke. Ský hatte ein Gespräche über das Kind und den Verlust eingestellt. Doch nun ging es noch viel tiefer, auf eine Ebene, die auch seine Lebenslagen betraf.
„Ich bin eine Närrin…“, sagte sie und schloss sie Augen über dieses selbstgefällte Urteil und Ský betrachtete ihren gequälten Ausdruck. Er versuchte alle Informationen gedanklich zu einem geordneten Bild zusammenzufügen, doch fiel ihm dies unerwartet schwer.
Vermutlich wurde sie in Morgeria zur Spionin, schloss er und biss erneut die Zähne aufeinander. Obwohl er von außen betrachtet noch immer recht ruhig wirkte, tobte es in ihm und er würde am liebsten seinen Kopf gegen eine der Trägersäulen des Zelts schlagen und runterzukommen. Für eine Weile kämpfte Skýler mit sich, doch war es Eleynas Anvertrauen, das seine Zunge zu lockern begann.
„Ich war nie in Morgeria… aber ich weiß, wie es ist keine Familie zu besitzen und auf sich alleine gestellt zu sein. Jeder Tag ist ein Kampf um das eigene Überleben. Man sucht nach Verbindungen, einem Rückzugsort, aber egal, wie viele Jahrzehnte ins Land gehen, man lernt immer wieder auf schmerzhafte Weise, dass man niemandem vertrauen kann. Während er gesprochen hatte, lag sein Blick auf irgendeinem Punkt vor sich, doch eigentlich in sich gerichtet. Doch nun sah er wieder zu ihr und zeigte ein zaghaftes Lächeln, voller Selbstironie.
„Wir sind alle Narren…!“ Das Schlimme war, dass Skýler Eleynas Träume nachempfinden konnte. Wie oft hatte er sich die Zeit mit seiner Mutter zurückgewünscht – alleine in ihrem kleinen Zuhause, als sie noch nicht gezwungen waren, wegen ihrer Gesundheit zu ihren Eltern zurückzuziehen. Wie oft hatte er sich in jüngeren Jahren der Vorstellung hingegeben, dass sein Entstehen nicht auf reine und unmoralische Triebe zurückzuführen war. Dass sein Vater sich doch für seine Mutter und ihn interessieren könnte. Doch diesen Zahn hatte ihm Krazhian schon früh gezogen. So, dass er über die letzten Jahrzehnte nie auch nur einen Versuch gestartet hatte, ihn zu finden.
In seine Augen trat ein gequälter Ausdruck. Die Worte, die er ihr sagen wollte – weil er sie selbst so empfand, waren in Bezug auf seinen Auftrag falsch! Er sollte die Klappe halten, denn er hatte schon viel zu viel gesagt und sich emotional bereits zu tief reinziehen lassen.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 18. Februar 2024, 21:41

Wie sie sich fühlte, konnte wohl niemand nachempfinden. Eleyna wusste es ja nicht mal selbst. In ihr stritten sich gerade sämtliche Aspekte der Gefühlswelt um die Vorherrschaft. Trauer war der klare Favorit, aber da waren auch Verbitterung, Wut, Verzweiflung und Einsamkeit. Sie war tief getroffen davon, dass sie kein Kind erwartet hatte, war es ihr doch überhaupt nicht leichtgefallen, sich überhaupt mit dem Gedanken anzufreunden und schließlich dem Vater des Kindes gegenüberzutreten. Eleyna zerbrach regelmäßig an ihrem Leben und stand dennoch immer wieder auf. Nur langsam, stand sie auf wackeligen Beinen und spürte das endgültige K.O. bereits näherkommen. Was sollte sie nun anfangen mit ihrer Information? Verzweiflung mischte sich in ihren Kummer und brachte sie zu einem mehr als freudlosen Lachen. Skýler wurde Zeuge dessen, was Eleyna in sich trug und wie nahe sie dem Abgrund eigentlich war. Wahnsinn würde sie vermutlich nicht befallen, aber wie lange brauchte es, bis jemand wahrhaft aufgab? Sie tänzelte am Abgrund ihrer Seele und brauchte jemanden, der sie packte und von dort wegzog. Jetzt aber wollte sie ihre Bitterkeit loswerden und fing ein Gespräch mit dem Mischling an.
Er hatte sein Wort gehalten. Hatte einfach nur dagesessen und war still geblieben. Aber auch das war nichts, das sie wahrlich gebrauchen konnte. Trotzdem glättete das ihre Angriffslust und verhalf zu einem entspannteren Miteinander. Dass ihre Fragen allerdings dazu angetan waren, ihn wiederum in die Enge zu treiben, ahnte sie in diesem Moment nicht. Sie war jetzt keine Spionin, die einen Job erledigte. Sie war Eleyna. Die, die niemals schwanger gewesen und dennoch irgendwie ihr Kind verloren hatte. Skýler erhielt derweil tieferen Einblick in ihre Welt und ihr Leben. Hätte sie indes gewusst, dass der Feind quasi mithörte, wäre sie wohl niemals so offen gewesen. Aber Eleyna brauchte das jetzt. Nicht der analytische Verstand, nicht die Vorsicht oder die Paranoia. Eleyna brauchte es, dass sie mit jemandem reden konnte. Und Sky hatte sich selbst dafür angeboten.

Ihre Fragen aber lösten etwas in dem rothaarigen Mischling aus. Sie hatte sich ihm seitlich zugewandt und die Verbindung zu seinem Rücken aufgelöst. Dennoch blieb sie nahe sitzen und beobachtete, wie er mit ihren Fragen zu kämpfen schien. Eleyna wartete geduldig ab, auch wenn sie sich selbst in der Anstrengung wiederfand, die ihn befiel. Nach einer kleinen Weile wandte Sky den Kopf in ihre Richtung und ihre Blicke trafen sich. Eleyna’s Augen waren leicht gerötet vom Weinen und der Anstrengung alles zurückhalten zu wollen. Aber sie hielt seinem Mustern stand und erwiderte ruhig seinen Blick. „…Freiheit!“ Sie runzelte leicht die Stirn bei seiner Antwort und doch sah sie Skýler auf einmal mit einem anderen Blick. Sie hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass er ausgerechnet das wählte. Es bewirkte etwas in Eleyna, dessen sie sich jetzt noch nicht richtig annehmen konnte. Er wünschte sich also Freiheit. Freiheit wovon? Freiheit wofür? War er also nicht frei? Was geißelte ihn so sehr? Eine Neugierde entflammte, die sich zwar derzeit nicht gegen das niederschmetternde Gefühl in ihrem Innern durchsetzen konnte, aber auch nicht verlöschte. Sie war da und Eleyna würde gewiss nicht vergessen, was er gesagt hatte. Er wich ihrem Mustern aus und flüchtete sich in eine Handlung. Er legte ihr eine Decke um die Schultern und sie hob eine Hand, die sie für einen Moment auf seine legte, als er die Decke vor ihrem Hals zusammenführte.
Sie übte für Sekunden einen gewollten Druck auf seine Hand aus, ehe sie ihn losließ. Sie verstand ihn und seinen Wunsch. Sie verstand ihn wirklich. Eleyna hielt die Decke um ihre Schultern und ließ ihn dann teilhaben an ihren weiteren Gedanken. Tatsächlich löste sich ihr Knoten mehr und mehr und sie erzählte bereitwillig etwas aus ihrem Leben. Etwas rein Privates, wenn man so wollte. Ihren Wunsch, endlich anzukommen und Menschen um sich herum zu haben, die ihr nicht ständig Böses wollten, sprach sie tatsächlich aus. Dabei war sie nicht sonderlich redselig normalerweise. Seine Antwort aber, verhalf ihm zu diesen Informationen. Seine Reaktion blieb weitestgehend verborgen, aber Eleyna konnte ihm dennoch ansehen, dass er etwas aufgewühlt war. Sie verlangte ihm auch viel ab und überforderte ihn womöglich mit ihren eigenen Problemen. Sie war nicht Herr über ihre Sinne, sodass sie einfach alles bei ihm ablud.

Eleyna seufzte, legte sich eine Hand über die Augen und verzog gequält den Mund. Eine Närrin… ja, das war sie wohl durch und durch. Bevor sie allerdings erneut in ihrem Schmerz versinken konnte, löste Skýler erneut das Schweigen, das er versprochen hatte. Beim Klang seiner Stimme, öffnete sie ihre Augen und blickte in sein Gesicht, das er ihr abgewandt hatte. „Ich war nie in Morgeria… aber ich weiß, wie es ist keine Familie zu besitzen und auf sich alleine gestellt zu sein. Jeder Tag ist ein Kampf um das eigene Überleben. Man sucht nach Verbindungen, einem Rückzugsort, aber egal, wie viele Jahrzehnte ins Land gehen, man lernt immer wieder auf schmerzhafte Weise, dass man niemandem vertrauen kann. Sie starrte ihn an. Es hätten wohl eins zu eins ihre Worte sein können und es war dabei so seltsam, sie von jemand anderes zu hören, dass sie für einen Moment sogar ihren Kummer vergaß. Ihre blauen Augen musterten das Profil des Mischlings genau und sie konnte die Worte in sich nachklingen spüren. Ihr Herz klopfte. Er sprach ihr aus der Seele und das so unvermittelt, dass sie eine Gänsehaut bekam. Dann traf sie sein Blick und Eleyna erwiderte ihn so ruhig und klar, als hätte sie reine Bergseen in ihre Augen gebannt. Für jenen Moment war ihr Kummer fort, ihre Trauer verpufft. Sie sah Skýler mit anderen Augen und etwas in ihr fühlte sich ihm für diesen Augenblick wahnsinnig verbunden. „Wir sind alle Narren…!“ Die Mischlingselfe ließ ihren Blick für eine Sekunde auf sein feines Lächeln sinken, ehe sie es spiegelte und die Augen niederschlug. Sie lächelte tatsächlich und schüttelte den Kopf. „Das sind wir wohl!“, pflichtete sie ihm bei und ließ ihn erkennen, dass sie mit einem Mal von einer Leichtigkeit befallen war. Die Schwere verflüchtigte sich, als wäre sie eine Regenwolke, die durch den Wind einer einzigen Aussage fortgeblasen wurde.
Eleyna hatte vielleicht hören müssen, dass sie eben nicht so allein war, wie sie immer glaubte. Dabei reichten seine Worte, sein Verstehen ihr gegenüber aus. Noch einige Sekunden, sah Eleyna erfrischt und zufrieden aus, bis die Traurigkeit wieder zurückkehrte. Dennoch schwebte dieser Moment über ihnen und in ihre Augen trat nicht nur der Verlust, sondern auch der Hauch von Hoffnung zurück. „Danke.“, sprach sie plötzlich aus und beobachtete ihn genauer. Er wirkte aufgewühlter als zuvor aber verbarg es dennoch reichlich gut. Eleyna könnte auch nur etwas projizieren, weil sie selbst so angeschossen war, was die Emotionen betraf. „Ich weiß, dass ich das ohne dich nicht überlebt hätte.“, meinte sie ehrlich und sich ganz sicher, was das betraf. „Und auch…“, sie zögerte kurz, versuchte sich zu wappnen, um nicht wieder eiskalt von ihren Gefühlen erwischt zu werden, „für das hier..“, sie ließ einmal ihren Zeigefinger kreisen und schloss das Beisammensein damit ein. Noch einmal perlte eine Träne von ihrer Wange, sodass sie mit der Handinnenfläche darüberwischte und kurz ihre Stimme sammelte. Sie versuchte zu lächeln: „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand… die Zeit nimmt.“, murmelte sie und wirkte tatsächlich sehr dankbar. „Und es tut mir leid, dass ich so harsch gewesen bin“, schob sie hinterher. „Die Hormone…“, versuchte sie irgendwie zu witzeln, merkte dann aber, dass es zu früh war, dafür. Sie brach den Blickkontakt wieder ab und erneut flossen die Tränen. Sie leckte sich über die salzigen Lippen und wischte sich zügig die Wangen trocken, während immer wieder neue Tränen nachkamen. „Du triffst mich an einem Punkt in meinem Leben, der… mich nicht sehr vorteilhaft erscheinen lässt“, bemühte sie sich erneut, um eine lockerere Atmosphäre. Und zu ihrem Potpourri an Gefühlen, gesellte sich auch noch Scham.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 21. Februar 2024, 18:11

Skýler konnte nur vermuten, wie es Eleyna ging, welche Gedanken sie plagten und wie es in ihrer Gefühlswelt aussah. Er wusste nicht wirklich, wie ihr Leben verlaufen war, welche Situationen sie erlebt, welche Gefahren überwunden hatte. Das Einzige, was er wusste war, dass sich manche Erfahrungen in ihrer beider Leben als Spione ähneln könnten und dass sie gerade mit Sicherheit eine seelische Wunde mit sich herumtrug, die erst mit der Zeit verheilen könnte.
Ob sie sich diese Zeit geben würde, bliebe abzuwarten und er konnte gerade nicht mehr tun, als einfach da zu sein und sich über sich selbst wundern. Es sah Skýler nicht üblich, dass er sich groß Gedanken um jemand anderen, als um sich machte. Von daher log er Eleyna auch nicht an, als er sich kurzzeitig dazu hinreißen ließ das auszusprechen, was er tief in sich selbst vergraben hielt.
Genau diese Worte schien Eleyan nicht erwartet zu haben. Ob nur aus seinem Mund oder allgemein von jemandem, blieb dabei offen. Dass er sich nach Freiheit sehnte konnte vieles bedeuten und es war nur natürlich, dass sie sich darüber wunderte und gerne detailliertere Angaben bekommen hätte. Der Rotschopf erkannte in ihren Augen die Neugierde und seufzte innerlich, weil sie ihn dazu gebracht hatte … noch immer brachte Dinge zu sagen, wo er normalerweise stoisch seinen Mund gehalten hätte.
Dennoch ging er von sich aus nicht weiter oder näher darauf ein. Freiheit lag im Auge des Betrachters und konnte vieles bedeuten. Vielleicht war es das Beste, wenn er es Eleyna überließ, ihren eigenen Schluss daraus zu ziehen. Er legte ihr die Decke um die Schultern und als sie ihre Hand auf seine legte, sah er von den Stoffmustern auf und in ihre blauen Augen.
Für ein paar Sekunden hielt er inne und musterte sie nur, nachdem er den leichten Druck ihrer Finger gespürt hatte. Dann lächelte er schwach. Die Atmosphäre konnte er irgendwie nicht beschreiben oder fassen. Obwohl nicht viel passierte … kamen sie sich ein wenig näher. Es wirkte so, als würden sie einander ein wenig besser verstehen, oder ihnen wurde etwas über den anderen bewusst. Tatsächlich konnte man vermutlich nicht mal behaupten, dass es die Waagschale ihrer Beziehung besonders gewichtig stärkte – dafür allerdings langanhaltend, verständlich und grundlegend. Denn egal was noch passieren würde, vermutlich würden sie beide wissen, dass der jeweils andere in diesem Gespräch einem die Wahrheit über sich erzählt hatte.
Skýler erfuhr von Eleyna, dass sie sich nach einem Zuhause sehnte – Leute um sich, denen sie vertrauen konnte und die ihr Leben erfüllten. Sie sehnte sich nach Stabilität und einer Familie.
War er selbst so anders? Diese Frage stellte er sich nicht aktiv, doch irgendwo in ihm existierte sie vermutlich bereits, wie bei allen Mischlingen. Die Fragen woher man kam, zu wem man gehörte, wer man war und sein wollte … jedes Lebewesen wollte doch eben diese Antworten für sich kennen.
Dennoch schien es für den Rothaarigen noch etwas früh zu sein, denn er dachte nicht sehr viel weiter, oder erweiterte seine Gedanken dahingehend, dass er ihre Leben und Wünsche in diesem Punkt miteinander verglich. Er wusste lediglich, dass er ihren Wunsch verstehen konnte. Und eben dieses Verstehen brachte ihn dazu ihre Handlungen, gerade in Bezug auf ihren Verrat zu überdenken.
Sie glaubte schwanger zu sein und suchte vielleicht nach einem Ausweg, um sich dieses Leben ermöglichen zu können?! Eigentlich hört es sich so an, als würde auch sie einfach nur frei sein wollen…
Eben diese Parallele und das Empfinden der Gemeinsamkeit brachte Skýler dazu sich noch einmal zu öffnen. Und weil Eleyna eben in diesen Worten auch eine Geheinsamkeit und Vertrauen entdecken konnte, schaffte es Skýler unbewusst oder unbeabsichtigt, ihr zumindest kurzzeitig ein wenig Trost und Hoffnung zu schenken. Dass sie sich ihm verbunden fühlte konnte er nicht ahnen, aber erleichtert erkannte er zumindest, dass sie ein Lächeln zeigte.
„Das sind wir wohl!“, pflichtete sie ihm bei, als er meinte, dass sie alle Narren seinen, woraufhin Ský wiederum nickte und ebenfalls lächelte. Von seinen Schultern fiel ebenfalls eine ordentliche Portion Last, denn langsam … besserte sich ein wenig die Stimmung. Natürlich kehrte ihre Traurigkeit wieder zurück, als sie ein paar Sekunden schwiegen und sie sich an ihre eigentlichen Gefühle wieder erinnerte. Doch trotz allem blieb es anders … und war vielleicht dank ihm ein wenig besser zu ertragen.
„Danke.“ Als sich die Halbelfe plötzlich bedankte sah Skýler für den ersten Moment etwas fragend aus, doch klärten ihn ihre weiteren Worte au:. „Ich weiß, dass ich das ohne dich nicht überlebt hätte. Und auch…“ Sein grauer Blick wanderte zu ihrem Zeigefinger, mit dem sie eine kreisförmige, oder auf sich und ihn deutende Bewegung ausführte. „für das hier...“
Was das „das hier“ bedeutete, begriff er erst in diesem Moment. Man konnte wirklich sagen, dass sie gerade eine Art Basis errichtet hatten, auf der nachfolgende Gefühle … in welche Richtung auch immer sie gedeihen würden, aufgebaut werden konnten. Hatte er den Verstand verloren?
Als er Eleyna dabei betrachtete und sie dabei beobachtete, wie sie sich wieder verstohlen ein paar Tränen fortwischte, schien ihm dies, zumindest für den Moment, egal zu werden.
„Nichts zu danken Vögelchen!“, erwiderte er und stützte sein Kinn mit einem, für ihn sehr liebevollen und weichen Lächeln auf seinem Knie ab. Er rechnete es ihr durchaus an, dass sie sich bedankte, denn das taten in seinem Umfeld die Wenigsten.
„Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand… die Zeit nimmt. Und es tut mir leid, dass ich so harsch gewesen bin. Die Hormone…“ Bei ihren Worten musste er nun doch kurz grinsen. Es war genau diese Art Humor, die er so an ihr mögen lernte. Sie war spitzfindig, clever und irgendwie unverfälscht! Was in seiner Welt durchaus rar und erfrischend war.
Dennoch nahm das Grinsen langsam aber sicher wieder ab und er steckte seine Hand aus, um ihr mit dem Daumen eine Strähne wegzustreichen.
„Wenn es dir ein wenig geholfen hat, bin ich froh. Ich war sogar bereit mir eine oder zwei Ohrfeigen einzuhandeln. Aber ich gebe zu… ich bin nicht unglücklich darüber, dass wir diesen Teil ausgelassen haben.“, gab er nun seinerseits zu und sah sie, ihren Humor widerspiegelnd, neckend an. Dann zog er seine Hand wieder zurück und atmete deutlich ein und erleichtert aus.
„Du triffst mich an einem Punkt in meinem Leben, der… mich nicht sehr vorteilhaft erscheinen lässt“, hörte er sie noch sagen, woraufhin er kurz innehielt … zögerte und dann leicht mit dem roten Schopf schüttelte. Irgendwie hatte er das Gefühl – und die Worte beinahe auf der Zunge, dass er sie genau am richtigen Punkt ihres Lebens kennengelernt hatte. Doch das konnte und durfte er weder sagen, noch denken und erst recht nicht auf andere Weise empfinden, als beruflich.
„… mich hast du bisher nicht einmal enttäuscht!“, sagte er stattdessen, weiter auf eine neckende Art und Weise, weil er nicht wollte, dass sich die Stimmung wieder zu stark verdunkelte. Dennoch spürte er einen imaginären Kloß im Hals. Denn mit einem Mal, fiel es ihm wirklich schwer zu lügen!
Sein Blick richtete sich wieder auf den Eingang und er hoffte innig, dass Mina den Nervenzwerg noch etwas länger beschäftigen würde. Eleyna brauchte seines Erachtens nach noch Ruhe und dass sie diese in der Gegenwart des anderen Mischlings bekommen würde, bezweifelte er doch stark! Er registrierte das Tablett mit dem Essen im Augenwinkel und deutete dann in die Richtung.
„Hast du hunger?“, fragte er und würde aufstehen, um das Tablett zu holen, sollte sie dies bejahen.
„Dein Körper braucht Kraft, damit du dich schnell wieder erholen und wieder aufstehen kannst! Außerdem… müssen wir noch herausfinden, wieso und wozu uns die Minotauren hergebracht haben. Und ob es sich bei dem Zwerg und der Tha'Roon wirklich um die beiden Auftraggeber handeln, die uns… sagen wir mal eingeladen haben.“, lenkte Ský das Gespräch kurzzeitig wieder auf ihre aktuelle Lage zurück, ehe sich sein Grau wieder auf sie richtete.
„Könnte es sein, dass sie hinter dir her sind? Oder deinem Bruder? Aus irgendeinem Grund scheint er bei den Minotauren ja auch bekannt zu sein“, fragte er, ohne eine Spur von bösem Vorwurf. Er schien sich wirklich einfach nur erkundigen zu wollen, denn ihm fiel nichts ein, was sie von ihm oder seiner Person wollten. Ob Eleyna sich von ihren persönlichen Themen und dem weiteren Kennenlernen ganz ablenken lassen würde, oder ebenfalls zur Lageanalyse hinüberging, blieb wohl abzuwarten.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 24. Februar 2024, 23:06

Es war gewiss nicht geplant gewesen, dass sie durch Arvid aus Estria gerettet wurde und dann schlussendlich dem Mischling vor die Füße fiel. Sie hatten Glück gehabt und das Schicksal sie zusammengeführt. Ohne Skýler wäre Eleyna gewiss gestorben. Arvid war zu dem Zeitpunkt bereits bewusstlos gewesen und ohnehin kaum eine nennenswerte Hilfe. Sicher, er hatte sie befreit, aber Eleyna hatte ihm im Brast bereits vorgeworfen, dass er den Übergriff in Estria nur fingiert hatte. Warum auch immer ihr das in den Sinn gekommen war. Fakt war: Arvid wäre körperlich nicht in der Lage gewesen, ihr zu helfen und sie hätte gewiss dieses Mal nicht die Sturheit aufbringen können, zu überleben. Wären die Minotauren überhaupt auf sie aufmerksam geworden? Alles war fraglich und so durfte man selbstverständlich dankbar sein für das, was einem widerfuhr. Eleyna war sich nicht zu schade, dem Mischling ihren Dank auszusprechen. Er hatte ihr geholfen und war in diesem dunklen Moment hier. Es bedeutete nicht, dass sie nun bedingungsloses Vertrauen fasste, aber sie war durchaus in der Lage diesen Umstand in eine noch nicht näher definierte Waagschale zu werfen. Eleyna konnte sogar trotz der Umstände ein wenig lächeln, als ihr Sky beipflichtete, dass sie Narren waren. Aber genau das war etwas, das sie gerne ihrem menschlichen Anteil zusprach. Diese bedingungslose Hoffnung, die sie in sich fühlte. Den unbändigen Willen, sich von allem zu lösen und sich, sowie Celcia von den Fängen ihrer Mutter zu befreien. Eleyna hatte eine Mission und das in erster Linie für ein lebenswertes Leben. Sie würde dieses Netz zerschlagen, wollte es niederbrennen, so wie ihre Mutter ihr Leben niedergebrannt hatte. Sie wollte ihrem Vater die letzte Ehre erweisen und ihn rächen. Und ganz nebenbei würde sie für einige Furore in der Welt der Spionage sorgen, denn das Netz der Spinne reichte weit und war… äußerst klebrig.
Skýler war es, der ihr trotz aller der Sorgen für einen Moment das Licht reichte, um hinter die Wolken blicken zu können. Er sprach ihr aus dem Herzen und erreichte somit einen Zustand, den Eleyna selbst schon seit langem nicht mehr richtig hatte abrufen können. Vertrauen. Verbundenheit. Sie war nur zaghaft und noch lange nicht nachhaltig. Aber der Keim war gesät. Als sie sich anlächelten, wusste sie, dass er auch sprießen würde, wenn sie sich weiterhin ein wenig öffnete. Vielleicht war doch noch nicht alle Hoffnung verloren und vielleicht war das Schicksal nicht ganz so grausam. Vielleicht war der Mischling jemand, der sich als wichtig erweisen könnte. Sofern er sie noch weiterhin begleiten würde. Im Grunde hatten sie das Ende ihrer Abmachung mit dem Erreichen der Sippe gefunden. Eleyna hatte klargemacht, dass sie ab der nächsten Stadt allein weitermachen würde. Und ob es nun ein Dorf, eine Stadt oder eine Sippe war… Sie hatten Hilfe erhalten. „Nichts zu danken Vögelchen!“ Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und würde ihn gewiss noch mal auf den Spitznamen ansprechen, doch dann ließ sie das Blau ihrer Augen wieder fallen. Eleyna hatte ihre Gefühle noch nicht gänzlich wieder im Griff, sodass ihre Tränen sich selbstständig machten, die sie schleunigst versuchte wegzuwischen. „Wenn es dir ein wenig geholfen hat, bin ich froh. Ich war sogar bereit mir eine oder zwei Ohrfeigen einzuhandeln. Aber ich gebe zu… ich bin nicht unglücklich darüber, dass wir diesen Teil ausgelassen haben.“, erwiderte er auf ihren kläglichen Versuch, einen Witz zu machen. Auf ihre eigenen Kosten und noch nicht wirklich wohlplatziert, wie sie selbst feststellen musste. Seine Worte brachten ihm ein leichtes Zucken ihres Mundwinkels ein und seine Geste einen eindringlichen Blick. Es war eine seltsame Stimmung und Eleyna bei weitem nicht in der Verfassung, höhere Interpretationen zu tätigen. Sie war in dem Moment schlicht erleichtert, dass sie nicht allein hier saß und grübelte und er es tatsächlich schaffte, sie ein wenig von allem abzulenken. Nun war er doch die Ablenkung, die sie brauchte, aber auf eine andere Art und Weise als noch am Lagerfeuer.

Sie wirkte gar etwas kleinlaut, weil sie sich wirklich derzeit nicht im Griff hatte und dass das alles ihre Stärke in die Knie zwang. „… mich hast du bisher nicht einmal enttäuscht!“ Sie schnaubte und blickte auf. „Keine Sorge, das kommt noch!“, zwinkerte sie leichtfertig und stieg auf den neckenden Tonfall ein, ehe sie den Glanz wieder verlor. Eleyna rieb sich über das Gesicht, was Skýler die Möglichkeit gab, sich ebenfalls der aufkommenden Nähe zueinander zu entziehen. „Hast du Hunger? Dein Körper braucht Kraft, damit du dich schnell wieder erholen und wieder aufstehen kannst! Außerdem… müssen wir noch herausfinden, wieso und wozu uns die Minotauren hergebracht haben. Und ob es sich bei dem Zwerg und der Tha'Roon wirklich um die beiden Auftraggeber handeln, die uns… sagen wir mal eingeladen haben.“ Eleyna folgte seinem Blick und schaute auf das Tablett. Sie verzog unwillkürlich den Mund und erinnerte sich daran, dass ihr ständig schlecht geworden war. Offenbar hatte dieses Geschwür auch ähnliche Symptome gemacht. Sie runzelte die Stirn bei ihren Gedanken. Es war seltsam, dass sie nie schwanger gewesen war. Dass der Traum vom kleinen Mädchen nur ein Traum gewesen war. Dass ihre Vorstellungen auf nichts beruhten… Sie seufzte die Anspannung hinaus und zog sich die Decke enger um den Körper. „Schaden würde es wohl nicht“, gab sie also klein bei und versuchte sich aufzusetzen, was ihr aber misslang. Ihre Beine verweigerten ihr den Dienst und ein leichtes Ziehen breitete sich über ihre Muskeln aus. Sie ächzte, setzte sich allerdings wenigstens etwas vernünftiger hin, damit sie auch essen konnte. Sie griff nach einem Stück Brot, als Skýler ihr das Tablett reichte und tunkte es in eine würzig riechende Brühe. „Ob das Rinderbrühe ist?“, witzelte sie zynisch und winkte dann ab. Es war köstlich, wenn sie es recht bedachte. „Möchtest du auch etwas?“, fragte sie und würde ganz unverfänglich teilen. „Könnte es sein, dass sie hinter dir her sind? Oder deinem Bruder? Aus irgendeinem Grund scheint er bei den Minotauren ja auch bekannt zu sein“ Sie hob den Blick von ihrem Essen. Kurz hielt sie inne, dachte über die Worte des Mischlings nach und schüttelte leicht den Kopf.

„Ich bezweifle, dass eine Tha’Roon und ein Zwerg etwas von mir oder Arvid wollen könnten. Was die Minotauren angeht… scheinbar kennen sie ihn. Aber ich bin ehrlich – ich wüsste nicht, woher. Wie gesagt, wir mögen Halbgeschwister sein, aber ich kenne ihn nicht. Überhaupt nicht.“, sie zuckte die Schultern und tunkte abermals da Brot ein. Es tat wirklich gut, etwas Warmes in den Bauch zu bekommen, bei all der Kälte, die sie zu empfinden drohte, wenn sie nur einen Moment nicht aufpasste. Also war die Ablenkung mehr als Willkommen und sie stürzte sich darauf, über jenes Thema zu sprechen, statt über ihr Innerstes nachzudenken. „Ich…“, sie zögerte und hielt kurz inne. Dann hob sie den Blick und musterte Skýler prüfend. „Ich kann nicht ganz ausschließen, dass es hier um… mich geht.“, offenbarte sie ihm dann vage und wurde wieder vorsichtig im Umgang mit ihm. „Aber ich kann nichts weiter dazu sagen. Sollte es so sein, sorge ich dafür, dass du gehen kannst“, versprach sie ihm. „Du hast damit nichts zu tun.“, murmelte sie im Glauben daran und schob das letzte Stück Brot in den Mund, ehe sie einen Schluck Wasser trank. Eleyna ließ den Rest erstmal stehen, denn sie fühlte sich noch nicht fit genug, sich den Bauch nun ordentlich vollzuschlagen. Zudem dachte sie darüber nach, ob Skýler Recht haben könnte. Sie überlegte, ob sie etwas darüber wusste, ob die Spinnenbeine so lang reichten, um selbst hier Verbündete zu haben… „Vielleicht ist das auch alles auf Arvid’s Mist gewachsen...“, dachte sie grimmig. „Wenn er die Minotauren kennt und sie scheinbar über dieses Glockending gerufen hat… Andererseits frage ich mich, wieso er dann so grimmig war. Immerhin musste er doch wissen…“, sie stockte und ihr kam ein anderer Gedanke. „Er hat gar nicht die Minotauren gerufen. Offenbar hat er mit der Tha’Roon kommuniziert.“, schloss sie und rieb sich müde die Augen. „Aber er erzählt ja nichts.“, murrte sie leise und trank abermals etwas Wasser.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 25. Februar 2024, 22:12

Vermutlich wusste Skýler selbst nicht so recht, was hier gerade zwischen ihm und Eleyna geschah. Natürlich war es auch Teil seines Plans ihr Vertrauen zu gewinnen, damit er leichter seinen Auftrag erfüllen konnte, doch das dünne Band, das sich in dieser Situation zwischen ihnen gebildet hatte, hatte damit nicht das Geringste zu tun. Der Spion hatte Eleyna helfen wollen, er spürte in sich selbst den Drang sicherzustellen, dass sie den Verlust in ihrem eigenen Tempo verarbeiten konnte und wieder zu Kräften kam.
Für einen Moment hatte sie ihn dazu gebracht von sich selbst und seinen Wünschen zu sprechen. Und dabei war ihnen wohl beiden aufgefallen, dass sie gar nicht so verschieden waren. Dass diese Ansicht gefährlich war, war dem Mischling durchaus bewusst. Doch würde das etwas ändern? Würde er etwas ändern? Scheinbar noch nicht…
Skýler wollte noch mehr wissen! Er wollte mehr über Eleyna, ihr Leben und ihre Entscheidung herausfinden. Und deshalb erstickte er die mahnende Stimme in sich, die noch immer das Resultat seiner jahrelangen und loyalitätsgezwungenen Ausbildung und Arbeit war.
Die beiden wechselten das Thema und die Unterhaltung wanderte in unpersönlichere Richtungen. Ský erhob sich, als sie zustimmte, einen Bissen vertragen zu können und brachte dann das Tablett zu ihr. Als er ihr dann allerdings dabei zusah, wie sie sich mühsam und ächzend aufrichtete und versuchte eine gute Position anzunehmen, stellte er das Tablett kurz wieder ab und beugte sich zu ihr hinunter.
„Komm, halt dich fest! Und kein Gezeter, in Ordnung?“, meinte er, ehe er einen Arm unter ihre Beine schob, und die andere ihren Rücken stützte. Kurzerhand hob er sie hoch und setzte sie zurück auf das Lager, in dem sie zuvor schon gelegen hatte. Danach half er die Decke über sie zu breiten und die Runen zu richten und griff dann nach der Decke von Arvid. Er rollte diese zusammen und faltete sie, so dass Eleyna, zusammen mit einem weiteren Kissen eine provisorische Rückenstütze erhielt. Danach holte er das Tablett, das er auf ihre Oberschenkel abstellte.
„So ist es besser, oder?“, fragte er mit einem seitlich verzogenen Grinsen, denn er ging davon aus, dass sie es nicht besonders schätzte, wie eine Prinzessin getragen zu werden. Aber vielleicht konnte sie den praktischen Sinn dahinter erkennen.
Ský setzte sich wieder zu ihr und sah ihr dann dabei zu, wie sie das Brot in eine würzig riechende Brühe stippte.
„Ob das Rinderbrühe ist?“, fragte sie witzelnd, woraufhin der Mischlingself amüsiert mit dem Kopf schüttelte. „Ich glaube nicht! Auch wenn sie für Mischwesen erstaunlich viele Felle hier herumliegen haben!“, sagte er mit einem Blick auf die ganzen Tierfelle, die den Boden auslegten. „Möchtest du auch etwas?“, fragte Eleyna dann und Ský schien einen Moment zu überlegen. Die Menge reichte glücklicherweise auch für Zwei und so griff er sich ebenfalls ein Stück Brot, das er in die Brühe tunkte und das vollgesogene Stück dann abbiss.
Für einen Moment kehrte Ruhe ein, bis Ský ihre momentane Lage ansprach und sie fragte, ob ihre Gastgeber vielleicht hinter ihr oder Arvid her waren. Er selbst bezweifelte, dass es sich hierbei um einen Seitenarm der Spinne handelte, der ebenfalls auf Eleynas Spur angesetzt worden war. Zu viele würden sie nicht losschicken…
Also musste es jemand anderes sein und was dieser von ihm, Arvid – oder vielleicht sogar Skýler wollte, stand noch in den Sternen.
„Ich bezweifle, dass eine Tha’Roon und ein Zwerg etwas von mir oder Arvid wollen könnten. Was die Minotauren angeht… scheinbar kennen sie ihn. Aber ich bin ehrlich – ich wüsste nicht, woher. Wie gesagt, wir mögen Halbgeschwister sein, aber ich kenne ihn nicht. Überhaupt nicht.“, antwortete Eleyna, woraufhin der Mischling kurz nachdenklich drein sah, ehe er dachte nickte.
„Die beiden ergeben auch für mich keinen Sinn. Eine Tha’Roon trifft man nicht alle Tage und wenn du sagst, dass du sie nicht kennst – was wollen sie dann von dir, ihm… oder uns?“ Auch er tunkte das Brot wieder ein und biss ab. Jedoch sprach er erst wieder weiter, als er hinuntergeschluckt hatte.
„Dass die Minotauren uns etwas Böses wollen, wage ich auch zu bezweifeln. Sie waren über deinen Zusammenbruch sehr erschrocken und bemüht dir und mir schnell zu helfen.“ Ein sarkastischer Ausdruck legte sich kurz auf seine Miene, als er sich dabei an den Streit mit der Kuh erinnerte, mit der er anfangs ziemlich herumdiskutiert hatte.
„Ich…“, begann Eleyna dann zögernd und Ský richtete seinen Blick wieder auf sie, da sie innehielt. Dann musterten sie einander wieder prüfend, bis Sky fragend den Kopf zur Seite legte.
„Was ist?“, fragte er und munterte sie auf weiterzusprechen.
„Ich kann nicht ganz ausschließen, dass es hier um… mich geht. Aber ich kann nichts weiter dazu sagen. Sollte es so sein, sorge ich dafür, dass du gehen kannst“, versprach sie ihm und erntete dafür einen skeptischen Blick, bei dem der Mischling eine Augenbraue hob.
„Du hast damit nichts zu tun.“, murmelte sie weiter und lenkte sich weiter mit Essen und einem Schluck Wasser ab. Sky atmete tief aus und schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Denkst du ernsthaft, dass ich dich nach all der Mühe hier im Stich lassen würde, sollten sich deine Befürchtungen bewahrheiten?“, fragte er sie ziemlich direkt und fast ein wenig empört. Die Halbelfe konnte nicht wissen, dass er ahnte, von welcher Bedrohung sie ausging, denn noch immer vermutete sie nicht, dass er einer dieser Männer sein könnte.
Wieder seufzte er und rieb sich durch die Haare. Ja, dieses Frauenzimmer brachte ihn dazu, häufiger dieser Geste zu verfallen.
„Du solltest dir in erster Linie keine Sorgen um mich machen. Ich kann ziemlich gut auf mich aufpassen.“ Seine grauen Augen sahen sie aus den Augenwinkeln an.
„Wenn du nichts weiter sagen kannst, bohr ich nicht nach. Aber solltest du es dir anders überlegen, hör ich dir zu!“ Noch einmal rieb er sich über den Nacken, doch dieses Mal hatte die Geste beinahe etwas Verlegenes.
„Vielleicht ist das auch alles auf Arvid’s Mist gewachsen...! Wenn er die Minotauren kennt und sie scheinbar über dieses Glockending gerufen hat…
Andererseits frage ich mich, wieso er dann so grimmig war. Immerhin musste er doch wissen…
Er hat gar nicht die Minotauren gerufen. Offenbar hat er mit der Tha’Roon kommuniziert.“
, schloss sie und rieb sich müde die Augen. Ský lächelte amüsiert bei ihren Gedankensprüngen und hob leicht die Schultern, um zum Ausdruck zu bringen, dass er es selbst nicht ganz wusste.
„Aber er erzählt ja nichts.“, murrte sie weiter.
„Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, aber ich traue deinem Bruder nicht. Dieses helle Glöckchen hat definitiv etwas mit der Tha’Roon zu tun, denn diese nutzte es auch bei deiner Heilung. Allerdings wirkt es auf mich nicht so, als würde Arvid mit ihr oder dem Zwerg zusammenarbeiten und von den Minotauren schien er eher überrascht und nicht besonders angetan zu sein.“ Er sprach absichtlich wieder in Lerium, denn er wollte nicht, dass eventuelle, neugierige Lauscher sie sofort verstanden.
„Aber lassen wir das auf uns zukommen. Du musst dich auf deine Genesung konzentrieren und sobald es dir besser geht, verschwinden wir von hier.“ Nun stopfte er sich das letzte Stück Brot in den Mund und nahm Eleyna das Tablett von den Oberschenkeln, damit sie es gemütlicher hatte.
„Warum … hat dein Bruder dich eigentlich entführt? Du sagtest er gibt dir die Schuld für das, was in seinem Leben schiefgelaufen ist. Aber was wollte er mit einer Entführung bezwecken? Und wieso seid ihr zusammen unterwegs, wenn er dir doch nichts Gutes will?“, fragte Skýler nun und setzte sich etwas gemütlicher hin.
„Tut mir leid, aber das frage ich mich schon die ganze Zeit. Du erwähntest sogar, dass er dich umbringen wollte.“, fügte er noch an und sein grau betrachtete musternd ihr noch immer blasses Gesicht.
„Wohin wolltest du eigentlich gehen? Oder war dein Weg einfach nur der nächsten Stadt und mit größtmöglichem Abstand zu ihm gewählt?“

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Beruf: Spionin
Fähigkeiten: waffenloser Kampf (überdurchschnittlich)
Wurfmesser (gut)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 51F
Ausrüstung: [br]5 Wurfmesser
Kapuzenumhang
Zunderschwamm
Wasserschlauch
Pökelfleisch für eine Woche[/br]
Tierische Begleiter: schwarzes Pferd
Zum Vorzeigen: [br][/br]

Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 29. Februar 2024, 09:54

„Komm, halt dich fest! Und kein Gezeter, in Ordnung?“ Argwöhnisch blickte Eleyna hoch und musterte Skýler’s Gesicht. „Gezeter?“, wiederholte sie, als er sie hochhob, um ihr zu helfen. Die Halbelfe schmunzelte sachte und hielt sich für den kurzen Transport an seiner Schulter fest, bevor er sie wieder ablegte. Ein Aufseufzen zeugte davon, dass sie sich sehr viel besser fühlte, jetzt, da sie wieder lag. Sie ließ es zu, dass der Mischling ihr ein geeignetes Lager baute, damit sie auch vernünftig essen konnte. Eleyna war erstaunlich handzahm. Normalerweise lehnte sie Hilfe ab, blockte den Zugang zu ihren Gefühlen und ließ sich schon gar nicht bevormunden. Allerdings hatte sie wohl auch an diesem Punkt noch nicht gestanden. Damals, als die Keule beinahe ihren Schädel gespalten hätte, war sie vier Tage bewusstlos und hilflos gewesen. Einzig Laogh und Lauryn war es zu verdanken gewesen, dass sie das überlebt hatte. Auch damals hatte sie es zugelassen, wenn auch unter Zähneknirschen. Nun aber fühlte Eleyna sich für den Moment halbwegs sicher. Sie glaubte nicht, dass Sky ihr etwas Schlechtes wollte, dafür bemühte er sich zu offenkundig. Es war wohl in Ordnung, einen Moment innezuhalten und den Kampf ruhen zu lassen. Auch sie brauchte endlich eine Verschnaufpause. „So ist es besser, oder?“ Mit einem nicht ganz so ernstgemeinten Schnauben zuckte sie die Schultern. „Annehmbar.“, antwortete sie und erwiderte das kurze Schmunzeln, ehe sie sich auf ihr Essen konzentrierte. Sie bot ihm ebenfalls etwas an und so aßen sie einen Moment schweigend, bis sich die drängendsten Fragen formulierten.
Eleyna wusste nicht, dass Sky sehr wohl zum Netz der Spinne gehörte und somit ihre Theorie innerlich widerlegte. Für sie war es eine Möglichkeit, auch wenn sie sich fragte, wieso man ihr half. Vielleicht wollte ihre Mutter sie ja doch lebend? Was ihre Mutter wollte, wusste wohl keiner und Eleyna konzentrierte sich lieber wieder auf die Brühe. „Die beiden ergeben auch für mich keinen Sinn. Eine Tha’Roon trifft man nicht alle Tage und wenn du sagst, dass du sie nicht kennst – was wollen sie dann von dir, ihm… oder uns? Dass die Minotauren uns etwas Böses wollen, wage ich auch zu bezweifeln. Sie waren über deinen Zusammenbruch sehr erschrocken und bemüht dir und mir schnell zu helfen.“ Sie hielt kurz inne und blickte nachdenklich drein. „Das glaube ich auch. Aber… es überrascht mich. Ich habe keine Ahnung. In diesem Teil der Welt bin ich kaum gewesen“, gab sie zu und aß erneut. Dann kam ihr erneut der Gedanke, dass man sich um sie gekümmert hatte, um sie halbwegs lebendig nach Morgeria zu schleifen. Von wem auch immer. Sie wollte allerdings nicht, dass Skýler als Unbeteiligter in ihre Sache hineingezogen wurde und sagte ihm das auch. „Denkst du ernsthaft, dass ich dich nach all der Mühe hier im Stich lassen würde, sollten sich deine Befürchtungen bewahrheiten?“

Sie hielt erneut inne und musterte ihn ganz klar. „Aber sicher“, zuckte sie die Schultern. „Wieso solltest du das auf dich laden? Ich glaube kaum, dass jemand freiwillig die Probleme eines anderen annehmen sollte!“, meinte sie so sachlich und nüchtern, dass kein Zweifel daran bestand, dass sie nichts von niemandem erwartete. Eleyna bekämpfte ihre Probleme allein und ihr käme offensichtlich nicht in den Kopf, dass sie jemanden mithineinzog. Er seufzte und seine Geste ließ ihren Blick amüsiert funkeln. „Du solltest dir in erster Linie keine Sorgen um mich machen. Ich kann ziemlich gut auf mich aufpassen.“ Sie nickte. „Das bezweifle ich gar nicht, aber ‚ziemlich gut‘ reicht vielleicht manchmal nicht. Und du kennst mich überhaupt nicht, weißt nicht, wo du eventuell hineingeraten bist, Skýler und glaube mir, das ist auch gut so!“, warnte sie ihn und beendete ihre Mahlzeit. „Wenn du nichts weiter sagen kannst, bohr ich nicht nach. Aber solltest du es dir anders überlegen, hör ich dir zu!“ Ihn traf ein Seitenblick. Einen Moment schien sich Eleyna zu wundern, warum er ihr das anbot, doch dann nickte sie. „Je weniger du weißt, desto besser für dich.“, bestätigte sie abermals ihre Aussage. Dann wälzte sie erneut ihre Gedanken und kam doch nicht auf einen richtigen Nenner. Sie ahnte nicht, was das hier alles wirklich sollte. „Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, aber ich traue deinem Bruder nicht. Dieses helle Glöckchen hat definitiv etwas mit der Tha’Roon zu tun, denn diese nutzte es auch bei deiner Heilung. Allerdings wirkt es auf mich nicht so, als würde Arvid mit ihr oder dem Zwerg zusammenarbeiten und von den Minotauren schien er eher überrascht und nicht besonders angetan zu sein.“, sprach er auf einmal in Lerium, sodass Eleyna überrascht den Blick hob. “Aber lassen wir das auf uns zukommen. Du musst dich auf deine Genesung konzentrieren und sobald es dir besser geht, verschwinden wir von hier.“ Während er das Tablett fortschaffte, dachte sie über seine Worte nach. Eleyna rieb sich kurz über ihre Augen und seufzte erneut. „Etwas übersehe ich…“, murmelte sie und meinte die ganze Arvid-Glöckchen-Minotauren-Sache. Noch in Gedanken versunken, machte Skýler den nächsten Vorstoß. „Warum … hat dein Bruder dich eigentlich entführt? Du sagtest er gibt dir die Schuld für das, was in seinem Leben schiefgelaufen ist. Aber was wollte er mit einer Entführung bezwecken? Und wieso seid ihr zusammen unterwegs, wenn er dir doch nichts Gutes will?“
Die Halbelfe kehrte aus ihren Überlegungen zurück und starrte den Rothaarigen an. Kurz verengten sich ihre eisblauen Augen misstrauisch und es schien fast als suchte sie hinter seinen Worten nach einer Finte. Warum wollte er das wissen? Andererseits war es vermutlich nur verständlich, dass er sich näher interessierte, jetzt, da er schon so einiges mitbekommen hatte. Eleyna aber fiel es dennoch nicht leicht, ihm das Misstrauen nicht entgegenzusetzen. Da war sie wohl, wie viele Spione. Immer auf der Hut, immer vom Schlimmsten ausgehend. Er musste merken, dass seine Fragen sie für einen Moment argwöhnisch stimmten „Tut mir leid, aber das frage ich mich schon die ganze Zeit. Du erwähntest sogar, dass er dich umbringen wollte.“ Eleyna nickte leicht und nestelte einen Moment an ihren Fingern. „Das stimmt auch…“, murmelte sie und überlegte noch immer, ob und was sie ihm erzählen sollte. Ihr Blick legte sich auf das Gesicht von Ský und sie musterte es lange. Sie sah die Züge, die sowohl Dunkelelf als auch neldorethischer Elf sprachen. Es fiel nicht sofort auf, aber wenn man ihn näher kennenlernte und beobachtete, dann besaß er feine Züge seiner Waldelfen-Herkunft. Sie behielt das allerdings für sich und hob den Blick in seine Augen. Das Sturmgrau, das so ungewöhnlich wirkte, besaß eine Kühle und gleichzeitig konnten sie, wenn er es zuließ, warm schimmern. Eleyna wusste nicht so recht, ob sie bereits soweit war, ihm zu vertrauen, aber er hatte so einige Dinge getan, die ihr zumindest suggerierten, dass sie es könnte. Trotzdem war da diese innere Stimme, die sie immerzu warnen wollte. Aber jene war ständig da und verhinderte mitunter, dass sich Eleyna mal auf eine echte Bindung einließ. Egal welcher Natur jene wäre. Sie war hin- und hergerissen und so dauerte es eine Weile, bis sie antwortete.

Dann wandte sie den Blick ab und seufzte erneut. Es fiel ihr so unsagbar schwer und doch wollte sie etwas, schon ihr ganzes Leben lang, dass sie gewillt war, diese nervige Stimme der teilweise falschen Vorsicht zu überhören. „Ich traue ihm auch nicht.“, leitete sie folgende Worte ein. „Er ist so unvermittelt in mein Leben gestolpert und hat seit dem mehrfach versucht, mich zu töten. Da er das nicht konnte… entführte er mich. Er möchte mich als Pfand für ein besseres Leben zurück nach Morgeria bringen. Er will beweisen, dass er besser ist als die Meinung von ihm.“, analysierte sie Arvid’s Verhalten und schaute auf ihre Finger. „Ich gehe mit ihm, weil er erkennen soll, wie falsch er liegt. Dass sich auch dann nichts an seinem Leben ändern wird, wenn er mich ausliefert.“, murmelte sie und wischte sich einige Strähnen aus dem Gesicht. „Morgeria hat keinen Platz für Schwäche. Und Morgeria vergisst nicht.“, sprach sie diese düsteren Gedanken aus. Als würde er eine Ahnung haben, fragte Ský: „Wohin wolltest du eigentlich gehen? Oder war dein Weg einfach nur der nächsten Stadt und mit größtmöglichem Abstand zu ihm gewählt?“ Nun straffte sie ihre Schultern und ihre Kiefer spannten. Sie starrte auf den Zelteingang, als gäbe es dort etwas Interessantes. „Zu erst wollte ich ihm beweisen, dass er sein Leben nicht über das Ende von meinem definieren sollte. Wenn er mich nach Morgeria zurückbringt, würde das Blut von mir an seinen Händen kleben und… nichts hätte sich dadurch verändert. Ich war bereit, diese Lektion an ihn weiterzugeben.“, sie schnaubte.
„Ich habe versucht ihm eine Schwester zu sein. Irgendwie… Als ich hörte, wer er war, da war ich… aufgeregt, erfreut – verstehst du?“, geriet sie nun in Erinnerungen und sprach einfach weiter, während sich ihr Blick etwas verklärte. Familie… aber er hatte nur seine Rache im Kopf. Hat sie wohl immer noch vor Augen. Er glaubt, dass er mich besiegen müsste, um anerkannt zu werden. Das Recht des Stärkeren – der Grundsatz, nach dem Morgeria’s Bevölkerung lebt.“ Eleyna schüttelte den Kopf und lächelte leicht, weil das für sie völlig absurd war. „So ein Schwachsinn…“, murmelte sie und offenbarte, dass ihre Werte nicht denen ihrer Herkunft glichen. „Als ich erkennen musste, dass er nicht aufhörte, mich zu hassen für etwas, das ich nicht zu verantworten hatte… entschied ich mich für einen anderen Weg. Ich werde nach Morgeria gehen und ihn von diesem Dogma befreien. Ihn… und ….“, sie räusperte sich. „andere.“, schloss sie vage, ehe sie erkannte, dass sie viel zu viel gesagt hatte. Eleyna runzelte die Stirn und warf Ský einen Blick zu. „Wie gesagt. Je weniger du weißt, desto besser für dich!“, bemühte sie noch mal ihren Ausspruch, ehe sie den Blick abwandte und sich ein wenig ärgerte, dass sie ihm so viel anvertraut hatte. „Und wohin warst du jetzt unterwegs?“, stellte sie die Gegenfrage, auch um abzulenken. „Du bist doch nicht einfach nur der Reisende ohne Ziel, der in den Tag hineinlebt und alles auf sich zukommen lässt. Und Fremden über Gebühr zur Hilfe eilt!“, schmunzelte sie und beobachtete ihn und seine Reaktion.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 4. März 2024, 17:42

Es kehrte ein wenig Ruhe im Zelt ein und Skýler war nicht unglücklich darüber, dass die größte Hürde für den Moment nun hinter ihm lag. Eigentlich hatte er mit einem längeren Gefühlsausbruch und mehr Tränen gerechnet, doch zeigte sich Eleyna als bemerkenswert tapfer. Natürlich war ihm bewusst, dass sie ihm gegenüber auch noch eine gewisse Grenze wahrte und sich ihm nicht vollends öffnete, doch erhielt er dennoch die Möglichkeit ein wenig mehr über sie zu erfahren.
Ský war darüber erleichtert, dass sie nicht zuließ, dass ihre Trauer ihren gesundheitlichen Zustand wieder verschlechterte. Für einen Moment lang hatte er sich dahingehend ernste Sorgen gemacht, doch nun ließ sie es sogar zu, dass er sie zurück auf das Lager umquartierte, damit sie in einer gemütlicheren und gestützten Lage etwas Suppe zu sich nehmen konnte.
Wie man ihre Beziehung zueinander beschreiben sollte, konnte Skýler selbst nicht sagen. Noch immer war das Vögelchen seine Zielperson für den Auftrag und noch immer empfand er Neugierde bezüglich ihrer Entscheidungen die Spinne zu verraten. Doch mittlerweile mischte sich auch ehrliche Sympathie ihrer Person gegenüber dazu. Bemerkte er das selbst überhaupt? Es würde schon für ihn und die Art, wie er sich gab sprechen, doch scheinbar sah er darin noch nichts Besorgniserregendes.

Die beiden unterhielten sich über ihre aktuelle Lage und tauschten Gedanken dazu aus. Dass sie dies in Ruhe tun konnten war gut, denn in Arvids oder der Gegenwart der Minotauren, würden sie nicht offen miteinander reden können. Da noch immer der Grund, wieso man sie hierhergebracht hatte, im Dunkeln lag, war es wichtig, dass sie Absprachen trafen. In diesem Punkt dachten die beiden Spionen wohl gleich: Sicherheit ging eben vor.
Doch plagte Eleyna ein Verdacht, den sie vor Skýler nicht so recht geheim halten konnten. Immerhin hatte er ihr geholfen und sie wollte ihm nicht damit danken, dass er in eine Situation geriet, die seine eigene Sicherheit gefährden könnte. Dass der Mischling die verborgene Bedeutung hinter ihren Worten erahnte, da er Teil der Gefahr war, ahnte sie wiederum nicht.
Ský zeigte sich unbesorgt und winkte ihren Versuch ihn dazu zu bringen, sie im Fall der Fälle zurückzulassen ab. Seine Worte, dass er sie nicht im Stich lassen würde, erregten wiederum einen kleinen Argwohn in ihr. Wieso sollte er das auch tun?
„Aber sicher. Wieso solltest du das auf dich laden? Ich glaube kaum, dass jemand freiwillig die Probleme eines anderen annehmen sollte!“, meinte sie sachlich, worauf er nach kurzem Nachdenken lediglich mit den Schultern zuckte.
„Du solltest dir in erster Linie keine Sorgen um mich machen. Ich kann ziemlich gut auf mich aufpassen.“, meinte er vage, ließ sich aber nicht dazu bringen, ihr zu bestätigen, dass er sie zurücklassen würde. Natürlich war der Hauptgrund, dass Eleyna seine Zielperson war. Doch wollte er mittlerweile auch für sich und seine eigenen Interessen mehr über sie und ihre Vorhaben erfahren.
„Das bezweifle ich gar nicht, aber ‚ziemlich gut‘ reicht vielleicht manchmal nicht. Und du kennst mich überhaupt nicht, weißt nicht, wo du eventuell hineingeraten bist, Skýler und glaube mir, das ist auch gut so!“ Bei diesen Worten sah Skýler sie eine Weile schweigend mit seinen grauen Augen an. Sie ahnte nicht, dass er sehr gut... besser als die meisten anderen wusste, worüber sie sprach. Eine Weile lang hatte er vermutet, dass sie es war, die die Konsequenzen eines Verrats unterschätzt hatte. Dass sie die Gefahren nicht verstand, in die sie sich begab. Doch ihre Worte zeigten ihm, dass sie ihre Taten im voller Kenntnis über das Ausmaß gewählt hatte. Ský konnte nicht anders, als diesen Wagemut anzuerkennen und irgendwie auch zu bewundern. Obwohl es noch immer fraglich war, ob es sich hierbei um Mut oder Wahnsinn handelte.
Dennoch ließ es Skýler darauf beruhen und bohrte nicht weiter nach, da es sonst zu auffällig geworden wäre. Er bot ihr lediglich noch an, dass sie sich an ihn wenden könnte, wenn sie reden wollte.
„Je weniger du weißt, desto besser für dich.“, bestätigte sie abermals ihre Aussage und so wechselten sie das Thema und sprachen über ihre ‚Gastgeber‘. Gleichzeitig stellten sie Arvids Einfluss in Frage und rätselten über die Gründe und wer hier die Strippen in den Händen hielt.
„Etwas übersehe ich…“, murmelte Eleyna nach einer Weile und rieb sich nachdenklich über die Stirn. Ský blieb für einen Moment still, um ihre Gedanken nicht zu unterbrechen, doch dann wagte er doch eine Frage loszuwerden, die ihm schon länger beschäftigte: Arvids Grund Eleyna zu entführen und sie umzubringen.
Die Halbelfe hatte ihm nur nebenbei davon erzählt, doch irgendwie ergab das für den Spion keinen Sinn. Immerhin waren sie zusammen aus der Richtung Estrias gekommen und anfangs hatte es so gewirkt, als seien sie freiwillig zusammen unterwegs.
Die Fragen weckten scheinbar kurz Eleynas Misstrauen. Ihr Blick sprach dahingehend Bände, doch Ský begegnete ihm mit offenen Augen, die kein niederes Motiv erkennen ließen.
„Tut mir leid, aber das frage ich mich schon die ganze Zeit. Du erwähntest sogar, dass er dich umbringen wollte.“ Bei diesem Satz erkannte Eleyna wohl, dass sich vermutlich jeder diese Fragen stellen würde.
„Das stimmt auch…“, bestätigte sie murmelnd, ehe sich Skýler einer erneuten Musterung unterziehen musste. Innerlich fand er ihr Misstrauen sogar ziemlich amüsant. Obwohl er ihr geholfen hatte und nichts auf schlechte Absichten hindeutete, konnte sie ihm doch nicht vollends vertrauen. Und weil sie eben dies nicht konnte, konnte er nicht umhin das anzuerkennen und zu schätzen. Der Erfahrung nach verschenkten die meisten Leute und vor allem Frauen, denen man half, viel zu schnell ihr Vertrauen. Etwas, was er selbst als naiv und leichtsinnig empfand und worüber er nur den Kopf schütteln konnte. Eleyna war dahingehend anders und das… mochte er irgendwie. Sie verließ sich nicht auf Momentaufnahmen, sondern dachte weiter.
Natürlich wollte er ihr Vertrauen gewinnen, doch gleichzeitig hätte er sich vermutlich daran gestört, wenn sie es ihm einfach vor die Füße geworfen hätte. Vermutlich betrachtete er dies aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Der Spion in ihm, der einfach nur den Auftrag verfolgte, müsste sich über einfach erhaltenes Vertrauen freuen. Doch Skýler selbst und der Aspekt seiner Spionseite, die all dem eigentlich entkommen wollte, empfand auf merkwürdige Weise anders. Er wollte Eleyna nicht einfach hereinlegen können – er wollte, dass sie auch ihm gegenüber ihre Vorsicht nicht vollends fallen ließ – er wollte… weiter sehen, wie sie sich gegen das Netz auflehnte. Vielleicht war auch das der Grund, wieso er sie bisher noch nicht richtig angelogen hatte…

„Ich traue ihm auch nicht.“, begann sie dann nach einem Moment zu sprechen. Sein sturmgrau betrachtete ihr Gesicht und es war keine Frage, dass er ihr aufmerksam zuhörte.
„Er ist so unvermittelt in mein Leben gestolpert und hat seit dem mehrfach versucht, mich zu töten. Da er das nicht konnte… entführte er mich. Er möchte mich als Pfand für ein besseres Leben zurück nach Morgeria bringen. Er will beweisen, dass er besser ist als die Meinung von ihm. Ich gehe mit ihm, weil er erkennen soll, wie falsch er liegt. Dass sich auch dann nichts an seinem Leben ändern wird, wenn er mich ausliefert.“ Der Mischling dachte über ihre Worte nach und wenn er sich Arvid ins Gedächtnis rief, ergaben ihre Vermutungen aus dessen Augen gesehen durchaus Sinn … und gleichzeitig nicht. Der Junge schien mit seinem Leben und seinen Entscheidungen überfordert zu sein. Er schien zu schwimmen und jede Möglichkeit, einen Fuß an Land zu setzen, nutzen zu wollen, egal ob der Boden aus Schlick oder Treibsand bestehen könnte.
„Morgeria hat keinen Platz für Schwäche. Und Morgeria vergisst nicht.“ Obwohl er in diesem Punkt nicht aus Erfahrung sprach, nickte der Rothaarige. Diese Lektion hatte er auch außerhalb der Stadt gelehrt bekommen.
„Darf ich fragen, ob wir hier über deine Mutter sprechen? Sucht Arvid ihre Anerkennung, oder wessen Meinung, will er durch deine Auslieferung zum Positiven ändern?“, fragte er, nachdem er das Gesagte gedanklich noch einmal analysiert hatte. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob Arvid auch ein Mitglied der Spinne war, doch da sein Verhalten dafür viel zu impulsiv und dadurch gefährlich war, verwarf er diesen Gedanken direkt wieder. Dennoch würde eine Auslieferung in diesem Kontext Sinn ergeben – doch würde diese dann nicht an die Spinne, oder ihre Anhänger erfolgen müssen?
Nachdenkend rieb er sich über den Nacken, bis er sie nach ihren Reiseabsichten fragte. Vielleicht halfen ein paar weitere Antworten das Puzzle zusammenzusetzen.
„Zuerst wollte ich ihm beweisen, dass er sein Leben nicht über das Ende von meinem definieren sollte. Wenn er mich nach Morgeria zurückbringt, würde das Blut von mir an seinen Händen kleben und… nichts hätte sich dadurch verändert. Ich war bereit, diese Lektion an ihn weiterzugeben.“
Sein Blick verengte sich bei diesen Worten. Dass sie gewillt war ihr Leben für so eine verhältnismäßig kleine Lektion zu opfern stieß ihm übel auf. So kam es, dass sie beide zeitgleich schnaubten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
„Ich habe versucht ihm eine Schwester zu sein. Irgendwie… Als ich hörte, wer er war, da war ich… aufgeregt, erfreut – verstehst du? Familie… aber er hatte nur seine Rache im Kopf. Hat sie wohl immer noch vor Augen. Er glaubt, dass er mich besiegen müsste, um anerkannt zu werden. Das Recht des Stärkeren – der Grundsatz, nach dem Morgeria’s Bevölkerung lebt.“ Ihre Worte klangen logisch und doch fragte er sich nun, wer das Vögelchen alles tot sehen wollte. Waren es nur die Anhänger der Spinne und diese selbst? Oder auch ihre Familie? Und wenn ja, wieso auch diese? Nur aus familiären Wettkampf- und Wetteifergründen konnte das doch nicht sein?
Er rieb sich über die Stirn und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
„So ein Schwachsinn…“, murmelte sie, woraufhin er „In der Tat…!“, erwiderte.
„Als ich erkennen musste, dass er nicht aufhörte, mich zu hassen für etwas, das ich nicht zu verantworten hatte… entschied ich mich für einen anderen Weg. Ich werde nach Morgeria gehen und ihn von diesem Dogma befreien. Ihn… und … andere.“ Ihre Blicke trafen aufeinander und sie konnte sehen, dass er versuchte eine Ordnung in die Informationsfetzen zu bringen, die er erhalten hatte.
„Wie gesagt. Je weniger du weißt, desto besser für dich. Wohin warst du jetzt unterwegs? Du bist doch nicht einfach nur der Reisende ohne Ziel, der in den Tag hineinlebt und alles auf sich zukommen lässt. Und Fremden über Gebühr zur Hilfe eilt!“, erwähnte Eleyna noch einmal und versuchte dann den Fokus des Gesprächs auf ihn zu lenken, woraufhin er amüsiert schnaubte.
„Jetzt, wo sich in meinem Kopf etwa 10 neue Fragen gebildet haben hörst du auf?“, fragte er sie gespielt mahnend, ehe er tief und lang seine Atmung entließ. Drängen würde er sie weiterhin nicht. Allerdings stachen die Fragen aus eigenem Interesse nun drängelnd hervor und das nervte ihn natürlich.
„Lass mich wenigstens versuchen das alles in eine gewisse Ordnung zu bringen. Arvid will dich eigentlich töten, hat es aber nie geschafft. Daher will er dich in Morgeria … deiner Mutter, oder wem aushändigen, der ebenfalls deinen Tod im Auge hat? Was hast du angestellt Vögelchen?“, fragte er ernsthaft und versenkte seinen Blick in dem ihren.
„Was haben diese Leute davon, dich tot zu sehen? Arvid hofft offenbar auf Anerkennung oder Respekt, den er dadurch aber nicht erreichen wird, aber was bezweckt die andere Partei dahinter, der du ausgeliefert werden sollst?“, fragte er und bezog seine Frage in diesem Fall noch auf ihre Familie. Immerhin wusste er, wie Mischlinge in Morgeria betrachtet werden und dass es familiär sehr blutig vonstattengehen konnte. Dennoch… fehlte ihm ein richtiger Grund.

Am Schluss und je nachdem wie viel er erfahren hatte, ging er dann aber auch auf ihre Fragen ein. Zumindest wirkte es nicht so, als würde sie sich damit zufriedengeben, wenn er darüber schwieg.
Ský lehnte sich leicht nach hinten und stützte sich im Sitz mit den Armen ab, während er kurz darüber nachdachte wie er ihr antworten sollte.
„Ich sagte doch: Ich habe kein örtlich gebundenes Ziel. Ich bin auf der Suche nach jemandem, aber bevor zu fragst: mehr kann ich dir darüber nicht sagen, denn je weniger zu darüber weißt, je sicherer bin ich!“, erklärte er mit einem schwachen Lächeln und deutete damit an, dass nicht nur ihre Belange mit Gefahren verbunden waren.
„Von daher hat es mir auch nichts ausgemacht dich zu begleiten. Es hindert mich nicht an meinem Tun. Und nach alldem, was du mir erzählt hast, glaube ich, dass ich dich noch eine Weile begleiten werde…“, er zögerte kurz und senkte den Blick für ein paar Sekunden. Seine Kieferknochen spannten sich an, ehe er sich wieder fing und weitersprach: „… willst du wirklich nach Morgeria? Du weißt besser als ich, wie es dort ist. Aber wir wissen beide, dass du denen, die hinter dir her sind, geradewegs in die Arme läufst. Völlig alleine, wie willst du da etwas erreichen? Oder bekommst du Unterstützung von denen, die du unteranderem von besagtem ‚Dogma‘ befreien willst?“
Skýler war innerlich angespannt. Er wusste, dass die Chancen eine Antwort darauf zu erhalten schwindend gering waren. Besonders weil er selbst ihre Fragen sehr vage beantwortet hatte. Dennoch wollte er die Antwort unbedingt hören.
„Versteh mich nicht falsch. Du hast vorhin von Familie gesprochen. Du wünschst dir eine zu besitzen, bei der du Sicherheit und Liebe erfährst. Etwas… was für uns Mischlinge, die von Dunkelelfen abstammen quasi unerreichbar ist. Wieso wählst du den Weg nach Morgeria, wo sich dieser Traum niemals erfüllen wird?!“

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 4. März 2024, 19:34

„Jetzt, wo sich in meinem Kopf etwa 10 neue Fragen gebildet haben hörst du auf?“ Eleyna lachte leise auf und nickte dann. „Soll man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist?“, neckte sie ihn und wurde daraufhin wieder ernst. Ihre kleinen Flämmchen der Freude oder Erheiterung konnten nicht darüber hinwegtäuschen, was sie hatte durchmachen müssen. Es zeigte lediglich, dass sie tapfer weiterkämpfte und sich weigerte anzuerkennen, dass das Leben sie in die Knie gezwungen hatte. Eleyna’s Schicksal war ungewiss und doch nahm sie es selbst in die Hand. Für Sky aber musste das alles furchtbar wirr sein. Vielleicht hielt er sie auch ein wenig für verrückt. Sie ahnte ja nicht, dass das alles für ihn weitaus mehr Sinn machte als sie annahm. Im Grunde eierten sie umeinander herum und zumindest einer von ihnen entdeckte dabei gewisse Parallelen, die sie miteinander verbanden. Was auch immer das bedeuten würde, sie besaßen einen Draht zueinander, der sich nicht mehr leugnen ließ. Eleyna war um einiges offener, als sie es noch vor Monaten gewesen war. Vielleicht hatte sie aber auch langsam gelernt, dass es nichts brachte, sich immer und überall vor allem zu verbergen. Und mit ihrer gefällten Entscheidung, sich ihrer Mutter entgegenzustellen, dachte sie ohnehin ein wenig anders über alles nach. Sie war längst keine Spionin mehr, die unentdeckt bleiben musste. Sie hatte weder bei den Dunklen noch bei den Menschen Verbündete, geschweige denn Auftraggeber. Sie hatte niemanden, den sie wahrlich Freund nennen würde. Auf den sie sich verlassen würde. Und damit war sie in der perfekten Lage, sich dem anzunehmen, wovon wohl so einige profitieren könnten. „Lass mich wenigstens versuchen das alles in eine gewisse Ordnung zu bringen. Arvid will dich eigentlich töten, hat es aber nie geschafft. Daher will er dich in Morgeria … deiner Mutter, oder wem aushändigen, der ebenfalls deinen Tod im Auge hat? Was hast du angestellt Vögelchen?“
Seine Frage ließ sie erneut auflachen, doch kam dabei keinerlei Freude auf. Eleyna’s Augen schwammen kurz und sie sah ihn mit einem endgültigen Blick an. „Ich existiere noch!“, antwortete sie mit allem Ernst, den sie in sich trug. Dann brach sie den Augenkontakt ab und blickte auf ihre Finger. Offenbar witterte Sky seine Chance mehr Informationen herauszufinden und setzte noch mal nach: „Was haben diese Leute davon, dich tot zu sehen? Arvid hofft offenbar auf Anerkennung oder Respekt, den er dadurch aber nicht erreichen wird, aber was bezweckt die andere Partei dahinter, der du ausgeliefert werden sollst?“ Eleyna zog etwas die Nase hoch und wischte darüber, bevor sie ihre Haare aus dem Gesicht schüttelte und ihn erneut ansah. Der feuchte Glanz war aus ihren Augen verschwunden.

„Du hast eine scharfe Auffassungsgabe“, bescheinigte sie ihm. „Arvid buhlt um die Gunst unserer Mutter.“ Sie ließ diese Bestätigung seiner Worte einen Moment wirken. „Und in ihren Augen beging ich Verrat am dunklen Volk.“ Eleyna’s Blick richtete sich in eine undefinierte Ferne. Ihr Gesicht wurde kühl als die Gedanken sich in diese Richtung lenkten. „Aber sie beging Verrat an mir…“, zischte sie, bevor sie den Kopf schüttelte. „Was hast du nur an dir, dass ich das alles erzähle?“, fragte sie ihn daraufhin zielgerichtet und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Sie runzelte gar leicht die Stirn und schien sein Gesicht nach Antworten abzutasten. „Das ist nicht richtig“, sperrte sie sich allmählich gegen die Ausfragerei und kehrte in alte Muster und vertraute Mechaniken zurück. Für einen Moment blieb sie verschlossen, bis sie sich dann auf ihn konzentrierte und ihrerseits Fragen stellte. „Ich sagte doch: Ich habe kein örtlich gebundenes Ziel. Ich bin auf der Suche nach jemandem, aber bevor du fragst: mehr kann ich dir darüber nicht sagen, denn je weniger zu darüber weißt, je sicherer bin ich! Von daher hat es mir auch nichts ausgemacht dich zu begleiten. Es hindert mich nicht an meinem Tun. Und nach alldem, was du mir erzählt hast, glaube ich, dass ich dich noch eine Weile begleiten werde…“ Sie schnaubte und musterte ihn erneut. „Achja? Das ist deine Antwort für mich?“, lächelte sie gespielt pikiert. Eleyna musste nicht unfreundlich werden, um sich zu verschließen. Sie konnte auch einfach Ablenken und das Thema meiden.
Sie war äußerst versiert darin, auch wenn es ihr erstaunlich leichtgefallen war, dass Skýler diese Dinge erfuhr. Sie hatte sich beton vage gehalten, doch am Ende lieferte sie ihm ein einhelliges Puzzle, das so einiges über sie verriet. Trotzdem bereute sie es nicht. Nicht im Moment. Es war auch gut, sich diese Dinge von der Seele zu reden und es mal laut auszusprechen. Es ordnete die Bilder in ihrem Kopf, die Gedanken in sich und klärte ihre Entscheidung lediglich auf. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. „Ich sagte, bis zur nächsten Stadt – oder was auch immer. Und Morgeria ist mein Ziel. Nicht deines. Ich glaube nicht, dass du mich begleiten wirst!“ Sie blockte ab. Das war nun wirklich etwas, das sie nicht zulassen konnte. Stirnrunzelnd wunderte sie sich etwas über den Rothaarigen und betrachtete ihn, als er den Blick senkte. Sie konnte sehen, dass ihn etwas beschäftigte und sein Kiefer mahlte. „… willst du wirklich nach Morgeria? Du weißt besser als ich, wie es dort ist. Aber wir wissen beide, dass du denen, die hinter dir her sind, geradewegs in die Arme läufst. Völlig alleine, wie willst du da etwas erreichen? Oder bekommst du Unterstützung von denen, die du unteranderem von besagtem ‚Dogma‘ befreien willst?“ „Oh, traust du mir nicht zu, etwas zu erreichen? ‚Völlig allein‘?“, spöttelte sie und reckte ihr Kinn mit einer gewissen Verspieltheit empor. „Ich bin stärker, als ich im Moment aussehe!“, brüstete sie sich und engte die blauen Augen kurz. „Ich sagte ja, du triffst mich nicht unbedingt in bester Verfassung! Warte nur, bis ich wieder auf die Beine komme!“, warnte sie ihn scherzend und seufzte dann kurz darauf. „Im Ernst, ich… komme klar!“, versicherte sie ihm und schon verflog der Anflug von Humor wieder.

Wenn Eleyna einen anderen Weg erhalten hätte, wäre sie gewiss eine äußerst fröhliche Person. Mit viel Eigenhumor und Schlagfertigkeit. Aber das waren nur kurze Flammen der Persönlichkeit, die sie hätte werden können. „Versteh mich nicht falsch. Du hast vorhin von Familie gesprochen. Du wünschst dir eine zu besitzen, bei der du Sicherheit und Liebe erfährst. Etwas… was für uns Mischlinge, die von Dunkelelfen abstammen quasi unerreichbar ist. Wieso wählst du den Weg nach Morgeria, wo sich dieser Traum niemals erfüllen wird?!“ Seufzend senkte Eleyna den Blick. „Oh… lass es gut sein“, murmelte sie abweisend und strich sich über das Gesicht. Für einen Moment schien es, dass sie nun gar nichts mehr sagen würde, doch dann blickte sie ihm so klar und maskenlos ins Gesicht, dass es keinen Zweifel über ihre Absichten geben konnte: „Wenn du so ziemlich als einziger die Chance hast etwas zu tun, was das Leben vieler positiv beeinflusst, du aber dafür deine eigenen Träume und Ziele aufgeben müsstest… Würdest du es nicht tun? Würdest du nicht diesen Weg gehen? Ich gehe nach Morgeria und tue, was nur ich tun kann. Wie könnte ich egoistisch sein? Dass sich das Leben vieler auf gute Weise verändern würde, das ist ein Fakt. Ob ich jemals meine Träume verwirkliche?“ Sie breitete die Arme aus. „Sieh mich an. Ich bezweifle, dass ich dafür jemals eine echte Chance erhalte.“ Eleyna lächelte tatsächlich. Es war in Ordnung. Sie hatte damit ihren Frieden gemacht.
Doch dann blickte sie abermals zu Sky und engte ihre Augen prüfend. „Aber ich durchschaue dich!“, klagte sie ihn an und tippte ihm gegen die Brust. Sie wartete, bis sie seine Aufmerksamkeit hatte. „Du lenkst nur ab! Wenn du mir nicht sagen kannst, woran du derzeit dran bist – in Ordnung. Dann erzähl mir etwas über dich! Woher kommst du? Du bist nicht in Morgeria’s Hölle aufgewachsen, aber unbedarft bist du auch nicht. Wie bist du aufgewachsen?“, fragte sie und musterte ihn. „Was zeichnet dich aus? Mich offenbar der Irrsinn“, scherzte sie und täuschte abermals über all den Ballast hinweg, der sie jeden Tag aufs Neue in die Knie zwingen wollte. „Aber im Ernst… Wer bist du, Skýler Fiórge? Hast du Familie? Kinder? Eine Frau, die auf dich wartet und dir deine Brandlöcher aus den Stiefeln bürstet?“, sie schmunzelte leicht und musterte ihn abwartend. „Oder…“, sie wurde etwas ernster, „stammst du gar aus dem Neldoreth? Ich hörte von der Gefangenahme aller in Neryan.“, sprach sie vorsichtig aus und beobachtete seine Reaktion. Sie hatte die Beobachtung für sich verwertet und glaubte, dass er zumindest teilweise dorther stammte. „Was und wer lässt dich den alltäglichen Wahnsinn überstehen?“

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 4. März 2024, 23:03

„Soll man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist?“ Bei der Gegenfrage bildete sich ein Schmunzeln auf seinen Lippen. Ja, es war unleugbar, dass zwischen ihnen eine Verbindung bestand. Das registrierte selbst Ský, auch wenn er dem aus Selbstschutz und Unerfahrenheit nicht sofort nachgeben wollte. So groß das Interesse für Eleyna auch war – so oft er selbst mit Gedanken spielte, wie er sein Leben zum Besseren verbessern könnte – die Jahrzehnte unter Krazhian hatten ihn geprägt und Verrat war nicht von einem Tag auf den nächsten begangen. Vielleicht hörte er genau deshalb so aufmerksam zu und fragte nach, denn gestern noch, bevor er das Vögelchen kennengelernt hatte, war für ihn der Gedanke des Absprungs noch weit entfernt gewesen.
Nun saß er hier und sog jede Information in sich auf, wie ein Schwamm. Die Parallelen und das Gefühl mit ihr sympathisieren zu können machten das alles nicht gerade besser oder einfacher.
Ja, Skýler ahnte bereits, dass dieser Auftrag auch sein Leben entscheidend verändern würde. Die Frage war nur, in welche Richtung!? Würde er heil herauskommen? Bisher war ihm seine Sicherheit immer wichtiger, als alles andere. Wenn man niemanden hatte, der sich um einen sorgte, musste man das immerhin selbst übernehmen. So war der Mischling ziemlich egoistisch und selbstbezogen geworden, doch aus irgendeinem Grund zeigte sich diese Seite Eleyna gegenüber nicht so recht. Er schauspielerte nicht mal wirklich, wie er es sonst immer tat.
Im Grunde waren sich die beiden ähnlicher, als es ihnen bewusst war. Doch wenn ihr Kennenlernen weiter so gut verlief, würde es ihnen früher oder später bewusstwerden. Ský hatte den Vorteil schon mehr zu wissen und erkannte daher schon Parallelen. Und er spürte den Drang zu erfahren, was Eleyna mit ihrem gewählten Pfad wirklich beabsichtigte.
Nachdem er ihre Erzählung in eine gewisse Ordnung gebracht und gefragt hatte, was sie angestellt hatte, da so viele ihr nach dem Leben zu trachten schienen, lachte Eleyna freudlos auf. Skýlers grauer Blick musterte sie und als er die Tränen in ihren Augen schwimmen sah, spürte er, wie ihm der Anblick die Kehle zuschnürte.
„Ich existiere noch!“, antwortete sie mit so viel Ernsthaftigkeit, dass er nicht einen Moment an der Aufrichtigkeit dieser Antwort zweifelte. Doch was war der Grund? War Eleynas Existenz wirklich eine so große Bedrohung? Für wen?
Der Mischling nutzte die Chance und fragte sie, was besagte Personen von ihrem Tod hätten und was sie bezweckten. Darauf war ein Schniefen zu hören und sie wischte sich über die Nase, ehe sie ihren kleinen Gefühlsfluss wieder stoppte. Die Tränen versiegten, weil sie sie niederkämpfte und erneut konnte Ský nicht anders anzuerkennen, dass diese recht zierliche Elfenfrau vor ihm sehr stark war.
„Du hast eine scharfe Auffassungsgabe“, bescheinigte sie ihm und er nickte. Das war nicht nur Teil seines Berufs, sondern auch ein Teil seiner selbst. Ský war schon immer sehr aufmerksam gewesen, was ihm als Spion gute Dienste erwiesen hatte.
„Arvid buhlt um die Gunst unserer Mutter.“, bestätigte sie seinen Verdacht. „Und in ihren Augen beging ich Verrat am dunklen Volk.“ Sein Blick zuckte kurz, ehe er sich leicht verengte. Wenn es um den Verrat an der Spinne ging, könnte es sein, dass Eleynas Mutter ebenfalls ein Teil des Netzes war? Dass sie ihre Tochter und vielleicht auch ihren Sohn mit sich in dieses gezogen hatte … dieser Gedanke wirkte gar nicht so unlogisch. Immerhin wollten die meisten Eltern, dass ihre Kinder in ihre Fußstapfen traten, auch wenn es durchaus Unterschiede bei ihnen, als Mischlinge gab.
Aufmerksam musterte er ihr Gesicht. Für ihn setzte sich eine Ecke des Puzzels gerade zusammen.
„Aber sie beging Verrat an mir…!“ Er vermutete, dass sie damit vom Tod ihres Vaters sprach. Er nickte sachte, aber bestätigend. Dass sie so empfand war für ihn nicht verwunderlich. Immerhin hatte auch er ein Elternteil besessen, das er innig geliebt hatte. Und auch, wenn es seine eigene Existenz betraf und er in diesem Punkt viele Höhen und Tiefen in seinem Leben durchstehen musste, konnte er seinem Vater die Vergewaltigung seiner Mutter nicht verzeihen. Die Erinnerung an dieses Dilemma in seinem Leben ließ ihn seine Hände zu Fäusten ballen. Das Leben seiner Mutter war gut gewesen, bis Dunkelelfen sie entführt und einer von ihnen sich ihr sexuell aufgedrängt hatte. Ab diesen Zeitpunkt und auch, wenn sie hatte fliehen können, war ihr Leben ab diesem Zeitpunkt schlechter geworden. Und Skýler als das Produkt dieses Wendepunkts trug einen Großteil der Schuld auf seinen Schultern…
„Was hast du nur an dir, dass ich das alles erzähle?“, fragte sie ihn plötzlich, woraufhin sich sein Blick wieder hob. Einen Moment betrachteten sie die Augenfarbe des jeweils anderen, ehe er sachte lächelte und sie linke Wange zur Seite zog.
„Wahrscheinlich, weil wir ähnliches erlebt haben“, schloss er mit mehr Eigensarkasmus, als es für sie erkennbar war. Er wich ihrem Blick plötzlich aus und rieb sich durch die Haare im Nacken.
„Das ist nicht richtig“, fügte sie noch hinzu und schien sich daran zu erinnern, dass es besser war, sich nicht ganz zu öffnen. Etwas, was Skýler Eleyna nicht verdenken konnte. Obwohl er noch immer auf Informationsjagd war, begrüßte er gleichzeitig ihre Zurückhaltung. Vermutlich, weil er sich bewusst darüber war, dass sie im Grunde dem Feind gegenübersaß.
Nun war sie an der Reihe: Eleyna stellte ihm ein paar Fragen nach seinen Zielen und Vorhaben, die er zwar beantwortete, der Wahrheit jedoch weiter auswich. Wie sollte er sie ihr auch sagen?
Sie schnaubte und musterte ihn bei der ausweichenden und knappen Antwort, doch schien sie auch nicht völlig unzufrieden zu sein.
„Achja? Das ist deine Antwort für mich?“ Ský sah sie wieder an und lächelte zur Antwort. Er wusste, dass es sie vielleicht ärgerte, doch gab es kaum jemanden, der besser verstehen würde, dass man nicht alle Fragen genau und zur Zufriedenheit anderer beantworten konnte. Daher ging sie auch eher auf den Teil der Antwort ein, der ihr nicht ganz logisch zu sein schien: sein Vorhaben sie zu begleiten. Meinte er das ernst?
„Ich sagte, bis zur nächsten Stadt – oder was auch immer. Und Morgeria ist mein Ziel. Nicht deines. Ich glaube nicht, dass du mich begleiten wirst!“ Tatsächlich hatte Skýler das zu diesem Punkt auch nicht vor. Morgeria war schon viele Jahrzehnte lang nicht mehr als Ziel in Frage gekommen. Krazhian hatte ihn niemals mitgenommen und ihm auch untersagt dort hinzugehen. Warum… das hatte er schon lange nicht mehr hinterfragt, würde er ja doch keine Antwort bekommen.
„Bis Morgeria ist es allerdings noch recht weit…!“[/i], deutete er an und damit seinen Gedanken sie wenigstens ein Teilstück weiter zu begleiten. Was auch immer sie darüber denken mochte.
Bisher hatte Skýler mehr Gelegenheiten bekommen und genutzt sie auszufragen. Von daher war es nicht verwunderlich, dass er in der kurzen Zeit mehr über sie herausgefunden hatte, als andersherum. Doch das schien ihr langsam auch bewusst zu werden.
Dennoch nutzt der Mischling noch einmal die Gelegenheit ihr ein paar Fragen zu stellen. Fragen, die das schwammige Bild vielleicht etwas klarer erscheinen lassen würden. Noch immer war ihm ihr Ziel, waren ihm ihre Absichten nicht klar. Wieso riskierte sie so viel? Für was und wen? Jemand, der in erster Linie auf sein eigenes Überleben und sein Wohl achtete, konnte dies vielleicht nicht so einfach verstehen.
„Oh, traust du mir nicht zu, etwas zu erreichen? ‚Völlig allein‘? Ich bin stärker, als ich im Moment aussehe! Ich sagte ja, du triffst mich nicht unbedingt in bester Verfassung! Warte nur, bis ich wieder auf die Beine komme!“ Ský rutschte etwas näher zu ihr und betrachtete sie von der Seite. Er wurde gerade nicht ganz schlau aus ihr und das konnte man sogar seinem Blick entnehmen.
„Im Ernst, ich… komme klar!“ Dass er das bezweifelte, weil sie nicht einmal ahnte, dass sie bereits neben einem ihrer Feinde saß, ließ er sich nicht anmerken. Dennoch war ihm das nicht genug. Er bohrte weiter nach und sprach sie auf ihre Wünsche und Träume nach einer Familie an.
Seufzend senkte Eleyna den Blick. „Oh… lass es gut sein.“, schnitt sie ihm das Vorhaben ab, doch nach einem kurzen Moment, in dem keiner von ihnen etwas sagte, schien sie sich doch noch zu einer genaueren Antwort hinreißen zu lassen. Vielleicht auch, weil sein Blick sie darum bat und etwas drängte.
„Wenn du so ziemlich als einziger die Chance hast etwas zu tun, was das Leben vieler positiv beeinflusst, du aber dafür deine eigenen Träume und Ziele aufgeben müsstest… Würdest du es nicht tun? Würdest du nicht diesen Weg gehen? Ich gehe nach Morgeria und tue, was nur ich tun kann. Wie könnte ich egoistisch sein? Dass sich das Leben vieler auf gute Weise verändern würde, das ist ein Fakt. Ob ich jemals meine Träume verwirkliche? Sieh mich an. Ich bezweifle, dass ich dafür jemals eine echte Chance erhalte.“
Eleynas Worte ließen ihn eine Weile lang schweigen. Seine grauen Augen musterten sie nachdenklich und scharf zugleich. In diesem Moment konnte der Mischling nicht anders, als sich schlecht zu fühlen. Diese Frau vor ihm zeigte mal wieder wie stark sie war. Dagegen empfand er sich und mit der Wahl seiner Entscheidungen plötzlich äußerst schwächlich. Zähneknirschend geriet er in einen Konflikt mit sich selbst.
„Nein!“, antwortete er plötzlich ehrlich und sein Blick härtete sich. „Würde ich nicht! Wieso sollte ich mein Wohl für andere riskieren, die sich einen feuchten Dreck um mich kümmern?“ Er wich ihrem Blick aus und sein Blick lag angespannt vor sich auf eines der Felle gerichtet. Die Frage und auch die Antwort schien ihn aufgebracht zu haben, auch wenn man ihm dies noch immer nicht wirklich gut ansehen konnte. Seine Worte waren wohl nichts weiter als eine Rechtfertigung – wahrscheinlich vor sich selbst, denn für sein eigenes Wohl hatte er viel zu häufig etwas getan, was er nie hatte tun wollen.
Eine Weile herrschte Schweigen. Dann ergriff Eleyna wieder das Wort und tippte ihm gegen die Brust, während sie eine gespielte Beschwerde an ihn richtete: „Aber ich durchschaue dich! Du lenkst nur ab! Wenn du mir nicht sagen kannst, woran du derzeit dran bist – in Ordnung. Dann erzähl mir etwas über dich! Woher kommst du? Du bist nicht in Morgeria’s Hölle aufgewachsen, aber unbedarft bist du auch nicht. Wie bist du aufgewachsen?“
Langsam hob er wieder den Blick und sein Grau musterte ihr Blau. Nun war er wohl an der Reihe zu reden, doch würde er es können? Es gab niemand anderen als Krazhian, der über sein Leben Bescheid wusste. Was das anging war er durch und durch ein Schatten – ein Werkzeug.
„Was zeichnet dich aus? Mich offenbar der Irrsinn“ Ihr kleiner Scherz brachte ihn zu einem stummen Lachen. Doch die Zeichen des Amüsements verschwanden so schnell wieder, wie sie gekommen waren.
„Aber im Ernst… Wer bist du, Skýler Fiórge? Hast du Familie? Kinder? Eine Frau, die auf dich wartet und dir deine Brandlöcher aus den Stiefeln bürstet? Oder…stammst du gar aus dem Neldoreth? Ich hörte von der Gefangenahme aller in Neryan.“ Bei der Erwähnung seiner eigentlichen Heimat erstarrte er etwas und richtete den Blick zur Seite. Eleyna brachte ihn gerade in eine ziemliche Bredouille und das vermutlich ohne es zu ahnen.
Er selbst hatte ja nicht einmal erwartet, dass ihm all diese Fragen zu schaffen machen würden. Doch nein, im Grunde war es das nicht einmal. Es war das erste Mal, dass Skýler diese Fragen gestellt bekam und jemandem gegenübersaß, dem er ehrliche Antworten geben würde. Das war das Problem! Dass es Eleyna war, die diese Fragen stellte und er das erste Mal das Gefühl hatte sich jemandem anvertrauen zu wollen…
Das war für ihn nicht einfach zu verpacken. Er wusste mit diesem Empfinden nicht umzugehen. Seine Kiefer mahlten weiter, während er versuchte auf ihre kleinen Scherze nicht positiv zu reagieren.
„Was und wer lässt dich den alltäglichen Wahnsinn überstehen?“
Stille! Für einen Moment geschah nichts. Ský saß einfach nur da und dachte über die Fragen nach, die sie ihm gestellt hatte und versuchte seine Empfindungen zu ordnen. Dann schloss er die Augen, setzte sich in seine bevorzugte Position und bettete sein Kinn auf sein rechtes Knie, während er tief ausatmete.
„… Irrsinn ist passend!“, begann er und wählte offenbar ihren kleinen Scherz als Einstieg. Seine Lider hoben sich und er sah von seiner Position zu ihr hinüber.
„Du bist auch nicht gerade unaufmerksam! Neryan ist ebenfalls richtig!“, gestand er und hob den Kopf wieder, weil die Position auf Dauer beim Sprechen etwas ungemütlich wurde. Er rieb sich durch die Haare und schien nicht so recht zu wissen, wo er weitermachen sollte.
„Ich war nur etwa ein Jahrzehnt im Neryan. Als meine Mutter starb war ich dort nicht länger willkommen, obwohl… ha, nein das war ich nie wirklich.“ Seine Stimme und sein ganzer Blick veränderten sich abschätzend.
„Meine Mutter war die einzige Person in meinem Leben, die mich je akzeptiert und geliebt hat.“ Sein Lächeln verzog sich weiter und schien eher Zeugnis von Schmerz als Freude.
„Das beantwortet auch schon die Meisten deiner anderen Fragen, oder? Ich habe weder Familie, noch Frau oder gar Kinder. Ich will auch keine haben. Hätte meine Mutter mich nicht bekommen, wäre ihr Leben sicher besser verlaufen.“ Bei diesen Worten sah er sie nicht an und für einen Moment wirkte er gar verbittert. Gerade brach eine ganz andere Seite aus ihm hervor, die seine sonst ruhige und starke Ausstrahlung verspottete. Der Griff um sein Bein war so stark, dass er unter dem Stoff seiner Hose sicher Abdrücke davontragen würde. Ský war nicht gut im Umgang mit Gefühlen – schon gar nicht mit seinen eigenen.
„Nachdem ich das Dorf verließ wollte ich im kindlichen Glauben, dass ich vielleicht noch eine andere Familie besitze nach Morgeria. Auf dem Weg dorthin traf auf meinen Lehrmeister, der mir die Augen öffnete. Ich lernte das Wesen von Dunkelelfen zu genüge kennen, auch außerhalb Morgerias und mir wurde klar, dass mich mein Erzeuger niemals als Sohn akzeptieren oder etwas Familienähnlichen ansehen würde. Und mittlerweile will ich ihn auch nicht mehr kennenlernen. Vermutlich würde ich ihn umbringen, sollte ich die Gelegenheit dazu bekommen.“ Bei dieser Vorstellung verzog er die Lippen sogar leicht, als würde ihn diese Aussicht aufheitern. Dann bemerkte er offenbar, dass er sich nicht mehr im Griff hatte und räusperte sich kurz.
„Viel gibt es nicht mehr über mich zu erfahren. Ich blieb bei meinem Lehrmeister, der mir alles beibrachte, was ich heute kann und arbeite seitdem für ihn.“ Ský sah Eleyna wieder an und lächelte, als hätte er gerade eine unwichtige Kindheitsanekdote von sich gegeben. Weder erwähnte er den Zwang, den Drill, die Qualen und die Tatsache, dass er nur ein Werkzeug war. Das wären zu viele Details geworden. Auch konnte er ihr die Frage, was ihn antrieb nicht beantworten. Dafür war die Frage zu schwierig. Er lebte nur von einem Tag und Auftrag in den nächsten, sorgte sich nur um sich und sein Wohlergehen, seinen Profit und spielte mit Gedanken, wie er das Netz heil verlassen könnte.
„Enttäuschend, was? Du hast sicher 4 Frauen und 10 Kinder erwartet, nicht wahr?“, fragte er scherzend und mit dem Ziel die Stimmung wieder zu heben und von sich wieder abzulenken.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 5. März 2024, 12:47

Vielleicht stellte sich für Eleyna allmählich eine gewisse Akzeptanz ein. Vielleicht löste sie sich ganz langsam von dem Glauben, als Spionin niemals irgendwem irgendetwas erzählen zu dürfen. Überall Gefahr und Lug und Trug zu wittern. Gewiss würde sie ihr Misstrauen nicht ablegen können und einfach vergessen, was ihr in all den Jahren widerfahren war. Wie ihr Vertrauen hier und dort auch erheblich geschadet hatte. Vertrauen in ihre Mutter, die einen doch lieben sollte. Vertrauen in ihre erste Liebe, die sie in Sarma verriet und sie Monate lang in einem dunklen Verschlag verrotten ließ. Vertrauen in das, was sie tat. Spionin der dunklen Armee. Vertrauen darin, dass sich alles ändern würde, wenn sie sich den Menschen anschloss und Vertrauen in Arrond. Ihre zweite, nie ausgesprochene Liebe. Doch auch dort musste sie erkennen, dass das Vertrauen nicht viel wert war. Und Vertrauen, das sie nicht haben dürfte in einen Meisterspion, der ihr nie Anlass dazu gab, ihm vollkommen und vorbehaltlos zu Vertrauen. Dessen Motive immer unklar und für sie niemals vorauszuschauen waren. Eleyna war eine Närrin. Jetzt zu glauben, dass Skýler jemand war, dem sie zumindest ein Stück ihrer Geschichte erzählen könnte und nicht davon auszugehen, dass er auch nur hier war, um sie zu hintergehen… Aber Eleyna weigerte sich standhaft, sich zu einer verbitterten Frau machen zu lassen! Der Logik folgend, müsste sie alles und jeden von sich stoßen, sich freihalten von Versuchungen und ihr Leben fortan als Eremitin führen. Dann wäre sie sicher vor der Welt und ihren Grausamkeiten. Aber vermutlich war es ihre menschliche Seite, die das verhinderte. Die sie immer noch ein Bisschen hoffen, ein Bisschen glauben ließ.
Die Halbelfe erzählte Skýler ein wenig aus ihrem Leben und wollte im Gegenzug ebenfalls das eine oder andere wissen. Dass sich der Rothaarige derweil ein Bild zusammenreimte, dessen Informationen ihm zuträglicher wurden, mit jedem Wort, das sie in sein Ohr setzte, ahnte Eleyna nicht. Sie glaubte, er könnte ohnehin nicht wirklich etwas damit anfangen, da er nichts über ihre Profession oder dem Konstrukt dahinter wusste. Als sie ihm dann aber erklärte, warum sie bereit war, sich gegen einen Feind aufzulehnen, um anderen das Leben zu erleichtern, war seine Antwort aufschlussreich. Seinem Blick hielt sie mühelos stand. Er beäugte sie recht fest und doch meinte Eleyna jedes Wort. Sie spielte nichts vor oder sagte etwas, was fremde Ohren vermeintlich hören wollten. Seelenruhig erwiderte sie den Blick und gab ihm die Zeit, seine Antwort zu formulieren. „Nein! Würde ich nicht! Wieso sollte ich mein Wohl für andere riskieren, die sich einen feuchten Dreck um mich kümmern?“ Sie beobachtete ihn und auch wenn er nicht lauter oder gar wütend wurde, bemerkte sie, dass ihn etwas aufwühlte. Und sie verstand es. „Eine gute Frage!“, beantwortete sie und seufzte leise. „Das ergibt keinen Sinn, vollkommen verständlich. Aber…“, sie zuckte die Schultern, „Ich empfinde es so. Für mich gibt es dabei kein richtig oder falsch. Irgendwann sterben wir alle und ich renne schon mein ganzes Leben weg. Ich ändere mein Schicksal und tue etwas Gutes damit.“, äußerte sie leise, bevor sie das Thema fallenließ. Sie wollte gewiss nicht, dass Skýler sich vorgeführt vorkam. Sie wollte sich auch nicht hervortun. Er hatte gefragt und es nicht gutseinlassen. Also antwortete sie das, was sie wahrlich fühlte.

Sie bemühte sich, die Stimmung nach einer Weile anzuheben und warf ihm gespielt tadelnd vor, dass er nur ablenken wollte und stellte ihre Fragen genauer. Dabei schien sie zumindest einen Treffer zu landen und neugierig beobachtete sie seine Reaktionen. Er schien mit sich zu hadern und sie kannte dieses Verhalten so gut. Also gab sie dem Mischling stumm Zeit, sich zu sammeln und in Ruhe zu überlegen, ob und was er erzählen wollte. Sie drängte ihn nicht weiter, sondern ließ ihn nachdenken. Sie selbst wusste doch nur zu gut, wie schwer es war, sich zu öffnen. Es hatte sie beinahe alles gekostet und jetzt, da sie einen Teil ihrer Last hatte abgeben können, wollte sie es zurückzahlen. Wenn er es annehmen wollte. „… Irrsinn ist passend!“ Sie lächelte leicht und nickte. Das konnte sie verstehen! „Du bist auch nicht gerade unaufmerksam! Neryan ist ebenfalls richtig!“ Sie hob die Augenbrauen und wirkte interessiert. Neryan war von der dunklen Armee vollständig geräumt worden und niemand lebte mehr in dem Elfendorf. Sie alle waren nach Kosral verschleppt und dort zu Arbeiten eingeteilt worden. Sie versuchte anhand seiner Worte herauszufiltern, ob er etwas davon miterlebt hatte oder bereits vorher das Dorf verließ. „Ich war nur etwa ein Jahrzehnt im Neryan. Als meine Mutter starb, war ich dort nicht länger willkommen, obwohl… ha, nein das war ich nie wirklich.“ Sie verstand. Er hatte die Räumung nicht miterlebt und offenbar auch keine gute Erinnerung daran. Nicht nur Morgeria ging offenbar grausam mit seinen Mischlingen um. Sie verspürte eine seltsame Art des Mitleids. Sie wollte ihm sogar die Hand auflegen, doch unterließ sie diese allzu vertraute Geste. „Meine Mutter war die einzige Person in meinem Leben, die mich je akzeptiert und geliebt hat.“ Eleyna betrachtete sein Profil und hörte schweigend zu. Sie ließ ihn, unterbrach ihn nicht und lauschte nur. Sein Lächeln sprach Bände und erinnerte sie mehr an ihre eigenen Gefühle als er vielleicht dachte. „Das beantwortet auch schon die meisten deiner anderen Fragen, oder? Ich habe weder Familie noch Frau oder gar Kinder. Ich will auch keine haben. Hätte meine Mutter mich nicht bekommen, wäre ihr Leben sicher besser verlaufen.“ Kurz glitt ihr Blick zur Seite.
Sie dachte über diese Bitterkeit seiner Worte nach und überlegte, ob sie darauf etwas sagen sollte. Offenbar fiel es ihm besonders schwer sich diese Dinge einzugestehen. Die Einsamkeit, die wohl so ziemlich jeder Mischling mit Dunkelelfenblut erfuhr, verhunzte unzählige Leben. Ihr Blick fiel auf seine Hand, die sich an seinem Bein festklammerte. Der Schmerz war ihm anzusehen – der seelische. „Nachdem ich das Dorf verließ, wollte ich im kindlichen Glauben, dass ich vielleicht noch eine andere Familie besitze nach Morgeria. Auf dem Weg dorthin traf auf meinen Lehrmeister, der mir die Augen öffnete. Ich lernte das Wesen von Dunkelelfen zu genüge kennen, auch außerhalb Morgerias und mir wurde klar, dass mich mein Erzeuger niemals als Sohn akzeptieren oder etwas Familienähnlichen ansehen würde. Und mittlerweile will ich ihn auch nicht mehr kennenlernen. Vermutlich würde ich ihn umbringen, sollte ich die Gelegenheit dazu bekommen.“

Das nachfolgende Lächeln hatte etwas diabolisches und Eleyna runzelte die Stirn. Rachegedanken waren ihr nun wirklich nicht fremd, aber ob das wirklich irgendeine Art von Frieden brachte? Sie fühlte sich für einen Moment als Heuchlerin, denn im Grunde war ihr Plan nichts anderes. Begann jedenfalls als Rache. „Das Wesen von Dunkelelfen?“, fragte sie nach und schmunzelte für einen flüchtigen Moment. „Meinst du, man kann alle über einen Kamm scheren?“, fragte sie weiter und würde seinen Blick auffangen, sollte er sie ansehen. „Deine Hälfte und meine ergeben schon mal einen ganz passablen Dunkelelfen, oder nicht?“, lächelte sie und versuchte ihm ein wenig die Schwermut zu nehmen. „Was deiner Mutter passierte, tut mir sehr leid…“, sagte sie noch ehrlich und seufzte. „Viel gibt es nicht mehr über mich zu erfahren. Ich blieb bei meinem Lehrmeister, der mir alles beibrachte, was ich heute kann, und arbeite seitdem für ihn.“ „Oh! Das bezweifle ich stark, aber ich verstehe, was du meinst!“, lächelte sie und glaubte nicht eine Sekunde daran, dass er nicht mehr zu erzählen hätte. Aber sie drängte ihn auch nicht. „Enttäuschend, was? Du hast sicher 4 Frauen und 10 Kinder erwartet, nicht wahr?“ Sie nickte. „Sehr enttäuschend. Ich dachte, du wärst ein ruchloser Abenteurer, der sich in jeder Stadt, jedem Hafen und jedem Dorf mindestens zwölf Mädchen hält!“, neckte sie ihn und lächelte dann offen. Ihr Ausdruck wurde milder, aber das Lächeln verblasste leicht. „Es ist nicht wichtig, was andere von uns halten, solange wir in den Spiegel sehen können. Wir machen uns zu denen, die wir sein wollen. Nicht die anderen…“, bemerkte sie und suchte seinen Blick. „Mischlinge sind aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht willkommen. In Morgeria gelten sie als schwach, in Neryan sah man in dir nur die schreckliche Tat.“ Oh, ja, Eleyna reimte sich zusammen, warum man Skýler mied und wieso er nicht willkommen war. „Aber du bist nicht für die Taten deines Erzeugers verantwortlich, Skýler.“ Sie lehnte sich etwas vor und wollte seine Hand greifen, die sein Bein so umklammerte, aber sie zögerte und nahm die Finger wieder zurück.
„Er hat deine Wut nicht mal verdient. Ich glaube, du bist besser als das. Besser als er. Deine Mutter sah in dir gewiss nicht die Bürde, die du glaubst, gewesen zu sein. Sonst hätte sie dich nicht behalten.“, glaubte sie zu wissen und lächelte aufmunternd. Dann aber löste Eleyna die Steine von ihrem Körper und legte sie beiseite. Sie fühlte sich insgesamt schon etwas stärker, sodass sie ihre Beine aus dem Bett rutschen ließ und ihre Füße prüfend auf den Boden stellte. Mit zwei Anläufen gelang es ihr dann, sich endlich in den Stand zu hieven und für einen Moment gab sie ihrem Körper Zeit, sich zu orientieren. Vorsichtig tat sie den ersten Schritt und dann den nächsten. Eleyna spürte, dass sie zwar noch keine großen Sprünge machen könnte, aber zumindest klappte sie nicht gleich wieder zusammen. Auch wenn ihr ihre Muskeln ein wenig die Arbeit erschwerten. Sie schritt im langsamen Tempo zum Tablett, befüllte zwei Becher mit Wasser und kehrte dann ebenfalls langsam zurück. Sie reichte Skýler einen der Gefäße und blickte auf ihn herab. „Dein Lehrmeister scheint dir vieles beigebracht zu haben. Aber er hat vergessen dir zu zeigen, dass das Leben nicht nur aus Trübsal, Arbeit und Pflicht besteht“, meinte sie salopp und ohne genau wissen zu können, ob es wahr war. Sie hatte den Mischling aber beobachten können und es war schwer ihm mal ein Lächeln oder gar Lachen zu entlocken. Er schien sich in seiner Welt sicher zu bewegen und doch zeigte ihr die Anspannung, nach ihren Fragen, dass er nicht sicher in diesem Fahrwasser zu sein schien. Über den Rand ihres Bechers hinweg betrachtete sie ihn noch mal und als sie das Wasser von ihrem Mund nahm, lächelte sie abermals. „Hast du jemals etwas nur zum Spaß getan?“, fragte sie ihn dann auffordernd und wartete lauernd auf seine Antwort.

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Umgang mit Dolch/Wurfmessern - überdurchschnittlich
Umgang anderer Waffen - rudimentär
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 56F
Ausrüstung: Wurfmesser
Schlangendolch
Schelmpulver
Trank des Diebes Helfer
Flachmann mit irgendwas Hochprozentigem
Münzbeutel

Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 5. März 2024, 17:11

Eleyna ahnte nicht, dass Skýler derselben Spionageorganisation angehörte, die Jagd auf sie machte. Er täuschte sie und sie vertraute ihm immer mehr an. Natürlich im Glauben, dass er mit manchen Aussagen nicht wirklich etwas anfangen konnte, da ihm die Hintergrundinformationen fehlten. Doch da dies nicht stimmte, gelang es ihm sich einen groben Überblick zu verschaffen.
Noch immer rätselte er über ihre Gründe. Er wurde nicht schlau aus der Halbelfe, die gerade offen zugab sich für das Wohl anderer opfern zu würden.
„Ich empfinde es so. Für mich gibt es dabei kein richtig oder falsch. Irgendwann sterben wir alle und ich renne schon mein ganzes Leben weg. Ich ändere mein Schicksal und tue etwas Gutes damit.“
Dieser Satz stimmte ihn nachdenklich. Er ahnte, dass sie von Betroffenen, wie ihn selbst sprach, doch ergab das alles dennoch keinen Sinn. Wenn sich Eleyna ausliefern würde, würde sich an seinem Schicksal nichts ändern. Vermutlich könnten die Dunkelelfen an ihr sogar ein Exempel statuieren und so anderen Spione der Spinne eine direkte Warnung zukommen lassen.
Skýler musterte ihr hübsches Gesicht. Er fragte sich, ob das wirklich alles war und vermutete noch mehr Details die das Bild vervollständigen könnten. Doch diese musste er nach und nach sammeln. Gerade merkte er selbst, dass die ganze Angelegenheit begann ihm Kopfschmerzen zu bereiten. Vielleicht, weil er selbst tief genug mit drinsteckte.
Ihre Worte ergaben für ihn zum jetzigen Zeitpunkt nur Sinn, wenn sie mit ihrer Reise nach Morgeria mehr bezweckte, als nur den Tod zu finden. Wollte sie sich zum Märtyrer machen? Oder plante sie gar nicht direkt sich zu opfern? Im Grunde würde sie anderen nur helfen können, wenn die Seitenarme und der Kopf der Spinne getötet werden würden. Doch dachte diese junge Verräterin wirklich so tief? Oder ging es gar nicht um andere Spione…? Wen wollte sie retten?
Fragen, über Fragen, über Fragen…!
Doch gerade war er dran Antworten zu geben. Eleyna wollte mehr über ihn wissen und aus irgendeinem Grund gab er ihr einen Einblick in seine Vergangenheit. Dennoch haderte und kämpfte er mit sich, diese persönlichen Informationen, so oberflächlich und knapp er sie erzählte, preiszugeben.
Eleyna schaffte es ihn aufzureiben. Sie war so offen und …. irgendwie transparent, dass er es nicht über sich brachte sie anzulügen. Gut, im Grunde folgte er nur einer Spionagetaktik, sich so nah es ging an die Wahrheit zu halten und doch nichts zu verraten, doch die Tatsache, dass er ihr wirklich etwas von sich erzählte und ihr keine Lügen auftischte, war schon etwas … bemerkenswertes. Das hätte er nicht tun müssen – und vielleicht auch nicht tun sollen. Doch er tat es und das Ergebnis war, dass er sich für einen Moment erleichtert fühlte. Nur um im nächsten Moment seine Angreifbarkeit zu verfluchen, die er ihr dadurch ermöglicht hatte. Glücklicherweise ging sie nicht wirklich auf seine Antworten ein und fragte nicht nach genaueren Details. Da war er weitaus hartnäckiger in seinen Befragungen gewesen. Dennoch gab es natürlich Aspekte, bei denen sie genauer nachfragte.
„Das Wesen von Dunkelelfen?“ Als sie hierauf nachfragte hob er den Blick und sah sie an – entdeckte dabei das Schmunzeln, das ihn für einen Moment irritierte.
„Meinst du, man kann alle über einen Kamm scheren? Deine Hälfte und meine ergeben schon mal einen ganz passablen Dunkelelfen, oder nicht?“ Ihr Tonfall klang aufmuntern und heiter und auch ihr Lächeln schien dazu gedacht ihm eine weitere Perspektive zu zeigen. Doch Skýler war kein junger Elf mehr – er hatte viele Jahrzehnte unter Dunkelelfen verbracht und sich ein Bild von diesem Volk machen können. Auch seine Mutter hatte versucht nicht alle Dunkelelfen über einen Kamm zu scheren und Unterschiede zu erkennen. Und was hatte ihr das gebracht? Der Dunkelelf, von dem sie geglaubt hatte, dass er anders war, hatte sie vergewaltigt!
Und Skýlers eigene dunkelelfische Seite war es doch gerade, die die junge Elfenfrau vor ihm belog. Was sollte daran passabel sein? Der Mischling schob sogar den Mord an seinem Großvater, seine Affinität für die Schattenmagie und… all das Leid, das er anderen beschert hatte, auf eben diese Seite.
„Du magst anders sein! Aber woher willst du wissen, dass das auf mich zutrifft?“, fragte er, ohne wirklich eine Antwort darauf zu erwarten. Skýler betrog Eleyna stumm, doch hatte er ihr niemals nahe gelegt ihm zu vertrauen oder
„Wenn wir ehrlich sind haben wir alle keine wirkliche Wahl. Dunkelelfen wachsen nach den Vorstellungen und Werten der Gesellschaft Morgerias auf. Waldelfen, nach denen der Waldelfen, Santroner, nach denen der Santroner und so weiter. Wer unter seinesgleichen aufwächst hat sich anzupassen. Wer sich auflehnt wird aussortiert. So ist es doch, besonders in Morgeria, oder irre ich mich?“ Skýlers Blick war ernst und seine Worte zeugten von seiner dahin bereits gehärteten Sichtweise. Dennoch ließ er es damit vorerst gut sein.
Stumm seufzend rieb er sich über das Gesicht und von dort durch die Haare. Er hatte diesen Auftrag unterschätzt. Er fühlte sich persönlich darin involviert, obwohl er ganz klare Instruktionen hatte und sich über all das gar keine Gedanken machen sollte,

„Was deiner Mutter passierte, tut mir sehr leid…“, erwähnte sie ehrlich, so dass er es ihr sogar glaubte. Er nickte knapp und seine Mundwinkel zuckten, als würde er kurz mit sich hadern noch etwas zu sagen. Bisher hatte ihm niemand gesagt, dass ihm Skýlers Verlust leid tat. Und sie wusste noch nicht einmal all die Details, die zu ihrem Tod geführt hatten. Das würde er vermutlich niemals jemandem erzählen können.
Ský versuchte die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Er genoss es nicht wirklich ihr mehr über sein verkorkstes Leben zu erzählen. Sie hatte scheinbar mit ihrem schon irgendwo Frieden geschlossen und es akzeptiert. Der Schattenmagier hingegen hatte sich nie wirklich mit alldem auseinandergesetzt – schon gar nicht mit jemand anderem.
„Sehr enttäuschend. Ich dachte, du wärst ein ruchloser Abenteurer, der sich in jeder Stadt, jedem Hafen und jedem Dorf mindestens zwölf Mädchen hält!“ Ihre Neckerei färbte glücklicherweise auf ihn ab. Ein schiefes Lächeln zog an seiner rechten Wange und er schüttelte leicht mit dem Kopf.
„12 Frauen… Jedem halbwegs vernünftigen Kerl mit Verstand wäre das viel zu viel Arbeit. Eine sollte reichen und kann schon anstrengend genug sein!“, antwortete er mit amüsiertem Tonfall, doch tatschlich war es ihm ernst mit dieser Aussage. Ský hielt nichts von Untreue! Und tatsächlich hielt er derzeit nicht einmal viel von einer Beziehung. All seine waren stets oberflächlich gewesen. Er hatte sich nur in Freudenhäusern vergnügt, denn dort war im Grunde alles nur ein Geschäft. Bedingungen, Erwartungen, Preise… alles war geregelt!
Doch Eleyna ging noch einmal auf das Thema Identität ein – denn über nichts anderes ging es doch bei ihrem Gespräch über Dunkelelfen und Mischlinge.
„Es ist nicht wichtig, was andere von uns halten, solange wir in den Spiegel sehen können. Wir machen uns zu denen, die wir sein wollen. Nicht die anderen…
Mischlinge sind aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht willkommen. In Morgeria gelten sie als schwach, in Neryan sah man in dir nur die schreckliche Tat.“
Er entließ seinen Atem etwas tiefer, denn eigentlich wollte er nicht mehr darüber reden. Doch konnte er auch nicht so einfach abblocken.
„Wir Mischlinge haben noch weniger eine Wahl, als Reinrassige.“, antwortete er nur knapp, doch Eleyna erkannte vermutlich nicht, dass er das Thema nicht länger erörtern wollte. Sie schien ihn aufbauen zu wollen, denn sie erkannte richtig den Kampf, den er in diesem Punkt mit sich selbst führte. Doch war diese Hilfe willkommen?
„Aber du bist nicht für die Taten deines Erzeugers verantwortlich, Skýler. Er hat deine Wut nicht mal verdient. Ich glaube, du bist besser als das. Besser als er. Deine Mutter sah in dir gewiss nicht die Bürde, die du glaubst, gewesen zu sein. Sonst hätte sie dich nicht behalten.“ Mit diesen Worten betrat sie verdammt dünnes Eis. Die Muskeln des Mischlings spannten sich deutlich an und sein Blick wurde beinahe starr. Es war gut, dass Eleyna das nicht wirklich registrierte, da sie einen Aufstehversuch startete, bei dem er ihr in diesem Augenblick nicht half. Gerade kämpfte er damit seine Emotionen in sich runterzukämpfen.
Als sie zwei Becher mit Wasser befüllte, hatte er sich soweit im Griff, dass er wagte wieder den Mund zu öffnen. Seine Stimme klang ruhig, doch in diesem Fall beinahe zu ruhig:
„Du hast keine Ahnung von mir oder meinem Leben. Du weißt nicht, was mein Erzeuger getan hat und was meine Mutter durchstehen musste. Meine Mutter war die stärkste Frau, die ich kannte, denn sie war fähig mich auszutragen und mich trotz alldem, was ihr passiert ist zu lieben. Bei Faldor, sie hat mir gegenüber nicht einmal ein schlechtes Wort über ihn verloren. Er schüttelte schwach mit dem Kopf. Obwohl es ihm eigentlich helfen sollte spürte Ský, dass er es nicht mochte, dass Eleyna versuchte das Gute in ihm zu sehen.
„Wegen mir zerstritt sie sich mit ihrer Familie. Denn ihnen gelang es nicht mich als einen Teil von ihnen zu betrachten. Ihr Vater machte mich überall schlecht. Egal wo ich war, egal ob ich etwas tat oder nicht … es war egal, wie sehr ich mich anstrengte. Sein Blick mir gegenüber war eiskalt, voller Verachtung und Hass. Und glaub mir, er war nicht der Letzte, der mich so ansah. Mein Aussehen und das Gerede meines … tse… Großvaters reichten aus, so dass sich dieser Blick Stück für Stück, wie eine Krankheit unter einigen Dörflern ausbreitete. Ich konnte das nicht verstehen. Ich war ein Kind, wie jedes andere, doch wann immer wir im Spiel oder Spaß übertrieben, war ich der Initiator, der schlechte Einfluss! Es wurde zur Normalität, dass man mir die Schuld gab und irgendwann war mir alles egal. Man warf mir vor zu Lügen – also log ich, wenn ich mich verteidigte, hieß es ich prügelte ohne Grund – also wieso zurückhalten?“ Langsam wandte Ský seinen Blick ihr zu und ein feines Lächeln lag auf seinen Gesichtszügen.
„Weißt du wer am Schluss darunter litt? Die einzige Person, die mich so nahm und liebte, wie ich war. Obwohl sie nichts tat, außer mich zu lieben und zu versuchen mich zu verteidigen, wurde sie schlussendlich gemieden. Niemanden interessierte es wirklich, wie es ihr ging. Ihr Körper war wegen mir anfällig und schwach geworden. Und irgendwann blieb ihr keine Wahl, als zurück zu ihrer Familie zu gehen. Doch wegen mir wurde ihr Zustand nicht besser. Ich bereitete ihr nur Sorgen, ob ich wollte oder nicht. Bis ihr Körper das alles nicht mehr aushielt und der Tod Erbarmen mit ihr zeigte. Er erwähnte nicht, wie sehr er selbst unter all dem gelitten hatte. Denn es machte keinen Unterschied. Skýler wusste, dass er nichts hätte anders machen können. Er hatte sein Bestes gegeben und war doch verurteilt worden. Er gab sich nicht mal wirklich die Schuld und doch musste er irgendwohin mit seinen Gefühlen. Seine Wut und sein Hass auf diejenigen, die ihm nie eine Chance gegeben hatten.
„Ich bin nur ein Beispiel von Schicksalen von Mischlingen. Es gibt hunderte und sicher welche, die noch mehr durchlitten haben, als ich. Meine Mutter wollte, dass ich anständig werde, doch war ich dazu fähig?“ Er öffnete die Arme leicht in einer fragenden und zugleich antwortgebenden Geste. Er erzählte ihr gerade nur von dem Ich, das seine Ausgangsform gewesen war. Nicht von dem, was ihm danach geschehen war und was aus ihm geworden war.
Ein amüsiertes kleines Lachen verließ seinen Mund und er schüttelte mit dem Kopf.
„Wie hätte ich es denn werden sollen? Mehr als ein paar Prinzipien zu haben und diese einzuhalten kann ich nicht tun. Ich habe den Platz im Leben gefunden, den mir das Leben ermöglicht hat. Ich tue das, was ich tun muss, um zu überleben. Weil niemand an mich denkt, bleibe nur ich, der es tut.“ Noch immer wirkte Skýler verdammt ruhig. Irgendwo hatte er sein Leben genauso akzeptiert, Eleyna ihres, doch ihre Worte schienen doch etwas zu bewirken und in seinem Leben Wellen zu schlagen.
„Deshalb verstehe ich dich nicht! Ich verstehe nicht, was du in Morgeria willst. Du sagst, dass du stärker bist, als du aussiehst, aber manches hat nichts mit Stärke zu tun. Wen und wie willst du diese anderen retten? Sag es mir Vögelchen! Wie wird man jemand, der sein eigenes Wohl für andere – Fremde opfern würde?

Skýler schwieg danach eine ganze Weile und ließ Eleyna darauf reagieren. Er wusste selbst nicht so recht, wieso er ihr den frühesten Teil seines Lebens erzählt hatte. Vielleicht, weil es im Grunde egal war? Er war zwar der Anfang – der Auslöser für sein jetziges Leben, doch wirklich wichtig war er nicht, so dass er ihn auch nicht verheimlichen müsste.
Im Grunde lag es an Eleyna, die ihn dazu brachte. Sie war ihm ähnlich und vielleicht wollte er, dass sie deshalb ähnlich wie er handelte? Übertrug er hier gerade seine Handlungsweisen auf ihr Leben und wollte, dass sie einen ähnlichen Egoismus besaß, wie er? Oder fühlte er sich schlecht, weil sie sich gegen die Ketten ihres Lebens wehrte, wo Skýler sich weiterhin nur in einer Gedanken- und Schattenwelt aufhielt?
Keine dieser Fragen brachten ihm derzeit eine Antwort. Der Rothaarige bemerkte sogar, dass es sich irgendwie erleichternd anfühlte, dass er ihr diesen Teil erzählt hatte. Denn er zeigte, dass die Welt von vornherein hart war und für Mischlinge – besonders mit dunkelelfischer Abstammung keinen festen Platz vorsah.
Stumm nahm Ský den Becher an und nippte am Wasser. Das kühle Nass fühlte sich gut an und erfrischte auch ein wenig seine Stimmung.
„Dein Lehrmeister scheint dir vieles beigebracht zu haben. Aber er hat vergessen dir zu zeigen, dass das Leben nicht nur aus Trübsal, Arbeit und Pflicht besteht. Hast du jemals etwas nur zum Spaß getan?“ Diese Fragen – sollte sie sie noch nach seiner Erzählungen noch stellen – überraschten ihn sichtlich. Er dachte kurz darüber nach und war sich nicht ganz sicher, ob er sie mit ja oder nein beantworten konnte.
„Ich kenne schon Spaß in meinem Leben. So düster sollte sich das alles nun auch nicht anhören!“, bemerkte er und musterte dann wieder ihr Gesicht.
„Und du? Machst du Dinge nur aus Spaß? Oder beherrscht dein Vorhaben dein Leben?“

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 5. März 2024, 20:18

Ob es für ihn mehr Sinn gemacht hätte, wenn er die ganze Geschichte hinter ihrer Entscheidung erfahren hätte? Mit Sicherheit und doch vielleicht auch wieder nicht. Die eigene Mutter, Kopf eines Spionagenetzes, zu töten, damit all die kleinen Insekten freikämen, bis sich die Organisation wieder neuformiert hätte? Ein gewagtes Unterfangen und gewiss nicht einfach so zu bewerkstelligen. Aber Eleyna hatte die Informationen erhalten, dass es ausgerechnet ihre Mutter war, die dieses Spinnennetz anführte. Und wer, wenn nicht die heimgekehrte Tochter könnte dafür sorgen, dass dieser Einfluss ein jähes Ende nähme? Skýler konnte ihre Gründe nicht nachvollziehen, denn dafür fehlten ihm entscheidende Informationen. Eleyna lächelte nachsichtig mit seinem Hadern und konnte ihn durchaus verstehen. Sie selbst hatte vor nicht all zu langer Zeit Laogh angeschrien und war in der Ebene vor Santros zusammengebrochen, aufgrund der Schwere der Informationen. Aber jetzt? Eleyna ruhte in sich selbst, wenn es darum ging diesen Weg zu gehen. Und tatsächlich hatte das neuere Erlebnis, der neue Verlust erheblich dazu beigetragen. Auch diese Hoffnung wurde ausgemerzt vom Schicksal. Sie musste nicht mehr mit sich hadern, ob das ungeborene Leben in ihr nicht verdient hätte zu leben. Und ob ihr Glück schwerer wog als das von all den anderen, die sich im Netz der Spinne verfangen hatten. Diese Überlegung wurde ihr mit dem Verlust und ihrem Beinahe-Tod abgenommen. Die Mischlingselfe erkannte in ihrem Leben ein Muster. Ob es das richtige war, das konnte ihr wohl kaum einer beantworten, denn niemand kannte sie gut genug, um alle Fakten zusammenzutragen und ihr dazulegen. Aber sie wusste, dass sie immer wieder auf die Nase fiel. Dass sie niemals etwas erschaffen würde. Dass das Leben etwas für sie vorsah, dessen sie sich erstmal bewusstwerden musste. Die Halbelfe aber wusste, dass ihr Weg sie zurück zu ihrer Wurzel führte und höchstwahrscheinlich dort endete. Dass sie Skýler so viele Fragen aufwarf, ahnte Eleyna gar nicht mal. Für sie war er ein Fremder, der äußert viele Parallelen zu sich aufwies. Und es war eine willkommene Abwechslung, dass sie hier miteinander sprachen. Er lenkte sie von ihrem Schmerz und dem Verlust auf eine Weise ab, die ihr nachhaltig half. Seine Fragen über sie, die sie sonst wohl kaum so beantwortet hätte, halfen ihr eine seltsame Klarheit zu finden. Was sie sonst immer nur mit sich selbst ausmachte, schaffte sie nun mit seiner Hilfe in ein Bild zu fügen, das am Ende auch ein Muster ergab.
Dass ihre Gegenfragen allerdings in einem gut versteckten Kästchen rührten, das Sky eigentlich nicht teilte und schon gar nicht mit Fremden oder gar Aufträgen, das ahnte Eleyna nicht. Für sie war er der Fremde, mysteriöse, der auftauchte und sich ihre Wege auf eine seltsame Art und Weise schnell tief verbanden. In jener kurzen Zeit – binnen eines Tages quasi – hatten sie eine seltsame Vertrautheit geschaffen, die ihr ebenso neu war, wie ihm, ohne, dass sie davon etwas ahnte. Seine Ruhe und unaufgeregte Art waren Dinge, die Eleyna durchaus schätzen konnte und es färbte auf sie ab. Er strahlte eine Klarheit aus, die sie manchmal vermissen ließ. Dass er im Gegenzug ihre Offenheit schätzen lernte, war ihr nicht bewusst.

So wählte Eleyna den einzigen Weg, der sie immer vor dem Wahnsinn beschützte und versuchte Skýler klarzumachen, dass nicht die Herkunft einer Person alles in seinem Leben bestimmte. „Du magst anders sein! Aber woher willst du wissen, dass das auf mich zutrifft?“ Sie musterte ihn einen Moment. „Das weiß ich nicht“, antwortete sie ehrlich und hob die Schultern. „Ich nehme es an.“, ihre Augenbrauen zuckten kurz und erneut wollte sich ein leichtes Schmunzeln zeigen. „Wenn wir ehrlich sind, haben wir alle keine wirkliche Wahl. Dunkelelfen wachsen nach den Vorstellungen und Werten der Gesellschaft Morgerias auf. Waldelfen, nach denen der Waldelfen, Santroner, nach denen der Santroner und so weiter. Wer unter seinesgleichen aufwächst, hat sich anzupassen. Wer sich auflehnt wird aussortiert. So ist es doch, besonders in Morgeria, oder irre ich mich?“ Sie dachte einen Moment über seine Worte nach und musste feststellen, dass sie es anders sah. „Rebellion muss nicht immer bedeuten, dass man sich verschlechtert“, sprach sie ihre Gedanken aus und blickte gen Boden. „Rebellion kann erneuern, etwas verändern. Sich aufzulehnen heißt nicht immer das Todesurteil. Es gibt genug Beispiele, in denen Rebellion dazu führte, alte Verhaltensmuster zu durchbrechen und etwas neues zu etablieren. Sicher… die Gefahr zu scheitern ist immer groß. Aber wer nichts wagt, kann auch nichts verändern. Man muss manchmal das Schicksal selbst in die Hände nehmen und neu weben. Seine Sterne neu ordnen“, antwortete sie nachdenklich und es war nicht ganz klar, ob sie ihm nur ihre Sichtweise präsentierte oder sich auch gleichzeitig neuen Mut einredete eben genau das zu tun. Und ihrem Weg treu zu bleiben.
Stille entstand und breitete sich aus. Ihr Thema ist sehr schnell wieder in eine schwere Tiefe abgeglitten. Dabei sprachen sie beide von ähnlichen Dingen und eierten dennoch um die Wahrheit ihrer Schicksale drumherum. Eleyna hing ihren eigenen Gedanken nach, bis sie sich zu einer persönlicheren Note hinreißen ließ. Das Schicksal seiner Mutter berührte sie auf ehrliche Weise. Die Stimmung sollte sich wieder etwas heben, sodass sie in ein kurzes Geplänkel verfielen. „12 Frauen… Jedem halbwegs vernünftigen Kerl mit Verstand wäre das viel zu viel Arbeit. Eine sollte reichen und kann schon anstrengend genug sein!“ Sie hob schmunzelnd die Augenbrauen und sah ihn direkt an. „Ach?“, fragte sie kokettierend nach und lachte dann leise. „Vermutlich hast du Recht.“, nickte sie und seufzte. „Beziehungen sind schrecklich arbeitsintensiv“, pflichtete sie ihm bei, lächelte aber immer noch. „Manchmal aber lohnt es sich vielleicht doch“, zuckte sie die Schultern und rieb sich kurz über den Arm. Was wusste sie schon? Bisher hatte sie nicht eine funktionierende, erfüllende Beziehung gehabt.

Eleyna bewies, dass sie den Glauben an das Leben nicht aufgegeben hatte. Sie bewies trotz ihrer Erlebnisse, dass sie vielleicht auch eine unverbesserliche Optimistin war. Erneut versuchte sie dem Mischling irgendwie ein wenig beizukommen. Sie wollte ihm versuchen, eine andere Perspektive zu eröffnen und sprach davon, dass man selbst in der Hand hatte, wie man sich entwickelte. „Wir Mischlinge haben noch weniger eine Wahl als Reinrassige.“ Sie nickte. „Wir sind in den Augen vieler weniger wert. Aber wir haben eine Wahl…“, erwiderte sie und schon wieder war sie eine Optimistin. Ob das der menschliche Anteil in ihr war? Eleyna war längst nicht so lange Teil der Welt, wie Skýler und doch hatte sie so ihre Erfahrungen gemacht. Dennoch weigerte sie sich beharrlich, sich dem Stigma zu beugen. Ihr entging, dass er das Thema ruhenlassen wollte und so führte sie weiter aus, was sie meinte. Dass sie sich in seine Vergangenheit einmischte, ging offenbar zu weit. Eleyna erkannte die feinen Warnsignale und achtete auf die Anspannung seiner Muskeln, auf das Pressen seines Kiefers. Sie runzelte kurz ihre Stirn und beobachtete Skýler aufmerksam. Ganz offenbar begab sie sich in Tiefen seines Lebens, die er lieber nicht offenbaren und schon gar nicht erörtern wollte. Sie lockerte den Druck und erhob sich, um Wasser zu holen. Das gab etwas Platz, ein wenig Raum für all das.
„Du hast keine Ahnung von mir oder meinem Leben. Du weißt nicht, was mein Erzeuger getan hat und was meine Mutter durchstehen musste. Meine Mutter war die stärkste Frau, die ich kannte, denn sie war fähig mich auszutragen und mich trotz alldem, was ihr passiert ist zu lieben. Bei Faldor, sie hat mir gegenüber nicht einmal ein schlechtes Wort über ihn verloren.“ Sie wandte den Kopf und hörte ihm zu, während sie das Wasser einschenkte. Sie registrierte sehr wohl, dass er sie abwies und auf Abstand hielt. Eleyna schwieg nun und überließ es Sky zu reden. „Wegen mir zerstritt sie sich mit ihrer Familie. Denn ihnen gelang es nicht mich als einen Teil von ihnen zu betrachten. Ihr Vater machte mich überall schlecht. Egal wo ich war, egal ob ich etwas tat oder nicht … es war egal, wie sehr ich mich anstrengte. Sein Blick mir gegenüber war eiskalt, voller Verachtung und Hass. Und glaub mir, er war nicht der Letzte, der mich so ansah. Mein Aussehen und das Gerede meines … tse… Großvaters reichten aus, so dass sich dieser Blick Stück für Stück, wie eine Krankheit unter einigen Dörflern ausbreitete. Ich konnte das nicht verstehen. Ich war ein Kind, wie jedes andere, doch wann immer wir im Spiel oder Spaß übertrieben, war ich der Initiator, der schlechte Einfluss! Es wurde zur Normalität, dass man mir die Schuld gab und irgendwann war mir alles egal. Man warf mir vor zu Lügen – also log ich, wenn ich mich verteidigte, hieß es ich prügelte ohne Grund – also wieso zurückhalten?“ Sie wandte sich ihm zu und betrachtete sein Gesicht schweigend. Sie hielt sich zurück mit Worten, die ihn nur noch mehr aufwühlen könnten.

Die Halbelfe blieb einen Moment an dem Tablett mit dem Wasser und ihren Resten der Brühe stehen. „Weißt du wer am Schluss darunter litt? Die einzige Person, die mich so nahm und liebte, wie ich war. Obwohl sie nichts tat, außer mich zu lieben und zu versuchen mich zu verteidigen, wurde sie schlussendlich gemieden. Niemanden interessierte es wirklich, wie es ihr ging. Ihr Körper war wegen mir anfällig und schwach geworden. Und irgendwann blieb ihr keine Wahl, als zurück zu ihrer Familie zu gehen. Doch wegen mir wurde ihr Zustand nicht besser. Ich bereitete ihr nur Sorgen, ob ich wollte oder nicht. Bis ihr Körper das alles nicht mehr aushielt und der Tod Erbarmen mit ihr zeigte.“Sie seufzte tonlos und senkte den Blick. Leicht nickte sie und suggerierte ihm, dass sie verstand. Sie wollte ihn nicht angreifen oder gar maßregeln. Sie erkannte, dass hinter seinen Worten ein langer, schmerzhafter Kampf steckte, den er mitansehen musste. Die Meidung seiner Mutter und das alles nur wegen ihm, war etwas, das Eleyna von Herzen leidtat. Sie konnte sich nicht vorstellen, was das mit Kinderherzen anstellen musste, wenn sie dem Zwiespalt zwischen Liebe und Verachtung auf diese Weise ausgeliefert waren. In ihrem Leben gab es nur diesen kurzen Abschnitt, der getränkt war von Liebe, bevor sie in eine grausame Welt aus ständiger Angst und Hass geworfen wurde. Aus ihr erstarkte der Wunsch, dass sie etwas veränderte. Aus ihm sprach die Kälte, die durch Einsamkeit geboren wurde. „Ich bin nur ein Beispiel von Schicksalen von Mischlingen. Es gibt hunderte und sicher welche, die noch mehr durchlitten haben als ich. Meine Mutter wollte, dass ich anständig werde, doch war ich dazu fähig?“ Sie musterte seine Geste und lächelte leicht. „Wie hätte ich es denn werden sollen? Mehr als ein paar Prinzipien zu haben und diese einzuhalten kann ich nicht tun. Ich habe den Platz im Leben gefunden, den mir das Leben ermöglicht hat. Ich tue das, was ich tun muss, um zu überleben. Weil niemand an mich denkt, bleibe nur ich, der es tut.“ „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht, was?“, murmelte sie und blickte auf die Becher in ihrer Hand. „Deshalb verstehe ich dich nicht! Ich verstehe nicht, was du in Morgeria willst. Du sagst, dass du stärker bist, als du aussiehst, aber manches hat nichts mit Stärke zu tun. Wen und wie willst du diese anderen retten? Sag es mir Vögelchen! Wie wird man jemand, der sein eigenes Wohl für andere – Fremde opfern würde?“
Eleyna hob den Blick und musterte ihn einen Moment lang still. Dann setzte sie sich wieder in Bewegung und kam auf ihn zu. Sie reichte ihm den zweiten Becher. „Auf mich wirkst du bis hierher mehr als anständig, Skýler.“, begann sie und hielt den Blick auf ihn gerichtet. Sie stand vor ihm und hielt den Becher mit Wasser fest, ohne davon zu trinken. „Du sprichst, als wärst du jemand, der sich um andere nicht schert, weil er gesehen hat, dass jeder für sich allein klarkommen muss. Dass Familie nichts wert ist und Fehler nicht verziehen werden. Und doch…“, sie sah ihn bedeutungsschwer an, „bist du hier“, murmelte sie und ließ das einen Moment sacken. „Du hast mir uns Arvid einen Platz an deinem Feuer gewährt, ohne uns zu kennen. Du hast für uns gesorgt, als wir es nicht konnten. Du hast dich dafür entschieden, mich… uns… zu begleiten und du hast mich bis jetzt nicht im Stich gelassen. Obwohl ich eine vollkommen Fremde für dich bin…“, sprach sie aus und war dabei selbst bedeutend ruhig. „Weiter noch, hast du immer noch nicht die Nase voll und bleibst – willst sogar einen Teil des Weges mit mir gehen“, sie engte kurz die Augen und hielt ihren Blick in seinem. „Wenn das keine Nächstenliebe ist?“, schnalzte sie mit der Zunge und ließ ihre Mundwinkel kurz zucken. „Ich sage nicht, dass die Welt ein immer fröhlicher Ort ist. Dass es niemals schwer… hart und einsam ist“, sie lachte auf, „Oh! Bei den Göttern, die Welt ist mehr eine stinkende Kloake und jeder versucht sich selbst zu befreien. Aber…“, sie blickte ihn wieder ernst an.

„Da gibt es diese kleinen Momente, diese… Kostbarkeiten im Leben aller, die es einfach lebenswert machen. Die kleinen Andenken, um die es gehen sollte. Sie zu finden und zu bewahren…“, sie führte den Becher an ihre Lippen. „Darum sollte es gehen.“, schloss sie und trank. Eleyna bog in eine andere Richtung ab und sprach über seinen Lehrmeister. Und darüber, dass er ihm offenbar keinen Spaß lehrte. „Ich kenne schon Spaß in meinem Leben. So düster sollte sich das alles nun auch nicht anhören!“ Eleyna schnaubte lachend in ihren Becher und musste sich etwas Wasser von der Nase wischen. „Oh, achso?“, scherzte sie neckend. „Daran musst du üben!“, zog sie ihn auf und lächelte ihm offen ins Gesicht. Dabei war sie überhaupt nicht vergesslich und wusste sehr wohl, dass sie noch vor kurzem beinahe an Kummer erstickt wäre. Aber Eleyna sprach von kleinen Momenten. Und sie sprach von Hoffnung, die darin zu finden war. „Und du? Machst du Dinge nur aus Spaß? Oder beherrscht dein Vorhaben dein Leben?“ Das helle Blau ihrer Augen blitzte einen Moment schalkhaft. Sie musterte ihn einen Moment, dann ging ein Ruck durch ihren Körper. Sie stellte den Becher neben ihn auf den Boden, nahm ihm seinen eigenen ab und stellte ihn daneben. Eleyna kam etwas hoch und griff dabei nach seinen Händen. Sie zog ihn auf die Füße, wobei er etwas helfen musste, da sie noch nicht gänzlich ihre Kraft zurückerlangt hatte. Vielleicht folgte er ihrem Zug aber bereitwillig. Dann legte sie ihm wie selbstverständlich einen Arm um die Schulter und hielt seine linke Hand weiter fest. Sie trat näher, bevor sie anfing sich langsam zu bewegen. Die Halbelfe schürzte die Lippen und schmunzelte etwas. „Ich übe noch!“, gab sie auf seine Nachfrage zu und summte dann tatsächlich! Sie summte ein altes Volkslied, das sie mal irgendwo in einer Taverne gehört hatte und ihr just in dem Moment einfiel. Im ruhigen Takt dessen wiegte sie sich einen Moment hin und her und achtete darauf, ob Skýler sich ebenfalls hinreißen ließ. „Die Vergangenheit bestimmt, womit wir ins Leben starten. Aber sie darf nicht unsere Zukunft beeinträchtigen…“, murmelte sie leise, da die Nähe, sofern Ský jene nicht sofort auflöste, ausreichte für leise Worte. „Wir haben es selbst in der Hand. Wir entscheiden. Und du entscheidest, ob die Fratzen jener, die deinen Wert nicht erkennen, deinen Tag bestimmen. Oder du ihnen ins Gesicht lächelst und deinen Weg gehst.“, murmelte sie und hob den Blick in sein Gesicht. Dann lächelte sie erneut und summte weiter, während sie tatsächlich mit ihm tanzte, sollte er es nicht unterbinden.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Dienstag 5. März 2024, 23:48

All die Jahrzehnte war Skýler nichts anderes übriggeblieben als nur an sich zu denken. Der Mischling war in Neryan bei seiner Mutter aufgewachsen, die ihm trotz all seiner Probleme gute Grundwerte vermitteln konnte. Er besaß keine schlechte Persönlichkeit und war im Großen und Ganzen ein guter Junge gewesen. Vielleicht hätte sogar jedes Kind unter diesen Umständen ähnlich reagiert.
Mit dem Tod seiner Mutter verlor Skýler seinen kompletten Halt. Sie war sein Wegweiser gewesen und in diese Lücke hatte sich wenig später Krazhian gedrängt. Im Grunde waren bei ihm die besten Voraussetzungen für ein perfektes Werkzeug gegeben gewesen: jung, quasi Waise, keine Familienbande oder Heimat, starke magische Kräfte und Reserven – Affinität bei Schattenmagie, bereits straftätig - ein Junge, der noch formbar war.
Skýler war zu dem geworden, der er war, weil er wenigstens einen Teil seines Versprechens an seine Mutter ehren wollte: Tíandara hatte nur den Wunsch gehabt, dass ihr Sohn überlebte und ein gutes Leben führen würde! Und genau dafür hatte er alles getan und ertragen. Zumindest konnte er dafür sorgen, dass er überlebte.
Die Ausbildung unter Krazhian hatte ihn mehr als nur einmal gebrochen und es gab eine Zeit, wo sich kaum eine eigene Persönlichkeit in ihm hätte entdecken lassen. Doch mit den weiteren Jahren, seinem wachsenden Können und Erfolgen, erarbeitete er sich gewisse Freiheiten. Dank diesen und den Grundwerten, die er noch immer dank Tíandara in sich trug, war er zu dem Mann geworden, der nun vor Eleyna saß.
In ihm bestand bereits der Wunsch sein Leben selbstbestimmt leben zu können, doch eine jahrzehntelange Loyalität zerbrach nicht von einen Tag auf den nächsten. Dennoch hatte sich in ihm etwas getan. Vielleicht war es eine parallele Entwicklung die von Krazhians negativen Verhaltensweisen und seinem wachsenden Wunsch nach Freiheit, beeinflusst wurde. Skýlers Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl festigte sich über die Jahre. Er war egoistisch geworden und hatte nur auf seinen Vorteil und seine Sicherheit geachtet und diese waren am besten gewährleistet, wenn er loyal handelte. Doch dieses Empfinden geriet gerade immer stärker ins Wanken. Und daran war Eleyna nicht ganz unschuldig:

Die Halbelfe hatte einen merkwürdigen Einfluss auf ihn, den er weder erwartet hätte, noch mit dem er umzugehen wusste. Von Anfang an hatte er sie interessant gefunden – erst nur wegen ihres Verrats, doch nun, wo sie vor ihm stand und mit ihm ihre Gedanken teilte, konnte er nicht leugnen, dass sie einander ähnlich waren. Diese Parallelen bauten eine Brücke, die nicht hätte entstehen sollen. Doch nun, wo sie bestand, konnte Skýler gar nichts dagegen tun, dass sie auf ihn einwirkte.
Eleyna schaffte es in sehr kurzer Zeit ihn zu beeindrucken. Vielleicht lag es an den Umständen und ihrem merkwürdigen Kennenlernen, doch zeigte sie bei genügend Gelegenheiten ihre Stärke, die er irgendwie bewunderte. Das Vögelchen war anders, als er das es erwartet hatte…

Dass der Mischling ihr einen Teil seiner Vergangenheit anvertraute war schon besonders. Das hatte er noch nie getan, wenn man einmal von Krazhian absah, der ihn damals ausgetrickste.
Er versuchte zu verstehen, wieso sie so stark einen Weg wählen konnte, der vermutlich ihr Ende bedeuten würde. Und aus irgendeinem Grund schien er sie beinahe davon abbringen zu wollen.

„Deshalb verstehe ich dich nicht! Ich verstehe nicht, was du in Morgeria willst. Du sagst, dass du stärker bist, als du aussiehst, aber manches hat nichts mit Stärke zu tun. Wen und wie willst du diese anderen retten? Sag es mir Vögelchen! Wie wird man jemand, der sein eigenes Wohl für andere – Fremde opfern würde?“ Skýlers Blick lag forschend auf ihrem Gesicht. Er wollte es begreifen, denn wenn er den Kontext richtig interpretierte, betraf ihre Entscheidung Involvierte… wie ihn selbst!
Einen Moment lang musterten sie einander, bis sie zu ihm zurückkam und vor ihm stehen blieb. Ský nutzte die Chance seine Kehle mit einem Schluck Wasser zu befeuchten und einmal tief durchzuatmen.
„Auf mich wirkst du bis hierher mehr als anständig, Skýler.“, begann sie dann schließlich zu sprechen und er senkte den Becher von seinen Lippen. Das Kompliment, das sie ihm gerade gab fühlte sich an, wie ein Schlag und erneut spürte er den Widerwillen, dass sie ihn in einem so positiven Licht betrachtete.
„Du sprichst, als wärst du jemand, der sich um andere nicht schert, weil er gesehen hat, dass jeder für sich allein klarkommen muss. Dass Familie nichts wert ist und Fehler nicht verziehen werden. Und doch… bist du hier.“ Er hielt den Blick gesenkt und sah sie nicht an. Eigentlich sollte er zufrieden sein – stolz darauf, dass er ihr geradezu perfekt etwas vorgespielt und ihr Vertrauen ergaunert hatte. Doch die Süße des Erfolgs blieb aus und hinterließ nichts als Bitterkeit!
„Du hast mir uns Arvid einen Platz an deinem Feuer gewährt, ohne uns zu kennen. Du hast für uns gesorgt, als wir es nicht konnten. Du hast dich dafür entschieden, mich… uns… zu begleiten und du hast mich bis jetzt nicht im Stich gelassen. Obwohl ich eine vollkommen Fremde für dich bin…“ Mit jedem weiteren Wort erhielt er ein verloren gegangenes Empfinden zurück: Abscheu vor sich selbst!
Langsam hob er den Blick, doch seine Mimik verriet nicht im geringsten, was er gerade dachte und was in ihm vorging. Sie verriet auch nicht, wie stark er mit ihren Worten zu kämpfen hatte.
Es war nicht das erste Mal, dass er jemanden reinlegte. Es war nicht das erste Mal, dass er jemanden täuschte und verriet. Zu seiner Arbeit gehörte es dazu, genauso wie Drohungen und sogar Mord.
Aus Selbstschutz und mangels einer Wahl, hatte er all seine Emotionen, die das Ausführen solcher Pflichten gefährdeten, in sich vergraben oder abgetötet. Doch ihre Worte waren wie Dünger, der die Wurzeln noch erreichte und sie neu wachsen ließ.
„Weiter noch, hast du immer noch nicht die Nase voll und bleibst – willst sogar einen Teil des Weges mit mir gehen. Wenn das keine Nächstenliebe ist?“ Eine Ohrfeige hätte weniger geschmerzt! Als Eleyna diese Frage in den Raum warf schloss er die Augen, als würde er es damit ungeschehen machen können. Sein Herz schlug nervös und er verlor immer weiter seine Ruhe. Ja, der Spion begann sich schlecht zu fühlen.
Er erhob sich mit einem Mal und ging in Richtung des Zelteingangs. Gerade hatte er das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, doch das konnte er noch immer nicht zeigen. Er durfte es nicht zeigen.
Ein sachter Durchzug traf sein Gesicht, woraufhin er versuchte den frischen Sauerstoff verhalten einzuatmen. Er musste sich zusammenreißen! Das hier mutierte in eine gefährliche Richtung, die er nicht zulassen durfte…
Doch wieso spürte er dann noch immer den Drang ihr weiter zuhören zu müssen?
„Du verwechselst da etwas! Das ist keine Nächstenliebe! Deinem Bruder hätte ich ohne dein Wirken nicht geholfen!“, verteidigte Skýler beinahe seine harte Seite, ehe er sich wieder umdrehte und sie betrachtete.
„Du stellt mich besser dar, als ich bin! Du warst diplomatisch und interessant. Es war dein Verdienst…“, meinte er weiter, ohne mehr sagen zu können, da er noch immer nicht seine wahren Beweggründe bei ihr zu bleiben, offenbaren konnte.
„Ich sage nicht, dass die Welt ein immer fröhlicher Ort ist. Dass es niemals schwer… hart und einsam ist. Oh! Bei den Göttern, die Welt ist mehr eine stinkende Kloake und jeder versucht sich selbst zu befreien. Aber…“ Noch immer sah Skýler die Halbelfe stumm an, doch bei ihrem kreativen Vergleich der Welt mit einer Kloake, musste er plötzlich ein Lachen unterdrücken.
Dieses Weib macht mich fertig!, dachte er und strich sich mit einem verzweifelten Grinsen das rote Haar zurück.
„Da gibt es diese kleinen Momente, diese… Kostbarkeiten im Leben aller, die es einfach lebenswert machen. Die kleinen Andenken, um die es gehen sollte. Sie zu finden und zu bewahren. Darum sollte es gehen.“ Eleyna beendete ihre kleine Ansprache und er zog die Hand von seinem Kopf. Mit einem resignierten Lächeln schüttelte er leicht sein Haupt.
„Du bist wirklich irrsinnig…!“, grinste er, ehe er zu ihr zurückging und seinen Becher vom Boden nahm. Mit einem großen Schluck trank er ihn leer und wünschte sich ein wenig, dass er Alkohol enthalten hätte. Ja, gerade würde er mehr als nur einen Drink vertragen können!
„Irre, aber… bemerkenswert irre. Und stark!“ In Skýs Blick lag Anerkennung und in seinem schiefen Lächeln lag eine Sanftheit, die er ihr zum ersten Mal zeigte. Ohne es zu wissen, hatte Eleyna ihren ersten Sieg über den Spion errungen!

Sie kehrten zu unverfänglicheren Themen zurück und Skýler versuchte sein Leben in ein etwas helleres Licht zu rücken. So hart es manchmal war, es gab auch Momente, besonders, wenn er alleine war, in denen er das Leben genoss und Spaß empfand. Auch, wenn das offenbar nicht so rübergekommen war:
„Oh, achso? Daran musst du üben!“, merkte Eleyna neckend an, woraufhin er leicht mit den Schultern zuckte. Von ihm fiel langsam die Anspannung ab, die er bis vorhin noch empfand, als sie ihn mit ihren Worten unwissentlich in eine Ecke drängte. Es war typisch für den Mischling, dass er in Momenten, in denen er gefühlstechnisch aufgewühlt war, irgendwann einfach locker ließ und versuchte nicht verkrampft eine Lösung oder einen Ausweg zu finden. Das half ihm oftmals schneller den Fokus zurückzugewinnen.
„Und du? Machst du Dinge nur aus Spaß? Oder beherrscht dein Vorhaben dein Leben?“ Die Frage stellte er, um nun wirklich den Fokus von seinem Leben zu nehmen. Er sprach lieber über sie, denn je mehr er wusste, je besser konnte er das Puzzle ihres Lebens zusammensetzen und musste sich nicht vorrangig mit seinen Gefühlen auseinandersetzen.
Doch Eleyna würde ihn ein weiteres Mal überraschen. Abwartend sah er sie an und ließ ihre blauen Augen musternd über sein Gesicht wandern. Der Mischling entdeckte das schalkhafte Glitzern und fragte sich, was sie nun vorhatte, als sie den Becher abstellte und sich wieder aufrichtete.
Sich gegenüberstehend wartete er ab, was nun kommen würde. Er stemmte gemütlich einen Arm in die Seite, ehe sie einen Schritt auf ihn zumachte. In seinen Augen spiegelte sich die Frage, als Eleyna ihm, wie selbstverständlich einen Arm um die Schulter legte und seine linke Hand in die ihre nahm.
Ohne groß darüber nachzudenken und mehr aus Reflex legte sich seine rechte Hand auf die untere Seite ihres Rückens. Seine sturmgrauen Augen huschten forschend über ihre Blauen und fragten stumm nach ihrem Vorhaben. Doch anstatt Worte wählte sie eine andere Form der Erklärung. Sie trat noch einen Schritt näher, so dass sie ziemlich eng beieinanderstanden und fing dann langsam an sich zu bewegen.
„Ich übe noch!“, antwortete sie mit einem Schmunzeln und begann dann tatsächlich zu summen. Die ersten paar Schritte bewegte er sich noch nicht. Doch dann lösten sich langsam seine Füße vom Grund. Der Spion war von ihrer Art sichtlich überrumpelt, doch er bewegte sich nach der Vorgabe ihrer Schritte, bis er den Tanz tatsächlich erkannte. Mit einem Mal lachte er leicht und schüttelte wieder einmal den Kopf, begann dann aber sie zu führen.
„Es gibt niemanden, der mich so häufig überrascht, wie du, Vögelchen!“, gab er amüsiert zu während er seinen Blick mit ihr aufrecht hielt. Ský konnte es nicht leugnen, dass seine Sympathien ihr gegenüber immer weiter wuchsen. Wie sollte er das auch verhindern, wenn sie so … anders war, als alle Frauen, denen er jemals begegnet war? Eleyna zog ihn einfach mit sich und weckte Seiten an ihm, von denen er nicht geglaubt hatte, dass sie existieren würden.
Während er ihrem Summen lauschte, drehten sie sich in ruhigen Kreisen und wiegten zum Takt ihrer Melodie hin und her. Es war das erste Mal, dass ihn ein Tanz tatsächlich gebannt hielt, denn normalerweise verschwendete er nicht viel Zeit ein dem Parkett. Doch dieses Mal… dieser Tanz war anders! Nach einer Weile verlor sich sein amüsierter Ausdruck und wich einem unlesbaren, dessen Aufmerksamkeit dennoch Eleyna ganz alleine besaß.
„Die Vergangenheit bestimmt, womit wir ins Leben starten. Aber sie darf nicht unsere Zukunft beeinträchtigen…Wir haben es selbst in der Hand. Wir entscheiden. Und du entscheidest, ob die Fratzen jener, die deinen Wert nicht erkennen, deinen Tag bestimmen. Oder du ihnen ins Gesicht lächelst und deinen Weg gehst.“, sprach sie leise und hob wieder den Blick in sein Gesicht. Skýler schieg und betrachtete sie eine Weile, doch er spannte sich auch wieder an. Wusste sie eigentlich, was sie ihm hier antat?
Bevor er selbst wusste, was er tat, löste er seinen Griff von ihrem Rücken, blieb stehen und sank vor ihr in die Knie, während er gleichzeitig ihre Hand zu seinem Mund führte und einen Kuss auf ihre Finger hauchte. Für etwa zwei Sekunden hielt er sie so bei sich, ehe er ihre Finger entließ und zu ihr hinaufsah.
„Wie es aussieht… wirst du mein größter Kampf sein!“ Seine Stimme klang weicher, doch das lag vermutlich auch am Klang von Lyrintha, seiner eigentlichen Muttersprache, die er schon seit Ewigkeiten nicht mehr angewendet hatte. Ein schiefes und zugleich weiches Lächeln legte sich auf sein Gesicht, ehe er sich wieder erhob und sie mit einer Geste zum Weitertanzen aufforderte, wenn sie denn wollte.
Eleynas Worte hatten Skýler erreicht, doch was er daraus machen würde, stand noch in den Sternen und hing vermutlich von ihren weiteren Erlebnissen und Gesprächen ab! Innerlich seufzte der Mischling nur. Er konnte über sich selbst nur den Kopf schütteln, doch aus irgendeinem Grund fühlte er sich gerade… in diesem Moment mit Eleyna so gut und frei, wie schon lange nicht mehr.
„Dass du nach alldem, was dir widerfahren ist und obwohl man dir nach dem Leben trachtet noch so denken kannst ist ist wirklich bemerkenswert.“, meinte er ruhig, ehe er sich dann doch noch mal einen Schritt weiterwagte. Er wollte etwas wissen, auch wenn er irgendwo schon bescheidwusste - aber er hatte das Gefühl es von ihr hören zu müssen.
„Darf ich dich noch etwas fragen Eleyna? ... was für einen Verrat hast du der Meinung deiner Mutter nach begangen? Was hast du getan?“

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. März 2024, 14:37

Im Inneren des Zeltes wurde aufgeatmet, nachdem Arvid es verlassen hatte. Hätte er es gehört oder sonst wie mitbekommen, hätte es ihn höchstens innerlich seufzen lassen, denn es war viel zu typisch für sein Leben. Er war kein Sympathieträger, war von klein auf abgelehnt und verstoßen worden, umso mehr, sobald sich herausgestellt hatte, dass er nicht den für ihn bestimmten Weg würde ausfüllen können, sodass er es gar nicht anders kannte. Hinzu kam sein väterliches Erbe, das es ihm noch schwerer machte, Anschluss zu finden oder sich auf jemand anderes als sich selbst einlassen zu können.
Erst bei dem Schemen hatte sich zu zeigen begonnen, dass es da doch noch irgendetwas in ihm gab, und auch Mina war es gelungen, ihn auf dem richtigen Fuß zu erwischen. Was die beiden draußen im Lager machten, interessierte hingegen die zwei Spione wenig. Stattdessen nutzten sie die Gelegenheit der Ungestörtheit, um sich zu unterhalten.
Wobei sich zeigte, wie wirksam Runenmagie sein konnte, denn Eleyna schaffte es nach anfänglichen Schwierigkeiten, erstaunlich lange und kraftvoll durchzuhalten, ohne ständig wegzudämmern oder anderweitig zu schwächeln. Vielleicht trug auch die warme Mahlzeit dazu bei, die tatsächlich nicht nur von Rindern zubereitet worden war, sondern auch daraus bestand. Nicht aus einem Minotauren selbst, aber sie hielten schließlich diese Tierart in ihren Gehegen und wussten sie vollumfänglich einzusetzen. Nur mit weitaus mehr Respekt als der Rest auf Celcia, vermutlich. Doch es war nicht wirklich von Bedeutung, wichtig war nur, es stärkte, wärmte und schmeckte richtig gut, selbst in Anbetracht der seelischen Erschütterung, die durchgestanden werden musste.
Indes konnten sich die Gedanken und somit auch das Gespräch weiter entwickeln, andere Richtungen eingehen und nach einem kurzen Moment des Schocks, sich naheliegenderen Themen widmen. Abgesehen von dem Grund, warum sie drei überhaupt hier gelandet waren, unabhängig von der, vor allem für Eleyna, glücklichen Fügung, gab es auch jede Menge persönliche Fragen. Die wiederum zu Antworten führten, die sie beide berührten, jeden auf seine Art und zugleich auch ähnlicher, als sie vermutlich beide ahnten.
Schließlich hatten sie einiges gemein, von dem hauptsächlich Skýler ahnen konnte. Sie waren Mischlinge, der nicht-dunkle Elternteil war zu Gefühlsregungen und Wärme fähig gewesen, trotzdem waren sie Spione Morgerias geworden und nicht glücklich damit. Ob Eleyna ebenfalls einen anderen Weg gewählt hätte, wenn sie die Wahl dazu gehabt hatte? Ihren Worten nach zu schließen, ja, definitiv ja. Denn inzwischen war sie soweit, um ausbrechen zu wollen. Mehr noch, sie hatte diesen Weg bereits beschritten, im vollen Bewusstsein der Konsequenzen, und wollte sich diesen auch stellen.
Und der Mischlingself? Wie stand es um ihn? Er sehnte sich nach Freiheit, so sehr, dass er es ihr sogar verraten hatte. Aber reichte das aus, um ähnliche Risiken wie sie einzugehen? Oder stellte die Halbelfe womöglich jenen Ausweg für ihn da, den er brauchen würde, weil er es allein nicht über sich brachte, alles andere hinter sich zu lassen und sein restliches Leben lang auf der Flucht zu sein? Gründete daher seine Neugier, in dem Versuch, auf diese Weise ihr nachzueifern?
Oder gab es anderes, das ihn so viel Interesse an Eleyna als Person zeigen ließ, mehr, als für ihn und sein eigenes Seelenheil gut wäre? Wie lange würde das funktionieren zwischen ihnen, was auch immer es war, bis die Wahrheit heraus käme? Würde er ihr offenbaren, dass er auf sie angesetzt worden war? Oder würde er die Augen davor verschließen, es für sich behalten und stattdessen hoffen, dass es für immer verborgen bliebe, um ihr zaghaft keimendes Vertrauen in ihn und seine gute Seite nicht zu zerstören? Ganz gleich, wie er sich entscheiden würde, eines stand schon jetzt fest: Je länger er damit warten würde, desto größer wäre wohl die Kluft, welche die Wahrheit zu schaffen imstande wäre.
Doch im Moment waren sie bei anderen Themen und er umschiffte den Kern, konzentrierte sich auf seine Sorge um ihr Wohlergehen aufgrund ihrer Verletzung oder Krankheit oder was genau das gewesen war, das sie beinahe umgebracht hatte. Wobei beide Spione es meisterlich verstanden, Fäden zu spinnen, auszuführen und ausgerechnet dann, wenn es am Interessantesten wurde, aufzuhören und stattdessen den Spieß umzudrehen.
Was im Endeffekt darauf hinaus lief, dass es nun der Mischlingself war, der sich unbehaglich und seinen Gefühlen gegenüber ausgesetzt fühlte. So sehr, dass er sich innerlich vor sich selbst verschloss und drauf und dran war, davon laufen zu wollen. Das tun zu wollen, vor dem er Eleyna zuvor noch gewarnt hatte.
Ehe es allerdings soweit kommen konnte, offenbarte er sich ihr ungewöhnlich aufschlussreich und brachte sie dazu, sich nicht an die ärztliche, zwergische Anweisungen zu halten. Dieses Mal gelang es ihr schon besser, auf die Beine zu kommen und sich auch dort zu halten, um ihnen beiden etwas zu trinken einzuschenken.
Und als wolle sie all ihrem Blutverlust und der damit verbundenen Schwäche ihres Körpers spotten, verleiteten ihre chaotischen Gefühle sie dazu, mit Skýler einen gemeinsamen Tanz zu wagen. Als ob sie nicht schon genügend umeinander mit Worten herumtänzeln würden! Nein, jetzt wollte sie ihn auch noch dazu verleiten und als wäre es ein Omen für seine Zukunft, in der er ihrem Beispiel anderweitig folgen könnte, ließ er sich darauf ein! Mit einer kurzen Unterbrechung in Form eines Kniefalls, ehe sie weiter einer stummen Melodie folgten.
Auch dann noch, als er eine weitere, wahrlich tiefgreifende und persönliche Frage stellte, die ihm einfach keine Ruhe ließ. Dieses Mal jedoch erhielt Eleyna keine Gelegenheit zu einer Antwort, denn unvermittelt wurde von draußen die Plane angehoben und... die Leitkuh dieser Sippe trat ein. Mit einem flüchtigen Blick erfasste sie die Situation und schnaubte leise, ähnlich einem Stier, der kurz vor einem wütenden Angriff stand.
Schon stemmte sie die Hände in die menschlich wirkenden Hüften und hätte sie ein ebenso menschliches Gesicht besessen, ihre Augenbrauen hätten sich wohl in ihrem Haaransatz vergraben, derart hoch hätte sie diese gezogen. "Es ist faszinierend, was Runenmagie alles schafft. Mir scheint, ich sollte anfangen, mich damit zu beschäftigen.", bemerkte sie deutlich pikiert, schüttelte den Kopf und schnaubte schon etwas versöhnlicher.
Dann trat sie heran und warf einen Blick auf das Tablett, das ihre Tochter zuvor gebracht hatte. "Ihr habt gegessen, gut.", kommentierte sie das Offensichtliche.
Ob es ihr unangenehm war, in welchen innigen Moment sie geplatzt war? Oder war sie einfach nur beleidigt darüber, dass beide die Anweisung zum Stillhalten der Patientin ignoriert hatten? Es war ihrer Miene bedauerlicherweise nicht anzusehen und das Licht erlaubte keine klare Deutung ihres Blicks aus den dunklen Augen.
"Trotzdem ist jetzt Schluss. Leg dich wieder hin, bitte. Du hast eine Menge Blut verloren und dein Körper braucht Ruhe!" Nun war doch eine Deutung möglich, denn als sie zu Skýler blickte, war ihre Miene mehr als eindeutig grimmig, als wäre er der alleinige Schuldige.
Dann wandte sie sich wieder an die Halbelfe. "Auch sollten die Runen zurück an ihren Platz. Ich rieche, dass deine Wunde sich geöffnet hat und wieder blutet. Komm..." Sie griff nach der Decke und schlug sie einladend zurück, womit sie ihre Aufforderung unterstrich.
Dabei traf den Spion ein weiterer, mahnender Blick. "Etwas frische Luft würde dir ganz gut tun.", warf sie ihn mit diplomatischen Worten offensichtlich aus dem Zelt... mal wieder! Würde er dem folgen? Oder würde sich, ebenfalls zum wiederholten Male, mit ihr anlegen wollen?
Andererseits hatte sie ja irgendwie auch recht, Eleyna war noch immer äußerst blass, ihre Augen sowie die Haut darunter zwar gerötet und dennoch konnte man die dunklen, ringförmigen Verfärbungen darunter gut erkennen. Und ihr gesamter Körper wirkte recht kühl, wie er beim Halten ihrer Hand hatte fühlen können.
Außerdem könnte sie eventuell eine weitere Untersuchung vornehmen wollen und bei dieser sollte er wohl kaum zugegen sein. Oder wollte Eleyna ihn an ihrer Seite behalten...? Unabhängig davon, dass er diese Unterbrechung zum eigenen Durchschnaufen und Nachdenken durchaus für sich nützen könnte.
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 6. März 2024, 16:37

Warum sie sich dazu entschloss, sich für andere zu opfern, wie er glaubte, konnte Eleyna nicht mal richtig sagen. Diese Idee wurde aus Rache geboren. Sie wollte ihrer Mutter heimzahlen, dass sie ihren Vater, ihr Leben und ihre Zukunft zerstörte. Die Schicksalsschläge, die Eleyna erleiden musste, unter anderem die jüngsten, führten aber dazu, dass sie sich dafür verantwortlich sah, andere vor eben jener Zerstörung zu schützen. Weil sie es konnte. Sie wusste, dass ihre Mutter Gwyn d’Yaincre die Spinne war und sie konnte als einzige einfach zu ihr gehen. Gwyn war eine kalte, berechnende Person und sie würde sich gewiss nicht hinters Licht führen lassen. Aber sie hielt auch viel von sich selbst, war egozentrisch und von sich und ihrem Können eingenommen. Ein Fakt, den auch Arvid erfahren musste. Niemand war besser als sie, niemand war ihr ebenbürtig. Eleyna wusste das, denn sie hatte Jahre Zeit gehabt, sich mit ihrer Mutter zu beschäftigen, auch wenn sie in eben jener Zeit es lieber vermieden hatte. Schon ohne zu wissen, dass Gwyn die Spinne war, hatte ihre Mutter Einfluss. Damals glaubte Eleyna noch, es beschränke sich auf die adeligen Kreise mit deren Angehörigen sie gerne spielte. Informationen, Wissen und präzises Streuen von eben jenem, das war ihr Steckenpferd. Sie war das Virus, das eine ganze Nation zerstören konnte, mit nur einem wohlplatzierten Wort. Im neuen Kontext war sie eine wahrlich gefährliche Frau und Eleyna wusste sofort, dass sie ausgeschaltet werden musste. Dass sie selbst dabei vielleicht eine Genugtuung empfinden könnte, war inzwischen aber nur noch der Bonus. Eleyna war ihr Leben lang gefangen und ihr Verrat an den Dunklen, sowie ihre Arbeit für die Menschen waren Dinge, die ihr nun den Status einer Gejagten einhandelten. Sie war die Verräterin und da das Netz ihrer Mutter weite Fäden zog und ihre langen Arme sie überall zu erreichen wussten, musste Eleyna handeln. Sie konnte sich nicht auf ewig verstecken. Laogh hatte es versucht und selbst er war gescheitert. Selbst in Mantron hatte man sie gefunden. Eleyna aber konnte nicht zulassen, dass ihre Familie in Mantron durch sie Schaden nahm. Das würde sie nicht verwinden können also gab sie ihr Leben, für viele andere. Nicht aber kopflos, wie es für Skýler wirken mochte. Aber wie sollte sie ihm das begreiflich machen, ohne alles und jedes noch so kleine Detail zu verraten? Er war ihr zwar sympathisch und tatsächlich hatte sie das Gefühl, sich ihm vollkommen anvertrauen zu wollen, aber das war verfrüht. Sie kannten einander nicht und zudem befand sie sich auf einer Mission ohne Wiederkehr. War es da fair, sich jemandem anzuvertrauen, der dann nur noch ihrem Ableben zuschauen konnte? Nein, grausam war Eleyna nie gewesen. Das hatte Morgeria nicht geschafft aus ihr zu machen.

Und auch Skýler war in ihren Augen nicht der schlechte Vertreter ihrer Rasse, wie er selbst offenbar annahm. Sie machte ihm klar, dass das, was er für sie und Arvid getan hatte, Nächstenliebe war. Als er abblockte, beobachtete sie ihn genau. „Du verwechselst da etwas! Das ist keine Nächstenliebe! Deinem Bruder hätte ich ohne dein Wirken nicht geholfen!“ Sie nahm es als Scherz auf und lachte. „Ja, ich verstehe durchaus warum“, antwortete sie und nickte wissend. „Du stellt mich besser dar, als ich bin! Du warst diplomatisch und interessant. Es war dein Verdienst…“ Sie musterte ihn schweigend. Sie erkannte, dass er sich geringer schätzte als er wohl wahrlich verdient hatte, aber sie konnte auch nicht binnen ein paar Atemzügen etwas daran ändern. Steter Tropfen höhlte den Stein, sagte man. Wobei sie sich nicht sicher war, ob die Zeit reichte, ihm begreiflich zu machen, dass er so nicht leben musste. Dass auch er verdiente, Freude, Liebe und Absolution zu empfinden. „Dein Lehrmeister hat so einiges versäumt, schätze ich…“, antwortete sie noch auf seine Zurückweisung, dass er einen guten Kern besaß. Aber es war auch nicht an ihr, sich nun zur Moralapostel aufzuschwingen. Sie war selbst verkorkst genug und hatte reichlich Probleme in ihrem Rücken. Sie konnte verstehen, dass Ský glaubte zu sein, wer er war. Wenn das ganze Leben einem sagte, dass man niemals besser sein konnte als die Meinung, die andere von einem hatten, dann war es eben irgendwann die Wahrheit, nach der man lebte. Es war nicht seine Schuld. Sie betrachtete ihn und versuchte wieder die Stimmung zu lockern. Und ihm begreiflich zu machen, dass sie keine heillose Romantikerin war.

Aber sie weigerte sich standhaft, überall nur das aller Schlechteste zu sehen. Sie war an diesem Punkt. Und es war unheimlich dunkel dort gewesen. Verlor man die Hoffnung… verlor man sich selbst. Auf seine Nachfrage, ob sie denn selbst Spaß hatte, musste sie tatsächlich kurz zögern. Eleyna verbat sich selbst oft genug Spaß und oft genug beherzigte sie ihren eigenen Ratschlag nicht. Doch just in diesem Moment, da wollte sie es wagen. Wieso auch nicht?! Was war dabei? Und so überbrückte sie alle Etikette und stellte sich direkt in seine Komfortzone, um einen Tanz zu beginnen. Sie wollte seine düsteren Gedanken auffüllen mit etwas Schönem. Sie wollte ihm zeigen, was Worte manchmal nicht vermitteln konnten. Für einem Moment sah es so aus, dass Sky sich nicht auf diesen Vorstoß einlassen konnte, doch als er offenbar die Melodie des Liedes erkannte, lachte er leise und ließ sie ob dessen schmunzeln. Eleyna ließ sich von ihm führen und drehte sich langsam mit ihm im Kreis, während der Moment gut so war, wie er war. „Es gibt niemanden, der mich so häufig überrascht, wie du, Vögelchen!“ Eleyna öffnete ihre Tanzhaltung zu einer Promenade und kehrte dann zu ihm zurück. Sie lächelte offen. „Ist das so? Vielleicht umgibst du dich mit den falschen Leuten?“, fragte sie frech und gleichwohl suggerierte sie ihm, dass sie nichts Besonderes wäre und kehrte in seine Führung zurück, während sie weitersummte. Sie fing seinen Blick auf, der nicht ganz deutbar für sie wurde und auch ihr Lächeln verblasste leicht. Trotzdem blieb ihre Mimik entspannt und sie konnte durchaus zeigen, dass sie es als angenehm empfand, mit ihm diesen Moment zu teilen. Sie fühlte sich bemüßigt, ihm noch mal zu verdeutlichen, dass er es selbst in der Hand hatte.
Ihren Blick erwiderte er, doch fühlte sie durch ihre Nähe zu ihm, wie er sich anspannte. Vielleicht ging sie zu weit, vielleicht hatte sie nicht das Recht dazu, ihm diese Dinge zu sagen. Was mischte sie sich in sein Leben ein? Eleyna fürchtete bereits, dass er sie nun zurückwies und wappnete sich innerlich dagegen. Nun war er es aber, der sie überraschte. Er ging vor ihr in die Knie und hauchte einen Kuss auf ihre Finger, während er etwas in Lyrintha sprach. Aufmerksam sah sie zu ihm hinunter und hatte überrascht die Augenbrauen erhoben. „Wie es aussieht… wirst du mein größter Kampf sein!“ Wie er vor ihr kniete und zu ihr hinaufsah, machte Eleyna sprachlos. Die Weichheit seiner Muttersprache war eine Wohltat in ihren Ohren, die nun viel Lerium zu hören bekommen hatten. Es war ein Unterschied, wie Tag und Nacht und Eleyna starrte einen Moment gebannt in sein Gesicht. Sie selbst verstand kein Lyrintha, erkannte aber sehr wohl die Sprache und konnte wohl hier und dort ein Wort nachsprechen, aufgrund ihrer antrainierten Begabung, mit Sprachen umgehen zu können. Eleyna aber blinzelte nur, als er sich wieder erhob, und folgte seiner Bewegung mit ihren Augen. Ohne zu überlegen, kehrte sie in seine einladend geöffneten Arme zurück und nahm wieder eine Haltung ein, die zum Tanzen animierte. Eleyna legte ihre Hand erneut auf seine Schulter, während ihr Blick darauf fiel. „Was hast du gesagt?“, fragte sie leise und warf ihm einen Blick zu. Lyrintha verstand sie also nicht. Aber das war auch keine Information, die sie nun verbergen musste. „Der Klang ist so viel angenehmer als Lerium“, murmelte sie und schüttelte kurz den Kopf. Die Situation war… merkwürdig.

Irgendwie schön und angenehm, aber auch aufreibend. Als wäre es gefährlich, was sie hier taten. Als warnte sie etwas im Nacken. Eleyna wirkte etwas verwirrt, doch dann erhob er wieder das Wort: „Dass du nach alldem, was dir widerfahren ist und obwohl man dir nach dem Leben trachtet noch so denken kannst ist… ist wirklich bemerkenswert.“ „Oder Irrsinnig“, schmunzelte sie und kam noch mal darauf zurück, dass er sie für bemerkenswert irrsinnig hielt. Sie lächelte ihm offen ins Gesicht und drehte sich einmal um sich selbst, um erneut in seine Führung zurückzukehren. Sie wiegte sich weiter zu dem Lied in ihrem Kopf und verlor einen Moment den Fokus aus seinen Augen. „Mir bleibt nichts anderes. Und ich war an dem Punkt, an dem ich den Abgrund ins Gesicht blickte und beinahe gefallen … gesprungen wäre. Ich stand da und starrte in das Dunkel und erkannte darin keinen Weg.“, murmelte sie. Sie erinnerte sich sehr gut an diese Momente und ihre bewusste Entscheidung, es nicht zu tun. „Ich wollte springen.... glaub mir. Mehr als einmal. Aber dann hätten sie gewonnen…“, sagte sie fest und er erkannte Entschlossenheit in ihrem Gesicht. „Und das gönne ich ihnen nicht!“, funkelte sie und für einen Moment glomm auch in ihr so etwas wie Rache auf, was dann wieder verrauchte. Eleyna war nicht frei von Fehlern. Nicht frei von Niedertracht. Aber sie bemühte sich – redlich!
„Darf ich dich noch etwas fragen Eleyna? ... was für einen Verrat hast du der Meinung deiner Mutter nach begangen? Was hast du getan?“ Nun hörte sie auf zu tanzen und blickte zu ihm hinauf. Sie ließ ihre Augen in seinen umherwandern und haderte mit sich. Er konnte sehen, dass sie gerade nicht wusste, ob sie so weit gehen durfte. Ob sie es sollte. Skýler hatte bisher eine gute Vorarbeit geleistet. Ihm war das Vertraute quasi in den Schoß gefallen und Eleyna hatte offenbar den Braten nicht gerochen. Jetzt aber verschloss sich die Offenheit vor seiner Frage und sie trat einen Schritt zurück, während ihre Hände von seinem Körper und aus seiner Hand glitten. Sie löste die Nähe auf. „Ich kann es dir nicht sagen…“, hauchte sie beinahe schon entschuldigend. Er konnte sehen, dass sie offen zu ihm sein wollte, sich hier aber eine Grenze befand. „Es würde Gefahr für dich, für mich und für -.“, "Es ist faszinierend, was Runenmagie alles schafft. Mir scheint, ich sollte anfangen, mich damit zu beschäftigen." Eleyna zuckte zurück und blickte am Mischling vorbei zum Eingang des Zeltes. "Ihr habt gegessen, gut. Trotzdem ist jetzt Schluss. Leg dich wieder hin, bitte. Du hast eine Menge Blut verloren und dein Körper braucht Ruhe!“ Eleyna musterte die Kuh das erste Mal richtig und erkannte den etwas grimmigen Ausdruck nur mäßig. Aber ihr Tonfall verriet so einiges. „Wir wollten nicht… es…“, versuchte sie etwas zu sagen, doch dann seufzte sie. Es hatte ja doch keinen Zweck. "Auch sollten die Runen zurück an ihren Platz. Ich rieche, dass deine Wunde sich geöffnet hat und wieder blutet. Komm..." „Was?“, fragte sie überrascht, da sie selbst kaum etwas davon gemerkt hatte. Nun aber sah sie an sich hinunter und befühlte ihren inzwischen wieder flachen Bauch. „Ich hab gar nicht…“, murmelte sie überrumpelt, ehe sie die Hände wieder wegnahm. Eleyna blickte auf die Decke und danach zurück zu Skýler. Dann lächelte sie nur schwach und reuevoll. „Tut mir leid.“, formte sie aufrichtig mit fast tonloser Stimme und kehrte zum Bett zurück. Ihr Gespräch war jäh unterbrochen worden und doch war es vielleicht ein Omen, sich nicht zu viel auf das, was auch immer sich hier entfaltete, einzulassen. Während sie sich hinlegte, wurde Sky nicht so freundlich behandelt. "Etwas frische Luft würde dir ganz guttun." Sie musterte ihn aus dem Liegen heraus und beobachtete seine Reaktion. „Ist schon gut…“, versuchte sie ihm zu sagen. Sie nickte leicht, dass er sie allein lassen konnte und vielleicht war es für ihn auch nötig, endlich etwas Abstand zu gewinnen. Sie selbst fühlte sich von dem Mischling überrumpelt, durch seine Art und seine Fragen. Nicht so, dass sie gleich wieder davonlaufen wollte, aber… eben anders. Jetzt im Liegen allerdings, merkte Eleyna erst, dass sie sich wirklich etwas schwach fühlte. Sie seufzte erneut und musterte die Kuh. „Danke und… ich wollte eure Mühen nicht mit Füßen treten. Ich… ich habe gedacht, ich wäre schon fitter.“, versuchte sie versöhnlich auf die Kuh einzuwirken.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 6. März 2024, 22:13

„Was hast du gesagt? Der Klang ist so viel angenehmer als Lerium“, hörte er sie fragen und lächelte bei ihrem Blick, den sie ihm zuwarf.
„Verrat ich nicht!“, erwiderte er mit ruhiger Stimme, ehe er einatmete und sich im Zuge einer etwas verlegenen Geste über den Nacken strich. Dann bot er ihr wieder seinen Arm zum Weitertanzen. Der Mischling merkte, dass sich irgendetwas zwischen ihnen entwickelte, was er aber noch nicht so recht fassen oder begreifen konnte.
„Ehrlich gesagt ist meine Aussprache in Lyrintha nicht mehr ganz sauber. War es vor 3… nein ich glaube es waren 4 Jahre, als mir eine Sarierin sagte, dass sich mein Lyrintha anhört, als würde ein Rabe versuchen, wie eine Nachtigall zu singen.“, erzählte Skýler, nicht ohne selbst dabei zu grinsen. Nach dem Tod seiner Mutter hatte er Lerium gelernt und sich ab diesem Zeitpunkt hauptsächlich nur in dieser Sprache verständigt. Lange Zeit hatte er wirklich wie ein Schatten gelebt und so hatte er im Grunde nur mit Krazhian und seinen Leuten Gespräche geführt. Bis man ihm mehr Leine gab und ihn auf eigene Missionen schickte.

„Oder Irrsinnig“, schmunzelte Eleyna, auf seine Bemerkung, dass er es bemerkenswert fand, dass sie nach all dem, was ihr widerfahren war und man ihr nach dem Leben trachtete, noch immer so positiv denken konnte. Auch mit dieser Antwort bewies sie ihren Humor und er hob den Arm etwas, damit sie sich einmal um sich selbst drehen konnte.
Dieser Moment war merkwürdig. Zwischen ihnen war es ruhig und irgendwie einig. Sie unterhielten sich trotz gewisser Hürden, denn jeder von ihnen hatte etwas vor dem anderen zu verbergen. Und doch war es für beide in Ordnung und keine Spannungen entstanden.
Skýler beobachtete sie, während sie sich zum Takt des Lieds, das sie gedanklich in ihren beiden Köpfen weiterführten, wiegten und Kreise zogen. Noch immer sah Eleyna angegriffen und erschöpft aus. Sie war mitgenommen und doch… strahlte sie in seinen Augen in diesem Moment, das er den Anblick nicht anders als schön beschreiben könnte.
„Mir bleibt nichts anderes. Und ich war an dem Punkt, an dem ich den Abgrund ins Gesicht blickte und beinahe gefallen … gesprungen wäre. Ich stand da und starrte in das Dunkel und erkannte darin keinen Weg. Ich wollte springen.... glaub mir. Mehr als einmal. Aber dann hätten sie gewonnen…“, sagte sie fest und voller Entschlossenheit. Der Mischling betrachtete sie mit einem ernsteren Ausdruck. Er wusste, wovon sie sprach. Er hatte schon ähnliches erlebt und war in ähnlichen Situationen gewesen. Die Dunkelheit selbst machte ihm längst keine Angst mehr. Tatsächlich waren seine Schatten ihm die innigsten Freunde, die er besaß. Doch kannte er das Gefühl keinen Ausweg zu sehen – keinen Weg zu einer Wende.
„Und das gönne ich ihnen nicht!“, funkelte sie, woraufhin Ský wieder etwas lächelte. „Kämpferisch, bis zum Schluss!“, bemerkte er, ehe sich noch einmal eine kurze Stille zwischen ihnen ausbreitete, in der sie vielleicht wieder anfing zu summen. Doch nach einer Weile spürte der den Drang noch eine Frage loszuwerden. Er wollte ein weiteres Puzzleteil – eines, das für das Gesamtbild unglaublich wichtig war. Und dadurch für ihn, denn er wollte es endlich verstehen.
„Darf ich dich noch etwas fragen Eleyna? ... was für einen Verrat hast du der Meinung deiner Mutter nach begangen? Was hast du getan?“ Eleyna blieb nach ihrem nächsten Schritt stehen und sah zu ihm auf. Ský tat es ihr gleich, blieb ebenfalls stehen und ließ sie in seinen Augen nach verborgenen Gründen suchen. Sie würde keine finden, doch das bedeutete leider nicht, dass sie sich so einfach auf die Frage einlassen konnte. In ihrer Miene las er ihr Hadern, bis sich in ihrem Blick zeigte, dass sie sich verschloss.
Eine kleine Enttäuschung breitete sich in seinem Innern aus, doch er würde sie nicht zu einer Antwort drängen. Das würde sie nur noch länger verstummen lassen.
„Ich kann es dir nicht sagen…“, hauchte sie leise, woraufhin er nur knapp nickte. Es war nicht leicht Geduld zu beweisen, doch er erkannte auch, dass sie noch nicht so weit war – auch, wenn der Grund offenbar nicht an ihm lag.
„Es würde Gefahr für dich, für mich und für -.“, „Es ist faszinierend, was Runenmagie alles schafft. Mir scheint, ich sollte anfangen, mich damit zu beschäftigen.“ Der Satz wurde von der Stimme der Kuh unterbrochen. Skýler wandte den Kopf über die Schulter zurück und sah, wie die Minotaurus-Dame das Zelt betrat. Wirklich ansehen konnte er es ihr zwar nicht, doch wirkte sie nicht begeistert darüber, dass sie ihn und die erkrankte Eleyna stehend außerhalb des Bettes vorfand.
Die Kritik, die sich gegen ihn richtete war spürbar – aber er konnte es ihr auch nicht verdenken. Tatsächlich hatte er sich mitreißen lassen und ihre Gesundheit dabei aus dem Fokus verloren.
„Ihr habt gegessen, gut. Trotzdem ist jetzt Schluss. Leg dich wieder hin, bitte. Du hast eine Menge Blut verloren und dein Körper braucht Ruhe!“ Ský zog seine Hände zurück und verschränkte locker die Arme vor sich, während er Eleyna aufmunternd mit einem Kopfnicken deutete, dass sie auf sie hören sollte.
„Wir wollten nicht… es…“, begann die Halbelfe eine Rechtfertigung, die sie dann aber doch in der Mitte des Satzes abbrach. Scheinbar sah auch Eleyna ein, dass die Kuh im Grunde recht hatte und sie ihre Mühen nicht mit Füßen treten sollten, indem sie sich nun vorzeitig und über das Maß bewegte.
„Auch sollten die Runen zurück an ihren Platz. Ich rieche, dass deine Wunde sich geöffnet hat und wieder blutet. Komm..." „Was?“ Bei dieser Aussage verzog Ský nun doch die Brauen besorgt. So merkwürdig angenehm ihre Zeit zu zweit gewesen war – er wollte nicht, dass sich sein Vögelchen übernahm und sich ihr Zustand wieder verschlechterte.
„Ich hab gar nicht…“, murmelte sie weiter, was ihn ein wenig schmunzeln ließ. Eleyna war wirklich unvernünftig! Und offenbar bemerkte sie es nicht einmal.
„Hör auf sie und ruh dich aus!“, sprang er der Feldschwester zur Seite und schüttelte leicht mit dem Kopf, als sich Eleyna mit einem schwachen und reuevollen Lächeln auch noch entschuldigte.
„Tut mir leid.“, formte sie aufrichtig mit fast tonloser Stimme und kehrte zum Bett zurück. Für ihn war ihr Gespräch so oder so beendet gewesen, von daher störte es ihn nicht wirklich, dass sie unterbrochen worden waren. Für die kurze Zeit konnte er eigentlich zufrieden sein und den Rest… würde er irgendwann schon herausfinden. Bis dahin hatte er genug, über dass er selbst nachdenken musste…
„Etwas frische Luft würde dir ganz guttun.", hörte der Mischling nun die Kuh und nicht besonders freundlich sagen. Sein Blick wanderte zu ihr und er hob die Augenbrauen. Entweder ging es darum, dass die Kuh Eleynas Wunden noch einmal kontrollieren wollte – oder sie schickte ihn hinaus, weil sie die Szene zwischen ihnen missverstanden hatte.
„So? Würdet Ihr euren Gatten in eurem Falle auch hinausschmeißen?“, fragte er frech und verzog die Augen, dass er fast einem Fuchs ähnelte. Die Kuh hielt ihn doch eigentlich für den ‚Erzeuger‘ des Kindes. Wieso musste er dann gehen, obwohl es ihm tatsächlich nicht mal wirklich störte. Gerade ging es ihm mehr um den Spaß und ums Prinzip.
„Ist schon gut…“, hörte Ský das Vögelchen sagen, die vermutlich den Kontext nicht begriff, da sie von dem Missverständnis nichts mitbekommen hatte. Und bevor sich die Kuh aufregen konnte, hob der Mischling auch schon die Hände und wandte sich dem Zelteingang zu.
„Bin schon weg!“, sagte er, blieb dann aber noch einmal kurz stehen und sah zu Eleyna zurück.
„Ich bin direkt vor dem Zelt! Wenn etwas ist, ruf einfach!
Lass dich nicht ärgern und ruh dich aus, Vögelchen!“ Damit ließ er den Vorhang hinter sich fallen und verschwand aus ihrem Sichtfeld.
Ský schmunzelte noch etwas, während er sich umsah und einen Überblick verschaffte. Die frische Luft war tatsächlich angenehm und erfrischend und er verspürte den Drang sich einmal ausgiebig zu strecken.
Danach ließ er den Blick zum leicht bewölkten Himmel gleiten, auf dem lediglich kleine blaue Himmelsinseln zu entdecken waren. Sein Ausdruck wurde wieder neutral und er begann das Gespräch mit Eleyna Revue passieren zu lassen. Er dachte an den Handkuss und …
„Argh…!“, entließ er einen Laut und rieb sich durch die roten Haare. Was war nur in ihn gefahren? All seine Gedanken und Gefühle – nichts davon durfte sein! Es war vollkommen untypisch für ihn! Und doch… fühlte er sich mehr nach sich selbst, als wie der Schatten, der er normalerweise war.
Ich steck wirklich in der Patsche!, analysierte er seine Situation und warf noch einmal einen Blick zurück zum Zelteingang. Gab es überhaupt eine Lösung? Sein Auftrag war klar: er musste das Vögelchen ausliefern! Wenn er das nicht tat…
Bei diesem Gedanken rieb er sich schwer seufzend über den Nacken. Die Erinnerung an die letzten Strafen waren nicht schwer abzurufen. Sie waren ihm in Mark und Bein eingebrannt. Würde er alles, was er sich aufgebaut hatte riskieren? Nicht einmal direkt für das Vögelchen, sondern indem er ihrem… Beispiel folgte? Etwas, was sein Innerstes kribbeln ließ und von dem er wusste, dass er nicht erst seit ein paar Jahren mit dem Gedanken spielte? Vermutlich würde er an diesem Tag keine Antwort finden. Aber vielleicht war das auch in Ordnung, denn sollte er sein Leben umkrempeln und dadurch alles riskieren, musste er sich zu 100% sicher sein.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 7. März 2024, 20:30

Gerade, als sich aus ihrem Gespräch etwas mit zarten Banden zu knüpfen begann und vielleicht zu noch mehr, verhängnisvoller, Offenheit geführt hätte, wurden sie durch die Leitkuh unterbrochen, die unaufgefordert und ohne Vorwarnung ihr Zelt betrat. Was sie von dem Anblick der Beiden hielt, war ihr aufgrund fehlender Mimik nicht anzusehen. Jedoch waren ihre Worte deutlich und stellten klar, dass sie alles andere als erfreut war. Und in Anbetracht von Eleynas Blutverlust und ihrem ernsten Zustand, der trotz der Runen eigentlich noch vorherrschte, war es ihr auch kaum zu verdenken.
Dabei klang sie allerdings auch nicht barsch oder gar abweisend. Vielmehr war es eine gewohnte, mütterliche Strenge, die ihrer Stimme innewohnte und einen Eindruck davon vermittelte, dass ihr selbst die männlichen Minotauren folgten, wenn sie etwas anschaffte. Vermutlich hatte sie nicht nur einem von ihnen bereits die Ohren lang gezogen, allen voran wohl dem Chef dieser Sippe!
Zugleich war sie auf ihre Weise ebenfalls eine gute Beobachterin und offensichtlich zufrieden damit, dass gegessen worden war. Aber ihre Nase war sehr fein und so überraschte sie die Spione mit ihrer Eröffnung. Bei dem Gemurmel von Eleyna winkte sie nur ab. "Es nicht gemerkt? Kann ich mir denken. Riecht auch nicht nach einer großen Menge oder danach, als hätte es deinen Körper schon verlassen.", erklärte sie unumwunden und noch immer in dem Glauben, ein Paar vor sich zu haben, bei dem auch der männliche Part einen Teil erfahren durfte wie sollte.
In diesem Moment mischte sich Skýler ein und wollte ebenfalls dafür sorgen, dass seine Zielperson sich wieder mehr schonte. Die Kuh schnaubte leise und warf ihm einen undurchdringlichen Blick zu. Entweder war es ein stummer Dank dafür... oder ein Tadel, ganz gleich, als würde sie ihm sagen, dass er spät aber doch noch zur Vernunft zu kommen schien. Oder etwas gänzlich anderes... Wie es wohl für einen Spion, der die feinsten Nuancen in Mimik, Gestik und Klang erkennen musste, war, solch einem Wesen gegenüber zu stehen, bei dem ersteres fast vollkommen wegfiel?
Dann allerdings wandte sie sich bereits ab, schlug die Decke einladend zurück und wartete darauf, dass die Verletzte sich endlich wieder hinlegte. Dabei bemerkte sie, dass sie männliche Anwesenheit vorerst nicht länger wünschte und ihr Tonfall machte mehr als klar, dass sie keinen Widerspruch dulden, sie sich am Ende so oder so durchsetzen würde. Genau so, wie er es schon einmal erlebt hatte.
Das schien auch die Halbelfe wahrzunehmen und zu akzeptieren, nachdem sie sich hingelegt hatte. Wenngleich die Kuh sie überraschenderweise nicht gleich zudeckte. Wahrscheinlich, weil eine weitere Untersuchung anstand. Oder warum sonst wollte sie Skýler hinauswerfen? Sie hatte selbst einen Mann an ihrer Seite, da wäre sie wohl kaum eifersüchtig auf das scheinbare Glück trotz des großen Verlusts. Oder...?
Ehe Eleyna es unterbinden konnte, um auch ihm zu einer Atempause zu helfen, konterte er die Worte der Heilerin dieser Sippe. Hatte sie bislang die Decke glattgestrichen, obwohl diese am Bettende und nicht über ihre Patientin gebreitet lag, ähnlich, als müsse sie ihre Hände irgendwie beschäftigen, hörte sie damit abrupt auf.
Entschlossenheit straffte ihre Haltung, sie verschränkte die starken Arme vor der ausladenden Brust und drehte sich langsam zu ihm um. Mit ihren dunklen, undeutbaren Augen sah sie ihm ins Gesicht, einen Herzschlag lang, zwei... dann drei... Bis sie schließlich den Mund öffnete und mit einer Trockenheit in der Stimme, die der Wüste Sarma alle Ehre gemacht hätte:"Bei dem, was nun folgen wird? Lass mich mal überlegen..."
Sie verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein, ließ jedoch ansonsten bewusst ein wenig Zeit verstreichen. Hätte sie eine menschliche Miene besessen, sie hätte eine betont nachdenkliche Miene aufgesetzt, davon konnten alle innerhalb dieses Zeltes ausgehen. Schließlich erlöste sie ihre Zuhörer jedoch, indem sie entschieden und genauso trocken wie vorhin die Antwort lieferte. "Selbstverständlich!"
Dem ein leises, beleidigtes Schnauben folgte, der einzige Ausdruck dafür, dass ihr seine Worte nicht gefallen hatten. Weil er damit ihre Entscheidung infrage gestellt hatte? Oder weil er überhaupt danach gefragt hatte? Als wenn es eine Beleidigung für sie wäre, dass ein Mann während ihrer Behandlung von Frauenleiden zugegen sein wollen könnte. Womöglich lag es auch daran, dass er sich schon einmal mit ihr zu messen versucht hatte.
Bevor sich jedoch ein Streit zwischen ihnen entspinnen konnte, war es Eleyna, die vermittelte und dafür sorgte, dass er auf die Leitkuh hörte. Leise schnaubte sie, wenngleich es dieses Mal eher zufrieden wirkte, und wandte sich ab. Das gab den Beiden die Gelegenheit, sich kurz voneinander zu verabschieden, während sie nach draußen lugte, um einer ihrer Gehilfinnen ein Zeichen zu geben. "Aber nicht schummeln!", raunte sie ihm zu, als er an ihr vorbei hinaus schlüpfen wollte, und dieses Mal schien es durchaus so, dass so etwas wie Schalk in ihren Augen aufblitzte.
Daraufhin wandte sie sich ab und trat zu der Lagerstatt zurück. "Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen oder irgendetwas, das ungewöhnlich ist?", fragte sie direkt und wieder mit jenem mütterlichen Timbre, der einem trotz allem Vertrauen einflößte. Sie legte Eleyna die Hand auf die Stirn, nickte, als sie kein übermäßig hohes Fieber ertasten konnte, und richtete die Runen.
Die Worte der anderen ließen sie leise schnauben und mit der Hand wedeln, als wolle sie lästige Fliegen verscheuchen. "Wäre ich so zart besaitet, würde ich mit mindestens der halben Sippe längst kein Wort mehr reden.", brummte sie und wandte sich ab, um einige Leinenstreifen bereit zu legen, die hier innerhalb des Zeltes aufbewahrt wurden. "Mich wundert, dass du dich überhaupt auf den Beinen halten konntest. Dein Blutverlust war enorm.", fuhr sie fort.
"Das Gute daran, du kannst dich untenrum selbst frei machen, du bist stark genug dafür.", bemerkte sie in dem Moment, in dem die Zeltplane erneut angehoben wurde und eine Gehilfin mit heißem Wasser eintrat, das scheinbar für die Untersuchung nötig wäre. Dampf stieg von der Schüssel auf und der feine, erfrischende Geruch nach Kräutern.

Draußen indes konnte Skýler ein wenig zur Ruhe kommen oder sich von dem alltäglichen Treiben in dem Lager ablenken lassen. Das Wetter hatte sich den Tagesverlauf über kaum verändert, der Nebel war bislang noch nicht zurück gekehrt, würde es wohl aber bald wieder, denn Mittag war längst vorbei. Trotzdem gäbe es noch die ein oder andere Stunde mit Tageslicht, das trotz der Wolken am Himmel um einiges heller war als das Dämmer innerhalb des Zeltes.
Was war da eigentlich zwischen ihnen geschehen? Wieso machte er sich solche Sorgen um die Person, die er finden und eigentlich ausliefern sollte? Und wie sollte das Ganze weiter gehen? Während er wartete, aus dem Reich der Frauen verbannt, drohte er, in seine Gedanken abzudriften.
Wenn da nicht, einige Zelte zu seiner Rechten, gut hörbar Jubel ausgebrochen wäre. Von seinem Standpunkt aus konnte er nicht sehen, was dort geschehen war, aber es klang so, als hätte sich ein paar Minotauren zusammen getan und freuten sich über etwas. Die Stimmen hatten eher jünger geklungen, teilweise noch fast kindlich, sodass es sich vermutlich um irgendetwas handelte, das die Kälber zur Beschäftigung gefunden hatten.
Ob er eine gewisse Neugier verspürte oder den Wunsch, sich erfolgreicher abzulenken von der Gefahr, in die er sich zu begeben angefangen hatte? Oder würde er sein Wort voran stellen und auf diesem Fleckchen vor dem Zelt ausharren, ohne einer Ahnung davon, wie lange es dauern würde?
Gelächter aus derselben Richtung ließ darauf schließen, dass das Spektakel, welches auch immer das sein mochte, noch nicht vorüber war. Vielleicht würde sich ein kleiner Blick doch lohnen... nur kurz?
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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 8. März 2024, 23:58

Es war schon sehr lange her, dass Eleyna sich mal nicht gehetzt und auf der Hut gefühlt hatte. Dieses unerwartete Kennenlernen, hatte ihr für einen Moment eine Verschnaufpause beschert, die sie sehr dringend nötig gehabt hatte. Sie war wahrlich am Boden gewesen und wäre beinahe gestorben. So ganz hatte sie diese Sache noch nicht durchdacht. Sie hatte lieber die Ablenkung gewählt, die Skýler ihr beschert hatte. Und ja, diese Ablenkung hatte gut getan. Sie fühlte sich etwas gefestigter, fühlte sich nicht ganz so zertrümmert, wie noch vor ihrem Aufeinandertreffen. Eleyna hatte durchatmen können und das auf eine Weise, die sie nachdenklich stimmte. Der Mischling hatte sie auf eine gewisse Weise berührt und fast bereute sie es, dass sie sich an diesem Punkt in ihrem Leben kennengelernt hatten. Ihr würde nicht viel Zeit bleiben, den Rothaarigen weiter zu betrachten und sich ein Bild von ihm zu machen. Er musste seiner Wege ziehen und egal, wie oft er beteuerte, dass er sie begleiten wollte… Wie könnte sie das verantworten? Skýler war unbeteiligt und sie würde ihn gewiss nicht in jenes Spiel hineinziehen, wenn sie doch versuchte alle daraus zu befreien. Die Halbelfe folgte brav in das Bett zurück und erst im Liegen fiel ihr auf, wie kaputt sie doch noch war. Das Gespräch mit dem Elfen hatte sie hervorragend abgelenkt und sie dankte ihm still dafür. Nun aber musste er gehen, wenn es nach der Kuh ging. Der folgende Spruch aber ließ Eleyna die Stirn runzeln: „So? Würdet Ihr euren Gatten in eurem Falle auch hinausschmeißen?“ Irritiert sah sie zur Kuh und fragte sich, ob sie annahm, dass der Rorhaarige und sie… Eleyna ächzte, als ihr der Gedanke kam, was man von Skyler halten könnte. Eleyna wiegelte das ganze ab und beteuerte, dass es ihr gut ginge. Skýler sollte zusehen, dass er frische Luft bekam. Doch die Kuh schien sich die Frechheit nicht recht gefallen lassen zu wollen. Ihre Antwort indes entlockte Eleyna erneut ein Seufzen. Das musste jetzt doch nicht sein. Sie spürte, dass sie sich bereits wieder etwas gestresster fühlte. Auch Arvid konnte nicht aufhören, immer Streit zu sähen. Vielleicht verstand er sich deshalb mit der Sippe. Aber es war auch nicht an Eleyna alles zu erraten. Entweder, Arvid würde etwas offener werden oder aber eben nicht. Sie hatte genug eigenes zu tun. „Ich bin direkt vor dem Zelt! Wenn etwas ist, ruf einfach!
Lass dich nicht ärgern und ruh dich aus, Vögelchen!“
Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln und nickte.

„Schon gut, ich denke, ich bin ganz gut aufgehoben.“, versuchte sie ihm klarzumachen, dass er sich selbst nicht vergessen durfte. Doch das Lyrintha klang einfach nur angenehm in ihren Ohren nach. Verstehen konnte sie es nicht. Nachdem Sky das Zelt verlassen hatte, sah sie ihm einen Moment nach. "Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen oder irgendetwas, das ungewöhnlich ist?" Eleyna blickt zur Kuh und horchte dann in sich hinein. „Ich… fühle eine Leere…“, gab sie zu und war selbst überrascht, dass sie das aussprach. „Ich… ich meine, mir geht es gut.“, schob sie hinterher und sah die Kuh einen Moment lang an. Dann schloss sie die Augen, weil ihr plötzlich die Tränen kommen wollten. „Entschuldigung.“, murmelte sie und kniff sich in die Nasenwurzel. Für einen Moment holte Eleyna tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. „Ich.. war also nie schwanger? Kein Zweifel?“, fragte sie und musterte das tierische Gesicht. Nach einem Moment, verfiel die Kuh wieder in zweckmäßige Geschäftigkeit. "Mich wundert, dass du dich überhaupt auf den Beinen halten konntest. Dein Blutverlust war enorm. Das Gute daran, du kannst dich untenrum selbst frei machen, du bist stark genug dafür.“ Eleyna nickte nur. Sie beobachtete diejenige, die ebenfalls ins Zelt trat und zog dann unter ihrer Decke, die Hose aus. „Was war es, dass mich hast glauben lassen hat, ich wäre schwanger?“, wollte sie während der Untersuchung wissen. Tatsächlich ließ sie sich behandeln und blendete den Umstand aus, dass es hier um äußerst intime Dinge ging. „Könnt ihr mir sagen, wie wir euch gefunden haben? Wer hat nach uns Ausschau gehalten? Wie geht es jetzt weiter und… wer sind die beiden, die hier das Sagen haben im unserem Fall?“, fragte sie, ganz analytisch. Sky hatte ihr von denjenigen erzählt, die hier offenbar die Strippen zogen. Und auch der Minotaure sagte, dass Jemand sie suchen würde. Sie? Oder sie alle? Eleyna’s Gedanken bewegten sich wieder in weitaus bekanntere Bahnen. Kurz warf sie einen Blick nach draußen und versuchte zu erkennen, ob Sky dort noch stand. Vielleicht hörte er ja ihre Fragen und deren Antworten- wenn denn hoffentlich endlich mal jemand auch Informationen weitergab und nicht ständig ein Geheimnis aus allem machte

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 9. März 2024, 21:49

Während sich die Kuh um Eleyna kümmerte, blieb Skýler draußen vor dem Zelt stehen. Er genoss die frische Luft und atmete einmal tief durch, doch seine Gedanken begannen langsam aber sicher sein Gespräch mit Eleyna zu verarbeiten. Irgendwie geschah sehr viel in kurzer Zeit und vor allem brachte sie ihn zum Nachdenken. Obwohl er ein Untergebener der Spinne war betrachtete er sich selbst nicht als einen direkten Untergebenen. Er unterstand Krazhian – die Spinne selbst war für ihn irgendwie weit entfernt. Doch natürlich bekam er die Anweisungen vom Kopf und sein Lehrmeister leitete sie lediglich weiter und koordinierte die Befehle und die Umsetzungen.
Seine Hand wanderte zu seiner Schulter, wo unter seiner Kleidung am oberen Rücken das Tattoo verborgen war. Tatsächlich konnte er seine eigenen Schreie noch in den Ohren hören, als dieses angebracht worden war. Nicht, weil es wehgetan hatte – die Schmerzen waren im Vergleich zu anderen ein Witz gewesen. Nein, sein jüngeres Ich von damals hatte bereits begriffen, dass ihn diese Markierung auf ewig kennzeichnen und ein Entkommen erschweren würde. Glücklicherweise war es durch Oberteile gut zu verbergen, doch war ihm die Freiheit verwehrt diese einfach, wie er mochte abzulegen. Es gab sicher nur wenige, die diese Markierung überhaupt erkennen würden. Das Spinnennetz war eine Geheimorganisation und so wussten nicht viele über sie Bescheid. Dennoch war es seien Aufgabe als Spion oberste Vorsicht walten zu lassen.
Ein Seufzen verließ seine Kehle. Würde es ihm überhaupt möglich sein dem Netz zu entkommen? Er hatte es früher nicht nur einmal versucht und war stets kläglich gescheitert. Die Bestrafung, die auf dem Fuße gefolgt war hatte ihn von Mal zu Mal mehr gebrochen und ihm klargemacht, dass er keine Wahl besaß. Doch nun waren wieder einige Jahrzehnte ins Jahr gegangen. Er war stärker geworden und wusste, dass er besonders in Punkto Magie ein ernstzunehmender Gegner war, den man nicht unterschätzen sollte. Seine Magiereserven waren schon immer und auf sein Alter betrachtet überproportional groß gewesen. Doch würde das ausreichen?
Im Innern des Zeltes war gedämpftes Murmeln zu hören, als Eleyna mit der Kuh sprach, doch klare Worte gelangten nicht an sein Ohr. Dafür war es hier draußen dann doch zu laut, besonders weil eine Gruppe mit lauten Rufen für ziemlichen Lärm sorgte.
Seine grauen Augen sahen in die Richtung und er vermutete, dass sich dort auch Arvid aufhalten würde. Das war allerdings auch der zweite Grund, wieso er nicht nach dem Rechten sah. Der biestige Junge war keine Gesellschaft, die er bewusst suchte. Dafür war er zu narzisstisch und am Dauermeckern. Das würde er vermutlich viel zu früh wieder hören müssen.
Abgesehen davon hatte er Eleyna versprochen vor dem Zelt zu warten. Dennoch fühlte er, dass er etwas Bewegung brauchte und so begann er sich ein wenig zu stecken und zu dehnen, ehe er ein paar Mal um das Zelt herumspazierte.
Ob der Zwerg und die Tha’Roon bald aufschlagen würden? Noch immer vermutete er diese beiden als Auftraggeber der Minotauren. Doch vorsichtig, wie er war, versteifte er sich nicht darauf und ließ die Option einer unbekannten Partei offen. Dennoch wäre es schön zu erfahren, aus welchen Grund sie hergebracht worden waren. Auch, wenn es sich schlussendlich gar nicht mehr wie ein gezwungener Aufenthalt anfühlte.
Wie schnell ihnen Krazhian wohl auf die Fährte kommen würde? Gut – er kannte seinen Lehrmeister gut genug, um zu wissen, dass er sicher nicht sofort persönlich aufschlagen würde. Dafür hatte er noch genug andere Untergebene, denen Skýler fast durch die Bank nicht traute – oder sie gar leiden konnte. Er hatte sich nicht umsonst schnell und an die Spitze der Männer gearbeitet. Denn dort war ihm die Freiheit gewährt nicht viel mit den anderen zu tun zu haben.
„Alles Scheißkerle, nicht wahr?!“, fragte er leise gen Himmel und verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. Es hatte nur einen Mann unter Krazhian gegeben, den Skýler über all die Jahrzehnte mögen gelernt hatte – doch dieser lebte nicht mehr.
Nun, ganz so schnell würde man noch nicht nach ihm suchen. Sein Auftrag war immerhin noch nicht aus dem Zeitmodell ausgebrochen, obwohl er sich jetzt schon auf einem Umweg befand. Er konnte noch durchatmen und sich Gedanken darüber machen, wie es für sie weitergehen sollte. Und wohin sie nach Eleynas Genesung aufbrechen würden. Dass er sie auf einen falschen Weg führen könnte bezweifelte der Mischling – dafür hatte er ihre Fähigkeiten und ihr Können nun doch zu gut erkannt.
Dennoch überlegte er schon, wie er sich einen weiteren Umweg … und so noch mehr Zeit verschaffen könnte.

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Re: Der Nebel der Dunsthügel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. März 2024, 20:11

Dies hier war das Zelt der Leitkuh und sie war es auch, die bestimmte, wer sich wann darin aufhielt, sofern diese Person fähig dazu wäre, hinaus zu gehen. Das hatte Skýler schon einmal feststellen können und auch jetzt wurde ihm sehr deutlich gesagt, wie die Regeln lauteten. Obwohl sie und der Rest der Anwesenden, abgesehen von Arvid, ihn für den Partner und vermeintlichen Vater des nicht existenden Nachwuchses hielten, Frauensache blieb einfach Frauensache. Daran war in ihren Augen nicht zu rütteln. Erst recht nicht, wenn sie die Patientin erneut untersuchen wollte und auch musste, dem Geruch nach zu schließen.
Der Mischlingself war klug genug, es auf keinen weiteren Machtkampf ankommen zu lassen und die Leitkuh war ebenfalls nicht darauf erpicht. Somit war sie bald allein mit Eleyna und widmete sich ihr, nachdem sie eine ihrer Gehilfinnen gerufen hatte, weil sie noch Utensilien benötigte, die frisch sein mussten. Während der kurzen Wartezeit stellte sie ihre routinemäßigen Fragen und sah mit ihren dunklen, warmen Augen auf die Patientin herab.
Bei der ersten Antwort nickte sie, bis die Spionin sich verbesserte und ihr damit ein leises Schnauben entlockte. Schon schloss die Liegende die Augen und kämpfte gegen die Tränen an. Diesen Moment nutzte die Kuh, um nach ihrer Hand zu greifen und sie behutsam zu drücken. "Deinem Körper wird es bald besser gehen, deine Gefühle brauchen Zeit. Es darf dir nicht gut gehen und das ist in Ordnung. Dafür ist keine Entschuldigung notwendig.", sprach sie mit mütterlicher Wärme in der Stimme und trat zurück, um Eleyna nicht unnötig zu bedrängen. Außerdem hatte sie ja noch etwas vorzubereiten.
Kopfschüttelnd machte sie einen Schritt zur Seite. "Kein Zweifel.", bestätigte sie und wandte sich ab, um die Stoffstreifen bereit zu legen. Aber auch, um der anderen den Raum für ihren Schmerz zu geben, ohne sich dabei beobachtet fühlen zu müssen.
Nach einer kleinen Schweigepause sprach sie wieder und eröffnete damit, was als nächstes anstand, eine Untersuchung. Indes kam auch die Gehilfin mit frischem Wasser herein, das dampfte und dank einiger Kräuter einen angenehmeren, frischeren Duft mit brachten. Sie stellte die Schüssel in die Nähe des Lagers und machte sich dann daran, den Sichtschutz aufzustellen, damit niemand zufällig herein kommen und zu viel sehen könnte.
Mit dem Stoff kam die Leitkuh näher und schlug behutsam die Decke zurück, um fachmännisch nachzusehen, wie es untenrum bei ihrer Patientin aussah. Daraufhin begann sie, die Tücher in das Wasser zu tauchen und Eleyna sanft zu waschen. Die Kräuter rochen nicht nur gut, sie gaben auch ein warmes, leicht prickelndes Gefühl, das für Entspannung sorgen konnte, wenn man sich darauf einließ. Ohne den Blick zu heben, gab die Heilerin Auskunft:"Was genau für eine Art Geschwulst es war, kann ich dir auch nicht sagen, weil dein Körper kein Gewebe ausgestoßen hat."
Nachdem sie sich an einem sauberen Tuch abgewischt hatte, legten sich warme Hände auf den vor kurzem noch geschwollenen Unterbauch und drückte kundig an einigen Stellen. Nickend zog sie ihre Finger wieder zurück und zog die Decke hoch, um die andere zu bedecken. Dann erst sah sie auf und nahm sich die Zeit, mit direktem Augenkontakt mit der Halbelfe zu sprechen. "Unser Gast meint, es könnte eine Art Blase gewesen sein, die geplatzt ist. Vielleicht von einer Verletzung? Oder einer alten Narbe? Ich weiß es nicht, aber sie hat sich immer weiter mit Blut gefüllt, bis ein Schlag oder eine Erschütterung dafür gesorgt hat, dass die Membran nicht mehr hält." Sie hielt inne und überlegte, ob sie dieser Beschreibung noch etwas hinzu fügen könnte, doch im Prinzip hatte sie alles weiter gegeben, was sie selbst wusste.
So zuckte sie leicht mit den Schultern. "Es tut mir leid, einen anderen Trost habe ich nicht für dich, fürchte ich. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt, aber meine Mutter hat mir früher einmal von einem Phänomen erzählt, bei dem der Bauch eines Weibchens anschwillt, obwohl sie nicht trägt. Es ist selten." Damit griff sie erneut nach der Hand ihrer Patientin, sollte diese sich ihr nicht entziehen, um sie zu drücken. "Das Wichtige ist jetzt erst einmal, dass du wieder gesund wirst. Solange kannst du natürlich hier bleiben oder wir bringen dich nach Rugta, wenn du möchtest. Aber du brauchst Ruhe.", mahnte sie, als ahne sie, dass Eleyna nicht zu jenen Charakteren zählte, die sich diese selbst zugestehen wollten... oder konnten.
Schon stellte die andere Fragen, die nichts mehr damit zu tun hatten, was die Leitkuh kaum hörbar seufzen ließ. "Genaues weiß ich auch nicht. Unsere Gäste suchen jemanden und ihr Begleiter, dieser Schemen oder was genau er ist, scheint bei euch fündig geworden zu sein."
Die Leitkuh erhob sich und nahm die Schüssel mitsamt der Tücher, um sie ihrer Gehilfin weiter zu geben. "Es wird sich alles aufklären, da bin ich sicher. Du aber brauchst Ruhe.", betonte sie noch einmal mit einer ähnlich mütterlichen Strenge wie vorhin.

Während die Untersuchung vor sich ging, hatte draußen Skýler Zeit, sich mit sich und seiner Umwelt auseinander zu setzen. Das Gespräch mit seinem Vögelchen war... interessant gewesen und musste noch gründlich bedacht werden, sowohl was die Informationen darin betraf, als auch was es für ihn bedeutete. Die Gelegenheit dazu hatte er, denn bis auf den ein oder anderen, der an ihm vorbei ging aufgrund seiner derzeitigen Aufgabe, gesellte sich vorerst niemand zu ihm.
Und er hatte auch kein sonderlich großes Interesse etwas daran zu ändern, nicht einmal, als er hören konnte, dass es einige Zelte von ihm entfernt etwas zu jubeln gab. Danach wurde gelacht und die ein oder andere Bemerkung gemacht, die jedoch nicht zu verstehen war, nicht einmal für feine Elfenohren. Er sah nicht nach, sondern blieb, wo er war, mitunter, weil er es seiner unverhofft vor seine Füße gefallenen Zielperson zugesagt hatte.
Und trotzdem musste er sich bewegen, anstatt sich die gesamte Zeit über nur die Beine in den Bauch zu stehen. So begann er damit, das Zelt zu umrunden, während seine Gedanken weiter wanderten. Als er die erste Runde geschafft hatte, wurde es dort, wo vorhin noch freudige Stimmung geherrscht hatte, plötzlich mucksmäuschenstill.
Umso lauter erscholl ein einzelner Jubelruf, der verdächtig nach Mina klang. Anscheinend war ihr etwas gelungen, womit keiner gerechnet hatte. Vielleicht dank Arvids Hilfe, vielleicht auch einfach, weil sie durch seine Anwesenheit schon mehr an sich geglaubt hatte. Scheinber jedenfalls hatte der Kleine irgendwas richtig gemacht, sofern er überhaupt daran beteiligt gewesen war. Ohne selbst nachzusehen, würde Skýler es so bald nicht erfahren.
Doch er ging weiter seine Runden, hing seinen Gedanken nach und konnte sich schließlich eine leise Frage Richtung Himmel nicht verkneifen. Diesen Moment suchte sich der Zwerg aus, um zwischen zwei Zelten hervor zu kommen. Er stockte kurz, ehe er brummte und sich dann gezielt dem Mischlingselfen näherte. "Na, na, wer muss denn hier so derb werden? Ein paar Bullen hier sind ganz umgänglich... nachdem sie in eine Faust gerannt sind.", scherzte er brummig und mit einem verschmitzten Grinsen innerhalb seines wuchernden Barts, während er auf seine grob wirkenden Hände sah, die er öffnete und schloss. Allerdings hatte er nicht vor, diese gegen sein Gegenüber einzusetzen.
Stattdessen deutete er mit dem Wust an Bart in Richtung Zelteingang. "Wollt' mal sehen, wie's so steht?", fragte er und wirkte ehrlich dabei. Zugleich aber schien auch er das Reich der Leitkuh zu respektieren und nicht einfach so einzudringen, solange er nicht konkret eingeladen wurde. "Schaust zumindest besser drein.", fügte er noch mit seiner brummigen, tiefen Stimme hinzu und grinste bereits wieder, sichtlich unbeeindruckt davon, dass er einige Köpfe kleiner war als sein Gegenüber.
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