Dem Unüberwindlichen ausweichen

Das Drachengebirge streckt sich vom östlichen bis in den westlichen Teil Celcias. Es ist die Grenze zwischen dem hellen und dem dunklen Reich. Die große Hauptstadt wurde im Schutze dieses Gebirges gebaut.
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[INFO] In der Stillen Ebene steht die dunkle Armee (bestehend aus Dunkelelfen, Orks und Untoten). Das Fischerdorf ist in der Gewalt von Orks. Pelgar wird von der dunklen Armee angegriffen, die auch im Besitz eines heraufbeschworenen Knochendrachens war. Hinweis: Dieser ist inzwischen besiegt und auf Pelgar abgestürzt. Seht hierzu die Weltereignisse auf der Webseite durch!
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Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Dienstag 27. April 2010, 18:00

[Einstiegspost]

Der Schein des kleinen Lagerfeuers reichte kaum bis zu den nächsten Büschen. Trotzdem las der im Schneidsitz hockende Luzien mehrere Rollen Pergament durch. Auf dem Papieren waren der aktuelle Stand aller Fahndungen sowie die neuesten Beuten beschrieben. Sorgfältig verglich er sie mit seiner selbstangefertigten Abschrift, strich hier und da einen Namen durch und fügte ein paar weitere inklusive kurzer Beschreibung hinzu. Für die Jagdsituationen und die Entwicklung anderer Hetzen interessierte der Nachtelf sich nicht sonderlich. Das waren alles nicht seine Ziele.
Es dauerte ein wenig bis Luzien seine Arbeit beendet hatte. Zuletzt fügte er sein Zeichen ganz unten auf den neuen Papieren hinzu, rollte sie zusammen und steckte sie wieder in den Zylinder, in dem sie angekommen waren. Den Behälter band er dann dem großen, schwarzen Vogel ans Bein, der sie gebracht und der bis grade regungslos neben dem Feuer geharrt hatte. Nun schwang sich der imposante Vogel fast geräuschlos wieder in den Himmel und war bald verschwunden. Luzien faltete seine eigene Liste zusammen und verstaute sie mit seinem Schreibutensilien in seiner Umhängetasche. Dafür holte er den, noch fast kompletten, Brotlaib heraus und schnitt sich mit einem seiner Dolche einen Krumen ab, den er sich sofort in den Mund schob. Nachdenklich kauend blickte er zum Himmel. Die Nacht würde bald enden und einem weiteren, bei allem Unglück sonnigen, Tag platz machen.
Luzien war schon seit mehreren Tagen in diesem kleinen Wäldchen, lag im Versteck auf der Lauer und wartete ab. Es hatte den Schattenkrieger Mondzyklen gekostet, seine Beute endlich ausfindig zu machen. Sicher hinter den Wällen von Pelgar fühlte der Adelsmörder sich in Sicherheit. So kurz war Luzien davor gewesen ihn zu kriegen und so kurz vor dem Ziel war ein unüberwindbares Hindernis aufgetreten. Eine Invasion und das ausgerechnet jetzt! Elende dunkle Brut ...
Er schnitt sich noch einen weiteren bissen von dem trockenen Brot ab und würgte ihn herunter. Gelassen packte Luzien seine Sachen zusammen, löschte das Feuer und scharrte Dreck und Erde über die Überreste um seine Spuren zu verwischen. Er würde abwarten, bis eine Seite gewann. Egal welche. Er befestigte seinen Kampfstab in der Halterung auf seinem Rücken und wandte sich entgegen der Richtung, in der die Sonne aufsteigen würde. In diesem Waldstück war er schon zu lange gewesen. Jetzt sollte er sich auf den Weg machen. Was auch kommen würde, er würde nicht zum Gefangenen werden.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Mittwoch 28. April 2010, 18:18

Vom Wetter her hatte Luzien relativ viel Glück. Es war zwar kalt, aber am Himmel zogen auch viele dichte Wolken umher, die versprachen, das Licht des kommenden Tages relativ stark zu dämpfen.
Pech jedoch hatte der Nachtelf in der Hinsicht, dass er tatsächlich schon zu lange an diesem Ort verweilt war.
Einerseits waren zwei kleine Spähtrupps auf die Überreste seiner Lagerfeuer gestoßen, durch Zufall, doch das hatte einige verantwortliche jener Gruppen dazu veranlasst, eine eigene Truppe dafür auszuschicken, um diesen Verursacher ausfindig zu machen. Und auch, um heraus zu finden, wer das war, warum er hier war und ob er allein oder ob es mehrere waren, die hier lagerten. Immerhin wollte niemand der dunklen Armee plötzlich einen Gegner im Rücken haben, wenn Pelgar endlich erstürmt und erobert wurde.
Andererseits jedoch war auch der Vogel aufgefallen. Es war ein prächtiges, großes, schwarzes Tier, das hier im Moment nicht wirklich zu erwarten war, da es zu kalt dafür war.
Das hatte dazu geführt, dass jene Gruppe aus fünf Dunkelelfen, einer davon einer der besten Späher der Abteilung, zu dieser Zeit den Wald an dieser Stelle durchkämmten.
Sie hatten sich aufgeteilt, nachdem der Späher glaubte, einen feinen Lichtschein ausgemacht zu haben. Nun war dieser mit zwei weiteren Dunkelelfen nach rechts abgebogen, um einen kleinen Bogen zu schlagen. Die Drei waren lautlos unterwegs, konnten ausreichend vor Ort sehen, da sich ihre Augen schon daran gewöhnt hatten.
Die restlichen zwei Soldaten hingegen waren für das Ablenkungsmanöver zuständig. Sie begannen sich zu unterhalten, zuerst leise und so, als würden sie noch auf etwas lauern oder sich vor etwas oder jemanden verstecken. Aber mit der Zeit, je mehr sich die anderen entfernten, wurden sie lauter, wenngleich für Luzien nicht verständlicher, denn sie unterhielten sich absichtlich in ihrer Heimatsprache, Lerium. Es waren Alltagsthemen, die sie finden mussten für ihre Worte, für den Fall, dass diese Person sie doch verstehen konnte.
Auf diese Art wollten sie sich wie "unabsichtlich" dem vermuteten Aufenthaltsort des Streuners nähern, um diesen direkt in die Arme der anderen drei Männern zu treiben.
Es war eine Methode, die sie zuvor schon abgesprochen hatten, genau für diesen Fall, sodass es zuvor auch keine geflüsterten Besprechungen hatte geben müssen. Auch hatten die Beiden sich schon ein paar Punkte für ihr Gespräch zurecht gelegt, sodass es nun flüssig und glaubhaft auch in ihrem Tonfall rüber kam.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Donnerstag 29. April 2010, 16:34

Als die Sonne endlich über den Horizont stieg und den Wald in ein unstetes Zwielicht tauchte, war Luzien noch nicht lange unterwegs. Der Tag war näher gewesen als der Nachtelf vermutet hatte. Allerdings war es durch die vielen, großen Bäume auch schwer die ersten Morgenstrahlen zu bemerken. Zu seiner Freude war es nicht so hell wie die letzten Tage und so konnte Luzien im Dimmerlicht relativ gut sehen. Trotzdem nahm er die Schneebrille nicht ab, die er immer aufsetzte wenn die Dämmerung hereinbrach.
Nachdem er die letzten Tage stetig nach Osten gegangen war, schlug Luzien heute einen Haken nach Süden ein. Für den Fall, dass jemand auf seine Fährte gestoßen war, wollte er keine klare Linie beschreiten und so etwaige Hinterhalte zu vermeiden. Vorsichtig und möglichst lautlos versuchte er sich einen Weg durch das Dickicht zu bahnen. Wenn der Wald nicht das Licht dämmen und gute Verstecke beinhalten würde, hätte Luzien ihn längst verlassen. Die Natur sagte ihm einfach nicht zu. Das andere Elfenvölker ihr ganzes Leben an solchen Orten fristen konnten, bestätigten für den Nachtelfen nur, dass sein Volk sich auf eine wesentlich erfreulichere Weise entwickelt hatte.
Eine große Wurzel erschien auf Luziens weg, die der in Gedanken versunkene Elf übersah und deswegen stolperte und nach vorne in die moosbewachsene Erde viel. Wütend warf er einen Blick zurück um den Missetäter für seinen Sturz zu entdecken. Grade in dem Moment, da er sich aufrichten und einen leisen Fluch ausstoßen wollte, drangen Worte in einer vertrauten Sprache an sein Ohr. Lerium! Die Worte waren leise und kaum verständlich, doch sie schienen in seine Richtung zu kommen. Vorsichtig drückte Luzien sich vom Boden ab und ging im Unterholz in die Hocke. Dabei versuchte er, die Sprecher ausfindig zu machen. Aber noch waren sie zu weit weg, um gesehen zu werden. Daher schloss der nachtelf die Augen und versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren. Zwar entfielen ihm beim Sprechen von Lerium immer die passenden Worte, aber verstehen konnte er diese düstere Sprache trotzdem sehr gut. Zwei Stimmen konnte er unterscheiden, die sich über die schlechte Verpflegung unterhielten. Endlich konnte er weit entfernt auch die Schemen der beiden Sprecher erkennen. Von den Rüstungen her schienen beide Dunkelelfen zu sein und eine weitere Person war nicht zu erkennen. Ein leichtes Schmunzeln stiehl sich auf Luziens Gesicht. Den beiden lautdröhnenden Idioten auszuweichen wäre nicht das geringste Problem.
Er hatte sich halb aufgerichtet und wollte in die entgegengesetzte Richtung weiterschleichen, doch kaum drei Bäume weiter blieb er wieder stehen. Er drückte sich dicht an den Stamm und ging wieder in die Hocke. Irgendetwas störte Luzien an der Situation. Er hatte noch nie erlebt, dass sich zwei Mitglieder des dunklen Heeres von der Hauptarmee trennten. Ganz klar waren sie Späher und suchten wahrscheinlich jemanden. Vielleicht waren sie auf Reste eines seiner Lager gestoßen. In diesem Moment verfluchte er sich dafür, öfters den Luxus eines Lagerfeuers genossen zu haben. Wäre dies der Fall, so müsste Luzien eigentlich weiter und sich weit entfernt ein neues Lager suchen.
Trotzdem, etwas war faul an der Sache. Obwohl er wusste, dass die beiden Dunkelelfen immer näher kamen, zwang Luzien sich für einen Augenblick weiter zu warten. Still und schnell versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Angenommen sie sind auf eines meiner Lager gestoßen ... was würdest ich dann tun? Ich könnte nicht sagen ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt. Ich würde sie feindlich einstufen. Ich würde sie ergreifen wollen. Luzien war ein Menschenjäger. Er selbst hatte sich schon so oft auf der anderen Seite in gleichen Situationen befunden. Was würde er tun? Nur zwei Soldaten schicken? Wenn er nicht mehr zur Verfügung hätte vielleicht. Wahrscheinlicher wäre es mehr Späher auszusenden, schon alleine um einer eventuellen Übermacht der Feinde vorzubeugen. Er würde ihnen auch einschärfen, dass sie sich leise verhalten sollten und vor allem Krieger aussuchen, von denen er sicher war, dass sie sich daran hielten. Es war unwahrscheinlich, das Dunkelelfen in solchen Lagen so anders dachten. Man hatte nichts davon, die vermeintlichen Feinde mit unaufmerksamen Plaudertauschen aufzuscheuchen, außer ... Außer sie wollen eine Treibjagd veranstalten!
Fast hätte Luzien gelacht. Eine so offensichtliche Falle und er war beinahe hinein getreten. Aber die Falle entdeckt zu haben, half Luzien nicht, ihr auszuweichen. Aus der einen Richtung kamen die beiden Dunkelelfen, in der anderen hielten sich wahrscheinlich noch mehr auf. Mit den beiden würde er vielleicht fertig werden, aber es wahr anzunehmen, dass sie Alarm geben würden. Und von dem Feind in seinem Rücken wusste er überhaupt nichts genaueres ... Es half nichts, er musste sich eine List ersinnen um unbemerkt aus der Sache heraus zu kommen. Luzien hörte die beiden Stimmen nun ganz klar und sogar die Schritte der schweren Stiefel. Vielleicht sollte er es doch wagen, sich durch den Wald aus dem Staub zu machen? Das Unterholz gab eine gute Deckung ab. Nein, das war keine Lösung, denn er wusste nicht, wie viele dort waren. Vielleicht hatten sie ihn bereits umkreist.
Luzien atmete tief ein und sammelte seinen Mut. Er hatte einen Plan, aber der war tollkühn und erforderte einen großen Brocken Glück. Ruckartig richtete er sich auf und begann schneller zu atmen. Dann rannte er los und zwar ohne auf seine Deckung zu achten direkt auf die beiden Soldaten zu. "Tot, alle tot," rief er eindringlich, aber so leise wie möglich den beiden Dunkelelfen entgegen. Er versuchte gehetzt zu wirken und rempelte einen der beiden Soldaten an. "Ich habe sie gesehen! Tote Dunkelelfen und einen Zwergenkadaver! Wir müssen fort hier, lauft!" Und sofort lief er weiter, ohne die beiden Späher weiter zu beachten. Jetzt kam es darauf an, wie sie seine Täuschung aufnahmen. Und natürlich ob sie ihn in der Hektik für einen der ihren gehalten hatten. Zumindest vom Aussehen hätten sie nicht sonderlich aufmerksam werden dürfen. Entweder sie fielen drauf rein und würden mit ihm fliehen ohne ihn groß zu beachten, in der Annahme ein Zwergenkomando wäre im Wald, oder sie würden nach den nicht vorhandenen toten Dunkelelfen suchen und in die andere Richtung eilen. Oder sie verfolgten ihn bereits um ihn festzunehmen. Aber das interessierte Luzien nicht sonderlich. Er rannte so schnell er konnte in die einzige Richtung, in der es keine weiteren Truppen des dunklen Volkes mehr geben sollte. Und dabei achtete er besonders auf große Wurzeln!

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Donnerstag 29. April 2010, 20:19

Die beiden Soldaten gelangten allmählich zu einer kleinen Lichtung.
Ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen fanden sich auch im Dämmerlicht ausreichend zurecht, sodass sie in der Mitte der kleinen freien Fläche noch einzelne, hauchdünn aufsteigende Rauchsäulchen wahrnehmen konnten. Dazu passte das niedergedrückte Gras in der Nähe, als hätte dort jemand gesessen oder sogar geschlafen.
Doch sie taten, als hätten sie nichts bemerkt, plauderten weiter und bewegten sich ein Stück von der Mitte weg, um einem möglichen Beobachter Glauben zu machen, sie hätten die Spuren weder gesehen, noch wüssten sie diese zu deuten.
Die anderen Drei hatten sich etwas zerstreut, um so eine breitere Fläche durchstreifen zu können, falls diese Person tatsächlich bald flüchten würde, direkt in die Arme von einem von ihnen. Sie befanden sich natürlich in Sichtweite der anderen, ohne selbst ihre Deckung aufgeben zu müssen.
Das war Luziens Pech, denn neben dem besten Späher der Abteilung gab es auch einen der schnellsten Läufer unter ihnen. Das war Absicht gewesen, eben für Notfallbotschaften und die Beiden hatten schon öfters Aufträge gemeinsam erledigt. So war es kein Wunder, dass die Falle trotz der überraschenden Wende zuschnappen konnte.
Als der Fremde, der eindeutig nicht von ihnen stammen konnte, allein seine Kleidung und die dunkle Brille um diese Uhrzeit verrieten ihn, plötzlich aus seinem Versteck hoch schoss, stieß der Späher einen Pfiff aus, der auch von einem Tier hätte stammen können.
Das Zeichen verstand der Läufer und rannte los. Die Geräusche, die er dadurch zwangsläufig verursachte, wurden überdeckt von der lauten Stimme des Fremden. Gleichzeitig waren auch einige Tiere aufgeschreckt worden, wegen dem Läufer und Luzien, sodass es nicht zu unterscheiden war, was der Dunkelelf und was die tierischen Bewohner für Lärm verursachten.
Während die zwei Soldaten des Ablenkungsmanövers ihre Überraschung nicht spielen mussten. Sie stutzten tatsächlich, als plötzlich diese seltsame Erscheinung auf sie zugerannt kam und diese Worte schrie. Deren Inhalt absolut nicht zu ihren Informationen passte.
Indes brachen auch der Späher und der letzte Dunkelelf aus ihren Verstecken hervor, um Luzien den Rückweg abzuschneiden, sollte er es sich plötzlich anders überlegen. Was ihm wohl kaum möglich sein würde, aber sie wollten und würden nun mal auf Nummer sicher gehen.
Nun, wo sich gezeigt hatte, dass er vermutlich allein unterwegs war. Denn sonst hatten sie keine Flüchtenden erkennen können.
Der Fremde kam auch nicht weit. In seinem Bestreben, auf große Wurzeln zu achten, übersah er den lauernden Soldaten, der plötzlich aus seiner Deckung hervor schoss und dem er genau in die Arme lief. Der Griff war hart und eindeutig schon oft ausgeführt, denn er saß sofort so, dass Luzien nicht entkommen konnte, nicht einmal im Ansatz.
Der Späher nickte den anderen Beiden, die nun endlich ihre Überraschung überwunden hatten, zu und bedeutete ihnen, dass einer davon mit ihm mitkommen sollten. Nur zur Sicherheit, dass an den Worten nichts Wahres dran und dieser Typ tatsächlich allein war.
Die anderen Zwei umringten sofort ihren Kameraden.
Derjenige, der zuvor zum Ablenkungsmanöver gehört hatte, grinste frech diese Erscheinung in Form eines neuen Gefangenen an. "Na, was ist uns da Komisches denn ins Netz gegangen?" Er griff nach der Brille und zog sie Luzien einfach vom Gesicht, dieser konnte sich dagegen nicht wehren. "So ein Ding trägt man doch nicht um diese Uhrzeit, es sei denn,..." Er legte eine bedeutungsschwere Pausen ein, ehe er den Satz vervollständigte:"... er ist ein Nachtelf."
Die anderen Beiden nickten zustimmend und mehr musste nicht mehr gesagt werden. Auch so wusste jeder von ihnen, was dieser Fund bedeutete: Sie würden ihn zu ihrem Kommandanten bringen und dieser sollte sich dann darum kümmern. Notfalls, sollte er sich in dem Griff zu stark wehren, wüssten sie auch so zu zuschlagen wissen, dass der Gefangene das Bewusstsein verlieren würde für eine geeignete Zeitspanne.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Freitag 30. April 2010, 22:17

Luzien lief so schnell wie es ihm möglich war, ohne seinen Körper zu überanstrengen. Es wäre ihm sicherlich möglich gewesen noch einmal etwas drauf zu legen, doch das würde ihn zu sehr auslaugen und die Sprintstrecke auf weniger als ein drittel reduzieren. Er sprang über ein kleines Gebüsch und schlug mehrere Haken um seine Verfolger abzuschütteln. Doch leider erfolglos. Direkt vor ihm brach plötzlich ein Dunkelelf aus dem Unterholz und stürzte sich auf Luzien. Die beiden gingen zu Boden, doch der Dunkelelf war schneller wieder auf den Beinen, zog Luzien in die Höhe und umklammerte ihn.
Luzien unternahm nicht einmal mehr den Versuch sich zu wehren. Der Griff des Dunkelelfen war hart wie Stahl und perfekt angesetzt, dass gab der Nachtelf gerne zu. Doch hatte er den selben Fehler begangen, der allen unterläuft, die sich in diesem Geschäft nicht auskannten. Auch wenn er seine Arme nicht bewegen konnte, so vergaß man nur zu gerne Kopf und Beine. Eines von beiden würde Luzien alleine schon reichen um der Lage zu entkommen. Aber jetzt Widerstand zu leisten, würde die Situation nur noch schlimmer machen können. Seine Chancen dem Griff des Peinigers zu entkommen setzte Luzien bei 75% an, doch die Wahrscheinlichkeit den fünf Nachtelfen noch zu entkommen, nachdem sie so nahe gekommen waren, war gen Null. Deshalb entschied er sich dazu, erst mal abzuwarten und in seiner Haltung zu erschlaffen, so dass der Dunkelelf, der ihn hielt, ihn auch aufrecht und sein ganzes Gewicht halten musste. Er selbst hasste diesen passiven Wiederstand mehr als alles andere und war sich sicher, auch der Dunkelelf war wenig angetan.
Luzien zwang sich selbst zur ruhe und sah sich seine Häscher genauer an. Die beiden Idioten, die sich tatsächlich haben überrumpeln lassen, waren keine weitere Aufmerksamkeit wert. Von dem Späher, der ihn erwischt hatte, sah Luzien nicht viel mehr als die Arme, aber aus der Situation lernte er, dass dieser Dunkelelf kräftiger und schneller war als der Rest. Dann war da noch ein Krieger, der allem Anschein nach der Anführer der Gruppe war. Die Art wie der sich bewegte, wirkte auf Luzien so, als wäre er daran gewöhnt sich lautlos und in der Wildnis zu bewegen. Der fünfte war der unauffälligste. Über ihn wurde Luzien nicht schlau, stufte ihn aber eben deshalb als potentiell gefährlich ein.
Der Anführer gab einem der beiden Idioten ein Kommando und die beiden verschwanden. Tia, ja rein theoretisch war sein Plan perfekt gewesen. Konnte ja niemand mit so einem Sprinter rechnen. Der andere Elf, der versucht hatte Luzien in die Falle zu treiben war anscheinend besonders neugierig, denn er kam direkt auf Luzien zu. Der Nachtelf rollte mit den Augen, als er die triumphierende Stimme des Dunkelelfen hörte. Aber als er etwas über seine Schneebrille sagte, wurde Luzien erstmals Zappelig. Dieser Trottel würde es doch nicht wagen ... Er wagte es doch und zog ihm den Sichtschutz zum Hals runter. Dabei wurde auch der Schal um die untere hälfte von Luziens Gesicht runter gedrückt.
Am liebsten hätte Luzien diesem Kerl das Genick gebrochen, doch er verstand es seine Gefühle zu verbergen und ein ungezwungenes Lächeln aufzusetzen. "Tatsächlich, es ist ein Nachtelf," antwortete Luzien neckisch, aber in freundlichem Plauderton, "Und jetzt wo wir das geklärt hätten, hätte vielleicht jemand von euch die Güte mir meinen Sehschutz wieder aufzusetzen? Meine Augen vertragen das Licht nicht." Er rechnete nicht wirklich damit, dass einer der Dunkelelfen so freundlich war, die Schneebrille wieder an ihre Position zubringen, aber der Versuch war es ihm wert. "Und ich bin dem Netz geschickt entgangen, habe aber die Harpune nicht gesehen." Für den kurzen Moment, in dem Luzien das sagte, sah man in seinem Gesicht einen seltsam grausamen Ausdruck, der jedoch sofort wieder verschwand. "Und was genau habt ihr jetzt mit mir vor? Um ehrlich zu sein, ich habe noch anderes zu tun und möchte mich mit euch nicht lange aufhalten. Ach ja, kleiner Tipp am Rande: Fesselt mich lieber, bevor ich meinem Aufpasser hier einen ’Dong’ verpasse."

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Samstag 1. Mai 2010, 11:12

Da hatte Luzien recht, der Soldat, der ihn hielt, murrte, als sein Gefangener plötzlich schwer wurde. Immer diese Typen, die glaubten, nur weil sie sich nicht sofort wehrten, würde er seinen Griff lockern.
Da hätte der sich aber getäuscht, denn der Dunkelelf kannte diesen Trick nur zu gut. Also verstärkte er stattdessen seine Umklammerung noch um eine Spur. Der Nachtelf würde zwar einige blaue Flecken davon tragen, aber das konnte dem Soldaten nur recht sein, solange dadurch eine Flucht verhindert werden konnte.
Der Soldat, der die Brille in der Hand hielt, musterte diese erstaunlich neugierig.
Kurz setzte er sie sogar auf und grinste breit, bevor er sie wieder runter nahm. "Damit sieht man absolut gar nichts. Ihr Nachtelfen seid wirklich seltsam. Und diese seltsame Verkleidung erst!", spottete er.
Die anderen Beiden grinsten pflichtschuldig, obwohl es ihnen im Prinzip egal war.
"Bleibt allerdings die Frage, woher es kommt, dass so einer unsere Sprache spricht. Das wird den Kommandanten bestimmt interessieren.", mischte sich der Dritte ein. Seine Stimme hatte einen ruhigen Tonfall und er klang ganz danach, als würde er nur dann reden, wenn er wirklich auch etwas zu sagen hatte.
Der Läufer nickte zustimmend.
Während der Halter der Brille weiterhin breit grinste. "Tja, ich könnte dir diese komische Brille wieder geben, aber irgendwie... nein, ich hab keine Lust dazu."
Er spielte mit dem Ding und tat mehrmals so, als würde es ihm gleich herunter fallen. Der Schrecken im Gesicht des Nachtelfen amüsierte ihn und genau das hatte er erreichen wollen.
Der Läufer hingegen gab nichts auf die Anspielung des Gefangenen, obwohl der Vergleich recht passend war, das musste er trotzdem allem zugeben.
Und der Dritte deutete nur ein Kopfschütteln an bei den Spielchen seines Kameraden.
Dieser begann zu lachen. "Was wir mit dir vorhaben? Wer sagt, dass dich das was angeht?" Grinsend beugte er sich dicht zu Luziens Gesicht herab und senkte die Stimme zu einem unheilvollen Flüstern:"Weißt du, wir könnten dich der Sonne aussetzen und zusehen, wie du langsam..."
"Es reicht.", grollte der Läufer und schlug kurzerhand zu. Es war ein gezielter Schlag in den Nacken des Gefangenen, denn er hatte dessen Worte genauso wie die Erwiderungen satt.
Der Nachtelf sackte zusammen und sein Bewusstsein wäre vorerst ausgelöscht.

Als seine Sinne allmählich zurückkehrten, fand sich Luzien in einem Zelt wieder. Die Arme waren auf seinem Rücken gefesselt und auch seine Knöchel waren stark aneinander gebunden. In seiner knieenden Position würde er es derzeit kaum merken, aber sobald er versuchen würde zu gehen, würde er lediglich winzige Schritte machen können.
"Ein Wunder, er wird wach.", spottete der Freche von vorhin und hatte noch immer die Brille in der Hand. Hier im Zelt wäre sie so oder so unnötig.
Die anderen Beiden waren ebenfalls anwesend, jedoch auch ein vierter Dunkelelf, der auf einem tragbaren Klappstuhl saß und abwartete. Es war der Kommandant, auch wenn man es seiner Kleidung nicht ansah, sie war genauso verdreckt wie die von allen anderen. Lediglich seine ausgestrahlte Ruhe und Überlegenheit betonten seine erhöhte Position unter den Anwesenden.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Samstag 1. Mai 2010, 20:04

Es war ihm klar gewesen, dass Luzien mit seinen Worten und seinem Benehmen den Bogen überspann. Aber da die Dunkelelfen ihn bisher nicht umgebracht hatten, war er guter Dinge, dass sich dies auch nicht ändern würde. Anscheinend waren die Dunkelelfen irgendwie an ihm interessiert, auch wenn dem Nachtelf nicht klar war, wieso. Den Blick hatte er fest auf den Dunkelelfen mit seiner Schneebrille gerichtet. Zwar grinste Luzien belustigt, doch seinen Augen war die Wut anzusehen. "Und ich sehe selbst mit diesem Ding besser als du es in deinem Leben jemals können wirst. Daran erkennt man wie schlecht die Augen eines Dunkelelfen sind." Hier im Zwielicht unter den Baumkronen war das leicht zu sagen, denn da keine direkte Sonne einfiel und das dunkle vorherrschte, konnte Luzien auch ohne die Schneebrille sehr gut sehen. Sobald sie das halbdunkel verließen, würde sich das ändern. "Und was ich hier trage ist keine seltsame Verkleidung, sondern die Ehrenrüstung eines angesehenen Agenten. Aber zumindest an dieser Stelle, verzeihe ich dir, denn mit Ehrenrüstungen wirst du wohl nie wieder etwas zu tun haben."
Der Dunkelelf spielte weiter mit Luziens Sehschutz, was diesen dazu veranlasste mit den Augen zu rollen. Mehrmals tat der Idiot sogar so, als wolle er die Brille fallen lassen, woraufhin Luzien ihn mit großen Augen und ungläubigen Blick ansah. Würde die Schneebrille aus dieser Höhe auf den Boden fallen, würde das Metall sich nicht einmal verbiegen. War dieser Dunkelelf wirklich so dumm, oder tat er nur so?
Sei es drum, Luzien war von der Situation mehr als genervt. Mit diesen drei Dunkelelfen konnte er nichts anfangen, aber gehen konnte er ja schließlich auch nicht. Daher beschloss Luzien einfach, den Sprecher mit seinem Sehschutz zu ignorieren. Grade lies er mit gelangweiltem Blick eine Drohung über sich ergehen, laut der man ihm in der Sonne aussetzten wollte, als er einen Schlag in den Nacken spürte und die Welt um ihn herum dunkel wurde.
Als Luzien wieder zu sich kam, war er einen Moment lang orientierungslos. Anscheinend war er in einem Zelt. Und man hatte ihn gefesselt. Sofort waren die Erinnerungen wieder da. Er versuchte sich zu bewegen. Sine Arme waren zwar hinter seinem Rücken zusammengebunden, aber nur an den Handgelenken, so dass er seine Arme weiterhin fast frei bewegen konnte. Amateure. Er hatte nicht vor sich zu wehren, denn das würde die Situation nur zum schlechteren wenden, wenn das überhaupt möglich war. Jemand hatte ihm die Kapuze vom Kopf gezogen und seine Haare dabei zerzaust. Einige Strähnen hingen ihm lose ins Gesicht. Luzien setzte eine verwirrte Miene auf, als wüsste er mit seiner Lage nichts anzufangen und sah sich im Zelt um. Dabei erkannte er den Dunkelelfen, der ihn ergriffen hatte, den Idioten der ihm seinen Sehschutz abgenommen hatte und den Schweigsamen dritten. Wo die anderen beiden Dunkelelfen waren, konnte der Nachtelf nicht sagen, aber dem fremden Dunkelelfen, der auf einem Klappstuhl saß, sah man an seiner Haltung an, dass er einen höheren Posten bezog als der Rest.
Mit einem mal lies Luzien sich nach hinten auf den Rücken fallen und sprang dann aus dieser Position aus nach vorne in den Stand. Dabei bemerkte er erst, das seine Füße ebenfalls gefesselt waren. Und zumindest das hatten sie gut gemacht. Aus dem Stand sprang Luzien in die Höhe und winkelte dabei seine Beine an, so dass er seine gefesselten Hände unter ihnen nach vorne führen konnte. Jetzt war Luzien zwar immer noch gefesselt, aber immerhin stand er aufrecht und mit den Händen vor der Brust, was ihm ein Stück seiner erhabenen Haltung zurück brachte. "Ich beglückwünsche euch zum Fang eines Nachtelfen, der kein Interesse an dem herrschenden Konflikt hat. Da der grinsende Affe dort nicht in der Lage war, mir meine Frage zu beantworten, stelle ich sie euch, da ihr eine wesentlich größere Intelligenz ausstrahlt. Was wird mir vorgeworfen, weswegen habt ihr mich gefangen genommen und was habt ihr mit mir vor?!" Luzien sprach kühl, aber mit gewissem Respekt in der Stimme. Seine Augen schweiften ein weiteres mal kurz durch das Zelt. Seine Umhängetasche, die Beiden Dolche und sein Stab lagen, bzw. lehnten nahe dem Ausgang an der Zeltwand. Was ihm dabei auffiel, war das die Schriftrolle mit seinen Jagdinformationen AUF und nicht IN der Tasche war. Das spielte nur indirekt eine Rolle. Die Chiffre hatten sie bestimmt nicht knacken können, vor allem da der Text auch noch in Herendia verfasst war, doch eben das konnte ihm zum Nachteil gereichen, da die Dunkelelfen es genauso gut für Wichtige Informationen halten konnten. Luzien sagte nichts und der Blick war nicht lange genug auf seinem Besitz, als das es auffällig gewesen wäre. Stur fixierte er den Anführer der Dunkelelfen und wartete auf eine Antwort.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Sonntag 2. Mai 2010, 18:26

Der Vorlaute mit der Brille, der auch dafür gesorgt hatte, dass der Gefangene seine Verkleidung soweit verlor, dass man seinen Kopf völlig sehen konnte, staunte nicht schlecht, was der Nachtelf da auf einmal veranstaltete, als er endlich aufgewacht war und sich umgesehen hatte.
Der Läufer hingegen nickte ehrlich beeindruckt. Gelenkig war der Typ, das musste man ihm lassen.
Nur dem Schweigsamen sah man nichts davon an, was er darüber dachte, während ihr Kommandant seine Augenbrauen leicht skeptisch anhob.
Was sollte dieses Schauspiel? Glaubte der Gefangene tatsächlich, er könnte entkommen, nur weil er nun stand und die Arme vorne hatte? Törichter Bursche!
Die Worte des Nachtelfen jedoch brachten den Kommandanten zum Schmunzeln.
Der beleidigte Soldat allerdings schnaubte und grollte daraufhin:"Ich hätte zuschlagen sollen. Dann hätte er einen gespaltenen Schädel... oder ich hätte ihm die Zunge rausgeschnitten. Ja, das hätte ich tun sollen... und vielleicht werde ich es auch noch."
"Du solltest lieber auf deine Zunge achten."
, kam es ungerührt von seinem Kommandanten, sodass der Angesprochene ihn mit offenem Mund anstarrte.
Der Läufer verdrehte nur die Augen, während nun der Schweigsame so etwas wie ein schadenfrohes Grinsen andeutete.
Der Kommandant hingegen stand auf, den Blick ließ er nicht von dem Gefangenen. "Er besitzt ein vorlautes Mundwerk und es zeugt von Mut... oder maßloser Dummheit, dass er das jetzt nicht abstellt in seiner Situation. Du hingegen bist dafür bekannt, dass du nicht der Hellste bist. Aber du verstehst dein Handwerk als Soldat, deswegen belasse ich dich in meiner Truppe. Nur solltest du darauf achten, dass du meine Meinung mich nicht bereuen lässt."
Kurz streifte den Angesprochenen ein eisiger Blick, der ihn erneut schnauben ließ, ehe er notgedrungen eine Verbeugung andeutete, als Zeichen, dass er verstanden hatte.
Der Kommandant sah wieder zu dem Nachtelfen. "Und dir rate ich, es nicht zu übertreiben. Noch bist du am Leben, ja, aber das hat nicht viel zu bedeuten. Dein Leben könnte sehr schnell verwirkt sein und das mit Genehmigung von höchster Stelle.", wies er ihn zurecht.
Zwar hatte nicht er, dafür jedoch der Schweigsame den Blick des Gefangenen zu dessen Sachen bemerkt und machte nun Meldung, indem er einen leisen Pfiff ausstieß und unauffällig in die Richtung deutete.
Der Kommandant deutete ein unauffälliges Nicken an, da er verstanden hatte.
Er umrundete den Fremden einmal langsam und musterte ihn dabei ausgiebig. Dann ließ er sich wieder auf seinem Klappstuhl nieder, was auch ein Zeichen für seine Männer war, Luzien in die Knie zu zwingen.
Was diese auch taten, der Läufer und der Schweigsame packten seine Schultern und drückten so fest zu, dass er in eine kniende Haltung sinken musste, wollte er sich nichts brechen lassen.
"Du bist bewaffnet, nicht in deinem Reich und behauptest, du würdest eine Ehrenrüstung tragen. Das alles, plus den Informationen auf deiner Schriftrolle, lassen mich vermuten, dass du alles andere als ein harmloser Nachtelf bist. Wie ich auch annehme, weißt du Freiheit zu schätzen. Du hast also die Wahl. Erzähle mir freiwillig, was du wissen willst, und ich werde entscheiden, was weiter passiert. Oder verweigere mir die Antworten und schmore in einem Gefängnis, gut bewacht und ohne eine Chance auf Flucht." Er deutete nach oben, symbolisch dafür, dass er den Himmel damit meinte. "Über uns fliegt ein mächtiges Wesen und kontrolliert alles. Ich brauche nur Meldung zu machen und du wirst nicht einmal die zehn Schritte bis zum Wald schaffen. Haben wir uns verstanden?" Bei der letzten Frage wurde seine Stimme schneidend und sein Blick unerbittlich. Man sah ihm deutlich an, dass er wusste, wovon er sprach, und keine leeren Drohungen ausstieß.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Sonntag 2. Mai 2010, 19:28

Luzien schloss die Augen, bis nur noch ein kleiner Spalt geöffnet war. In seinem Kopf rotierte alles um Lösungen für die verzwickte Lage. Vorerst war es wohl das einfachste, sich einfach auf die Dunkelelfen einzulassen. Es war ihm egal, was die verdammten Schwarzhäute von ihm wollten. Hauptsache er kam wieder heil aus der Situation raus. Luzien hatte seine Pflicht zu erfüllen und diese Pflicht war nicht die Bekämpfung der dunklen Brut oder die Eroberung von Pelgar. Er wollte einzig und alleine diesen miesen Drecksack Sinithar, der sich wie ein feiger Hund in der Hauptstadt versteckte.
Als der Affe damit anfing wieder wütende und vor allem haltlose Drohungen auszuspeien, öffnete Luzien seine Augen wieder. Der Nachtelf wollte grade zu einer dezent-beleidigenden Erwiderung ansetzten, als der Anführer der Dunkelelfen dem Idioten das Wort abschnitt. Zwar zeigte Luzien keine Regung, seine Miene blieb wie versteinert, doch innerlich lächelte er genießerisch, als der Affe von seinem Vorgesetzten nieder gemacht wurde. Es fühlte sich einfach gut an, den Peiniger erniedrigt zusehen. Gleichzeitig fand Luzien das benehmen des Dunkelelfenkommandanten falsch. Man demütigte einen seiner Männer nicht so in Anwesenheit eines Gefangenen. Eine solche Respektlosigkeit hätte Luzien sich gegenüber eines anderen Nachtelfen niemals geleistet. Aber vielleicht war das bei Dunkelelfen einfach anders und gehörte zum normalen Ton unter Vorgesetztem und Untergebenen.
Auch der Kommandant drohte Luzien nun, auf das er seine Zunge im Zaum halten sollte. Der Nachtelf vermied eine Erwiderung, im Wissen das eben diese wieder über die Stränge geschlagen hätte. Erneut schloss Luzien seine Augen, dieses mal allerdings komplett und senkte sein Haupt leicht. Die dumpfen Schritte sagten ihm, dass der Dunkelelf ihn umrundete. Wahrscheinlich wollte er sich ein genaueres Bild von seinem Gefangenen machen. Nach kurzer Zeit verhallten die Schritte, dafür kam eine oder mehrere andere Personen auf ihn zu. Starke Hände griffen nach Luziens Schultern und drückten ihn gnadenlos nach unten. Ganz langsam öffnete Luzien seine Augen und sah zuerst nach links, dann nach rechts zu den beiden Dunkelelfen die ihn zurück in die würdelose, kniende Haltung zwingen wollten. Die Blicke waren eine einzige Drohung, ehe Luzien freiwillig nach gab und auf die Knie sank. Wieder redete der Kommandant. Und wieder kamen ihm Todesdrohungen über die Lippen, die Luzien kühl über sich ergehen lies. Ein mächtiges Wesen, dass im Himmel über Tod und Leben herrscht? Das war für Luzien jeden Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang am Firmament. Natürlich wusste er, dass der Anführer von dem Knochendrachen sprach. Er hatte ihn bereits zweimal am Himmel gesehen, wie er seine Runden zog. Doch auch wenn Luzien wusste, dass er die Faulschuppe nicht im Alleingang besiegen konnte, war der Drache immer noch die für ihn angenehmere Alternative. Gegen den Knochendrachen konnte man wenigstens aufrecht und Tapferkämpfend untergehen. Die Sonne hingegen war gnadenlos und unbesiegbar...
"In anbetracht all meiner Wahlmöglichkeiten fürchte ich, dass ich verstanden habe. Wie gesagt, dieser Krieg den ihr führt interessiert mich nicht. Ich bin weder ein Feind des Nekromanten, noch ein Verbündeter der Verteidiger von Pelgar. Ich bin alleine unterwegs und Stelle keine Bedrohung dar, solange mir ebenfalls keine Gefahr droht. Was soll ich euch noch erzählen? Was die Dokumente in meinem Besitz beinhalten? Nichts das euch interessieren würde, außer ihr hegt eine geheime Leidenschaft für das ergreifen von Ausgestoßenen, Mördern und Gesetzlosen."

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Sonntag 2. Mai 2010, 20:32

Luzien irrte sich. Es war nicht wirklich die Methode des Kommandanten, seine Leute zu demütigen, aber wenn etwas zu weit ging, musste er nun einmal maßregeln. Außerdem war er dafür bekannt, dass er einer der freundlicheren Führer der Abteilungen war, sodass die Disziplin trotzdem erhalten geblieben wurde, selbst, wenn so etwas einmal sein musste. Ein anderer hätte dem Gemaßregelten stattdessen sofort die Zunge heraus geschnitten, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen,... und weil er selbst davon gesprochen hatte.
Das wusste der andere auch und somit beschloss er lediglich im Stillen für sich, dass der Nachtelf dafür büßen würde... wenn der rechte Moment gekommen wäre.
Kaum war der Gefangene endlich in der richtigen, unterwürfigen Position, wie es sich für ihn gehörte, ließen die Hände von den Schultern ab.
Sie traten wieder auf ihre Plätze, waren jedoch nahe genug, um sofort wieder zugreifen zu können, sollte er es erneut versuchen, sich zu erheben. Gleichzeitig befanden sie sich zwischen ihm und dem Ausgang aus dem Zelt.
Es wäre also klug für Luzien, dort zu bleiben, wo er war, und sich nicht zu aufmüpfig zu zeigen.
Der Kommandant hatte dafür keinen Blick, er konnte sich auf seine Männer verlassen, sondern beobachtete lediglich das Gesicht des Gefangenen vor ihm.
In seinem Kopf arbeitete es und er wog ab, welche Fragen wohl als erstes zu stellen wären. Da war einmal natürlich der Name, wenngleich dieser falsch und unwichtig sein konnte, aber für seine Vorgesetzten könnte er von Bedeutung sein, für den Fall, dass sie Interesse an ihm hätten für einen Einsatz. Sofern man ihm dafür trauen konnte.
Dann wäre da natürlich auch die Frage, was mit dem Typen anzufangen sei, jedoch war diese für den Kommandanten allein. Aber er wollte und würde heraus finden, was genau es mit dieser Schriftrolle und deren Informationen auf sich hätte, genauso wie mit dieser Ehrenrüstung.
Seine Augenbrauen hoben sich leicht an.
Es war selten, jemanden zu treffen, dem es tatsächlich egal zu sein schien, was hier vor der Hauptstadt geschah. Und noch dazu jemanden, dem man das womöglich sogar glauben könnte.
Allerdings zog der Kommandant es vor, dazu nichts zu sagen... vorerst zumindest.
Die Sache mit der Bedrohung war schon wiederum eine andere Angelegenheit. Immerhin war dieser Typ längerfristig im Wald gewesen, war dort wohl herum gestreunt und es war unsicher, was er dadurch alles hatte erfahren können über das Lager. Das war ein nicht unerheblicher Punkt, den der Kommandant nicht zu vergessen vorhatte.
Andererseits spielte er darauf an, dass er eine Gefahr werden könnte für eine Person. Hinzu kam seine Beweglichkeit von gerade vorhin.
Sein letzter Satz jedoch besaß eine gewisse Brisanz, die alle vier Dunkelelfen aufhorchen ließ.
"Du bist also ein Kopfgeldjäger? Wieso bist du dann ausgerechnet hier, wer ist dein derzeitiges Opfer?", kam es sofort von dem Kommandanten.
Gut, nun begann es wenigstens etwas interessanter zu werden, sodass auch der Vorlaute aufmerksamer zuhörte.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Montag 3. Mai 2010, 14:14

Luzien legte entnervt den Kopf in den Nacken und beschloss lieber die Zeltdecke anzusehen, als die Dunkelelfen. Eine verdammte Schande war das, hier gefesselt als Gefangener zu sitzen. Sein halbes Leben verbrachte er nun damit, andere zu fangen und ausgerechnet er musste in so eine Lage geraten? Er schnaubte leise, über seine eigene Dummheit jedoch und nicht über die Dunkelelfen. Ihr Kommandant schwieg dieses Mal länger und das war Luzien nur recht so. Je weniger er mit diesen Kerlen reden musste, um so besser. Ganz sachte wippte der Nachtelf nach vorne und nach hinten. Unfähig etwas anderes zu tun war dies die einzige Möglichkeit die Beine etwas zu entspannen. Gleichzeitig spreizte er seine Finger ein wenig. Sie hätten ihm eigentlich die Handschuhe ausziehen müssen, aber so schnitten die Seile wenigstens nicht ins Fleisch.
Der helle Fleck an der Zeltdecke verriet Luzien, dass die Sonne hoch am Himmel stand. Anscheinend war es Mittag. Wie gerne er jetzt zuhause im unterirdischen Teil des Gasthofes wäre. Dort war es kühler, dunkler ... angenehmer. Die nächste Frage des Anführers der Dunkelelfen riss Luzien aus seinen Träumerein heraus und wieder in die Wirklichkeit. "Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit Kopfprämien. Ist in den heutigen Zeiten doch nichts besonderes, oder? In Pelgar hat sich ein Nachtelfenmarodeur namens Sinithar Mornfinnel, ein Anarchist und einzelgänger, verkrochen. Er hat zwei junge Nachtfürsten mitsamt deren Leibwache getötet. Und wäre diese dumme kleine Belagerung nicht gewesen, hätte ich ihn bereits lange ins Reich zurück geprügelt und meinen Sold erhalten. Wo wir wieder beim Grund wären, weshalb ich in diesem verdammten Wald war. IHR habt mir den Weg nach vorne abgeschnitten."
Luzien verstummte und lies seinen Kopf nach vorne fallen. Erneut suchte er den Blick des Kommandanten und hielt seine Augen auf dessen Gesicht gefesselt. Wieso sich die Dunkelelfen für einen räudigen Mörder interessierten, war für den Nachtelfen ein Rätsel. Man sagte ja das die Dunkelelfen den Nachtelfen von allen Elfenvölkern am ähnlichsten seien. Trotzdem wurde er aus den Schwarzhäuten nicht schlau und verlor auch allmählich das Interesse daran, jemals in ihre Köpfe sehen zu können. "Der Name steht auch unchiffriert in meiner Liste, genau an Position acht. Seht nach wenn ihr wollt." Dabei zuckte er leicht mit den Schultern um zu zeigen das es ihm egal war, was sie taten.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Montag 3. Mai 2010, 16:06

Der Läufer unter den Dunkelelfen bemerkte die Bewegungen des Gefangenen und warf dem Schweigsamen einen flüchtigen, grinsenden Blick zu. Dieser deutete ein knappes Nicken an.
Ja, vermutlich würde der Blutkreislauf des Gefesselten diesem bald die ersten wirklichen Schwierigkeiten bereiten. Aber sie waren noch relativ human mit ihm umgegangen. Einerseits hatten sie ihm die Handschuhe an den Händen gelassen, und andererseits hatten sie die Fesselung nicht derart stark gewählt, dass sogar Füße und Hände darunter zu leiden hatten. Doch das konnte sich ändern, sollte es schlecht für Luzien verlaufen oder er sich weiter in den Schlamassel hinein reiten.
Nach der Frage des Kommandanten dauerte es einige Momente, bis eine Antwort erklang. Die Aufmerksamkeit lag wieder auf dem Nachtelfen und welche Zeit draußen war, die dieser bemerkte, zählte für die vier Soldaten nicht.
Wozu auch? Wäre etwas dringendes, würde man ihnen Meldung machen, und bis dahin hatten sie ihre eigenen Instruktionen, die auch während des Gesprächs weiterhin ausgeführt wurden.
Was Luzien über den in Pelgar befindlichen Nachtelfenmarodeur alles erzählte, war den Vieren im Prinzip egal. Es zählte vielmehr der Umstand, dass er ein Jäger war und somit auch für ihre Zwecke durchaus einzusetzen wäre.
Schließlich winkte der Kommandant ab, die Liste sowie die zuvor ausgesprochene Beleidigung interessierten ihn vorerst nicht weiter, und verfiel in fast schon offensichtliches Brüten.
Bis er nach schieren Ewigkeiten, in denen nur die Atemzüge der Anwesenden zu hören waren, wieder aufsah und gleichzeitig sich auch erhob.
"Du bist ein Kopfgeldjäger und das wissen selbst wir zu schätzen. Es bestünde für dich also die Möglichkeit, in die Dienste der Dunklen Armee zu treten. Tust du es nicht, wirst du sterben, das steht fest, nur die Art wäre demnach noch zu bestimmen. Würdest du uns allerdings den ein oder anderen Dienst erweisen, würde dir sogar ein nicht unbeträchtlicher Lohn winken.", sprach er mit entschlossener Stimme und trotzdem ohne der geringsten Emotion.
An sich könnte es ihm egal sein, ob der Gefangene starb oder in seine Dienste trat, und das hörte man ihm auch an, genauso wie es vermutlich offensichtlich war. Immerhin hatten sie auch so schon genügend Leute, die für solche Arbeiten eingestellt waren. Aber andererseits waren diese an ihre Aufträge gebunden und es war immer schmerzlicher einen Mann aus den eigenen Reihen zu verlieren oder jemanden, bei dem es nicht derart wichtig wäre.
Außerdem würde dieser Nachtelf vor allem in der Nacht sehr nützlich sein können.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Montag 3. Mai 2010, 16:55

So wie es aussah, schien Luzien endlich einmal ein kleines bisschen Glück hold zu sein. Anscheinend hielten die Dunkelelfen ihn für einen gewöhnlichen Köpfgeldjäger. Zumindest schloss der Nachtelf dies aus dem Angebot des Dunkelelfen. Wenn sie gewusst hätten, das er ein Justiziar war, hätten sie sicher auch gewusst das sie ihm keinen Lohn zahlen konnten, der seiner Ansicht nach befriedigend war. Und das man einem Schattenkrieger nicht trauen sollte, wenn er seine Loyalität jemand anderem als dem Reich zusagt, war normalerweise auch allseits bekannt. Nun gut, Luzien hatte nicht vor, diesen Irrglauben zu begradigen, nicht wo es ihm so gut in die Hände spielte. Die Frage war nur, ob man den Dunkelelfen trauen konnte. Luzien war sich zwar sicher, dass man sich gerne auf sie verlassen konnte, wenn es um eine langsame und möglichst qualvolle Exekution ging, aber ob man sich auf sie verlassen konnte, wenn es um eine Begnadigung ging? Der Tonfall des Kommandanten klang ganz so, als ob der Freitod eine ebenso gute Wahl war, wie der Dienst für die Dunkle Brut. Wahrscheinlich war, dass man sich Luziens entledigen würde, sobald dieser erst mal mit seiner Arbeit fertig war.
Aber fürs erste entschied sich Luzien dafür, dass Spiel mitzuspielen. Vor allem wenn er bedachte, dass man ihm keine Alternativen gelassen hatte. "Ich mache euch sogar ein noch besseres Angebot: Ich werde für euch Arbeiten und zwar für die Hälfte eines nicht unbeträchtlichen Lohns, wenn ich dem Affen dafür einmal mit voller Kraft ins Gesicht schlagen darf!" Wenn der Nachtelf ganz ehrlich mit sich wahr, würde er für diese Tat sogar ganz auf seinen Sold verzichten. Das Gold der Dunkelelfen war ihm nichts wert, die Wiederherstellung seines Stolzes hingegen, dafür würde sich jede Anstrengung lohnen.
"Doch erlaubt mir noch schnell drei Fragen. Inwiefern ist euch ein außenstehender Köpfjäger nützlich, wo ihr in euren Reihen doch sicherlich duzende habt, die eine solche Aufgabe als Ehre ansehen würden? Werdet ihr mir mein Leben, sowie das Leben meiner eigentlichen Beute garantieren? Und vor allem, wie viele Männer werdet ihr abstellen um sicherzugehen, dass ich auch Brav euren Befehlen gehorchen werde? Ich will ganz ehrlich sein, ich arbeite für gewöhnlich alleine und eine Hand voll Kontrolleure verhindern eine effektive Dienstleistung."
Zu glauben man würde ihm einfach einen Auftrag geben, freundlich zum Abschied winken und ihn ziehen lassen, war ein Luxus den Luzien sich nicht erlauben wollte und auch nicht konnte. Der Kommandant würde bestimmt einigen Männern den Befehl erteilen, ein Auge auf Luzien zu halten. Womöglich waren eben diese Aufpasser auch noch größere Hindernisse, als der Nachtelf sich bis jetzt vorstellen konnte.
Während Luzien sprach, versuchte er seine Handgelenke etwas zu lockern. Dabei glitt seine linke Hand einige Millimeter nach unten, während der Handschuh an seiner stelle verweilte. Unauffällig streckte er die Arme über den Kopf, wodurch seine Hand zurück rutschte. Für einen außenstehenden war davon nichts zu sehen.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Montag 3. Mai 2010, 18:15

Luzien hatte Recht, denn der Kommandant und seine Leute wussten nichts über diese spezielle Strukturen bei den Nachtelfen. Bei ihnen war es anders, simpler teilweise und somit war für sie der eine Kopfgeldjäger so gut wie der andere. Und sie waren auch leichter zu opfern für die gewünschte Sache.
Was hingegen die Loyalität eines solchen Kämpfers betraf, selbst bei ihnen, waren auch Dunkelelfen auf der Hut. Es war bei ihnen so gut wie immer eine Frage der Belohnung... oder eine der Überwachung. Jeder hatte eine gewisse Anzahl an treuen, verlässlichen Gefolgsleuten und seinen Spitzeln. So auch der Kommandant und das selbst hier, unter diesen Umständen der Belagerung.
Deswegen war es für ihn überhaupt möglich, dass er einem fremden Kopfgeldjäger, noch dazu einem Nachtelfen, einfach so solch ein Angebot machen konnte. Von daher gäbe es für ihn kein Risiko, er würde höchstens einen seiner Männer schonen und für etwas anderes einsetzen können.
Als Luzien endlich das Wort ergriff, musste der Kommandant unwillkürlich schmunzeln, auch den beiden Nichtbetroffenen war danach zumute.
Nur dem angesprochenen Dunkelelf passte das natürlich nicht. Er packte den Gefangenen kurzerhand an der Kehle, drückte zu und knurrte:"Du miese, kleine Ra..."
Doch weiter kam er nicht, denn der Kommandant mischte sich ein:"Lass ihn wieder los."
Der Soldat zögerte kurz, drückte noch fester zu, musste dann allerdings gehorchen. Auch wenn er die Genugtuung hatte, dass er dem Typen eine gewisse Zeit lang die Luft hatte abschnüren können.
Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und hatte eine besonders finstere Miene, als er seinen Kommandanten ansah.
Dieser grinste schmal. "Ich bin sicher, du wirst noch deine Gelegenheit kommen, dich mit ihm hier..." Mit Absicht zögerte er kurz, bevor er den Satz beendete. "... auszusprechen. Und zu dir..."
Er blickte den Gefangenen wieder an, durchdringend und mit einem kalten Blick. "Ich habe dich schon einmal gewarnt, dein vorlautes Mundwerk besser zu halten. Ein drittes Mal werde ich dich nicht mehr davon kommen lassen." Seine Stimme war mit einem Mal schneidend kalt und wenn Luzien klug war und noch etwas von seinem Leben haben wollen würde, würde er es diesmal ernst nehmen.
Danach gab es wieder Schweigen und in dieser Pause gewann der Kommandant seine bessere Laune erneut zurück, was sich in dem feinen Grinsen auf seinen Lippen zeigte.
"Du solltest nicht zu viel hinterfragen, auch wenn es irgendwo verständlich ist. Was du uns nützen könntest, das lass meine Sorge sein. Sofern du Erfolg hast, wird dir nichts geschehen an Leib und Leben. Deine Beute interessiert mich nicht. Und zu guter Letzt, wie viele Männer dafür garantieren werden, dass du nicht abhaust, ist für dich unerheblich. Entweder, du kommst mit dem Kopf deines Opfers aus Pelgar heraus, oder du verreckst mit den Bewohnern. Eine Flucht aus der Stadt ist inzwischen unmöglich.", stellte er klar.
Danach nickte er den zwei Soldaten zu beiden Seiten von Luzien zu, während er dem Vorlauten bedeutete, ihm zu folgen.
Beim Eingang des Zeltes blieb er jedoch noch einmal stehen und drehte den Kopf so, dass er ihn über die Schulter sehen konnte. "Im Übrigen, ich weiß, Namen sind Schall und Rauch, allerdings wärest du beraten, mir oder meinen Männern deinen richtigen zu nennen. Wer weiß, wer sonst auf die Idee käme, dich für einen Feind zu halten, wenn dein Name unbekannt ist, mit dem du dich ausweisen könntest."
Er grinste kalt und verließ dann das Zelt, gefolgt von seinem Soldaten.
Daraufhin senkte sich Schweigen über die drei zurück gebliebenen Männer.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Mittwoch 5. Mai 2010, 16:25

Das der Affe sich nicht ewig provozieren lassen würde, war vorauszusehen gewesen, daher überraschte es Luzien nicht, als dieser plötzlich vorpreschte und ihn an der Gurgel nach oben zog. Allerdings hatte der Nachtelf die Wut des Dunkelelfen unterschätzt, genauso wie dessen Kraft. Einen Moment lang bekam er keine Luft. Trotzdem zwang er sich zu einem herausfordernden Lächeln. Er zeigte deutlich, dass er keine Angst vor dem Affen hatte. Seine Lippen formten ein Stummes „Das wirst du bereuen“, was allerdings niemand außer dem Angreifer sehen konnte. Der Griff verengte sich noch einmal und Luzien wurde bereits schwindlig, als der Kommandant sich endlich einmischte und das Treiben unterband. Sofort öffnete der Affe seinen Griff und Luzien viel zurück in seine kniende Position. Er musste leicht husten und hatte das Bedürfnis sich an den Hals zu greifen, doch all das hatte dass überlegene Lächeln nicht auslöschen können. Der Anführer sagte ganz klar, dass er Luziens aggressive Zunge nicht länger tolerieren würde. Das er es überhaupt so lange getan hatte, war für den Nachtelfen schon fast ein wunder. Natürlich würde er sich daran nicht halten, solange der Kommandant nicht in der Nähe wäre. Niemand schrieb ihm einfach etwas vor und den Mund lies er sich erstrecht nicht verbieten!
Seine Fragen bekam Luzien nicht beantwortet. Zwar redete der Anführer der Dunkelelfen viel, doch er sagte dabei rein gar nichts. Das einzige was Luzien erfuhr war, dass nach Ansicht des Kommandanten eine Flucht aus Pelgar inzwischen unmöglich war. Aber was wusste der schon? Er war „nur“ Soldat, ein Taktiker und Stratege. So jemand verstand nichts von Luziens Handwerk. Der Nachtelf war sich ziemlich sicher, dass er selbst aus einer belagerten Stadt entkommen können würde, wäre die Situation erst mal eingetreten. Doch er wollte sie auch nicht Provozieren.
Der Kommandant erklärte Luzien noch kurz, dass er seinen Namen nennen müsse, damit man ihm im Lager später als Verbündeten identifizieren könne und verschwand dann, gefolgt von dem Affen. Als der das Zelt verlies winkte er Luzien noch einmal gehässig mit der Schneebrille zu. Elender Idiot! Zumindest ihn würde Luzien nicht lebendig aus der Sache heraus kommen lassen. Dann war er alleine mit dem schweigsamen und dem schnellen Dunkelelfen. Er sah langsam vom einen zum andern und grinste dann offen und freundlich. "Also, ich bin Zasalamel. " Vorsichtshalber nannte Luzien nicht seinen ersten Namen, sondern nur seinen zweiten. Er wusste nicht, wie sich die Geschichte in Zukunft entwickeln würde. Er wollte nicht als der Nachtelf in die Geschichte eingehen, der einen Anteil am Fall von Pelgar hatte. Die Menschen waren ihm weitestgehend egal, doch er wollte seine Ehre und seinen Namen nicht stärker beflecken als nötig war. "Und nun da wir so gute Freunde sind und alle auf der gleichen Seite stehen und wahrscheinlich auch gemeinsam das Blut der Menschen von Pelgar vergießen werden ... wie wäre es, wenn ihr mir die Fesseln abnehmt?" Langsam lies er seine Schultern kreisen, um diese etwas zu entspannen und gleichzeitig zu zeigen, dass die Haltung ihm unbehaglich waren. "Oder gebt mir bitte wenigstens etwas zu trinken. Meine Kehle ist ganz ausgetrocknet."

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Mittwoch 5. Mai 2010, 18:16

Die beiden zurück gebliebenen Soldaten behielten den Gefangenen unauffällig im Auge, hatten jedoch vorerst nicht vor, irgendetwas zu sagen oder zu tun.
Sie wussten, würde der Typ wieder Mätzchen machen, durften sie ungestraft erneut zuschlagen, damit er entweder verstummte oder gar sein Bewusstsein verlor. Solange er rechtzeitig einsatzfähig wäre, war ihnen im Prinzip wirklich alles erlaubt.
Aber der Nachtelf überraschte sie ein wenig, als er so rasch einen Namen nannte.
Sie sahen sich flüchtig gegenseitig an und der Schweigsame deutete ein knappes Nicken an.
Dadurch wandte sich der Läufer mit einem kühlen, distanzierten Blick zu ihm. "Es ist klug, dass du Einsicht zeigst." Das war alles, was er dazu zu sagen hatte, denn beide glaubten nicht daran, dass dies sein richtiger Name wäre.
Aber sie würden sich hüten, irgendetwas darüber verlautbaren zu lassen. Der Gefangene konnte sich demnach denken, was er wollte, ob sie es schluckten, weil sie zu dumm waren, oder dass sie genau wussten, dass er log. Es war ihnen egal, denn es würde nichts daran ändern, dass er einen Namen genannt hatte. So komisch er auch klang.
Danach schwiegen die beiden Dunkelelfen wieder und verhielten sich so wie zuvor. Zumindest hatten sie das eigentlich vor, hätte der Typ nicht wieder zu plaudern angefangen.
Inzwischen hatte auch der Läufer seine Mühen damit, nicht entnervt zu seufzen. Das hier war kein Kaffeekränzchen! Und ein kleiner Teil von ihm konnte seinen nun nicht mehr anwesenden Kameraden langsam verstehen, wenngleich er weitaus beherrschter war.
Nur der Schweigsame ließ sich nichts davon anmerken, was in ihm vorging, ob auch er allmählich genervt wurde von dem Nachtelfen, oder ob es ihm gleichgültig war.
Umso überraschender war es für den Läufer, als sein Kumpane auf einmal ein leises, tiefes, leicht grollendes Lachen hören ließ. Er sah ihn sogar leicht skeptisch an, denn so etwas war mehr als selten und er konnte sich nicht erinnern, wann er das während eines Auftags zuletzt erlebt hatte.
Der Schweigsame hingegen wurde wieder ernst und sah den Gefangenen durchdringend mit seinen dunklen Augen an. "Du hast dir mit deinem vorlauten Gebaren selbst ins Fleisch geschnitten. Wir sind nicht dumm und dass du etwas zu trinken bekommen solltest, dafür gab es keine Anweisung. Sonst kämst du noch auf die Idee, einen zu großen Druck zu verspüren, und würdest uns dabei reinlegen wollen. So wie es aussieht, musst du warten, bis der Kommandant zurück kommt. Dann kannst du vielleicht was bekommen,... Zasalamel." Den Namen sprach er mit einem feinen Grinsen aus, das anzeigte, dass er nicht daran glaubte, dass er echt war.
Daraufhin allerdings wurde er wieder ernst und schweigsam und richtete seinen Blick stur gerade aus.
Sein Kamerad seufzte nur lautlos.
Nun gut, besser hätte er es auch nicht ausdrücken können, obwohl er auf die Idee mit dem Pinkeln nicht gekommen war. Aber dafür hatte er den anderen ja, genau für solche Sachen, die ihm und den anderen sonst entgehen könnten.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Mittwoch 5. Mai 2010, 19:18

Man hatte ihn gefesselt. Gut. Man hatte ihn zu einer Kooperation mit den elenden Schwarzhäuten gezwungen. Nun gut. Man hatte ihn angegriffen und ihm einen seiner wichtigsten Besitze genommen. Verkraftbar. Aber ihm etwas zu trinken zu verweigern, mit der Begründung, dass der Harndrang zum Fluchtversuch genutzt werden könnte? Das war doch einfach lächerlich. So tief würde er niemals sinken. Auf die IDEE wäre er gar nicht erst gekommen! Es blieb ihm nichts anderes möglich, als den Kopf zu schütteln und die Situation hinzunehmen. Eines musste er aber klar stellen: "Auch wenn du es nicht glauben magst, aber am Tag meiner Geburt gaben mir meine Eltern den Namen Zasalamel! Das schwöre ich beim Leben meiner Mutter und der Seele meines Vaters!" Man hörte deutlich, dass Luzien beleidigt war. Das den beiden Dunkelelfen das ziemlich egal war, interessierte ihn nicht, in der Sache ging es ums Prinzip. Da gab er einmal wirklich Informationen über sich Preis, die darüber hinaus stimmten und man glaubte ihm nicht.
Luzien war in seinem Leben mehrmals Dunkelelfen begegnet, wobei es sich dabei fast ausschließlich um Einzelgänger und Glücksritter gehandelt hatte. Bis zum heutigen Tag hatte er keine Sympathien gegenüber seinen nächsten Verwandten gehegt, weder positive noch negative. Aber das hatte sich nun geändert. Allmählich sanken die Schwarzhäute in seinem Ansehen sogar unter die Menschen und das sollte bei dieser Minderwertigen Rasse wirklich etwas heißen.
Mit beleidigter Miene lies er sich nach hinten auf den Rücken fallen und streckte die Beine aus. Den Kopf bettete er auf die noch immer gefesselten Hände. Es war ihm egal, ob seine Bewacher etwas gegen diese Pose hatten. Sie war gemütlicher als das Hocken, man hatte es ihm nicht verboten und niemand schenkte ihm weiter Beachtung. Schlimm genug, dass er noch immer auf den Boden liegen musste.
Mit ganz langsamen, unauffälligen Bewegungen, zerrte Luzien an seinen Handgelenkfesseln. Er spürte dabei, wie seine linke Hand wieder stück für Stück aus dem Handschuh glitt. Er schnaufte leise. Wenn er wollte, könnte er seine Hand unter ein paar leichten Schmerzen befreien. Leider würde es zu lange dauern, danach die Beine zu befreien. Die beiden Wachhunden würden ihn in der Zeit längst wieder K.O. geschlagen haben. In Gedanken verfluchte Luzien sein Schicksal. Er versuchte sich selbst abzulenken, indem er eine leise Melodie summte und dazu die Füße ein bisschen im Takt bewegte. Vielleicht wurde er zu Alt? Zu Alt um so lange außerhalb des Reiches alleine unterwegs zu sein. Da wurde man nachlässig. Vielleicht wurde es langsam Zeit, sich eine Stelle als Ausbilder in der Kaserne zu suchen? Oder den Tod bei einer wirklich großen Aufgabe? Das war natürlich Unsinn. Schmerzlich dachte er daran, dass er vor grade einmal fünf Tagen 63 Jahre alt geworden ist. Sein Großvater hätte sich für seine Gedanken geschämt. Nein, eine einzige Nachlässigkeit war schuld an der Misere. Noch einmal würde ihm das nicht passieren. Ganz sicher nicht.
Er hatte das Summen aufgegeben und sang dafür leise vor sich hin. "Der letzte Tanz, der letzte Tanz, gehört alleine mir ..." Er stoppte und versuchte das Lied aus Herendia in Lerium zu übersetzten. So klang es einfach schrecklich, die Melodie passte gar nicht mehr. Was die beiden Dunkelelfen über ihn dachten, war Luzien egal. Wahrscheinlich verstanden sie kein Wort Herendia.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Freitag 7. Mai 2010, 11:18

Als sich der Gefangene aufregte, weil Zweifel an dem Wort, das sein Name sein sollte, hörbar bestanden, sahen sich die beiden Dunkelelfen an.
Für einen Moment blitzte es amüsiert in den Augen des Schweigsamen auf, eben weil der Nachtelf sich so darüber empörte.
Der Läufer hingegen deutete ein Schulterzucken an.
Ja, vielleicht war der Name tatsächlich echt... oder der Typ schon so geübt darin, dass er überzeugend lügen konnte. Wie auch immer, es konnte ihnen im Endeffekt egal sein. Der Kommandant müsste den Namen für echt befinden und der Gefangene täte gut daran, sich ihn dann auch zu merken, für den Fall, dass er den Auftrag tatsächlich erfolgreich ausführen würde.
In jeder anderen Konstellation wäre das Wort unerheblich, denn es würde seinen Tod bedeuten, wobei dann nur noch die Frage nach der Art und dem Zeitpunkt wäre.
Sie wollten wieder ihre neutrale, bewachende Position einnehmen, als er erneut ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
Er legte sich einfach hin! Nun ja, wenn er unbedingt dreckig werden wollte, sollte er... Trotzdem war es ein wenig verwunderlich, denn es zeugte davon, dass er absolut keine Furcht davor hatte, dass ihm etwas zustoßen könnte. Er schien sich seiner absolut sicher zu sein und auch, dass ihm wirklich nichts würde mehr passieren können. Zwar hatte er vermutlich recht damit, nachdem der Kommandant solche Andeutungen gemacht hatte, aber trotzdem war es untypisch für einen Gefangenen.
Der Läufer sah seinen Kameraden fragend an, der nun seinerseits mit den Schultern zuckte.
Was sollten sie dagegen auch tun? Es war nicht verboten und solange er sich nicht von der Stelle rührte, geschweige denn versuchte das Zelt zu verlassen, brauchten sie auch nicht eingreifen.
So nahmen sie auch wieder ihre Bewacherposition ein.
Vermutlich würde es zu ihrem Leidwesen noch lange dauern, bis der Kommandant wieder zurück kommen würde.
Lediglich der Läufer zeigte eine flüchtige Reaktion, als der Nachtelf zu summen begann. Seine Augenbrauen hoben sich leicht skeptisch an.
Das mussten sie jetzt aber nicht auch noch ertragen, oder?! Er war kein Freund von Musik, außer sie war begleitend zu einer hübschen, freizügigen Dame, die ihm mehr bot als nur einen schönen, heißen Anblick.
Als dann allerdings gesungene Worte dazu kamen, blickten die Zwei ihn erneut an. Die Worte verstanden sie nicht, erst, als er sie übersetzte und rasch damit wieder aufhörte.
Was sollte das denn jetzt?!
Der Schweigsame schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen darüber.
"Nachtelfen sind eindeutig seltsam.", murrte der Läufer und deutete, unauffällig gegenüber dem Gefangenen, Verrücktheit an.
Der andere nickte knapp als Zustimmung.
Und beide dachte, unabhängig voneinander, bei sich, dass hoffentlich der Kommandant bald auftauchen würde!
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Samstag 8. Mai 2010, 19:47

Mit einem leisen Seufzer verstummte Luzien. Nachtelfen sind also seltsam? dachte er zornig und lehnte den Kopf auf die Brust, um den Sprecher einen ungläubigen Blick zuwerfen zu können. Wahrscheinlicher ist doch, dass ihr Schwarzhäute keinerlei Sinn, geschweige denn Geschmack für Musik habt! Kulturelles Brachland. Der ungläubige Blick wechselte zu einem fröhlichen Lächeln. "Und so wart' ich im Dunkeln und schau zu euch hin, als der große Verlierer, denn ich weiß, ich gewinn!". Auch wenn es ein Teil des Liedes war, das Luzien grade noch gesungen hatte, so sagte er die Worte dieses mal ohne jegliche Melodie in der Stimme. Fast sofort war das lächeln wieder aus seinem Gesicht gewischt und er lies seinen Kopf zurück nach hinten fallen.
Von da an schwieg der Nachtelf. Da die beiden Wachhunde ohnehin keine Anstallten machten, etwas konstruktives zu einem Gespräch beizutragen, wäre die einzige andere Alternative ein Selbstgespräch mit sich zu führen. Aber so tief war Luzien noch nicht gesunken und er wollte den beiden auch keinen Grund dafür geben, dass sie ihn für noch „seltsamer“ hielten. Tatsächlich schloss er einfach die Augen und versuchte ein wenig Schlaf nachzuholen. Da er in der nacht dummerweise Besuch von einem Unglücksraben erhalten hatte und danach das Bedürfnis gehabt hatte, weiter zu ziehen um seine Spur, leider erfolglos, zu verwischen, war es gut zwei Tage her, dass er das letzte Mal zu etwas Schlaf gekommen war. Nun gut, man trainierte die Soldaten in der Kaverne auch für solche extreme, aber nur weil man etwas konnte, musste man es ja nicht unbedingt auch tun. Oder hatte schon mal jemand von einem Vater gehört, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf geschossen hat, nur weil er es konnte?
Dummerweise schaffte er es einfach nicht, innerlich zur Ruhe zu kommen. Luzien wusste nicht warum, vielleicht war es die Umgebung, vielleicht die unbequeme Haltung, oder auch die ganze Situation an sich, doch auch wenn er seine Augen geschlossen hatte und die Müdigkeit in seinen Knochen fühlte, irgendetwas hielt ihn wach. Inzwischen wünschte sich sogar der Nachtelf, dass der Kommandant bald zurück kehren würde. Diese Unwissenheit, was nun mit ihm passieren würde oder was er tun müsste, war einfach zum wahnsinnig werden!
Aber zumindest äußerlich wirkte Luzien wohl so ruhig und ungefährlich wie ein schlafendes Baby.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Sonntag 9. Mai 2010, 14:29

Als er wieder in einer anderen Sprache redete, schnaubte der Läufer etwas entnervt, sagte dazu allerdings nichts. Und auch der Schweigsame blieb stumm.
Stille senkte sich über die drei Männer, sodass die Geräusche von draußen deutlicher in das Zelt hinein dringen konnten. Es waren die üblichen Laute, Gespräche, klirrende Rüstungsteile, manchmal sogar Hämmer für Ausbesserungen und das ein oder andere Mal dazwischen fröhliches Gelächter.
Die Zeit schritt weiter voran und die Soldaten taten nichts dagegen, dass der Gefangene womöglich ein bisschen Schlaf nachholen konnte.
Was sollten sie auch machen, wenn sie nicht wussten, ob das erlaubt war oder nicht? Immerhin könnte er ja eingesetzt werden für die Sache der Dunklen Armee und da sollte er ausgeruht genug sein, um das auch ausführen zu können mit Erfolg. Demnach wäre es widersinnig, hätten sie was dagegen oder sollten es verhindern. Noch dazu, wo sie wussten, dass der Körper nun einmal hin und wieder Schlaf benötigte, sodass der Nachtelf es vielleicht später würde nachholen müssen. Was wertvolle Zeit kosten würde. Deswegen ließen sie ihn in Ruhe, beobachteten nur hin und wieder, ob er wirklich ruhig blieb und keinen Versuch der Befreiung startete.
Die Minuten verstrichen allmählich, reihten sich zu mehr als zwei Stunden, bis sich etwas tat. Draußen waren weitere Stimmen zu hören, doch eine davon hob sich deutlich von den übrigen ab, sodass die beiden Soldaten aufmerksam wurden.
Sie salutierten, als die Zeltplane angehoben wurde und der Kommandant mit einem anderen, für den Gefangenen noch unbekannten, Dunkelelfen eintrat.
Er nickte seinen Männern zu, sodass diese sich rührten und nach Luzien griffen, um ihn wieder in eine sitzende Position zu hieven.
Der Kommandant ließ sich auf seinem Stuhl nieder und sah ihn mit einem feinen, wissenden Grinsen an. "Und, hat er Einsehen gezeigt und seinen Namen genannt? Oder hat er versucht, eine Dummheit zu begehen?", wandte er sich an seine Männer.
Der Läufer ergriff das Wort:"Seinen Namen hat er genannt, sonst war er unauffällig." Der Angesprochene nickte, sichtlich zufrieden, und warf seinem Begleiter einen flüchtigen Blick zu, bevor er sich direkt an den Gefangenen wandte.
"Also? Wie lautet dein Name?" Denn er wollte es selbst von ihm hören, nicht von seinen Männern. Eine Angewohnheit, wenngleich er nicht davon ausging, dass der Nachtelf innerhalb dieser wenigen Stunde den Namen schon vergessen hätte, wäre er nicht echt.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Montag 10. Mai 2010, 14:20

Ein wenig wunderte es Luzien zwar, dass man ihn in Ruhe lies, doch war er klug genug, um keine Bemerkungen darüber zu machen. Wer wusste, wann man ihm das nächste mal so lange in Ruhe lassen würde. Auch wenn der nachtelf es nicht schaffte, richtigen Schlaf zu finden, so konnte er dennoch fühlen, wie sein Körper sich langsam entspannte. Anfangs bekam er noch ein wenig von dem Treiben draußen vor dem Zelt mit, doch das Fußgetrampel, das Scheppern der Rüstungen, all das verebbte mit der Zeit, bis Luzien in einen erholsamen Halbschlaf verfiel, in dem nichts anderes als seine eigenen Gedanken in seinem Kopf waren.
Er hatte längst jedes Zeitgefühl verloren, als jemand das Zelt betrat. Zumindest um das mitzukriegen war Luzien noch wach genug. Er hob den Kopf ein wenig an und blickte zum Zelteingang, wo zwei Dunkelelfen standen. Einer davon war der Kommandant, wenn Luzien sich nicht irrte. Der andere war neu, zumindest war es nicht der Affe. "Tag," kam es lahm von Luziens Seite, bevor er sein Haupt wieder auf seinen Händen bettete. Doch wenn er damit gerechnet hatte, das man ihn liegen lassen würde, hatte er sich zu früh gefreut. Der Schnelle und der Schweigsame kamen auf den Nachtelfen zu und hoben ihn in die Höhe, zumindest für einen kurzen Moment, bis sie ihn wieder in die kniende Position zwangen. Sofort richtete Luzien seinen Blick auf den Boden. Nicht aus Demut, auch wenn man das vielleicht glauben mochte, sondern um seinen trotzigen Blick zu verbergen. Für gewöhnlich schaffte er es zwar, seine Mimik zu kontrollieren, doch nach so einer Behandlung wollte es ihm einfach nicht gelingen.
Der Kommandant setzte sich wieder vor den Gefangenen. Der andere Dunkelelf blieb stehen. Daraus schlussfolgerte Luzien, dass der Fremde wohl vom Rang her dem Kommandanten unterstellt war. In winzigen Bewegungen zog er weiter seine Linke aus dem Lederhandschuh. Den schwersten Teil hatte er bereits geschafft, sein Handgelenk befand sich genau unter dem Knoten der Seile. Das war aber aufgrund der starren Beschaffenheit und der Länge des Handschuhs nicht wirklich zu erkennen.
Durch seine Gedanken schoss eine wirre Idee. Wenn er es schaffen würde, seine Fußfesseln schnell genug zu entfernen, konnte er sich einfach den Kommandanten als Geisel nehmen und sich einen Weg aus dem Lager erzwingen. "Ich würde doch niemals versuchen eine Dummheit zu begehen, solange ich in einem Lager voller bewaffneter Dunkelelfen bin." Ob es nun sarkastisch gemeint oder ein neutraler Kommentar war, konnte man schwer sagen. "Mein Name ist Zasalamel. Aber selbstverständlich bestehe ich nicht darauf, dass ihr mir damit glaubt." Bei seinen letzten Worten warf Luzien dem schweigsamen einen kurzen Seitenblick zu. Und lächelte dabei.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Dienstag 11. Mai 2010, 13:01

Während der Kommandant auf seine Antworten wartete, hatten seine beiden Männer ihre Positionen wieder eingenommen.
Nur der Neue blieb, wo er war, nämlich beim Zelteingang und musterte den Gefangenen ungeniert. Er hatte alle Zeit der Welt und was er zu hören bekommen hatte über diesen Nachtelfen, hatte ihn ein wenig neugierig gemacht. Ihn in dieser liegenden Position zu sehen, verwunderte ihn zwar, aber er sagte nichts dazu, da dem sowieso rasch Abhilfe geschaffen worden war.
Es war nun wirklich ein eher seltsamer Zufall, wenngleich ein passender, da die Aufgabe nicht gerade einfach war. Und für einen Auftragsmörder von ihnen sowieso, denn sie würden sich trotz allem zu leicht verraten können. Während man in der Hauptstadt einem Nachtelfen eher über den Weg trauen würde, da sich diese bisher der Dunklen Armee nicht angeschlossen hatten.
In einem Punkt jedoch irrte sich der Gefangene, denn der neue Dunkelelf war dem Kommandanten nicht unterstellt. Im Gegenteil, sie waren sogar gleichrangig. Allerdings war er nicht hier, um lange zu verweilen, sondern nur, um sich das anzuhören, was er wissen brauchte, sodass es sich nicht lohnte, sich hinzusetzen.
Als er die ersten Worte des Nachtelfen, der sogar Lerium recht gut sprach, hörte, musste er leise lachen.
Oh nein, natürlich nicht! Ein Kopfgeldjäger würde ja stets schnell aufgeben und selbst dann nichts versuchen, wenn es eigentlich als unmöglich erschien, dabei erfolgreich sein zu können.
Doch von dem vorlauten Mundwerk hatte er von dem Kommandanten bereits gehört, sodass er sich nicht über den frechen Ton wunderte.
Der Kommandant hingegen sagte nichts dazu, während der Läufer ein Augenverdrehen und der Schweigsame daraufhin ein knappes, zustimmendes Nicken andeutete.
Dann bekamen sie den seltsamen und irgendwie auch kompliziert wirkenden Namen zu hören.
Der Kommandant sah zu dem anderen, der nach wenigen Momenten zustimmend nickte, bevor er sich wieder an den Gefangenen wandte.
Dabei lag ein feines, irgendwie auch schadenfrohes Grinsen auf seinen Lippen. "Nun, Zasalamel, dann hast du Glück. Wir werden deine Dienste in Anspruch nehmen. Meine Männer begleiten dich zu einem der Schreiber, der händigt dir ein kleines Zettelchen aus, das du zu deiner eigenen Sicherheit nicht verlieren solltest. Danach wirst du alles weitere erfahren."
Er bedeutete seinen Männern, dem Nachtelfen auf die Beine zu helfen, was diese auch taten.
"Ach ja, mach besser vorerst keine zu großen Schritte. Das könnte deinem Gleichgewicht nicht bekommen.", spottete der Kommandant noch in seinem Rücken.
Der Neue grinste flüchtig, bevor er von seinem Gürtel einen Gegenstand löste, den Luzien zuvor nicht hatte sehen können. Ohne etwas zu sagen, setzte er dem Gefangenen seine Schneebrille auf, bevor er umdrehte und der kleinen Gruppe voran ging, hinaus trat ins Sonnenlicht.
Eine Chance zur Flucht bekam der Gefangene nicht, denn die Griffe der beiden Soldaten waren unerbittlich und wirklich gut gehen konnte er auch nicht.
Zu seinem Glück war der Weg nicht so lang, bis sie zu dem Schreiber gekommen waren.
Der Neue trat dicht an dessen Schreibtisch heran, flüsterte kurz mit dem anderen Mann, der daraufhin nickte und ein kleines Stück Pergament nahm, um den Namen sowie eine Kürzel darauf zu schreiben, welche nur von den eigenen Leuten erkannt werden würde als Auftragsbezeichnung.
Dann trocknete er mit Sand die Tinte, rollte es zusammen, schob ein Bändchen darum und reichte es dem Soldaten.
Dieser nickte knapp, kehrte zu den anderen zurück und schob es Luzien mit einem feinen Grinsen in den Gürtel. "Nicht verlieren.", meinte er mit einer etwas hellen, fast schon freundlichen Stimme und klopfte ihm kameradschaftlich auf den Oberarm.
Daraufhin wurde er wieder ernst, wandte sich um und ging seinen Weg weiter, Richtung Pelgar. Die Soldaten mit dem Nachtelfen in der Mitte folgten ihm.
Jedoch noch wurde er nicht zu der Stadt selbst gebracht, sondern zu einem in der Nähe liegendes Zelt. Das hatte einen einfachen Grund. Es war noch viel zu viel Zeit übrig, denn erst in der Nacht würde er eingeschleust werden, einerseits, um nicht zu sehr aufzufallen, und andererseits, weil es so ihren Plänen um einiges gelegener kam.
Dafür allerdings erhielt Luzien eine kleine Straferleichterung. Er wurde mit den Beinen an dem mittleren Pfosten des Zeltes so angekettet, dass er relativ bequem sitzen konnte, während seine Hände von den Fesseln befreit wurden. Wobei die Soldaten so geschickt vorgingen, dass er es nicht ausnützen konnte.
Danach verließen beide das Zelt, während sich der Neue in einem gemessenen Abstand ihm gegenüber setzte und wartete.
Worauf, das zeigte sich kurze Zeit später. Einer der Soldaten hielt vor dem Ein- und Ausgang Wache, der andere hingegen holte eine kleine Ration zu essen. Es war einfaches, leicht brackig schmeckendes Wasser sowie einen kleinen Kanten Brot. Das sollte reichen, damit sich der Gefangene würde stärken können.
Die Sachen wurden vor ihm abgestellt, der Soldat ging wieder, und der Neue nickte dem Nachtelfen aufmunternd zu. "Iss ruhig, es könnte für lange Zeit deine letzte Mahlzeit sein. Inzwischen werde ich dir sagen, was du zu tun hast.", erklärte er dabei.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Dienstag 11. Mai 2010, 21:49

Der neue Dunkelelf hielt sich dezent im Hintergrund, während der Kommandant, der sich erneut hingesetzt hatte, sprach. Irgendwie mochte Luzien den Gesichtsausdruck des Neulings nicht, auch wenn die Mimik eigentlich neutral war. Der Kerl hatte etwas an sich, dem der Nachtelf nicht traute. Nur mit dem Finger konnte er noch nicht drauf deuten. Vielleicht lag es an der Aura der Schwarzhaut ..? Während der Gefangene so darüber nachdachte, bekam er von dem Gefasel des Kommandanten nur am Rande etwas mit. Der Typ hörte sich einfach zu gerne reden. Pausenlos um dabei nichts zu sagen. Irgendwas über einen Zettel mit Daten. Unwichtig.
Der Schweiger und der Sprinter ergriffen Luzien plötzlich wieder an den Armen und zogen ihn auf die Beine und an dem Sitzenden, der sich eine höhnische Bemerkung nicht verkneifen konnte, vorbei in Richtung des Ausgangs. Das erste mal sträubte Luzien sich wirklich gegen seine Häscher. War diesen Idioten nicht klar, dass sie ihn nicht so in die Sonne ziehen konnten? Sein Gesicht war komplett ungeschützt, die Kapuze im Nacken und die Schneebrille von diesem verdammten Affen gestohlen! Wenn er schon daran dachte, an dieses dümmliche Gesicht und das siegreiche Grinsen, begann Luziens Blut zu kochen! Mit Müh und Not schafften es seine Bewacher, die sich wohl ernsthaft darüber wunderten, wie Luzien sich wehrte, den gefangenen Nachtelfen vor den Fremden Dunkelelfen zu bugsieren. Zu seiner Überraschung zog der Neue dann aber seinen Lichtschutz aus dem Gürtel und Band sie Luzien um. Er war sogar so freundlich, dem Gefangenen die Kapuze über den Kopf und tief ins Gesicht zu ziehen. Doch auch das schaffte es nicht, das ungute Gefühl aus Luzien zu vertreiben, dass er dem Neuen gegenüber empfand.
Man führte den Gefangenen nach draußen und erstmals konnte er einen Blick auf das Lager der Dunkelelfen werfen. Allerdings wirkte es bei genauerem Hinsehen eher wie ein kleiner Außenposten. Das Hauptlager der Dunklen Armee war es ganz bestimmt nicht! Der Nachtelf versuchte sich alles hier einzuprägen. Die Anzahl der Soldaten, die Art wie diese ihre Kampf- und Trainingsübungen absolvierten, die Art und Zahl der Bewaffnung und die Beschaffenheit der Rüstungen. Eines musste Luzien ihnen lassen, sie waren Diszipliniert. Aber die Technik, mit der einige der Soldaten gegeneinander Kämpften, wirkte schlicht, langsam und ohne Raffinesse. Gegen eine Schlagkräftige Scharmützeleinheit der Nachtelfenkaserne hätten solche Soldaten nicht die geringste Chance. Allerdings bildete sich Luzien nichts auf das ein, was er hier sah. Vielleicht waren es wirklich nur Übungskämpfe, die absichtlich langsam und einfach gehalten waren, vielleicht waren es nur Anfänger oder vielleicht war dieses Lager auch nur für die absoluten Versager der Armee vorgesehen.
Es war nicht grade leicht, mit seiner Garde aus Dunkelelfen mitzuhalten. Auch wenn er an für sich sehr schnell mit kleinen Schritten gehen konnte, so waren sowohl die Haltung als auch die Art wie seine Füße gefesselt waren, mehr als hinderlich. Dazu kam, dass seine beiden „Sklaventreiber“ ihn recht unangenehm hin und her zogen.
Endlich kam der Vierertrupp an einem kleinem Zelt an, in dem mehrere Pulte und viele Urnen mit Schriftrollen verstaut waren. Der fremde Dunkelelf, der anscheinend doch mehr zu sagen hatte, als Luzien angenommen hatte, wechselte ein paar Worte mit dem Schreiber im inneren, die Luzien leider nicht verstehen konnte und kam dann mit einem kleinen, aufgerollten Pergamentfetzen zurück. Weder das grinsen, noch die Stimme des Dunkelelfen gefielen dem Gefangenen besonders, als man ihm das Röllchen in den Gürtel steckte. Der Inhalt des Zettels interessierte den Nachtelfen nicht sonderlich. Zudem konnte er die grässlichen Schriftzeichen der Schwarzhäute gar nicht lesen.
Sofort ging es weiter durch die Gasse zwischen den behelfsmäßigen Unterkünften, bis diese sich allmählich lichteten und die Gruppe das Lager zu verlassen schienen. Es dauerte aber nicht lange bis sie zu einem einzelnen zelt kamen, dass sie auch direkt betraten. Der Schweigsame nahm dem dankbaren Luzien die Beinknebel ab, die dafür aber mit Eisenketten ersetzt wurden. Nun, zumindest konnte der Nachtelf damit im Zelt ein wenig auf und ab gehen. Die Handfesseln nahm man ihm auch ab. Ganz ehrlich, das hätte ich auch alleine Geschafft
Luzien wusste nicht, was jetzt geplant war, aber als der befremdliche Dunkelelf sich, ganz ähnlich seinem Kameraden, dem Kommandanten, auf einem Stuhl niederließ, setzte auch der Nachtelf sich im Schneidersitz auf den Boden. Die Hände faltete er im Schoß, nachdem er sich die Kapuze wieder in den Nacken gezogen hatte. Die Schneebrille hingegen lies er auf. Sie gehörte zu ihm, wie seine Arme. Soweit er das erkennen konnte, hatte der Schweigsame vor dem Zelt Stellung bezogen. Der Schnelle kam dafür nach ein paar Minuten mit etwas zuessen und zutrinken wieder, die vor dem Nachtelfen abgestellt wurden.
Sofort griff Luzien nach dem Zinnbecher mit Wasser und nahm einen Schluck, den er aber sofort wieder ausspuckte. Der brackige Geschmack war einfach widerlich! Doch da er schon seit Stunden unter höllischem Durst litt, führte er den Becher erneut an die Lippen und trank den Becher bis auf den letzten Schluck aus. Das Brot hingegen rührte der Gefangene nicht an und würdigte ihm nicht mal einen Blick. Wer es gewohnt war, sich Über Wochen hinweg von nur einem einzigen Brotlaib zu ernähren, der konnte auf die milden gaben eines Dunkelelfen verzichten. Der Nachtelf stellte den Becher wieder vor sich und sah dann zu dem Dunkelelfen, der noch immer vor ihm saß. "Reden wir zuerst klar miteinander ... Auch wenn hier anscheinend alle das Gegenteil denken, ich bin kein Narr. Ich weiß wann ich eine Niederlage zugeben muss, um mein eigenes leben zu beschützen. Dieser Konflikt interessiert mich nicht und wenn ich euch Helfen muss, um Lebend aus der Affäre zu kommen, dann werde ich das Tun. Aber unterschätzt mich nicht. Das ich bisher keinen Fluchtversuch unternommen habe, zeigt meiner Meinung nach deutlich das Kooperationsbereit bin. Und was meinen Auftrag angeht ..." Mit einer winkenden Handbewegung deutete er dem Dunkelelfen an, das Wort zu ergreifen und endlich zu erklären, was man mit ihm vorhatte.

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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Das dunkle Volk » Mittwoch 12. Mai 2010, 18:17

Der höherrangige Soldat mochte es gar nicht, dass der Gefangene seine Brille aufbehielt. Er konnte vieles aus der Art des Blickes heraus lesen und erkennen, da konnte es ihm gar nicht passen, dass der andere dafür sorgte, dass ihm das verwehrt wurde.
Deswegen stand er auch auf und nahm dem Nachtelfen, bevor dieser es verhindern konnte, den Sehschutz ab.
Er behielt ihn in den Fingern, als er sich wieder hinsetzte und sich innerlich darüber amüsierte, wie Luzien auf den Geschmack des Wassers reagierte.
Tja, hätte er sich besser benommen, hätte man ihn vielleicht vorgewarnt. Doch er schien durstig zu sein, sonst hätte er den Becher nicht trotzdem geleert, dem der Dunkelelf schweigsam und seelenruhig zusah.
Nur den Kanten Brot beachtete der Gefangene nicht. Was der Soldat irgendwo auch verstehen konnte, denn der war vermutlich so hart wie ein Brett. Schließlich war das lediglich der Rest der Rationen, die genau für solche Zwecke aufgehoben wurden.
Über die Worte schmunzelte der Soldat, fast hätte er darüber sogar gelacht. Zwar hatte er nur einen kleinen Teil miterlebt von dem vorlauten Mundwerk, aber er hatte die Erzählungen von seinem Kameraden gehört und konnte es sich wirklich lebhaft vorstellen.
Langsam schüttelte er den Kopf und lachte nun doch, wenngleich sehr kurz und eher trocken.
"Nun, dass es Zweifel über deine Kooperationsbereitschaft gibt, könnte an deiner frechen Zunge liegen. Und auch daran, dass du dich ständig, trotz Warnungen, mit einem der Männer hier angelegt hast. Von daher ist es durchaus angebracht, bei dir noch vorsichtig zu sein. Selbst, dass du behauptest, dich würde unser Kampf nicht interessieren, gibt einem zu denken, denn wir haben schon viel erreicht und es wäre unklug, sich auf die Seite des Verlierers oder des Unbeteiligten zu stellen. Das nur als kleine Denkanstöße.", gab er von sich, lehnte sich ein wenig zurück und spielte mit der Brille in seiner Hand. Ohne jedoch das Risiko einzugehen, dass er sie fallen lassen und dadurch zerstören würde.
Schließlich wollten sie ja diesen Nachtelfen verwenden und dafür brauchte er solche Dinge wie die Brille eben.
"Aber ja, reden wir lieber über deinen Auftrag. Im Prinzip ist er recht simpel. Du wirst heute, nach Sonnenuntergang, in Pelgar eingeschleust. Dort nimmt dich unser Kontaktmann in Empfang und gibt dir genauere Anweisungen, wie du alles zu erledigen hast. Falls es dir etwas sagt, es geht um die Mitglieder des Hohen Rates. Von dem Kontaktmann wirst du den Namen und das Aussehen deiner Zielperson erfahren, die du so rasch wie möglich auszuschalten hast. Machst du deine Arbeit gut, kannst du rasch wieder deine Freiheiten genießen, sofern wir dich nicht vollständig für unsere Dienste einstellen. Solltest du ohne einem Beweis wieder aus Pelgar fliehen wollen, wirst du nicht die Hälfte des Lagers geschafft haben, bevor du tot bist. Mehr ist an sich nicht dazu zu sagen. Ich werde dich dem Kontaktmann übergeben."
Damit verstummte der Dunkelelf und war sich sicher, dass er alles erwähnt hatte.
Bis ihm noch etwas einfiel. "Im Übrigen, der Mann heißt Montgomerus Augustin von Harm und du wirst nicht der Einzige sein, der diese Aufgabe auszuführen hat. Solltest du obendrein zu langsam sein, bekommst du einen Ersatzauftrag."
Nun war er aber wirklich fertig und sah den anderen abwartend an, ob es noch Fragen gab. Was er sich eigentlich nicht vorstellen konnte.
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Re: Dem Unüberwindlichen ausweichen

Beitrag von Luzien » Mittwoch 12. Mai 2010, 20:04

Das war nun das zweite mal, dass man ihm innerhalb von wenigen Stunden seine Schneebrille weggenommen hatte. Langsam war es wirklich zuviel. Innerlich wuchs die Sympathie gegenüber den Beschützern von Pelgar von Augenblick zu Augenblick weiter an. Bald waren die Dunkelelfen es selber Schuld, wenn Luzien sich dazu entschließen würde, Partei für die Menschen zu ergreifen. Dabei gefiel ihm bereits dieser Gedanke so ziemlich überhaupt nicht. Doch zumindest hatte den Nachtelfen sein Gefühl nicht getäuscht. Ganz besonders diesem Dunkelelfen war nicht zu trauen. Wie in Meditation faltete Luzien seine Hände vor der Brust. Das stabile Leder knirschte leise, als er die Finger ineinander verflechte. Dann gab es ein lautes Knacken zu hören, was nur von den Fingern des angeketteten Nachtelfen stammen konnte. "Glaube mir, meine „freche“ Zunge hat hier niemand zuhören gekriegt. Ich habe nur keine Angst vor euch und das seit ihr nicht gewohnt. Darüber hinaus hätte ich mich mit diesem Idioten überhaupt nicht angelegt, wenn er nicht so dumm gewesen wäre mir meine Brille zu nehmen. Da reagiere ich empfindlich."
Luzien sprach mit seltsam ruhiger Stimme. Damit bewies er zumindest, dass er wirklich nicht die geringste Furcht empfand. Jetzt weniger als jemals zu vor. Und eben das erlaubte es dem Gefangenen seinen Aufpasser weiter zu Provozieren. Allerdings hielt er den Dunkelelfen gleichzeitig für Klug genug, nicht auf die kleine Spitze zu reagieren, was ein sanftes, schwaches Lächeln auf Luziens Gesicht zeichnete. Das nahm den Worten gleichzeitig die Härte und ließen sie wie einen Scherz wirken.
Mit den Fingerspitzen beider Hände umschloss Luzien den Becher vor sich und hob diesen in die Luft. Alleine um sich selbst zu beschäftigen, während der Dunkelelf den Auftrag erklärte, warf er das Zinngefäß in die Luft und fing es nur mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf. Geschickt balancierte er den Becher aus, nur um ihn danach wieder nach oben zu befördern und das gleiche Spiel mit dem linken Zeigefinger abzuhalten. Der Auftrag war mehr oder weniger klar und einfach Strukturiert. Allerdings amüsierte es Luzien, dass der Dunkelelf ernsthaft glaubte, man könnte ihn erneut ergreifen. Bei allen Göttern, diese Blöße würde Luzien sich kein zweites mal geben. Doch nun reifte ein anderer Plan in ihm auf. Und der zwang ihn, vorerst weiter den Diener der Schwarzhäute zu spielen. Auch wenn es gegen seine Prinzipien verstieß, würde er sogar diesen Ratsherren töten.
Der Nachtelf spie nach links aus. Diese Dunkelelfen waren solche niederen Kreaturen. Sie setzten Kopfgeldjäger mit Attentätern gleich. Er war kein Henker, er war nur der Jäger. Er setzte seinen Opfern nach, er fing sie, misshandelte sie zuweilen auch und wenn es sein musste, verstümmelte Luzien sogar. Aber das Töten hatten andere zu übernehmen, wenn es möglich war. Doch sei’s drum.
"Nein, keine Fragen mehr. Lediglich wie ich diesen Mont-wie.auch.immer finde. Bei dem ekelhaften Namen muss es ja ein Mensch sein, also ein Verräter, und der wird sich ja nicht jedem dahergelaufenen Nachtelfen offenbaren."
Am liebsten wäre er sofort aufgebrochen. Dieses Warten war schlimmer als die Behandlung und die Verköstigung. Da fiel ihm mit einem mal noch etwas ein. "Und was ist mit meinen Waffen? Die werde ich benötigen!"

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