Zwischen Jorsa und Jersa

Dies ist das südliche Königreich unter der Herrschaft des jungen und großzügigen König Richard dem Dritten. Armut findet man hier kaum, sondern meist Wohlstand und Zufriedenheit, einfach ein Reich zum Wohlfühlen.
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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Oktober 2008, 19:19

Die beiden Gefangenen hatte durchaus Margas Schmerzen und deren Ursache bemerkt. Doch zogen es beide vor zu schweigen. Man wusste ja nicht, worauf ihre verrückte Wächterin dann kommen würde. Einzig die Bemerkung über das Lachen ließ eben jenes noch mal erklingen. Die beiden Männer sahen sich an, prusteten erneut los und versuchten dann, soweit es eben in ihrer Lage ging, die Blicke nicht mehr zu kreuzen.
So lagen sie erstaunlich ruhig da. Bis Marga an sie heran trat. Da ergriff beide eine leichte Unruhe. Unwohlsein, Misstrauen und ein Hauch Furcht, aber auch Belustigung traten in ihre Gesichter, als sie Margas Bewegungen aufmerksam verfolgten. Der Söldner wagte zwar nicht, seinen Arm wegzuziehen, sein Adamsapfel machte jedoch erneut einen nervösen Satz. Verwundert und ängstlich tauschten die beiden Männer einen Blick. Wollte sie den Arm abschneiden? Um ihn zu essen oder als Ersatz für ihren verletzten? Panik erfasste den Söldner. Doch bevor er versuchen konnte, sich von seiner Last zu befreien, zischte ihn der Anführer wütend an, sich gefälligst zusammen zu reißen.

Kurz darauf trat Nell mit dem Elfenpärchen auf die Lichtung. Sie hatte den beiden auf dem kurzen Weg mit knappen Worten erzählt, was passiert war. Doch als sie Marga mit dem Messer und die beiden Räuber übereinander liegen sah, verstummte sie, blinzelte ein paar Mal verwundert –und kicherte dann leise los.
Der Elf ließ seinen Blick scharf über die drei Personen gleiten, wobei sein Blick kurz an jeder ersichtlichen Verletzung hängen blieb, dann wandte er sich mit einem breiten Grinsen und fröhlich funkelnden Augen an die sich biegende Nell. „Wo ist Belle?“ Nell deutete auf den Wagen, woraufhin der Elf in jenem verschwand.
Die Elfe blieb mit unbewegter Miene hinter Nell stehen. Kühl glitt ihr Blick über die beiden Gefangenen, dann zu Marga. Mit einem tiefen Seufzen rümpfte sie die Nase und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann sah sie entnervt gen Wohnwagen. Als wäre ihr der Aufenthalt bereits zu lang.

Aus dem Wohnwagen erklangen leise Stimmen. Die kindlich-weinerliche von Alex und die ruhige, fröhlich-sanfte des Elfen. Dann durchdrang Licht die Ritzen der Holzwände... Und kurz darauf konnte man das heitere Bellen der bis eben noch kranken Hündin und das begeisterte Lachen des kleinen Orks hören.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Samstag 11. Oktober 2008, 15:39

Endlich! Endlich kam Nell zurück. Und zwar mit Hilfe, bei ihr waren nämlich ein Mann und eine Frau. Marga fand deren Aussehen sehr seltsam und höchst ungewöhnlich. Beide hatten lange, spitze Ohren, so etwas hatte Marga in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen. Tatsächlich gab es in Jersa keine Elfen und es gab nur wenige dieser Rasse, die dort vorbeikamen. Die Menschen, welche den edlen Besuchern kein schlechtes Bild ihres Dorfes übermitteln wollten, sorgten dafür, dass sie niemals mit der Halborkin in Kontakt kamen.
Auch erzählte man ihr kein Wort über Elfen: Keiner hätte es rechtfertigen können oder wollen, warum man die einen Nichtmenschen verachtete, während man die anderen bewunderte. Folglich kannte Marga nicht einmal das Wort Elf, außer natürlich als Zahlwort.

<b>Warum lange Ohren? Mussten als Kind frech sein, dann haben Eltern ihnen Ohren lang gezogen, so lang, dass Ohren bleiben lang.</b>

Ihre Augen ruhten weiterhin auf den Neuankömmlingen. Sie bildeten einen starken Kontrast zueinander, obwohl beide von einen ziemlich hohen Wuchs waren und längliche Ohren hatten. Der Mann trug die Kleidung eines Jägers aus Wildleder und seine Haut war braungebrannt. Die Frau hingegen sah so aus, als wäre sie in einen Topf weißer Farbe gefallen - vollkommen bleich, eingekleidet in weißes Leinen und mit hellen Haaren. Marga fand, dass das gar nicht gesund aussah.
Nells und die Reaktion des Mannes waren seltsam. Da bückte sie sich über zwei verletzten Männern mit einem Küchenmesser keine Elle von deren Kehlen entfernt und Nell kicherte und der Mann grinste bei jeder Verletzung, die er erblickte. Entweder er war ein riesiger Sadist oder ... Nell hatte ihn angesteckt. Die Krankheit würde bestimmt bald zu einer Epedemie werden. Wenigstens gab es einige, die immun waren, wie zum Beispiel sie selbst und die fremde Frau.
Aber diese Frau war ihr nicht sehr sympathisch. Sie rümpfte einfach die Nase, als sie Marga erblickte. Sie kannte das, verbunden mit dem Seufzen und den verschränkten Armen gab sie der Halborkin zu verstehen, dass sie diese nicht mochte.

Die Eismagierin erhob sich und steckte das Messer einige Meter abseits der Banditen in den Erdboden, als der Mann in den Wohnwagen stieg. Sie strafte die Hellhäutige mit einem bösen Blick, der jedoch lächerlich wurde, als sie die Gesichtszüge wegen der Schmerzen verzog. Schließlich drang Licht auf einmal aus allen Ritzen und Öffnungen des Wohnwagens. Marga hatte schon Angst, bevor sie jedoch fröhliches Bellen und Kinderlachen hörte. Scheinbar ging es der Hündin wieder gut. Das musste wohl irgendetwas mit dem Licht und mit dem Fremden zu tun haben. Vermutlich Magie...

"Bleiche, passen auf böse Männer da auf.", befahl Marga unfreundlich und ohne auf deren Reaktion zu warten, trat sie in den Wohnwagen. Dort tollten die wieder gesunde Belle und Alex glücklich herum. Der spitzohrige Fremde hatte einen zufriedenen Gesichtausdruck aufgelegt, scheinbar mochte er es, anderen zu helfen. Die Halborkin zog ihren rechten Ärmel hoch und erklärte:

"Arm fühlen taub und Schulter tun weh, wenn du mir kannst helfen, dann tun!"

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Oktober 2008, 18:16

Nell hatte sich inzwischen wieder beruhigt und versuchte nun sich vorsichtig die Lachtränen aus dem dick zugeschwollenen Augen zu wischen. Was ihr ein leises Stöhnen entlockte. Eine kleine Grimasse ziehend setzte sie sich gegen einen Baum gelehnt hin. Achtete dabei jedoch genau darauf, Abstand zu den beiden Gefangenen zu halten. Glücklich lächelte sie auf, als sie das Bellen und Lachen hörte. Verzog aber gleich darauf erneut vor Schmerzen das Gesicht. Jede Form der Mimik schien ihr Schmerzen zu verursachen. Also versuchte sie mit möglichst unbewegter Miene ruhig abzuwarten. Dabei beobachtete sie die Elfe. Und nur jene.

Die Elfe ihrerseits verfolgte erst Nells, dann Margas Bewegungen aufmerksam und wie es schien entnervt. Sowohl Nells Albernheit, gefolgt von ihrem Unwohlsein und den Schmerzen, als auch Margas unfreundlicher Befehl entlockten ihr keine sichtbare Reaktion. Nur ihre Augen nahmen einen kühlen Ausdruck an. Welcher sich auf die Umgebung auszuwirken schien. Denn die Temperatur schien um sie herum zu sinken. Knapp nickte sie Marga bestätigend zu. Der Blick, den sie daraufhin den beiden Gefangenen zuwarf, versprach ihnen mehr als bloße Qualen, sollten sie auf die falschen Gedanken kommen –und ließ die Temperatur noch mehr sinken.

Sowohl der Anführer, als auch der Söldner hatten erst Nell betrachtet, wobei in den Augen des Söldners für einen kurzen Augenblick Schuld und Reue aufblitzten. Als jedoch Marga die Überwachung an die kühl wirkende Elfe abgab, schluckten beide schwer. Einen irrsinnigen Moment lang wünschten sie sich beinahe die verrückte Frau zurück. Denn der Blick der Elfe ließ sie beide schaudern. Ob das nur am Blick lag, war allerdings fraglich. Denn für den Moment des Blickkontaktes fiel die Temperatur um sie herum so stark, dass ihr Atem kleine Wölkchen bildete. Schnell wandten sie den Blick ab und hofften auf eine schnelle Rückkehr Margas.

Als Marga den Wohnwagen betrat, drehte sich der Elf ihr mit einem breiten Grinsen, aber freundlich, besorgtem Blick zu. Belle und Alex kümmerten sich gar nicht um sie. Schienen noch nicht einmal bemerkt zu haben, das jemand den Wohnwagen betreten hatte. Zu groß war die Freude der beiden, wieder gesund und vereint zu sein.
Bei Margas Worten trat der Elf sofort zu ihr und umfasste vorsichtig den verletzten Arm. „Eure Schulter ist ausgerenkt. Bevor ich sie vollständig heilen kann, muss ich sie erst wieder richten.“ Eindringlich sah er Marga an. „Das wird jetzt einen Moment lang noch mehr weh tun. Dann wird es aber besser.“ Aufmunternd lächelte er der Halborkin zu. Dann spannte er die Muskeln an. Ein hässliches Krachen war zu hören, als die Knochen wieder an ihren Platz sprangen. Schmerz durchschoss Marga in reinster Form und mit voller Wucht. Stützend hielt der Elf Margas Arm weiter. Legte jedoch die andere Hand auf die verletzte Schulter. Licht glühte auf und floss wärmend in die Schulter. Und dort, wo die Wärme ankam, nahm sie die Schmerzen, ebenso wie die verursachenden blauen Flecken. Langsam entspannten Nerven und Sehnen... Nach einer kleinen Weile verebbte das Licht. Mit einem zufriedenen Nicken richtete sich der Elf auf, strich sich mit einer Hand eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht, während die andere noch immer stützend Margas Arm umfasste. „Besser?“

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Sonntag 12. Oktober 2008, 20:32

Der Mann erklärte, er müsse ihre Schulter wieder richten. Der Wortlaut gefiel ihr nicht sonderlich und beunruhigt beobachtete Marga, wie er seine Arme anlegte, die Muskeln spannte und - Marga hätte beinahe vor Schmerzen geschrien! Aber nur beinahe. Als es geschah hätte sie gerne etwas gehabt, worauf sie beißen hätte können. Die Schmerzen waren doppelt so schlimm wie bei der letzten Schmerzattacke. Ihr kamen Zweifel, ob etwas, was so weh tat, überhaupt gut sein könnte. War das überhaupt ein richtiger Arzt? Zwar hatte er Belle geheilt, aber sonst... Doch er legte ihr die Hände auf und Licht strömte heraus und mündete in ihrer Schulter. Reines Licht, das pulsierte und floß wie Wasser. So etwas hatte sie noch nie gesehen, verrückt. Aber es tat gut, es nahm die Schmerzen besser als jeder heilende Balsam. Sie blickte zu ihrer Schulter, die vorher purpurrot angelaufen war und jetzt wieder das gesunde Grün zurückgewann.

Als er fertig war, bewegte sie die Finger, formte eine Faust, ließ den Arm einmal kreisen und stellte schließlich zufrieden fest, dass alles wieder funktionierte und dass sie wieder Gefühl im Arm hatte.
"Sein gut.", stellte sie fest und fügte dann noch ein "Danke" an, was bei Marga, die sich nicht besonders auf Höflichkeit verstand, einiges bedeutete. Ohne Zeit zu verlieren stieg sie wieder aus dem Wohnwagen, es könnte ja sein, daß man sie wieder draußen brauchte.

Als sie jedoch nach draußen kam, erstarrte sie. Es war kalt, sehr kalt, dabei war es doch noch Nachmittag und die Sonne stand am Himmel. Vielleicht nur eine natürliche Reaktion ihres Körpers, der sich kurzzeitig an die Wärme des magischen Lichts gewohnt hatte, doch es war noch mehr. Die kleinen Häärchen an ihrem rechten Arm, dessen Ärmel sie noch nicht runtergezogen hatte, stellten sich auf und Marga glaubte, kurzzeitig ihren Atem in einem kleinen Dampfwölkchen enden zu sehen. Ob auch andere diese ungewöhnliche Kälte wahrnahmen? Sie schaute zu der nächsten Person und es war die bleiche Fremde. Margas etwas langsames Gehirn schaffte es jedoch nicht, die Verbindung dazwischen zu erkennen. Stattdessen zog sie fröstelnd den Ärmel runter.

Sie zog ihr Messer aus dem Boden, um ihre Rolle als Wächterin wieder einzunehmen. Dabei legte sie besonderen Wert darauf, zu betonen, dass ihr Arm wieder einsatzfähig war. Sie lief zu den Banditen und je weiter sie von der Frau wegkam, desto wärmer wurde es wieder. Sie setzte sich neben die beiden und fragte mit milder Scherzhaftigkeit: "Mich vermisst?" Tatsächlich schienen die beiden froh zu sein, dass sie zurückgekommen war. Warum, das verstand sie nicht.
Sie blickte zu Nell, bisher hatte sie sich noch nicht die Zeit genommen, deren zugeschwollenes Auge anzuschauen. Es sah gar nicht gut aus, aber bestimmt konnte dieser Wunderlichtheiler ihr helfen.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Montag 13. Oktober 2008, 20:16

Der Elf beobachtete, wie Marga ihren gesundeten Arm ausprobierte. Zufrieden nickte er erneut. Bei Margas Dank neigte er mit ernstem Blick den Kopf. „Es war mir eine Ehre.“ Doch da verließ seine Patienten schon den Wagen. Grinsend folgte er ihr. Doch sein Grinsen verblasste, als er die Kälte außerhalb des Wagens spürte. Entnervt sah er zu seiner Begleiterin. Welche daraufhin nur schnippisch mit den Schultern zuckte und sich leicht abwandte. Umgehend ließ die Kälte nach. Wurde durch die natürlich, zwar auch kühlere, aber nicht in die Gelenke kriechende Temperatur ersetzt. Mit einem frustrierten Seufzen schüttelte der Elf den Kopf und lief dann langsam zu Nell.

Die Elfe jedoch erwiderte Margas Blick kühl. Zog fragend eine Augenbraue hoch und wandte sich dann endgültig ab. Anscheinend war sie der Meinung, dass keiner der Anwesenden ihrer Aufmerksamkeit wert war. Langsam lief sie zu einem Findling, welcher am Rande der Lichtung lag und ließ sich mit missmutiger Miene darauf nieder.

Die beiden Gefangenen hatten sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen können, als die Elfe sich endlich entfernte –und die eisige Kälte mitnahm. Sie verfluchten wohl stumm den Moment, wo sie sich zu einem Überfall auf diese Gruppe entschieden hatten. Und sahen manche Dinge plötzlich aus einem ganz anderen Winkel. Denn auf Margas scherzhafte Frage nickte sie beide entschieden. Schweigend folgten der Blick des Söldners dann dem Elfen. Während die eisblauen Augen des Anführers nachdenklich bei Marga verweilten.

Der Elf ließ sich vor der noch immer leicht bebenden Nell auf die Knie sinken. Stumm sahen die beiden sich in die Augen, als würden sie ein Gespräch führen, was nur sie hörten. Schließlich nickte Nell zögernd und schloss die Augen. Da legte der Elf seine Hände rechts und links an ihre Stirn. Wieder floss Licht... Und das Auge verlor seine Schwellung, ebenso wie seine unnatürliche Färbung. Aber auch das Beben ließ nach. Ruhe und die gewohnte Heiterkeit kehrten in Nell Züge zurück. Gerade als der Elf seine Hände sinken ließ, stürmten dann auch Alex und Belle aus dem Wohnwagen. Lachend und bellend stürmten sie auf Nell zu. Welche ihrerseits mit einem warmen Lächeln und offenen Armen die beiden empfing. Schmunzelnd brachte der Elf sich in Sicherheit. Ließ seinen Blick zu Söldner und Anführer schweifen.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Freitag 17. Oktober 2008, 21:00

Kurz nachdem Marga sich niedergelassen hatte, kam auch schon der gebräunte Mann heraus und auch er schien die Kälte zu spüren, sein Atem dampfte sogar kurz, und blickte genervt zu der Frau - sein Weib? seine Schwester? eine Bekannte? Diese hatte dafür nur ein Schulterzucken parat, bevor sie ein paar Schritte weg ging. Wäre Marga näher gewesen, so hätte sie vermutlich den Temperaturunterschied wahrnehmen können.
Die Langohrige ging noch weiter weg und setzte sich auf einen Stein. Ihre Mimik zeigte eine Mischung aus arroganter Desinteresse und Unwohlsein. Die beiden Banditen waren nicht mehr so beunruhigt, als sie sich entfernte. Auf Margas Frage nickten die beiden sogar, was die Halborkin zunächst überhaupt nicht erwartet hatte. Immerhin war sie maßgeblich an deren Lage verantwortlich. Hätte sie sich nicht mutig beim Überfall gestellt, hätte keine der anderen es gewagt, sich gegen jene zur Wehr zu setzen. Und sie hatte ihre Rolle als Aufpasserin alles andere als freundlich ausgeführt. Dennoch schienen die beiden sie nicht unbedingt zu hassen, zwar nicht zu mögen, aber dennoch als kleineres Übel anzusehen.

<b>Wie haben bleich Langohr ihnen Angst gemacht?</b>, fragte Marga sich.
Währendessen ging der Elf zu Nell und tat auch dort sein Werk, jetzt schon zum dritten Mal. Er schien unerschöpfliche Kräfte in sich zu wahren, als ob er eine kleine Sonne im Leib besaß. Wieder dieses Licht und die Schwellung verschwand und kurz darauf gab es kein Anzeichen für ihre Misshandlung.
Als letztes waren die beiden Halunken an der Reihe. Sie war sich nicht sicher, ob die beiden die Zeit für einen Fluchtversuch nutzen könnten. Aber wer würde eine Wunderheilung abweisen? Gefahr bestand erst nachher, wenn sie gesund und kräftig waren.

Ihr Blick richtete sich erneut auf die abseits stehende Frau, bevor sie die Augen schloss. Das half ihr manchmal beim Nachdenken. Es gab da einen Zusammenhang: Die Kälte, die bleiche Frau und die Angst der Banditen, der genervte Blick des Fremden beim Verlassen des Wagens. Als sie sich entfernt hatte, war die Temperatur wieder gestiegen. Diese Frau schien die Kälte mit sich zu führen wie einen überdimensionalen Mantel und... <b>Eismagie </b>...
Es fiel ihr wie Schuppen vor die Augen, wie konnte sie so blind gewesen sein? Das war eine Eismagierin, kein Zweifel. Und es war genau das, weswegen sie losgezogen war - um jemanden zu finden, der sie lehren konnte. Und das verankerte sich fest in Margas Kopf: Diese Frau würde ihre Lehrerin sein, ob es für beide unangenehm sein würde, war ohne Bedeutung, ob diese Frau andere Pläne hatte, als einer Anfängerin weiterzuhelfen, interessierte sie nicht.

Sie erhob sich und lief in die Richtung des Steines, auf der ihr Ziel saß. Alle anderen dieser Gruppe waren beschäftigt; Nell, Belle und Alex umarmten sich fest und freuten sich gemeinsam über die Schicksalsfügung; Der Elf heilte die Banditen. Keiner schenkte Marga Aufmerksamkeit

Sie ließ sich die Sache kein einziges Mal durch den Kopf gehen, denn der Beschluss stand fest in Stein gemeißelt. Mit großen, schnellen, selbstbewussten Schritten trat sie zur Eismagierin hin und sprach mit leiser - damit es die anderen nicht mitbekamen - Stimme, die aber dennoch stille Kraft in sich trug:

"Du Eismagierin. Werden mich unten richten."
Zuletzt geändert von Marga am Freitag 17. Oktober 2008, 21:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. Oktober 2008, 15:36

Nach einem deutlichen Zögern ging der Elf zu den beiden Gefangenen. Doch bevor er auch nur einen Ansatz zeigte sie zu heilen, sah er beide ernst an. Todernst. „Ihr werdet keine weiteren Probleme verursachen.“ Finster grinste er. „Oder ich halte Laiya das nächste Mal nicht zurück.“ Schwer schluckend und zu der noch immer verstimmt wirkenden Elfe schielend nickten die beiden. Erst dann schloss der Elf auch ihre Wunden. Dann richtete er sich auf und streckte sich. Heiter sah er sich im Lager um.

Nell hatte inzwischen ihre Begrüßung mit Alex und Belle beendet. Mit einem dankbaren Lächeln sah sie zum Elfen. „Was haltet ihr von einer Tasse Tee? Auch wenn das wohl nie Dank genug sein kann.“
Dankend neigte der Elf den Kopf, was die Elfe frustriert schnauben ließ. Anscheinend konnte sie es nicht erwarten weiterzuziehen. Belustigt sah der Elf zu ihr und grinste dann Nell an. „Das wäre reizend. Habt Dank.“
Schmunzeln nickte Nell und verschwand mit dem kleinen Ork und der Hündin, welche noch misstrauisch zu den nun geheilten Gefangenen schauten, im Wohnwagen. Kurz darauf hörte man fröhliches Lachen und Klappern.

Der Elf wollte gerade zu seiner Gefährtin gehen, als Marga auf jene zumarschierte. Verwundert verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete gespannt ab, was nun kommen würde. Machte dabei allerdings durchaus den Eindruck, jederzeit bereit zum Eingreifen zu sein.
Die Elfe stützte sich hinter dem Rücken auf die Arme und sah Marga kühl entgegen. Noch immer war es in ihrer Nähe deutlich kälter. An dem Fels bildete sich sogar die eine oder andere Frostblume. Bei Margas so entschieden vorgetragenen Worten zog sie eine ihrer feingeschwungenen Augenbrauen hoch, verzog missbilligend den Mund und rollte mit den Augen. Ein zutiefst entnervter Seufzer rollte über die vollen Lippen. „Warum sollte ich das tun?“ Arrogant sah sie auf die Halborkin herab. Musterte jene –und was sie sah, schien sie nur als minderwertig zu erachten.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Samstag 18. Oktober 2008, 17:39

Im Hintergrund hörte Marga, wie der Heiler den Überwältigten drohte, bevor er sie heilte. Indem er die Eismagierin mit einzog, würden die beiden keine Mäzchen wagen. Wenigstens kannte sie nun den Namen der Langohrigen: Laiya.
Sie blickte kurz zurück und Nell lud den Fremden, der nun alle Verletzungen geheilt hatte, die es zu heilen gab, zum Tee ein, was ihrer zukünftigen Lehrerin keines Wegs Freude bereitete. Auch wenn man ihr keine Eile ansehen konnte, schien sie dem Mann jede Verzögerung übel zu nehmen.
Was sie wohl mit ihm zu tun hatte? Es musste etwas wichtiges sein, denn sonst wäre diese arrogante Ziege einfach weitergezogen. Bei vollkommen unterschiedlichen Personen sagte man ja im Volksmund, dass sich Gegensätze anziehen, aber die beiden schienen sich einfach nur abzustoßen. Bei Gelegenheit könnte sie nachfragen, wie es geschehen war, dass die beiden zusammen reisten. Oder es würde sich von selbst ergeben, wie das mit dem Namen.

Arroganz war das beste Wörter in Margas äußerst schmalen Wortschatz, um der Reaktion der Eismagierin einen Namen zu geben. Marga verabscheute diese Einstellung, es war, als säße die Langohrige auf dem hohem Ross, anstatt auf diesem kleinen, alten Stein. Die Frau zeigte sich gelangweilt und genervt; In gewisser Weise war sie wie die immerfröhliche Nell, nur das vollkommene Gegenteil. Und dann hinterfragte sie Margas Forderung, was diese gar nicht gut fand.

<b>Argg, vergessen, dass gegen Leistung machen muss.</b>

Aber was könnte sie für die Frau tun, über die sie eigentlich nichts wusste? Ihr Gold geben? Ihr Haus putzen? Ihr einen Gefallen tun? Ihr die Spitze der Ohren so abschneiden, dass sie wieder normal aussah? Ihr Eismagiebuch geben? Sie hatte keine Ahnung. Und jetzt begriff sie, dass es vielleicht doch nicht so gut war, eine Lehrerin zu suchen, anstelle mit Büchern ihr Selbststudium vorranzutreiben. Bücher verlangten nichts und gaben jedem ihr Wissen weiter, egal welcher Rasse oder Geschlecht.
Außerdem: Wer wusste, ob diese Laiya ihr überhaupt etwas beibringen konnte? Sie hatte zwar einiges mehr an reiner Kälte zu bieten als Marga, aber sie schien unfähig zu sein, diese auch kontrolliert abzugeben, sondern ließ alles ohne Regulierung raus. Das war vermutlich auch der Grund, dass sie so bleiche Haut hatte: So etwas geschah, wenn man seinen persönlichen Winter mit sich trug.

Die Musterung und Laiyas unzufriedener Gesichtsausdruck waren ihr unangenehm. Was sagte der Körper schon darüber aus, wer man war? Außerdem war sie stolz auf ihren Körper, sie war stärker als jedes "reine" Menschenweib!
Ihr kam keine Idee, was sie anbieten könnte und sie war sich nicht zu schade, das zuzugeben:

"Nicht wissen, dich nicht kennen. Was dich überreden kann, damit mir beibringen, stärkeres Kaltmagie wirken?"

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Oktober 2008, 17:55

Die Elfe behielt Marga scharf im Auge. Verfolgte wie jene offensichtlich über eine Gegenleistung nachdachte. Noch immer umgab sie dabei diese kühle, arrogant wirkende Aura, blickten ihre Augen bar jeder Emotion. So schien es. Denn in den Tiefen der eisblauen Augen blitzte für einen winzigen Moment Belustigung, aber auch Respekt auf, als Marga sich unter ihrem Blick straffte. Demonstrierte, dass sie stolz auf sich war. Und als die Halborkin letztendlich sprach, hoben sich ihre Mundwinkel ein winziges Stück. „Wer sagt mir, dass du Eismagie beherrschst?“ Wieder dieser provozierende, abwertende Blick. „Oder das du meinen Lektionen folgen könntest?“ Desinteressiert besah sie sich ihre Finger. „Gesetzt den Fall, dass ich es in Erwägung ziehen würde, jemanden wie dich als Lehrling zu akzeptieren.“

Der Elf lachte lautlos und setzte sich neben den Gefangenen auf den Boden. Gespannt beobachteten die drei Männer Margas Reaktion. Nell, Alex und Belle taten es ihnen gleich, als sie mit einer großen Kanne Tee und fünf kleinen Schalen aus dem Wohnwagen kamen. Nach einem kurzen Zögern und einem weiteren mahnenden Blick wurden die beiden Gefangenen aus ihrer Zwangslage befreit und ein kleines Feuer entzündet, um die Kanne warm zu halten.
Der Anführer und der Söldner schienen nicht wenig erstaunt, als sie wie Freunde ans Feuer eingeladen wurden und eine Schale mit Tee angeboten kriegten. So kam es, dass Räuber, Elf, Schneiderin, der kleine Ork und die räudige Hündin friedlich um das Feuer herum saßen, Tee tranken und neugierig zu der Elfe und Marga schauten.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Sonntag 19. Oktober 2008, 21:04

Anstelle ihre Frage zu beantworten, wollte Laiya wissen, wer ihr sagte, dass sie Eismagie beherrsche. Aus Margas Sicht war das eine dumme Frage. "Mich sagten dir!", antwortete die Halborkin auf diese Frage, die man vom Wortlaut missverstehen konnte. Wer sonst sollte es ihr sagen? Sonst wusste ja niemand von ihrer Eismagie. Was sich jedoch änderte, denn die Konversation war laut genug, dass die anderen es hören konnte. Das nächste, was die Eismagierin voller Desinteresse von sich gab, war etwas schwer verständlich.
Die Halborkin musste kurz überlegen, um aus den komplizierten Worten etwas schlüssiges Ziehen zu können. Fast nur der zweite Satz bereitete ihr Probleme, bis sie schließlich verstand, dass es nichts anders als "wenn ich zusage" bedeutet.

Im Hintergrund schien die anderen eine kleine Teegesellschaft zu gründen. Sogar die Banditen wurden freigelassen, um mitzutrinken. Das hielt Marga für verrückt. Warum hatte sie vorher auf die beiden aufpassen müssen, wenn sie jetzt doch nicht mehr festgehalten würden? Irgendwann würde Nell diese Vertrauensseeligkeit teuer zu stehen bekommen. Aber solange die Langohrige in der Nähe war, schienen beide zahm wie Schoßtiere zu sein.

<b>Ende von mich Geheimnis, wissen auch andere.</b>

Marga blickte wieder vorwärts zu bleichen Frau, die immer noch auf ihre Antworten wartete. Leider konnte Marga sich nicht mehr sogenau an die vielen Fragen erinnern, geschweige denn jene beantworten. Aber sie vermutete, dass sie eine kleine Demonstration ihrer Eismagie tätigen musste, bevor jene ihr überhaupt glauben würde, dass sie es diese beherrschte.
Sie blickte sich um und suchte etwas, was sie einfrieren könnte, eine Flüssigkeit. Ihr Augenmerk fiel auf etwas, was sich gut eignete: Sie lief zum kleinenen Feuer und hob den Teekessel hoch und formte mit der Linken eine hohle Hand. Dann goss sie sich einen Schuss kochend heißen Tee hinein.
Glücklicherweise hatte Marga schon die Kälte aus ihrem Inneren (die unermessliche Ausmaße erreichte, sobald sie die arroganten Augen der Langohrigen auf sich spürte) in die Hand geführt, weswegen der Tee schlagartig abkühlte, was der Halborkin eine schmerzhafte Verbrühung ersparte.
Der Gedanke an ihre zukünftige Lehrerin schien ihre magische Kraft zu verstärken. In ihr erkannte sie alle arroganten, rassistischen Menschen, welche sie hasste. Der Hass war nicht hitzig und temperamentvoll wie bei den meisten Leuten, sondern kalt und ruhig. Sie konzentrierte sich darauf, die Kälte zu kontrollieren und an die richtige Stelle zu führen und der Tee in ihrer Hand wurde immer kühler, bis er schließlich nach einer Minute gefrohr. Marga zeigte ihr das Eis in ihrer Hand, in welchem kleine Kräuterstücke eingebettet waren.

"Hier, du sehen? Kann es."

Doch das Eis war unglaublich kalt und klebte an ihr Haut fest. Deswegen schüttete Marga noch einmal einen Schuss heißen Tee darüber, was dem Eis auch wieder den Rest gab. Sie gab den Kessel wieder zurück und wischte sich die naße Hand an ihrem Kleid ab.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Oktober 2008, 15:02

Bei Margas empörter Antwort verzogen sich die Lippen der Elfe zu einem beinahe höhnischen Lächeln. „Wer bist du, dass ich etwas auf dein Wort geben sollte?“ Langsam zog sie erneut eine Augenbraue hoch. Doch tanzten dieses Mal eisige Teufelchen in ihren Augen.

Die Gruppe am Feuer hielt bei der eindeutig provozierenden Frage die Luft an. Nur der Elf seufzte resigniert. Als Marga zu ihnen kam, folgten ihr alle Augenpaare neugierig. Waren sie doch alle gespannt, was die Halborkin nun vorhatte. Bereits als Marga nach dem Kessel griff, sprang Nell besorgt auf. Doch bevor sie jene stoppen konnte, hatte Marga sich bereits etwas von dem eigentlich kochendem Tee in die Hand gegossen –ohne eine Verbrennung zu erleiden. Verblüfft starrte nicht nur Nell auf die kleine Pfütze Tee. Mit einem lautlosen „Oh!“ setzte sich Nell langsam wieder hin.

Als der Tee gefror, waren die Reaktionen ziemlich unterschiedlich. Nell, Alex und Belle waren verwirrt. Der Elf wurde nachdenklich und sah von Marga zu der Elfe und zurück. Der Söldner schluckte schwer und starrte bange auf den Eistee. Der Anführer grinste Marga an, wobei in seinen eisblauen Augen Lachen und Anerkennung blitzten. Doch noch immer sprach keiner von ihnen. Dafür glitten nun alle Blicke zur Elfe.

Jene hatte den Kopf leicht geneigt und musterte Marga scharf. Langsam stand sie auf. Beinahe schleichend schritt sie auf die Halborkin zu. Bis sie nur einen Handbreit von ihr entfernt stehen blieb. Dieses Mal brachte sie keine Kälte mit sich. Auch ihre Augen blickten nicht frostig, eher interessiert. Wenn auch mäßig interessiert. „Sie an... Du kannst einen Klecks Tee einfrieren.“ Wieder verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Wie lange hast du dafür gebraucht? Jahre? Jahrzehnte?“ Sie gab ein abwertendes Schnauben von sich. „Was meinst du wie viel Jahre du brauchst bevor du auch nur ansatzweise dies kannst?“ Noch während sie sprach wandte sie sich dem Feuer zu und sowie sie geendet hatte, blies sie sacht in Richtung des Feuers und des Kessels. Umgehend verschwanden beide unter einer Eisschicht. Mit arrogant hochgezogener Augenbraue und fragendem Blick drehte sich die Elfe wieder Marga zu.

Die Gruppe ums Feuer hatte sich, sowie die Elfe näher kam, wohlweißlich etwas vom Feuer entfernt, als hätte sie geahnt, dass dies nur Böses bedeuten kann. Schweigend und leicht schaudernd sahen sie auf das vereiste Feuer und dann auf ihre dampfenden Teeschalen. Nur der Elf schüttelte mit dem Kopf und rieb sich mit einem resignierten Seufzen mit beiden Händen über das Gesicht.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Montag 20. Oktober 2008, 19:38

Erneut kam eine so seltsame Frage, nämlich wer sie sei, aber langsam kam Marga dahinter, dass es solche Fragen waren, die manche Menschen stellten, ohne wirklich eine Antwort darauf zu erwarten, so etwas wie "Warum muss es gerade heute regnen?" oder "Wer ist schon perfekt?". Die Leute wollten gar keine Antworten darauf, warum fragten sie dann überhaupt?

Das Problem wurde sichtbar, denn eine Lügnerin würde behaupten, die Wahrheit zu sagen, und genau darauf spielte sie also an. Warum sollte sie lügen? Hätte es sich nicht in der ersten Unterrichtsstunde herausgestellt?
Dennoch war Margas Vermutung richtig: Eine kleine Demonstration würde ihre Worte untermauern. Als sie fertig war beobachtete sie die Reaktionen:
Der Elf schaute zwischen ihr und seiner Begleiterin hin und her, ihn schien das Gespräch mehr zu interessieren, während ihn die Eismagie vollkommen kalt ließ.
Das Trio, das sie am langsten kannte, war einfach nur durcheinander von diesem Schauspiel, der Söldner sah nervös aus, vermutlich kam ihm gerade der Gedanke vor, dass Marga das vielleicht auch im Kampf hätte einsetzen können. Der Anführer hingegen schien das genaue Gegenteil zu sein: Entweder er war im positiven Sinne beeindruckt oder er freute sich nur, dass sie die arrogante Eismagierin leicht zurecht wieß.
Und was war mit dieser? Da war sie sich nicht so sicher, ihre Gesichtszüge blieben starr und kalt, aber Marga glaube kurz Erstaunen zu entdecken, vielleicht auch leichten Abscheu, dass eine Halborkin diese edle Magie beherrschte, wenn auch nur rudimentär. Aber wenn da tatsächlich eine Veränderung in der Mimik gewesen war, dann nur einen Bruchteil einer Sekunde...

Dann erhob sich die Frau und lief zur Feuerstelle heran, genauer gesagt zu Marga, und hielt erst an, als sie schon ihren kalten Atem spürte. Das war aber das einzige kalte an ihr. Scheinbar konnte sie ihre Kräfte diesmal zurückhalten. Die Worte, die folgten, waren alles andere als angenehm. Aber was hatte sie erwartet, dass sie sofort gelobt und aufgenommen wurde? Eigentlich schon...

Schließlich demonstrierte auch die Bleiche ihre magischen Fertigkeiten, welche Margas Kiefer ungläubig nach unten klappen ließ. Dabei konnte man jener kein bisschen Anstrengung ansehen, für sie schien es ein Kinderspiel zu sein. So etwas wollte die Halborkin auch irgendwann mal zustande bringen können.
Aber ihr kamen die spöttischen Fragen zurück in den Kopf. Zähne knirschend antwortete sie: "Mich brauchten drei Jahr." Das Buch hatte sie zwar vor sechs Jahren gefunden, aber richtig angefangen hatte sie erst vor drei Jahren.
Aber waren die Anzahl der Jahre überhaupt wichtig? Sie musste mehr als die Hälfte des Tages über im Haus arbeiten und schaffte es gerade nur auf zwei, drei Übungsstunden am Tag.
Die Frau sah jung aus und deswegen vermutet Marga, die ja nicht wusste, dass Elfen immer jungendlichen Antlitzes waren, dass sie in ihrem Alter war und gerade einmal einen Hundertstel derer Fertigkeiten besaß, vermutlich noch viel weniger. Aber dennoch ließ sich Marga ihren Stolz nicht nehmen und antwortete, ohne aus der Fassung zu geraten und mit kühlen Gemüt:

"Mich brauchen vermutlich lang Zeit. ABER: Wer langsam, der kann durch lang Arbeit ausgleichen und mich nicht faul, haben ganzes Leben lang gearbeitet! Außerdem, wenn wären perfekt, kein Lehrer brauchen würden."

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. Oktober 2008, 22:10

Entgegen Margas Annahme, schien die Eismagierin auf die Frage, wer Marga denn sei, eine Antwort erwartet zu haben. Denn als die Halborkin jene nicht gab, verschloss sich ihr Gesicht, traten Ungeduld und Zorn in ihren kalten Blick. Ihre Hände schlossen sich kurz so fest um ihre Oberarme, dass die Knöchel weiß hervortraten. Dann stand sie ruhig und absolut desinteressiert da.

Selbst Margas Reaktion auf ihre kleine Demonstration ihres Könnens entlockte ihr keinerlei Reaktion. Ihr Eingeständnis, dass sie für das Einfrieren von Tee bereits drei Jahre gebraucht hatte, ließ allerdings kurz ihren Blick gen Himmel gleiten, als würde sie eine Gottheit um Geduld bitten. Letztendlich brach sie dann doch nach Margas kleinem, wenn auch kühl vorgetragenen Ausbruch ihr eisiges Schweigen.
Die Elfe trat dicht an Marga heran, wobei eine kalte, nach Minze duftende Brise sie begleitete. Sie beugte sich vor, bis ihre Nasen sich beinahe berührten und zog arrogant eine Augenbraue hoch. „Wer so weit von der Perfektion entfernt ist wie du, muss auch arbeiten.“ Erneut glitt ihr Blick abwertend an Marga entlang. „Ich weiß wirklich nicht, warum jemand in Betracht ziehen sollte, dich in der Eismagie zu unterrichten. Ab einem gewissen Grad kann Fleiß auch nicht mehr helfen.“ Herausfordernd, beinahe lauernd sah sie fest in Margas Augen.

Der Elf stöhnte laut auf und ließ den Kopf vor seinen verschränkten Beinen auf den Boden sinken. Dumpf ließ er seine Stirn ein paar Mal auf das Gras treffen. Dann richtete er sich abrupt auf und warf die Arme in die Luft. Leise vor sich hingrummelnd stand er langsam wie ein alter Mann aus. Und auch sein Gesicht sah in diesem Moment müde aus.

Doch noch bevor der Elf stand, war Alex aufgesprungen, ebenso wie Belle. Laut und mit deutlicher Empörung schallte seine Kinderstimme über die Lichtung. „Was glauben du, wer du sein? Marga sein sehr gute Schülerin! Sie lernen sehr schnell! Lernen bestimmt schneller Eismagie als du lernen gute Manieren und Höflichkeit!!! Du sein Schande für alle Elfen!“ Wütend blitzte er die Eismagierin an, die kleinen Fäuste neben seiner Hüfte hängend, am ganzen Körper bebend. Belle fletschte zustimmend knurrend die Zähne.

Nell, der Anführer und der Söldner sahen erstaunt blinzelnd von einem zum anderen, schwiegen jedoch weiterhin. Ebenso sprachlos, aber deutlich amüsiert sah der Elf auf den kleinen Ork hinab, dann abwartend und doch warnend zu der Elfe. Jene wandte sich bebend um, senkte ihren Blick langsam auf Alex und Belle...

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Freitag 24. Oktober 2008, 19:29

Marga war es unangenehm, dass sich diese Frau ihr so näherte. Schon vorhin gefiel es ihr nicht und jetzt war sie ihr noch näher. Was wollte sie damit bezwecken? Beinahe berührten sich ihre Nasenspitzen und Marga war in der Zwickmühle: Einerseits wollte sie keine Schwäche zeigen, indem sie zurückwich, aber andererseits befürchtete sie, dass bei einer Berührung die Kälte der Bleichen in sie überging und Marga in einen leicht grünlichen Eiswürfel verwandelte. Außerdem war der kalte Minzgeruch stechend in ihrer Nase. Trotzdem starrte sie zurück, als ging es hierbei um einen Wettstreit. Vielleicht war das nur ein Test, wie sie reagierte. Sie fühlte sich schon die ganze Zeit wie bei einer Prüfung, bei der jede einzelne Antwort und Reaktion genaustens bewertet wurde.

Sie hörte sich alles an und versuchte, dabei ruhig zu bleiben. Kurz ballte sie ihre Hände, schnaufte einmal, bevor sie sich überlegte, was sie darauf entgegnen sollte. Ihr fiel nichts ein, sie könnte sich zwar über die Art der Darstellung beschweren, aber was würde das bringen? Die Eismagierin war so stur wie die Halborkin selbst und würde sich nicht überzeugen lassen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auch Laiya entschlossen in die Augen zurückzublicken.
Das eisige Schweigen wurde aber durchbrochen. Von hinten hörte sie das Murmeln des Heilers, welches sie an Orlo erinnerte, wenn er in seinen älteren Jahren aus dem Bett steigen musste. Doch bevor er sich konkret einmischen konnte, kam etwas von vollkommen unerwarteter Seite: Der Orkjunge Alex rief seine Einwände heraus.
Eigentlich fand sie, dass Alex dabei vollkommen recht hatte, tatsächlich war sie unhöflich und besaß keine Manieren. Das mit dem Lernen machte sie nachdenklich. Der Lehrer in Jersas Schule hatte ihr kein bisschen beibringen können und ein kleiner Junge schaffte das, was dieser nicht vermochte. Es lag also nicht am Lehrling, sondern am Lehrer, was jener lernte. Und konnte sie bei einer Frau, mit der sie eine beidseitige Antipathie hegte, viel lernen? Aber was blieb ihr für eine Alternative?

Sie drückte Alex sanft zurück: Wer wusste, ob diese Frau ihn für diese Worte eineisen könnte? Außerdem wollte sie nicht, dass herauskam, dass ein Zehnjähriger ihr Nachhilfe in Mathematik gegeben hatte.

"Das Gesprech sein schon genug lang."

, sprach sie zur Langohrigen. Diesmal trat Marga ganz nah an diese heran. Wieder berührten sich ihre Nasenspitzen fast, aber diesmal war es die Halborkin, die sich vorbeugte und die dominante Stellung einnahm. Sie setzte ihr grimmigstes Gesicht auf, bevor sie weiter sprach:

"Dich schon vorher selbe Frage gestellt, aber nichts Antwort: Wie können dich bringen, mich unten richten? Wenn wissen was, dann sagen und ich schauen, ob tun kann, wenn nicht, dann sagen. Mich es leid, nur zu reden und reden und reden. Wollen Entscheidung."

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. Oktober 2008, 21:32

Als die Eismagierin sich vollends dem vor Wut zitternden Alex zugewandt hatte, verharrte sie mit geschlossenen Augen. Eben noch hatte sie sich an dem Unbehagen, dem Zorn und der wilden Entschlossenheit dieser eigenartigen Frau erfreut, jetzt musste sie sich mit einem wütenden Kind auseinander setzen. Da half es auch nicht, dass die Belustigung ihr nur so entgegenschlug. Sie sah vor ihrem inneren Auge förmlich, wie ihre Begleiter sich vor Lachen bog, dabei die Hand fest vor den Mund presste, um sein verdammt unpassendes Gelächter abzudämpfen.

In der Tat bebte die große Gestalt des Elfen. Hatte er einen Arm um seine Mitte geschlungen und eine Hand auf seinen Mund gelegt. Sein Blick ruhte auf dem Boden vor ihm. Und doch ließen die zuckenden Schultern und das atemlose Glucksen keinen Zweifel zu. Er lachte.
Nell, welche zuerst tief besorgt zu Alex und dann nachdenklich zum Elfen geschaut hatte, senkte ebenso den Blick. Ihre Lippen wurden eine schmale Linie, als auch ihre Schultern zu zucken begannen. Anführer und Söldner sahen von Nell zum Elfen, dann einander an. Stumm zuckten sie mit den Schultern. Waren sich offensichtlich einig darüber, dass in diesem Lager der Wahnsinn umging. Und sie sich jenem nicht beugen konnten. Breit grinsend drehten sie ihre Köpfe der Gruppe um Marga zu.

Alex schniefte leise, als Marga ihm die Schultern drückte. Langsam erwachte er aus seiner zornigen Starre und sah blinzelnd zu Marga auf. Eine stumme Entschuldigung lag in seinem Blick, aber auch Stolz auf sich und seine Schülerin. Trotzig reckte er der Elfe das Kinn entgegen. Schweigend standen Belle und er wie zutiefst entschlossene Wächter neben Marga.

Erst als die Elfe den Atem der Halborkin auf ihrem Gesicht spürte, öffnete sie die Augen. Ruhig, abwartend und emotionslos sah sie jene an. Schweigend ruhte ihr Blick auf dem Gesicht vor ihr. Lange hielt dieses Schweigen an. Bis sich schließlich ihre Mundwinkel hoben. Ein Lachen trat in ihre Augen, als sie Alex und Belle ansah. Und als sie sprach, klang ihre Stimme erstaunlich melodiös und sanft. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, wenn meine Manieren nicht dem eurigen Standard entsprechen.“ Sie neigte entschuldigend den Kopf. „Ich werde versuchen, diesem Makel entgegenzuwirken.“ Dann wandte sie sich Marga zu. Obwohl noch immer Widerwillen in ihrem Blick lag, so war er doch deutlich freundlicher wie zuvor. Sie seufzte leise. „Wie es scheint, habe ich keine andere Wahl.“ Wieder zuckten ihre Mundwinkel, als ihr Blick mahnend zum Elfen glitt. „Vorerst würde mir der Name meiner neuen Schülerin ausreichen –und das Versprechen mein Wort nie anzuzweifeln.“ Kühl sah sie Marga an und streckte ihr dann die feingliedrige Hand entgegen.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Samstag 25. Oktober 2008, 23:00

Wer konnte Alex und Belle böse sein? Sie unterstützten Marga und gaben ihr in moralischer Hinsicht Rückendeckung. Vielleicht hätte sie ohne deren Anwesenheit es gar nicht auf die Reihe gebracht, eine Entscheidung einzufordern? Auf jeden Fall machten sie Marga Mut, auch in der Schweigepause der Elfe an Ort und Stelle stehen zu bleiben.
Im Hintergrund hörte sie seltsame Geräusche, die eindeutig vom langohrigen Heiler stammten. Es würde beinahe seltsam klingen, wenn es nicht offensichtlich - ja, selbst Marga konnte das ohne hinzublicken folgern - wäre, dass es sich dabei um ein unterdrücktes Lachen handelte. Ihn schien das ganze hier sehr zu belustigen. Sie konnte bei der Sache aber keinen Witz entdecken. Langsam fing es an, wie ein Schauspiel zu wirken. Die Realität hatte angehalten, man trank mit Banditen, die einen vorher berauben und vergewaltigen wollten, Tee und belustigte sich an den Protagonisten, der sturen Halborkin und der bleichen Eismagierin, sowie die den im zweiten Akt hinzugekommenen Nebenfiguren, dem Orkjungen und seinen Hund. Sie bräuchten nur noch eine Bühne und schon könnten sie ein Goldstück Eintritt von jedem Zuschauer verlangen; Wäre der Tee nicht eingefroren, könnte man ihn auch noch dazu anbieten.

Nachdem sie sich von diese absurden Vorstellung verabschiedet hatte, kam die Antwort der Eismagierin und zwar nicht zu früh. Marga hatte eigentlich erwartet, dass ihre Gesuche insbesondere nach den vorrangegangenen, harschen Worten, abgelehnt wurden. Was aber jetzt kam, war noch viel erstaunlicher als das, was sie mit dem Feuer angestellt hatte: Ihre harte, kalte Stimme wurde ein kleines bisschen freundlicher und in ihren Augen erkannte man so etwas wie Gefühle. Zuerst entschuldigte sie sich für ihr Benehmen und senkte sogar den Kopf als Zeichen der Entschuldigung.
Dann richtete sie ihre Worte an Marga und der Inhalt war erfreulich: Auch wenn sie dabei nicht unbedingt überzeugt klang, so stimmte sie letztendlich zu.

<b>HA! Haben wissen, sie mein Lehrerin. Beharrlichkeit lohnen mich.</b>

"Mich Marga.", entgegnete die Halborkin auf die erste Bedingung, die zweite brachte sie etwas ins Grübeln: Vermutlich wollte sie damit vermeiden, dass Marga bei ihren Übungen so störrisch war wie gerade eben. Andererseits war es beunruhigend, niemals zweifeln zu dürfen. Vielleicht bedeutete das für sie, irgendwann einmal etwas tun zu müssen, was ihr nicht zusagte. Aber nein: Es ging um Worte, nicht um Taten, so wie sie verstand, also war es kein Problem. "Versprechen."
Zuletzt wurde ihr die Hand gereicht. Zögerlich ergriff Marga diese. Der Händedruck war kühl, aber nicht eiskalt. Sie drückte nicht stark zu, diese dünnen, langen Finger sahen gebrechlich aus.
Gewissermaßen als Entschuldigung, dass auch sie in den letzten paar Minuten nicht unbedingt die höflichste Person gewesen war, fügte sie noch etwas hinzu, um ihren Respeckt kund zu tun: "Danke, Meisterin."

Die frischgebackene Schülerin trat ein paar Schritte zurück und schaute sich kurz im Lager um. Nachdem das Thema mit der Ausbildung nun abgeschlossenen war, musste die ganze Geschichte irgendwie weiter gehen. Vermutlich würden sie jetzt nach Jorsa weiterreisen und die Banditen ins Gefängniss bringen. Vielleicht würden sich jetzt ihre Wege trennen, denn Marga musste von nun an ihrer Lehrerin folgen, wo auch immer diese hinreiste. Aber deren Ziel kannte sie leider nicht.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. Oktober 2008, 16:04

Mit ruhigem Gesicht nickte die Elfe zufrieden, als Marga nicht nur ihren Namen Preis gab, sondern auch versprach, ihr Wort nie anzuzweifeln. Offensichtlich schien das für sie ein wichtiger Punkt zu sein, denn als sie Marga nun ansah, war ihr Blick beinahe freundlich. „Es wird mir eine Ehre sein, dich in der Kunst der Eismagie zu unterrichten. Mein Name ist Laiya.“ Fest schlossen sich ihre Finger angenehm kühl um Margas, als sie deren Hand erstaunlich kräftig schüttelte. Bei Margas Dank blinzelte die Elfe etwas verwirrt, nickte dann aber wohlwollend.

Mit einem breiten Grinsen eilte der Elf herbei und umschloss Margas Hand warm mit seinen, um sie dann ebenso kräftig zu schütteln. „Und mein Name ist Belenus.“ Vergnügt zwinkerte er der Halborkin zu. „Willkommen in unserer kleinen Gemeinschaft.“ Er richtete sich auf und legte einen Arm um die Hüfte der Elfe, drückte sie sanft und lächelte jene liebevoll an. Was die Elfe zart erröten ließ und eine eher mürrische Miene auf ihr Gesicht zauberte.

Alex verschränkte die Arme vor der kleinen Brust und sah, nachdenklich auf seiner Unterlippe kauend, zu Marga auf. Belle saß mit hängenden Ohren dicht neben ihm. Nell trat hinter die beiden und schloss den kleinen Ork fest in ihre Arme. Beide hatten leicht feuchte Augen. Nach einem Augenblick richtete Nell sich wieder auf, wobei sie Alex auf den Arm nahm. Fest schlang der Kleine Arme und Beine um sie, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Lächelnd sah Nell zu den Elfen und Marga. Doch erreichte das Lächeln ihre Augen nicht. In ihnen lag ein Hauch Melancholie. „Es wird bald dunkel werden. Lasst uns diese Nacht gemeinsam verbringen, bevor sich unsere Wege trennen. Was meint ihr?“

Das Elfenpärchen nickte dankend. Ebenso wie Anführer und Söldner, welche sich zwar erhoben hatten, aber mit leicht unsicherer Haltung, die so gar nicht zu ihren großen, massigen Gestalten passen wollte, neben dem noch immer vereisten Feuer stehen geblieben. Während der Söldner nachdenklich zu Nell und Alex sah, ruhte der Blick des Anführers bedauernd, aber auch neugierig auf Marga.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Sonntag 26. Oktober 2008, 17:56

Margas Zugeständnisse schienen zu wirken, im Blicke der Eismagierin konnte man so etwas wie Freundlichkeit, vielleicht ein kühleres Ersatzprodukt - Respekt? - erkennen. Was Marga besonders befriedigte war schließlich, dass Laiya es sogar eine Ehre nannte, sie zu unterrichten, obwohl sie vorher eine ganz andere Sicht zu der Sache hatte. "Ehre sein auch mein Seite."

Der Mann, der sich als Belenus vorstellte, reichte ihr die Hand und bei ihm hatte Marga weniger Scheu, herzhaft zuzupacken. "Danke.", erwiderte sie, als er wohl auch seine Zustimmung gab, dass Marga mitreisen konnte. Schließlich legte Belenus seinen Arm um Laiyas Hüfte. Der Halborkin wurde klar, dass die beiden ein Paar waren, wenn auch ihrer Lehrerin es unangenehm war, es in der Öffentlichkeit zu zeigen. Bis auf die langen Ohren hatten sie nichts gemeinsam. Sogar beim Händeschütteln hatte sie es merken können, bei ihr kalt, bei ihm warm. Er war dunkler, ihre Hautfarbe bleich. Er konntes warmes Licht herbeizaubern, mit dem er heilte, sie kaltes, zerstörerisches Eis. Es wurde ersichtlich, dass die beiden sich wie zwei Puzzelstücke ergänzten.

Sie drehte sich zu Nell, Alex und Belle um und die drei schienen bedrückt zu sein. Es dauerte eine Weile, bis Marga langsam bewusst wurde, dass sie wegen ihr traurig sein könnten. Auch ihr waren sie ans Herz gewachsen. Immerhin waren es die ersten drei Lebewesen, die sie wie ihresgleichen behandelt hatte und das wog bei der sonst so gefühlskalten Marga schwer. "Wenn in Jorsastadt, dann besuchen euch und machen Nells Mutter wütend."
Als ihr Blick auf die Hündin fiel, erinnerte sie sich an ihr Versprechen, als jene auf halben Weg zum Tode war. Sie lief in den Wagen, ging zu ihrer Tasche und holte zwei dicke Scheiben Schinken daraus. Nachdem sie den Wagen wieder verlassen hatte, bückte sie sich zu Belle hin und meinte: "Passen gut auf beide auf, wie heute. Warst tapfer.", bevor sie letztendlich den Schinken hergab.

Marga schaute auf einmal zu den beiden Banditen. Ihr war es nicht geheuer, wenn Nell und Alex die beiden allein sicher nach Jorsa bringen mussten. Vor Laiya und ihr selbst mochten sie Angst haben, vermutlich aber nicht vor Nell. Sie brauchten nicht einmal Gewalt anzuwenden, sie brauchten einfach nur zu behaupten, sie wären bekehrt und Nell würde vielleicht sogar leichtgläubig genug sein, das zu glauben. Es könnte aber auch sein, dass sie es tatsächlich waren. Dass sie jetzt die ganze Sache aus der Perspektive ihrer Opfer sahen, nachdem sie so lange Zeit mit ihnen verbracht hatten.
Marga bezweifelte, selbst in der Lage zu sein, ein richtiges Urteil zu fällen...
Gegen den Vorschlag, noch die Nacht zusammen zu verbringen, hatte sie nichts einzuwenden.

<b>Mich sein Gefühl, irgendwas vergessen, wichtig.</b>

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. Oktober 2008, 20:29

Bei Margas Worten nickte Nell mit leicht feuchten Augen. Doch weder Alex noch Bell sahen zur Halborkin. Denn im Endeffekt war ihnen klar, dass die Chancen schlecht standen, sich noch einmal zu begegnen. Zu selten weilten die Drei lange an einem Ort. Und auch Nells Mutter wechselte ihren Wohnort in schöner Unregelmäßigkeit.

Als Marga jedoch den Schinken vor Belle legte, glitt der Blick der Hündin doch zu ihr. Eine ganze Weile saß sie nur da und blickte zu ihrer Gönnerin auf. Dann lief sie zu jener, stellte sich auf die Hinterläufe, wobei sie die Vorderpfoten gegen Margas Brust legte und schleckte jener zweimal über die Wange. Dann erst legte sie sich hin, um in aller Ruhe und mit hörbarer Freude den Schinken erstaunlich langsam zu verzehren.

Währenddessen hatten sich die Elfen, die beiden Räuber und Nell mit ihrer kleinen Last wieder ans Feuer gesetzt, welches Dank der Hilfe von Laiya und Nells Feuersteinen wieder fröhlich wärmend flackerte. Was auch gut war, denn es zogen Nebel auf, welche die Luft nicht nur abkühlten, sondern auch einen feuchten Saum auf allem hinterließen. Da die Dämmerung einsetzte, wärmte auch keine Sonne mehr. Ein leicht bedrückte Stimmung legte sich über das Lager.

Selbst der Elf schwieg ungewohnt nachdenklich, während die Elfe wieder in ihrer kühlen Zurückhaltung stumm neben ihm saß. Der Anführer öffnete ein paar Mal den Mund, als wolle er etwas sagen. Schloss ihn dann aber jedes Mal mit einem lautlosen Seufzen wieder. Unwohl blickte er auf seine Teeschale. Alex war auf Nells Schoß eingeschlafen, dicht daneben ebenso die treue Hündin. Nell selber starrte leicht abwesend in die Flammen und schauderte ab und an. Als der bisher mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck dasitzende Söldner das sah, stand er ruhig auf und verschwand im Wohnwagen. Kurz darauf legte er langsam, beinahe zögernd eine Decke um Nells Schultern. Dann setzte er sich, ohne ein Wort zu sagen, wieder auf seinen Platz. Verwundert folgte Nells Blick ihm, während sie gleichzeitig die Decke enger um sich zog und eine Ecke über den kleinen Ork legte. Doch noch immer schwiegen alle.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Montag 27. Oktober 2008, 17:54

Nachdem sich Belle dem Schinken zuwandte, blieb das nasse, unangenehme Gefühl auf ihrer Wange. Etwas angewidert wischte sie den Sabber mit ihrem Ärmel ab. Böse war sie der Hündin nicht, anders konnten Hunde Zuneigung schwer ausdrücken. Als ihr Gesicht wieder trocken war, blickte sie auf den Ärmel und stellte erschrocken fest, dass er blutbeschmiert war, seit sie dem Söldner das Gesicht damit gesäubert hatte. Auch an die Flecken am Bauch konnte sie identifizieren, das war, als sie dem Söldner seinen eignen Helm über die Rübe gezogen hatte und danach wegen ihres ausgerenkten Armes beim Aufstehversuch umgekippt war. Es war zwar beruhigend, zu wissen, dass sie keinen Tropfen ihres Blut an diesem Nachmittag verloren hatte, aber leider war es ihr einziges Kleid. Selbst wenn sie es reinigen könnte, würde es immer mit einigen dunkelbraunen Flecken versehen sein...

Alex blieb noch immer an Nell geklammert. Lange würde Nell das nicht durchhalten, nicht auf diesen Tag bezogen, sondern auf die nächsten Jahre. Marga, in deren Adern nur verdünntes, orkisches Blut floss, war im Vergleich zu Altersgenossen viel schneller gewachsen. Der Junge würde also bald einen gewaltigen Wachstumsschub durchleben, noch bevor er die menschliche Aduleszens erreichte.

Nicht zu spät entzündete Laiya das eingefrorene Feuer erneut, denn es wurde kühl und auch ein bisschen feucht. Dankbar ließ sich Marga ans Feuer nieder und bemerkte letztendlich, wie müde sie war. Dies war ein sehr anstrengender Tag gewesen, einerseits verbunden mit körperlichen Strapazen und Schmerzen, aber andererseits noch schlimmer mit geistige Überanstrengung. Heute hatte sie viel denken müssen, mittags die ganzen Zahlen, von denen sie vermutlich das meiste vergessen hatte, bis auf <b>Beim Sprechen zweites vor erstiges</b>. Dann der Überfall und die ganzen Szenarien, die sie sich ausmalen musste, was wäre wenn dies, was, wenn das, was, wenn jenes... Und schließlich noch die beinahe schon intellektuelle Unterhaltung mit Laiya. So viel Gedanken, so viele Reden, so viele Gefühle.
Das war der geistig anspruchsvollste Tag ihres bisherigen Lebens gewesen; Jetzt hatte sie einen Muskelkater im Gehirn. Da kam es gerade recht, dass niemand mehr redete. So konnte Marga ungestört in die Flammen starren. Sie dachte weder an gestern noch an heute, noch an morgen. Für Denken gab es noch genug Zeit. Nicht einmal mehr das Gefühl, etwas wichtiges vergessen zu haben, trieb sie an.

Irgendwann an diesem Abend erhob sie sich einmal, zog im Wohnwagen ihren Mantel an und holte die Sitzkissen, damit die Gruppe nicht mehr auf dem blanken Boden sitzen musste, der langsam auch abkühlte. Sie wurde mit der Zeit auch schläfriger, nickte ab und zu kurz ein und irgendwann blieb es nicht mehr bei ein paar Sekunden und im Sitzen sank sie in den Schlaf.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 30. Oktober 2008, 13:30

Nell bemerkte den erschrockenen Blick, als Marga den Zustand ihres Kleides bemerkte. Ein kurzes Lächeln glitt ihr über ihr Gesicht, ebenso wie ihr geübter Blick über die Gestalt der Halborkin. Wenigstens soviel wollte sie noch für ihre Freundin tun. Denn mehr würde ja nicht mehr gehen, wenn ihre Wege sich trennten. Als sie in ihrer merkwürdigen Runde, schweigend am Feuer saßen und Tee tranken, blickte Nell verstohlen zu Marga, welche offensichtlich gegen den Schlaf ankämpfte. Heiter grinste sie. Auch ihr taten die Augen weh, doch hatte sie noch ein bisschen Arbeit vor sich.

Dankbar wechselten alle von dem kühlen und feuchten Boden auf die doch deutlich wärmeren und bequemeren Sitzkissen. Wobei die beiden Elfen sich eines teilten. Nell trug Alex mit Belle im Gefolge in den Wohnwagen, bevor sie sich auf ihr Kissen setzte. Kurze Zeit später hörte man das laute Scharchen der Hündin aus dem Wohnwagen schallen. Bald forderte die Müdigkeit nicht nur bei Marga Tribut, sondern ließ auch die Elfen und den Anführer einschlafen.

Nell wartete noch einen Moment und huschte dann leise in Richtung Wohnwagen. Erstaunlicherweise störte sie der Söldner und sein prüfender Blick nicht. Kurz darauf saß sie mit einem rostbraunen Kleid auf ihrem Schoß wieder auf ihrem Kissen. Neben sich ihren Nähkorb. Verstehend nickte der Söldner und legte Feuer nach. Stumm hielt er Wache, als Nell das Kleid, welches robust und einfach wirkte, dabei jedoch einige pfiffig angebrachte Taschen beherbergte, so abänderte, dass es Marga passen würde. Erst kurz vor der Morgendämmerung beendete Nell ihr Werk und streckte sich müde. Sofort eilte der Söldner zu ihr, nahm ihr vorsichtig Kleid und Korb ab, brachte beides zurück in den Wohnwagen und breitete dann eine weitere Decke über Nell aus. Jene rieb sich mit einem dankbaren Lächeln noch die Augen und rollte sich dann auf ihrem Kissen zusammen. Kurz darauf schlief auch der Söldner ein.

Nur wenige Stunden später tauchten Alex und Belles Kopf in der Tür des Wohnwagens auf. Grinsend und kichernd bzw. grummelnd lagen die beiden auf dem Boden des Wagens und beobachteten die Schlafenden.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Samstag 1. November 2008, 09:49

Marga träumte nichts, sie lag ja auch nicht in einem Bett, sondern saß zusammengekauert vor dem Feuer. Nachdem sie erwacht war, starrte sie eine Weile in das kleine loderne Flämmchen, doch irgendetwas stimmte nicht. Ein Feuer brannte doch nicht die ganze Nacht hindurch, das wusste sie, da sie zu Hause selbst wenn sie am Abend noch Holz ins Feuer gab, am Morgen nur noch kalte Asche vorfand und dann noch einmal ein Feuer entzünden musste; So etwas vergaß man nicht, wenn man das jeden Morgen in der kälteren Hälfte des Jahres machen musste.
Ihr Blick schwenkte herum, doch noch nicht ihr Kopf. Bis jetzt war noch niemand wach, alle anderen schliefen noch. Doch beim Blick zum Wohwagen sah sie, dass da zwei Köpfe herauslugten: Alex und Belle schauten hinaus und grinsten breit. Würde Marga nicht wissen, wie erwachsen der Junge war, so hätte sie geglaubt, er wäre ein Lausbube, der ihnen irgendeinen Streich gespielt hätte.

Als sie ihren Kopf hob, durchstach ein Schmerz ihren Hals. Sie zuckte zusammen und merkte, was es war: Als sie eingeschlafen war, senkte sich ihr Kopf und jetzt, nach vielen Stunden, war er schließlich steif geworden. Dagegen gab es nur eine Therapie; Marga hob erneut ihren Kopf und ließ ihn über den Nacken kreisen. Erst tat es weh und dann gab es ein Knacken und es war wieder in Ordnung.
Die Halborkin erhob sich und streckte sich, dass sie so lang wie eine Bohnenstange wurde und streckte zusätzlich auch ihre Arme aus und gähnte leise. <b>Morgenstund haben Gold im Schlund.</b>, dachte sie ironisch, denn es gab überhaupt keine Hausarbeiten zu erledigen und auch sonst hatte sie keine Idee, was sie mit der Zeit, bis die anderen auch wach waren, anstellen sollte. Eine Weile lang ging ihr dieses alte Sprichwort durch den Kopf. Gold im Schlund, Gold. Plötzlich erinnerte sie sich, was sie vergessen hatte: Im Schlunde des Ofens befand sich ihr Geld, ihr ganzes Geld. Sie hatte es dort beim Banditenüberfall deponiert. Sie ging erst eilig, doch dann gemütlich - es gab ja niemanden, der es ihr wegnehmen würde - zum Wagen.

Marga zwängte sich an den Beiden in der Wohnwagentür vorbei und ging zum Ofen. Sie krempelte ihren linken Ärmel zurück, öffnete die gußeiserne Ofentüre und streckte den linken Arm hinein. Es war kein Problem, sie schob einfach die oberste Ascheschicht im hinteren Teil beseite und hervor kam ihr kleiner Schatz. Sie griff mehrmals hinein und hob die meisten Münzen heraus. Danach klaubte sie alle einzelnen, übrig gebliebenen Goldstücke zusammen und holte auch sie heraus. Zuletzt ließ sie ihre Hand nocheinmal wie einen Rechen durch die Asche gleiten und stellte zufrieden fest, dass sie keine einzige Münze vergessen hatte.

Bevor sie das Goldhäufchen wegsteckte, entschloss Marga sich, es noch einmal zu zählen. Mit ihrer aschengrauen Hand formte sie kleine Türmchen mit genau zehn Goldstücken und am Ende hatte sie auch zehn Türmchen. Wie hieß sie Zahl nochmal? Sie hatte eine 1 und zwei 0er.
"Hmm, Hundert.", sagte Marga, stolz darauf, etwas vom Rechenunterricht noch zu beherrschen, bevor sie das Gold einsteckte. Dann fiel ihr Blick auf ein rotes Kleid auf dem Tisch, das gestern ganz sicher noch nicht dagewesen war.
"Du wissen, warum das Kleid da?", fragte Marga Alex.
Zuletzt geändert von Marga am Samstag 1. November 2008, 09:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Samstag 1. November 2008, 20:08

Als Marga in Richtung Alex und Belle sah, verstummten die Beiden. Plötzlich ernst beobachteten sie, wie Marga ihren Kopf komisch kreisen ließ –bis er knackte. Erschrocken zuckten die beiden Lauscher zusammen. Rührten sich aber nicht. Duckten sich allenfalls noch dichter auf den Boden, als Marga aufstand und sich streckte. Doch als die Halborkin dann auf sie zuspaziert kam, wurde Alex Blick unsicher und infolge seiner Unsicherheit auch Belles Ausdruck. Beide schienen nicht zu wissen, wie sie sich Marga gegenüber verhalten sollten. Also machten sie ihr nur Platz, soweit es denn in der engen Tür eben ging und blickten ihr in einer Mischung aus Reserviertheit und Neugier hinterher.

Alex Augen wurden groß, als er sah, wie sie aus der Asche Gold hervorholte. Im ersten Moment schien er zu überlegen, wie das Gold dahin gekommen war. Kam dann aber offensichtlich schnell zu dem Schluss, dass sie es da versteckt haben musste. Wobei ihm das Versteck an sich dann beinahe ein Grinsen entlockt hätte. Aber eben nur beinahe. So beobachtete er sie immer noch schweigend. Konnte aber ein stolzes Aufblitzen in seinen Augen nicht verstecken, als sie auf Anhieb die Goldstücke richtig abzählte.

Bei Margas Frage ging sein Blick zum Tisch. Offensichtlich hatte er das Kleid noch gar nicht bemerkt gehabt. Und im schien es auch nicht außergewöhnlich zu sein, ein Kleid in dem Wagen einer Schneiderin vorzufinden. Also zuckte er nur mit den Schultern. Er wusste es nicht. Wobei ein leicht trotziger Gesichtsausdruck vermuten ließ, dass er es ihr wohl auch nicht gesagt hätte, wenn er es gewusst hätte.

Draußen rührte sich der Anführer langsam, stand aber noch nicht auf. Ähnlich wie Marga ließ er seinen Kopf kreisen, bis er leise knackte. Dann streckte er jedoch den Rücken durch und rieb sich mit beiden Händen leise grollend über ihn. Die anderen schlummerten noch immer.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Dienstag 4. November 2008, 12:26

Marga war sich ziemlich sicher, dass das Kleid vorher nicht da gewesen war. Auf dem Tisch waren vorher Alex Bücher und Tafeln gewesen und seit er sie weggeräumt hatte, wurde sonst nichts auf den Tisch gelegt.Sie setzte sich zu Belle und Alex, der entweder nichts wusste oder nichts verriet, und überlegte, was es sein konnte. Langsam kam in ihr eine Theorie hervor:

"Alex, haben du Nell mal gesehen, aufwachen in Nacht und fangen an zu arbeiten, ohne dass wach aus sehen?"

Marga dachte daran, dass Nell eine Schlafwandlerin - oder Schlafarbeiterin - sein könnte. In der Nacht erhob sie sich, nähte Kleider wie dieses Rote und legte sich wieder hin. Deswegen war sie auch eine solche Langschläferin. Irgendwie passte das zusammen...

Sie beobachtete eine Weile die Schlafenden. Insbesondere Laiya, ihre Lehrerin. Marga war sich bewusst, dass sie ihr bestes geben würde und auch musste, um ihrem Unterricht zu folgen. Aber was war, wenn ihr bestes nicht ausreichte?
Marga verglich das mit einem kleinen und einen großen Stein. Der kleine Stein war zwar schwer, aber jeder konnte ihn heben. Die Frage war nur, wie weit man ihn herumtragen konnte. Beim großen Felsbrocken gab es das Problem, dass nur Wenige ihn überhaupt in die Höhe heben konnten.
Sie war ausdauernd und entschlossen und hatte am kleinen Stein gezeigt, dass sie ihn meilenweit schleppen konnte, aber was brachte das einem, wenn dann ein großer kam und man ihn nicht einmal hochhieven konnte. Dann brachte einem die Ausdauer überhaupt nichts, nur die Stärke zählte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen.

Der Anführer der Banditen wachte auf: Scheinbar hatten die beiden sich nicht in der Nacht aus dem Staub gemacht. Waren sie rehabilitiert oder hatten sie einfach nur Angst davor gehabt, dass die Eismagierin aufwachen würde und die beiden zu Eisklumpen gefrieren würde?

Während sie darauf wartete, dass auch andere aufwachten, fragte sich die Halborkin wohin überhaupt Laiya und Belenus wollten, da es dann auch ihr Ziel sein würde. Sobald sie wach waren, würde Marga sie danach fragen.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Dienstag 4. November 2008, 17:59

Alex blinzelte verwirrt bei Margas Frage, dachte dann aber doch über jene nach. Denn er verengte die Augen und legte die kleine Stirn in Falten. Doch schließlich schüttelte er den Kopf. „Nein, sein mir nie aufgefallen.“ Grinsend zuckte er mit den Schultern. „Aber ich auch schlafen in Nacht.“ Nachdenklich sah er Marga an, als überlege er, was sie mit der Frage bezwecken wollte. Doch gab diese Überlegung dann auf, als der Anführer sich bewegte. Fest schlang er seine Arme um Belle, welche leise grollte. Langsam zogen sich die beiden auf Alex’ Bett zurück.

Tatsächlich stand der Anführer nun auf und streckte sich, ähnlich wie Marga zuvor. Gähnend rieb er sich mit einer Hand den Kopf und mit der anderen seinen Bauch. Dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund. Erst dann sah er sich im Lager um, den Blick nun wach und klar. Freundlich winkte er Marga zu und stapfte dann in Richtung Wald, wobei er sich die Hände in den Rücken legte und jenen noch einmal dehnte. Kurz darauf hörte man ihn im Unterholz poltern.

Was wohl auch bewirkte, dass sich die Elfen langsam regten. Zuerst Belenus, welcher sich relativ abrupt aufrichtete, dann mit noch geschlossenen Augen den Kopf kreisen ließ und sich dann mit einem wohligen Seufzen, die Arme lang über den Kopf gestreckt, alle Muskeln dehnte. Erst danach öffnete er die Augen, rieb sich noch einmal übers Gesicht und strich dann Laiya sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Beugte sich, als sie sich leise rührte, zu ihr herab und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Woraufhin sie zart errötete und leise grummelte. Einer Katze gleich streckte auch sie sich, bevor sie die Augen aufschlug und das Gesicht beim Anblick des Lagers verzog. Wie eine Einheit standen die beiden auf, verschränkten die Hände und liefen leisen, leichten Schrittes in den Wald hinein. Nur ihre Taschen lagen noch auf dem Kissen.

Nell und der Söldner rührten sich nicht. Schliefen tief und fest weiter.

Eine Weile später kam der Anführer zurück, die Arme voller trockener Äste. Ächzend kniete er sich neben das Feuer, stapelte seine Beute sauber neben jenem und schmiss dann einige kleiner Stücken, gefolgt von einem größeren auf die Glut. Zufrieden nickend sah er zu, wie die Flammen wieder hoch züngelten. Leicht verwirrt sah er zu seinem Kumpan und ließ dann den Blick ratlos durch das Lager gleiten, wobei er sich erneut über den Bauch rieb.

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