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von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Mittwoch 1. Juni 2011, 13:53
Nach einer aufregenden Nacht voller Abenteuer, war es schon fast zu viel, dass Derat nun auch noch auf die Idee kam, weitere Dummheiten anzustellen. Isildur hatte schon recht, wenn er sagte, dass Derat nie nachdachte. Im Grunde war er sogar schlimmer als Myrjala, die dachte zumindest immer daran, keinem wehzutun. Man kontre fast meinen, Derats Gehirn wäre bei seiner Größe auf der Strecke geblieben.
Yavanna stand ungläubig hinter Myrjala, ihrem Drachen und den vielen, anderen und vor allem fremden Menschen. Das war ihr einfach suspekt und sie konnte sich nicht dazu durchringen, an die Seite ihrer Schwester zu treten, es war einfach viel zu laut und zu eng. So beobachtete sie kopfschüttelnd das Geschehen und seufzte tief. Assatal saß neben ihr und hatte sein Köpfchen schief gelegt, er fragte sich wohl ebenfalls, was Derat damit bezwecken wollte. Nachdem er zu keinem Ergebnis kam, sah er fragend zu Yavanna hoch. Diese verzog den Mund und setzte zu einer Erklärung an.
“Das war wirklich sehr, sehr, sehr, sehr, seeeehhhhhrrrr dumm von ihm!”, schnaufte Yavanna und ihr kleiner Drache nickte bestätigend. “Ich habe eigentlich bisher geglaubt, er wüsste wie breit er wäre … das sollte er doch eigentlich wissen, oder?” grübelte sie vor sich hin, während Assatal wieder nickte. “Er ist doch nicht erst seit gestern so groß … bei dir würde ich as ja noch verstehen, wenn du die Breite des Hinterns nicht abschätzen kannst …” Grinsend hockte sie sich vor Assatal und streichelte ihm den Hals. Mehrere Anekdoten fielen ihr auf Anhieb ein, wie ihr kleiner Drache versucht hatte in Lederbeutel zu krabbeln und jedes mal gerade die vordere Hälfte seines Körpers hinein gepasst hatte … und jedes Mal hatte es ihm jemand versucht zu erklären, das das nicht klappen würde, aber er war halt noch ein Baby, das lernen musste. Im Gegensatz zu Derat!
Isildur war in der Zwischenzeit zu ihr gekommen und wollte sie irgendwohin drängen, wofür sie nur ein beiläufiges ‘gleich’ übrig hatte.
Sie musste mit ihre Erklärungen weiter ausführen.
“Siehst du, wie dicht er mit seinem Körper an den Wänden ist? Wenn er sich jetzt ungeschickt bewegt, was ja öfter der Fall ist, dann bringt er alles zum Einsturz und macht damit die Menschen unglücklich. Alleine schon, dass sein Schwanz so zuckt … oh Myrjala, sag‘ ihm , er soll sich schnell wieder verkleinern.” Natürlich konnte Myrjala sie von dort aus nicht hören, es war mehr ihr inbrünstiger Wunsch, dass Derat nichts zerstörte.
Erschreckt blickte der kleine Drache zu Derat und sah dann entsetzt zu Yavanna. Dann legte er sich auf den Boden und bedeckte mit seinem kleinen Pranken seine Augen. Das war auch eine Art, wie man sich vor Derats Tollpatschigkeiten bewahren konnte. Wenn das nur überall so funktionieren würde.
Sie lachte abermals und gab ihrem Kleinen einen Kuss auf die kühlen Schuppen. Jäh erstarb ihr Lachen, weil doch noch etwas zu Bruch ging … es gab einen dumpfen Aufprall und dann hörte sie ein Reißen und Knacken und etwas stürzte krachend und raschelnd zu Boden. Yavanna konnte es nicht glauben, was sie dort sah, Derat hatte tatsächlich einen Baum zu Fall gebracht und das ‘nur’ durch sein unkontrolliertes Zucken mit dem Schwanz. Eines stand nun fest, Yavanna war sauer, wobei sich gerade in ihr der Tumult ausbreitete, ob sie Derat einen Zauber an den Kopf schmeißen oder ihn anschreien sollte. Fassungslos starrte sie auf den gefällten Baum, der ja nun am wenigsten dafür konnte, da er nun einmal da stehen musste, wo er wuchs. Vom dem Eklat, der sich zwischen Myrjala und Derat abspielte, bekam sie nur vage etwas mit. Minuten vergingen, bis sie zur Entscheidung kam, dass alles aufregen kaum etwas brachte, letztlich war sie sehr traurig über den verletzten Baum.
“Assatal, du bleibst hier.” gab sie die leise Anweisung. Dann ging sie hinüber, zu Myrjala, die Derat auf dem Arm hielt und wieder am Weinen war. Der Tumult um beiden hatte sich wieder gelöst und viele Hummelmenschen starten die die Elfe und ihren kleinen Drachen einfach nur an.
Yavanna hätte Derat am Liebsten ihre Stab auf den Kopf gehauen, aber das würde ja nur ihre Schwester abbekommen und die konnte nun wirklich mal nichts dafür. So ging sie einfach nur ruhig hinüber und stellte sich so vor Myrjala und Derat, dass dieser sie ansehen musste, ihre Schwester ignorierte sie dabei. Traurig, aber bestimmt, sah sie ihm in die Augen.
“Ich bin wirklich sehr enttäuscht von dir!” das war das Einzige, was sie zu ihm sagte, dann drehte sie sich weg und begab sich zu dem umgestürzten Baum.
Yavanna musste dringend etwas für diesen tun, sie konnte ihn hier nicht einfach liegen lassen. Mit seinen freigelegten Wurzeln, würde er innerhalb kurzer zeit erfrieren und das konnte sie nicht zulassen. Derats Hilfe anzunehmen, kam aber auch nicht in Frage.
Zuerst betrachtete sie den Schaden, den Derat verursacht hatte. Durch den Sturz selber, war dem Baum nicht viel passiert. Hier und da waren einige Äste abgeknickt und viele rosafarbene Blätter lagen auf dem Boden, aber das war nicht weiter schlimm. Auch die Wurzeln hatten keinen großen Schaden genommen. Viel schlimmer war die Kerbe, die Derats Schwanz in der Rinde des Baumes hinterlassen hatte. Sie war so tief, dass sie das innere, weiche Holz des Baumes erreicht hatte und gut einen Arm lang. Mit Tränen in den Augen, blickte sie noch einmal zu Derat hinüber.
Dann kramte sie in ihrem Beutel nach einem Lederbeutel, in dem sie Harz eingewickelt hatte. Mit einem sauberen Dolch schnitt sie Stücke des Harzes ab, welche sie dann in ihren Händen soweit erwärmte, dass es sich formen ließ. Es dauerte zwar einiges, aber damit konnte sie die Wunde des Baumes verschließen. Das Harz würde wie ein dauerhafter Verband wirken und sich mit der Rinde verbinden. Jetzt musste der Baum ‘nur’ noch wieder an seinen Platz zurück und für dieses Unterfangen wollte sie einen Zauber anwenden, der den Baum belebte und ihm so die Möglichkeit gab, wieder mit den Wurzeln in die Erde zurück zu kehren.
Yavanna kniete sich neben den Baum und legte ihre Hände auf die Rinde des Baumes, die sich toll anfühlte. Sie schloss die Augen und begann damit, das benötigte Lied anzustimmen, um den Zauber zu weben. Minuten verstrichen, ehe sich etwas tat. Behutsam gab sie dem Baum die Anweisungen, wie er sich bewegen konnte. Immerhin hatte er dies vorher noch nicht getan, aber Pflanzen waren auf ihre Art intelligent und Yavanna zweifelte nicht am Erfolg. Zuhause hatte sie schon ein paar Mal Bäume auf diese Art versetzt, aber nur wenn es nötig war. Immerhin waren sie keine Wächter des Waldes, die sich flink durch den Wald bewegen konnten. Langsam tat sich etwas in dem Baum, er wurde geschmeidig und flexibel, wie eine junge Pappel und nach einiger Zeit, hatte er das grobe Aussehen eines Baumes mit Armen und Beinen. Sehr langsam und vorsichtig begleitete Yavanna seine Bewegungen und nach vielen weiteren Minuten, hatte der schöne Baum wieder seinen alten Platz eingenommen. Nun konnte sie den Zauber beenden und sich auf den Baum einstimmen, ob es diesem gut ging.
Erfreut über die geglückte Rettungsaktion, wandte sie sich wieder zu Assatal um und lächelte diesen müde an. Da sie die Nacht über nicht geschlafen hatte, forderte dieser Einsatz seinen Tribut, ein dumpfer Schmerz machte sich in ihrem Kopf breit, aber das war es allemal wert.
Nun konnte sie sich auch endlich ihrem Bruder zuwenden, der vorhin schon versucht hatte, sie in allen dem einzubinden. Wobei er doch wusste, das ihr solch’ großen Gruppen von Menschen nicht zusagten.
Allerdings fand sie ihn nicht einfach so, jedenfalls nicht in unmittelbarer Nähe. Langsam drehte sie sich um ihre eigene Achse und sah sich um. Dann endlich, wurde sie fündig … auch wenn es nicht der zu sein schien, nach dem sie gesucht hatte …. Aber wer oder was war es dann?! Yavanna war verwirrt, denn dieses komische, silberne auf zwei Beinen, wurde von ihrem Wolfi und Sturmkralle flankiert, die ruhig nebenher trabten. Wobei Sturmkralle immer wieder zu diesem etwas hochsah und dieses anstupste.
Es lief auf zwei Beinen, noch unsicher, aber stolz. An allen Gliedmaßen hatte es silbernes Fell, dass eine schwarze Musterung aufwies. Die Schnauze war der eines Wolfes sehr ähnlich und dort, wo bei Humanoiden die Haare saßen, war das Fell besonders lang und ging im Nacken allmählich in kürzeres Fell über. Seltsam war es zu sehen, dass in dem langen Fell Federn und Bänder eingewebt waren und einige Strähnen zu Zöpfe geflochten waren.
Es kam genau auf sie zu, unsicher blieb sie stehen und blickte dem Wesen skeptisch in die grünen Augen. Dann sprach es sie an.
”Yavanna!...bitte”, es machte eine Pause. „Ich tue nichts … ich habe übertrieben … ich kann mich nicht zurückverwandeln“
Einem geschlagenen Hund gleich, ließ es den Kopf sinken und Yavanna starrte ihn ungläubig an.
“Isildur? …”. fragte sie unsicher. Dann weiteten sich ihre Augen, wie sie verstand und sie klang entsetzt.
“Was hast du getan?”
Ohne eine Antwort abzuwarten, wirbelte sie herum.
“Myrjala, komm’ schnell, es ist dringend!”