Ben Harad

Das Drachengebirge streckt sich vom östlichen bis in den westlichen Teil Celcias. Es ist die Grenze zwischen dem hellen und dem dunklen Reich. Die große Hauptstadt wurde im Schutze dieses Gebirges gebaut.
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[INFO] In der Stillen Ebene steht die dunkle Armee (bestehend aus Dunkelelfen, Orks und Untoten). Das Fischerdorf ist in der Gewalt von Orks. Pelgar wird von der dunklen Armee angegriffen, die auch im Besitz eines heraufbeschworenen Knochendrachens war. Hinweis: Dieser ist inzwischen besiegt und auf Pelgar abgestürzt. Seht hierzu die Weltereignisse auf der Webseite durch!
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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. September 2006, 22:19

Kar Nagat kämpfte sich verzweifelt durch das Gebirge. Immer wieder rief er Bens Namen, aber der Magier tauchte nirgends auf. Nur einer meldete sich: die Stimme.

<i>Gib es auf und kehr um ... in den Bergen findest du nichts Schmackhaftes. Kehr um und friss dich im Dorf satt. So viele Leckereien warten dort auf dich!</i>

Kars Sicht verschwamm aufs Neue. Er hörte sein Herz schlagen, es donnerte als wolle es aus seiner Brust entkommen. Kars Kräfte schienen zu schwinden, er fühlte sich matt und kaum noch Herr der Lage.

Ein Schatten kam auf ihn zu. "Kar, was machst du hier?" Er erkannte Ben Harads Stimme, konnte ihn aber nicht sehen, nur den Schatten, der näher kam.

<i>Nahrung!</i>, tönte die Stimme frohlockend und wild.

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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. September 2006, 23:03

Als Kar wieder die Kontrolle über sich gewann und die Augen aufschlug, fand er sich in einer Höhle wieder. In einer Höhle, die er nur zu gut kannte: Ben Harads Höhle. Sie war vollgestellt mit allerlei Gerümpel. Bücher, Steine mit Runen, große Schriftrollen, Kerzenhalter, von denen dicke Kerzen tropften.

Ein Tisch stand mitten in der Höhle. Normalerweise hatten zu Kars Lehrzeit immer viele Gläser, Phiolen und kleine Mörser darauf gestanden, doch jetzt war der Tisch einfach leer.

Jetzt bemerkte Kar, dass er immer noch gefesselt war. Und zwar hatte jemand, vermutlich Ben Harad, ihn an dicke Eisenketten an eine Wand gebunden. Sie würden das Tier in ihm aufhalten, denn nicht nur Eisen kettete ihn, sondern auch Magie. Kar sah sie manchmal als kleinen Blitz über das Eisen huschen.

Dann entdeckte er Ben Harad, der an einem der selbst gebauten Regale stand und ein Buch nach dem anderen herausholte.

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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. September 2006, 00:36

Ben stapelte das nächste Buch und kam dann erst einmal zu Kar herüber.

"Nimm es mir nicht übel, mein Freund, dass ich dich an die Wand gekettet habe ... aber nur so kann ich in Ruhe arbeiten. Warum hast du auch das Sumpfschleimerherz gefressen?"

Er kratzte sich am Bart und schlug einer der Bücher auf. Kar konnte Bilder vom Knochenbar eines Menschen sehen. Was hatte das mit ihm zu tun?

"Ich hätte damals Forschungen durchführen müssen über die Echsen der Sümpfe. Na, es muss auch so gehen", murmelte Ben Harad vor sich hin, eher er wieder zu Kar herüber ging.

"Du hörst eine Stimme, hast du erzählt. Sag mir, was sie zu berichten hat." Er holte ein Pergament hervor und legte sich eine Feder bereit. Ja, das war Ben Harad. Erst alles hinterfragen und notieren, dann würde er bereit sein zu helfen. Kar hoffte, dass sich die Stimme solange noch zurückhalten würde.

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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. September 2006, 11:57

Ben Harad notierte alles schweigend. Zwischendurch nickte er immer wieder oder sagte "Aha" und "Mhm", aber sonst unterbrach er seinen alten Schüler nicht.

Dann stand er wortlos wieder auf und kehrte zu seinem Regal zurück. Er kramte eine Weile erneut zwischen dicken staubigen Bänden herum, schlug hier und da ein Buch auf, legte es dann auf den Stapel neben sich und suchte weiter.

"Ich fürchte, mein Feund", begann Ben das Gespräch, ohne sich umzudrehen, "dieses Herz hat sich nach dem Verschlingen nicht zersetzt. Vermutlich hat es sich in deinem Körper ausgebreitet und übernimmt deshalb langsam die Kontrolle. Du musst es loswerden, Kar Nagat, sonst wirst du – wenn du auch äußerlich nicht danach aussiehst – selbst zu einem Sumpfschleimer."

<i>Friss ihn, er kennt uns ... Er ist Beute ... vertilge ihn!</i>

"Diese Wesen sind sehr stark und viele ihrer Sinne gut ausgeprägt, aber sehen können sie relativ schlecht. Die Beschreibung deiner Symptome, die du mir gegeben hast, fällt genau in dieses Schema. Ich muss nur noch einen Weg finden, dich von diesem Herz zu befreien."
Ben Harad suchte weiter in seinen Büchern und Schriften.

<i>Los, er ist abgelenkt. Du kannst die Fesseln durchbrechen ... wenn nicht, reiß dir die Arme aus ... Fressen, Beute ... Hunger!</i>

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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. September 2006, 14:48

"Es hilft nichts", sagte Ben Harad, die Ruhe selbst und ging zum Tisch zurück. Er sah an Kars wilden Bewegungen, dem Aufbäumen seines Körpers und den Schreien, die er unbewusst losstieß, wie stark er bereits von dem Sumpfschleimerherz eingenommen war und wie sehr er damit zu kämpfen hatte. Dennoch blieb Ben harad sachlich, er durfte jetzt nicht in Panik oder Wut verfallen, sondern musste ruhig bleiben. Die Aufgabe, die vor ihm lag, erforderte seine ganz Konzentration.

"Kar", lenkte er die Aufmerksam seines Schülers auf sich. Die Stimme in Kars Kopf verstummte für einen Moment, sein Körper hing wieder schlaff an der Wand. Das Tier in ihm zeigte Neugier, wollte wissen, was die <i>Beute</i> zu sagen hatte.
"Wie es scheint, ist das Herz wie ein Pilz über deine Organe hergefallen. Es schlägt Wurzeln und durchwuchert deinen Körper. Mit meiner Magie ist dem schlecht beizuwohnen. Ich werde also deinen Körper aufschneiden und das Herz operativ entfernen müssen. Dies wird kein leichter eingriff und ich kann dir nicht voraussagen, dass du ihn überstehen wirst. Vor allem musst du all deinen Willen zusammenreißen und im Geiste stark sein, denn während ich die Operation durchführe, wird sich das Herz an dir mit Sicherheit rächen wollen ... versuchen, dich mit in den Untergang zu ziehen."

Ben Harad kam auf Kar zu und sah ihn an. Sein Gesichtsausdruck war nie zuvor so ernst gewesen. "Ich frage dich, bist du bereit, dieses Wagnis – diesen Kampf – auf dich zu nehmen? Nun, eigentlich bleibt dir keine Wahl, denn wenn du nein sagst, werde ich dich töten müssen. Die Bestie, die aus dir werden würde, könnte man nicht auf Celcia loslassen. Zumindest will <i>ich</i> das nicht verantworten. Nun, mein Freund, was sagst du dazu?"

<i>Nein! Reiß dich los und friss ihn! Er will uns vernichten, will dich deiner natürlichen Instinkte berauben ... dich zu seinem Sklaven machen. Verfalle nicht seinen falschen Worten! Verschlinge ihn!</i>

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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. September 2006, 16:54

Kar wusste nicht, was außerhalb seines Selbst geschah. Er war da, doch er konnte nicht zur Realität durchdringen. Was machte Ben Harad, was geschah mit ihm? Er wusste es nicht, wusste nur, dass er kämpfen musste.

Kar fühlte Schmerz, aber auch Ärger und Wut. Doch die letzten beiden Dinge wurden nicht von ihm ausgelöst.

<i>Er zerstört dich und du lässt es zu! Verschließe dich nicht, du musst dich dagegen wehren ... ihn vernichten. Ich kann dir die Kraft geben, ich <b>werde</b> sie dir geben ... du willst doch Kraft, Stärke ... Macht. Jeder will es, will das stärkste Wesen sein, ganz oben in der Kette. Du auch ... sträube dich nicht und gib dich meiner Kraft hin ... gemeinsam können wir alle niederen Wesen bezwingen!</i>

Kar hörte die Stimme dieses Mal nicht nur, er spürte sie. Sie war er und er war sie, so sehr schien sein ganzes Selbst schon von ihr eingenommen. Aber er durfte nicht aufgeben ... Ben Harad würde ihn töten, wenn er aufgab ... wollte Kar sterben?

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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. September 2006, 17:49

<i>Dich verlassen? Begreif es endlich, das geht nicht mehr! Ich bin ein Teil von dir ... nein ... ich <b>bin</b> du. Glaubst du mir das immer noch nicht? Dein komischer Freund ... die Beute! ... kann dich nicht mehr retten. Du solltest ihn fressen, statt ihn auf Knien anzubetteln. Was bist du doch für ein weichliches Geschöpf! Ohne mich bist du nichts, nur dreckiger Abschaum. Ohne mich hättest du nie soviel Macht haben können, wie du sie jetzt besitzt, wärst ein einfacher schwacher Echs. Ein Nichts ... Beute, wie all dein Gefolge ...</i>

Die Stimme schien schwächer zu werden, dennoch sprach sie verbissen weiter zu Kar. Auch sie wollte nicht aufgeben, noch nicht.

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Re: Ben Harad

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. September 2006, 17:59

Als die Stimme bemerkte, dass sich Kars Geist einfach verschloss und die Stimme selbst ebenfalls zu verbannen und ihr einen Riegel vorzuschieben, schrie sie durch Kars Bewusstsein wie ein Schwamr kreischender Fledermäuse und betäubte sein Selbst.

<i>NEIN! DAS KANNST DU NICHT TUN, DU VERKOMMENER ...! Ignoriere mich nicht, du kleines Nichts! Ich bin du, ich bin die Macht, die in dir steckt. Ohne mich bist du nur eine schleimige Masse, ein Fresser ... NEIN! Höre mir zu, du widerliches Gezücht, hörst du ...</i>

Und dann verstummte sie, war weg und es schien, als sei sie niemals da gewesen. Kar schlug die Augen auf und das erste, was er sah, war Ben Harads Gesicht. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen und er wirkte erschöpft, aber dennoch zufrieden.

"Trink das", sagte er nur und hielt hob Kars Kopf etwas an, hielt ihm dann eine seltsam riechende Flüssigkeit in einer Schale an den Mund. "Es lässt dich schlafen, damit deine Wunden heilen können. Du brauchst jetzt Schlaf, mein Freund."

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Re: Ben Harad

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 13. September 2006, 18:41

Ben Harad sprach, ohne sich umzudrehen. "Ah, du bist wieder wach. Mein Trank hat dich lange schlafen lassen." Hatte sein Lehrmeister geschärfte Sinne oder etwa Augen im Hinterkopf? Auf jeden Fall hatte er Kars Bewegungen genau bemerkt.
"Auf dem Tisch steht etwas zu Essen. Bedien dich, du musst hungrig sein nach drei Tagen Schlaf."

"Vorausgesetzt, es ist Tag", fügte Ben Harad noch hinzu, schaute aber immer noch nicht in Kars Richtung, sondern konzentrierte sich auf sein Experiment. "Diese finsteren Wolken hängen schon so lange über dem Gebirge, dass ich nicht einmal mehr die Zeit voraussagen kann."

Er füllte etwas von dem Trank ab, eine kleine Flasche und verkorkte sie. Darin befand sich nun eine seltsame violett schimmernde Flüssigkeit.
Ben Harad ging mit dem Fläschchen in der hand zum Tisch. "Wie fühlst du dich? Du hast viel Blut verloren, aber ich konnte den Keim entfernen und die Wurzeln, die das Herz in deinem Körper geschlagen hat, sind abgestorben."

Sein alter Lehrmeister musterte Kar. Sein Blick war prüfend, ganz so, als wollte er schauen, ob sein Schüler wieder der alte war.

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Re: Ben Harad

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 13. September 2006, 19:30

"Ich habe ... noch eine schlechte Nachricht für dich, Kar Nagat."

Es musste wirklich ernst sein, denn sein Lehrmeister hatte ihn niemals beim ganzen Namen angesprochen, immer nur mit "Kar", "Schüler" oder "Freund".

"Du bist noch nicht ganz erholt. Die Narbe, die durch die Operation zurückbleiben wird, kann in den nächsten Tagen noch schmerzen. Deshalb habe ich dir einen Trank gebraut, der die Schmerzen etwas lindern wird." Ben Harad schob das Fläschchen zu Kar hinüber, während dieser weiter aß. "Aber das ist eigentlich immer noch nicht das, was ich dir sagen wollte ... ich scheue mich etwas davor, weil ich dir eigentlich alles lieber ersparen würde, aber so bringe ich dich womöglich in größere Gefahr und das sollte nicht sein."

Ben Harad atmete noch einmal tief durch. "Das <i>Tier</i> wie du es nennst, ist noch immer in dir. Ich konnte nicht alles entfernen, ein kleiner Teil war bereits zu sehr mit deinem Herzen verwachsen. Ich bin kein Heiler und wollte nicht riskieren, dich zu töten. Du musst losziehen und einen Heiler finden, der dich auch vom Rest des Sumpfschleimer-Herzens befreit. Es ist nur eine ganz kleine Ader, die sich an deinem Herzen festgesaugt hat, aber sie lebt und sie zehrt an dir. Ich weiß nicht, wie lange sie braucht, um zu wuchern, aber du solltest nicht zu viel Zeit verstreichen lassen. Mein Ratschlag an dich, nein, meine Bitte ist: Gehe entweder zu den Elfen oder suche im Drachengebirge nach einem Heiler. Ich glaube, ich war mal in einem Hybridendorf, in dem ein fähiger Mann lebte. Lass dich heilen, Kar Nagat, damit du ein ruhiges Leben führen kannst."

Dann schwieg Ben Harad, als hätte es ihn hundert Leben gekostet, diese Worte auszusprechen. Er starrte vor sich auf den Tisch und schaute dennoch in weite Fernen.

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