Verfehlt

Das nördliche Königreich steht unter den Fittichen des Königs Hendrik dem Zweiten. Strenge Sitten herrschen hier und das Volk ist zweitrangig. Hier kann man nur ein schönes Leben führen, wenn man Reichtum und adeliges Blut besitzt.
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Der König ist mit den Dunkelelfen ein Bündnis eingegangen und lässt sie über seine Armee verfügen. Das gesamte Königreich hat sich den Wünschen der Dunkelelfen zu beugen!
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Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. August 2011, 19:19

Starold kommt aus der Stillen Ebene


Letzten Endes war es gleich, wie er nach Rugta kam. Hauptsache- er kam an! Doch zuerst musste Starold herausfinden, dass er sich längst nicht mehr, auf seiner gedachten Route befand. Nach wie vor, befand sich das Sonnenmeer zu seiner Linken, doch mit einem Mal gab es zu seiner Rechten keinen Urwald, sondern nur noch die Wipfel der Stadt Grandea. Ein Blick auf seine Karte wäre sicherlich ratsam, wenn er nicht ohnehin wusste, was sie dort für eine Stadt befand.
Wenn Starold seine KArte prüfte, würde er feststellen, dass er sich zu weit südlich befand. Doch schaute er genau nach, würde er sicherlich erkennen, dass er auch diesen Weg wählen konnte. Noch ein wenig mehr nach Süden, vorbei an Troman, Serna und Jorsa und er würde sich Rumdet nähern. Bevor er die gefürchtete Piratenstadt erreichte, könnte er hier den scharfen Schwenk nach Westen machen, der er nun verpasst hatte, und geradewegs auf Rugta zulaufen. Natürlich barg dieser Weg einige Gefahren und er würde höllisch aufpassen müssen. Natürlich konnte er sich auch ein kleines Stück zurück begeben und bis zum Kapayu laufen, um dann seine eigentliche Route zu beschreiten. Doch dies würde bedeuten, dass er gut 2 Tage des Marsches einbüßen würde, da auch bald die Zeit gekommen war, sich auszuruhen.
Es gab also zwei Wege, wie er zu seinem Ziel gelangen konnte...

Welchen Weg, würde er wählen?
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Starold Maleynn
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Mittwoch 17. August 2011, 19:09

Dunklen Gedanken nachhängend, trottete Starold Maleynn seines Weges. Es war kurz nach Mittag und gerade hatte er die Reste seiner morgendlichen Jagd verzehrt, als er zu seiner Rechten etwas sah, das keineswegs wie der Urwald Kapayu wirkte. Zivilisation! Wie konnte das sein? Hatten die Dunkelelfen etwa eine Stadt aus dem Boden geschlagen? Oder hatte er Lenonia erreicht? Starold hatte aus Geschichten gehört, dass die Leoniden irgendwo, versteckt im Süden der Stillen Ebene, ihre Heimatstadt errichtet hatten. Doch ... versteckt bedeutete immerhin nicht sofort für jeden Wanderer sichtbar... damit hatte die Stadt hier absolut nichts zu tun. Es mussten gigantische Bauten sein, die hier gen Himmel ragten. Nein, es konnte nicht Lenonia sein. Den Blick nicht von der Stadt abgewandt kramte Starold die Landkarte aus seiner Ledertasche hervor. Er begutachtete sie genau, blickte nach links und rechts, vor und zurück. Konnte das denn sein? Die einzige Möglichkeit, die nicht völlig irrational zu sein schien, war, dass er hier in der Ferne die Stadt Grandea erkennen konnte. Wie?! Er musste die Ausläufer des Kapayu eines nachts durchschritten haben, ohne es zu bemerken. Starold fluchte innerlich. Hier war er also, inmitten des einzigen Menschenreiches, in das er niemals kommen wollte: Grandessa. Die Verbündeten der Dunkelelfen und Orks. Die Verräter.

Starold setzte sich auf den Boden und studierte die Karte eingehend. Er schätzte ab, wo er sich gerade befand, rechnete die Tage zurück, die er für seine Reise brauchte und kam zum Entschluss, dass es ihn wohl zwei oder drei Tage kosten würde, zurück zum Urwald zu gelangen. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er fühlte sich so hilflos und verloren. Niemand war noch hier, der ihm zur Seite stehen konnte. Er befand sich mitten im Feindesland, völlig alleine, und es war mehr als unwahrscheinlich, dass er in näherer Zukunft auf jemand stoßen würde, der es gut mit ihm meinte. Starolds Augen wurden glasig. Gerade wollte er wieder aufstehen um kehrtzumachen, da fiel ihm etwas an der Karte auf: Starold könnte ebenso weiter nach Süden marschieren, vorbei an Grandea, bis er nach Serna kam. Dieses Dorf gehörte zum Königreich Jorsan, das seit Jahren mit Grandea im Krieg lag. So lange Grandea auf der Seite der dunklen Armee war, war Jorsan mit Sicherheit nicht auf dieser Seite, was bedeutete, er hatte hier nichts zu befürchten. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass Jorsan bereits von der dunkeln Armee eingenommen worden war. Starold musste es einfach versuchen. Es würde ihn zwei oder drei Tage kosten, bis er Serna erreichen würde. Einen weiteren Tag bis zur Hauptstadt Jorsa. Dort könnte er erst mal zu Kräften kommen und daraufhin seinen Weg nach Rugta fortsetzen.

Allerdings musste er zuvor unbemerkt an Grandea vorbei. Jetzt, wo er wusste, was sich zu seiner Rechten befand, wurde Starold mulmig. Er beschloss, erst bei Nacht dem Verlauf des Sonnenmeeres weiter zu folgen. Er sah sich um und suchte die Umgebung nach einer leichten Senke ab, in die er sich legen könnte, bis die Nacht hereingebrochen war. Nach einigen Minuten hatte er einen Platz ausfindig gemacht, der ihn vor unliebsamen – wenn auch flüchtigen Blicken – aus Richtung Grandea abschirmen würde. Starold machte es sich so gut es ging bequem, nahm noch einen kleinen Schluck aus Gorins Trinkschlauch und versuchte einzuschlafen.

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Re: Verfehlt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 18. August 2011, 09:27

Das Bisschen Sonne, was sich über den Tag mühsam zwischen den Wolken hindurch geschoben hatte, war nun gänzlich verschwunden. Während Starold seine Karte studierte und immer mehr den Verdacht bestätigte, dass er sich längst nicht mehr auf seiner eigentlichen Route befand, drängten sich am Himmel dicke Wolken die schwer und bedrohlich über ihm hingen. Der starke Wind und das Meer in der Nähe, begünstigten einen raschen Wetterumschwung und für eine Wanderung war das sicherlich nicht ideal. Zudem lag die Temperatur unterhalb der Null-Grenze und zeigte sich durch beißende Kälte. War es denn wirklich klug, sich bei dieser Wetterlage auf den Boden zu legen? Feuer machen wollte er nicht, aber wie hielt er sich warm?
Ganz zu schweigen von den bedrohlichen Wolken, die sich am Himmel immer mehr zusammen drängten. Vielleicht war es doch besser, seinen Fußmarsch weiter fortzusetzen und Unterschlupf zu suchen. Denn so wie sich das im Moment am Himmel entwickelte, würde es sicher noch anfangen zu schneien.
Doch ein Blick auf die Karte, würde Starold gewiss keinen Mut machen: Es würde noch mindestens anderthalb Tage dauern, bis er das nächste Dorf erreichen würde und dann war nicht mal klar, ob dieses ihn aufnahm. Egal ob er Serna oder Troman ansteuerte, beide Dörfer waren ungefähr gleich weit von seiner derzeitigen Position entfernt und lagen zudem im Königreich Grandessa – Einem ganzen Königreich voller Sympathisanten der dunklen Armee.

Mit den Minuten, die Starold damit zubrachte, entweder eine Lösung zu finden, oder den Schlaf, verdichteten sich die Wolken und es dauerte gar nicht mal lange, als die ersten Flocken fielen. Sanft wirbelte der starke Wind sie durch die Luft und noch waren es harmlose kleine Wasserkristalle. Doch wie lange würde sich das Wetter so ruhig verhalten? Die Antwort folgte auf dem Fuße: Es dauerte gerade einmal eine halbe Stunde, da war das ganze Land in ein einziges Schneegestöber verwandelt worden. Es bedurfte einiger Anstrengung, überhaupt weiter zu sehen, als die Reichweite eines Armes und es schien schier unmöglich, den richtigen Weg zu finden.
Plötzlich, ganz ohne Vorwarnung, konnte man meinen, dass sich Stimmen durch das Rauschen des Windes ihre Wege bahnten und das konnte bedeuten, dass hier ganz in der Nähe andere Menschen waren – oder besser gesagt andere Wesen, denn wem oder was man hier begegnete, war nicht immer klar. Was war jetzt der beste Schritt? Blind weiter laufen, in der Mulde liegen bleiben, oder sogar auf sich aufmerksam machen? Es war eigentlich ein wenig erfolggekröntes Unterfangen, egal was man tat. Denn woher sollte Starold wissen, wer sich dort aufhielt, oder ob ihm nicht einfach die Einsamkeit einen Streich spielte? Und wenn er auf sich aufmerksam machte, woher wusste er, dass es nicht Dunkelelfen waren? Zwar hatten diese einen Pakt geschlossen, doch richteten sich diese auch danach und ließen ‚arme Wanderer’ in Ruhe? Auf der anderen Seite konnten die Stimmen auch ihren Ursprung in einem Händlerkarren haben und dieser würde ihm vielleicht sogar Hilfe anbieten. Auch wenn das ganze Reich den Dunklen unterstand, wissen brauchte ja keiner, dass Starold nicht so empfand. Sollte er die Chance nutzen? Sollte er es wagen? Vielleicht in die Richtung laufen und gucken, wer da war? Oder sich doch lieber bedeckt halten.
Je länger der Andunier nachdachte, desto stärker wurde das Schneetreiben und vernebelte ihm die Sicht. Hoffentlich klarte das Wetter bald wieder auf. Die Hoffnung, auf rasch wechselndes Wetter am Meer, blieb.

Dann schallte Gelächter durch die Schneewand. Doch es klang nicht herzhaft, nicht freundlich. Es war boshaft und kalt. Es folgte ein etwas verängstigtes Gestammel, welches nicht verstanden werden konnte. Wer war dort, nicht weit vor dem Maleynn? Was trug sich dort zu? Was auch immer es sein mochte: Es musste eine Entscheidung getroffen werden.
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Donnerstag 18. August 2011, 12:07

Starold begann zu frösteln. Zu allem Überfluss hatte es auch noch begonnen zu schneien. Selbst als unerfahrener Wandersmann wusste Starold, dass es nicht klug war, bei Schneetreiben auf kahlem Untergrund ein Nickerchen zu halten. Also hatte er sich aufgerappelt und war weitergegangen. Bei mittlerweile argem Schneefall. Starold fluchte innerlich. Hätte er nicht den Fehler begangen und den Kapayu durchschritten, ohne es auch nur zu merken, wäre er wohl längst in Shyana Nelle. Starold schlug die Arme um den Körper und marschierte weiter. Wie sollte er nur jemals eines der Dörfer um ihn herum erreichen? Bei seinem jetzigen Marschtempo würde er wohl mehr als zwei Tage brauchen, um Serna oder Troman auch nur am Horizont zu erblicken. Starold war bitterkalt – und das Schneetreiben wurde immer stärker.

Mittlerweile konnte Starold nicht einmal mehr weiter als bis zu seinem ausgestreckten Arm sehen, so sehr schneite es. Und zu allem Überfluss musste der Andunier erkennen, dass er nun auch noch Wahnvorstellungen hatte. Stimmen. Irgendwo vor ihm vernahm er Stimmen. „Na toll“, ächzte Starold, doch es kam kaum ein Ton aus seiner Kehle. Es brannte in seinem Hals. Seit Gorins Tod hatte er kein Wort mehr gesprochen. Die unglaubliche Kälte tat ihr übriges. Da waren sie wieder, die Stimmen! Wer sollte sich hier bei diesem Wetter schon herumtreiben? Grandessaner? Dunkelelfen? Verbündete? Wohl kaum Verbündete, hier, mitten im feindlichen Königreich Grandessa. Vielleicht war es auch irgendeine andere Abscheulichkeit. Oder ein fahrender Händler.

Starold wog seine Möglichkeiten ab – und erschauderte. Er hatte nicht sonderlich viele Optionen übrig. Zumal ihm unglaublich kalt war und er es wohl nicht mehr bis in eines der grenznahen Dörfer schaffen würde, bevor er erfrieren würde. Darauf vertrauen, dass das Wetter bald aufklarte, wollte er ebenso nicht – zumal bereits die Zeit des Übergangs angebrochen war. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als die Stimmen aufzusuchen. Wenn er sich die Stimmen einbildete, hatte ohnehin alles hin und her ein Ende und er würde weiter gen Süden marschieren. Wenn es sich bei den Stimmen um Feinde handelte, könnte er sich immer noch eine List überlegen um ihnen zu entrinnen. Angeblich, so hieß es zumindest offiziell, griffen die Dunkelelfen keine einfachen Wanderer an. Und vielleicht sogar, ja vielleicht hatte Starold ausnahmsweise etwas Glück und die Besitzer der Stimmen waren ihm wohlgesonnen. Der Andunier schüttelte den Kopf. So viel Glück hatte er bestimmt nicht.

Starold Maleynn marschierte weiter in die Richtung, aus der die Stimmen zu kommen schienen. Und hörte plötzlich kaltes, boshaftes Gelächter. Der Andunier zuckte zusammen. Pure Angst schoss ihm durch Mark und Bein. Gleich nach dem Gelächter hörte er eine weitere Stimme. Verängstigt. Stammelnd. Er verstand nicht, was die Stimme sagte, wusste allerdings nicht ob dies an der Sprache, oder aber der Lautstärke lag. Was sollte er nur tun? Starold blickte zum Himmel und fasste einen Entschluss. Alles war besser als hier zu erfrieren. Mit seinem linken Zeigefinger zeichnete der Andunier ein stark stilisiertes „F“ in die Luft. Die Rune Fehu stand für Besitz und sollte bei Verhandlungen und Geschäften helfen. Und eine Verhandlung stand ihm ohne jeden Zweifel bevor. Als er die Rune zeichnete, fühlte er ein warmes, angenehmes Gefühl seinen Rücken hinaufsteigen. Die Magie pulsierte in ihm und zeigte Starold so, dass sie wirkte. WIE sie wirkte war natürlich eine völlig andere Sache, aber zumindest das Gefühl, nicht vollkommen allein zu sein, ließ den Andunier neuen Mut schöpfen. Aufrecht und zielstrebig marschierte er weiter auf die Stimmen zu. „Seid gegrüßt“, ächzte er, räusperte sich, und versuchte es erneut. Sie sollten ihn nur kommen hören. Er brauchte keine Angst zu haben.

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Re: Verfehlt

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 18. August 2011, 17:10

Vermutlich war es doch die einzige Möglichkeit, die dem Andunier in diesem Moment geblieben ist. Mit etwas magischer Unterstützung im Rücken, machte er sich durch den Schneesturm in Richtung der vermeintlichen Stimmen auf.
Egal ob nun Freund oder Feind, es war einfach sinnvoll; Alleine hätte er noch geringere Chancen gehabt. Während Starold die Richtung einschlug, aus der die Stimmen vermutlich kamen, lichtete sich das Schneegestöber etwas. Immerhin war die Sicht nun um eine Idee besser und gab den Blick auf fünf Schemen frei.
Drei von ihnen, waren große, dunkle Schatten im Schnee, die allesamt den Rücken in Starold’s Richtung wandten. Rechts, schräg vor ihnen, befand sich ein etwas kleinerer Schemen, der vor einem Größeren stand. Je näher der Maleynn kam, desto besser konnte er den Trupp erkennen: Hier war ganz klar ein einspänniger Karren mit einem grauen Pferd, welches unruhig den Kopf hin und her warf angehalten worden, von drei großgewachsenen Dunkelelfen. Allesamt hatten sie die dunkle Rüstung an, die diesem Volk so eigen war. Zwei von ihnen hatten ihre langen, weißen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und der andere, offenbar der Anführer des Spähertrupps, verbarg seinen Kopf unter einem Helm. In den Händen hielt die schwarze Brut lose ihre Waffen und rechnete offenbar nicht damit, dass sich noch jemand nähern könnte. Beim Näherkommen, würde Starold vermutlich auffallen, dass die drei Dunklen eine junge Frau gestellt hatten. Diese, vor Kälte bebend, hatte sich an ihren Karren gedrückt und die Augenbrauen ängstlich nach oben gezogen.

Erst als Starold auf sich aufmerksam machte, wandte sich einer der drei Dunklen in seine Richtung. Nun vermochte der Andunier zu erkennen, dass dieser nicht ganz die dunkle Hautfarbe hatte, wie sie den Schwarzhäuten so gerne nachgesagt wurde. “Halt!“ bellte der Dunkle in Lerium und richtete sofort sein Schwert auf Starold. Dies alarmierte auch die anderen Dunkelelfen, die sich daraufhin ebenfalls umwandten. Der Elf mit dem Helm, trat zwischen seiner Leibwache hindurch und musterte den Wanderer eindringlich. Violette Augen trafen den Maleynn und schienen in sein Innerstes zu blicken. “Er ist ein Mensch, du Idiot.“ Gab er in Garmisch, ohne dabei die Augen von dem Andunier zu lassen, an seinen Begleiter weiter.

Nun, so taxiert und alleine gegen drei Dunkelelfen, die offenbar auf reine Schikane aus sind, würde Fehu sicherlich gut helfen, sofern sie denn ihre wahre Wirkung entfaltete. Die junge Frau, lugte hinter dem Rücken des ‚Idioten’ hervor und musterte neugierig den Neuankömmling. Sollte Starold darauf achten, so könnte ihm auffallen, dass das Mädchen von Hoffnung erfüllt war, zumindest für einen Sekundenbruchteil.
Während die Aufeinandergetroffenen sich gegenseitig musterten, ließ das Schneetreiben mehr und mehr nach, hörte jedoch nicht gänzlich auf. Immer noch wirbelte der Wind die Schneeflocken durch die Luft und verteilte seine beißende Kälte. “Was treibt dich hier her, Mensch und vor allem: Wohin des Weges?“ Die Stimme war weder freundlich, noch böse. Es war eher die schneidende Gleichgültigkeit, die einem Sorgen bereiten könnte. Immerhin war es mit Sicherheit ein Leichtes für die Meute, sich unliebsamen Störenfrieden zu entledigen. Niemand hatte ihnen in diesem verdammten Land verboten, die Menschen zu schikanieren. Im Gegenteil – hatten sie nicht einen vernichtenden Freibrief bekommen? Durften sie nicht sogar auch das Militär befehligen? Grandessa’s Militär in den Händen der Dunkelelfen – da konnte einem gleich noch mal die Kälte durch Mark und Bein kriechen.
Während die Dunklen darauf warteten, was der Wanderer zu sagen hatte, war das Mädchen zu dem Pferd gegangen und hatte diesem beruhigend über die Nüstern gestrichen. Bei der Bewegung in seinem Rücken, war der Kopf des Anführer’s herumgeschnellt und er blaffte: “Wage es dich zu bewegen, Mädchen und es ist das Letzte was du tust! Kapiert?!“ Dann galt die Aufmerksamkeit wieder Starold. Nun war guter Rat teuer, doch Fehu würde ihn dieses Mal hoffentlich nicht im Stich lassen.
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Donnerstag 18. August 2011, 18:55

Das Schneegestöber ließ etwas nach und da sah er sie! Fünf Schemen, geradewegs vor ihm. Er hatte es sich also nicht eingebildet, hatte nicht halluziniert. So oder so, Starolds Situation würde sich in den nächsten Minuten drastisch verändern. Drei großgewachsene Silhouetten hatten ihm den Rücken zugewandt. Von ihnen verdeckt nahm Starold eine etwas kleinere Person wahr ... und ein Pferd samt Karren?! Er schritt zielstrebig näher. Endlich konnte er mehr erkennen. Es handelte sich ganz eindeutig um drei Dunkelelfen in ihren schwarz-grauen Rüstungen. Ihm lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Er hatte es befürchtet. Zwei der Dunkelelfen hatten ihre langen, weißen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, während der dritte von ihnen einen Helm trug. Hinter den Elfen sah er eine junge Menschenfrau, die sich bibbernd an ihren Einspänner gedrückt hatte. Die Frau litt bestimmt Todesängste. Doch wie sollte er ihr helfen?

Die Dunkelelfen schienen sich einen Spaß daraus zu machen, die Frau zu schikanieren und zu peinigen. So viel zur offiziellen Reiseerlaubnis. Die dunkle Brut war so mit der Frau beschäftigt, dass sie ihn nicht einmal kommen gehört hatten. Erst als Starold die Fremden grüßte, wandte sich einer von ihnen um. Der Dunkelelf hatte hellere Haut, als Starold ihm angedacht hatte. In der Vorstellung des Anduniers besaßen alle Dunkelelfen dunkle Haut – daher auch der Name. Der Fremde richtete sofort sein Schwert auf Starold und bellte etwas in einer dem Andunier unverständlichen Sprache. Sie schien Starold düster und kalt zu sein, passend zu ihrem Sprecher. Lerium, vermutete Starold. Nun wirbelten auch die beiden anderen Dunkelelfen herum.
„Er ist ein Mensch, du Idiot“, hatte der Elf mit dem Helm seinem Untergebenen gesagt. Die violetten Augen schienen geradewegs durch Starold hindurchblicken zu können. Starold schluckte.

Starold nahm den Blick der jungen Frau nicht wahr, so gebannt war er von den drei Dunkelelfen. Der Anführer der Dunkelelfen fragte Starold was er hier täte und wohin er unterwegs wäre. Starold hatte sich einen Plan zurechtgelegt, was ihn jedoch zögern ließ, war die Gleichgültigkeit in der Stimme des Dunkelelfen. In diesem Moment wurde dem Andunier klar, dass er dem Wohlwollen der drei auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Stünde ihnen der Sinn danach, Starold zu töten, würden sie es tun. Töteten sie ihn nicht, war dies mit Sicherheit nicht Starolds Ausrede wegen, sondern schlicht und einfach wegen des Desinteresse der Dunklen. Erst als der Anführer der Dunkelelfen herumschnellte und die junge Frau anblaffte, sich keinesfalls zu bewegen, konnte sich Starold aus der eisigen Umklammerung seines Geistes lösen.

„Seid gegrüßt, hehre Dunkelelfen“, grüßte er mit heiserer Stimme und verbeugte sich tief. „Ich marschierte von Nogrot über die Stille Ebene und bin auf dem Weg nach Rumdett zu meiner Kapitänin Cattie. Ich gehöre zu ihren schwarzen Augenklappen“, sagte er kurz und knapp. Er wollte die Dunkelelfen nicht von Anfang an mit Details langweilen, andererseits wollte er ihr – zumindest teilweises – Interesse wecken. Würden sie nachfragen, würde er ihnen mehr von seinem angeblichen Auftrag erzählen. „Allerdings kam ich in diesen Schneesturm und muss wohl oder übel einen Zwischenstop in Grandea einlegen.“ Abschätzig blickte er hinauf zum Himmel. „Kein Wetter für einen Piraten wie mich“, lachte er schelmisch und richtete seinen Blick auf die junge Frau. Er tat dies jedoch nur aus einem einzigen Grund: Starold hatte zuviel Angst, dass er seine Souveränität verlieren könnte, sobald er die bedrohlichen Dunkelelfen anblickte.
„Einen netten Fang habt ihr da gemacht“, prustete Starold. Die heisere Stimme, die zerschlissene Kleidung und das unrasierte Gesicht würden ihm womöglich sogar einen guten Dienst leisten. Vielleicht kauften die Dunkelelfen dem Andunier tatsächlich die Geschichte, dass er ein Pirat war, ab.

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Re: Verfehlt

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. August 2011, 08:40

Der Anführer der kleinen Dunkelelfen-Truppe verschränkte die Arme vor der Brust. Offenbar hatte er jede Menge Zeit. Klar – unter seinem Harnisch war es sicher nicht so kalt, wie unter normalen Stoffen. Unbeugsam war sein Blick und er strahlte eine Präsenz aus, die wirklich zum Fürchten war. Ob wohl alle Dunkelelfen so waren? Er war mit Sicherheit ein Paradebeispiel für das Gros seines Volkes.
Als Starold seine Lüge unterbreitete und darauf hoffte, dass ihm die Elfen glaubten, regte sich hinter diesen die junge Frau. Unsichtbar für alle anderen, hatte sie sich etwas aufgerichtet und wirkte nun nicht mehr so verängstigt. Ihr Blick ruhte neugierig auf ihren ‚Retter’ und sie schien nun angestrengt zu zuhören. Der Anführer ließ noch eine ewig dauernde Sekunde die violetten Augen auf Starold ruhen, ehe er anfing zu prusten. “Du willst zu Cattie gehören?!“ Auch seine Männer begannen zu feixen. Das Lachen, welches nun ertönte, war ebenso kalt und herzlos, wie zuvor. Es war also sein Lachen, welches Starold aus dem Schnee gehört hatte. Nun begann der Dunkle langsam um den Maleynn herum zu laufen, wie das Raubtier um seine Beute: “Was ist denn deine Aufgabe, Menschlein? Cattie’s Füße lecken?!“ Nun war klar, dass diese drei Dunkelelfen einfach nichts Besseres zu tun hatten, als arglose Wanderer zu schikanieren. Das niveaulose Gerede hatte keinen Sinn und Zweck- es stillte lediglich den Hunger nach Spaß.

Nachdem der Anführer, der gut einen Kopf größer und um die Hälfte breiter war, als Starold selber, mit seiner ‚Besichtigung’ fertig war, blieb er vor dem Andunier stehen und blickte, nach Starold’s Bemerkung, zu der Frau. Seine Reaktion fiel eher spärlich aus: Er zuckte mit den Schultern. Offenbar lag den Elfen gar nichts daran, ‚freundschaftliche Konversation’ zu machen. Auf die ausbleibende Reaktion folgte eine andere: Er neigte seinen Oberkörper herab, sodass sein Gesicht dicht an das von Starold kam. “Du hast Glück-“ –Seine Stimme war nur ein bedrohliches Zischen - “dass mir heute nicht der Sinn nach frischem Blut steht, Bursche.“ Diese Drohung hatte irgendwie weder Hand noch Fuß. Es war wohl kaum dem Wohlwollen dieses Dunkelelfen zu verdanken, dass sich die Drei vom Acker machten, ohne größere Schäden zu hinterlassen, als vielmehr der Anordnung von oben, Menschen in Grandessa nichts weiter zu tun. Der Anführer richtete sich zu voller Größe auf und bedeutete seinen Männern, dass sie gehen würden. Mit bitterbösen Blicken in Richtung Starold und der Frau am Karren, marschierte die Patrouille gen Grandea.
Das war wirklich Glück! Offenbar galt wirklich ein Verbot, den Grandessanern etwas zu tun. Oder hatte Fehu etwa Erbarmen mit Starold gehabt und sich eingemischt? So genau wird sich das wohl nicht feststellen lassen, doch es war sicher ein gutes Gefühl, dass sich die Situation so schnell und glimpflich aufgelöst hatte.
Nun, da die schwarzen Hünen verschwunden waren, war der Blick frei, auf die Frau mit ihrem Karren. Sie trug einige Lagen an Stoff, die sie wohl vor der Kälte schützen sollte, doch von ihrer Größe her, schien sie eine schlanke Figur unter den Stoffen zu verstecken. Auf dem Kopf trug sie eine dicke Mütze, die lediglich ein paar Strähnen des feuerroten Haares frei gab. Ihr Gesicht war recht hübsch und zart. Auf den Wangen prunkte eine blasse Röte, die wohl von der Kälte herrührte. Braune Augen schauten Starold entgegen und ein Lächeln umspielte die fein geschwungenen Lippen. “Vielen Dank!“ meinte sie mit fester Stimme und jegliche Angst, schien von ihr abgefallen zu sein. Irgendwie wirkte die junge Frau jetzt gar nicht mehr so verschüchtert. Lag das an den verjagten Elfen, oder hatte das einen anderen Grund? “Du bist also auf dem Weg nach Rumdett?“ konfrontierte sie ihn mit seiner Lüge und legte den Kopf leicht schief. "Hab' gehört, dass das ein ganz schön raues Pflaster ist! Oder?" Vielleicht war es ganz klug, die Lüge aufrecht zu erhalten? Immerhin würde das eine Tarnung aufbauen, die eventuell noch recht nützlich sein konnte.

Hinter der Frau, stand nach wie vor der Karren, welcher mit einer schmutzigen Plane bedeckt war. Offenbar transportierte die Frau Stoffe, da sich nichts Größeres unter der Abdeckung abzeichnete. “Ich bin übrigens Tarra – mit Betonung auf dem letzten ‚a’“ sie grinste. “Und du bist…?“ Tarra machte Anstalten, sich wieder ihrem Karren zu widmen. Sie zurrte einige Riemen fester, eher sie dann zum Kopf des Pferdes ging und die Zügel griff. Bei dieser Gelegenheit fiel auf, dass ihre Hände in schwarze Lederhandschuhe gehüllt waren. Sie griff nach den Zügeln und führte das Tier in einem kleinen Kreis in die andere Richtung, sodass Starold nun lediglich den Karren, nicht aber das Mädchen sehen konnte. Dann blieb sie stehen, schaute unterhalb des Halses des Pferdes zu ihm herüber. “Was ist? Kommst du?!“ fragte sie geradlinig und setzte sich dann, in Richtung Süden in Bewegung.
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Freitag 19. August 2011, 15:52

Die Spannung schien Starold förmlich zu zerreißen, als der Dunkelelf, unfreundlich lachend, um ihn herumschritt und ihn beäugte. Starold war sich sicher, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Als Starold klar wurde, dass der Anführer seine Geschichte nicht vollends für bare Münze nahm, wurde ihm schlagartig übel vor Aufregung. Er würde hier draußen sterben. Mitten in Grandessa. Mitten im Feindesland. Durchbohrt, aufgespießt, enthauptet oder wie auch immer, fest stand für Starold Maleynn lediglich, dass er die nächsten Minuten nicht überleben würde. Der Andunier hoffte nur inständig dass es schnell gehen würde. Die Dunkelelfen hatten den Ruf, sich einen Spaß aus dem Leid anderer zu machen. Ein schneller Tod war allemal besser als ein langsamer, qualvoller Tod. Hoffentlich hatten die Dunkelelfen kein Interesse an Zeitvertreib. Für einen kurzen Moment überlegte Starold, ob er sich überhaupt verteidigen sollte, wenn einer der Dunkelelfen angriff. Sogleich verwarf er den Gedanken aber als Humbug. Er hätte ohnehin keine Chance. Vermutlich würde er nicht einmal den ersten Angriff überstehen können. Starold war kein Krieger. Und er würde nie einer sein.

Der Anführer neigte seinen Oberkörper zu Starold herab und kam dem Gesicht des Anduniers bedrohlich nahe. Nun war es also so weit. „Du hast Glück, dass mir heute nicht der Sinn nach frischem Blut steht, Bursche“, zischte der Dunkelelf. Starold wusste zuerst nicht, was er mit dieser Aussage anfangen sollte. Erst als der Anführer sich wieder aufrichtete und seinen Männern das Zeichen zum Abzug gab, begann Starold allmählich zu begreifen, dass er die Begegnung tatsächlich überlebt hatte. Die Dunkelelfen machten sich auf in Richtung Grandea, der Hauptstadt des Reiches. Zurück blieben nur Starold, die junge Frau und das Pferd samt Karren. Er hatte tatsächlich überlebt! Jetzt, wo die Anspannung von Starold fiel, begann er am ganzen Körper zu zittern. Das Adrenalin, das zuvor durch seinen Körper gepumpt wurde, hatte keine Wirkung mehr auf den Andunier und so fühlte sich Starold mit einem mal völlig kaputt. Erst nach einigen Sekunden, oder war es gar eine ganze Minute, breitete sich ein Lächeln auf Starolds Gesicht aus.

War es tatsächlich Desinteresse? Oder das Verbot, Grandessanern Leid anzutun? Oder aber war es die Rune Fehu? Starold wusste es nicht, und selten zuvor war Starold etwas so vollkommen gleichgültig gewesen. Vermutlich war es eine Kombination aus allen drei Faktoren, die ihm das Leben gerettet hatte. Starold aber war dies absolut egal. Er lebte! Der Andunier richtete seinen Blick auf die junge Frau. Unter den Stofflagen, die sie mehr oder minder vor der Kälte schützen sollte, vermutete Starold eine durchaus schlanke Figur. Unter einer dicken Mütze lugten einige Strähnen ihres feuerroten Haares hervor. Die Krönung ihres hübschen, zarten Gesichts, bildeten die braunen Augen, die Starold freundlich anblickten. Mit sicherer Stimme bedankte sie sich bei ihm. Keine Spur von Angst schwang in ihrer Stimme mit. Sie hatte sich wohl schneller und besser von dem Schrecken erholt als es Starold getan hatte. Be- wie gleichsam verwundert blickte Starold die Frau an. Erst als sie ihn auf sein angebliches Reiseziel ansprach, wurde er wieder ins Hier und Jetzt zurück geholt.

„Ähm... ja“, stotterte Starold. Er würde ihr nicht sagen, wer er eigentlich war und wohin er wollte. Die junge Frau musste nicht alles wissen. Der Andunier inspizierte den Karren, der mit einer schmutzigen Plane bedeckt war. Vermutlich transportierte sie Stoffe oder ähnliche Materialien, da sich unter der Plane keine Erhebungen abzeichneten. Die Frau stellte sich ihm schließlich als Tarra, betont am letzten „a“, vor und machte den Karren wieder abfahrbereit. Mit ihren behandschuhten Händen zurrte sie Riemen fest, griff nach den Zügeln und führte das Tier in Richtung Süden. Starolds Blick blieb an ihren schwarzen Lederhandschuhen hängen. Er war kein Krieger und kein Jäger. Er war kein Seemann und kein talentierter Magier. Er kannte sich mit keiner diesen Sachen besonders gut aus. Womit er sich allerdings auskannte war das Handelswesen. Und nie zuvor hatte er einen Händler, ob Andunier, Jorsaner, Zwerg oder Elf, Pelgarer der Santroner oder was auch immer gesehen, der solche Handschuhe trug. Nicht, dass es nicht durchaus sein mochte, dass es irgendwo in Celcia einen Händler gab, der schwarze Lederhandschuhe trug. Es war einfach ungewöhnlich. Untypisch. Der Andunier würde die Gesellschaft der Frau mit Vorsicht genießen. Es würde ihn nicht wundern wenn die junge Frau nicht ganz das war, was sie zu sein vorgab.

Endlich setzte auch er sich in Bewegung und versuchte eiligen Schrittes, den Karren einzuholen. Noch ehe Starold die Frau und den Einspänner eingeholt hatte, blieb er erneut stehen. Er atmete tief durch. Etwas Magie konnte keinesfalls von Schaden sein. Er hob seine linke Hand und zeichnete mit ausgestrecktem Zeigefinger ein „X“ für die Rune Gebo in die Luft. Die Rune stand für Partnerschaft und sollte ihrem Anwender bei Geschäften behilflich sein. Außerdem aber, und das war der Grund, weshalb Starold die Rune verwendet hatte, hatte sie die nette Eigenschaften, Freundschaften und Beziehungen zu fördern. Wieder trat dieses wohltuende, warme Gefühl in seinem Rücken auf. Er fühlte, dass die Magie floss. Auf die eine oder andere Weise würde die Magie wohl ihren Dienst tun. Hoffte Starold. Schließlich marschierte der Andunier wieder los und schloss bald zu Tarra auf. „Mein Name ist Liraz“, stellte sich Starold vor. „Rumdett ist mit Sicherheit ein ... delikates Städtchen“, grinste der Andunier. Nie zuvor war er in der verhassten Piratenstadt gewesen. Dennoch wusste er einiges über Rumdett, die dort lebenden Piratenbanden und deren Anführer, waren die Piraten doch so etwas wie die Erzfeinde der Händler aus Andunie. „Aber ich werde wohl noch irgendwo einen Zwischenstopp machen um meine Vorräte aufzufüllen“, behauptete Starold. „Aber bitte, erzähl mir mehr von dir“, forderte der Andunier die Frau auf.

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Re: Verfehlt

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. August 2011, 18:42

Starold tat mit Sicherheit gut daran, Tarra nicht alles brühwarm zu erzählen. Wer wusste schon, wer sie war? Vorsicht war immer noch besser als Nachsicht. Dieses Mal hatte Starold Glück gehabt, dass die Elfen sich nicht sonderlich für ihn interessierten. Immerhin war er blindlings in eine verzwickte Situation geraten, ohne auch nur den Hauch eines Planes. Es war auch manchmal ein Segen, die Runen um Hilfe bitten zu können, auch wenn sich der Erfolg meistens auf recht eigenartige Weise einstellte. Hier jedenfalls, hatte es gewiss geholfen und nur Fehu war es zu verdanken, dass er noch aufrecht stand. Jedenfalls war Fehu mit daran beteiligt gewesen. Vielleicht aber war ihm Lysanthor auch hold gewesen in diesem Augenblick. Immerhin war er der Gott des Lichts und schwärzer als die Nacht waren nur die Dunkelelfen und ihre Seele. Wie auch immer, er war davon gekommen und das lediglich mit dem Schrecken. Eine Erfahrung, die der Andunier mit Sicherheit nicht das letzte Mal auf seiner einsamen Reise machen würde.

Während der ganzen Szenerie, hatte der Schnee merklich nachgelassen. Zwar hingen die Wolken nach wie vor tief und trübe über ihren Köpfen, doch es fielen nur noch vereinzelt Flocken. Auch der Wind hatte etwas nachgelassen. Dem böigen und beißenden Wind, folgte ein ebenso kalter, doch weitaus sanfterer. Durch das trübe Wetter, war es jedoch schwerer zu erkennen, wann die Zeit gekommen war, um eine Rast einzulegen. Zwar würde diese vermutlich an diesem Tag ausfallen müssen, doch lange würde sein Körper das sicher nicht mitmachen. Immerhin war er nicht der Zäheste.
Doch bevor die Gedanken zu einem geeigneten Rastplatz wandern konnten, musste sich erstmal mit der Frau befasst werden. Diese ging unbeirrt ihren Weg und erachtete es als selbstverständlich, dass Starold ihr folgte. Tarra schenkte ihrem Begleiter ein Lächeln. Doch dem Aufmerksamen würde vermutlich nicht entgehen, dass dieses nicht ihre Augen erreichte. “Liraz..“ sie wog den Kopf hin und her, als ob sie seinen Namen erst ‚probieren’ müsste. “Seltsamer Name.“ stellte sie dann nüchtern fest und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg vor ihnen. Bei seiner Beschreibung von Rumdett, musste sie jedoch herzhaft lachen. “Delikat?! Junge, diese Stadt ist von den Göttern verlassen und nicht mehr zu retten!“ Junge?! Die Bezeichnung hatte einen üblen Beigeschmack von Belustigung. Tarra musste beinahe genauso alt sein wie er, wenn nicht etwas jünger.
Nach wie vor hatte Tarra die Zügel ihres Pferdes fest im Griff und wanderte unbeirrt ihres Weges. Während sie mit Starold sprach, hatte sie den Blick fest geradeaus gerichtet. Was sich dann ereignete, war mit Sicherheit von dem Maleynn nicht geplant gewesen:

In Tarra schien mit einem Mal ein explosionsartiger Redeschwall zu detonieren: “Wo möchtest du denn deine Vorräte auffüllen? Zu empfehlen wären Serna, Troman oder ein kleiner Händlerkarren, der sich zwischen Serna und Rumdett befindet. Dort bekommst du Brot, Wein, Wasser, Käse, Stoffe, Töpfe – eigentlich alles was du magst. Liraz.. wo kommt der Name eigentlich her?! Ich dachte immer, furchtlose Piraten hätten weitaus unheimlichere Namen. Kennst du Kapitänin Cattie eigentlich persönlich? Oder gehörst du lediglich zu ihren Handlangern?! Ich hab’ ja gehört, dass Cattie auch den einen oder anderen in ihr Bett holt. Ich persönlich halte davon ja nicht soviel aber..“ dann unterbrach sie ihren Redeschwall und blieb abrupt stehen. Mit einem Mal, sah Tarra Starold klar und ohne einen Deut von Anstand in die Augen. Dann hoben sich die Mundwinkel zu einem verlegenen Lächeln. “Aber.. eigentlich bist du schon ganz..süß“

Der Maleynn musste diese Wendung sicher erstmal verdauen. War das nun eine Masche von Tarra? Wollte sie ihn testen oder verwirren? Vielleicht machte sie sich ja auch nur einen Spaß mit ihm, oder aber sie war wirklich so und stand noch unter Schock, nach dem Dunkelelfen-Angriff. Oder… Die verdammte Magie hatte ihm, wie sooft, einen Streich gespielt und Gebo hatte die Bedeutung ‚Beziehung und Partnerschaft’ völlig falsch ausgelegt. Wenn es mit Magie geschah, würde es sich doch sicher rückgängig machen lassen, oder? Oder konnte man aus dieser Wendung seinen Nutzen ziehen? Wie auch immer, seltsam war das in jedem Fall!
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Samstag 20. August 2011, 11:39

Mit dem Wetter besserte sich auch Starolds Laune. Wobei man in diesem Fall wohl nicht von „Laune“ sprechen konnte. Zuversicht war womöglich ein besserer Ausdruck dafür. Zuversicht, doch irgendwie dieses ganze Schlamassel, in dem er sich seit der Invasion der dunklen Armee befand, zu überleben. Der Wind schnitt den Wanderern nun weit weniger in die Glieder als vor einigen Stunden noch, auch, wenn es immer noch bitterkalt war und Starold immer müder wurde. Starold hatte bereits vor der Zusammenkunft mit Tarra und den Dunkelelfen eine Rast eingeplant. Was daraus geworden ist, ist ohnehin bekannt. Lange würde er nicht mehr weiter marschieren können. Er brauchte dringend eine Pause.

Tarra schritt zielstrebig neben ihm her, lächelte Starold dann und wann an, und wandte den Blick wieder nach vorne. Irgendetwas an ihr stimmte nicht. Starold sah es in ihren Augen. Oder zumindest glaubte er dies. An dieser junge Frau war mehr dran, als man auf den ersten Blick vermuten mochte. „Du meinst Liraz ist ein seltsamer Name? Meine Mutter wollte mich eigentlich Krafottel nennen“, grinste der Andunier. „Da bin ich doch eigentlich gar nicht so schlecht ausgestiegen.“ Auf Tarras Bemerkung „Junge“ musste sich Starold auf die Lippen beißen. Junge! Was sollte das denn heißen? Er war jung, ja! Aber kein Junge! Er war aus Andunie geflüchtet. Hatte alles verloren. War über die Stille Ebene marschiert und ist drei Dunkelelfen gegenüber gestanden, die nur auf Zwist aus waren. Wenn er eine Sache nicht war, dann ein „Junge“! Der Andunier ärgerte sich eine ganze Weile über seine Reisebegleitung. Schließlich war ER es auch gewesen, der sie mehr oder weniger vor den Dunkelelfen gerettet hatte. Und sie nannte ihn JUNGE! Der Ärger nagte am Andunier und gerade hatte er sich dazu entschlossen, Tarra doch auf ihre Bemerkung hin anzusprechen, da kam ihm die junge Frau zuvor.

Es sprudelte nur so aus ihr hervor und die Hälfte der Fragen, welche die Frau ihm mit einem mal stellte, konnte er sich nicht einmal merken. Was ihm jedoch in Erinnerung blieb, waren die Annäherungsversuche Tarras. Versuchte sie mit ihm anzubandeln? Oder machte sie sich nur einen Spaß daraus, ihn zu veräppeln? Oder testete sie ihn? Selbstverständlich durfte man Gebo nicht außer Acht lassen. Es wäre nicht allzu verwunderlich, würde die Rune wieder einmal etwas anderes machen als Starold eigentlich geplant hatte.

Tarra blickte Starold in die Augen und lächelte verlegen. Sie war zweifelsohne attraktiv zu nennen, auch wenn ihr Gesicht durch die Kälte noch immer gerötet war. Für diesen kurzen Moment schien für den Andunier nichts anderes zu existieren als die junge Frau mit den feuerroten Haaren. Doch Starold nutzte einen Augenblick der Besinnung und rief sich selbst dazu auf, wachsam zu sein. Er wusste NICHTS von der Frau und befürchtete, dass sie noch ein Problem für ihn darstellen konnte. Er durfte sich nicht von ihr umgarnen lassen. Der Andunier schenkte seinem Gegenüber ein freundliches Lächeln. „Dieser Händlerkarren...“, ging Starold auf Tarras Bemerkung ein. „Gäbe es dort vielleicht wirklich etwas Brot und Käse für einen ausgelaugten Wanderer?“, fragte der Andunier und hoffte, etwas von Tarras Vorräten abhaben zu können. „Natürlich nicht umsonst“, fügte er rasch hinzu. „Ich brauche eine kurze Rast. Der Weg über die Stille Ebene war ein langer und anstrengender. Ich habe seit Tagen nichts Richtiges mehr gegessen und nur auf dem nackten Boden unter freiem Himmel geschlafen“, erklärte Starold. „Wenn du es eilig hast, verstehe ich das, dann lass mich hier zurück. Oder...“ Er lächelte verführerisch. „Oder lass uns hier eine Pause einlegen und uns stärken.“ Der Andunier nahm sich seine Ledertasche von den Schultern, um seiner Begleiterin zu signalisieren, er würde in jedem Fall hier bleiben.

Starold wusste, dass er es an diesem Tag ohnehin nicht mehr bis ins nächste Dorf oder gar in in die nächste Stadt schaffen würde. Er war zu ausgelaugt. Mit etwas Glück würde das Mädchen bei ihm bleiben und ihm zur ersten richtigen Mahlzeit seit dem Beginn seiner Flucht verhelfen. Und vielleicht würde er sogar ein paar Stunden am Einspänner schlafen dürfen. Vorrausgesetzt die Ladefläche war frei und Tarra erlaubte es. Nur ein paar Stunden Schlaf, die er nicht auf dem eiskalten Boden verbringen dürfte, erschienen Starold in diesem Moment wie die Lösung all seiner Probleme. Durch Essen und Schlaf wieder bei Kräften, könnte er am darauffolgenden Tag Serna oder gar Jorsa erreichen. In ein grandessanisches Dorf oder gar Grandea selbst wollte er keinesfalls gehen. Dort gab es bestimmt mehr von dieser dunkelelfischen Brut, und ein Treffen mit den Dunkelelfen wollte er in jedem Fall vermeiden. „Natürlich kenne ich Cattie persönlich“, griff Starold das Gespräch wieder auf. „Eine furchtlose, bewundernswerte Frau“, log der Andunier. In Gedanken fügte Starold die Attribute hinterhältig, verlogen und skrupellos hinzu. „Ihr Ruf was Bettgeschichten angeht ist jedoch schlimmer als es tatsächlich ist“, plapperte Starold weiter. Er hatte zwar keine Ahnung, wovon er da sprach, aber er meinte, Details würden seine Geschichte glaubwürdiger machen. „Sie hat mich persönlich angeworben und davon überzeugt, ihren schwarzen Augenklappen beizutreten“, erzählte Starold und versuchte stolz darüber zu wirken.

„Wohin möchtest du eigentlich?“, richtete Starold das Wort an Tarra. „Und warum bist du alleine in dieser Ödnis unterwegs? Bitte, Tarra, erzähl mir mehr von dir!“ Just in diesem Moment traf die Erkenntnis den jungen Andunier wie ein Schlag. Welche junge Frau, und hatte sie auch noch so dringende Geschäfte zu tätigen, würde in dieser schrecklichen Zeit alleine mit ihren Waren durchs Land ziehen. Nein, Tarra war nicht einfach eine Händlerin. Er wusste zwar noch nicht, was die Frau wirklich war, aber er würde es herausfinden. Freundlich lächelte er seine Begleiterin. „Und?“

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Re: Verfehlt

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 25. August 2011, 23:40

Über die Anekdote, bezüglich seines Namens, lächelte die Händlerin entzückt. (Oder vielmehr entrückt.) Sie klimpert mit den Wimpern und schaut unentwegt zwischen ihrem Weg und Starold hin und her. Dabei ziert ihr Gesicht stets ein sanftes Lächeln und ein Rot auf den Wangen, welches der Kälte zugesprochen werden konnte. Diese eigenartige Veränderung, die so plötzlich auftrat und auch noch lange anhielt, war eigentlich schon nicht mehr auf einen natürlichen Ursprung zurückzuführen. Hier war etwas oberfaul. Ob das nun von Tarra ausging, oder nicht - dessen konnte man sich nicht sicher sein. Doch wieso sollte die junge Frau solch ein Theater veranstalten? Was hatte sie davon?
Als Starold erwähnte, dass er Hunger sowie Durst verspürte, hielt Tarra tatsächlich den Wagen an und griff gezielt unter die Plane. Als sie ihren behandschuhten Arm wieder hinaus zog, befand sich ein Apfel und ein Stück Brot darin. Es war mitnichten ein exklusives Mahl, welches die dicksten Bäuche sättigen konnte, doch immerhin besser als nichts, oder?
Tarra lächelte weiterhin gnadenlos und reichte ihrem "Retter" die essbaren Sachen. Diesbezüglich hatte diese unerwartete Gemüts-Veränderung doch etwas für sich.. Nachdem Starold das Brot und den Apfel genommen hat, treibt die junge Frau ihren Karren wieder an und beantwortet dann Starold's Fragen:"Also, dieser Karren hat mit Sicherheit auch etwas zu Essen und zu Trinken. Was wäre er für ein Händler, wenn nicht? Man kann doch keine Geschäfte machen, ohne das Nächstliegende zu beachten." Irgendwie klang auch das wie ein Tadel aus dem Mund der Jüngerin. Und dies passte so garnicht mit der Tarra zusammen, die sich dort mit ihm zusammen einen Weg durch die Lande von Grandessa bahnte. Es muss doch an Gebo liegen und wenn dies der Fall war, dann würde Tarra sicher nicht begeistert darüber sein. Sie wirkte bisher eher geradlinig und aufgeweckt. Nicht so verklärrt und naiv. Möglicherweise war es besser, die Rune zurück zu nehmen, wenn es Starold denn möglich war. Oder aber er belässt es nach wie vor dabei und riskiert eventuell eine erzürnte Frau, wenn Gebo's Wirkung nachlässt. Ausserdem wollte er etwas über Tarra erfahren und nicht über ein naives Mädchen, dass alles was nicht bei Drei auf den Bäumen ist in Grund und Boden redet. Oder?
Plötzlich richtet Tarra das Wort erneut an Starold:"So wie du quengelst, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass du tatsächlich unter Cattie's Augenklappe stehst. Du wirkst.. eher.. weniger wie ein furchtloser Pirat." Das war eindeutig eine Mischung aus der echten Tarra und der Naiven. Die Echte hätte es mit Sicherheit anders formuliert, aber beide kommen Starold gefährlich nahe in seiner Lüge. Und es war doch auch so, zwar hatte sein Äußeres bisher gelitten, aber das machte ihn noch lange nicht zu einem finsteren Piraten aus Rumdett, wie man in allen Winkeln der Welt hörte. Seine Geschichte über Cattie und seinen Werdegang dann jedoch, nickte Tarra wieder zustimmend ab. "Tja, hab ich schon oft gehört. Auf meinen Wegen komm' ich viel herum. Wie ist denn das so? Pirat zu sein?!" bohrte das rothaarige Mädchen weiter.
"Ich bin hier in Grandessa aufgewachsen und stamme aus einer ziemlich alten Händlerfamilie. Aber ganz ehrlich, niemand kennt sie. Immerhin handeln wir nur mit Stoffen und sind nie zu viel Ruhm oder Macht gekommen. Geld besitzen wir auch nur gerade so fürs Nötigste. Aber ansonsten...- jeder war bisher Händler in meiner Familie. Bis auf meine Mutter, die war Näherin und hat eine Zeit lang die Stoffe auf Anfrage zusammengenäht. Naja, nun ist sie tot." Schloss die junge Frau unverblümt und zuckt die schmalen Schultern, welche unter den vielen Stoffen gar nicht richtig zu Geltung kommen.
Es dauert eine kleine Weile des Fußmarsches, bis die beiden an einer kleinen Bucht ankommen. Tarra bremst den Karren und sieht sich um. Sie ruckt mit dem Kopf in die Richtung der Bucht und hebt fragend beide Augenbrauen: "Eine kleine Rast gefällig, Leichtmatrose?" Und da war wieder die alte Tarra. Offenbar verliert Gebo langsam aber stetig an Wirkung. Wenn Starold die Wirkung selber aufheben könnte, liefe er mit Sicherheit nicht Gefahr, den Schimpftiraden ausgeliefert zu sein, die mit Sicherheit folgten. Aber es könnte natürlich auch alles schlimmer machen. Würde sich Tarra überhaupt dazu äußern? Hat sie mitbekommen, wie sie sich verändert hat? Sollte er es riskieren? Fragen über Fragen....
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Freitag 26. August 2011, 12:49

Starold quälten die Gewissensbisse. Er war sich mittlerweile sicher, dass dies nicht die richtige Tarra, sondern die Gebo-Tarra war, die hier so frisch und munter plappernd neben ihr marschierte. Andererseits hatte er Angst davor, die richtige Tarra zu Gesicht zu bekommen. Schließlich vermutete er mehr hinter der angeblichen Händlerin, als dieses naive Mädchen. Sollte er versuchen die Rune aufzuheben? Er hatte in der Vergangenheit kein großes Glück dabei gehabt, seine Zauber wieder aufzuheben oder rückgängig zu machen. Das war eine Seite der Runenmagie, die ihm besonders gut gefiel: irgendwann legte sich die Magie von selbst. Was, wenn er es tatsächlich nur noch schlimmer machte und die Frau dann plötzlich gar nicht mehr zu quasseln aufhörte? Andererseits störte es ihn gar nicht, dass Tarra nun so naiv war. Solange sie den jetzigen Charakterzustand behielt, hatte er nicht viel von der Händlerin zu befürchten.

Starold Maleynn war heilfroh, endlich wieder ein Stück Obst essen zu können. Er liebte Obst. Und ganz besonders Äpfel. Wenn es nun noch ein Apfel aus Andunie, vielleicht aus der Plantage seiner Familie war ... Starold zuckte innerlich zusammen. Alles was er und seine Ahnen besessen hatten war verloren. Nie wieder würde er einen Apfel der Maleynn-Plantage essen. Möglicherweise würde er nie wieder einen Apfel aus Andunie überhaupt essen. „Danke“, sagte Starold höflich und nahm das Brot und den Apfel entgegen. Was Tarra über den Karren sagte, hörte der Andunier schon nicht mehr, so sehr freute er sich darauf in den Apfel zu beißen. Er betrachtete das Obst und war voller Vorfreude. Gleich würde er eintauchen in die Genusswelt dieser roten, mit Sicherheit süßlich schmeckenden Frucht. Es war kein Apfel aus Andunie, soviel wusste Starold sofort. Dafür war der Apfel nicht nur zu klein, sondern auch zu unförmig. Äpfel aus Andunie waren wohlgeformt und lagen prall in der Hand. Dieses Stück hier war etwas verkümmert, hatte auf der einen, noch grünlichen Seite eine Delle. Aber es kümmerte Starold nicht unbedingt. Es war ein Apfel. Langsam, beinahe bedächtig, führte er die Frucht zu seinem Mund. Herzhaft biss er hinein, fühlte die Rinnsale links und rechts seiner Zunge, die langsam vom Apfel aus in seinen Mund flossen. Der süßliche Geschmack breitete sich in seinem Gaumen aus und – auch wenn der Apfel keiner aus Andunie war – fühlte sich Starold für einen kurzen Augenblick wie zuhause. Er kaute das Apfelstück und mit jeder Mundbewegung sog er den zweifelsohne ansehnlichen Geschmack in sich ein.

Erst nach einigen Bissen war Starold aufgefallen, dass Tarra momentan nicht sprach. Er wunderte sich ob sie auf eine Antwort von ihm wartete. Da fing sie schon wieder an zu sprechen und meinte, er würde nicht wie ein furchtloser Pirat aussehen. Tja, was sollte Starold darauf sagen? Ich bin ein Flüchtling aus Andunie und hasse die Piraten, Grandessaner und die dunkle Brut von ganzem Herzen, weil sie mir alles in meinem Leben genommen hatten? Schließlich fragte ihn Tarra, wie es sei, Pirat zu sein. Und was sollte er nun sagen? Das einzige Mal, das ich auf einem Boot verbracht habe war eine harmlose Überfahrt nach Belfa?! Starold hatte sich auf dünnes Eis begeben, und langsam aber sicher schien die Eisdecke aufzubrechen und ihn zu verschlingen. Selbst die naive Tarra konnte ihm gefährlich werden. „Ich bin kein Seemann in diesem Sinne“, beantwortete Starold Tarras Frage. „Ich bin so etwas wie ein Bote vertraulicher Informationen“, erklärte er ihr.

Den Apfel hatte Starold bereits verspeist, als Tarra von sich zu erzählen begann. Grandessanische Händlerin also. Wie all ihre Vorfahren. Stoffe. Starold war sich nicht mehr sicher, was er glauben sollte. Vielleicht war sie tatsächlich lediglich das, was sie vorgab zu sein. Daher rührte möglicherweise auch ihr Faible für Handschuhe und elegante Kleidung. Andererseits... dann würde sie wohl eher Stoffhandschuhe tragen, anstelle von Lederhandschuhen. An und für sich war Starold ein leichtgläubiger Mensch, wie beinahe alle Andunier. Aber die rothaarige Menschenfrau machte ihn wirklich stutzig. Er wollte unbedingt sehen, was sich in Tarras Karren verbarg. Auch als sie ihm den Proviant gereicht hatte, hatte er nichts vom Inneren des Karrens sehen können. Ob er sie darauf ansprechen sollte?

Nach einiger Zeit hatten die beiden eine kleine Bucht erreicht und Tarra fragte den Andunier, ob er eine kleine Rast machen wollte. „Gerne“, gab der mittlerweile völlig kaputte Starold zurück. Der Andunier hatte sich dazu entschlossen, nicht zu versuchen die Wirkung Gebos aufzuheben. Tarra schien mittlerweile wieder mehr sie selbst zu sein. Wenn er nun ein paar Stunden schliefe, würde Tarra hinterher bestimmt wieder völlig bei Sinnen sein. Und dann würde er sie auf die Handschuhe ansprechen. Er würde ihr reinen Wein einschenken und ihr offenbaren, dass er kein Pirat war. „Wie weit ist es noch bis Serna?“, fragte er die junge Frau und biss in das Stück Brot. Sobald er sich nicht mehr unmittelbar in grandessanischem Herrschaftsgebiet befand, würde er ihr die Wahrheit sagen. „Ich muss etwas schlafen“, stellte er klar. „Ich hoffe das stört dich nicht!“ Starold legte seine Ledertasche und die beiden Trinkschläuche ab und setzte sich daneben auf den kalten Boden. Es half alles nichts, besser würde das Wetter in nächster Zeit nicht mehr werden. Und er würde mit Sicherheit kein Dorf und keine Stadt mehr erreichen, bevor ihn die Müdigkeit zugrunde gerichtet hätte. Starold nahm seine Tasche zur Hand und kramte darin. Der Andunier vertraute Tarra nicht. Er würde sich mit Sicherheit nicht einfach so schlafen legen um dann von der jungen Frau überwältigt zu werden. Er tat so als suche er etwas in der Tasche und fingerte an dem Messer, das sich in der Tasche befand, solange herum, bis er es durch seinen Ärmel versteckt aus der Tasche ziehen lassen konnte, ohne dass es Tarra bemerkte. Die Trinkschläuche legte er daraufhin ganz nah an sich heran, während er seinen Kopf auf die Ledertasche bettete. Starold drehte sich auf die Seite und griff mit der linken Hand nach den Schläuchen. In der Rechten hielt der Andunier den Dolch. Er würde zustechen, wenn er musste. Das schwor sich Starold noch, bevor er wegdöste.

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Re: Verfehlt

Beitrag von Gestalt » Freitag 2. September 2011, 00:07

Das, was anfänglich aussah, wie ein ausgewachsener Schneesturm, hatte sich inzwischen wieder beruhigt und es waberten lediglich einige Schneeflocken durch die Lüfte. Natürlich war die Wetterlage nicht ideal, um sich auf den Boden zu legen und ein Päuschen zu machen, doch in der Not fraß der Teufel eben Fliegen. Tarra jedenfalls schienen diese Gegenbenheiten nichts auszumachen, denn sie führte das Pferd, oder eher das Pony, geschickt herum, um es dann als Windschutz vor ihr provisiorisches Lager zu stellen. Auch hier war das Pragmatische ausschlaggebend und es erfüllte ein wenig seinen Zweck. Natürlich war der Wind kaum abzuhalten, ohne Zelt oder gar eine Taverne in der Nähe, doch das machte der Rothaarigen mitnichten etwas aus.
Fachmännisch lockerte sie mit wenigen Handgriffen die Schnüre an dem Wagen und befreite nach wenigen Augenblicken das müde Tier von seinen Fesseln. Zufrieden über die Entlastung, schnaubte das Pony und ließ sogleich den Kopf hängen, um auf dem gefrorenen Boden nach etwas Gras zu suchen. Während das Tier hie und da am raren Gras zupfte, schlüpfte Tarra's Hand erneut unter die Plane und beförderte nach einigen Sekunden einen kleinen, ziemlich zerschlissenen, Lederbeutel zu Tage. Diesen ließ sie achtlos auf den Boden fallen, griff noch einmal unter die Plane und holte eine ebenfalls zerschlissene Wolldecke hervor. Diese breitete sie dann unweit des Planwagens aus und bedeutete Starold, sich zu setzen. Sie folgte ihrer Einladung selber und zog dann den Beutel zu sich heran. Darin kramend, als würde ihr Leben davon abhängen, kam aus ihrem Mund lediglich hin und wieder ein "hmm.." oder "hrmpf"; offenbar suchte sie etwas, konnte es aber nicht finden. Dann ließ sie von ihrem Beutel ab und streckte Starold die Hand entgegen: "Mehr konnte ich nicht finden." meinte sie und auf ihrer flachen Hand prunkten ein paar Nüsschen. Offenbar hatte Starold ihr letztes Essen erhascht und nun war sie auch noch bereit, die paar Nüsse mit ihm zu teilen. Hätte Tarra das auch noch gemacht, wenn sie nicht unter dem Einfluss von Gebo gestanden hätte? Wer wusste das schon.
Im Moment jedenfalls, saß nach wie vor eine umgängliche, gesprächige Tarra vor ihm und lächelte leicht. "Hm, also Serna dürften wir morgen erreichen, je nachdem wann wir weiter gehen. Das ist nicht mehr allzu weit." Sie hatte die Nüsse inzwischen auf die Decke gelegt und folgte Starold's Beispiel, sich allmählich zusammen zu rollen. Dass der Andunier sich für einen möglichen Angriff wappnete, davon bekam die Redselige nichts mit. Vielleicht wäre sie aufmerksamer gewesen, wenn sie nicht unter einem äußeren Einfluss gestanden hätte. Doch so, war ihr Geist naiv und freundlich, kameradschaftlich; eben kommunikativ und wohlgesonnen. Die perfekte Basis für einen Handel. Wofür die Rune ja auch stand und was sie unteranderem ausdrückte. Auch wenn zwischenzeitlich die "alte" Tarra durchblitzte, schien sich die Wirkung nur schleichend zu verflüchtigen. Während Starold schon bereit war, ins Land der Träume abzutauchen, erhob sich die zierliche Frau noch mal und kramte erneut unter ihrer Plane. Dann zog sie eine grobe Bürste heraus und betrachtete diese. Für eine Haarbürste, dürfte dieses Exemplar deutlich zu klein sein, also konnte es nur eine Zahnbürste sein. Sie war nicht sonderlich herrausragend, aber dennoch erfüllte das Provisorium seinen Zweck. Tarra lief die paar Meter zum Ufer und tunkte die schrullige Bürste in das salzige Nass. Um sich die Zähne zu pflegen, war Tarra gute ein- bis zweihundert Meter gelaufen. Sehen konnte Starold sie zwar noch, doch hören würde sie ihn gewiss nicht. Zwar nur mit Wasser, doch dennoch sorgsam, widmete sich die Frau der Mundhygiene und wirkte dabei durchaus routiniert. Offenbar war das Tarra wichtig, dass sie sich diesen Luxus erhielt und sie wirkte bei der Durchführung, sehr konzentriert, so als ob sie sich diese - in manchen Kreisen - nichtige Kleinigkeit zum Ritual erklärt hat. Nach ungefähr zehn Minuten, kehrte sie zurück an die Lagerstelle, verstaute ihre Bürste wieder unter der Plane und legte sich dann, gegenüber von Starold, auf die Decke. Auch sie legte sich ihren Beutel unter den Kopf und schloss dann die Augen. "Ich hoffe, du kannst schlafen - Piraten-Informant, der nicht zur See fährt."murmelte sie und ließ nicht erkennen, ob es lediglich eine Neckerei war, oder ob sie Starold tatsächlich die Geschichte nicht glaubte. Es war vermutlich einfacher, die junge Frau zu durchschauen, wenn Gebo nicht seine Finger im Spiel hatte. Vielleicht würde es morgen früh anders sein. Und ehe eine Erwiderung von Seiten Starold's kommen konnte, schlummerte Tarra auch schon davon.

Am nächsten Morgen war die Händlerin schon sehr früh auf den Beinen. Sie hatte die Augen geöffnet und war sofort aufgestanden. Dennoch fühlte sie sich irgendwie eigenartig, so als ob sie in den Stunden vor dem Schlafen nicht ganz beisich gewesen war. Ihr Blick fiel auf Starold, der nach wie vor den Rücken zu ihr gewandt hatte. Ohne ihn zu wecken, erhob sie sich und machte ihren Karren wieder startklar. Das Pony war die ganze Zeit in der Nähe geblieben, ein weiteres Indiez dafür, dass die beiden dieses Leben schon länger führten. Während Starold noch schlief, rieb sich die Frau den Bauch und suchte in ihrem Beutel nach ihren Vorräten. Erstaunt stellte sie fest, dass sie alle waren, ehe ihr einfiel, dass sie sie Starold überlassen hatte. Die zarte Haut, auf der Stirn, legte sich in Falten und sie musterte den Rücken des Mannes. Sie erinnerte sich daran, den Apfel und das Stück Brot an Starold abgegeben zu haben, doch ihr leuchtete nicht ganz der Grund ein: Immerhin war das das Letzte, was sie hatte und sie kam bisher immer mit ihren Vorräten aus. Argwöhnisch, verstaute Tarra ihre restlichen Sachen - bis auf die Decke - unter der Plane und rüttelte Starold dann an der Schulter. Ihr Griff war fest und bestimmend. Sie stand über dem Andunier, die Hände in die Hüften gestemmt und eine Augenbraue in die Höhe gereckt. So, wie sie da stand, war ganz klar erkennbar, dass dies die echte Tarra war. Kein verklärrtes Bild. "Steh' auf, wir müssen weiter. Wegen dir habe ich keine Vorräte mehr und ich muss sie schleunigst auffüllen! Also mach schon, beweg dich!" kommandierte sie im scharfen Ton. Dann wandte sie sich ab und wartete, bis sich Starold von der Decke erhob.
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Montag 5. September 2011, 21:41

Starold war heilfroh, als Tarra ihm anbot, auch auf der Decke zu schlafen. Der eiskalte Erdboden wäre wohl nicht sonderlich komfortabel gewesen. Aber welche Alternative hätte er sonst gehabt?
Und was ihn noch mehr faszinierte, war die Selbstlosigkeit der jungen Frau. Sie hatte ihm wohl auch noch ihren letzten Proviant geschenkt. Ein paar kümmerliche Nüsschen. Aber dies war um einiges mehr als Starold erwartet hätte. War dies tatsächlich Tarras freier Wille oder aber nur die Auswirkungen der Rune? Ein schlechtes Gewissen plagte den Andunier.

Kurz bevor er endlich eingeschlafen wäre, erregte Tarra erneut seine Aufmerksamkeit. Sie begann sich tatsächlich die Zähne zu putzen. Wie sehr vermisste Starold doch seine alte Heimat. Wie sehr vermisste er all diese Kleinigkeiten. Seife, Zahnbürsten, all diese Dinge, die das Leben eines Patriziers so angenehm und komfortabel gestalteten. Die junge Frau war extra zum Meer gelaufen um Wasser für ihre Tat zu bekommen. Sie war wirklich beeindruckend. Es blieb dem Andunier nichts anderes übrig als die junge Frau zu beobachten. Ihre unbekümmerte Art zog ihn in seinen Bann. Beinahe war sie wie eine waschechte Andunierin. Offen, freundlich, ohne Misstrauen. Starold seufzte. Nach etlichen Minuten war Tarra mit dem Zähne putzen fertig und kehrte schließlich zum provisorischen Lager zurück. Sie legte sich ihren Beutel unter den Kopf, ähnlich wie es Starold zuvor getan hatte, schloss die Augen und murmelte dem Andunier noch neckisch zu, sie hoffe er könnte schlafen. Starold versuchte etwas zu erwidern, doch als er sich endlich die passenden Worte zusammengesucht hatte, war Tarra bereits eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wurde Starold unsanft aus dem Schlaf gerüttelt. Tarra hatte ihn fest an seiner Schulter gepackt, eine Augenbraue in die Höhe gereckt und starrte den Andunier argwöhnisch an. In diesem Moment wusste Starold, dass die Rune nicht länger wirkte. DIES war zweifellos die echte, wahre Tarra. Und Starold wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte oder nicht. Als die junge Frau ihn ankeifte, wegen ihm keine Vorräte mehr zu haben, sprang Starold auf. „Ähm“, stammelte er. Von nun an war sie wohl unausstehlich. Starold überlegte ehrlich, ob er nicht wieder Gebo wirken sollte, entschied sich dann aber dagegen. Dennoch musste er ihr ihre Grenzen aufzeigen. „Erstens habe ich dich nicht dazu gezwungen mir deine Vorräte zu geben“, herrschte er sie an. „Zweitens wärst du heute früh von diesen Nüsschen ohnehin nicht satt geworden! Drittens... ein geringer Preis für die Unannehmlichkeiten die ich dir mit den Dunkelelfen erspart habe.“ Er drehte sich in Richtung des Meeres. „Magst du Krabben?“, fragte er Tarra, nahm seine Habseligkeiten auf und marschierte los. Er würde schon für ein Frühstück sorgen. Zielstrebig spazierte er auf den Strand zu um – wie jeden Tag – Krabben aufzupflücken, sie auf irgendeinem Stein aufzuschlagen und dann zu verspeisen. Es war beinahe zur Routine geworden in den letzten Tagen. In der Früh deckte er sich stets mit Krabbenfleisch ein, dass er dann und wann – allerdings möglichst bald – roh verzehrte. „Komm schon“, rief Starold seiner Begleiterin zu, drehte sich kurz zu ihr um und winkte ihr. Sie würde ihm schon folgen. Und hoffentlich klug genug sein dass Pferd samt Karren auf festem Untergrund zu lassen. Hinterher müsste er vielleicht noch den Karren der Grandessanerin aus dem Sand ziehen. Er blickte sich nicht mehr zu Tarra um, sondern konzentrierte sich nun vollends auf die Beschaffung eines Frühstücks.

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Re: Verfehlt

Beitrag von Gestalt » Dienstag 6. September 2011, 22:33

Dass sich der Andunier so schnell aufrappelte, hatte Tarra gar nicht für möglich gehalten. Sie musterte ihn mit einem teils belustigten, teils angriffslustigen Ausdruck, als sich Starold wegen ihrer Ansprache verbal zur Wehr setzte. Irgendwie hatte die junge Frau das Gefühl, dass sich der Andunier etwas zu sehr echauffierte. Als er dann das Meer anpeilte, zuckte Tarra lediglich mit den Schultern und musste sich doch ein Grinsen verkneifen. Sie sah ihm eine kleine Weile nach, bis sie sich schließlich in Gang setzte. Zuvor jedoch, griff sie erneut in ihren Beutel und zog ihre Waschutensilien hinaus. Diese sicher in ihrer rechten Hand verstaut, folgte sie Starold in einigem Abstand. Nachdem auch die Rothaarige am Ufer angekommen war, beäugte sie ihren Begleiter stillschweigend. Dieser machte sich bereits an den zahlreichen Krabben zuschaffen und wirkte dabei, als hätte er darin schon einiges an Übung. Unweit des Anduniers, hockte sich Tarra in den Sand und ließ ihre Zahnbürste sich mit dem salzigen Nass umspülen. Dann zerbröselte sie einige Minzblätter, machte diese nass und stopfte sich das Grünzeug dann in den Mund. Darauf folgte die Bürste und sie begann mit ihrer Morgentoilette. Während sie sich der Mundpflege widmete, beobachtete sie Starold dabei, wie er Krabbe für Krabbe auswählte und niederstreckte, um sich dann, nach der Entfernung des Panzers, an dem Fleisch gütlich zu tun. Nachdem sie die Zahnpflege beendet hatte, spuckte sie die verbrauchten Blätter ins Meer und schöpfte mit den Händen Wasser, um sich den Mund zu spülen. Inzwischen verzog sie beim salzigen Geschmack, keine Miene mehr, das war beim ersten Mal doch anders gewesen. Sie hatte das ekelhafte Nass in den Hals bekommen und angefangen zu husten und zu prusten. Ihr kam es aus jeglichen Öffnungen wieder heraus. Inzwischen war sie geübt darin, das Meerwasser nicht zu schlucken, sondern nur zum Spülen zu verwenden. Schön war auch das nicht, doch wenn es die Not erforderte..

Nachdem sie sich auch das Gesicht gewaschen hatte, nahm sie ihre Mütze vom Kopf und schüttelte das feuerrote Haar. Es war zu erkennen, dass sie halblanges Haar hatte, welches ihr bis knapp auf die Schultern reichte und diese 'Haarpracht' mit Hilfe eines schwarzen, einfachen, Bandes aus ihrem Gesicht fernhielt. Dieses Band nahm sie ab und band es sich erneut um den Kopf. Das wilde Meer aus roten Fransen schien nur unwesentlich gebändigt. Als sie die Mütze wieder aufsetzte, lugten erneut rote Zotteln unter ihr hervor. Mit dem Ärmel wischte sie sich über das noch nasse Gesicht und blickte dann, leicht schniefend, erneut zu Starold herüber. Sie schloss zu ihm auf, ging neben ihm in die Hocke und beobachtete seine Arbeit. Anerkennend nickte sie und meinte: "Na.. immerhin kannst du für dich sorgen" Es mochte nicht gerade ein berauschendes Kompliment sein, doch nach ihrer Ansprache zuvor, war es fast ein Lob. Tarra wartete nicht lange, sondern griff ebenso beherzt zu, wie Starold. Sie vertilgte eine kleine Menge an Fleisch, um ihren ersten Hunger zu stillen und sammelte dann ein paar weitere Krabben, um sie Starold zu bringen. Danach machte sie sich wieder auf den Weg zu ihrem Karren und legte die Decke, nachdem sie ausgeschüttelt wurde, wieder zusammen und unter ihre Plane. Sie zurrte das Pferd fest und täschelte ihm den Hals, während sie darauf wartete, dass Starold soweit war. "Wohin möchtest du, jetzt? Serna oder doch weiter gen Süden nach Rumdett um zu Deinesgleichen zu gelangen?" Ihr Ton hatte nichts Abwertendes oder Feindseliges, es war eine ganz normale Frage. Offenbar hatte Starold's starker Auftritt und seine Äußerung bezüglich ihrer Rettung, seine Wirkung nicht verfehlt. Zwar hatte die Rothaarige immernoch ziemliche Haare auf den Zähnen, doch sie wirkte nicht mehr feindselig oder genervt.

Ganz gleich, wie sich der Andunier auch entscheiden mochte, Tarra würde ihn auf jeden Fall gen Süden begleiten. Auch ihr Weg führte dorthin, wohin genau jedoch, hatte sie nicht erwähnt. Ihr erstes Ziel war mit Sicherheit erstmal der Händler zwischen Serna und Rumdett und solange konnte man ja die Gesellschaft genießen, oder? Oder hatte Starold es satt, eine Begleitung zu haben? Auf der anderen Seite tat es vielleicht mal ganz gut, nach allem was vorgefallen war und ihm zugestoßen ist, mit jemanden Reden zu können. Gerade seit dem Beginn seiner unfreiwilligen Reise und dem Tod des Freundes, hatte er ja weniger Grund zum Sprechen gehabt. Ganz gleich was der junge Andunier wollte, bis zum Händlerkarren hatte er die Händlerin an seiner Seite - ob er wollte, oder nicht.

Nach ungefähr drei Stunden des Marsches, konnte Starold in der Ferne einen Schemen ausmachen. Während sie näher kamen, bildeten die schwachen, unförmigen Linien, eine Silhouette, die sich alsbald als einen ähnlichen Karren wie der von Tarra herausstellte. Dies musste der besagte Karren sein, denn Tarra steuerte schnurstracks darauf zu. Dort angekommen, begrüßte sie ein dickbäuchiger Mann in reicheren Gewändern mit einem Handschlag und schmatzte der Rothaarigen einen Kuss auf die Wange. "Tarra... Mit Betonung auf dem letzten A" näselte er grinsend und blickte dann mit kleinen Augen auf Starold. "Oh- Kundschaft?!" fragte er freudig erregt und watschelte dann auf Starold zu, um jenem ebenfalls die Hand zu geben. Auf den Schmatzer verzichtete er allerdings. Tarra lächelte spärlich und beäugte mit geübten Blick die dargebotenen Waren. Der Händler hatte sich eine Art provisorischen Unterschlupf gebaut, indem er zwei wackelig aussehende Holzstreben links und rechts von seinem Karren in den Boden gerammt hatte (vermutlich schon im Sommer, da im Winter der Boden bekanntlich gefroren ist) und ein zerfetztes Tuch darüber gespannt hatte. Vermutlich stand der bemitleidenswerte Kerl den ganzen Tag da und wurde lediglich beliefert oder brachte etwas mit, wenn er wieder zurückkehrte zu seinem PLätzchen. "Sag mal - Tornus, was kosten denn die Laibe hier?" der Angesprochene flog mit wehendem Tuch zu der jungen Frau herüber und lächelte süßlich - typisches Händler-Geschleime. "Oh, diese Brote sind ganz besondere- Sie sind mit Gewürzen versetzt und riechen angenehm nach Walnuss und Anis - probier mal." gab er zum Besten und es hörte sich wirklich sehr lecker an. Tarra nahm eine Nase und schloss sogar dabei die Augen. Offenbar nahm auch die Händler eher vorlieb mit einer guten Scheibe Brot und Wurst oder Käse. Ohne auf den Preis zu warten sagte sie: "Ich nehme 5 davon." - Wie bitte? Fünf? Tarra machte weißgott nicht den Eindruck, dass sie alleine 5 Laibe Brot verdrücken würde und ebenfalls nicht, dass sie das dicke Geld besaß. Irgendwie passte das alles nicht so recht zusammen. "Dazu nehme ich noch ein Pfund von den Gelb-roten Äpfeln - aber nur die Knackigen!- und ein viertel Stück Butter." sie sah zu Starold und lächelte leicht: "Möchtest du noch etwas?

Was auch immer hier vor sich ging, für Tarra alleine war das gewiss nicht. Kaufte sie vielleicht für ihre Familie? Oder hatte sie den Auftrag, jemanden etwas mitzubringen? Vielleicht bot sich die Gelegenheit nach Tarra's Ziel zu fragen. Sie war wohl jedenfalls fertig mit ihrer Bestellung und hatte schon bezahlt und die gekauften Dinge verstaut, als sie nach wie vor Starold fragend anblickte.

[Anmerkung: Starold, du darfst gerne bis Serna oder Rumdett spielen, je nachdem wofür du dich entscheidest.]
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Mittwoch 7. September 2011, 09:24

Starold bekam nicht mit, wie sich Tarra am nächsten Morgen wusch und kultivierte. Er war vollends mit der Jagd auf ihr Frühstück gewesen, dass er alles herum einfach ausblendete. Beim ersten Mal, als Starold Krabben gejagt hatte, beging er nämlich den Fehler dies nicht zu tun und die Krabben zu unterschätzen. Und er bezahlte dafür mit einem blau angeschwollenen Finger. Den selben Fehler würde er nicht wieder begehen und so ging er konzentriert, energisch aber doch vorsichtig seine Arbeit an. Mittlerweile hatte er auch schon einige Erfahrung in der Krabbenjagd gesammelt und so dauerte es nicht sonderlich lange, bis er eine ansehnliche Menge an Krabbenfleisch beisammen hatte. Der Andunier schrak hoch, als ihn Tarra von hinten auf seine Jagdkünste ansprach. Er hatte sie nicht kommen gehört und ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dass sie plötzlich hinter ihm auftauchen würde. Starold drehte sich zur jungen Frau um und lächelte sie an. „Was hast du denn erwartet?“, gab er zurück und versuchte dies ganz beiläufig klingen zu lassen. Er musterte Tarra von oben bis unten. Die roten Haarzoten ragten unter ihrer Mütze hervor. Ihre Haut rosig aber ebenmäßig. Rein optisch gefiel sie ihm. Das konnte Starold nicht abstreiten. Aber welches Geheimnis umgab sie? Starold blickte ihr tief in die Augen als könne er durch sie durch in ihre Gedankenwelt eindringen.

Erst als Tarra beherzt zum Krabbenfleisch griff, löste sich Starolds Blick und er aß ebenfalls noch etwas. Schließlich richtete sich die junge Frau auf und sammelte selbst einige Krabben ein, um sie Starold zu bringen, der diese dann wiederum aufknackte. Als der Hunger der beiden gestillt war, marschierten sie gemeinsam zu Tarras Karren. Starold beobachtete die Frau, während Tarra die Decke zusammenlegte und unter ihrer Plane verstaute. Als sie das Pferd festzurrte, fragte sie Starold wohin er nun mochte. Serna oder Rumdett? Nun, diese Frage war für den Andunier einfach beantwortet. Auf jeden Fall nicht nach Rumdett. Was sollte er dort in der Piratenstadt? Er brauchte Asyl. Und da kam das Königreich Jorsan gerade recht. Aber wohin wollte er dann? Was sollte er danach tun? Ein neues Leben in Jorsa beginnen? Gut, zuvor musste er natürlich noch nach Rugta um Gorins Sohn zu finden. Doch das würde mit Sicherheit nicht ewig dauern.

„Zuerst nach Serna, habe ich mir gerade überlegt“, antwortete er schließlich. Tarra durfte nichts von seinen Zweifeln und Sorgen erfahren. „Ich möchte endlich wieder in einem Bett schlafen“, erklärte er der jungen Frau. „Bis Rumdett ist es noch weit, und durch Serna kaum ein Umweg. Zuerst nach Serna. Was hältst du davon?“, fragte er Tarra, obwohl er sich sicher war dass sie ihn begleiten würde. Immerhin musste sie auch gen Süden. Zu diesem Händler. Und... auch wenn er bis zum Vortag vermutet hatte, dass die echte Tarra eher unliebsame Gesellschaft ist, war er nun heilfroh, jemanden zum Reden zu haben. Seit seinem Ausbruch am Morgen hatte sie sich wieder etwas verändert. Sie war nun nicht mehr genervt oder dominant, sie behandelte ihn völlig normal, was Starold wiederum am aller liebsten war.

Sie marschierten bereits eine ganze Weile und unterhielten sich in der Zwischenzeit über Belanglosigkeiten, als Starold in der Ferne einen Schemen ausmachen konnte. Ob dies der Händler war, von dem Tarra gesprochen hatte? Starold hoffte es, denn er hatte keine Lust in eine Dunkelelfenpatrouille zu rennen. „Ist er das?“, fragte er die junge Frau schließlich um sicherzugehen. Tarras Nicken deutete Starold als ein Ja, was ihn nun nur bedingt beruhigte. Aber zumindest besser als Dunkelelfen oder Orks. Als sie endlich bei einer Art Unterschlupf angekommen waren, begrüßte ein äußerst beleibter Mann in relativ kostbarer Gewandung die beiden Ankömmlinge. Starold reichte er die Hand und Tarra schmatzte er gar einen Kuss auf die Wange. Sofort begutachtete Tarra die feilgebotenen Waren. Normalerweise hätte auch Starold, Händler aus Leidenschaft und Berufung, dies getan. Doch dieses Mal wies er sich selbst an vorsichtig zu sein. Angenommen Tarra war nicht wer sie vorgab zu sein, dann war es doch auch gut möglich dass der Händler nicht ganz sauber war. Der Andunier trat zwei Schritte hinter Tarra und beschloss, erst mal die junge Frau machen zu lassen. Tarra sprach Tornus, den Händler, auf die Brote an. Dieser erzählte ihr eine nette Geschichte zu Gewürzen, Walnuss und Anis und ehe er einen Preis nannte, schlug Tarra zu. Fünf Laib Brot hatte sie soeben geordert! Fünf Laib! Nicht nur die Tatsache, dass an und für sich jeder halbwegs intelligente Händler zuerst nach dem Preis gefragt hätte und danach versucht hätte, eben diesen zu drücken. Nein, sie hatte noch dazu fünf Laib Brot bestellt. Wer bitte sollte denn so viel essen? In ihrem Karren würden ohne Frage zwei oder gar drei Laibe Brot schlecht werden, ehe sie die Möglichkeit hätte diese zu verspeisen. Noch ehe Starold begriff, was hier vor sich ging, bestellte sie als Draufgabe noch ein Pfund Äpfel. Gut, die konnten wohl als Pferdefutter durchgehen, aber ... nein, irgendwie passte hier etwas nicht.

Tarra riss ihn aus seinen Gedanken, als sie ihn fragte ob er etwas bräuchte. Starold musterte nun ebenfalls das Sortiment. Vielleicht war ja etwas dabei, dass er tatsächlich brauchen könnte. Einen Laib Brot und zwei oder drei Äpfel würde er wohl in jedem Fall nehmen. „Wie viel kostet ein Laib Brot, Tornus? Und drei Äpfel?“, fragte er höflich. „Und was könnt ihr mir sonst anbieten?“ Er hatte nicht aufgepasst, wie viel Tarra bezahlt hatte. Aber mit Sicherheit zuviel. Wenn sie schon orderte bevor der Händler auch nur einen Preis genannt hatte, durfte sie sich nicht wundern über den Tisch gezogen worden zu sein.


Wieder wanderten Starolds Gedanken zu Tarras Einkauf. Möglicherweise brachte sie ihrer Familie etwas mit? Oder belieferte sie jemand anderen? Er würde sie danach fragen wenn sie erst in Serna waren.



[ok, danke! mach ich dann beim nächsten Post! Starold vermisst nur schon so das Feilschen ;)]

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Re: Verfehlt

Beitrag von Gestalt » Montag 12. September 2011, 09:49

Tornus feixte Starold geradezu an, als dieser sich seinem Wagen vorsichtig näherte. An der Körperhaltung des Reisenden, erkannte der beleibte Händler, dass dieser durchaus in der Lage war, zu feilschen. Innerlich freute sich der Händler darüber, denn es kam nicht oft vor, dass jene, die die Kunst des Handelns beherrschten, seinen Weg kreuzten. Händereibend trat er an Starold heran und schaute sich ebenfalls seine Waren an, als ob er diese zum ersten Mal sehen würde. "Nun, drei Äpfel und ein Laib Brot?" er lachte kurz vergnügt auf und fuhr fort: "Das kommt darauf an, welche Äpfel und welches Brot du haben möchtest" Mit einem kurzen Blick auf Tarra fügte er hinzu: "Bei Tornus gibt es nicht einfach nur Äpfel und Brot." Tarra stöhnte leise und entließ das Pferd aus ihrer Hand. Das Tier senkte den Kopf, um etwas zu grasen, was jedoch zurzeit schwierig werden dürfte. Tarra hingegen schwang sich galant auf ihren Wagen und nahm an der äußeren Kante platz. Offenbar würde die Szenerie länger dauern. Während es sich die Rothaarige bequemer machte, widmete sich Tornus wieder Starold: "So, also - die roten Äpfel da kosten pro Stück 2 Füchse. Die Roten, mit dem gelblichen Einschliffen, sind zwei Stück 3,5 Füchse und die ganz grünen dort in der Ecke, im Korb-" seine Brust schwoll an und er genoss den Augenblick sichtlich "Tja, das sind noch waschechte Andunische Äpfel! Sind nicht leicht zu bekommen, seit der Besetzung- vielleicht haste davon gehört - und das werden wohl auch erstmal die letzten sein, die man findet. Gibt nur noch Restbestände, da ja nichts geliefert wird." Tornus wirkte fast ein wenig traurig darüber.

Tarra hingegen murrte nur ein "Der Preis, Tornus - Die Geschichten sind bekannt!" Und der Händler nickte, als ob ihm wieder eingefallen war, was er sagen wollte:"Tja, also die Andunier kosten pro Stück 1 Lysanthemer. Oder 20 Füchse, wie du willst." Der Preis war ziemlich enorm gestiegen, seit der Besetzung durch die dunkle Armee. 20 Fuchsmünzen, oder eben auch einen Lysanthemer, war schon ein sehr stolzer Preis pro Apfel. Doch warscheinlich hatte der Händler recht und es gab eben nur noch das, was jetzt noch bei den Händlern lag. Mehr würde vorerst nicht kommen, wenn überhaupt jemals wieder. Vielleicht ließ sich mit dieser Information noch etwas anfangen? Es war irgendwie bedrückend zu erkennen, dass es vielleicht nie wieder die sagenhaften Äpfel aus Andunie geben würde.. Ebenso wie der Apfelwein. Andunie's Wahrzeichen würde verfallen und alsbald vergessen sein..

Tornus ging jedenfalls weiter zu den Broten und deutete auf die verschiedenen Laibe: "Das Helle kostet 3 Füchse, das Dunkle 2 und das Gewürzbort, welches auch Tarra genommen hat - erstklassige Wahl - kostet 5 Füchse pro Laib." Tornus blickte nun abwartend zu Starold und hatte etwas Schelmisches in den Augen.
Tarra hatte inzwischen einen Apfel selber verspeist und einen dem Pferd gegeben, welches malmend darauf herumkaute. Alles in allem musste Tarra an die 2,5 Lysanthemer bezahlt haben - ziemlich viel Geld für eine normale Händlerin. Andererseits wusste Starold ja nicht, was die Rothaarige so gespart hatte oder wie generell ihre Verhältnisse waren. Zumindest kannte er jetzt die Preise und konnte sich endlich wiedermal im Handel austoben. Ob sich Tornus im Preis drücken ließ?
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Mittwoch 14. September 2011, 18:23

Starold stand selbstsicher da und lauschte Tornus‘ Ausführungen. Wie er doch das Handeln vermisst hatte! In Gedanken übersprang Starold sein aktuelles Vermögen. Es waren exakt 100 Fuchsmünzen, die er aus Andunie hatte retten können. Ein Bruchteil dessen, was seine Familie einst besessen hatte. Rote Äpfel 2 Fuchsmünzen, mit gelbem Einschliff kosten 2 Stück 3,5 Füchse. Als Tornus jedoch von den andunischen Äpfel zu sprechen begann, hatte Starold längst eine Entscheidung getroffen. Was, wenn dies das letzte Mal wäre, dass er die Möglichkeit hatte Äpfel aus Andunie zu essen. 20 Fuchsmünzen pro Apfel war wahrlich ein Mordspreis, aber Starold konnte nicht widerstehen. Immerhin war fraglich, ob jemals wieder andunische Äpfel geerntet werden würden. „Andunische Äpfel sagt Ihr?“, fragte Starold zur Sicherheit nach. Der Andunier überlegte, ob der dicke Händler ihn übers Ohr hauen wollte und begutachtete den Weidenkorb in der Ecke, in dem die Äpfel lagen. Lieblos übereinander gelegt. So etwas hätte es in Andunie nie gegeben. Dort passierte es bei keinem Händler oder Verbraucher, dass ein andunischer Apfel über beziehungsweise unter einem anderen gelegen wäre. Jeder Apfel hatte seinen eigenen Platz. Dies sah nicht nur ansprechender aus, es entstanden auch keine Druckstellen während der Lagerung. „Darf ich einen davon genauer begutachten, bevor ich eine Entscheidung fälle?“ Er musste einfach sichergehen. Vor allem zu so einem Preis. Es war wirklich eine Katastrophe, dass es womöglich nie wieder andunische Äpfel geben würde. Dazu führte natürlich auch, dass es in Zukunft keinen Apfelwein mehr gäbe. Die dunkle Armee hatte es also tatsächlich geschafft. Nicht nur das Volk Andunie hatten sie unterdrückt und besiegt, nein, auch alles, was Andunie ausmacht, hatten sie vernichtet.

Und in diesem Moment traf Starold Maleynn einen Entschluss: ER würde Andunies Wahrzeichen retten. Starold wusste alles über den Apfelanbau. Und mit diesen Äpfeln hier würde er einige Samen erhalten. Starold beschloss, diese Samen auf einem geeigneten Stück Land zu pflanzen und so das wichtigste Kulturgut Andunies vor dem Verschwinden zu retten. Die dunkle Armee konnte vielleicht Andunie einnehmen und die Bevölkerung unterjochen, aber sie würden es nicht schaffen, das Herz Andunies herauszureißen. Starold brauchte ohnehin eine Aufgabe, nachdem er erst Gorins Kette übergeben hatte. Warum also nicht Apfelbauer werden wie es sein Vater war. Und dessen Vater. Und dessen Vater. Und wie es auch ihm vorherbestimmt gewesen war. Bestimmt ließe sich irgendwo ein Protektor für sein Vorhaben finden. Möglicherweise sogar in Jorsa. Wenn der König erst erfahren würde, dass der womöglich letzte Patrizier Andunies versucht, den berühmten andunischen Apfel zu retten, würde er ihn möglicherweise unterstützen. Immerhin hätte auch der König etwas davon. Und wenn es nicht im Königreich Jorsan war, dann eben in Rugta oder Santros. Irgendjemandem lag bestimmt daran, diese Köstlichkeit zu retten.

Starold musste so viele Äpfel wie nur irgendwie möglich bekommen. Niemand konnte sagen, wieviele seiner Samen tatsächlich aufgehen würden. Vor allem, wenn er – wie es vermutlich der Fall war – nicht in Andunie anbauen würde. Aber Starold würde es auf strenge, traditionelle Weise machen. „Gebt mir bitte zwei Laib vom dunklen Brot“, sagte er freundlich. „Und… bezüglich dieser andunischen Äpfel“, sprach er weiter und wiegte den Apfel, den ihm Tornus zuvor zur Begutachtung überreicht hatte in der Hand hin und her. „Nun… dieser hier ist bereits etwas runzlig. Und ich bin mir sicher, dass die untersten Äpfel bereits Druckstellen aufweisen. Das führt zu faserigem Fruchtfleisch und mindert den Genuss erheblich. Meint Ihr nicht, dass Ihr hier Abstriche machen solltet? Ich mache Euch einen Vorschlag, Tornus: Ich gebe Euch 7 Fuchsmünzen pro runzligem Apfel oder solchen die Druckstellen aufweisen. Zusätzlich würde ich Euch drei ausgezeichnete Ratschläge bezüglich andunischer Äpfel geben – sofern Ihr daran interessiert seid. Und da jemand wie Ihr, Tornus, der hier draußen einen Verkaufsstand betreibt, abenteuerlustig sein muss, gebe ich Euch noch ein Versprechen.“ Starold sah dem beleibten Händler tief in die Augen. „Sobald ich in… sagen wir, besserer Verfassung bin...“, meinte der Andunier und deutete auf seine zerschlissene Kleidung. „...schenke ich Euch eine Palette andunischer Äpfel. Nun weiß ich, dass sich ein Händler nur ungern auf solche Spielereien einlässt, das verstehe ich nur zu gut. Aber wenn Ihr mich fragt, sind die ersten beiden Gegenleistungen bereits mehr als angemessen. Das Versprechen soll lediglich eine Draufgabe sein.“ Während der gesamten Unterredung hatte Starold keine Notiz von Tarra genommen, was ihn nun, als er beinahe fertig gesprochen hatte, etwas verwunderte. Erwartungsvoll blickte er Tornus an. Sein Vorschlag war wirklich angemessen, sprach sich Starold selbst zu. Bis Tornus hier draußen die untersten Äpfel verkauft hätte, wäre die Hälfte davon bestimmt faul. Dann bekäme er nichts mehr dafür. Und einen angeschlagenen oder eingedrückten Apfel würde er ebenfalls nicht um zwanzig Fuchsmünzen los. Krieg und Engpass hin oder her. Die Menschen, die zu Tornus kamen, waren wohl kaum Feinschmecker sondern vielmehr… hungrig. Und dazu würde Tornus noch erfahren, dass man andunische Äpfel am besten in Paletten lagerte, damit sich keine Druckstellen bildeten, dass der Händler diese Rarität besser nicht in die Ecke legen sollte, sondern vielmehr präsentieren müsse, und vor allem, dass andunische Äpfel auch nach der Ernte gehegt und gepflegt werden mussten.

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Re: Verfehlt

Beitrag von Gestalt » Montag 19. September 2011, 23:16

Etwas verblüfft, blickte der Händler seinen Gegenüber an. Mit solch einem Angebot, hatte er nicht gerechnet. Er hatte erwartet, dass der junge Bursche ihn lediglich um ein paar Münzen bringen wollte, weshalb er auch seine Preise manchmal höher ansetzte. Natürlich hatte er Starold andere Preise genannt, als Tarra sie bezahlt hatte, denn erstens war diese eine Stammkundin, zweitens kaufte nicht nur sie, sondern auch alle um sie herum bei ihm ein und drittens, lag dem Rotschopf nichts daran, zu handeln. Also galten für sie normale Preise, für Handelswillige natürlich höhere, damit er trotzdem auf seine Kosten kam. Dass Angebot jedoch, welches Starold ihm machte, klang ungewöhnlich und er musste darüber nachdenken. Tarra, die stillschweigend auf ihrem Karren saß und dem Treiben unbeteiligt zuschaute, wurde bei den fachmännischen Einschätzungen von 'Liraz' hellhörig. Interessiert lauschte sie seinen Ausführungen und kniff die Augen leicht zusammen, als sie einzuschätzen versuchte, wer er war. Und auch Tornus war Starold's Fachwissen über die Andunischen Äpfel nicht entgangen. Hatte der junge Wanderer zuviel preisgegeben? LIeß er Tarra nicht in dem Glauben, dass er aus Grandessa stammte, oder aus Rumdett? Neugierig richtete sich die junge Frau etwas auf ihrem Karren auf. Sie hatte die Arme um den Leib geschlungen, da es zwar nicht mehr schneite, doch immernoch bitterkalt war. Offenbar wollte sie etwas sagen, doch Tornus kam ihr zuvor:

"So,so - ein Kenner, also! Sehr schön." meinte er, doch offenbar hatte ihn Starold's Einführung in die Welt der Äpfel etwas verunsichert. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass auch Tornus hin und wieder arglose Wanderer über den Tisch zog, doch bei Starold würde das wohlkaum möglich sein. Ebensowenig wie bei Tarra. Der Händler zuckte innerlich leicht zusammen, bei dem Gedanken daran, was ihm blühen konnte, wenn er Tarra über den TIsch zog. Erstens würde dieser Rotschopf das sofort merken und zweitens hatte sie Menschen hinter sich, die es ganz und gar nicht schätzten, wenn einer der ihren betrogen wurde. Was also, wenn dieser komische Begleiter ebenfalls unter deren Fuchtel stand? Er sollte seine Existenz nicht auf's Spiel setzen. Während Tornus angestrengt nachdachte und seine Möglichkeiten abwog, mochte Starold das Gefühl haben, dass jemand vergessen hatte, seine Worte verständlich zu machen. Denn Tornus blickte, ohne es selber zu merken, immer wieder unruhig von ihm zu Tarra und zurück, während er angestrengt überlegte, ob Starold zu ihr gehörte, oder nicht. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, richteten sich die kleinen Knopfaugen auf den Andunier und Tornus grinste wie gewohnt breit. " Tja, was soll ich sagen? Ganz schön erstaunlich, für so einen jungen Burschen, was du alles über die Andunischen Schätzchen weißt. Und ich meine natürlich die Äpfel" Tornus zwinkerte ihm zu und lachte künstlich über seinen eigenen, laschen Witz. Tarra verdrehte im Hintergrund die Augen. Der dicke Händler sah zu seinen "Schätzchen" und nickte dann, um sein Einverständnis zu erklären. Er würde die welken Dinger eh nicht mehr los werden und so machte er zumindest noch ein bisschen Geld damit. "Also gut, Bursche. Machen wir das so!" Mit geübten Fingern, kramte der Händler die runzeligen und gebeutelten Äpfel aus dem Korb und überließ sie Starold in einer kleinen, gammeligen Holzkiste. "Vier...fünf.. sieben sind's dann, macht 49 Füchse für die Äpfel und die zwei Laibe sind dann.. 53 Füchse oder 2 Lysanthemer und 13 Füchse. Wie du willst." Geduldig wartete der dicke Händler darauf, dass Starold ihm das Geld überreichte.

Nachdem die beiden Männer ihre Transaktionen abgeschlossen hatten und Starold seine Tips verteilte, hüpfte Tarra von ihrem Wagen, bot dem Andunier an, seine Waren auf ihrem Karren zu verstauen und legte zum Abschied für Tornus, die Finger an die imaginäre Hutkrempe. Eine kleine Weile ging die Rothaarige schweigend neben Starold, oder Liraz, wie er sich ihr vorgestellt hatte, her, ehe sie dann mit nachdenklichem Gesichtsausdruck zu ihm sah: "Wie kommt es, dass jemand wie du, ein Pirat, soviel Ahnung hast von den Äpfeln aus Andunie? Ich meine - klar, gehört habe ich von denen auch, aber so? Klingt, als wärst du Apfelbauer, und kein Pirat!" sie musterte ihren Begleiter und Argwohn lag in den braunen Augen. Während sich Tarra nach seinem Wissen über die Apfelernte erkundigte, kamen sie Serna immer näher. Es dauerte nur noch eine höhere Anhöhe lang, bis sie die Stadt in der Ferne schon vage erkennen konnten. Höchsten noch 3-4 Stunden Fußmarsch, wenn sie zügig vorankamen. Dann hatte der müde, unfreiwillige Wanderer endlich die Chance auf ein warmes Plätzchen und etwas Zeit, um sich seine nächsten Schritte zu überlegen. Jetzt war nur noch die Frage, wie er sich aus der Sache mit dem Piraten-Informaten wieder herauswandt und ob er das überhaupt tun wollte. Und es blieb zu hoffen, dass sein verbliebenes Geld ausreichen würde, um in Serna zu nächtigen und gegebenenfalls weiter zu reisen. Immerhin wusste der Andunier nicht, was ihn noch erwarten würde.
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Re: Verfehlt

Beitrag von Starold Maleynn » Freitag 23. September 2011, 00:06

Tornus’ Anblick amüsierte Starold. Der junge Andunier konnte richtiggehend sehen, wie es in Tornus arbeitete. Zweifelsohne hatte ihm Starold ein gutes Angebot gemacht. Auch, wenn es etwas eigentümlich war. Starold überflog noch einmal kurz die Eckpunkte seiner Offerte und kam zum Entschluss, dass er keine Ahnung hätte, was er mit einem solchen Angebot machen sollte. Starold hätte nicht sagen können, ob er selbst darauf eingegangen wäre. Allerdings war das auch gar nicht von Belange, wichtig war einzig, dass der dicke Händler auf Starolds Vorschlag einging. Erst Tarra riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. Sie hatte sich merklich hörbar aufgerichtet und in diesem Augenblick wurde dem Andunier klar, dass er möglicherweise einen fatalen Fehler begangen hatte. Er wusste noch immer nicht, was die rothaarige Händlerin zu verbergen hatte. Er jedenfalls hatte nun wohl den letzten Funken Glaubwürdigkeit verloren. Starold flucht innerlich und schollt sich selbst einen Tölpel. Der Andunier hoffte, dass er wegen diesem Angebot nicht sein Leben verlieren würde. Wegen Äpfel zu sterben war wohl nicht das, was man sich während einer Invasion der dunklen Armee so vorstellte. Andererseits... doch, wofür sonst als für andunische Äpfel sollte Starold noch sterben?! Er hatte alles andere bereits verloren.

Starold grinste neckisch, als Tornus den Witz mit den Schätzchen machte. In Andunie selbst kursierte unter den Jugendlichen des Patrizierstandes ein ähnlicher Witz. Oder besser gesagt: er war kursiert bevor Andunie eingenommen wurde. Ein Schatten legte sich auf Starolds Gemüt. Wie er doch seine Heimat vermisste! Der Andunier rief sich selbst zur Vernunft und konzentrierte sich wieder vollends auf Tornus, der ihm nun den Rechnungspreis präsentierte. 53 Füchse für sieben andunische Äpfel und 2 Laib Brot. Ein überaus humaner Preis in dieser Zeit an diesem Ort und wenn man den Ausgangspreis bedachte. Starold war mit sich selbst zufrieden. Er kramte aus seiner Ledertasche den Beutel mit den Münzen hervor, neigte diesen etwas nach vorne und stocherte die Münzen aus dem Beutel. „53 Fuchsmünzen UND...“, der Andunier betonte dieses Wort stark und sah seinem Gegenüber tief in die Augen. „... das Versprechen, dass Ihr eine Palette der Schätzchen erhält, sobald ich sie aufbringen kann.“ Starold reichte Tornus das Geld und bedankte sich noch einmal.

Als Tarra von ihrem Karren gesprungen war und Starold angeboten hatte, seine Waren darauf zu verstauen, war sich der Andunier nicht ganz sicher wie er nun vorgehen sollte. Er wollte die Äpfel keinesfalls aus den Händen geben. Anderenfalls wollte er nicht noch mehr auffallen, also musste er irgendwie davon ablenken. Also legte er lediglich die zwei Laib Brot auf den Karren und packte 6 der Äpfel in seine Tasche. „Hast du schon einmal einen Apfel aus Andunie gegessen?“, fragte er Tarra. „Einfach sagenhaft!“ Er suchte sein Messer aus der Tasche heraus und halbierte den siebenten Apfel. hatte er der jungen Frau lediglich die beiden Laib Brot gegeben. 6 der Äpfel verstaute er sogleich in seiner Tasche, holte dafür sein Messer hervor und schnitt den Apfel in zwei Hälften. Er entkernte beide Hälften, indem er sie mit dem Messer aushöhlte und das Apfelgehäuse gemeinsam mit dem Messer wieder in der Ledertasche verschwinden ließ. Er würde wohl die Samen eines Apfels verlieren, aber der Andunier hatte in diesem Augenblick keine andere Möglichkeit gesehen. Starold reichte Tarra die eine Hälfte des Apfels und betrachtete die zweite Hälfte in seiner Hand. Er konnte es kaum erwarten den wunderbaren Geschmack des Apfels zu kosten. Noch vor wenigen Tagen war er sich sicher gewesen, nie wieder einen Apfel zu essen. War er bereits überglücklich gewesen als er von Tarra einen herkömmlichen Apfel erhalten hatte, fühlte er sich nun gut wie schon lange nicht mehr. Für einen kurzen Augenblick könnte er alles vergessen. Bedächtig führte Starold die linke Hand zum Mund. Er biss jedoch nicht sofort hinein sondern roch noch an seinem Schätzchen. Sagenhaft! Perfekt! Vorsichtig biss er ein kleines Stück ab und spürte die Heimat, die er in sich aufnahm.

Erst als ihn Tarra auf seine Apfelkenntnisse ansprach, verflog die Glückseligkeit. Wenigstens hatte er bis dahin den Apfel bereits verspeist gehabt. Sonst wäre ihm wohl ein Stück im Hals stecken geblieben. Schlagartig wurde dem Andunier heiß. Möglicherweise lag es auch an der Anhöhe, die die beiden hochstapften, vermutlich aber einfach an der Tatsache, dass Starold sich ertappt fühlte. Sie hatte ihn durchschaut. Was sollte er tun? Wie weit entfernt war Serna? Sollte er einfach davonlaufen? Würde es etwas bringen? Konnte er denn schneller laufen als Tarra? Sollte er versuchen die Lüge weiterzuspinnen und sich irgendetwas aus den Fingern saugen? Oder sollte er der Händlerin die Wahrheit sagen? Nichts von alledem klang sonderlich vielversprechend. Warum also noch länger hinauszögern? Starold hatte das Davonlaufen satt. Er hatte das ständige auf seinen Tod warten satt.

„Du weißt genauso gut dass ich kein Pirat bin, wie ich weiß dass du keine hilflose Händlerin bist“, fuhr er Tarra an und erhöhte kaum merkbar das Schritttempo. Je eher er Serna erreichte umso besser. Starold rechnete bereits mit dem Schlimmsten und hoffte inständig dass ihm die junge Frau dennoch wohlgesonnen war. „Ich bin aus Andunie geflohen als die Orks und Dunkelelfen die Stadt überrannten.“ Er sah Tarra an und versuchte ihre Reaktion zu deuten. „Und du? Was ist mit dir? Die arglose Händlerin kaufe ich dir nicht ab!“

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Re: Verfehlt

Beitrag von Gestalt » Montag 26. September 2011, 22:02

Tarra war entgangen, dass Starold lediglich die Brote auf ihren Karren lagerte, denn sie hatte sich schon in Bewegung gesetzt. Als ihr der andunische Apfel angeboten wurde, blieb sie kurz stehen und musterte die Hälfte des grünen Schatzes. Etwas ungläubig, hob sie den Blick in Starold's Gesicht und zuckte leicht die Schultern, während sie die Apfelhälfte ansich nahm. "Ist doch nur ein Apfel?" Nur! Offenbar hatte die Händlerin keine Ahnung von den überall begehrten Äpfeln! Dann biss, nicht ganz so genüßlich wie Starold, auch sie hinein und setzte sich wieder in Bewegung. "Hmh" machte sie leise und nickte dann. Jetzt würde es kommen! Ein Ausruf der Verzückung! "Sag' ich doch, ein Apfel! Ich gebe zu, die sind nicht so dröge und mehlig wie die anderen, aber... Apfel bleibt Apfel." Damit hätte Tarra Andunie vermutlich eigens den Erdboden gleich gemacht, wenn das nicht schon die Dunklen täten. Sollte der Rotschopf tatsächlich der einzige Mensch oder das einzige Wesen Celcia's sein, dass den Unterschied nicht erkannte? Doch auch wenn Verzückung und Lobeshymnen ausblieben, so hatte das doch einen wertvollen Effekt für das Bild ihres Charakters.

Nach dem sie nun beinahe Serna erreicht hatten, ließ Starold seine Maskerade fallen. Unbeirrt folgte Tarra ihrem Weg und machte keine Anstalten erbost das Wort zu erheben. Sie schien sogar etwas zu lächeln. "Blöd bist du jedenfalls nicht" kam dann die Antwort und ein Schulterzucken folgte ihr. "Ich habe zwar geahnt, dass du nicht ganz ehrlich bist, aber was da jetzt geflunkert war- das wusste ich nicht." sie blickte ihn kurz an und Starold konnte sicher sein, dass er vor ihr nichts zu befürchten hatte - zumindest im Augenblick. "Ich habe im Übrigen nie behauptet, eine hilflose oder arglose Händlerin zu sein. Du hast eine Situation eingeschätzt und bist zu diesem Ergebnis gekommen. Zwar war die Lage weniger schön, doch aussichtlos war sie nicht." erneut folgte ein Schulterzucken. das war wohl eine kleine Marotte von ihr. Dann wandte der Rotschopf den Kopf zu ihm um und musterte ihn. "Wo sind deine Freunde? Deine Familie? Musstest du sie dort lassen, in Andunie meine ich? Was ist passiert?" Tarra hatte ein Händchen dafür, das Thema in eine andere Richtung zu schieben. Mit diesen ganz persönlichen Fragen, wollte sie erreichen, dass der Andunier mehr über sich erzählt und sie nichts über sich. Doch auch wenn Starold das durchschauen sollte, so spiegelte die ganze Haltung der jungen Frau, ehrliches Interesse wieder. Auch wenn das MÄdchen nicht unbedingt nur eine Händlerin zu sein schien, so hatte sie doch bisher nur freundlich - bis auf die verbalen Ausfälle - und hilfsbereit gehandelt. "Warum willst du nach Serna und Rumdett? Was verschlägt dich hierher? Und dann auch noch durch Grandessa - ist ja nicht gerade die Dunkelelfen-Freie-Zone, oder?"

Sollte Starold es wagen, und der jungen Frau erzählen, was vorgefallen war? Konnte er das überhaupt schon wiedergeben? War er dazu schon in der Lage? was würde passieren, wenn er die Erinnerungen, die zweifelsohne kommen würden, über ihn zusammenkrachten und seine Mauer unter sich begruben? Würde er zusammenbrechen? Oder hatte er das ganze irgendwie schon verwunden und war in der Lage, darüber sachlich zu reden? Wie mochte sich das anfühlen, dieser Verlusst? Diese unsagbare Ungerechtigkeit, die soviele das Leben gekostet hatte? Wie ging man damit um?

Tarra hingegen wartete geduldig auf Starold's Reaktion. Seit sie ihre Frage gestellt hatte, ging sie schweigend neben ihm her und näherte sich somit immer mehr Serna. Kurz bevor sie das Dorf entgültig erreicht hatten, hielt die junge Frau ihren Karren an und schien nun auf Starold's weitere Absichten zu warten. Offenbar wollte Tarra selber nicht nach Serna, sondern weiterziehen. Sollte er sich hier von ihr trennen? Oder vielleicht auch bitten, mit ihm nach Serna zu gehen? Oder lieber doch nicht? Ganz egal, wie sich der junge Andunier auch entscheiden mochte, er würde in Serna mit Sicherheit ein warmes Plätzchen zum Schlafen finden und sicherlich auch eine warme Suppe. Er könnte endlich einmal richtig ausspannen und sich dann gestärkt und mit frischem Willen an die Weiterreise machen. Immerhin hatte er eine wichtige Aufgabe zu erledigen, eine Aufgabe, die Ehrensache war.

[Wenn du in Serna posten möchtest, habe ich hier einen Thread eröffnet. Da darfst du dann gerne posten, ich "räume dann hier auf" ;)]
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