Von Jersa nach Jorsa

Dies ist das südliche Königreich unter der Herrschaft des jungen und großzügigen König Richard dem Dritten. Armut findet man hier kaum, sondern meist Wohlstand und Zufriedenheit, einfach ein Reich zum Wohlfühlen.
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Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Montag 15. August 2016, 22:39

Eng zusammengerollt, döste Kira auf dem Planendach des Wagens und ließ sich die Sonne auf Fell und Haut scheinen.
Es wirkte als würde sie schlafen, wären da nicht ihre Ohren, die sich ruckartig in alle Richtungen drehten aus denen sie vermeinte etwas Interessantes zu hören.

Beim Klettern auf den Wagen hatte sie Krallenspuren am Holz und vielleicht ein Loch in der Plane hinterlassen, was beides jedoch nicht übermäßig auffiel, da der ganze Wagen schon von Kiras Krallen malträtiert worden war. Der Kein-Mensch Zweibeiner Doktor Alfonso schrie und knurrte wegen ihren Reviermarkierungen immer herum.
Aber woher sollten sonst andere wissen, dass die Wagen zu ihrem Revier gehörten?
Und Angelie und der Boss konnten das als Menschen nicht gut genug, auch wenn sie etwas anderes behaupteten! Sie war die Einzige, die sich vernünftig um das Revier kümmerte!

Es hatte etwas Entspannendes für Kira auf der Plane zu liegen und die Sonne zu genießen. Der Wagen holperte von der Beute,die lecker aussah und roch, aber die sie nicht jagen durfte, gezogen die Straße entlang.

Gestern waren sie noch in Jersa gewesen, jetzt wollten sie nach Jorsa. Oder so ähnlich? Vielleicht hieß das Revier der Menschen vorhin doch Jursa oder Jirsa? Es war von irgendwas mit „…sa“ zu irgendwas mit „…sa“. Vermutlich...
Sie kam mit der Benennung von einfach Menschenrevieren nicht klar. Egal wie sehr Angelie versuchte es ihr beizubringen, für sie klang alles gleich und alles sah im Endeffekt gleich aus. Und die Namen kümmerten sie nicht gut genug, als dass sie sich beim lernen wirklich Mühe geben würde.

Der Jaguarschweif peitschte einmal durch die Luft, als Kira der Geruch eines Vogels in ihre feine Nase stieg. Der Boss hatte gesagt, dass sie in dem nächsten Menschenrevier nicht jagen gehen könnte, dann sollte sie das doch besser jetzt machen…
Bei der Verstellung von frisch erlegter Beute leckte sich die Jaguarin jetzt schon das schmackhafte Blut von den Lippen.

Ja, jagen klang gut.

„Ich geh jagen!“, reif die Hybriden in den Wagen unter ihren Pfoten. Sie roch darin Auxillia und Sophia. Sophia roch wie immer seltsam, aber das kümmerte Kira im nicht weiter.

Im nächsten Moment war sie bereits mit einem großen Satz vom weiterfahrenden Wagen gesprungen und jagte auf allen vieren rennend davon.

Als sie glaubte weit genug von der Straße entfernt zu sein, damit sie nichts mehr stören könnte, Menschen und Kein-Mensch Zweibeiner störten immer bei der Jagd, begann die Raubkatzenhybridin sorgsam nach Beute zu wittern. Zuerst musste sie etwas finden.

So schwer war das dieses Mal nicht. Man konnte fast überall etwas finden, Beute störte sich manchmal nicht mal an Zweibeinern. Aber machmal hatte man einfach Pech, jedoch nicht heute. ZUm Glück war Beute einfach dumm, deswegen war es ja Beute.
Und der Vogel, den sie vor sich im Graß wittern konnte, war jetzt ihre Beute.

Auf ihren Pfoten schlich sie sich an. Der ganze Körper der Hybridin war angespannt, als sie sich vorsichtig an den Vogel heran pirschte, bloß die Schwanzspitze schlug vor Aufregung hin und her.

Der Vogel drehte ihr den Rücken zu und pickte im Boden herum. Er war nicht wirklich groß, eher ein Häppchen als ein Happen, aber Kira jagte im Moment um des Jagens Willen und nicht weil sie hungrig gewesen wäre.

Noch ein Stück näher! Noch ein kleines Stückchen..!
Der Vogel hatte sie immer noch nicht bemerkt!

Auf einmal schnellte die Hybridin wie ein abgeschossener Pfeil nach vorne und entlud die Anspannung in ihren Muskeln in einem einzigen Sprung.
Das Häppchen hatte keine Chance. Sie begrub den Vogel unter ihren Klauen, beziehungsweise ihren Händen.

Mit großen Augen schaute Kira auf ihre Hände hinab. Noch hatte sie den Vogel nicht getötet, sie spürte das kleine Herzchen rasen.
Das Glücksgefühl ihre Beute erwischt zu haben durchflutete den Körper der Jägerin.

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. August 2016, 20:09

Kira verschwand vom Wagen und entfernte sich rasch. Es war kein Verfolger zu sehen.

Abseits der Straße und jenseits eines trockenen Grabens standen vereinzelt Bäume und alles war mit Gras und Wildblumen bewachsen. Zahlreiche Insekten lebten von der Vegetation und die Vögel lebten wiederum von den Insekten. An die Spitze der Nahrungskette stellte sich Kira, als sie einen Vogel in die Krallen bekam.

Eine zwitschernde Stimme ertönte:

„Verschone mich! Verschone mich!“

Der Vogel wand sich, aber genausogut hätten seine Flügel am Boden festgenagelt sein können. Er konnte nicht weg.

„Lass mich leben, bitte. Erfülle einem anderen Tier diesen Gefallen.“

Kira bemerkte vielleicht, dass an einer Stelle neben ihr das Gras nieder gepresst wurde, als würde dort jemand stehen. Sie konnte keine Zweibeiner riechen, aber bei dem starken Geruch der wilden Kräuter mochte das nichts heißen.
Obwohl der Vogel in einer Schockstarre steckte, ertönte wieder die vermeintliche Vogelstimme:

„Friss mich nicht. Von mir kriegst du Mundgeruch und das würde die Leute in deiner Umgebung stören. Denk an den Mundgeruch!“
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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Dienstag 23. August 2016, 17:28

Die Hybridin schien den Vogel mit ihrem Blick zu durchbohren. Noch immer, beziehungsweise wieder, peitschte Kiras Schwanzspitze hin und her. In ihrem momentanen Zustand, in dem alles auf ihr auf die Jagd ausgerichtet war, hörte sie die Worte zwar, konnte ihnen jedoch keinen Sinn zu ordnen.

Erst als es zu spät war und der Vogel bereits durch einen Genickbiss getötet in ihrem Mund baumelte, drangen die Worte zu ihr durch.

Beute redete nicht, sie tat es nicht. Beziehungsweise sie tat es nicht so, wie die Menschen es taten. Aber das Häppchen hatte gesprochen. So gesprochen wie ein Mensch.
War hier noch jemand? Kira konnte nichts riechen, außer dem frischen Blut des Vogels. Dessen Geruch hing ihr halt direkt vor der Nase.

Wer ist hier? Ein Mensch? Will mir jemand meine Beute stehlen?!, dachte sie wutentbrannt, Es ist meine Beute! MEINE!

Ganz vorsichtig legte sie den kleinen toten Körper wieder ins Gras. Sie legte ihn so, dass er zwischen ihren Klauen lag, niemand könnte ihn von dort unbemerkt stehlen!

„Wer ist da!? Es ist meine Beute!“, knurrte Kira, die nicht sichtbare Person an. Lauthals fügte sie etliches Gefauche hinzu, als sie in der Tiersprache der Jaguare und Raubkatzen so etwas Ähnliches tat, wie Beutediebe zu beleidigen und herauszufordern.

Aufmerksam lauschte die Jaguarin, ihre Ohren drehten sich in alle Richtungen. Ihre Augen suchten unterdessen die Umgebung ab, aber an der Stelle wo das Gras heruntergedrückt worden war, glitt ihr Blick dran vorbei. Dort war schließlich nichts und niemand zusehen.

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. August 2016, 19:52

Das nächste, was Kira hörte war: „Oh. Du hast den Piepmatz schon getötet.“ und zwar nicht mehr im Zwitscherton.

„Herrje, Kira, dreh doch nicht durch. Erkennst du meine denn Stimme nicht?“, meinte Sophia und tat ein paar Schritte durchs Gras. Das konnte man an den umknickenden Halmen und an einem Flimmern in der Luft erkennen.

„Der Boss will mit der Weiterfahrt nicht warten, deshalb musste einer hinter dir her und dafür sorgen, dass du die Strecke wieder aufholst. Wir haben Strohhalme gezogen, wer das macht, und Baffdur hat... Ist ja egal, das verstehst du sowieso nicht. Aber er hat es hinbekommen, dass ich es machen muss.“

Sie stand jetzt direkt vor Kira.

„Aber jetzt mal ein ernstes Wort: Ich habe nichts dagegen, wenn du jagen gehst, aber bitte friss die Beute nicht. Wie willst du wissen, ob die Tierchen nicht krank sind? Und dass sie roh sind, macht das ganze nicht besser.“

Anhand von der wabernden Luft konnte man erkennen, dass Sophia sich bückte. Sie legte ihre unsichtbaren Hände auf Kiras Pfoten und versuchte, diese anzuheben:

„Sei ein gutes Mädchen und lass das da liegen.“
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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Freitag 9. September 2016, 18:26

Als Kira die Stimme endlich erkannte legte sie den Kopf schief und ein Teil ihrer raubtierhaften Präsenz schien von ihr abzufallen.
Die Jaguarhybridin hatte Sophia gar nicht bemerkt, so sehr war sie auf die Jagd fixiert gewesen.

„Oh… Du bist es…“, irgendwie war sie erleichtert und enttäuscht. Das Häppchen zu fangen hatte die Lust zur Jagd für das Raubtier nur ein wenig lindern können.
Dann hatten die Anderen von ihren Reisegefährten die Nicht-Sichtbare auch noch geschickt um sie zurück zu bringen… Das hätte sie nach der Jagd auch alleine geschafft.
Den Spuren von Menschen und Nicht-Mensch-Zweibeinern zu folgen war in der Regel einfach...

„Das Häppchen war dumm, aber gesund!“, verteidigte die Jaguarin ihre Beute, als Sophia plötzlich behauptete, er könne krank gewesen sein. Der Vogel war ihre Beute, deswegen durfte sie ihn auch essen! Sophia verstand das nicht…

Die Jaguarin war ruhig, durch das Blut in ihrem Gesicht und der Unsichtbarkeit von Sophia fiel es Kira schwer zu erkennen was diese gerade tat. Doch den Druck von ihren Händen auf ihren Pfoten, konnte sie spüren.

Plötzlich war die Raubtierpräsenz wieder da. In Kiras Blick war der Instinkt eines Tieres zu erkennen, als sie aufsprang und scheinbar die Luft anknurrte.
„Meine Beute! Nimm dein Hände weg oder ich beiße!!“, die Warnung war das einzige in ihrem Verhalten wo man noch das menschliche in dem Verhalten der Hybridin erkannte.

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Montag 19. September 2016, 21:04

Sophia war zwar unsichtbar, aber man konnte hören, dass sie auf den Hintern fiel, als die Jaguarhybride aufsprang und knurrte. Die Grashalme waberten und wurden nach hinten umgeknickt, als sie rückwärts wegkroch und dann wieder aufstand.

„Bei den Göttern verdammt.“, stöhnte Sophia, „Ich habe verstanden. Deine Beute, deine Gesundheit.“

In zweihundert Schritt Entfernung fing ein Wald an. Ein Eichhörnchen sprang da vom Baum und huschte schnell über die Wiese, wobei es sich nichts aus Kiras Anwesenheit zu machen schien.

Sophia meldete sich wieder zu Wort. „Man kann eine Hybride aus dem Urwald holen, aber niemals den Urwald aus der Hybride.“

Hätte Sophia so empfindliche Ohren wie Kira, würde sie sofort zu sprechen aufhören und horchen. Aus dem Wald kam Getrappel und Gestampfe. Und wenige Augenblicke später verließen schon die ersten Tiere den Wald. Jede Menge flinke Nagetiere, Füchse, Waschbären rannten über die Wiese, ohne Kiras Anwesenheit zu beachten. Manche leckere Happen liefen knapp an ihren Füßen vorbei.

„Was zum Har... Au!“, rief Sophia, als ein Iltis gegen ihre unsichtbaren Schienbeine prallte. Der Iltis sprang zurück und rannte weiter mit den anderen Tieren in genau die selbe Richtung. Der Strom an kleinen Tieren versiegte nicht und jetzt rannte sogar eine Wildsau mit einen Ferkeln aus dem Wald und es folgte ein Hirsch. Kaum hatte der große Waldbewohner die Bäume hinter sich gelassen, beschleunigte er rasant den anderen Tieren hinterher.

Die Wildtiere rochen nach Panik und es war ihnen egal, ob Kira ein paar von ihnen erwischte, solange nur die meisten flüchten konnten.
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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Samstag 8. Oktober 2016, 17:51

Kiras Ohren richteten sich plötzlich auf. Etwas kam aus dem nahe gelegenen Wald angerannt… Schnell wandte sich ihr Blick in Richtung Wald.

„Sophia…“, wisperte die Hybridin, die mehr mitbekam als die Unsichtbare. Die Geräusche klangen nach vielen rennenden Tieren…
„Da kommt… etwas…“, für Kira war der Vogel und die Jagd vergessen.

Der Geruch nach Angst und Panik eilte den Tieren voraus. Menschen konnten diesen nicht so wahrnehmen, wie Kira es konnte. Der Geruch nach Angst, Schweiß und Panik war ansteckend. Wäre die Situation eine andere, wäre die Jaguarin aus Angst schon auf den nächsten Baum geklettert.

Erst nach einer Weile realisierte Kira, dass der Großteil, der fliehenden Tiere erheblich kleiner war als sie. Beute und weitere Häppchen.
Es gab nur zwei Tiere, die ihr unheimlich waren… Beide hatte sie bei ihren Streifzügen schon gesehen. Eine Wildsau und ein Hirsch…
Absolut gefährliche Tiere, denn die konnte man nicht so einfach jagen, wie die Häppchen.

Mäßig aus ihrer Erstarrung gerissen, denn die bewegte sich noch immer nicht von der Stelle, fing sie an sich zu wundern.
„Wovor flüchten die Tiere?“, fragte Kira Sophia, die als Mensch ja immer so viel wusste.

Das ein Iltis gegen die Unsichtbare geprallt war, bekam die Hybridin nur in Gedanken versunken mit und verfolgte diesen unbewusst mit den Augen, als er mit den anderen Tieren davon rannte.

„Vielleicht ein noch größerer Jäger als ich?“, überlegte sie laut und schaute in die Richtung aus der, zwischen dem Panikgeruch der Tiere, der seltsame Geruch von Sophia an ihre Jaguarnase gelangte.
Um sie herum strömten noch immer die Tiere des Waldes vorbei.

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Oktober 2016, 19:58

Der fliehende Hirsch wich Kira aus – was ihn auf Konfrontationskurs mit Sophia setzte. Die Unsichtbare schrie und wurde zu Boden geschleudert. Der Hirsch hielt inne, da er gegen etwas geprallt war, was er nicht sehen konnte, aber verwendete keinen weiteren Gedanken darauf und machte sich wieder auf den Weg.
Von der Schaustellerin war nur ein Stöhnen zu vernehmen.

Unterdessen rannte zwischen den Bäumen ein Mann mit Pfeil und Bogen hervor. Er schaute nach hinten und es kam ein weiterer hervor. Und schlagartig kamen auf der ganzen Breite des Waldstückes Männer und Frauen hervor. Sie alle trugen Bögen, wie Hilderich einen hatte, nur dass sie die Hände dafür benutzten. Ihre Kleider waren unterschiedlich, aber jeder hatte eine rote Armbinde mit einen dünnen Goldstreifen.
Es waren etwas mehr Menschen, als Kira Krallen an Händen und Füßen hatte. Sie keuchten und schwitzten und konnten kaum ihre Bögen gerade halten. Eine laute Stimme hallte aus dem Wald:

„Sperrfeuer! Wer als letztes noch Pfeile im Köcher hat, muss Latrinen graben. Wer seinen Bogen nicht voll spannt, hilft mit! Schießt! Schießt! Schießt, ihr Hunde!“

Die Worte peitschten die Leute an und die meisten zogen Pfeile aus ihren Köchern, spannten ihre Bögen und zielten und auf den Strom an Tieren, der aus dem Wald floh – darunter zufälligerweise auch Kira und Sophia.

Die Quelle der Stimme, ein glatzköpfiger Mann in einem schweren eisernen Anzug, kämpfte sich durchs Unterholz und schimpfte laut „Warum dauert das so lange?“ Die ersten feuerten vorschnell und verfehlten die Tiere.
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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Samstag 20. Januar 2018, 20:06

Die menschliche Seite von Kira erkannte die Gefahr zumindest in ihren Grundzügen. Die Menschen am Waldrand schossen Pfeile, diese kannte sie von Hilderich, auf die fliehenden Tiere. Zum Glück flogen die ersten Pfeile gänzlich woanders hin, aber da Sophia und sie mitten in der Masse dieser panischen Tiere standen, waren sie in Gefahr, wenn die nächsten Pfeile besser treffen würden. An dem Punkt in Kiras Gedankengang erstarrte ihre menschliche Seite vor Angst.

Doch der Jaguar in ihr reagierte stattdessen. Und dieser rannte. Hauptsache sie kam aus der Masse an panischen Tieren raus! Dabei vergaß Kira Sophia für den Moment komplett.
Erst als sie mit knapper Not den Rand der Tierhorde erreichte, wo nur noch vereinzelt Tiere entlangpreschten, dachte die Hybridin wieder an die Unsichtbare.

„Sophia?“, fragte Kira keuchend tief ins Gras gedrückt in der Hoffnung so von den Menschen am Waldrand nicht gesehen zu werden. Ihr Geruchssinn war momentan nicht hilfreich dabei die Unsichtbare zu finden. Überall ihr eigener Angstgeruch war so stark und überdeckte einzelne komplexe Gerüche, wie den von Sophia.

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Samstag 3. Februar 2018, 00:20

Die Menschen, die am Waldrand standen, waren verschwitzt und keuchten. Sie wirkten mehr wie Beute als wie Jäger. Keiner brachte einen so guten Schuss wie Hilderich zustande und schnell schossen sie auch nicht. Daher flogen die Pfeile eher zufällig.

Der Mann im eisernen Anzug schimpfte und fluchte. „Das nennt ihr Sperrfeuer? Ein Ork würde da lachend durchspazieren! Du! Das ist das falsche Ende vom Pfeil, verdammt!“

Aber selbst ein blind geschossener Pfeil konnte eine Unsichtbare treffen. Kira musste Sophia hier wegkriegen. Aber seit der Hirsch mit ihr zusammengestoßen war, kam kein Zeichen von ihr. Nichts zu sehen, nichts zu hören und die Tiere dünsteten ihre Panik aus, die alle anderen Gerüche überdeckte.
Viele Tiere waren verletzt, manche tot. Eine Wildsau hatte einen Pfeil im Nacken stecken und rannte verrückt im Kreis. Aber im großen und ganzen war der Strom versiegt und diejenigen, die noch da waren, beeilten sich, das Feld zu räumen.

Kein Zeichen von der Unsichtbaren bis jetzt. Doch auf einmal kreischte Sophia kurz auf. „Weg von mir! Weg von mir!“ und ein Eichhörnchen wurde ohne ersichtlichen Grund durch die Luft geschleudert. Der Glatzkopf im Eisenanzug schaute kurz dorthin, drehte sich aber wieder weg, um eine Frau auszuschimpfen, deren Frisur ihre Augen halb verdeckte.
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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Dienstag 6. Februar 2018, 20:50

Ein tiefes Grollen entschlich Kiras Kehle, zum Teil aus Erleichterung, dass es Sophia gut ging und zum anderen aus Frustration und anhaltendem Stress.

Nur kurz ließ die Hybridin die Zweibeiner am Waldrand aus den Augen um sich, noch immer an den Boden gedrückt, zu der vermeintlichen Position der Unsichtbaren zu schleichen. Das nun plattgetrampelte Gras bot nicht so viel Deckung wie Kira gerne gehabt hätte. Doch vielleicht reichte es um nicht von diesen Menschen, die in der Wildnis vermutlich verhungert wären, entdeckt zu…

Genau vor ihr rannte das Eichhörnchen, welches Sophia eben von sich abgeschüttelt hatte.

Eben hatte Kira noch vorgehabt Sophia und sich irgendwie aus der Situation herauszubringen, doch aus Frustration war in dem Moment Wut geworden.

Dumme Beute! Hab Angst vor MIR! Nicht vor diesen dummen Zweibeinern!“, entlud sich diese Wut in einem für eine Raubkatze, wie sie, würdigen Brüllen.
Zufrieden von der nun doch vor Angst weglaufenden Beute setzte sich Kira gedankenverloren auf. Zumindest für den Moment schien sie jegliche Gefahr um sie herum vergessen zu haben.
Gemächlich wippte ihre Schwanzspitze hin und her während sie dem fliehenden Häppchen hinterher schaute. Dabei machte sie unwillkürlich ein Geräusch, welches wie ein kurzes tiefes Schnurren klang.

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. Februar 2018, 11:45

Sophia hatte sich vom Zusammenprall noch nicht wirklich erholt. Sie realisierte die Pfeile noch nicht, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sich einer von den Pfeilen bemerkbar machen würde – auf schmerzhafte Art und Weise.

Dann brüllte Kira auf. Sie war laut genug, dass die Tiere nun auch vor ihr das Weite suchten. Aber sie hatte auch die Aufmerksamkeit von anderen geweckt. Die Bogenschützen hielten inne. Erst ein paar, dann immer mehr und dann alle. Viele Augen starrten in ihre Richtung und der Mann im Eisenanzug hielt die Hand senkrecht zur Stirn und blickte ebenfalls zu ihr. Kiras Tarnung war aufgeflogen, aber für Sophia bestand wenigstens keine Gefahr mehr. Der Mann schritt nun in Kiras Richtung und zeigte mit den Finger auf sie.

„Wer bist du! Was hast du hier zu suchen?!“

Die Wildsau mit dem Pfeil im Rücken raste immer noch über die Wiese. Als die Sau dem Mann zu nahe kam, hatte er blitzschnell einen Morgenstern zu Hand, ließ die Kette schwingen und erlöste das Tier mit einen einzigen Schmetterschlag auf die Wirbelsäule.

„Antworte gefälligst!“

An der Stelle, wo Sophia gelegen war, bewegte sich das Gras. Vermutlich war sie noch benommen. Ein Pfeil, der im Boden steckte, sah aus, als würde jemand seinen Fuss dagegen tippen.
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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Dienstag 13. Februar 2018, 22:21

Als Kira ihren Fehler bemerkte und sie den fremden Mann auf sich zukommen sah, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Innerlich knurrte sie sich selbst an. Ihre Reaktion war, aus ihrer Sicht zumindest, eine furchtbar dumme menschliche gewesen. Wie hatte sie aus verletzter Eitelkeit die Situation so aus den Augen verlieren können!?

Zumindest schien Sophia noch zu leben. Die Hybridin konnte aus dem Augenwinkel eine Bewegung ausmachen, die vermutlich von etwas, beziehungsweise jemand, Unsichtbares verursacht worden war.
Nachdem sie erleichtert sein konnte, dass es Sophia zumindest irgendwie gut ging, widmete sie ihre volle Aufmerksamkeit dem näherkommenden männlichen Zweibeiner.

Noch bevor er die Wildsau ohne offensichtliche Anstrengung erledigte, erkannte die Jaguarhybridin, dass dieser Mann ein Jäger und eindeutig keine Beute war. Sein Gang und seine Körperhaltung strahlten eine spezielle Selbstsicherheit aus, welche Kira ihn als potentiell gefährlich einstufen ließ.
Wenn sie in der Wildnis einem anderem Jäger begegnen würde, würde sie sie auch einschätzen müssen wie gefährlich er war und ob sie einen Kampf wagen sollte. Hier schien sich das Risiko nicht unbedingt zu lohnen. Sie hatte nicht wirklich etwas zu gewinnen und das Metallding mit Spitzen mit welchem er das Wildschwein getötet hatte, schien ihr auch besonders gefährlich zu sein.

…Zweibeiner… Wie ein normaler Mensch verhalten..!, wiederholte sie wie ein Mantra während sie angestrengt überlegte was sie machen sollte. In ihrer Nervosität wechselte sie in ihrem Geist erneut verstärkt zwischen tierischeren und menschlicheren Gedanken.
Angelie meinte… auf beiden Hinterläufen stehen wäre beim Reden mit Fremden wäre freundlicher, überlegte sie sich und kämpfte sich kurz wackelnd auf ihre Hinterpfoten.

„Ehm… Ich bin Kira und wollte eigentlich nur ein bisschen jagen.“, antwortete Kira und versuchte in ihrer Stimme sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Wer sie sehr gut kannte könnte jedoch bemerken, dass sie ihren Kopf leicht gesenkt hielt wie um ihre Kehle zu schützen und, dass sie Rs noch stärker rollte als gewöhnlich.
„Aber ich glaube, die Beute hat mein Häppchen zertrampelt…“, fügte sie etwas bedauernd klingend hinzu und schaute wehleidig in die Richtung wo sie die Reste ihre Beute vermutete.

Nach ein paar Minuten konnte Kira sich trotz ihrer Nervosität und Angespanntheit jedoch nicht zurückhalten und stellte eine Frage, die sie schon seitdem die Zweibeinern am Waldrand mit ihren Pfeilen aufgetaucht waren beschäftigte: „Macht ihr das mit den Pfeilen überhaupt richtig?“
Dabei dachte sie daran wie Hilderich den Bogen so ganz anders hielt und anders schoss.

Kira beobachtete jede kleine Bewegung des Mannes und hielt sich bereits dazu im Notfall sich zu knurren, zubeißen, zukratzen und wegzulaufen, wenn er ihr mit dem stachligen Dings zu nahe kommen sollte.

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Montag 19. Februar 2018, 22:38

Kira musste alles aufwenden, was Angelie ihr an Zivilisation, Konversation und anderen Dingen eingetrichtert hatte, die mit -ion endeten.

„Kira also? Du kommst doch nicht von hier. Das da hinten sind alle jungen Leute von den umgebenden Bauernhöfen und du bist keiner von denen.“

Jetzt war er nur noch eine Armlänge von Kira entfernt und musterte sie von oben bis unten. Er wirkte weniger verärgert, seine Pupillen weiteten sich. Kiras feine Nase konnte einen kurzen Schweißausbruch registrieren. Er wollte ihre Schulter berühren, aber kurz vorher kommentierte die Hybridin die Bogenschützen und er drehte sich um.

„Ja, du hast recht. Die machen das nicht richtig, so oft ich es ihnen auch erkläre...“

Er drehte sich wieder zu Kira und wollte wieder ihre Schulter berühren. Dann aber ertönte Sophias Stimme, in dem Ton, wie sie das Publikum immer in Stimmung brachte.

„Sein Sie um ihre geistige Gesundheit unbesorgt, mein Herr, Sie bilden sich meine Stimme nicht ein! Ich bin Sophia, die Einmalige, die Unsichtbare. Wir beide sind von Karens weltbekannter Schaustellgruppe.“

Der Mann hielt die Hand am Morgenstern, solange er die Unsichtbare in seiner Umgebung wähnte.

„Ich bin Larofyet von Seinen Königlichen Streitkräften. Was will eure... Schaustellgruppe?“

„Seine Königlichen Streitkräfte unterhalten natürlich, was denn sonst? Aber wenn ich den Zustand dieser Gruppe sehe, dann sind wir nur ein ablenkendes Element und sollten weiterziehen, nicht wahr?“

Der Mann strich sich über die Stirn.

„Das sind nicht die Streitkräfte. Das ist nur eine Miliz, die ich ausbilden soll. Vielleicht könnte ein Abend Unterhaltung den Kampfeswillen wieder steigern. Bitte bleibt doch... Unser Lager ist eine halbe Meile in die Richtung.“

„Ich werde es unserem Boss Karen ausrichten. Wenn ihr uns also entschuldigen wollt... Kira komm mit.“

Kira konnte Sophia wieder klar und deutlich riechen. Sophia ging Richtung Schaustellerwagen weg und Larofyet ging wieder zu seinen Männern. Als sie außer Hörreichweite war, stöhnte Sophia auf. „Oh verdammt, dieser verdammte Hirsch, verdammt. Mir tut alles weh... Kira, komm her, bitte. Kann ich mich auf deine Schulter stützen? Bitte?“
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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Kira » Sonntag 4. März 2018, 17:08

Kira spannte sich sichtlich an, als der Mann näher kam. Nervös zuckte ihre Schwanzspitze hin und her. Auch wenn er nicht mehr verärgert wirkte, war er ihr zu nah. Am liebsten wäre sie weggesprungen, doch die Jaguarhybridin zwang sich ruhig stehen zu bleiben.

Als Sophia sich einmischte, sah man Kira ihre Erleichterung deutlich an. Nun konnte sie die Situation der Unsichtbaren überlassen. Trotzdem beobachtete sie während des Gespräches, aus dem sie sich heraus hielt, alles was der Mann tat genau. Noch immer fürchtete seinem stachliges Kugeldings.

Nicht verwunderlich war es daher, dass Kira Sophias Aufforderung ihr zu folgen ausnahmsweise freudig befolgte.

Als Sophia fragte, ob Kira sie stützen würde, erstarrte die Hybridin für den Bruchteil einer Sekunde.
Das würde Körperkontakt erfordern. Andererseits hatte die Unsichtbare Kira eben mehr oder weniger gerettet
Unwillkürlich kniff sie die Augen ein wenig zusammen und bleckte die Zähne. Doch dann atmete sie einmal tief ein und ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder ein wenig.

„Wenn du mir verrätst wovon dieser Larof-jet geredet hat?“, man sah ihr ihren großen Widerwillen noch immer deutlich an. „Zweibeiner können doch gar keine Milz sein… Und werden wir wirklich für den gefährlichen Zweibeiner eine Aufführung geben?“

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Re: Von Jersa nach Jorsa

Beitrag von Erzähler » Sonntag 11. März 2018, 16:49

Sophia legte ihren unsichtbaren Arm um Kiras Schulter. Kira merkte zum ersten Mal, dass Sophia von allen Frauen der Gruppe die rundlichste war. Nicht, dass man bei dem Essen und den Arbeitspensum, das der Boss ihnen gab, viel Speck ansetzen konnte. Dabei war Sophia eher durch ihre leisen Schritte aufgefallen. Natürlich heute nicht. Heute stützte sie sich auf ihre Begleiterin.

„Also eine Miliz. Wie krieg' ich das in dein Hirn? Stell dir vor, ein paar Beutetiere sind es leid, dass man Jagd auf sie macht. Und sie sagen sich: Wir sind viele und wir haben auch Zähne und Klauen. Wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir Jagd auf die Raubtiere machen.“

Sie stoppte, um kurz durchzuatmen.

„Auf diese schlaue Idee kommen aber nur Menschen. Leute, die keine Krieger sind, tun sich zusammen und werden eine Zeit lang Krieger, solange eine Gefahr sie dazu zwingt.“ Sie überlegte, wie sie weiter erklären sollte.

„Aber die Beutetiere haben immer noch Angst vor den Jägern. Deshalb braucht die Milz, äh ich meine Miliz, einen aus ihrer eigenen Reihe, vor dem sie im Unterbewusstsein noch mehr Angst haben als vor dem Jägern. Diese Rolle spielt dieser Laryofet. In gewisser Weise ist er ein Schauspieler wie wir, aber er weiß es vermutlich nicht.“

Sie erreichten die Wagen. „Erzähl' bitte Angelie von diesem Laryofet. Das ist wichtig.“ Sophia löste sich von Kira und ging mit vorsichtigen Schritten in Richtung Boss, um ihm von der neuen Gelegenheit für einen Auftritt zu erzählen. Angelie saß auf dem Kutschbock des Frauenwagens und putze Mos und Jos Panzer mit einer Bürste, solange die Fahrt nicht weiter ging. Jeder der Köpfe hatte ein Ende eines Salatblattes im Mund und zog daran.

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