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von Janay » Dienstag 30. August 2011, 22:29
Die junge Frau verschwendete nicht einmal einen Gedanken daran, was in ihrem Körper vor sich gehen konnte. Sie wollte auch nicht einmal mehr sich daran erinnern, was sie und Kazel noch vor kurzem getan hatten, denn das Ziel des Geschehnisses war nicht eingetreten. Er hatte sie verraten, trotzdem und danach, etwas, was sie ihm weder sonderlich rasch verzeihen könnte, noch es derzeit überhaupt je wollte.
Dass sie indes schon zu lange ihre verhütenden Kräuter nicht mehr genommen hatte, das war ihr ebenfalls nicht bewusst. Denn es war in den letzten Tagen zu viel auf sie eingeprasselt, als dass sie sich um diese Lappalie hätte kümmern können. Obendrein war sie ihr derart geläufig und selbstverständlich geworden, dass sie über die Zubereitung und Einnahme absolut nicht mehr hatte nachdenken müssen, sodass sie nun es sogar vergessen konnte, zu viele anderen Dinge nahmen sie in Anspruch.
Dadurch würde sie es erst feststellen, wenn es längst zu spät wäre, denn auch wenn sie den Erzeuger nicht mehr leiden konnte, wäre sie nicht so kaltherzig, als dass sie Leben zerstören könnte. Schon einmal hatte sie den Schmerz ertragen müssen, weil sie eine Leibesfrucht verloren hatte, da würde sie nicht mutwillig ein weiteres zerstören wollen, egal, von wem. Nur der Zeitpunkt war eindeutig mehr als schlecht gewählt, doch damit würde sie dann schon irgendwie fertig werden, dessen wäre sie dann fest überzeugt. Bisher hatte sie überleben können in einem Metier, das sehr schwierig und vernichtend sein konnte, da würde ihr das auch weiterhin gelingen.
Aber von all dem ahnte sie nichts und es würde auch noch dauern, stattdessen musste sie sich mit der Gegenwart beschäftigen, die alles andere als rosig war. Sie musste sich entscheiden und wollte eigentlich nichts anderes als weg von hier und der Gruppe. Jedoch konnte sie Talimée nicht in deren Zustand zurück lassen und obendrein war es leider Realität, dass sie allein im Wald bei weitem nicht so gut voran kommen würde, wie wenn sie bei ihnen bleiben würde. Und solange Sintus sie in Ruhe lassen würde und sie den Verräter nicht beachten müsste, sollte es noch ein paar weitere Tage funktionieren. Zumindest in der Theorie...
Lautlos seufzte sie bei Annabells Reaktion auf ihre Worte. Auch ihr Blick richtete sich, wenngleich etwas widerwillig, auf Sintus und sie wartete auf eine Reaktion seinerseits.
Die auch kam und erstaunlich beherrscht ausfiel im Gegensatz zu dem vorigen Benehmen.
Ihr Gesicht verdüsterte sich schließlich jedoch wieder. "Ich kann nichts für meine Erzeuger, die hab ich mir nicht ausgesucht!", zischte sie, weil er noch immer nicht begreifen zu wollen schien mit seinem Sturschädel.
Danach musste sie wieder wegen Kosral Rede und Antwort stehen, ohne, dass sie wirklich klare Aussagen über ihre eigenen Vorhaben machte. Wie hätte sie auch erklären sollen, dass sie als Gesellschafterin und Bettwärmerin auf dem Weg ausgerechnet nach Pelgar gewesen war, ohne, dass er sich sofort auf das nächste gestürzt hätte? Sie hätte nur wieder Angriffsfläche geboten und das wollte sie nicht. Und er schien sich mit ihrer Erklärung soweit zufrieden zu geben.
"Du weißt nichts über mich, also hör auf, mich in einen Topf mit anderen zu stecken, Pelgarer!", fauchte sie. Als ob sie je wieder freiwillig mit jemanden ihres Volkes zusammen arbeiten wollen würde! Schon gar nicht in diesem Krieg, wo sie sich benutzen lassen müsste.
Natürlich hätte sie es einfacher gehabt, wenn sie Véllin zu willen und nützlich gewesen wäre, er hätte sie wohl auch vor ihrem Erzeuger geschützt und so untergebracht, dass sie diesen nicht sehen müsste. Allerdings wollte sie von den Dunkelelfen generell Abstand, weil sie ihrem Wesen nicht entsprachen und sie nicht in deren Vorstellungen passte. Nur ihre Schwester... die hätte sie gerne da raus geholt und irgendwie mit ihr Kontakt gehabt, allein um zu wissen, wie es ihr ging und ob sie etwas für sie tun könnte.
Obwohl das nicht hieß, dass sie deswegen die andere Seite bevorzugen würde. Nein, Janay war und blieb eine Einzelgängerin und wollte sich auch nicht zu Menschen, anderen Elfen, oder was es da sonst noch alles gab, schlagen. Sie wollte ihre Ruhe und ihr Auskommen ohne Schwierigkeiten haben, sonst nichts.
Den Schlagabtausch zwischen der Nachtelfe und dem Verräter beachtete sie gar nicht, weil er sie weder was anging, noch sie sonderlich interessierte. Da kümmerte sie sich wirklich lieber um Talimée, auch wenn es für sie vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, ihr Wissen um die lichtscheue Art zu erweitern.
Schließlich wurde wegen ihrer Hautfarbe schon lange vermutet, dass in ihrem Blut auch etwas davon vorhanden war. Doch sie hatte in dem Punkt nie etwas erfahren und sich auch nicht damit beschäftigt, sodass es ihr derzeit völlig gleichgültig war.
Trotzdem musste sie sich kurz darauf wieder mit der Nachtelfe beschäftigen und das wegen etwas alles anderem als erfreulichem. Bisher war sie dieser eher neutral begegnet, aber nun wurde eine Abneigung daraus, denn diese eine Bezeichnung nahm sie mehr als übel.
Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. "Und vielleicht solltest du aufhören, dich wie eine aufgeblasene Schnepfe zu verhalten, seitdem du geheilt bist. Das nächste Mal sorg ich nicht mehr dafür, dass auch du was zu essen bekommst bei der Verteilung!", fauchte sie, ehe Xenia sich einmischen und die Kampfhennen wieder trennen konnte. Vorläufig zumindest noch mit Worten.
Die junge Frau schnaubte leise und abfällig, ehe sie sich abwandte und zu der Söldnerin wie Annabelle sah, ihre Entscheidung kundgab. Jedoch auch wenn Xenia nachhakte, sie bekam keine konkretere Antwort. Damit hätte Janay vielleicht irgendetwas zugegeben, was sie eindeutig nicht wollte. Somit schenkte sie ihr lediglich noch einen Blick, ehe sie sich umwandte und endlich das Kleid aufhob, das Talimée hatte fallen lassen.
Zwar war es nun wieder leicht dreckig, doch die Erde ließ sich abklopfen. Der Stoff war noch nass und schwer, allerdings baute sie darauf, dass sie nicht lange damit würde herum stehen müssen, um sich mit Bewegung warm halten zu können. Deswegen kämpfte sie sich jetzt schon einmal in die Stofflagen, wenngleich der Rock endlich kürzer geworden war durch die Künste der Dienerin.
Dabei konnte sie, scheinbar unbeteiligt und wieder desinteressiert, zuhören, was die Söldnerin von sich gab. Man merkte deutlich, dass diese nun wieder das Zepter in die Hand nahm und zu bestimmen begann, was Sintus gewiss nicht gefallen würde. Ein Gedanke, der die Andeutung eines Lächelns über ihre Lippen huschen ließ.
Am Ende sah sie zu Talimée und nickte, als Zeichen, dass sie nur für sich allein sprach, nicht ihrer Dienerin was aufzwingen wollte. "Zyranus klingt gut... wenn man das Passwort weiß, um dort rein zu kommen. Aber es ist schön weit weg, ist nur die Frage, wie wir am Einflussbereich Kosrals unbemerkt vorbei kommen." Diese letzte Bemerkung konnte sie sich nicht verkneifen, einerseits, um Sintus etwas zu ärgern, weil sie damit andeutete, doch ein wenig mehr zu wissen. Und andererseits als Hinweis für Talimée, falls sie da was wusste, das ihnen helfen könnte.
An Zyranus indes hatte sie ja selbst schon gedacht und glaubte daran, sich spätestens dort absetzen und ein neues Leben aufbauen zu können. Zwar konnte sie sich nicht vorstellen, einen anderen Beruf dort zu erlernen, der ihr weniger Scherereien bescheren würde, allerdings würde sie das dann vor Ort entscheiden. In dieser Stadt gab es viele Magier, jedoch waren selbst diese im Grunde auch nur Männer und sie hätte garantiert ihr Auskommen in einem sauberen Wirtshaus.
Da könnte notfalls auch Talimée wo unterkommen und ein neues Zuhause finden, würde sich nicht mehr so sehr an Janay klammern, vermutete diese. Sie dachte dabei auch weiterhin nicht daran, dass es emotioneller Art war, mit welcher sie an ihr hing, weil es für sie zu unwahrscheinlich war.
Und an Kazel wollte sie sowieso nicht mehr denken, egal, ob sie nun länger in seiner Nähe zwangsläufig blieb oder nicht. Eine Entschuldigung würde sie ebenfalls kaum annehmen, wenn sie sich diese überhaupt anhören würde, wenigstens nicht, solange sie sich nicht damit abgefunden hatte, dass er sie so rasch verraten hatte.
Dass es derart glimpflich für sie ausgegangen war, schrieb sie Xenia, Annabelle und natürlich auch Talimée zu, aber den Teil, den womöglich er daran hatte, um Sintus zu beruhigen, blendete sie völlig aus. Da spielte es auch keine Rolle, dass er erkannt hatte, dass Janay nicht mehr zu der Rasse gehören wollte, mit der sie blutsverwandt war, denn davon wusste sie schließlich auch nichts.
Als er indes zugab, nicht zu wissen, wo besagte Stadt, die ihr Ziel sein sollte, lag, warf sie ihm lediglich einen kühlen, bewusst überheblichen Blick zu.
Danach sah sie wieder weg und strich über den Rock ihres Kleides. Gut, er war ein wenig kurz geworden, aber nicht zu sehr, als dass sie beim Reiten Probleme bekommen würde. Sie war zufrieden damit und schenkte der Waldelfe deswegen auch ein weiteres, flüchtiges Lächeln als Dank für die Hilfe. In ihren Fingern wäre das bestimmt nicht so positiv ausgegangen.