In der Wasserakademie

Sie steht direkt am Strand. Hier wird die Wassermagie gelehrt, aber das ist offensichtlich. Das Wasser fließt nämlich aus Fenstern und über Zinnen, wie kleine Wasserfälle, bildet einen Graben um sie und strömt schließlich ins Meer hinein.
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Elwin Fock
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In der Wasserakademie

Beitrag von Elwin Fock » Dienstag 27. März 2007, 22:54

Elwin übernahm die Führung der Gruppe, da sie sich in Andunie bekanntlich sehr gut auskannte. Sie führte Thomas und Sayria durch die engen Gassen der geschäftigen Stadt. Nun tat es die Wassermagierin Thomas gleich und nahm Elenas Stute Nebelwind an den Zügeln. Sie schlenderte mal hier rechts, mal dort links und schließlich standen sie vor der großen und beeindruckenden Magie-Akademie von Andunie.

<b>Ich gebe es nur ungern zu, aber ich habe diesen Anblick vermisst…</b> träumte die Magierin vor sich hin.

Thomas erhob das Wort und riss Elwin so aus ihren Gedanken. Sie schaute ihn an und lies ihn aussprechen bevor sie ihre Stimme erklingen lies.

„Ja Thomas, ich muss dir zustimmen. Der Anblick ist <i>hübsch</i>. Ich kann dir garantieren, dass es hier auch Ställe gibt.“, meinte sie und musste bei dem Gedanken an ein Kelpie im Vergleich zu Túrin, Sayrias Pferd und Nebelwind Unverholen grinsen. „Nein, Kelpies haben wir hier nicht. Sie sind nur in der offenen See zu finden, soweit ich weiß.“

Nun setzte sich Elwin wieder in Bewegung und betrat ihre alte Akademie. Alles war noch so wie sie es in Erinnerung hatte, die tosenden Wasserfälle, den großen, wunderschönen Vorhof und das Geräusch herabstürzendes Wasser. Die Pferde führten sie hinein und dann blieb Elwin stehen. Sie beugte sich zu Sayria und Thomas hinüber und begann leise zu sprechen.

„Wir sollten hier warten bis wir abgeholt werden. Dies dürfte nicht lange dauern, denn die Akademieleitung bemerkt sofort wenn jemand ankommt.“

Die Drei mussten gar nicht lange warten, dann kam auch schon ein Mann auf sie zugelaufen. Elwin erkannte ihn, es war der Sekretär der Leiterin. Ob er sie noch erkannte? Schließlich hatte sie ihn des Öffteren in der Bibliothek gesehen und auch mit ihm über interessante Themen gesprochen.

<b>Soll ich, oder soll ich nicht? Soll ich, oder soll ich nicht? Ach… ich tu es einfach. </b>

Schnell packte sie die Hand von Thomas und nahm sie in die ihre. Dabei stieg ihr leichte Röte in das Gesicht und sie senkte ihren Blick, damit es hoffentlich keiner Bemerkte, aber sie konnte deutlich den Blick von Sayria in ihrem Nacken spüren.

<b>Was sie jetzt wohl denkt? Hoffentlich nichts Schlechtes oder Schlimmes von mir. Soll ich ihn wieder los lassen? Was mach ich jetzt? </b>

Schon hatte der Sekretär sie erreicht und Elwin hob zur Begrüßung ihre Hand, die Hand mit der sie Thomas’ Hand gehalten hatte. Nun, da sie seine nicht mehr in ihrer hatte wurde die Röte noch schlimmer und ihr Blick huschte zu Thomas und als sie sein Gesicht sah sofort zurück zu dem Magus vor ihnen.

„Seid gegrüßt Rivendare“, brachte sie gerade noch hervor.
Zuletzt geändert von Elwin Fock am Freitag 9. April 2010, 07:28, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. März 2007, 00:34

Die Wasserakademie zu Andunie war ein Traum. Aus allen Fenstern und kleinen Ritzen im Mauergestein tropften bunt glitzernde Wassertröpfchen oder es ergossen sich Bäche purer Magie in wässrigen Strömen.

Als Elwin Thomas und Sayria, sowie die Pferde durch einen Torbogen führte, nieselte staubfeiner Regen auf sie hernieder und besprenkelte sie mit erfrischender Kühle. Doch niemand von ihnen wurde richtig nass. Sie fühlten sich alle nur angenehm erfrischt.

Dann erreichte das Trio den kleinen Vorhof der Akademie. Hier befanden sich die Ställe, denn auch so manch ein Magier reiste mal zu Pferd oder Esel an und benötigte dann einen Platz für sein treues Gefährt.

Wieder tropfte und regnete es aus steinernen Bögen und unterhalb von Fenstern, die einen Blick in den Hof preisgaben. Hätte die Sonne geschienen, welch farbenprächtige Regenbögen würden dann den Hof zieren? Sicher hingen sie dann wie Girlanden von Fenster zu Fenster. Jetzt jedoch, unterhalb der düsteren Wolken wirkte sowieso alles etwas trist. Das stetige Prasseln und Plätschern ringsum trug nur dazu bei, Melancholie hervor zu rufen. Aber irgendwie wirkte es auch beruhigend.

Ein Mann kam auf die Gruppe zugelaufen. Sein Gang war aufrecht, ja, er stolzierte mehr auf eine gewisse schnelle Art, als dass er lief. Als hätte dieser Mann seinen Magierstab verschluckt.
Er machte aber auch sonst einen sehr korrekten und mehr als gepflegten Eindruck. Er trug eine dunkelblaue Hose und ein weißes Rüschenhemd, darüber eine Weste (ebenfalls dunkelblau) mit goldenen Rändern an Ärmelsaum und um die Knopflöcher herum.
Sein blonder Spitzbart sah sehr gepflegt und stattlich aus, ebenso das zurückgekämmte Haar, in das dieser Mann sich offenbar Pomade geschmiert hatte. Ein Hauch von frischen Rosen begleitete den Mann, den Elwin sofort mit Rivendare begrüßte.

Der Sekretär nahm die Brille mit den dreieckigen Gläsern von der Nase und erwiderte den Gruß. Er näselte ein wenig, es klang jedoch nicht arrogant, sondern mehr wie ein leichter Schnupfen.

"Ich kenne Euch, werte Dame. Moment, lasst mich nachdenken. Ahhhh, Ihr seid das werte Fräulein Fock. Willkommen zurück, junge Maga. Was führt Euch hierher? Wollt Ihr Euch wieder Euren Studien widmen?"

Rivendare schaute zu Thomas und Sayria herüber und nickte ihnen freundlich zu. "Sogar mir werten Gästen beehrt Ihr uns. Gestatten, mein Name ist Rivendare. Ich bin Sekretär der hohen Magisterin Ludiana Bravera, eine der Wassermagierinnen dieser Akademie. Mit wem habe ich die Ehre?"

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Elwin Fock
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Elwin Fock » Mittwoch 28. März 2007, 11:20

Elwin stand da und genoss das frische Nass, welches langsam in kleinen Wölkchen als Gicht von den Wasserfällen herab strömte. Rivendare begrüßte sie freundlich und tatsächlich erinnerte er sich an die einstmalige Studentin. Sie lächelte ihn freundlich an und begann ihre sämtlichen Reisebegleiter vorzustellen.

„Darf ich bekannt machen, das ist Meister Thomasius, seines Zeichens Magus aus Zyranus.“, sie zeigte mit einer Handbewegung auf den Magus. „Dies hier ist Sayria Felessa, ihres Standes Magierin und unsere treuen Pferde, wie unschwer zu erkennen ist.“

Elwins Laune verbesserte sich schlagartig, was wohl daran liegen musste, dass sie nun wieder in vertrauter Umgebung war. Auch nahm ihre Scham ab, als sie mit dem Sekretär sprach und ihr gewohnt starkes Selbstvertrauen kehrte zurück.

„Um zu Eurer Frage zu kommen. Leider bin nicht wieder hier um mein Studium der arkanen Wasserkünste fortzusetzen. Es treiben mich andere Widrigkeiten zurück in die schöne Stadt. Aber ich würde es begrüßen, dies zu einem späteren Zeitpunkt genauer zu erläutern.“

Freundlich ließ die junge Wassermagierin ihren Blick zu Thomas und Sayria schwenken und fixierte dann erneut Rivendare.

„Sagt werter Magus, könnten wir hier in der Akademie eine Unterkunft für einige Tage beanspruchen? Es wäre sehr hilfreich, da wir einiges zu erledigen haben.“, fragte sie mit freundlichem und erwartungsvollem Tonfall.

<b>Ich denke, dass es keine Schwierigkeiten mit der Unterkunft geben wird, vielleicht einen kleinen Obolus für das Zimmer, aber es dürften ja genügend frei stehen.</b>

„Ach und könnten wir vielleicht unsere Pferde in den Stall bringen? Er ist ja gleich hier. Ich und meine Gefährten wären Euch sehr dankbar! Nun was meint ihr dazu?“

Elwin war froh wieder hier zu sein. Die meiste Zeit in ihrem Leben hatte sie hier verbracht, war hier aufgewachsen, hatte Freunde gefunden und ihre Magie studiert. Viele Erinnerungen erwachten in ihrem Gedächtnis, währen sie die Umgebung betrachtete.

<b>Was für eine Zeit doch vergangen ist, seit ich in mein Heimatdorf zurück gekehrt bin. Drei Jahre mittlerweile. Allerdings ist in den letzten paar Wochen, also in so kurzer Zeit so viel geschehen...</b>

Elwin stand nun da und wartete auf irgendeine Reaktion, von ihren Freunden und von dem Sekretär. Aber sie war guter Hoffnung, dass er ihr Anliegen bestätigen würde und ihnen Unterkunft sowohl für die Tiere, als für sich selbst und ihrer Freunde geben würde.

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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von fremder Mann » Freitag 30. März 2007, 22:48

Rivendare begrüßte Thomas und Sayria erneut mit einem Nicken, nachdem Elwin beide vorgestellt hatte. Höflichkeit war dem Mann sehr wichtig.

Dann wandte er sich erneut Elwin zu, die seine Frage eher ausweichend, aber dennoch mit allerhöchster Höflichkeit beantwortete.

"Wie Ihr wünscht, werte Maga. Ich bin mir ohnehin sicher, dass Ihr Eure Beweggründe jemand anderem als mir mitteilen wollt. Vielleicht der Magisterin? Ihr könnt gern Euer altes Studienzimmer in Anspruch nehmen. Derzeit halten sich nicht viele Studenten an der Akademie auf. Die meisten sind in ihre Heimat gereist, sofern es ihnen möglich war. Viele machen sich Sorgen wegen dieser finsteren Wolken."

Rivendare wies mit einer Hand zu den Ställen. "Die Pferde könnt ihr dort unterbringen. Zurzeit herrscht auch in den Ställen viel Platz." Er seufzte leise. Offenbar war er mit der Situation nicht gerade zufrieden.

"Ich warte hier. Wenn ihr soweit seid, führe ich euch gern in das alte Studienzimmer."

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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von fremder Mann » Samstag 31. März 2007, 20:44

Überrascht schaute Rivendare auf, als in einen Mantel gehüllte Person wie ein Wirbelwind durch den Torbogen gerannt kam. Bei Elwin, Thomas und Sayria blieb sie stehen, nahm die Kapuze ab. Rotes Haar wallte wie Feuer über damenhafte Schultern. Rivendare hob eine Augenbraue, blieb aber bei einer geraden und höflichen Haltung. Höflichkeit war ihm sehr wichtig und die richtige Haltung gehörte auch dazu.

Die Rothaarige schien die erst kürzlich eingetroffenen Gäste zu kennen. Zumindest sprach sie diese kurz an, wandte sich dann aber an Rivendare, was diesen erfreute. Diese Frau zeigte Höflichkeit.
Er verneigte sich. "Ich bin Rivendare, Sekretär der Magisterin an dieser Akademie. Dass Ihr Feuermagierin seid, sei Euch veziehen." Er lachte schalkhaft.

Elena bat um zwei kostbare Tränke der Wasseratmung. Sie war zwar bereit, dafür zu bezahlen, aber ... "Ihr wollt <i>zwei</i> dieser Tränke?!" Rivendare rückte seinen Kragen zurecht. "Euch ist nicht klar, wie viel Aufwand nötig ist, sie herzustellen."

Er kratzte sich am Kopf, unterließ es jedoch sofort wieder, da er es nicht gerade als sehr höflich empfand. "Nun gut, vielleicht zwei Tränke minderer Qualität ... von den Studenten ... ja, das ließe sich vielleicht machen. Dann müsst Ihr auch nur den halben Preis bezahlen. Einverstanden? Ich hole Euch zwei Phiolen, der Trank wird etwa eine halbe Stunde reichen und beide kosten Euch nur 110 Goldmünzen. Ein wahres Schnäppchen!"

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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 1. April 2007, 13:16

So schnell wie Elena aufgetaucht war, so schnell hatte sie auch für die beiden kleinen Phiolen gezahlt und war wieder verschwunden.
Rivendare und die anderen standen etwas perplex im Vorhof.

"Nun, äh, eine nette Freundin, die Ihr da habt." Rivendare räusperte sich und richtete seinen Kragen. "Typisches Feuermagier-Temperament, nehme ich an. Nun, wie gesagt, die Ställe sind dort", meinte er und wies wieder auf den kleinen Eingang zu den Pferdeunterkünften.

Doch dann räusperte er sich erneut, schaute das Trio fragend an. "Hm, wenn ihr allerdings glaubt, dieser Dame und Darak – wer immer das sein mag – helfen zu müssen ... ich bin dennoch gerne bereit, euch jederzeit hier Unterkunft zu bieten. Unsere Akadmie hat ihre Tore immer offen für ehemlige Studenten und Studentinnen. Hier", erüberreichte Elwin ein kleines Silberglöckchen. Der Klöppel war ein großer Wassertropfen, es musste also Magie im Spiel sein.

"Dies ist ein magisches Alarmglöckchen unserer Akademie", erklärte der Sekretär. "Stellt euch in den Innenhof und läutete das Glöckchen, dann bin ich sofort da, um euch zu Diensten zu sein." Er lächelte freundlich. "Natürlich könnt Ihr es auch an jedem anderen Ort innerhalb er Akademie läuten lassen. Ich eile dann sofort herbei, sofern es meine derzeitige Arbeit zulässt. Ja, auch ich kann beschäftigt sein."

Rivendare erwartete nun eine Reaktion der Drei. Selbst ein so höflicher Sekretär wie er hatte nicht den ganzen Tag Zeit. Entweder die drei ließen sich nun zu Elwins altem Studienzimmer führen oder sie folgten Elena, um einem Mann namens Darak zu helfen (von dem sie ja nicht ahnen konnten, dass es Woltov war).

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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Elwin Fock » Sonntag 1. April 2007, 19:52

Elwin stand noch mit Thomas und Sayria bei Rivendare. Der Magus bot gerade an ihnen den Weg zu Elwins altem Studienzimmer zu führen, als eine vermummte Gestallt hinter ihnen erschien. Erschreckt fuhr Elwin herum und erkannte, nachdem der Fremde die Kapuze zurückgezogen hatte, das es sich dabei um Elena handelte. Sie grüßte ihre Freunde kurz und wandte sich dann sofort an Rivendare.

<b>Elena? Was… was macht Elena hier? Sollte sie nicht… im Kerker sitzen? </b>

Verwirrt betrachtete Elwin ihre Freundin und brachte zunächst keinen Ton heraus.

<b>Trank der Wasseratmung? Was will sie damit? </b>

Noch während Rivendare nach einem kurzen Gespräch in der Akademie verschwand und die beiden Tränke holte, stieg die Verwirrung noch weiter in Elwin an. Sie konnte nicht begreifen was hier vor sich ging. Alles war für sie sehr verwirrend. Immer wieder huschte ihr Blick zu Thomas, der ihn aber ebenso verdutzt und verwirrt erwiderte.

<i> "Ich werde gleich wieder abreisen. Ich hoffe wir sehen uns noch einmal, aber jetzt muss ich erst Darak helfen."</i>, sprach Elena schnell bevor sie die Tränke von dem zurückgekommenen Rivendare annahm, bezahlte und schon mit Nebelwind wieder verschwand.

<b>Wer zur Unterwelt ist denn jetzt schon wieder Darak? Und was ist aus Woltov geworden? Darak? Woltov? Ahhhhh…. Ich versteh gar nichts mehr! </b>

Der Blick Elwins wurde zunächst traurig, dann verhärtete er sich und sie wandte sich an ihre Begleiter.

„Thomas, Sayria. Was machen wir jetzt? Elena, hier? Und jetzt weg?“, fragte sie völlig perplex.

Mit einem Blick auf Rivendare bemerkte sie, dass der Magus langsam ungeduldig wurde und als er dann Elwin mit den Worten: <i> "Dies ist ein magisches Alarmglöckchen unserer Akademie. Stellt euch in den Innenhof und läutete das Glöckchen, dann bin ich sofort da, um euch zu Diensten zu sein. Natürlich könnt Ihr es auch an jedem anderen Ort innerhalb der Akademie läuten lassen. Ich eile dann sofort herbei, sofern es meine derzeitige Arbeit zulässt. Ja, auch ich kann beschäftigt sein."</i>, das kleine Glöckchen überreichte, lächelte sie ihn freundlich an.

„Habt dank, werter Rivendare. Ich denke falls wir bleiben finde ich meine alte Unterkunft auch selbst, aber trotzdem möchte ich Euch für die freundliche Geste und natürlich auch für das Glöckchen hier danken! Nun möchte ich Euch aber nicht weiter von Eurer Arbeit abhalten. Habt Dank!“, sagte sie höflich und zuvorkommend zu dem Magus.

Als dieser sich nach einer kurzen Verabschiedung dann abwandte, drehte sich Elwin zu ihren Freunden um.

„Nun ich würde vorschlagen, hier zunächst Quartier zu beziehen und dann mit alles Ruhe und vernünftig die ganze Sache mit Elena, Woltov und diesem Darak klären. Wir sollten nichts überstürzen, sonst bekommen wir womöglich auch noch Ärger und das wollen wir doch vermeiden, oder?“

Nun wartete sie auf eine Reaktion ihrer Freunde und auf vielleicht einen besseren Vorschlag als ihren eigenen.

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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Elwin Fock » Dienstag 3. April 2007, 12:48

Nachdem Elena verschwunden war, reagierte Thomas ziemlich heftig auf Elwins Vorschlag und als diese Sache dann geklärt war zog der Magus sie auf seinen Hengst. Sie hielt sich erneut so fest, wie sie es schon auf der Reise nach Andunie getan hatte. Dann meldete sich Sayria zu Wort und schlug vor zuerst am Hafen nachzusehen, da Elena schließlich zwei Tränke der Wasseratmung gekauft hatte.

<b>Mhhh... eigentlich gar keine schlechte Idee. Was machen wir jetzt? Hafen oder Rathaus? Ich würde schon gern mit Hauptmann Zitter sprechen, aber vielleicht...</b>

„Vielleicht hat Sayria gar nicht so unrecht mit dem Hafen. Wenn Elena wirklich dort ist, könnte ich mir vorstellen, dass Hauptmann Zitter vielleicht auch dort ist. Es ist ja schon sehr merkwürdig, dass Elena plötzlich hier wieder frei ohne irgendeine Verhandlung herum läuft.“, meinte die junge Magierin.

Elwin schaute Thomas an und erkannte, dass er einen skeptischen Gesichtsausdruck hatte. Auch sie selbst zweifelte, aber was blieb ihr denn anderes übrig? Irgendetwas mussten sie unternehmen, die Frage war nur was. Elwin schaute von Sayria zu Thomas und wieder zurück, während sie sich langsam in Bewegung setzten. Sie überließ nun Thomas die Entscheidung wo es hingehen sollte, denn er war älter und hatte mehr Erfahrung in seinem Leben gesammelt als sie selbst.

„Egal wo wir jetzt hingehen...“, meinte sie, „...ich kann uns sowohl zum Rathaus, als auch zum Hafen führen, aber wir sollten uns beeilen, sonst ist Elena über alle Berge!“

<b>Wenn sie das nicht sowieso schon ist. Sie hatte es ziemlich eilig, als sie die Tränke in der Akademie kaufte. Darak, ich wüsste zu gern was das für ein Typ ist. Von Woltov hat sie nichts mehr gesagt. Das ist alles sehr merkwürdig, vielleicht hat sie diesen Darak im Kerker kennengelernt und ist... mit ihm ausgebrochen? Bei den Göttern! Würde sie so etwas tun? In letzter Zeit hat sie sich doch sehr merkwürdig verhalten...</b>

Das Wetter spiegelte Elwins seelische Verfassung wieder. Die dunklen Wolken waberten über den Himmel und ein kalter Windhauch fegte über die Straßen der Stadt. Hin und wieder zuckte ein greller Blitz unter den Wolken hervor und erhellte das ganze Schauspiel. Gefolgt wurde dieser von einem grollendem Donnerschlag. Ihre Stimmung verdüsterte sich, bei dem Gedanken was Elena da angestellt hatte.

<b>Hoffentlich nimmt das alles ein gutes Ende...</b>, dachte Elwin noch.

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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. Juli 2023, 19:41

Madiha kommt von Der Marktplatz Andunies -> Andunische Marktvielfalt

Das Wetter besserte sich einfach nicht, dafür war die Stimmung zwischen Corax und Madiha nicht mehr so getrübt wie noch vor einigen Minuten. Der Aufstieg zur Wasserakademie half dabei, denn man musste sich nun sehr konzentrieren, nicht in die tiefsten Pfützen zu treten. Die magische Lehranstalt schien von Venthas Element nur noch mehr gebeutelt zu werden als der Rest der Stadt. Grund war vielleicht auch ihre Lage an der Küste. Hier war es durch die empor steigende Gischt, die sich an den Klippen brach, ohnehin schon sehr feucht und viele der höheren Gebäude waren dem Himmel deutlich näher. Madiha konnte den Turm sehen, in dessen oberstem Zimmer sie vor einigen Stunden noch die Feuermagie praktiziert hatte. Das schien so lange her zu sein. Jetzt waren ihre Glieder so durchgefroren, ihre Kleidung so klamm, dass sie wohl nicht einmal mehr ein ordentliches Flämmchen hinbekäme. Obwohl ... wenn sie es nur intensiv genug versuchte...?
Sobald sie aus dem Regen heraus wären, bräuchten sie und Corax erst einmal die Wärme eines gut befeuerten Kamins. Anschließend könnte man nach Caleb Ausschau halten. So sah der Plan aus. Dass er durchkreuzt werden sollte, war beiden noch nicht klar, als sie die Brücke zum Akademiekomplex überquerten.
Spätestens in der Eingangshalle angekommen sollten sie jedoch feststellen, dass zumindest irgendetwas einen Teil der Akademie in Aufruhr versetzt hatte. Schülerinnen und Schüler standen grüppchenweise in der Halle. Einige versuchten, Lehrkräfte zu befragen, aber diese schienen größtenteils auch ratlos. Die dunkelelfischen Wachen versuchten, die Ordnung zu wahren. Glücklicherweise machten sie bislang nicht von ihren Waffen Gebrauch.
Als Corax den Regenschirm zusammenklappte und in eine für diesen Zweck neben der Tür aufgestellte, bauchige Vase platzierte, brummte er: "Wo steckt Kje... Serpentis Mortis? Sie sollte diesem Chaos Einhalt gebieten. Was ist hier überhaupt los?"
"Die hohe Hexe ist unpässlich, heißt es", wandte sich ein Wächter vollkommen neutral an Corax. Natürlich, er war Dunkelelf. Es war wohl einer der wenigen Momente, in denen der selbsternannte Sklave über die andere Sklavin gestellt wurde. Madiha schaute man nicht einmal an. Corax musste ihr erst einige der Pakete abnehmen, um wortlos anzudeuten, dass sie beide gleichgestellt waren. Der Wächter hielt sie wohl für Schüler, was dieses Mal Madihas Kleidung zu verdanken war. Immerhin trug sie die passenden Gewänder. Das beduetete jedoch nicht, dass das Spitzohr eine Entschuldigung für sie übrig hatte.
"Was ist hier los?", fragte Corax von sich aus. Manchmal siegte die Neugier.
Der Wächter antwortete ihm zunächst mit einem Schulterzucken. "So genau weiß ich es selbst nicht. Gefreiter Fizbin hat wohl wieder Ärger ge... ach, das braucht Euch nicht zu interessieren, Schüler." Er musterte Corax' Federgewand. Dann stutzte er, als ihn die Erkenntnis traf. "Ihr seid der Leidträger! Alle suchen bereits nach Euch. Eure sklavische Gefährtin, diese Tote ... Untote? Wie auch immer, sie befindet sich in enem Arrestzimmer, zusammen mit einem nackten Elfen." Corax' Augenlid zuckte. "Es gab wohl einen Unfall. Überall Wasser, dabei hatten einige Schüler einen Brand gemeldet. Ich war nicht vor Ort, ich kann Euch nichts Genaueres sagen und die Herrin Mortis schein unpässlich zu sein. Ihr sollt sofort dorthin kommen. Die Verwaltung erwartet Euch bereits!" Rasch gab er Corax eine Beschreibung bis zum erwähnten Arrestzimmer. Der Rabe schaute mit fragendem Blick zu Madiha. "Kommt du mit, kleine Herrin, oder willst du nach Caleb suchen?"
"Caleb van Tjenn?", mischte der Wächter sich ungefragt ein, aber dieses Mal war seine Unterbrechung etwas Gutes. "Der kam wenige Minuten vor euch an. Er wollte sich umziehen. Ihr findet ihn in seinem Zimmer, soweit ich informiert bin." Auch hier erhielten sie eine Beschreibung. Diese hätte es jedoch nicht gebraucht. Caleb musste in dem Raum sein, in dem Madiha und Azura erwacht waren. Sie hatte nun die Wahl, ob sie ihn zuerst sehen wollte oder mit Corax zu Azura ging. Er sagte es nicht, aber er hatte vorhin schon ernst darum gebeten, sie aufsuchen zu wollen. Er vermisste sie und es drängte ihn jetzt noch mehr denn je zu ihr - aus guten Gründen.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 22. Juli 2023, 13:52

Er wollte ihr Leid haben. Madiha war neben Corax stehengeblieben und fand unter dem Vordach Schutz vor dem Regen. Das Mädchen runzelte fragend die Stirn und hörte, was Corax verlangte. Sie blickte auf seine Hand und schüttelte den Kopf. „Ich werde dir nichts dergleichen geben.“, antwortete sie bestimmend. „Ich habe einen Fehler gemacht und ich will es wiedergutmachen. Das ist nicht deine Aufgabe, Corax.“, bemerkte sie und hob die schmalen Schultern. „Aber… Danke.“, fügte sie leise an. Sie nahm seine Hand nicht an. Weil sie nicht der Meinung war, dass er jetzt noch mehr Leid fühlen sollte. Er sollte das zwar, laut Kjetell’o, lernen umzuwandeln, aber das bedeutete für Madiha nicht, dass sie sich dessen ständig bediente. Schon nachdem Caleb ihn geküsst hatte bot er das an. Aber Madiha war Leid gewohnt und auch wenn sie es lieber nicht fühlen wollte, so gehörte es zu ihr. Es sagte doch etwas über sie aus oder nicht? Sie verstand, dass sie bei Corax zu weit gegangen war. Und sie hegte so viele Gefühle für Caleb, dass es ihr wehtat, wenn er nicht so empfand. Sollte sie sich davor verstecken? Es machte sie doch erst zu dem Menschen, der sie war. Das Mädchen folgte Corax wieder durch den Regen, hinauf zur Akademie. Inzwischen waren sie völlig durchnässt. Das hatte auch der Schirm nicht abwehren können. Allerdings war die Stimmung seit seines Angebotes nicht ganz so schwer. Madiha wusste seine dargereichte Hand trotzdem anzunehmen. Und seine Erklärungen, überhaupt seine Worte, halfen ihr etwas, nicht zu glauben, wieder einen unverzeihlichen Fehler gemacht zu haben. So konnten sie den Aufstieg zur Akademie bewerkstelligen und sich auf ihre Schritte konzentrieren, ohne auszurutschen oder die Pakete fallenzulassen. Madiha fröstelte inzwischen und ihre frischgemachten Haare tropften bereits hier und da. Endlich aber erreichten sie das Tor und hinderte Madiha daran, doch noch zu versuchen, etwas Wärme über ihre Magie zu generieren. Dass etwas im Busch zu sein schien, bemerkte Madiha nicht sofort. Sie war noch mit den ganzen Paketen beschäftigt und mit der Feuchtigkeit ihrer Kleidung, als sie neben Corax stehenblieb, der sich mit einem Wächter unterhielt. Dass jener sie ignorierte und gar als Sklavin wahrnahm, bemerkte sie nicht. Immerhin war sie es ja gewohnt, so behandelt zu werden. Und auch wenn sich bereits vieles verändert hatte, saß dieses Bild auch in ihrem Kopf fest. Allerdings konnte sie, auch wenn man sie nicht direkt ansprach, durchaus hören. Und was der Wächter da sagte, ließ sie fragend zu den anderen blicken. Auch Corax wollte mehr erfahren und hakte explizit nach. "So genau weiß ich es selbst nicht. Gefreiter Fizbin hat wohl wieder Ärger ge... ach, das braucht Euch nicht zu interessieren, Schüler. Ihr seid der Leidträger! Alle suchen bereits nach Euch. Eure sklavische Gefährtin, diese Tote ... Untote? Wie auch immer, sie befindet sich in enem Arrestzimmer, zusammen mit einem nackten Elfen." Nicht nur Corax zuckte. Auch Madiha verstärkte den Griff um die Pakete, die sie noch hielt, und sah stirnrunzelnd zum Raben auf. „Wie bitte?“, japste sie und verstand die Situation nicht. Was war denn nur los?

"Es gab wohl einen Unfall. Überall Wasser, dabei hatten einige Schüler einen Brand gemeldet. Ich war nicht vor Ort, ich kann Euch nichts Genaueres sagen und die Herrin Mortis schein unpässlich zu sein. Ihr sollt sofort dorthin kommen. Die Verwaltung erwartet Euch bereits!" Madih schluckte. Azura war doch mit Kjetell’o zusammen gewesen? Wieso wurde ein Brand gemeldet? Azura beherrschte doch… Wassermagie? Madiha sah in die angedeutete Richtung. Hatte Kjetell’o seine Macht benutzt? Aber wozu? Sie verstand ja, dass Wasser Feuer löschte. Aber wieso würde Kjetell’o seine Magie in solch einem Maße einsetzen, dass andere einen Brand vermuteten? Und… war er etwa der nackte? Madiha verstand überhaupt nichts mehr und verrannte sich in ihren Gedanken, als Corax sie ablenkte: "Kommst du mit, kleine Herrin, oder willst du nach Caleb suchen?" Sie klappte den Mund auf, um eine Antwort zu geben, da mischte sich die Wache abermals ein. "Caleb van Tjenn? Der kam wenige Minuten vor euch an. Er wollte sich umziehen. Ihr findet ihn in seinem Zimmer, soweit ich informiert bin." Madiha atmete sichtbar auf, auch wenn ihr selbst das nicht bewusst war. Dann aber fühlte sie sich hin- und hergerissen. Sie wusste, dass Corax zu Azura wollte und angesichts der Umstände auch musste. Allerdings hatte Madiha keine großen Ambitionen, sich derzeit mit der Adeligen auseinanderzusetzen. Noch immer wollte sie dem möglichen Umstand aus dem Weg gehen, von Azura zurechtgewiesen zu werden.
Dem Mädchen sah man an, dass sie Corax nicht allein lassen wollte und trotzdem auch nicht sofort mit ihm ging. „Kommst du denn zurecht?“, fragte sie leise, damit der Wächter nicht alles mitbekam. Sie trat sogar etwas an den Raben heran und musterte ihn genau. „Wenn du willst, dann komme ich mit…“, bot sie an und war sich nicht mal sicher, ob er ihre Gesellschaft nicht derzeit auch über hatte. Ihr Blick glitt in die Richtung, in der das Zimmer von Caleb lag. „Ich würde ihn gern sehen. Vielleicht weiß er auch schon etwas genaues…“, murmelte sie leise. Im Grunde wollte sie zu ihm, weil sie wissen wollte, was da auf dem Markt passiert war. Und weil das Ende des schönen Nachmittags doch recht unschön gewesen war. Madiha biss sich auf die Unterlippe. „Vielleicht ist es besser, wenn du allein gehst.“, meinte sie dann doch recht sicher. Sie hob den Blick zu den Rubinen und lächelte schief. „Wenn etwas ist, dann weißt du, wo du uns findest.“, bot sie an.

Madiha glaubte fest daran, dass Corax es gutheißen würde, wenn er nicht ständig ihren Aufpasser mimen musste. „Geh,“ sie nahm ihm das letzte Paket ab und balancierte dieses dann auf all den anderen, „ich nehme das und sobald du Hilfe brauchst, holst du uns.“ Bestätigte sie abermals. Madiha aber würde sich auf den Weg machen, um zum Zimmer zu gelangen, wo Caleb sein sollte. Ihr Herz klopfte dabei etwas, denn jetzt waren sie vermutlich allein. Und vielleicht musste sie sich noch mal mit dem Erlebnis auseinandersetzen. Als siendie Tür aber erreichte blieb sie stehen. Ganz in ihrem Element klopfte sie höflich an die Tür und wartete dann darauf, dass Caleb sie hereinbat. Mit all den Kartons sah sie wieder einmal mehr aus, als wäre sie das Dienstmädchen, das dem reichen Herrn die gekauften Dinge nachtrug und durch den Regen hatte laufen müssen. Gleichwohl lächelte Madiha auf einmal. Sie sah plötzlich den Markt vor sich, die Erinnerungen daran, all das Schöne… Madiha’s Wangen wurden rosiger. Denn auch Caleb’s Blick fiel ihr wieder ein, als ihre Augen den Karton des Kleides streifte. Doch dann räusperte sie sich und wartete, ob sie hereingebeten wurde.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. Juli 2023, 12:31

"Ich bin der Leidträger." Eine Argumentation, die an Madiha abprallte wie die perlenartigen Regentropfen vom Material, aus dem der Schirm bestand. Sie erklärte ihm, dass es nicht seine Aufgabe wäre, ihre Fehler und das damit verbundene Gefühl auf seiner Seele herum zu schleppen. Sie sah selbst, wieviel er an eigenen Päckchen trug. Jede einzelne Rabenfeder seines Umhangs musste schwer wie Welten wiegen und ihr Anblick bereitete dem Mädchen aus Sarma Unbehagen. Ja, sie war dafür verantwortlich, aber sie würde sich dieser Verantwortung auch stellen. Corax musste es nicht allein tragen. Vielmehr wurde es Zeit, dass er sich davon löste. Wie, das müsste Kjetell'o ihm noch beibringen, aber ihn wähnte sie gleichermaßen wie Azura in der Akademie der Wassermagie. Dass Letztere mit einem nackten Elfen in einem Arrestzimmer untergebracht sei, erschreckte dann doch. Sie zuckte gleichermaßen zusammen wie Corax, den man offenbar schon erwartete.
Er war hier kein Sklave, auch wenn er sich unter der falschen Serpentis Mortis noch so präsentierte. Die dunkelelfische Wache begegnete ihm zumindest mit Respekt. Er besaß einen Platz in der Rangliste der morgerianischen Eroberer und jener war höher als Madihas. Umso misstrauischer blickte der Wächter drein, als Corax sie als seine kleine Herrin ansprach und fragte, ob sie mitkommen oder lieber zu Caleb gehen wollte.
Die Wache hatte bereits bestätigt, dass er hier war. Zumindest diese Nachricht verschaffte ein wenig Erleichterung, denn sie war an kein Arrestzimmer geknüpft. Nur was war mit Azura los und handelte es sich bei dem Elfen um Kjetell'o? Aber warum sollte er nackt sein? Was war geschehen? Hin- und hergerissen wägte Madiha ab. Ihre Neugier zog sie zu Azura, aber ihr Unwille, sich von ihr einen Tadel einzufangen, stieß sie ab. So berechtigt er sein mochte, denn sie hatte Corax verletzt, so ungern wollte sie es aus dem Mund der Adligen hören. Azura hatte ohnehin kaum ein gutes Haar an ihr gelassen, wenn sie die Sarmaerin überhaupt zur Kenntnis nahm. Nein, da sehnte sich ihr Herz doch eher zu Caleb hin. Der Konflikt bestand darin, Corax mit den neuen Informationen allein ziehen zu lassen.
"Kommst du denn zurecht?"
Sein Blick wanderte zu ihr. Dann griff er nach einem Paket, rückte es auf Madihas Stapel gerade, damit es stabiler auflag. Er sagte nichts, aber das sanfte Rascheln seines Gefieders verriet die Sorge in seinem Inneren. Er hatte Angst, sich dieser Situation zu stellen und jetzt würde er es allein tun müssen. Beinahe wurde er so ruhig wie Kjetell'o und das war an Corax mehr als unheimlich. Plötzlich huschte ein Lächeln über seine Züge. Es war die paradoxe Mimik des Verzweifelten, der keine Freude in die empor zuckenden Mundwinkel legen konnte. "Der Umhang ist schwer", sagte er kryptisch, aber Madiha würde schon verstehen. Eine schlechte Nachricht als Sahnehäubchen auf die vergangenen Ereignisse würden ihn hart belasten. Und dem entgegenwirken sollte nur ein Blick von Azura.
"... sobald du Hilfe brauchst, hols du uns."
"Was bei Faldor ist das?!" Madiha verstand den Wachmann nicht, aber sie hatte es auch gesehen, das Schimmern. Erst war es rot, doch je weiter es über die Federn, den Umhang entlang bis zu den feinen Spitzen knapp über den Boden wanderte, desto mehr Farben erhielt es. Orange, Gelb, danach folgten grün und blau, die fast so ineinander verschwammen wie bei Calebs Augen. Das letzte Schillern der Federn fand in einem kräftigen Violett statt, dass es zu den morgerianischen Bannern passte, die überall hingen. Schließlich blieb erneut nur das Rabenschwarz zurück und ein Rubinrot aus Augen, die Madiha nicht dankbarer hätten anschauen können. Es hatte sich etwas in seinem Leben verändert, nicht nur mit seinen Gefühlen zu Azura. Er würde weiterhin keinen leichten Weg gehen, wie sie alle nicht. Aber er wäre nicht mehr allein. "Du bist eine gute, kleine Herrin." Damit verabschiedeten sich Corax und Madiha, verschwanden in jeweils unterschiedliche Bereiche der Akademie. Sie würden einander wiederfinden, denn ihre Schicksale waren verknüpft und das war wichtig - für jeden von ihnen.

Den Weg zu ihrem und Azuras Zimmer fand sie spielend leicht, obwohl Madiha ihn erst einmal gegangen war. Als einstige Sklavin in einem palastartigen Haushalt musste man sich jedoch schnell alle Wege einprägen können. Die Herrschaft duldete keine Trödelei und sich verlaufen zu haben zählte nicht als Ausrede, die vor Stickhieben verschonte. Einzig im Labyrinth der Wüstendiebe hatte Madiha diese Orientierung gefehlt, aber dort war es auch dunkel und eng gewesen. Außerdem hatte sie zu dem Zeitpunkt Angst um Caleb gehabt. Das Unbehagen kroch auch jetzt wieder empor. Er war seinen Häschern zwar entkommen, aber er hatte anscheinend etwas gestohlen und das bedeutete doch, dass man nach ihm suchte ... oder nicht? Hatten Corax' gewandelte weiße Federn ausgereicht, um die Wachen und Händler am Markt zu der Entscheidung zu bringen, dass ein Dieb es nicht wert sei? Caleb würde sich trotzdem etwas bedeckt halten müssen. Sein Gesicht vergaß man nicht so schnell, zumindest ging es Madiha so. Sie hatte sich auch bei ihm jede noch so kleine Falte, jeden Bartstoppel und jede widerspenstige Strähne eingeprägt, die ihm in die Stirn fiel. Bei dem Gedanken an sein Äußeres löste sich der Knoten in ihrem Magen und schob ihr Herz ein wenig an. Es hüpfte und pochte wild vor Aufregung, als sie die Tür zur Kammer erreichte. Von der anderen Seite her war es still. Madiha blieb stehen, wartete und klopfte dann an. Das war gar nicht so leicht, so voll beladen wie sie war. Als es plötzlich polterte, glaubte sie schon, mehrere Päckchen fallengelassen zu haben, doch das Geräusch kam aus dem Zimmer. Dem folgte ein sarmaer Fluch, der sofort die Ohren rot werden ließ. Dieses Mal aber brachte er wohl eher Erleichterung mit sich, denn Madiha erkannte Calebs Stimme sofort. Da jener nun wohl auch nicht mehr leugnen konnte, nicht im Zimmer zu sein, schien er sich seinem Schicksal zu ergeben. Schritte waren zu hören. Moment später schob sich die Tür einen Spalt weit auf.
"Ich bin unschuldig! Ich war überhaupt nicht auf dem Ma... Madi!" Caleb brach die einstudierte Ausrede ab und glotzte über den Turm aus Paketen hinweg auf seine Wüstenblume herab. Er blinzelte. Dann streckte er den Hals und spähte an ihr vorbei zu beiden Seiten in den Gang. "Komm rein", zischte er und schob sie bereits ins Innere. Sobald die Tür geschlossen war, begann er damit, ihr die Pakete abzunehmen. "Hat Corax dich das alles allein schleppen lassen? Was für eine treulose Tomate!", sagte der Mann, der sowohl Rabe als auch Wüstenkind auf dem Markt hatte stehen lassen. Er bemerkte den Schnitt ins eigene Fleisch, bleckte die Zähne zu einem schiefen Grinsen und fuhr sich dann durch die Haare. "Seid ihr wenigstens beide sicher hier angekommen?", fragte er nach. Dabei war es doch Caleb, um den man sich mehr Sorgen hatte machen müssen!
Unbegründet, wie sich herausstellte. Er sah unversehrt aus. Corax hatte es schlimmer erwischt, als die Katze ihn auf dem Dacht attackiert hatte. Er hingegen wirkte nur ein wenig erschöpft und ... feucht. Das Hemd hatte er sich ausgezogen, wie Madiha jetzt feststellen durfte. Erneut präsentierte er seine Haut, seine Muskeln und das sanfte Spiel selbiger, wenn er sich bewegte. Caleb legte eine Hand in den Nacken. Er wicht Madihas Blick aus. "Tut mir leid, dass der Ausflug ein so jähes Ende nahm, aber ... wir können ja nochmal zum Markt gehen. Später, wenn es dunkel geworden ist, ja? Dann haben die meisten Stände zwar schon geschlossen, aber vielleicht gehen du und ich ... etwas essen?" Dass ihm dafür nun das Geld fehlte, bedachte er nicht. Oder aber er besaß doch noch einige Rücklagen hier im Zimmer.
Calebs Blick fand zu ihr zurück. "Vorher würde ich mich aber gern waschen. Die Flucht durch den Regen macht es nötig. Ich stinke wie ein verschwitzter Seemann." Er grinste über seine Lüge. Der Regen hatte bis auf seinen Eigengeruch das meiste weggespült, aber Madiha konnte es sicherlich nachvollziehen. Sie hatte zwar keine Flucht über Huasdächer bis zur Akademie unternommen, aber allein die klamm gewordene Kleidung auf ihrer Haut fühlte sich nicht mehr so angenehm an.
Caleb neigte sich zu ihr vor, nah an ihr Gesicht. Er schaute ihr in die Augen. Seine Lippen hielten knapp vor ihren, dass sie den warmen Atem spüren konnte, als er sprach: "Die Akademie besitzt ein großes Badehaus in den Kellergewölben, das den sarmaer Palästen nachempfunden sein soll. Du musst nicht mit ins Wasser, wenn du nicht willst. Aber einen Blick ist es sicher wert." Während er das sagte, liefen seine Wangen rot an und er griff sich erneut in den Nacken. Es war eine Sache, jemanden auszuführen, eine andere, wenn es sich um ein Rendevous in einem Badehaus handelte.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Sonntag 23. Juli 2023, 23:38

Madiha konnte sich nur vorstellen, wie schwer der Umhang aus Leid wiegen mochte. Sie selbst hatte ihr Leben darin gelebt und auch sie war nicht frei davon. Wenn sie die Fähigkeiten gehabt hätte- wie sähe wohl ihr Umhang aus? Nun, er würde gewiss nicht so dicht bedeckt und lang sein. Und inzwischen könnte sie sich vorstellen, dass er hier und dort einige weiße Stellen besäße. Eben solche, die Corax immer mal wieder selbst produzierte. Just in dem Moment, da sie die Hilfe anbot, wenn er sie brauchte, passierte es abermals. Sein Federumhang schimmerte in einem Farbverlauf, der selbst dem Wächter auffiel. Das Kind der Wüste beobachtete staunend. Dann sah sie auf in die Rubine, die ihr Dankbarkeit entgegneten. Madiha lächelte leicht hinter all den Kartons und nickte ihm noch mal stumm bestätigend zu. Sie meinte es ernst. Sobald er Hilfe brauchte, sollte er kommen oder jemanden schicken. Sie wäre da und Madiha war sich sicher, dass auch Caleb nicht zögern würde. Noch einen winzigen Moment, sah sie Corax nach, dann aber machte sie sich auf den Weg, Caleb zu finden. Den Weg hatte sie sich tatsächlich schnell eingeprägt. Vielleicht war die Tatsache, lieber schnell zu behalten, wohin man gehen durfte, noch eines Tages nützlich. Wer wusste schon, wofür sie es brauchen könnte. Jetzt aber half ihre Merkfähigkeit ihr, zügig zur Tür zurückzufinden. Madiha blieb davor stehen. Sie hoffte wirklich, dass Caleb da wäre. Er hatte sie wiedermal allein gelassen wenngleich Corax dabei gewesen war. Trotzdem wollte sie, dass es dem Dieb gut ging. Und das so blieb. Das Mädchen balancierte noch immer all die Kartons und versuchte halbwegs sicher, an das Holz der Tür zu klopfen. Madiha wankte kurz, hielt aber die Pakete fest und lauschte dann.
Es dauerte keine Sekunde, da polterte es und sie glaubte schon, sämtliche Päckchen und Tüten einsammeln zu müssen, als sie eine sehr vertraute Stimme in noch vertrauterer Sprache hörte. Dass Caleb auf Sendli fluchte, freute Madiha insgeheim sehr. Es zeigte, wie sehr auch Caleb mit ihrer Heimat verbunden war. Das Mädchen aber spürte darüber hinaus die Erleichterung, seine Stimme überhaupt hören zu können. Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet und sie hob den Blick in das Gesicht des Diebes. "Ich bin unschuldig! Ich war überhaupt nicht auf dem Ma... Madi!", plapperte er sofort los und sie hob eine Augenbraue, während sie leicht schmunzelte. „Schlechtes Gewissen?“, fragte sie neckisch und folgte dann seiner Paranoia hinein. Er schloss die Tür wieder und endlich konnte sie die Pakete einmal ablegen. Vorsichtig verstaute sie zusammen mit Caleb alles auf einer kleinen Bank, ehe sie sich davon abwandte und… direkt auf seine nackte Brust stierte. Madiha blinzelte. "Hat Corax dich das alles allein schleppen lassen? Was für eine treulose Tomate!" Sie hob den Blick und verschränkte die Arme. Tadelnd sah sie ihn an, auch wenn ihr Blick kaum Härte besaß. Viel zu sehr lenkte seine Erscheinung ab. „Treulose Tomate? Hm…“ wiederholte sie und zog kurz die Nase kraus. Wer war wohl die Tomate?! "Seid ihr wenigstens beide sicher hier angekommen?" Sie nickte. „Corax hat etwas zu klären, deshalb bin ich allein hier.“, sie überlegte. „Irgendetwas mit Azura und einem…“, sie grinste kurz und wusste selbst nicht wieso, „nackten Elfen.“ Verriet sie ihm, wurde dann aber ernst. „Ich hoffe, sie hat nichts doofes angestellt und Corax enttäuscht…“, seufzte sie, ehe ihr Blick abermals auf Caleb fiel.

Sie räusperte sich und versuchte die roten Wangen zu kaschieren. „Ich hab‘ ihm gesagt, wenn er Hilfe braucht, soll er uns holen…“, gestand sie und zuckte die Schultern. „Ich wollte aber sichergehen, dass es dir gut geht.“, erklärte sie kleinlaut und wischte sich einige der nassen Strähnen aus dem Gesicht. Und außerdem wollte sie Azura nicht begegnen. Das war auch noch ein Grund. Nun wich er ihrem Blick aus, der sie prüfend über seinen Körper zog. Und irgendwie länger haften blieb, als sie vorgehabt hatte. Sie wollte nur sehen, ob er verletzt war. "Tut mir leid, dass der Ausflug ein so jähes Ende nahm, aber ... wir können ja nochmal zum Markt gehen. Später, wenn es dunkel geworden ist, ja? Dann haben die meisten Stände zwar schon geschlossen, aber vielleicht gehen du und ich ... etwas essen?" Madiha lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, wir sollten uns dort eine Weile nicht blicken lassen. Ich… möchte nicht, dass sie dich erkennen und… einsperren.“, gestand sie und hob den Blick. Nun spürte auch Madiha, wie klamm ihre Kleidung war und wie kühl es doch werden konnte, wenn man nur so herumstand. "Vorher würde ich mich aber gern waschen. Die Flucht durch den Regen macht es nötig. Ich stinke wie ein verschwitzter Seemann." Madiha lachte. Ihre Augen strahlten Freude aus, während sie sich leicht vorlehnte und demonstrativ die Luft durch die Nase einsog. „Ich finde… es gut so…“, wagte sie einen Versuch, ein Kompliment zu machen.
Madiha versuchte sehr wohl ihr Herz auf der Zunge zu tragen, doch fiel ihr das mitunter manchmal schwer. Allerdings lernte sie und bei Caleb zu sein, löste in ihr die Unsicherheiten ein stückweit auf. Was nicht bedeutete, dass sie nicht rot wurde, wenn sie ihn ansah. Oder wenn er ihr, so wie jetzt sehr nahe kam. Fast glaubte sie, dass er sie küssen wollte und ihr Herz hämmerte mit einem Mal schneller. Sie leckte sich unwillkürlich über die Lippen und empfing auf dem leicht feuchten Film den warmen Atem. "Die Akademie besitzt ein großes Badehaus in den Kellergewölben, das den sarmaer Palästen nachempfunden sein soll. Du musst nicht mit ins Wasser, wenn du nicht willst. Aber einen Blick ist es sicher wert." Sie ließ ihren Blick langsam über seine Lippen wandern, ehe er zu seinen Augen kam und dort hielt. „Das klingt… verlockend…“, hauchte sie mit klopfendem Herzen und trockenem Mund. „Ich meine… interessant.“, korrigierte sie und lächelte unschuldig. Sie mit Caleb … baden? Oh, Madiha hatte das Gefühl, dass ihre Knie weich wurden. Hatte sie gesagt, der Nachmittag endete mit bitterer Note? Sie revidierte das… Er konnte gerade kaum besser werden.. Madiha beschloss, später davon zu erzählen, was sie auf dem Markt erlebt hatte. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt dafür und auch sie musste aus den klammen Sachen heraus und sich vor allem etwas aufwärmen. Warum also nicht mit ihm gehen? Warum nicht diese Bäder sehen, von denen er bereits zuvor geschwärmt hatte? Sie selbst hatte solche nie zuvor gesehen. Sie hatte davon gehört, aber… sie war nie innerhalb eines solchen Bades gewesen. Ihre Badewanne bestand stets aus einem Kübel mit kaltem Wasser. Waschen war eine Notwendigkeit – kein erholsamer Spaß. Das Mädchen blieb noch einen Moment so dicht bei Caleb stehen, sie lächelte immer noch. Dann funkelten ihre Augen leicht frech. „Es heißt übrigens ‚verdammtes Balg eines hurenden Kameltreibers‘,…“, sagte sie plötzlich und grinste. „Nicht ‚herrischen Palmwedlers‘“, verbesserte sie ihn mit Schalk im Nacken und spielte auf seine kleine, sendlische Schimpftirade an. Ih ja! Sie konkte auch fluchen, wenn sie denn wollte. Dann aber nutzte sie das, um sich von seiner Nähe zu lösen, so schwer es ihr fiel. „Das mit dem Bad ist eine gute Idee, lass uns das machen.“, bestätigte sie noch mal seine Pläne, ehe sie um ihn herumging, um frische Sachen zu holen und sich nochmal zu ihm drehte. Ihr Blick ruhte auf seinem Muskelspiel am Rücken.
Dann trat sie auf ihn zu und schob ihre Arme über seine Hüften nach vorn, wo sie ihn umarmte und ihre Stirn kurz gegen seine Haut am Rücken lehnte. „Ich bin so froh, dass du hier bist.“, murmelte sie ernster als zuvor und hauchte ihm einen Kuss auf die Haut. „Und dass du wohlauf bist..“, gestand sie ihm und blieb noch einige Sekunden an ihn gelehnt. Erst danach würde sie sich von ihm lösen und bereit sein, mit ihm diese ominösen Bäder aufzusuchen.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Montag 24. Juli 2023, 06:52

"Schlechtes Gewissen?", grüßte Madiha ihren Caleb mit einem verschmitzten Blick. Insgeheim war sie aber froh, dass es ihm gut genug ging, solche Ausreden hervorholen zu können. Er schob die Hand in den Nacken, grinste zurück und begann dann damit, ihr die Pakete abzunehmen. Dabei murmelte er in sich hinein: "Es war kein großer Raub. Der Händler wird es verkraften können. Ich hätte auch die ganze Palette mitnehmen können..." Sein Gewissen meldete sich also doch! War Caleb dabei sich zu entwickeln, so wie Madiha und Corax es taten? Würde er sich langsam von einem Leben abwenden, bei dem man sich täglich der Gefahr erwischt zu werden aussetzte? Hatte Corax ihr nicht vor dem Marktbesuch noch angedeutet, dass er sich selbst Ketten anlegte? Dass er für sie zum Kapitän geworden war? Das Risiko wäre nicht geringer, würde Caleb ab sofort mit Aufträgen zu See fahren. Dort gab es Unwetter, Ungeheuer und Piraten. Außerdem würde er Madiha allein lassen müssen, wenn sie ihn nicht begleitete. So wie er sie auf dem Markt allein gelassen hatte. Mal wieder.
Diese Erinnerung führte nicht nur dazu, dass das Wüstenmdächen die Tomatensache hinterfragte, sondern den abwesenden Raben gleich noch verteidigte. Als sie dabei Azura und einen nackten Elfen erwähnte, stutzte Caleb und hielt in seinem Tun inne. Er musterte Madiha, blinzelte seinerseits und grinste dann schief, wobei er den Kopf schüttelte. "Sag mir nicht, sie hat sich auf Kjetell'o gestürzt." Plötzlich zog er die Brauen zusammen. "So sieht sein Unterricht nicht aus, oder? Er hat nichts von dir verlangt, was du nicht wolltest?"
"Ich hoffe, sie hat nichts Doofes angestellt und Corax enttäuscht..."
Caleb zeigte Zustimmung, indem er nickte. "Das hat er nicht verdient. Vielleicht sollten wir nach ihm sehen, sobald wir die Päckchen von dir herunter haben. Ihm wenigstens sagen, dass er jederzeit Unterstützung bei uns findet." Madiha hatte dies schon getan und ließ es Caleb wissen. Er betrachtete sie lange, lächelte dann und berührte sie lang genug an der Wange, um seine tiefe Zuneigung für sie zu verdeutlichen. Dabei kämpfte Madiha allein schon ob Calebs Erscheinung gegen die aufsteigende Röte in ihren Wangen an. So oberkörperfrei wie er war, konnte sie wenigstens den Vorwand ausnutzen, ihn nach Blessuren sondieren zu wollen. Sie fand keine, von der Wunde an seiner Hüfte abgesehen. Diese war schon gut verheilt, benötigte keinen Verband mehr, würde aber einer Narbe hinterlassen. Eines Tages würde der rote, saubere Schnitt dort zu einem Striemen verblassen, ähnlich wie sie durch Madihas Gesicht wanderten.
Caleb bemerkte es nicht. Er schaute stattdessen in die einzelnen Verpackungen hinein und prüfte seinerseits, ob der gekauften Ware nichts passiert war. Sie hatten wirklich viel für Madiha zusammengesucht. Einen Satz Kleidung stellte er zusammen und legte ihn ordentlich auf das Bett, das sie genutzt hatte. Daneben fand sich ein weiterer Satz, allerdings Männerkleidung: Eine dunkle Hose mit Zierschnürung an der Seite. Sie passte gut zu dem blaugrauen Hemd, das an der Brust eine richtige Schnürung aufwies. Die schwarze Weste darüber und der Träger dieser Zusammenstellung würde adrett genug aussehen für einen Bürgerlichen, aber nicht zu pompös, um sich in Azuras Kreisen bewegen zu können. Das war eindeutig Kleidung, die Caleb sich herausgesucht hatte. Wenig später klärte er auch den Grund auf. Er wollte das Badehaus der Akademie nutzen und er lud Madiha ein, ihn zu begleiten.
Sofort waren all die jüngsten Probleme und Sorgen vergessen. Zwar würde Madiha sich und ihr inneres Feuer erneut dem gegensätzlichen Element aussetzen, aber es wäre zur Waschung und die konnte sie nach dem Regenguss wahrlich gebrauchen. Außerdem würde sie ein Badehaus auch einmal von innen sehen. Natürlich gab es sie sogar in Sarma, wenngleich die Aufbereitung des Wassers dort einen enormen Aufwand bedeutete. Deshalb war es auch nur den Reichen und gut betuchten Pfeffersäcken erlaubt, die Badehäuser zu nutzen. Sie durften deren heilige Hallen nicht einmal mit ihren eigenen Sklaven verunreinigen. Das gesamte Basehaus wurde von den Sklaven des Eigentümers geführt. Madiha hatte das große Gebäude lediglich von außen gesehen und wahrscheinlich passten ihre Vorstellung des Inneren nicht ansatzweise zur Realität. Sie hatte sich immer in einem einfachen Zuber gewaschen, mit kaltem Wasser, das von den Skalvinnen mehrfach gebraucht wurde, um es zu sparen. Jetzt die Chance zu erhalten, ein Badehaus von innen ansehen und sogar nutzen zu können, kam einer Krönung zur Prinzessin für sie gleich. Und Caleb plauderte es einfach so heraus.
Er packte gerade die beiden Sätze an Kleidung nacheinander in eine Tasche und war auch schon aufbruchbereit. Da durfte er sich eine kleine Lektion anhören, denn im Fluchen war auch Madiha ziemlich gut. Besser als er, aber Caleb wäre nicht Caleb, würde er das auf sich sitzen lassen. "Im Affekt der Situation ist Improvisation erlaubt", gluckste er. Dann spürte er angenehme Wärme, die ihn verstummen ließ. Ein Paar Hände schlang sich um seine Hüften, fand vorn an seinem Bauch zusammen und ruhte dort, während Madihas sanftes Gewicht nun gegen seinen Rücken lehnte. Er hielt ganz still.
"Ich bin so froh, dass du hier bist. Und dass du wohlauf bist..."
Er blieb eine Weile stumm. Das schalkhafte Grinsen schwand aus seinen Zügen. Caleb horchte in sich hinein. Dann legte er seine Pranke auf Madihas Hände. Sie war groß genug, um beide darunter verschwinden zu lassen. Er löste ihre Finger und verschlang sie mit den seinen. "Wir sind jetzt in Andunie", begann er. "Die Stadt ist unter neuer Führung. Ich weiß nicht, ob das gut ist, aber es bedeutet für alle hier einen Neuanfang. Den ... könnten wir auch wagen. Vielleicht ist es ja Zeit, das zu berücksichtigen." Weil es für Caleb kein Ich mehr gab. Er mochte es im Eifer gelegentlich vergessen, aber hier und jetzt war er nicht nur bereit, es anzuerkennen. Er wollte es so. Deshalb fragte er nach einer weiteren Pause: "Möchtest du, dass ich das Diebeshandwerk aufgebe? Ich könnte den ehrlichen Weg gehen, Madi ... für uns."
Ganz gleich, was sie antwortete, bevor er das Thema auch praktisch umsetzte, hieß es erst einmal, baden zu gehen.

Caleb führte Madiha durch die Korridore der Akademie, sobald er sich ein anderes, weißes Hemd übergestreift hatte. Halbnackt wollte er nicht durch das Institut laufen. Schon gar nicht, nachdem er von Azuras Eskapade mitbekommen hatte. Sie befand sich also in einem Arrestzimmer - mit einem nackten Elfen. Nein, er wollte gewiss nicht zu ihr gesperrt werden. Caleb wollte baden - mit Madiha! So führte er sie erneut durch die große Eingangshalle und von dort breite Treppen in die unterirdischen Anlagen der Akademie hinein. Diese schmiegten sich direkt an den Fels, so dass mancher Gang eine natürliche Steinwand besaß, während er sich in unnatürlichen Biegungen zum nächsten Raum erstreckte.
Weitere Treppen folgten. Es ging nicht so immens in die Tiefe, dass sie erneut den Fuß der Küstenklippen erreichte, aber Madiha spürte es bald schon in den Beinen, dass sie einige Stockwerke unterhalb der eigentlichen Akademie waren. Caleb hielt sie auf Trab. Zwischendurch musste er sich aber doch mehrmals selbst bremsen und sogar zwei Mal bei anderen nach dem Weg zum Badehaus fragen. Von den dunkelelfischen Wächtern erhielt er mit rauer Reaktion Antwort. Von einem vorbei schlendernden Magierschüler, der bereits ein Handtuch um den Kopf geschlungen trug, bekam er freundlicher Auskunft. Außerdem musterte er Madiha an Calebs Seite, grinste und merkte an: "Oh, ihr beiden habt vor, das gemischte Bad zu nutzen? Dann seid ihr dort sicher auch ungestört. Die meisten Magier des Institutes trauen sich das nicht und nehmen die getrennten Bäder. Ich versuch's ab und an, sitze dann aber immer allein. Schade, dass ich nun schon fertig bin. Euren nackten Körper hätte ich gern gesehen, meine Liebe." Er musterte Madiha etwas länger und wo Caleb normalerweise durch seine Körpermasse einen Riegel davor geschoben hätte, war er plötzlich wie erstarrt. Der Magier zuckte mit den Schultern und zog weiter.
Caleb blieb starr. Nach einer Weile erst löste es sich wieder auf und er blickte mit hochrotem Kopf zu Madiha herüber. Er wirkte sogar so nervös, dass es ihm nicht einmal mehr in den Sinn kam, die erkennbare Geste durch Griff in den Nacken zu vollziehen. "N-nackt? Heißt das, es gibt keine Badetücher?!"

"Badetücher? Nein, die würden das Wasser veunreinigen. Unsere Herrin Ventha möchte den menschlichen, elfischen und anderweitige Körper mit ihrem Element vollends durchdringen können. Falls Ihr Euch unwohl damit fühlt, bieten wir auch geschlechtlich getrennte Bäder an." Dies waren die Worte eines Dieners am Empfang. Den gab es wirklich, denn das Badehaus schien eine eigene Institution in der Lehranstalt zu sein und sich mit ihr nur die räumliche Insel vor der Küste zu teilen. Wenigstens verlangte niemand von Caleb oder Madiha, für den Spaß zahlen zu müssen ... außer mit ihrer Scham. Sie würden entweder getrennt baden müssen oder gemeinsam, dann aber einander nackt sehen.
Caleb wanderte hinter dem Diener her und war nun die treulose Tomate, als die er Corax beschimpft hatte. Hochrot und nicht in der Lage, Madihas Hand zu halten, folgte er dem Diener steif durch die Räumlichkeiten. Er bekam dessen Schönheit nicht einmal mit. Was hier geschaffen worden war, glich einem Traum aus Gestein, Glas und Mosaik. Weiße Wände und Säulen bauten sich zu kuppeldachartigen Domen auf, die nur durch lange Gänge miteinander verbunden waren, zwischen dessen Wandsäulen hohe Fenster aus buntem Glas verschiedene Motive zeigten. Sie alle hatten mit dem Meer zu tun. Entweder sah man dort die gläsernen, nackten Körper von Männern oder Frauen beim Baden oder man erkannte Gottesabbilder Venthas, umgeben von zahlreichen Wellen, Sturmwolken oder Meeresgetier. Madiha kam an einem Bild von einem seltsamen grauen Wasserwesen vorbei, dem ein Horn aus dem Kopf wuchs. Ob es eine Meeresversion von Florencias Einhörnern war? Sie sa gläserne Muscheln, Korallen, Fische, Schildkröten. Es war bedauerlich, dass Ventha Andunie mit Regenwetter strafte. Würde Tageslicht durch diese bunten Glaswände dringen, tauchte Regenbogenlicht das gesamte Moasik am Boden in bunte Farben. Jemand hatte sich die gewaltige Mühe gemacht, den gesamten Weg über das Muster ineinander verschlungener Muscheln darzustellen - mit Steinchen, die nicht größer waren als Madihas Fingernägel. Was musste es für eine Mühe und erst Recht Zeit gekostet haben, das Badehaus zu gestalten!
Schließlich erreichten sie im Windschatten des Dieners das Ende des Ganges. Er teilte sich in drei neue Wege auf. Einer führte nach links, einer nach rechts und der mittlere ließ durch einen offenen Torbogen direkt in einen Vorraum blicken, in dem man sich in kleinen Kabinen umziehen und dann ins gemischte Bad steigen konnte.
"Falls ihr getrennt baden wollt, bitte ich die Dame, den rechten Weg zu wählen und Ihr, Herr, nehmt den linken. Ich wünsche eine angenehme Reinigung. Möge das Element des Wassers eure Körper von Unrat befreien und eure Köpfe klar werden lassen, auf dass ihr in euren Lektionen über uns wieder Leistung erbringen könnt." Er verneigte sich knapp und ließ die beiden dann allein stehen. Caleb wandte sich stocksteif zu Madiha um. Er glühte, dass er fast fiebrig aussah.
"W-willst w-w-w-willst du ... m-m-m-mit mir.... d-du wirst ... m-mein-meinen ... Sch-sch-schw..." Er verschluckte sich an seinem eigenen Atem, japste auf und hustete. "I-ich ... könnte mir ... d-die Augen ... verbinden, wenn d-du möchtest. Dann sehe ich deine süßen, kleinen Früchte ni... oh, verdammtes Balg eines hurenden Kameltreibers!" Er konnte auch im Affekt fluchen. Und er hatte sich die Lektion gemerkt.


Inspirationen für's Badehaus: Die Hallen | Vorraum zum Umziehen | Separate Badebereiche | Gemischter Badebereich
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Montag 24. Juli 2023, 15:07

Es war ihr wichtig, dass Caleb verstand, dass sie sich um ihn sorgte. Dass sie an ihn dachte, wenn er nicht bei ihr war. Dass sie sich fragte, ob es ihm gut ginge. Dabei musste er sich nicht mal in waghalsigen Manövern befinden. Caleb war ein sehr wichtiger Teil ihres neuen Lebens geworden. Spitze Zungen könnten vielleicht behaupten, sie wäre ihm hörig oder vollkommen verfallen, doch so ganz stimmte das nicht. Ja, sie hing ihr Herz sehr an diesen Dieb. Und sie wollte alles in ihrer Macht Stehende tun, dass es ihm gut ging. Aber sie wollte ihn auch nicht an sich binden und erdrücken. Madiha kannte sich mit so etwas nicht aus. Caleb war der erste und gewiss der einzige, der sich ihr auf diese Art nähern durfte. Sie schaute nicht nach anderen Männern und sie schaute auch nicht nach Stand oder Wohlstand. Madiha sah nur ihn. Caleb van Tjenn oder Tjenninger – ganz gleich wie auch immer. Ihn sah sie. Nichts sonst. Sie machte sich keine Gedanken darüber, ob er sie würde ernähren können. Ob er ihr ein Dach bieten könnte oder ein Heim. Madiha verlangte nichts von ihm, ja – sie übersah sogar die kleinen Fehler, die ihr trotz allem wehtaten. Trotz aller Ehrlichkeit in ihrem Fühlen für ihn, übersah sie, wenn er sich einer Azura näherte oder Corax küsste. In dem Fall war sie gewiss nicht anders als Corax. Der Rabe verzieh seiner Azura alles. Sie brauchte keine Angst haben – oder Skrupel, so ganze konnte Madiha das noch nicht einordnen -, etwas falsch zu machen. Gleiches galt wohl für Caleb. Jedenfalls glaubte sie das noch. Und so teilte sie ihm mit, dass sie froh war, dass er wohlauf und in Sicherheit war. Er schwieg einen Moment, aber Madiha konnte förmlich erkennen, wie er sein Grinsen verlor. Sie lehnte sich an ihn, während er ihre Hände mit seinen umfasste und ineinander verflocht. "Wir sind jetzt in Andunie. Die Stadt ist unter neuer Führung. Ich weiß nicht, ob das gut ist, aber es bedeutet für alle hier einen Neuanfang. Den ... könnten wir auch wagen. Vielleicht ist es ja Zeit, das zu berücksichtigen." Sie horchte auf und blickte auf seinen Rücken. "Möchtest du, dass ich das Diebeshandwerk aufgebe? Ich könnte den ehrlichen Weg gehen, Madi ... für uns." Nun war sie es, die schwieg. Sie war es, die in sich hineinhorchte und diese dargebotene Möglichkeit betrachtete. Sollte er aufgeben, was ihm… irgendwie gefiel? Gefiel es ihm eigentlich oder war es aus einer Not heraus geboren worden? Sie kannte ihn nur als Wüstendieb und hatte sich nie gefragt, was er anderes hätte werden können. Spätestens seit der Überfahrt aber wusste sie, dass ein anderer Weg für ihn bestimmt gewesen war. Ein Weg, dem er entflohen war. Madiha löste ihre Arme von seinen Hüften und trat einen Schritt zurück. Sie wartete, bis er sie anblickte und hielt ihren Blick in seinem. Mit aller Ehrlichkeit, die sie aufbringen konnte, antwortete sie ihm: „Ich wünsche mir für dich, dass du das tust, was du möchtest.“, begann sie und schlug kurz die Augen nieder. Erneut wägte sie ihre Worte wohl ab. „Du sollst dich nicht verbiegen und…“, sie erinnerte sich an den Ausdruck, den Corax ihr gegenüber verwendet hatte, „…dir keine Ketten anlegen. Für mich nicht und für niemanden sonst.“, erwiderte sie ernsthaft und hob den Blick wieder. „Niemand wird in Ketten glücklich…“, wusste sie und lächelte schwach. „Sei du. Sei, wie du bist und wie ich dich… mag.“, lächelte sie etwas breiter. Madiha meinte es ernst. Ja, sie würde sich sorgen. Ja, sie würde stets hoffen, dass er sich nicht in Schwierigkeiten brachte. Aber, so weltfremd sie doch manchmal war, so besonnen war sie in diesen Dingen. Sie war die letzte, die jemandem Ketten anlegte und verlangte, sie zu tragen. Er war ein Freigeist und würde stets einen Weg finden, sich in unwegsame Lagen zu manövrieren. Aber sie war dafür geschaffen, es zu akzeptieren und immer einen Ort zu bilden, der für ihn Sicherheit bedeuten könnte. Madiha wollte gewiss nicht allein sein. Aber sie wollte noch viel weniger, dass er unglücklich wurde.

Nachdem dieses schwere Thema vorerst verschoben wurde und sich in Zukunft zeigen musste, welchen Weg Caleb ging, folgte Madiha ihm zu den Bädern. Sie spürte eine gewisse Aufregung und kribbelige Neugierde. Bäder! Dass sie mal welche sehen würde, war schon etwas ganz Besonderes. Bei Dunia war das Bad bisher ihr größter Luxus gewesen. Eigenes Wasser nur für sich. Sauber und warm. Madiha hatte das nicht vergessen. Der Weg war gar nicht so einfach, sodass Caleb irgendwann nach dem Weg fragte. Ein Badegast, der offenbar bereits fertig war, gab dann die weitaus freundlichere Auskunft als die dunklen Wächter. Allerdings stutzte sie, als er den Blick etwas länger auf ihr hielt. Gewohnt war sie das schließlich anders. "Oh, ihr beiden habt vor, das gemischte Bad zu nutzen? Dann seid ihr dort sicher auch ungestört. Die meisten Magier des Institutes trauen sich das nicht und nehmen die getrennten Bäder. Ich versuch's ab und an, sitze dann aber immer allein. Schade, dass ich nun schon fertig bin. Euren nackten Körper hätte ich gern gesehen, meine Liebe." Madiha blinzelte und wurde puterrot. Sofort verschränkte sie die Arme vor sich, als könne sie dadurch verhindern, dass sie seine Fantasie anregte. Madiha lächelte schüchtern und wollte auch nicht unhöflich sein. „Ehm… danke?“, sagte sie unsicher. War das nun übergriffig oder nett gemeint? Es fiel ihr merklich schwer einzuordnen, wie er das hatte meinen können. Immerhin kannte sie es, dass Männer sich nahmen, was sie begehrten und sie wollte gewiss nichts provozieren. Sie sah dem Schüler nach und dachte noch über die Szene nach, ehe sie zu Caleb zurückblickte, der sie hochrot musterte. "N-nackt? Heißt das, es gibt keine Badetücher?!" Madiha lächelte verlegen. Für sie war Nacktheit inzwischen eher… abgenutzt. Zwar wusste Caleb’s Körper durchaus ihre Fantasie anzuregen, doch darüber hinaus glaubte Madiha nicht, dass es andersherum sein könnte. Sie war gewohnt, überhaupt nicht gesehen zu werden, sondern nur als Möglichkeit den eigenen Druck abzulegen. Nie wurde sie bewundert oder begehrt. Nicht sie, nur ihr Körper. "Badetücher? Nein, die würden das Wasser verunreinigen. Unsere Herrin Ventha möchte den menschlichen, elfischen und anderweitige Körper mit ihrem Element vollends durchdringen können. Falls Ihr Euch unwohl damit fühlt, bieten wir auch geschlechtlich getrennte Bäder an.", hörte sie den Badewächter und sah an der Tomate Caleb vorbei. Madiha blinzelte. Akzeptierte Ventha denn ein Kind der Wüste und des Feuers? Madiha schüttelte kaum merklich den Kopf. An so etwas hatte sie bisher noch nie gedacht. Andunie war wirklich anders und die Gläubigkeit der Einwohner ansteckend. Doch anders als bei Caleb, öffnete Madiha durchaus den Blick für das Bad. Schließlich kannte sie es noch nicht. Das Mädchen folgte dem Diener und fiel etwas zurück. Es war wie eine Offenbarung. Staunend blieb sie kurz stehen und klappte den Mund auf. Es war… viel. Und wunderschön. Das Mädchen versuchte alle Details zu erfassen und hatte ihre liebe Mühe damit. Es war beeindruckend, nein es war gigantisch, was hier geschaffen wurde. Diese Farben… diese Detailtiefe, die Handwerkskunst. „Oh ich glaube, ich träume…“, keuchte sie und schritt hinterher, um den Anschluss nicht zu verpassen. Sie sah die wundervollen Mosaik-Bilder und die Motive darauf. Filigran war die Arbeit und musste viele, viele Jahre in Anspruch genommen haben. Die verspielten Erker und feinen Tücher rundeten dieses Bad ab. Sie kam aus dem Staunen überhaupt nicht mehr heraus und blieb neben Caleb an der Gabelung des Weges stehen.
Immer noch drehte sie den Kopf mal hier hin, mal da hin und konnte kaum den erklärenden Worten des Dieners folgen, weil sie so abgelenkt war. "Falls ihr getrennt baden wollt, bitte ich die Dame, den rechten Weg zu wählen und Ihr, Herr, nehmt den linken. Ich wünsche eine angenehme Reinigung. Möge das Element des Wassers eure Körper von Unrat befreien und eure Köpfe klar werden lassen, auf dass ihr in euren Lektionen über uns wieder Leistung erbringen könnt." „Hm?“, machte Madiha und sah nun den Diener an. Sie runzelte kurz nichtverstehend die Stirn, dann lächelte sie aber. Sie war ganz verzaubert von dem Ambiente. „Danke! Das werden wir!“, teilte sie einfach so mit und war voller Vorfreude. Der Diener überließ sie sich selbst und jetzt wanderten Madiha’s Augen zu den jeweiligen Zugängen. Dann musterte sie Caleb, der offenbar kaum atmen konnte. "W-willst w-w-w-willst du ... m-m-m-mit mir.... d-du wirst ... m-mein-meinen ... Sch-sch-schw... I-ich ... könnte mir ... d-die Augen ... verbinden, wenn d-du möchtest. Dann sehe ich deine süßen, kleinen Früchte ni... oh, verdammtes Balg eines hurenden Kameltreibers!" Madiha lächelte breit und lachte dann leise, weil er den korrigierten Fluch benutzt hatte.

Sie selbst verstand gar nicht den Grund seiner Nervosität, weil sie mit dem Thema eben anders aufgewachsen war. Aber als sie den Zugang zum gemeinschaftlichen Bereich betrachtete, wurde auch ihr etwas warm. Nun glommen auch ihre Wangen und sie nahm Caleb die Tasche ab. Dann klaubte sie ihre Sachen heraus und klemmte sie unter den Arm. „Treffen wir uns wieder hier, wenn wir fertig sind?“, fragte sie und musterte ihn mit blitzenden Augen. Sie würde seine Nervosität akzeptieren und sie würde den getrennten Bereich nehmen. „Rechts sagte er, oder?“, vergewisserte sie sich noch mal. „Danke, dass du mich mitgenommen hast. Es ist atemberaubend schön…“, flüsterte sie noch mal ehrfürchtig und schenkte ihm einen etwas längeren Blick. Sie würde nicht zulassen, dass er sich unwohl fühlte. Schon gar nicht in ihrer Gegenwart. Also nahm sie ihre Habe und schritt durch den rechten Gang. Es gab einen Umkleideplatz und hier kam sie aus dem Staunen auch nicht mehr heraus. Madiha empfand diesen Ort als wohl den schönsten, den sie je gesehen hatte. Überall gab es etwas zu entdecken und alles war so sehr aufeinander abgestimmt. Ihr Herz klopfte. Dann zog sie sich ihre feuchte Kleidung aus und spürte, wie sie leicht fror. Trotzdem war es nicht kalt hier. Offenbar sorgte jemand dafür, dass es wohltemperiert war. Madiha verließ den Vorraum zum Umziehen und betrat dann schüchtern den Bereich der Damen. Hier sah sie einige von ihnen im Wasser schwimmen oder einfach am Rand sitzen. Sie schwatzten und keine nahm wohl Notiz von ihr. Madiha hatte plötzlich ein unschönes Gefühl. Unsicherheit legte sich jetzt doch über ihre Neugierde und ihre Hände verbargen ganz von selbst, was sie sonst immer so offen hatte zeigen müssen. Das Mädchen harrte einen Moment an dem Eingang aus und sah den Frauen zu. Dann warf sie einen Blick zurück. Ihr Herz wurde wärmer und sie spürte, dass diese Wärme in ihre Wangen stieg. Sie wollte nicht hier unter Fremden sein. Sie wollte das nicht mit irgendwelchen Schülerinnen erleben… sie wollte das mit Caleb erleben. Also ging Madiha wieder in den Vorraum, nahm ihre Sachen vor ihren Körper und folgte dann in das gemeinschaftliche Bad. Hier gab es ebenfalls einen Umkleidevorraum und sie konnte Caleb’s Sachen dort liegen sehen. Ihre legte sie daneben, dann trat sie langsam zum kleinen Durchgang, um das Bad selbst zu betreten. Ihre Augen erfassten die schöne Atmosphäre und sie blieb ergriffen im Türrahmen stehen, um das auf sich wirken zu lassen. Dann suchten ihre Augen Caleb. War er schon im Wasser? Sobald er auf sie aufmerksam geworden war, würde sie seinen Blick erwidern und leicht lächeln. Und plötzlich verstehen, weshalb Caleb so nervös gewesen war. Plötzlich war es nicht mehr nur ein Körper. Es war ihr Körper und den präsentierte sie vollkommen nackt. Madiha konnte sich gegen das Schamgefühl plötzlich nicht mehr wehren. Oh, welchen Unterschied es machte, wer sie da ansah. Ihre Wangen glühten nun ebenso, wie es seine getan hatten. Noch immer hielt sie sich ein wenig mit ihren Armen bedeckt. Doch Madiha fasste sich ein Herz. Hier war sie richtig. Hier wollte sie sein. „Darf ich?“, fragte sie leise und nickte zum Becken. Würde er es zulassen? Oder empfand er es als unangenehm, dass sie einander nun so... nahe kamen?
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. Juli 2023, 16:44

Ob Caleb wenigstens halb so häufig an Madiha dachte wie es umgekehrt der Fall war? In den wichtigen Momenten hatte er sich offenbart. Er war trotz oder gerade wegen seiner mutmaßlich tödlichen Verletzung zu ihr zurückgekehrt. Er hatte die angenommenen letzten Momente mit ihr verbringen wollen. Er hatte sich dem Seeungeheuer gestellt, in das Corax sich gewandelt hatte und ihm einen der Tentakel abgetrennt, damit Madiha von ihm nicht in die offene See geschleudert wurde. Er hatte Kjetell'os Einhorndolch angenommen, um gegen seine eigenen Prinzipien vorzugehen. Er hatte Serpentis Mortis gemeuchelt und er hatte eine Woche lang an Madihas Bett ausgeharrt, gewartet in Ungewissheit, nur um ihr nach ihrem Erwachen die wohl wichtigsten Worte zu sagen, die ihr Herz je in sich aufnehmen würde.
Er dachte gewiss an sie, aber manchmal handelte er kopflos. Dann warf er sich in die kalten Fluten, um mit eine störrischen Adligen den Tod zu finden. Dann verpasste er einem Sklaven eine Ohrfeige und trieb ihn so beinahe erneut in sein Unglück, weil er nicht sehen konnte, dass dieser noch Zeit brauchte, seinen Platz zu finden. Dann küsste er diesen Sklaven... Wie oft dachte Caleb an Madiha, wenn er sich von seinen eigenen Gefühlen mitreißen ließ? Gefühle, die sie nicht verändern wollte. Er war ein Freigeist, das wusste sie ebenso, wie die Tatsache, dass er sich selbst verlöre, würde man ihm diese Art zu leben wegnehmen. Aber es schmerzte. Madiha jedoch war bereit, diesen Schmerz zu tragen. Sie dachte bereits jetzt in zu ungesunden Bahnen zu oft an Caleb und nicht an sich, als dass sie ihm etwas nehmen wollen würde. Lieber war sie dazu bereit, sich selbst aufzugeben, auch wenn es nur nach einem kleinen Stück schien. Würde ihm das ausreichen, damit er sie nicht verließ?
Sie begab sich in eine Abhängigkeit, die mehr mit ihr anstellen könnte als seinen Verlust. Corax beging einen ähnlichen Fehler bei Azura. Beide Sklaven kannten es nicht anders, denn beide einstigen Sklaven lernten zum ersten Mal Menschen kennen, die Interesse an ihnen als Person hatten. Weder für Azura noch für Caleb waren ihre Gefährten billige Arbeitskräfte, Objekte der Begierde oder Sandsäcke für emotionale Anfälle. Sie waren kein Spielzeug. Sie wurden von ihnen als Individuen gesehen, mit Seele und Herz. Und das machte es so gefährlich wie schön.
Madiha löste ihre Arme von seinem Körper, den sie bis eben noch umschlungen gehalten hatte. Sie wählten den Pfad der Selbstaufgabe, ganz gleich wie wenig es davon war. Sie wählte ihn bewusst, denn sie kannte es nur zu gut, das Gewicht der Ketten, die ein Sklave nicht nur um die Gliedmaßen gelegt bekam, sondern vor allem auf die Seele. Es musste erst jemand wie Caleb in ihrem Leben erscheinen, um ihr zu zeigen, was solche Ketten ihr nahmen. Er war es, der ihr half, sie abzustreifen. Er half ihr, sich zu entfalten und Madiha versuchte es ihrerseits bei Corax.
"Du sollst dich nicht verbiegen und dir keine Ketten anlegen. Für mich nicht und für niemanden sonst. Niemand wird in Ketten glücklich..."
Caleb wandte sich langsam um. Er ging in die Hocke, damit er nicht auf Madiha herabschauen musste. Jetzt sah er zu ihr auf, legte ihr beide Hände auf die Schultern.
"Sei du. Sei, wie du bist und wie ich dich ... mag."
"Das gilt aber auch für dich", erwiderte er. Im nächsten Moment fand sie sich an seinen Lippen hängend wieder. Es war nur ein kurzer Kuss, aber weich und warm. Schon löste er sich wieder von ihr, schenkte ihr dabei sein spitzbübisches Grinsen: ein wenig schief, dadurch verwegener wie man es sich bei den Bildern romantischer Helden aus Diebesgeschichten der Wüste immer erträumte. "Ich hoffe, du wirst mich noch eine sehr lange Zeit mögen."
In den richtigen Momenten dachte er an sie. So auch jetzt, als er sie einlud, mit ihr ins Badehaus zu gehen. Dass es dort keine Kleidungsvorschriften gab oder wenigstens Badetücher, um sich zu bedecken, wohl aber - kaum genutzte - Gemeinschaftsbereiche für beide Geschlechter ließ Caleb zur stammelnden Salzsäule werden. Mit hochrotem Kopf ließ der Diener vom Empfang ihn und Madiha an der Kreuzung zurück, wo sie sich entscheiden könnten, wie und mit wem sie baden wollten.
Das Mädchen aus der Wüste, die angehende Feuermagiern, konnte mit dem Thema besser umgehen als Caleb. Sie machte sich eher kurz Gedanken darüber, ob Ventha es guthieß, wenn jemand wie sie in ihren heiligen Becken badete. Dann aber schnappte sie Caleb die mitgebrachte Tasche aus der Hand und packte ihre Sachen aus. Er brabbelte noch immer zusammenhanglos vor sich her, die Augen weit aufgerissen und die Wangen knallrot. Warum ihn Früchte so entsetzten, blieb ein Rätsel. Madiha merkte allerdings, dass er sich mit der Situation irgendwie unwohl fühlte. Er schien sogar zu nervös, um sich die Haare nach hinten zu schieben und die Hand im Nacken ruhen zu lassen. Das deutete darauf hin, dass es wirklich schlimm um ihn stand. Und so wenig wie Madiha ihm irgendwelche Ketten anlegen wollte, so wenig wollte sie ihm auch ein schlechtes Gefühl geben.
"Treffen wir uns wieder hier, wenn wir fertig sind?"
Caleb nickte. Oder guckte er nur nach einem Zusammenzucken seines gesamten Körpers in ihre Richtung? Madiha bedankte sich, denn für sie war allein der Anblick des Badehauses ein Grund dafür. Dann ließ sie Caleb allein. Dieser schaute noch eine ganze Weile die Stelle an, an der sie gestanden hatte. Es dauerte, bis die Information sein Hirn erreichte. Dann drehte er sich langsam in Richtung des Ganges zu den Bädern für die Frauen. "W-was?", krächzte er, blinzelte und ließ dann Kopf und Schultern hängen.

Madiha bekam davon nichts mehr mit. Sie folgte dem Gang, der bis zu ihrer Kopfhöhe die wunderschönen Mosaikmuster an den ansonsten weiß gehaltenen Wänden und Säulen aufwies. Über ihr wölbte sich ein Kuppeldach aus Gestein in das nächste und aus deren Zentren hingen spitze, sternförmige Laternen herab. Ihre Seiten bestanden aus verschiedenfarbigem, buntem Glas, so dass das in ihnen gefangene Kerzenlicht den Gang, die Wände, die Mosaike und auch ihre eigene Gestalt in zauberhaftes Licht tauchte. Sie wanderte durch Schatten aus Smaragdgrün und Meerblau, tanzte zwischen Flecken zauberhaften Violettes und sprang über schimmernde Verästelungen aus korallenfarbener Beere. Gelbe Tupfen wiesen ihr den Weg, ebenso wie kleine azurblaue Sternchen. Und all das auf einem Bodenmuster aus kunstvoll verschnörkelten Muschelbildern, dass man kaum mehr wusste, ob man in einem Traum wandelte oder der Rausch der Umgebung endgültig in den Bann zog.
Schließlich lösten sich die Farben von ihr und Madiha erreichte einen Vorraum zum Umkleiden wie sie ihn auch schon beim Gemeinschaftsbad gesehen hatte. Im Zentrum glitzerte klares Wasser in einem sternförmigen Brunnen. Die Statue eines Delfins spuckte es fröhlich in das Becken hinein und steinerne Seesterne und Muscheln umgaben den Rand. Man hatte Pflanzen in Nischen und Ecken platziert, deren rankenartige Blätter sich an den weißen Säulen empor wanden. In kleinen Erkern der Wände standen überall Kerzen oder Laternen mit Metallseiten, in die man wieder Sterne, Muscheln oder andere Symbole eingearbeitet hatte. Ihr Licht ließ flackernde Seifenblasen, Seesterne oder kleine Fische über die Oberflächen wandern. Duftstäbchen verströmten einen angenehmen Geruch, der nur im ersten Moment bei Madiha die Erinnerung an Kjetell'o weckte. Hier duftete es nicht nach Vanille und Zitrone, sondern nach der Tiefe des Meeres. Jedenfalls konnte man es sich so vorstellen. Es lagen Salze in der Luft und irgendetwas Volles, das an die schweren Fluten erinnerte, von denen man sich zugleich treiben lassen wollte.
Der Mosaikboden endete, ließ sich von steinernen Bodenplatten ablösen und diese waren ... warm. Es fühlte sich fast wie in Sarma an, wenn man über die offenen Balkonwege spazierte, ehe die Sonne sie in einen Brutkasten verwandelte. Ein Stück Sarma fand sich also auch hier.
Madiha war nicht allein. Frauen, offensichtlich alles irgendwelche Wassermagierinnen, zogen sich entweder um oder genossen ruhige Gespräche auf den Sitzmöglichkeiten. Es gab keine Stühle oder Bänke. Man ließ sich einfach auf den Steinen nieder, die wie große Treppenstufen aus der Wand ragten. Runde Steintische waren mit Blumen, aber auch Körben mit Obst oder diversenen Getränken versehen. Die Umkleide wurde zum Aufenthaltsraum, in dem man sich vor oder nach dem Bad noch einmal zusätzlich entspannen konnte. Menschen, Wald- und Dunkelelfen und selbst zwei nackte Goblinfrauen, die Madiha zunächst für Kinder hätte halten können, machten es sich hier bequem. Niemand nahm von ihr Notiz, von einem flüchtigen Blick einmal abgesehen. Dafür konnte Madiha sich einiges abschauen. So sah sie, dass es Regale mit Handtüchern gab, sowie Schließfächer für die eigenen habseligkeiten. Aus offen aufgestellten Körben konnte man sich muschelförmige Seifen mitnehmen, ebenso wie Massageöle in verschiedenen Duftvariationen. Eine Dunkeelfe griff beherzt zu, ehe sie sich einem der Schließfächer zuwandte und das Öl darin platzierte. Dann schloss sie die Tür ab und legte sich den Schlüssel dafür um ihr Handgelenk. Jeder dieser Schlüssel besaß ein kleines Metallband, so dass er beim Baden oder Schwimmen problemlos mitgenommen werden konnte. Das Badehaus war ein Traum!
Für Madiha entpuppte es sich aber nach einer Weile nicht als ihr Traum. Etwas fehlte. Jemand fehlte. So schön der Ort auch war, sie und Caleb hatten ihn doch zusammen entdecken und erleben wollen. Als sie nackt und eigentlich bereit für die Becken war, stand sie nur am Zugang zu selbigen und blickte zu den badenden Frauen im Wasser. Sie alle waren fremd. Niemand würde sich mit ihr an diesem Erlebnis erfreuen. Es fühlte sich nicht richtig an. Sie fühlte sich nicht richtig an, jedenfalls nicht hier. Es war nichts, an das sie sich erinnern wollte, wenn Caleb nicht dabei war. Noch ehe sie sich dessen richtig bewusst wurde, brachten sie ihre Füße schon wieder zurück zu den Gemeinschaftsbädern. Dass sie ihre Habseligkeiten bei den Frauenumkleiden zurückgelassen hatte und auch der Umstand, dass sie nackt den Gang herunter lief, fiel ihr nicht auf. Sie erreichte den Umkleidebereich für beide Geschlechter. Caleb war nicht mehr dort, aber sie entdeckte die Tasche und seine Sachen fehlten darin. Die Chancen standen gut, dass er nicht zu den Männern in die Bäder gewechselt war. Vielleicht hatte er hier allein sein wollen ... oder ... er erhoffte sich einen Blick auf andere nackte Frauenkörper, wenn er Madiha schon nicht betrachten konnte. Viel gab es ohnehin an ihr nicht zu sehen. Die Dunkelelfe in den Frauenbädern hatte so viel mehr zu bieten gehabt. Madihas Kopf hing gleich zwei Mal voluminös von herab mit tiefdunklen Knospen. Sie hingegen ... verbraucht, benutzt und kaum etwas, das in Calebs gewaltige Pranken passte. Eine Hand voll vielleicht. Trotzdem hinderte es sie nicht daran, das Gemeinschaftsbad aufzusuchen. Und tatsächlich hatte sie Glück. Wie der Magier in den Korridoren gesagt hatte, schienen die Schüler reichlich verbohrt und prüde zu sein. Es gab nur einen Badegast hier, wenngleich er sich noch nicht wirklich in das Becken begeben hatte.

Das Gemeinschaftsbad wies ein riesiges Becken auf. Es war rechteckig und von Säulen gesäumt. Breite Treppenstufen dienten zugleich als Sitzgelegenheit in verschiedenen Wasserhöhen. Wer aber schwimmen wollte, ging bis ins Zentrum des Beckens, über dem ein Kronleuchter mit vielen runden Glaslaternen hing. Sie verströmten ein warmes, blassgelbes bis pfirsischfarbenes Licht und tauchten das Becken wie in den Glanz unter dem Vollmond. In seitlichen Erkern fanden sich kleinere Paarbecken, die wie große Wannen in den Stein eingelassen worden waren. Ihre ovale Form bot Platz genug für zwei bis drei Badegäste und die zuziehbaren Vorhänge deuteten darauf hin, dass man es hier romantischer haben konnte. Caleb nutzte diese Bade-Separées nicht, denn er war auch allein hier. Er schien das Badehaus allerdings auch nicht wirklich zu genießen. Madiha entdeckte ihn, wie er leicht vorgebeugt auf der obersten Stufe des großen Schwimmbeckens saß, die Unterarme auf den Knien abgestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. Sein Haar hing ihm wirr und offen über die Schultern. Es war nicht einmal feucht. Überhaupt reichte ihm das Wasser hier gerade einmal bis knapp zur Hüfte. Darunter schimmerte Madiha sein Hintern mit strammen Backen entgegen. Sie konnte nur nicht lange darauf achten, denn seine gemurmelten Worte hallten hier so gut von der gewölbten Decke wider, dass sie sie selbst vom Eingang aus hätte leise wahrnehmen können. Das Wasser dämpfte sie etwas, aber da sonst keiner anwesend war, störte auch niemand den neugierigen Lauscher.
"... hätte etwas tun sollen. Irgendetwas! Wie soll das nur funktionieren...? Oh, Corax, wo bist du nur, wenn ich dich brauche? Dummer, kleiner Elf ... was soll ich nur tun?"
"Darf ich?" Ihre leise Frage erreichte so natürlich auch Calebs Ohren sofort. Er zuckte zusammen, richtete sich auf und wandte sich halb um. Sein nackter Oberkörper schimmerte im Licht. Madihas nackter Körper glänzte ihm entgegen. Caleb öffnete den Mund, schloss ihn, schluckte leer und öffnete ihn wieder. Dieses Mal wurde er kein bisschen rot, aber seine Augen begannen zu glänzen. Das Licht flackerte darin, während er den Blick nicht von Madiha nehmen konnte.
"Das schönste Kleid Celcias...", brabbelte er ergriffen und streckte ihr die Hand entgegen. Dann aber erhob er sich, um ihr einladend entgegen zu kommen. Das Einzige, was ihr jedoch wirklich und mit einer freudigen Wucht entgegenkam, war Calebs Segnung durch Florencia und Phaun. In andunischen Kreisen erzählte man sich ja gern mal, dass gerade die Männer der Küstengebiete die schönsten Schiffe ihre Frauen nannten und sie mit den größten Masten auszustatten wussten. Madiha kannte diese Gesprächsthemen nicht, wohl aber dürfte sie nun deren Wahrheitsgehalt erfahren. Bei Caleb stimmte es. Was sich ihr da entgegenstreckte, war ... beeindruckend. Vielleicht erschreckte sie diese Übermacht an Fleisch auch etwas. Caleb war nicht so gut gebaut, dass die Porportionen nicht mehr zueinander passten, aber mit so manchem Ork konnte er es gewiss aufnehmen. Er war ... gewaltig! Dass der Rest des Körpers nicht totenblass wurde, weil kein Blut mehr vorhanden war, schien unbegreiflich. Madiha würde mit ihren kleinen Händen kaum umfassen können, was er ihr da präsentierte und Khasib hätte Caleb gewiss sofort hinrichten lassen, um neben ihm nicht wie ein Winzling auszusehen.
Als der Wüstendieb merkte, dass auch er sich gerade in all seiner Pracht von Unterarmlänge zeigte, kehrten Partikel von Blut wenigstens in seine Wangen zurück. Er errötete und ließ sich sofort wieder ins Wasser sinken. "Madi! Ich ... äh ... tut mir leid ... ich meine ... ich wollte dich nicht erschrecken ... ich ... oh ..." Plötzlich grinste er schief, die Hand fuhr in den Nacken. "Ich schätze, jetzt haben wir keinerlei Geheimnisse mehr voreinander, hm?" Er blickte verlegen auf die Wasseroberfläche, aber nur kurz. Auch er konnte sich nicht entziehen, was ihm geboten wurde. "D-du bist ... unbeschreiblich schön." Und natürlich lud er sie ein, zu ihm ins Wasser zu kommen. Es war angenehm beheizt, wie auch immer die Akademie das bewerkstelligte. Warmes, weiches Wasser, das ein wenig nach Kräutern duftete und ihre körper empfing, wartete nur darauf, dass sie sich diesem Element hingaben.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Mittwoch 26. Juli 2023, 01:00

Madiha hatte Caleb helfen wollen. Sie hatte bemerkt, dass er ganz durcheinander war und wollte ihm die augenscheinliche Sorge nehmen, dass er sich präsentieren musste. Das Mädchen hatte in ihrem Leben erheblich mehr nackte Haut gesehen und war wohl diesbezüglich reichlich abgestumpft. Ohnehin hatte sie bisher nie etwas schönes damit verbunden und empfand es als wenig erstrebenswert. Wobei sie zugeben musste, dass Caleb’s vermeintliche Nähe auf dem Schiff durchaus seinen Reiz gehabt hatte. Und auch der Anblick seines nackten Oberkörpers wusste sie zu fesseln. Aber weiter dachte sie nicht. Oben im Krähennest konnte sie fühlen, dass er durchaus weitergehen wollte. Und sie wäre bereitgewesen, ihm zu geben was er wollte. Aus freien Stücken, weil sie eben die Gefühle hatte, wenn sie in seiner Nähe war. Sie selbst käme wohl nicht zwangsläufig auf den Gedanken, dass es innerhalb einer…. Beziehung…. Durchaus andere Ebenen geben konnte, die erfüllend und gar berauschend waren. Aber woher sollte sie das wissen? Madiha hatte niemals Freude empfunden dabei. Sie hatte niemals erleben dürfen, welches Gefühl sie durchströmen konnte und wie intensiv die Empfindungen werden konnten. Niemand hatte je auf sie geachtet und das Leben in Sklaverei hatte seine Spuren auf ihr hinterlassen. Die Frauen in dem eigenen Badebereich fesselten für einen Moment ihren Blick, denn sie boten so viel mehr zum Ansehen als sie selbst. Madiha war äußerst dünn geblieben, weil sie nie genug zu essen gehabt hatte. Sie war zudem nicht mit üppigen Früchten gesegnet, wie die äußerst dralle Dunkelelfe dort drüben. Madiha legte einen Arm um sich und bedeckte, was kaum vorhanden war. Sie fühlte sich zunehmend unwohl, auch wenn keine der Frauen überhaupt viel Notiz von ihr nahm. In Sarma hatte sie oft die anderen Mädchen vollkommen blank gesehen und deshalb war es auch keineswegs übermäßiges Schamgefühl, das dort in ihr aufkam. Aber sie spürte eben auch die Veränderungen an sich. Inzwischen wusste sie, dass sie sich niemals wieder unfreiwillig präsentieren wollte. Zudem war ihr Körper noch auf andere Arten gezeichnet: Madiha hatte Narben. Nicht nur die prägnante im Gesicht, nein auch hier und dort auf ihrem Rücken oder ihrem Bauch fanden sich stumme Zeugnisse ihres Lebens. Sie war ein wandelnder Makel und fühlte mit einem Mal den Drang, sich verbergen zu wollen. Allerdings besaß Madiha nicht die größten Äpfel in Andunie, aber sie konnte sich durchaus auf ein großes Herz verlassen. Und in diesem hatten nicht nur Diebe und Raben Platz, sondern eben auch die kindliche Begeisterungsfähigkeit, die es ihr ermöglichte nicht nur die schönen Frauenkörper zu sehen, sondern die Kunstfertigkeit des Badehauses anzuerkennen.

Das Mädchen spürte, dass es diese Schönheit nicht alleik erleben wollte. Madiha besah sich all die kleinen Details, mit Liebe ausgearbeitet und platziert und entschloss sich, das rein weibliche Bad zu verlassen. Sie hoffte, dass Caleb nicht den Männerdurchgang benutzt hatte. Er war es, mit dem sie hatte herkommen wollen. Und er war es, den sie bei sich haben wollte. Madiha vergaß ob der Schönheit und der unbekannten und steigenden Nervosität, ihre Sachen mitzunehmen. Sie blieben in dem wunderschönen Vorraum, der sich hervorragend als Aufenthaltsort machte. Auf dem Weg zum Scheitelpunkt aber begegnete sie niemandem mehr. Sie konnte ungehindert zum Gemeinschaftsbad gelangen und auch hier die Moasikwand bestaunen. Sie strich mit der Rechten daran entlang und fuhr hier und dort einige Muschellinien mit dem Finger nach. Madiha gefiel es hier so gut, dass sie gar nicht mehr groß darüber nachdachte, ob Caleb sie vielleicht gar nicht so nahe an sich heranlassen wollte. Das Mädchen folgte einem Impuls und stand schließlich im Torbogen zum gemeinschaftlichen Bad. Ihre Augen suchten sofort die Wasseroberfläche ab, doch bis auf ein paar minimale Wellen, war sie ruhig. Sie folgte den Wellen bis zum Ausgangsort und entdeckte Caleb. Sofort schoss ihr die Röte in die Wangen als ihr bewusst wurde, dass er vollkommen nackt da saß. Doch dann fiel ihr Blick auf seine Haltung und sie runzelte die Stirn. Passte ihm etwas nicht? Was war geschehen? "... hätte etwas tun sollen. Irgendetwas! Wie soll das nur funktionieren...? Oh, Corax, wo bist du nur, wenn ich dich brauche? Dummer, kleiner Elf ... was soll ich nur tun?" Sie musterte Caleb und runzelte abermals die Stirn. Madiha schluckte. Hätte sie Corax miteinladen sollen? War er deshalb so bedrückt? Das Mädchen fasste sich ein Herz und machte auf sich aufmerksam. Und Caleb reagierte prompt. Sie stand etwas unsicher im Torbogen, dann sah sie das Glänzen seiner Augen. "Das schönste Kleid Celcias...", ihre Wangen fühlten sich augenblicklich heiß an. Sie lächelte geschmeichelt und senkte kurz den Blick, während ihre Arme vor ihren Körper wanderten. Es war viel weniger ein Verstecken, denn einer geschmeichelten Geste. Wenn er wüsste, welche Kleiderpracht im Damenbereich zu finden wäre… er hätte sicher anders gedacht. Dann sah sie die Hand, die er ihr entgegenhielt und war schon dabei, ihre entgegen zu halten, als er sich erhob. Madiha aber starrte dem Wasser hinterher, dass sich erst in Sturzbächen und dann in feinen Rinnsalen über den muskulösen Körper zog. Nun klappte ihr der Mund auf, zu, dann schluckte sie leer und hob nur äußerst schwerfällig den Blick zurück auf seine Hand. Ihr Blick rutschte augenblicklich wieder hinab. Madiha’s Wangen glühten. Doch dann wandte sie den Blick von seiner Mitte und hob ihn in sein Gesicht. Caleb war… schön. Für sie und das lag nicht einzig und allein an seiner Ausstattung. "Madi! Ich ... äh ... tut mir leid ... ich meine ... ich wollte dich nicht erschrecken ... ich ... oh ... Ich schätze, jetzt haben wir keinerlei Geheimnisse mehr voreinander, hm?" sagte er und ließ sich sofort wieder ins Wasser sinken. Madiha lächelte offen. Dann aber setzte sie sich in Bewegung und kam mit leise, tapsenden Geräuschen, auf ihn zu. „Hätte ich lieber doch in dem abgetrennten Bereich bleiben sollen?“, fragte sie ihn ehrlich und überbrückte die letzte Distanz, bis sie neben ihm stand. Sie sah auf die Oberfläche des Wassers und tauchte dann einen Fuß hinein.

„Ich… Verzeih mir, wenn es dir unangenehm ist.“, entschuldigte sie sich und zog den anderen Fuß nach, ehe sie sich neben ihn ins Wasser setzte. „Aber…“, sie wandte sich ihm zu, während das seichte Wasser sie bis zum Bauchnabel bedeckte. Sie ließ ihre Arme auf der Oberfläche hin und her gleiten und ihre Augen leuchteten. „Es ist so wunderschön hier und ich wollte das nicht… allein erleben.“, gestand sie ihm und sah in sein Gesicht. Dann wurde der Ausdruck in ihrem Graublau warm. „Hätte ich Corax dazu bitten sollen?“, wollte sie wissen und fügte an: „du hast gesagt, du hättest ihn gern hier und bräuchtest ihn.“, offenbarte sie, dass sie gehört hatte, was er sagte. Dann aber benetzte sie ihre Arme bis zu den Schultern und ließ das Wasser über die Schlüsselbeine wieder hinabsinken. Madiha lächelte auf einmal und ihre Augen schimmerten ergriffen. „Immer wenn ich denke, es könnte nicht schöner werden, weißt du einen neuen Ort….“, hauchte sie und neben der puren Dankbarkeit, dass er sie das erleben ließ, schwang auch ihre Zuneigung zu ihm mit. Madiha kam nun mutig etwas näher, bis sie ihn berühren konnte. Die Wüstentochter kniete sich neben ihn auf die steinerne Treppe und genierte sich nicht, dass er freie Sicht auf sie hatte. „Ich liebe dich, Caleb.“, sprach sie aus und wusste nun, was diese Worte bedeuteten. Er hatte ihre Gefühle für ihn so genannt und ihr dann nach dem Erwachen selbige entgegnet. Dann war es Madiha, die sich vorwagte, ihr Gesicht seinem entgegenneigte und ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte, der durchaus in der Lage war, ihre Gefühle für ihn auszudrücken. Danach zog sie sich leicht zurück und blitzte ihn an. „Kannst du schwimmen?“, fragte sie und sah zur Mitte des Beckens. „Ich nicht, aber…“, sie wandte sich wieder mit blitzenden Augen nach ihm um. „Zeigst du es mir?“, fragte sie so unschuldig, wie es wohl nur sie in so einer Situation konnte. Madiha aber dachte anders. Für sie war dieser Moment auf andere Art schön. Und da sie ihr Lebtag viel zu viel Körperlichkeit hatte erleben müssen, galten ihre Gedanken tatsächlich nicht in erster Linie dem Naheliegendsten. Dass sie selbst dabei Freude haben könnte, spielte für sie keine Rolle, nie hatte ihr jemand diese Seite gezeigt. Andererseits fragte sie sich insgeheim schon, was das für ein seltsames Pochen in ihrem Schoß war, wenn sie daran dachte, wie er vor ihr stand und seine Hände sie berührten. Und was es bedeutete, dass sie unter seinem Blick eine Gänsehaut bekam. Am Wasser konnte es nicht liegen, denn das war angenehm warm… Gleichzeitig suchte sie unbewusst immer wieder seine Nähe. Sie wurde angezogen von Caleb und gleichzeitig fühlte sie sich, wie die privilegierteste Seele in ganz Andunie!
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. Juli 2023, 13:33

Wie unvergleichlich schön ein Badehaus doch sein konnte und Caleb hatte nur Augen für Madiha. Dass sie ihm gefiel - trotz des dürren Leibs, der Narben überall und dem Mangel an Üppigkeit im oberen Bereich - machte sein eigener Körper deutlich. Nicht nur seine Hand streckte sich sehnsüchtig nach ihr aus. Und erst als dem wachsen seiner Manneskraft auch ein Ziehen im Lendenbereich folgte, bemerkte der Dieb selbst, wie und vor allem, welches Ausmaß er Madiha hier präsentierte. Rasch sank er zurück ins Wasser, stöhnte kurz auf, als es ihn empfindlich umfing und seufzte anschließend aus. Wie er ihr fast schon keck mitgeteilt hatte, kannten sie nun nahezu alles voneinander. Er hatte zumindest nichts vor ihr versteckt und sie gesehen, dass nur der Schnitt an seiner Hüfte ihn langfristig zeichnen würde. Caleb war schön. Ein stattlicher, adretter Mann, wie Kjetell'o es ausgedrückt hatte. Dem war nichts hinzuzufügen. Er besaß Muskeln, aber nicht zu viel davon, dass es ihn optisch aufgepumpt hätte. Am Bauch waren gar ein paar Andeutungen von Speck zu erkennen gewesen, doch das kündete nur davon, dass er auch eine weiche Seite besaß. Ansonsten hatte Madiha sich ausgiebig an den Muskeln sattsehen können, die sich von seinem Körper abzeichneten. Sie waren Zeugnis eines Lebens als Wände- und Fassadenkletterers, eines Läufers und Herr über jeden einzelnen Muskeln, der sich bewegen ließ. Caleb mochte hier und da Narben davongetragen haben, aber sie waren klein. Man würde sie erst finden, wenn man seine Haut mit Finger oder Zunge genauer erkundete. Über Madiha breitete sich derweil eine Gänsehaut aus, obwohl sie sich sicher sein konnte, nicht zu frieren. Dieses Gefühl rührte von anderswo her. Trotzdem folgte sie der instinktiven Reaktion ihres Körpers und suchte Wärme im Wasser. Darüber hinaus wollte sie Caleb aber auch nahe sein. Er hatte sie nicht fortgeschickt. Er war hier und sie mit ihm. Beide durften das gemeinschaftliche Bad für sich genießen. Es war wie ein Traum. Und weil das zu schön erschien um wahr zu sein, weckte es doch noch einen letzten Zweifel in ihr.
"Hätte ich lieber doch in dem abgetrennten Bereich bleiben sollen?", fragte sie, trat aber bis an den Beckenrand, nur um sich wenig später auch auf einer der vom Wasser umschlossenen Stufen zu setzen. Venthas Element empfing sie mir Wärme und einem angenehmen Duft. Caleb streckte wieder die Hand nach ihr aus. Seine Wangen glühten, aber er lächelte tapfer über seine Verlegenheit hinweg. "Nein. Ich ... bin wirklich froh, dass du hier bist. Es ist auch schon gar nicht mehr unangenehm ... ein bisschen vielleicht. Ich ..." Er lächelte schief. "Keine Frau hat jemals zuvor so viel von mir gesehen." Dunia nicht, Azura nicht. Madiha war die Erste. Caleb drehte den Kopf weg. Etwas beschäftigte ihn. Währenddessen breitete sich Stille zwischen ihnen aus. Es war diese Ruhe von sanft schlangenden Wellen, dem Duft der Kräuter im Badewasser und dem lieblichen Flackern der Kerzenbeleuchtung in der Badehalle.
Im Grunde war es friedlich, nicht weiter unangenehm. Seltsam blieb nur, dass Caleb den Blick auf dem Wasser behielt, auch wenn er froh war, sollte Madiha seine Hand umgreifen. "Hätte ich Corax dazu bitten sollen?", fragte sie ehrlich, auch in der Hoffnung, die Stimmung zu heben. Endlich wandte Caleb ihr wieder sein Gesicht zu. Er schaute fragend. So fuhr sie fort: "Du hast gesagt, du hättes ihn gern hier und bräuchtest ihn."
Caleb musterte Madiha. Er betrachtete sie, wie sie sich das warme Wasser über die Arme wischte und so auch ihren Oberkörper langsam daran gewöhnte. "Männer suchen sich Rat und Unterstützung bei anderen Männern", begann er. "Vor allem, wenn sie glauben, es bei einer Frau vermasselt zu haben. Nun ... nein, eigentlich weiß ich nicht, ob alle Männer das so tun. Aber Corax ist erfahrener und ich dachte, du kommst nicht mehr. Es ... es ist in Ordnung, wenn er jetzt nicht hier ist, solange wir ... du ... und ich ... also ..." Caleb schöpfte sich Wasser ins Gesicht und schob die Hände dann über seine Haare hinweg. Mit geschlossenen Augen genoss er das sanfte Streicheln der einzelnen Tropfen, die langsam an seinem Hals herab bis zur Brust rannen. "Es wird einen Moment geben..." Er öffente die Augen und blickte zur Decke der Halle empor. "... da möchte ich seine Anwesenheit unter allen Umständen. Nun ... äh ... nicht direkt seine." Seine Augen wanderten wieder auf die Wasseroberfläche. Er schien mit sich zu ringen, aber da sie schon köprerlich nichts mehr voreinander verheimlichten, wagte er es, möglichst offen mit Madiha zu sein. "Du hast dich mit Dunia gut verstanden, nicht wahr? Sie ... es würde dich nicht stören, wenn sie dich auch ... nackt sieht? Wenn Corax es tut, weil er Dunia wäre? Einmal nur?" Er seufzte und schlug eine Hand vor seine Augen. "Es klingt ausgesprochen noch dümmer als in meinem Kopf! ... Trotzdem wäre er bereit, sich darauf einzulassen, verstehst du?" Caleb lachte freudlos aus. "So ein dummer, kleiner Elf!" Dann schüttelte er den Kopf und war sichtbar dankbar dafür, dass Madiha versuchte, ihn mit ihrer Schönheit abzulenken. Denn das funktionierte wunderbar. Er starrte ihr entgegen, als sie sich dicht neben ihm auf die Stufen niederließ. Er konnte direkt auf ihre sanften Hügel blicken ... und er tat es auch. Da blieb Caleb der belehrlose Sittenstrolch. Schon bei Azura hatte er erst einmal nur gestarrt, ihr nie sagen können, was sie ihm zeigte und auch jetzt war er nicht mehr zum Sprechen in der Lage.
Als Madiha ihm ihre Liebe gestand, schaute er auf. Er schwieg, nickte aber zur Erwiderung. Sicher hätte er es auch ausgesprochen, denn an seinen Gefühlen mochte sich nichts verändert haben. Die waren da und oh, bei allen Göttern, wie sehr sie da waren! Die Spitze eines fleichgewordenen Berges lugte aus der Wasseroberfläche hervor, dunkel und fast so rot wie seine Wangen. Diese Vulkaninsel würde explodieren, wenn Madiha ihm nun nur noch näher käme. Dann badeten sie in aromatischen Kräutern und Milch. Erste Anzeichen waren bereits als Glitzern auf dem Gipfel zu sehen, nachdem Madiha sich einen Kuss von Caleb stahl. Er atmete gepresst.
"Kannst du schwimmen?"
Caleb suchte das Wasser in ihren Augen, tauchte dort ein und wünschte sich, darin zu versinken. Pure Dankbarkeit glänzte ihr entgegen. Dankbarkeit dafür, dass sie ihn ablenkte und diesen Moment nicht mit einem Übersprudeln seiner Hormone zunichte machte. Vielleicht würde Schwimmen wirklich helfen, dass er seine Gedanken neu ordnen konnte. Vielleicht wäre es dann leichter, einen neuen Versuch zu wagen. Er könnte sich erklären und versuchen, es Madiha schonender beizubringen, was er in seinem Schädel zusammengearbeitet hatte. Was so skurril war, weil es Corax beinhaltete. Einen Corax, der als Dunia auftreten, anwesen sein und auch teilhaben würde an einer Sache, die Caleb nicht auszusprechen wagte. Noch immer nicht, nicht hier und nicht jetzt. Die Zeit würde kommen. Zuvor aber klang Schwimmen nach der besseren Idee.
"Ich liebe dich." Endlich schaffte er es, wenigstens das zu erwidern. Er löste sich aus ihrem Bann, ihrer Nähe, um weitere Stufe in tieferes Gewässer zu nehmen. Als die Wellen schon über seine Schultern schwappten und er leichte Schwimmbewegungen mit den Armen machte, fragte Madiha, ob er es ihr zeigen würde. Er nickte. "Das werde ich. Andunier sind die besten Schwimmer Celcias", behauptete er, ungeachtet ob es stimmte. "Das liegt daran, weil wir am Hafen aufgezogen werden. Ventha lockt uns, noch bevor wir laufen können." Er schmunzelte und erstmal sprach er mit Wärme in der Stimme von offensichtlich strengeren Part seiner Familie. "Mein Vater hat es mir beigebracht..." Dann stürzte er sich in nicht vorhandene Fluten, tauchte unter und kam prustend wieder an die Oberfläche. "Ich werd's dir auch beibringen, Madi! Schau zu und lerne!"
Es gab viel zu sehen. Zunächst einmal das kräftige Muskelspiel, als Caleb mit ausholenden Armebewegungen seinen Körper durch das Wasser trieb wie der Bauer seinen Pflug durch den Acker. Er bohrte sich eine Schneise durch die Wellen und beförderte sich kraftvoll und schnell zur anderen Seite des Beckens. Dabei blitzten immer wieder seine strammen Backen aus dem Wasser hervor. Als er zurückkehrte, sah Madiha erneut das Spiel seiner Muskeln. Wenn er für sie auf dem Rücken schwamm, wäre er garantiert eines der andunischen Schiffe mit ihrem gewaltigen ... Mast.
"Im Grunde kann jeder irgendwie schwimmen", meinte er bei seiner Rückkehr. "Selbst Tiere schaffen es, sich über Wasser zu halten. Der Unterschied zum wahren Können besteht darin, sich seine Kräfte einzuteilen. Wenn du nur wild um dich strampelst, hält dich das vielleicht über Wasser, aber nicht für sehr lange. Deine Muskeln ermüden oder verkrampfen sogar. Dabei hilft das Wasser selbst schon, dich oben zu halten, wenn du dich nur ein bisschen bewegst."
Er zeigte Madiha, was er meinte, indem er die Bewegungen mit den Armen langsamer vollführte und ihr anschließend erklärte, was unter Wasser mit seinen Beinen geschah. Dann wies Caleb sie in ihre erste Schwimmstunde ein. Er erklärte ihr, was ein Frosch war und wie jener sich an Land, dann aber im Wasser bewegte. Er ahmte dessen Schwimmbewegungen nach und lud Madiha ein, es im halbtiefen Wasser einmal zu versuchen - dort, wo sie im Notfall noch gerade so würde stehen können. Sobald sie Panik verspürte, wäre Caleb bereit sie zu halten ... und anschließend vor Scham mit dem Kopf bis zur Nase im Wasser zu versinken, weil er ihre nackte Haut zu nahe an Stellen berührt hatte, die ihm zu sehr an ihr gefielen. Darüber hinaus entpuppte er sich allerdings wirklich als ein passabler Schwimmlehrer und wenn Madiha so aufmerksam von ihm lernte wie von Kjetell'o, würde sie am Ende des Tages eine Sache mehr an sich entdecken, die sie beherrschte.


Madiha erhält die Fähigkeit "Schwimmen" (rudimentär) - eine Stufenangabe ist optional! Wichtig ist nur, dass sie es grundlegend kann, aber eben (noch) kein Profi darin ist. Wenn du möchtest, kannst du dies in Madihas Steckbrief als "charakterliche Entwicklung" hinterlegen.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Mittwoch 26. Juli 2023, 23:16

Alles an diesem Bad war darauf ausgelegt, dass sich wohl vor allem Paare besonders wohlfühlen konnten. Gewiss war das gemeinschaftliche Bad nicht oft genutzt, wenn man den Worten des Mannes, der ihnen den Weg gewiesen hatte, Glauben schenken durfte. Es sah so friedlich und unschuldig aus. Mit seinen Séparées, den hauchzarten Vorhängen und dem warmen, orangefarbenen Licht aus den bezaubernden Laternen. Sie warfen verspielte Muster auf die Wasseroberfläche und auf die Haut derjenigen, die in ihr badeten. Madiha konnte sich der Wirkung nicht entziehen. Sie wollte auch gar nicht. Es war wie ein warmes, umhüllendes und weiches Tuch, das ihrer Haut schmeichelte und ihr Sicherheit gab. Und sie war nicht allein hier. Wo eben noch zahlreiche Frauen schnatterten und es sich gutgehen ließen, herrschte hier… Ruhe. Und doch auch wieder nicht, denn als Caleb sich aus dem Wasser erhob und sie erkennen konnte, womit er ausgestattet war, da spürte sie ein neues Gefühl in sich. Es pochte und kribbelte und lud sie ein, mehr darüber herausfinden zu wollen. Madiha folgte seinem Wink und senkte ihren eigenen Körper in das wohlduftende Wasser. Unbewusst sog sie den Geruch tief in ihre Lungen und atmete tief durch. Diese Atmosphäre war betörend und sie konnte sich davon nicht befreien. Sie war froh, dass sie zu ihm zurückgekehrt war und dennoch wollte sie sichergehen, dass es ihm auch nicht unangenehm wäre. "Nein. Ich ... bin wirklich froh, dass du hier bist. Es ist auch schon gar nicht mehr unangenehm ... ein bisschen vielleicht. Ich ...“, sie blickte auf, "Keine Frau hat jemals zuvor so viel von mir gesehen." Madiha schlug die Augen wieder nieder und lächelte leicht. Sie war also die erste? Konnte das denn wahr sein? Sie wusste ja, dass Caleb bisher keine Erfahrungen gesammelt hatte. Aber es war so unwirklich, dass Madiha es trotz ihres Wissens überraschte, was er sagte. Und schmeichelte. Allerdings entfernte sich Caleb ein wenig von ihr nach der Aussage und sie merkte auf. Ihre Stirn legte sich für einen Moment in Falten. Was beschäftigte ihn bloß? Es waren doch nur Körper… Für Madiha bei weitem nichts Besonderes und auch wenn es sie auf eine seltsame, neue Art und Weise ansprach, dass sie neben Caleb nackt im Wasser saß, konnte sie seinen Faden noch nicht recht aufgreifen.
Also musste sie fragen und tat dies nach Corax. Während sie sich an das warme Wasser gewöhnte, spürte sie seinen Blick auf sich und hob ihren vom Plätschern des Wassers wieder an. "Männer suchen sich Rat und Unterstützung bei anderen Männern. Vor allem, wenn sie glauben, es bei einer Frau vermasselt zu haben. Nun ... nein, eigentlich weiß ich nicht, ob alle Männer das so tun. Aber Corax ist erfahrener und ich dachte, du kommst nicht mehr. Es ... es ist in Ordnung, wenn er jetzt nicht hier ist, solange wir ... du ... und ich ... also ..." Sie wartete stillschweigend an. So ganz konnte sie ihm noch immer nicht folgen und wartete deshalb, ob er sich weiter erklären würde. Leise plätscherten ihre Bewegungen neben ihm, während er offensichtlich mit etwas zu kämpfen hatte. Madiha spürte einen kleinen Knoten in ihrem Magen. Was hatte er bloß? Was beschäftigte ihn derart, dass er scheinbar nicht dieses Bad genießen konnte? Hatte er nicht noch so davon geschwärmt? Was hatte sich denn geändert?

"Es wird einen Moment geben... ... da möchte ich seine Anwesenheit unter allen Umständen. Nun ... äh ... nicht direkt seine." Nun war es Madiha, die die Stirn runzelte. Irgendetwas lag in der Luft, aber sie kam nicht dahinter. "Du hast dich mit Dunia gut verstanden, nicht wahr? Sie ... es würde dich nicht stören, wenn sie dich auch ... nackt sieht? Wenn Corax es tut, weil er Dunia wäre? Einmal nur?“ Nun erstarrte sie in ihren Bewegungen. Sie betrachtete sein Profil. Er konnte sie ja nicht mal ansehen bei seiner… Forderung? „Du…Dunia?!“ Madiha schluckte unwillkürlich. „Es klingt ausgesprochen noch dümmer als in meinem Kopf! ... Trotzdem wäre er bereit, sich darauf einzulassen, verstehst du? So ein dummer, kleiner Elf!" Das Wüstenmädchen blinzelte und versuchte die Worte richtig zu verstehen. Er wollte… er wollte, dass Corax sie… sieht? Nackt? Aber… als Dunia? Mit einem Mal fror sie tatsächlich und zog die Arme etwas näher an ihren Körper. Ihr Herz klopfte, doch nicht vor Aufregung. „Ich…“ begann sie zögernd und schlug ihrerseits die Augen nieder. Das wollte er also? Dass man sie ansah? Madiha spürte einen Stich. Sie war doch die erste, die so viel von ihm hatte sehen dürfen. Hieß das nichts? War es… Madiha’s Gedanken drohten sich um sich selbst zu wirbeln und den Fokus zu verlieren. Sie sah zur Seite und ließ die Schönheit des Ortes ihre Emotionen regulieren. Dann sah sie zurück zu ihm. „Wenn… wenn es das ist, was du willst?“, sagte sie leise und konnte selbst nicht verstehen, wieso er so etwas von ihr verlangte. Warum er ausgerechnet Dunia… Sie erinnerte sich. Natürlich…
Ging es etwa darum bei seinem Freudentaumel? War es die Einwilligung von Corax, dass er Madiha begaffte und Caleb mit Dunia auf sie blicken würden? War es das, was er etwa wollte von ihr? Madiha mochte die erste Frau sein. Er mochte sie lieben. Sie zweifelte gar nicht, dass er es tat. Aber sie glaubte zu verstehen, wie er es meinte… Und auf einmal fügten sich in ihr Räder zusammen, die gar nicht zusammengehören sollten. Madiha spürte einen Kloß in ihrer Kehle. Khasib hatte auch seine erste Frau. Dann die danach, die danach und so weiter. Vielleicht liebte Caleb einfach… alle? Corax, Dunia… Kjetell’o womöglich? Und… sie war in dieser Welt die erste Frau? Diejenige, die akzeptieren musste, dass es andere gab? Ja, das Modell kannte sie gut. Sie kannte ohnehin Polygamie besser als Monogamie.

Madiha lächelte leicht und fand den Weg, ob des bekannten Gefüges, von dem sie ausging, zurück zu ein wenig mehr Leichtigkeit. Es änderte doch für sie nichts. Nicht für sie… - jedenfalls redete sie sich das ein. „Wenn es das ist, was dir gefällt, werde ich nicht nein sagen…“, entschied sie und kam auf ihn zu, um ihm ihre Liebe zu gestehen. Madiha spürte dennoch, dass sie nicht ehrlich sein konnte. Sie war verletzt, dass er sie an Corax und im weitesten Sinne auch Dunia verriet. Dass er sie vorzeigen wollte, wie sie es stets gewohnt gewesen war. Sie hatte gehofft, es könnte einmal anders werden. Doch sie lächelte und zeigte nichts von ihrem Gemütszustand. Er wirkte so unsicher bei allem, was er sagte und tat. Und war es nicht ihre Aufgabe, dass er sich besser fühlte? Madiha schob ihren Konflikt beiseite, wie sie es schließlich gelernt hatte und löste sich etwas aus seiner Nähe. Ablenkung musste her, nicht nur für ihn, und so fragte sie danach, ob er schwimmen könnte und es ihr beibringen würde. Das war offenbar der richtige Einfall, denn diese seltsame Atmosphäre verflüchtigte sich. "Ich liebe dich.", erwiderte er nach einer Pause und nun war sie es die den Blick hob und lächelte. Sie glaubte ihm das. Sie wollte es. Wollte es wirklich und gerade deshalb verstand sie einfach nicht, wieso er ihr das antat. Wieso er das von ihr verlangte. Corax sollte sie also ansehen? Sie begutachten? Wofür? Madiha kämpfte mit sich, aber sie ließ sich all zu bereitwillig von seinem Können in Sachen Schwimmen ablenken.
Tatsächlich interessierte es sie und wie sie bereits gezeigt hatte, war sie erpicht darauf, endlich Dinge lernen zu dürfen. Sie sah ihm fasziniert zu, wie er durch das Wasser glitt, tauchte und ihr seinen Hintern präsentierte. Sie biss sich mit rötlichem Wangen-Schimmer auf die Unterlippe und kicherte leise. Dann aber sollte sie es selbst probieren. "Selbst Tiere schaffen es, sich über Wasser zu halten. Der Unterschied zum wahren Können besteht darin, sich seine Kräfte einzuteilen. Wenn du nur wild um dich strampelst, hält dich das vielleicht über Wasser, aber nicht für sehr lange. Deine Muskeln ermüden oder verkrampfen sogar. Dabei hilft das Wasser selbst schon, dich oben zu halten, wenn du dich nur ein bisschen bewegst." Sie nickte und wirkte ganz begierig darauf, die Bewegungen nachzuahmen. Sie ging einige Stufen tiefer ins Becken, wagte aber nicht den sicheren Halt auf dem Boden abzugeben. Das Wasser ging ihr bereits bis zum Hals , da sie deutlich kleiner als Caleb war. Dann breitete sie die Arme aus und ahmte die Schwimmbewegungen nach, die er ihr gezeigt hatte. „So?“, vergewisserte er sich und wurde ein wenig mutiger. Sie stieß sich vom sicheren Grund ab, ruderte mit den Armen und kam dann wieder auf dem Boden auf, um ihren Kopf weit genug aus dem Wasser zu strecken. Sie lachte leise. „Gar nicht so leicht…“, murmelte sie, doch das Element Wasser erschien ihr trotz innerer Feuermagie nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil. Wie es ihren nackten Körper umspülte und streichelte hatte etwas Beruhigendes. Madiha mochte es und verdrängte die salzige Note, die Caleb hinzugefügt hatte, ob seiner seltsamen Bitte.

Erneut versuchte sie es und schaffte es tatsächlich bereits länger ohne Halt über Wasser zu bleiben. Das Mädchen fand sichtlich Gefallen an diesen Übungen und lachte auf, wenn sie wieder mit der Nasenspitze unter Wasser landete und mit zusammengekniffenen Augen prustete. Madiha strahlte Caleb an. Dann wurde sie noch mutiger, wagte sich weg von der Sicherheit der Stufen und versuchte auf ihn zu zuschwimmen. Sie wirkte noch etwas hektisch und spaddelig, doch dann erinnerte sie sich an Kjetell’os Worte. Sie sollte versuchen nicht gegen das Wasser anzukämpfen… Sondern es fließen zu lassen. Madiha wurde ruhiger und machte langsamere Bewegungen, so wie es auch Caleb ihr empfahl. Trotzdem musste er sie hier und dort vor einem Untergehen bewahren und seine Hände im Eifer des Gefechts mussten zupacken, wo er sie zufassen bekam. Es gefiel ihr. Sie konnte nicht leugnen, dass sich sein Griff um ihre Hüften wunderbar anfühlten. Dass es etwas mit ihr machte, wenn sie aus Versehen seinen Arm streifte oder er sie innerhalb der Übung plötzlich an Stellen berührte, die er sonst nicht zufassen bekam. Sie lächelte dann verlegen, ebenso wie er sich verstecken wollte. Und mit glühenden Wangen aber glücklichen Augen, zog sie sich dann an seiner Schulter dichter, sodass er sie würde halten müssen, weil sie nicht stehen konnte. Sie kam ihm mit ihrem Körper sehr nahe und blickte ihm lange in die Augen. Ihre Haare waren mittlerweile nass und tropften ihr über das Gesicht. Sie suchte einen Moment Pause in seinem Arm und öffnete ihre Lippen, weil sie die Anstrengung des Schwimmens bisher nicht hatte kennenlernen dürfen. Dann aber reduzierte sich ihr Blick auf sein Gesicht. Ihr Herz klopfte und ihre Hand legte sich mit sanftem Druck an seine Wange, während sie sich mit der Linken an seinem Nacken festhielt. „Du bist ein guter Lehrer…“, lächelte sie und strich mit ihrem Daumen über seine leicht stoppelige Kinnpartie. Madiha war so verliebt. Dann neigte sie sich vor und legte ihre Lippen auf die seinen, als würde sie das Wasser davon trinken wollen. Sie war sehr gefühlvoll und vorsichtig. Dabei achtete sie trotzdem darauf, ihn mit ihren Beinen nirgends zu berühren, was er nicht wollte. Caleb hatte wohl einfach Glück… Dass er sich Madiha als ‚die erste Frau‘, wie sie glaubte, ausgesucht hatte. Von ihr müsste er gewiss keine Szenen erwarten. Ob das gesund war, blieb zu bezweifeln, aber das Mädchen konnte nicht anders. Caleb durfte spüren, dass sie ihre Gefühle für ihn in den Kuss legte. Bis sie sich etwas von ihm löste, aber nicht gänzlich die Nähe aufhob. „Willst du mir nicht sagen, was dich so beschäftigt?“, fragte sie flüsternd und sah ihm in die Augen. „Warum du willst das…,“ sie schluckte den erneuten Schmerz hinunter. Dann schüttelte sie den Kopf und war dabei, die Nähe zu lösen. „Schon gut. Du bittest mich darum. Das genügt…“, sicherte sie ihm nochmal zu und würde versuchen zu den Stufen zurückzuschwimmen, sollte er sie lassen.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. Juli 2023, 12:48

Das Badehaus der Akademie zu Andunie war zum Entspannen geschaffen worden. Wo, wenn nicht im Wasser, sollten aufstrebende Eleven zu ihrem Element finden? Sie konnten nach harten und vor allem trockenen Lektionen in der Theorie der Magie wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden, sich und ihre Gedanken treiben lassen, beim Baden das Erlernte revidieren und verinnerlichen. Madiha nahm direkt an, dass die kleineren Becken des Gemeinschaftsbereichs für Paare bestimmt waren. In Sarma wäre das definitiv der Fall gewesen. Dann zogen sich erregte Sultane, Pfeffersäcke oder andere hohe Tiere der Wüste mit einer oder zwei Frauen in die Becken zurück, zogen die Vorhänge zu und erhitzten das Badewasser durch einen rhythmischen Wellengang der anderen Art. Die Architekten, Bauplaner und nicht zuletzt die Leitung des Lehrinstituts sah in den abgetrennten Badebereichen jedoch eher die Möglichkeit für Schüler, sich zusammen noch einmal über Themen auszutauschen. Während man im warmen Wasser saß, konnte man über die Wirkung der Gezeiten auf das Potenzial der eigenen magischen Fähigkeiten diskutieren. Man konnte Thesen entwickeln und sie gegenseitig abnehmen. Beim großen Becken wäre das schwieriger, denn wenn alle Wissbegierigen gleichzeitig ungedämpft schnatterten, ergab sich alles, nur kein erfolgreicher Austausch von Wissensständen, Perspektiven und kreativen Gedankenexperimenten. Keiner der betagen Magier hatte beim Bau des Badehauses auch nur eine Sekunde an Körperlichkeiten verschwendet, die sich jenseits sportlicher Aktivitäten wie Schwimmen bewegten. Der Wunsch, hier eine Oase absoluter Entspannung zu schaffen, existierte aber auch bei ihnen und sie hatten ihre Vorstellungen perfekt in Stein verarbeitet. Es war ein wunderbarer Ort, um den Kopf frei zu kriegen.
Warum nur fand Caleb dann keine innerliche Ruhe? Gewiss freute er sich über Madihas Anwesenheit. Seine Worte und auch sein Lächeln in ihre Richtung wirkten aufrichtig. Nur die Verlegenheit über ihrer beider Nacktheit dämpfte es etwas, aber insgeheim genoss er ihren Anblick doch sehr. Warum also wirkte er trotzdem so unausgeglichen? Etwas beschäftigte ihn und das sehr intensiv. Zu sehr, als dass er davon loslassen konnte.
Madiha war neugierig, vor allem aber wollte sie Caleb helfen, sich davon zu lösen. Das ließ sie nachfragen. Das und weil sie ihm vertraute. Sie konnte offen mit ihm sprechen, erhoffte sich eine gleiche Gegenreaktion von ihm und legte daher ihre ehrlichen Worte direkt auf die Zunge. Selbst wenn das Thema sich ihrer Annahme zu folge um Corax drehte - Corax, den Caleb in den oberen Gängen noch so euphorisch geküsst hatte. Tatsächlich hatte er irgendwie damit zu tun, doch der Dieb wollte oder konnte nicht mit der Sprache herausrücken. Er versuchte es, aber sehr viel klarer wurde es für Madiha nicht. Vielmehr blieb Raum für Interpretationen und das bedeutete weitere Fettnäpfchen für Caleb. Oh, wenn er auch nur geahnt hätte, in welche Richtung sich die Gedanken seiner Wüstenblume bewegten, er hätte eingegriffen. So aber versuchte er lediglich, alles zu erklären, ohne sämtliche Karten offen auf den Tisch zu legen. Madiha erfuhr, dass er Corax zu irgendeinem Zeitpunkt gern dabei hätte. Einen Raben, der dann Dunias Gestalt annähme und dass Madiha sich dabei ebenfalls nackt präsentieren sollte. Er wünschte sich dies nur ein einziges Mal, aber was steckte dahinter? Caleb sprach es nicht aus und so füllte Madihas Kreativität die unbeantworteten Lücken dieses Flickenteppichs von selbst auf. Leider war der Geist sehr fähig darin, besonders düstere Farben für Szenarien zu wählen. Es lag in der Natur des Menschen. Der Verstand leitete lieber gefährliche Szenarien ein, um Körper und Geist auf ein Handeln unter Stress vorzubereiten, anstatt ihn mit hoffnungsvollen Freudenträumen einzulullen und dadurch ein vorzeitiges Ende einzuleiten.
So war es auch hier. Madiha konnte sich Calebs Wunsch nur als eine Art Ritus vorstellen. Er hatte ihr geschmeichelt. Sie war die erste Frau, die ihn nackt hatte sehen dürfen. Er sagte, er liebte sie und daran bestand auch kein Zweifel. Er opferte sich wirklich für sie auf. Er gab all sein Geld aus für sie - für Madiha, das Sklavenmädchen. Er bevorzugte sie vor allen anderen, aber offenbar ... reichte es dennoch nicht. Er mochte in Andunie groß geworden sein, doch Caleb schien sich die gesellschaftlichen Eigenheiten Sarmas angeeignet zu haben. Warum auch nicht? Als Mann war er dort privilegiert gewesen und ihm erlaubt, mehr als eine Frau seinen Besitz nennen zu dürfen. Selbst wenn er Madiha als seine Erste Frau auserkor, würde es weitere geben. Dunia ... wenn auch nur einmal und auch nur Corax in ihrer Gestalt. Es wäre symbolisch. Caleb schien das zu brauchen. Denn auch wenn Madiha nun sein Herz erobert hatte, die erste große Liebe vergaß man nicht. Dunia war diese Liebe gewesen, allein weil Caleb sie in einem Alter angetroffen haben musste, in dem seine Hormone ihren Gipfelpunkt erreichten. Inzwischen war er etwas betagter und konnte mit Besonnenheit auf seine Gefühle für Dunia zurückblicken. Sie waren vorhanden, noch immer. Aber er wusste, er würde sie niemals so haben können wie er Madiha nun hätte. Dunia wollte unabhängig bleiben und nie wieder einen Mann über sich wissen. Alles andere, was Calebs Gefühle ausgemacht hatte, war in sexueller Attraktivtät begründet und auch hier schien Madiha sich künftig messen zu müssen. Ja, ihr Dieb war noch unberührt. Ja, er war nervös, aber es war doch nur Sex. Er könnte sie sich jederzeit nehmen und es hinter sich bringen. Er könnte sie immer wieder haben. Aber er wartete. Für eine Sklavin, die man regelmäßig ohne jegliche Behutsamkeit missbraucht hatte, blieb es schwer greifbar, dass es da auch mehr gäbe als nur ein Rein-raus oder Aufspringen und Druck ablassen. Caleb war es wichtig oder aber er liebte zwar ihren Charakter, konnte sich aber nicht dazu durchringen, ihren vernarbten Körper erobern zu wollen. Wie das Wüstenmädchen es auch drehte und wendete, es machte Sinn. Caleb brauchte mehr Frauen. Körper, deren Seelen seine Liebe nicht so erhalten würden wie Madiha, seine Erste Haremsdame, aber Leiber, mit denen er sich aufrichtig würde vergnügen können. Sie wäre dann nur wieder eine unter vielen. Eine, über die er sich legte, weil er müsste. Weil man erwartete, dass die Erste Frau auch regelmäßig seine körperliche Aufmerksamkeit erhielt. Es war eine bittere Erkenntnis, die drohte, all ihre Freude für das Badehaus zu vernichten.
Sie beide beschäftigte nun diese unausgesprochene Wolke aus Interpretationen und Wahrheiten, denen sie sich noch nicht stellen wollten. Caleb zögerte es hinaus. Es würde schwer genug, wenn der Moment gekommen wäre. Wenigstens würde er nun wissen, dass Madiha bereit war, diesen Schritt zu gehen. Solange er sie weiter liebte, können Corax als Dunia oder jegliche andere, besser gebaute Frau ihren traurigen Leib begutachten und Caleb dann verwöhnen, bis dieser seine Gefühle wieder an sie abgab. Und sie würde dankbar sein, dankbar für jedes Quantum Liebe, das er ihr schenkte.
Für eine Frau schien Freiheit eben immer mit der Bedingung verbunden zu sein, dass sie dort endete, wo der Wille ihres Mannes begann. Glücklicherweise war Caleb im Augenblick gewillt, von diesem Thema loszukommen und sowohl sich als auch Madiha daran zu erinnern, dass sie ein wenig Entspannung im Badehaus hatten finden wollen. Er nahm ihre Frage nur zu gern auf, ihr das Schwimmen beibringen zu wollen und schon bald wagte Madiha sich auch in den tieferen Bereich des Beckens. Allzu schwer war es nicht, sich über Wasser zu halten. Zwar schluckte sie gefühlt Unmengen von dem von Kräutern durchsetzen Nass, aber es gelang ihr immer besser, den Kopf auch über den Wellen zu halten. Caleb behielt allerdings insofern Recht, als dass sie die Anstrengungen schnell spürte.
Als ihr Dieb bemerkte, wie sie immer häufiger unterzugehen drohte, schritt er ein. Er nahm Madiha mit in den Teil des Becken, wo er noch problemlos stehen konnte, sie aber ein wenig untergehen musste, um mit den Fußspitzen den Steinboden zu erreichen. Dort brachte Caleb sie nach verlegenem Zögern in Position und zeigte ihr dann, wie sie die Arme und Beine zu bewegen hatte. Sie sollte sich vorstellen, hinten herum ein Frosch zu sein und vorne ein Pfeil, der sich im Flug splitterte und einen Bogen aus weiteren Salven um sie herum verteilte. Madiha gab ihm mit ihren Armen die Richtung an. Damit sie diese Bewegungen üben könnte, ohne gleich weiter ins Becken zu schwimmen, hielt Caleb sie fest. Seine Hände legten sich wie schwere, große Pranken um ihre Hüfte. Da wurde er ganz still und erneut rot wie ein Warnsignal. Er umfasste ihren schmalen Leib, legte seine Daumen in ihren Steiß, während seine Finger nahe ihres Nabels Halt fanden. Als Madiha ihre ersten Bewegungen ausprobierte, spürte sie, wie seine kräftigen Finger dadurch auch mal tiefer rutschen und ihrem Zentrum näher kämen. Nicht nur bei ihr löste diese Tatsache etwas aus. Harte Erregung supste Madiha gegen den Oberschenkel, strich dort entlang und zuckte sehnsüchtig zu ihrem Unterleib.
Er wandte sich hektisch ab, löste dabei aber seine Finger in seinem unbedachten Handeln. Madiha musste paddeln, um nicht unterzugehen, bekam schließlich aber Calebs Schulter zu greifen und zog sich dicht an ihn heran. Nun spürte sie mehr als deutlich sein Begehren. Er stand in guter Position. Sie könnte ihn einfach empfangen. Caleb keuchte und ruckte ein wenig vor. Nichts geschah, das ihn zum Mann gemacht hätte. Madiha hockte nun quasi eher halb auf seinem rettenden Ast im Wasser, wenngleich er nicht nötig wäre, um sich vor dem Ertrinken zu bewahren. Immerhin hielt sie sich noch an Calebs Schultern fest. Sie schaute ihm tief in die Augen. Sie neigte sich vor und sie küsste ihn. Madiha legte all ihre Liebe in diese Geste ... und sie wurde erwidert. Hier zögerte Caleb nicht. Er spielte sofort mit ihren Lippen. Ihre Zungen fanden einander und auch wenn der Dieb nach wie vor unbeholfen küsste, scheute er sich nicht, auf Erkundung zu gehen. Er genoss das Badehaus endlich. Er genoss Madiha. Er genoss ihren Kuss und er gab ihr all die Gefühle zurück, die sie ihm schenkte. Für diesen Moment war nichts Anderes wichtig. Wo das angenehme Badewasser die Köpfe und Gedanken der Magierschüler reinigen sollte, da schaffte es zwischen Caleb und Madiha ein Kuss, geboren aus ihrer beider Zuneigung füreinander. Es war wundervoll. Es ließ die Seele leicht werden, zumindest ihre. Caleb durfte nicht zurückbleiben, sonst würde er im Becken mit dem schweren Stein untergehen, der ihm auf der Seele lastete.
"Willst du mir nicht sagen, was dich so beschäftigt?"
"Du...", entgegnete er direkt, gefangen noch in der Nachwirkung ihres Kusses und somit aufgeschlossener ihr zu antworten. Ihre körperliche Nähe lullte ihn ein. "Du beschäftigst mich, wann immer wir nicht in Gefahr schweben und ich mich anderen Verantwortungen stellen muss. Nein, selbst dann denke ich nur daran, wie ich dich beschützen kann. Vor den Dunkelelfen, vor deiner Magie, vor Andunie und ... vor ... mir." Er sah sie ernst an. Unsicherheit flackerte in seinem Blick. Nein, es war mehr. Es war Angst, so wie Madiha sie bei Corax gesehen hatte, als dieser schon fürchten musste, Azura zu verlieren. Diese blanke Offenlegung der Seele. Diese Angst, die zu Schrecken und Selbstzerstörung wurde, nachdem Azura ihn nicht als ihre Herrin hatte annehmen wollen. Dieser Glaube daran, dass die eigene Welt endete.
"Fürchtest du ... mich?", fragte Caleb. Seine Stimme zitterte. Unter Wasser erbebte sein Fleisch. Wie ein dritter Arm schob es sich zwischen Madihas Schenkel, dass sie darauf gut und sicher sitzen könnte. Caleb wich ihren Augen aus. "Nackte Männer habe ich natürlich schon oft gesehen", erzählte er. "Wenn wir Diebe uns nach einer Aktion gemeinsam gewaschen haben oder in den Schlafräumen umgezogen haben. Das ... ist normal. Sie sagten, ich sei's nicht. Ich bin ... zu groß. Nur alte Efefantenkühe, die diese Ausmaße gewohnt seien, würden vor mir nicht zurückschrecken." Madihas Sitzgelegenheit schwand. Es beschäftigte Caleb. Es nahm ihn ein, seit er sich Hoffnungen machen konnte, weil seine Zuneigung von Madiha erwidert wurde. Seither trug er diese Gedanken, diese Sorge mit sich und sie lastete so schwer auf ihm, dass selbst seine Standhaftigkeit aufgab, um den Rückzug anzutreten. Er umfasste Madihas Hüften und schob sie zu den Treppenstufen des Beckens, wo sie sicher stehen oder sitzen könnte. "Ich würde dich zerreißen...", murmelte er, kekam die Worte kaum über die Lippen. "Und solange Dunia nicht ..." Er hob den Blick an, richtete seine Augen noch einmal auf Madiha. Die Furcht war dem Willen gewichen, Antworten zu finden und auch endlich eine abzugeben. "Dunias Wort vertraue ich, weil sie sich auskennt. Ich kann damit leben, dass wir niemals ... ich meine, ich würde ja ohnehin nichts vermissen, nicht wahr?" Er lächelte schief, aber mit der Freudlosigkeit eines Mannes, dem ein Teil an Erfahrung genommen würde, die man vor seinem Ende machen sollte. "ich muss es hören, Madi. Ich muss es wissen, damit ... ich nicht ständig daran denke ... hoffentlich..."
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Donnerstag 27. Juli 2023, 19:58

In ihrem Leben lernte Madiha niemals kennen, dass es für den Mann nur eine Frau und umgekehrt geben konnte. In Sarma war es eben üblich, dass sich Männer mehrere Frauen hielten und bei der entsprechenden Präferenz auch andere, versklavte, Männer. Das Mädchen kannte eben das Exklusivrecht auf Gefühle nicht, hatte sie doch bis vor kurzem nicht mal geahnt, dass solche Gefühle durchaus existieren konnten. Natürlich gab es hier und dort Sklavinnen, die sich auch in einen Herrn wie Khasib verliebten – oder es zumindest glaubten- und somit um diese zweifelhafte Gunst der ersten Frau buhlten. Madiha kannte jene und deren Privilegien. Ja, es stimmte. Die erste Frau im Harem eines Mannes durfte ein wenig mejr Freiheit genießen und bestimmte teilweise sogar, wer im Bett ihres Mannes landen durfte und wer die Kloaken sauberzumachen hatten. Sie staffierten sich mit billigem Schmuck aus und glaubten, ihnen gehöre die Welt. Madiha hatte stets geglaubt, was sie symbolisierten. Wie hätte sie auch nicht? Sie war doch nur ein Kind, das von überhaupt nichts eine Ahnung hatte. Einzig ihr innerer Wunsch war es gewesen, der sie stets nach mehr hatte streben lassen. Oder lag es vielleicht zum Teil an ihrer Magie? Das ewige Feuer – es brannte und erlosch niemals, sodass auch ihre Lebensflamme nie erloschen war? Das Mädchen hatte es geschafft. Madiha war frei und war dabei ein eigenes Leben zu erarbeiten. Aber sie war auch furchtbar unerfahren und strauchelte immer mal wieder mit ihrem Unwissen. Dann standen sich Wunsch und Lebenserfahrung im Weg und führten sie mitunter auf falsche Pfade. So auch, als Caleb einen seltsamen Wunsch äußerte, den sie nicht nachvollziehen konnte. Sie versuchte krampfhaft sich darüber klarzuwerden, was er damit bezwecken könnte. Und nahm dann das, was sie kannte zur Hilfe. Vielleicht reichte sie ihm nicht. Er liebte sie, aber woher sollte Madiha wissen, ob das alles war, was sein musste? Offenbar gab es Dinge, die sie nicht verstehen konnte und die sie vermutlich akzeptieren musste. Sie glaubte ihn zu kennen, doch wie gut kannte sie den Dieb wirklich? Er könnte ihr doch alles erzählen, was er wollte und würde in ihr eine wahre Gläubige finden. Denn Madiha war erfüllt von den Gefühlen für ihn. Oh, wie leicht er sie zerbrechen könnte. So willigte sie in diese vage Forderung ein und versuchte daraufhin das Thema zu wechseln. Ihr missfiel die Vorstellung erheblich, aber sie wollte auch nicht, dass er sich schlecht fühlte. Sie kannte es, dass sie nichts zu sagen hatte und auch wenn er sie fragte, so machte er allein mit seiner Haltung deutlich, wie wichtig es ihm war. Also sollte er sein Begaffen erhalten. Sie würde es schon ertragen…

Jetzt aber lockerte sich ihr Herz ein wenig, trotz der körperlichen Anstrengung. Madih durfte schwimmen lernen! Es dauerte nicht lange, da vergaß sie für diesen Augenblick die vielen, offenen Fragen und konzentrierte sich ganz auf das Erlernen von rudimentären Schwimmkenntnissen. Das Mädchen aus der Wüste freute sich sichtlich über diese Erfahrung. Lachend und prustend wischte sie sich die nassen Misserfolge aus dem Gesicht, bis Caleb ihr etwas anderes zeigte. Er hielt sie mühelos an ihrer Hüfte fest und für einen Moment, konnte Madiha kaum die Konzentration aufbringen auf seine Worte zu hören, die ihr vermitteln sollten, wie sie die Bewegungen zu machen hatte. Sie spürte nur seine Finger, die sich trotz des Wassers warm um sie legten. Und als sie eine Bewegung machten, rutschten die Finger ein Stück weiter. Madiha hielt die Luft an. Was war das für ein neues Gefühl da in ihr? Ganz in der Bähe seiner Hände? Ein erwartungsvolles Kribbeln, ein leises Pochen, seit sie ihm gesehen hatte. Bilder, die ihren Verstand nicht in Ruhe ließen… das Mädchen seufzte tonlos. Ihr Herz klopfte aufgeregt. Und dann spürte sie für den Bruchteil einer Sekunde, wie freudig Caleb sie im Schwimmen unterrichtete. Erschrocken von dieser erneuten Reaktion seines Körpers, ließ er sie los und sie musste paddeln, um nicht zu versinken. Geistesgegenwärtig griff sie nach seinem Nacken und zog sich in seine rettende Umarmung. Allerdings war es nicht sein Arm, den sie spüren konnte. Madiha sog die Luft ein und verharrte. Sie hob den Blick in seine Augen und baute eine intensive Nähe auf. Oh, wie schön dieser Moment war. Irgendwie aufregend, irgendwie warm und… erwartungsvoll. Auch wenn e nicht vordrängte und sie eroberte, obwohl ihre Beine durch die schwimmenden Bewegungen offen genug dafür wären, neigte sie sich vor und küsste ihn mit allem, was sie für ihn empfand. Und sie wurde nicht fortgestoßen oder fallengelassen. Im Gegenteil, er erwiderte und sie konnte deutlich spüren, dass er ebenfalls die Gefühle offenlegte. Madiha seufzte in ihren Kuss hinein und wäre bereit gewesen, ihm mehr zu geben. Ja, sie öffnete sogar ihre Beine noch ein Stück und strich aufgrund der Bewegung an dem Mast entlang. Aber er hielt sich zurück, was sie veranlasste ihm eine äußerst wichtige Frage zu stellen. Sie musste wissen, warum er sie… hergeben wollte. Warum es ihm so unglaublich wichtig war, dass sie erneut durch andere Augen begutachtet wurde, wie Vieh auf einem Markt. Und was ihn so sehr beschäftigte. Seine Antwort kam ohne Umschweife. “Du…“ Sie sah auf und blinzelte. "Du beschäftigst mich, wann immer wir nicht in Gefahr schweben und ich mich anderen Verantwortungen stellen muss. Nein, selbst dann denke ich nur daran, wie ich dich beschützen kann. Vor den Dunkelelfen, vor deiner Magie, vor Andunie und ... vor ... mir." Madiha wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hielt die Nähe zu ihm aufrecht und ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Es waren wohl die schönsten Worte, die ein Mädchen hören konnte. Dass man sich um es sorgte, es in Sicherheit wissen wollte und sichergehen wollte, dass kein Leid diesen Umstand änderte. Sein Geständnis aber, entlockte ihr einen fragenden Ausdruck: „Dir?“, hakte sie nach. Das verstand sie wiederum nicht. Aber sie erkannte mit einem Mal seine Angst im Blick. Und wurde ganz ruhig. Madiha gab ihm Zeit, drängte ihn nicht und kokettierte nicht mit der Situation. Dafür, dass sie selbst keine Empathie erfahren hatte, zeigte sie sich außerordentlich einfühlsam. Zumindest was ihn anging.

Madiha behielt ihre Hand an seiner Wange und schenkte ihm weiterhin die Wärme ihres Körpers. Dabei neckte seine Männlichkeit sie immer wieder, doch gerade jetzt, unter diesem Blick aus den Tiefen seines Ozeans, da achtete sie nicht darauf. "Fürchtest du ... mich?" Madiha’s Gesicht verlor jegliche Fragezeichen. Ohne darüber nachzudenken, schüttelte sie den Kopf in purer Ehrlichkeit. Sie wusste gar nicht, woher diese Angst kam. Sie spürte, dass das, was ihn dazu veranlasste so etwas zu fragen, schwer auf ihm lastete und Auswirkungen auf seinen Körper hatte. "Nackte Männer habe ich natürlich schon oft gesehen. Wenn wir Diebe uns nach einer Aktion gemeinsam gewaschen haben oder in den Schlafräumen umgezogen haben. Das ... ist normal. Sie sagten, ich sei's nicht. Ich bin ... zu groß. Nur alte Elefantenkühe, die diese Ausmaße gewohnt seien, würden vor mir nicht zurückschrecken." Sie war entsetzt und behielt ihren Gesichtsausdruck bei. So etwas sagten sich Männer untereinander? Madiha schluckte und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Sie wollte ihm mehr Nähe schenken, doch er schob sie zurück zu den Stufen, auf denen sie sich neben ihm niederließ. Madiha saß erneut auf ihren Unterschenkeln und blickte Caleb weiterhin ruhig und schweigend an. Er konnte allein an ihrem Gesicht ablesen, dass es sie traf, dass er so etwas hatte hören müssen. "Ich würde dich zerreißen... Und solange Dunia nicht ...“ Seine Stimme wurde fester, nachdem er die Worte kaum aussprechen konnte. “Dunias Wort vertraue ich, weil sie sich auskennt. Ich kann damit leben, dass wir niemals ... ich meine, ich würde ja ohnehin nichts vermissen, nicht wahr?" Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstand. Aber sie ahnte plötzlich, dass ihre vorherigen Gedanken in eine vollkommen falsche Richtung liefen. Madiha schlug die Augen nieder und schämte sich plötzlich selbst. Wie hatte sie nur glauben können, dass er sie demütigen wollte? "ich muss es hören, Madi. Ich muss es wissen, damit ... ich nicht ständig daran denke ... hoffentlich..." Sie hob den Blick wieder in sein Gesicht. Es tat ihr weh, wie sehr er sich offenbar quälte. Wie sehr ihn das belastete. Sie hatte ja keine Ahnung… „Ach deshalb willst du, dass Corax als Dunia… mich sieht.“, murmelte sie und wischte sich einmal über das Gesicht, während sie ausatmete und die Augen schloss. Sie atmete tief durch und sah ihn wieder an.
Madiha überbrückte die Distanz, die zwischen ihnen herrschte und legte ihre Hand auf seinen Arm, damit er sie ansah. „Du könntest mir niemals wehtun.“, begann sie und lächelte leicht. So ganz stimmte das nicht, aber sie meinte körperlich. Caleb hätte alle Fäden für ihre seelische komplett-Zerstörung in der Hand und müsste nur daran ziehen. „Ich hatte keine Ahnung, wie sehr das auf dir lastet.“, gestand sie und war nun ihrerseits dran für ein Geständnis. Ihr Lächeln schwand. „Als du… ich habe geglaubt, dass du mich… vorführen wolltest.“, nuschelte sie nun kleinlaut. Sie räusperte sich. „Ich habe nicht verstanden, wieso du mich Corax und dann auch noch Dunia präsentieren wolltest…“, murmelte sie weiter und schüttelte den Kopf. „Ich bin furchtbar einfältig.“, ärgerte sie sich über sich selbst. Auf der anderen Seite hatte sie bisher noch immer den Kürzeren gezogen. Sie rutschte noch näher. Dann sah sie ihm fest in die Augen.
„Hab keine Angst davor…“, flüsterte sie mit all der Liebe, die sie für ihn hegte. „Es wird vielleicht Zeit brauchen… aber…“, sie lächelte mit einem Mal und hatte sogar Tränen in den Augen. „Aber weißt du was?“, sie schniefte ergriffen, „du bist der erste, der sich die Zeit nimmt.“, lächelte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Du willst alles richtig machen und … ich bin sicher, deshalb wird alles gut werden. Wir sind vorsichtig, wir…“, sie hielt inne und auf einmal klopfte ihr Herz so unglaublich doll.

Die Berührungen ihrer Hand an seinem Arm fühlte sich mit einem Mal intensiver an. Ihre Fingerkuppen wanderten seinen Bizeps hinauf zu seiner Schulter. Sie verfolgte ihre Berührung mit ihrem Blick. „Keiner nahm sich je Zeit. Und es tat weh… jedes Mal tat es weh, doch das kümmerte keinen…“, murmelte sie in ihrer Vergangenheit feststeckend. Dann sanken ihre Fingerkuppen über sein Schlüsselbein hinab zu seiner Brust. „Aber dich kümmert es.“, sie hob den Blick wieder in seine Augen. „Du kannst mir nicht wehtun, denn du wirst hören, was ich sage. Du wirst sehen, wenn es wehtut… Du… achtest auf mich…“, flüsterte sie und war ihm so unglaublich nahe. Madiha lehnte ihre Stirn gegen seine Schläfe und strich mit ihrer Linken über seine andere Wange. „Ich will es… versuchen.“, hauchte sie und in ihrem Blick lag kein Zweifel. „Ich will dir zeigen, dass es nichts gibt, wovor du Angst haben musst.“, flüsterte sie weiter und drehte langsam seinen Kopf zu ihr. Sie küsste ihn sanft, ehe sie ihm wieder in die Augen sah und die Nähe nicht löste. „Wir lassen uns Zeit…“, raunte sie erneut und schob sich langsam auf seinen Schoß, um sich zu setzen, ohne ‚gefährliche‘ Gefilde zu berühren. Einzig die Ahnung lag da in der Luft, während ihre Arme locker auf seinen Schultern ruhten. „Lass mich dir ausnahmsweise mal helfen…“, murmelte sie ihm zu und ihre Wangen wurden rosiger. „Du tust so viel für mich und dieser Tag war so wundervoll. Ich…“, erneut kletterte ihr Blick zu seinen Augen hinauf. „Ich bin bereit…“, sie lehnte sich vor und begann zärtlich seine Lippen zu liebkosen, ehe sie sich ihm weiter entgegenlehnte und ihre Lippen zur Seite neigte, um seinen Hals mit Küssen zu bedecken. Madiha kannte gewiss nicht das Liebesspiel, bei dem man selbst auch Freude hatte. Aber Caleb löste in ihr die Vergangenheit auf und platzierte all die schönen Momente darin. Und sie ließ sich leiten, von einem innigen Gefühl der Zuneigung. Es würde ihm gefallen… sie wusste es. Und vielleicht würde es dieses Mal nicht wehtun? Sie wusste, er würde darauf achten… ansonsten hätte er nicht diese immense Angst davor, ihr wehzutun. Nein, Madiha würde ihm zeigen, dass alles gut werden würde. Wenn er sie denn ließ…
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Juli 2023, 00:53

Eigentlich müsste ihr ein Stein in der Größe jener Bergspitzen vom Herzen fallen, die Madiha von Turm der Magier-Akademie aus in der Ferne hatte sehen dürfen. Jene schönen, zackigen Bergketten mit ihrer grau melierten Farbe und den weißlichen Kronen, die entweder zielgerade gen Himmel gestreckt waren oder aber von Wolken verhangen, dass niemand wusste, ob sie wirklich existierten. Sicher wären sie sogar als Traumgebilde unendlich schwer. Wenn ein solches Gebirge auf Madihas Herzen lastete, dann müsste sie jetzt im Grunde fliegen können. Sie müsste bis zu den orange farbenen Lampen unter der Decke des Badesaals schweben, um dort mit ihnen zu tanzen. Sie müsste sich so unsagbar leicht fühlen, wären da nicht Calebs Augen gewesen. Die von Dünengras umrandeten Fjorde, in denen sie so gern versank. Die blaugrün schimmernden Gewässer, in denen sie noch lieber badete als in jedem noch so schönen Badehaus Celcias. Aber jetzt lag Furcht in ihnen. Eine alte Furcht wie jene, die Corax ihr gezeigt hatte und die sie selbst auch beschlich, wenn es um bestimmte Ereignisse ihrer Vergangenheit ging ... oder um die Sorge, Caleb für immer verlieren zu können.
Da half auch nicht viel, dass sie sich geirrt hatte. Fast schämte sie sich für ihre Annahme, er könnte sie zur ersten Frau eines geplanten Harems machen wollen. Dabei war es nicht abwegig in diesen Bahnen zu denken, wenn man derlei Gesellschaftsbilder sein Leben lang nur so erfahren hatte. Vielleicht hatte Dunia Madiha deshalb so beeindruckt oder sogar eine Irmgard Wollweber. Sie waren keine Teile eines Harems, sondern unabhängig auf ihrem Gebiet, in das sie sich hatten einfügen können. Deshalb schätzte Madiha die Freiheit. Sie hatte geglaubt, sich ebenfalls irgendwo eine Nische suchen und dort ihren Platz finden zu können. Für kurze Zeit war dieser Traum bedroht gewesen, aber Caleb war nicht so wie die Männer, die ihr Denken damit vergiftet hatten, als Frau weniger wert zu sein. Er war überhaupt nicht so und deshalb fürchtete er sich auch, sie mit seinem eigenen, perfekten Körper verletzen zu können. Madiha war den Tränen nahe vor Rührung. Sie bemerkte allerdings auch, dass es Caleb nicht die Last von den Schultern genommen hatte, dass er es nun aussprach. Dieses Mal teilte sich das Leid nicht. Es wurde für ihn nicht leichter.
So wie Madiha sich selbst immer einredete, aufgrund ihrer hageren Gestalt und den Narben weniger schön als andere Frauen zu sein und dadurch keineswegs begehrenswert, so hatte Caleb sich von Männern einen Floh ins Ohr setzen lassen. Madiha glaubte, gegen eine Azura van Ikari nicht ankommen zu können. Sie glaubte, man nutzte ihren Körper nur um Druck loszuwerden, wohingegen die schönen Frauen dieser Welt wenigstens ab und an ein nettes Wort oder sogar ein Geschenk erhielten, an das sie sich klammern konnten. Etwas, das es leichter machte, für den lüsternen, schwitzenden Leib Khasibs die Beine zu öffnen. Vergiftete man sein eigenes Denken Tag für Tag mit diesem Irrglauben oder ließ es sich einreden, verlor man das Selbstbewusstsein. Denn Madiha wusste es doch besser. Jetzt wusste sie es besser, weil Caleb sie ausgesucht hatte und weil er sie liebte. Weil er unter dem Gedanken litt, ihr ein Haar krümmen zu können!
Er musste mit vielen nackten Männern gesprochen haben. Sehr viele mussten ihn regelmäßig gesehen und die Geschichte vom jungfräulichen Dieb aufgeschnappt haben. Der Dieb ohne Erfahrung, den es zu einer Bordellhure zog und der trotz reichlicher Geldgeschenke sie nicht überreden konnte, sich ihm hinzugeben. Sie hatten ihm eingetrichtert, dass es an seiner Statur lag. Vermutlich weil sie selbst nicht als Verlierer dastehen wollten, verglich man ihre traurigen kurzen Kerzendochte mit Calebs gefestigtem Schiffstau. Das Feuer der Leidenschaft würde diese Dochte wegbrennen, wohingegen Calebs Strick sich höchstens ein wenig versengen ließ. Aber sie hatten ihm das Hirn gewaschen. Sie hatten ihm eingeredet, dass er nicht die Wärme auf den Fasern seines Taus fühlen würde, sondern die Flamme der Lust mit einem einzigen, peitschenhaften Hieb zerschlagen würde. Und angesichts von Madihas Narben wusste Caleb sehr gut, was eine Peitsche anrichten konnte. Er wusste sehr gut, was Männer mit jungen Mädchen anrichten konnten ... mit Mädchen, die er - wenn auch mit den besten Absichten - in diese Lage gebracht hatte.
Als Madiha sich zu ihm setzte und ihm näher kam, wagte er nicht, sie anzuschauen. "Ach deshalb willst du, dass Corax als Dunia ... mich sieht." Er zuckte zusammen. Er schwieg. Er hielt den Kopf gesenkt. Er wollte ihr sagen, wie dämlich diese Idee im Grunde war und dass eigentlich noch etwas mehr dahintersteckte, doch er bekam es nicht über die Lippen. Denn er konnte nicht von dieser Entscheidung abrücken. Er musste es hören, um seinen Frieden zu finden. Und das würde er, auch wenn sich seine Angst bestätigte, dass er weder Madiha noch irgendeine andere Frau jemals würde haben können, wenn er sie nicht in zwei Hälften reißen wollte. Seltsam, dass ihn diese Furcht bei Azura nicht befallen hatte. Sie war schön, keine Frage. Sie war üppig und ungemein schön anzusehen, aber tief in seinem Inneren schien er gewusst zu haben, wie sehr Corax sie liebte, noch bevor er es ihr hatte sagen können. Damals, als Azura ihn geküsst und er sie kurz halbnackt gesehen hatte, waren sie beide vom Tod des Raben ausgegangen. Das eine hatte zum anderen geführt, aber da war Caleb nicht die Furcht in die Glieder gefahren, er könnte Azuras sanften Körper zerteilen. Weil er von ihrer Schönheit beeindruckt gewesen war, sie gern geküsst hatte, aber nicht so weit gegangen wäre. Sie hatte Corax verloren, da kam es für ihn nicht in Frage, sie einfach sofort zu bespringen! Madiha hingegen ... es hatte sich so vieles zwischen ihnen aufgebaut. Dinge, von denen Caleb nicht zu träumen gewagt hätte. Und nun saß sie hier, neben ihm. Sie griff nach seinem Arm. Er schaute auf.
"Du könntest mir niemals wehtun." Caleb ächzte, was sofort in ein Wehklagen überging. Er beugte sich vor, verbarg das Gesicht in Händen. "Verdammtes Balg eines hurenden Kameltreibers!" Er glaubte ihr nicht. Er konnte es nicht, so gern er auch wollte. Das Gift hatte sich über Jahre in sein Herz gefressen und Hoffnung zersetzt. Es war schwer, aus alten Mustern auszubrechen. Sklaven wie Madiha und Corax wussten das. Nie hätte das Wüstenmädchen wohl gedacht, dass selbst Caleb solche Muster besaß. Er, der stets der Inbegriff von Freiheit für sie gewesen war.
Er atmete durch und legte dann den Kopf in den Nacken. Seine Augen brannten und Madiha konnte die leichte Rötung sehen, aber keine Feuchtigkeit. Er beherrschte sich, weinte nicht. Er fasste sich, um dann langsam wieder zu ihr zu blicken. "Ich würde dich zerstören", brachte er mit belegter Stimme hervor. Es hing so gefestigt in seinem Denken wie Corax' Annahme, auch nach Serpentis' Tod ein Sklave zu sein. Aber Madiha hatte erst auf dem Markt diese Muster durchbrochen. Corax hatte Caleb suchen wollen und ohne eine Erlaubnis seiner kleinen Herrin abzuwarten, sich in einen Raben verwandelt, um nach ihm zu suchen. Es ging schrittweise voran. Er war der Beweis, dass man aus alten Mustern ausbrechen konnte. Madiha war ein weiterer Beweis. Sie würde Feuermagie lernen und nicht länger für Khasib schuften müssen. Er musste es nur sehen!
Madiha wagte einen gänzlich anderen Versuch. Schuld daran war die Stimmung, denn auch sie litt unter dem, was Caleb belastete. Sie litt mit ihm. Das lockerte ihr Herz. Er hatte sich ihr geöffnet und sie wollte es ihm nun gleichtun. So vertraute sie sich nicht nur mit ihren eigen Befürchtungen an, was er hätte mit ihr anstellen wollen, sondern ging noch weiter. Als Caleb jedoch davon erfuhr, riss er den Kopf hoch und musterte Madiha so überrascht, dass er glatt zurück ins Celcianische fiel. "Wie kommst du nur darauf, ich könnte dir das antun wollen? Du bist kein Stück Vieh, Madi!" Er klang nicht böse. Er nahm es ihr nicht übel. Er war wirklich nur erstaunt, dass sie überhaupt so dachte.
"Ich bin furchtbar einfältig." Caleb streifte ihre Hand von seinem Arm, um sie mit seinen Fingern zu umschließen. Er drückte leicht zu und schon bald fanden ihre Augen die seinen. "Du bist kein Vieh", wiederholte er. "Ich liebe dich, Madi. Du bist mir wichtig."
"Hab keine Angst davor..."
, hielt sie ihm entgegen. Er konnte ihr Lächeln nicht erwidern. Sie spürte sofort, dass sich Schweiß auf seiner Hand bildete und sich seine Atmung minimal veränderte. Er versuchte, tapfer zu sein. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich kann ... nicht... du wirst einfach ... in zwei Hälften ... Ich kann nicht, Madi..."
Er machte sich so unglaublich große Sorgen und sie war einfach nur gerührt, dass er überhaupt an sie dachte. Wann hatte das jemals ein Mann getan? Nur dann, wenn sie sich nicht genug hatte entspannen können, dass sie wirklich in ihren Körper hatten vordringen können. In diesem Fall wurde kostbarer Wein in ihren Schoß geschüttet, Duftöle oder man spuckte ihr zwischen die Beine. Vor heißem Wachs war sie immer verschont geblieben, aber sie hatte auch die Verbrennungen anderer Frauen gesehen. Und ganz gleich, ob die richtige Flüssigkeit half oder nicht. Niemand hatte sich anschließend darum geschert, ob und wie laut sie aufgeschrien hatte. Vielmehr drohte man ihr mit Prügel, wenn sie nicht stillhielt, während Khasib oder einer seiner Freunde sich an ihr verging. Du bist nur ein Loch und nicht mal ein schönes, hatte einer dieser widerlichen Pfeffersäcke ihr entgegengehalten, ehe er sie genommen hatte. Und Khasib? Der hatte im Hintergrund gesessen, sich von dem Mund einer anderen aus dem Harem verwöhnen lassen und amüsiert gelacht. Diese Männer taten ihr weh, auch heute noch, aber nicht Caleb.
"Du kannst mir nicht wehtun, denn du ..." "Madi..." "... Du achtest auf mich..." "Ich liebe dich, aber..." "Ich will dir zeigen, dass es nichts gibt, wovor du Angst haben musst." "Bitte..." "Wir lassen uns Zeit..." "Ich kann nicht..."
Madiha ließ sich nicht beirren. Caleb war immer für sie da gewesen. Er hatte sich immer geduldig gezeigt und jede ihrer naiven Fragen stets ernst genommen. Er hatte sie beantwortet, ohne Spott. Er hatte ihr Dinge gezeigt, Sachen geschenkt und sie in gefährlichen Situationen stets versucht zu retten. Selbst, wenn er die Flucht antrat und sie dabei zurückließ, war er immer wiedergekommen, wenn sie ihn brauchte. Er hatte ihr immer ausgeholfen. Nun war es an der Zeit, dass sie es ihm auf gleiche Weise zurückgab. "Lass mich dir ausnahmsweise mal helfen... Ich bin bereit..." Sie küsste seinen Mund. Caleb erwiderte es nicht, wehrte sich aber auch nicht. Er schloss die Augen, während sie von den trockenen, fast spröde gewordenen Lippen abließ und zu seinem Hals wanderte. Winzige Stoppeln kratzten sie spielerisch, aber die Haut war feucht. Nicht von Wasser. Caleb schwitzte und seine Haut glühte. Er versuchte es. Er wollte es so sehr und auch in ihrem Schoß konnte sie erneut spüren, wie sehr sein Körper sich nach ihr sehnte. Sie fühlte aber auch, was Caleb solche Sorgen bereitete. Als würde er seine geballte Faust gegen ihren Schoß drücken und bereits mit leichten Zuckungen versuchen, gleich unliebsam vorpreschen zu wollen, um mit einem einzigen, harten Schlag alles in ihrem Inneren niederzuprügeln, so meldete sich seine Manneskraft unter ihr. Caleb umfasste Madihas Hüften. Seine Finger zitterten und er packte mit forscher Grobmotorik zu. Dann schob er sie dichter zu sich. Er positionierte sie auf seinem Schoß. Er atmete tief ein und drückte sie langsam tiefer, ohne dabei die Augen zu öffnen. Dafür spalteten sich seine Lippen, als sein Gemächt drohte, die der Sarmaerin ebenfalls zu spalten. Er stöhnte in einer Mischung aus Lust und Unglück auf, ehe er mit dem Kopf schüttelte und Madiha von sich hob. Sie landete zurück auf der Steinstufe neben Caleb, der am ganzen Leib bebte. Er starrte auf das Wasser. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
"Bitte ... ich kann nicht. Ich bin noch nicht soweit. Ich ... brauche Zeit ... und ich brauche ... er muss dabei sein. Ich brauche Dunia." Caleb fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. Weil es nass war, sträubte es sich dieses Mal nicht dagegen, platt nach hinten geschoben zu werden. Einen Moment verharrte der Dieb so, bis er die Kraft fand, der Enttäuschung in Form seiner Wüstenblume entgegenzuschauen. "Es tut mir leid. Ich kann noch nicht."
Dann saß er da, wie ein begossener Pudel. Die Stimmung war gekippt und für eine Zeit lang schwieg er mit Blick auf das Wasser. Seine Hände schrumpelten an den Fingern, aber der sanfte Wellenschlag beruhigte auch die aufgewühlte Seele. Ventha wusste, wann eines ihrer Kinder das liebliche Wiegen ihrer Gewässer benötigte, wenn Mutters Arme fern waren.
"Ich wollte doch mit dir tanzen, Madi", sprach Caleb irgendwann aus dem Nichts heraus. Er klang nicht niedergeschlagen, sondern ein wenig nachdenklich. Aber er überspielte auch das schnell, als er ihren Blick suchte und versöhnlich lächelte. "Vielleicht fangen wir erst einmal damit an. Wir gehen nach oben zurück und ziehen uns um. Und dann gehen wir ein Stück. Ich ... hab einen tollen Ort gefunden, wo es sich lohnen würde, dass du den Sternenhimmel wirbeln lässt." Er suchte nach ihrer Hand. "Ich möchte nicht, dass der Tag ... so endet. Du sollst niemals wieder unglücklich sein, Madi. Schon gar nicht wegen mir." Nach einer Pause schüttelte er sanft den Kopf, als ahnte er, was sie daraufhin erwidern wollte. Ein Lächeln zog sich über seine Lippen. Es sah echt aus, denn es erreichte seine Augen. "Ich bin nicht unglücklich, wirklich nicht. Ich ... gib mir einfach noch Zeit, ja? Ich muss noch einmal mit Corax sprechen und ... und dann ..." Er winkte ab, dass kleine Wassertropfen durch die Luft flogen. "Einen Schritt nach dem anderen und mir wäre erst einmal wirklich lieber, es wären Tanzschritte. Was sagst du? Kannst du ... die nötige Geduld für mich aufbringen? Ich will versuchen, dich nicht zu lange warten zu lassen. Weil ich dich liebe. Das darfst du niemals anzweifeln. Niemals."
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 28. Juli 2023, 11:13

In ihrem Leben hatte sich keiner wirklich je um Madiha geschert. Sie war da, sie war verfügbar, falls Bedarf bestand, aber ansonsten… Wer war sie, woher kam sie – abgesehen von der Gosse an der Hand eines Diebes, der sie für ein bisschen Geld verkaufte -, wohin wollte sie. Was waren ihre Interessen? Was fand sie schön oder mochte sie gar nicht? Niemand stellte ihr je eine persönliche Frage. Bis sie die Ketten der Sklaverei allein hat überwinden können. Das Mädchen überlebte allein die 3 Tage im Sand, trotz ihres desolaten Zustandes. Sie kämpfte sich ins Leben zurück und… erfuhr zum ersten Mal, dass sie weitaus mehr sein könnte. Dass die Worte der Unterdrückung nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen mussten. Dass Khasib und Abbas nicht die Maßstäbe der Welt waren und ihr Wort längst keine Macht über sie haben musste. Dunia zeigte Madiha eine Unabhängigkeit, die sie für sich selbst wünschte. Sie beeindruckte sie mit liebevoller Strenge und sie brachte ihr etwas bei. Dass der Unterricht für das Lesen und Schreiben aufgrund des Angriffs beendet war bedeutete aber nicht, dass sie es nicht wieder aufnehmen könnte. Dunia hatte ihr gezeigt wie. Und Madiha wollte lernen. Das zeigte sie immer wieder. Aber Dunia war es auch, die Madiha erst zeigen musste, dass Caleb ihr sehr viel wichtiger war, als sie zugeben wollte. Denn die Tränen der Unabhängigen waren es, die das Mädchen nachdenklich gestimmt hatten. Sie hatte mit einem Mal gewusst, was die Heilerin für den Dieb empfand und musste das erste Mal erkennen, was sie selbst fühlte. Sie hätte niemals etwas gefordert, wenn die Dinge anders gekommen wären. Sie hätte im Stillen ihre Gefühle versteckt und wäre ihren Weg gegangen. Doch das Schicksal hatte es anders entschieden und so saß sie nun neben jenem Dieb, der sich durch Charme und Aufrichtigkeit die Herzen stahl. Und er litt.
Madiha erkannte das erste Mal, dass es eine ganze Reihe verschiedener Ketten geben konnte, die einen in einen Zustand der Unterdrückung führten. Selbstzweifel kannte sie sehr wohl, geboren aus ihrem Aufwachsen. Aber Caleb? Das Mädchen beobachtete ihn, wie er ihr keinen Glauben schenken konnte. Ihre Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Wieso glaubte er ihr nicht? Er konnte sie… Madiha stockte in Gedanken. Weil sie log. Er konnte sehr wohl und er hat es gerade erst getan, als er Corax küsste. Also schwieg sie und überlegte, wie sie es anders angehen konnte. Ein wenig schwamm sie hier in diesem neuen Gefüge, denn damit hatte sie wahrlich noch keine Erfahrungen gemacht. Zwischenmenschliche Beziehungen blieben immer schwierig und ein Drahtseilakt. Und sie bemühte sich redlich, es besser für Caleb zu machen. So gestand sie ihm, ihre Gedanken und erntete prompt einen erstaunten Gesichtsausdruck. "Du bist kein Vieh, ich liebe dich, Madi. Du bist mir wichtig." Tränen stiegen in ihre Augen- vor Rührung. Es waren so schöne Worte, so immens wichtig für sie, dass sie sofort gerührt war. Sie nickte. Sie wollte es glauben, wirklich. Und sie wollte ihm zeigen, dass er ihr auch wichtig war. Und helfen.

In ihrer unbeholfenen Art aber, kannte sie nur bestimmte Möglichkeiten, dass es Männern besser ging. Auch hier versuchte sie es auf altbewährte Weise, auch wenn sie bei Caleb aufrichtig mit ihrem Wirken war. Er wollte sie abhalten, doch Madiha war wieder etwas zu vorschnell mit ihrem Tun. Ähnlich, wie es bei Corax der Fall gewesen war und es zum Eklat kam, steuerte sie nun hier auch darauf zu. Sie war eben unerfahren und viel zu ungestüm, anderen zu zeigen, dass sie ihr wichtig waren oder es zumindest wurden. So setzte sie an, ihm helfen zu wollen und küsste ihn. Es fühlte sich weder erzwungen noch erkauft an. Sie küsste ihn gern und sie spürte das feine Ziehen in ihrer Mitte, als sich bei ihm etwas regte. Sie selbst kannte es nicht, dass ihr Körper positiv auf Körperlichkeit reagierte. Bisher hat sich niemand die Mühe gemacht, ihr zu zeigen, welche Empfindungen sie fühlen könnte. Aber hier ging es nicht um sie. Es ging für sie darum, dass Caleb sich entspannen konnte und sie ihm zeigte, dass es nichts zu fürchten gab. Obwohl sie instinktiv wusste, dass er seinen Mast mit äußerster Vorsicht und langsam vorschieben müsste, damit sie Zeit hatte, sich daran zu gewöhnen. Einen solch gutgebauten Freier hatte sie bisher nicht gehabt und es wäre wohl auch ihr Ende gewesen. Ebenso, wie Caleb es befürchtete. Aber er war kein rabiater Egoist, der sich ungeachtet der Gefahren nahm, was er wollte. Und das war der Grund, warum Madiha sich bereit für ihn fühlte. Für sein Sehnen, seinen Wunsch. Es schien sogar zu funktionieren, als er ihre Hüften packte und sie über sich schob. Madiha sah Caleb an, während er die Augen verschlossen hielt. Er war bereit, aber sein Kopf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Sie spürte, wie er sie senkte und sie spürte tatsächlich, wie er sich langsam vorschieben wollte. Das Gefühl war… seltsam. Seltsam im Sinne dessen, dass es eine lange Zeit her war, dass ihr jemand auf diese Weise nahegekommen war. Und es weckte unschöne Erinnerungen, die sofort ihren Verstand fluteten. Madiha aber rang diese nieder. Sie wollte das ja nicht für sich – sie wollte das für ihn. Wollte ihm etwas zurückgeben und das war nun mal das Einzige, was sie anbieten konnte. Das Mädchen hielt die Luft an, um zu spüren, wie weit er gehen durfte, bevor sie einschreiten musste. Doch so weit kam es gar nicht, denn der Dieb schüttelte mit einem Mal den Kopf und schob sie von sich hinunter. Madiha sah ihn entsetzt an und hob die Arme vor ihren blanken Körper. Hatte sie etwas falsch gemacht? "Bitte ... ich kann nicht. Ich bin noch nicht so weit. Ich ... brauche Zeit ... und ich brauche ... er muss dabei sein. Ich brauche Dunia." Sie schlug die Augen nieder und nickte stumm. Sie fühlte sich eigenartig und kam sich dumm vor. Einen Moment schiegen sie und keiner konnte den anderen ansehen. "Es tut mir leid. Ich kann noch nicht." Madiha schüttelte den Kopf. „Nein… nein… mir tut es leid, ich dachte…“, sie schloss die Augen und setzte sich neben ihn, ehe sie wieder auf das Wasser blickte. Die Stimmung war dahin. So gemütlich war es auf einmal nicht mehr im Wasser und ihr wurde tatsächlich kühl. Madiha’s Herz klopfte. Irgendwie schämte sie sich für ihr Tun. Und gleichzeitig war sie erleichtert, dass es nicht dazu gekommen war.

Sie spürte, dass das Thema nicht einfach abgeschlossen war für sie. Dass die Jahre des Missbrauchs, sie verwundbar gemacht hatten. Sie wollte Caleb nahe sein, aber mit einem Mal wusste sie gar nicht, ob sie das überhaupt konnte. "Ich wollte doch mit dir tanzen, Madi", murmelte er und sie sah auf. Dann lächelte sie flüchtig und schaute auf das Wasser zurück. "Vielleicht fangen wir erst einmal damit an. Wir gehen nach oben zurück und ziehen uns um. Und dann gehen wir ein Stück. Ich ... hab einen tollen Ort gefunden, wo es sich lohnen würde, dass du den Sternenhimmel wirbeln lässt." Erleichtert, dass er einen Vorschlag machte, schaute sie abermals auf und nickte deutlicher. Sie erwiderte den Griff seiner Hand und lächelte leicht. Ihr war das sehr unangenehm und sie war wirklich dankbar, dass er das Thema wechseln wollte. "Ich möchte nicht, dass der Tag ... so endet. Du sollst niemals wieder unglücklich sein, Madi. Schon gar nicht wegen mir." Eine feine Röte erreichte ihre Wangen. „Geht mir mit dir genau so… aber ich hab‘ nicht viel, was ich geben kann, damit du nicht unglücklich bist“, murmelte sie und seufzte leise. "Ich bin nicht unglücklich, wirklich nicht. Ich ... gib mir einfach noch Zeit, ja? Ich muss noch einmal mit Corax sprechen und ... und dann ...", sie sah auf und lächelte leicht aber auch unsicher. Konnte sie das wirklich? Madiha erkannte in sich ein Problem, das sie bisher nicht beachtet hatte, weil es nicht relevant gewesen war. Jetzt wurde es hervorgeholt und sie würde sich damit auseinandersetzen müssen. "Einen Schritt nach dem anderen und mir wäre erst einmal wirklich lieber, es wären Tanzschritte. Was sagst du? Kannst du ... die nötige Geduld für mich aufbringen? Ich will versuchen, dich nicht zu lange warten zu lassen. Weil ich dich liebe. Das darfst du niemals anzweifeln. Niemals." Madiha schloss die Augen und badete in seinen Worten. Es hatte mehr Gewicht für sie, wenn er ihre Heimatsprache benutzte. Und es tat ihrer unsicheren Seele gut, dass er es ihr immer wieder sagte. Dann aber öffnete sie die Augen und sah ihn aufrichtig an: „Mir musst du gar nichts recht machen.. Und wenn es bei Tanzschritten bleibt, dann tanze ich für immer mit dir!“, lächelte sie und holte tief Luft. Vielleicht musste er auch umso mehr Geduld für sie aufbringen… Oh, wenn sie nur ahnen könnte, ob sie jemals bereit wäre nicht nur aus Pflichtgefühl einen Schritt weiterzugehen. Nicht nur aus Zuneigung heraus, um dem Gegenüber etwas zu ermöglichen, was er sich wünschte… Madiha erhob sich, dass das Wasser an ihr herabkleckerte. Sie fror augenblicklich und schützte sich mit ihren Armen, ehe sie das Becken verlassen wollte.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Juli 2023, 16:08

Madiha konnte sich glücklich schätzen, denn sie kannte Caleb. Sie kannte ihn wie niemand sonst auf Celcia. Seine Eltern hatten sein Erwachsenwerden nicht erlebt und wussten nicht, was aus ihm geworden war. Dafür war ihr seine Kindheit verwehrt geblieben, aber er hatte sich ihr geöffnet. Er hatte davon erzählt und es fühlte sich dadurch an, als wäre sie schon immer ein Teil von ihm gewesen. Was darüber hinaus aber sowohl Privileg wie Bürde sein konnte, war, dass sie auch seine Schattenseiten zu Gesicht bekam. Ein jeder Mensch besaß sie und die meisten versteckten, was von niemandem jemals an die Oberfläche geholt werden sollte. Sie versteckten es manchmal sogar vor sich selbst. Ein Schutzmechanismus, um seine Seele nicht mit der bitteren Wahrheit zu konfrontieren, dass man sich selbst belog, Angst hatte oder die glanzvolle Welt, durch die man sich bewegte, im Grunde nur ein goldener Käfig war. Manche versteckten ihre Geheimnisse aus eben jener Angst, andere aus Scham und wieder andere, weil sie niemanden hatten, dem sie sie zeigen konnten, um vielleicht ein wenig Verständnis für ihr Handeln zu erhalten. Madiha konnte sich glücklich schätzen, denn Caleb verbarg nichts vor ihr, wie es schien. Er öffnete sich ihr, ganz unverblümt und ehrlich, weil zwischen beiden ein ungemeines Gut entstanden war, das man mit Gold nicht aufwiegen konnte. Caleb vertraute Madiha. Er vertraute ihr sogar so sehr, dass er nicht einmal Mut aufbringen musste, um ihr zu sagen, wenn ihm etwas nicht gefiel. Wobei sein Körper sich durchaus auf das möglich Bevorstehende freute. Er reagierte auf die Weichheit der fremden Schenkel und den Duft der feuchten Haut. Er ließ sich locken von den Fantasien, die er im Grunde noch nicht kannte und die deshalb nur umso reizvoller waren. Madiha spürte schon, wie Caleb im Begriff war, ihren Körper zu erobern. Es würde viel Zeit brauchen und sie müsste sich extrem entspannen, ihn am besten dann in sich aufnehmen, wenn sie tief einatmete und anschließend den Schmerz ausatmen, damit er nicht bemerkte, dass es vielleicht doch wehtat.
Sie war bereit dazu, aber es sollte nicht soweit kommen. Caleb schaffte den Sprung nicht. Er konnte nicht aus seinem Kopf verbannen, was böswillige Worte mit schärferer Schneide als jedes Schwert ihm in sein Denken gestochen hatten. Sie steckten dort fest und schienen unverrückbar. Er hatte Angst, die er nicht abschütteln konnte und er konnte Madiha nicht glauben, so sehr er es wollte. Er brauchte Corax. Nein, ihm würde er ebenfalls nicht glauben können. Er brauchte eine Expertin. Er brauchte Dunia, die ihm mit ihrer klaren Sachlichkeit, der strengen Ruhe und vielleicht sogar einem leicht abfälligen Blick geheimer Zuneigung erklären würde, dass es Möglichkeiten gäbe. Oder die ihm unmissverständlich mitteilte, dass es niemals zu einer Vebrindung zwischen ihm und Madiha kommen könnte - oder jeder anderen Frau Celcias, die nun einmal keine Elefantenkuh wäre. Vielleicht sollte er schon einmal nach einer üppigen Trollfrau Ausschau halten oder nach einer Orkin. Da Andunie nun unter dunkler Regierung stand, wären die Chancen gut, eine vollbusige, grüne Nicht-vollends-Hässlichkeit zu finden, die für ihn ihre strammen Orkschenkel öffnete, damit er sich in ihrer Höhle einrichten könnte. Allein die Vorstellung jagte Schauer über den Rücken, wenn man nicht selbst ein Ork war oder eine Schwäche für Frauen dieses Schlages besaß. Durchaus legitim und nichts, worüber irgendjemand sich ein Urteil bilden sollte, aber Calebs Geschmack traf es nun einmal nicht. Er wollte keine Orkfrau, nur weil sie mit ihm fertig werden könnte. Er wollte Madiha.
Dass es so war spürte sie deutlich, aber es erregte sie dieses Mal nicht allzu sehr. Sie versuchte, die Bilder zu verdrängen, die aus ihrer Vergangenheit emporstiegen, doch Calebs enorme Größe fühlte sich zu präsent an. Vor Madihas Augen blitzten die fetten, schwitzigen Leiber versoffener Adliger auf. Sie sah Khasib, der kurz zuvor mit voller Absicht in einen der Blumenkübel urinierte und dann mit tropfendem Gemächt auf sie zukam, um ihren offenen Mund zu fordern. Sie hörte die Schreie anderer, neuer Zugänge, welche ... "eingeritten" werden mussten wie es bei Kamelen üblich war. Sie sah große Hände, die sie für ihren Widerstand prügeln und ihr dann die Beine mit Gewalt öffnen wollten. Sie erinnerte sich an den Schmerz, der nur durch die fortwährende Grobheit diverser Männer irgendwann endlich betäubt wurde. Sie erinnerte sich, dass eine der Haremsdamen ihr ein Kräutermittel anrührte, das sie zur Sicherheit ab sofort trinken sollte, damit Khasib ihr kein ungewolltes Kind aus dem Schoß schnitt und sie danach verbluten ließ.
Das Gewitter aus Erinnerungen nahm ein jähes Ende, als Caleb sie von seinem Schoß hob und neben sich setzte. Der Stein unter ihr war nicht minder hart als ihre vorherige Sitzgelegenheit, aber seine Form würde nicht in sie vordringen. Nichts würde ihr wehtun ... sie zerreißen ... ihre Seele brechen... Caleb konnte ihr nicht glauben, so sehr er es wollte. Das wusste sie nun, denn diese abgrundtiefen Bilder, die nichts mit ihm zu tun hatten, hinterließen einen bitteren Beigeschmack. Sie formten Ideen, pflanzten sie in den Saatboden von Madihas Verstand und versuchten, Angst heranzuzüchten. Angst, dass es doch wehtun könnte. Dass Caleb eines der Gesichter werden könnte, die sie eben so erschreckt hatten. Warum sollte es bei ihm anders sein, nur weil er sich die Zeit nähme? Dann würde es doch erst recht lang schmerzlich werden! Nein, sie durfte diesen gefahrvollen Gedankenszenarien nicht nachgeben! Er kümmerte sich um sie. Das hatte er immer getan und würde damit nicht aufhören. Er tat es doch auch jetzt, auf Kosten seines eigenen Glücks. Er litt ... auch für sie.
Mit klopfendem Herzen saß Madiha neben ihm im Wasser. Es fühlte sich plötzlich nicht mehr angenehm oder warm an. Dafür wuchs ihr Verständnis, weshalb es für ihren Dieb mehr Zeit brauchte. Ihr hatte man körperlich wehgetan. Ihre Bilder waren mit Schmerz verbunden, aber die seinen? Worte blieben länger im Gedächtnis als Narben auf der Haut. Sie verletzten intensiver als düstere Bilder im Kopf. Bilder schnitten wie Messer, aber Worte waren Gift. Sie befielen mit der Zeit alles, bis man daran starb.
Madiha würde sich eingestehen müssen, dass sie gerade trotz aller Liebe für Caleb erleichtert war, dass er seinen Trieben nicht nachgegeben hatte. Sie hatten beide an dem Moment zu knabbern, verharrten eine Weile still im Wasser, aber auch Stille konnte zum Feind werden. Caleb legte den inneren Kampf beiseite. Er tauschte ihn gegen einen anderen aus. Er kämpfte nun gegen die Stille und den Trübsal an ... und er gewann.
Sein Vorschlag, den Abend mit einem Tanz zu beenden, war der Versuch, die Düsternis zu vertreiben. Richtig, nicht alles am heutigen Tag war schlecht gewesen. Madiha hatte sogar den Regen genossen, obwohl viele über das Wetter schimpften. Sie hatte Caleb in Aktion gesehen und sofort den Nervenkitzel gespürt, den seine Fassadenklettertei mit sich brachte - obwohl er nun gesucht werden könnte. Sie hatte jemanden in den Straßen getroffen, der Corax zum Verwechseln ähnlich sah und dessen bloße Existenz sie anspornte, mehr über ihn herausfinden zu wollen. Und sie hatte wunderschöne Dinge erhalten, die ihr ganz allein gehörten. Sie würde all die Kleider, die Stiefel und vor allem das nachtblaue Sternengewand mit niemandem teilen müssen. Das waren ihre Sachen, von Caleb gekauft, weil er sie liebte und ihr eine Freude hatte machen wollen. Es war nicht alles unglücklich, was heute geschehen war. Auch das Badehaus an sich war einfach nur wundervoll. Vielleicht könnten sie bei Zeiten bessere Erinnerungen hier formen. Für heute sollte es genügen. Sie musste nach vorn sehen, Calebs Vorschlag annehmen. Er wollte tanzen und sie sollte dabei den Nachthimmel tragen. Sie würde noch schöner damit aussehen, wenn er sie über den Boden wirbelte und die Sternchen ihres Kleides in seinen Augen aufblitzten. Caleb wollte den Abend gut enden lassen. Das musste nicht mit seiner körperlichen Befriedigung einhergehen. Er wollte den abend nämlich für sie beide zu einem fröhlichen Abschluss schicken. Er dachte an seine Madiha. Er kümmerte sich um sie. Er wollte, dass sie glücklich war.
"Geht mir mit dir genauso ... aber ich hab' nicht viel, was ich dir geben kann, damit du nicht unglücklich bist."
"Aber du überschüttest mich doch jedes Mal mit so viel Glück, wenn du mich ansiehst. Dein Lächeln, Madi, legt mir allen Reichtum zu Füßen, den ich mir vorstellen kann." Caleb neigte sich vor. Er mochte ob seiner Unerfahrenheit und Furcht vor seiner Größe gewisse Schwellen noch nicht überschreiten können, aber vor dem Küssen zeigte er keinerlei Scham mehr. Er genoss es. "Ich bin der reichste Wüstendieb, denn vor mir liegt der größte Schatz Celcias." Er stahl einen winzigen Teil davon von ihren Lippen. Den Rest wollte er sich für später aufheben. Vor allem aber bemerkte er, dass Madiha leicht fröstelte. Da kippte ein absurder Schalter. Wenn es nämlich darum ging, ihr näher zu kommen, war er immer sehr nervös und aufgeregt. Dann versteifte er sich im wahrsten Sinne des Wortes und das Blut schaffte es irgendwie, sich an zwei Stellen seines Körpers zu sammeln. Ging es allerdings darum, Madiha vor irgendetwas zu schützen, existierten diese Hemmschwellen nicht. So legte er ihr seinen Arm um, wärmte sie mit seinem Körper, als sie gemeinsam das Becken verließen. Seine Aufregung hatte sich gelegt und falls Madiha einen flüchtigen Blick nach unten warf, konnte sie noch immer die enorme Größe erkennen. Auch im erschlafften Zustand war sie ... beeindrucken. In kälteren Regionen wäre sofort der Begriff des Kniestrumpfes gefallen, aber als Wüstenmädchen käme ihr ein solches Kleidungsstück nicht in den Sinn. In Sarma verglich man lieber mit Schlangen. Zum Glück wies Caleb keine Schuppen auf, obwohl sie bestimmt ebenso schön blaugrün geschimmert hätten wie seine Augen ... oder die Mosaikwände, nachdem sie beide nach dem Umziehen erneut durch die Gänge des Badehauses schritten. Der Mann vom Empfang musterte sie knapp und ohne Wertung, wünschte ihnen noch einen schönen Abend und dann ging es zurück hinauf in die eigentliche Akademie.

Mit dem Badehaus ließen Caleb und Madiha auch dessen idyllische Ruhe hinter sich. In den Korridoren herrschte plötzlich regeres Treiben als bislang. Die Unterrichtseinheiten fanden gerade ein Ende. Es zog die Studenten aus den Lehrräumen in Richtung der eigenen Privatgemächer, zur Bibliothek der Akademie oder aber in den gemeinschaftlichen Speisesaal, denn offenbar wurde auch bereits Essen verteilt. Aus einer Ecke des Instituts roch es nach gegrillten Meeresfrüchten.
"Wir essen außerhalb", sagte Caleb. "Gib mir nur etwas Vorbereitungszeit. Außerdem muss ich Corax finden. Ohne ihn wird das nichts." Caleb brauchte den Raben aber ziemlich oft. Denn jetzt ging es doch nur um den Plan, gemeinsam zu tanzen ... und offenbar zu essen. Wie gut konnte Corax kochen? Madiha hatte davon bisher nichts mitbekommen, aber vielleicht beherrschte er ja die Gestalt eines talentierten Suppenmeisters, der ihnen eine wunderbare andunische Mahlzeit kredenzen würde. Ob er auch ein Bäcker sein konnte? Madiha war noch immer nicht dazu gekommen, einen Apfelkuchen zu probieren. Caleb schob sie zur Treppe, die zu ihrem gemeinsamen Zimmer führte, wenn man dem Korridor nur lang genug folgte. "Wir ziehen unsere besten Sachen an. Für dich heißt das, dass ich das schöne Kleid mit den Sternen an dir sehen möchte." Er klang plötzlich sehr aufgeregt, aber auf eine lebhafte Weise. Seine Nervosität hatte er im Badehaus gelassen und so gefiel er Madiha sicherlich um Längen besser. Gemeinsam zu essen und zu tanzen spornte ihn an. Er grinste sogar, wenn auch nur mit den Augen, aber sie kannte das Funkeln über den Fjorden. Der Dieb heckte etwas aus. Seiner Laune nach zu urteilen, würde es erneut eine Sache sein, die Madiha nicht erwartete. Erneut etwas, das sie glücklich machen würde? Wie viele dieser Dinge hatte Caleb noch in seinem Andunie versteckt?
"Am besten wirfst du anschließend noch einen Mantel über", plapperte er weiter, als sie dem Gang folgten. "Wir werden ein Stück weit gehen müssen. Ich hab ... oh, ich muss Corax finden. Entweder führt er dich hin und ich bereite alles vor oder umgekehrt. Es soll fertig sein, wenn du eintriffst und ... Corax?"
Vor ihnen, in der Mitte des Ganges, stand eine schlanke, aber durchaus trainierte Gestalt. Die Statur kannten sie beide und man musste nicht erst den fehlenden linken Arm bemerken oder den Umhang aus schwarzen Federn, um zu wissen, wer es war. Er stand vor der Tür zu ihrem Zimmer, starrte sie offensichtlich an und rührte sich nicht, als sein Name durch den Gang wanderte. Sein Federkleid flatterte ein wenig auf, wie von einem Wind aufgebauscht, aber nur am unteren Saum. War es länger geworden? Nein, die Federn hingen nach wie vor bis knapp zu seinen Fußknöcheln, aber es hatte sich verändert. Der Umhang wirkte voluminöser, vor allem bei den Schultern. Es sah so aus, als trüge Corax unter diesem geballten Federbesatz versteckte, schwarze Schulterplatten, die ihn zumindest oben herum breiter erscheinen ließen. Doch was wirklich sofort ins Auge fiel, waren seine fehlenden Augen. Wo steckte das Rubinrot? Wo waren die Edelsteine? Offenbar noch an ihrem Platz, aber verborgen unter einem ...
"Ist das ein Helm aus Gefieder?" Auf Calebs Frage hin drehte Corax endlich den Kopf. Er blickte in ihre Richtung, obwohl sie seine Augen nicht erkennen konnten. Diese waren verborgen unter etwas, das Caleb sehr treffend bezeichnet hatte. Von der Nasenwurzel aus zogen sich Stränge schwarzer Federn über sein oberes Gesicht, umrahmten den Kopf und ließen nur die Spitzohren, sowie einen Teil der nebelkrähenschwarzen Haare hervorlugen. Die Federn wuchsen dann wie ein langer Borstenschweif bis über den Hinterkopf entlang und hinein in seinen Umhang. Einige wenige stellten sich auf, bildeten einen gefiederten Kamm der Aufmerksamkeit, als Corax seine Freunde musterte. Von seiner Nasenwurzel aber zog sich auch - und das war noch ungewöhnlicher - ein Schnabel wie ein spitz zulaufendes Vordach über seine Nase. Er war schwarz und glanzlos, aber gewiss scharf genug, um jemandem die Augen auszupicken. Wenn Corax' Federgewand das Leid war, das er trug, so bündelte es sich nun gezielt dort vorn im Schnabel, verhärtete ihn und machte ihn messerscharf. Es war eine andere Form von Leid. Es war das, was entstand, wenn ein Tier litt. Ein in die Ecke gedrängtes Tier, das seinem Leid entkommen wollte und alles riskierte, um sich einen Weg ins Freie zu hacken. Es würde Klauren und Zähne einsetzen, um das zu erreichen, ungeachtet eigener Verletzungen. Corax Federschnabel stob nach vorn, als er sich in Bewegung setzte. Er steuerte direkt auf Madiha zu. Alarmiert stellte Caleb sich ihm in den Weg, aber der Rabe hielt bereits zuvor an, um vor ihnen wie ein schwarzer Ritter auf ein Knie niederzugehen und den Kopf zu senken.
"Herriiiiiinn!", krächzte er, aber es klang nicht so rabenhaft wie sonst. Etwas Quirliges spielte in seiner Stimme mit. Etwas Bezauberndes, das zu Späßen und Schabernack bereit war, aber durchaus auch böse Scherze im Sinn haben konnte. Corax bemerkte es selbst. Er zuckte zusammen und hob den Kopf an. Auch wenn man nun seine Augen nicht sehen konnte, so war klar, dass er sie an Caleb vorbei auf Madiha richtete. "Kleine Herrin", wiederholte er den Gruß. "Bitte, gibt mir eine Aufgabe. Irgendetwas zu tun, ganz gleich was. Ich warte schon seit einer Ewigkeit auf deine Rückkehr."
"Was ist passiert, Corax?"
Er drehte den behelmten Kopf und spähte offensichtlich zu Caleb hoch. Dann erhob er sich, damit beide Männer einander ansehen konnten. Corax war nur etwas kleiner als der Dieb, aber mit den aufgestellten Kammfedern überragte er ihn jetzt. Sie flirrten leicht, als er den Kopf schüttelte. "Meine Azura ... sie ... Kjetell'o ist nackt und beide liegen in einem Bett." Er wirkte nicht erbost und auch nicht erschüttert. Ihn erfasste nur eine tiefe Traurigkeit. Trotzdem versuchte er zu lächeln. "Sie wurden gemeinsam dort hineingelegt, aber man fand Kjetell'o schon so ... so nackt. Und Azura lag bewusstlos im Gang." Nach einer ganz knappen Pause fügte Corax an: "Sie sind unversehrt. Sie schlafen. Ich kann erst zu ihnen, wenn sie wach sind, sie ... stehen unter Arrest. Ich muss diese Sache klären, aber ..." Sein gesamter Rücken raschelte, als ein Zucken durch das Gefieder ging. "Bitte, gebt mir etwas zu tun. Ich..." Er sah in Madihas Richtung. "Ich will nicht warten müssen. Das ... halte ich nicht aus."
In manchen Menschen wurde Angst geschürt, weil man sie körperlich misshandelte. Anderen wurde sie durch Worte eingepflanzt und wieder andere schufen sie selbst, weil sie mit Unsicherheit kämpfen musste, wo einfach Antworten alles vertreiben könnten. "Bitte, kleine Herrin. Ich werde alles tun. Vertreibt mir nur irgendwie die Zeit."
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 29. Juli 2023, 08:16

Es war nicht mal traurig gemeint gewesen, dass sie Caleb nichts zu bieten hatte. Für Madiha war das ein Fakt und sie sah es so. Auf ihrer Habenseite stand nicht viel und doch wollte sie, dass er nicht unglücklich würde. Es war als Versprechen zu sehen, dass sie stets ihr Bestes geben wollte, um ihm zu zeigen, dass sie dankbar war für seine Liebe. "Aber du überschüttest mich doch jedes Mal mit so viel Glück, wenn du mich ansiehst. Dein Lächeln, Madi, legt mir allen Reichtum zu Füßen, den ich mir vorstellen kann.", sie errötete. Das waren viele, schmeichelnde Worte und ließen sie tatsächlich unwillkürlich wieder strahlen. Sie ließ sich küssen und schloss die Augen dabei. Nein, ihr könnte nichts geschehen, solange er diese Gefühle auf der Zunge trug. "Ich bin der reichste Wüstendieb, denn vor mir liegt der größte Schatz Celcias." Es war, als übergieße er sie mit einem warmen, weichen Nektar, der sich über sie stülpte, wie eine zweite Haut. Madiha strahlte unter seinem Blick und hätte das wohl nicht mal mit Hilfe ihrer Magie fertigbekommen. Sie genoss die sorglose Zwanglosigkeit, die auf einmal herrschte. Und sie genoss es, dass er sie in den Arm nahm und sie einander nahe sein konnten, ohne die Grenze zu überschreiten.
Das Mädchen hielt sich an seiner Hüfte fest und genoss einfach nur sein Selbstvertrauen dabei, ihr Wärme geben zu wollen.
Nachdem sie sich angezogen und die Stufen wieder hinauf in die Gänge der Akademie genommen hatten, stellte Madiha fest, dass hier reges Treiben herrschte. Neugierig beobachtete sie die unterschiedlichen Schüler und Lehrer und musterte hier und dort ihre Gesichter. Die Ruhe des wundervollen Bades würde gewiss demnächst vorbei sein. Sie konnte sich vorstellen, dass einige in ihren Pausen die traumhafte Kulisse aufsuchten, um sich darin zu entspannen. Dass die Séparées eher dafür gedacht waren, sich in Ruhe auszutauschen, ahnte das Mädchen nicht. Madiha kannte schließlich eher die Variante der körperlichen Unzucht, statt des geistige Austauschs.

Jetzt aber folgte sie Caleb, der mit einem Mal die Unsicherheiten abgelegt hatte und eher aufgeregt wirkte. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Dieb und wich dabei immer mal wieder einem Studenten aus, der manchmal recht kopflos vorabschritt und offenbar noch eilig ein paar Dinge zu erledigen hatte. Manche von ihnen steuerten auf die Mensa zu, sodass Madiha in sich hineinhorchte und ebenfalls Hunger empfand. “Wir essen außerhalb“, hörte sie Caleb sagen und hob die Augenbrauen. "Gib mir nur etwas Vorbereitungszeit. Außerdem muss ich Corax finden. Ohne ihn wird das nichts." Schon wieder Corax? Madiha’s Gesicht verriet, dass sie ein wenig Sorge hatte. Ob der Rabe sich nicht ausgenutzt vorkam? Corax schien Caleb helfen zu wollen- aber war es das auch? Oder gingen sie nur davon aus, weil er bereitwillig zustimmte?
Sie erreichten die Treppe, die sie zum Korridor zu ihrem Zimmer führen würde. "Wir ziehen unsere besten Sachen an. Für dich heißt das, dass ich das schöne Kleid mit den Sternen an dir sehen möchte." Madiha blickte Caleb an und wurde augenblicklich rot. Sie lächelte und schwelgte in der Erinnerung, wie der Nachmittag vor dem Baden verlaufen war. Was hatte sie nicht bereits für einen schönen Tag erlebt? Die kleineren und größeren Misserfolge, übersah sie jetzt mal ganz bewusst. Madiha wollte diesem Tag den nötigen Zauber lassen. Caleb und auch Corax hatten sich solche Mühe gegeben. Da durfte sie jetzt nicht zweifeln und düstere Gedanken hegen. Zudem sah sie das Funkeln in seinen Augen und konnte es nur erwidern. „Was hast du vor?“, fragte sie leise und schmunzelnd, erwartete aber nicht wirklich eine Antwort. "Am besten wirfst du anschließend noch einen Mantel über. Wir werden ein Stück weit gehen müssen. Ich hab ... oh, ich muss Corax finden. Entweder führt er dich hin und ich bereite alles vor oder umgekehrt. Es soll fertig sein, wenn du eintriffst und ... Corax?"

Die Euphorie nahm ein jähes Ende als die beiden Sarmaer im Korridor eine schlanke Gestalt stehen sahen. Madiha blieb überrascht stehen und blickte auf Corax, der scheinbar ihre Tür anstarrte. „Corax?“, fragte auch sie leise und schon runzelte sich ihre Stirn mit Sorgenfalten. Sie machte einen kurzen Schritt auf ihn zu, weil er nicht reagierte. "Ist das ein Helm aus Gefieder?" Jetzt erkannte auch Madiha das Äußere des Raben. Unsicherheit wallte in ihr auf. Corax wirkte vollkommen verändert, irgendwie… gelähmt? Dann krächzte er einen Laut, den sie nicht verstehen konnte und ihr sogar einen Schrecken einjagte. Madiha schluckte und plötzlich setzte er sich in Bewegung, zielstrebig auf sie zu. Madiha wich zurück und auch Caleb schien sich der Absichten des Raben nicht sicher sein zu können, sodass er sich vor sie schob. Doch er brach ab und drängte nicht weiter auf sie zu. "Kleine Herrin, Bitte, gib mir eine Aufgabe. Irgendetwas zu tun, ganz gleich was. Ich warte schon seit einer Ewigkeit auf deine Rückkehr."
"Was ist passiert, Corax?"
Der Rabe in dem Gewand aus Gefieder sah ihn scheinbar an. Madiha konnte nicht anders als zu starren. Ihr Herz klopfte, irgendwie war die Situation seltsam und beklemmend. "Meine Azura ... sie ... Kjetell'o ist nackt und beide liegen in einem Bett. Sie wurden gemeinsam dort hineingelegt, aber man fand Kjetell'o schon so ... so nackt. Und Azura lag bewusstlos im Gang. Sie sind unversehrt. Sie schlafen. Ich kann erst zu ihnen, wenn sie wach sind, sie ... stehen unter Arrest. Ich muss diese Sache klären, aber ..." Madiha runzelte die Stirn.
Caleb hatte sie gefragt, ob der Unterricht mit Kjetell’o so aussähe… Sie konnte das nicht bestätigen, aber er wäre nicht der erste Mann, der alles vergaß, wenn er Azura ansah. Madiha fühlte sich zwiespältig. Sie spürte, wie sie eine Wut auf Azura entwickelte. Sie musste nur Corax ansehen und wusste, dass er litt. Dass er das Leid nicht verbergen konnte und deshalb dieses seltsame Gewand trug. Das Mädchen der Wüste sah symbolisch dem Korridor nach als läge Azura am Ende dessen. Was auch immer da vorgefallen sein mochte, was auch immer Azura tat, am Ende litt nur einer. "Bitte, gebt mir etwas zu tun. Ich... Ich will nicht warten müssen. Das ... halte ich nicht aus." Sie schaute zu Corax zurück und presste die Lippen aufeinander. Am liebsten wäre sie zu Azura gegangen und hätte sie unsanft geweckt. Sie hätte sie ohne Gnade aufgefordert, das ganze aufzuklären! Wie konnte sie so sorglos – nach allem was gewesen war und vor allem Corax auch durchgemacht hatte – mit seinen Gefühlen umgehen? Madiha verstand es nicht… aber sie wurde wieder weicher und der Zorn über die Adelige verrauchte. Sie sah den Raben einen Moment an, dann zu Caleb. "Bitte, kleine Herrin. Ich werde alles tun. Vertreibt mir nur irgendwie die Zeit." Sie seufzte. In Madiha wuchs ein Gedanke heran, der nichts mit Azura zu tun hatte. Sie erinnerte sich an das Bad und die Dinge, die besprochen wurden. Sie schluckte. War jetzt etwa der rechte Zeitpunkt?? So wie er vor ihr stand? Sie fröstelte kurz.
„Ich würde mich… also vielleicht könntest du…“, sie holte tief Luft. „Würdest du mir helfen, Corax? Caleb möchte mir etwas zeigen und… ich könnte… kommst du mit mir, bitte?“, fragte sie mit einem feinen, roten Hauch auf den Wangen. „Ich brauche Hilfe beim Kleid…“, nuschelte sie kleinlaut und räusperte sich leise. „Aber Corax, nur wenn du willst.“, fügte sie zügig an, damit er lernt, auch zu äußern, wenn er etwas nicht wollte. Madiha stutzte innerlich… sie wollte ihm das beibringen? Sie?! Es war ironisch, denn gerade sie hatte vor kurzem in etwas eingewilligt, was sie gar nicht tun wollte… sie war eine Heuchlerin. Aber solange Corax dadurch erkannte, dass er frei war auch Dinge abzulehnen… heuchelte sie gern weiter.
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Re: In der Wasserakademie

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. Juli 2023, 15:54

Je weiter das Paar sich vom Badehaus entfernte, desto mehr wandelte sich ihre Stimmung wieder zum Besseren. Das lag zum einen an Calebs liebevollen Worten, die andere hinter vorgehaltener Hand als kitschiger Schleimerei bezeichneten hätten. Madiha aber kannte ihren Dieb und wusste, dass ihm das Herz direkt auf der Zunge lag. Er sprach aus, was er dachte, vor allem, weil seine Zunge schneller war als sein Verstand. Aber er verteidigte seinen Standpunkt auch, ebenso wie er Madiha vor jeder noch so kleinen Widrigkeit verteidigen wollte. Deshalb nahm er sie ohne jede Spurt von Verlegenheit in seinen Arm, als er sie frösteln sah. Deshalb schämte er sich nicht, obwohl sie seiner Nacktheit dann noch näher war als zuvor im Becken. Sein Beschützerinstinkt und sein gutes Herz siegten. Und das tat gut. Madiha tat es gut. Außerdem schien noch eine Überraschung auf sie zu warten. Caleb sprach davon, auswärts Essen zu gehen. Das bedeutete, er musste zumindest einen Standort dafür im Sinn haben. Einen, bei dem er wünschte, dass sie das wunderschöne Kleid trug. Gute Dinge warteten auf sie, die ihre unangenehmen Wahrheiten im Badehaus beiseite schieben würden, um den Tag als schöne Erinnerung ins Gedächtnis zu pflanzen.
Und dann stand Corax im Gang.
Sein Erscheinungsbild erschreckte Madiha bereits. Als der Rabe aber mit dem neu gebildeten, scharfen Schnabel seines Federhelms direkt auf sie zuhielt, fand sie sich für den Bruchteil eines Herzschlags in die Situation zurück versetzt, als er seine Hände um ihren Hals gelegt hatte, bereit sie zu erwürgen. Auch damals war Azura der Auslöser gewesen und wie sich nun herausstellte, schien sie zumindest involviert zu sein. Dass der Rabe Madiha dabei nicht ans Leben wollte, lag an ihrer Position als Unbeteiligte. Kjetell'o stand deutlich mehr im Mittelpunkt, vor allem die Tatsache, dass er nackt sein sollte. In Madiha kochte Wut empor, als sie Corax so sah. Wie konnte Azura ihm das antun? Wie konnte sie ihn so leiden lassen? Auch sie wusste um seine Vergangenheit. Er liebte sie, mehr als alles andere. Er wäre bereit Kriege zu beginnen, Schlachten zu schlagen, sich mit Dämonen, dunklen Herrschern und anderen Mächten anzulegen. Wer Corax erlebt hatte, zweifelte nicht daran, dass er es auch mit den Göttern aufnähme, nur um die Gunst seiner Azura zurückzugewinnen. Die Frage war aber auch, was hatte geschehen müssen, dass Kjetell'o in diese Situation geraten war. Madiha hatte den Elfen erlebt. Zwischen ihm und Azura war zwar irgendetwas gewesen - beide kamen sich immer wieder irgendwie nahe - aber wenn sie genau hinsah, so hatte Kjetell'o niemals diesen einen Schritt gemacht, den viele andere bei Azura versucht hatten. Er schaute sie an, er fragte immer wieder nach Einzelheiten ihrer Herkunft und Vergangenheit. Er berührte sie, doch irgendwie niemals so, dass man es unschicklich nennen konnte. Er schmeichelte ihr mit Wahrheiten, nicht mit schlüpfrigen Zweideutigkeiten. Was hatte passieren müssen, dass er nun nackt mit ihr aufgefunden worden war?
Was auch immer geschehen war, Corax litt gewaltig darunter. Doch er lernte dazu. Er ließ seiner Wut und seinem Leid keinen freien Lauf mehr, sondern reicherte sie bei sich an. Er war der Leidträger und er trug es deutlich nach außen. Aber vielleicht machte er das, weil ihm aktuell keine andere Wahl blieb. Azura und Kjetell'o unter Arrest? Nun, es würde sich klären und zwar zunächst durch andere. Wenn nicht einmal Corax zu beiden vorgelassen wurde, solange sie schliefen, hatten auch Madiha und Caleb keine Chance. Dann war es sinnvoller, sich um den Raben zu kümmern, denn der brauchte Hilfe. Er brauchte Ablenkung von seinen unsicheren Gedanken, vor der Ungewissheit, die furchtbare Szenarien malen konnte. Madiha hatte es doch erst selbst erlebt. Sie hatte geglaubt, Caleb wollte sie vorführen wie ein Stück Vieh. Aber es war ganz anders gewesen. Corax durfte nun auch nicht diesen düsteren Dämonen seiner eigenen Gedanken verfallen und Madiha sah sich nicht nur als seine Herrin in der Pflicht ihm zu helfen. In erster Linie half sie einem Freund.
Madihas Augen huschten zu Caleb. Dieser dachte ähnlich wie sie. Sie konnte es ihm ansehen und als er ihr zunickte, handelte das Wüstenmädchen. Tatsächlich ruckten Calebs Brauen empor, als sie sprach. Dann lächelte er. Offensichtlich hatte er eine ähnliche Idee im Sinn gehabt, als seine Begleiterin unter Drucksen erklärte, worum sie Corax bitten wollte.
"Ich würde mich ... also vielleicht könntest du ... Würdest du mir helfen, Corax? Caleb möchte mir etwas zeigen und ... ich könnte ... kommst du mit mir, bitte? Ich brauche Hilfe beim Kleid..."
Er nickte sofort. "Natürlich, kleine Herrin!" Er würde niemals Nein sagen, zu ihr nicht und zu Azura nicht ... und zu Caleb nicht. Noch nicht.
Deshalb setzte Madiha nach: "Aber Corax, nur wenn du willst."
Caleb verschränkte locker die Arme vor der Brust. "Eigentlich hatte ich vorschlagen wollen, dass du schon einmal zu ... diesem gewissen Ort gehst und die letzten Vorbereitungen triffst." Corax hob den Kopf. Er schaute Caleb an, ohne seine schönen Edelsteine zu zeigen. Er musste jedoch irgendwie sehen können, trotz des Federhelms. Dann nickte er, wusste offensichtlich mehr als Madiha. "Das werde ich nun erledigen und mich dort auch umziehen", setzte Caleb fort. "Belgeitest du Madi dann dorthin? Ich will sie nicht allein durch die Stadt ziehen lassen. Schon gar nicht, wenn sie wie eine Prinzessin aussehen wird. Und anschließend ... du bleibst ein Weilchen, in Ordnung?" Calebs Blick huschte kurz zu Madiha hinüber und wanderte dann zu Corax zurück. "Falls du das willst."
"Ich..." Corax erhob sich zurück auf beide Beine. Sein Gefieder raschelte, als er hin- und hergerissen einen Schritt zur Seite machte und wieder zurück.
"Ich weiß selbst nur allzu gut, worum ich dich bitte. Aber du bist der einzige, der mir helfen kann, Corax."
Langsam nickte der Rabe. "Ja", krächzte er und nickte erneut. Dann trat er an Caleb heran, ergriff dessen Hand mit seiner. Caleb legte ihm die andere darüber. Beide Männer schauten sich an. Plötzlich schob einige schwarze Federn sich zurück. Sie schwanden, dass Corax' Augen freigelegt wurden. Er betrachtete Caleb. Sie waren einander so nahe, dass sein Schnabel die Schläfe des Diebes streifte und dort einen haarfinen Schnitt hinterließ, der sich alsbald mit einem ähnlichen Rot füllte wie Corax' Augen.
"Ich ... habe vorhin schon zugestimmt, dir zu helfen. Ich werde es tun." Er löste sich vom Dieb, dessen Augen vor Danbarkeit so sehr funkelten, dass man glauben könnte, er würde sich gleich den nächsten Kuss rauben wollen. Doch der scharfe Schnabel hielt ihn auf und der feine Schmerz an seiner Schläfe erinnerte ihn daran, sich zurückzuhalten. Er berührte den Schnitt, betrachtete das Blut an seinen Fingern und drückte anschließend seinen Hemdsärmel dagegen. "Halb so wild", erklärte er seinen Freunden, ehe Panik ausbrechen konnte.
Corax drehte sich zu Madiha um. "Und ich helfe auch dir, kleine Herrin. Du wirst wundervoll aussehen in dem Kleid ... alles wird wundervoll." Selbst wenn sie nun den Hauch einer Lüge in seiner Stimme suchte, wurde Madiha nicht fündig. Corax streckte ihr seine Hand hin, damit sie gemeinsam das Zimmer betreten könnten. "Ich bringe sie nachher zum Zielort", verabschiedete er sich von Caleb und der Dieb war es nun, welcher nickte. Danach machte er sich auf den Weg und zwar eiligen Schrittes. Es gab offenbar noch einiges vorzubereiten, wenn er sich so beeilte. Doch seine Schritte waren beschwingt. Er rannte fast. Nein, er flog! Was immer er und Corax ausgeheckt hatten, Caleb freute sich darauf.
"Alles wird gut. Hab Vertrauen", wiederholte Corax die Worte von früher, als er mit Madiha das Zimmer betrat. Es sah unverändert aus. Zwei Betten, dazu passende Schränke, Truhen an den Fußenden der Schlafstätten, Schreibtische für Studierende vor den beiden Fenstern. Es war jetzt dunkler im Raum, weil es noch immer regnete, als hätte Ventha das Meer in die Wolken gezogen, um es nun erneut auf Celcias Grund zu entlasen. Corax suchte zielsicher nach Zündhölzern, schritt dann die Lichtquellen ab und entzündete gleich mehrere Laternen. Mit der Helligkeit kehrte auch eine wamre Atmosphäre in den Raum ein. Der Rabe wandte sich den Paketen und Päckchen zu, die noch immer nicht fortgeräumt worden waren. Er suchte jene Verpackung heraus, die das Sternenhimmelkleid enthielt.
Dann trat er damit vor Madiha. Mit einer Ruhe, die sonst nur Kjetell'o zu eigen war, fragte er: "Soll ich dich ausziehen, kleine Herrin oder möchtest du das allein tun?" Es klang so selbstverständlich, so ... simpel. Wenn es jetzt problemlos gelang, dann doch erst Recht, sollte Corax in Dunias Gestalt vor ihr stehen. Aber dann wäre noch die Frage zu klären, ob Madihas dürrer Körper eine Größe wie Caleb jemals würde in sich aufnehmen können. Das spielte hier und jetzt keine Rolle. Noch nicht.
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