Flucht aus Andunie
Verfasst: Donnerstag 11. August 2011, 21:34
Er war müde. Seit Stunden marschierte er die Küstenregion der Stillen Ebene entlang gen Süden. Genau genommen marschierte er seit mehr als zwei Wochen gen Süden. Zu seiner Linken die unendliche Weite des Sonnenmeeres. Zu seiner Rechten ... die schier unendliche Weite der Stillen Ebene. Starold blickte zum Himmel. Zumindest das Wetter schien auf seiner Seite zu sein. Auf der Flucht vor der dunklen Armee hätte er eine Sache so absolut nicht gebrauchen können: sengende Hitze. Mittlerweile war die Zeit des Übergangs angebrochen und die Tage wurden kühler. Zugleich bewegte er sich immer weiter in Richtung des Urwalds Kapayu, was dazu führte, dass er die meiste Zeit von eher gemäßigtem Klima begleitet wurde. Der immer wieder einsetzende Nieselregen war zu verkraften.
Vier Tage war es nun her, dass sein Mentor Gorin Goldkarren den Erschöpfungen der beschwerlichen Flucht erlegen war. Seit vier Tagen marschierte Starold Maleynn, einziger Überlebender einer einst stolzen Patrizierfamilie, alleine in Richtung Süden. Immer die Küste entlang. So dauerte es zwar um viele Stunden länger, bis Starold den – vermeintlichen – Schutz der Wälder nutzen konnte, dafür war es hier einfacher an Nahrung zu kommen. In der Morgendämmerung wimmelte es hier nur so vor Krabben. Und gegebenenfalls war es zumindest begrenzt möglich Schutz vor feindlichen Augen zu finden. Dies war Gorins Idee gewesen. Eine Flucht im Zentrum der Stillen Ebene hätte den Vorteil gehabt, relativ bald den Neldoreth zu erreichen. Allerdings gab es hier keine Bäume oder Felsmassive, die ein auch nur ansatzweises Verstecken ermöglicht hätten. Auch die Suche nach Nahrung würde sich als schwierig gestalten, waren doch weder Gorin noch Starold in der Kunst des Jagens ausgebildet. Das Meer im Osten bot hier bedeutende Vorteile. Im schlimmsten Fall könnte Starold ins Sonnenmeer flüchten und hoffen, nicht von einer vorbeiziehenden Rotte Orks oder Dunkelelfen gesehen zu werden. Und natürlich konnte er hoffen, nicht von einem der schrecklichen Wesen, die das Sonnenmeer bewohnten, gefressen zu werden. Und eine der Dutzenden Krabben konnte selbst Starold einfangen.
Der Plan des Anduniers war es, so lange der Küste gen Süden zu folgen, bis er die Ausläufer des Urwalds Kapayu erreichte. Von diesem Punkt an würde er einen scharfen Knick nach Westen machen und dem Rand Kapayus folgen, bis er schließlich die Ausläufer des Waldes Neldoreth im Zentrum Celcias erreichte. Dann würde er weiter nach Westen ziehen, bis er endlich den Fluss Auwin erreichen würde. Der Auwin würde Starold – hoffentlich – nach Shyána Nelle zu den Elfen führen. Starold hoffte dass die gütige Herrscherin der Elfen dort ihm eine Eskorte zukommen lassen würde, die Starold heil und unbeschadet durch den gefährlichen Kapayu zu den Dunsthügeln brächten. Von dort wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis er endlich die Zwergensiedlung Rugta erreichte und Gorins Sohn die Kette, die ihm sein Mentor mitgegeben hatte, endlich übergeben könnte. Starold war es dem alten Zwerg schuldig. Gorin Goldkarren hatte Starold alles über den Handel beigebracht. Und er war verantwortlich für die liebste Beschäftigung des Anduniers: er hatte ihn in die Welt der Runenmagie eingeführt.
Starolds Gedanken schweiften von Gorin über Andunie hin zu seinen Eltern. Wieder musste er mit den Tränen kämpfen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie hatte Andunie fallen können? Wie war es dem verfluchten Gesindel möglich gewesen, die Stadt einzunehmen? WOZU hatten sie die Stadt plötzlich eingenommen? Und halb Celcia mit ihr! Es war sinnlos weiter darüber nachzudenken. Es war zu spät. Seine Eltern, Gorin, und vermutlich alle, die er kannte und die ihm am Herzen lagen, waren mittlerweile tot. Oder schlimmer: in den Händen der dunklen Armee. Starold wollte sich unter keinen Umständen vorstellen, was die Dunkelelfen und Orks mit den versklavten Anduniern anzustellen vermochten. Starold schauderte und griff nach einem seiner beiden Trinkschläuche. Er nahm einen kurzen Schluck daraus und schluckte das schal schmeckende Wasser hinunter. Regenwasser. Gelegentlich hatte er ein kleines Bächlein gefunden, das irgendwo in der Stillen Ebene entsprang und ins Sonnenmeer mündete. Starold Maleynn war heilfroh, wenn ihm so etwas passierte und er zumindest zwei oder drei Tage nicht von dem schalen Regenwasser zehren musste, dass er auffing wenn es wieder einmal nieselte. Immer wieder drehte er sich im Gehen um und ging sicher, dass sich am Horizont keine feindliche Patrouille zeigte. Dann richtete er seinen Blick wieder nach vorne und musterte von Osten her das Sonnenmeer, schaute weiter nach Süden und überprüfte schließlich den Westen. Diese Einsamkeit bedrückte ihn. Und doch empfand er es als Glück, völlig allein zu sein. Denn wen außer einen Feind würde er hier schon antreffen?
Und so marschierte er weiter. Er wollte noch sechs oder sieben Stunden marschieren, bevor er wieder eine Rast einlegte. Üblicherweise marschierte der Andunier die Nacht über bis etwa Mittag, um dann am Nachmittag zu schlafen und sich auszuruhen. Der Grund dafür war, dass er Angst hatte in der Nacht ein Feuer zu entfachen. Feinde könnten den hellen Schein erkennen und ihn gefangen nehmen. Ohne ein Feuer zu schlafen barg allerdings die Gefahr, in der Kühle der Nacht komplett auszukühlen. Deshalb marschierte er die Nacht durch, sammelte in der Früh am Strand Proviant ein und legte sich in der Nachmittagssonne, die relativ warm strahlte, schlafen. Durch seine braune Lederkleidung war er relativ gut vor Blicken geschützt – zumindest so lange die Blicke von mehreren hundert Metern Entfernung kamen. Bisher war Starold mit dieser Taktik relativ erfolgreich gewesen, auch wenn er nicht genau sagen konnte, wie lange er noch marschieren müsste, um endlich den Kapayu am Horizont auszumachen. Es würde wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Vier Tage war es nun her, dass sein Mentor Gorin Goldkarren den Erschöpfungen der beschwerlichen Flucht erlegen war. Seit vier Tagen marschierte Starold Maleynn, einziger Überlebender einer einst stolzen Patrizierfamilie, alleine in Richtung Süden. Immer die Küste entlang. So dauerte es zwar um viele Stunden länger, bis Starold den – vermeintlichen – Schutz der Wälder nutzen konnte, dafür war es hier einfacher an Nahrung zu kommen. In der Morgendämmerung wimmelte es hier nur so vor Krabben. Und gegebenenfalls war es zumindest begrenzt möglich Schutz vor feindlichen Augen zu finden. Dies war Gorins Idee gewesen. Eine Flucht im Zentrum der Stillen Ebene hätte den Vorteil gehabt, relativ bald den Neldoreth zu erreichen. Allerdings gab es hier keine Bäume oder Felsmassive, die ein auch nur ansatzweises Verstecken ermöglicht hätten. Auch die Suche nach Nahrung würde sich als schwierig gestalten, waren doch weder Gorin noch Starold in der Kunst des Jagens ausgebildet. Das Meer im Osten bot hier bedeutende Vorteile. Im schlimmsten Fall könnte Starold ins Sonnenmeer flüchten und hoffen, nicht von einer vorbeiziehenden Rotte Orks oder Dunkelelfen gesehen zu werden. Und natürlich konnte er hoffen, nicht von einem der schrecklichen Wesen, die das Sonnenmeer bewohnten, gefressen zu werden. Und eine der Dutzenden Krabben konnte selbst Starold einfangen.
Der Plan des Anduniers war es, so lange der Küste gen Süden zu folgen, bis er die Ausläufer des Urwalds Kapayu erreichte. Von diesem Punkt an würde er einen scharfen Knick nach Westen machen und dem Rand Kapayus folgen, bis er schließlich die Ausläufer des Waldes Neldoreth im Zentrum Celcias erreichte. Dann würde er weiter nach Westen ziehen, bis er endlich den Fluss Auwin erreichen würde. Der Auwin würde Starold – hoffentlich – nach Shyána Nelle zu den Elfen führen. Starold hoffte dass die gütige Herrscherin der Elfen dort ihm eine Eskorte zukommen lassen würde, die Starold heil und unbeschadet durch den gefährlichen Kapayu zu den Dunsthügeln brächten. Von dort wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis er endlich die Zwergensiedlung Rugta erreichte und Gorins Sohn die Kette, die ihm sein Mentor mitgegeben hatte, endlich übergeben könnte. Starold war es dem alten Zwerg schuldig. Gorin Goldkarren hatte Starold alles über den Handel beigebracht. Und er war verantwortlich für die liebste Beschäftigung des Anduniers: er hatte ihn in die Welt der Runenmagie eingeführt.
Starolds Gedanken schweiften von Gorin über Andunie hin zu seinen Eltern. Wieder musste er mit den Tränen kämpfen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie hatte Andunie fallen können? Wie war es dem verfluchten Gesindel möglich gewesen, die Stadt einzunehmen? WOZU hatten sie die Stadt plötzlich eingenommen? Und halb Celcia mit ihr! Es war sinnlos weiter darüber nachzudenken. Es war zu spät. Seine Eltern, Gorin, und vermutlich alle, die er kannte und die ihm am Herzen lagen, waren mittlerweile tot. Oder schlimmer: in den Händen der dunklen Armee. Starold wollte sich unter keinen Umständen vorstellen, was die Dunkelelfen und Orks mit den versklavten Anduniern anzustellen vermochten. Starold schauderte und griff nach einem seiner beiden Trinkschläuche. Er nahm einen kurzen Schluck daraus und schluckte das schal schmeckende Wasser hinunter. Regenwasser. Gelegentlich hatte er ein kleines Bächlein gefunden, das irgendwo in der Stillen Ebene entsprang und ins Sonnenmeer mündete. Starold Maleynn war heilfroh, wenn ihm so etwas passierte und er zumindest zwei oder drei Tage nicht von dem schalen Regenwasser zehren musste, dass er auffing wenn es wieder einmal nieselte. Immer wieder drehte er sich im Gehen um und ging sicher, dass sich am Horizont keine feindliche Patrouille zeigte. Dann richtete er seinen Blick wieder nach vorne und musterte von Osten her das Sonnenmeer, schaute weiter nach Süden und überprüfte schließlich den Westen. Diese Einsamkeit bedrückte ihn. Und doch empfand er es als Glück, völlig allein zu sein. Denn wen außer einen Feind würde er hier schon antreffen?
Und so marschierte er weiter. Er wollte noch sechs oder sieben Stunden marschieren, bevor er wieder eine Rast einlegte. Üblicherweise marschierte der Andunier die Nacht über bis etwa Mittag, um dann am Nachmittag zu schlafen und sich auszuruhen. Der Grund dafür war, dass er Angst hatte in der Nacht ein Feuer zu entfachen. Feinde könnten den hellen Schein erkennen und ihn gefangen nehmen. Ohne ein Feuer zu schlafen barg allerdings die Gefahr, in der Kühle der Nacht komplett auszukühlen. Deshalb marschierte er die Nacht durch, sammelte in der Früh am Strand Proviant ein und legte sich in der Nachmittagssonne, die relativ warm strahlte, schlafen. Durch seine braune Lederkleidung war er relativ gut vor Blicken geschützt – zumindest so lange die Blicke von mehreren hundert Metern Entfernung kamen. Bisher war Starold mit dieser Taktik relativ erfolgreich gewesen, auch wenn er nicht genau sagen konnte, wie lange er noch marschieren müsste, um endlich den Kapayu am Horizont auszumachen. Es würde wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.