Eine Rettungsmission

Die Insel ist in der Nähe des Vulkans Lavresh ein brodelnder Kochtopf, denn dort können jederzeit Ascheregen und Lavaströme das Land verwüsten. Doch um die Amazonenstadt herum hat sich das Land zu einem prächtigen Stück aus Feld und Wald entwickelt.
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Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Sonntag 6. Juli 2014, 11:30

Aurelia kommt von: Aurelias Kammer

Aurelia hatte sich gut vorbereitet. Sie hatte die Briefe abgegeben und war dann zu Bolla gegangen um sich auszurüsten. Die Zwergenfrau hatte ihr zusätzlich zu einem Satz neuer Pfeile, ein Kurzschwert für ihre Bewaffnung mitgegeben, dass fast mehr einem Langdolch ähnelte. Die breite starke Klinge war wie dafür gemacht, dicke Rüstungen zu durchdringen, dort wo Pfeile keine Chance hatten. Die Klinge hatte keinerlei Schnörkel oder Gravuren, nur starkes, dickes Metall. Als sie es Aurelia überreichte, witzelte sie noch, dass die Elfe sich bloß nicht damit selbst die Ohren abschneiden sollte.
Die anderen üblichen Ausrüstungsgegenstände, wie Feuerstein, Seil und Plane und noch ein paar andere kleinere Dinge, passten in Aurelias Satteltaschen und so war sie bald bereit zum Aufbruch.

Auf ihrem Weg zu den „drei Fingern“ dachte sie noch über die Worte Miras nach, wie sie vom „Biest“ und den Geschehnissen berichtet hatte. Vielleicht hätte sie noch eine Spitzhacke oder eine Schaufel mitnehmen sollen um gegebenenfalls besser graben zu können, doch der Gedanke verpuffte, als die drei Steine vor ihr auftauchten. Sie brauchte noch nicht mal von Styx abzusteigen um deutlich den Abdruck einer kleinen blutigen Hand an der Seite des linken Steins zu erkennen. Mira musste sich hier abgestützt haben, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte und später gefunden worden war. Der Anblick der kleinen Finger drohte ihr abermals die Kehle zuzuschnüren. Wie tapfer musste das Mädchen sich bis hier her gequält haben.
Das Blut führte sie weiter. Zum Glück waren die Wunden nicht so tief gewesen, dass sie schnell zu viel geblutet hatte, aber nun war es zu Aurelias Vorteil, dass sie dieser Spur leicht folgen konnte. Hinter den drei Steinen begann ein wildes, unwirkliches Land in dem die kleinen Wäldchen und der fruchtbare Boden seltener wurden und sich immer häufiger sich gegen kahles Lavagestein eintauschten. Aurelia war durch und durch eine Kriegerin, aber sie hatte auch die Fähigkeit eines Fährtenlesers, wenn es Gebiete waren die sie kannte. Verlaufen konnte sie sich nicht, aber manchmal war es hilfreich zu wissen, auf welcher Seite Moos auf einem Stein wuchs. Die Blutstropfen am Boden wurden langsam häufiger, sodass die Halbelfe rückwärts nachvollziehen konnte, wie Mira sich durch diese Landschaft bewegt hatte. Styx lief langsam im Schritt, zuckte ab und an mit den Ohren, wenn er ein kleines Tier hörte und Aurelia konzentrierte sich voll und ganz auf die Fährte. Ihr treuer, rotbrauner Hengst würde sie warnen, wenn etwas sich ihnen nähern würde. Er war ihr viertes Pferd, doch mit Abstand das Beste, was sie je gehabt hatte. Seine Muskeln waren stark und ausdauernd, sein Geist wach, wenn auch manchmal noch etwas aufmüpfig, aber er war treu und selbst wenn sie ihn frei laufen ließ, kam er immer wieder zu ihr zurück. Die Morgensonne glitzerte kupfern in seiner Mähne und er schnaubte ab und zu ungeduldig, wenn es ihm nicht schnell genug voran ging. Das lange, langsame Laufen nervte ihn und er gab seinen Unmut zum Besten, doch das waren alles Verhaltensweisen die Aurelia gut von ihm kannte und zu händeln wusste. Ließ sie ihn kurz stehen um sich eine Merkwürdigkeit in der Natur genauer anzusehen, zupfte er an den immer seltener werdenden Gräsern und kaute geräuschvoll. Ging es dann weiter, hoffte und versuchte er jedes Mal, schneller zu laufen, als die Elfe wollte, doch gab sich auch jedes Mal sofort brav ihrer Kontrolle geschlagen.
Der Weg zog sich hin und die Landschaft änderte sich zusehends. Mira hatte einen Weg gewählt, der abseits aller bekannten und häufig begangenen Pfaden führte. Anstatt direkt auf die Stadt zuzulaufen hatte sie trotz ihrer Verwundung Haken geschlagen und sogar versucht ihre Spuren zu verwischen. Erfolglos, zum Glück denn so kam Aurelia gut voran.
Sie hatte die fruchtbaren Teile der Insel hinter sich gelassen und Styx schritt langsam über karges Land. Auch die Luft veränderte sich und ein ständiger leichter Geruch nach Asche wehte ihr entgegen. Dort wo einst die Lavaströme die Natur verbrannt hatte, gab es nur noch kahlen Felsen, Sand und Staub. Wie lange gefräßige Zungen hatte die Glut ihren Wege über die Insel Ardéris geleckt. In der Ferne konnte sie die dampfenden Wolken eines Geysirs sehen. Styx verhielt sich zusehends unruhiger, was aber auch an der unfreundlichen Umgebung liegen mochte. Feuer und Pferde vertrugen sich nicht al zu gut. Schnaubend hob er immer wieder seinen Hals, zog an den Zügeln und versuchte seine Reiterin zur Umkehr zu bewegen, doch die hatte feste Vorstellungen davon, wohin es gehen sollte. Ein paar Stunden klapperten nun seine Hufe schon über den Stein und sanken dann und wann unvermittelt in sandige Nischen. Dort wo der Wind das Erdreich nicht abtragen konnte, hatten sich in Spalten und Klüften Bereiche gebildet, in denen die Natur zaghafte Versuche unternahm sich wieder auszubreiten. Flaches Gestrüpp, hartnäckige Ranken und erste zarte Keime von verstecktem Grün sprossen hier und da hervor. Es war als hätten die Pflanzen Angst ihre Köpfe zu weit heraus zu strecken, in der Befürchtung gleich wieder verbrannt zu werden. Und so war es ja auch in dieser Gegend. Aurelia braucht nur ihren Blick in die Ferne schweifen zu lassen um den Ursprung allen Übels hier gewaltig und drohend zu erkennen. Der Feuerberg, mit seinem Ring aus dunklen Aschewolken, thronte über allem. Sie musste sich ungefähr in der Mitte der Insel befinden, dort wo ein Landstrich in den Anderen über ging.
Ein lauteres Schnauben ihres tierischen Begleiters riss sie aus dem Anblick und vor sich tauchte ein zerklüfteter Bereich auf. Styx war nicht dazu zu bewegen noch einen Schritt weiter zu gehen. Scharfkantige Felsformationen ragten aus dem Boden, noch recht frische Bruchkanten und abgerutschte Hänge hatten das Gestein frei gelegt was im Licht des Tages dunkel schimmerte. Aurelia stieg instinktiv ab und band Styx an einen Felsvorsprung. Dann ging sie langsam auf die etwas instabil wirkende Klippe zu. Das ganze Gelände wirkte, als hätte es hier vor noch nicht langer Zeit gebebt, doch waren die Schäden auf ein Gebiet beschränkt, was nicht zu dieser Annahme passen würde. Hätte die Erde gebebt, so müsste Sand und Geröll gleichmäßiger verteilt worden sein. Das was die Halbelfe hier jedoch sah, war ein Krater von vielleicht 40 Schritt im Durchmesser an der längsten Stelle. Ihr gegenüber, am andern Rand des Trichters gab es eine Schräge, die vielleicht die Untersuchung erleichtern würde.
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Re: Aurelias Kammer

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Donnerstag 17. Juli 2014, 19:52

Aurelia starrte gegen die Sonne über diese seltsame Fläche, sie kniff die Augen zusammen, weil das Licht ihr in die Augen biss. Sie lebte nun schon so lange auf dieser Insel und war hier jedoch noch nie gewesen. Wie kam das kleine Mädchen auf den Gedanken bis hier alleine zu gehen? Noch mehr drängte sich aber die Frage in ihren Kopf, wie es Mira geschafft hatte, ohne dass es andere mitbekamen, sich so weit von der Stadt zu entfernen.
Die Halb-Elfe blickte in die Mitte des Trichters und spürte, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Irgendwie gefiel ihr der Ort nicht so richtig, es war als würden tausend tiefe Stimmen auf einmal mit ihr reden wollen. Die Elfe spürte, dass hier irgendetwas vor sich ging, was keiner in der Stadt ahnte. Sie blickte auf Styx, der sie anstarrte als ob er sie fragen wollte, warum sie nicht wieder umdrehten und an einen etwas saftigeren und grüneren Ort gingen. Die Kriegerin sah ihn aus ihren grünen Augen an und grinste schief. Sie sprach in einer ruhigen und leisen Stimme: „Ich weiß, mein Großer. Das hier ist auch nicht gerade mein liebster Ort auf der Welt. Und sicherlich würde ich auch lieber etwas Kühles trinken…Aber es muss sein.“ Sie bewegte sich nun von ihrem treuen Begleiter weg und versuchte erst einmal zum anderen Rand dieses seltsamen Gebildes zu kommen, um vielleicht zu erfahren, was genau hier los war. Sie hörte immer noch diese seltsamen, brummenden Stimmen in ihrem Kopf und fragte sich, ob sie sich diese vielleicht nur einbildete, oder ob dieser Ort tatsächlich mit ihr kommunizieren wollte. Sie lief langsam und vorsichtig, aber dennoch so leichtfüßig und wendig, wie es ihr Elfenanteil erlaubte. Sie merkte, wie Styx ihr nachblickte und sie spürte, dass er mit jedem neuen Meter, der zwischen sie kam, unsicherer und nervöser wurde. Gleich hatte sie die andere Seite erreicht und sie hielt die Luft an, weil sie eine seltsame Spannung spürte, die ihr langsam den Rücken emporkroch.

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Re: Aurelias Kammer

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. Juli 2014, 19:16

Mit vorsichtigen Schritten näherte sich Aurelia der Schräge. Sie war sich sehr wohl bewusst, dass der Untergrund auf dem sie sich bewegte nicht trittsicher war und jeden Moment weiter abrutschen konnte. Die Spur ihrer kleinen Freundin hatte sie direkt hier her geführt und jetzt noch umzukehren wäre unsinnig. Jedoch jede unbedachte Bewegung konnte Gefahr bedeuten und um so langsamer und umsichtiger bewegte sich die Halbelfe nun voran. Sie hörte ihren Hengst am Rande ihrer Wahrnehmung leise schnauben, doch ihre Sinne waren alle auf ihre direkte Umgebung gerichtet. Zu ihrem Glück, denn plötzlich gab ein Stein, den sie fest geglaubt hatte nach und sie sackte nach unten weg. Dank ihrer Geistesgegenwart gelang es ihr sich zur Seite zu werfen, fest zu halten, um nicht mit in den Trichter zu fallen und sich dann mit rasendem Puls an einer neu entstandenen Bruchkante hochzuziehen. Oben richtete sie sich wieder auf und atmete einmal tief durch. Der gerade abgerutschte Teil rieselte noch nach, Kiesel rollten über Sand und Geröll und blieben dann an einem schrägen, spitzen Felsen liegen, der aus der tiefsten Stelle ragte und verschwanden teilweise in seinem Schatten. Ihre feinen Ohren hörten ein leises Rieseln und Klicken, als würden einzelne Kiesel tiefer in einen unsichtbaren Spalt fallen. Die Kante war scharf gebrochen und weder Wind noch Wetter hatten dem Stein zugesetzt. Dieser Ort musste noch frisch sein und passte zu den Beschreibungen von Mira. Aurelia starrte den Abhang hinunter und betrachtete jedes Detail. Es waren nur wenig mehr als vielleicht zwei lange Schritt bis zum Grund des Kraters. Ihre Augen wanderten umher. Dort unten war der schiefe Felsen mit der scharfen Kante, da etwas gelöste frische Erde, wie wenn man Tags zuvor hier umgegraben hätte, Steine in den unterschiedlichsten Farben und Formen, sogar ein paar Pflanzenreste, die angebrannt aussahen, als hätte jemand versucht ein Feuer zu entzünden und es wäre dann vom Sand begraben worden. Dann wanderte ihr Blick über tiefere Erdschichten, drei schmalere, rötlich braune Steine, grauen und braunen Sand und fast schwarze Vulkanglasklumpen. Sie blinzelte.
Die drei dunkelroten Steine hatten eine seltsame Form und lagen genau parallel zueinander. Der erste war lang und hatte eine Klaue an seinem Ende. Ihre Augen wurden größer. Der zweite Finger, oder was auch immer dieses Ding war, war länger, aber hatte sich gebogen in den Sand unter sich gegraben, so dass man die Klaue nicht sehen konnte. Das dritte Fingerglied schaute nur mit der dornigen Spitze des Gelenkes aus dem weichen Untergrund. Aurelias Augen wollten nur langsam begreifen was sie dort unten sahen. Widerstrebend versuchte sich ihr Gehirn das Wesen auszumalen, was an diesen gewaltigen Klauen hing. Anscheinend hatte ihr kleiner Fehltritt dieses Ding frei gelegt. Sie sah sich um. An der Stelle wo sie nun stand, klaffte eine Felsspalte im Gelände, an der sie genug Halt finden konnte um tiefer hinab zu steigen, ohne Gefahr zu laufen, weitere Erdrutsche auszulösen. Sie konnte es wagen, sich weiter zu nähern. Eine genauere Untersuchung dieses Fundes war wohl notwendig für ihren Bericht, den sie ja bei Sandra abliefern sollte, also kroch sie so nah rann wie sie es sich wagte. Die Hornplatten auf der Oberseite der Finger sahen interessant aus, als hätte jedes einzelne Glied seine eigene Panzerung und wurden von unten mit weicherem Leder zusammen gehalten. Die reine Neugierde trieb sie noch näher, um das begrabene Wesen genauer zu untersuchen, doch würde sie es wagen es anzufassen? Erst als die Halbelfe auf einen halben Meter heran war, sah sie, dass es unter dem schrägen Stein tatsächlich einen schmalen Spalt gab, kaum breit genug für einen kleinen Kinderkörper. Erst als sie sich bückte und so unter die Oberseite der Schräge schauen konnte, fand sie getrocknetes Blut an der Unterseite kleben, dort wo Mira sich hinaus gezogen haben musste und auch dort wo die schlaffe Hand danach vom Sand begraben worden war. Der Koloss, den Mira so liebevoll ihr „Biest“ genannt hatte, musste in der Erde feststecken und war mit dem Einsturz seiner Höhle von der Decke begraben worden. Die kaum drei Hand breit messende Spalte war viel zu klein für ihn gewesen um noch zu entkommen. Allein die drei Finger, wenn man den Sand ein wenig beiseite schob, vier und eine starke Daumenkralle, gaben Zeugnis darüber was hier geschehen war. Ihre kleine Freundin hatte nicht gelogen oder phantasiert und auch nicht geträumt. Hier lag wahrhaftig ein „Biest“ begraben. Was hatte nur die kleine Mira hier getrieben? Welche Geheimnisse lagen hier noch im Sand versteckt?

Das Zucken hatte Aurelia so eiskalt erwischt, dass sie unwillkürlich vor Schreck nach hinten ausgewichen war und sich an dem Felsen in ihrem Rücken die linke Schulter gestoßen hatte. Der kurze, dumpfe Druck katapultierte sie in die Realität zurück. Ihr starrer Körper ließ elektrische Blitze aus den Tiefen ihres Körpers die Wirbelsäule, jeden Dornfortsatz einzeln hinauf wandern, bis ihr die Haare zu Berge standen. Die Erkenntnis hatte sie unvorbereitet getroffen.

Es lebte!

Was nun?
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Re: Aurelias Kammer

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Montag 21. Juli 2014, 18:46

Sie atmete einmal tief ein und aus um dann klare Gedanken zu fassen. Sie musste dieses Ding irgendwie befreien! Sie musste wissen was es war und herausfinden, was es wollte. Sie wusste wohl, dass sie behutsam vorgehen musste, damit sie nicht selbst verschüttet wurde oder sich anderweitig verletzte, aber sie musste dieses „Biest“ befreien. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass dieses Stimmengemurmel, was sie vorher wahrgenommen hatte sie womöglich zu diesem Geschöpf gebracht hatte, sie magnetisch angezogen hatte. Nun schlug ihr Herz so laut und schnell voller Aufregung. Sie wollte ruhig bleiben, schaffte es aber immer noch nicht wirklich ruhig und gleichmäßig zu atmen. Seit ihren ersten Minuten auf Xytras hatte sie nie das Gefühl gehabt, dass sie etwas nicht genau unter Kontrolle hatte und sie hatte bei ihren Auswärtsaufenthalten genügend brenzlige Situationen erlebt… Aber dies hier war etwas anderes, etwas nie zuvor erlebtes, das wusste Aurelia genau. Ihre schlanken Händen versuchten die Klaue aus dem Erdboden zu befreien und bildeten eine Schaufel. Der Boden war relativ fest, aber er ließ sich zum Glück bewegen. Aurelia arbeitete konzentriert und gleichzeitig nervös weiter und hoffet insgeheim, dass dieses Wesen ihr gegenüber genau so freundlich gesinnt war, wie es Mira gegenüber gewesen war…

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Re: Aurelias Kammer

Beitrag von Erzähler » Montag 21. Juli 2014, 22:38

Sie schob ihre schlanken Finger tief in den weichen Sand, entfernte größere Steine und Geröll. Sie kam nur langsam vorwärts, aber konnte so schon mal den Unterarm fast bis zum Ellenbogen frei legen. Um das Handgelenk war eine Art Armband geschlungen, welches aus Knochenteilen und Krallen zu bestehen schien. Es bedeckte fast ein drittel des Unterarms, der eine enorme Dicke aufwies, um so tiefer sie grub. Bald hatte er den Umfang ihrer Taille und dicke hornige Haut mit stabilen Schuppen bedeckte die Streckseite des Armes. Als sie gerade die etwas weichere Ellenbeuge erreicht hatte, zuckte der Arm und versuchte nach irgendetwas zu greifen. Instinktiv zuckte sie zurück und musste zusehen, wie die hektische Bewegung den Sand drum herum ihren kleinen Krater wieder zum Einsturz brachte. Dann erstarben die Bewegungen wieder und Aurelia merkte, dass ihre Bemühungen so nicht von Erfolg gekrönt sein würden. Immer wieder rutschte Sand von den Schrägen nach, sobald sie das Loch um den Arm vertiefte. Auch sie selbst schwebte in Gefahr. Ein falscher Schritt und sie würde selbst im Trichter fest hängen, oder schlimmer noch, ebenfalls von einem Erdrutsch begraben werden. Sie musste sich und ihre Umgebung irgendwie sichern. Sie brauchte Seil für sich selbst und etwas großes und stabiles um es in die Näher der Klaue zu bekommen. Wenn sie das Wesen weit genug ausgegraben bekam und es noch lebte, vielleicht bestand dann auch die Chance, so gering sie auch sein mochte, dass es vielleicht mithelfen konnte sich hier herauszuziehen. Alleine würde sie es niemals schaffen und selbst wenn Styx mit zog, würde es schwer werden. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Sie brauchte Materialien. Wie machten das nur die Zwerge, dass sie ganze Städte unter die Erde bauten? Wie verhinderten sie, dass das Erdreich sie bei lebendigen Leibe begrub? Irgendwie musste sie sich helfen. Einfach drauf los buddeln brachte sie selbst und das Wesen in Gefahr und das Biest schien mit jedem Erdrutsch leiser zu werden. Der Spalt, durch den es anscheinend noch Luft bekam, den sollte sie vielleicht als erstes sichern. Sie erinnerte sich an ein nahes Wäldchen. Die Stämme der Bäume hatten fast versteinert ausgesehen und waren es vielleicht durch die wiederkehrende große Trockenheit und Hitze auch. Der Vulkan schwieg in diesen Tagen, doch seine Ruhe war trügerisch und einen Ausbruch wollte Aurelia in dieser Gegend sicher nicht erleben.
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Re: Aurelias Kammer

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Dienstag 19. August 2014, 11:49

Aurelia sah sich in der Gegend um und wusste nicht genau, was sie tun sollte. Sie hatte nicht genügend Ahnung von Statik und auch nicht genügend Ausrüstung um ein paar Bäume zu fällen und die Erde so zu stabilisieren, dass sie gesichert war. Am wichtigsten war sicherlich die Luftzufuhr für dieses Wesen zu sichern, aber sie wusste einfach nicht wie sie das zu Stande bringen sollte. Nach dem, was sie bisher gesehen hatte, musste es sich um eine riesige Echse handeln. Die Elfe konnte sich aber nicht vorstellen, wie dieses Wesen ihre Sprache sprechen sollte, war es doch eher ein tierisches Geschöpf. Aurelia starrte für einige Zeit ins Nichts um zu überlegen, was sie als nächstes machen sollte. Sie konnte das Biest nicht herausziehen ohne sich und das Ding zu gefährden, sie hatte keine Axt und keine weitere Ausrüstung um die Erde zu stabilisieren und auch nicht genug Erfahrung mit derlei Arbeit, um das richtig zu machen. Vielleicht sollte sie einfach das Biest zurück lassen. Schließlich stellte es in seiner derzeitigen Position sicherlich keine Gefahr dar. Aber Mira hat dich gebeten ihn zu retten!!! Sie hasste ihre Zuneigung für das Kind. Sie musste also was unternehmen um ihn zu retten. Vielleicht sollte sie in die Stadt reiten und Ausrüstung und ein bisschen Hilfe holen? Oder vielleicht einfach mit dem Biest reden, vielleicht konnte es ihr helfen. Sie starrte den riesigen knochenbehängten Arm und die Klaue an und wusste nicht recht, wie sie ein Gespräch mit diesem seltsamen Geschöpf anfangen sollte - aber es hatte sie schon bemerkt und schon auf sie reagiert, sie konnte jetzt nicht aufgeben. Sie musste mit ihm sprechen: „Ähm, Biest…? Ich, äh, ich, also mein Name ist Aurelia und Mira schickt mich dich zu befreien. Kannst du mich hören?“ Sie hielt sich bereit für eine Antwort und starrte gespannt auf die schuppige Haut.

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Re: Aurelias Kammer

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. August 2014, 09:40

Die Reaktion kam prompt. Wie schon zuvor begannen die freien Finger unkoordiniert hin und her zu wedeln und ein leises Brummen erklang irgendwo halb unter ihr. Es verstummte und die Bewegungen hielten jedoch gleich wieder inne, als der Sand wieder zu rieseln begann. Der Kopf des „Monsters“ musste so ungünstig eingeklemmt sein, dass es wohl nicht richtig antworten konnte.
Aurelia besah sich ausgiebig die Steinplatte, die schräg im Sand steckte. Wie ein Dorn ragten ihre Bruchkanten aus dem weichen Untergrund. Anstrengend darüber nachsinnend, wie sie den Sand an seinem Lauf hindern konnte, kam ihr der Gedanke, dass wohl möglich die Platte das größte Problem war. Ein so großes Wesen, wie jenes, dass an diesen Klauen hängen musste, sollte sich ohne weiteres aus weichem Sand befreien können, aber eine massive Steinplatte stellte ein ganz anderes Problem dar. Sie zu heben, war ihr allein unmöglich, aber Miras merkwürdiger Freund dort unten lebte noch, also konnte er vielleicht von dort auch ein wenig mithelfen. Hören tat er sie.
Ein leises Wiehern erinnerte sie daran, dass auch sie nicht alleine war. Styx hatte starke Muskeln und gehorchte ihr meistens aufs Wort. In seinen Satteltaschen befand sich wenigstens zwanzig Schritt festen Seils und wenn Aurelia alles gut koordinierte, war es ein Anfang der hoffen ließ.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Donnerstag 21. August 2014, 22:19

Aurelia hatte sich erschreckt, als sie die plötzliche und unerwartete Reaktion bemerkte. Die junge Kriegerin hatte eher mit einer sprachlichen Anweisung gerechnet, stattdessen bebte der weiche Boden und sie vernahm tiefe Laute und wildes Gefuchtel. Wenigstens hatte das Wesen ihr eine sinnvolle Lösung gezeigt. Ihr Herz schlug schwer gegen die Brust und sie bemerkte die Anspannung. Sie musste die letzte Kraft der Riesenechse ausnutzen und endlich etwas unternehmen, bevor es womöglich zu spät war. Sie sagte so ruhig wie möglich: „Ok, Biest. Ich werde ein Seil holen und es an dem Steinbrocken befestigen und mithilfe meines Pferdes und mir versuchen, ihn heraus zu ziehen. Du musst auch dagegen drücken, wenn du kannst. Ich werde dir zurufen, wenn wir loslegen.“ Aurelia vernahm ein weiteres Brummen und ging langsam und leichtfüßig zu Styx zurück, der aufgehört hatte zu fressen, als er die seltsamen und für ihn beängstigen Laute hörte. Der Hengst stand nun mit gespitzten Ohren und panischem Blick, ganz starr vor Angst da und sah sie fragend an. Sie erreichte ihn und streichelte ihm über den Kopf: „So, mein alter Freund, wir müssen uns jetzt anstrengen und alles einsetzen was wir haben!“ Styx entspannte sich unter ihrer sanften Stimme, er vertraute ihr. Sie holte das dicke Seil aus den Satteltaschen und wickelte es stabil um seinen Oberkörper, so, dass er eine Last ohne Probleme ziehen konnte. Dann ging sie vorsichtig mit dem Rest des Seils zurück an die Stelle, an der sich die Steinplatte befand. Sie wickelte das Seil zwei Mal herum und knotete es mit dem festesten Knoten zu, den sie kannte. Ich hoffe, dass wird was, dachte sie mit hochgezogener Augenbraue. Sie hatte zwar Angst, dass die Befreiung des Wesens zum Einsturz des gesamten größeren Umfeldes führen würde, aber sie musste es einfach versuchen. Aurelia hatte schon viel erlebt und war auch schon auf einigen Rettungsmissionen gewesen. Sie hatte schon einige aus dem Wasser gezogen, weil sie im Mantroner Eis eingebrochen waren oder weil sie zu weit im Meer herausgeschwommen waren und fast ertranken. Auch hatte sie schon Gefangene aus den Händen von kaltblütigen Männern befreit, aber es war noch nie so brenzlig für sie gewesen, das spürte sie mit jeder Muskelfaser. Sie ging wieder zurück zu Styx und spornte ihn an, mit aller Kraft vorwärts zu laufen und rief so laut sie konnte: „JETZT!“ Die Platte bewegte sich, der Sand bebte und sie vernahm etwas, dass sich anhörte wie ein tiefer, angestrengter Schrei.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. August 2014, 18:15

Die Vorbereitungen waren getroffen und die Elfe betrachtete gewissenhaft den Knoten unter ihren Händen. Sie wusste, sie hatte nur einen Versuch und der lose Sand rund um die Einsturzstelle würde sofort nachrutschen, sobald die Platte angehoben wurde. Sie stand oben bei Styx und gab laut rufend den Befehlt zum Loslaufen. Das Seil spannte sich und knarrte unter der Last am anderen Ende. Die Muskeln des Pferdes wölbten sich von der Anstrengung und auch Aurelia gab alles. Gemeinsam mussten sie es schaffen! Schweißperlen begannen auf ihrer Stirn zu glänzen und der Hengst wieherte unwirsch, als aus der Senke das gedämpfte Brüllen eines Monsters erklang. Dadurch noch zusätzlich angespornt, warf sich ihr tierischer Freund in die Seile und bäumte sich auf. Mit aller Macht rissen sie sich gemeinsam nach vorne und endlich begann sich die Platte zu bewegen. Aurelia hatte keine Zeit nach hinten zu sehen, aber sie hörte wie die Hänge des Kraters abrutschten. Styx zog und stampfe tiefe Löcher in den Boden. Ein weiterer etwas deutlicherer Laut der Anstrengung hinter ihnen erklang, dann machten die Hufe noch einen kraftvollen Schritt. Sie hatten die Platte jetzt vielleicht einen Meter bewegt. Ein deutliches Schnauben war zu hören und das prasseln von Steinen. Aurelia ließ langsam die Zügel ihres Freundes los und sah nach hinten. Felsbrocken flogen im hohen Bogen über den Rand des Kraters und landeten unweit von ihr. Dann wurde es still.
Als sie langsam näher ging hörten ihre spitzen Ohren das erschöpfte Atmen. Vorsichtig blickte sie über die Kante. Im Fahlen Licht des Mondes schimmerten die sonst wohl dunkelroten Schuppen bläulich.

Biest


Biest, war ein äußerst passender Spitznahme für das Wesen, dass noch halb bedeckt vom dunklen Sand der Lava-Landschaft, mit geschlossenen Augen am Rand des Kraters lehnte. Solch gewaltige Muskelberge hatte sie noch bei keinem Wesen gesehen und der lange massige Schwanz war hinauf bis zum Haupt mit dornenartigen Auswüchsen besetzt. Um die Taille lag ein lederner Gürtel mit kleinen Beuteln und es trug eine Art Lendenschurz. An den Handgelenken, die so dick waren wie ihre Oberschenkel, waren mit Zähnen und Knochen verzierte Armbänder angebracht. Ein echsenhaft gebogenes, langes Bein zeigte eine tiefe, frische Fleischwunde. Auch einige der Dornen am Rücken und auf der Stirn des Monsters waren abgebrochen. Das leicht geöffnete Maul war gespickt mit Reißzähnen. Das einzige, was noch entfernt an eine humanoide Rasse erinnerte, war die grobe Proportion des Oberkörpers und die Hände. Dieses Wesen war für den Kampf wie geschaffen und ähnelte den Geschichten über Drachen. Gleichzeitig musste man bei der Betrachtung an die kampfwütigen Orks denken. Dann fiel es Aurelia wie Schuppen von den Augen. Dies musste ein Oblinox sein. Sie sollten hier auf der Insel in der Nähe des Vulkans leben, doch sie hatte noch nie einen in natura gesehen. Was hatte sie über diese Rasse gehört? Sie hörte ein tiefes Schnaufen und sah wie sich eines der tief liegenden kleinen Augen, seitlich am Schädel langsam öffnete.
Was sollte sie jetzt tun? Die monströs breiten Schultern hoben sich und es versuchte sich aufzusetzen, zuckte zusammen und drehte sich ein Stück zur Seite. Es musste verletzt sein. Langsam hob es den linken Arm und darunter kam eine seltsam dunkel verfärbte Stelle zum Vorschein. Vorsichtig tasteten die riesigen Finger nach den Rippenbögen und erneut zuckte der massige Körper zusammen. Es musste der Arm sein, deren Hand aus dem Sand geragt hatte. Die Haut unterhalb der Achsel wirkte unnatürlich blank, als hätte etwas die Schuppen dort abgerieben. Die Rippen darunter waren sicher gebrochen, so eingedrückt wie seine Seite aussah, doch sicher sein konnte sich da Aurelia nur sein, würde sie sich die Verletzungen aus der Nähe betrachten.
Doch wollte sie das? Wollte sie sich diesem Monster nähern? Sollte sie nicht lieber schnell das Weite suchen? Vernunft, Neugierde und Instinkt kämpften miteinander um eine Entscheidung.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Donnerstag 9. Oktober 2014, 13:20

Aurelia glaubte ihren Augen nicht. Noch nie hatte sie in ihrer langen Lebenszeit solch ein Geschöpf gesehen. Er wirkte ziemlich bedrohlich und beinahe majestätisch, obwohl man nicht gerade sagen konnte er wäre schön. Die Halb-Elfin sah den Oblinox genauer an und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie über diese seltsame Rasse wusste. Sie wusste auf jeden Fall, dass es ein Männchen sein musste, weil er einen sehr kräftigen Schwanz hatte und die Frauen keinen haben. Was Aurelia am meisten verwirrte war, dass dieses Exemplar eines ausgewachsenen Echsen-Drachen-Humanoiden, wenn man ihn so nennen konnte, seine Behausung unter der kargen Erde baute, dabei bauten doch eigentlich die Frauen bei den Oblinox die Häuser und das nicht unter der Erde, sondern oberhalb mit Lehm oder Felsbrocken. Dieser hier lebte auch anscheinend allein – das hoffte Aurelia zumindest, denn man wusste schließlich, dass diese Biester sich zu äußerst kriegerischen Grüppchen oder Sippen formierten.
Sie wollte dem verletzten Wesen helfen und auch einige Fragen stellen, aber ihre Vorsicht vor dieser kampferprobten Kreatur hielt sie irgendwie davon ab, zu ihm hinunter in den Krater zu steigen. Er saß dort beinahe versteinert, mit geschlossenen Augen und Aurelia fragte sich, ob er überhaupt wusste, dass sie da war. Aber in dem Moment öffnete er die Augen und sah in ihre Richtung, was Aurelia beinahe erschreckte, denn sie hatte Biest angestarrt und sich anonym gefühlt. Jetzt war sie aber entdeckt und spürte, dass sie irgendwie handeln musste.
Sie wollte nicht hinunter, aber irgendwie auch nicht nach Xytras zurück, weil dann vermutlich alle aus Panik diesen Oblinox gefangen nehmen oder gar töten wollen würden. Sie blickte zurück in die Augen des Oblinox und dachte sich: Egal. Ich hab ihm das Leben gerettet, er ist verletzt und kann sich nicht richtig bewegen. Ich denke das Vieh sollte Angst vor mir haben! Und sie stand auf und ging langsam und so unbedrohlich wie möglich auf diese Riesenechse zu. Ganz wohl war ihr nicht, sie spürte seltsamerweise ein wenig Nervosität, dabei war sie jemand, der nie Angst oder dergleichen in risikohaften Situationen empfand, denn solch natürlichen Züge hatte sie in der Nacht zurückgelassen, als die Dunkelelfen ihre Familie abschlachteten. Aber nun spürte sie diese ganz vergessenen Emotionen und hatte das Gefühl, als ob etwas in ihr erwacht war. Sie lächelte kurz und dachte ironisch, mit einem Blick auf die stachelige und schuppige Haut des Oblinox: Vielleicht ist der Drache, das Biest in mir erwacht. Sie ging weiter und würde in einigen Minuten dieses seltsame Wesen erreichen, welches sie die ganze Zeit mit den Echsenaugen betrachtete. Er schien keine Angst zu haben, sondern ruhig zu bleiben wie zuvor. Dieses Verhalten verunsicherte Aurelia noch mehr, doch sie hielt Kurs.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Oktober 2014, 12:36

Die kleinen roten Augen folgten Aurelia überall hin. Jede Bewegung wurde studiert und analysiert, doch die Riesenechse zeigte ihrerseits, außer minimalen Augenbewegungen, sonst keinerlei Regung. Es war als würde er abwarten, warten darauf was nun passieren würde, was sie mit ihm vor hatte. Während die Elfe sich näherte konnte sie auch den ehemaligen Teil des Kraters einsehen, wo vorher das Biest gesteckt haben musste. Ihr spärliches Wissen aus den Aufzeichnungen der Amazonen sagte ihr, dass dieser Oblinox sich nicht artgerecht verhielt. Dieser Einzelgänger musste sich wohl für seine Behausung eine tiefliegende Felsspalte ausgesucht haben, auf der eine Steinplatte gelegen hatte. Als diese verrutschte, war er eingeklemmt worden und das von oben nachrutschende Erdreich hatte ihn lebendig begraben. Was wäre das für ein trostloser Tod für ein solch majestätisches Wesen gewesen? Aurelia hatte tatsächlich das Gefühl, dass dieser Fremde etwas in ihr weckte, dass sie lange vergraben geglaubt hatte. Die Bestie war zwar verletzt, aber allein der Anblick seiner Hände ließ sie glauben, dass er ihre Knochen wie Zweige zerbrechen konnte. Irgendwie war doch auch sie verletzt und doch lauerte vielleicht auch in ihr ein Drache, der sich an ihren Feinden rächen wollte. Schritt um Schritt begleitete sein Blick ihre Bewegungen. Was er wohl dachte? Egal wie nah sie ihm kam, er rührte sich keinen Finger breit. Einzig das Heben und Senken seines Brustkorbs verriet, dass er nicht zu Stein geworden war. Wollte er ihr mit diesem Verhalten vielleicht Sicherheit geben oder lauerte er so lange auf sein Opfer, bis es in Reichweite war? Aurelia hielt Kurs. Sie war langsam den Hang hinunter gestiegen und hatte sich dann auf dem frischen, weichen Untergrund bis auf zwei Schritt seinen Beinen genähert. Sie hockte sich langsam hin und betrachtete die verwunderte Bestie. Styx wieherte leise im Hintergrund, denn ihm schien die Szenerie nicht wirklich zu gefallen.
Aus der Nähe betrachtet, sah man deutlich die großen von Blut unterlaufenden Hautstellen, die über den gebrochenen Rippenbögen lagen. Einige Schuppen fehlten dort und kleine, schorfige Risse zeigten, wo sie ausgerissen worden waren. Vielleicht hatte ihn dort die Steinplatte erwischt. Das Blut in den Rissen war bereits geronnen und getrocknet. Es war die alte Verletzung und auch wenn sie nicht schlimm aussah, schien sie diejenige zu sein, die ihm am meisten behinderte, denn seine Atmung war sehr flach und beschleunigt. Blieb zu hoffen, dass kein Knochen irgendwelche wichtigen Organe durchbohrt hatte. Der Riss am Bein war hingegen frisch und Blut sickerte langsam, jedoch kontinuierlich aus der verschmutzten Wunde. Diese sollte man reinigen, abdecken und fest verbinden.
Eine Weile saßen sie so vor einander und schwiegen. Aurelia hatte gerade die Wunde am Bein betrachtet und als sie wieder aufsah, erkannte sie eine winzige Veränderung im Gesicht ihres Gegenübers. Das drachenähnliche Maul hatte sich einen kleinen Spalt geöffnet und eine breite, fleischige, gespaltene Zunge kostete die Luft seiner Umgebung und einige messerscharfe Spitzen von langen todbringenden Zähnen waren entblößt. Als sie aufsah, klappte der Mund wieder zu, als hätte sie ihm bei etwas ertappt. Hatte er sie „gekostet“? So nah wie sie war, kannte er jetzt sicher den Geschmack ihrer Poren. Vorausgesetzt dieses Wesen nahm seine Umwelt so wahr sie es Schlangen oder Echsen es taten. Konnte er ihre Angst schmecken? Auch wenn sie noch keine Panik oder lähmende Furcht verspürte, so hatte sie seit langem einmal wieder ehrliche Angst, was ihr auch vollkommen gesund erschien, im starren Auge dieses Monsters. Trotzdem wusste sie auch um die Geschichte, die ihr Mira erzählt hatte und das diese Bestie ihr „Freund“ gewesen sein sollte. War das möglich? Hätte sie sich ohne dieses Wissen an solch ein Wesen so nah heran getraut?
Noch immer hatte sich Biest nicht gerührt. Er saß nur da und hatte einen Arm vorm Brustkorb verschränkt. Still wie ein Stein, verfolgten einzig die kleinen, rote Augen Aurelias Treiben. Ob er sich genauso verhalten hatte, als er Mira kennen gelernt hatte? Der Gedanke an das kleine Mädchen könnte Aurelia ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Allein die Vorstellung ihres winzigen, zerbrechlichen Körpers, wie sie auf Biest herum turnte, wie sie den Felsen seiner Arme erklomm und in seiner Armbeuge gemütlich Platz finden könnte, war irgendwie surreal und auch etwas komisch. Hielt er deshalb so still? Hatte ihm das Mira beigebracht?
Als Aurelia sich noch etwas weiter vor wagte und er sich immernoch nicht rührte, entdeckte sie etwas, was sie fast laut hätte auflachen lassen. Bei ihrer Bestandsaufnahme seiner Verletzungen hatte sie seinen Rücken auch nicht ausgelassen. Einige seiner Dornen waren sehr tief abgebrochen und bluteten ebenfalls aus den feinen Kanälen die sie wachsen ließen. Doch an einer, einem besonders großen Auswusch in seinem Nacken, einem Dornfortsatz der eine tiefe, alte Scharte aufwies war eine kleine blaue Schleife befestigt. Sie war sandig, staubig und zerschlissen, doch unweigerlich eine jener kleinen dunkelblauen Schleifen mit denen Mira auch gern ihr Haar zusammen hielt. Und sie befand sich im toten Winkel, unsichtbar für das Biest, in seinem Nacken.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Montag 13. Oktober 2014, 19:20

"Ja, ich denke wir beide wurden durch ein kleines Mädchen zusammengebracht, dass vielleicht in jedem von uns den menschlichen Teil zum Vorschein gebracht hat. Und damit meine ich, dass man bei Mira einfach die weiche Seite des eigenen Ichs kennenlernt." Aurelia sah in das Rot seiner Augen und wartete auf eine Antwort. Doch der Riese sah sie nur stillschweigend an. Aurelia hatte das Gefühl, sie hatte das sagen müssen, denn irgendwie musste jemand das Eis brechen. Sie wusste nicht mehr genau von was sich diese Kreaturen ernährten, war sich aber sicher, das Elfen und Menschen, und deshalb auch Halb-Elfen, nicht auf dem Speiseplan standen. Aßen sie nicht Krebsgetier oder sowas? Hätte sie gewusst, dass sie mal einem ausgewachsenen Oblinox begegnen würde, hätte sie diese Art sicherlich genauer studiert. Aber sie hoffte, dass er sie nicht essen würde, weil Mira sicherlich ein schmackhafteres Opfer gewesen wäre und diese ja auch nicht verspeist worden war. Aber ihr kam in den Sinn, dass die männlichen Vertreter der Oblinox für die Kindererziehung zuständig waren. Vielleicht hatte er seine Sippe bei einem Clankampf verloren und Mira war sein Kindersatz geworden? Eins war sicher, er war irgendwie anders als er aussah. Sie hatte das Gefühl er konnte zwar gefährlich sein, aber das er gleichzeitig sehr sanftmütig war. Komischerweise stellte er ein männliches Wesen dar, dass sie nicht verabscheute, obwohl er so fremd und unbekannt war. Er wirkte beinahe beruhigend auf die Halb-Elfe und vor allem war sie beeindruckt, dass er trotz der schweren Verletzungen so eine Königlichkeit und Würde ausstrahlte. Sie sah nochmal auf seine Wunden und die riesigen Hände - wenn man diese denn überhaupt so nennen konnte. Keine Frage, er war trotz seiner Verletzungen irgendwie bedrohlich. Aber sie konnte nicht anders, als sich in seiner Gegenwart wohl und geborgen zu fühlen, etwas, dass sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. Der Echsenmann strahlte irgendwie eine väterliche Wärme aus und trotzdem er noch nichts gesagt hatte, fühlte sie sich mit ihm verbunden. Wahrscheinlich kam dieses seltsame Gefühl, weil sie für ihn - eine fremde und durchaus gefährliche Kreatur - ihr eigenes Leben riskiert hatte und ohne einen Gedanken an eine Gegenleistung und mit der Möglichkeit auf einen ziemlich tödlichen Gegner zu stoßen, diesem "Biest" geholfen hatte dem Tod zu entrinnen. Das verband natürlich auf eine echt komische Art und Weise und das Band, was den riesigen Oblinox mit den roten Augen mit der rothaarige Elfenfrau verband, war das blaue Band von Mira an seinem Rücken, dem kleinen Mädchen, dass mutiger gewesen war, als manch ausgewachsener Krieger.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Dienstag 14. Oktober 2014, 09:37

"Ja, ich denke wir beide wurden durch ein kleines Mädchen zusammengebracht, dass vielleicht in jedem von uns den menschlichen Teil zum Vorschein gebracht hat. Und damit meine ich, dass man bei Mira einfach die weiche Seite des eigenen Ichs kennenlernt."
Der Oblinox schwieg noch immer, jedoch zuckten seine Augen, als Aurelia den Namen ihrer kleinen gemeinsamen Freundin nannte. Miras Name ließ ihn zweimal blinzeln und auch wenn er sich kaum bewegte, so ließ doch etwas die Anspannung seines Körpers nach. Es dauerte noch eine Weile bis er sich zu einer Regung entschloss. Ganz langsam, wohl um sie nicht zu erschrecken, hob er erst einen Finger um auf sie zu deuten und nachdem sie nicht zurück wich, die ganze Hand. Es war ein einfaches fragendes Zeichen nach ihrem Namen, ein erster Versuch Kontakt aufzunehmen. Dann ließ er sie wieder langsam sinken und zeigte dabei auf eine alte Narbe an seinem Unterschenkel. Seltsamer Weise war sie wohl mit winzigen Stichen von einem Kreuzstich genäht worden, was man anhand der Hauteinziehungen erkennen konnte. Dann zeigte er auf den hässlichen Riss an seinem Oberschenkel und wieder auf sie. Die wulstigen Hornplatten über seinen Augen zogen sich fragend in die Höhe. Wollte er, dass sie ihn nähte? Konnte sie das? Konnte sie ihn versorgen? Konnte sie den fremden Freund berühren und heilen? Es war eine Sache sich gegenüber zu sitzen, aber eine ganz andere einem Monster vielleicht Schmerzen bereiten zu müssen um ihn zu helfen.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Dienstag 14. Oktober 2014, 16:08

Aurelia machte große Augen und starrte eine Weile die Wunden an. Sie wollte ihm helfen und war aber trotzdem keine ausgebildete Heilerin. Dann fiel ihr an dem fragenden Blick auf, dass sie ihren Namen noch einmal sagen musste, er hatte wahrscheinlich, als er eingeklemmt gewesen war, ihren Namen nicht richtig hören können. Sie sagte ganz langsam: "Ich bin Aurelia. Ich bin Kriegerin bei den Amazonen aus Xytras und deine Freundin hat mich geschickt, damit ich dir helfe." Sie sah das Biest sie verstanden hatte und sah in seine roten Augen. Wie seltsam,dachte Aurelia, ich habe schon in viele Augen gesehen und die waren braun oder blau oder sonst eine Farbe, aber in rote Augen habe ich noch nie geblickt. Sie stand langsam auf und überlegte eine kurze Zeit, der Oblinox-Mann hatte sich immer noch nicht gerührt, bis auf die Zeichen, die er ihr gegeben hatte. "Ich muss zu meinem Pferd und schauen, was ich da zum Nähen und Verarzten finden kann." Der Kerl nickte ruhig und ließ sie trotzdem nicht aus den Augen. Sie kletterte den Krater wieder hoch zu Styx, der die ganze Szenerie neugierig beobachtet hatte. Sie kramte ihre Sachen durch und fand, was sie gesucht hatte. Ein kleines Nädelchen und etwas dunkles Garn, was sie immer auf Reisen mitnahm, falls sie ihre Sachen reparierien musste, was natürlich manchmal passierte. Trotzdem war die Frau nicht sehr begabt, was Handarbeit anging und sie machte sich Sorgen, dass sie den Oblinox nicht ordentlich nähen und behandeln konnte. Aber sie würde es versuchen. Außerdem fand sie einen Trinkschlauch und nahm einen großen Schluck, denn sie hatte furchtbaren Durst. Sein Blick blieb unddurchdringlich. Sie ging wieder hinunter und bat ihm das Trinken an: "Trinkt ihr Echsenmänner auch?" Sie fühlte sich ein wenig dumm, weil sie gar nichts über seine Rasse wusste und ihr Wissen über echsenartige Tiere war so dürftig. Aber sie hatte das Gefühl, dass es unhöflich war, nicht wenigstens zu fragen und vielleicht würde ihm das erst recht zeigen, dass sie ihm nichts böses wollte. Die Kriegerin verlor langsam ihre Angst und verdrängte die natürliche Vorsicht. Wenn er sie umbringen wollte, dann hätte er das schon getan, oder? Sie sah ihn an und musste schmunzeln: Sei nicht albern, Eichenherz, er kann dich auch noch töten, wenn du seine Wunden versorgt hast. Aurelia streckte die Hand mit dem Trinkschlauch deutlicher aus und wartete auf eine Antwort.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 15. Oktober 2014, 09:35

"Ich muss zu meinem Pferd und schauen, was ich da zum Nähen und Verarzten finden kann."
Sein Blick blieb undurchdringlich, während sie die Sachen zusammensuchte. Zum Glück hatte sie an diese Kleinigkeiten nicht denken müssen, denn solche Sachen hatte sie immer als festen Bestandteil ihrer Ausrüstung dabei. Styx hatte sich auch langsam beruhigt und schien zu ahnen, dass von dem Monster in dem Loch keine Gefahr aus ging, während seine Herrin die Satteltaschen durchwühlte. Aurelia klopfte seine Flanke, dann ging sie wieder hinunter und bat Biest das Trinken an:
"Trinkt ihr Echsenmänner auch?"
Als Antwort kam ein Nicken und die große Klauenhand umschloss den plötzlich sehr klein wirkenden Trinkschlauch. Er neigte den Kopf nach hinten und er öffnete den riesigen Rachen. Vorsichtig ließ er etwas von dem kostbaren Wasser seine Kehle hinunter rinnen und gab ihn ihr dann abermals dankbar mit dem Kopf nickend wieder. Er wirkte zunehmend entspannter und betrachtete nachdenklich seine Wunde, während sich Aurelia bereit machte und versuchte Nadel und Faden zu vereinen, um sich als provisorische Heilerin zu versuchen. Plötzlich beugte er sich vor und seine erstaunlich lange, fleischige Zunge versuchte die Wunde zu erreichen, doch bevor dies geschehen konnte, zuckte er mit einem lauten, durchaus menschlichen Stöhnen zusammen und ließ sich wieder nach hinten fallen. Sein Arm hielt sich die Seite und er atmete schwer. Jetzt waren die schönen, roten Augen vor Schmerzen geschlossen. Seine Rippen mussten schrecklich weh tun. Nach ein paar sehr langen Atemzügen sah er sie wieder an und schien zu überlegen. Dann öffnete er den Mund, tippte an seine Zunge und an die sandigen Wundränder und zeigte dann auf sie. Anscheinend leckten sich Oblinox die Wunden sauber, doch in diesem Fall konnte er sie nicht erreichen, also lag auch dies nun auch in Aurelias Aufgabenbereich. Es war zwar klar was er von ihr wollte und die Vorstellung ihm SO nah zu kommen, konnte ihr die Kehle eng werden lassen, doch nachdem die ersten Bilder aus ihrem Kopf verschwunden waren, viel Aurelia sicher eine Möglichkeit ein, wie sie die Wunde reinigen konnte ohne dafür ihre eigene Zunge zu gebrauchen. Eine Möglichkeit, die einem Oblinox vermutlich nie in den Sinn kommen würde, da sie in einer sehr an Wasser armen Region lebten.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Montag 20. Oktober 2014, 15:54

Aurelia nahm den Trinkschlauch mit dem Wasser, das der Oblinox nicht gewagt hatte auszutrinken. Er sah die Frau mit großen Augen an und sie sah, wie sich ein riesiges Fragezeichen in seinem Kopf bildete. Sie hatte ihre Nähutensilien in ein Leinentuch gewickelt gehabt. Nun nahm sie das Tuch und befeuchtete es mit dem Wasser und dem Echsenmann klappte der Kiefer auf. Er schien so schockiert, dass er erstarrt war. Die Elfe nahm nun das feuchte Tuch und wischte die Wunden sauber, als erstes begann sie mit der großen Wunde an seinem Brustkorb. Er sagte nichts, zuckte nur leicht zusammen, wenn sie seine empfindlichen Verletzungen berührte. Wenn er zusammenzuckte, konnte Aurelia nicht anders, als ihren Arm zurückzuziehen und voller Furcht einen Schlag zu erwarten. Aber er hielt nur weiter still und machte keine feindlichen Bewegungen. Sie säuberte alles sorgfältig und sehr zaghaft. Als nächstes stand das Nähen auf dem Plan. Aurelia wünschte sich, sie hätte irgendein alkoholisches Getränk dabei, nicht nur weil sie die Wunden hätte besser reinigen und desinfizieren können, sondern auch, damit er ein wenig betäubt werden würde. Es graute ihr davor, dass sie diesem durchaus gefährlichen Tier mit einer Nadel und einem Faden durch die dicke Haut fahren sollte, dass würde für ihn nicht gerade angenehm werden und da die Rasse für ihre Aggressionen bekannt war, fühlte sich die Kriegerin nicht unbedingt behaglich. Sie starrte ihn eine Weile an und er tat es ihr gleich, anscheinend bereitete er sich auf die Schmerzen vor und sie bereitete sich auf einen wütenden, ausgewachsenen Oblinox vor. Aber sie hatte keine Wahl. Oder doch? Sie könnte einfach gehen, aber dass schien keine sinnvolle Option. Sie hatte in dem Moment eingewilligt ihm zu helfen, als sie ihn aus diesem Loch gezogen hatte. Aber dennoch, es war etwas anderes neben ihm zu sitzen, als ihm weh zu tun. Sie erkannte nun langsam, dass sie sicherlich in einer recht riskanten Situation war.
Der Brustkorb der Halb-Elfin hob und senkte sich ein paar Mal, dann steckte sie den Faden durch das Nadelöhr. Sie zögerte kurz noch einmal, Biest nickte ihr ermutigend zu und sie begann mit der großen Wunde an den Rippen. Es war recht schwer, die Nadel überhaupt durch die Haut zu bekommen. Sie hatte den ersten Stich getätigt und wartete auf Biests Reaktion auf den Schmerz.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. Oktober 2014, 14:03

Langsam und mit erstaunlich viel Widerstand, gegen den sie ankämpfen musste, drückte Aurelia die Nadel durch die Haut. Sie fühlte sich ungewohnt dick an, wie das gegerbte Leder ihrer Rüstung, nur war es zusätzlich noch mit harten Schuppen besetzt. Unter der Haut hatte er so gut wie kein anderes Gewebe als Muskeln, nur einige Sehnen schimmerten heller durch die fleischige Masse. Nach der Reinigung hatte sie erkennen können, dass die Risse über den gebrochenen Rippen zum Glück nicht tief waren. Sie erreichten kaum die Muskeln, aber ein paar Stiche waren doch notwendig, wenn die Riesenechse sich bald wieder bewegen wollte. Die Knochen mussten von alleine heilen, oder sie musste ihn nach Xytras zur Heilerin bringen. Konnte sie das riskieren? Ein Oblinox-Mann in der Stadt der Amazonen? Sie versuchte ihre Gedankengänge zu ordnen, sie musste sich jetzt erst einmal auf das hier und jetzt konzentrieren.
Die Elfe war ihm jetzt sehr nah. Der rote Blick lag auf ihr und auch wenn die Kiefer des Wesens angespannt waren, so zuckte er keinen Millimeter zurück. Sie hockte direkt an seiner Seite und er hatte seine Augen in ihren verankert, als würde er dort Stärke und Halt, neben ängstlicher Vorsicht und Neugierde finden. Immer wenn die Nadel eindrang wurde sein Blick starr, bohrte sich regelrecht in ihren und als Aurelia einmal versehentlich mit der Nadel über einen Knochen schabte, knirschte leise seine geballte Faust. Sonst zeigte er keine Regung die auf Schmerz oder Aggressionen hätte schließen lassen, trotzdem blieb die Elfe vorsichtig. Während sie die Wunde an seiner Brust behandelte konnte sie ihn gut im Blick behalten. Ihre Gesichter waren sich dabei recht nah. Seinen ihr zugewandten Arm hatte er gehoben und dann während der Behandlung vorsichtig, unter fragendem Blick auf ihrem Rücken abgelegt, damit er sich entspannen konnte. Allein sein Arm wog einiges und die Wärme seiner Haut drang schnell durch ihre Kleidungsstücke. Die Berührung war eigentlich eine Nebensächlichkeit und doch war er ein fürsorglicher Vater für Mira gewesen, oder? Diese Pranken konnten grausame Waffen sein, doch irgendwie hatten sie auch etwas tröstendes. Immer wenn Aurelias Mut sie verlassen wollte, wenn sie an sich zu zweifeln begann, ob sie dieser Aufgabe gewachsen war, immer dann zeigte eine winzige Bewegung in ihrem Rücken, dass er ihr vertraute.
Als sie dann fertig war und sich seinem Oberschenkel widmete, wagte er einmal lauter durchzuatmen und nahm den Arm wieder runter. Er musterte sie. Neugierde, vielleicht auch so etwas wie Unverständnis streifte ihre Gestalt, suchte nach Antworten auf ungestillte Fragen. Die Elfe wandte ihr Gesicht ab und reinigte die gezackten Wundränder. Tief zwischen den Muskeln ertastete sie dabei einen kleinen Steinsplitter, der Fieber und Wundbrand erzeugen könnte und der ihm vermutlich das Leben kosten würde. Aus einem Instinkt heraus, legte sie ihm die Hand auf den breiten Brustkorb, sah ihn streng an, wie um ihn zu zeigen, dass er jetzt still halten musste. Der Oblinox atmete noch einmal tief durch, nickte, dann fuhren ihre schlanken Finger zwischen die Muskelfaszien. Sie brauchte nicht hinsehen. Da war sowieso zu viel Blut um etwas zu erkennen, sie brauchte nur ihren Tastsinn und so sahen sie sich nur starr in die Augen, bis sein Blick zu brechen drohte. Die Lieder des Echsenmannes zitterten, doch sie ließ ihn nicht frei. Warm und feucht umhüllte sein Fleisch ihre Finger, bis sie endlich das Fragment zu greifen bekam und ihn erlösen konnte. Das erste Mal, seid dem sie sich begegnet waren, schloss er erschöpft die Augen und öffnete sie auch nicht, als sie mit dem Nähen begann. Vielleicht war er auch kurz ohnmächtig geworden? Vollkommen ungestört versuchte sie also nun den tiefen Riss zusammen zu ziehen. Zum Glück war das Nahtmaterial für derartige Belastungen ausgelegt. Jetzt, da er sie nicht ansah, konnte sie ihn noch einmal aus der Nähe betrachten. Er wirkte fast entspannt, eben wie ein schlafender, kleiner Drache. Und doch war er ein Mann, was man unschwer an der Wölbung des Lendenschurz erkennen konnte. Hasste sie nicht alle Männer? War Hass das richtige Wort was sie für dieses Wesen hier empfand? Sicher nicht. Warum lebte dieser hier alleine und nicht bei seinen Artverwandten? Wie hatten Mira und er sich kennen gelernt? So viele Fragen!
Nachdem sie den letzten Knoten festgezogen hatte und den Faden mit den Zähnen durchtrennte, sah sie zu ihm auf. Selbst im Sitzen war er ein Riese. Sein Atem ging gleichmäßig und berührte sie seine Brust, so schlug auch sein Herz stark und regelmäßig. Einige Zeit hatte sie für sich. Wie sollte es nun mit ihnen beiden weitergehen? Sie hatte ihm das Leben gerettet. Was bedeutete das für sie, was für ihn? Die Welt stand ihr offen und doch verband sie schon jetzt ein zartes Band, eine gemeinsame Freundin. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und ihm geholfen. Sollte sie nun einfach gehen? Würde er in seinem Zustand nun alleine überleben? Vielleicht konnte sie bleiben, bis sie ganz sicher war. Vielleicht auch nicht.
Eine Weile saß sie nur still da und beobachtete ihn.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Montag 27. Oktober 2014, 16:14

Aurelia sah seinen starken Brustkorb sich senken und heben. Er atmete ganz langsam und normal, als ob er gerade von einer anstrengenden Wanderung ausruhte. Sie fand es erstaunlich, wie gelassen er die ganze Wundversorgung hingenommen hatte. Auch, dass sie im Prinzip in seinem Fleisch gewesen war, hatte ihn zwar angestrengt und sicherlich auch geschmerzt, aber dennoch hatte sie nicht einmal das Gefühl gehabt, dass es etwas war, dass er nicht aushalten konnte. Die grazile Frau saß aufrecht und beinahe erstarrt wie in Trance vor dem Echsenmann, der zu ruhen schien. Sie musste seinen Körper betrachten und fand es seltsam, dass er zwar einen durchaus maskulinen und muskulösen Körper hatte, dennoch sie nicht an einen Mann erinnerte. Vielleicht lag es daran, dass er weniger humanoid erschien als die Männer, die sie bisher gesehen hatte. Die Männer, die sie kannte, beziehungsweise, diese die sie bisher kennengelernt hatte, waren Männer gewesen, die ihre Männlichkeit mit all ihrem Dasein zu verströmen schienen, oft auch mit ziemlich ordinären Äußerungen gegenüber Frauen und Mädchen zu verstehen gaben, welches Geschlecht sie besaßen. Sie mochte diese Männer - und es waren Männer jeglicher Rasse gewesen - nicht. Irgendwie war sie bisher immer davon ausgegangen, dass alle Männer so waren wie diese. Ohne genauer darüber nachzudenken, hatte sie blind gehasst. Aber jetzt wusste sie nicht mehr was sie denken sollte. Denn sie hatte gerade einem Mann geholfen, ganz blind dafür, was für ein Geschlecht er hatte. Sie hatte ihn einfach als Lebewesen in Not gesehen und als einen Auftrag, den sie in Miras Namen zu vollenden hatte. Aber sie hatte mehr getan als ihn nur gerettet. Sie hatte ihn auch verarztet und ihn körperlich näher an sich gelassen, als jeden anderen und noch nie seit ihrem zwölften Lebensjahr war sie einem Mann so nahe gewesen. Da spürte sie auf einmal einen Stich. Sie hasste gar nicht alle Männer! Ihren Vater hatte sie nicht gehasst und ihren Bruder auch nicht! Und diesen Oblinox hasste sie aus irgendeinem Grund auch nicht, sie empfand sogar Sympathie und Mitgefühl für ihn, etwas, dass sie nie verspürte - oder besser seit über fünfzig Jahren nicht verspürt hatte. Sie hatte zwar immer ein Gefühl dafür, wenn etwas nicht richtig war oder wann sie helfen sollte, aber wirklich Mitgefühl hatte sie dabei nicht gehabt. Zu helfen war eher ein Drang gewesen, damit sie sich von den bösartigen Geschöpfen ihrer Welt abgrenzen konnte und nicht so war wie sie. Aber trotzdem hatte die Kriegerin ihre Gefühle unter Verschluss gehalten und sich der Verbitterung und dem Zorn hingegeben. Aurelia wurde schwindelig. Sie hatte das Gefühl, dass dieses leichtsinnige kleine Mädchen sie verändert hatte und darüber war sie beinahe wütend. Sie wollte nicht emotional sein, denn das bedeutete auch, dass sie Schmerz und Verletzung seelischer Natur fühlen könnte und müsste. Das war etwas, dass Aurelia nicht wollte. Sie wollte in ihrem verdammten Leben nie wieder irgendwelche seelischen Qualen erleiden müssen, denn sie wusste, dass diese die Schlimmsten waren. Lieber wäre sie zu Tode geprügelt worden, als noch einmal den Schmerz des Verlustes spüren zu müssen. Die Gefühlsverdrängung und das emotionale Abstumpfen hatten in den letzten Jahren gut funktioniert, warum um alles in der Welt musste so eine kleine Göre daher kommen und sie aufwühlen, sie auch noch zu einer Kreatur führen, die sie durch seine väterliche Ausstrahlung zu mögen begann. Ein Teil in Aurelia schrie, dass sie weglaufen sollte und Bericht über das gefährliche Wesen ablegen, sich nicht darum scheren sollte, was aus diesem Biest wurde. Ein anderer Teil, eine verletzliche und ihr vergessene Seite, meldete sich mit dem Gefühl der Verantwortung und der Empathie, dass sie dafür sorgen sollte, dass der Oblinox wieder gesundete, dass sie bei ihm bleiben sollte. Diese Seite wollte auch nicht, dass sie über den Echsenmann berichtete, aus Angst, die anderen Amazonen würden ihm etwas tun wollen. Sie war erschöpft und fühlte sich müde, etwas, dass ihr auch fremd war.
Der Echsenmann öffnete die Augen und sie blickte in seine rote Iris. Irgendwie fühlte sich Aurelia verloren und wie das zwölfjährige Mädchen, dass sie einst gewesen war. Genau so hilflos und ratlos, was sie als nächstes tun sollte. Eins wusste sie aber nun. Sie musste dafür sorgen, dass der Oblinox gesund wurde und dann so schnell wie möglich nach Xytras zurück um ihn zu schützen und Entwarnung zu geben. Irgend etwas in Aurelia hatte sich verändert, aber sie wusste noch nicht, was es war.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Oktober 2014, 08:56

Der Echsenmann öffnete die Augen und sie blickte in seine rote Iris. Irgendwie fühlte sich Aurelia verloren und wie das zwölfjährige Mädchen, dass sie einst gewesen war. Vielleicht stand etwas von dem was sie fühlte ihr ins Gesicht geschrieben, denn er reagierte. Sein Gesicht, wenn auch nicht menschlich, zeigte eine Regung. Er sorgte sich. Die hornigen Brauen zogen sich in die Höhe und ein fragender Blick lag auf ihr. Sein Kopf neigte sich zur Seite und sehr langsam hob er den Arm seiner gesunden Körperhälfte. Der Unterarm drehte sich und seine offene Hand streckte sich ihr entgegen. Wie in Zeitlupe näherten sich seine Finger und luden sie ein zu ihm zu kommen. Erstaunlich sanft, wie als würde er sie wie ein zerbrechliches Ei oder ein Kind berühren, legte sich seine Klaue auf ihre Schulter. Aurelia war müde von der Aufregung des Tages und vielleicht hatte er das in ihren Augen gelesen. Er nickte ihr zu und setzte sich etwas aufrechter hin, so dass sein Kopf ein kleines Stück über den Rand der Mulde schaute. Er sah sich um, als wollte er ihr sagen, dass keinerlei Gefahr für sie drohte und versuchte sich an einem Lächeln, bei dem er aber die hornigen schmalen Lippen geschlossen hielt. Alles an seiner Gestik und Ausstrahlung sagte: Du kannst ruhen, wenn du willst. Ich passe auf dich auf. Ich halte Wache.
Er war wie ein Vater, wie ein Beschützer und doch selbst verletzt, aber aufmerksam. Aurelia hatte ihn schon zuvor berührt und sein Körper war warm, doch die Nacht wurde zunehmend kühler. Vielleicht hatte er sich deshalb eine Höhle im Untergrund gesucht. Die Nächte wurden immer frostiger und er war genaugenommen bis auf seinen Lendenschurz nackt. Er war verletzt und konnte sich nicht durch Bewegung warm halten. Fror er vielleicht? In der Nähe des Vulkans wurde es niemals wirklich kalt, aber er hatte sich seine Behausung weit abseits seines ursprünglichen Lebensraums gesucht. In Xytras waren die Temperaturen tagsüber manchmal schon auf bis 10 Grad gefallen. Jetzt war es bewölkt und windig und bald würden sie ersten Bodenfrost über Nacht bekommen. In der Erde war es wärmer, dort wo die Lavaströme unterirdisch wie Adern den Fuß des Vulkans durchzogen, doch hier schnitt einem der Wind ins Gesicht. Die Insel Ardéris lag in den Armen von Venthas Seeweg und manche Nacht, wenn die Göttin tobte, blies sie ihren eisigen Atem bis ins Landesinnere. Die Mulde bot ein wenig Schutz vor Wind und Wetter, doch vielleicht war sein Angebot nicht ganz uneigennützig. Ließ sie es zu würde er sie schützend an seine Seite ziehen.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Dienstag 28. Oktober 2014, 16:26

Die schlanke Frau ließ es zu, als ob sie eine fremde Macht führte, gegen die sie nicht ankämpfen konnte. Aurelia legte sich an seine Seite und spürte seine raue, aber warme Haut. Ihr war es in diesem Moment egal, dass ihr Pferd so weit weg allein stand, es war ihr egal, dass sie erfrieren könnte. In ihrem Kopf hatte ein kräftiges Summen eingesetzt und es hämmerten Kopfschmerzen in ihrem Schädel, wie Zwerge in einem Bergwerk. Aurelias Kopf schien nicht mehr fähig zu sein, nachdem er die letzten 76 Jahre keinen richtigen Schlaf gefunden hatte, irgendeine vernünftige Entscheidung zu fällen. Nachdem die Elfe bemerkt hatte, dass sie diesen seltsamen Kerl und das kleine Mädchen gern hatte, war ihr komisch zumute geworden. Nun lag sie da, in den Armen eines männlichen Wesens, dem sie vollkommen ausgeliefert war und das freiwillig, und spürte ihren Kopfschmerz und sogar eine leichte Übelkeit. Sie wollte eigentlich gleichgültig weggehen, aber sie konnte nicht. Sie lag da und ihre Augen fielen zu, ganz ohne einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen ihres Einschlafens und ohne einen Gedanken an Styx, war Aurelia Eichenherz eingeschlafen und das so fest, wie seit über siebzig Jahren nicht mehr. Sie hörte anfangs noch den Wind und spürte die Wärme des Echsenmannes, aber nach ein paar Sekunden war sie an einem anderen Ort. Einem Ort, an dem ihr weder übel war, noch der Schädel schmerzte, an einem Ort, an dem sie nur Wärme und Geborgenheit fand. Sie war in weißen, warmen Nebel gehüllt und Friede umhüllte sie. Ganz entspannt lag sie an den Oblinox gekuschelt und der sah die Kriegerin an, nachdem sie sich komplett entspannt hatte, konnten seinen roten Augen ein leichtes Lächeln entdecken, dass sich um ihre Mundwinkel gebildet hatte.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. Oktober 2014, 09:03

Aurelia schlief so fest, wie sie seit langem nicht mehr geschlafen hatte. Ihr Zustand kam fast einer Ohnmacht gleich, denn ihr Körper versagte ihr die Dienste. Jahrelang hatte sie immer ein „waches“ und vor allem misstrauisches Auge auf ihre Umgebung gehabt, hatte sich nie ganz entspannt und nun geriet ihr persönlich mühsam angezüchtetes Weltbild ins wanken. Waren ihre Instinkte verschütt gegangen wie die Behausung des Oblinox? Vielleicht war es auch nur die Tatsache, dass dieses riesige Wesen auf sie aufpasste. So richtig war ihr noch immer nicht klar, warum sie ihm vertraute, doch sogar ihr Körper tat es. Einmal spürte sie halb unbewusst eine Bewegung neben sich, aber ihre Augen weigerten sich schlicht weg, sich zu öffnen. Sie war so schnell wieder in den weißen Nebeln versunken, dass sie nichts mitbekam. Vielleicht begleiteten sie wirre Träume, die ihre unbewusste Welt in Farbe tauchte, vielleicht hatte sich ihr Geist einfach ausgeschaltet. Als sie abermals müde die Lider hob, lag sie in einer tiefen Sandkuhle und war fest ihn ihren Mantel gewickelt. Sie hob kurz den Kopf und sah den Oblinox ein paar Schritt entfernt, ihr abgewandt da hocken. Er drehte sich zu ihr um und nickte. Dann kam er wieder zu ihr und bettete sie an seine Seite. Sofort schlief sie wieder ein.

Aurelia hatte keine Ahnung wie lange sie geschlafen hatte, aber ihr Magen schrie förmlich nach Nahrung und ihre Blase drohte zu platzen. Eine Bewegung hatte sie geweckt. Mit dem Erwachen kam auch das Bewusstsein wieder und die Erkenntnis, dass sie bäuchlings auf einem schuppigen Mann lag. Der Oblinox lag ausgestreckt in einer sandigen Kuhle, die vorher nicht da gewesen war und sie ruhte rechts etwas seitlich auf ihm. Seine Hand streichelte ihren Rücken und er weckte sie behutsam. Seine Augen waren müde und schon zu schmalen Schlitzen zusammen gezogen. Es war wohl Zeit für ihren Wachwechsel. Vorsichtig versuchte sie sich zu bewegen, doch ihre Gelenke schmerzten, als sei der dunkle Sand um sie herum in sie eingedrungen. Steif und unbeweglich wie sie war, rollte sie sich seitlich von ihm herunter und begann ihre Finger zu bewegen. Es brauchte ein paar Minuten, bis sie begriff, das sie sehr lange geschlafen haben musste. So lange, dass ihr „Patient“, wie auch immer, Zeit gehabt hatte, dieses Loch zu graben und ihre Naht an seinem Bein bereits gut getrocknet war. Die Umgebung des Gewebes war leicht geschwollen, aber er schien kein Fieber zu haben. Wenn sie aufstand konnte sie Styx sofort erbost wiehern hören. Sie hatte sich lange nicht um ihn gekümmert und kletterte sie zu ihm hinauf, würde sie einige getrocknete Pferdeäpfel und ein sehr hungriges Pferd antreffen. Die Spuren die des Oblinox, die er in ihrem Krater hinterlassen hatte, reichten nicht bis zu ihrem Pferd hinauf, was hieß, dass er ihm wohl lieber nicht zu nahe gekommen war, oder nicht konnte. Dort wo sie „Biest“ in ihrem halbwachen Zustand hatte einmal gesehen hatte, war der Sand aufgewühlt und es roch ganz leicht nach Urin. Hier hatte er also ihre Notdurft eingerichtet. Der Druck in ihrer Blase erinnerte sie daran, dass auch sie dringend musste. Das leise Knurren ihres Magens, das laute Grollen hinter ihr, was aus dem Bauch ihres neuen Freundes zu kommen schien, machten deutlich, was sie als nächstes tun musste, wollten sie überleben. Nachdem sie selbst wieder in Gang gekommen war, war Biest schon eingeschlafen. Nach dem Stand der hinter Wolken verborgenen Sonne und den Anzeichen um sie herum schätzte Aurelia, dass sie anderthalb Tage geschlafen hatte. Kein Wunder das sie Hunger hatte! Wie musste es dann erst Biest ergehen. Als sie ihn betrachtete, fiel ihr auf, dass ihre Wasserflasche nicht weit von ihrem Lager entfernt lag. Sie nahm sie auf und stellte erleichtert fest, dass sie leer war und er wenigstens getrunken hatte. Viel war ohnehin nicht mehr drin gewesen, aber nun hatte sie wirklich einen dringenden Grund ihn wenigstens für eine Weile allein zu lassen. Sie musste für Nachschub sorgen.
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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Aurelia Eichenherz » Freitag 20. März 2015, 15:29

Aurelia ging erst einmal zu der Stelle, an der Biest seine Notdurft verrichtet hatte und leerte auch ihre Blase, die zu platzen drohte. Ihr ging es sogleich besser und sie sah aus dem Augenwinkel, dass der Oblinox schon zu schlafen schien. Sie war sich nun unsicher, was sie als nächstes tun sollte. Schließlich brauchten sie Nahrung und Wasser, auch Styx musste versorgt werden. Konnte sie den Echsenmann alleine und schutzlos lassen um Nahrung und alles nötige zu besorgen? Die Elfenfrau merkte, dass sie sich immer noch erschöpft fühlte und ihr Gehirn schien gerade erst anzufangen, alles zu verarbeiten. Es war doch ein wenig surreal, dass sie gerade einen massiven, männlichen Oblinox aus einer zusammengestürzten Höhle befreit hatte, dessen Wunden versorgt und dann an ihn kuschelnd geschlafen hatte. Schließlich ertrug sie körperliche Nähe für gewöhnlich gar nicht. Aber er gab ihr ein sicheres Gefühl, was sie seltsam fand. Sie ging zu Styx, der sie beinahe vorwurfsvoll ansah und wieherte. Sie musste Proviant besorgen. Aber sollte sie nun zurück in die Amazonenstadt? Oder doch lieber erst einmal die Frauen meiden und jagen? Wasser brauchten sie ganz dringend, denn auch Styx musste trinken. Sie sah unschlüssig über die karge Landschaft.

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Re: Eine Rettungsmission

Beitrag von Erzähler » Samstag 21. März 2015, 21:04

Aurelia stand am oberen Rand der Senke und sah sich um. Südwestlich von ihr öffnete sich eine karge zerklüftete Ebene voller tiefer Felsspalten, Risse und Geröll. Es war eine Trostlose Landschaft doch auch dort versteckte sich Leben. In den Schatten wuchsen Farne und widerstandsfähige Flechten überzogen den Stein, die mit ihren fein verästelten Blättern den Morgentau sammelten und speicherten. Um so weiter man in diese Richtung blickte, um so unwirklicher wurde die Landschaft. Der schwarze Vulkanboden war zwar sehr reich an Nährstoffen für jede Pflanze, doch wo immer wieder brennende Asche vom Himmel regnete und Wasser fehlte, fehlte auch das Leben.
Aurelia wandte ihren Blick in Richtung ihrer Heimat. Nordöstlich von hier begannen die Wälder und dahinter lagen die fruchtbaren Felder Xytras. Die Waldgrenze, die die Landschaft wie einen Gürtel teilte, war nicht weit entfernt und dort würde sie sicher Wasser finden und Styx könnte grasen. Etwas unentschlossen sah sie zu ihrem neuen Bekannten hinunter und er sah zu ihr hinauf. Er nickte in die Ferne, als wollte er sagen: Geh schon!
Dieses „Biest“ hatte hier auch schon ohne sie überlebt, aber nun war es verletzt. Sie sorgte sich um ihn und er musterte sie nachdenklich. Plötzlich kam Bewegung in die Szenerie. Wie zur Demonstration, dass er alleine zurecht kommen würde stemmte er seinen Oberkörper in die Höhe und kämpfte sich knirschend auf die Beine. Aurelias Instinkte hätten ihn am liebsten zum Liegen gezwungen, doch so schnell konnte sie gar nicht den Abhang wieder hinunter. Jetzt als er stand, hielt noch ein anderer Instinkt sie zurück, denn aufgerichtet war „Biest“ ein wahrhaftiges Monster und durchaus Furcht einflößend. Sein Kopf ragte sogar aus der Senke heraus. Kaum da er auf seinem gesunden Bein festen Stand gefunden hatte, hielt er sich zwar die Seite, aber versuchte sich in einem Lächeln, das jeden Angreifer in die Flucht geschlagen hätte. Noch einmal nickte sein Kopf in die Ferne und bevor er noch auf die Idee kommen konnte, demonstrativ auf seinen verwundeten Oberschenkel zu schlagen, begann sich die Elfe lieber zu entfernen.
Styx scharrte ungeduldig mit den Hufen und rieb zur Begrüßung seine Stirn an ihrer Schulter, schnupperte an ihren Taschen und schnaubte ein paar Mal missmutig über den neuen Geruch des Oblinox an ihr. Ihr tierischer Begleiter war ihr immer ein treuer Gefährte gewesen, doch Veränderungen nahm er nur langsam an. Aurelia kannte seine Sturheit und seinen Mut, aber wusste sie zu nehmen und zu schätzen. Nachdem sie Sattel und Zaumzeug überprüft hatte schwang sie sich in den Sattel und schaute noch einmal zu „Biest“. Er hob die Klauenhand zum Gruß, zum Dank oder zum Abschied. Dann ritt sie davon. Worte waren nicht nötig. Ob es ein Abschied für kurz oder länger sein würde, stand noch nicht geschrieben.

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