Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Viele kleine und große Häuser reihen sich hier aneinander. Bunte Farben zieren die kahlen Wände und vor allem die Dächer. Mit diesen Farben symbolisieren die Magier ihren Rang und ihr Können in einer oder mehr Magiearten.
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Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Januar 2024, 22:32

Kyano kommt von Die große Bibliothek

Was auch immer seinen Zustand bestimmte, ob er träumte oder der Dunkelheit anheimfiel, irgendwann zerrte ein nervtötendes Geräusch an seinen Sinnen. Es war ein Klappern und unangenehmes Scheppern, als würde jemand mit Absicht immer wieder zwei harte Gegenstände aneinanderschlagen. Mit dem langsamen Erwachen, spürte Kyano auch immer mehr und mehr, wie sein Hinterkopf etwas ziepte, aber der klopfende, schwindelerregende Kopfschmerz war kaum noch da. Er fühlte sich tatsächlich regelrecht erfrischt, sobald er erstmal alle Sinne wieder beisammenhatte. Sobald er nicht nur hörte, sondern auch wieder in der Lage war zu sehen, fand er sich äußerst zügig zurecht. Tatsächlich war der Blick auf das, was ihn umgab eine regelrechte Ernüchterung. Er lag auf einer Sitzgarnitur, dessen Geruch ihm mehr als vertraut war. Er kannte das hier. Die Dekorationen, die Möbel, die Vorhänge... Er war… zuhause. Das enervierende Klappern und Scheppern kamen unweit seiner Position von der Frau, die ihm dort den Rücken zugewandt hatte und offenbar Geschirr spülte. Dabei ging sie nicht gerade zimperlich vor, sodass man Angst haben musste, dass das Geschirr heil blieb. Kyano lag auf der Sitzgarnitur im Wohnbereich seines Elternhauses und konnte von dort den Rücken seiner Mutter erkennen. Sie trug ihre Kleidung, die er seit Jahr und Tag von ihr kannte und sich wohl auch nicht mehr groß ändern würde. Ganz dem Stil der zyranischen Professoren angepasst, war auch sie eine verstaubte Magierin, die ihre Studien liebte und es in der Luftmagie zu etwas gebracht hatte. Sobald sich Kyano dazu in der Lage sah, sich aufzurichten, würde ihm allerdings doch noch etwas anderes auffallen. Etwas wollte nicht zum vertrauten Anblick dieser Räumlichkeiten passen: Seiner Position gegenüber hatte sich Kira in einem der Sessel zusammengerollt und schien zu schlafen. Ihr Kopf hing ungemütlich über die dünne Armlehne, während sich ihre Haare in sämtliche Richtungen verteilten.
Die Schöne atmete ruhig und tief, während sich Kyano wieder im Hier und Jetzt einfand. Ganz offensichtlich, hatte Kira den Luftmagier nach Hause begleitet und dafür gesorgt, dass er sicher und so lange wie nötig seine Beule am Hinterkopf auskurieren konnte. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm dann auch, dass es bereits gen Abend gehen musste, denn die Sonne sank bereits herab und seine Familie schien bereits gegessen zu haben. Zu seiner rechten befand sich der große Esstisch mit einer Sitzbank und Stühlen herum. Wie oft hatte er mit seiner Familie dort gesessen? Hatte mit ihnen durchaus auch Spaß gehabt? Doch jetzt fühlte sich das alles so weit weg an.

„Du bist wach!“, stellte seine Mutter fest, nachdem sie sich ihm zugewandt hatte und sich gerade die Spülfinger abtrocknete. Sie eilte um die Küchenzeile herum und legte achtlos das Handtuch beiseite. Dann trat sie an ihn heran und befühlte seine Stirn. „Mensch, wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, Kyano!“, reagierte sie warmherzig, wie er es kannte. „Heiler Marlos war bereits da und hat dir ein wenig Linderung verschafft“, erklärte sie und Kyano kannte den Lichtmagier gut, war er doch für sämtliche Kinderwehwehchen zu Rate gezogen worden. Offenbar hatte jener Heiler ihm die Kopfschmerzen nehmen können, was ein echter Bonus war. Aryetta jedoch musterte ihren Sohn prüfend und strich ihm dann ungefragt durch das wuschelige Haar. „Du siehst noch reichlich mitgenommen aus“, bemerkte sie und erhob sich kurz von dem Sofa. „Willst du etwas essen? Ich habe noch ein wenig Geflügel da und Erbsen aus dem Garten. Dein Vater hat sie angepflanzt, sie schmecken hervorragend!“, sprach seine Mutter weiter und eilte schon in die Küche, um ihm etwas aufzutun. „Was ist denn nur passiert?“ fragte sie daraufhin, füllte ihm einen Teller voll und stellte ihn an den Tisch.

Kira begann sich zu regen und wischte sich verschlafen über das Gesicht. Die Augen seiner Mutter fielen auf das Mädchen im Sessel und sie räusperte sich. „Sie hat dich mit Professor Federleicht hergebracht. Wer ist sie? Ich habe sie noch nie an der Universität gesehen? Stammt sie aus dem Lager vor den Toren?“, plapperte seine Mutter weiter und legte eine gewisse Neugierde an den Tag. Obwohl Kyano wusste, dass das nicht stimmte. Seine Mutter war nicht schlecht oder vernachlässigte ihn und seine Geschwister. Aber sie war auch stets mit den Geschicken innerhalb der Universität beschäftigt und versuchte nur irgendwie das Familienleben unter Dach und Fach zu bekommen. Es war nicht so, dass sie sich nicht für Kyano interessierte – bei weitem nicht – aber sie hatte halt schon immer viel zu tun. Auch deshalb war seine Nachbarin dann doch öfter eingesprungen früher. Seine Mutter füllte noch etwas Obst in eine Schale und stellte jene ebenfalls auf den Tisch. Dann folgten noch Becher und etwas Wasser, so wie Wein, bevor sie sich mit einem Seufzen auf der Bank niederließ, um Kyano beim Essen Gesellschaft zu leisten. Sie sah müde aus und gleichwohl lag in ihrem Blick eine gewisse Unruhe. Sie beide wussten, dass zwischen ihnen noch etwas in der Luft hing. Kira aber verhinderte noch für einen Moment, das Gespräch dazu. Sie gähnte herzhaft und streckte sich, bevor sie die Augen blinzelnd öffnete. Dann sprang sie auf und blickte Kyano wach an. „Du bist wach!“, stellte auch sie fest und wandte den Kopf, ehe sie sich auf die Unterlippe biss und Aryetta zunickte. „Entschuldigt“, murmelte sie und räusperte sich. „Ich bin eingeschlafen, ich wollte wach bleiben, aber…“, sie brach ab und kratzte sich den Arm. Aryetta aber lächelte gutmütig, bevor sie abwinkte. „Schon gut. Mein Sohn hat dann doch länger gebraucht zum Aufwachen, als wir erst angenommen hatten.“, antwortete sie und nickte Kira zu. „Du kannst dann jetzt gehen, damit ich mich mit meinem Sohn unterhalten kann.“, forderte sie Kira auf und jene zuckte zusammen. „Oh! Natürlich, ich… entschuldigt noch mal. Ich hatte gar nicht vor nun… hier…“, sie brach erneut ab. Offenbar hatten die beiden Frauen nicht richtig zueinandergefunden, während Kyano bewusstlos war. Die Schöne blickte zu dem Luftmagier und lächelte leicht. „Ich hoffe, es geht dir besser, Kyano. Ich habe Rubina Bescheid sagen lassen, dass du hier bist und … naja, sie bringt dir deine Sachen aus der Taverne her… du… weißt schon.“, erinnerte sie ihn daran, wo sie einander alle drei kennengelernt hatten. Er hatte seinen Seesack zurückgelassen, bevor sie zum Hospital gingen. „Oh! Rubina.“, lächelte seine Mutter und nickte.
Schon erhob sie sich und deckte noch für eine Person mehr ein. Als Professorin der Luftmagie hatte sie nicht viel mit der Feuerhexe zu schaffen, aber sie kannte die Rothaarige durchaus und wusste, dass Kyano und sie Freunde waren. „Danke, Kira für deine Mühe!“, sagte sie zur Weißhaarigen und jene nickte. Sie trat an Kyano heran und lächelte leicht. „Wenn du später reden willst, ich… warte draußen auf dich, in Ordnung?“, fragte sie und wirkte etwas unbeholfen dabei als wüsste sie nicht, ob er überhaupt noch erfahren wollte, was sie und der Professor herausgefunden hatten. Vielleicht wollte er es nun auch nicht mehr wissen, weil sein Heim ihn daran erinnerte, was er auch in Zyranus haben könnte? Und die Aussicht, dass Rubina herkommen wollte, dürfte ihn auch erfreuen – oder? „Es könnte etwas dauern, Kira.“, mahnte plötzlich seine Mutter und Kira wandte ihr den Blick zu. Die Schöne starrte einen Moment, dann aber nickte sie verstehend. „Natürlich… Ihr habt viel zu besprechen.“, räumte sie ein und seufzte leise. Ein schiefes Lächeln galt noch Kyano, bevor sie dann das Haus verlassen wollte. Seine Mutter beobachtete streng das Mädchen, bevor jener Blick auch Kyano traf. „Typisch, dass du zu so einem Gespräch, eine deiner Bettgeschichten mitbringst.“, kreidete sie ihm an, obwohl er doch bewusstlos hergebracht worden war. Aber vor dem Gespräch würde er sich nun wohl nicht drücken können – oder?
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Kyano » Samstag 13. Januar 2024, 14:43

Das Letzte, was er sah, ehe die Dunkelheit ihn umfing und ihm wenigstens die Schmerzen in seinem Sturschädel nahm, war ein wunderhübsches Paar grüner Augen, in das er am liebsten versunken wäre. Leider knipste man ihm stattdessen die Lichter aus, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, davon zu träumen. Hätte er zumindest gerne getan, wenn er die Macht darüber gehabt hätte. Hatte er aber nicht und so war es nichts als finster und still um ihn herum. Wo war er? Was war er?
Nichts, so absolut gar nichts war für ihn greifbar, bis... bis allmählich ein sich arhythmisch wiederholendes Geräusch durch all die Schwärze zu dringen vermochte. Es war unangenehm, irgendwie auch bekannt und vor allem lästig, sodass er sich nur zu gerne die Ohren zugehalten hätte, um es auszusperren. Da war ihm ja diese immerwährende Stille noch lieber! Doch es gelang ihm nicht. Stattdessen begann sich die Finsternis um ihn herum zu lichten und der Grund für seinen Zustand allmählich in sein Gedächtnis zurück zu kehren. Nicht so intensiv oder gar niederschmetternd wie zuvor, allerdings dennoch als leise Mahnung im Hintergrund vorhanden.
Kyanos Miene verzog sich vor Qual, ob wegen des Umstands des Erwachens oder der Geräuschkulisse, die letzten Endes dafür gesorgt hatte, blieb ungewiss. Auch gab er ein leises, unmännliches Ächzen von sich, das er anfangs gar nicht mit sich selbst in Verbindung brachte.
Erst nach und nach sortierten sich seine Gedanken und kamen damit langsam wieder in die Gänge. Schließlich war er soweit zurück gekehrt, dass es ihm gelang, blinzelnd die Augen zu öffnen. Anfangs starrte er nur über sich gegen eine Decke, bis sich seine Sicht schärfte und er über sich Holz mit einer bekannten Maserung erkannte.
Seine Augenbraue hob sich ein wenig zweifelnd an, bis er Sekunden später feststellte, dass er sich nicht geirrt hatte, ihm seine Sinne keinen Streich spielten. Noch immer den Blick nach oben gerichtet, fingen seine Hände an, sich abzutasten. Dabei stellte er fest, dass er Kleidung trug, wenn auch kein Schuhwerk, wie seine wackelnden Zehen erkannten, und trotzdem zugedeckt worden war.
Als ihm das klar war, fuhren seine Finger über die nähere Umgebung, über weiches Material, das leise bei dieser Berührung knisterte, und sich über einen nachgiebigen Untergrund spannte. Endlich wagte er es, seinen Kopf ein wenig zu drehen und hatte die Rückenlehne eines Sofas direkt vor sich, das er wirklich viel zu gut kannte.
Lautlos seufzend schloss er noch einmal die Augen und versuchte herauszufinden, was er von dieser Erkenntnis halten sollte. Er kam nicht drauf, als hob er seine Lider erneut an und drehte den Kopf auf die andere Seite. Dort konnte er mehr von jenem Raum erkennen, den er seit seiner Geburt kennen gelernt und immer wieder aufs Neue erkundet hatte.
Hatte er geträumt? War sein Rauswurf aus der Universität nichts weiter als ein Alpdruck gewesen? Wobei... dann wäre die Wirklichkeit auch nicht sonderlich besser, schließlich müsste er dadurch wieder in die verstaubten Hallen zurück kehren. Zwar hätte er dabei Rubina wieder an seiner Seite, aber dafür wäre Kira...
Ein feines Lächeln huschte über seine Lippen, als er die schöne Weißhaarige mit den grünen Augen entdeckte. Sie saß zusammengerollt auf dem Lieblingssessel seines Vaters und schlief selig. Wäre er in einer anderen Verfassung gewesen, wäre er jetzt aufgesprungen und hätte sie seinerseits fast schon romantisch liebevoll zugedeckt. Es juckte ihn sogar in den Finger. Jedoch hielt ihn der Umstand, dass er sich in seinem Elternhaus befand und keinen blassen Schimmer hatte, wie er dort hin gekommen war, vorerst davon ab. Stattdessen spürte er lediglich ehrliche Erleichterung darüber, dass diese Begegnung kein simpler Traum gewesen war.
Zugleich wurde ihm noch etwas anderes klar, etwas, das mit dem lästigen Geräusch zu tun hatte, das noch immer nicht verstummt war. Geschirr... jemand hantierte in der Küche mit dem Geschirr herum und das alles andere als leise. Und dafür kam nur eine Person infrage, denn seine Schwestern waren um einiges behutsamer.
Einen kurzem Moment lang presste er die Lippen aufeinander und überlegte ernsthaft, ob er sich wieder bewusstlos stellen sollte, um abzuwarten, bis seine Mutter fertig und gegangen wäre. Da er aber annahm, dass dies nicht funktionieren würde, beschloss er, es lieber gleich hinter sich zu bringen. Am besten noch, ehe seine Begleitung aufwachen und etwas davon mitkriegen könnte.
Also raffte er sich auf und brachte sich in eine sitzende Position, in Erwartung, dass ihm erneut schwindelig werden würde. Zu seinem positiven Erstaunen war dem nicht so und sein Kopf protestierte tatsächlich fast gar nicht dagegen. Das erleichterte ihn, denn es wäre peinlich, wenn er innerhalb kürzester Zeit noch einmal so unmännlich umkippen würde.
Vielleicht war es unter diesen Umständen doch nicht so erfreulich, dass Kira noch hier war. Er hatte sich vor ihren Augen bis auf die Knochen blamiert! Was war nur los mit ihm gewesen?
Während der junge Mann sich noch einen Reim darauf zu machen versuchte, entdeckte seine Mutter ihn. Wie zu erwarten, konnte sie ihn nun nicht mehr ignorieren. Schon sprach sie ihn an und eilte zu ihm, ganz die Frau, die ihre wenige Zeit zerstreut mit ihren Kindern verbringen und ihnen Wärme geben wollte.
Eigentlich war er ihr sehr zugetan, seine Familie bedeutete ihm viel, daran hatte er auch nie gezweifelt, obwohl er es mitunter selten hatte zeigen können mit seiner leichtfertigen Art. Jedoch war ihm auch klar, dass seine Eltern beträchtlich zu seinem Rauswurf beigetragen hatten, und das gärte in ihm, seit er davon erfahren hatt.
So beugte er sich auch unter der vom Wasser kühlen, feingliedrigen Hand weg, die seine Stirn befühlen wollte. "Lass das!", murrte er und wollte sich nicht wie ein kleines Kind fühlen, das noch bemuttert werden musste. Das war beinahe so peinlich wie sein Fall in die Bewusstlosigkeit!
Sorgen hatten sie sich also gemacht, ja? Schön für sie! Dennoch erklärte die Erwähnung des Heilers seinen verbesserten Zustand, auch wenn es ihn wunderte, dass so viel Zeit bis zu seinem Erwachen vergangen sein sollte. Anscheinend war die Sache mit seinem Schädel schlimmer gewesen, als er gedacht hatte. Und das nur von einem Sturz? Oder hatte er was verpasst?
Schon plapperte seine Mutter weiter und setzte wohl alles daran, um den Heilungserfolg zu schmälern, indem sie ihm neuerliche Kopfschmerzen bescherte. Lautlos seufzte er und musste sich selbst zur Ordnung rufen. Ja, er hatte so einigen Grund, um sauer auf sie zu sein, aber er kannte sie auch schon lange genug, um zu wissen, dass sie sich so immer verhielt, wenn sie sich ehrliche Sorgen machte.
Also schnaubte er leise bei der Anmerkung zu seinem Aussehen. "Das macht der Staub, durch den ich mich gewühlt habe.", brummte er und wollte eigentlich lieber schnell wieder weg von diesem Ort. Doch die Erwähnung von Essen ließ seinen Magen vernehmlich knurren. Kein Wunder, er hatte seit dem Frühstück nichts mehr zwischen den Zähnen gehabt! Und ein letztes Mal etwas von daheim in den Bauch zu bekommen, wäre vermutlich auch nicht verkehrt.
Dennoch musste er einen Einspruch erheben, einen schwachen Abglanz seiner sonstigen Leichtigkeit demonstrieren, während der Hauch eines schiefen Grinsens auf seinen Lippen erschien. "Erbsen... juhu!", machte er betont nicht begeistert. Zwar musste er seiner Mutter recht geben, alles, was sein Vater anbaute und erntete, schmeckte viel besser als von anderen. Aber Erbsen... warum nur mussten es diese kleinen, furchtbaren, grünen Dinger sein?! Dennoch würde er sie essen, das wusste sie, aber nur, indem er jede von ihnen einzeln und mit viel Gebrumme aufspießen würde, ehe sie in seinen Mund wanderte.
Er schlug die Decke zurück und stand, noch etwas vorsichtig, auf, um sich an den Tisch zu setzen. Bei dieser Gelegenheit konnte er auch in seine Stiefel schlüpfen, die neben dem Sofa gestanden hatten. Wenigstens war das Geflügelfleisch noch auf dem Knochen, mitsamt knuspriger, brauner, fettiger Haut, sodass er ganz den archaischen, rohen Kerl mimen konnte, den er bei solchen Gelegenheiten gern zur Erheiterung aller zum Besten gab.
Er hatte gerade seine Zähne in das Fleisch geschlagen, als sich auf dem Sessel seine neue Freundin regte und allmählich munter wurde. Sofort richtete sein Blick sich auf sie und er zerrte seinen Bissen mit etwas mehr Kraft als nötig vom Knochen, um daran herum zu kauen. Natürlich bemerkte das auch seine Mutter und fing damit an, ihn zu löchern, was ihn gedanklich die Augen rollen ließ. Zugleich wunderte er sich jedoch, dass sie noch nicht mehr wusste. So, als ob sie mit Kira in der Zeit seiner Bewusstlosigkeit gar nicht gesprochen hätte. Oder, als wenn die Schöne ihr keine Antworten gegeben hätte.
"Jemand, der meine Hilfe braucht.", erwiderte er mit vollem Mund und bewusst vage, weil er sich nicht sicher war, was von seinen Vermutungen stimmen könnte. Während er beschloss, sich über die Weißhaarige sonst nichts entlocken zu lassen und stattdessen weiter zu essen, sorgte seine Mutter für einen noch reicher gedeckten Tisch.
Das Obst und das Wasser ignorierte er, bei dem Wein hingegen griff er sofort zu. Er wusste, sie sah es nicht gern, wenn er Alkohol trank, schon gar nicht unverdünnt, aber nach diesem Tag wollte er sich zumindest einen Schluck gönnen. So schenkte er sich in seinen Becher ein und hob diesen, als Kira die Augen aufschlug, kurz daraufhin aufsprang und ihn anstarrte.
Unwillkürlich musste er grinsen bei ihren ersten Worten. "Hm... bin ich das? Nein, ich tu' nur so!", neckte er sie, zwinkerte ihr zu und stürzte den Wein die Kehle hinab, ehe er sich erneut ans Massakrieren der Keule machte. Viel Fleisch war ohnehin nicht mehr drauf, jedoch würde er sich zuerst daran gründlich abreagieren, bevor er sich dem Erstechen der Erbsen widmen würde.
Kira indes wandte sich an seine Mutter und entschuldigte sich, wirkte etwas unsicher und war dadurch fast schon... unschuldig niedlich. Kauend grinste er vor sich hin und wollte sich noch einen Schluck genehmigen, um den Bissen hinunter zu spülen. Danach wollte er sie einladen, sich zu ihm zu setzen, denn er war sich sicher, es gäbe auch für sie noch eine Portion, sofern sie nicht während seiner Bewusstlosigkeit sich am gemeinsamen Abendessen der Familie beteiligt hätte.
Doch ehe es soweit kommen konnte, verhielt sich seine Mutter äußerst... merkwürdig. Statt zu trinken, blieb ihm der Bissen im Halse stecken, als sie die Weißhaarige... rausschmiss? Ja, anders konnte man das nicht bezeichnen. Fassungslos und verwirrt starrte er die Frau an, die ihm das Leben geschenkt hatte, und verstand die Welt nicht mehr. Was sollte das nun wieder?! Während er noch damit rang, das hier zu begreifen, spielte sich die Situation vor seinen Augen weiter ab und ließ ihn immer ungläubiger werden.
Bis der Damm brach und er den fast leergenagten Knochen geräuschvoll auf den Teller warf. "Jetzt ist aber mal genug!", entfuhr es ihm und er warf seiner Mutter einen bösen Blick zu.
Dann stand er auf, schnappte sich eine Serviette und wischte sich die Finger sauber. "Ich weiß nicht, was du gegen Kira hast, aber so, wie ich sie kenne, hatte sie dir nichts getan!", rückte er mal wieder zu Verteidigung aus. "Und was soll das heißen, meine Bettgeschichten?! Ich habe noch nie so eine mit hierher gebracht, da verwechselst du etwas!", fuhr er entrüstet fort.
Was sollte er auch eines der vielen Mädchen, mit denen er sich nur zum beiderseitigen Vergnügen getroffen hatte, mit in sein Elternhaus bringen? Nein, in sein Bett aus Kindertagen hatte es noch keine geschafft, die waren mit ihm entweder in Schenken oder in seinem Bett auf dem Universitätsgelände gelandet! Aber das war typisch für seine Mutter. Sie war so durch und durch Professorin, dass sie alles, was sich dort abspielte, für ihr Zuhause hielt, ohne Unterschied zu dem Heim, in dem ihre richtige Familie lebte. Oder gelebt hatte und immer wieder zurück kehrte, wenn es möglich war.
Mit einem leisen Schnauben warf er die Serviette auf den Tisch, wandte sich ab, trat zu Kira hin und erlaubte es sich, den Arm um sie zu legen, um sie zu beschützen und um zu zeigen, dass er sie nicht einfach so verschwinden lassen würde, nur weil jemand anderes das wollte. "Und ob wir ausgerechnet jetzt was zu besprechen haben, bin ich mir noch nicht sicher. Du hattest sicher einen langen Tag, so wie immer. Jedenfalls habe ich viel mit Kira zu bereden. Wenn wir also schon einmal hier sind..." Nun wandte er sich von seiner Mutter ab und deutete zu der Gartentür. "Komm', ich möchte dir was zeigen.", beendete er leiser und etwas sanfter seinen Satz, während sein Herz wild hämmerte.
Solche Gespräche führte er für gewöhnlich nicht mit seiner Mutter und hatte bisher auch nicht gedacht, dass sie jemals notwendig werden würden. Also wollte er davor weglaufen, sich dem Unangenehmen entziehen. Zugleich wusste er, dass das nicht so einfach möglich sein würde, weswegen es besser wäre, wenn er selbst erst einmal etwas mehr Klarheit in seinem Kopf einziehen lassen wollte. Und da er zu Hause war, konnte er das am besten an einem einzigen Ort, draußen im Garten. Sein Rückzugsort, sein Lieblingsplätzchen, etwas, das er bislang noch nie mit jemandem geteilt hatte. Natürlich wussten seine Eltern und seine Geschwister davon, sie hatten ihn oft genug dort gefunden.
Aber er hatte noch nie wen eingeladen, diesen Flecken mit ihm zu... teilen. Nicht einmal Rubina! Doch diese war eine Feuermagierin und Kira dagegen... Bei ihr glaubte und hoffte er, dass sie ein wenig nachempfinden und zu schätzen wissen könnte, was er dort fand.
Ohne also auf eine Antwort von den beiden Frauen zu warten, schob er die Weißhaarige voran in den dämmrigen Garten, in dem die Grillen zirpten und einen Eindruck von Natur erzeugten, den es sonst in einer Stadt wie Zyranus nur selten gab. Unbeirrt führte er sie in jene Ecke, in der ein großer, mächtiger Baum stand, in dessen Krone sich Licht und Schatten spielten und letztere bald überwiegen würden.
Nun erst nahm er den Arm von ihren Schultern und sah sie mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen an, das seine leise Unsicherheit übertünchen sollte. "Wie sieht's aus? Traust du dich, mir zu folgen?", fragte er sie und schwang sich gekonnt und elegant auf den ersten Ast, mit dem sein Aufstieg immer begann.
Dort blieb er sitzen und sah zu ihr hinunter, abwartend, ob sie mit ihm schimpfen oder ihm folgen würde, ob sie dabei Hilfe bräuchte oder nicht. Nur aufhalten, das könnte sie nicht, denn er brauchte den Besuch seines Plätzchens jetzt. Für ihn ging es somit nur immer höher und höher, bis zu jenem Ast, der ihn vor aller Welt verbergen würde, mitten in der Baumkrone. Wo er sich gerne breitbeinig hinsetzte, den Rücken gegen den Stamm lehnte und die Augen schloss, um nichts mehr um sich herum sehen und nur noch spüren sowie hören zu können.
Dort gäbe es auch genügend Platz für Kira, die sich vor ihn setzen könnte, zwischen seine Beine, und sich wiederum an ihn lehnen könnte. Sofern sie das wollte und sofern sie ihm überhaupt hinterher käme...
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Januar 2024, 20:38

Es war wohl nicht der Ort, den er sich für sein Erwachen erhofft hatte, aber es war logisch gewesen. Wohin hätte man ihn denn bringen sollen? Im Studentenwohnheim schlief er nicht mehr, Rubina hatte sein Zimmer geräumt und vermutlich war bereits einer der Aasgeier seines Jahrgangs schon in das neue ‚Einzelzimmer‘ gezogen. So etwas ging immer schnell unter den Studenten. Und ins Hospital wäre erstens zu weit und zweitens nicht nötig bei der kleinen Beule. Es war einfach eine Verbindung aus zu wenig gegessen, zu viel Aufregung und dem Sturz gewesen. Dass er sich blamiert hatte, mutmaßte er und konnte nach dem Aufwachen aber keinen Anhaltspunkt dafür entdecken. Seine Mutter war wie eh und je fürsorglich besorgt aber eben auch etwas übergriffig. Mit neun Jahren war er auf die Universität gegangen und irgendwie hatten seine Eltern dann das ganze Aufwachsen verpasst. Natürlich hielt er den Kontakt und das auch mit einer gewissen Regelmäßigkeit, aber es war eben nicht das gleiche, wie unter einem Dach zu leben. So vergaß sich seine Mutter auch etwas, sodass er ihr Einhalt gebieten musste, bevor sie ihn noch abknutschte oder anderes versuchte. "Lass das!", hielt er sie schroff auf und neben der eventuellen Peinlichkeit der Bemutterung, schwang eben auch noch dieses Thema zwischen ihnen, dass sie es waren, die ihm auf einmal den Rückhalt einfach so entzogen hatten. Seine Mutter aber seufzte und nickte, bevor sie sich wieder erhob und sich um das Essen kümmerte. Kyano hörte seinen Magen danach rufen und schaffte es ohne große Wackler tatsächlich an den Tisch. Erbsen waren nicht seine Leibspeise, aber er wusste auch, dass seine Mutter das ständig vergaß. Er würde sie dennoch essen, aus Respekt und… Hunger! Er hatte wahnsinnigen Hunger. Mit ordentlichem Appetit und begleitet von einem Schmunzeln, weil er wie immer etwas albern wurde, wurde er sich gewahr, dass Kira offenbar nicht viel erzählt haben musste. Oder seine Mutter nicht gefragt hatte. Es war eigenartig, denn im Grunde war das Haus der Idthen doch recht offen und lebte eine gewisse legere Gästepolitik. Dass es nun ausgerechnet bei Kira anders sein sollte? Oder hatte die Schöne etwas gesagt, was die Stimmung negativ färbte? Kyano konnte sich das kaum vorstellen, doch hatte sie anfangs schon ein recht loses Mundwerk bewiesen.
Die Überlegungen wurden auch hinfort geweht, als sich Kira gleich nach seinem Zustand erkundigte und ehrlich erleichtert wirkte. Er zog sie etwas auf und sie zog gespielt eine Schnute, ehe sie wieder lächelte. Danach trank er in einem Zug den Wein leer und seine Mutter räusperte sich vernehmlich. „Nicht so schnell, mein Schatz!“, ließ sie von sich hören und wusste gleich, dass es ihn durchaus ärgern könnte, wenn sie ihn so nannte. Und schon wandelte sich die Stimmung. Die Weißhaarige murmelte eine Entschuldigung und Aryetta winkte gutmütig ab, schmiss sie dann aber regelrecht hinaus. Offenbar wollte seine Mutter niemand Fremdes dabeihaben, wenn sich das Thema zwischen Mutter und Sohn doch noch entlud. Denn dass sie darüber reden mussten, war irgendwie klar – oder? Kyano’s Beschützerinstinkt meldete sich erneut. Es war schon fast amüsant, wie sehr er sich für die Weißhaarige einsetzte und gleichzeitig ehrte es ihn, dass er es tat! "Jetzt ist aber mal genug!", haute er dazwischen und seine Mutter blinzelte überrascht. „Kyano!“, ermahnte sie ihn und erhob sich von ihrem Platz am Tisch. "Ich weiß nicht, was du gegen Kira hast, aber so, wie ich sie kenne, hatte sie dir nichts getan!“ „Hat sie auch nicht, aber ich weigere mich, die Angelegenheit unter sechs, statt unter vier Augen zu besprechen!“, hielt seine Mutter streng dagegen und verfiel unhöflicherweise wieder in Melongiar.

Doch Kyano war sich nicht zu schade, das, was seine Mutter ihm und vor allem Kira vorwarf, offen anzusprechen. "Und was soll das heißen, meine Bettgeschichten?! Ich habe noch nie so eine mit hierhergebracht, da verwechselst du etwas!" Nicht nur Kira bekam einen überraschten Gesichtsausdruck und rote Ohren, auch seine Mutter fühlte sich von ihrem Sohn vorgeführt. „Mag sein, aber… man redet!“, knirschte sie zwischen den Zähnen hindurch. Kira sah etwas befangen zwischen Mutter und Sohn hin und her, bevor sie eigentlich einlenken und auf ihn draußen warten wollte. Doch Kyano dachte nicht daran, sich ausgerechnet jetzt mit seiner Mutter auseinanderzusetzen. "Und ob wir ausgerechnet jetzt was zu besprechen haben, bin ich mir noch nicht sicher. Du hattest sicher einen langen Tag, so wie immer. Jedenfalls habe ich viel mit Kira zu bereden. Wenn wir also schon einmal hier sind..." „Irgendwann wirst du mit mir darüber reden müssen, Kyano! Es hat seine Gründe, warum wir das getan haben, und du wirst diese Gründe vielleicht nicht hören wollen, aber müssen!“, rief sie ihm noch hinterher, als er Kira bereits zum Garten führte und schließlich weiter bis zu jenem Baum, den er schon als Kind immer furchtbar gerne aufgesucht hatte. Kira aber sah sich in dem heimeligen Garten um. „Das ist… wahnsinnig schön hier!“, murmelte sie und hatte durchaus Recht. Kyano’s Vater hatte ein verdammtes Händchen dafür und erschuf aus dem Unkraut, als sie hier eingezogen waren, ein echtes Paradies. Mit vielen, farbendfrohen Stauden und Blumen, hübschen Immergrünen und Lichtakzenten. Es gab eine Bank, auf der man es sich gemütlich machen konnte und eine Schaukel, die früher für die Kleinen der absolute Hit gewesen war. Kyano hatte so einige Erinnerungen hier und doch zog es ihn zu der mächtigen Baumkrone, in die er sich stets hatte flüchten können, wenn es ihm nicht sonderlich gut ging. Auch jetzt fühlte er sich nicht in der Lage, dem Gespräch mit seiner Mutter entgegenzutreten und wollte stattdessen lieber etwas… schönes erleben. Also schwang er sich behände und durchaus athletisch auf den untersten Ast und schaute auf Kira hinab. "Wie sieht's aus? Traust du dich, mir zu folgen?"
Jene aber betrachtete den Abstand zwischen Boden und Ast und schien abzuwägen, ob es ihr gelingen würde. Doch dann trat ein herausforderndes Funkeln in die grünen Augen und sie lächelte. „Nach dir!“, forderte sie ihn auf und folgte ihm dann tatsächlich mit einem Anlauf Schwierigkeit, den ersten Ast zu erreichen. Doch sie legte eine gewisse Verbissenheit an den Tag, mit der sie es dann auch schaffte. Danach aber bewies sie, dass sie äußerst lernfähig war. Am Anfang griff sie noch unsicher nach dem nächsten Ast und haderte etwas mit ihrem Stand, doch schien die Höhe ihr so gar nichts auszumachen. Mit jedem Schritt und jedem weiteren Ast aber, wurde sie mutiger, schneller und schaffte es tatsächlich nur kurz nach Kyano, den letzten Ast zu erreichen, auf dem er sich auch niederließ. Die Weißhaarige setzte sich vor ihn und hob dann den Blick. Sie schloss die Augen, während er Wind die beiden willkommen hieß. Er säuselte, bauschte etwas auf und wirbelte die Baumkrone durcheinander. Das Rauschen zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen und sie hob eine Hand, um den Windzug an ihren Fingern zu spüren. „Das ist es…“, flüsterte sie und ging tatsächlich einen Schritt weiter. Kira erhob sich noch mal von dem Ast, setzte ihre Füße voreinander auf die Baumrinde und stand mit einem Mal auf jenem Ast, auf dem Kyano saß. Sie balancierte etwas ihr Gleichgewicht aus, doch dann streckte sie beide Arme in die Höhe und fühlte den Wind an allen zehn Fingerkuppen. Und dann… dann schloss sie auch noch die Augen und stand dort, wie eine Meisterakrobatin und lauschte dem Wind. „Es ist wie… fliegen…“, murmelte sie leise erneut und ließ sich von dem Wind tragen. Erst nach einer Weile wandte sie sich zu ihm um, indem sie sich tatsächlich einfach auf dem Ast drehte und wieder das Gleichgewicht fand, bevor sie in die Hocke glitt und sich ihm nun gegenübersetzte und ihn anstrahlte. „Ist das dein Ort?“, fragte sie und wirkte beflügelt. „Hier hört man den Wind die Geschichten erzählen, die sich unten in der Stadt zutragen, nicht wahr?“, fragte sie und schaute hinunter. Alles wirkte ein wenig kleiner, etwas entrückter. Kyano hatte einen wundervollen Ort auserkoren, um seinen Gedanken nachzuhängen. „Darf ich dich etwas fragen?“, meinte sie nach einer kleinen Weile und hob den Blick von Zyranus zu seinen Augen. „Was ist dir passiert?“
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Kyano » Dienstag 16. Januar 2024, 21:25

Hätte man ihn direkt gefragt, hätte er selbst wohl nicht sagen können, wo er hätte aufwachen wollen. In der Universität, an Ort und Stelle, an dem es passiert war? Nein, nicht wirklich, das wäre mitten in der Situation gewesen und somit vermutlich noch peinlicher, als es auch so schon war. Sein Studentenzimmer war ebenfalls ausgeschlossen, bestimmt war es schon wieder vergeben. In Rubinas Bett? Schlechte Idee, wenn Kira noch bei ihm wäre. In der Schenke? Dort noch am ehesten, aber ohne Geld? Somit genauso ausgeschlossen. Und das Hospital würde die Schöne hoffentlich gleich wenig so schnell wieder betreten wollen wie er. Von daher war sein Elternhaus der einzige Ort, der am Ende noch übrig blieb.
Trotzdem war er sich nicht wirklich sicher, ob er sich hier noch wohlfühlen könnte. Aber er hatte nicht mitreden können aufgrund seiner Bewusstlosigkeit und somit musste er sich jetzt damit abfinden. Was nicht bedeutete, dass er hier länger als notwendig bleiben würde. Schon gar nicht, wenn seine Mutter sich wieder so benahm, als wäre er noch ein kleiner Junge, und noch dazu die Weißhaarige und somit das Abenteuer verlockend zum Greifen nahe war. Doch noch schlief sie und er selbst verspürte bei der Erwähnung von Essen durchaus Hunger.
Während er sich also über das Fleisch hermachte, um seinen stets leeren Magen zu füllen, wachte auch seine Begleitung auf und er zeigte ihr, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Zwar war diese Beule mit all ihren Folgen ärgerlich für ihn, jedoch hielt sein Dickschädel um einiges mehr aus und ließ sich von einem einfachen, verstaubten Regal bestimmt nicht unterkriegen.
Oder von einem einzelnen Becher Wein, den er demonstrativ zum Ärgerniss seiner Mutter die Kehle hinunter stürzte. Wie erwartet, wurde er auch sofort ermahnt, sodass er brummelnd der halb abgenagten Keule zuraunte:"Schlägst du mich k.o.?" Allerdings standen er und sein Verhalten nicht sonderlich lange im Fokus.
Stattdessen rückte Kira dorthin und Aryetta verhielt sich äußerst... seltsam und untypisch. So, als wäre etwas zwischen den beiden Frauen vorgefallen, während er weggetreten gewesen war. Was mochte das gewesen sein? Nun, das würde er schon noch in Erfahrung bringen.
Doch zuerst rückte er, mal wieder, zur Verteidigung aus und widmete sich lieber der angenehmeren Gesellschaft, anstatt dem Gespräch, das seine Mutter und er noch würden führen müssen. Ja, irgendwann... vielleicht. Aber sicher nicht jetzt! Auf diese Weise konnte er seinen aufgestauten Frust ebenfalls ein wenig abbauen, als er die Hausherrin unterbrach und zugleich zurecht wies, ehe er sich neben die Schöne stellte und ihr demonstrativ den Arm schützend sowie auch etwas besitzergreifend um die Schultern legte. Dabei hatte er ihr auch klar zu sagen, was er von ihrem Auftritt eben hielt.
Ihre Erwiderung ließ ihn leise schnauben. "Und wer sagt, dass ich mich nicht weigere, überhaupt über diese Angelegenheit..." Bei diesem Wort äffte er den Tonfall seiner Mutter nach, auch wenn das kindisch und sogar unfair wirken könnte. "... zu reden, egal, unter wie vielen Augen?" Damit hatte er seinen Standpunkt nun ebenso dargelegt und wollte das Thema für sich beenden.
Natürlich sah sein Gegenüber das anders und auch den Grund für Kiras Anwesenheit. Dass sie dabei in Melongiar sprach, hielt ihn nicht davon ab, demonstrativ beim Celcianischen zu bleiben, um eben jene junge Frau aus der Fremde nicht außen vor stehen zu lassen. Wobei es ihm nicht einmal peinlich war, dass sie von seinem Ruf erfuhr, sofern ihr das nicht ohnehin schon klar gewesen wäre.
Der, in seinen Augen schwache, Protest entlockte ihm ein abfälliges Schnauben. "Na und? Die Leute zerreißen sich über alles und jeden das Maul. Was schert's uns? Ich bin weder verheiratet, noch versprochen, noch hab ich sonst irgendwelche Verantwortung.", wiegelte er ab und konnte nur schwer fassen, dass seine Mutter auf so etwas gab.
Seit wann interessierte sie sich für das öffentliche Bild, das sie abgaben? Warum sollte das überhaupt wichtig sein? So etwas hatten sie bisher nie gebraucht und er wüsste von keinem Grund, der das ändern sollte. Wobei das daran liegen könnte, dass er sich für solchen Kram nicht interessierte. Dadurch wusste er nicht, ob er seiner Mutter womöglich für einen wichtigen Posten im Wege stand.
Nur... würde das überhaupt möglich sein? Aryetta war oft abwesend gewesen, aber bislang hatte er nie einen Zweifel, nicht den geringsten, gehegt, dass die Familie am Ende nicht an erster Stelle stehen und sie keine bedingungslose Liebe verspüren würde. Er selbst war zwar eher das Sorgenkind gewesen und trotzdem hatten alle zu ihm gestanden. Bis heute zumindest...
Ein unangenehmer Klumpen wollte sich in seinem Magen bilden und das veranlasste ihn zur neuerlichen Flucht. Er wollte sich mit solchen Themen nicht auseinander setzen. Lieber wollte er sich mit Kira beschäftigen, deswegen führte er sie kurzerhand hinaus in den familieneigenen Garten.
Dieser war ein wahres verstecktes Paradies inmitten der Stadt, denn sein Vater war ein talentierter Erdmagier und fand durchaus seine Entspannung darin, sich um diesen Flecken hier zu kümmern. Auch Kyano fühlte sich in dem Garten wohl, wenngleich weniger wegen der vielfältigen Pflanzenwelt, sondern wegen der Möglichkeiten zum Rückzug, die es gab. Allen voran jener einen, die der Grund war, warum er Kira mit sich geführt hatte.
Aus welchem Grund er seinen Geheimplatz mit ihr teilen wollte? Er hatte keine Ahnung und redete sich ein, dass es lediglich daran lag, weil auch sie eine Windmagierin zu sein schien. Doch seine Mutter oder seine windmagisch begabten Geschwister hatte er dieses Privileg bisher nicht zugestanden. Doch genauer damit beschäftigen wollte er sich jetzt auch nicht damit.
Stattdessen grinste er schief bei ihrem Gemurmel und zuckte zugleich mit den Schultern. "Mein Vater hat ein Händchen dafür.", bemerkte er und versuchte gar nicht erst, sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken.
Sobald seine Begleitung ihn ansehen würde, würde er noch schiefer grinsen. "Erdmagier.", fügte er ungefragt hinzu, als würde das alles erklären.
Dann allerdings schlug er den Weg zu seinem Baum ein, damit sie ihm folgen könnte. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, sie herauszufordern und zu testen, ob sie sich überhaupt trauen würde, mit ihm in die Höhe zu klettern. Jedoch schätzte er sie richtig ein und als sie ihn zum Vorausgehen aufforderte, grinste er frech und zwinkerte ihr zu.
Trotzdem blieb er noch einen Moment hocken und wägte ab, ob sie seine Hilfe bräuchte. Aber als er sich davon überzeugt hatte, dass sie ohne ihn zurecht käme, zeigte er ihr den Weg nach oben. Schließlich gelangte er zu seinem speziellen Ast, auf dem er für gewöhnlich Halt machte und sich, gut verborgen vor neugierigen Blicken, die Zeit mit Träumereien zu vertreiben wusste.
Auch jetzt nahm er seine übliche Position ein und wartete so auf die Schöne. Die nicht lange nach ihm das Ziel erreichte und sich auch bei ihm nieder ließ, so, wie er es sich erhofft hatte, zwischen seinen Beinen und mit dem Rücken an seinem Oberkörper. Er schlang den Arm sanft um sie, um ihr etwas mehr Halt zu spenden.
So wollte auch er erst einmal nichts sagen und nur gemeinsam mit ihr dem Wind lauschen, der hier gefühlt immer als leichte, fast schon liebevolle Brise vorhanden war. Er schloss ebenfalls die Augen, ließ seine Gedanken treiben, ohne sie fassen zu wollen, bis er eine Bewegung spürte und die Lider wieder anhob.
Mit einem feinen Schmunzeln entdeckte er die erhobene Hand mit den grazilen Fingern, die sie in die Luft hielt, als könne sie so noch mehr von dem sanften Rauschen einfangen. In ihrem Rücken nickte er knapp bei ihren Worten. "Ein Fleckchen, wie geschaffen für Windmagie.", wisperte er, als könne er mit mehr Stimme den Zauber zerstören, dem er nichts anhaben wollte. Zu sehr genoss er ihn schließlich jedes Mal aufs Neue.
Dann allerdings befreite sie sich aus seiner Umarmung und stand auf. Kyanos Augenbraue hob sich fragend an und Sorge flackerte in seinem Blick auf. Schon holte er Luft und wollte sie warnen, sie davon abhalten zu tun, was auch immer sie vorhatte. Doch ehe es soweit kommen konnte, blitzte das Bild von Aryetta vor seinem inneren Auge auf und sorgte gründlich dafür, dass er die Lippen rasch wieder schloss.
Oh nein, er würde bestimmt nicht so werden wie sie! Kira mochte ihr Gedächtnis verloren haben und heute schon einmal gestürzt sein, aber sie war trotzdem eine erwachsene Frau und er wollte sie definitiv nicht bemuttern. Trotzdem war er angespannt und wollte wenigstens versuchen, sie zu fangen, sollte sie das Gleichgewicht verlieren. Bei dieser Gelegenheit konnte er zugleich ihre grazilen Bewegungen bewundern, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil er sie nicht aus den Augen ließ.
Seine Augenbraue blieb erhoben, während seine Lippen von einem spöttischen Grinsen zeugten, das bei ihrem Gemurmel noch breiter wurde. "Solange du nicht zu Boden segelst.", gab er zu bedenken und lehnte sich zurück, als sie sich endlich wieder setzte.
Dabei berührte er mit dem Hinterkopf den Baumstamm in einem Winkel, der ihn leicht zusammen zucken ließ. Der Schmerz war zwar fast völlig weg und auch die Beule hatte sich bereits gehörig zurück gebildet. Empfindlich war die Stelle trotzdem noch. "Das nächste Mal lass' ich dich nicht auf einen Baum klettern, sondern geb' dir Erion. Dann kannst du auf seinem Rücken rumtänzeln und fliegst nicht gar so tief.", spöttelte er, um seine flüchtige Schwäche zu überspielen.
Nun war es an Kira, neugierig zu werden, und ihr Eifer ließ ihn nur noch mehr lächeln. Dennoch zuckte er betont gleichmütig die Schultern und winkte ab. "Mein Ort? Na ja, wie man's nimmt. Zumindest kann nicht jeder hier rauf und das hat seine Vorteile.", wiegelte er ab und zwinkerte ihr zu. "Geschichten, Gerüchte, oder man hört ihm einfach beim Singen zu, begleitet von den Blättern.", bestätigte er ihre Vermutung und hätte noch länger darüber reden können... oder eben mit ihr gemeinsam Schweigen, um zu lauschen.
Nur leider war die Weißhaarige da anderer Meinung. Schon als sie behutsam begann und seine Braue sich hob, ahnte er, dass etwas Unangenehmes folgen würde. Aber er hielt sie nicht auf und verpasste den Moment, um das Thema in eine andere Richtung zu bewegen, als er auf ihre Frage hin als erstes tief seufzte.
Erneut lehnte er den Kopf zurück an den Baumstamm, achtete jedoch darauf, nicht die Beule dabei zu erwischen, und wandte sein Gesicht ab. Er streckte den Arm aus und bewegte seine Finger leicht, wirkte dabei einen Hauch von Magie und ließ somit einige Blätter stärker rascheln. Es war eine Ablenkung, ohne den Sinn dahinter, auf Dauer von der Frage wegzuführen.
"Die ehrenwerte Leitung der Universität..." Allein sein Tonfall machte deutlich, was er von besagter Leitung hielt, auch ohne, dass sie den verächtlichen Ausdruck in seinen Augen hätte sehen müssen, da er noch immer zur Seite blickte. "... hat in ihrem unendlichen Größenwahn und ihrer unübertroffenen Arroganz beschlossen, mich rauszuwerfen. Mit dem Segen meiner Eltern, die nicht länger für mich das Studiengeld zu zahlen bereit sind.", fasste er die Umstände zusammen, schnaubte und zuckte anschließend mit den Schultern.
Nun endlich wandte er ihr sein Gesicht wieder zu und grinste frech, auch wenn es nicht seine Augen erreichte. "Pech für die, Glück für uns.", fuhr er fort und wollte das Ganze lieber in eine angenehmere Bahn lenken. Ja, er zwinkerte ihr sogar zu. "Ich hätt' sonst heute nicht ausreiten und dich finden können.", beendete er seinen Gedankengang.
Daraufhin setzte er eine gespielt strenge Miene auf und hob lehrerhaft einen Zeigefinger vor ihr Gesicht. "Auch wenn wir da noch über ein paar Details bezüglich deiner Dankbarkeit reden müssen, Fräulein von und zu Versuchung auf zwei Beinen!", neckte er sie weiter und spitzte die Lippen, als wolle er einen Kuss von ihr haben. Leise lachend winkte er ab, als wäre das Ganze nichts weiter als ein Scherz gewesen.
Erst danach wurde seine Miene wieder ein wenig ernster und er sah ihr direkt in die Augen. "So, Gegenfrage: Was ist zwischen dir und meiner Mutter passiert?", wollte nun er seinerseits eine Antwort erhalten und verwendete dabei mit Absicht ihre Formulierung. Das war definitiv spannender für ihn, als sich mit seinen eigenen Problemen befassen zu müssen.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. Januar 2024, 21:40

Die Situation mit seiner Mutter war wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt worden. Immerhin hatte er erfahren, dass sie ihm den Geldhahn zugedreht hatten und das, ohne vorher mit ihm zu sprechen. Die Gründe dafür musste er noch erfahren, wenn er es denn wollte. Aber zurzeit? Kyano hatte eine viel, sehr viel angenehmere Ablenkung vor der Nase und nachdem das Grundbedürfnis von Hunger und Durst gestillt worden war, verspürte er keine große Lust, sich nun auch noch mit seiner Mutter auseinanderzusetzen. Er wollte zudem erfahren, warum die Frau, die ihm das Leben schenkte, Kira so unterkühlt behandelte. Obwohl… tat sie das denn? Oder war es nicht verständlich, dass sie die Familiengeschehnisse nicht zwangsläufig vor aller Ohren ausbreiten wollte? Auch ihr musste klar sein, dass Kyano Fragen hatte. Denn es war ein Fakt, dass sich in der magischen Universität immer alles herumsprach. Natürlich musste man sich fragen, wieso sie es nicht gewesen war, die ihrem Sohn die Entscheidung des Hohen Rates mitteilte, aber Kyano suchte bereits sein Heil in der Flucht. Er suchte sich aus, wann er sich damit beschäftigte. Und ob überhaupt. So führte er Kira in den wundervollen Garten, erklärte ihr, dass sein Vater es verstand die Erde fruchtbarer zu machen, damit darin vernünftig etwas wachsen kann. Naturmagier hätten natürlich gleich die wundervollsten Blüten entstehen lassen, aber so war es trotz allem auch der Verdienst seines Vaters, dass der Garten so wundervoll blühte. Hier draußen glätteten sich seine inneren Wogen sofort wieder. Er hatte seiner Mutter vorgeworfen, dass sie viel zu viel auf irgendwelches Gerede gab. Und es wunderte ihn, dass dem so war. Was sah er nicht, was das ganze erklären würde? Egal! Er wollte jetzt nicht. Kira folgte seiner Herausforderung, in die Baumkrone zu klettern und bewies dabei ebenfalls ein gewisses Talent. Oben angekommen, war sie sofort fasziniert und spürte, was Kyano so liebte. Das Rauschen der Blätter, wenn der Wind durch sie hindurchwehte. Sie streckte die Hand empor und fühlte die feinen Schwingungen mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann aber bescherte sie ihm erneut einen kleinen Herzstolpler. Kira balancierte auf dem Ast und das sogar mit geschlossenen Augen!
"Ein Fleckchen, wie geschaffen für Windmagie.", murmelte er und sie beide wussten sehr gut, wie sehr ihnen das etwas bedeutete. Während ihr Handeln in ihm gewisse Charakterzüge offenbarte, die er definitiv nicht anwenden wollte, konnte er sich trotzdem nicht verkneifen, sie an ihren Sturz zu erinnern. "Solange du nicht zu Boden segelst." Kira lächelte bei seinen Worten und setzte sich wieder hin. Sie betrachtete ihn einen Moment. „Offenbar kann ich DAS allerdings ganz gut.“, bemerkte sie selbstironisch und lachte leise.

Kyano traf mit seinem Hinterkopf die Stelle, die noch schmerzte. Er würde wohl noch eine Weile einen kleinen, blauen Fleck behalten, aber wenigstens hatte der Heiler das Gröbste gemildert. Wäre auch zu doof, hier oben ohnmächtig zu werden vor Schmerz. "Das nächste Mal lass' ich dich nicht auf einen Baum klettern, sondern geb' dir Erion. Dann kannst du auf seinem Rücken rumtänzeln und fliegst nicht gar so tief.", überspielte er und Kira hob beide Augenbrauen. „Erion?“, fragte sie, denn sie hatte dieses ‚Kennenlernen‘ verschlafen. „Wer ist das?“ Doch ihre Neugierde ging noch weiter. "Mein Ort? Na ja, wie man's nimmt. Zumindest kann nicht jeder hier rauf und das hat seine Vorteile. Geschichten, Gerüchte, oder man hört ihm einfach beim Singen zu, begleitet von den Blättern." Kira nickte verstehend. Sie lauschte noch mal für einige Sekunden dem Säuseln, dann aber sprach sie die unangenehme Situation an, die er doch eigentlich vergessen wollte. Ihr Blick folgte seinem kleinen Ausbruch an Magie, doch sie wartete geduldig ab. Kira musterte sein Gesicht, als er sich endlich dazu durchringen konnte, doch noch zu antworten. "Die ‚ehrenwerte‘ Leitung der Universität... hat in ihrem unendlichen Größenwahn und ihrer unübertroffenen Arroganz beschlossen, mich rauszuwerfen. Mit dem Segen meiner Eltern, die nicht länger für mich das Studiengeld zu zahlen bereit sind." Kira lauschte und beobachtete seine Reaktionen genau. Kyano aber spürte, dass ihn das ganze doch mehr verletzte, als er sich eingestehen wollte. "Pech für die, Glück für uns." Sie stutzte. „Für uns?“, fragte sie und lächelte leicht. "Ich hätt' sonst heute nicht ausreiten und dich finden können.", erklärte er und Kira’s Gesicht bekam eine gewisse Milde, während sie warm lächelte. „Manchmal sollen Dinge passieren, damit andere Wege entstehen können.“, zuckte sie die Schultern. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass du sonderlich gerne in der Universität wärst“, bemerkte sie noch und für einen Moment trat wieder der Wind in den Fokus. "Auch wenn wir da noch über ein paar Details bezüglich deiner Dankbarkeit reden müssen, Fräulein von und zu Versuchung auf zwei Beinen!" Sie hob eine Augenbraue und funkelte ihn aus dem Grün ihrer Augen an. Dann aber brach sie den Blickkontakt ab und wirkte etwas verhalten. Sie strich sich sogar eine Strähne hinter das Ohr. „Ich weiß.“, erwiderte sie nur und vielleicht kam Kyano ja der Gedanke, dass er schon wieder suggerierte, dass er körperliche Dienste als ‚Bezahlung‘ zu verlangen schien. Kira aber räusperte sich und Kyano verschob dieses Thema auf einen anderen Zeitpunkt. Ihre Blicke fanden wieder zueinander, als Kyano den Spieß umdrehte und nun seinerseits wissen wollte, was vorgefallen war. "So, Gegenfrage: Was ist zwischen dir und meiner Mutter passiert?" Kira seufzte. Das Thema war offenbar nicht so delikat, wie seine Fragen nach ihrer Dankbarkeit. „Nun… es ist gar nichts vorgefallen, wenn ich ehrlich bin. Sie…“, Kira stockte kurz und sah zu dem Haus hinunter, in dem Kyano aufgewachsen war. „Sie hat Angst, schätze ich.“, murmelte sie und schien in Gedanken zu sein. Bevor er jedoch ungeduldig werden konnte, hob Kira den Blick und sah ihn fest an. „Erinnerst du dich, dass wir das Symbol in dem alten Buch gefunden haben?“, sie wartete eine kurze Bestätigung ab, bevor sie weitersprach. „So, wie es aussieht… stamme ich tatsächlich aus … Hymlia.“, murmelte sie und hob den Kopf, als könnte sie die Stadt in den Wolken erkennen. „Irgendwie klingt es vertraut aber ich… ich erinnere mich nicht wirklich daran. Jedenfalls erwähnte der Professor Federleicht, das vor deiner Mutter, um zu erklären, wie ich in ihr Haus gelangte. Und seit dem sie das erfahren hatte war sie… Naja, nicht unfreundlich oder so, aber… ich habe gemerkt, dass sie mich nicht dahaben wollte.“, erklärte Kira. Sie hob die Schultern und lächelte Kyano an. „Sie hat wohl Sorge, dass du dich dazu hinreißen lässt, das Nest zu verlassen, jetzt, da du offenbar in der Akademie nicht mehr eingeschrieben bist.“, schlussfolgerte sie anhand seiner Offenbarung, nicht mehr Student zu sein. „Aber ich verstehe nicht, wieso sie das glaubt. Dein Zuhause ist hier.“ Ihr Blick fiel abermals auf die Stadt und schlussendlich auf einen rothaarigen Schopf, der sich gerade den Weg zur Eingangstür bahnte.
Kira stutzte, als würde sie überlegen, ob sie es verheimlichen sollte, doch dann blickte sie Kyano wieder an. „Rubina ist da.“, wies sie ihn darauf hin und deutete auf sie. Kira’s Blick aber richtete sich nach oben. Der Wind frischte auf und flüsterte leise Worte, wie eine Geliebte, die entzückt war nach der Umarmung ihres Liebhabers. Sie lächelte und musterte ihn wieder. „Darf ich hierbleiben, wenn du zu ihr gehst?“, fragte sie vorsichtig, weil sie offenbar verstanden hatte, dass dieser Ort für ihn wichtig war. „Meine Anwesenheit scheint alles etwas… komplizierter zu machen.“, sie hob entschuldigend die Schultern und betrachtete ihn einen Moment. „Tut mir leid, dass dein Leben ins Wanken gerät.“, entschuldigte sie sich ehrlich und fühlte sich zu einem gewissen Teil dafür verantwortlich. Aber Kyano musste für sich nun entscheiden, was er wollte. Hier oben fühlte er den Wind und teilte das mit Kira. Unten aber wartete sein Zuhause, seine Familie und… Rubina. Weglaufen war ein gutes Training, doch irgendwann musste er damit aufhören. Was wollte er?
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Kyano » Samstag 20. Januar 2024, 23:04

Ernste Gespräche hatte er noch nie sonderlich gemocht. Ernste Gespräche über sich und sein Verhalten noch weniger. Und ernste Gespräche über sich und sein Verhalten mit einem oder beiden Elternteilen?! Bei Feylins Windeln, bloß nicht! Und schon gar nicht, wenn er seine Zeit mit einer schönen, jungen, geheimnisvollen Frau verbringen konnte, deren Rätsel ihn lockten, sie zu lösen. Jeder, der ihn kannte, hätte jede Wette ausgeschlagen, dass er doch bleiben und mit seiner Mutter reden würde.
Natürlich tat er das nicht, sondern führte seine Begleitung in den Garten hinaus und erlaubte ihr das Privileg, mit ihm in die Baumkrone zu seinem Lieblingsplätzchen zu klettern. Etwas, das er seinen nächsten, windmagisch begabten Verwandten nie angeboten hatte und auch Rubina nicht. Was sollte sein Flämmchen auch da oben? Ein bisschen necken, ein bisschen frotzeln und schon würde sie alles abfackeln! Oder bei einem heißen Kuss sich an dem Blattwerk vergreifen. Nein, das war ihm dann trotz allem stets zu gefährlich gewesen, abgesehen von dem Umstand, dass er es bevorzugt hatte, mit ihr gemeinsam seiner Mutter nicht zu begegnen, um sich keinen Druck wegen einer möglichen Partnerschaft oder ähnlichem machen zu lassen.
Kira war tatsächlich die Erste, die er mit heimbrachte. Allerdings war es nicht ganz freiwillig geschehen und schon gar nicht mit seinem Bewusstsein. Und trotzdem war sie diejenige, die in ihm Züge hervor kitzelte, die sonst noch niemand zu wecken gewusst hatte. Abgesehen von ganz seltenen und gern verdrängten Momenten in seiner Kindheit mit seinen Geschwistern. Nur war das natürlich etwas vollkommen anderes, die hatte er sich schließlich nicht aussuchen können und musste mit ihnen leben! Musste es aushalten, dass sie nervten und... und er sie dennoch mochte. Nichts, womit er sich jetzt auseinander setzen wollte.
Stattdessen köderte er die Schöne bis hinauf zu seinem Plätzchen und bewunderte sie im Stillen dafür, wie behände sie es schaffte, ihm zu folgen. Zu seinem Bedauern jedoch machte sie es sich nicht in seinen Armen gemütlich, sondern stand auf und begann sogar mit geschlossenen Augen herum zu balancieren. Das rief den Beschützerinstinkt in ihm wach, ganz besonders nach dem Erlebnis in der Bibliothek. Da es ihn allerdings auch an seine Mutter erinnerte, verbiss er es sich. Trotzdem konnte er sich nicht länger entspannen, bis sie nicht wieder saß.
Ihre Selbstironie ließ ihn leicht schmunzeln und als sie lachte, atmete er verstohlen auf, in der Hoffnung, dass sie ob dieser Erkenntnis keine weiteren Drahtseilakte mehr vor seinen Augen ausführte. Das musste wahrlich nicht sein! "Warte noch ein paar Jahrzehnte damit, dann kann ich dich besser mittels Magie auffangen.", schlug er in dieselbe Kerbe.
Nur, dass seine Ironie unbewusst beißender war und ihm bittere Galle die Kehle aufsteigen lassen wollte. Was er wiederum nicht wollte, sodass er mit einem leisen Seufzen zurück sank. Da kam ihm der leise Schmerz, der durch seinen Kopf schoss, ganz recht, um sich wieder ablenken zu lassen.
Was ja ganz gut klappte. Mit ihren erhobenen Augenbrauen sah Kira richtig niedlich aus und entlockte ihm damit ein leises Lachen. "Ja, Erion, mein Hengst. Mein stolzes, dickköpfiges Ross, das dich hierher getragen hat. Wenn ichs recht bedenke, könnte er dich in Sturheit vielleicht sogar übertreffen.", neckte er sie, ehe er zur Erklärung bezüglich dieses Plätzchens ansetzte.
Bedauerlicherweise verweilten sie nicht dabei, sondern kamen viel zu schnell auf seine momentane Lage zu sprechen. Er schnaubte leise und ließ deutlicher durchklingen, wie sehr ihn das in seinem Stolz und seinem bisherigen Selbstverständnis getroffen hatte, als ihm selbst bislang bewusst gewesen war. Und auch jetzt wollte er nicht wahrhaben, was da an seine Ohren klang.
Da widmete er sich lieber dem Ergebnis seiner Wut, nämlich seinem Fund, der inzwischen quicklebendig und einfach unwiderstehlich vor ihm saß, die schlanken, langen Beine baumeln ließ und seidiges Haar besaß, durch das er nur zu gerne den Wind blasen ließ, um es zu verwirbeln. So brachte er das Unangenehme hinter sich und wollte es mit weitaus Angenehmeren verbinden, indem er auf ihre Begegnung anspielte.
Seine Augenbraue hob sich bei ihrer philosophischen Replik. "Oh je, jetzt erzähl' mir nicht, du bist in Wahrheit auch so eine verschraubte Gelehrte!", maulte er bewusst übertrieben. Ehe er mit den Schultern zuckte. "Es ist ein verstaubter Ort mit viel Langeweile und unnützen Regeln. Aber wenn du als Kind hingeschickt wirst, nur weil du magisch begabt bist, und länger dort lebst als bei deinen Eltern, gewöhnst du dich irgendwie dran.", erwiderte er und spielte herunter, welche Gefühle dahinter stecken mochten. Einfach, weil ihm erst allmählich bewusst wurde, was da alles in seine Abneigung gegen die Universität mit all ihren Spielregeln stets mitgemischt hatte.
Also lenkte er rasch ab und wollte sie eigentlich etwas aufziehen mit einem versteckten Kompliment. Die Reaktion indes nahm ihm einen Moment lang den Wind aus den Segeln. Seine Braue zuckte noch höher, als wolle sie sich mit seinem Kopfhaar treffen, während sie den Blickkontakt abbrach und irgendwie... sich vor ihm zurück zog?
So ganz konnte Kyano ihr Verhalten nicht greifen und dennoch war ihm klar, dass da was im Argen lag. Etwas, das er auf jeden Fall bereinigen musste! Später, denn zuvor wollte er noch ein paar Informationen sammeln, um nicht gleich ins nächste Fettnäpfchen zu springen. Eigentlich unüblich für ihn und trotzdem schien es, als hole er bei der Schönen alles nach, was er bislang eher ausgelassen hatte in den letzten Jahren. Vielleicht, weil sie aus einer Welt kam, in der andere Regeln galten...
Nun war es an ihm somit, seine Frage zu stellen und ihr zu zuhören. "Angst?", hakte er ungläubig nach. Diese Einschätzung konnte er auf den ersten Blick nicht teilen, sie klang schlichtweg zu abwegig. Doch Kira fuhr fort, er nickte teilweise begreifend, obwohl er noch nicht bewusst soweit war.
Aber sie sprach dadurch weiter und allmählich lichteten sich die Fragezeichen hinter seiner Stirn. "Ach, daran liegt es, meinst du?", erwiderte er auf ihre Vermutung, woher solch eine Angst rühren könnte. Dann zuckte er mit den Schultern und grinste schief. "Wenn das ihre Sorge ist, hat sie recht.", erklärte er unverblümt im selben Atemzug, wie die Weißhaarige das Gegenteil erwähnte.
Sein Grinsen wurde noch schiefer und regelrecht schelmisch, die Augen funkelten in dem schwächer werdenden Tageslicht. "Und was sollte mich jetzt noch hier halten nach diesem Tag?", formulierte er es betont offen, um ein wenig hervor zu kitzeln, wie sie ihn verstehen wollte, sofern sie ihm das zeigen würde.
Wollte sie es lediglich auf seinen Rauswurf und die Probleme mit seinen Eltern münzen? Oder würde sie es auf ihre Begegnung und sich beziehen? Und... welcher Grund war für ihn ausschlaggebender? Grund genug, um diese Andeutung in die Tat umzusetzen?
Kyano war noch lange nicht zu einer Antwort gelangt, als sie einen neuen Gedanken einwarf. "Hm?", machte er anfangs und begriff erst im nächsten Atemzug, was das bedeutete.
Sein Blick richtete sich ebenfalls nach unten und er machte den roten Schopf aus, dessen Anblick ihm tagein, tagaus Freude bereitet hatte. Jetzt dagegen ließ er ihn leise aufseufzen. Was sollte er tun? Er wollte nicht nach unten gehen und sich dem stellen, was dort seiner harrte. Es war zu viel und zu ernst und überhaupt, er wollte einfach nicht! Nur... es gab auch viel zu viel Unausgesprochenes, das geklärt werden musste, ehe er... ehe er womöglich wirklich ging, ohne dem Wissen, ob und wann er jemals wiederkäme.
Worte drangen an sein Ohr und erinnerten ihn daran, dass er nicht wie sonst allein hier saß und den Überblick suchte. Blinzelnd kehrte er zurück und traf in diesem Moment eine Entscheidung, über die er selbst staunte. Kaum war die letzte Silbe von ihr verklungen, beugte er sich vor, griff sanft nach ihrem Kinn und zog sie zu sich, um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Dir muss gar nichts leid tun. Wie war dieser philosophische Kram vorhin? Irgendwas mit passierenden Dinge für neue Wege, oder?", fasste er zusammen und zwinkerte ihr frech zu. "Es war meine Entscheidung, dir zu helfen. Genauso wie es deine ist, wie du mir dankst."
Nun ließ er sie los und schwang ein Bein über den Ast, um sich an den Abstieg zu machen. "Bleib ruhig hier, wenn du willst. Aber wehe, du tänzelst wieder rum und plumpst zu Boden. Ich erwarte, dich hier oben in einem Stück wieder zu finden!", schalt er sie in einer Mischung aus Schalk und Ernst.
Dann machte er etwas noch untypischeres, als er sich streckte und eine Blüte von einem nahegelegenen, dünnen Ast pflückte. Diese betrachtete er kurz, drehte sie zwischen den Fingern, als müsse er noch darüber nachdenken, warum er das getan hatte. Im nächsten Moment beugte er sich noch mal zu ihr, steckte ihr die Blüte kurzerhand ins Haar und kletterte danach geschickt hinunter, bevor sie ihn zu fassen bekommen konnte.
Mit einem feinen Grinsen auf den Lippen sprang er vom letzten Ast Richtung Boden, landete geübt auf beiden Beinen, als hätte er jeden Tag solche Bewegungseinheiten und absolvierte dergleichen mit links. Daraufhin richtete er sich auf, ließ seine Schultern kurz kreisen, ließ seinen Nacken knacken, atmete noch einmal merklich durch und stellte sich dann dem, was sich Rubina und Aryetta nannte. Sofern letztere noch zugegen wäre, wenn er den Wohnraum betrat.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Januar 2024, 17:05

"Oh je, jetzt erzähl' mir nicht, du bist in Wahrheit auch so eine verschraubte Gelehrte!" Kira’s Mimik brach auf und sie grinste breit. Dann hob sie die Schultern und deutete auf ihren eigenen Kopf. „Keine Erinnerung, schon vergessen?“ kicherte sie etwas und wurde wieder ernster als Kyano das Wort ergriff. "Es ist ein verstaubter Ort mit viel Langeweile und unnützen Regeln. Aber wenn du als Kind hingeschickt wirst, nur weil du magisch begabt bist, und länger dort lebst als bei deinen Eltern, gewöhnst du dich irgendwie dran." Sie musterte ihn nachdenklich. „Das klingt irgendwie vertraut. Aber… vermutlich hatten deine Eltern einfach… das Beste im Sinn und den falschen Weg gewählt – jedenfalls für dich.“, zuckte sie die Schultern und setzte sich etwas um auf dem Ast. Damit er sich mit diesem Thema und den dafür nötigen Gefühlen nicht mehr als notwendig auseinandersetzen musste, drehte er den Spieß einfach um und fragte stattdessen nach ihrem Dilemma. Kira aber antwortete auch hier reichlich reflektiert und sprach etwas an, dass sie für vollkommen abwegig hielt und Kyano umso näher an eine Entscheidung brachte. "Ach, daran liegt es, meinst du?" Sie zuckte die Schultern. Könnte ja sein, nicht wahr? Eine Mutter sah oft die Gefahren, bevor sich die Sprösslinge überhaupt bewusst darüber sind, dass sie existieren. "Wenn das ihre Sorge ist, hat sie recht." Kira stockte und blinzelte ihn überrascht an. „Was?“, fragte sie nach und musterte das schiefe Grinsen in seinem Gesicht, dass ihn immer etwas verwegen aussehen ließ. Wie ein Lausebengel, der viel zu gut aussah und viel zu geschickt wusste, sämtliche nötigen Knöpfe zu drücken. "Und was sollte mich jetzt noch hier halten nach diesem Tag?" Kira blinzelte abermals sprachlos. „Dein… dein Zuhause?“, fragte sie zögernd und verstand natürlich nicht, dass er längst andere Gedankengänge hatte. Dass er Chancen sah, wo seine Mutter Gefahr witterte. „Deine Stadt ist riesig. Ehrlich.. Da wird es doch Möglichkeiten geben!“ Kira schien gar nicht damit zu rechnen, dass er sie nach Hause begleiten würden. Zumal sie selbst noch nicht recht entschieden hatte, was sie nun tun sollte. Sicher, sie musste nach Hause. Denn offenbar, war sie nicht einfach so freiwillig auf der Erde gelandet. Die Bewusstlosigkeit sprach eher für einen Unfall, oder? Während beide ihren eigenen Gedanken nachhingen, fiel der Weißhaarigen dann aber wieder die Realität ein. Sie machte Kyano auf Rubina aufmerksam und er musste sich jetzt eben doch langsam mal damit auseinandersetzen. Er aber traf just in dem Moment eine Entscheidung, als er ihren Blick auffing. Dann griff er ihr Kinn und zog sie zu sich, dass sie überrascht davon keinen Widerstand leistete. Er schaffte es ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen, der sie noch überraschter zurückließ. „Kyano…“, hauchte sie und blickte ihn fragend an. "Dir muss gar nichts leidtun. Wie war dieser philosophische Kram vorhin? Irgendwas mit passierenden Dinge für neue Wege, oder?" Sie lächelte und nickte. „So ungefähr, ja“, schmunzelte sie. "Es war meine Entscheidung, dir zu helfen. Genauso wie es deine ist, wie du mir dankst. Bleib ruhig hier, wenn du willst. Aber wehe, du tänzelst wieder rum und plumpst zu Boden. Ich erwarte, dich hier oben in einem Stück wieder zu finden!" Sie blickte ihm nach als er sich an den Abstieg machte. Dann nickte sie. „Nun, ich werde die Zeit nutzen, mir darüber gründlich Gedanken zu machen“, griff sie den neckenden Ton auf. Kira beobachtete ihn noch, wie er behände hinunterkletterte und unten am Boden ankam. Dann seufzte sie, lehnte sich nun ihrerseits gegen den Stamm, befühlte nachdenklich die Blüte in ihrem Haar und sah hinauf in den abendlich werdenden Himmel.

Kyano aber gelangte zu Boden und just in dem Moment hörte er Stimmen von innerhalb des Hauses. Dann sah er Rubina, die von seiner Mutter hineingebeten wurde und sich an den Tisch setzte. Ihm blieb keine andere Möglichkeit… Er musste Dinge klären, damit er neue beginnen konnte. Und Kira war etwas gänzlich Neues! So traf er sowohl seine Mutter als eben auch die Feuerhexe an, die sich gemeinsam an den Tisch gesetzt hatten. Ihre Blicke trafen ihn, als er hereinkam und Rubina lächelte ehrlich. „Sieh mal an, da bist du ja!“, frotzelte sie mit einem neckenden Blitzen in den Augen. Dann deutete seine Mutter auf den freien Platz und noch etwas Wein. „Setz dich. Lass uns endlich reden, Kyano!“, bat sie ihn und warf einen Blick hinter ihn. „Wo ist das Mädchen?“, fragte sie und Rubina’s Blick huschte über sein Gesicht. „Ist sie noch hier?“, wollte auch sie wissen und räusperte sich leise. Dann trank sie einen Verlegenheitsschluck. „Wie geht es deinem Kopf?“, fragte seine Mutter und leitete eigentlich nur das Thema ein. „Kyano… wie du weißt, liegt ein Grund deines Ausschlusses aus der Universität darin, dass wir uns als Geldgeber zurückgezogen haben.“, begann sie dann endlich das Unangenehme. „Lass mich dir erklären, was es damit auf sich hat..“, bat sie und Rubina trank noch mal einen kleinen Schluck. Offenbar war ihr das ganze auch unangenehm, denn im Grunde brachte Kyano nie jemanden mit nach Hause. Rubina aber war für seine Mutter keine Unbekannte.
Die gelehrige Schülerin war unter der Lehrerschaft bekannt und natürlich hatte seine Mutter auch mitbekommen, dass ihr Sohn mit der Feuerhexe angebandelt hatte. Sie mochte Rubina. „Es ging uns nie darum, dir wehzutun. Es… aber deine Erfolge lassen zu Wünschen übrig und die Lehrerschaft berichtete von einer Stagnation. Im Grunde wollen wir dir nur einen Gefallen tun. Vielleicht ist die Magie nichts für dich, könnte ja sein, so … so ungerne ich das auch eingestehen wollen würde. Aber Kyano, wir lieben dich und wollen wirklich nur das beste. Vielleicht wäre es einfach besser, wenn du dir eine andere Arbeit suchst und … ja, mit deinem Leben etwas anderes anfängst. Vielleicht wirst du … sesshafter, kaufst ein Haus hier und – naja, vielleicht wäre die Pferdezucht etwas für dich? Oder… oder du gärtnerst, wie dein Vater?“, Rubina grunzte in ihr Glas hinein und entschuldigte sich hustend. „Verzeihung aber… Kyano und gärtnern?! Dem fehlt doch die Geduld dafür…“, sie blitzte ihren Freund an und er konnte warme Zuneigung in ihrem Blick erkennen. Dann griff sie nach seiner Hand und hielt sie fest. „Ich kann mir vorstellen, dass er sich nur ein wenig finden musste. Ich glaube, wenn er erstmal zurückkehrt, dann…. Dann wird alles wieder gut.“, murmelte sie und in ihren Worten schwang eine gewisse Hoffnung mit. Aryetta blickte auf die beiden und lächelte. „Nun, zumindest scheinst du einen guten Einfluss zu haben, Rubina. Schön, dich endlich mal offiziell kennenzulernen.“, prostete sie der Rothaarigen zu. Dann blickte sie zu Kyano. „Wie lange geht das schon mit euch?“, fragte sie freiheraus und Rubina zog ihre Hand zurück. „Ehm…“, machte sie und war sonst nicht so auf den Mund gefallen. Dann sah sie zu Kyano und in ihrem Blick lag eine stumme Frage. Offenbar war auch Rubina in sich gegangen und die Sache mit Kira hatte ihr zu denken gegeben. Kira hatte wohl Recht – ihre Anwesenheit machte alles etwas komplizierter.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Kyano » Sonntag 21. Januar 2024, 22:22

Er beschwerte sich bei diesem philosophischen Ausbruch ganz seiner Natur gemäß und dachte tatsächlich nicht an ihr Grundproblem dabei. Sie wies ihn, wenngleich grinsend, darauf hin, sodass auch er beschloss, das Ganze mit Humor zu nehmen. "Dafür weißt du aber ganz schön viel.", konterte er ihr und betonte es bewusst so, dass sie es als ehrliches Kompliment auffassen oder als Herausforderung annehmen könnte. Je nachdem, was sie davon lieber hören wollte.
Wenig später jedoch war es mit dem Humor schon wieder vorbei und er fasste zusammen, wie er sein bisheriges Leben und dessen Langeweile beurteilte. Ihre Antwort entlockte ihm eine Kopie ihres Schulterzuckens. "Willkommen in Zyranus. Entweder bist du nicht magisch begabt und ein Außenseiter, der sich so durchs Leben schlägt, oder du kannst was und musst was draus machen.", murrte er zum Abschluss, um sich dann lieber seiner eigenen Neugier zu widmen. Und der Ablenkung, die Kira mit jeder Faser ihres Seins für ihn darstellte.
Daraufhin folgte etwas, was er noch so gar nicht bedacht oder überhaupt für möglich gehalten hatte. Wie alt mochte die Schöne eigentlich sein? Sie wirkte so viel... reifer, vernünftiger... erwachsener als er, wobei man ja generell Frauen diese Entwicklung häufig schneller zusprach als Männern. Und trotzdem... Oder lag es an ihrem Gedächtnisverlust?
Wie auch immer, er gab ihr eine ehrliche Antwort darauf, mit der wiederum sie eindeutig nicht gerechnet hatte. Ihr überraschter Blick ließ ihn leise auflachen. "Bei Feylins Windeln, wie niedlich! Na toll, jetzt muss ich mir öfter was überlegen, wie ich dich überrumpeln kann, damit du wieder so dreinsiehst!", neckte er sie und konnte gar nicht anders.
Ehe ihm weitere Worte über die Lippen kamen, die viel Spielraum für Interpretation ließen, so, wie er es schon häufig angewandt hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er dieses Mal nicht wusste, welche Lesart er bevorzugte.
Ihre Erwiderung war zögerlich und insgesamt wirkte sie mit einem Mal erstaunlich unsicher. Kyano hingegen zuckte erneut mit den Schultern. "Riesig, ja, und riesig langweilig, das kannst du mir glauben!", beschwerte er sich und schnaubte abfällig. "Bist du nicht auf der Universität, wo sich laut den ganzen Lahmärschen das Leben abspielt, hast du nichts als Schufterei zu erwarten. Obwohl... nein, das nehm ich zurück. Auch in dem ganzen Staub von Hörsälen und so ist es reinste Plackerei.", schimpfte er weiter und schüttelte entschieden den Kopf.
"Was du als Zuhause siehst, erdrückt und sperrt ein. Was soll ich an so einem Ort, wo man mich eh nicht will?", fuhr er fort und hob die Hand, als ahne er ihren Einwand, der gleich folgen würde. "Meine Familie kennt mich lang genug und wir gehen alle unsere eigenen Wege. Aber wir halten Kontakt zueinander, da ist es egal, ob in oder außerhalb von Zyranus." Tatsächlich sah er sein Zuhause, sofern er eins hatte, nicht als räumlich begrenzt an. So wie der Wind, der immer und überall sein konnte, ohne Wurzeln schlagen zu müssen. Warum sollte das für ihn nicht möglich sein?
Nach diesen Momenten des Ernstseins kehrte sein Grinsen zurück und er breitete die Arme aus, als wolle er die Welt umarmen... oder fliegen, weil er die Luft und ihre Schwingungen spüren konnte. "Außerdem sind die blöden Langohren endlich besiegt. Wieso also nicht die Chance nutzen und eine Reise machen?", schloss er betont fröhlich, um seine eigenen, leisen Misstöne im Inneren zu übertünchen. Fragen und Gefühle, mit denen er sich einfach nicht befassen wollte.
Dass er diesen jedoch nicht entkommen konnte, bewies die Ankunft seiner Feuerhexe nur allzubald. Leise seufzend musste er sich der Wirklichkeit stellen. Nicht allerdings, ohne auch Kira ein wenig zum Grübeln zu hinterlassen. Und es ihr auch noch unter die Nase zu reiben, denn auf ihre Worte hin grinste er von zwei Ästen unter ihr noch einmal zu ihr hoch. "Ha, ich wusste, du denkst an mich!", jubelte er übertrieben kindlich und zwinkerte ihr frech zu.
Danach aber machte er sich endgültig an den Abstieg, verharrte unten noch ein paar Atemzüge, um sich zu sammeln, ehe er sich in den Ernst des Lebens wagte. Oder es zumindest versuchte... Schon hörte er die vertrauten Stimmen und wäre durchaus versucht gewesen, gleich wieder umzukehren. Einzig seine tiefen Gefühle für Rubina vermochten es, ihm die Kraft zu geben, sich dieser Begegnung zu stellen.
Er trat schließlich ein und fand beide Frauen vereint am Tisch. Der Anblick seiner Freundin freute ihn ehrlich und versetzte ihm zugleich einen schmerzlichen Stich. Wann würde er sie wohl das nächste Mal wiedersehen und unter welchen Umständen? Doch ihm war auch klar, dass es für ihn kein Zurück gäbe und dass es zu ihrer beider Besten wäre. Auch wenn es weh tat.
Schon lächelte sie ihn an und neckte ihn, dass er ihr zu zwinkerte. "Klar, vom Winde hereingeweht.", gab er betont locker zurück und trat zum Tisch.
Prompt erfolgte die Einladung seiner Mutter und sorgte dafür, dass er dieser genau nicht folgte. Leise schnaubte er, blieb demonstrativ stehen und verschränkte die Arme. "Ich bin lang genug gelegen, da tut mir stehen ganz gut.", erwiderte er schon deutlich kühler.
Daraufhin kam sie auf Kira zu sprechen und auch seine Freundin griff diesen Faden auf. Er nickte und wandte sich an Rubina. "Ja, wir haben ein paar Dinge herausgefunden. Sie denkt im Garten drüber nach.", erklärte er und gab sich gedanklich eine Ohrfeige, weil er ausgerechnet darüber mit der Feuerhexe sprach.
Bis vor kurzem war schließlich sie es gewesen, die er ständig um sich hatte haben und verführen wollen, weil sie ihm mehr als andere bedeutete. Seit jedoch die Weißhaarige in sein Leben getreten war... Ja, sie hatte vieles komplizierter gemacht und er hatte die vage Ahnung, dass damit noch lange nicht Schluss wäre. Allerdings bot ihre bloße Existenz schon so viele neue Möglichkeiten für ihn, um aus seinem bisherigen Trott auszubrechen, welche mit Rubina auf diese Weise niemals möglich gewesen wären. So sehr er seine Freundin liebte, als Mann und als Kumpel, sie war einfach zu gewissenhaft, zu... brav und überlegt, als dass sie jemals einfach so von jetzt auf gleich mit ihm hätte weglaufen wollen können. Lautlos seufzte er bei dieser Erkenntnis und fühlte umso stärker ein gewisses Bedauern, dass sich alles dermaßen verändert hatte innerhalb eines einzigen Tages.
Seine Mutter jedoch lenkte ihn ab und nun musste er sich definitiv ihr widmen, ob er wollte oder nicht. "Sitzt noch auf meinen Schultern.", konterte er distanziert.
Was sich auch in seiner Miene abzeichnete, die immer finsterer wurde, je mehr Aryetta redete. Ja, man sah sogar von außen, wie er die Zähne zusammen biss und es dadurch in seinem Kiefer arbeitete. Seine Augenbraue wanderte in die Höhe, doch im Gegensatz zu sonst, wirkte das wenig spitzbübisch oder gar spöttisch. Nein, in diesem Moment war es als skeptisch bis hin zu abfällig zu erkennen. "Nicht wehtun, ist klar!", grollte er schließlich und konnte sich kaum noch beherrschen vor aufsteigender Wut und Enttäuschung.
"Schon mal dran gedacht, davor mit mir über eure Gedanken und... Sorgen..." Er musste an sich halten, um dieses Wort nicht regelrecht verächtlich auszuspucken. "... zu reden, bevor ihr mich rauswerfen lasst? Und um dem Ganzen die Krönung aufzusetzen, lasst ihr Federleicht den Boten spielen! Du hattest nicht mal den Anstand, mir persönlich die Nachricht zu überbringen, obwohl du genauso zu diesem Saftladen gehörst!", entlud sich ein Teil seines angestauten Frusts.
Wahrscheinlich wäre da noch weitaus mehr gekommen, wenn nicht warme Finger sich in seine abwehrende Haltung geschlichen und diese durch die unerwartete Berührung aufgelöst hätte. Seine Miene verlor etwas von ihrer Düsterkeit, als er fragend zu Rubina sah, die sich Mühe gab, die Stimmung etwas zu lockern. Normalerweise wäre ihm das durchaus willkommen gewesen und hätte er es zu schätzen gewusst. In dieser Situation allerdings... erschien es ihm, als würde sie sich auf die Seite seiner Mutter und somit gegen seine eigentlichen Interessen stellen.
Unverständnis stieg in ihm hoch und doch lag da etwas in ihrem Blick, das ihn davon abhielt, sie gleichfalls zum Feindbild zu machen. Auch all seine Gefühle und ihre Bedeutung für ihn nach den vielen gemeinsamen Jahren spielten dabei mit. So wirbelte dieses Gemisch in ihm herum und hinterließ vor allem eines, das sich immer klarer herauskristallisierte: Traurigkeit. Traurigkeit darüber, was zwischen ihnen hätte sein und wohin es hätte führen können und nun auf lange Sicht, wenn nicht sogar für immer unerreichbar wäre.
"Ach, Fähnchen...", seufzte er, als seine Mutter etwas einwarf, das ihn davor bewahrte, vor ihren Augen sentimental zu werden. Sein Kopf ruckte herum und er sah sie an wie einen Störenfried, der mehr als unwillkommen war. "Rubina ist eine gute Freundin und etwas ganz Besonderes, aber zwischen uns läuft nichts.", stellte er ungewohnt ernst klar.
Danach sah er wieder zu ihr und zeigte nur ihr allein das Bedauern in seinem Blick. "Du weißt, dass ich nicht zurück komme. Diese Welt ist nicht meine." Damit ignorierte er den Umstand, dass Aryetta noch anwesend war, trat zu Rubina heran und zog sie auf die Beine, damit sie nicht so weit unter ihm war.
Die Hände legte er auf ihre Unterarme, beugte sich vor und legte die Stirn an ihre, so, wie erst einige Stunden zuvor. Dabei schloss er auch die Augen und wisperte so leise, dass nur sie es hören sollte:"Aber für dich wünsche ich mir dort jedes Glück, denn das hast du verdient." Das klang nach einem endgültigen Abschied und so sehr es ihn schmerzte, es war tatsächlich so gemeint.
Er verdankte seiner Freundin unendlich viel, bestimmt mehr, als er noch wusste, und noch mehr, als er ihr jemals vergelten könnte. Und er wollte sie nicht verletzen, obwohl es dieses eine Mal sein musste. Aber die kläglichen Erklärungsversuche seiner Mutter haben ihn darin nur bestärkt, dass er weg musste. Sonst würde er hier noch einstauben und irgendwann keine Luft mehr zum Atmen bekommen. Die Freiheit, das Abenteuer lockte ihn und er wusste auch, wo er es finden würde. Doch erst dann, wenn er Rubina verständlich gemacht hätte, dass ihr Weg ein anderer war. Damit sie genauso nach vorne würde sehen können, wie er es tun wollte.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Januar 2024, 17:38

Das Leben in Zyranus war den Menschen, die hier lebten, vorbestimmt. Kyano fasste es ganz gut zusammen: Entweder man war magisch begabt, dann führte der Weg zwangsläufig in die renommierte Akademie zu Zyranus. Oder aber nicht, dann führte man ein eher karges Leben am Fuße dieser Akademie und durfte mit Glück noch den Magiern dieser Stadt die Schuhe putzen. Aber was fing ein Magiebegabter mit seiner Zeit an, wenn er sich für beide Seiten nicht erwärmen konnte? Er suchte sich etwas, dass ihn daran erinnerte, dass er sein Leben lang nur … vor sich hin lebte, ohne das Denken an ein Morgen. Was er erreichen wollte, war bisher nie thematisiert worden, denn niemand fragte danach, wenn man magisch war. Aber Kyano witterte mit einem Mal den Wind der Freiheit, in Form einer schönen Hymlianerin, die sich auch noch als echtes Juwel entpuppte. Kira wirkte nicht nur äußerlich schön. Sie hörte ihm tatsächlich auch zu und schien zumindest ein Interesse daran zu entwickeln, ihn kennenzulernen. Doch bevor sie die traute Zweisamkeit nutzen konnten, machte die Schöne ihn auf seine Realität am Boden aufmerksam. Träume mussten warten, denn zu erst musste er Ketten lösen, die ihn hielten, wohin er nicht gehörte. Dabei schaffte er es, Kira tatsächlich etwas ratlos zurückzulassen, als er sich erst einen Kuss stahl und ihr dann auch noch eine Blüte schenkte. Die junge Frau glaubte schließlich, er würde Rubina mögen und hatte da ein gewisses Näschen bewiesen. Was also sollte sie von seinem Tun halten? Sie dachte darüber nach, während er sich endlich dem stellte, dem er nicht einfach ausweichen konnte.

Tatsächlich aber spürte er gleich beim Hereinkommen, dass die Anwesenheit seiner Mutter ihn wütender machte, als er beabsichtigte. Die Enttäuschung saß sehr tief und ein anderes Vorgehen hätte es definitiv leichter gemacht. Nun aber waren die Würfel gefallen und sie alle mussten irgendwie das Beste daraus machen. Tatsächlich spürte Kyano aber ein warmes Gefühl, als er die rothaarige Feuerhexe sah. Auch ihr Blick war sanft und freute sich. Ganz so locker, wie sie es aber gewohnt waren, wirkte der Umgang miteinander nicht. Viel zu groß schwebte das Gesagte und Ungesagte zwischen ihnen und hatte kaum Zeit, bereinigt zu werden. Jetzt aber war Kyano sich sicher mit dem, was er für die nächste Zukunft wollte, und so hatte es seine Mutter nicht recht leicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ihre Entschuldigungen wollte er nicht hören und hätte fast dagegen gefudert. Stattdessen aber platzte ihm ‚nur‘ verbal die Hutschnur: "Schon mal dran gedacht, davor mit mir über eure Gedanken und... Sorgen... zu reden, bevor ihr mich rauswerfen lasst? Und um dem Ganzen die Krönung aufzusetzen, lasst ihr Federleicht den Boten spielen! Du hattest nicht mal den Anstand, mir persönlich die Nachricht zu überbringen, obwohl du genauso zu diesem Saftladen gehörst!" „Kyano bitte ich… hatte Prüfungen…“, stammelte seine Mutter, aber ihr wurde schon beim Aussprechen selbst bewusst, wie lahm das klang. Sie seufzte. „Du hast Recht.“ Rubina wirkte etwas betreten, denn im Grunde war sie irgendwie… falsch hier. Seine Mutter aber sah das ganz anders und unterstellte Dinge, die er erstmal geraderücken musste.
"Rubina ist eine gute Freundin und etwas ganz Besonderes, aber zwischen uns läuft nichts." Dann kehrte er mit seiner Aufmerksamkeit zu der Feuerhexe zurück und ging ein wenig auf Tuchfühlung. Rubina bedachte ihn mit einem ebenso bedauernden Ausdruck, doch seine Freundin kannte ihn auch am allerbesten. Sie schloss leicht die Augen, als er seine Stirn an ihre lehnte und lächelte traurig. "Du weißt, dass ich nicht zurück komme. Diese Welt ist nicht meine." Rubina seufzte ihre Anspannung aus. „Scheiße Kyano… wann haben wir das bloß so verkackt?“, Aryetta räusperte sich, wuselte dann aber anstandshalber in die Küche. “Aber für dich wünsche ich mir dort jedes Glück, denn das hast du verdient.“ „Ich weiß, dass du dafür nicht gemacht bist. Wie ein Vogel, den man fing und einsperrte…“ Rubina presste die Lippen aufeinander.

Aryetta aber wurde sich plötzlich bewusst, was das alles bedeutete. Sie warf das Handtuch zum Abtrocknen beiseite. „Was soll das heißen?!“, begehrte sie auf und sah zu den beiden Freunden. Rubina seufzte abermals. „Er gehört hier nicht hin, Aryetta.“, unterstützte sie ihren Freund endlich. „Er… er verkümmert hier.“, ihre Stimme wurde dünn. Aryetta aber starrte die beiden fassungslos an. „Das meint ihr nicht ernst!“, japste sie entrüstet. „Ky…kyano?!“, blickte sie nun zu ihm. „Und wo willst du hin? Was willst du tun? Wieso… ich meine fu kannst natürlich eine Arbeit finden, wenn die Universität nichts für dich ist. Aber… aber ich habe doch nicht gewollt, dass du jetzt alle Brücken abbrichst?! Ich wollte dir lediglich zeigen, dass du endlich herausfinden musst…“, sie stockte und sah ihn mit schwimmenden Blick an. „…wer du sein willst…“, schloss sie ruhiger und ihre Lippen bebte. „Ich habe es… selbst initiiert… mit meiner Entscheidung, dir die Möglichkeit zu geben, herauszufinden, was du wirklich willst… trieb ich dich fort…“, erklärte sie sich alles selbst. Sie wurde blass und musste sich schwankend setzen. Aryetta hatte den falschen Weg gewählt. Aber ihr Kind verlieren wollte sie nicht. „Kyano…“, seufzte sie traurig und blickte zu ihm. Rubina ging in die Küche und füllte ein Glas Wasser für Aryetta, das sie ihr dann reichte. Seine Mutter trank einen Schluck, lächelte leicht und blickte zurück zu ihrem Sohn. „Und wie lautet der Plan? Gibt es einen?“, fragte sie deutlich milder. Sie wusste, ihr Sohn hatte sich entschieden. Dann nickte sie zur Gartentür. „Folgst du ihr?“, wisperte sie als würde er etwas unheilvolles antworten. Rubina hob den Blick und musterte ihn. Es tat ihr weh, dass Kira diejenige war, die ihn weglockte. Vor ihrem Auftauchen, hatte er jene Gedanken nicht. Sie musste die Schuld bei der Weißhaarigen suchen.
„Wieso sie, Kyano?“, fragte jetzt auch seine Freundin. Ihr fiel es nicht leicht, sich mit dem Gedanken zu tragen, ihn gehen lassen zu müssen. Rubina kam auf ihn zu und legte ihre Hände an seine Brust. Sie schaute ihn fest an, doch ihr Blick brach unter seinem. „Wir könnten… ich meine, wir könnten doch noch mal… es versuchen…“, ihre Stimme wurde immer kleinlauter. Sie wusste, dass das nicht möglich war. Er war nicht glücklich. Dann sank sie an seine Brust und weinte leise nasse Flecken auf sein Hemd. „Es tut mir so leid. Ich habe immer nur das Studium gesehen. Meine Zukunft. Und dich… übersehen. Du bist mein bester Freund, Kyano. Und du wirst mir so schrecklich fehlen.“ Sie schniefte leise. Dann hob Rubina den Blick und sah ihn mit diesem speziellen Funkeln und einem halbwegs gelungenem Lächeln an. „Aber ich weiß, dass du da draußen großes tun kannst. Dass es dir mehr entspricht, als alles, was Zyranus zu bieten hat.“ Sie nahm sein Gesicht im ihre Hände und lächelte stärker. „Lass bloß von dir hören und vergiss mich nicht, in Ordnung?“, verlangte sie spielerisch tadelnd. Dann wischte sich Rubina die nassen Wangen, schlug ihm neckend gegen die Brust und funkelte ihn an. Seine Strähne begann zu kokeln und bevor er tatsächlich flambiert wurde, hörte sie auf. Sie lachte ihn an. Es war alles gut. Sie verstand es und sie wünschte ihm von Herzen Glück, so, wie er es ihr wünschte. „Kyano…“, japste seine Mutter im Hintergrund und ein Seufzen erfüllte den Raum. „Wann willst du aufbrechen?“, fragte sie. Auch sie akzeptierte es. Irgendwie. Kyano also hatte nun alle Stränge in der Hand. Wollte er eine letzte Nacht in seinem Haus? Wollte er nur noch seine Sachen holen? Oder was ganz anderes? Egal was… es war seine Entscheidung.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Kyano » Dienstag 23. Januar 2024, 22:03

Womöglich war sein Beharren auf seine Freiheit und sein Nichtstun eine Reaktion darauf, dass er bislang keine Entscheidungen über sein Leben selbst hatte treffen können. Vielleicht steckte er in der Hinsicht noch in der Pubertät, in der für gewöhnlich genau solche Grenzen ausgereizt und überschritten wurden, um sich und seinen Weg zu finden. In Zyranus gab es das nicht, da hieß es weiter lernen, lernen, lernen, um dazu zu gehören. Kyano war das immer zuwider gewesen, hatte ihn nur selten wirklich fesseln können und so war seine magische Begabung längst nicht auf jenem Stand, der seinem Alter entsprechen würde.
Eventuell hätte sich das mit einer Lehrerin wie Kira vor Ort geändert und sein Potential endlich ans Tageslicht gefördert. Doch die Schöne war eine Fremde und genau damit lockte sie ihn auch so, mit dem Unbekannten und dem für ihn damit verbundenen Abenteuer, nicht zu wissen, wie es in der nächsten Stunde, am dem nächsten Tag weitergehen würde.
Zuerst jedoch musste er sich anderem stellen und konnte sich nicht nur dem Angenehmen widmen. Ein Abschied war fällig, definitiv, auch wenn er lieber den einfacheren Weg gewählt und klammheimlich gegangen wäre. Wenn es sich nur um seine Familie gehandelt hätte, hätte er es wahrscheinlich auch getan. Rubina hingegen... Nein, sie war ihm viel zu viel wert, als dass er ihr das antun wollte, vermutlich, weil er ahnte, dass sie nur dadurch nach vorne und auf sich schauen könnte, anstatt ständig an ihn zu denken. Wobei er natürlich gerne hätte, dass sie ihn trotzdem nicht vergaß! Aber er war nicht grausam und er wollte nicht, dass sie litt.
Somit kletterte er notgedrungen hinunter und stellte sich erneut dem... Gespräch, das seiner harrte. Lieber wäre es ihm gewesen, nur mit seiner Freundin zu reden, aber seine Mutter war die Herrin dieses Hauses und er konnte sie kaum des Raumes verweisen. Zumindest fiel ihm nicht auf Anhieb ein Grund dafür ein. Und im Garten befand sich Kira, sodass diese Option ebenfalls wegfiel. Sein Zimmer als Ort der ungestörten Zweisamkeit indes kam ihm nicht mehr in den Sinn, nachdem sich seine Gefühle gerade verwirrten und umorientierten.
Also stellte er sich auch jener Frau, die ihn geboren hatte, und war zorniger auf sie, als er sich selbst bewusst war. Entsprechend abwehrend war seine Haltung ihr gegenüber und widmete er sich lieber seiner Feuerhexe, soweit es möglich war, ohne offen in den Affront zu gehen. Unhöflichkeit war trotz allem nicht angebracht. Selbst dann noch, als sich sein Frust entlud und er mit wenigen Worten deutlich demonstrierte, was ihn in seine Abwehr trieb.
Es war nicht so sehr der Umstand, dass er erst einmal nicht mehr tagein tagaus an der Universität gegen die Langeweile kämpfen musste, um am Ende kaum weiter gekommen zu sein. Vielmehr hatte es ihn enttäuscht, gedemütigt und vor allem verletzt, wie ihm sein Rausschmiss beigebracht worden war. Nachdem er sich so viel Mühe um Rehabilitation gegeben hatte, mal wieder, war ihm gesagt worden, dass sein Aufwand umsonst gewesen sei. Nicht von seinen Eltern, die dafür gesorgt hatten, nein, sondern von dem einzigen Professor, an dem ihm etwas gelegen hatte. Von dem er gedacht hatte, dass dieser an ihn glaubte und nicht die Geduld mit ihm verlor. Das war zu viel gewesen, einfach zu viel für den sonst so verwöhnten jungen Mann!
Das also warf er nun seiner Mutter auch direkt vor. Ihr Gestammel entlockte ihm ein abfälliges Schnauben. "Du hast immer Prüfungen!", kam die nächste Anklage, deren Ursprung jedoch viel weiter zurück lag als dieser Tag. Das war schon seit Jahren ihre Begründung dafür, nicht da zu sein, wenn... wenn er es sich gewünscht hätte, wenn er ihr etwas hätte zeigen oder erzählen oder einfach nur bei ihr sein wollen. Stets war irgendetwas an der Universität wichtiger gewesen, sodass es meist sein Vater oder mit der Zeit seine älteren Geschwister gewesen waren, die an seiner Seite gewesen waren. Doch wirklich ersetzen können hatten sie Aryetta natürlich nicht.
Wenigstens schien sie es endlich einmal einzusehen, wie er ihrem Seufzen entnehmen konnte. Nur machte es nicht das Vergangene ungeschehen oder den Schmerz, den diese Enttäuschungen in ihm hinterlassen hatten.
Da war es für die Stimmung wohl ganz gut, dass sie das Thema auf Rubina lenkte und er sich somit auch mit seiner Feuerhexe befassen konnte, was ihm allemal lieber war. Gerne hätte er sie als seine Freundin gehabt und bis vor wenigen Stunden war ihm nicht einmal klar gewesen, wie tief dieser Wunsch in ihm verhaftet gewesen war. Seitdem allerdings hatte sich viel verändert.
Also stellte er ihre Beziehung zueinander klar, wenn auch mit stillem Bedauern. Das er nur ihr in seinem Blick zeigte, ehe er die Stirn an ihre lehnte und ebenfalls die Lider senkte. Es war ihre Geste, mit der sie einander immer ihre Innigkeit gezeigt hatten, ohne auf das Niveau von Verliebten zu steigen.
Bei ihren Worten musste er unwillkürlich grinsen und strich mit den Daumen sanft über ihre Oberarme. "Keine Ahnung. Wahrscheinlich hab' ich dich nicht gut genug durcheinander gewirbelt und zum Dampfen gebracht. Ich war einfach... zu nett zu dir.", konterte er neckend und schmeckte dennoch einen Hauch von Bitterkeit.
Er hatte durchaus seine Versuche gestartet, die sie gekonnt ignoriert oder anderweitig abgelenkt hatte. Und er hatte sie nicht bedrängt, weil er am Ende geahnt hatte, dass er ihr Verderben wäre in dem Sinne, in dem er es nicht sein wollte. Dazu waren sie und ihr Glück ihm zu wichtig.
Das wollte und musste er ihr noch einmal deutlich machen. "Vogel?", erwiderte er mit leicht hochgezogener Braue, noch immer an ihre Stirn gelehnt. "Ich weiß, du nennst mich gern eitler Pfau, aber ich versichere dir, ich kann weder fliegen, noch... singen. Wobei... Ich könnte es ja mal mit einer Kostprobe versuchen und dir etwas vorträllern.", plapperte er weiter und begann schon wieder damit, einer unangenehmen Situation entfliehen zu wollen.
Er war einfach nicht für Ernsthaftes gemacht! Oder wollte es nicht, weil es alles schwieriger und schmerzhafter machte. In diesem Moment mischte sich seine Mutter ein, die er für kurze Zeit vergessen hatte, so sehr hatte er sich auf den Abschied von seiner Freundin konzentiert.
Jetzt war es auch soweit, dass er seine Augen wieder öffnete und sich soweit von Rubina löste, um sich beiden zugleich zuwenden zu können. "Ja, was soll das wohl heißen?", gab er etwas bissiger als nötig zurück und war drauf und dran, einen Streit vom Zaun zu brechen. Was wiederum keine gute Ausgangsbasis dafür wäre, eine längere Reise anzutreten.
Seine Freundin bewahrte ihn davor und half ihn, so paradox es auch war, ein wenig abzukühlen in seiner Wut. Als er hören musste, wie dünn ihre Stimme wurde, sah er sie traurig an und griff nach ihrer Hand, um sie sanft zu drücken. Er wäre nicht mehr an ihrer Seite, aber das bedeutete nicht, dass sie ihm nicht länger wichtig wäre. Noch war er da und konnte sie stützen, so wie sie es stets bei ihm getan hatte.
Plötzlich prasselten allerdings eine Unmenge Fragen auf ihn ein, die ihn erst einmal stumm seine Mutter nur ansehen ließ, während es hinter seiner Stirn arbeitete. Wo er hin wollte? Keine Ahnung, wahrscheinlich nach Hymlia mit Kira? Gab es denn eine Karte mit dem Weg dorthin? Bräuchte er ein Leiter bis zum Himmel oder wie käme er dort rauf, wenn er es denn fände? Was wollte er tun? Oh, da war er noch unwissender als bei dem Ziel seiner ersten Reise! Wobei er die ein oder andere Idee hätte, aber das wäre nichts, was er gegenüber diesen beiden Frauen erwähnen wollte.
Der Wandel in der Stimme der Hausherrin ließ ihn allerdings aufhorchen und sorgte dafür, dass sein Zorn noch weiter erkaltete, sich allmählich wie Rauch verdünnisieren wollte. Schließlich zuckte er etwas hilflos mit den Schultern. "Zyranus ist mir einfach zu eng.", sprach er und meinte damit viel mehr als nur die räumlichen Grenzen.
Währenddessen war seine Freundin aufmerksam genug, seiner Mutter ein Glas Wasser zu holen, die sich gesetzt hatte und offenbar nun die Tragweite ihres Handelns begriff. Ihre Traurigkeit traf ihn und vertrieb auch noch den letzten Rest von Wut, sodass er sich schließlich sogar ihr gegenüber nicht länger ablehnend gab.
Ein schiefes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. "Du weißt, ich hab' noch nie viel von Plänen gehalten.", erwiderte er deutlich milder als den gesamten Abend über.
Daraufhin wies sie in Richtung Garten und er folgte diesem Blick, spürte seinen Herzschlag einige Sekunden lang nach, bis er seufzend nickte und sich durchs Haar fuhr. "Sie braucht Hilfe und ich... ich will ihr helfen.", erklärte er ehrlich und konnte es nicht anders beschreiben.
Da schaltete sich seine Freundin wieder ein. Er sah zu ihr hin, griff nach ihrer Hand und zog sie sanft in eine Umarmung. "Keine Ahnung.", murmelte er in ihr Haar und sog dessen Geruch tief in sich ein, um ihn möglichst lange in Erinnerung behalten zu können.
Sie bewegte sich und er ließ sie ziehen, weil er dachte, dass sie den Abstand bräuchte. Stattdessen legte sie ihm ihre Hände auf die Brust und konnte sein Herz pochen spüren. Ihre Worte drohten, ihm die Kehle enger werden zu lassen, dem er mehrfaches Schlucken entgegen setzte. Auch in seinen Blick kehrte die Traurigkeit zurück, als er ein Kopfschütteln andeutete. "Können wir nicht.", stellte er fest und er bedauerte das zutiefst.
Aber sie beide wussten, dass es stimmte. Bis zu diesem Tag hätte es entstehen können, hätte ihm womöglich sogar wieder eine Zeit lang die Motivation gegeben, sich mehr in seinem Studium zu bemühen. Doch dann hatte sich alles geändert, hatte seine Welt durcheinander gewirbelt und ihm neue Wege gezeigt. Jetzt diesen Schritt zurück zu gehen, bei Rubina zu bleiben und mit ihr die Freundschaft auf eine andere Ebene zu heben, nur, damit er nicht hinaus in die Welt ziehen würde, käme einer neuerlichen Fesselung gleich. Einer, die ihnen beiden nicht gut tun würde, schlimmer noch, die ihre Verbindung wahrscheinlich unwiderbringlich zerstören würde. So sehr es ihn schmerzte, das konnte er einfach nicht zulassen.
Und zu seiner Erleichterung war sie vernünftig genug, das ebenfalls einzusehen. Wenngleich es ihn all seine Standhaftigkeit kostete, nicht schwach zu werden, als sie gegen ihn sank und weinte. Etwas, das er nur äußerst selten bei ihr, der starken Feuermagierin, erlebt hatte. Umso schlimmer war es für ihn, weil er die Ursache dafür war. Allerdings konnte er eben auch nicht aus seiner Haut heraus. Deswegen blieb ihm nichts weiter übrig, als sie zu halten und ihr zu zeigen, dass er trotzdem immer für sie da sein würde.
"Muss es nicht.", murmelte er und hauchte einen Kuss auf ihren Scheitel. "Das Studium ist deine Zukunft, da stimm' ich dir zu. Nur ich bin es nicht.", betonte er noch einmal und schluckte schwer, weil es nicht leicht war. "Und du bist und bleibst mein nerviges, kokelndes Rauchfähnchen!", versuchte er, sie beide aufzuheitern, indem er sie neckte.
Es schien zu helfen, denn die Tränen versiegten und sie sah ihn mit einem Lächeln wieder an. Er erwiderte es sanft, liebevoll und strich ihr das Haar aus dem Gesicht, ehe nasse Strähnen auf ihrer Haut kleben könnten. In seinen Augen blitzte es schelmisch auf, als sie fortfuhr. "Natürlich werde ich großes leisten! Ich werde Bäume entwurzeln, werde Blätterhaufen durcheinander blasen und werde saubere Wäsche von den Leinen wehen, damit sie im Dreck landet!", scherzte er und hätte noch mehr derartige Streiche anführen können, wenn sie nicht ihrerseits die Hände auf seine Wangen gelegt hätte.
Diese ungewohnte, vertraute Geste von ihr brachte ihn erfolgreich zum Verstummen. Dafür sorgten ihre Worte dafür, dass er wieder grinsen konnte und ihr frech zu zwinkerte. "Weil mir sonst mein wunderschöner Hintern abbrennt? Klar, Madame, habe verstanden!", meinte er und salutierte sogar, wie sie es in den letzten Wochen manchmal bei denen gesehen hatten, die sich mit ihrer Rolle als Verteidiger der Stadt hatten brüsten und wie echte Soldaten aufführen wollen.
Und als hätte er sie auf eine Idee gebracht, roch er prompt einen vertrauten Geruch. Hastig schielte er nach oben und schlug auf seine rauchende Haarsträhne. "Hey, du mogelst! Ich hatte noch gar keine Zeit, dir zu schreiben!", quengelte er betont wie ein kleines Kind, als sie auch schon aufhörte und ihn anlachte.
Es erleichterte ihn. Trotzdem zog er sie noch einmal in eine Umarmung, nur dieses Mal fiel sie kumpelhafter und bewusst so aus, dass sie seine körperliche Kraft zu spüren bekam. Als kleine Revanche für ihren Magieeinsatz.
Gerne hätte er sich noch länger mit ihr gekabbelt, jedoch mischte sich nun seine Mutter wieder ein. Seufzend ließ er Rubina los und sah zu Aryetta. Kyano überlegte kurz, dann hatte er eine Entscheidung getroffen. Er würde gehen, ja, er würde weit weg gehen und vielleicht erst in vielen Jahren zurück kehren, je nachdem, was ihn außerhalb der Stadt erwarten würde. Doch er würde seinen Frieden mit jenen machen, die er zurück ließ. Das nahm ihm die Notwendigkeit, überstürzt und unvorbereitet aufzubrechen.
"Es ist spät und das Sonnenlicht bald ganz weg. Morgen Früh macht es mehr Sinn.", erklärte er und nickte seiner Mutter zu. Das gäbe ihm obendrein die Möglichkeit, sich zumindest von seinem Vater zu verabschieden, während seine Geschwister wohl kaum alle hierher kämen, um ihm die Schulter zu klopfen und ihm zu winken.
"Außerdem will ich nicht alle Brücken zu euch abbrechen.", fuhr er mit einem Geständnis fort, seufzte ein weiteres Mal und fuhr ebenso ein weiteres Mal durch sein Haar. "Ja, ich bin sauer und noch einiges mehr, aber ich bin nicht wirklich weg. Oder glaubst du wirklich, ihr werdet mich so leicht los?", versuchte er, das Ganze nicht zu trübselig werden zu lassen.
Leicht schüttelte er den Kopf. "Ich werde gehen, ich werde sehen, wohin der Wind mich weht und irgendwann wird er mich wieder herblasen. Und bis dahin... muss ich überlegen, was ich alles brauche." Er sah fragend zu Rubina, die schon immer die Vernünftigere von ihnen gewesen war und der er zutraute, ihm da durchaus eine Hilfe sein zu können.
"Erion wird sich freuen, mal so viel bewegt zu werden. Und Kira... wie gesagt, ich will ihr helfen, wenn ich das kann.", sprach er weiter und zuckte erneut mit den Schultern. "Wo wir schon dabei sind... Ist das Gästezimmer eigentlich betretbar oder hat Isger es wieder mit dem Geräteschuppen verwechselt?"
Sein älterer Bruder neigte dazu, wenn er zu faul war, seine Blumentöpfe auszusortieren. Natürlich würde die Schöne auch hier im Hause Idthen schlafen, das stand für ihn fest. Ebenso wie der Umstand, dass dies nicht in seinem Zimmer geschehen sollte. So viel Anstand hatte er dann doch noch.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Januar 2024, 13:09

Es war einfach ein viel besseres Gefühl, sich vernünftig von allen verabschieden zu können. Noch zu Beginn der Begegnung mit seiner Mutter, hatte Kyano auf Konfrontation geschaltet und wies sie mit distanzierten Worten und Blicken ab. Wieder suchte er sich das halbwegs Angenehmere heraus und beschäftigte sich lieber mit seiner Feuerhexe als mit seiner Mutter. Diese hatte sein Wohlwollen mit ihrer dummen Entscheidung verwirkt, wie er glaubte, und so fiel es ihm nicht schwer, alle Konzentration auf Rubina zu legen. Dass er sich ausgerechnet von ihr verabschieden musste, obwohl ihm und ihr scheinbar gerade erst klargeworden war, was sie füreinander empfanden, hatte einen äußerst bitteren Beigeschmack. Da lebten sie seit Jahren nebeneinander her und jetzt, wo es einen Umbruch gab, da fanden sie zueinander? Aber manchmal musste man Dinge eben erst loslassen, bevor neues entstehen konnte. So oder so ähnlichen waren doch die Worte der Weißhaarigen gewesen. Auch war sie es letztendlich, die ihm diesen Abschied ermöglichte. Sie hatte Rubina informiert, damit sie Kyano’s Sachen bringen und ihn sehen konnte. Ob Kira dabei an einen Abschied dachte, blieb zu bezweifeln, denn sie ging davon aus, dass Kyano Rubina liebte und mit ihr zusammen sein würde. Dass er sie nun überraschte und ihr zuvor noch sagte, er wolle gar nicht hierbleiben, hatte sie nicht geahnt. Kira ging also nicht davon aus, dass er sie begleiten würde. Die Frage war ja, ob er dann nicht auch auf eigene Faust losziehen konnte. Aber noch während des Gesprächs und den Erklärungen, die beide Frauen in seinem Elternhaus erhalten wollten, wusste er, dass er der verschollenen Hymlianerin helfen wollte. Er konnte es nicht mal näher begründen – brauchte er auch nicht. Es war ein Gefühl in ihm, dass es richtig war, so. Und Kira lockte noch etwas anderes: Sein freiheitsliebendes Naturell schwang ein wenig mehr, ein bisschen höher, seit er ihr über den Weg gelaufen war. Sie reichte ihm die Hand zu einer neuen Zukunft, die er in den verstaubten Seiten unzähliger Bücher vergebens gesucht hatte.
Jetzt aber fanden Rubina und Kyano langsam wieder zurück zu ihrer alten Freundschaft. Sie hatten ihre Gefühle füreinander geklärt und es gab daran keinen Zweifel. Allerdings würde sich Rubina nicht aufhalten lassen und so extrem das klang, er wusste das. Sie war durch und durch Magierin und auch der kleine Scherz bewies das eindrucksvoll. Schon immer hatte sie einen leichteren Zugang zu den arkanen Kräften gefunden und hatte die Jahre, seit sie hier lernten, deutlich besser genutzt. Nun aber wurde auch seiner Mutter klar, dass sie ihren Sohn erst so weit getrieben hatte. Natürlich wollte sie das Beste für ihn, aber bis heute war sie der Meinung gewesen, dass es innerhalb der Mauern von Zyranus zu finden wäre. Seine Mutter so zu sehen und ihre Erkenntnis zu erleben, ließ den Zorn über das Verhalten ihrerseits verrauchen. Auch Kyano wurde versöhnlicher und versuchte zu erklären, wieso das ganze nun passierte. Die Frage blieb, wie ging es weiter? Kyano aber bewies auch hier erneut einen vernünftigen Kopf, wo man ihm den vielleicht nicht immer zutraute:

"Es ist spät und das Sonnenlicht bald ganz weg. Morgen Früh macht es mehr Sinn. Außerdem will ich nicht alle Brücken zu euch abbrechen.“ Aryetta seufzte erleichtert auf, dass er sich so versöhnlich zeigte. "Ja, ich bin sauer und noch einiges mehr, aber ich bin nicht wirklich weg. Oder glaubst du wirklich, ihr werdet mich so leicht los?" Die Mundwinkel seiner Mutter zuckten und sie lächelte daraufhin. „Nein… nein, natürlich nicht!“, stieg sie darauf ein und spielte eine Enttäuschung vor als wäre das genau ihr Ziel gewesen. "Ich werde gehen, ich werde sehen, wohin der Wind mich weht und irgendwann wird er mich wieder herblasen. Und bis dahin... muss ich überlegen, was ich alles brauche." Sein Blick traf den von Rubina und plötzlich zuckte etwas in ihrem feurigen Blick auf, das er durchaus kannte und dennoch bei ihr wohl nicht erwartet hätte. Auf einmal schien sie eine Idee zu haben. „Oh, keine Sorge, ich helfe dir schon, etwas einzupacken!“, schnarrte sie mit warmer Stimme und funkelte ihn an. Was heckte sie nun wieder aus?! "Erion wird sich freuen, mal so viel bewegt zu werden. Und Kira... wie gesagt, ich will ihr helfen, wenn ich das kann. Wo wir schon dabei sind... Ist das Gästezimmer eigentlich betretbar oder hat Isger es wieder mit dem Geräteschuppen verwechselt?" Aryetta lachte und nickte. „Nun, ein Bisschen kramig dürfte es wohl sein, aber ich werde ihr das Bett herrichten. Geht ihr nun und sammelt deine Sachen ein, ich kümmere mich um … Kira. Im Garten, sagtest du? Na los, geht schon. Dein Vater kommt auch bald nach Hause!“, scheuchte sie nun Rubina und Kyano. Daraufhin erhob sie sich und ging zur Gartentür, um Kira ins Haus zu bitten.
Kyano aber spürte Rubina’s Hand und sie zog ihn mit sich, zu seinem Zimmer. Zwar war Rubina noch nicht hier gewesen, aber Kyano hatte nicht selten davon gesprochen, wie es bei ihm aussah und wie sein wirkte. Die Feuerhexe fand also eine Tür, öffnete sie und stutzte. Hier sah es ein wenig voll aus, aber das Bett würde für einen gemütlichen Schlaf sorgen können. „Oh… das ist wohl der falsche Geräteschuppen!“, witzelte sie und zog ihn weiter. „Ach… du sagtest ja, rechts von der Treppe..“, erinnerte sie sich und öffnete die Tür, die tatsächlich zu seinem Zimmer führte. Dann trat Rubina ein und sah sich gründlich in seinem Reich um. Sie lächelte und fasste hier und dort mal etwas an. Dann fiel ihr Blick auf sein Bett. „hm..“, machte sie nachdenklich, ehe sie sich umdrehte und ihn erneut mit diesem Blick anfunkelte. „Kyano?“, raunte sie und leckte sich über die Lippen. „Da… dies deine letzte Nacht ist…“, säuselte sie und begann daraufhin tatsächlich an ihrer Kleidung herumzufummeln. „Was hältst du davon, wenn wir sie noch mal unvergesslich machen?“, fragte sie heiser und ihre Wangen glühten etwas. Rubina hatte ihn noch NIE, niemals an sich herangelassen. Meist hatte er sie überrumpelt. Und jetzt, da er morgen die Stadt verlassen würde, wollte sie… ? Wie auch immer sich der Magier entschied, es war eine Versuchung. Rubina nestelte an ihren Klamotten und würde sich vor ihm ausziehen, so er sie nicht doch aus irgendwelchen Gründen aufhalten wollte. Vielleicht gefiel ihm die Idee ja auch? Kurz waren Stimmen auf dem Flur vor seinem Zimmer zu hören und das „Danke!“, kam eindeutig von Kira, die daraufhin offenbar in das Gästezimmer zog. Aryetta lief die Treppe wieder hinab und von unterhalb konnte Kyano dann bald schon auch die Stimmen seines Vaters und seiner Geschwister hören. Wer auch immer vor Ort war. Nun musste er sich überlegen, ob er die sicherlich heiße Verzögerung in Kauf nahm oder vernünftig blieb.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Kyano » Mittwoch 24. Januar 2024, 14:06

Bis vor ein paar Minuten hätte er am liebsten einfach die Tür hinter sich zugeknallt und wäre schnurstracks auf und davon geritten, ohne Abschied oder Versöhnung, auch seinen Geschwistern gegenüber, die nichts für die Entscheidung der Eltern konnten. Er hätte mit allen gebrochen und wäre vom schlechten Gewissen geplagt, womöglich verfrüht zurück getrieben worden.
Dass es so nicht gekommen war, lag tatsächlich auch und vor allem an... Kira. Sie hatte ihn hierher gebracht, sie hatte ihm die Zeit versüßt und ihn schließlich darauf aufmerksam gemacht, dass auch seine Feuerhexe eingetroffen war. Allein schon wegen Rubina musste er sich noch einmal seiner Mutter stellen und das Ganze in... geordnetere, ruhigere Bahnen lenken. Nicht gerade seine Spezialität und doch schien es ihm zu gelingen.
Auf jeden Fall war Aryettas Mienenspiel und all ihre Reaktionen dazu angetan, seine Wut allmählich verrauchen zu lassen. Trotz allem liebte er seine Mutter und besaß auch Mitgefühl.
So schafften sie drei es, ihn wieder zur Vernunft zu bringen und dazu, nicht überstürzt wegzulaufen wie ein unreifes Kind. Nun ja, so viel reifer war er zwar nur in Ausnahmesituationen, aber in bisschen mehr nachdenken schadete selbst ihm nicht. Was er selbstverständlich niemals zugegeben hätte! Dennoch zeigte er, dass er durchaus auch mal einen klaren Kopf hatte, als er den Aufbruch auf später verschob und nichts mehr überstürzte, besonders, weil er ja eine Begleitung hätte, die nichts anderes besaß als das, was sie auf dem Leib trug. Da musste er für sie mitdenken.
Ob ihr wohl die Kleidung seiner Mutter oder seine Schwestern passen würde? Und was bräuchte er noch? Geld, Nahrung... Kräuter zur Verhütung? Er hatte keine Ahnung! Deswegen wollte er auch ein letztes Mal Hilfe von seiner Freundin haben und ahnte nicht, welche Idee er ihr damit einpflanzte.
Ihre Reaktion ließ ihn einen Moment lang irritiert blinzeln, aber er war in seiner Vorstellung schon halb auf der Reise, als dass er sich größere Sorgen darüber hätte machen können. Also fuhr er fort und zeigte dabei, dass er erneut an die Schöne und deren Wohlergehen dachte. Schon griff seine Mutter den Faden auf und würde sich darum kümmern.
Er nickte ihr zu und wollte trotzdem protestieren, sagen, dass er mit der Weißhaarigen reden und ihr die Sache erklären würde, unerheblich davon, ob sie ihn wegscheuchte oder nicht. Aber da spürte er eine weiche, warme Hand, die sich in seine schob und kurzerhand an ihm zog, um ihn in die entgegengesetzte Richtung zum Garten zu entführen. "Äh...", entfuhr es ihm noch, als er schon hinter seiner Freundin hinterher stolperte.
Als er sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, trottete er wie ein braves Reittier weiter. "Also... ja... eigentlich wollte ich... äh... hab ich das nicht so... äh...", stotterte er hinter Rubina, als sie bereits die Tür zu besagtem Gästezimmer öffnete.
Prompt blieb sie stehen, sodass er in seiner Verwirrung nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte und von hinten leicht gegen sie stieß. Sie hatten einander schon öfters berührt, schließlich waren sie mehr oder weniger miteinander aufgewachsen. Trotzdem waren sie selten in dieser Position gewesen und bei ihm... regte sich durchaus etwas. Oder hatte sie sich gerade ganz subtil bewegt, um seinen Mini-Kyano zu reizen? Wie auch immer, während sie herum spottete, verringerte sich die Funktionalität seines Gehirns in demselben Maße, wie es in seiner Hose enger wurde. Das konnte er jetzt nicht gebrauchen!
Mit einem unterdrückten Räuspern und einem verstohlenen Zurechtrücken seiner Beinkleidung trat er einen halben Schritt zurück, um ihr Freiraum zu geben. Doch entgegen seiner Erwartung, angekokelt zu werden, ergriff Rubina erneut seine Hand und zog ihn weiter, diesmal tatsächlich zu seinem Zimmer. Jenem Raum, in dem er noch nie ein Mädchen willkommen geheißen hatte. Jetzt eigentlich auch nicht, schließlich lud sie sich selbst ein, indem sie ihn mit sich hinein bugsierte. Wer von ihnen beiden die Tür schloss, vergaß er im selben Moment wieder, aber wahrscheinlich war es er selbst aus reiner Gewohnheit.
Wie gut, dass sie ihn daraufhin los ließ und sich erst einmal umsah, sodass er Zeit hatte, um sich wieder zu beruhigen. Sein kleiner Freund schrumpfte wieder und das Denken kehrte, zumindest teilweise, dorthin zurück, wo es sitzen sollte.
Als die Feuerhexe vor seinem Bett stand, machte sie einen nachdenklichen Laut, den er nicht nachvollziehen konnte. "Hm, was? Überlegst du etwa, ob du dich hier breit machen willst, wenn ich weg bin?", neckte er sie nun seinerseits, endlich wieder halbwegs bei klarem Verstand.
Grinsend wartete er auf eine schlagfertige Antwort, stattdessen erklang sein Name. Seine Augenbraue hob sich fragend an. Was sollte das nun wieder? Was ging in diesem hübschen Köpfchen vor? Und wieso beschlich ihn das Gefühl, dass dies nicht unbedingt gut für ihn ausgehen würde?
Während er noch überlegte, was das sein könnte, lenkte ihn eine Zunge ab, die über weiche Lippen fuhr und ihn unbewusst schlucken ließ. Sofort fing sein Mini-Kyano wieder an, aufzuwachen. Schon drang ihr Säuseln an sein Ohr. "Letzte Nacht hier...", wiederholte er murmelnd und bemerkte ihre Finger, die sich an ihrer eigenen Kleidung zu schaffen machten.
Er konnte nicht anders, sein Blick glitt tiefer und blieb an ihren Brüsten hängen, die sich viel zu undeutlich unter der Studentenrobe abzeichneten. Runde, pralle Äpfel, die er schon immer gerne in Händen gehalten hätte. Wie von weit her erklang erneut ihre Stimme. "Unvergesslich... ja...", nuschelte er gepresst und griff sich an die Hose, um sie ein weiteres Mal und vor allem mehr als deutlich zu richten, weil sie ihm definitiv zu eng wurde. Sie nestelte weiter an ihrer Robe herum, während seine Augen mit Mühe in die Höhe wanderten und ihre roten Wangen entdeckten.
In diesem Moment war es um ihn geschehen. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, zog sie schwungvoll an sich heran und küsste sie mit all dem Hunger, den er in den vergangenen Jahren so mühsam unterdrückt und teilweise an anderen ausgelebt hatte. Deutlich ließ er sie seine Größe untenrum erahnen, weil er sie so fest an sich presste und nie wieder aus seinen starken Armen zu lassen wollen schien. Oder eher aus dem einen, denn den anderen löste er, um ihr in den Nacken greifen und sie dort massieren zu können, während seine Zunge sich mit der ihren duellierte. Es dauerte nicht lange, da wanderte auch seine zweite Hand, nur eben in die andere Richtung, um ihre Pobacke umschließen und durch den Stoff hindurch massieren zu können.
Heiß keuchte er dabei in ihren Mund und all die aufgestaute Lust auf sie und nach den letzten Stunden drohte, ihm ein peinliches Missgeschick zu bescheren, ehe er am Ziel seiner heißen Träume angelangt war. Nicht einmal die leise, aber bekannte Stimme von Kira, die an sein Ohr drang, hätte ihn jetzt noch aufhalten können, wenn... wenn diese nicht eine Erinnerung geweckt hätte, die nun vor seinem inneren Auge aufblitzte.
Für deinen Verlust, brauchst du ein Gegengewicht… Das hatte die Schöne in der Bibliothek zu ihm gesagt und damit angedeutet, dass sie diese Nähe nur zuließ, weil sie dachte, sie müsste es tun. Was, wenn jetzt auch Rubina...? Mit einem frustrierten Knurren beendete er abrupt den Kuss.
Keuchend und mit einem leichten Zittern aufgrund dieser Kraftanstrengung seines restlichen Willens lehnte er seine Stirn wieder an jene seiner Freundin. Um seine eigenen Finger unter Kontrolle zu haben, hob er sie und legte sie auf ihre Wangen, als müsse er verhindern, dass sie sich ihm sonst entzog. "Das... das ist...", krächzte er und schaffte es auch nicht mittels Räuspern, den Kloß aus seine Kehle zu verbannen.
Trotzdem, er musste weiter sprechen, musste klarstellen, was niemals geschehen sollte. Nie sollte eine Frau sich ihm hingeben, weil sie sich dazu verpflichtet fühlte!
"Rauchfähnchen, ich liebe dich, das weißt du. Aber das hier ist... nicht richtig." Nur mühsam konnte er sich von ihr lösen und ihr in die Augen sehen. Sein Blick war eine Mischung aus Hunger nach ihr und tiefer Traurigkeit. "Lass uns nicht zerstören, was wir haben. Du willst in Wahrheit doch gar nicht mit mir schlafen.", stellte er fest und war sich bei dieser Erkenntnis nicht sicher, was er fühlen sollte.
Alles in ihm, vor allem sein Kumpel zwischen den Beinen, schrie mit jeder Faser nach ihr, danach, dieses Angebot anzunehmen und sich endlich einen Traum erfüllen zu können, den er so lange gehegt hatte. Doch sein Herz war dagegen, als ahne es, dass sie das unter anderen Umständen niemals getan hätte. Sie hatte ihn so oft abgewiesen, ihn am langen Arm verhungern lassen, dass er nicht glauben konnte, dass sie ihre Meinung so plötzlich geändert hatte. Sie würde es bereuen, früher oder später, und dann würde es die Verbindung zwischen ihnen zerstören. Sofern nach diesem Zwischenfall hier überhaupt noch eine bestehen würde...
"Zwing' dich nicht zu was, was du nicht willst. Das ist nichts und niemand wert! Auch ich nicht...", flüsterte er ihr zu und würde sie loslassen, damit sie gehen könnte, wenn sie das nun wollte. Oder er würde ihr erneut eine Schulter zum Anlehnen und trauern bieten, wenn sie es bräuchte. Wie auch immer, nun war es an ihr, sich zu entscheiden.
Auch wenn seiner Miene deutlich anzumerken war, wie sehr er diesen Ausbruch an Vernunft seinerseits bedauerte. Doch er wusste, dass er alles andere nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Nicht, wenn er sich nicht sicher sein konnte, dass sie es wirklich aus freien Stücken tat! Und auch dann gab es noch jemanden, dessen Anwesenheit im Haus seiner Eltern ihn hindern könnte...
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Sonntag 28. Januar 2024, 11:11

Das Leben bestand ständig aus Versuchungen und Verlockungen. Erst war da jahrelang seine Freundin Rubina, die ihm irgendwie mehr den Kopf verdrehte als alle flüchtigen Bekanntschaften zuvor. Aber er hütete sich vor einem Stelldichein aus zweierlei Gründen: Zum einen spürte er, dass er echte Zuneigung empfand. Nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern vor allem auch auf geistiger. Sie waren freundschaftlich, wie füreinander geschaffen und Kyano, der insgeheim sehr viel tiefgründiger war als er zugeben wollte, verstand, dass er etwas wertvolles für ein wenig Liebelei auch zerstören könnte. Das zu riskieren war er nicht bereit. Zum anderen waren es Rubina’s Antworten auf seine Avancen. Bisher hatte sie sich nie wirklich eingelassen. Rubina hatte ihn zwar gewähren lassen und ihre Retourkutschen fielen bisweilen nicht so heftig aus, wie er immer geglaubt hatte, aber sie hatte sich auch nie wirklich interessiert gezeigt. Für Rubina waren die Studien vorrangig. Sie war aus zielstrebigen Gründen dort und arbeitete hart und fleißig. Die Feuerhexe wusste, dass Kyano eine Ablenkung bedeutete, die sie sich nicht leisten konnte und wollte. So tröpfelten die Jahre vor sich hin und während sie immer mächtiger wurde, da schöpfte er sein Potenzial nicht aus. Vielleicht fand er auch die schnelle Nummer, weil er nichts echtes haben konnte. Sein Leben wäre gewiss anders verlaufen und doch würde ihn bestimmt die Erkenntnis, dass er für dieses Leben nicht gemacht war, irgendwann wieder treffen.

Dann fiel ihm Kira vor die Füße, mit all ihren unausgesprochenen Möglichkeiten, dem Ruf der Freiheit, den sie symbolisierte. Kira war eine andere Art der Versuchung. Natürlich sprach sie auch seine Fantasien an, aber da war noch etwas mehr. Es lockte ihn, ihr helfen zu wollen und mit ihr gemeinsam den Teil der Welt zu entdecken, den er mit Erion nie erkundet hatte.
Und nun stand da plötzlich, nachdem er sich entschieden und seiner Mutter diese Entscheidung mitgeteilt hatte, seine Feuerhexe und hob sie beide auf ein ganz anderes Level! Auf einmal war es Rubina, die sich klar vor ihn stellte und ihm signalisierte, was sie wollte. Wie hätte er da ‚nein‘ sagen sollen? Wie hätte ihn dieser Anblick nicht sofort auf Touren bringen können, wo er sich das doch seit so langer Zeit wünschte? Rubina hatte ein mieses Timing, aber das war unerheblich. Wenn er schon ging, warum nicht?! Und so brauchte er kaum ein Augenzwinkern, bis er sich ihr entgegen stürzte und sie ihn mit wilder Leidenschaft empfing. Rubina erwiderte den heißen Kuss und das Spiel ihrer Zungen innig. Sie griff nach seinem durchaus ansehnlichen Körper, packte überall zu und knetete, was sie in die Finger bekam. Ein wohliges Stöhnen entfuhr ihrer Kehle als er ihre Backe bearbeitete. Die Luft wurde augenblicklich heißer. Das hier war der Beginn von etwas wirklich leidenschaftlichem.
“Danke…“, hörte Kyano und es hätte nichts an seinem Verlangen geändert. Kira war nicht Rubina und auch wenn die Schöne ihn zu verlocken wusste, war es die jahrelange Vertrautheit zwischen ihm und Rubina, die ihm jetzt das Hirn tieferrutschen ließ. Aber ihre Stimme weckte eine Erinnerung, die ihm ein wenig Verstand einbläute. Was, wenn Rubina glaubte sie müsste ihm einen Gefallen tun?! Gab es etwas, das unattraktiver war? Kyano genoss die Leidenschaft, die Ekstase aber nie würde er es gutheißen, wenn jemand sich gezwungen fühlte. Und so lenkte dieser ernüchternde Gedanke wieder etwas Verstand in sein Oberstübchen. Er unterbrach mit jeder Menge Willenskraft den Kuss und damit das, was hätte sein können.

"Rauchfähnchen, ich liebe dich, das weißt du. Aber das hier ist... nicht richtig." „Wa..?“, wollte Rubina einwenden, doch der geschockte Gesichtsausdruck wich nur kurz darauf einer Erkenntnis. “Lass uns nicht zerstören, was wir haben. Du willst in Wahrheit doch gar nicht mit mir schlafen.“ Rubina seufzte und konnte auch ihre Traurigkeit nicht verbergen.„Oh doch, Kyano… das will ich schon so lange…“, murmelte sie leise und sah ihn betreten an. „Aber…“, sie griff nach seinen Händen und drückte sie,„ich kann dir darüber hinaus nichts geben. Ich… ich kann mich nicht darauf einlassen. Ich… ich bin Magierin und brauche diese Ausbildung…“, flüsterte sie. Ihre Stimme glich nicht mehr der starken Persönlichkeit, aber sie verabschiedeten sich auch gerade. Von allem. "Zwing' dich nicht zu was, was du nicht willst. Das ist nichts und niemand wert! Auch ich nicht..." Rubina lächelte leicht.„Du bist es wert, Kyano. Glaube mir, ich kenne dich. Und ich weiß besser als jeder andere, welch Kern in dir steckt. Du verdienst es, jemanden zu finden bei dem du sein kannst, wer du bist. Wirklich bist.“, flüsterte sie und eine Träne löste sich aus ihren Augen. „Ich wäre nur zu gerne dieser Mensch. Aber… nicht in diesem Leben.“, beschloss sie ihr gemeinsames Schicksal. Rubina nahm Kyano fest in die Arme. Sie spürte ihr Herz klopfen, aber die Leidenschaft verflog. Sie wandelte sich in tiefe Verbundenheit. Dem Vertrauen zu wissen, dass sie einander immer hatten. Aber nicht auf jener Ebene.

Danach aber löste sich Rubina und floh fast aus der Tür. Sie weinte, das konnte er hören, während ihre Schritte die Treppe hinuntereilten und aus der Tür ins Freie verschwanden. Rubin war fort. Aber sie verließ ihn nicht. Nur kurz darauf hörte Kyano, wie sich die Tür erneut öffnete. Herein stampfte der unverkennbare Tritt seines Vaters, gefolgt von seinen Geschwistern. Sie plapperten durcheinander und Kyano konnte vielleicht heraushören, wer da gekommen war. „Wir haben Bärenhunger mitgebracht, Ary!“, rief sein Vater gutmütig und lachte. Die Erwiderung bekam er nicht mit, aber die Stille danach war wohl Beweis genug, dass Aryetta soeben mitgeteilt hatte, was sich um Kyano zugetragen hatte.„Wo ist er?“, fragte sein Vater, während seine Geschwister in eine streitlustige Diskussion verfielen, wer sein Zimmer haben dürfte und Aryetta sie zur Ruhe gemahnte. Dann folgten die schweren Schritte seines Vaters die Treppe hinauf und es klopfte an seine Tür. „Darf ich eintreten?“, fragte er und wartete einen Moment, bis er dann die Tür öffnete. „Na? Was höre ich denn da von deiner Mutter?“, fragte er und sah nicht verärgert aus. Er wollte scheinbar mal nach seinem Sohn sehen und es von ihm hören. „Alles in Ordnung?“,,fragte er noch, da Kyano offenbar etwas desolat aussah.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Kyano » Montag 29. Januar 2024, 14:53

So lange hatte er sich gewünscht, dass dieser Tag kommen und Rubina ihn endlich an sich heranlassen würde. Hatte sich in seinen, wohlgemerkt seltenen, einsamen Nächten ausgemalt, was er mit ihr anstellen würde und wie wohl ihre eigenen Wünsche wären. Dass es einfach nur unglaublich werden und nach unzähligen Wiederholungen schreien würde. Es wäre der Beginn einer feurigen Liebschaft geworden, die ihre gemeinsamen Tage vollständig ausgefüllt hätte.
Und genau darin lag die Krux. Nicht nur, dass er davon ausgegangen wäre, dass sie beide ab diesem Moment nur noch aneinander denken könnten und seine Freundin dadurch ihr Studium endlich einmal vernachlässigen würde, um festzustellen, dass noch anderes im Leben als Lernen und Üben gab. Etwas, das weder ihrem Wesen, noch ihrem Lebenstraum entsprach. Nein, es hätte auch ihre innige, kaum zu erschütternde Freundschaft auf eine andere Ebene gehoben. Eine, die viel zerbrechlicher wäre, und eine, nach deren Erreichen nie wieder alles wie zuvor sein würde. Genau darum ging es ihm jetzt, als er nach dem ersten Anflug von Leidenschaft zur Besinnung kam.
Dabei hatte alles wunderbar begonnen, seine Feuerhexe hatte angefangen, an ihrer Kleidung zu nesteln und ihn mehr als deutlich eingeladen, sie zu verführen. Jetzt, am Abend, ehe sie sich für lange Zeit wohl kaum wiedersehen würden. Unabhängig davon, ob er ihr Erster wäre oder nicht. Hatte sie ihm eigentlich je erzählt, dass sie nicht länger unberührt wäre? Hätte es denn der Wahrheit entsprochen? Doch es hätte ihn nicht gekümmert, ob er sich an bisherigen Erfahrungen hätte messen müssen oder alle anderen nach ihm, denn er hätte sein Bestes gegeben, um es für sie im positiven Sinne unvergesslich zu machen.
Diese Erkenntnis hätte ihn niemals aufgehalten oder nachdenklich gestimmt, als er auf sie zutrat, sie stürmisch in seine Arme zog und ihr zeigte, was er unter einem richtigen, atemberaubenden Kuss verstand. Seine Männlichkeit stand bereit, litt unter der Enge der Hose und wollte nichts weiter, als in eine gänzlich andere Enge einzutauchen. Auch seine Hände waren schon auf Erkundungsreisen und die Laute, die er ihr damit entlockte und die gedämpft an seine Ohren drangen, würden ihm noch in fernen Jahren feuchte Träume bescheren. Ebenso wie ihre Finger, die ihn berührten und ihm den ein oder anderen wohligen Schauer bescherten.
Da half es auch nicht, dass er wie von weiter Ferne die Stimme jener anderen Frau hörte, die ihm so richtig einzuheizen wusste. Oder zumindest nicht jenes einzelne Wort, denn im Endeffekt war es dann doch wieder Kira, die ihn vor diesem letzten Schritt abhielt... oder vor dem Fehler bewahrte, den er damit machen könnte. Denn ihr Timbre weckte eine Erinnerung, eine ungeklärte Angelegenheit, die ihm eine weitere Erkenntnis vor Augen führte. Eine, die bei ihm dafür sorgte, dass die Traumblase, in der er sich gerade befand, zerplatzte.
Obwohl alles in ihm danach schrie, es nicht zu tun, die Risse der Blase zusammen zu halten, sammelte er sämtliche Willenskraft und... löste sich von seiner Freundin weit genug, um sie keuchend und voller unerfüllter Sehnsucht ansehen zu können. Oh, wie gerne hätte er gleich weiter gemacht, sie auf sein Bett bugsiert, ausgezogen und ihr gezeigt, wie schön es mit ihm sein würde und zu was sie zusammen alles fähig wären. Andererseits... wahrscheinlich auch ganz gut so, denn sonst hätten sie womöglich noch einen Feuersturm im Eifer des Gefechts entfachen können.
Aber es war... nicht richtig. Das hatte er begriffen, obwohl es ihm unendlich viel abverlangte, sie nun abzuweisen. Außerdem brach es ihm das Herz, sie zu enttäuschen, um sie vor sich selbst zu beschützen. So sprach er auf sie ein, ehe sie ihm entwischen konnte, wenngleich seine Stimme belegt war und er sich innerlich wand. Trotz allem war ihm einfach wichtig, dass sie begriff, dass er sie nicht von sich stieß, um sie zu verletzen. Dass er nichts weiter als ihr Bestes wollte, auch wenn das hieß, dass er sie nicht haben konnte. Wie gut, dass Rubina so viel erwachsener und reifer war als er selbst und rasch verstand!
Ein trauriges Lächeln, ein mehr als schwacher Abglanz zu seinem sonst so frechen, neckischen Zug, schlich sich auf seine Lippen, als sie ihn korrigierte. "Ha, ich wusste es! Ich bin ja auch wirklich ein absolut scharfer Hengst!", versuchte er zu scherzen und seine sonst so überzeugende Lässigkeit zur Schau zu stellen. Allein sein Tonfall und der betrübte Blick straften ihn schon Lügen, ohne seine derzeitige Situation überhaupt miteinzubeziehen. Doch er musste sich bei ihr nicht verstellen, dafür kannten sie sich zu gut, und er konnte sie jetzt einfach nicht aufmuntern. Auch sich selbst nicht...
Als sie nach seinen Händen griff, verschwand diese aufgesetzte und durchschaubare Stimmung von seiner Miene. Sanft erwiderte er ihren Druck, ließ sie spüren, dass er trotzdem für sie da sein würde, für immer. Er hörte ihr zu, nickte und gab seinen eigenen Senf noch zum Besten.
Ihr Widerspruch machte es ihm nicht leichter und sorgte dafür, dass er mehrmals an dem Kloß in seinem Hals schlucken musste. Erst recht, als sich eine Träne bei ihr löste und er sie mit einem sanften Streichen seines Daumens wegwischte. Als wolle er auch dieses Gefühl erleben und nie wieder vergessen. Wieso musste dieser Abschied so herzzerreißend sein?!
Als sie ihn in den Arm nahm, murmelte er:"Du könntest auch mitkommen!" Jedoch wusste er, sowie dieser Vorschlag über seine Lippen gekommen war, dass sie es nicht tun würde.
Seufzend drückte sie an sich und vergrub sein Gesicht ein letztes Mal in ihrem Haar. "Aber eins sag ich dir. Egal, wo ich bin und was ich grade durcheinander bringe, sollte dir irgendwer blöd kommen, werd' ich ihm das Fürchten lehren!", schwor er ihr mit einem schiefen Grinsen, ehe sie sich lösen und es auch sehen konnte.
Es verblasste bei dem Anblick ihrer Traurigkeit und es war vermutlich ganz gut, dass sie dieses Treffen beendete. Er hätte es ja doch nur noch weiter hinaus gezögert, weil er diesen letzten, endgültigen Schritt nicht übers Herz brachte. So allerdings blieb ihm nichts, als wie betäubt langsam hinter ihr her zu trotten, die Hand hob und die Tür schloss.
Seufzend fuhr er sich durchs Haar, ging zum Fenster und öffnete es, um blicklos hinaus in den Himmel zu sehen und die Luft um die Nase wehen zu spüren. Obwohl er nach unten sehen und sie entdecken könnte, wie sie vor ihm weinend floh, tat er es nicht. Das hätte ihn nur noch mehr verletzt, eben, weil er es genau so nicht hatte haben wollen. Und dennoch... er spürte, dass er das Richtige getan hatte. Nicht das Angenehme, sondern das Richtige.
Die Zeit verging, während er zu den Wolken hoch starrte, die träge über das blaue Himmelszelt zogen, und er versuchte, erst einmal gar nichts zu denken. Alles andere wäre einfach zu traurig und zu ernst gewesen, sodass er in altbekannter Manier davor flüchtete. Das hätte er vermutlich noch weiter getan, wenn seine Familie nicht eingetroffen wäre.
Seufzend schloss er kurz die Augen und lehnte sich gegen die Wand der Fensterlaibung. Was würde jetzt kommen? Wollte er das überhaupt wissen? Eigentlich wollte er nur seine Ruhe, bis er soweit wäre, um die nächsten Schritte zu bedenken. Hätte er nicht nach unten und durch den Trubel gemusst, er hätte in Erwägung gezogen, noch einmal auf seinen Baum zu klettern, nachdem nun auch Kira dort nicht zu erwarten wäre.
Stattdessen stand er nur da, rang seine Traurigkeit nieder und hob irgendwann wieder die Lider an, als es in seinem Rücken schon klopfte. Er kannte dieses Geräusch, denn sein Vater hatte immer unverkennbar sein wollen. Während Aryetta oftmals mit den Gedanken woanders gewesen war und nicht immer den Durchblick gehabt hatte, da war ihr Mann derjenige gewesen, der den fürsorglicheren Teil, den vermittelnden übernommen hatte. Entsprechend war es ihm stets wichtig gewesen, dass klar war, wer hier mit einem aus der Kinderschar reden wollte.
Leise seufzte Kyano ein weiteres Mal und lud ihn nicht ein, das war nicht nötig. Sie beide wussten, dass der Ältere jederzeit eintreten durfte. Mit einer der Gründe, warum er Damenbesuch niemals mitgenommen hatte. Das wäre dann wirklich peinlich geworden und hätte ihm viel verdorben!
Während hinter ihm bereits die obligatorische Frage gestellt wurde, drehte sich der junge Mann erst langsam um. Eigentlich hatte er das Gefühl, dass er sich wieder recht gut im Griff hatte, doch sein Vater kannte ihn einfach viel zu gut und konnte ihn meistens durchschauen. So seufzte er erneut und versuchte gar nicht erst, einen flotten Spruch zur Ablenkung von sich zu geben.
Stattdessen zuckte er mit ungewöhlicher Ehrlichkeit mit den Schultern. Nein, es war nichts in Ordnung und er hatte keine Ahnung, wie er das bereinigen könnte. Nicht die Sache mit der Universität oder mit seinem Fortgehen, das würde er schon verwinden. Aber der Abschied von Rubina hatte ihn ziemlich mitgenommen.
Einladend wies er auf den Stuhl vor jenem Tisch, an dem er früher hatte schreiben und zeichnen üben sollen, ehe er zur Schule geschickt worden war, um dort seine Magie zu vervollkommnen. Wirklich viel Zeit hatte er an diesem Fleckchen in seinem Zimmer nicht verbracht und wenn, dann hatte er seinen Unmut meistens eher an der Tischplatte, denn auf dem Papier ausgelassen. Und zwar so unmissverständlich, dass man noch heute zahlreiche Strichmännchen und missglückte Buchstaben darauf erkennen konnte. Nur keine beleidigenden Sprüche, so dumm war er am Ende nicht gewesen, um sich auch noch diesen Ärger einzuhandeln.
"Ich habe einen Fund gemacht und diesem werde ich helfen. Ich habe keine Ahnung, was ich dafür einpacken soll, und ich brauche Geld für die Reise. Dafür erspart ihr euch die Stallkosten für die nächste Zeit. Habe ich was vergessen?", antwortete er seinem Vater nun verspätet, dafür allerdings ohne dem Vorwurf und Zorn, den er zuvor noch seiner Mutter entgegen gebracht hatte.
Seufzend fuhr er sich durch seine Haare und schloss das Fenster hinter sich, denn allmählich wurde es auch ihm zu kühl, jetzt, wo die Sonne untergegangen war und die Dämmerung der Nacht weichen musste. "Wer von euch hat eigentlich gesagt, dass ihr nicht mehr zahlen werdet?", hängte er schließlich nach einem kurzen Zögern eine Frage an und sah zu seinem Vater hin.
Im Verdacht hatte er ja seine Mutter, die von ihm so viel mehr erwartet hatte, eben, weil er ihre Magierichtung geerbt hatte. Auf der anderen Seite war ihr Ehemann der vernünftigere, bodenständigere Teil in dieser Beziehung, sodass es auch ihm zu zutrauen wäre. Jedoch würde er beiden nun keine Vorhaltungen deswegen mehr machen, er wollte es schlichtweg wissen, um nicht länger darüber spekulieren zu müssen.
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Re: Bei Mutter schmeckt's am besten (Das Haus Idthen)

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Februar 2024, 20:19

Es war gut, dass Rubina nun die Flucht ergriff. Sie hätten niemals zu einem Ende gefunden, wenn sich die Feuerhexe jetzt nicht ein Herz gefasst und ihren Mut bewiesen hätte. Es musste vorangehen und das konnte es nicht, solange Kyano in einer Vergangenheit schwelgte, die sich nur zeigte, weil das Ende nahe war. Wie viel Wert hätte nun der Sex gehabt, wenn am nächsten Tag klar gewesen war, dass er ging? Es wäre nicht zufriedenstellend gewesen und die Fragen hätten sich nur weiter aufgetürmt. So saß Kyano in Ermangelung eines besseren Platzes an seinem geöffneten Fenster und genoss die abendliche Luft, die kühl und sanft durch sein Zimmer wehte. Der Wind war an diesem Abend nicht sonderlich aufbrausend. Er selbst mit seinen Gedanken allein war aufgewühlt, aber fand nun Ruhe im Wind. Sein Vater kam herein und brachte wohl den inneren Zustand seines Sohnes auf den Punkt. Die Frage allerdings, brachte Kyano dazu sich einmal ehrlich zu zeigen. Seinem Vater konnte er sich eher anvertrauen, war er doch der absolute Familienmensch und immer gewesen. Kyano wusste, dass seine Mutter sehr viel mehr Wert auf Akademie und magische Ausbildung legte, als sein Vater. Er war auch ohne ein jahrelanges Studieren in seinem Leben glücklich und zufrieden. Ein wirklich beneidenswerter Zustand. "Ich habe einen Fund gemacht und diesem werde ich helfen. Ich habe keine Ahnung, was ich dafür einpacken soll, und ich brauche Geld für die Reise. Dafür erspart ihr euch die Stallkosten für die nächste Zeit. Habe ich was vergessen?" Sein Vater schmunzelte bei seinen Worten und nickte einlenkend. „Das haben wir wohl verdient, nicht wahr?“, räumte er gutmütig ein und setzte sich auf den angebotenen Platz. „Ist dieser Fund es denn wert, dass du dich mit ihm aus dem Staub machen möchtest?“, fragte sein Vater geradeheraus und wischte imaginäre Fussel von der Tischplatte. Daraufhin seufzte er, bevor sein Sohn eine Antwort formulieren konnte. „Kyano, manchmal muss man einfach seinem Herzen folgen. Und du hast all die Jahre einem falschen Herzen zugehört…“, er sah seinen Sohn prüfend an. „Oder etwa nicht? Du hast Rubina sehr früh kennengelernt und warst der Meinung, dass ihre Freundschaft allein ausreichen würde, dich hier zu halten. Aber sind wir mal ehrlich, du bist nicht richtig an diesem Ort!“, sagte er fast schon tadelnd, aber mit einem warmen Blitzen in den Augen. Er schob seine Hand über die Platte und tätschelte den Handrücken seines Sohnes. „Es wird Zeit, dass du dich auf den Weg machst, dein eigenes Herz zu entdecken und ihm zuzuhören. Du bist auf dem richtigen Weg, aber da… fehlt noch viel. Geh hinaus in die Welt und lausche. Du wirst wissen, wohin du gehen willst, und du wirst herausfinden, was dir eigentlich wichtig ist, was dir schnuppe wird und wozu du in der Lage bist, wenn du erstmal weißt, wer du wirklich bist. Du bist jedenfalls kein Student, der in staubigen Büchern Antworten findet. Du musst raus in die Welt!“, versicherte er ihm. Sein Vater war niemand, der besonders leidenschaftlich war. Da kam ihm seine Erdmagie zugute. Er war bodenständig, festverankert und grundlegend zufrieden. Das strahlte er auch aus und formulierte Worte wurden zu einer Weisheit, die ihresgleichen suchen wollten. Er kannte sich im Leben aus. Offenbar.

"Wer von euch hat eigentlich gesagt, dass ihr nicht mehr zahlen werdet?" erneut schmunzelte sein Vater, dann seufzte er. Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, dass dem von Kyano nicht ganz unähnlich, lediglich kürzer, war. „Deine Mutter hat sich geärgert, weil deine Erfolge ausblieben. Ich habe ihr… nun, ich habe mit ihr gesprochen, ob die Universität überhaupt das Richtige für dich ist. Und als sie mich fragte, was ich damit überhaupt sagen wollte, da rauschte sie schon einem Sturm gleich von dannen und … hier sitzen wir.“ Für einen Moment entstand eine Pause zwischen Vater und Sohn. Dann lehnte er sich zurück. „Sie liebt dich, Kyano. Sie kann nur nicht aus ihrer Haut, ich hoffe, das weißt du. Du hast hier immer einen Platz – egal was geschieht!“, versicherte er ihm. „Und deine Mutter mag nicht immer die allerbesten Entscheidungen treffen und manchmal ist sie mehr in der Uni als bei uns, aber sie liebt diese Familie. Das kannst du mir glauben. Sie wünscht sich nur das Beste für euch. Und auf ihre recht unbeständige Art, hat sie dir mit dieser Abmeldung die Freiheit eingeräumt, endlich zu finden, was du innerlich suchst! Etwas, dass dich begeistert. Nicht mehr aber auch nicht weniger!“, redete er ihm gut zu. Dann erhob sich sein Vater lächelnd und klopfte ihm auf die Schulter. „Pack ein paar Reisesachen ein. Wäsche, einen warmen Mantel, Zunderzeug und einen Dolch. Nimm Proviant mit, für dich und das Mädchen. Und vor natürlich erhältst du eine Geldkassette. Aber achte darauf, sie niemals sichtbar bei dir zu tragen, hörst du Junge? Da draußen ist nicht alles so rosig, wie es in Zyranus den Anschein haben kann. Du wirst gewiss auf Gesindel stoßen und dann rauben sie dich aus. Pass gut auf dich auf, mein Junge!“, mahnte er erneut eindringlich. Es war ihm ernst. „Nimm eine Satteltasche für Erion mit, damit er die Last tragen kann. Sonst werden deine Schultern müde. Und unten habe ich noch etwas von der Paste, die ich draufschmiere, wenn ich wieder Schwielen an den Händen habe, vom ewigen Graben“, grinste er breit und lachte dann brummend. „Ach, Kyano. Das wird ein wundervolles Abenteuer und ich wünsche dir nur das aller beste. Geh da raus und mache deine Erfahrungen! Lebe endlich ein Bisschen und traue dich, neue Pfade zu gehen. Du wirst sehen, das Leben ist aufregend und unberechenbar. Es wird dir gut tun und ich freue mich für dich, dass du das endlich auf dich nehmen willst!“. Dann umarmte er seinen Sohn fest und verabschiedete sich von ihm. Er griff noch mal seine Schulter, erhöhte kurz den Druck und wuschelte ihm feixend durch das Haar, bevor er schließlich das Zimmer wieder verließ.
Nun hieß es für Kyano, die Sachen zu packen. Er hatte von seinem Vater erfahren, was er so benötigen könnte, und fand auch eine ausreichend große Tasche in seinem Kleiderschrank. Zudem hatte er bestimmt noch irgendwo eine Satteltasche herumfliegen, die er mal für einen längeren Ausritt bemüht hatte. So oder so, irgendwann war der Abend weit fortgeschritten und er sollte sich womöglich noch ausruhen, bevor er dann seinen Weg antreten wollte. Auch Kira schien bereits zu schlafen, denn aus ihrem Zimmer drang kein Mucks mehr. Zeit, in sein neues Leben zu schlafen.

Kyano weiter bei: Verwirbelungen des Lebens
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