Die Suche nach den Schriftrollen

Selbst eine Himmelsstadt will regiert werden, daher gibt es den Sitz der Himmlischen. Die Weisen stehen jedem mit Rat und Tat zur Seite. Sie überschauen ihr Reich wie Adler den Himmel.
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Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 24. März 2011, 21:35

Ikarus stolzierte mit wallender Kleidung voraus und bildete somit die Speerspitze der kleinen Dreiergruppe. Das ganze Chaos um den Drachen hatte sie hinter sich gelassen, sicherlich würden sich irgendwelche Wachen nun darum kümmern. Nun jedoch ging es erst einmal hin zu den sogenannten Himmlischen. Tahmo hatte natürlich keinerlei Ahnung wer das wahr, oder wie sie aussahen. Er vermutete lediglich das sie wohl einen besonders hohen Stellenwert hier in dieser Stadt über den Wolken inne hatten, denn immerhin mussten sie erst gefragt werden ehe Er und Lua die Schriftrollen sich ansehen durften. Was in ihnen wohl alles für Zauber drinnen standen? Hoffentlich machte es nichts das er mit seinem dicken Buch noch lange nicht fertig war. Das Kapitel mit den grundlegendsten Grundlagen hatte er gerade erst fertig gelernt. „hmmmm“ Sein Blick striff über die Häuserwände rechts und links von der Straße der sie folgten. Soweit man bei den Hymlianern überhaupt von Häuserfassaden reden konnte. Denn so dicht an dicht wie in einer normalen Stadt standen die Häuser hier bei weitem nicht. Ganz im Gegenteil, die Hymlianer besaßen eine enorm luftige Bauweise und demnach taten sich eine Menge großer und kleiner Lücken angefüllt mit Gärten, Springbrunnen oder kunstvollen Statuen voll fließender Schönheit auf. Auch standen die Häuser alles andere als in Reih und Glied, die Ausrichtung der Gebäude schien rein zufällig gewählt. Aber das waren noch nicht alle baulichen Sonderheiten die Tahmo unmittelbar ins Auge stachen. Denn auch die Form der Häuser war anders. Sie glichen ein wenig Wolken, hatten selten kantige Formen und waren im allgemeinen eher rund gehalten. Verschiedene Etagen, mit tausenden Balkons und Freiflächen. Hier und da hatte man absichtlich Hauswände ausgespart sodass man direkt in die Ess oder Wohnräume spähen konnte. Und war einmal eine Wand vorhanden, so befanden sich fantasievoll geformte Fenster in ihr. Tahmo lächelte, ihm gefiel diese Bauweise, sie war so frei und unbeschwert.

Mit ein paar schnellen Schritten trat er neben Lua, den Stab wie einen Gehstock neben sich führend. „Ziemlich toll hier hm?“ Sprach er mit ehrfürchtiger, gedämpfter Stimme, „Weis' du wo wir genau hingehn' nun? Ikarus hat'jah irgendwas von himmlischen gesagt. Hmmm..."

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off topic:
Hab gemerkt das es über Hymlia nicht wirklich eine großartige Beschreibung gibt, weshalb ich jetz mal bissl weniger geschrieben habe was die Optik der Stadt angeht...

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. März 2011, 19:45

Die Wolkenstadt war ganz anders als jene auf dem Boden und doch existierten Ähnlichkeiten. Sicher, auch hier gab es kleine Beete und eingezäunte Bäume auf den langen Promenaden, die zwischen schmucken Häusern hindurch führten - so wie man es von großen Städten gewohnt war. Aber in Hymlia waren die Stämme der Bäume weiß, das Blattwerk ebenfalls, zusätzlich aber mit einem hauchdünnen Schimmer von Babyblau oder Rosé. Die pastellfarbenen Blütenkelche der Blumen offenbarten dicke rosa Pollen. Das Gras besaß einen silbrigen Aspekt.
Die Häuser bestanden aus Stein oder sah es nur so aus? Nein, wenigstens das hier war wie auf dem Boden. Die Himmelsmenschen verwendeten lediglich helles Gestein, so dass die Bauten immer irgendwie weiß wirkten, bei weitem aber nicht steril. Es hatte eher etwas Traumhaftes an sich. Cremefarbene Vorhänge flatterten im morgendlichen Wind. Das Sonnenlicht tauchte alles in beruhigende Farben. "Es ist, als wandelte man im Wachzustand durch einen Traum", meinte Lua, die neben Tahmo gemächlich schlenderte. Ihr Kopf wanderte von einer Seite zur anderen, dabei kannte sie Hymlia doch. Sie hatte davon gesprochen, vielleicht war es aber schon eine ganze Weile her. Trotzdem: einen solchen Anblick vergaß man bestimmt nicht. Es war aufregender durch dieses Reich in den Wolken zu laufen, als sich dem großen Drachen Derat gegenüber zu sehen. Hoffentlich hatte auch er sich wieder beruhigt.
Tahmo und seine Gefährten hatten den Schauplatz des Geschehens ja recht schnell verlassen - zu schnell, um überhaupt einen Eindruck von allem zu gewinnen. Aber jetzt lag es hinter ihnen und der eigentliche Plan vor ihnen. Zumindest irgendwie. Lua wollte ja nur die magische Schriftrolle holen und nicht etwa vor die Himmlischen treten. Was das wohl für Leute waren?

Ikarus wusste Bescheid und auch, wo es hin ging. Er bog in die nächste Straße ein. "Folgt mir", forderte er seine Begleiter auf, nicht zu trödeln. "Ihr könnt von hier aus schon den Sitz der Himmlischen sehen." Wie jede regierende Instanz besaßen auch die Hymlianer ein eigenes Gebäude, in dem ihr Reich von einigen klugen Köpfen verwaltet wurde. Diese steckten im jetzigen Fall sprichwörtlich in den Wolken.
Der Sitz der Himmlischen bot einen imposanten Einblick, selbst aus einiger Entfernung. Eine lange Treppe - sie besaß bestimmt mehrere Hundert Stufen - führte zu einem hohen Gebäude herauf, das wie ein abgerundeter Finger weiter in den Himmel ragte. Ein großes Eingangsportal stand offen. Die Tür bestand aus weißem Holz und Milchglas. Der Bereich vor ihr war von einer wolkenförmigen Kuppel überdacht. Zwischen hohen ovalen Fenstern hatte sich ein Architekt spielerisch ausgelassen. Weiße Stucksäulen ragten überall empor und um sie herum schlängelten sich steinerne Ranken mit eingemeißelten Blüten, die ebenfalls wie kleine Wölkchen aussahen. Vom oberen Ende er Säule blickten steinerne Pegasi auf die Eintreffenden herab.
Eine Statur eines dieser geflügelten Pferde befand sich auch in der Eingangshalle. Die Schwingen breiteten sich über Besucher aus, als wollten sie sie in Schutz nehmen. Vor der Skulptur fand sich das hymlianische Wappen: ein goldener, geschwungener Flügel auf blauem Grund. Ja, das passte sehr gut. Ikarus blieb genau vor dem Wappenschuld stehen. Er wandte sich um, dass seine Kleidung flatterte und aufbauschte. "Ich werde euch anmelden. Wartet einen Moment. Oh ... und Pferde bleiben bitte draußen." Er sauste eiligen Schrittes davon.
Faro und Nachtwind spähten durch das Portal. Artig waren sie ihren Reitern gefolgt. Jetzt trauten sie sich aber nicht so richtig in den Sitz herein. Lua kicherte. "Ja, bleibt ihr mal draußen, wir holen euch gleich wieder ab." Sie führte Nachtwind neben den Eingang. Das gute Tier war ihr tatsächlich all die Stufen hinauf gefolgt! Ebenso wie Faro, dem man es eher nicht zutraute. Er war freundlich und alles, aber allein aufgrund seiner Verfressenheit vermutete man Faulheit in dem Pony. Die Luftmagierin stellte auch Faro ab, dann kehrte sie zu Tahmo zurück. Gerade rechtzeitig, denn schon tauchte Ikarus wieder auf.

Mit einem Lächeln winkte er die beiden zu sich und führte sie durch ein weiteres Portal. Der Raum, den sie betraten, unterschied sich nun doch von jenem Regierungszimmer, das man aus Städten wie Pelgar oder Andunie kannte. Zuallererst fiel auf, dass es keinen Schreibtisch gab. Stattdessen existierten überall Sitz- und Liegemöglichkeiten. Sie schauten teilweise wie Wolken aus, teilweise waren es aber auch bequeme Liegen, die sogar mit einem Seitentisch ausgestattet waren. Obstschalen, Kerzenhalter und Glaskaraffen mit verschiedenen Getränken standen bereit. An einer Stelle gab es einen ganzen Stapel Bücher, Pergamente und Federkiele, die in Tintenfässchen steckten. Hier saßen zwei Personen einander gegenüber. Sie schauten zu beiden Seiten auf einige Aufzeichnungen. Es handelte sich um zwei Frauen. Die eine besaß schlohweißes Haar, das mit mehreren goldenen Broschen zusammengehalten wurde, in die funkelnde Saphire eingelassen waren. Nur das Blau ihrer Augen schien noch intensiver. Sie trug eine leichte Rüstung, die eher einem ledernen Bikini gleich ähnelte. Goldene Schnallen und Bänder, auch an ihren Ledersandalen, komplettierten ihr Äußeres. In der Nähe der Frau lag ein Rundschild. An ihrem Gürtel hing ein Schwert in der Scheide. Die andere Dame verbarg ihr Haar unter einer kunstvollen Haube aus silberner Seide. Auch ihr Gewand hatte die gleiche Farbe. Sie erinnerte an einen Schneekristall, denn weiße Perlenketten und Armbänder verschönerten sie wie es Schneeblumen an kalten Tagen mit den Fenstern anstellten. Ihr ovales Gesicht war dezent geschminkt, was ihr zusätzliche Blässe verlieh, ihre Lippen aber farblich stark hervor hob. Die beiden unterhielten sich - leider in Hymlikor, was Tahmo nicht verstand. Sie hatten die herein Tretenden noch nicht bemerkt.

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Nur ein Mann besaß deren Aufmerksamkeit. Er wandte sich ihnen mit einem freundlichen Lächeln zu und nickte in Ikarus' Richtung. Offenbar hatte man ihn vom Eintreffen der beiden Gäste unterrichtet. Der Mann war groß und schlank. Unter einem weißen Umhang mit steifem Kragen trug er einen ebenso weißen Anzug, der vorn nicht zugeknöpft war. So zeigte sich ein luftiges Seidenhemd in mattem Fliederton. Sein Gürtel und die Schuhe waren ebenfalls in dieser Farbe gehalten. Der Aufschlag seiner Ärmel allerdings zeigte sich ebenso blau wie der Edelstein in seinem Stirnreif. Weiße Strähnen fielen in das charismatische Gesicht. Er wies mit der freien Hand auf eine Reihe Wolkensitzkissen, in der anderen ruhte ein feiner Stab, auch weiß und mit einer großen blauen Kugel an der Spitze.

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Der Hyliamer trat zu den Sitzkissen, wartete einen Moment und verneigte sich dann zum Gruß. Seine Stimme war ein sanfter Windhauch. Er sprach absichtlich leise, um die Frauen nicht zu stören. "Willkommen in Hymlia. Ich hoffe, ihr versteht mich gut." Tatsächlich besaß er einen windigen Akzent. "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Cielo Aerus, ich bin Luftmagier und einer der fünf Himmlischen - der Verwalter unseres schönen Wolkenreichs. Ikarus teilte mir mit, dass ihr aus einem guten Grund hier seid?" Er schenkte Wasser in drei Gläser und reichte zwei davon an Lua und Tahmo weiter. Dann setzte er sich in eines der Kissen. Weich ließ es unter seinem Gewicht nach. "Also, wie kann man euch helfen?"
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Dienstag 29. März 2011, 18:36

Tahmo bot sich ein wirklich eindrucksvoller Anblick Hymlianischer Baukunst.. Dieser Sitz der Himmlischen war eine Art gigantischer Turm, gebaut aus weißem Stein dessen Spitze tief in den Wolken verschwand. Hunderte von Stufen führten hinauf zu dem aus weißem Holz und milchigem Glas bestehenden Eingangsportal. Eine wolkenförmige Kuppel überdachte diese Pforten, Als Verzierung hatte man eine viel zahl an Stucksäulen sowie aus Stein geformte Ranken mit Wolkenblättern gewählt, auf deren Spitze stolz aussehende Pegasi thronten.

Aber dieses äußere Aussehen war noch nichts von dem was man im inneren fand. Dort, sogleich man durch die Eingangstüre getreten war, viel der erste Blick auf die gewaltige Statue eines Pegasus, welcher seine riesigen Schwingen schützend vor den Besuchern ausbreitete. Auf dem Sockel des Pegasus befand sich das Hymlianische Wappen.
Ein goldener, geschwungener Flügel auf blauem Grund. Was nach Tahmos Meinung gut zu dem Volk passte.
"Ich werde euch anmelden. Wartet einen Moment. Oh ... und Pferde bleiben bitte draußen."
Mit diesen Worten sauste Ikarus schnellen Schrittes davon. Lua kümmerte sich darum das Nachtwind und Faro brav vor der Türe warteten, während sich Tahmo drinnen weiter umsah. Er musterte die Statue des Pegasus, klopfte Neugierig auf den Stein aus dem er bestand. Woher die Hymlianer wohl ihre Steine hatten? Schnitten sie sich die etwa aus den Wolken heraus? Oder holten sie sie mühselig vom Boden herauf? Grübelnd ging Tahmo vor dem Wappen in die Hocke um die Linie des goldenen Flügels behutsam mit seinen Fingern nach zu zeichnen. Ihm gefiel das Bild, der goldene Flügel passte gut zum blauen Hintergrund. Gerade als Lua wieder in den Eingangsbereich kam, tauchte auch Ikarus wieder auf, um die Beiden in den nächsten Raum weiter zu winken.

Tahm blickte zu Lua, erhob sich dann von dem Wappen und tappte mit neugierigem Blick in den nächsten Raum. Es war ein gemütlich aussehender, heller und offener Raum mit einer Vielzahl an Sitz sowie Liegemöglichkeiten – wobei letztere deutlich in der Einrichtung bevorzugt wurden.
Gläserne Karaffen, so funkelnd wie ein Gebirgssee hielten Erfrischungen bereit und in zitronengelben Keramikschalen wartete das frische, saftige Obst nur so darauf gegessen zu werden.
An einer Stelle türmten sich Berge von Büchern und Pergamenten stalagmitenartig in die Höhe, wobei auf fast jeder Bergspitze ein Tintenfässchen mit Feder sowie ein paar lose Blätter ruhten.
Dort saßen auch zwei Frauen, die Eine gerüstet in leichte Lederkleidung mit Schwert und Schild, die Andere bekleidet mit einer Robe und einer Haube aus silbrigem Stoff. Beide besaßen Haare so weiß wie Neuschnee und wirkten auf Tahmo als wären sie einem Gemälde entsprungen. Der Blondschopf musterte die Frauen kurz, lauschte ihren für ihn unverständlichen Worten und warf dann einen Blick zu Lua. Egal wie anmutig und schön die Frauen schienen – oder wie spärlich bekleidet - er hatte bei ihrem Anblick nicht einmal ansatzweise das warme Kribbeln im Magen das ihn bei Lua befiel wenn er sie musterte.


Der Raum, den sie betraten, unterschied sich nun doch von jenem Regierungszimmer, das man aus Städten wie Pelgar oder Andunie kannte. Zuallererst fiel auf, dass es keinen Schreibtisch gab. Stattdessen existierten überall Sitz- und Liegemöglichkeiten. Sie schauten teilweise wie Wolken aus, teilweise waren es aber auch bequeme Liegen, die sogar mit einem Seitentisch ausgestattet waren. Obstschalen, Kerzenhalter und Glaskaraffen mit verschiedenen Getränken standen bereit. An einer Stelle gab es einen ganzen Stapel Bücher, Pergamente und Federkiele, die in Tintenfässchen steckten. Hier saßen zwei Personen einander gegenüber. Sie schauten zu beiden Seiten auf einige
Noch ehe sein Blick den restlichen Raum genauer in Augenschein nehmen konnte, trat auch schon ein Mann an sie heran. Ein großer, schlanker vertreter seines Volkes gekleidet in einen halb zugeknöpften, weissen Anzug. Wie eine Blume unter der Schneedecke spitzte ein fliederfarbenes Hemd unter dem Anzug hervor. Tahmo staunte über die Pracht die dieser Hymlianer an sich trug, die Mode hier besaß einfach nur eine erstaunliche Leichtigkeit. Aber war sie auf längeren Reisen so stabil wie seine grobe Robe, Hose und Umhang?
Mit einer fließenden Handbewegung deutete der Mann in Richtung einiger Sitzkissen er wollte wohl das sich seine Gäste setzten. Tahmo's Blick wanderte abermals zu Lua, während er sich stumm auf ein weiches Kissen setzte. Sein Blick verriet deutlich wie enorm eindrucksvoll er dies alles hier fand und was für ein gewaltiger Redeschwall wohl auf Lua einprasseln würde wenn sie erst einmal alleine waren und er all seine Eindrücke mitteilen musste.

"Willkommen in Hymlia.“ Die Stimme des Mannes war leise und ruhig, “ Ich hoffe, ihr versteht mich gut." Tahmo nickte ein wenig unsicher, "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Cielo Aerus, ich bin Luftmagier und einer der fünf Himmlischen - der Verwalter unseres schönen Wolkenreichs. Ikarus teilte mir mit, dass ihr aus einem guten Grund hier seid?" Tahmo wurde ein Glas mit Wasser gereicht. "Also, wie kann man euch helfen?"
Tahmo musterte sein Glas, oder vielmehr den Inhalt der sich darin befand. Er ging wohl anfänglich davon aus das Lua das Reden übernehmen würde, was sich nach einigen Sekunden des Schweigens jedoch als Fehleinschätzung erwies. Zögernd hob er den Blick von seinem Glas, jeder guckte erwartungsvoll zu ihm. Ikarus mit einem eher geduldigen Blick, Lua ein wenig drängender frei nach dem Motto 'jetz-sag-schon-was!' und der Mann eher neugierig, abwartend. Oh man... die erwarten doch nicht... soll ich was sagen? Langsam nahm Tahmo das Glas in beide Hände, stellte es klackend auf einem kleinen Tischlein vor sich ab. Warum sind wir nomal hier? Oh man... wie ich das hasse wenn mich jeder anguckt... was war das noch gleich? Denk nach Tahmo.... ah! Ja genau! Eine Schriftrolle der Windmagier, das war es was Lua wollte!“
Der Blondschopf räusperte sich, er hasste es wirklich nach wie vor unter solchen Bedingungen etwas sagen zu müssen rückte aber trotzdem mit der Sprache raus: „Schriftrolle... Windmagie... also, die suchn' wir genau.“ grinste er. Was für ein doofer Satz, klingt als könnte ich nicht bis Drei zählen, mist

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 31. März 2011, 16:25

Die Statue sowie der übrige Stein, der das Gebäude bildete, unterschied sich nicht von jenem, den Bodenbewohner nutzten. Aber die Hymlianer besaßen keine Berge. Wie bauten sie dieses Material bloß ab? Es war angenehm heller Stein - grau oder sandfarben, bisweilen sogar weiß. Er passte gut in die Umgebung, aber eine Antwort auf seine Herkunft gab er nicht. Der Flügel auf dem Wappen bestand jedenfalls aus purem Gold. Es fühlte sich warm unter Tahmos Fingern an und es glänzte, reflektierte matt sein äußeres Erscheinungsbild.

Dann ging es aber auch schon in die Räumlichkeiten, in denen sich die sogenannten Himmlischen aufhielten. Lua folgte schweigend, hielt sich auch sonst zurück. Sie schaute sich aber mit großer Faszination die Umgebung an. "Hier könnte man leben, nicht wahr?", hauchte sie Tahmo nur einmal leise zu. "Wie in einem Traum." Sie setzte sich auf eines der Kissen, nahe bei Tahmo. Die Kissen waren sehr bequem, vor allem aber passten sie sich an und füllten kleine Lücken mit Weichheit und Komfort. "Oh ich schlafe, obwohl ich wach bin", schwärmte die Luftmagierin. Sie legte sogar die Füße hoch und ihr Gesichtsausdruck beschrieb die Leichtigkeit, die sie wohlig umfing. Wahrscheinlich wäre sie wirklich eingeschlafen, hätte sich der Hymlianer im weißen Anzug mit dem fliedernen Hemd nicht zu Wort gemeldet.
Sie entschied sich jedoch dagegen, zu antworten, sondern belegte Tahmo stattdessen mit einem vielsagenden Blick. Ihr Schüler - auch wenn sie inzwischen mehr miteinander verband - sollte ruhig die Selbstständigkeit entwickeln, seine Wünsche einzufordern, ohne dass er seine Lehrmeisterin vorschickte. Also hielt Lua still, nippte nur gelegentlich an ihrem Getränk.

Daher antwortete Tahmo, wenn auch nicht ganz vollständig. Er brachte im Grunde nur ein paar Brocken hervor, sagte letztendlich aber das Wesentliche. Ikarus gluckste trotzdem. Er hatte mehr von dem Burschen erwartet.
"Wir suchen die Schriftrolle der Luftmagie, die ich einst verfasst und eurem Volk zur Verfügung gestellt habe", ergänzte Lua nun doch. Sie wollte nicht, dass Tahmo sich jedes Wort abringen musste. Die Hymlianer würden ihn dann vielleicht gar nicht richtig verstehen. "Am Boden gibt es Probleme in einem kleinen Dorf, in dem viele Fischer leben. Tahmos Heimat. Er muss die Luftmagie möglichst rasch beherrschen lernen, um helfen zu können." Das war im Grunde nicht einmal alles. Auch im Wald Sarius waren die beiden auf Probleme gestoßen.- Dunkelelfen streiften durch das Gebiet und griffen die Waldbewohner an. Irgendetwas unterhalb von Celcias Wolken stimmte nicht. Es gab zu viele Probleme in letzter Zeit.
"Die Schriftrolle befindet sich hier. Sie wurde gewissenhaft verwahrt und wir fertigten sogar einige Kopien für unsere Luftmagier-Akademie an. Seither lernen unsere Schüler immer eifriger." Cielo schmunzelte. Eifer verstand man in Hymlia anders, denn dieses Menschenvolk war für seine träumerische bis nachdenkliche Art bekannt. Ihre Form von Eifer ließ sich im Grunde nicht mit der eigentlichen Definition des Wortes beschreiben.
"Tatsächlich dürfte Fryme Sylvin sogar eine Kopie hier haben, wenn euch das genügt. Fryme, bist du so gut und gesellst sich zu uns?"

Von den beiden Frauen, die zwischen all den Pergamenten und Bücherstapeln saßen, erhob sich jene mit der großen Haube. Sie wuchs zu ihrer vollen Gestalt heran wie eine Blume, die Blätter und Knospen der Sonne entgegen streckt und die Blüte dann öffnet. Sanft blickte sie aus dunkelblauen Augen zur Gruppe herüber. Sie näherte sich ihnen, fast wie in Trance und ähnlich war auch ihr Blick.
"Eine Abschrift der Luftmagie-Rolle? Ja, ich habe eine hier." Die zarte Frau griff an ihren Gürtel und förderte ein eingerolltes Pergament zu Tage. Sie streckte es den Gästen entgegen. Lua machte keine Anstalten, danach zu greifen. "Nimm es", forderte sie Tahmo auf. "Und sieh es dir an."
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Tahmo hat die Schriftrolle der Luftmagie entdeckt - diese ist ab sofort auf der Webseite verfügbar
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Samstag 2. April 2011, 21:34

Mit aufgeregten Augen blickte Tahmo der grazielen Hymlianerin entgegen. Sie war wirklich schön, so anmutig wie ein zarter Windhauch. Zwar nicht vergleichbar mit Lua, aber dennoch auch nicht reizlos. Gerade ihre Augen. Wie zwei riesige Seen, oder wie der Nachthimmel. So tief das man sich glatt darin verlieren konnte. “Nimm es erklang Luas auffordernde Stimme neben ihm, “Und sieh es dir an.“
Tahmo streckte seine Hände nach der Rolle aus. Äußerst behutsam berührten erst seine Fingerspitzen das weiche Pergament, ehe sich seine Finger und letztendlich seine Hände um die Rolle schlossen. Als würde er ein kleines Küken vom Boden aufheben nahm sich Tahmo die Rolle, um mit respektvoller Körperhaltung einen kleinen Schritt zurück zu gehen und sich stumm mit einer kurzen Verbeugung bei der Hymlianerin zu bedanken.
Als nächstes fiel sein neugieriger Blick auf die Rolle in seinen Händen. Er konnte es kaum mehr erwarten sie zu lesen, ihre Geheimnisse zu ergründen sowie aus ihr zu lernen. Innerlich tobe ein Sturm der Aufregung in seinem Herzen, während er nach außen wohl eher sehr, sehr andächtig wirken musste – stünde sein Mund nicht schon wieder halb offen.
Abermals blickte er zu der Hymlianerin sowie dem Hymlianer mit dem Stab um sich mit einem kurzen „Danke“, artig zu bedanken.

Nun aber glitten seine Fingerspitzen zu der Schnur mit dem Emblem das die Rolle scheinbar zusammen hielt. Tahmo streichelte über das stilisierte Siegel, welches wohl die Windmagie darstellen sollte. Es war in zwei blau tönen gehalten. Ein helles sowie ein dunkles Blau. Die zwei Farben um wirbelten sich wie in einem Sturm. Tahmo dachte darüber nach wie das wohl bei einer anderen Magieart aussehen würde und zog dabei das Seil auf.
Er entrollte das Pergament nur ein klein wenig, um seine Augen hier und dort über ein paar Zeilen huschen zu lassen, welche so gelesen jedoch nicht sehr viel Sinn gaben. Er musste sich die Rolle unbedingt in Ruhe ansehen. „Kann... gibt’s hier nen ruhigen Ort?“ Fragte Tahmo, seinen Blick weiterhin andächtig auf die Rolle in seinen Händen gesenkt ehe er Lua mit erwartungsvoller, stolzer Mimik anguckte. Endlich hatten sie die Rolle gefunden!

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 5. April 2011, 06:19

In dem Moment, in dem Tahmos Finger das weiche Pergament berührten, weckte es in ihm die Magie zu neuem Leben. Er tat es vielleicht anfangs als Aufregung ab, aber die Luftmagie, die ihn schon einmal beherrscht hatte, lugte aus den Tiefen seines Bewusstseins hervor. Sie leckte sich die Lippen. Was hielt er da? Es war mächtig, allein schon deshalb, weil jemand Macht niedergeschrieben hatte. Wissen war auf Papier gebannt und mit diesem Wissen könnte jeder junge Magier etwas anfangen. Er könnte mehr tun, Großes vollbringen - ob diese Taten gut oder böse wären, war der Magie egal. Sie wollte angewandt und freigelassen werden.
Zumindest verhielt es sich mit der Luftmagie so, denn wie ein junger Wirbelwind galt sie als ungestüm und aufbrausend. Sie konnte zu einem gewaltigen Sturm werden, der alles mit sich riss und eine Tirade an Gefahr durch vorschnellende Peitschenhiebe des unsichtbaren Elements auf alles und jeden einhergehen lassen. Sie konnte sanft sein, eine milde Brise, die die Wangen streichelte oder ein wenig Frische spendete, wenn es einem die Kehle zuschnürte. Im Moment wollte sie aber zum Orkan werden, denn die Macht der magischen Schriftrolle lockte wie das tanzende Feuer ein Kind - bis es sich zum ersten Mal verbrannte.
Tahmo schien dies zu spüren, denn er fragte nach einem ruhigen Ort. Er wollte sich zurückziehen, die Schriftrolle studieren.
Ja, lies sie. Lies sie allein und lass mich ebenfalls schauen.
Wir könnten gemeinsam wachsen. Schaffen wir einen Sturm.
Die innere Stimme verklang, als Lua ihm eine Hand auf die Schulter legte. Sie spähte über selbige auf das Schriftstück herab. Es sollte sich nur um eine Kopie ihrer eigenen Zusammenschrift handeln, aber Lua erkannte, dass sich die Hymlianer eine Menge Mühe gegebenen hatten, das Original getreu zu erhalten. Sie fand keinen Unterschied. Den Text würden sie vielleicht um einige Notizen ergänzt haben, immerhin besaßen sie hier Hallen arkaner Luftmagie. Sie beschäftigten sich schon wesentlich länger mit dieser Ausrichtung als Lua. Vielleicht könnten sie ihr sagen, wo sie Vintha sa Véstha fand. Ihr Blick wanderte über Tahmos Ohr und einige der wilden Strähnen, die ihm büschelweise vom Kopf standen. Wollte sie den Westwind immer noch suchen?
"Wir haben hier im Sitz der Himmlischen viele Rückzugspunkte, denn wir brauchen sie, um unseren Gedanken nachzuhängen", sagte Cielo freundlich. Er machte eine einladende Geste, als er sich erhob. "Lasst mich euch ein Führer und Gastgeber sein." Er brachte Lua und Tahmo, sowie Ikarus in einen anderen Raum. Dieser ähnelte jenem, in dem sie zuvor schon gewesen waren, doch was viel schöner war: es gab einen großen Balkonbereich. Er mochte überdacht sein, doch das nahm ihm nicht die Freiheit, die man auf einem solchen Anbau empfand. Hohe Rundbögen, die vom Geländer zum Dach reichten, bildeten gigantische Fenster, so dass der Wind frei über den Balkon wehen konnte. Aus Blumenkästen hingen weiße Hängepflanzen herab. Ihre Blätter schillerten bunt im Sonnenlicht. Korbstühle luden zum Verweilen ein. Kissen, die Wolken ähnelten, lagen darauf bereit.
Eine fremde Hymlianerin, die Cielo im Vorbeigehen aufgegabelt und angesprochen hatte, erschien nun in einem Seitenzugang wieder und brachte eine Karaffe mit frischem Saft und mehrere kristallene Gläser auf einem Tablett herbei.
"Bleibt nur, solange ihr bleiben wollt. Fühlt euch ungestört." Der Luftmagier der Himmlischen verneigte sich und zog sich dann zurück. Lua ließ sich in einem der Korbstühle nieder, Ikarus setzte sich ihr gegenüber. "Und nun?", fragte er, denn ihn hatte die Neugier gepackt. Die Magierin schaute zu ihrem Schüler. "Nun gib ihm Zeit, zu studieren", antwortete sie.
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Sonntag 10. April 2011, 16:13

Da war sie wieder. Diese geheimnisvolle Stimme, tief in seinem Inneren. Als käme sie direkt aus seinem Kopf säuselte sie ihm mit verlockenden Worten zu, wie sie es schon im Wald getan hatte. Gebannt starrte Tahmo nach dem fröhlichen Blick gen Lua wieder auf die Schriftrolle. Hatte er das gerade wirklich gehört? Sein Herz schlug schneller, ihm war plötzlich wärmer als zuvor. Seine Finger schwitzten und leichter Schwindel packte ihn. Er versuchte sich auf die Stimme zu konzentrieren, vielleicht konnte er dann mehr über sie heraus finden? Seine Sinne schärften sich, er fühlte wieder die Luft um sich herum, erahnte die Macht der Zauber auf dieser Schriftrolle....
Erst als Lua ihre Hand auf seine Schulter legte riss es ihn aus dem Bann heraus. Er zuckte unmerklich zusammen, wie wenn man einen Tag träumenden weckt.
Sein Herz beruhigte sich wieder, aus den Augenwinkeln heraus schielte er zu Luas Gesicht. Musterte sie etwa gerade seine Ohren? Ein leichter Rotschimmer erfasste seine Wangen. Flink rollte er das Schriftstück wieder zusammen, um zusammen mit Lua und Ikarus von Cielo in ein ruhigeres Zimmer gebracht zu werden. Den gesamten Weg dorthin verweilten seine Gedanken bei der Schriftrolle, sowie dieser Stimme.

Der Raum in den sie gebracht wurden glich eher einem großen, überdachten Balkon und weniger einem Studierzimmer. Hohe Rundbögen bildeten die Decke und schwangen sich bis zum Balkonbereich wo sie dann in das Geländer übergingen. Weiße Hängepflanzen schaukelten gemütlich im Wind der hier ungehindert strömen konnte. Etliche Sitzgelegenheiten, eine weicher als die Andere, luden zum gemütlichen Verweilen und Nachsinnen ein. Ihnen wurde Getränke mit Saft zur Erfrischung gebracht, ehe sich die Gastgeber zurück zogen. Ikarus und Lua setzten sich in zwei Korbstühle, schenkten Saft in funkelnde, kristalline Gläser, während Tahmo sich ein herumliegendes Sitzkissen schnappte um es sich auf dem nicht überdachten Bereich gemütlich zu machen.
Tahmo striff seine Robe über den Kopf, legte sie zusammen mit seinen Stiefeln und restlichen Sachen auf den Boden, um letztendlich nur in Hemd und Hose Barfuß auf dem Sitzkissen platz zu nehmen. Denn das war bei weitem weit gemütlicher als vollkommen bekleidet, er sollte sich vielleicht auch mal dünnere Kleidung zulegen - aber nicht so dünn wie Ikarus! Den Rücken an das Geländer gelehnt strich ihm nun der Wind zärtlich über die Unterarme sowie durch seine Haare und über die Füße. Aufgeregt entfaltete Tahmo die Rolle, nun würde er sie wirklich konzentriert von vorne bis hinten durchlesen. Schritt für Schritt und auf jedes kleine Detail achtend. Er musste sich beherrschen nicht sofort zu den Zaubern zu springen, sondern brav das Vorwort zu lesen.
Aber schon nach dem ersten Absatz verschwand dieses Bedürfnis alles durcheinander zu studieren.
Lua hat diese Schriftrolle wohl tatsächlich geschrieben Tahmo blinzelte,
„Ich bin auf der Suche. Ich suche den Westwind. Nein, nicht den Westwind, ich suche Vintha sa Véstha, den Großmeister der Luftmagie. Sein Name bedeutet Westwind. Ich selbst bin nur eine junge Schülerin der Luftmagie. Viele glauben, ich suche ihn, um eine Meisterin der Magie zu werden, doch es gibt einen anderen Grund: mein Herz sehnt sich nach dem Wind. Ich erlernte die Luftmagie auf meiner Suche. Eigentlich wollte ich dies nicht, doch es ergab sich von allein. Da ich alles über meinen geliebten Vintha erfahren wollte, und ich meine wirklich jedes Detail, folgte ich seinen Spuren und sammelte sämtliche Informationen, die ich bekommen konnte.“
Ihren geliebten Vintha? Tahmo blickte von der Rolle auf, sein Herz schlug ungemütlich gegen seine Brust, kurz wendete er den Blick unsicher zu Lua ehe er wieder auf die Zeilen sah.
Die nächsten Worte handelten wieder von der Magie, dort stand nichts mehr von diesem Westwind.
Er war sich nicht sicher wie er das nun genau einordnen sollte, immerhin hatte Lua diese Rolle ja nun doch schon vor längerer Zeit geschrieben. Wenn sie nun diesen Ventha wirklich liebt, wiso hat sie mich dann geküsst? So ein Mist... Der Blondschopf atmete tief durch, soetwas konnte einem ja wirklich mal die gute Laune verderben. Kopfschüttelnd übersprang er nun doch ein paar Absätze bis er bei den ersten Zaubern war. Doch seine Konzentration gegenüber dieser Schriftrolle hatte sich in Luft aufgelöst. Die Gedanken drehten sich nur noch wirbelnd um das was er gelesen hatte. Verwirrung machte sich breit. Er rollte das Papier zusammen und stand auf, um sich mit Gedanken verlorenem Blick gegen das Balkongeländer zu lehnen und in die Wolken zu starren.
Oh man Lua... Vielleicht sollte ich dich Fragen, aber nur wenn Ikarus weg ist. Ich hätte schon viel früher mit dir darüber reden sollen. Tahmo rieb sich Stirn und Augen. Endlich hatten sie die Schriftrolle gefunden, er könnte die gesamten Zauber darin lernen und eigentlich müsste alles nun gut werden... aber irgendwie tat es das nicht. Mutlosen Blickes starrte er das Wind Emblem der Rolle an. Und wenn sie nun doch nur den Wind und nicht diesen Ventha meint? Ich mein, den Wind mag ich ja auch gerne... Ich muss sie einfach fragen... das wäre das vernünftigste.

Nach ein wenig hin und her stieß sich Tahmo vom Geländer ab, um zu Lua und Ikarus hinüber zu gehen. Wandernden Blickes guckte er zuerst den Hymlianer und dann seine Lehrmeisterin an. Ein paarmal holte er Luft, öffnete den Mund, überlegte mit was und wie er seinen Gefühlen und Gedanken Ausdruck verleihen konnte aber mehr als ein unvollendetes "Lua..." brachte er schlichtweg nicht hervor. Seufzend senkte Tahmo den Kopf, legte die Schriftrolle behutsam auf das Tischchen zur Saftkaraffe und atmete kurz tief durch für einen erneuten Anlauf: "Has du kurz Zeit?" Sah er sie mit abwartendem Blick an, während er mit seiner linken Hand den rechten Oberarm knetete.

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Montag 11. April 2011, 18:57

Vermutlich konnte sich Tahmo bereits denken, wem die geheimnisvolle Stimme in seinem Inneren gehörte. Er wusste, wer ihn lockte und dazu verleitete, die Schriftrolle zu lesen - allein zu lesen. Die Magie in ihm war es. Sie säuselte in sein Bewusstsein wie ein sanfter Windhauch in sein Ohr. Sie wollte ihn erstarken lassen, denn sie wusste, dass auch sie selbst - seine Magie - dadurch an Macht gewann. Wie weit würde die Magie allein gehen? Über Leichen? Auch seine? Oder schützte sie ihn vor diesem letzten Schritt, weil es auch ihr Untergang wäre, zumindest als Energie, die durch ihn hindurch strömte? Das war anzunehmen, denn die Magie hatte Tahmo bereits beschützt. Sie hatte sich ausgedehnt und ihn kraftvoll verteidigt, als die Not groß war. Vor kurzem erst, nahe dem Dorf der Waldmenschen, beim Angriff der dunklen Völker. Aber sie konnte ebenso zerstören, wenn Tahmo sie nicht zu beherrschen lernte. Das durfte er unter keinen Umständen vergessen. Lua hatte es ihm gesagt. Seine Lehrmeisterin, die soeben das Band der Verführung durch eine einfache Berührung löste. Die Stimme der Magie zog sich zurück.

Tahmo fand sich aus seinem Tagtraum gerissen in der Realität wieder und nur Minuten später in einem anderen Teil des Gebäudes. Hier war es angenehm ruhig, geradezu entspannend still. Die Hymlianer verstanden es, Idylle in ihren Gebäuden einzufangen, obgleich die Zimmer so viel Freiheit boten. Wie hielt diese Wolkenstadt einem Sturm stand? Vermutlich gar nicht, denn Hymlia versuchte nicht, dem Sturm zu widerstehen. Es ließ ihn gewähren, ließ ihn hindurch wie einen Reiter, der durch einen Tunnel sauste. Käme es schlimmer, würden Luftmagier zum Einsatz kommen. Sie beherrschten die Stürme, Kinder der Göttin Ventha.
Auch Tahmo sollte die Fähigkeiten nun erlernen. Selbst Lua und Ikarus zogen sich gewissermaßen zurück. Sie blieben zwar im Raum, aber hielten Abstand zum Schützling der Luftmagierin. Er sollte sich nun voll und ganz der Schriftrolle der Luftmagie widmen.

Vielleicht hätte Lua ihn warnen sollen. Die Schriftrolle stammte von ihr. Es mochte eine Weile her sein seit dem Zeitpunkt des Verfassens, aber es stach heraus, dass sie durchaus ihre Gründe besessen hatte, dieses Stück zu schreiben. Genauer gesagt, einen Grund: Vintha sa Véstha, den Westwind.
Tahmos Blick traf den seiner Lehrerin. Lua schien in seinen Augen lesen zu können wie in einem Buch, denn ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. Sie sagte nichts, senkte schließlich nur den Blick. Welche Meinung besaß sie? Suchte sie immer noch nach Vintha oder hatte sich ihr Herz inzwischen umentschieden? Sie ahnte wohl, was er nun vorhatte, als er sie nach einem Moment Zeit fragte. Sie nickte jedoch und erhob sich. "Gehen wir zum Geländer zurück."
Ikarus hatte schon verstanden und stand seinerseits auf. "Schon gut, liebe Freundin. Ich werde einen Spaziergang machen und mal nach euren Pferden sehen. Genügen euch zehn Minuten?" Als Lua sich auf die Lippe biss, nickte er erneut. Er würde länger fortbleiben, offenbar gab es sehr Wichtiges zu besprechen.
Nachdem Ikarus gegangen war, griff Lua nach Tahmos Hand. Ihre besaß eine angenehme Wärme und Zartheit, wie es nur bei Frauenhänden üblich war. "Sag schon, was du auf dem Herzen hast." Herz war das richtige Stichwort.
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Dienstag 12. April 2011, 23:08

Nachdem Ikarus den Raum verlassen hatte, fiel Tahmos Blick auf seine Rechte die sich im zarten Griff von Luas Hand befand. Sie war nur ein wenig kleiner als Tahmos Hand, wirkte aber um ein vielfaches zerbrechlicher. Beide hatten nicht die Hände von Schwertkämpfern, Handwerken oder Bauern, man sah ihnen an das sie mit ihren Händen lediglich den Wind strichen. Tahmo mochte die von Luas Haut ausgehende Wärme, das Kribbeln welches er selbst empfand.
"Sag schon, was du auf dem Herzen hast."
Mit stetig steigendem Herzklopfen wanderten Tahmos Augen allmählich hinauf zu Luas Gesicht. So lang war er nun schon allein mit Lua unterwegs – Wenn man Faro und Nachtwind zumindest einmal weglies – hatte in letzter Zeit immer öfter neben ihr Geschlafen, mit ihr geredet, Abenteuer erlebt, gelacht, gefährliche Situationen durchgestanden und durfte auch schon ein einziges Mal den Geschmack ihrer Lippen kosten. Aber nie zuvor wäre er lieber irgendwo anders gewesen statt bei ihr, wie jetzt in diesem Moment.
Kurzum, Tahmo hatte ordentliches Muffesausen.
Er wusste nicht was er sagen sollte, er wusste nicht wie er es sagen sollte und allgemein zweifelte er nun im Nachhinein daran ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war Lua auf die Sache zwischen ihnen Beiden anzusprechen. Die Sache die, zumindest aus Tahmos Sicht, eine zarte Verliebtheit bis über die letzten Haarspitzen hinaus war. Ich darf jetzt nichts falsches sagen!

Der Blondschopf atmete tief durch, nicht nur das sein Herz wie wild schlug nein nun wurde es ihm auch noch immer wärmer von der Aufregung. Dazu gesellte sich ein ungemütliches Kribbeln tief in seinen Eingeweiden. „Ich...ich wollt' mit dir...weg'n was red'n.“ Er räusperte sich, seine Stimme klang ein wenig belegt. Wie sag ich das nur? Soll ich es direkt sagen? Oder erst wegen diesem Westwind fragen? Was mach ich nur wenn sie nein sagt? Abermals knetete Tahmo seinen rechten Oberarm und biss sich vor Nervosität auf die Unterlippe.
„Iich hab' jah die Rolle gelesen..“ Natürlich hab ich das, hat sie ja gesehen.. deswegen sind wir ja hier... oh man was für ein blöder Satz... „Und die has' jah du geschrieb'n un'... da steht was drinn' was'ch...uhm.. komisch finde“ Mh... mist... das klingt doof... jetzt hält sie mich sicherlich für richtig blöd! Was sagt man in solchen Sachen bloß?
Tahmo blickte sich kurz hilfesuchend um, fand aber auch in den Sitzkissen der Umgebung keinerlei Antworten darauf wie man solcherlei Situationen meisterte. Vielleicht kann ich mich in Luft auflösen? hm... Sein Blick wanderte wieder zurück zu Lua. Deutlich konnte man die Nervosität und den inneren Konflikt ja nichts falsch zu machen von seinen Augen ablesen.
„Najah... also...wegn'..dir un' diesem Westwind...“ Ich habs gesagt, seinen Namen... hätte ich das so sagen sollen? Mist meine Hände schwitzen! Tahmo seufzte, seine Hände fingen wirklich an vor Aufregung ein wenig schwitzig zu werden...
Ach... verdammt... was solls! Schlimmer kann es nicht mehr werden! Nur Mut Tahmo, tu es einfach! Es kann nichts mehr passieren

Mit diesem Gedanken presste Tahmo seine Lippen kurz aufeinander, bis sie weiss wurden. Es half alles nichts, also tat er einfach das was man tat wenn man keinerlei Worte fand. Man handelte! Denn Gesten waren schließlich oft mehr Wert als jedes gesprochene Wort. Und im Sprechen war Tahmo noch nie gut gewesen, außer beim Raus reden! So zog er Lua vorsichtig mit seiner Hand ein wenig näher zu sich, kam jedoch selbst unmerklich näher. Er schenkte ihr noch einen kurzen, aufrichtig verliebten Blick ehe er die Augen schloss, seine Lippen leicht schürzte um sie unsicher auf die Nasenspitze zu küssen...
Moment... irgendwie hatten sich Luas Lippen anders angefühlt... vielleicht sollte ich mal.. Schielend öffnete Tahmo halb seine Augenlieder, Ooouh Das ist ihre Nase! Verdammt nochmal! Noch nervöser als eh schon platzierte er seinen Mund neu um Lua schließlich zart auf ihre Lippen zu küssen. Zum Glück hatte er ihre Nasenspitze nur leicht berührt und nicht vollkommen abgeknutscht... das war so schon peinlich genug.
Was Tahmo mit diesem Kuss sagen wollte war bestimmt einem jeden klar. Man musste nur eins und eins zusammen zählen um zu den beiden Ergebnissen zu kommen, dass Tahmo zum einen mit geschlossenen Augen beim Küssen die Treffsicherheit eines Zwerges mit zu niedrigem Alkoholpegel hatte und das er - was weitaus wichtiger war – Lua zum Anderen liebte und das nicht zu knapp. Er schmiegte seine Lippen nämlich nicht nur kurz an die Ihrigen, sondern richtig lange. Kam dabei ein Stückchen näher, atmete ihren Geruch ein und hielt weiterhin ihre Hand. Nur den Teil mit der Zunge lies er weg, da er sehr zufrieden damit war das Küssen an sich seiner Meinung nach – bis auf kleinere Schwierigkeiten – einigermaßen passabel hinzubekommen.

Letztendlich löste er seine Lippen wieder von Luas Mund, legte zum Schluss noch einmal seine Hände in einer kurzen, innigen Umarmung auf ihren Rücken und löste sich dann wieder ganz von ihr. Mit dem Gesicht so rot wie eine Erdbeere – inklusive den hellen Sommersprossen darauf – trat er einen halben Schritt weg von ihr. Gespannt wie eine Bogensehne kurz vor dem Reißen wartete er hoffnungsvollen Blickes auf Luas Reaktion. Hoffentlich hatte sie verstanden was er ihr sagen wollte.

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Gestalt » Mittwoch 13. April 2011, 20:04

Die Luftmagierin musterte ihn. Dabei legte sie den Kopf schief, so dass vereinzelte Strähnen ihres blonden Haares in ihre Stirn fielen. Darunter rahmten dunklere Wimpern ihre verträumten, graublauen Augen ein. Ihr fragender Blick huschte über den seinen. Er hatte doch mit ihr sprechen wollen. Ikarus war extra deshalb gegangen, damit sie sich ungestört unterhalten konnten und nun machte er den Mund nicht auf. "Was ist denn?", fragte sie erneut, denn Tahmo ließ sich gehörig Zeit. Allzu lange würde der Hymlianer auch nicht fern bleiben. So drückte sie seine Hand, um ihn zum Reden zu motivieren. Es funktionierte. Endlich, nach einem tiefen Durchatmen von Seiten Tahmos, begann dieser zu sprechen. Irgendwie hatte Lua geahnt, worum es ging und nun wurde es ihr bestätigt. Sie seufzte. Natürlich musste er es komisch finden. In der Schriftrolle stand, dass sie Vintha suchte - den Westwind. Sie folgte einer Liebe und was hatte sie in den letzten Tagen und Wochen tatsächlich getan?
Auch jetzt hielt sie doch noch die Hand ihres Schülers - nein, Tahmos Hand. Er war doch bereits mehr als ein Lehrling für sie. Sie hatte ihn geküsst, neben ihm geschlafen und im Dorf der Waldmenschen wäre sie sogar zu mehr bereit gewesen. Kein Wunder, wenn er nun ein schweres Herz besaß. Vielleicht glaubte er, sie spielte mit ihm. Ein kleines Abenteuer, bis sie ihre wahre Liebe fand. Lua senkte den Blick, erwiderte noch nichts. Tahmo sollte es endlich vollends ansprechen, dann würde sie sich erklären. Vorausgesetzt, ihr fiel bis dahin eine Antwort ein. So ganz sicher war sie sich ihrer Gefühle auch nicht.

Tahmo half ihr in eine Richtung. Er brauchte nichts sagen, als seine Lippen erst auf ihrer Nasenspitze und dann auf ihrem Mund landeten. Seine Nachricht war so klar wie das reine Wasser einer sprudelnden Bergquelle. Seine Hand schwitzte, aber er brachte den Mut auf, den Kuss lang und intensiv zu halten. Luas Lippen begannen zu Kribbeln. Es war schon schön, von sich aus einen jungen Mann zu küssen, aber wenn dieser auch mal die Initiative ergriff, so fühlte es sich gleich noch besser an. Lua befiehl Geborgenheit, sowie das Bedürfnis, in Tahmos Arme zu sinken und dort Ewigkeiten zu verweilen. Sie begann, den Kuss zu erwidern und im Gegensatz zu Tahmo tippte ihre Zunge bereits gegen seine Lippen. Lass mich ein, sagte sie, ohne zu aufdringlich zu wirken.
Aber der Blondschopf löste sich bereits wieder von ihr. Fast enttäuscht, dass er das schöne Spiel nicht fortsetzte, befeuchtete sich Lua Chii ihre Lippen. Es folgte ein Seufzen, dann trat sie dichter na ihn heran. Ihre Nasenspitzen küssten sich jetzt in einer zärtlichen Berührung. Sie sah ihm direkt in die Augen, die Finger strichen seine Arme hinauf. "Tahmo." Sein Name klang wie ein sanfter Windhauch. "Es ist eine ganze Weile her. Ja, ich weiß, ich suchte ihn noch, als wir uns begegneten. Aber seither ist viel passiert. Mach ... mach dir mal keine Sorgen." Das sagte sich so leicht. Lua empfand viel für den jungen Mann, der ihr jetzt so nahe war. Aber sie konnte nicht einschätzen, was geschehen würde, träfe sie nun doch auf den Großmeister der Luftmagie. Sie wusste nicht einmal, ob sie ihm überhaupt noch begegnen wollte, aus Furcht, Tahmos Gefühle zu verletzen.
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Samstag 16. April 2011, 17:40

Und Lua verstand was Er ihr mit seiner Geste sagen wollte.
Für den kurzen Hauch eines Augenblickes befürchtete Tahmo schon fast das Lua seine Gefühle nicht erwidern würde. Glücklicherweise schien er sich dabei jedoch deutlich zu irren.
Nach dem Kuss und der Umarmung trat sie nämlich von sich aus näher an ihn heran, ihre Nasenspitzen berührten sich sanft und Tahmo lächelte. Eine angenehme Gänsehaut wanderte zusammen mit Luas Fingerspitzen wie einer warmen Brise folgend seine Oberarme hinauf bis zu seinem Nacken. Ein Gefühl als würde er sich gänzlich in ihrem Blick verlieren ergriff ihn. Jegliche Unsicherheit wurde hinfort geweht und als Lua seinen Namen sprach so kam es ihm vor als würde er auf Wolken schweben. „Tahmo,“ sprach sie sanft, „"Es ist eine ganze Weile her. Ja, ich weiß, ich suchte ihn noch, als wir uns begegneten. Aber seither ist viel passiert. Mach ... mach dir mal keine Sorgen."
Keine Sorgen soll ich mir machen... also ist das nun ein Ja? Oder ein Vielleicht?
Mit dem rauschenden Geräusch seines Blutes in den Ohren legte der Blondschopf unmerklich seinen Kopf schief. Es war ein Schritt in die richtige Richtung, aber ganz sicher konnte er sich noch nicht sein. Nachdenklichkeit ergriff Besitz von seinem Blick.
Lua ist Luftmagierin, genau wie ich. Wir lieben den Wind, die Freiheit... Wenn sie nun sagt sie liebt mich, dann kann sie das nicht mehr zu wem anderem sagen, oder? Der Wind kann auch immer mal wieder umschlagen und es ist schwer ihn in eine Richtung zu bringen. Aber ich liebe sie, ohne das ich mich dabei eingesperrt fühle... oder so. Vielleicht, sollte ich es wirklich einfach sagen.

Tahmo senkte seinen Blick ein wenig, hinab zu ihren Armen, ihren Händen die immer noch auf seinen Oberarmen ruhten. Er fühlte sich so wohl bei ihr, weshalb sollte er also Angst haben?
Er holte seufzend tief Luft. Sein Blick traf erneut den von Lua. Kurz schluckend befeuchtete er seine Lippen, während seine Eingeweide sich abermals um sich selbst drehten. Er räusperte den Klos im Hals beiseite, sammelte Mut und... „Lua ich lieb' dich.“
Tahmo blinzelte, atmete aus, war vollkommen erstaunt ja fast erschrocken darüber wie schnell die Worte nun seinen Mund verlassen hatten. Als hätte sein Mund reagiert ohne das sein Kopf dafür bereit gewesen wäre. Der kurze perplexe, verwirrte Blick wich schnell wieder aus seinem Gesicht. Dafür legte er nun seine Hände auf Luas Oberarme um angespannt die Antwort abzuwarten. Die hoffentlich kam ehe seine vor Aufregung schwammigen Knie unter ihm wegbrachen...

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. April 2011, 13:02

Tahmos Gefühle passten zu der Stadt, in der er sich befand. In beiden Fällen schwebte er tatsächlich auf Wolken. Lua schien seine Empfindungen zu erwidern. Jedenfalls versuchte sie, ihn zu beruhigen und ihre freundlichen Gesten wärmten sicherlich nicht nur sein Herz. Doch weshalb sagte sie nicht, dass sie ihn liebte? Auf der Schriftrolle der Luftmagie gestand sie offen jedem Leser, was in ihr vorging. Hier, ihm gegenüber stehend, meinte sie lediglich, er sollte sich keine Sorgen machen. Gerade eine solche Aussage bewirkte meistens das Gegenteil. Zumindest stimmte sie Tahmo nachdenklich. Keine Sorgen ... warum hielt sie sich dann zurück? Warum sagte sie ihm nicht, welches Gefühlschaos er in ihr auslöste? Vielleicht, weil gar kein Chaos herrschte. Lua machte einen so ruhigen, zufriedenen Eindruck. Sie stand einfach nur da, ihre graublauen Augen musterten Tahmo mit diesem verträumten Blick und einer Spur Neugier. Ihre Hände ruhten auf seinen Oberarmen. Unter den Fingerspitzen und Handflächen erwärmte sich die Haut. Ihr linker Daumen streichelte ihn. Nein, sie war weder von Unruhe noch Chaos beseelt. Und ihr innerer Frieden schien auch auf den Blondschopf überzugehen. Lua besaß eine natürliche Gabe, ihn zu beruhigen und ihm neben einem wohligen Gefühl scheinbar sämtliche Angst zu nehmen.

So brachte Tahmo den Mut auf, ihr zu gestehen, was er tief in seinem Inneren verspürte. Es waren tiefgründige Worte, sie sprachen aus seiner Seele und sie besaßen eine größere Bedeutung. Sie waren kein freundliches "Ich mag dich und könnte mir vielleicht vorstellen..." Selbst Tahmo, mit seinem leichten Akzent, der ihn fast wie einen plumpen Jungen vom Lande wirken ließ, wenn man den intelligenten Kopf hinter der Fassade nicht kannte, vermochte, die Bedeutung der großen Worte mit sich zu tragen.
Als der Wind sie an Luas Ohr blies, setzte sich in ihrer Brust ein seltsamer Druck fest. Plötzlich hockte da ein Kloß, schwer und zu Boden ziehend. Er streckte dünne Fühler nach oben aus, die ihr die Luft abschnürten. Zugleich aber flatterten Schmetterlinge in ihrem Bauch, dass es kribbelte, als wär er eingeschlafen. Ihre Beine fühlten sich wie Gummi an und erstmals seit sie Tahmo kannte, wich bei seinem Anblick das Verträumte in ihren Augen einer tiefen Unsicherheit. Sie brauchte nicht zu antworten. Sie liebte ihn nicht - oder doch? Unentschlossen biss sie sich auf die Unterlippe. Es gab doch noch Vintha.
Sie schloss die Augen, kaum dass seine Finger nun ihre Oberarme fanden. Es jagte ihr warme Schauer über den Rücken. "Tahmo, ich ..." Nur noch zwei kleine Wörter fehlten. Sie brauchte es doch nur zu erwidern - wenn sie wollte. Etwas hinderte sie. Die graublauen Perlen lugten unter dem Vorhang aus dichten, dunkelblonden Wimpern wieder hervor. Ihr Blick war traurig. Sie wollte ihn nicht enttäuschen. "Ich ... es tut mir leid. Ich weiß nicht, ob ich dich auch liebe. Ich mag dich sehr, aber das ... ist jetzt ... schon ein großer Schritt." Lua war sich tatsächlich noch unschlüssig. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie nicht wusste, welche Chance sie denn bei Vintha hatte. Ob er möglicherweise der Richtige war? Würde er ihre Liebe erwidern oder ebenso reagieren wie sie nun ihrem Schützling gegenüber. Eben jetzt bemerkte sie, wie forsch und verletzend ihr Verhalten auf ihn sein musste. So drückte sie Tahmo fest an sich. "Es ist nicht so, dass da gar nichts wäre. Ich muss meine Gedanken ordnen. Bitte, gib mir etwas mehr Zeit, ja?"
Das war vermutlich nicht die Antwort, die Tahmo sich erhofft hatte. Andererseits schloss sie das Erhoffte auch noch nicht aus.
"Bitte. Sei mir nicht böse deswegen. Ich möchte nur nichts erwidern, wobei ich mir nicht sicher bin." Der windige Charakter eines Luftmagiers. Sie legten sich ungern schnell fest. "Vielleicht sollten wir uns erst einmal auf deine weitere Ausbildung konzentrieren und deinem Dorf zu Hilfe eilen. Wir werden erleben, wie es sich entwickelt." Lua hoffte inständig, dass sie mit diesen Worten in Tahmo nun nichts zerbrochen hatte, was unwiderruflich zerstört wäre.
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Sonntag 17. April 2011, 16:40

Luas Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Als wäre er vom warmen heraus in ein Becken voll mit eiskalten Wasser gesprungen holte sie ihn auf den harten Boden der Tatsachen zurück.
Für ein paar Augenblicke verharrte er noch angespannt in Luas Umarmung, musste sich die Worte erst einige Male durch den Kopf gehen lassen ehe sie wirklich einen Sinn ergaben.
Sie hat gesagt... sie ist sich noch nicht sicher... muss es sich noch überlegen. Also weis sie es selbst nicht ob sie mich liebt, oder eben nicht? Und die ganze Küsserei? Wiso hat sie mich überhaupt....

Der Blondschopf spannte sich noch mehr an, kurzzeitig wallte Wut in ihm auf und er schlängelte sich behende aus Luas Umarmung ohne dabei jedoch grob zu sein. Schnellen schrittes ging er ein Stück weg von ihr, sah sie mit fassungsloser Mimik an. „Du.... wiso... wiso küsst du mich wenn du's nich' weist?“ Sein Blick spiegelte wieder wie sehr ihn Luas Worte wohl verletzt hatten, „Du küss' mich... penn's neb'n mir... un' sag's dann das du's dir noch überleg'n muss? Das is'... das is'...“
Tahmo schnaubte, unfähig die richtigen Worte zu finden ruderte er hilflos gestikulierend mit den Armen.

Lua hat doch keine Ahnung, wie schwer es dir gefallen ist ihr das zu sagen.
Das du doch noch nie wirklich jemand anderem vertraut hast und das zurecht!
Aber du kannst mir vertrauen, ich werde dich niemals enttäuschen!


Tahmos Blick weitete sich. Da war sie schon wieder, diese Stimme. Sie klang säuselnd, verführerisch... energisch schüttelte er den Kopf. Noch war nicht alles verloren. Luas Worte hatten weh getan, waren nicht das gewesen was er hätte hören wollen... Aber sie hatte auch nicht nein gesagt. Dennoch... warum tat sie so etwas? Das was sie tat, passte so gar nicht mit dem zusammen was sie sagte. „Has' du die'sn Ventha überhaupt schonma' gesehn'?“ Sprach Tahmo mit stark beherrschter Stimme, in der jedoch ein Großteil an Trauer und Enttäuschung mitschwang.
Mit zittrigen Fingern fasste Tahmo nach der Schriftrolle, öffnete sie ein kleines Stück und blickte dann zu Lua. „Hier steht... das du'n Ventha nur gefolgt bis' weil' du Spur'n gesucht hast. Un' wenn'ch es richtig lese dann has' du ihn nie wirklich getroff'n. Konnte's ihn nie küss'n so wie mich... un'ch glaub dir nich' das du mich nur geküsst has' weil's dir so mal danach war.“
Er rollte die Schriftrolle wieder zusammen, steckte sie sich halb unter seinen Hosenbund und ging zu seinem Stab um diesen ebenfalls aufzuheben ehe er sich mit schmerzhaft klopfendem Herzen wieder an Lua wandte um abzuwarten ob sie noch etwas sagen wollte.

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Montag 18. April 2011, 19:23

Wahrscheinlich hätte sie keine schlimmere Antwort geben können. Bei einem Nein wäre Tahmo sicherlich ebenfalls erschüttert gewesen, aber es hätte gewisse Festigkeit besessen. Dann hätte sie nur mit ihm gespielt, in ihm ein Abenteuer oder sonst etwas gesehen und seine Empfindungen eben aufgrund purer Herzlosigkeit missbraucht. Dies hier - diese Unsicherheit, welche Luas Antwort hinterließ - war wesentlich schlimmer und traf tiefer. Denn sie besaß nicht die Festigkeit eines klar definierten "Ich liebe dich nicht". Es wäre ein Hin und Her, ein ewiges Drama und Tahmo würde bei jeder Berührung, bei jedem lieb gesagten Wort stets daran denken müssen, dass sie ihn nur vielleicht liebte. Dies konnte immer dann umschwingen, wenn sie dem Westwind ein Stückchen näher kamen. Was würde Lua denn dann tun? Die Fronten wechseln und Tahmo wie einen alten Schuh fallen und zurück lassen?

Sie schaute ihn aus schuldbewussten Augen an. Erst als sie sein Entsetzen bemerkte, spürte sie auch den tiefen Stich in der Brust und erkannte, was sie angerichtet hatte. Für eine Entschuldigung war nun nicht der passende Moment. Tahmo würde das ohnehin nicht glauben. So schaute sie ihn nur an, immer trübseliger dreinblickend, und lauschte seinen Worten. Sie trieften vor Enttäuschung, dass es wie eine zähflüssige Masse auf ihrer Haut zu liegen kam und sich bis tief in ihr Herz brannte. "Ich..." Mehr brachte sie auf einmal nicht hervor. Ihr Hals war trocken, die Kehle wie zugeschnürt. Was sollte sie ihm denn sagen? Dass sie Angst hatte, sich zu binden? Dass sie fürchtete, es wäre nur eine kleine Schwärmerei und nichts weiter? Dass die gemeinsamen Vorhaben sie eventuell zusammen schweißten, wo sonst nichts wäre? Ein bitterer Geschmack lag in der Luft, ganz so, als wollte der Wind die Dramatik, die sich hier abspielte, steigern.
Tatsächlich handelte es sich aber um magische Partikel, die aus Tahmo herausgesandt wurden. Sie entströmten ihm wie Schweiß aus einem überhittzten Körper. Die Magie lauschte all seinen Worten und erlebte jede noch so kleine Handlung mit. Sie beobachtete ihn und hatte nun die Chance erhalten, ihren Katalysator in die richtige Bahn zu lenken. Eine Bahn, weit weg von Lua, die ihm zwar bei der Förderung der Magie helfen, aber ebenso gut behindern konnte. Es gab so viele magisch begabte Paare, die ihre Fähigkeiten links liegen ließen, weil sie ein friedliches Leben zusammen vorzogen.
Die Magie hasste nicht. Sie war kein intrigantes Wesen, das Liebende gegeneinander ausspielte, um die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. All diese Nebensächlichkeiten waren ihr egal. Die Magie wollte nur eines: wirken. Egal wie. Also nutzte sie alle Register, ohne sich dabei durch Gefühle leiten zu lassen. Gefühle waren etwas für lebende, denkende Wesen. Die Magie war nur Magie. Und sie sprach zu Tahmo. Sie versicherte ihm, worauf er immer bauen konnte. Nämlich auf das, was in ihm steckte. Sie würde ihn nicht verlassen, keine Spielchen mit ihm treiben. Der Wind strich über seine Haut. Die Magie küsste ihn.

Er ging nicht darauf ein. Er mochte die Stimme gehört haben, aber nein, er wollte ihr wohl nicht glauben. Lua konnte er doch ebenso vertrauen oder nicht? Ihre Worte hatten eine tiefe Wunde gerissen. Vielleicht schloss sich diese nie wieder. Er musste herausfinden, warum ihre Antwort so ausgefallen war. In allen anderen Fällen würde nie wieder etwas heilen. So konfrontierte er sie mit durchaus triftigen Argumenten. Sie schüttelte den Kopf, als er fragte, ob sie Vintha denn überhaupt persönlich kannte. "Nein. Ich ... kenne sein Gesicht nur von Bildern. In Zyranos existiert ein Gemälde von ihm." Lua machte einen Schritt auf ihren Schüler zu. Sie wollte ihm doch so gern alles erklären, ach, sie wusste es ja selbst nicht. Warum hatte sie nicht einfach sein Geständnis erwidert. In ihren Ohren rauschte es.
"Ich habe ihn nie geküsst, richtig. Ich habe ihm ja nicht einmal die Hand zum Gruß gegeben." Wie konnte sie dann sagen, dass sie ihn liebte? Wie hatte sie in die Schriftrolle schreiben können, sie wäre in diesen Mann verliebt? In den Mann ... oder seine Magie? Eine Richtung, die zu ihr gepasst hatte. Verträumte Winde, die Blätter und Federn tanzen ließen. Wilde Stürme, aufbrausend und unbezwingbar. Chaotische Brisen, begleitet vom Regen, den sie peitschten und wild zu Boden prasseln ließen.
Lua Chii hob den Kopf. Tahmo stand vor ihr, die Schriftrolle im Hosenbund eingeklemmt, seinen Stab festhaltend. Sie konnte die Aura der Magie um das Holz fast flimmern sehen. Die Magie schützte ihren Anwender. Sie war bei ihm. Lua nicht. Sie ließ Tahmo im Stich. Ihren Schützling, ihren Freund und ... gab es denn wirklich ein Mehr?
"Es tut mir leid", sagte sie. "Natürlich habe ich dich nicht aus einer Laune heraus geküsst." Sie kam auf ihn zu. "Bitte, du musst mir glauben, wenn ich sage, dass ich wirklich viel für dich empfinde. Ich weiß nur nicht, ob es so stark ist, dass ich ebenfalls die berühmten Worte aussprechen kann. Ich weiß es nicht." Wusste man es denn jemals? Lua legte ihre Hand an seinen Magierstab. Sie streichelte das Holz, suchte Vergebung in der Luftmagie, aber auch Hilfe. In seiner Luftmagie. "Ich war bereit, dir das schönste Paradies zu zeigen. Ich wäre immer noch bereit dazu. Aber ... bitte, lass mich nachdenken, ja? Dein Liebesgeständnis kam plötzlich, es hat mich irgendwie aus den Bahnen gerissen wie ein Sturm. Ich muss meine Gedanken ordnen. Ich bitte dich, Tahmo, wenn du mich tatsächlich so liebst, wie du es gesagt hast, dann gib mir Gelegenheit dazu. Heute Abend werde ich dir eine Erklärung und eine feste Antwort liefern. Ich verspreche es."

Sie löste sich von seinem Stab, trat ein paar Schritte zurück. "Ich lass dich jetzt allein. Ich nehme nicht an, dass du Konzentration genug hast, die Schriftrolle zu studieren, aber es würde nicht schaden. Heute Abend komme ich zu dir, um mit dir zu sprechen." Sie ging rückwärts und wandte sich auf halbem Weg zur Tür um. Gerade rechtzeitig, als Ikarus das Zimmer betrat. Sein Lächeln schwand, nachdem Lua nun doch eiligeren Schrittes an ihm vorbei nach draußen ging. Er runzelte verwirrt die Stirn. "Hattet ihr Streit?", fragte er den zurückgelassenen Schüler. Dann winkte er ab. Typisch Hymlianer. "Das legt sich schon wieder. Jeder Sturm geht einmal vorbei und die hinterlassenen Trümmer fegt die nächste Brise fort." Eine seltsame Redewendung, um jemanden aufzumuntern. Aber Ikarus lenkte wenigstens etwas von schlechten Gedanken ab. "Beherrschst du denn schon Zauber, die in der Schriftrolle stehen? Ich bin den Weg des Pegasusreiters gegangen. Die Luftmagie liegt mir zwar wie jedem Hymlianer im Blut, aber ich habe sie nie so sehr gefördert wie die Flug-, Reit- und Kampfkunst."
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Dienstag 19. April 2011, 10:32

Tahmo hörte Luas Worte, er wich nicht zurück als sie näher kam und zog auch seinen Stab nicht weg. Dennoch hielt er den Blick gesenkt, Luas anfängliche Reaktion war einfach alles andere als schön gewesen. Hätte er an ihrer Stelle anders Reagiert? Er wusste es nicht, er liebte sie ja aus ganzem Herzen, seine Worte wären wohl ein wenig sanfter gewesen.
"Ich lass dich jetzt allein. Ich nehme nicht an, dass du Konzentration genug hast, die Schriftrolle zu studieren, aber es würde nicht schaden. Heute Abend komme ich zu dir, um mit dir zu sprechen." Luas Hand lies den Stab los und die Magierin verschwand begleitet von einem sehnsuchtsvollen, traurigen Blick seitens Tahmo, eilends aus dem Zimmer - rannte dabei sogar fast Ikarus über den Haufen.
Der Pegasusreiter erfasste die allgemeine Lage wohl ziemlich schnell, was anhand von Tahmos Mimik und Luas schnellen verschwinden nicht besonders schwer war.
"Hattet ihr Streit?" Fragte er mit besorgter Mimik, um im nächsten Moment schon wieder mit einer lockeren Handbewegung abzuwinken. "Das legt sich schon wieder. Jeder Sturm geht einmal vorbei und die hinterlassenen Trümmer fegt die nächste Brise fort."
Ikarus hatte da leicht reden, immerhin steckte er nicht in Tahmos Haut. Der Blick des Blondschopfes senkte sich erneut zu Boden. Mit hängenden Schultern drehte er dem Hymlianer den Rücken zu, blickte eine Weile stumm hinaus in die Wolken und suchte wohl trost in dem Wind der ihm hier oben durch die Haare wehte. Er war im Grunde kein Kind von großer Traurigkeit. Niemand der sich lange mit schlechten Gedanken oder Ereignissen abgab. So wie alle Hymlianer oder Windmagier besaß Tahmo ein wechselhaftes – und in seinem Fall – grundlegend fröhliches Gemüt. Die Sache in Pelgar? Ein paar Tage danach hatte er schon nicht mehr wirklich drann gedacht. Die Begegnung mit der Dunkelelfe? Auch in beiden Fällen war alles schnell verdaut. Zwar in seiner Erinnerung vorhanden aber nicht mehr als dumpfer Klos im Magen.
Das hier jedoch, mit Lua, ging tiefer. Viel tiefer als alles andere jemals zuvor in seinem Leben.
Es saß wie ein schwerer, schwarzer Stein inmitten seinen Eingeweiden, welche sich drumherum krümmten und knoteten. Seine Kehle fühlte sich zu geschnürt, als hätte ihn jemand am Hals gepackt um ihn zu würgen. In seinem Kopf tobte ein Chaos wie ein Gewittersturm mit schweren Regenwolken. Natürlich, er verstand Luas Worte. Sie hatte nicht nein gesagt, musste nur noch einmal darüber nachdenken, das war in Ordnung... Dennoch, wieso küsste sie ihn wenn sie sich nicht sicher war? Wieso eiferte sie dennoch jemanden nach und sprach bei einem vollkommen unbekannten Menschen den sie nur von Bildern her kannte von Liebe, brachte bei Tahmo diese Worte jedoch nicht über die Lippen?

"Beherrschst du denn schon Zauber, die in der Schriftrolle stehen? Ich bin den Weg des Pegasusreiters gegangen. Die Luftmagie liegt mir zwar wie jedem Hymlianer im Blut, aber ich habe sie nie so sehr gefördert wie die Flug-, Reit- und Kampfkunst." Der Hymlianer war hinter Tahmos Rücken anscheinend ein wenig näher gekommen, zumindest klang seine Stimme weniger weit weg als zuvor. Hastig wischte sich Tahmo mit einem Ärmer über die Augen, er versuchte verbissen keinerlei Tränen entwischen zu lassen, obwohl ihm gerade alles andere als Sonnenschein zumute war. „Ich.... nein...kann noch kein'n“ Murmelte er halblaut über die Schulter nach hinten gen Ikarus. Sollte er mit dem Hymlianer vielleicht über die Sache mit Lua reden? Wusste er eventuelle einen Rat? Soweit Tahmo das verstanden hatte, kannte Ikarus Lua ja schon eine sehr lange Zeit. Aber er kannte Ikarus nicht, oder zu wenig um mit ihm über derlei Dinge reden zu wollen. Hatte er Lua schon gut genug gekannt um ihr diese Frage zu stellen? Hatte sie deshalb so reagiert? Und der Kuss? Tahmo fühlte sich zu Lua unheimlich verbunden, er wusste einfach das sie nicht viel anders dachte als er... andererseits hatte Tahmo zu wenig, oder keinerlei Erfahrung mit Frauen um das wirklich gut beurteilen zu können. Der Blondschopf atmete tief durch, das war vielleicht eine dumme Sache alles und bis zum Abend noch eine unheimlich lange Zeit die er irgendwie rum bringen musste. Konzentration hatte er keine, aber Ablenkung wäre bestimmt gut.

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. April 2011, 11:04

Ikarus spürte, dass etwas nicht stimmte. Natürlich hatten sich Tahmo und Lua wohl gestritten. Die schlechte Stimmung hing wie ein böses Omen in der Luft. Man bemerkte es sofort, weil alles viel ruhiger und steifer von sich ging. Tahmos Heiterkeit, die er vom ersten Moment an bei dem Blondschopf bemerkt hatte und die ihm sehr sympathisch war, schien verschwunden. Sie hatte sich zurückgezogen wie die Luftmagierin, die fast blind an ihm vorbei gerauscht war. Als wäre sie aus einer unangenehmen Situation geflohen. Ikarus ahnte ja nicht, wie Recht er mit dieser Überlegung hatte. Vielleicht war es für beide aber erst einmal das Beste.
Was immer vorgefallen war, der Hymlianer erkannte, dass Tahmo jetzt wohl am besten eine Ablenkung gebrauchen konnte. Wenn er mit ihm über das Thema sprechen wollte, dann würde er das von sich aus schon tun. Ikarus galt nicht als der Typ, der andere aus reiner Befriedigung der eigenen Neugier drängte. Ja, er war neugierig, natürlich! Als Hymlianer besonders, aber es existierten auch Situationen, in denen selbst ein Mann dieses Volkes erkannte, dass es nicht der passende Zeitpunkt war, Löcher in den Bauch zu fragen.
Da er mit Tahmo noch nicht allzu vertraut war und nicht wusste, was ihm gefiel, versuchte er die Aufmerksamkeit auf die Luftmagie zu lenken. Deswegen war der Junge schließlich in die Wolkenstadt gekommen. Jedoch fast enttäuschend klang es, als er meinte, keinen einzigen Zauber der Schriftrolle zu beherrschen. "Na, das kann doch nicht sein. Lua spricht ja in so hohen Tönen von dir. Sie meint, du hast Potenzial, da kannst du bestimmt schon den einen oder anderen Zauber, den sie niedergeschrieben hat. Lass doch mal sehen." Unabhängig davon, ob Tahmo dem Hymlianer die Schriftrolle überließ, entschied dieser, ihm ein wenig unter die Arme zu greifen. Sich auf etwas zu konzentrieren bot doch die beste Ablenkung und die Anwendung beziehungsweise Aneignung von Magie erforderte ein hohes Maß an Konzentration. Ikarus beschloss, Tahmo für die nächsten Stunden ordentlich zu schulen, selbst wenn er kein ausgebildeter Magier war. Mit der Schriftrolle würde es schon funktionieren.
"Also ein besonders leichter Zauber, der sich auch wunderbar für Anfänger eignet, ist der Windspiel-Zauber. Wir könnten dazu in den Garten hinter dem Sitz der Himmlischen gehen. Dort gibt es viele Keramik-Windspiele, die an den Säulen aufgehängt sind. Sie erzeugen fantastische Kompositionen, wenn man die Luft richtig zu lenken weiß. Die Jüngsten der Luftakademie kommen in den ersten Wochen oft mit ihren Lehrmeistern in den Garten und lernen spielerisch mit ihrer Magie umzugehen. Was meinst du? Kann ich dich dazu überreden?" Wenn nicht, würde sich etwas Anderes finden. Auf jeden Fall gab sich Ikarus alle Mühe den hymlianischen Gast etwas aufzumuntern und von seinen scheinbar dunklen Gedanken abzulenken. Im Laufe des Tages lud er ihn in die Taverne zu einem Mittagessen ein. Die Wirtin entschuldigte sich an dieser Stelle Hundert Mal, weil das große Schild vom Tavernendach entwendet worden war. Das Essen wäre aber dasselbe geblieben und so tischte sie neben einer klaren Suppe als Vorspeise eine köstliche Reisspezialität als Hauptgang und zum Nachtisch kleine, mit Sahne gefüllte Windbeutel auf. Als Getränke wurde Milch serviert, die man derart aufgeschäumt und mit gepressten Bananen verrührt hatte, dass sie wie eine cremige weitere Speise schmeckte.

Es wurde schneller Abend, als Tahmo es sich wohl ausgemalt hätte. Lua hatte sich den ganzen Tag über nicht mehr gezeigt. Er selbst war von Ikarus eingeladen worden, in dessen Haus zu übernachten. Nachtwind und Faro waren derweil in einem der Ställe in den Hallen der Himmelsreiter untergebracht worden. Dort versorgte man sie gut mit Stroh und Hafer. Es würde ihnen an nichts fehlen. Aber auch Tahmo sollte als Gast der Hymlianer gut versorgt sein. Ikarus zeigte ihm, wo er sich in seinem Haus waschen konnte und anschließend brachte er ihn in ein Gästezimmer. Es besaß ein großes, geschwungenes Fenster mit flügelförmigen Fensterläden. Das Bett machte einen derart weichen Eindruck, dass man bereits glaubte, tief darin zu versinken, wenn man es nur anschaute. Decke und Kissen bestanden aus einem verarbeiteten Wolkenfaserstoff, wie Ikarus erklärte. "Es gibt nichts Weicheres auf ganz Celcia, das wirst du schon noch bemerken." Das Zimmer besaß noch eine große Kleidertruhe sowie eine Ecke mit Sitzkissen, vor denen ein niedriger Tisch aufgebaut war. Hymlianer pflegten in solchen Ecke Tee zu trinken, sich zu unterhalten oder eine Partie irgendeines ihnen bekannten Brettspieles zu bestreiten. Das beliebteste Spiel hierbei dürfte wohl Wolkenhoppeln sein. Es wurde auf einem zweifarbig gemusterten Brett mit jeweils acht wolkenförmigen Figuren und einer Drehnadel auf einer Scheibe gespielt. Durch das Drehen der Nadel gab man die Windrichtung einer Wolkenfigur vor, nach deren Angabe man sie zu rücken hatte. So musste man versuchen, über möglichst viele der gegnerischen Wolken zu hüpfen und diese zu eigenen Spielsteinen zu machen. Das besondere hierbei war ein Zauber, der die Farben der Figuren verändern konnte. Hymlianer liebten dieses Spiel und beschäftigten sich in ihrer Freizeit häufig damit.
Ein solches Brett stand auch auf dem kleinen Tisch in Tahmos Zimmer bereit. Ikarus verzichtete allerdings darauf, ihm eine Runde anzubieten. Der Blondschopf hatte ihn lange genug um sich herum gehabt. "Ich werde dir jetzt eine Weile Ruhe gönnen", sagte der Hymlianer deshalb. "Du kannst dich jederzeit schlafen legen und falls doch noch etwas sein sollte, findet du mich in meinem Wohnraum. Klopf einfach an, du weißt ja, welches Zimmer es ist." Ikarus hatte Tahmo das ganze Haus gezeigt. Es war nicht groß, aber für einen alleinstehenden Mann reichte es mehr als aus.
Tahmo würde Gelegenheit bekommen, nun allein seinen Gedanken nachzuhängen. Lua hatte versprochen, ihn aufzusuchen, aber ließ sie sich damit reichlich Zeit. Vor Mitternacht brauchte Tahmo jedenfalls nicht mit ihr zu rechnen.
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Mittwoch 20. April 2011, 00:35

Ikarus hatte nicht übertrieben. Einzig und allein die Wolken mochten noch weicher sein als das runde, weiße Bett in dem Tahmo nun lag. Die Decke war flauschig, ohne dabei zu dick zu sein und die samtenen Kissen dufteten herrlich frisch. Das Gästezimmer war mit einer gemütlichen Sitzecke samt kleinem Tischlein, einer schweren Kleidertruhe sowie einem großen, offenen Fenster mit flügelförmigen Fensterläden gemütlich eingerichtet. Der Boden bestand aus hellem Holz und schwang man seine nackten Füße aus dem Bett so berührte man zu aller erst einen flauschigen Teppich. Zusätzlich hüllte das silberne Mondlicht welches durch das offene Fenster herein leuchtete, das Zimmer in einen angenehm kühlen Schleier. Tahmo hatte also einen Schlafplatz ergattert, den ein jeder Abenteurer sich nur in seinen kühnsten Träumen ausmalen würde.
Dennoch lag er hellwach da und blickte beständig zum Fenster.

Ikarus hatte den restlichen Tag mit ihm zusammen verbracht. Der Hymlianer war äußerst nett gewesen, ganz anders als es sich Tahmo bei ihrer ersten Begegnung vorgestellt hatte. Ikarus hatte bemerkt das den jungen Blondschopf etwas ordentlich bedrückte und das diese Sache mit Lua zusammen hing. Was genau das allerdings war, konnte er sich nur erahnen. Dennoch hatte er mit Leibeskräften dafür gesorgt Tahmos Gedanken so gut es ging zu zerstreuen. Und was sonst ganz einfach war, gestaltete sich in diesem Fall jedoch recht schwierig. In einem kleinen Säulengarten gleich hinter dem Palast der Himmlischen hatte er mit Tahmo eine viel zahl an Luftzauber aus der Schriftrolle geübt. Danach hatte er ihn zum Essen eingeladen und Tahmo durfte ein großzügiges Menü an Hymlianischen Speißen probieren, die ihm auch durchweg alle sehr geschmeckt hatten.
Trotzdem schwebte über allem das er tat stets eine große, dicke, schwarze und bedrückende Regenwolke die kein Wind der Welt hinfort wehen konnte. So war er beim Zaubern nicht so konzentriert wie sonst, ein Teil seiner Gedanken hing stets bei Lua. Mal mehr und mal weniger. Auch der richtige Appetit beim Essen hatte ihm gefehlt und nun, fehlte ihm jegliche Müdigkeit zum Schlafen. Dankbar war er Ikarus dennoch, aber mit ihm über die Sache reden...? Eigentlich war Tahmo zu dem Entschluss gekommen einfach nur abzuwarten, denn ändern konnte er an der momentanen Situation nur wenig. Auch ständiges darüber Nachdenken brachte nichts außer Kopfschmerzen. Seufzend wälzte er sich ein paarmal zur einen Seite und wieder zurück zur anderen. Lag eine kurze Zeit auf dem Bauch, dann wieder auf dem Rücken. Lag mit dem Kopf einmal dort wo eigentlich die Füße lagen und mit den Füßen an der Stelle an welcher der Kopf ruhen sollte... aber es half nichts.
„Bei den Winden....“ seufzte Tahmo. Ja, er hatte sich sogar schon Gedanken darüber gemacht was ein angehender Luftmagier für Redewendungen gebrauchen könnte.
Mit den Handballen rieb er sich die Augen und setzte sich auf an den Bettrand. Seine Fußsohlen berührten den weichen Teppich unter dem Bett, er schlug die Decke beiseite und stand wieder auf. Am Hinterkopf kratzend wanderte Tahmo hinüber zum Fenster, seine Frisur sah noch zerzauster aus als jemals zuvor. Wie ein Alchemist, der sich bei Nachdenken zu oft die Haare raufte.
Mit den Händen stützte er sich am Fenstersims ab um hinauf zum Mond zu blicken. Der kühle Nachtwind lies ihn ein wenig frösteln, was aber wohl daran liegen mochte weil er lediglich mit seiner Oberschenkel-langen Unterhose bekleidet war und seine Klamotten in einem wirren Haufen auf der Kleidertruhe lagen. Ein paar Wolken zogen am nächtlichen Himmelsgestirn vorbei, hüllten die silberne Scheibe am schwarzen Himmel mal in einen nebligen Vorhang, ehe sie ihn wieder frei gaben und er weiter in seiner ganzen Pracht leuchten konnte. Tahmo beugte sich vor, blickte hinunter auf die Straße vor Ikarus Haus und sah suchend in alle Richtungen. Bisher noch keine Spur von Lua, derweil war es schon Nacht und nicht mehr Abends. Vielleicht ist sie weggelaufen und Ikarus sollte mich so lange ablenken? schoss ihm ein verquerer Gedanke durch den Kopf, den er jedoch sofort wieder verwarf. Nein, Lua würde nicht einfach abhauen. Sie sagte sie kommt wieder, also kommt sie wieder. Und Ikarus ist einfach nur nett zu mir gewesen. Seufzend stützte er die Ellbogen auf den Fenstersims, schnaufte ein wenig Luft aus und lies den Blick einmal zwischen den Häuserreihen hin und her schweifen. Es war alles ruhig, erstaunlich ruhig. Mit einer plötzlichen Bewegung stieß sich Tahmo vom Fenster ab, zottelte schlurfend hinüber zur Truhe und klaubte die Kleidungsstücke auseinander. Er zog sich seine dunkelblaue Stoffhose die er ein wenig schlampig mit dem Gürtel befestigte, sowie sein strahlend weißes Hemd über. Ein besonderes Hemd, das einmal ein besonderes Geschenk war. Tahmo trug es mit stolz – zudem war es wirklich angenehm auf der Haut. Er griff nach seinem Stab, das Holz strahlte wie immer eine beruhigende Wärme ab, voller Magie. Leise öffnete die Tür, trat hinaus in der Flur und schloss seine Tür wieder leise hinter sich. Auf Zehenspitzen schlich Tahmo durch das obere Stockwerk. Auch hier konnte der Mond durch unzählige Fenster hinein leuchten und alles in silbriges Licht tauchen. Der Wind war ebenfalls spürbar, die Hymlianer bevorzugten eben eine luftige, offene Bauweise. Wie schon zuvor, als Ikarus ihm sein Eigenheim gezeigt hatte, staunte Tahmo darüber wie groß es war. Er kannte nur sein eigenes Zu Hause im Fischerdorf. Eine alte Anglerkate: Klein, stickig, dreckig und wenn es regnete hatte es hier und dort durch das Dach ins Innere getropft – Tahmo war nie oft zu Hause gewesen.
Und jetzt schlich er durch ein prachtvolles Anwesen. Bei Ikarus Tür machte er kurz halt, sollte er hinein gehen? Mit dem Hymlianer reden? Nach einer kurzen Denkpause schlich er weiter, zum entgegen gesetzten Ende des Flurs. Es gab in diesem Stockwerk genau vier Türen und einen Treppenaufgang in der Mitte. Am einen Ende lag das Gästezimmer, in der Mitte die Treppe und die Tür zu Ikarus Zimmer, dann noch die Tür zum Waschraum und am anderen Ende eine Tür zu einem Raum den Ikarus bei der kleinen Rundführung ausgelassen hatte. Und dann gab es noch einen kleinen, offenen, unvertürten Rundbogen der auf einen halbrunden Balkon führte welcher sich direkt über einem Garten hinter dem Haus befand. Und genau dort wollte Tahmo hin. Er betrat den Balkon und kletterte flink auf das steinerne Balkongeländer, um sich drauf zu setzen. Den Rücken Richtung Flur und den Stab an das Geländer gelehnt war seine Silhouette von weiter weg von silbrigen Mondschimmer umhüllt. Die Füße baumelten frei in der Luft und mit den Händen hielt er sich abstützend am Geländer fest. Tahmo atmete tief durch, lies seinen Blick durch den Garten schweifen, über den Nachthimmel, hinauf zum Mond und dann wieder durch die Gegend. Er wartete, wartete bis Lua auftauchen würde vorher tat er kein Auge zu. Selbst wenn er dafür bis an sein Lebensende wach bleiben musste. Hoffentlich weiß sie das ich bei Ikarus bin! Tahmo blinzelte, daran hatte er ja noch gar nicht gedacht! Ach was... natürlich weiß sie das... immerhin hat sie mich mit ihm allein gelassen. Und wenn sie es nicht weiß, wird sie es sich denken können. Sie kommt ganz bestimmt....
Der Blondschopf gähnte, streckte sich ein wenig und guckte weiter träumend in die Nacht hinaus.

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. April 2011, 17:27

Wusste Lua wirklich, ob sich Tahmo im Hause des Hymlianers aufhielt? Er konnte es nur hoffen, aber es würde erklären, warum sie immer noch nicht bei ihm aufgetaucht war. Möglicherweise suchte sie nach ihm. Dann würde sie ihn aber auch finden. Das nahe Liegendste wäre ja, Ikarus aufzusuchen, da dieser zuletzt von ihr mit Tahmo gesehen worden war. Vielleicht fragte sich Lua gerade im Stall der Himmelsreiter durch. Denn wo man Nachtwind untergebracht hatte, dürfte ihr ja wohl klar sein.
Plötzlich hallten Schritte hinter Tahmo durch den Korridor, der zum Balkon führte. Kam sie? Nein, dazu hörten sich die Schritte zu schwer an. Lua war leichtfüßiger. Ikarus' Silhouette hob sich vom erleuchteten Gang hinter ihm ab. Sie sah recht ulkig aus, denn der Hymlianer hatte sich nebst eines Morgenmantels auch noch eine Schlafmütze aufgezogen. Beides schimmerte hell, die Mütze besaß einen großen Bommel. In der Hand hielt er eine Kerze. "Ich werde jetzt zu Bett gehen, mein Freund. Das solltest du auch bald tun." Er schenkte Tahmo ein Lächeln und wandte sich dann ab. Nach und nach wurden die Lichter im Haus gelöscht. Die Kerze hatte Ikarus auf einen Tisch direkt neben der Tür abgestellt, damit Tahmo ein kleines Licht hätte, wenn er der frischen Luft auf dem Balkon überdrüssig und stattdessen müde wurde. Dass er nicht erschöpft war von all dem Training wunderte Ikarus doch gehörig. Er selbst könnte jetzt getrost ein halbes Jahrhundert ruhen, so ermattet fühlte er sich. Aber er steckte nicht in Tahmos Haut. Der Blondschopf wartete auf Lua.

Sie kam nicht. Der Stand des Mondes zeigte ihm an, dass Mitternachts bereits vorüber war. Warum nur hatte sie sich nicht blicken lassen?
Inzwischen wehte der Wind kalt über den Balkon und ließ Tahmo nun mehr als gehörig frösteln. Die Härchen auf seinen Unterarmen mochten sich wohl aufstellen. Wenn er nicht zum Eiszapfen erstarren wollte, sollte er sich nun doch wieder ins Haus begeben. Seine Enttäuschung wäre wohl groß. Die Luftmagierin hatte ihn belogen, ihn im Stich gelassen? Wie sollte er sich irren. Lua war schon eine ganze Weile im Haus. Ikarus hatte sie hereingelassen, aber ihre ersten Worte an ihn waren gewesen, sie nur zu Tahmos Zimmer zu bringen.
"Er ist nicht drin, sondern auf meinem Balkon", hatte Ikarus entgegnet.
"Das ist nicht wichtig. Sag ihm nicht, dass ich hier bin", hatte Lua geantwortet und war zu seinem Zimmer geführt worden. Dort harrte sie aus, sammelte Mut. Sie war noch einmal in die Taverne Zur Leuchtenden Wolke gegangen. Lua trank für gewöhnlich keine Spirituosen, aber dieses Mal hatte sie sich dringend einen Tropfen genehmigen müssen. Der Wein brannte immer noch in ihrer Kehle, so bildete sie es sich ein, während sie in völliger Dunkelheit und schweigend in der hintersten Ecke von Tahmos Bett saß. Die Beine waren angewinkelt, die Arme umschlangen sie und ihr Kopf ruhte müde auf den Knien. Für einige Zeit war sie eingenickt, aber sie würde erwachen, sobald ihr Schützling das Zimmer betrat. Das kleinste Geräusch würde sie aus dem Dämmerzustand reißen, so aufgeregt war sie. Doch selbst dann hielt sie sich wohl noch zurück und in Schweigen. Versteckt in der Dunkelheit, die Tahmo hoffenltich nicht durchbrach würde sie warten - würde sie ihn erwarten. Sobald er ihr den Rück zuwandte oder sich zum Schlafen auf das Bett setzte, sollte er sich von ihr geplant in einer innigen Umarmung wiederfinden. Ihre Lippen würden an seinem Nacken hängen, ihm einen Kuss aufhauchen, nur um dann den Weg zu seinem Ohr zu finden. "Es tut mir leid", wollte sie ihm sagen. "Es tut mir leid, dich verletzt zu haben."
Dies alles wäre keine Schwierigkeit. Weshalb Lua getrunken hatte und weshalb sie die Zeit seiner Abwesenheit nutzte, um in der Stille noch einmal ihr gesamtes Vorhaben durchzugehen, zielte nur auf den Moment nach ihrem überraschenden Auftauchen ab. Der Moment, den sie fürchtete, der ihr Herz rasen ließ und dem sich trotz allem nun doch so freudig entgegen fieberte. "Ich liebe dich - ganz ehrlich." Die Worte lagen bereits auf ihren Lippen. Sie wollte es endlich loswerden, denn nun glaubte sie, sich sicher zu sein.
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 21. April 2011, 00:55

Der Mond hatte schon eine weite Strecke am nächtlichen Himmelszelt zurück gelegt, als sich Tahmo dazu entschied wieder ins Bett zu gehen. Ikarus Kerze war schon längst erloschen, aus gepustet von irgend einem eiskalten Windhauch. Die kleine Flamme war gegen den immer kälter werdenden Nachtwind nicht angekommen, Tahmo hatte ihm bisher getrotzt. Aber jetzt kroch auch ihm die Kälte in die eigentlich völlig erschöpften Glieder und er fühlte sich wie ein großer, steifer Eiszapfen. Es half nichts, er musste drinnen weiter warten hier holte er sich nur eine unnötige Erkältung oder Lungenentzündung. Bibbernd und zitternd - ein Hemd und eine Hose waren eben für diese Kälte, so weit oben im Himmel, keine angemessene Kleidung – schlich er den Gang entlang zurück zu seiner Zimmertür. Nur der eiserne Wille bis zu Luas Auftauchen zu warten hatte ihn noch wach gehalten. Er war im Grunde schon völlig müde und erschöpft. Und je näher er seinem Bett kam, desto größer wurde diese Müdigkeit. Mit halboffenen Augen und einem drögen, schweren Kopf schlossen sich seine klammen Finger um die Türklinke. Nur ein kleiner Teil von ihm war noch zuversichtlich darüber das Lua noch auftauchen würde, der Rest seiner Gedanken kreiste in einem ewigen Strudel um diese ganzen Mist der an diesem Tag passiert war.
Mit leisem knarzen öffnete Tahmo die Tür, schlurfte in das Zimmer und machte hinter sich zu. Die Kerze hatte er am Balkon gelassen, sie war sowieso erloschen und hätte ihm somit nichts genutzt.
Seufzend ging er hinüber zur Truhe und normalerweise hätten ihn seine aufmerksamen Sinne schon längst Bescheid gegeben das er nicht alleine im Raum war, sondern auch ein vertrauter Geruch in der Luft lag. Aber all die Müdigkeit und Kälte in seinen Gliedern sowie die schweren Gedanken in seinem Kopf ließen ihn unaufmerksam werden. Tahmo pfriemelte eine Weile an seinem Gürtel herum, bis er die Schnalle auf bekam und er ihn auf die Truhe legte. Dann striff er sich die Hose von den Beinen sowie sein Hemd über den Kopf bis er wieder in Unterhosen dastand. Beides war eiskalt von der Nacht und Tahmo selbst war nicht sehr viel wärmer. Er legte die Kleidungsstücke allesamt auf den unordentlichen Haufen auf der Truhe, hatte keine Lust alles ordentlich zusammen zu legen. Er freute sich ein wenig auf das warme, weiche Bett ein kleiner Gedanke von Geborgenheit kämpfte sich an die Oberfläche während er frierend zu dem Schlafplatz schlurfte.
Der weiche Teppich begrüßte seine Fußsohlen und Tahmo lehnte den Stab an die Wand neben dem Kopfende des runden Bettes. Auch jetzt hatte er Lua noch nicht bemerkt. Gähnend schlug er mit hängenden Schultern die Bettdecke zurück, krabbelte ins Bett, setzte sich aufrecht hin um nach der Decke zu greifen, zog die Decke über seine Füße bis zum Bauch hoch, wollte sich gerade hinlegen und.... erstarrte vor Schreck zur Eiskristallsäule.
Zwei warme, weiche Hände legten sich jeweils rechts und links unterhalb seiner Achseln auf seine Seiten. Tahmos Herz schaltete blitzschnell von gemächlich auf Stakkato um und hämmerte ihm nun aufgeregt gegen die Brust. Er riss die Augen auf, Adrenalin wurde ausgeschüttet, die Müdigkeit verdrängt und er war wieder hellwach! Vor Schreck erstarrt, aber hellwach!
Langsam strichen die Hände nach vorne auf seinem Bauch, während sich etwas warmes an seinen Rücken schmiegte und er einen zärtlichen Kuss von noch zarteren Lippen im Nacken fühlte.
Könnte es sein das? Seine Gedanken rasten, sein Herz schlug weiterhin schnell aber inzwischen nicht mehr vor Schreck sondern vor Freude. Denn was sein Herz sehr schnell begriff und sein Körper ebenso fix mit einer entsprechenden Reaktion auf die sanfte Berührung hin beantwortete, begriff sein Kopf erst nach ein paar weiteren Augenblicken. „L-Lua...?“ Fragte Tahmo leise in das vom Mondlicht in spärlichem Silber erleuchteten Gästezimmers hinein. Die Lippen suchten sich ihren Weg von seinem Nacken zu seinem linken Ohr, die Umarmung wurde inniger und ihm lief eine wohlige Gänsehaut über Rücken und Unterarme. "Es tut mir leid," erklang Luas Stimme ganz dicht an seinem Ohr. Und es war wirklich Luas Stimme! Die Stimme auf die er den ganzen Abend so lange gewartet hatte! "Es tut mir leid, dich verletzt zu haben."
Tahmo schluckte, er wusste gar nicht was er sagen sollte, was er zuerst sagen sollte, was er am besten sagen sollte um diesen Moment nicht zu ruinieren. Erneut wollte jedes Wort gut durchdacht sein. Seine Hände, welche die ganze Zeit noch verkrampft den Deckensaum gehalten hatten, ließen diesen nun los damit er sie auf die Handrücken von Lua legen konnte.
„Es... tut mir leid...das'ch... dich so überrumpelt hab', Lua...“ erwiderte Tahmo mit heiser klingender Stimme. Er war vielleicht doch zu lange draußen gewesen, oder?
"Ich liebe dich - ganz ehrlich."
Tahmos Herz machte einen kurzen Aussetzer, zumindest fühlte es sich so an. Ihm blieb die Luft weg, das Blut rauschte in seinen Ohren und sein Kopf brauchte erneut ein paar Augenblicke bis er das verarbeiten konnte. Er biss sich hart auf die Unterlippe, bekam vor Freude ganz feuchte Augen, fühlte sich von einem Moment auf den Anderen wieder quicklebendig und überglücklich.
Er hatte gewusst das sie kommt, tief in seinem Inneren hatte er es einfach gewusst und nun war sie da und alles war gut. „Oh man... ich“ Tahmo bemühte sich vor Freude nicht los zu heulen, so erleichtert fühlte er sich nun. Er löste sich ein wenig aus Luas Umarmung, drehte sich soweit das er sie innig auf den Mund küssen konnte um ihr somit seine Zuneigung zu zeigen. Nach einem ausgiebigen, langen Kuss legte er seine Stirn an Luas sodass sich ihre Nasenspitzen berührten: „Ich liebe dich auch, Lua“ flüsterte er zurück. Nun war es ihm wieder warm ums Herz, er war Glücklich und alles war gut und mit der Erleichterung fing die Müdigkeit und Erschöpfung an ihn immer mehr zu übermannen. Er rutschte näher zu Lua, legte einen Arm um sie und wollte sich wohl hinlegen. Der Tag war lang und aufregend genug gewesen, es war Zeit endlich die Augen zu zumachen für alles Andere blieb nun ja noch genügend Zeit. Er würde jedenfalls in diesem Bett, dicht an Lua geschmiegt, mehr als nur gut schlafen können. Er würde seine Nase in ihrer Halsbeuge vergraben und die gesamte Nacht nur von diesem wundervollen Augenblick träumen.

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. April 2011, 15:30

Er fühlte sich ganz kalt an. Sein Rücken und auch seine Hände, als sie sich auf die ihren legten. Tahmo war viel zu lange draußen gewesen, hoffentlich erkältete er sich nicht. Lua würde ihn warm halten müssen und bei Ventha, es wäre ihr eine Freude! Jetzt, da sie Zeit hatte, ihre Gedanken zu ordnen und erkennen durfte, wem ihr Herz wirklich gehörte, da sehnte sie sich auch nach seiner Nähe. Und so schmiegte sie sich eng an, nahm seine Lippen in Empfang, um diese noch inniger zu küssen als in der Vergangenheit. Sie streichelte seinen Bauch, sog seinen Duft auf und blinzelte, weil seine Augen im matten Mondlicht wie zwei große Silberspiegel glänzten.
Endlich war alles gut für die beiden. Sowas passierte doch sonst nur im Märchen. Ihr Leben war ein Märchen. Sie saßen in einem Bett aus Wolken, schwebten hoch oben über Celcia und sie hatten sich endlich nach langer Suche gefunden. Ihre Herzen schlugen im selben Takt. Nachdem sie sich beide ihre Liebe gestanden hatten, fiel kein einziges Wort mehr. Nur noch Kleidung war es, samtener Stoff, den sich Lua von den Schultern streifte und dieses Mal würde sie keine Scham von Seiten Tahmos dulden. Liebe kannte kein Schamgefühl. Nackt legte sie sich neben ihn, schmiegte sich dicht an. Ihr Körper, schlank und zart, wärmte ihn rasch auf, so dass es unter der Decke bald richtig kuschelig wurde. Mit den Fingerspitzen wanderte die Luftmagierin über Tahmos Brust, malte kleine Kreise und Wirbel. Hätte sie Farbe gehabt, es wäre ein Bild eines heiteren Sommersturmes auf dem Körper des Blondschopfs entstanden. So aber zeichnete sie lediglich ihre tiefe Zuneigung auf seine Haut. Er wurde zu ihrem Tagebuch. Sie vertraute ihm alles an, jede Emotion, jede Regung, die er allein durch sein Atmen in ihr auslöste. Und schon bald fielen Lua dicht neben ihm die Augen zu. Seinen Namen murmelte sie noch, letzter klangvoller Hauch in dieser Nacht. Der Wind trug ihn davon und niemand störte das junge Glück.

Nicht einmal Ikarus, der ahnte, warum Tahmo am Morgen nicht zum Frühstück in seiner Küche erschien. Er hatte übrigens für drei Personen gedeckt. Den ganzen Morgen grinste er in sich hinein, denn die Tür zum Gästezimmer blieb lange verschlossen. Und doch war es irgendwann Lua, die zuerst ihre Augen aufschlug. Sie ließ Tahmo den Schlaf, küsste ihn lediglich auf die Stirn und verließ dann seine Arme. Hastig streifte sie sich ihre Gewänder über, huschte nach draußen und musste verlegen den Blick senken, als Ikarus schmunzelnd im Gang stand, um ihr ein Handtuch zu reichen, damit sie sich waschen gehen konnte.
"Hast du ihm also doch endgültig den Kopf verdreht."
"Eher umgekehrt." Sie lächelte. Dann verschwand sie im Bad. "Würdest du ihn bald wecken? Ich möchte mit ihm üben und anschließend ... hm ... mal sehen. Wir müssen ihn dringend schnell und effektiv ausbilden, damit er zum Fischerdorf zurück kann." Ikarus nickte. Er ließ Tahmo noch zehn Minuten, dann klopfte er entschlossen gegen seine Tür. "Aufstehen, du Träumer! Ein neuer Tag wartet ... und deine Freundin auch."
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Freitag 22. April 2011, 18:36

Luas liebevolle, streichelnden Berührungen brachten Tahmos Herz zum klopfen, erzeugten bauchwärts ein wohliges Kribbeln und überall dort wo ihre Fingerspitzen verschlungene Pfade zeichneten bildete sich hinter ihnen eine dünne Spur von Gänsehaut. Lua strich ihren samtenen Stoff vom Körper. Man konnte in dem spärlichen Mondlicht nicht all zu viel sehen, aber dennoch übte die grazile vom silbrigen Licht umrahmte Silhouette der jungen Frau trotz seiner Müdigkeit einen gewissen Reiz auf ihn aus. Mit verliebten Lächeln rutschte Tahmo ein wenig zur Seite, machte Platz damit sie sich zu ihm legen konnte. Er genoss es sehr sich wieder aufwärmen zu lassen, innerlich wie äußerlich und gegenseitige Zutraulichkeiten auszutauschen. Ihre Nähe vertrieb sämtliche Kälte aus seinen Knochen und war zugleich unheimlich aufregend. Er küsste sie noch mehrmals auf den Hals, legte einen Arm um ihren Bauch, darauf bedacht sie nirgends zu berühren wo er nicht wusste wie sie reagieren würde, sowie den Anderen unter seinen Kopf und wurde letztendlich von der Müdigkeit wie einem herabsenkenden Schleier gleich zugedeckt. Langsam glitt er ins Reich der Träume ab, nahm am Rande noch Luas flüsternde Stimme wahr, fühlte ihren sanften Atem um mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen und in den Mundwinkeln einzuschlafen. Es war ein langer Tag mit märchenhaften Ende, der nun seinen Tribut forderte.
Warme Sonnenstrahlen strömten zusammen mit dem Wind durch das offene Flügelfenster um den Raum mit Licht und dem Duft eines neuen Tages zu fluten, Tahmos Nase zu kitzeln und den Träumenden allmählich aus dem Schlaf zu holen. Lua war schon lange wieder auf den Beinen, während der Blondschopf noch tief unter der Decke vergraben vor sich her döste. Er lag bäuchlings unter dem weißen Stoff, den Kopf gen Fenster gedreht während sein rechter Arm und das rechte Bein unter seitlich aus dem Bett baumelten. Der Blondschopf – dessen Haare momentan besonders wirr von seinem Kopf ab standen – hätte wohl mit Leichtigkeit noch bis spät in den Nachmittag hinein schlafen können, wäre ihm da nicht Ikarus Weckversuch in die Quere gekommen.
"Aufstehen, du Träumer! Ein neuer Tag wartet ... und deine Freundin auch."
Der Hymlianer klopfte mehrmals beherzt an die Holztür, woraufhin Tahmo gähnend erst das Eine dann das zweite Auge öffnete. Begleitet von einem erneuten Gähnen streckte er seine Arme und Beine, wollte sich schlaftrunken herum rollen, griff jedoch zu seiner eigenen Überraschung gehörig ins Leere und polterte begleitet von einem erstaunten „Woah!“ aus dem runden Bett hinab auf den nicht ganz so weichen Teppich. Begraben von der dicken Wolkendecke blinzelte er ein paarmal in den Raum ehe es ihm langsam wieder einfiel wo er sich genau befand. Sein Schlaf war bis eben noch sehr tief gewesen und da dauerte es – gerade bei einem Morgenmuffel wie Tahmo – halt seine Zeit bis er richtig wach war. Er rappelte sich hoch in die Hocke, schob die Decke zurück aufs Bett, rieb sich ein Auge und spähte über das Laken hinweg. Nirgends war eine Lua zu sehen. Hatte er das nur geträumt? Nein, sicherlich nicht denn immerhin entdeckten seine Augen gerade den hauchdünnen Stoff den sie sich am Abend im Mondschein ausgezogen hatte. Ein rotwangiges Lächeln zierte schlagartig sein Gesicht, das war alles wirklich passiert. Lua war nun seine Freundin und er ihr Freund! Die Gedanken wirbelten wie ein frischer Wind durch seinen Kopf und von einem Moment auf den Anderen strömte pures Glück durch jeden Winkel seines Körpers. Er wollte sein Glück am liebsten in die Welt hinaus schreien, doch vorher sollte er sich etwas anziehen und Essen – was ihm sein Magen mit einem Knurren zu verstehen gab. Er stand auf, tappte hinüber zur Truhe, ordnete dabei ein wenig die Haare und musterte das Klamottenknäuel auf dem Truhendeckel. Er streckte und räkelte sich erneut ausgiebig, kratzte seine Schulter und zog letztendlich die Robe aus dem Haufen hervor. Von dem Zimmer hier bis zum Waschraum waren es nur ein paar Schritte, da genügte es wenn er sich seine etwas zerknitterte, dunkelblaue Robe überzog. Zumal diese bis in seine Kniekehlen reichte und er so wieso nach wie vor die halblange, leinerne Bruche trug deren Ende sich dann knapp über dem Robensaum befand. So bekleidet schritt er Barfuß hinaus auf den leeren Flur und schloss leise die Tür hinter sich. Er tappte in Richtung Bad um sich mit ein wenig Wasser die letzte Müdigkeit abzuwaschen und vielleicht eine Möglichkeit zu finden seine Frisur etwas mehr unter Kontrolle zu bringen. Warm gebadet hatte er ja gestern erst, obwohl ihm das bei weitem nicht die nötige Ruhe gebracht hatte. Diese war erst mitten in der Nacht zusammen mit Lua gekommen. Tahmo hatte sich vor genommen in Zukunft ein wenig aufzupassen, nichts falsch zu machen oder zu sagen was bei seinem Phasenweise auftretenden Pech oder Tollpatschigkeit ohnehin schon schwierig genug war. Denn um nichts falsch machen zu können oder die Chance darauf etwas falsches zu tun so gering wie möglich zu halten musste man sich gezwungener Maßen auskennen. Und Tahmo besaß inzwischen sogar mehr Wissen über die Luftmagie als über Beziehungen. Im Bezug darauf könnte er sich sogar ein Meister der Luftmagie schimpfen, was ihn auch schon zur nächsten Überlegung brachte. Meister der Luftmagie. Wenn er sich nur hart genug anstrengte, lernte auf den Wind zu hören und gut aufpasste was Lua und vielleicht auch Ikarus ihm beibrachten, dann könnte er vielleicht auch besser als dieser Westwind werden. Tahmo blinzelte sich aus seinen Tagträumen und Gedankengängen wieder zurück ins Hier und Jetzt. Er stand immer noch vor der Tür in den Waschraum, die Hand auf die Klinge gelegt. Hastig blickte er den Gang auf und ab, ob jemand bemerkt hatte wie er hier fast eine halbe Minute lang regungslos mit verträumten Blick ins leere gestarrt hatte? Hoffentlich nicht, das wäre ihm ein wenig peinlich. Er drückte die Türklinke hinab, öffnete die Tür einen Spalt weit bis er hindurch passte und schob sich schleunigst in den Waschraum um sich etwas aufzufrischen. Danach wollte er Früh-vormittagessen und Lua finden... sofern er nicht vorher schon über sie stolperte... Aber was sollte er dann sagen? Wie verhielt man sich denn überhaupt wenn man frisch zusammen war und sich dann am ersten Morgen begegnete? Aufregung ergriff Tahmo, er musste sich das unbedingt noch überlegen und am besten ehe er auf Lua traf! Hoffentlich machte ihm der Zufall da keinen Strich durch die Rechnung....

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Erzähler » Montag 25. April 2011, 02:49

Ikarus betrat nach mehrmaligem Klopfen das Zimmer. Verwirrt runzelte er die Stirn, denn er trat gerade in jenem Moment ein, in dem es Tahmo gelang die Wolkendecke zurück ins Bett zu befördern. Hatte der verträumte Blondschopf etwa auf dem Boden schlafen müssen, während Lua es sich im Bett bequem gemacht hatte? Wie auch immer, Tahmo schien jede Bedingung recht. Er grinste von einem Ohr zum anderen, seine Wangen leuchteten rot und aus den Augen strahlte ein Glanz, den man nur bei einer Sorte Mensch zu sehen bekommen konnte: Verliebten.
Der Hymlianer hakte nicht näher nach, er konnte sich schon denken, was so in der letzten Nacht alles gelaufen sein mochte. Dabei irrte er! Und vermutlich wäre er dann neugierig gewesen, um wie vieles mehr Tahmo noch Grinsen konnte, wenn Lua ihm ein Paradies gezeigt hätte, von dem der junge Bursche bislang noch nicht ansatzweise etwas ahnte. Aber irgendwann würde der Tag kommen. Bisher gab sich Tahmo mit Nähe und nackter Haut wohl mehr als zufrieden. Und Lua konnte es nur Recht sein, wo sie doch schon bei ihrem Liebesgeständnis etwas mehr Zeit gebraucht hatte. Doch jetzt war es anders. Sie beide waren zusammen, ein richtiges Paar, da basierte alles auf Vertrauen und der Liebe, die sie füreinander empfanden. Da war es doch leichter, neue Schritte zu gehen. Aber das mussten beide selbst herausfinden. Ikarus würde sich jedenfalls nicht einmischen, nein, das musste nicht sein.
Aber auf etwas Anderes wollte der Hymlianer noch hinweisen. Er zeigte auf Tahmos Kleidung. "Wenn du willst, lass ich sie waschen und du kannst Sachen von mir haben. Die werden dir schon passen. Außerdem solltest du dir mindestens einen Satz hymlianischer Kleidung kaufen. Du wirst erstaunt sein, wie warm unsere Seide hält." Ja, Tahmo mochte bereits die luftig feinen Stoffe dieses Volkes bemerkt haben und auch die vorherrschenden Winde hier oben, über den Wolken. Erst letzte Nacht durfte er ja feststellen, dass man auch in Hymlia frösteln kann und er trug weitaus mehr als so mancher Himmelsbewohner. Trotzdem liefen die Männer und Frauen nicht mit Gänsehaut herum. Allein um der Erfahrung Willen sollte er sich also wirklich einen Satz hymlianischer Kleidung zulegen. Und vielleicht auch noch eine neue Möglichkeit der Unterbringung. Für Faro gab es auf dem Markt eventuell Satteltaschen zu kaufen.

Erst einmal hieß es aber, sich zu waschen. Aus dem Raum hinter der Tür drang das leise Plätschern von Wasser. Da war schon jemand drin, abgeschlossen war jedoch nicht. Und da Ikarus in Tahmos Zimmer geblieben war, um das Bett aufzuschütteln, konnte sich nur eine im Bad befinden. Luas Stimme erklang, sie trällerte eine fröhliche Melodie. Offenbar hatte sie ähnlich Tahmo einen angenehmen Morgen erlebt. Als Tahmo den Waschraum betrat, durfte er sich in seiner Vorahnung mehr als bestätigt fühlen.
Ikarus besaß ein traumhaftes Badezimmer. Die Fenster waren hier zwar nicht so groß und offen wie in den anderen Räumen - man sollte ja nicht herein schauen können - aber es gab ihrer reichlich, so dass der weiß marmorierte Raum hell ausgeleuchtet war. An einer Wand reihten sich gleich mehrere Waschschalen und eine große Tonne mit gesammeltem Regenwasser. Sie besaß die Form einer kindshohen Säule, wirkte aber eher wie ein schön gestaltetes Fass. In einem abgetrennten Bereich existierte ein luftige Toilette. Im Grunde bestand sie aus nichts weiter als zwei Querstangen - eine zum Darüberhängen des Hinterns und eine höhere zum festhalten - sowie einem Loch im Boden, das man zusätzlich abdecken konnte. Verborgen wurde dieser Part von einem Vorhang aus rein weißem Stoff. Blickfang der allgemeinen Aufmerksamkeit wurde jedoch das Steinbecken, das hier direkt in den Boden eingelassen und mit mehreren kleinen Treppenzugängen versehen war. Man konnte so knietief im Wasser stehen. Säulen an jeder Ecke des quadratischen Beckens umringten Weinreben mit weißen Blättern, aber vollen, violetten Trauben. An der Wand entlang und bis zur Decke führte ein interessantes Röhrensystem bis zu drei Amphoren ähnlichen Schalen, aus denen mithilfe einer kleinen Kette Wasser auf jenen herabregnen konnte, der darunter stand. Im Augenblick war das Lua. Ein prachtvoller Anblick, als hätte Tahmo eine Göttin beim Baden erwischt. Das Wasser perlte auf ihrer Haut und die Haare lagen ihr tropfnass am Kopf an. Sie seifte sich ein, dass ihr Körper nur von einem dünnen Schaumkleid bedeckt wurde und überall im Raum duftete es nach den feinen Kräutern und Ölen, die dem Wasser beigemischt worden waren. Sie hob den Kopf, als sie die Tür gehört hatte. Ein verträumtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Guten Morgen, Tahmo. Hast du gut geschlafen?" Ihre Wangen nahmen eine rosige Farbe an, aber sie drehte sich nicht ab, um ihre Nacktheit zu verdecken. Warum auch? Tahmo war ihr Freund!
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Donnerstag 28. April 2011, 13:53

Tahmo trat durch die Tür in den Waschraum und blieb große Augen machend wie angewurzelt stehen. Die Finger regungslos auf der Türklinke verharrend starrte er völlig unvorbereitet auf die duschende Lua. Die Magierin stand von allen Stoffen befreit in dem knietiefen Wasser des Badebrunnens, die Luft war erfüllt vom Duft exotischer Kräuter sowie beruhigenden Ölen und von oben regneten Wassertropfen aus einem Rohrsystem glitzernden Diamanten gleich hinab auf ihre makellose, nackte Schönheit. Umrahmt von wundervoll filigranen Säulen mit kleinen Windmustern und saftigen Weintraubenreben mit weissen Blättern sowie dunkellinanen Trauben, perlten die Tropfen über ihren blanken Körper hinab nach unten. Nasse Haarsträhnen hingen ihr in die Stirn, während sie Tahmo einen kecken Blick zuwarf. Es Grenzte schlichtweg an ein Wunder das der Jungspund nicht wegen totalem Blutverlust im Hirn und plötzlicher Verlagerung des Körperschwerpunkts einfach zuckend nach vorne über fiel. Lua wirkte auf ihn wie die Erscheinung einer leibhaftigen, eingeseiften Göttin.
"Guten Morgen, Tahmo. Hast du gut geschlafen?" Fragte ihn Lua mit rosig werdenden Wangen. Der Blondschopf zog kurz nervös die Nase hoch und wandte dabei den Blick gen Boden. Er konnte sie doch nicht einfach so anstarren! „Ich....eeerm...ja...ja ich hab'... gut geschlafn'.“
Auch sein Gesicht nahm nun deutlich rötlichere Züge an, ehe er räuspernd wieder dazu überging zu Lua zu schielen. „Und... du?“ Fragte er zurück und musterte dabei mit zaghaften Blick ihre weiblichen Züge und Rundungen. Es war eine Sache sie Nachts zu sehen, nur im Mondschein, erschöpft vom Tag und es war auch noch etwas anderes gewesen als sie damals in diesem Dorf des Sumpfleute waren. Aber jetzt und hier... Tahmo zog den unteren Saum seiner Robe ein wenig tiefer und vor allem glatter während in seinem Kopf absolute Windstille herschte. Keine herumtobenden Gedanken, nur Ruhe und Luas Anblick. "Du... sieh's echt schön aus." Platzte es aus ihm hervor.

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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Gestalt » Samstag 30. April 2011, 20:45

Er hatte keinen Waschraum, sondern die Badehallen einer heiligen Göttin betreten. So schien es zumindest, denn welcher Mann würde bei diesem Anblick nicht auf eine Göttin schließen? Lua sah bezaubernd aus. Das Licht fiel nahezu perfekt auf ihren Körper und zeichnete die Konturen an den richtigen Stellen nach. Es hob im matten Lichtschein ihre Schönheit hervor, präsentierte ihre Rundungen gekonnt und formte ihre Weiblichkeit dermaßen anziehend, dass man sich Sorgen hätte machen müssen, wenn Tahmo anders reagiert hätte als wie er es jetzt tat. Lua störte sich ganz offensichtlich nicht mehr daran, dass er sie nackt sehen konnte. Im Dorf der Waldmenschen hatte sie sich noch furchtbar geziert, war ziemlich schnell ziemlich rot angelaufen. Jetzt aber lag nur ein leicht verlegenes Rosa auf ihren Wangen und sie lächelte. Aber sie hatte ihre Hemmschwelle in dem Moment überwunden, da sie diesem jungen Luftmagier ihre Liebe gestanden hatte. Wofür sich also noch schämen? Sie gehörten einander in jeglicher Hinsicht - zumindest dachte Lua auf diese Weise. Daher forderte sie ihren frisch gebackenen Liebsten auch unter einem freundlichen Schmunzeln auf: "Du kannst ruhig her sehen. Oder gefalle ich dir nicht?" Sie kicherte, wusste sie es doch besser - seine Reaktion zeugte schließlich davon. Mit wachsendem Interesse beugtachtete sie, was sich in Tahmos zentraler gelegenen Regionen so tat. Wie sehr viele Luftmagier und vermutlich die meisten Hymlianer besaß Lua Chii eine überaus ausgeprägte Neugier.

Sie trat aus dem Becken. Wasserperlen rollten an ihren Beinen herab - schlanke, wohlgeformte Beine, über denen die Haut gesund und straff lag. Man sah ihr an, dass sie viel unterwegs war und nicht zur faulen Sorte Magier zählte, die sich regelrecht hinter einem Stapel staubiger Bücher in ihrer Kammer verbarg und nur noch zum Essen und Schlafen den Raum verließ. Nein, Lua war eine Abenteurerin, genauso wie ihr Schüler. Sie liebte es, dem Fernweh nachzugeben und sie mochte es ebenso, neue Kulturen zu entdecken, um daran ihre Neugier zu stillen. Sie sah viel von der Welt, lernte davon und brachte so viel Begeisterung dafür auf, dass es ihr oft gelang, andere mitzureißen. Derzeit berührte sie aber nur einen. Ihre Hand hob sich, damit sie Tahmo mit feuchten Fingern den Schlaf von den Wangen wischen konnte.
"Ich habe geträumt", beantwortete sie ihm die Frage. "Es war ein wunderschöner Traum. Wir sind geflogen. Ikarus hat uns Flügel geschenkt und wir sind bis zur Sonne geflogen. Dann haben wir uns auf eine Wolke gesetzt, um von weit oben ganz Celcia zu überblicken. Es gab nur eine seltsame Sache an dem Traum..." Sie sprach es nicht an, viel zu fasziniert schien sie plötzlich, Tahmos Haare zu richten, ihm ununterbrochen in die Augen zu sehen und einfach nur wundervoll auszusehen. Das sagte auch ihr Gegenüber, was ihr ein entzücktes Lächeln auf die Lippen zauberte. "Danke", hauchte sie, verlor sich in seinem Blick, ehe jene lächelnden Lippen seine mit einem morgendlichen Kuss berührten. Dann wich sie lachend zurück.
"Ohhh, du musst dich dringend waschen, du riechst!" Es war nicht böse gemeint, vielmehr wollte sie Tahmo dazu begeistern, sich ebenfalls im Adamskostüm zu präsentieren und das wundervolle Bad zu genießen. Es war ja auch nicht gerade gerecht, wenn er weiterhin hier so angezogen herum stand.
Sie wandte sich ab, tänzelte zu einer Ablage und suchte Seifen, sowie Badeöle für ihn zusammen. "Wonach willst du denn duften? Vielleicht nach einer lauen Meeresbrise? Ein wenig salzig, aber voll von den Abenteuern auf See? Oder lieber wie die Berge, erfrischend und belebend? So haben auch die Drachen aus meinem Traum geduftet." Sie schnappte sich ein hellblaues Badeöl, öffnete den Verschluss und schnupperte daran. Ein Hauch von Lavendel. Ja, das gefiel ihr auch. Also nahm sie es für Tahmo und bewegte sich zurück zum Badebecken.
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Re: Die Suche nach den Schriftrollen

Beitrag von Tahmo » Sonntag 1. Mai 2011, 17:06

Tahmo beobachtete schweigend wie sich Luas Hand hob um ihm kurz darauf den Schlaf mit feuchten Fingern von seinen Wangen zu wischen. Sie erzählte ihm von ihrem Traum, strich dabei durch seine Haare, was er ziemlich mochte und blickte ihm tief in die Augen. Tahmo fühlte sich wie in warme Watte gepackt, leicht und auf Wolken schwebend. Der Kuss den sie ihm gab war wie eine entspannte, angenehm kühle Morgenbrise auf der Haut. Doch ehe er zurück küssen oder fragen konnte was denn so seltsam an ihrem Traum gewesen war, tänzelte sie auch schon lachend zurück zu einer langen Ablage mit dem frechen Kommentar das er sich dringend einmal wieder waschen sollte. Tahmo blickte kurz in Richtung Boden, schnupperte an sich selbst, er hatte sich doch gestern erst gewaschen, hier in diesem Raum... Lua wollte wohl lediglich das er seine restlichen zwei Kleidungsstücke auszog. Was insofern nur fair war, denn immerhin hatte er nun schon ausgiebig ihre anmutige, unbekleidete Schönheit bewundern können.

Tahmos Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf. Im Gegensatz zu Lua besaß er noch gewisse Hemmschwellen was derlei Dinge anging. Er schämte sich, war unsicher darüber wie Lua wohl reagierte zugleich jedoch hatte der Gedanke auch etwas unheimlich aufregendes, etwas das seine Neugierde nur schwerlich ignorieren konnte. Tahmo atmete tief durch, biss sich auf die Unterlippe und beobachtete Lua. Die Magierin hatte ihm momentan ihren bezaubernden Rücken zugewandt. Er musterte ihre formschönen Beine, ihren Rücken und natürlich ihren Po... gerade letzteres musterte er länger. Sie öffnete der Reihe nach allerlei Glastiegel die auf der weissen, kantenlosen, ovalförmigen Ablage standen und schnupperte an deren farbigen, duftenden Inhalt. Es wäre also eine gute Gelegenheit sich schnell auszuziehen, zumindest besser als wenn sie ihm dabei zusah. Tahmo wischte sich über die Stirn, das Ganze brachte sein Blut ordentlich in Wallung... zudem hatte der Waschraum allmählich ein subtropisches Klima gebildet. Die weissen, glatten Wände und auch alle anderen Oberflächen fingen an vor Feuchtigkeit mit einem dünnen Wasserfilm zu beschlagen. Hastig streifte sich Tahmo die Robe über den Kopf und legte sie hinter sich auf den Boden. Dann öffnete er die Verschnürung seiner Unterhose um sie ebenfalls auszuziehen. Just in diesem Moment wandte sich Lua, mit einem Tiegel mit blauem Badeöl in ihrer Hand, wieder ihm zu. Tahmo erstarrte, guckte für den Hauch einer Sekunde ein wenig erschrocken, angelte sich hastig seine halblange Unterhose von den Füßen und hielt sich diese vor Scham errötend reflexartig vor eben jenen Bereich. Sein Herz klopfte heftig, eigentlich wäre diese Reaktion unnötig gewesen immerhin hatte Tahmo nichts wegen dem er sich verstecken musste. Es war eher gegenteiliges der Fall, alles war an Ort und Stelle. Seine Figur war, ähnlich Luas, die eines Weltenbummler. Zeit seines Lebens war er viel draußen unterwegs, hatte viel frische Luft und Bewegung abbekommen. Er war dadurch zwar kein absoluter Muskelberg, aber hatte sicherlich auch keine totale Hühnerbrust. Es war eher ein gesundes Mittelmaß. Seine Beine wie sein Rücken sahen schon kräftig aus, sie konnten ihn sicher weite Strecken tragen. An den Armen und Oberkörper konnte man sicherlich noch einiges machen, aber enorm trainierte Muskeln waren an diesen Stellen auch eher für Krieger interessant und weniger für Magier. Nur sein Hüft- und Schultergürtel waren ein wenig schmäler, was seiner Statur ein etwas windiges Aussehen verlieh, dass jedoch durchaus zu seiner Gesamterscheinung passte. Seine blonde Haarfarbe und der allgemein hellere Hautton bewirkte auch das seine Beine und Unterarme nicht aussahen wie bei einem haarigen Affen.

Er grinste Lua breit und rotwangig an, die Aufregung sprang förmlich aus seinem Blick heraus. Das Stück Stoff weiterhin mit zwei Händen zusammengeknüllt, vorne vor seinen Schambereich haltend folgte er ihr zum Beckenrand, um kurz seinen großen Zeh ins kristallklare Wasser zu halten. Es war wirklich angenehm warm, nicht zu kalt und auch nicht zu heiß. Tahmos Blick wanderte abermals in Richtung Decke. Dieses verwinkelte, goldene Röhrensystem war ziemlich interessant, aber bei weitem nicht so interessant wie Lua in diesem Moment. Zögernd wandte er sich der Magierin zu, sah sie an.
Soll ich... oder soll ich nicht... Früher oder später muss ich eh... oder nicht? Sein Blick wanderte hinab zu seinen Händen, unschlüssig verlagerte er sein Gewicht von einem Fuß auf den Anderen. Langsam nahm er nach einer kurzen Weile den Stoff zur Seite und warf ihn ein Stück weit neben sich. Es war wohl nun nicht zu übersehen das ihm Lua ziemlich gefiel. Nervös rieb er sich mit seiner Hand den Hinterkopf, richtete den Blick abwartend auf Lua um sowohl angespannt, als auch neugierig auf ihre Reaktion zu warten. Sein Herz schlug ihm bis hinauf zu den Ohren.

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