Kräutergarten

Das Umland beherbergt kristallklare Seen, bunte Wiesen und kleine Haine. Pinien und Weiden wachsen rundum die Seen und viele Elfen gehen hier gern spazieren oder ruhen sich vom Tagwerk aus.
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Re: Kräutergarten

Beitrag von Erzähler » Montag 23. April 2012, 21:18

Natürlich war es ihm bekannt, dass gerade Feria zu den fleißigen Schülerinnen gehörte, die noch niemals eine Übung verpasst oder gar geschwänzt hatten. Trotzdem wollte er es ihr ins Gedächtnis rufen, da schließlich viel Neues auf sie in den letzten Minuten eingeprasselt war. Er wollte nur freundlich sicher gehen, dass sie bei all dem Aufregenden nicht wider Erwarten doch einmal darauf vergessen könnte.
Was eben sehr schade wäre, da sie nicht mehr lange dafür brauchen würde, bis sie endlich die Schülerinnentracht ablegen könnte. Und dafür wollte er ihr natürlich soweit helfen, wie es ihm möglich war.
Danach brauchten lediglich noch die letzte Formalitäten geklärt zu werden, vor allem, ob sie einen Begleiter wünschte. Dabei war es unerheblich, ob dieser sich im Endeffekt auf dem Fest langweilen könnte, sondern um ihr Sicherheitsbedürfnis. Sie sollte beruhigt diesen Abend genießen können, selbst, wenn er außerhalb des Hains stattfand, dafür wollte er sorgen. Deswegen war ihm dieser Punkt auch trotz allem so wichtig, wenngleich diese Umgebung im Urwald derart abgeschieden lag, dass sich kaum Bedrohungen hierher verirrten. Aber es gab immer die Ausnahme der Regel und aus diesem Grund beugte er lieber vor, als sich im Nachhinein zu grämen.
Nach diesem Thema ging es noch selbstverständlich um den Anlass, warum ihre Schwester sie eingeladen hatte. Nur bedauerlicherweise konnte Hyron ihr da nicht weiter helfen, so gern er es auch gewollt hätte. Denn dass die Ungewissheit sie erst recht unruhig werden ließ, das kannte er von ihr bereits und war sich sicher, dass es ihr auch bei diesem Bezug ähnlich erging, wie er an ihrem tiefen Atemzug erkennen konnte. Dabei schmunzelte er in sich hinein. Ja, Ungeduld war definitv einer ihrer Charakterzüge, bei vielerlei Belangen.
Ernster wurde es danach wieder, weil er nicht so wirklich nachvollziehen konnte, wieso es bei der Wahl eines Begleiters darum gehen könnte, ob es angemessen wäre oder nicht, denn für Schutz sollte immer Raum sein.
Es dauerte etwas, bis sie ihm eine Erklärung bot, die ihn wieder lächeln lassen konnte. Auch nickte er wiederholt. "Ich vermute, deine Schwester hätte dir so einen wichtigen Punkt bei ihrer Einladung mitgeteilt oder wenigstens mir gegenüber eine Andeutung gemacht.", erwiderte er und machte eine ausholende Geste.
"Bitte, lass dich von mir nicht aufhalten.", meinte er daraufhin noch freundlich, womit sie entlassen war.

Danach konnte sich Feria ihrer letzten Aufgabe für diesen Tag widmen, nachdem sie die Manadistel in ihrem Zimmer sicher verstaut hatte, führte ihr Weg sie zur Küche. Dort gab es nicht viel zu tun, das Essen war beinahe soweit fertig, dass nur noch umgerührt werden musste. Allerdings fand eine der Köchinnen noch einige Kräuter, die sie als Würze beimengen wollten. Doch zuerst mussten sie klein geschnitten werden und diese Aufgabe fiel nun der jungen Schülerin zu.
Bei dieser Gelegenheit sollte sich die junge Frau aber lieber nicht ihren Gedanken hingeben, denn die Messer waren erst am vorigen Tag frisch geschliffen worden und somit sehr gefährlich. Noch dazu, wo erwartet wurde, dass die Kräuter sehr fein gehackt wären, wenn sie dem Essen beigemengt werden würden.
In der Küche selbst war es obendrein sehr warm, trotz der offenen Fenster. Wenigstens gab es inzwischen einen Rauchabzug, sodass die Anwesenden nicht auch noch das ertragen müssten. Dafür roch es von jedem Winkel verführerisch, aus den Töpfen mit dem Mittagsgericht, aus den Tiegelchen und Tässchen mit den verschiedenen Kräutern und Gewürzen, aus der Räucherecke, wo Fleisch präpariert wurde, um dann länger halten können und dennoch weiterhin schmackhaft zu sein und noch vieles mehr.
Auch war hier ein ständiges Kommen und Gehen, die fleißigen Helfer tauchten stets nur kurz auf, um mit dem nächsten Auftrag wieder zu verschwinden. Nebenbei tratschten die Köchinnen auch immer gerne miteinander. Es war hier definitiv ein sehr geschäftiger Ort, gar nicht dazu geeignet, Ruhe zu finden, selbst wenn die junge Elfe nicht hätte mit einem Messer hantieren müssen.
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Re: Kräutergarten

Beitrag von Feria Trinodin » Donnerstag 7. Juni 2012, 11:43

Auch wenn es nur noch eine Formalität war, eine Geste der Höflichkeit, wartete Feria geduldig ab, bis der Meister ihr gestattete zu gehen.
Mit einem unbedeutenden Halbsatz beendete er ihre morgendliche Diskussion und entließ sie somit in ihren Dienst.
Übertrieben förmlich deutete das Mädchen einen Knicks vor ihrem Mentor an, wie es sonst nur von jungen und unerfahrenen Schülerinnen erwartet wurde, doch so wie sie sich soeben noch verhalten hatte, hätte man auch leicht den Eindruck gewinnen können, sie sei ein Neuling im Hain und nicht eine quasi fertig ausgebildete Priesterin kurz vor ihrer Weihe.
Achtungsvoll zog sie sich zurück und beschleunigte ihre Schritte erst, als sie aus dem Blickfeld Hyrons entschwunden war.

Die Wege durch den Hain waren nicht sehr weit. Obwohl man den Bäumen, an die sich die kleinen Hütten lehnten, oder in die sie eingearbeitet waren, gestattete frei zu wachsen, ohne sie dabei zu beeinflussten - die Elfen passten sich stets der Natur an und nicht umgekehrt - lag dennoch alles recht nah beieinander. Trotz teils großer Freiflächen zwischen den Gebäuden kam einem hier alles doch sehr zentriert vor. Das lag wohl daran, dass es nur wenige wirklich große Gebäude gab. Die asketischen Priester besaßen eben nur das nötigste, was sie auf engstem Raum verstauten. Alles wichtige des täglichen Lebens fand sich hier dicht an dicht.

Ein Mörser, mit dem sie das Pulver aus der Manadiestel herstellen wollte war also schnell gefunden.
Auch ihr Zimmer hatte die Elfe bald erreicht. Das Gewächs war bereits jetzt ein wenig eingetrocknet. Sie hatte nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde. Noch war die Pflanze allerdings zu frisch um ein feines Pulver daraus zu reiben. Sie würde am Abend nocheinmal danach sehen. Zunächst aber legte Feria den Mörser erst einmal zur Seite und verstaute die Blume in ihrer Truhe. Zwar war ein Diebstahl nicht zu erwarten wenn sie sie offen liegen ließ, doch das Gewächs war einfach zu wertvoll und einzigartig, als das sie ein Risiko eingehen wollte. Vielleicht würde der unbekannte Besucher sein kostbares Gut ja zurückholen wollen.
Dieser Gedanke verlockte sie hier zu verweilen um das rätselhafte Geschöpf zu erwarten, doch sie wollte ihrem Gönner gegenüber nicht respektlos sein. Einen Moment zögerte sie noch, überlegte die Pflanze doch offen liegen zu lassen dort wo sie sie gefunden hatte, schließlich wollte sie sie dem Wesen auch nicht stehlen. Doch sie entschied, dass es unwahrscheinlich war, dass eine solche Kostbarkeit zufällig zurückblieben war.
Nach einem prüfenden Blick durch den Raum, sich nach weiteren Geschenken oder versteckten Besuchern umsehend verließ die Rothaarige ihr Zimmer und eilte sogleich zur Küche um ihrer Aufgabe nachzukommen.

Auch zur Küche war es nicht weit. Während die Zimmer der Schülerinnen weiter außen im Ring des Hains lagen, war der Ort, an dem die Priester und Novizen für gewöhnlich gemeinsam ihre Mahlzeiten einnahmen deutlich zentraler gelegen. Es war ein Ort der Zusammenkunft und der Gemeinschaft.
Hier, wo viele Leute zusammenkommen sollten, lichtete sich der Wald ein wenig und ließ mehr Sonne hindurch als üblich. Einige exotische Vögel sangen in den Wipfeln dem Gott Lysanthor ihr Lied entgegen.
Das Licht kam fast direkt von oben. Der Morgen war schnell verstrichen und die Mittagssonne erwärmte nun die Umgebung.
Als Feria in die Küche trat schlug ihr die geballte Hitze der Sonne und dem Feuer der Kochstellen entgegen. Wie froh war sie, das subtropische Urwaldklima gewohnt zu sein und in ihrer dünnen Leinenkleidung nicht all zu sehr ins Schwitzen zu geraten.

In der Küche selbst ging es sehr geschäftig zu. Überall herrschte ein reges Treiben. Offenbar wurden gerade die letzten Vorbereitungen getroffen, bevor das gemeinsame Mittagsmahl serviert werden konnte.
Die meisten Küchenhilfen trugen Geschirr und Bestecke herum, einige auch schon große, blubbernde Kessel.
Nur wenige standen noch an den verschiedenen Töpfen und rührten oder schmeckten noch mit den letzten Kräutern und Gewürzen ab.

Ob sie wohl schon zu spät war, um sich noch nützlich machen zu können?
In all der Hektik blickte sie sich erst einmal um. Es war gar nicht so leicht unter all den herumwuselnden Anwesenden die verantwortliche Köchin zu finden.
Bald hatte Feria sie doch entdeckt. Eine etwas fülligere Elfe mittleren Alters - Fülliger nach elfischen Maßstäben versteht sich - die aufgeregt einen großen, hölzernen Kochlöffel durch die Luft schwang und die anderen zur Arbeit antrieb. Die Frau imponierte dem Mädchen. Eine solche Erscheinung wollte sie auch irgendwann ausstrahlen: selbstsicher, autoritär, stark. Das schwächliche Elfchen kam sich in ihrer Gegenwart sogar noch kleiner vor, als sie es ohnehin schon war.
Mit Bewunderung trat sie ihr entgegen, als ein Ruf sie aus ihren Gedanken riss.
"Achtung!", hieß es nur und gerade so konnte das Mädchen noch einem Elfenjungen ausweichen, der einen dampfenden Bottich vor sich her trug, der so groß war, dass er ihm die Sicht versperrte.
Er ging so schnell an ihr vorbei, schwankte mit dem schweren Gefäß in Händen, fing sich aber wieder und kam nicht einmal dazu sich bei ihr zu entschuldigen dafür, dass er sie beinahe umgerannt hätte.
So lange es hier so lebhaft war, sollte sie wohl dringend besser aufpassen wo sie hintrat.

Freundlich meldete sich die Priesterschülerin bei der Köchin und bekam auch sogleich eine Aufgabe zugeteilt. Sie sollte einige Kräuter fein zerteilen. Das Messer, das man ihr in die Hand drückte kam ihr riesig vor und es war definitiv scharf. Man warnte sie noch, es sei erst gestern geschliffen worden und ließ sie dann damit unbeaufsichtigt.
Ob das so klug war?
Natürlich war sie alt genug einige Kräuter schneiden zu können. Zumindest sollte sie das sein...

Hoch konzentriert machte sich Feria an die einfache Arbeit. Jeder schnitt war wohl überlegt und so kam sie nur langsam voran, doch die Köchin war so beschäftigt, dass sie sobald nicht wiederkommen würde und so machte es nichts aus, dass sie nicht recht vorankam. Dafür sollten ihre Finger so heil und unversehrt bleiben. Zu oft hatte das ungeschickte Kind sich schon bei den einfachsten Aufgaben verletzt, wenn auch nie wirklich ernsthaft. Doch das wusste die Köchin vermutlich nicht, schließlich kannte sie nicht jeden hier im Hain und nicht jeder kannte sie. Es gab ja auch genug Leute hier, als das man sie unmöglich alle persönlich kennen konnte und erst recht, wenn man so introvertiert war wie Feria.

Endlich waren die Kräuter fein genug. Nur noch die letzten Schnitte waren zu machen, als dem Mädchen ein verführerisch süßlicher Duft in die feine Nase stieg. Neben dem Geruch von Räucherfleisch, das aus der Ecke in der es hing bis zu ihr herüber roch, stach der angenehm wohlige Duft um so mehr heraus. Ob es wohl eine süße Nachspeise geben sollte an diesem Tag?
Angetan von dem Geruch folgte sie mit ihrem Blick nun der Richtung, die ihre Nase ihr wies. Das die Küche mittlerweile fast leer von Elfen war, war ihr gar nicht aufgefallen. Das Essen war wohl servierfertig. Die Nachspeise fiel ihr nicht ins Auge, doch dafür kam die Köchin ihr gerade entgegen, die wohl auch ihre Arbeit beendet hatte.
Da spürte das Mädchen einen brennenden Schmerz am Zeigefinger ihrer rechten Hand. Zunächst begriff sie gar nicht gleich was passiert war, doch ein Blick hinunter zu ihrer Hand machte es schnell klar. Sie hatte sich doch ablenken lassen und den üblichen Tribut für ihre Unachtsamkeit bezahlt: Sie hatte sich geschnitten.
Glücklicherweise war die Wunde nicht sehr tief, dennoch blutete sie recht stark für eine so kleine Verletzung.
Als der erste Tropfen auf die Arbeitsplatte fiel steckte sich Feria den Finger schnell in den Mund um nicht noch mehr zu vertropfen. Es ärgerte sie, dass sie so kurz vor Beendigung ihrer Arbeit doch noch abgelenkt worden war. Sie musste endlich erwachsen werden.

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Re: Kräutergarten

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. Juni 2012, 14:20

Der ältere Elf sah ihr lächelnd und gleichzeitig kopfschüttelnd hinterher. Feria... nein, sie würde es wohl nicht so rasch lernen, erwachsen zu werden.
Einerseits schön, er war der Meinung, sollte sich lange das Kind in sich behalten und gut pflegen, andererseits jedoch auch bedauerlich, da sie so ihrem Ziel schlichtweg nicht näher kommen würde, als sie es jetzt schon war. Aber er war sich sicher, mit der Zeit würde sie es irgendwann schaffen, denn aufgeben zählte nicht zu ihrem Wesen, soweit er wusste.
Da er nun allerdings wieder alleine war, konnte auch er seinem täglichen Programm nachgehen und erledigen, was in seiner Position eben erledigt werden musste.

In der Küche hingegen herrschte das geordnete Chaos und die alltägliche Hektik wie immer um diese Uhrzeit, sodass es auch für die junge Elfe noch eine Aufgabe gab, die sie erledigen konnte, ohne andere dabei zu stören oder den Ablauf durcheinander zu bringen und zu verzögern. Doch zuvor hatte sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert und den Ratschlag ihres Mentors befolgt.
Eine solche für die Talsenke außerordentliche Pflanze war schließlich nicht gewöhnlich und somit auch sehr empfindlich, war sie einmal gepflückt. Gut, dass sie so rasch reagiert und Hyron danach gefragt hatte, ausnahmsweise einmal hatte sich ihre Ungeduld bezahlt gemacht. Wäre schließlich schade, wenn dieses Geschenk ungenützt vertrocknen und unbrauchbar werden würde. In solch einem Falle war wirklich rasches Handeln gefragt und das erledigte Feria tatsächlich noch in der rechten Zeit, um keinen Verlust der Wirksamkeit riskieren zu müssen.
Obwohl sie es nicht einmal wusste, denn Pflanzenkunde beschränkte sich in ihrem Stadium der Ausbildung für die Details auf die heimischen Pflanzen. Schließlich würde es ihr kaum etwas nützen, wenn sie die Flora Andunies auswendig und bis ins Kleinste kennen würde, aber hier jemanden versorgen müsste, ohne an diese Ressourcen im Norden heran kommen zu können.
Also wurde die Manadistel an einem passenden Ort verstaut und könnte dort noch etwas an Flüssigkeit verlieren, um perfekt für das Pulver zu sein, das daraus entstehen würde. Jedoch wäre es besser, sie würde nicht zu lange mehr damit warten, immerhin könnte sie nicht sagen, wann sie an diesem Abend wieder heim kommen würde. Also, es lieber schon nach der Arbeit in der Küche tun.
Hingegen war ihr Warten sinnlos, dieses Wesen würde so schnell bei ihr nicht mehr auftauchen, das war sicher. Wenigstens wäre es das gewesen, hätte sie geahnt, was das überhaupt gewesen war.
Nach einigen fruchtlosen Momenten brach sie endlich in Richtung Küche auf, wo sie zwar nicht direkt erwartet, aber sofort in das Geschehen hinein gezogen wurde.

Es war nicht schwer, eine Aufgabe für sie zu finden, an solch einem Ort gab es immer irgendetwas zu tun. So wurde sie schlichtweg eingeteilt und es ihr dann überlassen, diesen Auftrag auch entsprechend den Erwartungen und in einer angemessenen Zeit zu erfüllen.
Jedoch gab es in solch einem Raum um diese Uhrzeit eine Vielzahl an Ablenkungen und das musste auch Feria schmerzhaft erfahren. Ein Geruch nahm die Konzentration von den Kräutern weg und prompt passierte es, sie schnitt sich in den Finger.
Damit allerdings noch nicht genug, kam genau in diesem Moment auch jemand vorbei, der einen Blick nicht nur zu ihr warf, sondern sich auch bemüßigt fühlte, mit ihr zu reden. Nur war es nicht sonderlich freundlich. "Warum trödelst du so herum? Pass auf mit dem Messer und beeil dich, wir brauchen das hier!", schimpfte der Elf, anscheinend einer der Köche, der es besonders eilig hatte.
Zur selben Zeit traf die Köchin selbst bei ihr ein und sah skeptisch auf die Kräuter herab. Fein geschnitten waren sie ja, doch noch lange nicht alle und nicht so viel, wie sie erwartet hatte.
"Rück beiseite, Mädchen. Geh zu den anderen und kümmere dich um deinen Finger, den Rest schaffen wir schon." Sie nahm ihr einfach das Messer aus der Hand und hackte rasch auf den Rest ein, während der andere Koch Feria mit einer wedelnden Handbewegung wegscheuchte, weil sie nun gerade wegen der Leere im Raum im Weg war.
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Re: Kräutergarten

Beitrag von Feria Trinodin » Montag 18. Juni 2012, 14:20

"Au!" stieß das Mädchen hervor, als sie sich die Wunde so besah. Der Schnitt war nicht sehr tief und würde hoffentlich bald von allein zu bluten aufhören.
Sie betrachtete noch die Verletzung als ein äußerst ungeduldiger Elf sie unerwartet anfuhr. Ganz vor den Kopf gestoßen von den ungewohnt harten Worten stolperte die Elfe einen Schritten beiseite, als auch schon die Köchin an sie herantrat, ihr ohne weiteres das Messer aus der Hand nahm und sie fort schickte, sich um ihren Finger zu kümmern.

Sicher war die Hektik so kurz vor dem Essen schuld daran, dass man ihr so wenig Verständnis und Mitgefühl entgegenbrachte, vielleicht war es aber doch eher so, dass ihre ständigen Ungeschicklichkeiten einigen hier schon auf die Nerven gingen. Mit dem unbefriedigenden Gefühl ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden zu sein verließ sie die Küche und begab sich zu den anderen, die bereits ihre Plätze eingenommen hatten und auf das Essen warteten.
Auch hier gab es nichts mehr für sie zu tun.

Zwischen zwei ihrer Komilitoninnen fand sich noch ein freier Platz und auch ihr Finger hatte bereits zu bluten aufgehört und schmerzte kaum noch, als sie sich setzte.
An den Gesprächen bei Tisch beteiligte sie sich kaum. Viel zu deprimiert war sie über ihr heutiges Fehlverhalten bei vielen Gelegenheiten. Sie konnte kaum erwarten von der Feier ihrer Schwester endlich ein wenig abgelenkt zu werden.
Mit dem Mittagsmahl kehrte etwas mehr Ruhe ein, da es sich beim Kauen schlecht reden ließ. Feria war nicht gerade betrübt über diesen Umstand, ganz im Gegenteil.
Sie genoss die aufgetischten Speisen, welche vor allem verschiedene, meist gedünstete Gemüsesorten umfasste, aber auch Fleisch war vorhanden, jedoch nicht das Räucherfleisch, das in der Küche gehangen hatte, sondern ein frischer Braten, vielleicht Wildschwein.
Auch den geheimnisvollen Nachtisch ließ sie sich schmecken. Es handelte sich um kleine Küchlein aus Gries und Milch, die mit einer Fruchtglasuren gereicht wurden.
Ferias Küchlein war mit einer gelben Schicht überzogen, die überraschenderweise aber nicht aus den hier heimischen Tropenfrüchte bestand, sondern aus den Äpfeln und Birnen gemäßigter Zonen zubereitet worden war. Das musste wohl der ablenkend süßliche Geruch gewesen sein: Fruchtmus aus fernen Ländern.
Womit hatten sie so ein Festessen verdient?
Vielleicht mussten die Früchte nur einfach verbraucht werden, bevor sie verdarben oder einer der wenigen Händler, die sich durch den gefährlichen Dschungel bis ins Tal vorwagten hatte die Früchte frisch mitgebracht. Das war durchaus ein Grund zu feiern, schließlich fanden diese eher seltenen Speisen ihren Weg nicht all zu oft nach Shyana.

Sobald es die Etikette zuließ, erhob sich die Schülerin und kehrte, nachdem sie, wie alle anderen auch, ihr Geschirr zum Spülen in die Küche getragen hatte, in ihr Zimmer zurück.
Die Pflanze, die sie in der Truhe gelassen hatte, hatte zu ihrer Überraschung bereits ausreichend an Feuchtigkeit verloren um sie zu einem Pulver zermahlen zu können.
Die Arbeit war schnell getan und das Pulver bald in den roten Lederbeutel abgefüllt.
Diesen verstraute sie gleich wieder in der Truhe, wo er sicher aufgehoben sein sollte, bis sie das Pulver würde brauchen können.

Beim kramen in der Kiste fiel ihr auch das gelbe Kleid in die Hände, welches das edelste war, das sie besaß.
Vorsichtig zog sie es hervor und setzte sich damit auf ihr Bett.
Es war nichts weiter Besonderes, doch unter den einfachen Leinenkleidern, die sie sonst gewohnt war zu tragen, stach dieses doch hervor.
Als erstes fiel die Farbe unter ihrer größtenteils grünen Garderobe auf, doch auch das Material und der Schnitt waren anders, als bei ihren anderen Kleidern.
Das bodenlange Kleid - zumindest reichte es an der kleinen Feria bis zum Boden - hatte keine Ärmel, dafür aber einen sanft gewellten V-Ausschnitt, der etwas tiefer war, als es sich für eine Priesterschülerin schickte, wenn auch nicht so tief, dass er irgendetwas preisgegeben hätte. Eine Dame aus der Stadt, hätte dem unauffälligen Sommerkleidchen wohl kaum beachtung geschenkt, doch für die Priesterschülerin war es etwas ganz besonderes. An der Taille betonte ein dunkelgrünes Seidenband die weibliche Form und darunter fiel ein etwas weiterer Rock in sanften Wellen hinab, umhüllt von mehreren Lagen hellgrünem Tüll, der wie ein Blütenkelch geformt mal heller, mal dunkler das Gelb der Seide hindurch scheinen ließen.
Feria liebte dieses Kleid, weil es sie in Form und Farbe an eine kleine Blume erinnerte.

Doch noch war es zu früh um es anzulegen. Bis zur Dämmerung war es noch einige Stunden hin und so legte sie es nur aufs Bett und brachte zunächst Mörser und Stößel zurück an ihren Platz.

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Re: Kräutergarten

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 5. Juli 2012, 19:10

Bei der geringen Tiefe der Verletzung hatte sie wirklich Glück gehabt, obendrein war sie an keiner Stelle, wo sie sich eine Ader hätte verletzen können. Dafür tat es umso stärker weh, denn das Brennen ließ sich nicht vermeiden. Am besten würde sie die Wunde nachher auswaschen. Zwar war hier alles sauber, allerdings hatte sie das Messer schon zum Schneiden benutzt, da sollte sie besser vorsichtig sein.
Doch zuerst musste sie sich allerdings einem der Köche und der Köchin stellen, die ihr die Aufgabe gegeben hatte. Wenigstens letztere hatte einen kühlen Kopf und wusste, was in solch einer Situation zu tun war. Und dieses bestand nicht darin, sich über die Ungeschicklichkeit und Langsamkeit zu ärgern, sondern, das Mädchen wegzuschicken und die Arbeit selbst zu übernehmen, um diese rechtzeitig noch zu Ende bringen zu können und keine Entzündung zu riskieren.
Zwar hatte sie mit Feria kaum etwas zu tun gehabt, jedoch sorgte sie in ihrem Resort, der Küche, dafür, dass nichts Schlimmes passierte. Genauer gesagt, sie bemühte sich darum.
Deswegen auch sofort die rechte Anweisung für die Jüngere. Dass sie dabei eher ruppig wirkte, lag einerseits an ihrer generellen Art und andererseits auch daran, weil sie die Erfahrung hatte, dass sich so weniger Tränen und Untätigkeit zeigten, als wenn sie sofort wie eine Mutter ihr gestürztes Kind in den Arm nahm, um zu trösten. Das löste meist noch mehr Schmerz und Gejammer aus, als eigentlich nötig wäre.
Was nicht bedeutete, dass sie kein Mitleid empfinden könnte. Sie zeigte es eben nur nicht im selben Moment, wie sie es bemerkte, sondern würde sich später danach erkundigen. Jetzt musste sie sich erst mal um die Kräuter kümmern und tat das auch.

Währenddessen verließ Feria die Küche und entging so den Blicken der anderen beiden Elfen, die sie bei ihrem kleinen Unfall erwischt hatten. Natürlich fand sie noch einen Sitzplatz, wenngleich sie dafür eine Zeit lang suchen musste. Aber sie war allein und dadurch konnte sie sich leicht zwischen zwei andere Schülerinnen schieben.
Eigentlich hätte sie noch ihren Finger unter kaltes Wasser halten und die Wunde reinigen sollen, doch das würde nachher sicher auch noch gehen und nicht so rasch zu unangenehmen Folgen führen.
Ihre Gedanken beschäftigten sich sowieso mit anderen Themen, während allmählich das Essen aufgetragen wurde und die Gespräche immer mehr verstummten, weil sich die Aufmerksamkeit auf die Mahlzeit verlagerte. Das ein oder andere Wort wurde schon noch gewechselt, Pausen während des Essens fanden sich schließlich immer, allerdings wurden sie gedämpfte formuliert.
So vergingen die Minuten und als Feria satt war, brachte sie gehorsam ihr Geschirr zurück und konnte ihre freie Zeit endlich in Anspruch nehmen. Immerhin, jetzt hatte sie mit Erlaubnis ihres Mentors nichts mehr zu tun und konnte sich ganz auf ihre Pflanze sowie die Vorbereitung zu dem Fest konzentrieren.
Ein Glück, dass die Manadistel rasch trocknete und ihre Feuchtigkeit verlor, sodass die junge Elfe gar nicht in die Verlegenheit kam zu vergessen, was sie damit noch vor gehabt hatte. Stattdessen konnte sie das sofort ausführen und somit das Beste aus dem unerwarteten Geschenk machen, das ihr möglich war.
Nachdem der gefüllte Beutel gut verstaut war, begann die Suche nach der passenden Kleidung für das Fest ihrer Schwester. Es wurde ein gelbes Kleid, wegen dessen Schlichtheit sie vermutlich bei dem Anlass hervor stechen würde, jedoch umschmeichelte es vorteilhaft ihre Figur und somit sollte es ausreichen. Schließlich war diese Einladung noch nicht lange bei ihr angekommen und dadurch konnte niemand von ihr erwarten, dass sie eine aufwendige, teure Garderobe vorweisen würde. Noch dazu, wo sie noch immer Schülerin in diesem Hain war und ihr Leben von der Schlichtheit dieses Ortes geprägt war.
Wenngleich sie es jetzt noch nicht anlegte, denn sonst wäre es bis zur eigentlichen Stunde zerknittert und vermutlich auch leicht verschwitzt. Stattdessen kümmerte sie sich um die Geräte, die sie zuvor verwendet hatte, und hatte danach auch weiterhin zu viel Zeit, bis es soweit wäre.
Was sollte sie nun tun? Nachsehen, ob sie vielleicht doch irgendwo helfen konnte? Oder würde das wieder mit einer Verletzung enden? Apropos... sollte sie diese nicht endlich mit Wasser reinigen? Und bei der Gelegenheit sich auch gleich ganz mit? Warum eigentlich nicht? Schaden würde es bestimmt nicht und das kühle Nass dazu stünde sowieso stets bereit, denn direkt vom Hain führte ein Weg von wenigen Gehminuten zu einem kleinen, sauberen Bach, wo sie zu dieser Tageszeit ungestört sich waschen könnte.
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